SONNTAG, 29. SEPTEMBER 2024 · 17.00 UHR
Konzertsaal, Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
INTERNATIONALER WETTBEWERB
PREISTRÄGERKONZERT
FÜR LIEDKUNST STUTTGART 2024
1. PREIS
Giacomo Schmidt , Bariton
Jong Sun Woo, Klavier
2. PREIS
Clara Barbier Serrano, Sopran
Joanna Kacperek , Klavier
3. PREIS
Jonas Müller, Bariton
Anna Gebhardt , Klavier
Corinna Scheurle , Mezzosopran
Hanna Bachmann, Klavier
BEGRÜSSUNG
PROF. DR. HANSJÖRG BÄZNER
Vorsitzender des Vorstands der Internationalen Hugo-Wolf-Akademie
CORINNA SCHEURLE, Mezzosopran
HANNA BACHMANN, Klavier
3. Preis Internationaler Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart 2024
REBECCA CLARKE (1886 – 1979) The Seal Man (Masefield)
HUGO WOLF (1860 – 1903) Im Frühling (Mörike)
FRANZ SCHUBERT (1797 – 1828)
Erlkönig D 328 (Goethe)
HUGO WOLF (1860 – 1903) Verborgenheit (Mörike) Der Tambour (Mörike)
JONAS MÜLLER, Bariton
ANNA GEBHARDT, Klavier
3. Preis Internationaler Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart 2024
HUGO WOLF (1860 – 1903) Fußreise (Mörike)
MICHAEL DAUGHERTY (*1954) Letter to Mrs Bixby ( Letters from Lincoln , Lincoln)
HUGO WOLF (1860 – 1903) Wo find’ ich Trost (Mörike)
FRANZ SCHUBERT (1797 – 1828) Frühlingsglaube D 686 (Uhland)
Der Musensohn D 764 (Goethe) ***
GRUSSWORT
AXEL KÖHLER
Rektor der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
CLARA BARBIER SERRANO, Sopran
JOANNA KACPEREK, Klavier
2. Preis Internationaler Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart 2024
ISABELLE ABOULKER (*1938)
L’inconstante (Cros)
HUGO WOLF (1860 – 1903)
Die Bekehrte (Goethe)
Die Spröde (Goethe)
KAIJA SAARIAHO (1952 – 2023)
Rauha ( Leinolaulut , Leino)
LIZA LEHMANN (1862 – 1918)
There are Fairies at the Bottom of Our Garden (Fyleman)
GIOACOMO SCHMIDT, Bariton
JONG SUN WOO, Klavier
1. Preis Internationaler Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart 2024
HUGO WOLF (1860 – 1903)
Unfall (Eichendorff)
MAUDE VALÉRIE WHITE (1855-1937)
So we’ll go no more a-roving (Byron)
HUGO WOLF (1860 – 1903)
Wer sein holdes Lieb verloren (Spanisches Liederbuch, Geibel nach Anonymus)
Lass sie nur geh’n ( Italienisches Liederbuch , Heyse nach einem Volkslied )
HANNS EISLER (1898 – 1962)
Der Priem (Tucholsky)
HUGO WOLF (1860 – 1903)
Der Feuerreiter (Mörike)
Gebet (Mörike)
PREISVERLEIHUNG
KS BRIGITTE FASSBAENDER
Juryvorsitzende 2024
Die Mezzosopranistin deutsch-ungarischer Abstammung CORINNA SCHEURLE (*1991) studierte an der UDK Berlin sowie an der Bayerischen Theaterakademie August Everding bei Prof. KS Christiane Iven. Nach dem Studium wurde sie Mitglied des Internationalen Opernstudios der Staatsoper Unter den Linden Berlin und anschließend Teil des Ensembles der Bayerischen Staatsoper. Seit 2021 ist Corinna Scheurle festes Ensemblemitglied am Staatstheater Nürnberg, wo sie Rollen wie Carmen in Carmen , Octavian im Rosenkavalier, Angelina in La Cenerentola , Hänsel in Hänsel und Gretel , Cherubino in Le nozze di Figaro und Donna Elvira in Don Giovanni verkörpert. Gastengagements führten die junge Sängerin u. a. an die Staatsoper Berlin, an die Semperoper Dresden, zum Glyndebourne Festival in England, zu den Festspielen Baden-Baden, zu den Bregenzer Festspielen, den Tiroler Festspielen Erl, nach Aix-en-Provence, Budapest, Alexandria und Ljubljana. Liederabende gab die junge Künstlerin u.a. im Pianosalon Christophori, beim Liedfest Würzburg, in der Oper Frankfurt, an der Staatsoper Berlin, im Konzerthaus Berlin, im Mendelssohnhaus Leipzig und in der Villa Wahnfried in Bayreuth. Ihre Lied-Debüt-CD »Schwarze Erde« mit ungarischem und deutschem Repertoire mit der Berliner Pianistin Klara Hornig erschien Anfang April 2024. Sie arbeitet regelmäßig mit Liedpianistinnen wie Klara Hornig, Akemi Murakami und Hanna Bachmann zusammen. Auch im Konzertbereich ist sie eine gefragte Interpretin. Corinna Scheurle ist erste Preisträgerin des Gasteig Musikpreises München 2017, Preisträgerin des Bundeswettbewerb Gesang 2018 und war Semifinalistin des NEUE STIMMEN Wettbewerbs 2015. Stipendien bekam sie von der Liz Mohn Stiftung und des Richard-Wagner Verbands Vorarlberg und besuchte Meisterkurse von Kurt Widmer, Brigitte Fassbaender, Anna Tomowa-Sintow und Thomas Hampson.
Eine bereits rege Konzerttätigkeit führt die, vom Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko als »gereifte Persönlichkeit am Klavier« bezeichnete, Pianistin HANNA BACHMANN (*1993) in zahlreiche Länder Europas. Besonders hervorzuheben sind dabei ihre Auftritte im Wiener Musikverein, in der Berliner Philharmonie, im Beethovenhaus Bonn, beim dortigen Beethovenfest, beim Blüthner-Zyklus Wien, beim Kultursommer Semmering und beim Bodenseefestival. Die Stipendiatin des Vorarlberger Richard-Wagner-Verbands gab 2018 zudem ihr MexikoDebüt, in dessen Rahmen sie mit dem Orquesta Sinfónica de San Luis Potosí auftrat und einen Meisterkurs an der renommierten UNAM abhielt. Neben ihren Soloaktivitäten widmet sich Hanna Bachmann intensiv der Kammermusik und der Liedgestaltung. Hanna Bachmann ist begeistertes Mitglied des Schwarzenberg Trios, das neben Auftritten in verschiedenen Ländern Europas seit 2021 auch eine eigene Konzertreihe in Wien hat. Sie erhielt ihre Ausbildung bei Ferenc Bognar am Landeskonservatorium Feldkirch, bei Florian Krumpöck in Wien und absolvierte ihr Bachelor- sowie ihr Master-Studium bei Pavel Gililov an der Universität Mozarteum Salzburg. Zusätzliche künstlerische Impulse erhielt sie unter anderem von Elisabeth Leonskaja, Elisso Virsaladze, Markus Hadulla und Daejin Kim. Es liegen zwei Soloalben u.a. mit Beethovens Diabelli-Variationen vor. Im Frühjahr 2021 folgten Veröffentlichungen zweier Einspielungen im Schwarzenberg Trio und im Liedduo mit Elsa Janulidu.
JONAS MÜLLER wurde 1999 in Deggendorf geboren. Der Bariton studierte zunächst bei Prof. Daniela Sindram im Pre-College der Hochschule für Musik Würzburg. Danach setzte er seine Ausbildung im Bachelor of Music bei Prof. Lars Woldt an der HMT München fort. Sein solistischer Schwerpunkt liegt auf dem Liedgesang, was durch die enge Zusammenarbeit mit dem renommierten Pianisten Gerold Huber unterstützt wird, mit dem er u. a. einige Konzerte beim dänischen Kammermusikfestival HICSUM gestaltete. Bei Meisterkursen mit KS Brigitte Fassbaender, KS Robert Holl und Ian Bostridge verfeinerte er seine Interpretationsfertigkeiten weiter, zudem besucht er seit 2022 die Liedklasse von Prof. Christian Gerhaher in München. Jonas Müller ist Teil des Programms » Lied the future« das von der Associació Franz Schubert Barcelona gefördert wird. Zu seinem Konzert-Repertoire zählen u. a. das Requiem von Gabriel Fauré sowie Haydns Schöpfung. Im Mai 2021 gab Jonas Müller sein Operndebüt als Papageno in einer Produktion der HMT München. Konzerterfahrungen in Ensembles sammelte er im Kammerchor Stuttgart unter der Leitung von Frieder Bernius. Während seiner gesamten Gymnasialzeit sang er im Knabenchor der Benediktinerabtei Niederaltaich, den »Pueri Cantores Altahensis«. Der junge Bariton gewann 2018 den ersten Preis in der jungen Kategorie des Louis-Spohr-Wettbewerbs und 2019 den Dan-Canto Preis. 2020 erhielt er den Förderpreis der Konzertgesellschaft München e.V. 2024 wird der Bariton bei »Winter in Schwetzingen« debütieren, wo er unter der Leitung von Jörg Halubeck die Partie des Adonis in Kussers gleichnamiger Oper übernimmt. Bei der Kammeroper München war 2022 als Graf Almaviva in Mozarts Le nozze di Figaro im Münchner Cuvilliés Theater zu hören. Im gleichen Jahr war er außerdem mit der Hofkapelle München als Lubano in Der Stein der Weisen zu erleben. Im Dezember 2024 wird Jonas Müller sein Debüt in der Kölner Philharmonie in Bachs Weihnachtsoratorium geben.
Die Pianistin ANNA GEBHARDT (* 1995) debütiert 2025 unter anderem an der Alten Oper Frankfurt und der Opéra national du Rhin Strasbourg in Liederabenden zusammen mit dem Tenor Julian Prégardien. Seit mehreren Jahren widmet sie sich intensiv der Liedbegleitung und der Kammermusik und wurde für die Saison 2023/24 als Stipendiatin in die Liedakademie des Heidelberger Frühling unter der Leitung von Thomas Hampson aufgenommen. Ihre internationale Konzertt ä tigkeit führte sie bereits zum Festival Castell de Perelada, zu den Swiss Chamber Concerts, ins Konzerthaus Berlin und zur Schubert í ada Vilabertran im Rahmen der »Lied the future«-Reihe. Vor kurzem gewann sie den Gasteig-Wettbewerb in der Kategorie Liedduo in Mü nchen, zusammen mit ihrem langjährigen Duopartner Jonas Mü ller. Darüber hinaus pflegt sie eine enge künstlerische Zusammenarbeit mit Julian und Christoph Prégardien sowie Anna-Lena Elbert. Nach ihrem Jungstudium an der Musikhochschule Mü nchen studierte sie dort Schulmusik und Klavier bei Prof. Silke Avenhaus und Prof. Bernd Glemser in Wü rzburg. Es folgte ein Liedgestaltungsstudium bei Prof. Fritz Schwinghammer, Prof. Christian Gerhaher, Tobias Truniger und Prof. Gerold Huber. Im Jahr 2015 wurde sie von ihrer Heimatstadt Straubing mit dem Kulturförderpreis ausgezeichnet. Sie ist mehrmalige Trägerin des Deutschlandstipendiums und wird als Stipendiatin von »Live music now« München e.V. gefördert. Besonders am Herzen liegt ihr die Musikvermittlung, weshalb sie ihre Leidenschaft für Lied und Lyrik regelmäßig bei Schulbesuchen im Rahmen der Organisation »Rhapsody in School« teilt. Seit dem Wintersemester 2020 hat sie einen Lehrauftrag für Korrepetition am Leopold-Mozart-College der Universität Augsburg inne.
Die französische Sopranistin CLARA BARBIER SERRANO (*1996) war »Jeune Talents« der Académie Jaroussky in der Saison 2022/23 und schloss ein Artist Diploma in zeitgenössischer Musik am Conservatoire de Paris im 2024 ab. Im Jahr 2022 schloss sie ihr Studium am Royal College of Music International Opera Studio ab, wo sie das erste Andrea Bocelli Foundation-Community Jameel Scholarship erhielt. Ihren Bachelor in Gesang absolvierte sie an der Hochschule für Musik in Leipzig. Zu ihren Opernrollen gehören Taumännchen (Oper Leipzig/RCM Opera Studio), Papagena (Verbier Festival Academy), Rodelinda (RCM), Königin der Nacht (RCM/Oxford Opera Company), Controller (RCM, J. Dove’s Flight), Olympia (Theatre du Passage Neuchâtel), Autonoe (Cover, Opéra de Montpellier) und La Petite Sirène (R. Campo, Opéras de Nice, Marseille, Avignon, ARCAL). Ihre Leidenschaft für das Kunstlied führte sie zu zahlreichen Auftritten, u. a. im Amsterdamer Opernfoyer, beim Life Victoria Barcelona Festival, Oxford Lieder, Britten Pears Festival, Schumannhaus Leipzig, Peter de Grote Festival, Bloomsbury Festival, London Song Festival. Geboren in Montpellier, spielte Clara Barbier Serrano zuerst Geige und studierte Musiktheorie und Sprachen, bevor sie sich auf Gesang spezialisierte. Sie erhielt Preise beim Concours de Béziers und Concours de Gordes, International Lied-Duo-Wettbewerb Groningen, Lies-Askonas-Wettbewerb sowie beim ASAO nuevas voces in Sevilla (2024). Mit ihrer Liedduo-Partnerin Joanna Kacperek erhielte sie den Liedinnovation Prize 2023, war »Oxford Lieder Young Artist« und gewann 2024 den »Jean Meikle Prize for a Duo« beim Wigmore Hall Song Competition.
JOANNA KACPEREK (*1993) ist eine vielseitige Pianistin mit einem breiten Repertoire, sowohl als Solistin als auch als Kammermusikerin. Sie hat in bedeutenden Konzertsälen in ihrem Heimatland Polen sowie im Vereinigten Königreich, Irland, Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland, Norwegen, der Ukraine, Kanada und Japan gespielt. Joanna Kacperek war eine »Oxford Song Young Artist« (2022-2023) mit ihrer Liedduo-Partnerin Clara Barbier Serrano. Ihr Duo gab im September 2024 sein Debüt in der Wigmore Hall und gewann den »Jean Meikle Preis für ein Duo« während des Wigmore Hall/Bollinger International Song Competition. Kürzlich gewannen sie auch den LiedInnovationspreis des Rhonefestival für Liedkunst in der Schweiz und gaben Recitals in Spanien (LIFE Victoria Barcelona Festival), England und in Frankreich (Festival de La Gente, Festival de Lussan). Joanna war Finalistin beim Royal Over-Seas League Wettbewerb in London (2022). Zu ihren weiteren Auszeichnungen und Stipendien zählen der Titanic Memoriam Pianistenpreis beim Lies Askonas Vocal Competition (2021), ein Sonderpreis beim Internationalen Grieg Klavierwettbewerb in Bergen (2016), der erste Preis beim Zweiten Internationalen Beethoven Kammermusikwettbewerb in Polen (2017), das Zetland Foundation Stipendium in London (2021), das C. Bechstein Stipendium (Royal College of Music – 2021). Im Jahr 2021 schloss die Pianistin ihr Studium am Royal College of Music in London ab, wo sie bei Prof. Norma Fisher studierte. Zuvor studierte sie an der Chopin-Universität für Musik in Warschau bei Prof. Ewa Pobłocka.
Der junge lyrische Bariton GIACOMO SCHMIDT (*1997) stammt aus Flensburg und sang bereits früh in Kinderchören, wie zum Beispiel am Schleswig-Holsteinischen Landestheater. Er absolvierte sein Bachelorstudium an der HfMT Köln und der UdK Berlin und ist seit dieser Saison Teil der Opera Academy an der Royal Danish Opera Copenhagen. Neben seinem Studium bereichern Meisterklassen seine Ausbildung, so zum Beispiel als Stipendiat der Liedakademie des Heidelberger Frühlings unter der Leitung von Thomas Hampson oder beim Internationalen Liedfestival Zeist. Erfahrungen im Bereich Oper sammelte er u. a. in Hänsel und Gretel in einer Kinderproduktion der Taschenoper Lübeck, die ihn zum Rheingau Musik Festival und dem Lucerne Festival eingeladen wurde. Als Mitbegründer und Ensemblemitglied des Musiktheaterkollektivs operationderkuenste wirkte er als Papageno und Conte di Almaviva in vergangenen Produktionen mit. Weitere Partien umfassen u. a. L’Horologe Comptoise (L’enfant er les sortilèges) und Pandolfe (Cendrillon). Ein großer Schwerpunkt seines Repertoires liegt auf dem Lied. Aus der gemeinsamen Zeit in der Liedakademie des Heidelberger Frühlings ging die enge Duopartnerschaft mit der Pianistin Jong Sun Woo hervor, mit der er 2022 beim International Student Lied Duo Competition in Groningen den 1. Preis sowie zwei Sonderpreise gewann. Letztes Jahr gewann das Duo den 2. Preis und den Publikumspreis beim Internationalen Schubert Wettbewerb in Dortmund sowie den Publikumspreis, den Preis für die beste Interpretation des Auftragswerkes und den Engagement Preis vom Internationalen Lied Festival Zeist beim International Vocal Competition in ’s-Hertogenbosch.
JONG SUN WOO (*1992) ist eine vielseitige Pianistin, die für ihr »poetisches und charaktervolles« (The Guardian) Spiel gelobt wird. Erst kürzlich gewann sie den Pianistenpreis beim Wigmore Hall/Bollinger International Song Competition 2024. Außerdem wurde sie mit dem Gerald Moore Award der Royal Philharmonic Society und dem Pianistenpreis bei den Maureen Lehane Vocal Awards ausgezeichnet. Mit ihrem Duopartner Giacomo Schmidt gewann sie Preise beim Internationalen Schubert-Wettbewerb in Dortmund, beim IVC in ´s Hertogenbosch und beim International Student Lied Duo Competition in Groningen. Jong Sun war Stipendiatin der Lied Akademie 2021/22 Liedzentrum Heidelberger Frühling, das von Thomas Hampson geleitet wird. Sie wurde kürzlich für den Wigmore French Song Exchange 23/24 unter der Leitung von Dame Felicty Lott und François Le Roux ausgewählt und wird im Rahmen dieses Programms in der Wigmore Hall in London und im Salle Cortot in Paris auftreten. Außerdem ist sie Samling Artist und Britten-Pears Artist. Jong Sun Woo begann ihr Studium bei Patsy Toh an der Junior Royal Academy of Music und an der Purcell School. Nachdem sie ihr Grundstudium an der Guildhall School of Music and Drama mit Auszeichnung abgeschlossen hatte, erhielt sie ein Vollstipendium am Bard College in New York, wo sie bei dem verstorbenen Peter Serkin studierte. Sie kehrte nach London zurück und erwarb ihren Master und ihr Artist Diploma in Klavierbegleitung an der Guildhall, wo sie bei Eugene Asti, Pamela Lidiard, Carole Presland und Dr. Bretton Brown studierte. Sie schloss ihr Studium mit Auszeichnung ab und erhielt das »Concert Recital Diploma«, das ihr für ihr herausragendes Abschlusskonzert verliehen wurde. Derzeit wird sie von Sebastian Wybrew betreut.
AUSBLICK: PREISTRÄGERKONZERT
GIACOMO SCHMIDT und JONG SUN WOO werden am Sonntag, den 26. Januar 2025 um 17.00 Uhr im Weißen Saal, Neues Schloss Stuttgart ihr Preisträgerkonzert im Programm der Internationeln Hugo-Wolf-Akademie.
KARTEN & INFO
www.ihwa.de I Tel. 0711.72233699
The Seal Man
John Masefield (1878 – 1967)
The Seal Man (Der Robbenmann) ist die tragische Liebesgeschichte eines jungen Mädchens, das ihrem Geliebten, dem Robbenmann, verspricht, ihm überall hin zu folgen. Sie tut es, folgt ihm ins Meer – und ertrinkt.
Aus urheberrechtlichen Gründen kann der Text leider nicht abgedruckt werden.
HUGO WOLF (1860 – 1903)
Im Frühling
Hier lieg’ ich auf dem Frühlingshügel: Die Wolke wird mein Flügel, Ein Vogel fliegt mir voraus. Ach, sag’ mir, all-einzige Liebe, Wo du bleibst, dass ich bei dir bliebe, Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.
Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen, Sehnend,
Sich dehnend,
In Lieben und Hoffen. Frühling, was bist du gewillt? Wann werd’ ich gestillt?
Die Wolke seh’ ich wandeln und den Fluss, Es dringt der Sonne goldner Kuss Mir tief bis in’s Geblüt hinein; Die Augen, wunderbar berauschet, Thun, als schliefen sie ein, Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet. Ich denke Dies und denke Das, Ich sehne mich, und weiß nicht recht, nach was: Halb ist es Lust, halb ist es Klage; Mein Herz, o sage: Was webst du für Erinnerung
In golden grüner Zweige Dämmerung? – Alte unnennbare Tage!
Eduard Mörike (1804 – 1875)
FRANZ SCHUBERT (1797 – 1828)
Erlkönig D 328
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der Vater mit seinem Kind; Er hat den Knaben wohl in dem Arm, Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.
Mein Sohn, was birgst du so bang dein Gesicht?Siehst, Vater, du den Erlkönig nicht?
Den Erlenkönig mit Kron’ und Schweif?
Mein Sohn, es ist ein Nebelstreif. –
»Du liebes Kind, komm, geh mit mir! Gar schöne Spiele spiel’ ich mit dir; Manch’ bunte Blumen sind an dem Strand; Meine Mutter hat manch’ gülden Gewand.«
Mein Vater, mein Vater, und hörest du nicht, Was Erlenkönig mir leise verspricht? –
Sey ruhig, bleibe ruhig, mein Kind; In dürren Blättern säuselt der Wind. –
»Willst, feiner Knabe, du mit mir gehn?
Meine Töchter sollen dich warten schön; Meine Töchter führen den nächtlichen Reihn, Und wiegen und tanzen und singen dich ein.«
Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort Erlkönigs Töchter am düstern Ort? –Mein Sohn, mein Sohn, ich seh’ es genau; Es scheinen die alten Weiden so grau. –
»Ich liebe dich, mich reizt deine schöne Gestalt; Und bist du nicht willig, so brauch’ ich Gewalt.« –
Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an! Erlkönig hat mir ein Leids getan! –
Dem Vater grauset’s, er reitet geschwind, Er hält in Armen das ächzende Kind, Erreicht den Hof mit Müh und Not; In seinen Armen das Kind war tot.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
HUGO WOLF (1860 – 1903)
Verborgenheit
Lass, o Welt, o lass mich sein!
Locket nicht mit Liebesgaben, Lasst dies Herz alleine haben
Seine Wonne, seine Pein!
Was ich traure, weiß ich nicht, Es ist unbekanntes Wehe; Immerdar durch Tränen sehe
Ich der Sonne liebes Licht.
Oft bin ich mir kaum bewusst, Und die helle Freude zücket
Durch die Schwere, so mich drücket, Wonniglich in meiner Brust.
Lass, o Welt, o lass mich sein!
Locket nicht mit Liebesgaben, Lasst dies Herz alleine haben
Seine Wonne, seine Pein!
Eduard Mörike (1804 – 1875)
Der Tambour
Wenn meine Mutter hexen könnt, Da müsst sie mit dem Regiment, Nach Frankreich, überall mit hin, Und wär die Marketenderin.
Im Lager, wohl um Mitternacht, Wenn Niemand auf ist als die Wacht, Und Alles schnarchet, Ross und Mann, Vor meiner Trommel säß’ ich dann: Die Trommel müsst’ eine Schüssel sein, Ein warmes Sauerkraut darein, Die Schlegel Messer und Gabel, Eine lange Wurst mein Sabel, Mein Tschako wär’ ein Humpen gut, Den füll’ ich mit Burgunderblut. Und weil es mir an Lichte fehlt, Da scheint der Mond in mein Gezelt; Scheint er auch auf Franzö’sch herein, Mir fällt doch meine Liebste ein: Ach weh! Jetzt hat der Spaß ein End! – Wenn nur meine Mutter hexen könnt!
Eduard Mörike (1804 – 1875)
Fußreise
Am frischgeschnittnen Wanderstab, Wenn ich in der Frühe
So durch Wälder ziehe, Hügel auf und ab:
Dann, wie’s Vöglein im Laube Singet und sich rührt, Oder wie die goldne Traube Wonnegeister spürt
In der ersten Morgensonne: So fühlt auch mein alter, lieber Adam Herbst und Frühlingsfieber, Gottbeherzte, Nie verscherzte Erstlings-Paradiseswonne.
Also bist du nicht so schlimm, o alter Adam, wie die strengen Lehrer sagen; Liebst und lobst du immer doch, Singst und preisest immer noch, Wie an ewig neuen Schöpfungstagen, Deinen lieben Schöpfer und Erhalter.
Möcht’ es dieser geben
Und mein ganzes Leben Wär’ im leichten Wanderschweiße
Eine solche Morgenreise!
Eduard Mörike (1804 – 1875)
MICHAEL DAUGHERTY (*1954)
Letter to Mrs Bixby (Letters from Lincoln)
wörtliche deutsche Übersetzung des Briefes von Abraham Lincoln an Mrs Bixby (IHWA):
Brief an Frau Bixby Amtssitz des Präsidenten, Washington, 21. November 1864.
Sehr geehrte Dame, ich habe in den Akten des Kriegsministeriums eine Erklärung des Generaladjutanten von Massachusetts gesehen, dass Sie die Mutter von fünf Söhnen sind, die glorreich auf dem Schlachtfeld gefallen sind. Ich fühle, wie schwach und fruchtlos jedes Wort von mir sein muss, das versuchen sollte, Sie von der Trauer über einen so überwältigenden Verlust abzulenken. Aber ich kann es nicht unterlassen, Ihnen den Trost zuzusprechen, den Sie im Dank der Republik finden können, für deren Rettung sie gestorben sind. Ich bete, dass unser himmlischer Vater die Qualen Ihres Verlustes lindern möge und Ihnen nur die geschätzte Erinnerung an die geliebten und verlorenen Menschen und den feierlichen Stolz hinterlässt, der Sie erfüllen muss, ein so kostbares Opfer auf den Altar der Freiheit gelegt zu haben.
Mit den freundlichsten und respektvollsten Grüßen, A. Lincoln
HUGO WOLF (1860 – 1903)
Wo find’ ich Trost Eine Liebe kenn ich, die ist treu, War getreu, solang ich sie gefunden, Hat mit tiefem Seufzen immer neu, Stets versöhnlich, sich mit mir verbunden.
Welcher einst mit himmlischem Gedulden Bitter bittern Todestropfen trank, Hing am Kreuz und büßte mein Verschulden, Bis es in ein Meer von Gnade sank.
Und was ist’s nun, dass ich traurig bin, Dass ich angstvoll mich am Boden winde? Frage: Hüter, ist die Nacht bald hin? Und: was rettet mich von Tod und Sünde?
Arges Herze! Ja gesteh’ es nur, Du hast wieder böse Lust empfangen; Frommer Liebe, frommer Treue Spur, Ach, das ist auf lange nun vergangen.
Ja, dass ist’s auch, dass ich traurig bin, Dass ich angstvoll mich am Boden winde!
Hüter, Hüter, ist die Nacht bald hin? Und was rettet mich von Tod und Sünde?
Eduard Mörike (1804
– 1875)
FRANZ SCHUBERT
(1797 – 1828)
Frühlingsglaube D 686
Die linden Lüfte sind erwacht, Sie säuseln und weben Tag und Nacht, Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang! Nun armes Herze, sei nicht bang! Nun muss sich Alles, Alles wenden.
Die Welt wird schöner mit jedem Tag, Man weiß nicht, was noch werden mag, Das Blühen will nicht enden. Es blüht das fernste, tiefste Thal. Nun armes Herz, vergiss der Qual! Nun muss sich Alles, Alles wenden.
Johann Ludwig Uhland (1787 – 1862)
Der Musensohn D 764
Durch Feld und Wald zu schweifen, Mein Liedchen wegzupfeifen, So gehts von Ort zu Ort! Und nach dem Takte reget, Und nach dem Maaß beweget Sich alles an mir fort.
Ich kann sie kaum erwarten, Die erste Blum’ im Garten, Die erste Blüt’ am Baum. Sie grüßen meine Lieder, Und kommt der Winter wieder, Sing’ ich noch jenen Traum.
Ich sing’ ihn in der Weite, Auf Eises Läng’ und Breite, Da blüht der Winter schön!
Auch diese Blüte schwindet, Und neue Freude findet
Sich auf bebauten Höhn.
Denn wie ich bei der Linde Das junge Völkchen finde, Sogleich erreg’ ich sie. Der stumpfe Bursche bläht sich, Das steife Mädchen dreht sich Nach meiner Melodie.
Ihr gebt den Sohlen Flügel
Und treibt, durch Thal und Hügel, Den Liebling weit von Haus. Ihr lieben holden Musen, Wann ruh’ ich ihr am Busen
Auch endlich wieder aus?
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
ISABELLE ABOULKER (*1938)
L’inconstante
wörtliche deutsche Übersetzung (IHWA):
Die Wankelmütige
Sidonie hat mehr als einen Liebhaber, Das ist eine wohlbekannte Sache, Die sie stolz bekennt.
Sidonie hat mehr als einen Liebhaber, Denn nackt zu sein ist für sie ihr reizendstes Kleidungsstück.
Das ist eine wohlbekannte Sache, Sidonie hat mehr als einen Liebhaber.
Sie fängt sie mit ihrem blonden Haar, Wie die Spinne in ihrem Netz Fliegen und Hornissen fängt.
Sie fängt sie mit ihrem blonden Haar. Zu ihrer sonnigen Schlehe Fliegen sie, arme Schmetterlinge, Wie die Spinne in ihrem Netz, fängt sie sie mit ihrem blonden Haar.
Sie fängt sie mit den Zähnen
Wenn das Lachen ihren Mund öffnet
Und verschlingt die Unvorsichtigen. Sie fängt sie mit den Zähnen.
Ihr Mund, wenn sie sich hinlegt, Bleibt rosa und ihre Zähne darin.
Wenn das Lachen ihren Mund öffnet fängt sie sie mit den Zähnen.
Sie führt sie an der Nase herum
Wie es, so sagt man, die Klapperschlange tut Mit den Vögeln, die sie fasziniert hat. Sie führt sie an der Nase herum.
Wenn sie mit einem Schmollmund ihre Zunge ausstreckt vor ihren erstaunten Augen, Wie es die Klapperschlange tut, sagt man. führt sie sie an der Nase herum.
Sidonie hat mehr als einen Liebhaber, Ob man ihr das vorwirft oder sie dafür lobt. Sie macht sich auch darüber lustig.
Sidonie hat mehr als einen Liebhaber. So lange, bis sie festgenagelt wird.
An den Trauerbaum
Ob man ihr das vorwirft oder sie dafür lobt, Sidonie hat mehr als einen Liebhaber.
Charles Cros (1842 – 1888)
HUGO WOLF (1860 – 1903)
Die Bekehrte
Bei dem Glanz der Abendröthe
Ging ich still den Wald entlang, Damon saß und blies die Flöte, Dass es von den Felsen klang, So la la! . . .
Und er zog mich zu sich nieder, Küsste mich so hold, so süß.
Und ich sagte: blase wieder!
Und der gute Junge blies, So la la! . . .
Meine Ruh ist nun verloren, Meine Freude floh davon, Und ich hör’ vor meinen Ohren Immer nur den alten Ton, So la la, le ralla! . . .
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
Die Spröde
An dem reinsten Frühlingsmorgen
Gieng die Schäferin und sang, Jung und schön und ohne Sorgen, Dass es durch die Felder klang, So la la! le ralla.
Thyrsis bot ihr für ein Mäulchen
Zwei, drei Schäfchen gleich am Ort, Schalkhaft blickte sie ein Weilchen; Doch sie sang und lachte fort, So la la! le ralla.
Und ein Andrer bot ihr Bänder, Und der Dritte bot sein Herz; Doch sie trieb mit Herz und Bändern So wie mit den Lämmern Scherz, Nur la la! le ralla.
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
KAIJA SAARIAHO (1952 – 2023)
Rauha (Leinolaulut)
wörtliche deutsche Übersetzung (IHWA):
Frieden
Was ist das für ein Duft um mich herum?
Was ist das für eine Stille?
Was ist der Frieden in meinem Herzen, Dieses Große und Fremde und Neue?
Ich höre die Blumen wachsen
Und die Bäume im Wald sprechen
Ich glaube, meine Träume werden wahr
Und Hoffnungen und Träume und Träume
Alles ist so still um mich herum
Alles ist so süß und gut
Die Blumen blühen in meinem Herzen
Und sie werden so friedlich sein
Eino Leino (1878 – 1926)
LIZA LEHMANN (1862 – 1918)
There are Fairies at the Bottom of Our Garden Rose Fyleman (1877 – 1957)
Aus urheberrechtlichen Gründen kann der Text leider nicht abgedruckt werden.
HUGO WOLF (1860 – 1903)
Unfall
Ich ging bei Nacht einst über Land, ein Bürschlein traf ich draußen, das hat ‚nen Stutzen in der Hand und zielt auf mich voll Grausen.
Ich renne, da ich mich erbos’, auf ihn in vollem Rasen, da drückt das kecke Bürschlein los und ich stürzt’ auf die Nasen.
Er aber lacht mir ins Gesicht, dass er mich angeschossen, Cupido war der kleine Wicht das hat mich sehr verdrossen.
Joseph von Eichendorff (1788 – 1857)
MAUDE VALÉRIE WHITE (1855 – 1937)
So we’ll go no more a-roving
wörtliche deutsche Übersetzung (IHWA):
Wir werden also nicht mehr umherziehen
Wir werden also nicht mehr umherziehen
So spät in der Nacht, Auch wenn das Herz noch so liebevoll ist, Und der Mond noch so hell ist.
Denn das Schwert wächst aus der Scheide, Und die Seele verschleißt die Brust, Und das Herz muss innehalten, um zu atmen, Und die Liebe selbst muss ruhen.
Auch wenn die Nacht zum Lieben gemacht ist, Und der Tag kehrt zu früh zurück, wir werden doch nicht mehr umherziehen
Beim Licht des Mondes.
George Gordon Byron (1788 – 1824)
HUGO WOLF (1860 – 1903)
Wer sein holdes Lieb verloren
Wer sein holdes Lieb verloren, weil er Liebe nicht versteht, besser wär’ er nie geboren. Ich verlor sie dort im Garten, da sie Rosen brach und Blüten. Hell auf ihren Wangen glühten Scham und Lust in holder Zier. Und von Liebe sprach sie mir; doch ich größter aller Toren wusste keine Antwort ihr wär’ ich nimmermehr geboren.
Ich verlor sie dort im Garten, da sie sprach von Liebesplagen, denn ich wagte nicht zu sagen, wie ich ganz ihr eigen bin. In die Blumen sank sie hin; doch ich größter aller Toren zog auch davon nicht Gewinn, wär’ ich nimmermehr geboren!
Emanuel Geibel nach Anonymus (1815 – 1884)
Lass sie nur geh’n
Lass sie nur gehn, die so die Stolze spielt, Das Wunderkräutlein aus dem Blumenfeld. Man sieht, wohin ihr blankes Auge zielt, Da Tag um Tag ein Andrer ihr gefällt. Sie treibt es grade wie Toscana’s Fluss, Dem jedes Berggewässer folgen muss.
Sie treibt es wie der Arno, will mir scheinen: Bald hat sie viel Bewerber, bald nicht einen.
Paul Heyse nach einem Volkslied (1830 – 1914)
HANNS EISLER (1898 – 1962)
Der Priem
Es haben die Matrosen wohl auf dem blauen Meer nicht nur die weiten Hosen –sie haben noch viel mehr.
Denn gibt es nichts zu rauchen, weisst du, was sie da brauchen bei Nacht und auch bei Tag?
Den Kautabak – den Kautabak –ein kleines Stückchen Kautabak von der Firma Eckenbrecht aus Kiel.
Es heulen die Sirenen. Die Braut in Tränen schwimmt. Es schwimmt die Braut in Tränen, wenn der Seemann Abschied nimmt.
Sie drücken sich die Hände; dann gibt sie ihm am Ende verschämt ein kleines Pack mit Kautabak – mit Kautabak –mit nem halben Pfündchen Kautabak von der Firma Eckenbrecht aus Kiel.
Da hinten liegt sein Kutter, da hinten liegt sein Kahn. Sie sagt, sie fühlt sich Mutter, er sieht sie blöde an. Er lässt sich von ihr kosen, die Hände in den Hosen, dann nimmt er einen Schlag vom Kautabak – vom Kautabak –ein kleines Stückchen Kautabak von der Firma Eckenbrecht aus Kiel.
Das Schiff fährt in den Hafen wohl in Batavia.
Mit den Mädchen muss man schlafen, wozu sind sie sonst da!
Die er geliebkost hatte, liegt nackt auf einer Matte; er holt aus seinem Pack den Kautabak – den Kautabak –ein kleines Stückchen Kautabak von der Firma Eckenbrecht aus Kiel.
Das Schiff tät nicht versaufen, in Hamburg legt es an. Marie musst sich verkaufen nachts auf der Reeperbahn. Nun spürt der arme Junge grad unter seiner Zunge den bitteren Geschmack vom Kautabak – vom Kautabak –vom kleinen Stückchen Kautabak von der Firma Eckenbrecht aus Kiel.
Wie dem Seemann mit den Frauen, uns gehts genau wie ihm. Das Leben muss man kauen, das Dasein ist ein Priem. Es schmeckt dem Knecht und Ritter mal süß und auch mal bitter… Spuck ihn aus, wer ihn nicht mag! Den Kautabak – den Kautabak –das kleine Stückchen Kautabak von der Firma Eckenbrecht aus Kiel!
Kurt Tucholsky (1890 – 1935)
HUGO WOLF (1860 – 1903)
Der Feuerreiter
Sehet ihr am Fensterlein Dort die rote Mütze wieder? Nicht geheuer muss es sein, Denn er geht schon auf und nieder. Und auf einmal welch Gewühle
Bei der Brücke nach dem Feld!
Horch! das Feuerglöcklein gellt: Hinterm Berg, Hinterm Berg Brennt es in der Mühle!
Schaut, da sprengt er wütend schier Durch das Tor, der Feuerreiter, Auf dem rippendürren Tier, Als auf einer Feuerleiter!
Querfeldein, durch Qualm und Schwüle, Rennt er schon und ist am Ort!
Drüben schallt es fort und fort: Hinterm Berg, Hinterm Berg, Brennt es in der Mühle!
Der so oft den roten Hahn Meilenweit von fern gerochen, Mit des heil’gen Kreuzes Span Freventlich die Glut besprochenWeh! dir grinst vom Dachgestühle
Dort der Feind im Höllenschein.
Gnade Gott der Seele dein!
Hinterm Berg, Hinterm Berg, Rast er in der Mühle!
Keine Stunde hielt es an, Bis die Mühle borst in Trümmer; Doch den kecken Reitersmann Sah man von der Stunde nimmer.
Volk und Wagen im Gewühle
Kehren heim von all dem Graus; Auch das Glöcklein klinget aus: Hinterm Berg, Hinterm Berg, Brennt’s! -
Nach der Zeit ein Müller fand Ein Gerippe samt der Mützen
Aufrecht an der Kellerwand
Auf der beinern Mähre sitzen: Feuerreiter, wie so kühle
Reitest du in deinem Grab!
Husch! da fällt’s in Asche ab.
Ruhe wohl, Ruhe wohl
Drunten in der Mühle!
Eduard Mörike (1804 – 1875)
Gebet
Herr! schicke, was du willt, Ein Liebes oder Leides; Ich bin vergnügt, dass beides Aus deinen Händen quillt.
Wollest mit Freuden
Und wollest mit Leiden Mich nicht überschütten!
Doch in der Mitten, Liegt holdes Bescheiden.
Eduard Mörike (1804 – 1875)