Der ganze Hugo Wolf VI - Programmheft

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DER GANZE

IN DER FREMDE – EIN LIEDERKREIS

Sie haben heut Abend Gesellschaft (Heine)***

Mir ward gesagt (Italienisches Liederbuch)*

Und schläfst du, mein Mädchen (Spanisches Liederbuch)***

Liedpatin: Barbara Lankers

Ballade. Gesang Margits (Ibsen)**

Jägerlied (Mörike)*** Liedpatin: Hannelore Oberbeck

Wanderlied (Aus einem alten Liederbuche)**

Wandl’ ich in dem Morgentau (Keller)*

Auf der Wanderung (Hoffmann von Fallersleben)***

Herbstentschluss (Lenau)***

Nächtliche Wanderung (Lenau)**

In der Fremde l (Eichendorff)***

Heimweh (Mörike)** Liedpatin: Irene Kosel

Rückkehr (Eichendorff)*

Liebesfrühling (Hoffmann von Fallersleben)***

PAUSE

SEHNSUCHTSVOLL

Andenken (Matthisson)**

Du bist wie eine Blume (Heine)* Liedpate: Anonym Ständchen (Körner)***

Nachruf (Eichendorff)*** Liedpatin: Irene Kosel

ROLLENLIEDER II

Die Zigeunerin (Eichendorff)**

Waldmädchen (Eichendorff)*

Seemanns Abschied (Eichendorff)***

CARINE TINNEY, SOPRAN*

MARIE SEIDLER, MEZZOSOPRAN**

ANDREAS BEINHAUER, BARITON***

PROGRAMM

MARKUS HADULLA, KLAVIER RAFAEL RENNICKE, MODERATION

EINFÜHRUNG

»DER GANZE HUGO WOLF«

I. IN DER FREMDE

Die Romantik ist untrennbar mit dem Thema »Wanderschaft« verbunden – die literarischen Straßen und Wege des romantischen Deutschlands sind übersät mit Wanderern, Spaziergängern, Pilgern und poetischen Ausgestoßenen. So war es unvermeidlich, dass auch Wolf sich zu diesem allgegenwärtigen Thema hingezogen fühlte, mit seinen tiefer liegenden, größeren Fragen nach Identität, Entfremdung und Außenseiterstatus.

Für einen jungen Liederkomponisten in den 1870er Jahren war das natürliche Vorbild Schumann – Schumanns Dichter, Schumanns musikalische Verfahren. Wolf wählte für das bemerkenswerte Sie haben heut’ Abend Gesellschaft , das Gedicht eines von Schumanns Lieblingsdichtern, dem großen und schwer fassbaren Heinrich Heine, und komponiert erstmalig (und nicht zum letzten Mal) einen Klavierpart, in dem die Klänge der Außenwelt durch die Wahrnehmung des Erzählers verändert werden. Vom Dichter nicht dazu eingeladen, erfindet Wolf einen salonartigen Walzer zur Unterhaltung der schemenhaften Gesellschaft im Haus der Geliebten und unterwirft dann die musikalischen Nettigkeiten der Komplexität eines solipsistischen Geistes – das Ergebnis: ein dunkler Niederschlag vorheriger anmutiger Trivialitäten. Am Ende instrumentalisiert Wolf die Wut, ein Ausfluss vergeblicher Liebesmüh, und lässt sie im Klavier frei, nachdem die dichterische Kontrolle durch das Wort aufgehört hat.

Immer weiter fällt die Basslinie des wehmütigen Mir ward gesagt, du reisest in die Ferne – es ist die Klage der Liebenden über die bevorstehende Abreise ihres Geliebten –, rückt ab von der rechten Hand, als ob die Sängerin wiederholt die zunehmende Entfernung vom Geliebten wahrnimmt. Immer wieder bekundet sie ihm, dass ihre Tränen ihn stets begleiten, und wir hören ihre Tränen die Wangen hinabrollen. Der ursprüngliche portugiesische Textdichter, Gil Vicente, genannt »Trobador«, ein Meister des frühen 16. Jahrhunderts, steht am Übergang zwischen mittelalterlicher Literatur und neuem Denken und Dichten der Renaissance.

Gedichte wie Si dormis, doncell – Und schläfst du, mein Mädchen – wurden in Kastilisch geschrieben und Jahrhunderte später von Emanuel Geibel für das Spanische Liederbuch (1852) nachgedichtet, einer Anthologie, die Brahms, Schumann, Bruch und viele andere sofort übernahmen. Wolf ist natürlich berühmt für seine einzigartige, postwagnerianische musikalische Komplexität, aber hin und wieder vereinigt er seine

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charakteristischen tonalen Einfälle mit solch trällerndem Melodienreichtum, dass wir sofort gefangen sind – dies ist einer von ihnen. Die rustikalen offenen Quinten im Bass tragen zur folkloristischen Atmosphäre bei.

Gildet paa Solhoug oder Das Fest auf Solhaug (1855) war Henrik Ibsens erstes erfolgreiches Drama und eines seiner vielen Porträts unglücklicher Ehen. Margit ist mit Bengt verheiratet, den sie nicht liebt und zu vergiften versucht; ihr Verwandter Gudmund, den sie liebt, sehnt sich nach Margits Schwester Signe. In ihrer Ballade. Gesang Margits findet Margit einen volkstümlichen Ausdruck für ihr eigenes Dilemma: Der Bergkönig befreit Kirsten von Lord Hakon, schmückt sie mit Silber und Gold und trägt sie als Braut in das Berggefängnis. Wolf wurde gebeten, die Schauspielmusik für eine Burgtheater-Inszenierung des Stückes zu schreiben und war zunächst begeistert – aber nicht lange. Diese Ballade bereitete ihm erhebliche Kopfschmerzen, bevor er »sie ausschwitzen konnte«, gleichwohl ist sie die bei weitem erfolgreichste Nummer in der Partitur.

»Kaum war mein Brief versandt, nahm ich Mörike in die Hand und schrieb ein zweites Lied im Fünfvierteltakt. Vielleicht kann ich sagen, dass selten ein Fünfvierteltakt so gepasst hat, wie in dieser Komposition. Auch Sie als Laie werden sofort diesen Takt im Rhythmus des Gedichtes entdecken und die Notwendigkeit dafür verstehen«, schrieb Wolf am 22. Februar 1888 seinem Freund Edmund Lang im »Wunderjahr« seines herrlichen Zyklus mit Mörike-Liedern. Mörikes Jägerlied hat ein Versmaß mit fünf Hebungen und betontem Versende, wobei jeder Vers in sich geschlossen ist. Wolfs Betonung auf den ersten Schlag und den anmutigen fünften in seiner aparten Einleitung macht aufmerksam auf die obwaltende metrische Anomalie: In einem für Wolf typischen ausklingenden Nachspiel zieht sich dieser süße, verliebte Jäger zu den Klängen von Jagdhörnern zurück, die weicher und weicher werden.

Wir kennen nicht die Quelle für Wolfs Wanderlied (Aus einem alten Liederbuche) , doch ist sein Wanderer eine reizvolle Ergänzung der langen Liste romantischer Reisender ohne festgelegtes Ziel; mit dem Hinweis, dass niemand die Wolken und die Winde fragt, wohin sie ziehen, macht er sich fröhlich auf den Weg des Wanderers und verkündet, dass er sich nicht einmal selbst fragen wird »Wohin?«. Dies ist ein jugendfrisches Lied und konservativer in seiner harmonischen Sprache als die späteren Werke, doch gibt es überall wundervolle Ansätze: Das entscheidende Wort »Wohin« wird zweimal durch eine plötzliche Terzverschiebung von G-Dur nach B-Dur (sehr charakteristisch für Wolf) betont, die in ihrer Wirkung magisch ist.

In Wandl ich in dem Morgentau schuf der Schweizer Gottfried Keller ein anderes gewinnendes Geschöpf, eine Dorfjungfrau, die im Morgentau durch die Auen wandert, die Fruchtbarkeit der Natur um sie herum auflistet und ihren eigenen Mangel an Liebe beklagt. Wolf malt zu Beginn ein sanftes, diatonisches Porträt eines reizenden Mädchens und einer beschwingten, lieblichen Natur und durchdringt die Musik immer mehr mit seiner charakteristischen, weit reichenden Chromatik. Die absteigenden chromatischen Linien zum Schluss sagen uns, wie traurig sie ist.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben gehörte zu den besten Tendenzdichtern seiner Zeit, ein Progressiver, der auch Kinderlieder und reizvolle Porträts des täglichen Lebens schrieb, darunter Des fahrenden Schülers Lieben und Leiden von 1824, ein herausragender Beitrag zur Vagantenlyrik im Wandel der Zeiten. Für seine Fassung von Auf der Wanderung schafft Wolf ein lebhaftes ländlerartiges Lied, das Haydn, den Liebhaber österreichischer Volksmusik, begeistert hätte und kein Wunder: Die Rhythmen sind unwiderstehlich.

Bei zwei unterschiedlichen Anlässen (1878 und 1879) wandte sich Wolf der oftmals äußerst schwermütigen Poesie Nikolaus Lenaus zu, der seine eigene kurze Reise »in die Fremde« ins ferne Nordamerika unternahm. Er starb 1850 in einer Nervenheilanstalt bei Wien. Die auf- und absteigende chromatische Basslinie und die Tremoli in der

Moritz von Schwind: Auf der Wanderschaft (1860)

EINFÜHRUNG

Einleitung zu Herbstentschluss weisen bereits auf eine sturmgeplagte Seele hin, ehe ein Wort gesungen wird. Es ist Liebesverlust, der diesen Wanderer in eine kalte, feindliche Welt treibt, und man fragt sich, ob Wolf von Caroline Unger, der verheirateten Sophie von Löwenthal oder irgendeiner von Lenaus unglücklichen Liebschaften wusste (Wolf selbst verliebte sich später in die verheiratete Melanie Köchert). In Nächtliche Wanderung hatte Wolf bereits vor mehr als einem Jahr ein düsteres, von Glockengeläut durchspuktes, tremologeschütteltes Unwetter zusammengebraut, allerdings mit einem engelsgleichen Zwischenspiel zum Geleit durch die tote Braut – ätherische, wiederholte Diskantakkorde, die deutlich von Liszt beeinflusst sind.

Ein Liebender, der sich auf eine Kutschfahrt begibt, die ihn in Eichendorffs In der Fremde I von seiner Geliebten wegführt, erzählt ihr in seinen Gedanken, dass er dennoch immer bei ihr sei. Bei den Wäldern, Abgründen und Tälern, die an seinem Fenster vorbeiziehen, experimentiert Wolf mit einer wagnerianischen Kombination von Phrasen im Klavier, die sich mit der Stimme verbinden.

Heimweh als literarisches Thema kennt man aus der Folklore und aus der Poesie des 18. Jahrhunderts über Schweizer Söldner, die sich nach der Heimat sehnen. Heimweh ist Mörikes Variation über dieses Thema, mit seinem Burschen, der das Fernsein von seiner Geliebten und die Fremdartigkeit von allem um ihn herum beklagt. Ein an Die schöne Müllerin erinnernder Bach bittet ihn, die Vergissmeinnicht an seinem Ufer zu betrachten, doch der Bursche kann nicht getröstet werden. Wolf lässt hier durchweg ein trauriges, langsames, daktylisches Rhythmusmuster anklingen.

Nach seinem »Liederstrauß« auf Heines Text leistete Wolf als nächstem Eichendorff seine Gefolgschaft mit Erwartung, Die Nacht und Rückkehr . Die Sprache, in der Wolf die Natur in seinen Briefen beschreibt, verrät Eichendorffs starken Einfluss. Was Wolf die typische »clair-obscur« Atmosphäre der Nachtgedichte dieses Dichters nannte, zeigt sich in dieser Rückkehr zu einem vertrauten Ort, um sich dann wieder in die Welt hinauszuwagen. Wir hören Wolfs Vorliebe für Terzfolgen, wenn die poetische Figur durch die Straßen einer Stadt streift, die er einmal kannte (B-Dur bis D-Dur), ein tonales Panorama, das dem Ziehen durch dunkle Straßen gleichkommt. Dieses 1883 komponierte Lied ist eine schöne Vorahnung der Eichendorff-Lieder aus den Jahren 1886, 1887 und 1888.

Rastlos wechselnde Akkorde unter einer mehr diatonischen Gesangslinie preisen den Liebesfrühling , Hoffmann von Fallerslebens Lesart der uralten Entsprechung, dass mit dem Frühling die Liebe einzieht.

II. SEHNSUCHTSVOLL

Liebe – ihre Freuden und Leiden – ist ein ewiges Thema im Lied. Wolf, der von beidem wusste, schrieb zahlreiche Lieder über die vielen Modulationen der Leidenschaft. Vier seiner frühen Lieder über die Aspekte der Liebe sind darunter, wie Nachruf , das er während seiner ersten ernsthaften Liebesaffäre mit Valentine (Vally) Franck komponierte. Sie brach sie vor seinem 21. Geburtstag ab, und Wolf war, wie wir alle, nach dem Ende der ersten Liebe für eine Weile sehr aufgewühlt.

Friedrich von Matthissons Gedicht Andenken. Ich denke dein aus den Jahren 1792/93 war ein wahrer Magnet für Komponisten, darunter Beethoven, Schuberts Lehrer Antonio Salieri, Schubert, Johann Zumsteeg und Carl Maria von Weber. Mit 17 Jahren erfreut sich Wolf bereits weit gespannter harmonischer und tonaler Gesten; wir beginnen in einem sanften pastoralen E-Dur und durchqueren einen »purpurnen Fleck«, der enharmonisch eingeleitet wird (Liszts Einfluss), bevor wir zur Grundtonart zurückkehren und von dort aus noch schönere Umwege machen. Der Übergang zum Akkord auf der verminderten Sexte am Anfang des letzten Abschnitts lässt das Herz kurz stillstehen.

In den 1870er Jahren war Heines berühmtes Gedicht Du bist wie eine Blume eine Stacheldrahtfalle für die Unbedachten, ein Text, den viele Komponisten besetzten, am bekanntesten der Ansatz von Schumann in seinem Zyklus Myrthen Op. 25, Nr. 24 . Laut einer Anekdote seines Freundes Edmund Hellmer, dem Bildhauer von Wolfs vorzüglichem Grabdenkmal auf dem Wiener Zentralfriedhof, mag Wolf sein eingehendes Studium Ferdinand Georg Waldmüller: Die Erwartete (1860)

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von Schumanns Liedern benutzt haben, um eine gute Textdeklamation zu lernen; später entwickelte er dann seine eigenen Methoden, Gesangsstimmen zu komponieren, die anders als Schumanns waren, aber in den Jahren 1876/77 war Schumann das auserkorene Vorbild des Autodidakten. Hier imitiert Wolf Schumanns non legato-Folge von Akkordharmonien in der Klavierstimme und kopiert Länge und formale Gestaltung des früheren Mini-Meisterwerks. Aber Wolfs Harmonien sind zu Beginn – mit ätherischer Wirkung – im Diskantregister über der Männerstimme, und die dunkle Schattenseite des pseudosakralen Gebets kommt bei Wolf stärker zum Ausdruck als bei Schumann.

Carl Probst: Das Ständchen (1874)

Wolf gestaltet seine Fassung von Theodor Körners Ständchen im Wechsel der Passagen, die von einem Liebenden unter dem Fenster seiner Geliebten gesungen werden (vielleicht der Wiener Schauspielerin Antonie Adamberger, mit der Körner verlobt war), und Klavierpassagen, in denen wir seine wortlosen Gefühle hören. Angst vor nächtlichen Gespenstern, aufsteigende Leidenschaft, gefolgt von Ruhe, all dies führt zu der süßen Aussage »Ich liebe« auf Wellen harfenartiger Akkorde.

Nachruf wurde wie Eichendorffs Das Ständchen , von Wolf am 28. September 1888 vertont – ein Meisterwerk des Liedes. In beiden werden Vergangenheit und Gegenwart kontrastiert, Serenaden für die Lebenden und Serenaden für die Toten, die vielleicht, wenn sie unser Lied ihrer gedenkend hören, uns zu sich in den Himmel ziehen. Die ausführliche Einleitung, in der das Klavier eine Laute nachahmt, ist von einem Hauch dunklerer Harmonien gefärbt, in der die Musik andeutet, wie die Nacht in die Täler sinkt und ehemalige Getreue längst gegangen sind. Anspielungen auf die wiederkehrende Dunkelheit färben die glockenartigen Schlussakkorde im Diskant.

III. ROLLENLIEDER II

Als Wolf auf der Suche nach Gedichten jener früheren literarischen Meister war, die noch nicht von seinen großen Vorgängern vertont worden waren, freute er sich sehr über die Entdeckung von Eichendorffs Rollenliedern , in denen sich höchst anschauliche, unterschiedliche Charaktere im Gesang offenbaren. Das war auch, wie Wolf erkannte, eine ausgezeichnete Vorbereitung für das Komponieren der Opern, die er eines Tages zu komponieren ersehnte. Diese Lieder stellen sowohl für den Pianisten als auch für den Sänger oft eine äußerste Herausforderung dar: Farbige Charaktere erhalten eine empathische Musik.

In Die Zigeunerin durchstreift ein Zigeunermädchen den Wald bei Nacht, schießt im Morgengrauen aufs Geratewohl auf eine streunende Katze und denkt sich einen Schatz herbei, der einen Bart trägt nach Ungarnart und Freude hat am Wandern. Wolf musste eine wunderbare Zeit gehabt haben, die gruseligen »scotch snap«-Rhythmen zu erfinden, die den Wald zu einem Ort der Angst machen, die virtuosen Sprünge, um die verängstigte Katze darzustellen, und das Summen und Lachen des Zigeunermädchens. Die Waldnymphe oder das Waldmädchen nimmt in diesem Lied drei verschiedene Gestalten an, auch eine virtuose Übung: Feuer, um die Unvorsichtigen zu verbrennen, ein Reh, das jeden Jäger herausfordert, es zu fangen, und ein Vogel, der sich überm weiten Meer verflogen hat.

Am Ende verabschiedet sich ein trotziger Seefahrer in Seemanns Abschied von seinem Schatz und preist das Seefahrerleben höher als das der Soldaten und Musketiere. Wolf, der sich an musikalischer Lautmalerei ergötzte, lässt einen wütenden Sturm aufkommen, zeigt schnappende Haie und kreischende Seemöwen, lässt die Sintflut hereinbrechen und schließt mit einem absichtsvollen Übermaß an Oktaven: ein mitreißender Schlusspunkt.

Übersetzung: Bertram Kottmann

Jószef Arpád Koppay: Der Abschied (1887)

SIE HABEN HEUT’ ABEND GESELLSCHAFT

Sie haben heut’ Abend Gesellschaft Und das Haus ist lichterfüllt.

Dort oben am hohen Fenster Bewegt sich ein Schattenbild.

Du siehst mich nicht, im Dunkeln Steh’ ich hier unten allein, Noch weniger kannst du schauen In mein dunkles Herz hinein.

Mein dunkles Herze liebt dich, Es liebt dich und es bricht, Es brich und zuckt und verblutet, Du aber siehst es nicht.

Heinrich Heine (1797–1856)

MIR WARD GESAGT

Mir ward gesagt, du reisest in die Ferne. Ach, wohin gehst du, mein geliebtes Leben?

Den Tag, an dem du scheidest, wüsst’ ich gerne; Mit Tränen will ich das Geleit dir geben. Mit Tränen will ich deinen Weg befeuchten –

Gedenk an mich, und Hoffnung wird mir leuchten!

Mit Tränen bin ich bei dir allerwärts –Gedenk an mich, vergiss es nicht, mein Herz!

Paul Heyse (1830–1914) nach einem italienischen Volkslied

UND SCHLÄFST DU, MEIN MÄDCHEN

Und schläfst du, mein Mädchen, Auf, öffne du mir;

Denn die Stund’ ist gekommen, Da wir wandern von hier.

Und bist ohne Sohlen, Leg’ keine dir an; Durch reisende Wasser Geht unsere Bahn.

Durch die tief tiefen Wasser

Des Guadalquivir;

Denn die Stund’ ist gekommen, Da wir wandern von hier.

Emanuel von Geibel (1815–1884) nach Gil Vicente (um 1470–1536)

BALLADE. GESANG MARGITS

Bergkönig ritt durch die Lande weit, So traurig vergeh’n mir die Tage, Er wollte sich frei’n die schönste Maid, Ach, enden wird nie meine Klage!

Bergkönig ritt vor Herrn Kakons Tor, Klein Kirsten strählte ihr Haar davor, Bergkönig freite das schlanke Weib, Umfing ihr mit silbernem Gürtel den Leib.

Bergkönig führte sie heim alsdann, Zehn goldene Ringe steckt er ihr an. Es kam und schwand wohl Jahr um Jahr, Im Berge saß Kirsten auf immerdar.

Das Tal hat Vögel und Blumenpracht, So traurig vergeh’n mir die Tage, Im Berg ist Gold und ewige Nacht. Ach, enden wird nie meine Klage!

Emma Klingenfeld (1846–1935) nach Henrik Ibsen (1828–1906)

JÄGERLIED

Zierlich ist des Vogels Tritt im Schnee, wenn er wandelt auf des Berges Höh’: zierlicher schreibt Liebchens liebe Hand, schreibt ein Brieflein mir ins ferne Land.

In die Lüfte hoch ein Reiher steigt, dahin weder Pfeil noch Kugel fleugt: Tausendmal so hoch und so geschwind die Gedanken treuer Liebe sind.

Eduard Mörike (1804–1875)

WANDERLIED

(AUS EINEM ALTEN LIEDERBUCHE)

Es segeln die Wolken, Weiß niemand wohin? Die Lüfte, sie rauschen, Wohin wohl, wohin?

Sie wandern zusammen, Sie kommen und flieh’n, Mag keiner mir künden, Wohin wohl, wohin?

So zieh’ ich ins Leben Mit fröhlichem Sinn, Doch frage mich niemand, Wohin wohl, wohin?

Noch duften die Blüten, Noch locket das Grün, Glück auf zu dem Wandern, Weiß selbst nicht wohin.

Anonym

WANDL’ ICH IN DEM MORGENTAU

Wandl’ ich in dem Morgentau Durch die dufterfüllte Au, Muss ich schämen mich so sehr Vor den Blümlein ringsumher!

Täublein auf dem Kirchendach, Fischlein in dem Mühlenbach Und das Schlänglein still im Kraut, Alles fühlt und nennt sich Braut.

Apfelblüt im lichten Schein Dünkt sich stolz ein Mütterlein; Freudig stirbt so früh im Jahr Schon das Papillonenpaar.

Gott, was hab ich denn getan, Dass ich ohne Lenzgespan, Ohne einen süßen Kuss Ungeliebet sterben muss?

Gottfried Keller (1819–1890)

AUF DER WANDERUNG

Über die Hügel

Und über die Berge hin

Sing’ ich und ruf’ ich, Wie glücklich ich bin.

Sonniges Wetter, Rauschende Blätter, Vogelgeschmetter, Wonnige Lust!

Dörfer und Mühlen, Wälder und grüne Au’n, Schlösser und Burgen, Lieblich zu schaun, Freundliche Städtchen, Niedliche Mädchen: Gretchen und Kätchen, Kennst du mich noch?

Warum nicht kennen?

Willkommen in unsrem Land!

Bist mir willkommen, Und reich mir die Hand!

Lasst uns dann singen, Tanzen und springen, Lustig uns schwingen, Kirmes ist heut’!

Lustig das Leben

Zu Fuß mit dem Wanderstab

Über die Berge, Hinauf und herab!

Sonniges Wetter, Rauschende Blätter, Vogelgeschmetter, Wonnige Lust!

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798–1874)

HERBSTENTSCHLUSS

Trübe Wolken, Herbstesluft, Einsam wandl’ ich meine Straßen, Welkes Laub, kein Vogel ruft –Ach, wie stille! wie verlassen!

Todeskühl der Winter naht; Wo sind, Wälder, eure Wonnen? Fluren, eurer vollen Saat Goldne Wellen sind verronnen!

Es ist worden kühl und spät, Nebel auf der Wiese weidet, Durch die öden Haine weht Heimweh; – alles flieht und scheidet.

Herz, vernimmst du diesen Klang

Von den felsentstürzten Bächen? Zeit gewesen wär’ es lang, Dass wir ernsthaft uns besprächen!

Herz, du hast dir selber oft Weh getan und hast es andern, Weil du hast geliebt, gehofft; Nun ist’s aus, wir müssen wandern!

Auf die Reise will ich fest

Ein dich schließen und verwahren, Draußen mag ein linder West Oder Sturm vorüberfahren;

Dass wir unsern letzten Gang

Schweigsam wandeln und alleine, Dass auf unserm Grabeshang Niemand als der Regen weine!

Nikolaus Lenau (1802–1850)

NÄCHTLICHE WANDERUNG

Die Nacht ist finster, schwül und bang, Der Wind im Walde tost; Ich wandre fort die Nacht entlang Und finde keinen Trost.

Und mir zur Seite, engelmild, Und, ach! so schmerzlich traut, Zieht mein Geleite hin, das Bild Von meiner toten Braut.

Ihr bleiches Antlitz bittet mich, Was mich ihr süßer Mund So zärtlich bat und feierlich

In ihrer Sterbestund’:

»Bezwinge fromm die Todeslust, Die dir im Auge starrt, Wenn man mich bald von deiner Brust Fortreißet und verscharrt!«

Da unten braust der wilde Bach, Führt reichen, frischen Tod, Die Wogen rufen laut mir nach: »Komm, komm und trinke Tod!«

Das klingt so lieblich wie Musik, Wird wo ein Paar getraut: Doch zieht vom Sprunge mich zurück Das Wort der toten Braut.

Stets finstrer wird der Wolkendrang, Der Sturm im Walde brüllt, Und ferne hebt sich Donnerklang, Der immer stärker schwillt.

O schlängle dich, du Wetterstrahl, Herab, ein Faden mir, Der aus dem Labyrinth der Qual Hinaus mich führt zu dir!

Nikolaus Lenau

IN DER FREMDE I

Da fahr’ ich still im Wagen, Du bist so weit von mir, Wohin er mich mag tragen, Ich bleibe doch bei dir.

Da fliegen Wälder, Klüfte Und schöne Täler tief Und Lerchen hoch in Lüften, Als ob dein’ Stimme rief.

Die Sonne lustig scheinet Weit über das Revier, Ich bin so froh verweinet, Und singe still in mir.

Vom Berge geht’s hinunter, Das Posthorn schallt im Grund, Mein’ Seel' wird mir so munter, Grüß’ dich aus Herzensgrund.

Joseph von Eichendorff (1788–1857)

HEIMWEH

Anders wird die Welt mit jedem Schritt, Den ich weiter von der Liebsten mache; Mein Herz, das will nicht weiter mit. Hier scheint die Sonne kalt ins Land, Hier däucht mir Alles unbekannt,

Sogar die Blumen am Bache!

Hat jede Sache

So fremd eine Miene, so falsch ein Gesicht.

Das Bächlein murmelt wohl und spricht:

Armer Knabe, komm bei mir vorüber, Siehst auch hier Vergissmeinnicht!

– Ja, die sind schön an jedem Ort, Aber nicht wie dort.

Fort, nur fort!

Die Augen gehn mir über!

Eduard Mörike

RÜCKKEHR

Mit meinem Saitenspiele, Das schön geklungen hat, Komm’ ich durch Länder viele

Zurück in diese Stadt.

Ich ziehe durch die Gassen, So finster ist die Nacht

Und alles so verlassen, Hatt’s anders mir gedacht.

Am Brunnen steh’ ich lange, Der rauscht fort, wie vorher, Kommt mancher wohl gegangen, Es kennt mich keiner mehr.

Da hört ich geigen, pfeifen, Die Fenster glänzten weit, Dazwischen drehn und schleifen

Viel’ fremde, fröhliche Leut’.

Und Herz und Sinn mir brannten, Mich trieb’s in die weite Welt, Es spielten die Musikanten, Da fiel ich hin im Feld.

Joseph von Eichendorff

LIEBESFRÜHLING

Wie oft schon ward es Frühling wieder Für die erstorbne öde Welt!

Wie oft schon schollen frohe Lieder Ihm überall durch Wald und Feld!

Wie oft schon ward es Frühling wieder! Doch Frühling ward es nicht für mich: Es schweigen meines Herzens Lieder, Denn Frühling wird es nur durch dich.

August Heinrich Hoffmann von Fallersleben

ANDENKEN

Ich denke dein, Wenn durch den Hain

Der Nachtigallen Akkorde schallen!

Wann denkst du mein?

Ich denke dein

Im Dämmerschein

Der Abendhelle

Am Schattenquelle! Wo denkst du mein?

Ich denke dein

Mit süßer Pein, Mit bangem Sehnen

Und heißen Tränen!

Wie denkst du mein?

O denke mein,

Bis zum Verein

Auf besserm Sterne!

In jeder Ferne

Denk’ ich nur dein!

Friedrich von Matthisson (1761–1831)

STÄNDCHEN

Alles wiegt die stille Nacht

Tief in süßen Schlummer; Nur der Liebe Sehnsucht’ wacht

Und der Liebe Kummer.

Mich umschleichen bandenfrei

Nächtliche Gespenster; Doch ich harre still und treu

Unter deinem Fenster.

Holdes Mädchen, hörst du mich?

Willst du länger säumen?

Oder wiegt der Schlummer dich Schon in süßen Träumen?

Nein, du bist gewiss noch wach; Hinter Fensters Gittern Seh’ ich ja im Schlafgemach Noch das Lämpchen zittern.

DU BIST WIE EINE BLUME

Du bist wie eine Blume so hold und schön und rein; ich schau’ dich an, und Wehmut schleicht mir ins Herz hinein.

Mir ist, als ob ich die Hände aufs Haupt dir legen sollt’, betend, dass Gott dich erhalte so rein und schön und hold.

Heinrich Heine

Ach, so blicke, süßes Kind, Aus dem Fenster nieder, Leise wie der Abendwind

Flüstern meine Lieder; Doch verständlich sollen sie

Meine Sehnsucht klagen

Und mit sanfter Harmonie Dir: «Ich liebe« sagen.

Was die treue Liebe spricht, Wird die Liebe hören.

Aber länger darf ich nicht

Deine Ruhe stören.

Schlummre, bis der Tag erwacht, In dem warmen Stübchen; Drum, feins Liebchen, gute Nacht, Gute Nacht, feins Liebchen!

Theodor Körner (1791–1813)

NACHRUF

Du liebe, treue Laute, Wie manche Sommernacht, Bis dass der Morgen graute, Hab’ ich mit dir durchwacht!

Die Täler, wieder nachten, Schon sinkt das Abendrot, Doch die sonst mit uns wachten, Die liegen lange tot.

Was wollen wir nun singen Hier in der Einsamkeit, Wenn alle von uns gingen, Die unser Lied erfreut’?

Wir wollen dennoch singen!

So still ist’s auf der Welt; Wer weiß, die Lieder dringen Vielleicht zum Sternezelt. Wer weiß, die da gestorben, Sie hören droben mich Und öffnen leis’ die Pforten Und nehmen uns zu sich.

Joseph von Eichendorff

DIE ZIGEUNERIN

Am Kreuzweg da lausche ich, wenn die Stern’ und die Feuer im Walde verglommen, und wo der erste Hund bellt von fern, da wird mein Bräut’gam herkommen.

La, la, la, la.

Und als der Tag graut’, durch das Gehölz

sah ich eine Katze sich schlingen, ich schoss ihr auf den nussbraunen Pelz, wie tat die weit überspringen!

Ha, ha, ha, ha, ha!«

Schad’ nur ums Pelzlein, du kriegst mich nit!

mein Schatz muss sein wie die andern: braun und ein Stutzbart auf ung’rischen Schnitt und ein fröhliches Herze zum Wandern.

La, la, la, la.

Joseph von Eichendorff

WALDMÄDCHEN

Bin ein Feuer hell, das lodert

Von dem grünen Felsenkranz,

Seewind ist mein Buhl’ und fordert

Mich zum lust’gen Wirbeltanz, Kommt und wechselt unbeständig,

Steigend wild,

Neigend mild,

Meine schlanken Lohen wend’ ich: Komm nicht nah’ mir, ich verbrenn’ dich!

Wo die wilden Bäche rauschen

Und die hohen Palmen stehn,

Wenn die Jäger heimlich lauschen, Viele Rehe einsam gehn.

Bin ein Reh, flieg’ durch die Trümmer,

Über die Höh’, Wo im Schnee

Still die letzten Gipfel schimmern, Folg’ mir nicht, erjagst mich nimmer!

Bin ein Vöglein in den Lüften, Schwing’ mich übers blaue Meer, Durch die Wolken von den Klüften Fliegt kein Pfeil mehr bis hieher.

Und die Au’n, die Felsenbogen, Waldeseinsamkeit

Weit, wie weit, Sind versunken in die Wogen –Ach, ich habe mich verflogen!

Joseph von Eichendorff

SEEMANNS ABSCHIED

Ade, mein Schatz, du mocht’st mich nicht, ich war dir zu geringe.

Einst wandelst du bei Mondenlicht und hörst ein süßes Klingen: Ein Meerweib singt, die Nacht ist lau, die stillen Wolken wandern, da denk’ an mich, ’s ist meine Frau, nun such’ dir einen Andern!

Ade, ihr Landsknecht’, Musketier’!

wir zieh’n auf wildem Rosse, das bäumt und überschlägt sich schier vor manchem Felsenschlosse.

Der Wassermann bei Blitzesschein taucht auf in dunklen Nächten, der Haifisch schnappt, die Möven schrei’n, das ist ein lustig Fechten!

Streckt nur auf eurer Bärenhaut daheim die faulen Glieder, Gott Vater aus dem Fenster schaut, schickt seine Sündflut wieder!

Feldwebel, Reiter, Musketier, sie müssen all’ ersaufen, derweil mit frischem Winde wir im Paradies einlaufen.

Joseph von Eichendorff

CARINE TINNEY

Die Sopranistin Carine Maree Tinney wurde 1989 in Schottland geboren und studierte an der Edinburgh Napier University bei Andrew Doig und Paul Keohone, wo sie mit dem «Harold Gray Prize for Solo Singing« ausgezeichnet wurde. Nach einem Masterstudium im Fach Liedgestaltung bei Gerhild Romberger und Manuel Lange an der Hochschule für Musik Detmold absolvierte sie am gleichen Institut ein Masterstudium im Fach Operngesang. Durch Meisterkurse bei Bo Skovus, Emma Kirkby, Ingeborg Danz, Sybilla Rubens, Ton Koopman und Thomas Quasthoff erhielt sie weitere künstlerische Impulse. Carine Maree Tinney gab Konzerte in Schottland, Japan, Italien, Kanada, Deutschland und den USA. 2012 war sie mit den Liedern von Karol Szymanowski zu Gedichten von James Joyce live im Deutschlandfunk Kultur zu hören. Unter der Leitung von Helmuth Rilling sang sie 2014 die Sopranpartie in der Johannes-Passion und im Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach. Im Juni 2014 gestaltete sie erstmals die Rolle der Pamina in Mozarts Zauberflöte am Landestheater Detmold. 2015 war sie u. a. in einer Aufführung des Deutschen Requiems von Johannes Brahms in Edinburgh, im War Requiem von Benjamin Britten in Kassel und als Cendrillon in der gleichnamigen Oper von Jules Massenet an der Hochschule für Musik Detmold zu hören. 2016 sang sie die Sopranpartie in Bachs Matthäus-Passion in Minneapolis. Sie ist Preisträgerin beim Internationalen Wettbewerb für Liedkunst der Hugo-Wolf-Akademie 2014 in Stuttgart und beim Alumni-/AStA-Wettbewerb für Liedgestaltung an der Hochschule für Musik Detmold 2015.

Die Mezzosopranistin Marie Seidler studierte bei Hedwig Fassbender an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Frankfurt am Main und an der Royal Academy of Music in London. Sie ist Preisträgerin des Internationalen Wettbewerbs für Liedkunst der HugoWolf-Akademie Stuttgart und Trägerin des Trude-Eipperle-Rieger-Preises. Des Weiteren ist sie Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes und des Britten-Pears Young Artist Programms. Seit der Spielzeit 2016/17 ist sie festes Ensemblemitglied am Stadttheater Gießen. Zu ihren Rollen zählen Olga in Tschaikowskis Eugen Onegin, Flora in Verdis La Traviata , Bostana in Cornelius’ Der Barbier von Bagdad , Fatime in Carl Maria von Webers Oberon und Dorabella in Mozarts Così fan tutte . Konzertant sang sie unter der Leitung von Michael Hofstetter die Rolle des Annio in Mozarts La Clemenza di Tito . Im Januar 2018 sang sie die Titelrolle in der Uraufführung der Kinderoper BABbEL von Paula Fünfeck, geschrieben für Mezzosopran, Posaune und Schlagzeug. Neben ihrer Operntätigkeit gibt Marie Seidler regelmäßig Liederabende und Konzerte. Im Sommer 2017 war sie mit Liedern aus Mahlers Des Knaben Wunderhorn in Nancy mit dem Orchestre Lyrique et Symphonique sowie beim Schleswig-Holstein Festival mit einem Liederabend zu hören. 2016 sang sie neben Simon Bailey in der Alten Oper Frankfurt das Weihnachtsoratorium von Saint-Saëns und J. S. Bach. Die Gießener Produktion Così fan tutte wurde im Oktober bei den Schwetzinger Festspielen aufgeführt. Im Liedbereich war sie 2016 bei der Schubertìada in Barcelona zu hören und gab zusammen mit der Sopranistin Emma Moore beim Eppaner Liedsommer unter der Leitung von Brigitte Fassbaender eine Lied-Matinee. Meisterkurse belegte sie bei Thomas Hampson (als Stipendiatin des Heidelberger Frühlings), Brigitte Fassbaender und Malcolm Martineau.

MITWIRKENDE

Der Bariton Andreas Beinhauer studierte an der Hochschule für Musik in Karlsruhe Liedgestaltung und Gesang bei Mitsuko Shirai und Hartmut Höll und schloss 2014 mit Auszeichnung ab. Wichtige Impulse für sein künstlerisches Schaffen erhielt Andreas Beinhauer unter anderem von Udo Reinemann, Thomas Hampson, Brigitte Fassbaender, Christa Ludwig, Julia Varady und Thomas Quasthoff.

Er gastierte am Nationaltheater Mannheim, den städtischen Bühnen Wuppertal sowie dem Badischen Staatstheater Karlsruhe und ist seit der Spielzeit 2015/16 Mitglied des Opernensembles am Theater Chemnitz. Dort verkörpert er unter anderem Albert in Jules Massenets Werther , Fürst Jeletzkij in Tschaikowskis Pique Dame , Argante in Händels Rinaldo , Conte Almaviva in Mozarts Le nozze di Figaro und gab 2018 sein Wagner-Debüt als Wolfram von Eschenbach in Tannhäuser . Konzertreisen mit Liederabenden und Oratorien führten ihn nach Frankreich, Österreich, Ägypten, Südafrika, in die Schweiz und an Konzertorte wie die Philharmonie und das Konzerthaus Berlin sowie das Basler Münster. Liederabende gab er unter anderem mit Hartmut Höll, Wolfram Rieger und Markus Hadulla. Das Repertoire des jungen Baritons reicht von sakralen Werken Heinrich Schütz’ über Bachs Oratorien und wichtige Werke der Klassik und Romantik bis in die Musik der Gegenwart. 2012 gewann er den 3. Preis beim Internationalen Wettbewerb für Liedkunst der Hugo-Wolf-Akademie Stuttgart, 2015 im Duo mit der Pianistin Anna Graczykowska den 2. Preis in der Sparte Lied beim internationalen Wettbewerb Franz Schubert und die Musik der Moderne in Graz und den 1. Preis beim Internationalen Wettbewerb Karlsruhe für das Lied des 20. und 21. Jahrhunderts.

Schon früh interessierte sich Markus Hadulla für die Verbindung von Literatur und Musik, begann sein Studium für Liedgestaltung bei Hartmut Höll in Karlsruhe und setzte seine Studien am Conservatoire National Supérieur de Musique de Paris und an der Yale University bei Peter Frankl fort. 1994 machte er mit dem Gewinn des Preises für den besten Pianisten beim VII. Internationalen Hugo-Wolf-Wettbewerb Stuttgart auf sich aufmerksam und wurde daraufhin von Dietrich FischerDieskau in dessen Berliner Liedklasse eingeladen. Seither hat sich Markus Hadulla besonders als Liedpianist und Kammermusikpartner einen Namen gemacht. Er musizierte mit namhaften Sängern wie Sandrine Piau, Janina Baechle, Stella Doufexis, Christianne Stotijn, Rainer Trost, Markus Schäfer und Udo Reinemann. Unter seinen Kammermusikpartnern sind Daishin Kashimoto, Tianwa Yang, Wolfgang Meyer, Sebastian Manz, Claudio Bohórquez, Tabea Zimmermann und Antoine Tamestit. Konzerte führten ihn in renommierte Konzerthäuser in ganz Europa sowie nach Südkorea, Japan, Hongkong und in die USA. Markus Hadulla ist Professor für Klaviervokalbegleitung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Er gibt ausgewählte Meisterkurse u. a. an der Savonlinna Music Academy, am Königlichen Konservatorium in Brüssel, an der Chopin-Universität Warschau sowie regelmäßig beim Festival «Les Heures romantiques« in Frankreich. Seit 2001 ist er Künstlerischer Leiter der literarisch-musikalischen Konzertreihe »wort+ton« im württembergischen Winnenden. Seine Aufnahmen für verschiedene Labels wurden mit internationalen Preisen, wie dem Diapason d’or, Choc de Classica, dem Orphée d’or Prix Elisabeth Schwarzkopf und mit dem Jahrespreis der deutschen Schallplattenkritik ausge- zeichnet.

RAFAEL RENNICKE

Rafael Rennicke ist seit der Spielzeit 2015/16 Konzertdramaturg an der Oper Stuttgart und verantwortlich für die Programmplanung und Dramaturgie der Konzerte des Staatsorchesters Stuttgart. Er studierte Musikwissenschaft und Allgemeine Rhetorik an der Universität Tübingen und wirkt außerdem als freischaffender Dramaturg, Publizist, Kurator und Moderator. Regelmäßig ist er bei den Festspielen MecklenburgVorpommern zu Gast.

Als Programmheft-Autor und Moderator von Konzerteinführungen und Künstlergesprächen setzte er neue Akzente u. a. für die musica viva München, die Schwetzinger SWR Festspiele, das Festival Young Euro Classic Berlin und das Gewandhaus zu Leipzig.

Als Musikkritiker und Autor schreibt er für die Neue Zeitschrift für Musik und war in den Jahren 2011 und 2012 Mitarbeiter im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung .

LIEDPATE WERDEN! – IHR PERSÖNLICHES LIEBLINGSLIED VON HUGO WOLF

Haben Sie ein Lieblingslied von Hugo Wolf? Als Liedpate können Sie die Aufführung dieses Liedes im Rahmen unserer Reihe »Der ganze Hugo Wolf« unmittelbar unterstützen. Außerdem tragen Sie mit diesem ganz persönlichen Beitrag zum Gelingen unseres ambitionierten Unterfangens bei, in den nächsten Jahren nahezu das komplette Liedschaffen von Hugo Wolf in Stuttgart zur Aufführung zu bringen.

Für einen Beitrag von nur 25 Euro können Sie sich aus den knapp 300 Liedern, die Hugo Wolf in seinem relativ kurzen Leben komponiert hat, ihr Lieblingslied aussuchen. Wenn gewünscht, wird der Name des Liedpaten im Programmheft des Konzerts veröffentlicht, selbstverständlich kann die Patin/der Pate aber auch ungenannt bleiben. Liedpatenschaften können natürlich auch verschenkt werden. Wer hat schon jemals ein Lied von Hugo Wolf geschenkt bekommen?

Alle Paten erhalten als Dank ein von den Künstlern, die das Lied im Rahmen unserer Reihe aufführen, signiertes Notenblatt und ein Programmheft zum Konzert. Und wer für »sein« Lied mehr geben möchte, kann dies natürlich auch gerne tun. Bei Patenschaften ab 50 Euro erhalten Sie zwei Freikarten für das Konzert, bei dem Ihr Lied erklingt, oder für ein Galeriekonzert Ihrer Wahl.

Da ständig neue Liedpaten hinzukommen, finden Sie auf unserer Webseite www.ihwa. de eine fortlaufend aktualisierte Liste der verfügbaren Lieder. Dort gibt es auch alle weiteren Informationen zu den Liedpatenschaften sowie das Formular, mit dem Sie Liedpate werden können.

AUSBLICK

SAMSTAG, 23. JUNI 2018, 19.30 UHR

Paul-Lechler-Saal, Hospitalhof Stuttgart

DER GANZE HUGO WOLF VII

Hagar Sharvit, Sopran

Matthias Winckhler, Bariton

Ammiel Bushakevitz, Klavier

NACHT UND TRÄUME

Nacht und Grab (Zschokke), Um Mitternacht (Mörike), Die Bekehrte (Goethe), Das Ständchen (Eichendorff), Der Mond hat eine schwere Klag erhoben (Italienisches Liederbuch), Begegnung (Mörike), Sonne der Schlummerlosen (Byron), An den Schlaf (Mörike), Die Nacht (Eichendorff), Auf dem grünen Balkon (Spanisches Liederbuch), Wo ich bin mich rings umdunkelt (Heine), Nachtgruß (Reinick), Alle ginge, Herz, zur Ruh (Spanisches Liederbuch), Abendbilder - Drei Oden (Lenau), Ach, wie lang die Seele schlummert! (Spanisches Liederbuch), Ich stand in dunkeln Träumen (Heine), Mir träumte von einem Königskind (Heine), Wie des Monds Abbild zittert (Heine), Morgenstimmung (Reinick)

Herausgeber Internationale Hugo -Wolf - Akademie für Gesang, Dichtung, Liedkunst e.V. Stuttgart, Jägerstraße 40, 70174 Stuttgart, Deutschland, Telefon +49(0)711-22 11 77, Fax +49(0)711. 22 79 919, info@ihwa.de, www.ihwa.de

Vorstand Prof. Dr. Hansjörg Bäzner (Vorsitzender), Hans Georg Koch (Stv. Vor sitzender), Albrecht Merz (Schatzmeister), Walter Kübler (Schrift führer), Dr. Birgit Schneider-Bönninger (Ver treterin der Landeshauptstadt Stuttgart), MDgt Dr. Claudia Rose (Ver treterin des Landes Baden - Württemberg), Cornelius Hauptmann, Patrick Strub

Künstlerischer Beirat Prof. Peter Schreier (Vorsitzender), Prof. Marcelo Amaral (Stv. Vorsitzender), Oswald Beaujean, Prof. Christiane Iven, Dr. Regula Rapp

Kuratorium Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Christiane Nüsslein-Volhard, Direktorin am Max-PlanckInstitut für Entwicklungsbiologie (Tübingen) – Vorsitzende; Dr. Erwin Teufel, Ministerpräsident a. D. (Spaich ingen) – Stv. Vorsitzender; Prof. Siegfried Bauer, Landeskirchenmusikdirektor i. R. (Lud wigs burg); Prof. Hans-Jürgen Drescher, Präsident der Bayerischen Theaterakademie August Everding (München); Wilfried Ensinger, Ensinger GmbH (Nufringen); Dr. Alfred Geisel, Erster stv. Präsident des Landtags von Baden-Württemberg a. D. (Stuttgart); Prof. Dr. Christian Gerhaher (München); Dr. Wolfgang Gushurst, SWR (Baden-Baden); Dr. Karl Gutbrod (Stuttgart); Peter Jakobeit (Stuttgart); Hartmut Jenner, Vorsitzender der Geschäftsführung der Kärcher GmbH (Winnenden); Michael Klett, Verleger (Stuttgart); Richard Kriegbaum (Böblingen); Prof. Uta Kutter (Stuttgart); Prof. Dr. Berthold Leibinger, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Trumpf GmbH und Co. KG Ditzingen (Gerlingen); Dr. Christa Ludwig, Kammersängerin (Wien); Gerti Mayer-Vorfelder (Böblingen); Georg Mehl (Stuttgart); Prof. Dr. Stephan Mösch (Karlsruhe); Dr. Herbert Müller (Hessigheim); Helmut Nanz, Vor sit zender der Unternehmensleitung der Nanz-Gruppe (Stuttgart); Dr. Günther Nath, Geschäftsführender Gesellschaf-

IMPRESSUM

ter der Lumatec Gesellschaft für medizinischtechnische Geräte mbH (München); Dr. Winfried Nowak (Baden-Baden); Franz Xaver Ohnesorg (Essen); Albrecht Puhlmann (Berlin); Prof. Dr. Ulrich Raulff, Direktor des Deutschen Literaturarchivs (Marbach a.N.); Michaela Russ, Geschäftsführerin Südwestdeutsche Konzertdirektion Erwin Russ GmbH (Stuttgart); Dr. Roland Schelling, Rechtsanwalt (Stuttgart); Friedrich Schock (Stuttgart); Dr. Uwe SchroederWildberg, Vorstands vor sitzender der MLP AG (Wiesloch); Mario Schulz (Stuttgart); Dr. Wolfgang Schuster, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Stuttgart a.D.; Peter Ströbel, Rechtsanwalt (Stuttgart); Klaus von Trotha, Minister a. D. (Stuttgart); Prof. Dr. André Tubeuf (Paris); Dr. Erwin Vaih, Wirtschaftsprüfer (Stuttgart); Susanne Weber-Mosdorf (Hochdorf); Dr. Rainer Wilhelm (Stuttgart); Dr. Herbert Wörner (München); Prof. Dr. Walther Zügel (Stuttgart)

Intendanz Dr. Cornelia Weidner

Redaktion + Satz Monika Treutwein

Textnachweis Der Text von Susan Youens ist ein Originalbeitrag für dieses Heft. Deutsche Übersetzung: Bertram Kottmann

Bildnachweis Von Wald und Welt. Eichendorffs Gedichte mit Bildern von Moritz von Schwind; neu herausgegeben von E.L. Werther, 8. veränderte Auflage, Ebenhausen bei München, 1944; www.commons.wikimedia.org; Thomas Stimmel (Marie Seidler), Mascha Powalka (Markus Hadulla), Christina Körte (Rafael Rennicke), privat

Änderungen des Programms und der Mitwirkenden vorbehalten.

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