

SONGS OF TRAVEL KONZERT R

Sonntag, 23. November 2025

FRANZ SCHUBERT (1797 – 1828)
Drang in die Ferne D 770
Am Strome D 539
Alinde D 904
Der Jüngling an der Quelle D 300
Auf der Bruck D 853
Der Wanderer an den Mond D 870
Wanderers Nachtlied D 768
Willkomen und Abschied D 767
JOHANNS BRAHMS (1833 – 1897)
Meerfahrt op. 96/4
Verzagen op. 72/4
An eine Äolsharfe op. 19/5
Von ewiger Liebe op. 43/1
RALPH VAUGHAN WILLIAMS (1872 – 1958)
Songs of Travel (1901 – 04)
The Vagabond
Let Beauty Awake
The Roadside Fire
Youth and Love
In Dreams
The Infinite Shining Heavens
Whither must I Wander
Bright is the Ring of Words
I Have Trod the Upward and the Downword Slope
MARCELO AMARAL, Klavier
ALEXANDER GRASSAUER , Bass-Bariton
IM GESPRÄCH
WANDERN, WASSER, WINTERREISE
Alexander Grassauer im Gespräch mit Cornelia Weidner
Du hast vor gut drei Jahren den 2. Preis beim Internationalen Wettbewerb für Liedkunst Stuttgart gewonnen und kehrst nun für den Liederabend mit Marcelo Amaral nach Stuttgart zurück. Wie ist es Dir in diesen drei Jahren ergangen? Wie blickst Du auf den Wettbewerb zurück?
Ganz pauschal geantwortet, darf ich glaube ich sagen, dass es seit dem Wettbewerb in Stuttgart bei mir stetig weiter bergauf gegangen ist. Rückblickend war der Wettbewerb eine sehr wichtige Station für mich, vor allem auch für meine Tätigkeit als Liedsänger. Denn ganz egal wie sehr man sich sonst mit Liedprogrammen auseinandersetzt, so ein Wettbewerb zwingt einen dazu, sich nochmal ganz anders und sehr viel intensiver mit dem Repertoire zu bschäftigen. Man bereitet dafür ja quasi ein ganzes Liederabendprogramm vor oder sogar noch etwas mehr. Und im Wettbewerb muss man sich dann der Situation stellen, dass man kein dramaturgisch durchdachtes komplettes Programm hat, mit dem man sich vor der Jury und dem Publikum präsentiert. Und man hat es eben auch nicht nur mit einem Liebhaberpublikum zu tun. Vor einer Fachjury aufzutreten, so wohlgesonnen sie auch sein mag, hat doch auch immer etwas von einer Prüfungssituation. Und der muss man sich stellen. Und man muss es schaffen, sich auf kleinstem Raum und in der kurzen Zeit – drei Lieder, 15 Minuten –als Künstler und Interpret überzeugend zu präsentieren. Man muss es direkt auf den Punkt bringen. Das war eine ganz besondere Herausforderung, die ich so sonst noch nie gespürt oder wahrgenommen habe. Ich glaube, dass es einen im Kopf, in der Reife noch mal ein ganzes Stück weiterbringt, wenn man es schafft, sich so einer Situation zu stellen – vor allem, wenn man so wie ich das Glück
hat bis ins Finale zu kommen und gleich dreimal aufzutreten. Und was für mich im Rückblick besonders schön war, war es, das Finale zu singen, das sich dann doch irgendwie fast wie ein Konzert angefühlt hat. Da haben es Mauro Filippo Zappalà und ich geschafft, die von der Jury vorgegebenen Lieder und die Lieder, die wir dazu ausgesucht haben, so zusammenzustellen, dass es eine geschlossene Sache war und wir damit tatsächlich eine Geschichte erzählen konnten. Das ist uns, glaube ich, wirklich ganz gut gelungen. Das war eine der ganz besonders positiven Erfahrungen, die ich daraus mitgenommen habe. Und natürlich ist so ein Preis dann auch irgendwie ein »Qualitätsstempel«, mit dem es einem danach einfach etwas leichter fällt.
Bis 2024 warst Du Ensemblemitglied am Staatstheater am Gärtnerplatz in München, singst jetzt dort immer noch regelmäßig und bist auch an vielen anderen Opernhäusern zu Gast und hast ja diesen Sommer Dein Debüt bei den Bayreuther Festspiele gegeben. Die Oper nimmt also einen großen Platz in Deinem Terminkalender ein. Wie wichtig ist es Dir, aber immer noch Platz für Liederabende zu schaffen?
Das stimmt. Ich bin mittlerweile in meiner noch jungen Karriere sehr stark mit Oper und Konzert beschäftigt. Das nimmt deutlich mehr Raum ein als das Lied. Aber dennoch hat das Lied einen großen Stellenwert für mich. Das Lied ist wie ein kleiner Diamant für mich, der sehr wertvoll ist. Dazu vielleicht eine kleine Geschichte: Ich kann nämlich mit gutem Gewissen sagen, dass aus mir kein Sänger und auch kein Opernsänger geworden wäre, wenn mir nicht so im Alter von etwa 14/15 Jahren zum ersten Mal Schubert ans Herz gelegt worden wäre. Und ich kann mich noch gut erinnern, dass eine meiner ersten bewussten Auseinandersetzungen mit dem Kunstlied eine Aufnahme der Winterreise mit Thomas Quasthoff und Daniel Barenboim war, die mir damals ein Freund
IM GESPRÄCH
gezeigt hat, der selber Sänger ist. Bis dahin hatte ich mich nicht wirklich mit diesem Genre auseinandergesetzt. Das war eines meiner musikalischen AhaErlebnisse. Bis dahin hatte ich höchstens mit Chormusik Erfahrung. Ich habe viel Klavier und Orgel gespielt und immer mal wieder im Kirchenchor ausgeholfen oder auch als Bass in Oratorien. Diese Winterreise war sozusagen mein erstes Erlebnis mit der Solostimme, das mir gezeigt hat, was damit alles möglich ist. Oper hat mich damals überhaupt nicht interessiert, das Musikdramatische auf der Bühne war mir tatsächlich eher fremd. Aber diese intensive Auseinandersetzung mit den Texten im Lied und wie diese Texte in der Musik gestaltet sind, hat mich wahnsinnig berührt und beeindruckt. Dass da ein Mensch neben dem Klavier steht, sich quasi nicht bewegt und doch alles sagt und zwar nur mit seiner Stimme, das war ein absoluter Schlüsselmoment. Und dann habe ich mich nach und nach an das Solosingen herangetastet. Der Anfang, meine sängerischen Wurzeln, wenn man so will, war Fall das Lied. Die Liebe zur Oper und zur Bühne kam erst später dazu.
Deshalb ist es mir bis heute enorm wichtig, diese besonders wertvolle Kunstform zu pflegen. Außerdem finde ich, dass man als Sänger in einem Liederabend Dinge sagen und auf eine Art und Weise präsentieren kann, die eben nur im Lied möglich ist. Und darüber hinaus ist das Liedsingen absoluter Balsam für Intellekt und Stimme. Und deswegen versuche ich, immer wieder Lied in meinen Terminplan einzubauen, so viel wie es halt möglich ist und wie ich es angeboten bekomme.
Gibt es für Dich einen Unterschied zwischen Lied- und Operngesang?
Ich bin das schon öfters gefragt worden und ich mag diese Frage wahnsinnig gerne. Das ist ja fast schon eine philo
sophische Frage, wie man sich selbst das Singen sieht und welche Einstellung man dazu hat. Ich bin da vielleicht eher etwas »old school« und stehe auf dem Standpunkt, dass wir EINE Stimme haben und mit dieser einen Stimme – wenn sie gesund und technisch klug geführt ist –können wir alles singen, ob es nun Lied ist, Oratorium, Konzert oder Oper. Das heißt nicht, dass man alles einheitlich gleich singt. Natürlich gibt es stilistische Unterschiede. Ich bin aber trotzdem der Meinung, dass man seiner einen Stimme treu bleiben sollte. Das ist mein Instru ment. Man kann das ganz gut mit dem Cello vergleichen, das ja der menschlichen Stimme sehr ähnlich ist. Ein Cellist hat in der Regel auch immer dasselbe Instrument. Und wenn man einen Cellisten fragt, so würde er auch sagen, dass er mit diesem Instrument alles spielen kann und dass er natürlich auch hier für jeden Stil seine Technik hat und eine Klangidee, die er mit seinem einen Instrument verwirklicht. Und so sehe ich das auch. Wenn ich einen Liederabend gestalte, habe ich nicht das Gefühl, dass ich meine Opernstimme beim Pförtner deponiere und jetzt mit der Liedstimme singe. Aber natürlich versuche ich mich auf jedes Programm – ob nun Oper, Lied oder Oratorium – einzustellen und stilistisch den richtigen Ton zu finden. Als Künstler hat sich dem Stil und dem Genre unterzuordnen. So versuche ich auch in einem Liederabend, in dem verschiedene Komponistinnen und Komponisten auf dem Programm stehen, dem jeweilige Komponisten im Klang gerecht zu werden, und das kann auch manchmal sehr unterschiedlich sein. Und so stelle ich mich auch darauf ein, wenn ich zum Beispiel einen Messias im Konzert singe. Ich singe trotzdem mit meiner Stimme, gehe aber mit Phrasierung, Gestaltung oder Vibrato deutlich anders um, als wenn ich wie jetzt im Sommer in Bayreuth auf der Bühne stehe. Und wenn man sich und seiner Stimme treu bleibt und jedes Genre wirklich ernst nimmt, dann spürt man auch
IM GESPRÄCH
in der eigenen stimmlichen Entwicklung, wie sehr sich die Genres gegenseitig befruchten. Ich kann mit Überzeugung sagen, dass jeder Liederabend, den ich singe, meinen Operngesang verbessert hat, und dass ich aus jeder Opernproduktion wichtige Impulse für meine Liedprogramme mitnehme.
Zum heutigen Programm: Es beginnt mit einer sehr schönen Schubert-Gruppe: Ist Dir als Österreicher Schuberts Musik besonders nah – vielleicht auch im Vergleich zum Nordlicht Johannes Brahms, der ja auch im Programm vorkommt?
Auch wenn ich die Frage nach einem Lieblingskomponisten eigentlich gar nicht mag bzw. einfach nicht beantworten kann – dafür gibt es einfach zu viel gute Musik und großartige Komponisten –, so muss ich doch gerade für den Liedbereich sagen, dass Schubert hier für mich eine absolute Spezialposition einnimmt, und zwar nicht nur, weil mich seine Lieder letztlich zum Singen gebracht haben, sondern tatsächlich, weil ich hier eine ganz besondere Verbundenheit spüre, die man gar nicht richtig erklären kann. Ich glaube schon, dass das auch irgendwie mit der Muttersprache bzw. der Herkunft zu tun hat. Schubert ist ein so wahnsinnig österreichischer Komponist, auch in seiner in seiner Tonsprache. Was ich an ihm schon immer sehr gemocht habe, ist, dass seine Musik bei aller Komplexität zumindest an der Oberfläche häufig so einfach, ja volksliedhaft daherkommt. Das gilt auch für viele seiner Lieder. Das ist sehr nahbar und man spürt einfach, wo Schuberts Wurzeln sind, man spürt seine Nähe zur Volksmusik. Diese Ursprünglichkeit und Verwurzelung in der kulturellen Heimat in Verbindung mit der höchstmöglichen Kunst ist für mich unglaublich berührend.
Und noch eines: Schubert schafft es wie kein anderer, in Dur zu weinen. Das ist es letztlich, das ihn als Wiener
outet, sein ganz besonderes Spiel mit Dur und Moll. Diese Leichtigkeit des Seins, dieses Grämen und Weinen im Fröhlichen und zugleich, das Negative mit einem leichten Achselzucken zu präsentieren, ist etwas sehr Wienerisches.
Brahms ist da letztlich gar nicht so weit entfernt, obwohl er geografisch und kulturell natürlich woanders herkommt. Ich merke aber immer mehr, dass ich Schubert und Brahms wahnsinnig gerne miteinander kombiniere. Bei Brahms gibt es etwas, das ich unter dem Faktor »Beethoven Phänomen« einordnen würde. Er war zwar kein Österreicher, aber unglaublich ins Österreichische integriert. Wenn man sich Brahms’ späteres Leben anschaut, könnte man fast behaupten, dass er doch auch ein sehr wienerischer oder zumindest kulturell in Wien beheimateter Komponist war. Und gerade bei den späten Liedern gibt es da auch geografisch eine schöne Verbindung: Seine Lieder Opus 94 und 96 hat er in der Sommer frische Mürzzuschlag in der Steiermark komponiert – das ist keine 20 Minuten von dem Ort entfernt, wo ich aufgewachsen bin.
In den Liedern des heutigen Programms spielt häufig Wasser eine groß Rolle – und es geht natürlich ums Wandern. Du bist aus der Steiermark. Was ist dir näher, die Berge oder das Wasser? Bist du eher in Wanderer oder zieht es Dich ans Wasser?
Natürlich bin ich ein Kind der Berge. Da bin ich aufgewachsen. Und wenn ich zu Hause bin und frei habe, verbringe ich meine Zeit tatsächlich auch immer bei meinen Schwiegereltern, die auf über 1.000 Metern in den steirischen Bergen leben. Also rein emotional, kulturell sind mir die Berge näher. Wandern im Sinn von sechs Stunden extremem Bergsteigen ist zwar nicht so mein Fall, aber ich genieße in jedem Fall die Höhe und die Weite
IM GESPRÄCH
der Berge. Das gibt eine ganz besondere Freiheit und Ruhe, wenn man da oben in den Bergen steht und über den Horizont schaut. Das ist einzigartig.
Aber Wasser hat für mich auch einen ganz besonderen Reiz – und es muss auch für viele Komponisten eine Art magische Anziehungskraft gehabt haben. Und Wasser gibt es ja schließlich auch in den Bergen. Ich finde es besonders faszinierend, die sich Wasser in den Bergen bewegt und wie hier Landschaftsveränderung und Wasser zusammenhängen. Das hat eine ganz besondere Eigendynamik. Diese Faszination findet man auch immer wieder im Lied, auch bei Schubert, der ja vermutlich niemals das Meer gesehen hat. Aber wenn wir natürlich an die Schöne Müllerin denken und an die Rolle des Bachs, oder auch daran wie sich die Bewegung des Wassers verändert, ob es nun ein Bächlein ist oder ein großer Strom, dann findet man das auch immer wieder in der Musik und im Lied.
Über das Wasser kommen wir jetzt in eine Region, die eher weniger Berge und viel Wasser hat, nach England: Den Abschluss des Abends bildet Ralph Vaughan Williams Liederzyklus »Songs of Travel«, der ja häufig auch als »britische Winterreise« bezeichnet wird, weil es dort eben auch um einen Wanderer geht, der durch die Lande zieht. Entstanden sind die »Songs of travel« allerdings erst zwischen 1901 und 1904 – also fast 80 Jahre nach Schuberts Meisterwerk. Die Texte stammen vom Autor der »Schatzinsel«, Robert Louis Stevenson. Siehst Du da dennoch Verbindungen? Oder was für ein Wanderer ist das für Dich in den »Songs of travel« –im Vergleich zu Schuberts Protagonist?
Ja, natürlich, der Vergleich mit Schuberts Winterreise wird hier oft bedient, vermutlich auch, weil man vielleicht hofft, dass dann mehr Publikum zu den Songs of Travel kommt. Ich kann das schon auch nachvollziehen

mit der britischen Winterreise . Aber ehrlich gesagt, je mehr ich mich mit Vaughan Williams’ Zyklus beschäftige, desto weniger Parallelen zur Winterreise finde ich. Natürlich gibt es in beiden Zyklen einen wandernden Protagonisten. Aber eigentlich war es das dann auch schon. Denn emotional ist die Reise in den Songs of Travel für mich eine völlig andere. Der Protagonist ist hier viel abgeklärter, ein Mensch, der deutlich sicherer ist als Schuberts Wanderer und der weniger Fragen hat. Das ist jemand, der sich positiv zurückentsinnt. Und vor allem, das ist für mich der wesentlichste Unterschied, sind die Songs of Travel eine abgeschlossene Geschichte. Das ist ja bei der Winterreise definitiv nicht so. Da gibt es ja ganze wissenschaftliche Abhandlungen darüber, wo und ob die Winterreise anfängt und endet.
Schuberts Winterreise ist für mich ganz persönlich eine enorme emotionale Herausforderung, weil dieses Stück so enorm vielschichtig ist. Man kann damit gar nicht fertig werden. Und ich glaube wirklich, dass man je nach Tagesverfassung oder Tageszeit seine Meinung über die
IM GESPRÄCH
Winterreise – und damit auch seinen Interpretationsansatz – ändern kann. Bei den Songs of Travel ist das alles sehr viel klarer und deutlicher. Die Emotionen sind hier eindeutiger und zugänglicher. Und auch musikalischharmonisch dominiert hier das Romantisch Schwelgerische. Das ist einfach eine unglaublich schöne Tonsprache. Wie hier die Worte in Musik ausgekleidet sind. Das berührt mich wahnsinnig. Und ich mag einfach diese Klarheit der Struktur, die in sich abgeschlossene Geschichte, die man auch musikalisch wahrnehmen kann. Wenn man nämlich gut zuhört, kann man ganz am Schluss in den letzten vier Takten nochmal das Eingangsthema, diesen Marschrhythmus hören, mit dem di Wanderschaft begonnen hat. Am Schluss kommt das nochmal sehr versöhnlich und positiv in einem wunderschönen Dur. Damit enden die Songs of travel sehr positiv – das mag ich sehr. Bei aller Melancholie und den herbstlichen Farben (passend zur aktuellen Jahreszeit), die dieser Zyklus fraglos auch hat, ist der Grundtenor positiv, ja geradezu heimelig. Wie ein nach Hause kommen ins Warme nach einem langen Spaziergang in der Kälte. Das tut einfach gut.
Lieber Alexander, wir freuen uns darauf! Vielen Dank für das schöne Gespräch.

TEXTE
FRANZ SCHUBERT
DRANG IN DIE FERNE
Vater, du glaubst es nicht, Wie’s mir zum Herzen spricht, Wenn ich die Wolken seh’, Oder am Strome steh’, Wolkengold, Wellengrün Ziehen so leicht dahin, Weilen im Sonnenlicht, Aber bei Blumen nicht.
Zögern und rasten nie, Eilen als wüssten sie Ferne und ungekannt Irgend ein schön’res Land.
Ach! von Gewölk und Fluth
Hat auch mein wildes Blut
Heimlich geerbt den Drang, Stürmet die Welt entlang!
Vaterlands Felsenthal
Wird mir zu eng, zu schmal; Denn meiner Sehnsucht Traum Findet darin nicht Raum.
Lasst mich! ich muss, ich muss Fordern den Scheidekuss.
Vater und Mutter mein, Müsset nicht böse seyn:
Hab’ euch ja herzlich lieb, Aber ein wilder Trieb Jagt mich waldein waldaus, Weit von dem Vaterhaus.
Sorgt nicht durch welches Land
Einsam mein Weg sich wand, Monden und Sternenschein Leuchtet auch dort hinein.
Überall wölbt’s Gefild’
Sich den azurnen Schild, Den um die ganze Welt Schirmend der Schöpfer hält.
Ach und wenn nimmermehr
Ich zu euch wiederkehr’, Lieben, so denkt er fand Glücklich das schön’re Land.
Karl Gottfried von Leitner (1800–1890)
AM STROME
Ist mir’s doch, als sei mein Leben An den schönen Strom gebunden. Hab’ ich Frohes nicht an seinem Ufer, Und Betrübtes hier empfunden?
Ja du gleichest meiner Seele; Manchmal grün, und glatt gestaltet, Und zu Zeiten – herrschen StürmeSchäumend, unruhvoll, gefaltet.
Fließest zu dem fernen Meere, Darfst allda nicht heimisch werden. Mich drängt’s auch in mildre Lande –Finde nicht das Glück auf Erden.
Johann Baptist Mayrhofer (1787–1836)
TEXTE
ALINDE
Die Sonne sinkt ins tiefe Meer, Da wollte sie kommen.
Geruhig trabt der Schnitter einher, Mir ist’s beklommen.
»Hast, Schnitter, mein Liebchen nicht gesehn?
Alinde, Alinde!«
»Zu Weib und Kindern muss ich gehn, Kann nicht nach andern Dirnen sehn; Sie warten mein unter der Linde.«
Der Mond betritt die Himmelsbahn, Noch will sie nicht kommen.
Dort legt der Fischer das Fahrzeug an, Mir ist’s beklommen.
»Hast, Fischer, mein Liebchen nicht gesehn? Alinde, Alinde!«
»Muss suchen, wie mir die Reusen stehen, Hab nimmer Zeit nach Jungfern zu gehen, Schau, welch einen Fang ich finde.«
Die lichten Sterne ziehn herauf, Noch will sie nicht kommen.
Dort eilt der Jäger in rüstigem Lauf, Mir ist’s beklommen.
»Hast, Jäger, mein Liebchen nicht gesehn? Alinde, Alinde!«
»Muss nach dem bräunlichen Rehbock gehen, Hab nimmer Lust nach Mädeln zu sehn; Dort schleicht er im Abendwinde.«
In schwarzer Nacht steht hier der Hain, Noch will sie nicht kommen. von allen Lebendgen irr ich allein,
Bang und beklommen.
»Dir, Echo, darf ich mein Leid gestehn: Alinde, Alinde!«
»Alinde,« liess Echo leise herüberwehn; Da sah ich sie mir zur Seite stehn: »Du suchtest so treu, nun finde!«
Johann Friedrich Rochlitz (1769–1842)
DER JÜNGLING AN DER QUELLE
Leise, rieselnder Quell, Ihr wallenden, flispernden Pappeln, Euer Schlummergeräusch
Wecket die Liebe nur auf.
Linderung sucht’ ich bei euch, Und sie zu vergessen, die Spröde; Ach! und Blätter und Bach
Seufzen: Luise dir nach!
Johann Gaudenz Freiherr von Salis-Seewis (1762–1834)
AUF DER BRUCK
Frisch trabe sonder Ruh und Rast, Mein gutes Ross, durch Nacht und Regen! Was scheust du dich vor Busch und Ast Und strauchelst auf den wilden Wegen?
Dehnt auch der Wald sich tief und dicht, Doch muss er endlich sich erschliessen, Und freundlich wird ein fernes Licht Uns aus dem dunkeln Tale grüssen.
Wohl könnt’ ich über Berg und Feld
Auf deinem schlanken Rücken fliegen Und mich am bunten Spiel der Welt,
TEXTE
An holden Bildern mich vergnügen. Manch Auge lacht mir traulich zu Und beut mir Frieden, Lieb’ und Freude. Und dennoch eil’ ich ohne Ruh Zurück, zurück zu meinem Leide.
Denn schon drei Tage war ich fern Von ihr, die ewig mich gebunden, Drei Tage waren Sonn’ und Stern Und Erd’ und Himmel mir verschwunden. Von Lust und Leiden, die mein Herz Bei ihr bald heilten, bald zerrissen, Fühlt’ ich drei Tage nur den Schmerz, Und ach! die Freude musst’ ich missen!
Weit sehn wir über Land und See Zur wärmern Flur den Vogel fliegen; Wie sollte denn die Liebe je In ihrem Pfade sich betrügen? Drum trabe mutig durch die Nacht! Und schwinden auch die dunkeln Bahnen, Der Sehnsucht helles Auge wacht, Und sicher führt mich süßes Ahnen.
Ernst Konrad Friedrich Schulze (1789–1817)
DER WANDERER AN DEN MOND
Ich auf der Erd, am Himmel du, Wir wandern beide rüstig zu: –Ich ernst und trüb, du mild und rein, Was mag der Unterschied wohl sein? Ich wandre fremd von Land zu Land, So heimatlos, so unbekannt, Bergauf, bergab, waldein, waldaus, Doch bin ich nirgend, ach, zu Haus. Du aber wanderst auf und ab
Aus Westens Wieg in Ostens Grab, Wallst länderein und länderaus, Und bist doch, wo du bist, zu Haus. Der Himmel, endlos ausgespannt, Ist dein geliebtes Heimatland.
O glücklich, wer, wohin er geht, Doch auf der Heimat Boden steht.
Johann Gabriel Seidl (1804–1875)
WANDERERS NACHTLIED
Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du Kaum einen Hauch; Die Vöglein schweigen im Walde, Warte nur, balde Ruhest du auch.
Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832)
WILLKOMEN UND ABSCHIED
Es schlug mein Herz, geschwind zu Pferde! Es war getan fast eh’ gedacht. Der Abend wiegte schon die Erde, Und an den Bergen hing die Nacht; Schon stand im Nebelkleid die Eiche, Ein aufgetürmter Riese, da, Wo Finsterniss aus dem Gesträuche Mit hundert schwarzen Augen sah.
Der Mond von einem Wolkenhügel Sah kläglich aus dem Duft hervor, Die Winde schwangen leise Flügel,
TEXTE
Umsausten schauerlich mein Ohr; Die Nacht schuf tausend Ungeheuer, Doch frisch und fröhlich war mein Mut:
In meinen Adern welches Feuer!
In meinem Herzen welche Glut!
Dich sah ich, und die milde Freude
Floss von dem süssen Blick auf mich; Ganz war mein Herz an deiner Seite Und jeder Atemzug für dich.
Ein rosenfarbnes Frühlingswetter Umgab das liebliche Gesicht, Und Zärtlichkeit für mich – Ihr Götter!
Ich hofft’ es, ich verdient’ es nicht!
Doch ach, schon mit der Morgensonne Verengt der Abschied mir das Herz: In deinen Küssen welche Wonne!
In deinem Auge welcher Schmerz!
Ich ging, du standst und sahst zur Erden, Und sahst mir nach mit nassem Blick:
Und doch, welch Glück, geliebt zu werden!
Und lieben, Götter, welch ein Glück!
Johann Wolfgang von Goethe
JOHANNES
BRAHMS
MEERFAHRT
Mein Liebchen, wir saßen beisammen Traulich im leichten Kahn. Die Nacht war still und wir schwammen Auf weiter Wasserbahn.
Die Geisterinsel, die schöne, Lag dämmrig im Mondenglanz; Dort klangen liebe Töne Und wogte der Nebeltanz.
Dort klang es lieb und lieber Und wogt es hin und her; Wir aber schwammen vorüber Trostlos auf weitem Meer.
Heinrich Heine (1797–1856)
VERZAGEN
Ich sitz’ am Strande der rauschenden See Und suche dort nach Ruh’, Ich schaue dem Treiben der Wogen Mit dumpfer Ergebung zu.
Die Wogen rauschen zum Strande hin, Sie schäumen und vergehn, Die Wolken, die Winde darüber, Die kommen und verwehn.
Du ungestümes Herz sei still Und gib dich doch zur Ruh’, Du sollst mit Winden und Wogen Dich trösten, – was weinest du?
Karl von Lemcke (1831–1913)
TEXTE
AN EINE ÄOLSHARFE
Angelehnt an die Efeuwand Dieser alten Terrasse, Du, einer luftgebor’nen Muse
Geheimnisvolles Saitenspiel, Fang’ an, Fange wieder an
Deine melodische Klage!
Ihr kommet, Winde, fern herüber, Ach! von des Knaben, Der mir so lieb war, Frischgrünendem Hügel.
Und Frühlingsblüten unterweges streifend, Übersättigt mit Wohlgerüchen, Wie süß, wie süß bedrängt ihr dies Herz! Und säuselt her in die Saiten, Angezogen von wohllautender Wehmut, Wachsend im Zug meiner Sehnsucht, Und hinsterbend wieder.
Aber auf einmal,
Wie der Wind heftiger herstößt, Ein holder Schrei der Harfe Wiederholt mir zu süßem Erschrecken
Meiner Seele plötzliche Regung, Und hier, die volle Rose streut geschüttelt All’ ihre Blätter vor meine Füße!
Eduard Mörike (1804–1875)
VON EWIGER LIEBE
Dunkel, wie dunkel in Wald und in Feld! Abend schon ist es, nun schweiget die Welt.
Nirgend noch Licht und nirgend noch Rauch, Ja, und die Lerche sie schweiget nun auch.
Kommt aus dem Dorfe der Bursche heraus, Gibt das Geleit der Geliebten nach Haus,
Führt sie am Weidengebüsche vorbei, Redet so viel und so mancherlei:
»Leidest du Schmach und betrübest du dich, Leidest du Schmach von andern um mich,
Werde die Liebe getrennt so geschwind, Schnell wie wir früher vereiniget sind.
Scheide mit Regen und scheide mit Wind, Schnell wie wir früher vereiniget sind.«
Spricht das Mägdelein, Mägdelein spricht: »Unsere Liebe sie trennet sich nicht!
Fest ist der Stahl und das Eisen gar sehr, Unsere Liebe ist fester noch mehr.
Eisen und Stahl, man schmiedet sie um, Unsere Liebe, wer wandelt sie um?
Eisen und Stahl, sie können zergehn, Unsere Liebe muss ewig bestehn!«
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben (1798–1874)
TEXTE
RALPH VAUGHAN WILLIAMS
Texte: Robert Louis Stevenson (1850–1894)
THE VAGABON
Give to me the life I love, Let the lave go by me, Give the jolly heaven above And the byway nigh me.
Bed in the bush with stars to see, Bread I dip in the river
There’s the life for a man like me, There’s the life for ever.
Let the blow fall soon or late, Let what will be o’er me; Give the face of earth around And the road before me.
Wealth I seek not, hope nor love, Nor a friend to know me;
All I seek, the heaven above And the road below me.
Or let autumn fall on me Where afield I linger, Silencing the bird on tree, Biting the blue finger.
White as meal the frosty fieldWarm the fireside havenNot to autumn will I yield, Not to winter even!
Let the blow fall soon or late, Let what will be o’er me; Give the face of earth around, And the road before me.
Wealth I ask not, hope nor love, Nor a friend to know me;
Deutsche wörtliche Übersetzungen: IHWA
DER LANDSTREICHER
Gib mir das Leben, das ich liebe, Lass das, was übrig ist, an mir vorbeiziehen, Gib den fröhlichen Himmel über mir und den Weg neben mir.
Ein Bett im Busch, um die Sterne zu sehen, Brot, das ich in den Fluss tauche –Das ist das Leben für einen Mann wie mich, Das ist das Leben für immer.
Lass den Schlag mich früher oder später treffen, Lass kommen, was über mich kommen wird; Gib das Antlitz der Erde um mich herum
Und die Straße vor mir.
Ich suche weder Reichtum noch Hoffnung oder Liebe, Noch einen Freund, der mich kennt; Alles, was ich suche, ist der Himmel über Und die Straße unter mir.
Oder lass den Herbst über mich hereinbrechen, Wo ich in der Ferne verweile, Den Vogel auf dem Baum zum Schweigen bringen, Den blauen Finger beißen.
Weiß wie Mehl das frostige FeldWarm der Zufluchtsort an der Feuerstelle –Nicht dem Herbst werde ich weichen, Nicht einmal dem Winter!
Lass den Wind früh oder spät fallen, Lass kommen, was über mich kommen wird; Gib das Antlitz der Erde um mich herum Und die Straße vor mir.
Ich suche weder Reichtum noch Hoffnung oder Liebe, Noch einen Freund, der mich kennt;
TEXTE
All I ask, the heaven above And the road below me.
LET BEAUTY AWAKE
Let Beauty awake in the morn from beautiful dreams,
Beauty awake from rest!
Let Beauty awake
For Beauty’s sake
In the hour when the birds awake in the brake
And the stars are bright in the west!
Let Beauty awake in the eve from the slumber of day,
Awake in the crimson eve!
In the day’s dusk end
When the shades ascend,
Let her wake to the kiss of a tender friend,
To render again and receive!
THE ROADSIDE FIRE
I will make you brooches and toys for your delight
Of bird song at morning and star shine at night,
I will make a palace fit for you and me
Of green days in forests, and blue days at sea.
I will make my kitchen, and you shall keep your room,
Where white flows the river and bright blows the broom;
And you shall wash your linen and keep your body white
In rainfall at morning and dewfall at night.
Alles, was ich suche, ist der Himmel über
Und die Straße unter mir.
LASS DIE SCHÖNHEIT ERWACHEN
Lass die Schönheit am Morgen aus schönen Träumen erwachen,
Schönheit, erwache aus der Ruhe!
Lass die Schönheit erwachen
Um der Schönheit willen
In der Stunde, wenn die Vögel im Gebüsch erwachen
Und die Sterne im Westen hell leuchten!
Lass die Schönheit am Abend aus dem Schlummer des Tages erwachen, Erwachen in der purpurroten Abenddämmerung!
In der Dämmerung des Tages
Wenn die Schatten aufsteigen,
Lass sie durch den Kuss eines zärtlichen Freundes erwachen,
Um wieder zu geben und zu empfangen!
DAS FEUER AM WEGESRAND
Ich werde dir Broschen und Spielzeug zu deiner Freude basteln,
Aus Vogelgezwitscher am Morgen und Sternenglanz in der Nacht
Ich werde einen Palast für dich und mich bauen, Aus grünen Tagen im Wald und blauen Tagen am Meer.
Ich werde meine Küche einrichten, und du sollst dein Zimmer behalten,
Wo weiß der Fluss fließt und der Ginster hell blüht;
Und du sollst deine Wäsche waschen und deinen Körper rein halten
Bei Regen am Morgen und Tau in der Nacht.
TEXTE
And this shall be for music when no one else is near,
The fine song for singing, the rare song to hear! That only I remember, that only you admire, Of the broad road that stretches and the roadside fire.
YOUTH AND LOVE
To the heart of youth the world is a highwayside. Passing for ever, he fares; and on either hand, Deep in the gardens golden pavilions hide, Nestle in orchard bloom, and far on the level land
Call him with lighted lamp in the eventide.
Thick as stars at night when the moon is down,
Pleasures assail him. He to his nobler fate
Fares; and but waves a hand as he passes on, Cries but a wayside word to her at the garden gate, Sings but a boyish stave and his face is gone.
IN DREAMS
In dreams unhappy, I behold you stand
As heretofore:
The unremember’d tokens in your hand
Avail no more.
No more the morning glow, no more the grace, Enshrines, endears. Cold beats the light of time upon your face And shows your tears.
Und dies soll die Musik sein, wenn niemand sonst in der Nähe ist,
Das schöne Lied zu Singen, das seltene Lied zu Hören! An das nur ich mich erinnere, das nur du bewunderst, Von der breiten Straße, die sich ausdehnt, und dem Feuer am Wegesrand.
JUGEND UND LIEBE
Für das Herz der Jugend ist die Welt eine Landstraße. Ewig wandert er, und zu beiden Seiten
Verbergen sich tief in den Gärten goldene Pavillons, Schmiegen sich an blühende Obstgärten, und rufen ihn weit auf der Ebene mit Brennenden Lampen in der Abenddämmerung.
Dicht wie Sterne in der Nacht, wenn der Mond untergegangen ist, Überfallen ihn Vergnügungen. Er geht seinem edleren Schicksal entgegen
Und winkt nur mit der Hand, Ruft ihr nur ein Wort vom Wegesrand am Gartentor zu, Singt nur ein knabenhaftes Lied, und schon ist sein Gesicht verschwunden.
IN TRÄUMEN
In unglücklichen Träumen seh’ ich dich stehen Wie früher:
Die vergessenen Zeichen in deiner Hand Gelten nicht mehr.
Nicht mehr der Morgenglanz, nicht mehr die Anmut, Verehrt, liebkost.
Kalt schlägt das Licht der Zeit auf dein Gesicht Und zeigt deine Tränen.
TEXTE
He came and went. Perchance you wept awhile And then forgot.
Ah me! but he that left you with a smile
Forgets you not.
THE INFINITE SHINING HEAVENS
The infinite shining heavens Rose, and I saw in the night
Uncountable angel stars
Showering sorrow and light.
I saw them distant as heaven, Dumb and shining and dead, And the idle stars of the night Were dearer to me than bread.
Night after night in my sorrow
The stars looked over the sea, Till lo! I looked in the dusk And a star had come down to me.
WHITHER MUST I WANDER
Home no more home to me, whither must I wander?
Hunger my driver, I go where I must.
Cold blows the winter wind over hill and heather: Thick drives the rain and my roof is in the dust. Loved of wise men was the shade of my roof tree,
The true word of welcome was spoken in the door
Dear days of old with the faces in the firelight, Kind folks of old, you come again no more.
Er kam und ging. Vielleicht hast du eine Weile geweint Und dann vergessen.
Ach! aber er, der dich mit einem Lächeln verließ Vergisst dich nicht.
DER UNENDLICHE LEUCHTENDE HIMMEL
Der unendliche leuchtende Himmel Erhob sich, und ich sah in der Nacht Unzählige Engelssterne, Die Kummer und Licht verströmten.
Ich sah sie fern wie den Himmel, Stumm und leuchtend und tot, Und die müßigen Sterne der Nacht Waren mir lieber als Brot.
Nacht für Nacht in meinem Kummer Blickten die Sterne über das Meer, Bis siehe da! Ich schaute in die Dämmerung Und ein Stern war zu mir herabgekommen.
WOHIN SOLL ICH WANDERN
Mein Zuhause ist nicht mehr mein Zuhause, wohin soll ich wandern?
Der Hunger treibt mich an, ich gehe, wohin ich muss. Kalt bläst der Winterwind über Hügel und Heidekraut: Dichter Regen fällt und mein Dach liegt im Staub. Geliebt von den Weisen war der Schatten meines Dachbaums,
Das wahre Wort des Willkommens wurde an der Tür gesprochenLiebe Tage von einst mit den Gesichtern im Schein des Feuers, Liebe Leute von einst, ihr kommt nie wieder.
TEXTE
Home was home then, my dear, full of kindly faces, Home was home then, my dear, happy for the child.
Fire and the windows bright glittered on the moorland;
Song, tuneful song, built a palace in the wild.
Now when day dawns on the brow of the moorland, Lone stands the house, and the chimney stone is cold.
Lone let it stand, now the friends are all departed, The kind hearts, the true hearts, that loved the place of old.
Spring shall come, come again, calling up the moorfowl,
Spring shall bring the sun and rain, bring the bees and flowers;
Red shall the heather bloom over hill and valley, Soft flow the stream through the even flowing hours.
Fair the day shine as it shone on my childhood
Fair shine the day on the house with open door; Birds come and cry there and twitter in the chimney
But I go for ever and come again no more.
BRIGHT IS THE RING OF WORDS
Bright is the ring of words
When the right man rings them, Fair the fall of songs
When the singer sings them, Still they are carolled and saidOn wings they are carried
Damals war das Zuhause ein Zuhause, meine Liebe, voller freundlicher Gesichter, Damals war das Zuhause ein Zuhause, meine Liebe, glücklich für das Kind.
Das Feuer und die Fenster glitzerten hell auf der Heide;
Gesang, klangvoller Gesang, baute einen Palast in der Wildnis.
Jetzt, wo der Tag über der Heide dämmert, Steht das Haus einsam, und der Schornstein ist kalt.
Einsam soll es stehen, nun sind alle Freunde fort,
Die guten Herzen, die wahren Herzen, die den Ort von einst liebten.
Der Frühling wird kommen, wiederkommen, rufen die Moorhühner,
Der Frühling wird Sonne und Regen bringen, bringt Bienen und Blumen;
Rot wird das Heidekraut über Hügel und Tal blühen, Sanft fließt der Bach durch die gleichmäßig vergehenden Stunden.
Schön scheint der Tag, wie er in meiner Kindheit schien –
Schön scheint der Tag auf das Haus mit offener Tür; Vögel kommen und schreien dort und zwitschern im Schornstein
Aber ich gehe für immer und komme nie wieder zurück.
HELL IST DER KLANG DER WORTE
Hell ist der Klang der Worte, wenn der richtige Mann sie ausspricht, Schön ist der Klang der Lieder, wenn der Sänger sie singt, Dennoch werden sie gesungen und gesagt
Auf Flügeln werden sie getragen
TEXTE
After the singer is dead And the maker buried.
Low as the singer lies In the field of heather, Songs of his fashion bring The swains together. And when the west is red With the sunset embers, The lover lingers and sings And the maid remembers.
I HAVE TROD THE UPWARD AND THE DOWNWARD SLOPE I have trod the upward and the downward slope; I have endured and done in days before;
I have longed for all, and bid farewell to hope; And I have lived and loved, and closed the door.
Nachdem der Sänger gestorben ist und der Schöpfer begraben wurde.
Tief liegt der Sänger
Im Heidekrautfeld, Lieder seiner Art bringen Die Jünglinge zusammen. Und wenn der Westen rot ist Von der Glut des Sonnenuntergangs, Verweilt der Liebhaber und singt Und die Magd erinnert sich.
ICH BIN AUFWÄRTS UND ABWÄRTS GEWANDERT
Ich bin aufwärts und abwärts gewandert Ich habe in vergangenen Tagen ausgeharrt und getan;
Ich habe mich nach allem gesehnt und mich von der Hoffnung verabschiedet; Ind ich habe gelebt und geliebt und die Tür geschlossen.
MITWIRKENDE

ALEXANDER GRASSAUER
Bass-Bariton
Der junge Bass Bariton Alexander Grassauer erhielt seinen ersten Gesangsunterricht bei Sigrid Rennert in Bruck an der Mur. Er setzte seine Studien bei Prof. Karlheinz Hanser sowie in der Liedklasse von Prof. Florian Boesch an der Universität für Musik und darstellendeKunst Wien fort. Wichtige künstlerische Impulse verdankt er Meisterkursen bei Ramon Vargas, Robert Holl und KS Elīna Garanča.
Seine Opernkarriere begann Alexander Grassauer mit Partien wie Masetto in Don Giovanni am Stadttheater Baden bei Wien, dem Marchese in La Traviata bei den Festspielen Klosterneuburg oder Figaro in Le nozze di Figaro am Schlosstheater Schönbrunn. Tourneen führten ihn u. a. mit dem Teatro alla Scala als Sprecher in Die Zauberflöte nach Shanghai; an der Deutschen Oper am Rhein interpretierte er den Frank in Die Fledermaus . 2019 bis 2024 war der Bass Bariton festes Ensemblemitglied am Staatstheater am Gärtnerplatz in München, wo er u. a. als Masetto, Leporello, Don Basilio ( Il barbiere di Siviglia ), Alidoro ( La Cenerentola ), Monterone ( Rigoletto ), Graf von Walter ( Luisa Miller ) und als Frank ( Die Fledermaus ) zu erleben war. In der Saison 2024/25 gastierte er u. a. als Don Basilio an der Semperoper Dresden, als Dulcamara in L’elisir d’amore am Münchner Gärtnerplatztheater und in Gottfried von Einems Oper Der Prozess an der Wiener Kammeroper. Bei den Bayreuther Festspielen gab er im Sommer 2025 sein Debüt als Hermann Ortel in Die Meistersinger von Nürnberg sowie als Melot in Tristan und Isolde . Die Saison 2025/26 führt Alexander Grassauer erneut an das Gärtnerplatztheater. Außerdem ist er als Don Fernando in Beethovens Fidelio sowohl an der Bayeri
schen Staatsoper als auch beim Beethoven Easter Festival in Warschau zu erleben. Darüber hinaus wird er an der Semperoper in Dresden in einer Neuproduktion von Luigi Nonos Il capello di paglia di Firenze sowie als Sprecher in Die Zauberflöte zu erleben sein. Einen weiteren Höhepunkt der Saison markiert seine Rückkehr zu den Bayreuther Festspielen als Donner in Das Rheingold . Neben seiner Tätigkeit auf der Opernbühne ist Alexander Grassauer auch ein gefragter Konzert und Liedsänger, der vom Großen Festspielhaus Salzburg über das Konzerthaus und den Musikverein in Wien bis nach Italien, Portugal und Asien in bedeutenden Konzerthäusern gsungen hat. Als »Great Talent« des Wiener Konzerthauses war er in der Saison 2024/25 in mehreren Konzertformaten vertreten.
Alexander Grassauer ist Gewinner zahlreicher internationaler Wettbewerbe, darunter der Hariclea Darclée Wettbewerb in Rumänien, der Internationale Brahms Wettbewerb, der Ferruccio Tagliavini Wettbewerb und der Otto Edelmann Wettbewerb in Wien. Darüber hinaus ist er gemeinsam mit dem Pianisten Mauro Filippo Zappalà Preisträger des Internationalen Wettbewerbs für Liedkunst Stuttgart 2022 und wurde u. a. mit dem ersten Preis der Initiative Zukunftsstimmen von KS Elīna Garanča sowie mit dem Emmerich Smola Preis des SWR (Junge Opernstars 2025) ausgezeichnet.

MARCELO AMARAL Klavier
Von der New York Times gefeiert als »Liedbegleiter der Superlative« hat sich der brasilianische Pianist Marcelo Amaral als gefragter Klavierpartner von Sängern und Instrumentalisten international etabliert. Seit dem Ge
winn des Pianistenpreises beim Internationalen Robert Schumann Liedwettbewerb 2009 arbeitete er mit zahlreichen renommierten Künstlern wie z. B. Janina Baechle, Olaf Bär, Juliane Banse, Daniel Behle, John Chest, Sarah Connolly, Melanie Diener, Veronika Eberle, Manuel Fischer Dieskau, Soile Isokoski, Konstantin Krimmel, Jochen Kupfer, Nils Mönkemeyer, Niamh O’Sullivan, Christoph Pohl, Christoph Prégardien, Tobias Scharfenberger, Birgid Steinberger, Roman Trekel, Carolina Ullrich, Michael Volle, Matthias Winckhler und dem Alfama Quartet.
Mit großem Erfolg konzertiert Marcelo Amaral u. a. in der Wigmore Hall in London, im Musée d’Orsay in Paris, bei der Schubertiade in Schwarzenberg, der Schuberìada Vilabertan und im Boulez Saal in Berlin. Marcelo Amaral war zu Gast bei zahlreichen Festivalswie dem Montpellier Festival, der Mozarteum Sommerakademie, dem Schleswig Holstein Musik Festival, dem International Art Song Festival, dem Ravinia Festival, dem Tuscan Sun Festival, dem Festival de Marvão und dem Oxford Lieder Festival. Rundfunkund Fernsehaufnahmen unter anderem für den Bayerischen Rundfunk, Deutschlandfunk Kultur, WDR/ ARTE, Radio France und BBC runden seine künstlerische Tätigkeit ab.
Seit 2014 hat Marcelo Amaral eine Professur für Liedgestaltung an der Hochschule für Musik Nürnberg inne und ist seit 2010 Mitglied im Künstlerischen Beirat der Internationalen Hugo Wolf Akademie.
Nach seinem Studium am Cleveland Institute of Music und der Indiana University vervollständigte er seine Studien durch die Zusammenarbeit mit namhaften Künstlern wie Elly Ameling, Dietrich Fischer Dieskau, Rudolf Jansen, Malcolm Martineau, Olga Radosavljevich, András Schiff, Peter Schreier und Roger Vignoles. Zudem studierte er Liedgestaltung bei Helmut Deutsch an der Hochschule für Musik und Theater München.
SO | 18. DEZEMBER 2025 | 19.30 UHR
Foyer I. Rang, Opernhaus Stuttgart
2. Liedkonzert
MICHAEL NAGL, Bariton
VLAD IFTINCA, Klavier
Franz Schubert: Winterreise D 911
SO | 18. JANUAR 2026 | 17.00 UHR
Weißer Saal, Neues Schloss Stuttgart
Schubert 1826
SAMUEL HASSELHORN, Bariton
AMMIEL BUSHAKEVITZ, Klavier
Lieder von Franz Schubert
SO | 1. FEBRUAR 2026 | 19.00 UHR
Renitenztheater Stuttgart
Der Tod, das muss ein Wiener sein
HAGAR SHARVIT, Mezzosopran / MIKHAIL
TIMOSHENKO , Bariton / ELITSA DESSEVA, Klavier / NIKOLAUS BÜCHEL, Regie
Lieder und Geschichten aus dem Wiener Kaffeehaus –ein Liederabend mit Melange und Augenzwinkern
DO | 26. FEBRUAR 2026 | 19.30 UHR
Vortragssaal, Staatsgalerie Stuttgart
Galeriekonzert
JULIA KLEITER, Sopran
MARCELO AMARAL, Klavier
Lieder von Strauss, Mahler und Korngold
SA | 7. MÄRZ 2026 | 19.00 UHR
Vortragssaal, Staatsgalerie Stuttgart
Galeriekonzert: Dark matter(s)
GOLDA SCHULTZ, Sopran
JONATHAN WARE, Klavier
Lieder von Clara Schumann, Florence Price, Richard Strauss, Johannes Brahms, George Crumb u. a. VORSCHAU
Herausgeber Internationale Hugo -Wolf - Akademie für Gesang, Dichtung, Liedkunst e.V. Stuttgart, Jägerstraße 40, 70174 Stuttgart, Deutschland, Telefon +49(0)71122 11 77, Fax +49(0)711. 22 79 989, info@ihwa.de, www.ihwa.de
Vorstand Prof. Dr. Hansjörg Bäzner (Vorsitzender), Hans Georg Koch (Stv. Vor sitzender), Albrecht Merz (Schatzmeister), Walter Kübler (Schrift führer), Erster Bürgermeister Dr. Fabian Mayer (Ver tre ter der Landeshauptstadt Stuttgart), Cornelius Hauptmann, Richard Kriegbaum, Patrick Strub
Künstlerischer Beirat Prof. Marcelo Amaral, Oswald Beaujean, Prof. Dr. h.c. Thomas Hampson, Prof. Christiane Iven, Axel Köhler Intendanz/Redaktion/Satz Dr. Cornelia Weidner
Textnachweis Das Gespräch mit Alexander Grassauer entstand als Originalbeitrag für dieses Heft.
Bildnachweis Titel (Ausschnitt)/S. 11: Benjamin Barker (1776–1838), A Landscape at Wick, Gloucestershire/Below the Rocks (Eine Landschaft bei Wick, Gloucestershire), um 1824, Yale Center for British Art /wikimedia commons; S. 2: Caspar David Friedrich (1774–1840), Der Wanderer über dem Nebelmeer, um 1818, Hamburger Kunsthalle/ wikimedia commons; S. 13: Josse Impens (1840–1905), Vagabond; wikimedia commons; Markus Rebmann (Alexander Grassauer), Guido Werner (Marcelo Amaral)
Änderungen des Programms und der Mitwirkenden vorbehalten.
Wir danken unseren institutionellen Förderern



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