IHWA_Galeriekonzert_Wanderer_Programmheft_18Juli2024

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Wanderschaft, Wanderers Nachtlied, Wanderung – das Motiv des »Wanderns« wurde von zahlreichen Dichtern vor allem in der Romantik aufgegriffen und inspirierte Komponisten bis in die Modeme zu einer Vielzahl von unterschiedlichen Liedvertonungen. Mich beschäftigt das Thema schon seit langer Zeit. Mit dem Programm »Wanderer« gewinnt diese Beschäftigung endlich eine konkrete Form, und ich bin sehr glücklich, dass ich meine Zuhörer mitnehmen kann auf meine Reise in die Welt des Wanderers.

Das Wandern steht für das Suchen, die Suche nach Glück, nach dem Platz im Leben. Wie in den Zyklen des menschlichen Lebens geht es in den sieben großen Abschnitten des Programms um Suche, Liebessehnsucht, um Hoffnung und Enttäuschung, um Aufbegehren, Verzweiflung und Angst, aber auch um Besinnung, innere Ruhe und Neuanfang, Die Lieder, die ich dafür gemeinsam mit meinem Pianisten Marcelo Amaral zusammengestellt habe, erzählen eine Geschichte, eine Lebensreise. Musik und insbesondere das Lied transportieren sich vor allem über die Imagination und die Phantasie des Zuhörers.

Die Bilder, die vor dem geistigen Auge unserer Zuhörer entstehen, spiegeln sich in den Bildern des Malers Ernst Redl (1943–2010), die im Programmheft abgedruckt sind. Die Landschaften, die er komponiert und in der Lasurtechnik der Alten Meister ausführt, fügen sich ausgezeichnet in die Stimmungen der Lieder und scheinen wie dafür geschaffen.

Jochen Kupfer

WOHLAUF UND FRISCH GEWANDERT

FRANZ SCHUBERT (1797–1828)

Der Wanderer D 493

ALBAN BERG (1885–1935)

Über den Bergen

ROBERT SCHUMANN ( 1810–1856)

Wanderung op. 35/7

FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY (1809–1847)

Frühlingslied op. 47/3

»WEISST DU, WARUM ES BRANDET, MEIN HERZ ...«

FRANZ SCHUBERT

Liebesbotschaft D 957 (aus: Schwanengesang )

RICHARD STRAUSS (1864–1949)

Traum durch die Dämmerung op. 29/1

HANS SOMMER (1837–1922)

Lass deine Lippen röter blüh’n op. 30/3

JOHANNES BRAHMS ( 1833–1897)

Geheimnis op. 71/3

PROGRAMM

»DIE SEELE STIRBT VOR SEHNEN«

FRANZ SCHUBERT

Im Walde (Ich wand’re über Berg und Tal) D 708

Am Meer D 957 (aus: Schwanengesang )

HANS SOMMER

Ich habe die ferne Geliebte op. 30/5

WILHELM KIENZL (1857–1941)

Wehmut op. 8/2

PAUSE »…UND DIE EINSAME TRÄNE RINNT.«

FRANZ SCHUBERT

Der Wanderer an den Mond D 870

Nacht und Träume D 827

JOHANNES BRAHMS

Die Mainacht op. 43/2

»MAG UNGLÜCK DOCH LAUT UM MICH BELLEN ...«

JOHANNES BRAHMS

Verzagen op. 72/4

Verzweiflung op. 33/10

»ICH BIN GESTORBEN DEM WELTGETÜMMEL«

GUSTAV MAHLER ( 1860–1911)

Ich in der Welt abhanden gekommen

FRANZ SCHUBERT

Letzte Hoffnung D 911(aus: Winterreise )

ARNOLD SCHÖNBERG (1874–1951)

Tot

HUGO WOLF ( 1860–1903)

Verborgenheit

»UND MORGEN WIRD DIE SONNE WIEDER SCHEINEN«

HUGO WOLF

In der Frühe

RICHARD STRAUSS

Morgen! op. 27/4

HANS SOMMER

Wanderers Nachtlied

ROBERT SCHUMANN

Stille Tränen op. 35/10

JOCHEN KUPFER, Bass-Bariton MARCELO AMARAL, Klavier

WOHLAUF UND FRISCH GEWANDERT

FRANZ SCHUBERT (1797–1828)

Der Wanderer D 493

ALBAN BERG (1885–1935)

Über den Bergen

ROBERT SCHUMANN ( 1810–1856)

Wanderung op. 35/7

FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY (1809–1847)

Frühlingslied op. 47/3

Ernst Redl (1943–2010), Auwald, 2009

DER WANDERER

Ich komme vom Gebirge her, Es dampft das Tal, es braust das Meer. Ich wandle still, bin wenig froh, Und immer fragt der Seufzer: wo?

Die Sonne dünkt mich hier so kalt, Die Blüte welk, das Leben alt, Und was sie reden, leerer Schall, Ich bin ein Fremdling überall.

Wo bist du, mein geliebtes Land?

Gesucht, geahnt und nie gekannt! Das Land, das Land, so hoffnungsgrün, Das Land, wo meine Rosen blühn,

Wo meine Freunde wandeln gehn, Wo meine Toten auferstehn, Das Land, das meine Sprache spricht, O Land, wo bist du?

Ich wandle still, bin wenig froh, Und immer fragt der Seufzer: wo?

Im Geisterhauch tönt’s mir zurück: »Dort, wo du nicht bist, dort ist das Glück!«

TEXTE

ÜBER DEN BERGEN

Über den Bergen, weit zu wandern, Sagen die Leute, wohnt das Glück. Ach, und ich ging im Schwarme der andern, kam mit verweinten Augen zurück. Über den Bergen, weit, weit drüben, Sagen die Leute, wohnt das Glück.

Karl Busse (1872–1918)

WANDERUNG

Wohlauf und frisch gewandert ins unbekannte Land! Zerrissen, ach zerrissen, ist manches teure Band. Ihr heimatlichen Kreuze, wo ich oft betend lag, Ihr Bäume, ach, ihr Hügel, o blickt mir segnend nach.

Noch schläft die weite Erde, kein Vogel weckt den Hain Doch bin ich nicht verlassen, doch bin ich nicht allein, Denn, ach, auf meinem Herzen trag’ ich ihr teures Pfand, Ich fühl’s, und Erd’. und Himmel sind innig mir verwandt.

Justinus Kerner (1786–1862)

FELIX MENDELSSOHN BARTHOLDY

FRÜHLINGSLIED

Durch den Wald, den dunkeln, Geht holde Frühlingsmorgenstunde, Durch den Wald von Himmel weht Eine leise Liebeskunde.

Selig lauscht der grüne Baum, Und er taucht mit allen Zweigen In den schönen Frühlingstraum, In den vollen Lebensreigen.

Blüht ein Blümchen irgendwo, Wird’s vom hellen Tau getränket, Das Versteckte zittert froh, Dass der Himmel sein gedenket.

In geheimer Laubesnacht, Wird des Vogels Herz getroffen Von der Liebe Zaubermacht, Und er singt ein süßes Hoffen.

All’ das frohe Lenzgeschick

Nicht ein Wort des Himmels kündet, Nur sein stummer, warmer Blick Hat die Seligkeit entzündet.

Also in den Winterharm, Der die Seele hielt bezwungen, Ist dein Blick mir, still und warm, Frühlingsmächtig eingedrungen.

Nikolaus Lenau (1802–1850)

»WEISST DU, WARUM ES BRANDET, MEIN HERZ ...«

FRANZ SCHUBERT

Liebesbotschaft D 957 (aus: Schwanengesang )

RICHARD STRAUSS (1864–1949)

Traum durch die Dämmerung op. 29/1

HANS SOMMER (1837–1922)

Lass deine Lippen röter blüh’n op. 30/3

JOHANNES BRAHMS ( 1833–1897)

Geheimnis op. 71/3

Ernst Redl, Die Straße zum Licht, 2002/2003

LIEBESBOTSCHAFT

Rauschendes Bächlein, so silbern und hell, Eilst zur Geliebten so munter und schnell? Ach, trautes Bächlein, mein Bote sei du; Bringe die Grüße des Fernen ihr zu.

All’ ihre Blumen im Garten gepflegt, Die sie so lieblich am Busen trägt, Und ihre Rosen in purpurner Glut, Bächlein, erquicke mit kühlender Flut.

Wenn sie am Ufer, in Träume versenkt, Meiner gedenkend, das Köpfchen hängt; Tröste die Süße mit freundlichem Blick, Denn der Geliebte kehrt bald zurück.

Neigt sich die Sonne mit rötlichem Schein, Wiege das Liebchen in Schlummer ein. Rausche sie murmelnd in süße Ruh, Flüstre ihr Träume der Liebe zu.

Ludwig Rellstab (1799–1860)

TEXTE

RICHARD STRAUSS

TRAUM DURCH DIE DÄMMERUNG

Weite Wiesen im Dämmergrau; Die Sonne verglomm, die Sterne ziehn; Nun geh’ ich hin zu der schönsten Frau, Weit über Wiesen im Dämmergrau, Tief in den Busch von Jasmin.

Durch Dämmergrau in der Liebe Land; Ich gehe nicht schnell, ich eile nicht; Mich zieht ein weiches, samtenes Band Durch Dämmergrau in der Liebe Land, In ein blaues, mildes Licht.

Otto Julius Birnbaum (1865–1910)

HANS SOMMER

LASS DEINE LIPPEN RÖTER BLÜH’N

Lass deine Lippen röter blüh’n, Lass deine Locken wilder sich wirr’n, Drücke den welken Strauß von Jasmin Fester und länger an meine Stirn!

Weißt du, warum so seltsam sein Duft, Sinnverzehrend, und süß, und toll, Weißt du, warum es brandet, mein Herz, Lieder und großer Stürme voll?

Einmal werden noch, eh’ sie verblüh’n, Sterbende Blumen duftschwer und licht –Einmal erwacht noch mein dunkles Herz, Glaubt dir, und liebt dich, und blüht, und bricht.

Emil von Schönaich-Carolath (1852–1908)

JOHANNES BRAHMS

GEHEIMNIS

O Frühlingsabenddämmerung!

O laues, lindes Weh’n, Ihr Blütenbäume, sprecht, was tut ihr so zusammensteh’n?

Vertraut ihr das Geheimnis euch

Von uns’rer Liebe süß?

Was flüstert ihr ein ander zu Von uns’rer Liebe süß?

Karl August Candidus (1817–1872)

»DIE SEELE STIRBT VOR SEHNEN«

FRANZ SCHUBERT

Im Walde (Ich wand’re über Berg und Tal) D 708

Am Meer D 957 (aus: Schwanengesang )

HANS SOMMER

Ich habe die ferne Geliebte op. 30/5

WILHELM KIENZL (1857–1941)

Wehmut op. 8/2

Edvard Munch, Portraitskizze Birgit Prestøe, 1924/25

IM WALDE

Ich wandre über Berg und Tal Und über grüne Heiden, Und mit mir wandert meine Qual, Will nimmer von mir scheiden. Und schifft’ ich auch durch’s weite Meer Sie käm auch dort wohl hinterher.

Wohl blühn viel Blumen auf der Flur, Die hab’ ich nicht gesehen.

Denn eine Blume seh’ ich nur

Auf allen Wegen stehen.

Nach ihr hab’ ich mich oft gebückt Und doch sie nimmer abgepflückt.

Die Bienen summen durch das Gras Und hängen an den Blüten;

Das macht mein Auge trüb’ und nass, Ich kann mir’s nicht verbieten.

Ihr süßen Lippen, rot und weich, Wohl hing ich nimmer so an euch!

Gar lieblich singen nah und fern

Die Vögel auf den Zweigen;

Wohl säng’ ich mit den Vögeln gern, Doch muss ich traurig schweigen.

Denn Liebeslust und Liebespein, Die bleiben jedes gern allein.

Am Himmel seh’ ich flügelschnell

Die Wolken weiter ziehen, Die Welle rieselt leicht und hell, Muss immer nahn und fliehen.

Doch haschen, wenn’s vom Winde ruht, Sich Wolk’ und Wolke, Flut und Flut.

Ich wandre hin, ich wandre her, Bei Sturm und heitern Tagen, Und doch erschau’ ich’s nimmermehr Und kann es nicht erjagen.

O Liebessehnen, Liebesqual, Wann ruht der Wanderer einmal?

Ernst Schulze (1789 – 1817)

AM MEER

Das Meer erglänzte weit hinaus Im letzten Abendscheine; Wir saßen am einsamen Fischerhaus, Wir saßen stumm und alleine.

Der Nebel stieg, das Wasser schwoll, Die Möwe flog hin und wieder; Aus deinen Augen liebevoll Fielen die Tränen nieder.

Ich sah sie fallen auf deine Hand, Und bin aufs Knie gesunken; Ich hab’ von deiner weißen Hand Die Tränen fortgetrunken.

Seit jener Stunde verzehrt sich mein Leib, Die Seele stirbt vor Sehnen; –Mich hat das unglücksel’ge Weib Vergiftet mit ihren Tränen.

Heinrich Heine (1797–1856)

HANS SOMMER

ICH HABE DIE FERNE GELIEBTE

Ich habe die ferne Geliebte In tiefem Traume geseh’n, Und weinen habe ich müssen, Als sollte mein Herz vergeh’n.

Nicht bebten die süßen Lippen, Nicht war ihre Wange blass, Nicht war von Tränen der Trauer Ihr dunkles Auge nass,

Es lag voll endloser Liebe, Voll Glück und voll Sonnenglanz, Und in den wehenden Locken Trug sie einen Myrtenkranz.

Emil von Schönaich-Carolath

WILHELM KIENZL

WEHMUT

Ich kann wohl manchmal singen, Als ob ich fröhlich sei, Doch heimlich Tränen dringen, Da wird das Herz mir frei.

Es lassen Nachtigallen, Spielt draußen Frühlingsluft, Der Sehnsucht Lied erschallen Aus ihres Kerkers Gruft.

Da lauschen alle Herzen, Und alles ist erfreut, Doch keiner fühlt die Schmerzen, Im Lied das tiefe Leid.

Joseph von Eichendorff (1788–1857)

CASPAR DAVID FRIEDRICH, 1774–1840

Der Wanderer über dem Nebelmeer, um 1818 Öl auf Leinwand, 74,8 × 94,8 cm

Mond mit Bäumen, Montage

»…UND DIE EINSAME TRÄNE RINNT.«

FRANZ SCHUBERT

Der Wanderer an den Mond D 870 Nacht und Träume D 827

JOHANNES BRAHMS

Die Mainacht op. 43/2

FRANZ SCHUBERT

DER WANDERER AN DEN MOND

Ich auf der Erd’, am Himmel du, Wir wandern beide rüstig zu: Ich ernst und trüb, du mild und rein, Was mag der Unterschied wohl sein?

Ich wandre fremd von Land zu Land, So heimatlos, so unbekannt; Bergauf, bergab, Wald ein, Wald aus, Doch bin ich nirgend, ach! zu Haus.

Du aber wanderst auf und ab Aus Ostens Wieg’ in Westens Grab, Wallst Länder ein und Länder aus, Und bist doch, wo du bist, zu Haus.

Der Himmel, endlos ausgespannt, Ist dein geliebtes Heimatland: O glücklich, wer, wohin er geht, Doch auf der Heimat Boden steht!

Johann Gabriel Seidl (1804–1875)

NACHT UND TRÄUME

Heil’ge Nacht, du sinkest nieder; Nieder wallen auch die Träume, Wie dein Mondlicht durch die Räume, Durch der Menschen stille Brust.

Die belauschen sie mit Lust; Rufen, wenn der Tag erwacht: Kehre wieder, heil’ge Nacht!

Holde Träume, kehret wieder!

Matthäus Casimir von Collin (1779–1824)

JOHANNES BRAHMS

DIE MAINACHT

Wann der silberne Mond durch die Gesträuche blinkt, Und sein schlummerndes Licht über den Rasen streut, Und die Nachtigall flötet, Wandl’ ich traurig von Busch zu Busch.

Überhüllet vom Laub, girret ein Taubenpaar Sein Entzücken mir vor; aber ich wende mich, Suche dunklere Schatten, Und die einsame Träne rinnt.

Wann, o lächelndes Bild, welches wie Morgenrot Durch die Seele mir strahlt, find’ ich auf Erden dich? Und die einsame Träne

Bebt mir heißer die Wang’ herab.

Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1748–1776)

»MAG UNGLÜCK DOCH LAUT UM MICH BELLEN ...«

JOHANNES BRAHMS

Verzagen op. 72/4

Verzweiflung op. 33/10

JOHANNES BRAHMS

VERZAGEN

Ich sitz’ am Strande der rauschenden See Und suche dort nach Ruh’, Ich schaue dem Treiben der Wogen Mit dumpfer Ergebung zu.

Die Wogen rauschen zum Strande hin, Sie schäumen und vergeh’n, Die Wolken, die Winde darüber, Die kommen und verweh’n.

Ernst Redl, Meer, 2001

Du ungestümes Herz, sei still Und gib dich doch zur Ruh’; Du sollst mit Winden und Wogen Dich trösten, – was weinest du?

Karl von Lemcke (1831–1913)

VERZWEIFLUNG

So tönet denn, schäumende Wellen, Und windet euch rund um mich her!

Mag Unglück doch laut um mich bellen, Erbost sein das grausame Meer!

Ich lache den stürmenden Wettern, Verachte den Zorngrimm der Flut, O mögen mich Felsen zerschmettern! Denn nimmer wird es gut.

Nicht klag ich, und mag ich nun scheitern, In wässrigen Tiefen vergehn!

Mein Blick wird sich nie mehr erheitern, Den Stern meiner Liebe zu sehn.

So wälzt euch bergab mit Gewittern, Und raset, ihr Stürme, mich an, Dass Felsen an Felsen zersplittern! Ich bin ein verlorener Mann.

Ludwig Tieck (1773–1853)

»ICH BIN GESTORBEN DEM WELTGETÜMMEL«

GUSTAV MAHLER ( 1860–1911)

Ich in der Welt abhanden gekommen

FRANZ SCHUBERT

Letzte Hoffnung D 911 (aus: Winterreise )

ARNOLD SCHÖNBERG (1874–1951)

Tot

HUGO WOLF ( 1860–1903)

Verborgenheit

Ernst Redl, Ghost Gums, 2005

GUSTAV MAHLER

ICH BIN DER WELT ABHANDEN GEKOMMEN

Ich bin der Welt abhanden gekommen, Mit der ich sonst viele Zeit verdorben, Sie hat so lange nichts von mir vernommen, Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben! Es ist mir auch gar nichts daran gelegen, Ob sie mich für gestorben hält, Ich kann auch gar nichts sagen dagegen, Denn wirklich bin ich gestorben der Welt. Ich bin gestorben dem Weltgetümmel, Und ruh’ in einem stillen Gebiet!

Ich leb’ allein in meinem Himmel, In meinem Lieben, in meinem Lied!

Friedrich Rückert (1788–1866)

FRANZ SCHUBERT

LETZTE HOFFNUNG

Hie und da ist an den Bäumen Manches bunte Blatt zu sehn, Und ich bleibe vor den Bäumen Oftmals in Gedanken stehn.

Schaue nach dem einen Blatte, Hänge meine Hoffnung dran; Spielt der Wind mit meinem Blatte, Zittr’ ich, was ich zittern kann.

Ach, und fällt das Blatt zu Boden, Fällt mit ihm die Hoffnung ab, Fall’ ich selber mit zu Boden, Wein’ auf meiner Hoffnung Grab.

Wilhelm Müller (1794–1827)

TEXTE

TOT

Ist alles eins, Was liegt daran!

Der hat sein Glück, Der seinen Wahn.

Was liegt daran!

Ist alles eins,

Der fand sein Glück

Und ich fand keins.

Jakob Haringer (1883–1948)

VERBORGENHEIT

Lass, o Welt, o lass mich sein!

Locket nicht mit Liebesgaben,

Lasst dies Herz alleine haben

Seine Wonne, seine Pein!

Was ich traure, weiß ich nicht, Es ist unbekanntes Wehe; Immerdar durch Tränen sehe

Ich der Sonne liebes Licht.

Oft bin ich mir kaum bewusst, Und die helle Freude zücket

Durch die Schwere, so mich drücket

Wonniglich in meiner Brust.

Lass, o Welt, o lass mich sein!

Locket nicht mit Liebesgaben, Lasst dies Herz alleine haben

Seine Wonne, seine Pein!

Eduard Mörike (1804–1875)

»UND MORGEN WIRD DIE SONNE WIEDER SCHEINEN«

HUGO WOLF

In der Frühe

RICHARD STRAUSS

Morgen! op. 27/4

HANS SOMMER

Wanderers Nachtlied

ROBERT SCHUMANN

Stille Tränen op. 35/10

Ernst Redl, Weiher, 2007

TEXTE

IN DER FRÜHE

Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir, Dort gehet schon der Tag herfür An meinem Kammerfenster. Es wühlet mein verstörter Sinn Noch zwischen Zweifeln her und hin Und schaffet Nachtgespenster. – Ängste, quäle

Dich nicht länger, meine Seele!

Freu dich! Schon sind da und dorten Morgenglocken wach geworden.

RICHARD STRAUSS

MORGEN!

Und morgen wird die Sonne wieder scheinen Und auf dem Wege, den ich gehen werde, Wird uns, die Glücklichen, sie wieder einen Inmitten dieser sonnenatmenden Erde ...

Und zu dem Strand, dem weiten, wogenblauen, Werden wir still und langsam niedersteigen, Stumm werden wir uns in die Augen schauen, Und auf uns sinkt des Glückes stummes Schweigen ...

John Henry Mackay (1864–1933)

WANDERERS NACHTLIED

Über allen Gipfeln

Ist Ruh,

In allen Wipfeln

Spürest du Kaum einen Hauch; Die Vögelein schweigen im Walde.

Warte nur! Balde

Ruhest du auch.

STILLE TRÄNEN

Du bist vom Schlaf erstanden

Und wandelst durch die Au’,

Da liegt ob allen Landen

Der Himmel wunderblau.

So lang du ohne Sorgen

Geschlummert schmerzenlos,

Der Himmel bis zum Morgen

Viel Tränen niedergoss.

In stillen Nächten weinet

Oft mancher aus den Schmerz, Und morgens dann ihr meinet, Stets fröhlich sei sein Herz.

Justinus Kerner

JOCHEN KUPFER

Bass-Bariton

Jochen Kupfer ist sowohl in den Konzertsälen als auch auf den Opernbühnen ein weltweit gefragter Künstler. Neben Festengagements an der Semperoper Dresden und dem Staatstheater Nürnberg führten ihn Gastengagements u. a. an die Opernhäuser in Tokyo, Beijing, Shanghai, Strasbourg und an das Teatro Colón in Buenos Aires, an das Opernhaus Zürich, die Volksoper Wien, die Oper Graz sowie zur styriarte, an das Landestheater Innsbruck, die Staatsoper Hamburg, die Komische Oper Berlin und die Oper Leipzig, die Berliner Staatsoper unter den Linden und die Bayerische Staatsoper München.

In der aktuellen Saison hat Jochen Kupfer neben Konzerten und Liederabenden sein Rollendebüt als Amfortas in Wagners Parsifal am Staatstheater Nürnberg gegeben. Außerdem konnte Jochen Kupfer in zahlreichen Partien seines Fach reüssieren, so z. B. in der Titelpartie von Rubinsteins Der Dämon , als Herzog Blaubart (Bartók, Herzog Blaubarts Burg ), Wozzeck in Bergs gleichnamiger Oper, Andrej Bolkonski (Prokofiew Krieg und Frieden ), Gunther ( Götterdämmerung ), Mandryka ( Arabella ), Kurwenal ( Tristan und Isolde ), Orest ( Elektra ), Peter Besenbinder ( Hänsel und Gretel ), als die Bösewichter ( Hoffmanns Erzählungen ), Escamillo ( Carmen ), in der Titelpartie in Rossinis Guillaume Tell , als Giorgio Germont ( La Traviata ) sowie Pizarro ( Fidelio ).

Sein Debüt beim Glyndebourne Opera Festival 2016 als Beckmesser in Wagners Die Meistersinger von Nürnberg kommentierte die Presse mit »Beckmesser sings gloriously…« ( Daily Express ).

Mit Liederabenden und Konzerten gastierte Jochen Kupfer in ganz Europa, Japan, Mexico, Brasilien, Hong Kong, Israel und in den USA sowie bei zahlreichen namhaften internationalen Festivals. Sein Repertoire umfasst die Bachschen Passionen und Haydns Schöpfung ebenso wie die großen romantischen Oratorien, Orffs Carmina burana sowie die bekannten Liedzyklen von Schubert und Schumann bis hin zu den Liedern der Spätromantik und des Übergangs zur Moderne. 2018 hatte sein szenischer Liederabend WANDERER am Staatstheater Nürnberg Premiere.

Jochen Kupfer sang unter der Leitung namhafter Dirigenten wie Giuseppe Sinopoli, Kurt Masur, Riccardo Chailly, Vladimir Jurowski, Krzysztof Urbański, Dirk Kaftan, Constantin Trinks, Raphael Frühbeck de Burgos, René Jacobs, Philippe Herreweghe, Jeffrey Tate, Enoch zu Guttenberg, Christof Prick, Kent Nagano, Fabio Luisi, Yuri Temirkanov, Paavo Järvi, Sir Roger Norrington und Herbert Blomstedt. 2022 erschien die zweite CD der dreiteiligen Hans Sommer Lied Edition (Naxos/BR Klassik). Weitere erstklassige Aufnahmen wie Schuberts Winterreise (CD, MeisterKlang) und Wagners Die Meistersinger von Nürnberg (DVD, Coviello) ergänzen seine zahlreichen Einspielungen aus dem Lied ­ und Konzertbereich. 2016 wurde Jochen Kupfer zum Bayerischen Kammersänger ernannt.

Seit 2019 hat er eine Professur für Gesang an der Hochschule für Musik Würzburg. Bereits mit neun Jahren erhielt Jochen Kupfer Gesangsunterricht an der Musikschule seines Heimatortes Grimma. Er studierte Gesang bei Helga Forner (Musikhochschule Leipzig), besuchte Meisterklassen bei Theo Adam, Elisabeth Schwarzkopf sowie Dietrich Fischer­Dieskau und ergänzt seine Studien bei Rudolf Piernay, Harald Stamm und Dale Fundling

MARCELO AMARAL

Klavier

Von der New York Times gefeiert als »Liedbegleiter der Superlative« hat sich der brasilianische Pianist Marcelo Amaral als gefragter Klavierpartner von Sängern und Instrumentalisten international etabliert. Seit dem Gewinn des Pianistenpreises beim Internationalen RobertSchumann ­ Liedwettbewerb 2009 arbeitete er mit zahlreichen renommierten Künstlern zusammen wie zum Beispiel Janina Baechle, Olaf Bär, Juliane Banse, Daniel Behle, John Chest, Sarah Connolly, Melanie Diener, Veronika Eberle, Manuel Fischer ­ Dieskau, Soile Isokoski, Michaela Kaune, Konstantin Krimmel, Jochen Kupfer, Sophie Marilley, Nils Mönkemeyer, Niamh O’Sullivan, Christoph Pohl, Christoph Prégardien, Tobias Scharfenberger, Birgid Steinberger, Roman Trekel, Carolina Ullrich, Michael Volle, Matthias Winckhler und dem Alfama Quartet.

Mit großem Erfolg konzertiert Marcelo Amaral u. a. in der Wigmore Hall in London, im Musée d’Orsay in Paris, bei der Schubertiade in Schwarzenberg, der Schuberìada Vilabertan und im Boulez ­ Saal in Berlin. Marcelo Amaral war zu Gast bei zahlreichen Festivalswie dem Montpellier Festival, der Mozarteum Sommerakademie, dem Schleswig ­ Holstein Musik Festival, dem International Art Song Festival, dem Ravinia Festival, dem Tuscan Sun Festival, dem Festival de Marvão und dem Oxford Lieder Festival. Rundfunkund Fernsehaufnahmen unter anderem für den Bayerischen Rundfunk, Deutschlandfunk Kultur, WDR/ ARTE, Radio France und BBC runden seine künstlerische Tätigkeit ab.

Seit 2014 hat Marcelo Amaral eine Professur für Liedgestaltung an der Hochschule für Musik Nürnberg

inne und ist seit 2010 Mitglied im Künstlerischen Beirat der Internationalen Hugo ­Wolf ­ Akademie.

Nach seinem Studium am Cleveland Institute of Music und der Indiana University vervollständigte er seine Studien durch die Zusammenarbeit mit namhaften Künstlern wie Elly Ameling, Dietrich Fischer ­ Dieskau, Rudolf Jansen, Malcolm Martineau, Olga Radosavljevich, András Schiff, Peter Schreier und Roger Vignoles. Zudem studierte er Liedgestaltung bei Helmut Deutsch an der Hochschule für Musik und Theater München.

Herausgeber Internationale Hugo -Wolf - Akademie für Gesang, Dichtung, Liedkunst e.V. Stuttgart, Jägerstraße 40, 70174 Stuttgart, Deutschland, Telefon +49(0)711­22 11 77, Fax +49(0)711. 22 79 989, info@ihwa.de, www.ihwa.de

Vorstand Prof. Dr. Hansjörg Bäzner (Vorsitzender), Hans Georg Koch (Stv. Vor sitzender), Albrecht Merz (Schatzmeister), Walter Kübler (Schrift führer), Erster Bürgermeister Dr. Fabian Mayer (Ver tre ter der Landeshauptstadt Stuttgart), MDgt Dr. Claudia Rose (Ver treterin des Landes Baden - Württemberg), Cornelius Hauptmann, Richard Kriegbaum, Patrick Strub

Künstlerischer Beirat Prof. Marcelo Amaral, Oswald Beaujean, Prof. Dr. h.c. Th omas Hampson, Prof. Christiane Iven, Axel Köhler

Intendanz/Redaktion & Satz Dr. Cornelia Weidner

Konzeptionelle Mitarbeit & Dramaturgie Monika Treutwein

Bildnachweis Titel/S. 18/19: Caspar David Friedrich (17741840), Wanderer über dem Nebelmeer, um 1817, Öl auf Leinwand, 94.8cm x 74.8cm, Hamburger Kunsthalle, Dauerleihgabe der Stiftung Hamburger Kunstsammlungen, erworben 1970 (bpk / Hamburger Kunsthalle, SHK / Elke Walford); S. 6, 10, 22, 24, 27: Ernst Redl (1943­2010), Auwald, 2009, Öl auf Dibond, 24cm x 30cm. Die Straße zum Licht, 2002/2003, Öl auf Leinwand, 90cm x 120cm. Meer, 2001, Öl auf Holz, 24cm x 30cm. Ghost Gums, 2005, Öl auf Holz, 24cm x 30cm. Weiher, 2007, Öl auf Holz,18cm x 24cm. Die Bilder von Ernst Redl befinden sich in Privatbesitz. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Susanne Redlberger; S. 14: Edvard Munch (1863–1944): Birgit Prestøe, Öl auf Holztafel, 35cm x 27cm, Munch­Museum Oslo, www.wikipedia.org; S.20: Mond mit Bäumen, Montage. © Boris Brinkmann; Ludwig Olah (J. Kupfer), Guido Werner (M. Amaral)

Änderungen des Programms und der Mitwirkenden vorbehalten.

Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart

FR | 18. OKTOBER 2024 | 19.30 UHR

Vortragssaal, Staatsgalerie Stuttgart

HOME(land)

FLEUR BARRON, Mezzosopran

JULIUS DRAKE, Klavier

Lieder von Lieder von Johannes Brahms, Alban Berg, Charles Ives, Modest Mussorgsky, Chen Yi, Toru Takemitsu, Charles Trenet, Cole Porter u. a.

SO | 10. NOVEMBER 2024 | 18.00 UHR

Mozart ­ Saal, Liederhalle Stuttgart

BRIGITTE FASSBAENDER, Sprecherin

KONSTANTIN KRIMMEL, Bariton

WOLFRAM RIEGER, Klavier

Johannes Brahms: Die schöne Magelone

DO | 12. DEZEMER 2024 | 19.30 UHR

Weißer Saal, Neues Schloss Stuttgart

Licht der Welt. A Christmas Promenade

CHRISTIANE KARG, Sopran

GEROLD HUBER, Klavier

Lieder von Engelbert Humperdinck, Richard Strauss, Jean Sibelius, Gabriel Fauré u. a.

KARTEN & INFO

www.ihwa.de I Tel. 0711.72233699

SO | 08. DEZEMER 2024 | 17.00 UHR

Forum am Schlosspark, Ludwigsburg

Die schöne Müllerin. Ein Musiktheaterabend

FLORIAN BOESCH, Bariton I MUSICABANDA

FRANUI I NIKOLAUS HABJAN, Inszenierung

Karten & Info (ab Juni 2024): www.forum.ludwigsburg.de I Tel. 07141.910 3918

Jägerstraße 40 70174 Stuttgart, Deutschland

Telefon +49 ( 0 ) 711 - 22 11 77

Telefax +49 ( 0 ) 711 - 22 79 989 info@ihwa.de, www.ihwa.de

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