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Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen

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«Das kann ich auch selbst» – Gründerstudie HSG S E I T E 18

Unternehmensimage bei Studierenden SEITE 27

Originalton: Wahrheit à la Kennedy

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E D I TO R I A L

Wolfram Martel Präsident HSG-Alumni

HSG-Rektor Peter Gomez hat am diesjährigen «Dies academicus» von der «Baustelle Universität» gesprochen. Wir haben dabei erfahren, dass das Fundament gelegt und die Aussenwände hochgezogen wurden, dass nun aber im Innern noch fleissig weitergearbeitet wird. Dieser Neubau «Neukonzeption» hat auch Auswirkungen auf alle früheren Absolventinnen und Absolventen: Wir tragen ja alle das Kürzel «HSG» sozusagen «lebenslänglich» als «Brand» mit uns – wo immer wir tätig sind, wo wir uns bewerben, wo wir uns engagieren. Das bedeutet für uns Ehemalige, dass wir uns mit der Rolle der neugierigen, aber letztlich nicht betroffenen Beobachter nicht zufrieden geben können. Um es mit dem Bild der Baustelle zu sagen: Die HSG-Alumni sind nicht diejenigen meist älteren Herren, die bei der «Baustelle Universität» am Bauzaun oder an der Bretterwand stehen und durch Gucklöcher schauen, um zu sehen, welche Wände wie gebaut werden und wie der Grundriss in verschiedene Räume aufgeteilt wird – um hinterher zu Hause oder im Freundeskreis genüsslich erzählen zu können, was da aus unserer Sicht alles schief läuft oder doch viel besser anders gemacht werden könnte. Nein! Die Aufgabe der HSG-Alumni ist es, die Universität in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Wir wollen uns dort einbringen, wo wir zur Zukunftssicherung der «alma mater» beitragen können. Wir HSG-Alumni sind daran, Mittel für eine massvolle Erweiterung des Weiterbildungszent-

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rums mit eigenem Campus zu generieren – ausführlich informieren wir darüber in der nächsten alma-Ausgabe. Dank einem wirklich unermüdlichen Einsatz besteht seit kurzem die Stiftung HSGAlumni, mit dem Zweck, Aus- und Weiterbildung sowie Forschung an der Universität St.Gallen ergänzend zum Leistungsauftrag der öffentlichen Hand zu fördern. Dank einem wirklich unermüdlichen Einsatz von Vorstandsmitgliedern besteht heute schon eine erfreuliche finanzielle Grundlage, und es ist mir ein grosses Bedürfnis, an dieser Stelle den federführenden Kollegen, Wolfgang Schürer und Bénédict Hentsch, ganz herzlich für ihr immenses Engagement zu danken – genauso, wie ich allen anderen Kolleginnen und Kollegen im Alumni-Vorstand und dem Rektorat für die immer kollegiale, angenehme und fruchtbare Zusammenarbeit in meinem nun abgelaufenen ersten Amtsjahr als Präsident danken darf! Unser herzlicher Dank für alles Geleistete gilt auch der bisherigen Geschäftsführerin der HSGAlumni, Dr. Esther Kiss, die zu neuen Ufern aufbricht. Ihrem Nachfolger, Johannes Kiess, wünsche ich viel Erfolg in seiner neuen Aufgabe. Euer

Wolfram Martel Präsident der HSG-Alumni

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4 «Baustelle Universität» Mit dem Bild der «Baustelle» charakterisierte Rektor Peter Gomez die Umbruchsituation der Universität St.Gallen am «Dies academicus» 2001 7 «Startwoche» zum Auftakt der neuen Studienära Mit dem kommenden Wintersemester wird die «Neukonzeption Lehre» Wirklichkeit 10 «Das kann ich auch selbst» – Gründerstudie Einige Ergebnisse der Studie über Unternehmensgründungen von Hochschulabsolventinnen und -absolventen der Ostschweiz 18 Employer Branding im Fokus der High Potentials von morgen Wie Unternehmen um Studenten buhlen, zeigt die jüngste Studie des Gottlieb Duttweiler-Lehrstuhls an der Universität St.Gallen. 23 Die organisationspsychologische Seite der Universität Der Lehrstuhl für Organisationspsychologie im Porträt 25 Das Executive MBA HSG – Baustein zum Erfolg Weiterbildung als Schlagwort in einer Welt ohne Grenzen 27 Wahrheit à la Kennedy Professor Dr. Dieter Thomä im «Originalton» 28 Ehemalige im Porträt: Michael Bonacker und Stephan Leithner Managing Directors der Deutschen Bank 31 blacksocks.com – Schwarze Socken im Abo Start-up: HSG-Absolvent Samuel Liechti fasste aufgrund eines peinlichen Erlebnisses in der Sockenbranche Fuss.

34 HSG-Alumni-Club New York Über 20 Teilnehmer zählt der Club schon, Tendenz steigend. 35 Im wunderschönen Monat Mai . . . Das Alumni-Team auf der Suche nach Ehemaligen 36

Das Protokoll der Generalversammlung der HSG-Alumni

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Aus dem Alumni-Büro

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Terminkalender drittes Quartal 2001

Zum Titelbild Rektor Peter Gomez am «Dies academicus» 2001 (Mitte) mit (v.l.) den neuen Ehrensenatoren Peter Häberle und Alex Krauer sowie den neuen Ehrendoktoren David F. Hendry und Daniel Thürer.

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«Baustelle Universität» Mit dem Bild der «Baustelle» charakterisierte Rektor Peter Gomez die Umbruchsituation der Universität St.Gallen am «Dies academicus» 2001: Im Herbst starten deren neu konzipierte Studiengänge, die mit Bachelor- und Mastergraden abgeschlossen werden. Ehrendoktorate wurden verliehen an David F. Hendry (Wirtschaftswissenschaften) und Daniel Thürer (Staatswissenschaften), zu Ehrensenatoren ernannt wurden Peter Häberle und Alex Krauer. Die Festrede zum Thema «Nachwuchsförderung – Stiefkind der Schweizer Hochschulpolitik» hielt Gottfried Schatz, Präsident des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierats. Von Roger Tinner m traditionellen «Dies academicus», der von zahlreichen Gästen aus dem In- und Ausland und aus dem St.Galler Gastbezirk Unterrheintal besucht wurde, ging der mit 25 000 Franken dotierte Latsis-Preis für hervorragende wissenschaftliche Leistungen an Privatdozent Andreas Klose. Mit dem Lateinamerika-Preis ausgezeichnet wurde Felix Howald. Musikalisch umrahmt wurde der Anlass vom Orchester der Universität.

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serordentliche Leistung als Wegbereiter einer am Leitbild der nachhaltigen Entwicklung ausgerichteten Unternehmensführung, die sich im Spannungsfeld ‹Wirtschaftlicher Erfolg – Umweltverträglichkeit – Soziale Verantwortung› bewegt. Unserer Universität ist er in vielfältiger Weise mit grossem persönlichem Engagement verbunden.»

«Baustelle Universität» Zwei neue Ehrendoktoren, zwei neue Ehrensenatoren Professor David F. Hendry, Oxford, erhielt das Ehrendoktorat der Wirtschaftswissenschaften (Dr. oec. h.c.) für «seine Beiträge zur Entwicklung ökonometrischer Methoden und deren Anwendung bei der Analyse ökonomischer Probleme. Er hat auf hervorragende Art und Weise gezeigt, wie moderne empirische Techniken angewendet werden können, um politisch relevante Fragen zu untersuchen und ökonomische Entwicklungen zu prognostizieren.» Mit dem Ehrendoktorat der Staatswissenschaften (Dr. rer. publ. h.c.) für Professor Dr. Daniel Thürer würdigte die HSG «sein vielfältiges Engagement im Dienste einer friedlichen und gerechten internationalen Ordnung. Sein Wirken verbindet in vorbildlicher Weise die wissenschaftliche Tätigkeit auf dem Gebiet des Völker- und Staatsrechts mit dem praktischen Einsatz für Humanität, Frieden und die Herrschaft des Rechts.» Professor Peter Häberle wurde zum Ehrensenator ernannt für seine «Verdienste um Lehre und Forschung im Bereich des Rechts. Durch sein Engagement hat er wesentlich zur Profilierung der Rechtswissenschaften in St.Gallen beigetragen. Im Zuge seines weit gespannten wissenschaftlichen Wirkens hat er stets seine besondere Verbundenheit mit St.Gallen zum Ausdruck gebracht und dadurch den Ruf der Universität gerade auch als juristische Bildungsstätte gefördert.» Mit der Ernennung zum Ehrensenator würdigte die Universität St.Gallen schliesslich Dr. Alex Krauer für «seine aus-

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Unter dem Titel «Baustelle Universität» erläuterte Rektor Professor Dr. Peter Gomez den tief greifenden Umbruch, in dem sich die Universitäten weltweit, in der Schweiz und in St.Gallen befinden. Er sieht drei Megatrends, die sich in der Universitätslandschaft abzeichnen: den weltweiten Kampf um die besten Studierenden, die neue Rolle der Universität bei der Persönlichkeitsentwicklung ihrer Studierenden und den umfassenden Einsatz der neuen Medien im Unterricht. Als Massstab für eine Wirtschaftsuniversität gelten gemäss Gomez heute immer noch die führenden amerikanischen und englischen Universitäten, die derzeit Allianzen aufbauten und in Europa eigene Ableger aufbauten, was die Konkurrenzsituation verschärfe: «Alle diese Bemühungen zielen darauf ab, die besten Studierenden anzuziehen. Und auf diese kann keine Universität verzichten, will sie exzellente Dozierende und aussergewöhnliche Studierende gewinnen und für Gesellschaft und Wirtschaft attraktiv sein.» Mit Bezug auf die Schweiz konnte der HSG-Rektor von einer seit Jahresfrist grundlegend veränderten und enorm beschleunigten Situation berichten: Standen die meisten anderen Schweizer Universitäten vor einem Jahr der Einführung des Bachelor-/Master-Systems, wie es an der HSG ab Herbst gelten wird, noch skeptisch gegenüber, so hat sich die Rektorenkonferenz inzwischen grundsätzlich für die Einführung dieses Systems ausgesprochen, mit dem auch andere Universitäten unmittelbar starten werden. So trägt die Planung der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten für die

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kommenden Jahre auch den Titel «Stärkung der Bildung – Erneuerung der Ausbildung». Bei allen laufenden Reformprojekten auf der «Grossbaustelle» Universität St.Gallen habe die problemlose Abwicklung des Lehrbetriebs erste Priorität, erklärte Rektor Gomez, und bei der Reform selbst gelte es, ein Gleichgewicht zwischen Lehre, Forschung, Weiterbildung und Dienstleistungen zu finden. Aber: «Wir haben uns entschieden, der Erneuerung der Lehre den Vorrang zu geben.» Parallel dazu sei die Raumsituation zu lösen, bevor dann die Nachwuchspolitik und die Forschung als nächste Baustellen geöffnet würden. Nach einer kurzen Vorstellung der Neukonzeption mit den drei Stufen Assessment, Bachelor und Master sowie den drei Säulen Kontaktstudium, Selbststudium und Kontextstudium, einem Ausblick auf die baulichen Veränderungen und ersten Überlegungen zu nächsten Reformprojekten erinnerte der Rektor an die erfreuliche europäische Akkreditierung der Universität, die im Frühling als erste staatliche Universität des deutschsprachigen Europas EQUIS-zertifiziert wurde. «Die Universitätslandschaft wird sich in den nächsten zehn Jahren mehr verändern als in den vergangenen fünfhundert Jahren», hielt der HSG-Rektor zum Schluss fest: «Will eine Universität in diesem Umfeld bestehen, so darf sie sich nicht nur anpassen, sondern sie muss

Veränderungen proaktiv in Angriff nehmen.» Was an der HSG vor zwei Jahren noch eine Leitidee war, sei heute zu einem umfassend abgestützten Konzept geworden, dessen Umsetzung im Herbst, getragen von einer breiten Akzeptanz, mit grossem Engagement beginne.

«Stiefkind» Nachwuchsförderung Gottfried Schatz, Präsident des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierates, nahm in seinem Festreferat unter dem Titel «Nachwuchsförderung – Stiefkind der Schweizer Hochschulpolitik» die hochschulpolitischen Aktivitäten in der Schweiz kritisch auf: «An hochschulpolitischer Betriebsamkeit nimmt es die kleine Schweiz mit jeder Grossmacht auf. Aber im allgemeinen Getümmel scheint sie ihren akademischen Nachwuchs zu vergessen.» Dabei sei die Förderung des akademischen Nachwuchses das wichtigste ungelöste Problem der Schweizer Forschungs- und Bildungspolitik. Jede Forschung, so Schatz, sei nur so gut wie die forschenden Menschen. Gleiches gelte für die Lehre, die an jeder echten Universität untrennbar mit Forschung verbunden sei: «Erstklassige Lehre und Forschung brauchen vor allem Kreativität.» Geld, Organi-

Der feierliche Einzug am diesjährigen (verregneten) «Dies academicus».

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sation und Evaluation könnten Kreativität zwar fördern, aber nicht schaffen, denn diese lasse sich überhaupt nicht schaffen. Es gehe darum, in jeder neuen Generation Talente zu erkennen und zu fördern, denn: «Diese Talente sind die wichtigste Ressource unseres Landes.» Die besten Hochschul- und Forschungsmodelle seien zur Sterilität verdammt, wenn sie begabten und motivierten jungen Menschen schlechte Chance gäben. Schatz plädierte vehement für eine einheitliche und effiziente Karrierestruktur für den wissenschaftlichen Nachwuchs, weil die Schweiz sonst den internationalen Wettbewerb um die besten jungen Forschertalente verliere. Die Vernachlässigung des akademischen Nachwuchses aber komme die Schweiz teuer zu stehen, indem ein Verlust an Innovation entstehe, also weniger neues Wissen geschaffen werde. Als beispielhaft nannte Schatz das an angelsächsischen Universitäten seit Jahrzehnten bewährte System «Tenure Track», das sich in drei wichtigen Punkten von den meisten Schweizer Systemen der Nachwuchsförderung unterscheidet: Eine Assistenzprofessur wird dort zum Ersten international ausgeschrieben und nach den gleichen strengen Regeln besetzt wie bei uns ein Ordinariat. Zum Zweiten werden dem erfolgreichen Bewerber eine sechsjährige Anstellung, Unabhängigkeit in der Forschung, die Leitung einer eigenen Arbeitsgruppe und Mitsprache bei fast allen administrativen und akademischen Entscheidungen garantiert. Und drittens wird die Leistung nach fünf Jahren einer strengen Evaluation unterzogen: Ist sie negativ, hat die Nachwuchskraft die Universität nach einem Jahr zu verlassen, ist sie positiv, wird sie auto-

Die Preisträger wurden für ausgezeichnete Leistungen im akademischen Jahr 2000/2001 geehrt.

matisch und ohne Konkurrenz auf eine permanente ausserordentliche Professur befördert. «Tenure Track» sei zwar kein Allheilmittel für die vielfältigen Probleme der Schweizer Forschungs- und Hochschulpolitik, so der Referent. Aber: «Wirklich neue Ideen verdanken wir fast stets Einzelnen, nicht Gruppen oder Institutionen. Diese begabten Menschen zu finden und zu fördern, muss das oberste Ziel jeder Forschungs- und Bildungspolitik sein.»

Latsis- und Lateinamerika-Preis sowie Auszeichnungen verliehen (HSG) Am «Dies academicus» 2001 erhielt Privatdozent Dr. Andreas Klose den Latsis-Preis 2001 für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten. Dr. Felix Howald erhielt den Lateinamerika-Preis 2001. Ausserdem wurden Studierende und Absolvent(inn)en mit weiteren Preisen ausgezeichnet. Die vor zehn Jahren gegründete Fondation Latsis Internationale, Genf, verleiht jährlich an ausgewählten Universitäten der Schweiz einen grosszügigen Preis mit dem Zweck, junge Forscherinnen und Forscher zu fördern. Der Preis von 25000 Franken wurde an der HSG in diesem Jahr an Privatdozent Dr. Andreas Klose für seine Habilitationsschrift «Standortplanung in distributiven Systemen: Modelle, Methoden, Anwendungen» verliehen. Der Stiftungsrat würdigt damit das anspruchsvolle wissenschaftliche Niveau seiner Arbeit, die durch die Eigenentwicklung verschiedener neuer, effizienterer Operations-Research-Verfahren zur Lösung einer Reihe diskreter Standortprobleme besticht. Den Lateinamerika-Preis im Betrag von 5000 Franken erhielt Dr. Felix Howald für die hohe wissenschaftliche Qualität seiner Dissertation über das lateinamerikanische Thema «Staatlich bedingte Entwicklungshemmnisse für KMU in Kolumbien unter besonderer Berücksichtigung des Steuersystems». Ausgezeichnete Studierende und Absolvent(inn)en: «Amicitia-Preis» für das beste Doktorat der Wirtschaftswissenschaften: Dr. oec. Karl Ludwig Keiber und Dr. oec. Joachim Mühlmeyer. «Rudolf Mäder-Preis» für das beste Doktorat der Rechtswissenschaft und der Staatswissenschaften: Dr. iur. Thierry Calame. «Walther Hug-Preis» für die beste juristische Dissertation: Dr. iur. Roberto Fornito. «Paul Alther-Preis» für die beste Diplomarbeit: Christopher Rühle. «SteinacherPreis» für die beste betriebswirtschaftliche Diplomarbeit: Markus Moor. «Walter R. Schluep-Preis» für die beste juristische Diplomarbeit: lic. iur. Roger Peter Morf. Preis der Studentenschaft für die beste Diplomarbeit mit kulturwissenschaftlichem Bezug: Michael Rommer. Die Mercuria-Spende des Altherrenverbands Mercuria San Gallensis durfte wiederum der akademische Sportverband durch seinen Präsidenten, Dr. Hans Kapp, entgegennehmen.

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«Startwoche» zum Auftakt der neuen Studienära Mit dem Wintersemester 2001/02 wird die «Neukonzeption Lehre» Wirklichkeit. Nach fast drei Jahren Planung und Vorbereitung startet die neue Studienära der Universität St.Gallen mit der ersten Studienstufe, der Assessment-Stufe. Für die zweite und dritte Studienstufe, die Bachelor- und Master-Stufe, laufen derzeit noch die Beratungen in den Gremien und detaillierte Planungen. Von Sascha Spoun er Startschuss für das erste Semester fällt am 15. Oktober punkt 8 Uhr. Dann beginnt für die Neuimmatrikulierten der akademische Ernst und Spass ihres Studienlebens. Vom 15. bis 19. Oktober 2001 – die Woche vor Beginn des «normalen» Lehrbetriebs – wird sich die Universität St.Gallen ihren neuen Studierenden mit einem umfangreichen Programm präsentieren und die Neulinge auf diese Weise mit ihrer neuen Umwelt vertraut machen. Wer von der Schule kommt, soll nun Universität und Campus in all ihren Facetten kennen lernen: Studienbedingungen und Veranstaltungsbetrieb, Uni-Einrichtungen und Uni-Organisationen, Lehrplan und Anforderungen, Studienziele und Studienmöglichkeiten, erste Erfahrungen mit Lernen und Arbeiten an der Universität und speziell die Struktur sowie die speziellen Bedingungen der Assessment-Stufe.

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Viel Eigenverantwortung gefordert Das neue Studiensystem stellt in fachlicher Hinsicht grosse Anforderungen an Lernbereitschaft und Leistungswillen und erwartet ein hohes Mass an Eigenverantwortung für die Persönlichkeitsentwicklung. Ein guter Start ist deshalb die Voraussetzung für eine erfolgreiche Bewältigung der vor einem liegenden Studienetappen. Und damit dieser Start für alle möglichst optimal gelingt, will die Startwoche künftig regelmässig zum Auftakt des ersten Studienjahres die Neuimmatrikulierten auf die Universität St.Gallen und deren Assessment-Stufe vorbereiten. Ein abwechslungsreiches Programm vom Montagmorgen bis zum Freitagabend präsentiert die Kernfächer Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre und Recht, die Mathematik sowie die Fächer des Kontextstudiums, in denen Handlungs-, Reflexions- und kulturelle Kompetenzen vermittelt werden. Anhand ausgewählter Beispiele werden grundlegende Techniken der Informationsbeschaffung, der elektronischen Datenverarbeitung, Methoden wissenschaftlichen Arbeitens sowie der Präsentation von Ergebnissen vorge-

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stellt und auch bereits eingeübt. Denn die Studierenden werden in Gruppen mit einer umfangreichen Wochenaufgabe konfrontiert, die sie mit Hilfe frisch erworbener Kenntnisse und erster Erfahrungen bewältigen müssen.

Fallstudie Die grosse Wochenaufgabe besteht aus einer Fallstudie über die swisscom (Jahrgangssponsor). Ein Team aus Dozierenden der Universität und Mitarbeitern der

Ehemalige als Coaches und Mentoren gefragt Alle Ehemaligen, die als Coach Studierende der Assessment-Stufe bei der Entwicklung als eigenständige Persönlichkeiten und beim Erwerb überfachlicher Qualifikationen fördern wollen, sind dazu herzlich eingeladen. Als Coach betreuen Sie vier bis acht Studierende durch (vorstrukturierte) Gespräche und durch Feedback auf Leistungen, die die Studierenden in einem Assessment-Seminar zeigen. Zur Vorbereitung wird eine Schulung über Aufgaben und Methoden einer solchen Rolle an der Universität St.Gallen angeboten. Die ersten Gespräche mit den Studierenden beginnen im November 2001. Ab Herbst 2002 startet dann auch das Mentor-Programm für alle Studierenden ab dem 3. Semester. Hier sind auch alle Ehemaligen eingeladen, sich als Mentor(in) an der Ausbildung der Universität St.Gallen zu beteiligen. Im Format weniger strukturiert als das Coaching helfen Sie Studierenden bei ihrer Lebensund Berufsplanung. Für Fragen und um Ihr Interesse anzuzeigen steht Ihnen Dr. Sascha Spoun, 071 224 28 69 oder sascha.spoun@unisg.ch, zur Verfügung. Ab Mitte September werden dann alle Ehemaligen, die früher schon oder jetzt ihre Mitwirkung angeboten haben, angesprochen.

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Wurden die neuen Studierenden am ersten Semestertag bisher von studentischen Mentor(inn)en in Empfang genommen, so absolvieren sie ab Herbst 2001 eine speziell konzipierte Startwoche.

swisscom verfasst gerade unter Leitung von Professor Ernst Mohr Informationen, Aufgaben und Anleitungen. Die Studierenden sollen betriebs- und volkswirtschaftliche, juristische und politikwissenschaftliche Probleme und Zugänge entdecken. Diese Fragen und gefundene erste Antworten sollen für das folgende Studium motivieren. Bei der Präsentation der Arbeitsergebnisse werden auch Mitarbeiter und der CEO der swisscom, Jens Alder, den Studierenden Rede und Antwort stehen.

«Startjournal» und «Startzeitung» Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden ein persönliches «Startjournal» führen, in dem sie jeden Tag zur gleichen Zeit alle ihre wichtigsten Eindrücke und Anregungen notieren sollen. Unter journalistischer Anleitung werden Interessierte eine täglich erscheinende «Startzeitung» produzieren und sich durch eine TV-Journalistin Grundregeln des Fernsehinterviews beibringen lassen können. Durch solche Art der Mediennutzung werden zugleich auch die gezielte Selbstreflexion, die kritische Selbstbeobachtung, die sach- und fachgerechte Selbsteinschätzung angeregt, weil Entwicklung und Förderung dieser Persönlichkeitsmerkmale und weite-

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rer fachübergreifender Kompetenzen auf der Assessment-Stufe eine zentrale Rolle spielen. So weit der Ernst, der aber natürlich den Spass an den neuen Herausforderungen nicht ausschliessen will. Musik und Theater, Kunst und Literatur, Präsentationen zu Geschichte und Kultur der Uni, Auftritte von Gästen aus Wirtschaft und Kultur begleiten diese Auftaktwoche und runden den wissenschaftlichen Prolog mit praktischen Ein- und Ausblicken ab. Ausserdem werden die Universitätsseelsorger die Möglichkeit zu Besinnung und geistiger Einkehr bieten. Weil die Erstsemester die Universität St. Gallen natürlich nicht als anonyme Institution kennen lernen, sondern im wahrsten Sinne des Wortes in Gestalt der Mitglieder ihrer «universitas», werden sich in dieser Startwoche Uni-Angehörige intensiv um die Neuankömmlinge kümmern: Rektor und Prorektoren, Professoren und Dozierende, der Leiter der Assessment-Stufe, das Team Neukonzeption Lehre, der Vorstand der Studentenschaft, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Verwaltung und Hausdienst, vor allem aber auch künftige Studienkolleginnen und Studienkollegen höherer Semester, die als Tutorinnen und Tutoren kleine Gruppen während der gesamten Woche betreuen. Weit über 100 Studierende sind bereit, eine Woche Ferien für ihre neu-

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en Kommiliton(inn)en einzusetzen. Ein beeindruckender Beweis der Verbundenheit mit der Universität und des Engagements für die «Neuen».

Information und Anmeldung Unter www.studium.unisg.ch finden sich die wichtigsten Informationen über das neu konzipierte Studium, die derzeit der Entwicklung folgend laufend ergänzt werden. Die Rubrik «Leitideen» soll die Studierenden zum Nachdenken über ihre Voraussetzungen und ihre Motivation zum Studium anregen. Die Webseite ergänzt damit die Bemühungen der Informationstage für Maturand(inn)en und der Besuche bei Gymnasien vor Ort, eine bewusste Entscheidung für (oder gegen) ein Studium an der Universität St.Gallen auszulösen. Die Rubrik «Menschen» folgt der Aussage des Logos der Universität, der Mensch im Mittelpunkt. Kurze Portraits von Studierenden, Professoren und Ehemaligen geben der Universität ein Gesicht. Für den Studieneinstieg schliesslich findet man die Online-Anmeldung. Diese erlaubt eine Einschreibung für das Studium von jedem Computer mit Internetanschluss: Bis zum 18. Juni 2001 haben sich schon 561 Maturandinnen und Maturanden aus der Schweiz zum Studium angemeldet. 447 Ausländer(innen) haben sich zur Zulassungsprüfung im September beworben. Von diesen werden nur etwa 70 bis 100 als Studierende zugelassen werden. Die Anmeldefristen laufen noch bis zum 15. Juli (für Ausländer) bzw. bis zum 31. Juli 2001 für den Studienbeginn im Herbst. Von weiterem Interesse ist auszugehen.

Virtuelle Lernplattform Aber nicht nur die Information, die Anmeldung und die Verwaltung der Studierenden erfolgen elektronisch über das Internet, auch das Selbststudium wird auf-

Master-Programme Senat und Universitätsrat haben die nichtjuristischen und ein juristisches Master-Programm verabschiedet. In Betriebswirtschaftslehre werden folgende fünf Programme eingerichtet, wobei alle Bezeichnungen englische Arbeitstitel sind: Master in Accounting and Finance, Master in Banking and Finance, Master in Information, Media and Technology Management, Master in Marketing, Services and Communications Management sowie Master in Strategy and International Management. In Volkswirtschaftslehre können die künftigen Studierenden zwischen den beiden Programmen Master in Economics und Master in Quantitative Economics wählen. In Staatswissenschaften wird der Master of International Affairs and Governance angeboten und in Recht der Master in Legal Studies. Ein interdisziplinäres, juristisch-wirtschaftswissenschaftliches Programm ist noch in Entwicklung. Die Programme starten im Wintersemester 2004, da die Einführung der Neukonzeption der Lehre schrittweise beginnend mit dem ersten Jahrgang im Herbst 2001 erfolgt. Alle Programme unterliegen einer laufenden Qualitätssicherung und werden sich in regelmässigen Abständen einer generellen Überprüfung stellen müssen.

grund einer intranetbasierten Lernplattform mediengestützt ablaufen können. Unter Leitung von Professor Dieter Euler (Institut für Wirtschaftspädagogik, IWP) wird ein entsprechendes Konzept entwickelt und umgesetzt. Die künftige Lernplattform «Thinktanx» wird zusammen mit der Firma Viviance AG aus St.Gallen aufgebaut, um so z.B. (gedruckte) Lehrbücher durch interaktive Simulationen, Tutorien und Aufgaben zu unterstützen und die Zusammenarbeit unter Studierenden zu fördern. Diese Plattform erlaubt auch die Integration bestehender Angebote und Institutionen, wie z.B. der HSG-Alumni. Das IWP wird durch Schulungen und Workshops für die Dozierenden die Einführung der neuen Medien in der Universität unterstützen.

Perspektiven zur Lebens- und Berufsgestaltung Der HSG-Alumnus Matthias Frisch (lic.oec. 1987) wird am ersten Abend der Startwoche über seine Erfahrungen in Studium und Beruf sprechen: Warum ist das Studium mehr als eine Berufsvorbereitung? Wie lassen sich Lebensentwürfe verwirklichen? Zwei der Fragen, auf die Matthias Frisch als Familienvater und Mitglied der Geschäftsleitung der Goldman Sachs Bank in Zürich exemplarische und authentische Antworten geben kann.

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«Das kann ich auch selbst!» Einige Ergebnisse der Studie über Unternehmensgründungen von Hochschulabsolventinnen und -absolventen der Ostschweiz1.

Von Beate Wilhelm ie Hauptaufgaben der universitären Hochschulen liegen in Lehre und Forschung. Durch die Ausund Weiterbildung werden hoch qualifizierte Arbeitskräfte herangezogen. Neuerdings gesellt sich eine weitere Aufgabe dazu, die vor allem im Leistungsauftrag der Fachhochschulen enthalten ist, die aber zunehmend auch an die Universitäten adressiert wird: Es geht darum, den Wissens- und Technologietransfer zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft zu verbessern (Wilhelm 2000). Ein Teil des Wissenstransfers findet seit jeher quasi automatisch statt, indem nämlich Absolvent(inn)en nach dem Studienabschluss in Unternehmen und Einrichtungen der öffentlichen Hand arbeiten und dort einen Mehrwert schaffen. Dieser Weg wird auch als «Transfer über Köpfe» bezeichnet. Ein anderer Bereich des Wissenstransfers findet über gemeinsame Projekte zwischen Wissenschaft, Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen statt. Ein in der Schweiz relativ spät wahrgenommener Aspekt des Wissens- und Technologietransfers betrifft die Unternehmensgründungen von Hochschulabsolvent(inn)en und (ehemaligen) Mitarbeitenden der Hochschulen.

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Warum diese Studie? Das Thema «Unternehmensgründung» hat in der Schweiz innerhalb der vergangenen fünf Jahre einen enormen Boom erlebt: Sowohl die Anzahl von Risikokapital-Firmen (Venture Capital), von Gründer- und Technologiezentren als auch von Stiftungsinitiativen zur Gründungsförderung ist in diesem Zeitraum erheblich angewachsen (Thierstein/Wolter/Wilhelm/Birchmeier 1999). Unternehmensgründungen und «Unternehmertum» sind ebenfalls erst seit der jüngsten Vergangenheit ein wissenschaftliches Thema: Der erste und bislang einzige Lehrstuhl für «Entrepre-

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neurship» wurde im Jahre 1999 an der ETH Lausanne eingerichtet. Demzufolge sind Untersuchungen und Statistiken über Unternehmensgründungen in der Schweiz erst rudimentär vorhanden. Dazu gehören u.a. die Studien von Ziegerer (1993), Graber, Schubert, Stücheli (1996), Harabi, Meyer (2000a, b), Arvanitis, Marmet (2001) und der Bereich «Unternehmensdemografie» des Bundesamtes für Statistik. Noch völlig unklar ist, wie gross das Ausmass des Wissenstransfers durch Unternehmensgründungen eigentlich ist. Das herauszufinden, ist ein Ziel der hier vorgestellten Studie. Die gesamten Erhebungserkenntnisse werden, sofern die Datenlage das zulässt, sowohl unter dem Aspekt der Hochschulzugehörigkeit der Absolvent(inn)en wie auch unter geschlechtsspezifischen Aspekten ausgewertet und mit Erkenntnissen anderer Studien verglichen.

Kurz zur Datenbasis Aus Kapazitätsgründen konnten nicht alle Hochschulabsolvent(inn)en schweizerischer Hochschulen befragt werden. Deshalb konzentrierten sich die Autoren dieser Untersuchung auf die Absolvent(inn)en der Hochschulen der eigenen Standortregion, hier also auf die Universität St.Gallen und die FH Ostschweiz2. Die Absicht, alle Absolvent(inn)en dieser Hochschulen zu befragen, stellte sich als grösstes Problem heraus. Der Zugang zu den Absolventendaten wird dadurch erschwert, dass diese überwiegend in selbstständig agierenden Absolventenvereinigungen vorhanden sind, die jedoch zum Schutze ihrer Mitglieder die Herausgabe von Adressdaten restriktiv handhaben (müssen). Dazu kommt, dass der Adressdatenbestand nicht überall gleich gut gepflegt ist. Beides führte dazu, dass zwar sämtliche Adressdaten ausgeschöpft wer-

den konnten, auf Nachfassaktionen jedoch überwiegend verzichtet werden musste. Die Grundgesamtheit der Absolvent(inn)en unter den teilnehmenden Hochschulen belief sich zum Erhebungszeitpunkt auf insgesamt rund 19 310 Personen, wovon 12 800 der Universität St.Gallen und 6510 Personen der Teil-Fachhochschulen zuzurechnen sind. Angeschrieben werden konnten nurmehr insgesamt 15 337 Personen, wovon 1966 ausgefüllte und auswertbare Fragebögen an uns retourniert wurden. Das entspricht einer Rücklaufquote von rund 13 Prozent. Die hohe Anzahl von knapp 2000 ausgewerteten Fragebögen bietet dennoch eine komfortable Datenbasis. Um Aussagen über das Verhältnis zwischen Gründer(inne)n und NichtGründer(inne)n zu gewinnen, erhielten beide Gruppen denselben Fragebogen. Dabei fühlten sich jedoch deutlich mehr Gründer(innen) als NichtGründer(inne)n von der Befragung angesprochen. Das führte letztendlich zu einer Verzerrung des Verhältnisses zugunsten der Gründer(innen).

Einige Erhebungsergebnisse Die Auswertung der knapp 2000 Fragebögen erbrachte die Anzahl von 1367 Nicht-Gründer(inne)n und 563 Gründer(inne)n. Unter den Gründern befinden sich 51 Gründerinnen (rund 10 Prozent). Der Gesamtanteil von Gründerpersonen in Höhe von 29 Prozent, oder 563 Gründer(innen), darf aber nicht als Gründerquote bezeichnet werden, weil die Grundgesamtheit an Gründer(inne)n unter den Hochschulabsolvent(inn)en leider immer noch unbekannt ist. Die in den folgenden Abbildungen angegebenen Gesamtwerte spiegeln in etwa diejenigen Werte der männlichen Befragten wider. Das ist darauf zurückzuführen, dass überwiegend Männer an der Befragung teilgenommen haben (85 Pro-

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zent) und dabei Unternehmensgründers sind (90 Prozent). Aus diesem Grund werden in den folgenden Abbildungen nur die Werte der Frauen separat dargestellt, weil diese teilweise erheblich von den Durchschnittswerten abweichen. Die Absolvent(inn)en wurden gefragt, ob sie jemals in ihrem Leben ein Unternehmen gegründet haben, und zwar unabhängig davon, ob diese Unternehmen heute noch bestehen. Die Resultate dieser Befragung sind in Abbildung 1 dargestellt. Insgesamt geben 29 Prozent der Befragten an, ein Unternehmen gegründet zu haben. Erhebliche Unterschiede in der Gründungsaktivität bestehen sowohl zwischen Fachhochschulabsolvent(inn)en und Universitätsabsolvent(inn)en (19 vs. 29 Prozent) als auch zwischen weiblichen und männlichen Absolventen (18 vs. 28 Prozent). Allerdings zeichnet sich ein Aufholprozess der Gründerinnen ab: Derzeit machen sich rund 4,4 Prozent der Absolventinnen selbstständig, gegenüber 2,7 Prozent bei ihren männlichen Kollegen. Immerhin können sich 67 Prozent der NichtGründerinnen und 63 Prozent der Nicht-Gründer den Schritt in die Selbstständigkeit zu einem späteren Zeitpunkt durchaus vorstellen. Die meisten warten auf eine gute Gelegenheit, wollen zuerst mehr Praxiserfahrung sammeln oder sind noch auf der Suche nach einer guten Unternehmensidee. Die Frage nach der Absicht, zu einem späteren Zeitpunkt eventuell ein Unternehmen zu gründen, ist natürlich eine hypothetische: Zwischen einer derartigen Absicht und der Realität klafft in der Regel eine erhebliche Lücke. Jedoch kann zumindest ein Teil dieser Personen als «Reservoir potenzieller Gründer(innen)» bezeichnet werden. Ähnliche «Potenzialabfragen» liefert auch die seit 1997 in der Schweiz jährlich durchgeführte «Graduate Survey». Der Anteil von Studierenden im letzten Abschnitt ihres Hauptstudiums, die sich selbstständig machen wollen, belief sich in den letzten Jahren auf rund 10 Prozent. Die absolute Mehrheit bevorzugt jedoch einen Arbeitsplatz in einem Grossunternehmen. Aus einer Befragung der Studierenden sämtlicher Studienstufen der Universität St.Gallen nach ihren beruflichen Zukunftswünschen resultiert ein

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F rau e n

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18%

– Ja, ein oder mehrere Unternehmen

4,4%

– Ich gründe gerade ein Unternehmen

32%

– Nein, ich habe es wieder verworfen

45%

– Nein, das kam für mich nie in Frage

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Anzahl Nennungen 600 700 800

402 29% 105 19 % 4 3% 412 2 % 419 3 0 % 208 3 8 % 513 3 8 % 227 41% 0

Institut für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus

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Frauen N = 227

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300

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Universität SG N = 1378

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600 700 800 Anzahl Nennungen Fachhochschulen N = 552

Abb. 1: «Haben Sie jemals ein Unternehmen gegründet?»

ähnliches Bild (Fischer/Wilhelm 2001): Insgesamt bejahen rund 8 Prozent die Frage, sich nach Studien- bzw. Doktoratsabschluss selbstständig machen zu wollen. Damit liegt dieser Wert sogar unter dem gesamtschweizerischen Durchschnittswert von rund 10 Prozent! Interessant ist, dass vor allem die Studierenden des siebten Semesters, also diejenigen, die kurz vor ihrer ersten Berufsentscheidung stehen, Unternehmensgründung kaum als Option erachten: Diese Möglichkeit kommt nur für 4,6 Prozent der Befragten dieses Semesters in Frage. Immerhin können sich rund 51 Prozent der Studierenden eine Gründung zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen. Davor wollen die meisten zunächst aber Praxiserfahrung sammeln und das Thema «Unternehmensgründung» zuerst noch genauer durchdenken.

Gründungsmotive Welche Motive führten nun zur Entscheidung pro oder contra Gründung? Die wichtigsten Gründe, warum sich die Absolvent(inne)n selbstständig gemacht haben, sind sowohl für Universitäts- und Fachhochschul-Absolvent(inn)en als auch für Männer und Frauen nahezu identisch: «Selbstverwirklichung» und «Selbstbestimmung» sind die häufigsten Motive (Abbildung 2). Die Fortführung einer Familientradi-

tion als Selbstständige(r) stellt keinen sehr relevanten Beweggrund für den Schritt in die Selbstständigkeit dar. Für noch weniger Gründer(innen) war Arbeitslosigkeit ein Motiv dafür, sich selbstständig zu machen (0,5 Prozent vs. 1,2 Prozent). Insgesamt ändert sich die Reihenfolge der Gründungsmotive zwischen den Geschlechtern kaum, bis auf zwei Ausnahmen: (1) Für männliche Gründer ist ein höheres Einkommen durch Selbstständigkeit zwar auch kein dominierendes Motiv (7 Prozent der Nennungen), aber signifikant wichtiger als für Gründerinnen (2,4 Prozent). (2) Deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind noch in einem anderen Bereich festzustellen. So haben deutlich mehr Gründerinnen (10 Prozent) als Gründer (4 Prozent) keine Arbeitsmöglichkeit gekannt, die den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen entsprach. Daraus zeichnet sich ab, dass zumindest ein Teil der Frauen aus einem anderen Berufs- und Lebensumfeldkontext heraus den Schritt in die Selbstständigkeit sucht als Männer. Von den Befragten werden dabei unter anderem die Motivation nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf genannt. Dabei wird grossen Wert auf eine möglichst anspruchsvolle und erfüllende Tätig-

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Top 3: 2

1 Chacne zur Selbstverwirklichung ist grösser:

19%

1

2 Bedürfnis nach Selbstbestimmung der Berufstätigkeit:

18%

3

3 Es bot sich eine gute Gelegenheit:

13%

Gründungen im Zeitverlauf

Seit Mitte der 90er-Jahre sind Ven4 Innovation/Marktidee umsetzen: 8,3% ture-Capital-Geber 5 Marktlücke entdeckt: 7,9% und Gründerzent7,7% = 2 % 6 Unzufriedenheit mit früherer Tätigkeit ren in bislang noch 7.1% 1 2 7 Höheres Einkommen durch Selbständigkeit: nie dagewesener 4,2% 8 Keine Arbeit gekannt, die den Bedürfnissen entsprach: 4 3,9% = 1 0 % 9 «Alma mater» motivierte zur Gründung: Höhe entstanden. 1 0 Weil ich gute Unterstützung erhalten habe: 3,3% Im Jahre 1997 hat 1 1 Fortführung der Familientradition: 2,6% die studentische In1 2 Arbeitslosigkeit: 0,6% itiative «START» der Uni SG und FH Rangfolge Frauen N = 1‘451 N = 166 Universität St.GalMehrfachnennungen len ihre Tätigkeit aufgenommen und Abb. 2: Motive für die Gründung eines Unternehmens. erstmals ein Angebot zur Information und Kontaktvermittlung für gründungskeit bei gleichzeitig reduziertem oder willige Studierende offeriert. nicht überdurchschnittlichem Arbeitsumfang gelegt. Anforderungen also, Sind Gründungen also eine Modie bislang kaum in Unternehmen oder deerscheinung, folgen sie einem öffentlichen Einrichtungen realisiert Trend? Die Säulen in Abbildung 3 werden können, aber auch nicht den deuten darauf hin, dass diese Frage traditionellen Vorstellungen einer eher mit einem «Jein» zu beantworten ist: wachstumsorientierten, dynamischen «Ja», weil sich unter den Befragten ein Unternehmensgründung entsprechen. eindeutiger Gründungsboom seit dem Gerade diese Unvereinbarkeit zwiJahre 1995 abzeichnet. Dabei kann schen «reduziertem» Arbeitsumfang bei ausgeschlossen werden, dass dieser gleichzeitig anspruchsvollen Aufgaben aktuelle Gründungsboom auf eine und Karrierechancen fördert untersteigende Zahl von Hochschulabsolschiedliche Vorstellungen über die vent(inn)en zurückzuführen ist, denn Selbstständigkeit zutage. Diese Vorderen Anzahl ist – abgesehen von stellungen führen zu unterschiedlichen kleineren Schwankungen – etwa seit Argumentationslinien, die zum Teil Beginn der 90er-Jahre gleich geblieauch geschlechtsspezifisch verwendet ben. «Nein», weil es sich in der Gesamtwerden: Während einige Frauen diese betrachtung nicht nur um eine ModeUnvereinbarkeit im Angestelltenvererscheinung handelt: Bereits seit den hältnis erleben, suchen sie diese Dis80er-Jahren hat sich nämlich die Zahl krepanz im eigenen Unternehmen zu der Gründungen deutlich erhöht. Der überwinden. Es ist naheliegend, dass damals einsetzende Gründungsboom in diesen Fällen die Überschaubarkeit wurde jedoch durch die Wirtschaftsdes eigenen Unternehmens Vorrang krise der Jahre 1992/93 deutlich gevor grossangelegten Expansionsstratedämpft. Der annähernd gleiche zykgien hat. Umgekehrt begründen die lische Verlauf ist auch für NeueinNicht-Gründer(innen) ihren Entscheid tragungen von Unternehmen in das gegen eine Unternehmensgründung schweizerische Handelsregister3 festmit der Unvereinbarkeit zwischen der zustellen. Schaffung eines eigenen UnternehAus Abbildung 3 kann also ein pomens und familiären Verpflichtungen. sitiver Zusammenhang zwischen günsNach deren Vorstellung beansprucht tiger Konjunkturlage und Zunahme ein eigenes Unternehmen einen überder Selbstständigkeit bestätigt werdurchschnittlich hohen Arbeitsumfang. den. In dieser Wirtschaftsphase sehen Dieses Argument bringen vorwiegend insbesondere unternehmerisch aktive Männer vor, die sich wegen ihres Personen die entscheidende Chance, Wunsches, neben der Arbeit auch für den Schritt in die Selbstständigkeit die Familie noch Zeit zu haben, nicht zu wagen (Pull-Faktoren). Umgekehrt für die vermeintlich arbeitsintensivere nimmt das Gründungsgeschehen bei Option des eigenen Unternehmens negativer Wirtschaftsentwicklung ab, entscheiden wollen. zumindest für die Jahre 1991 bis 1993 Institut für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus

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ist dieser Einfluss zu beobachten. In anderen Volkswirtschaften jedoch steigt die Gründungstätigkeit allerdings gerade in Zeiten der Rezession. Hier nimmt die «Flucht in die Selbstständigkeit» eine (drohende) Arbeitslosigkeit vorweg (Push-Faktoren). Allerdings ist dieser Zusammenhang statistisch nicht hinreichend belegt (vgl. OECD 2000b). In der Schweiz, wie beispielsweise auch in Deutschland, vollzieht sich ein Wirtschaftsstrukturwandel hin zu mehr Selbstständigen. Dieser Wandel ist jedoch beileibe nicht allgemeingültig; im Gegenteil: Zwischen den Jahren 1988 und 1998 hat sich der Anteil Selbstständiger in den 15 Mitgliedsländern der EU von 15,4 auf 14,4 Prozent reduziert (OECD 2000a); auch für die USA ist in diesem Zeitraum eine Reduktion von 8,5 auf 7,7 Prozent feststellbar, wohingegen für Deutschland eine Erhöhung von 8,7 auf 9,9 Prozent im Jahre 1998 ermittelt wurde.

Zum Gründungszeitpunkt Die Auswertung über das Alter der Gründer(innen) zum Zeitpunkt der Gründung zeigt eine recht grosse Bandbreite: Die Jüngsten haben sich mit 18 Jahren, die Ältesten mit knapp 60 Jahren selbstständig gemacht. Deutlich zu erkennen sind Häufungen der Gründungstätigkeit im Alter zwischen 30 und 33 Jahren und zwischen 36 und 40 Jahren. Im Durchschnitt waren die Gründer zum Gründungszeitpunkt rund 36 Jahre alt, die Gründerinnen rund 34 Jahre alt. Dieser geschlechtsspezifische Unterschied ist auf die Verpflichtung der Männer für Militär- oder Zivildienst zurückzuführen. Insgesamt bedeutet das, dass sich die Gründer(innen) im Durchschnitt erst acht Jahre nach ihrem Hochschulabschluss selbstständig machen. Daraus resultiert die Vermutung, dass der Einfluss der Hochschulausbildung mit zunehmendem Abstand zwischen Hochschulabschluss und Gründungszeitpunkt abnimmt. Der durchschnittliche zeitliche Abstand zwischen Hochschulabschluss und Unternehmensgründung ist in Abbildung 4 vereinfacht dargestellt. Gründungen, die unmittelbar aus der Hochschule heraus entstanden sind, machen demnach

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Anzahl Neueintragungen

Absolvent(inn)en

35'000

(nur Univ. St.Gallen!

Anz a hll Gründung en 30'000

100

25'000

1000

75

20'000

800

50

15'000

600

10'000

0 Institut für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus

Neueintragungen in das schweiz. Handelsregister 1975 bis 1999

19 99

95 19

93 19

90 19

85 19

80

0 19 75

0

200

19

5'000

400

25

Uni SG und Teil-FH N = 467

Abb. 3: Wann haben Sie Ihr letztes Unternehmen gegründet?

rund 4 Prozent der Gründungen aus. Nach einer strengen Definition werden nur sie als «Spin-offs» bezeichnet. Fasst man die Definition von Spin-offs weiter, indem zusätzlich diejenigen Gründungen berücksichtigt werden, die bis zu drei Jahre nach Abschluss beziehungsweise nach Austritt aus der Hochschule entstanden sind, beläuft sich ihr Anteil auf insgesamt 20 Prozent. Umgekehrt bedeutet das, dass 80 Prozent der Absolvent(inn)en erst vier Jahre oder länger nach ihrem Hochschulabschluss ein Unternehmen gründen. Für viele Gründer(innen) ist es also wichtig, vorher einige Jahre Praxiserfahrung zu sammeln. Nahezu alle Gründer(innen) waren vor ihrem Schritt in die Selbstständigkeit berufstätig, nämlich rund 87 Prozent. Die meisten arbeiteten vorher in Klein- und Mittelunternehmen (44 Prozent) oder in Grossunternehmen (34 Prozent). In einer Hochschule waren vorher nur 7 Prozent der Befragten tätig, in der öffentlichen Verwaltung 2 Prozent, in einer anderen (halb-)öffentlichen Forschungsoder Prüfeinrichtung 0,5 Prozent. Nurmehr 0,2 Prozent der Befragten gab an, vorher längere Zeit arbeitslos gewesen zu sein, und knapp 13 Prozent haben sich während oder direkt nach ihrem Studium selbstständig gemacht. (Diese Angaben sind nicht direkt mit den in Abbildung 5 aufgeführten Werten vergleichbar, da dieser Frage eine andere Grundgesamtheit zugrunde liegt!)

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Wachstum der Unternehmensgründungen 91 Prozent der «Frauen-Unternehmen» und 71 Prozent der «Männer-Unternehmen» sind Kleinunternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten. In den Beschäftigtengrössenklassen mit mehr als 10 Beschäftigten nimmt der Anteil der «Frauen-Unternehmen» jedoch rapide ab. Grössere Unternehmen werden nur noch in Einzelfällen von Frauen geführt. Insgesamt sind rund 99 Prozent aller gegründeten Unternehmen Klein- und Mittelunternehmen mit bis zu 250 Beschäftigten, die rund 63 Prozent der Arbeitsplätze geschaffen haben. Im Durchschnitt wachsen die gegründeten Unternehmen jährlich um 1,16 Beschäftigte. Dabei nehmen die Neugründungen der Absolvent(inn)en der Universität St.Gallen deutlich schneller zu als diejenigen der Fachhochschulabsolvent-(inn)en. Die Universitätsabsolvent(inn)en haben zudem auch mehr als dreimal so viele Arbeitsplätze geschaffen als ihre Kolleg(inn)en der Teil-Fachhochschulen, im Durchschnitt nämlich rund 23 gegenüber 7 Arbeitsplätze je Unternehmen. Insgesamt haben Gründer(innen) mit ihren Neugründungen im Durchschnitt 16 Arbeitsplätze generiert – ohne ihre eigenen Arbeitsplätze dazuzurechnen. Gerade beim Beschäftigtenwachstum zeigen sich erhebliche geschlechtsspezifische Unterschiede: So beträgt

das Beschäftigtenwachstum je Jahr bei «Männer-Unternehmen» 1,2 Beschäftigte, während es bei «Frauen-Unternehmen» 0,4 Beschäftigte sind. Diese Differenz ist zwar auf den ersten Blick beträchtlich, sie ist jedoch mit Vorsicht zu interpretieren. Hauptgrund dafür ist auch hier wieder die geringe Fallzahl von Gründerinnen. Dieser Umstand führte dazu, dass ein «Frauen-Unternehmen» mit heute rund 1000 Beschäftigten einen statistischen Ausreisserwert bildet und in der Auswertung zu Verzerrungen führen würde. Deshalb wurde dieser Wert eliminiert (wie auch zwei weitere Ausreisserwerte von «Männer-Unternehmen»). Würde dieses Grossunternehmen mit berücksichtigt, so betrüge das durchschnittliche jährliche Wachstum der von Frauen gegründeten Unternehmen ungefähr 8,3 Beschäftigte! Die Frage nach der Unternehmensentwicklung stellt sich vor allem im Rahmen der Gründungsförderung. Die Auswahl von Unternehmen, die für eine Gründungsförderung in Frage kommen, basiert überwiegend auf quantitativen Indikatoren, wie «richtige Branchenzugehörigkeit», «Beschäftigtenentwicklung», «Umsatz- und Gewinnerwartung». Diesen Indikatoren liegt ein Konzept von Erfolg zugrunde, das allein auf Wachstumsaussichten basiert: Nur ein wachsendes Unternehmen ist erfolgreich. Dieses «Erfolgskonzept» ist aber kritisch: Indem es sich auf einige wenige Branchen konzentriert, schliesst es andere, in Zukunft möglicherweise mindestens genauso erfolgversprechende Unternehmen und Branchen von vornherein aus. Ausserdem wollen nicht alle Gründer(innen) ein stark expandierendes Unternehmen aufbauen. Bei der Fokussierung auf Wachstum gerät überdies leicht die Tatsache in Vergessenheit, dass gerade in den technologieorientierten Unternehmensbranchen Wachstum häufig eine Konsequenz der Markterfordernisse ist. Wachstumsorientierung ist dagegen beispielsweise für innovative Beratungsunternehmen, die sich in hochspezifischen Nischen etablieren wollen, kein prioritäres Ziel. Gerade aber bei Absolvent(inn)en mit nichttechnischem Hintergrund dominieren dienstleistungsorientierte Unternehmensgründungen. Schliesslich muss sich die öffentliche Gründungsförderung die Fra-

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4% 16%

Im Abschluss- 1–3 jahr Jahre

22%

4–7 Jahre

Institut für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus

58%

>8 Jahre

Jahre nach Abschluss

Durchschnittswerte der Gründungsjahrgänge 1994–1999 N = 274

Abb. 4: Durchschnittlicher zeitlicher Abstand zwischen Hochschulabschluss und Unternehmensgründung.

ge stellen, mit welcher Begründung sie Unternehmen mit öffentlichen Geldern fördern will, die auf dem privatwirtschaftlichen Markt schon hinreichend (finanzielle) Förderung vorfinden.

Wie viele Unternehmen existieren heute noch? Grundsätzlich musste in der Befragung davon ausgegangen werden, dass die Gründer(innen) möglicherweise mehr als ein Unternehmen in ihrem Leben gegründet haben. Das Resultat der Frage nach der Anzahl sämtlicher jemals gegründeten Unternehmen war sehr überraschend: Tatsächlich haben die Gründer(innen) im Durchschnitt 1,9 Unternehmen gegründet! Die Gründungshäufigkeit zwischen den Geschlechtern verteilt sich dabei folgendermassen: 56 Prozent der Männer haben zwei und mehr Unternehmen gegründet, während sich dieser Anteil bei den Gründerinnen auf 45 Prozent beläuft. Frauen sind also häufiger «EinmalGründerinnen». Entscheidend ist aber nicht allein die Gründungstätigkeit, sondern auch die Schaffung eines überlebensfähigen Unternehmens. Nach Abzug der wieder geschlossenen Unternehmen korrigiert sich der Durchschnittswert von 1,9 auf 1,7 gegründete und bis zum Befragungszeitpunkt überlebende Unternehmen. Eine hypothetische Hochrechnung verdeutlicht das Ausmass der gesamten

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Gründungstätigkeit: Unter der Annahme, dass sich von den 10 430 angeschriebenen Absolvent(inn)en der Universität St.Gallen rund 8 Prozent selbstständig gemacht haben, resultieren daraus 834 Gründer(innen). Multipliziert mit dem Faktor 1,7 der geschaffenen und überlebenden Gründungen ergibt das eine Gesamtsumme von 1418 gegründeten und überlebenden Unternehmen. Diese haben also rund 22 690 Arbeitsplätze generiert. Bezogen auf die Gesamtzahl an Unternehmen in den betroffenen Wirtschaftszweigen umfassen, diese 1418 Gründungen rund 1 Prozent der Unternehmen in der Schweiz.

Haben Gründer(innen) Unterstützung erhalten? Wie bereits eingangs erwähnt, ist in den vergangenen fünf Jahren in der Schweiz eine Vielzahl privater sowie gemischtwirtschaftlicher Einrichtungen zur Gründungsförderung entstanden. Vor allem das Angebot an finanziellen Unterstützungsleistungen im Bereich des Venture Capital ist enorm angewachsen. Darüber hinaus verfügt inzwischen fast jeder Kanton über ein oder mehrere Gründer-, Initiativ- oder Technologiezentren (Thierstein/Wolter/Wilhelm/Birchmeier 1999). Haben die Gründer(innen) also entsprechend dieses Angebotes Unterstützung erhalten oder hätten sie sich mehr Unter-

stützung gewünscht? Das Resultat dieser Fragen wird im Folgenden getrennt nach der Art der Unterstützung sowie nach unterstützenden Institutionen dargestellt. Die Gründer(innen) haben Beratungshilfe am häufigsten in Anspruch genommen (Abbildung 5): Rund 42 Prozent aller Absolvent(inn)en benötigten Beratung in den Bereichen Existenzgründung, Finanzierung, Organisation, Management, Marketing etc. Jeweils 15 Prozent aller Gründer(innen) nahmen finanzielle Unterstützung an, sei es durch Darlehen oder Schenkung, sowie Beistand von Freund(inn)en und Partner(inne)n. Zwischen den Hochschulabsolvent(inn)en bestehen dabei insgesamt wenige Unterschiede, lediglich bei Beratungsleistungen haben die Fachhochschulabsolvent(inn)en mehr Hilfe in Anspruch genommen. Das ist vor allem auf Gründer(innen) der eher technischorientierten Fachhochschulen zurückzuführen, die weniger Ausbildung in Wirtschaftsfächern erhalten haben. Von wem haben die Gründer(innen) Unterstützung erhalten? Das Ergebnis ist eindeutig: 58 Prozent haben diese Hilfe von Partner(inne)n und im engsten Freundeskreis erfahren (Abbildung 6). Die Gesamtauswertung zeigt, dass nahezu alle Arten der Unterstützung überwiegend aus dem privaten Freundes-/Partnerkreis stammen! Ausnahmen davon sind öffentliche Finanzierungshilfen, die überwiegend von Hochschulen gewährt werden, sowie das Angebot zur Mitbenutzung von Informatik- und Dienstleistungseinrichtungen, das von Privatunternehmen und Stiftungen stammt. Beide Arten der Unterstützungsleistung spielen bei den Befragten aber eine untergeordnete Rolle. Banken und Hochschulen spielen in jeweils 8 beziehungsweise 9 Prozent der Fälle eine Rolle. Weit abgeschlagen dagegen befinden sich jedoch die «eigentlichen» halb-öffentlichen Gründungsfördereinrichtungen: auf Wirtschaftsförderung, Gründer-, Initiativ- und Technologiezentren sowie Wissens- und Technologietransferstellen entfallen 3 und weniger Prozent der Nennungen. Nehmen diese Einrichtungen also ihre Aufgaben nicht hinreichend wahr? Oder klafft hier eine Lücke zwischen Eigenanspruch dieser Einrichtungen und den an sie adres-

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sierten Ansprüchen der Gründer(innen)? Angesichts der Tatsache, dass der private Freundes- und Partnerkreis nahezu überall die dominierende Position der Hilfesteller einnimmt, stellt sich die Frage, warum das so ist: Stellen die Gründer(innen) einen Mangel an Alternativen fest oder bietet die Privatunterstützung eine so unersetzbare Hilfe? Der «Mangel an Alternativen» kann dabei auf einer Wahrnehmungslücke bei den Gründer(inne)n beruhen, auf einem tatsächlichen Mangel an geeigneten Angeboten oder auf einem Mangel an transparenter Darstellung dieser Angebote. Für viele Gründer(innen) mag die Hilfe von Privatpersonen insofern unersetzbar sein, als hier die Risikoakzeptanz und die Toleranzgrenze ungleich höher liegen als bei kommerziellen Anbietern. Wer jedoch nicht auf ein derartiges privates Netzwerk für Kredite und/oder fachliche Beratung zurückgreifen kann, sieht sich grossen Hindernissen gegenüber.

Hätten sich Gründer mehr Unterstützung gewünscht? Angesichts des dominierenden Beizugs privater Hilfeleistungen ist anzunehmen, dass die Gründer(innen) einen erheblichen Bedarf an anderweitiger Unterstützungsleistung sehen. Entspricht das aber auch der Wahrnehmung der Gründer(innen)? Insgesamt geben rund 56 Prozent der Gründer an, in irgendeiner Form Unterstützung erhalten zu haben. Das trifft jedoch nur auf 33 Prozent der Gründerinnen zu (Abbildung 8)! Aufgrund dieses Unterschiedes von mehr als 20 Prozent ist zu erwarten, dass sich entsprechend mehr Gründerinnen als Gründer mehr Unterstützung gewünscht hätten. Die Auswertung zeigt denn auch, dass dies tatsächlich auf 42 Prozent der Gründerinnen zutrifft, gegenüber 32 Prozent der Gründer. Dennoch bleibt hier ein unerklärbarer Rest von rund 10 Prozent Gründerinnen, die ihre Unterstützung nicht einfordern. Die üblichen, auf Wachstum ausgerichteten Förderkategorien könnten ein wesentlicher Grund dafür sein, dass die weniger ausgeprägte Wachstumsorientierung der «Frauen-Unternehmen» die Gründerinnen daran hin-

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dert, eine vermeintlich von vornherein aussichtslose Anfrage nach Unterstützungsleistung zu stellen. Die Gründer(innen) adressieren ihren Wunsch nach mehr Unterstützung vor allem an die Wirtschaftsförderung (27 Prozent der Nennungen), gefolgt von den Banken (20 Prozent), den Hochschulen (19 Prozent) sowie den Gründer-, Initiativ- und Technologiezentren (15 Prozent). Diese Einrichtungen werden also von einigen Gründer(inne)n als defizitär hinsichtlich ihres Leistungsangebotes bei der Gründungsunterstützung eingestuft. So sind beispielsweise die Banken in den Augen der Gründer(innen) noch zu restriktiv bei der Vergabe von Krediten. Bei den gewünschten Arten der Unterstützungsleistungen fällt eine Besonderheit auf: Der Wunsch nach günstigerem Raumangebot wurde überwiegend an die Wirtschaftsförderung und nicht an die Gründer-, Initiativ- und Technologiezentren gerichtet, obwohl die Wirtschaftsförderung keinerlei Räume anbietet. Hier ist eine Diskrepanz zwischen der Aufgabenwahrnehmung der Wirtschaftsförderung und den Anforderungen der Gründer(innen) an diese Einrichtung in zweierlei Hinsicht festzustellen: Einerseits kann die Wirtschaftsförderung selbst keine Räume zur Verfügung stellen, weshalb sie auf die Gründerzentren verweist. Allerdings funktioniert diese Vermittlung anscheinend noch nicht hinreichend gut. Andererseits sollte die Wirtschaftsförderung in den Augen der Gründer(innen) deutlich mehr Hilfestellungen anbieten, worunter das Angebot an günstigen Büroräumen oder zumindest die erfolgreiche Vermittlung derselben nur ein Aspekt ist.

Wie weiter? Unter Berücksichtigung der künftigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aufgaben von Hochschulen werden sich Universitäten und Fachhochschulen zum Thema «Unternehmensgründungen» positionieren müssen, sofern sie es noch nicht getan haben. Die Erhöhung des Outcomes von Hochschulen wird heute bereits über Wissens- und Technologietransferstellen zu erreichen versucht. Die Förderung von Unternehmensgründungen

sind dabei ein wichtiger Aspekt. Die gesamten Bemühungen zur Valorisierung von Wissen sind auch im Universitätsbereich kein Widerspruch zur vermeintlichen Unabhängigkeit von Forschung und Lehre, sondern eine sinnvolle Ergänzung. Sie bedürfen jedoch der klaren Regelung und Abgrenzung zur freien Forschung und zur Lehre! Um die möglichen Aktivitäten einer Hochschule im Hinblick auf Gründungsförderung zu überdenken, wäre es hilfreich, wenn die Hochschulen das Gründungsgeschehen ihrer Absolvent(inn)en sowie ihrer Mitarbeitenden genauer kennen würden. Diese Gesamtdaten würden einen weitreichenderen Vergleich über das Gründungsgeschehen zwischen den Hochschulen ermöglichen, unter Berücksichtigung der gleichen Fachrichtungen. Interessant wäre dabei auch ein Vergleich zwischen der Gründungstätigkeit von Wirtschaftsabsolvent(inn)en der Universität St.Gallen, die ja keine institutionalisierte Form der Gründungsförderung kennt, und Absolvent(inn)en derselben Fachrichtung anderer Universitäten, die Gründungsförderung betreiben. Angesichts der bisherigen Struktur und Ausrichtung der Wissenstransferstellen an Hochschulen ist allerdings damit zu rechnen, dass sich der Grossteil sämtlicher Gründer(innen) auch ohne deren Unterstützung selbstständig macht. Einen wichtigen Beitrag zum Gründungsgeschehen liefert die vorliegende Studie. Zusätzliche Angaben über das gesamte Gründungsgeschehen könnten jedoch von den Alumni-Vereinigungen gewonnen und immer auf dem aktuellsten Stand gehalten werden. Die Absolventenvereinigung HSGAlumni ist bereits auf dem Weg dahin, indem sie erstmals seit dem Jahre 1999 bei ihrer jährlichen Mitgliederbefragung auch Angaben zur momentanen Erwerbssituation ermöglicht. Mit einigen Verfeinerungen könnten diese Fragestellung und die Ergebnisse daraus noch verbessert werden. Unabhängig von diesen Datengrundlagen existiert aber eine Reihe von Ansatzpunkten, die für eine Förderung des Themas Selbstständigkeit und Unternehmensgründung an Hochschulen sprechen. Zu unterscheiden sind dabei infrastrukturelle Fördereinrichtungen, wie beispielsweise Wissens- und Trans-

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60%

49% 40%

30%

16 % 13%

10%

5% 3%2%

3%

2%

16% 11 % 1%

Be ra tu ng W eit er bi Öff ld en un tli g ch e Fin an zh ilfe n Ra In um fo an rm ge a bo katik-/ t tio Te ns le ein ko ric mm ht un Be un iist ge an n d F Pa reu n rt d An ne e, de r/i re n s, nä m lic h:

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11%10 % 9%7%

Institut für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus

Uni SG Teil-FH N = 289 N = 852 Mehrfachnennungen; Ausnahme «Beistand»

Abb. 5: Erhaltene Unterstützung bei Gründung nach Hochschulen.

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(a) Trennung der Gründungsförderung von einer bestimmten Berufs-/Lebensphase der Gründungswilligen; (b) Erweiterung des förderwürdigen Spektrums von Gründungen: also Förderkriterien nicht allein an Wachstumsabsichten oder spezifischen (Hoch-)Technologiebereichen ausrichten, sondern auf Innovativität achten.

Beide Aspekte bedeuten eine Erweiterung oder Öffnung des gängigen Förderansatzes. Zu den bislang gängigen Förderkriterien gehören «erwartete Wachstumsaussichten» und «Wachstumsdynamik» sowohl im Hinblick auf Umsatz- als auch auf Mitarbeiterentwicklung. Eng damit verbunden ist die Ausrichtung auf «Hochtechnologie», die ein solches Wachstum eben erst ermöglichen soll. Bei Venture-Capital-Gebern 70% zeigt sich deutlich, 58 % 60% wie sich diese Ori50% entierung an Wachstumskriterien als 40% Ausschlusskriterien 30% 18 % entpuppen: Geldin20% 9% 8 % vestitionen sind für 10% 3% 3% 2% die Anle-ger erst ab 0% mindestens 500 000 CHF interessant. UnternehmensgrünUni SG und Teil-FH N = 1147, Mehrfachnennungen der, die nicht so viel Kapital investieren müssen oder wol- Abb. 6: Erhaltene Unterstützung bei Gründung nach Institutionen. W Te iss ch ens no -/ l tr ogie an sf G er ze r n nt de re rn et c. W irt sc h fr a de fts ru ng

ferstellen bis hin zu campus-nahen Gründerzentren, sowie die Förderung des Themas «Selbstständigkeit» in Lehre und Forschung. Grundsätzlich sind Selbstständigkeit und Unternehmensgründungen als gleichwertige Karrierealternative zur abhängigen Beschäftigung zu behandeln. Das bedeutet, dass die Berufsbilder in der Ausbildung nicht einseitig auf eine Managerkarriere in (Gross-)Unternehmen ausgerichtet sein dürfen, sondern die Vielfalt der existierenden Berufsbilder angemessen berücksichtigen sollen. Dazu gehört auch, ein Bild von Selbstständigen zu vermitteln, das der ganzen Spannweite der real existierenden Unternehmensgrössen Rechnung trägt. Zur Verdeutlichung: 99 Prozent der gegründeten und hier erhobenen Unternehmen gehören zur Kategorie «Klein- und Mittelunternehmen», derselbe Anteil ist auch für Unternehmen in Europa festzustellen. Die Förderung von Unternehmensgründungen durch hochschuleigene Wissens- und Technologietransferstellen konzentriert sich in der Regel auf die jungen Absolvent(inn)en und eventuell noch auf Mitarbeitende der Hochschule. Wie die vorliegende Erhebung jedoch gezeigt hat, kommt dieser Schritt nur für 4 Prozent der Absolvent(inn)en unmittelbar nach Hochschulabschluss in Frage. Grundsätzlich ist deshalb der Förderansatz dahingehend zu revidieren:

Institut für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus

H oc hs ch ul e U nt er ne St hm ift e un n, Pr ge iv n at pe rs o Fr ne eu n, nd e

20 %

Pr iv at e

40%

Ba nk

50%

len, finden auf dem Markt allerdings kaum Investoren oder Geldgeber; Gründer(innen), die von vornherein nicht auf Wachstum fixiert sind, ebenso wenig. Die Erweiterung des förderwürdigen Spektrums von Gründungen hin zu nicht primär wachstumsorientierten Unternehmensgründungen setzt auch ein anderes Verständnis des Unternehmertums und ein anderes Erfolgskonzept voraus: Auch hier reicht die Spannweite von sehr wachstums- und expansionsorientierten bis hin zu lustvollen Unternehmer(inne)n, die ihren Lebenszweck nicht ausschliesslich in der Berufstätigkeit suchen. Wenn es gelingt, das Berufsbild «Unternehmer(in)» dahingehend zu erweitern, wird Selbstständigkeit für beide Geschlechter eine echte Alternative. Für den Raum Ostschweiz, aber auch für andere Regionen ist festzustellen, dass zwar ein buntes Angebot an Gründer- und Technologiezentren existiert, diese aber entweder bei den Gründer(inne)n unbekannt sind oder nicht die gewünschte Hilfe anbieten (können). Auch von der Wirtschaftsförderung der Kantone hätten sich die Gründer(innen) mehr Hilfe gewünscht. Hier besteht also ein erheblicher Abklärungsbedarf zwischen Angebot und Leistung der Zentren, der Wirtschaftsförderungsstellen und den Bedürfnissen der unterschiedlichen Anspruchsgruppen von Gründer(inne)n. Eng damit zusammen hängt der Koordinationsbedarf zwischen diesen öffentlichen, aber auch den (halb-)privaten Einrichtungen. Die stark dezentrale und vor allem unkoordinierte Existenz unterschiedlichster Einrichtungen nebeneinander führt eher zu

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mangelnder Transparenz als dazu, den Gründer(inne)n eine echte Hilfe zu sein. Die Entkopplung der Gründungsförderungsphase von einer bestimmten Lebensphase der Gründer(innen) eröffnet für eine Wissenstransferstelle an einer Hochschule ganz neue Perspektiven: Sie wären also auch für ältere Akademiker(innen), die einen entsprechenden wissenschaftsbasierten Gründungswunsch haben, ein kompetenter Ansprech- und Vermittlungspartner. Mit anderen Worten bedeutet diese Öffnung der Transferstelle eine Erweiterung des Aktionsradius, der sich dann sowohl auf ehemalige Studierende als auch auf andere Akademiker(innen) erstrecken würde, die sich im Einzugsgebiet dieser Stelle befinden. Implementiert diese Transferstelle zusätzlich eine geeignete Beratungs- und Finanzierungsstruktur, könnte damit der Outcome der betreffenden Hochschule deutlich verbessert werden. Es liegt auf der Hand, dass damit auch der Standortregion erhebliche Entwicklungsimpulse verliehen würden. An dieser Stelle sei allen Absolvent(inn)en für ihre Teilnahme an dieser Befragung herzlich gedankt! Ohne sie gäbe es weder die Studie noch diesen Beitrag!

Literatur Arvanitis, S.; Marmet, D. (2001): Unternehmensgründungen in der schweizerischen Wirtschaft. Studie i.A. des seco. Zürich Fischer, G.; Wilhelm, B. (2001): Die Universität St.Gallen als Wirtschaftsund Standortfaktor. Schriftenreihe «Beiträge zur Regionalwirtschaft» des Instituts für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus. Band 3. Bern u.a.: Verlag Paul Haupt Graber, M.; Schubert, R.; Stücheli, C. (1996): Berufliche Selbstständigkeit von Frauen in der Schweiz. Inst. f. Wirtschaftsforschung. Materialien Nr. 96/7. ETH Zürich Harabi, N.; Meyer, R. (2000a): FrauenPower unter der Lupe. Geschlechtsspezifische Unterschiede zwischen Jungunternehmerinnen und Jungunternehmern. Reihe A: Discussion Paper 2000–04. Solothurn

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Unterstützung erhalten

Unterstützung erhalten

33%

56% 44%

67% Keine Unterstützung erhalten

Institut für Öffentliche Dienstleistungen und Tourismus

«Unterstützung erwünscht?» Ja 42% 32% Ja Nein

58% 68%

Keine Unterstützung erhalten

Nein Frauen N = 51

Männer N = 511

Abb. 7: Unterstützung bei der Gründung erhalten und (mehr) Unterstützung erwünscht.

Harabi, N.; Meyer, R. (2000b): Die neuen Selbstständigen. Sonderdruck, Reihe B., Nr. 2000–01. Studie im Auftrag des Netzwerks für Einfrau-Unternehmerinnen, Schweiz. Solothurn OECD (2000a): OECD in figures. Statistics on the member countries. Supplement OECD Observer. Paris OECD (2000b): Perspectives de l’emploi de l’OECD. La renaissance partielle de l’emploi indépendant. Paris Richert, J.; Schiller, R. (1994): Hochschulabsolventen als Existenzgründer. Auftragsstudie der Dt. Ausgleichsbank für das Bundesministerium für Bildung und Wissenschaft. Bonn Thierstein, A.; Wolter, S.C.; Wilhelm, B.; Birchmeier, U. (1999): Der stille Boom. Gründerinitiativen im Aufwind. Bern u.a.: Paul Haupt Wilhelm, B. (2000): Systemversagen im Innovationsprozess. Zur Reorganisation des Wissens- und Technologietransfers. Zugl. Diss. Uni Zürich. Wiesbaden: DUV Ziegerer, M. C. (1993): Firmengründungen durch Frauen und Männer im Zeitablauf: Unterschiede, Gleichheiten, Konsequenzen. Zugl. Diss. Uni St.Gallen. Bamberg: Difo

1

Die Studie wurde durchgeführt von Dr. Beate Wilhelm (Uni St.Gallen), Prof. Dr. Alain Thierstein und Dr. Heiko Behrendt (beide ORL-Institut, ETH Zürich). Sie erscheint im Oktober 2001, Verlag P. Haupt.

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Teilgenommen haben die Teil-Fachhochschule für Wirtschaft, St.Gallen, die TeilFachhochschule für Technik, St.Gallen (beide sind heute zusammen mit einer dritten Teil-Fachhochschule zur «Fachhochschule für Wirtschaft, Technik und Soziale Arbeit» zusammengeschlossen), das «Neutechnikum Buchs», die «Hochschule für Technik und Architektur», Chur, die «Hochschule für Wirtschaft und Tourismus», Chur (beide sind heute zur Hochschule für Technik und Wirtschaft, Chur, zusammengeschlossen), bzw. deren Absolventenvereinigungen.

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Allerdings sind die Neueintragungen in das Handelsregister nicht gleichzusetzen mit Neugründungen, vielmehr handelt es sich dabei zu einem Grossteil um sog. «unechte» Neugründungen. Dazu gehören nicht originäre Gründungen, also beispielsweise Eintragungen eines Unternehmens unter neuem Namen, Zusammenschlüsse bestehender Unternehmen oder Übernahmen etc.

Weitere Informationen: Dr. Beate Wilhelm; Universität St.Gallen, Varnbüelstrasse 19, CH-9000 St.Gallen; Telefon: +41 (0)79 506 89 64; Fax: +41 (0)71 224 25 38; E-Mail: beate.wilhelm@unisg.ch

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Employer Branding im Fokus der High Potentials von morgen Von Markus Schweizer ie steigende Dynamik der Märkte hat viele Branchen dazu veranlasst, ihre Rekrutierungsaktivitäten vermehrt auf Universitätsabsolventen auszurichten. Der Wettbewerb um die besten Studierenden macht ein strategisches Employer Branding erforderlich. Wie den Unternehmen das Aussenden einer einzigartigen Botschaft an die Studierenden gelingt, geht aus der jüngsten Studie des Gottlieb Duttweiler-Lehrstuhls an der Universität St.Gallen (HSG) hervor.

nen. Mitarbeiterfähigkeiten und die Bereitschaft zum Lernen sind dabei gleichermassen kritische Erfolgsfaktoren. Die notwendige Basis zur Erlangung dieser Fertigkeiten wird u.a. mit einer praxis- bzw. problemorientierten tertiären Ausbildung (Fachhochschule oder Universität) gelegt. Viele Unternehmen bemühen sich infolgedessen um die Gunst der Universitätsabsolventen mit überdurchschnittlich hohen zwischenmenschlichen und fachlichen Qualifikationen (so genannte ‹High Potentials›). Aufgrund des vorherrschenden Nachfrageüberhangs verschärft sich der Wettbewerb um die besten Absolventen jedoch zunehmend (battle for talents).

D

Wachsende Bedeutung von Universitätsabsolventen

Wahrnehmung und Erwartungen der High Potentials an den zukünftigen Arbeitgeber

Aufgrund der kontinuierlich steigenden Komplexität und Wettbewerbsintensität sind Unternehmen zunehmend gezwungen, sich schnell und permanent zu wandeln. Eine Selbsterneuerung der Unternehmung setzt Manager voraus, welche hohe Sozial-, Persönlichkeits-, Fach- und Führungskompetenzen auf sich verei-

Im Seilziehen um hoch qualifizierte Mitarbeiter kommt dem Arbeitgeberimage (Employer Branding) ein nachhaltiges, akquisitorisches Potenzial zu. Das

19.4 Unternehmensberatung

20.1 18.3 16.3 11.7 11.9

Banken 11.0

14.0

Konsumg terindustrie

14.0 10.3

Branchen

Versicherungen

8.5

7.3 10.0

Jahr 2001

13.5

Handel

Jahr 1994

13.1

Jahr 1991

9.5 9.6

Investitionsg terindustrie

11.5 9.3 8.6

Touristik

8.9 8.3 10.7

Chemische Industrie 9.9 6.0 4.1

ffentliche Verwaltung 4.0

0.0

5.0

10.0

15.0

20.0

25.0

Punktevergabe bei einem Budget von 100 Punkten (Mittelwert)

Gesamtattraktivität im Branchenvergleich (n = 125)

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Image widerspiegelt die Attraktivität eines Unternehmens auf dem Arbeitsmarkt. Diese Attraktivität ist abhängig von der Übereinstimmung der Arbeitsplatzanforderungen und der Wahrnehmung derselben durch die Studierenden. Im Rekrutierungsprozess erweist sich insbesondere eine möglichst ‹kundenorientierte› Kommunikation als Erfolgsfaktor, um sich als idealer Arbeitgeber zu positionieren (Hughes et al., 2001). Die Studierenden erhalten z.B. anhand von Erlebnisberichten, Teilnahme an Workshops, Öffentlichkeitsarbeit usw. Einblick in das attraktive Arbeitsumfeld und die Unternehmenskultur.

Die Beratungsunternehmen beherrschen das Employer Branding am besten Die Studie des Gottlieb Duttweiler-Lehrstuhls (abrufbar unter der URL: http://gd-lehrstuhl.imh.unisg.ch) untersucht u.a. anhand aktueller und fundierter Daten die Attraktivität von Branchen und bekannten Unternehmen bei Studierenden. Aufgrund der steigenden Wettbewerbsintensität bei der Rekrutierung von High Potentials kann ein Attraktivitätsvergleich in Form eines Rankings eine wichtige Funktion zur Standortbestimmung übernehmen. Auffällig bei der Betrachtung der Rangliste (Abb.) ist die höhere Attraktivität der Banken- und Versicherungsbranche als Arbeitgeber unter Studierenden in St.Gallen. Vor allem die Credit Suisse Group und die UBS geniessen dabei eine hohe Popularität. Einen ungebrochenen Beliebtheitsgrad besitzt die Unternehmensberatung bei den High Potentials. Sie kann sich weiterhin an der Spitze behaupten. Die Branche hat es exzellent verstanden, eine einzigartige Reputation aufzubauen und sich als idealer Arbeitgeber zu etablieren. Die Bewertung der Gesamtattraktivität im Branchenvergleich offenbart am anderen Ende der Skala, dass die Handelsbranche und die Konsumgüterindustrie im Vergleich zu den 1991 und 1994 durchgeführten Befragungen stark an Popularität verloren haben. Insbesondere bezüglich Lohnimage und Karrieremöglichkeiten wird der Handel von den Studierenden weitaus weniger attraktiv bewertet als die Unternehmensberatung sowie Unternehmen aus dem Finanzdienstleistungs- und Informationstechnologiesektor. Organisationen, die einer wenig attraktiven Branche angehören, müssen mit negativ belasteten Vorurteilen rechnen. Dies hängt damit zusammen, dass oft vom Image der Branche auf die Attraktivität der einzelnen Unternehmung geschlossen wird. Um sich vom wenig vorteilhaften Branchenimage lösen zu können, bedarf es einer professionellen und absolventenorientierten Kommunikation der unternehmensspezifischen Stärken und Kultur. Denn je weniger Informationen Bewerber

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Überdenken Sie in der Ferienzeit Ihre beruflichen Perspektiven? ‰ Ergo ist das der ideale Zeitpunkt, mit uns über eine berufliche Neuorientierung und Ihre Karriereentwicklung in Ruhe zu sprechen ‰ Erwarten Sie von uns eine umfassende und kompetente Beratung sowie konkrete Angebote von attraktiven Positionen und Herausforderungen, national und international ‰ Wir sind spezialisiert im Bereich Akademiker und Kaderpersonal und seit über zwölf Jahren beraten und planen wir mit nachhaltigem Erfolg ‰ Absolute Diskretion und Vertraulichkeit sind bei uns selbstverständlich. Unsere Frau M. Vetsch, Herr K. Rüegg oder Herr R. Keller freuen sich auf Ihre Kontaktnahme in der von Ihnen bevorzugten Form. Mit konkreten Angeboten sprechen wir Sie an als: Ökonom, Physiker, Buchhalter, Controller, Maschinen-, Elektro-, Elektronik-, SW-Ingenieur und -Techniker, Mathematiker, Betriebs- und Volkswirtschafter, MBA-Abs., Jurist, Informatiker, Chemiker, Bank- und Versicherungs-Kaufmann, Marketingplaner und -leiter, Verkaufsleiter.

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über das Unternehmen besitzen, desto stärker orientieren sie sich an Stereotypen wie dem Branchenimage (Teufer, 1999, S.133ff). Hiervon sind besonders die Handelsbranche und die Konsumgüterindustrie betroffen, welche die grössten Attraktivitätsverluste im Branchenvergleich seit 1991 zu verzeichnen haben.

Arbeitsplatzanforderungen und Beziehungspflege Hughes empfiehlt für den Rekrutierungsprozess ein Zusammenspannen der Personal- und Marketingabteilung. Angesichts der ähnlichen Ziele ergeben sich viele Synergiemöglichkeiten. Kreativität und Einzigartigkeit der Botschaften sind bei der herrschenden Informationsüberlastung von grosser Bedeutung. Als entscheidende Faktoren zur Erlangung einer guten Reputation bei Studierenden haben sich das Arbeitsklima, die vielseitige und verantwortungsvolle Tätigkeit und die Teamarbeit bzw. der Führungsstil herausgestellt. Materielle Faktoren, darunter die Sozialleistungen und die Höhe des Gehalts, werden demgegenüber eher als unwichtig bei der Arbeitsplatzselektion erachtet. Dies mag mit dem Wertewandel der Gesellschaft zusammenhängen. Damit sind nicht neue Werte gemeint, sondern eine Umbewertung der bestehenden Wertvorstellungen. Die Möglichkeit der Selbstentfaltung rückt dabei immer mehr in den Mittelpunkt. Da die postmaterialistischen Werte nur sehr schwer direkt kommunizierbar sind, bedarf es einiger Kreativität für den Aufbau eines attraktiven Arbeitgeberimages. Dabei sollte aber darauf Wert gelegt werden, dass die Wahrnehmung des Arbeitsumfeldes durch die Studierenden mit dem effektiven Angebot übereinstimmt. Trifft dies nicht zu, muss im Falle einer Überschätzung des Angebots durch die Studierenden mit einer hohen Fluktuationsrate gerechnet werden. Im Falle einer mangelnden Kommunikation der Stärken entsteht ein ungerechtfertigt schlechtes Image und das Interesse an der Branche als Arbeitgeber sinkt. So erfüllt die Handelsbranche aus der Sicht der Studierenden z.B. nur gerade vier als weniger wichtig eingestufte Kriterien (Sozialleistungen, flexible Arbeitszeiten, gesellschaftliches Engagement des Unternehmens und Arbeitsplatzsicherheit), welche einen optimalen Arbeitsplatz ausmachen. Weicht diese Einstufung von den realen Gegebenheiten ab, muss von einem erheblichen Kommunikationsproblem der Handelsbranche ausgegangen werden. Trifft die Einschätzung der Studierenden zu, müssten Handelsunternehmen ihre Personalpolitik grundsätzlich neu ausrichten. In jedem Fall besteht für die Branche Handlungsbedarf; entweder muss die Informationspolitik überdacht werden oder aber es sind Massnahmen zur Verbesserung des Arbeitsumfeldes nötig.

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Eine integriert ausgerichtete Kommunikationspolitik erfordert deshalb mehrere zielgruppenfokussierte Kanäle, über welche die Rekrutierungsbotschaft ausgesendet werden kann. Dazu gehören die Präsenz an den Universitäten, die Unterstützung der Studierenden während des Studiums und ein attraktives Informationsangebot über das Internet.

Konsequenzen für das Personalmarketing Eine optimale Rekrutierung von Universitätsabsolventen erfordert eine intensive Pflege des Unternehmens- und, soweit als möglich, auch des Branchenimages. Durch eine überzeugende Kommunikation der Unternehmensstärken und eine gute Beziehungspflege zu Studenten kann das Arbeitgeberimage positiv beeinflusst werden. Die Personalverantwortlichen sind gefordert, ihre Präsenz an den Universitäten zu verstärken und einen systematischen und intensiven Kontakt zu den High Potentials zu pflegen. Der daraus entstehende Wissensaustausch eröffnet den Unternehmen ausserdem die Möglichkeit, das Arbeitsumfeld den Anforderungen der High Potentials kontinuierlich anzupassen. Sobald die Wahrnehmung der entsprechenden Branche mit den Anforderungen der Studierenden an den ersten Arbeitsplatz übereinstimmt, darf der Wirtschaftszweig mit einer Verbesserung des Images rechnen. Gerade für den Handel bietet sich eine konzertierte Aktion an, um das schlechte Branchenimage im notwendigen Ausmass verbessern zu können.

Literaturhinweise: Hughes, Ruch & Murphy: How to Hire Great People – A Guide For Recruiting Key Talent. Online source: http://www.hrmemployerbranding.com. Teufer, Stefan: Die Bedeutung des Arbeitgeberimages bei der Arbeitgeberwahl – Theoretische Analyse und empirische Untersuchung bei High Potentials. Deutscher Universitäts-Verlag, 1999.

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L E H R S T U H L I M P O RT R Ä T

Die organisationspsychologische Seite der Universität St.Gallen Es ist nicht immer ganz einfach, an einer wirtschaftswissenschaftlichen Universität für die Anliegen der Psychologie Verständnis und das gewünschte Engagement zu finden. Dennoch hat der Lehrstuhl für Organisationspsychologie unter der Leitung von Professor Dr. Peter Dachler gute Erfolge für das Fachgebiet erzielen können. Von Miriam Lendfers ls Professor Dr. Peter Dachler im Jahre 1979 zum Direktor des Lehrstuhls für Organisationspsychologie (OPSY-HSG) an die Universität St.Gallen berufen wurde, war Knochenarbeit gefragt. Die Ausrichtung der an der Universität vermittelten Psychologie verlief in eine andere Richtung, als es sich der in den USA ausgebildete und dort langjährig in Lehre und Forschung tätig gewesene Professor für Organisationspsychologie vorgestellt hatte. So lag seine Aufgabe in den ersten Jahren vor allem darin, die Organisationspsychologie besser in die an der Universität bestehenden Wirtschafts- und Sozialwissenschaften einzubinden. Daneben orientiert sich die Lehre auch an wissenschaftlichen und methodischen Prozessen, die sich aus der integrativen und interdisziplinären Zusammenarbeit mit den Wirtschafts- und den Sozialwissenschaften ergeben. Organisationspsychologie befasst sich auf breiter Basis mit der Beziehung zwischen Individuen und Organisationen als Ganzes. So findet man relevante Fragestellungen an den Schnittstellen von Psychologie, Soziologie und Organisationstheorie. Die Entwicklungen im Bereich der Psychologie stiessen bei den Studenten auf ein äusserst positives Echo. Schon bald kristallisierte sich heraus, dass das Kulturfach Psychologie von vielen Studenten gewählt wurde. Heute ist es das am häufigsten gewählte Kulturfach überhaupt. Interessierte aus allen Vertiefungsrichtungen finden in der vermittelten Lehre einen wichtigen Aspekt ihres Studiums und holen sich Grundlagen für ihr Fachgebiet.

A

Menschen im Kontext des sozialen Umfelds Die an der HSG vermittelten Lehrgebiete kommen alle irgendwann direkt oder indirekt zu dem Punkt, an dem sie sich mit dem Wesen und dem Verhalten von Menschen befassen. Daneben stellt sich die Frage nach dem Verständnis der Natur von sozialen Systemen. Im Kulturfach Psychologie liegt der Akzent im weiten Problemkreis über menschliche Eigenschaften und Verhalten im Kontext des sozialen Umfelds. Neben dem

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Schwergewicht der Probleme im Rahmen der sozialen Institutionen werden auch psychologische Fragestellungen des alltäglichen Lebens in unseren hoch organisierten und vernetzten Gesellschaften Beachtung beigemessen. «Viele Studenten haben aufgrund der vermittelten Psychologie auch Hilfen für ihr persönliches Leben finden können», erzählt Dachler aufgrund Rückmeldungen der Lernenden.

Psychologie als Schlüssel zum Erfolg Unter dem Begriff «Management Sozialer Prozesse» bietet der Lehrstuhl für Organisationspsychologie, zusammen mit den Soziologen der HSG, eine Vertiefungsrichtung für das Hauptstudium an. Diese Vertiefung ist sowohl auf den betriebswirtschaftlichen wie auch auf den volkswirtschaftlichen Lehrgang zugeschnitten. So geht es im Bereich BWL darum, das wirtschaftswissenschaftliche Wissen mit fundierten Kenntnissen in Psychologie und Soziologie zu verbinden. Der Lehrstuhl vertritt die Überzeugung, dass der Erfolg von Managerinnen und Managern in der Praxis massgeblich davon abhängt, ob sie fähig sind, der psychosozialen Dimension ihrer Massnahmen angemessen Rechnung zu tragen. In der VWL geht es primär um die Ergänzung der ökonomischen mit einer sozialwissenschaftlichen Perspektive. Generell gilt es, den Zusammenhang von Wirtschaft, Gesellschaft, Kultur und Politik systematisch zu erörtern und damit wirtschaftliche Prozesse als Teil eines komplexen Ganzen zu begreifen. In der vermittelten Lehre der Organisationspsychologie wird Wert darauf gelegt, neben der theoretischen Basis Projekte und Übungen direkt erfahrbar zu machen.

Fragen der Gleichstellung Ein ausdrückliches Anliegen des Lehrstuhls ist es im Weiteren, den weiblichen akademischen Nachwuchs zu fördern. Darüber hinaus werden feministi-

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Professor Dr. Peter Dachler mit dem OPSY-Team. sche Fragestellungen auch in die Forschung integriert. So wird zurzeit beispielsweise an einem Projekt geforscht, das sich mit dem Thema «Family Friendliness» befasst. Hier wird auf Fragen des Grundverständnisses zwischen Mann und Frau, zwischen Männer- und Frauenarbeit eingegangen. «Gerade in diesem Bereich ist generell noch sehr viel Arbeit zu leisten», ist Dachler überzeugt. Angesichts des grossen Interesses, das die Studenten erwiesenermassen der unterrichteten Psychologie entgegenbringen, drängt sich die Frage auf, ob das Fachgebiet im Lehrplan ausreichend gewichtet wird. Mit einer Spur von Bedauern bringt Dachler die Überlegung ein, dass die eher kritischen psychologischen Fragestellungen in der verbreiteten Managementvorstellung oft unangenehm oder unbequem sein könnten. Auch generell im Bereich der Forschung an der Universität St.Gallen sieht Dachler einen deutlichen Verbesserungsbedarf. Das vorhandene Potenzial sei gut, an Unterstützung und Förderung mangle es jedoch. Gerade um weltweit oder zumindest europäisch zu den führenden Universitäten zu gehören, sei ein markanter Ausbau der Forschung in qualitativer wie auch quantitativer Hinsicht unweigerliche Voraussetzung.

beratung@psy – Individuelle Hilfe Seit einem knappen Jahr verfügt die Universität St.Gallen über eine professionelle, kostenlose psycho-

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logische Beratungsstelle. Diese bietet kurzfristige Hilfe an und hat sich zum Ziel gesetzt, gemeinsam mit den Ratsuchenden Lösungen zu finden. Die angesprochenen Themenbereiche erstrecken sich von zahlreichen studienspezifischen Problemen wie Prüfungsangst oder Laufbahnberatung bis hin zur persönlichen Entwicklung sowie Problemen in Partnerschaft und Familie. Wird längerfristige Beratung gewünscht, so vermittelt beratung@psy Kontakt zu entsprechenden Personen oder Institutionen. Die ausgebildeten Beraterinnen Dipl.-Psych. Dörte Resch und Dipl.-Psych. Julia Nentwich sind mit dem der Beratungsstelle bisher entgegengebrachten Interesse sehr zufrieden. Sie sei über die ursprünglichen Erwartungen hinaus sehr gut angelaufen.

Steckbrief des Lehrstuhls für Organisationspsychologie (OPSY-HSG) Direktor: Prof. Dr. Peter Dachler Adresse: Guisanstr. 11, 9010 St.Gallen Telefon: 071/224 26 40 Telefax: 071/224 26 59 Internet: www.psy.unisg.ch beratung@psy: Telefon: 071/224 26 36 oder 071/224 26 39 E-Mail: beratung@unisg.ch

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NDU ALUMNI

Das Executive MBA HSG – Baustein zum Erfolg Von Markus Seitz ine Unternehmung, die langfristig im Markt bestehen will, erfordert Führungskräfte, die mit ihren persönlichen und fachlichen Fähigkeiten die laufenden Veränderungsprozesse eines dynamischen Umfelds zu antizipieren verstehen. Die zunehmende Globalisierung und der technologische Fortschritt verstärken die Dynamisierung und fordern einen unaufhaltsamen Wandel. Entwicklungen in der Informations- und Kommunikationstechnologie vereinen uns scheinbar im globalen Dorf. Wir leben praktisch in einer Welt ohne Grenzen und sind dadurch immer grösserer Konkurrenz ausgesetzt. Wirtschaftlicher Wettbewerb und Fortschritt geben den Takt an, nach dem wir uns richten müssen. Damit verändern sich auch die inhaltlichen Anforderungen an eine effektive Unternehmensführung. Das gilt nicht nur für Führungskräfte, sondern auch in besonderem Masse für ein Weiterbildungsgefäss wie das Executive MBA HSG. Wollen wir unserem Anspruch gerecht werden, unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf

E

höhere Führungspositionen in der Privatwirtschaft und in öffentlichen Verwaltung vorzubereiten, dürfen wir nicht nur Weiterbildung mit einem akademischen Qualitätssiegel anbieten, die bloss aktuelle Problemlösungen beinhaltet. Vielmehr müssen wir unserer Teilnehmerschaft ein breites Orientierungswissen anbieten und eine Sensibilisierung für gegenwärtige und zukünftige Problemfelder ermöglichen. Diese Motivation schlägt sich in unserem neu konzipierten Executive MBA HSG nieder, das mit dem Kurs EMBA 20 im kommenden Herbst zum ersten Mal durchgeführt wird. Im Folgenden möchten wir Sie über die wichtigsten Neuerungen informieren.

Kooperation zwischen EMBA HSG und MBE-HSG Im vergangenen Jahr haben das Executive MBA HSG und der Master of Business Engineering eine gemeinsame Kooperation im Rahmen ihres

Nach-Diplomstudiums vereinbart. Im Marktauftritt zeigen sich die Früchte der Kooperation augenscheinlich in der Namensgebung und dem gemeinsam geteilten Broschürendesign. Ab kommendem Herbst treten wir gemeinsam unter dem Label «Executive MBA HSG» auf. Interessentinnen und Interessenten können zwischen den beiden Vertiefungsrichtungen «General Management» und «Business Engineering» wählen, je nachdem, ob sie ihre Managementkompetenz im Bereich des General Management oder im Change Management stärken und ausbauen wollen. Inhaltlich führt jede Vertiefungsrichtung ihr spezifisches Programm mit 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durch. Gemeinsam bieten die beiden Vertiefungsrichtungen einen integrierenden Teil an, der sich insgesamt über 35 Tage erstreckt. Der integrierende Teil des EMBA-Programms umfasst vier Module, innerhalb welcher jeweils zwischen zwei alternativen Programmen gewählt werden kann. Der Studienaufbau ist in der Grafik auf der folgenden Seite dargestellt.

Bewerbungsverlauf

Die neuen Broschüren zu Executive MBA und MBE.

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Die Bewerberinnen und Bewerber sowie das Executive MBA HSG stehen vor einem gemeinsamen Entscheidungsprozess. Das Executive MBA HSG möchte Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ihr Studienprogramm aufnehmen, deren persönliche Berufskarriere dadurch massgeblich gefördert und verbessert werden kann. Die Bewerberinnen und Bewerber ihrerseits müssen eine Entscheidung mit weit reichenden persönlichen, zeitlichen und finanziellen Konsequenzen fällen. Dieser Entscheidungsprozess soll durch den Bewerbungsverlauf unterstützt werden. Nach dem Einreichen der erforderli-

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Vertiefungsrichtung General Management Einführung in das EMBA General Management HR-Management Rechnungslegung/ Accounting Unternehmungsplanung Marketing Management-Accounting Investition und Finanzierung

Vertiefungsrichtung Business Engineering

Integrierender Teil mit Wahlmöglichkeit

Einführung in das EMBA Business Engineering IT als Enabler

Wirtschafts- und Unter- Entrepreneurship nehmenspolitik, Corporate Governance

Unternehmung, Gesellschaft, Staat

BE und Informationsmanagement

Kommunikationsmanagement und Mediengestaltung Projektmanagement Wissens- und KulturmanaPsychologie in gement, VeränderungsVeränderungsprozessen prozesse; Unternehmung Silicon Valley Advanded und Öffentlichkeit Management Program Leadership; Prozessmanagement Sozialkompetenz

Banking und Finanzmanagement

Technologiemanagement

International Management; Modelle, Methoden und Werkzeuge im BE Internationales Recht

Strategisches Management

Geschäftsmodelle im Informationszeitalter

Unternehmungssimulation Studienreise

© Executive

MBA HSG

Studienaufbau und Konzept

chen Anmeldungsunterlagen erhalten alle Bewerberinnen und Bewerber, welche die Studienvoraussetzungen erfüllen, die Möglichkeit, an einem persönlichen Audit in Form eines web-basierten Online-Assessments teilzunehmen. Das massgeschneiderte Assessment wurde vom Executive MBA HSG zusammen mit erfahrenen Organisationspsychologen und einer E-BusinessFirma entwickelt und umgesetzt.

Studienvoraussetzungen Das Executive MBA HSG der Vertiefungsrichtungsrichtung General Management richtet sich an Universitäts- und Hochschulabsolventinnen und -absolventen bevorzugt aus nicht wirtschaftswissenschaftlichen Studienrichtungen mit mindestens dreijähriger, qualifizierter Management- und Führungserfahrung. Das Executive MBA HSG der Vertiefungsrichtung Business Engineering wendet sich an Hochschulabsolventinnen und -absolventen der Wirtschaftswissenschaften, Wirtschaftsinformatik und Informatik mit drei bis fünf Jahren Berufserfahrung, die Veränderungsprojekte konzipieren oder führen. Die Programme werden berufsbegleitend durchgeführt. Die Hauptstudiensprache ist Deutsch. Englischkennt-

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nisse sind Voraussetzung, damit entsprechende Fachliteratur verstanden und Kursmodule in Englisch mitgestaltet werden können.

Dauer und Inhalte des Studiums Das Executive-MBA-Programm in General Management dauert insgesamt 100 Kurstage, die sich auf verschiedene Module über insgesamt eineinhalb Jahre verteilen. Jedes Modul ist thematisch einem Schwerpunktthema der Betriebswirtschaftslehre gewidmet und wird jeweils von Montag bis Freitag durchgeführt. Die kursfreie Zeit zwischen den Modulen beträgt vier bis sechs Wochen. Um den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Möglichkeit zu geben, sich in dieser Zeit dem sozialen und beruflichen Umfeld zu widmen, werden keine Vorbereitungsarbeiten für das nächste Modul verlangt.

Prüfungen und Diplom Jedes Kursmodul wird mit einer Prüfung abgeschlossen. Dabei werden sowohl schriftliche Prüfungen, mündliche Prüfungen, Präsentationen als auch Teamprüfungen verlangt. Für jede Prüfung werden von den Dozenten Credits

verteilt. Das Diplom «Executive MBA HSG» erhält, wer den gesamten Lehrgang besucht, in jeder Einzelprüfung mindestens 40% und in der Summe aller Einzelprüfungen mehr als 65% der insgesamt zu vergebenden Credits erreicht hat und die Diplomarbeit besteht. Das Diplom wird von der Universtiät St.Gallen verliehen. Es bestätigt den erfolgreichen Abschluss des Studiums und berechtigt zum Führen des Titels «Executive MBA HSG».

Weiterentwicklung Das Executive MBA HSG ist auf grösstmögliche Flexibilität in Konzeption und Durchführung des Studiums ausgerichtet. Jedes Kursmodul wird umfassend evaluiert und für jede Durchführung neu konzipiert. Die ständige Neuorientierung in der praktischen Managementdiskussion aufgrund von Veränderungen im ökonomischen Umfeld, neuen Erkenntnissen aus der betriebswirtschaftlichen Forschung und neuen Möglichkeiten moderner Unterrichtsgestaltung erfordert eine derartige kontinuierliche Weiterentwicklung des Studienprogramms. Dadurch bieten wir unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit dem Executive MBA HSG einen individuellen Baustein zum beruflichen Erfolg.

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O R I G I N A LTO N

Wahrheit à la Kennedy ie Geschichte, die ich erzählen will, beginnt im Meist wurde dort freilich der einsame Weise im Streit Sommer 1997 in einem abgedunkelten Raum gegen die dumme Masse gefeiert, und dieser Weise des John-F.-Kennedy-Museums in Boston. «Wie jede wirkte oft arg altklug; dagegen setzte John F. KenneGeneration vor uns», so hörte man Kennedy dort sady, wenn man so sagen darf, auf die «Jung-Klugen». Er gen, «müssen auch wir uns von der selbstgefälligen blies zum Aufbruch zu einer gemeinschaftlichen WisWiederholung alter Stereotypen befreien und zu sens-Expedition. einer neuen, ebenso schwierigen wie entscheidenAls Hochschullehrer fühlte ich mich genau davon in den Begegnung mit der Wirklichkeit gelangen. Der den Bann gezogen: von der Leidenschaft für die «Junggrösste Feind der Wahrheit ist oft gar nicht die Lüge, Klugen». Kennedy war freilich kein früher Anhänger sondern der Mythos. Zu häufig halten wir an den Klides Jugendkults, wie er heute grassiert. Er schätzte schees unserer Vorfahren fest. Wir unterwerfen alle nicht die Jugendlichkeit als Fassade, sondern die BeTatsachen einem vorgefertigten Interpretationsmusweglichkeit als Haltung. Er plädierte nicht für Schönter. Wir geniessen die Bequemlichkeit der Meinunheitsoperationen, sondern verspürte Erfahrungshungen ohne die Unruhe des Denkens.» Dieger. Mit der Kritik an Traditionen wollte er se Sätze (sie entstammen einer Rede die junge Generation nicht zur modischen Kennedys vor Studenten aus dem Jahr Selbsterfindung ermächtigen; sie sollten 1962) haben sich mir damals eingeprägt vielmehr ernsthaft nach besseren Lösunund sind mir, seitdem ich an die HSG gegen, klügeren Antworten, genaueren Bekommen bin, wieder besonders häufig in schreibungen suchen. Kennedys Sätze nahm ich als Ansporn, den Sinn gekommen. Berührt haben sie an den Universitäten nach Energie und mich aus drei Gründen, in drei Rollen: Elan zu fahnden, und ich muss zugeben, als Philosoph, als Hochschullehrer und dass ich mich dann gelegentlich dabei erals Vater. Als Vater sah ich mich plötzlich auf der tappte, mutlos zu werden. Wie ein hartSeite der «alten Klischees». Mich beschlich näckiger Grauschleier lag eine gewisse Verdie Befürchtung, dass sich in die Auffas- Professor Dr. Dieter unsicherung über den Universitäten, an desungen, die ich meinen Kindern vermit- Thomä, Ordinarius für nen ich arbeitete; hektische Geschäftigkeit telte, schon «Bequemlichkeit» eingeschli- Philosophie war dann oft eher Teil des Problems als Teil chen hätte; ich fragte mich, ob die junge der Lösung. Gelegentlich stellte ich mir vor, Generation die Beweglichkeit, die Kennedy von ihnen Kennedy würde als Überraschungsgast bei diesen deutforderte, entfalten würde – und wie ihnen dabei zu helschen Universitäten auftauchen und dort die Rede fen wäre. schwingen, aus der ich eingangs zitiert habe; viele StuAls Philosoph faszinierte mich das Verständnis von dierende wären wohl unangenehm berührt gewesen, «Wahrheit», das Kennedys Bemerkung zu Grunde lag. hätten sich vielleicht ertappt gefühlt oder die Sätze, die Diese Wahrheit, die (nicht nur) Philosophen von Beich so schätze, hochtrabend und hohl gefunden. Warum sind mir Kennedys Sätze so oft eingefallen, rufs wegen lieben, war bei ihm nicht etwas Starres, seit ich an die HSG gewechselt bin? Ich will nun nicht Feststehendes, wie man dies sonst aus Gegensätzen von der Moll-Stimmung in nassforsche Fröhlichkeit wie «Wahrheit und Lüge» oder «wahr und falsch» kennt. verfallen; jede Universität hat ihre Tücken. Aber weit Bei Kennedy hatte die Wahrheit vielmehr eine beweghäufiger als anderswo treffe ich an der HSG auf Stute Gestalt. Zu ihr gehörte die Bereitschaft zur Unruhe, dierende, die glasklare Auskünfte einfordern, um dann und ihre Feinde waren die Freunde des Althergemesserscharfe Einwände dagegen zu erheben. Und brachten, des Bestehenden. Zugegeben: Den Kampf weit effektiver versucht diese Universität, die Wissensgegen Schein- und Gaukelwelten kennt man in der Expedition der jungen Generation zum Erfolg zu Philosophie schon länger – seit Platons Höhlengleichführen. An die HSG würde Kennedy als Überranis und seit Francis Bacons verächtlicher Beschreibung schungsgast gut passen. falscher «Idole».

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E H E M A L I G E I M P O RT R Ä T

Geradlinig ins Zentrum der Bankenwelt vorgestossen Soll und Haben sind seine Wahrzeichen. Das Frankfurter Bankenviertel mit den Zwillingstürmen der Deutschen Bank ist die berufliche Heimat von Michael Bonacker und Doktor Stephan Leithner. Die beiden Managing Directors der Deutschen Bank haben viele Gemeinsamkeiten. So studierten beide an der Universität St.Gallen. Beide besuchten auch die «Ecole Superieure de Commerce» in Paris. Beide waren bei McKinsey. Von Reto Pfändler oll und Haben, so werden die Zwillingshochhäuser der Deutschen Bank im Volksmund genannt. Soll und Haben sind bekannterweise auch zentrale Begriffe in der Buchhaltung. Unter den vielen an der Universität St.Gallen gemachten Erfahrungen hebt Michael Bonacker die Einführung in die Buchhaltung und das Rechnungswesen hervor. «Ohne diese beiden Kurse wäre ich schon häufig ‹verloren› gewesen», sagt er. Stephan Leithner lobt die Finance-Ausbildung, von der er an der HSG sehr profitieren konnte. Ebenso wichtig sei

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ihm aber der ganzheitliche Denkansatz, ohne den eine heutige Kaderposition in der Wirtschaft nicht mehr zu bewältigen sei.

Gemeinsamer Weg Mit dem Studium an der HSG beginnend, verbindet die beiden «Banker» ein gemeinsamer Weg, den sie jedoch nicht zusammen gegangen sind. Es ist wohl müs-

Michael Bonacker (links) und Stephan Leithner.

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E H E M A L I G E I M P O RT R Ä T

sig, über solche Zufälligkeiten nachzudenken. Zudem waren die Beweggründe für das Studium in St.Gallen unterschiedlich. Nach einem Semester habe er einer österreichischen «Massenuniversität» frustriert den Rücken gekehrt, erzählt der 35 Jahre alte Stephan Leithner. Danach beherzigte er den Ratschlag seiner Eltern, sich an der Universität in St.Gallen einzuschreiben. Aufgewachsen ist Stephan Leithner im Tirol in einer Familie mittelständischer Unternehmer in der Tourismusbranche. Der 34-jährige Michael Bonacker stammt aus Saarbrücken und wuchs in Karlsruhe auf, wo er das Bismarck-Gymnasium besuchte. Auf die HSG wurde er durch Studienführer und Gespräche mit Freunden und Eltern aufmerksam. Das internationale Umfeld habe ihn sofort angesprochen, erinnert er sich. Ein weiteres Argument für die HSG war die kurze Studiendauer. Als Ansporn betrachtete er den Zulassungstest für ausländische Bewerber.

Lose Kontakte Auch heute, Jahre nach dem Abschluss in St.Gallen, pflegen Leithner und Bonacker noch Kontakte zu ihrer Universität. Leithner schätzt besonders den regelmässigen Austausch mit seinen ehemaligen Professoren. Zudem ist er «HSG-Sponsor» innerhalb der Deutschen Bank. «Distanziert positiv» bezeichnet Bonacker seine Beziehung zur HSG. Mindestens einmal jährlich ist er aber in St.Gallen, um Bewerbungsgespräche zu führen. «Darauf freue ich mich jedes Mal», sagt er. Das «Recruiting» an der HSG steht auch für Leithner regelmässig auf dem Programm. Für ihre Universität wünschen sich beide weiterhin ein eigenständiges Profil. Die HSG müsse sich weiterhin auf höchste akademische Ansprüche konzentrieren. Auf keinen Fall dürfe sie zu einer «Massenuniversität» werden, wünscht sich Stephan Leithner. Für Bonacker steht im Zentrum, dass in St.Gallen keine Kopie einer amerikanischen Business School entsteht.

Von McKinsey zur Deutschen Bank Gute Erinnerungen Beide Absolventen der Universität St.Gallen sind heute als Managing Directors im Investment-BankingBereich der Deutschen Bank tätig. Ihr Geschäftsbereich «Globale Unternehmen und Institutionen» wurde 1998 als Wholesale-Bank neu konzipiert. Dieser Bereich vereint kommerzielles und Investmentbankgeschäft und konzentriert sich auf 1000 bis 1200 der grössten, meist global tätigen Unternehmen. Leithner ist besonders im Mergers- und AcquisitionsGeschäft engagiert. Erstes Ziel sei es, den Kunden die Breite des Angebots der Bank zugänglich zu machen. Vorher war Leithner während beinahe sieben Jahren bei McKinsey & Company in Deutschland und in New York. 1998 wurde er bei McKinsey Partner. So war er mitverantwortlich für den Aufbau und die Leitung des Corporate-Finance-Bereichs in Europa. Leithner wurde zusammen mit zwei weiteren McKinsey-Kollegen von der Deutschen Bank geholt, um das Investmentbanking auszubauen. Wie Leithner ist auch Michael Bonacker im Geschäftsbereich «Globale Unternehmen und Institutionen» tätig. Er ist verantwortlich für Finanzdienstleistungsunternehmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. In erster Linie berät Bonacker Banken, Versicherungen und andere Finanzinstitute in verschiedensten Belangen. Höchste professionelle Standards nennt Bonacker als äusserst wichtigste Erfolgsfaktoren in seiner Beratungsarbeit. Deutlich höher als bei McKinsey – wo sich auch Bonacker seine Sporen abverdiente – seien die Anforderungen an den Aufbau einer Organisation.

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Die Atmosphäre an der Universität und in der Stadt St.Gallen ist Leithner nachhaltig in Erinnerung geblieben. Es sei auch eine intensive Zeit gewesen, die durch gemeinsames Lernen geprägt gewesen sei. Sowieso werde in St.Gallen ein gesunder Wechsel zwischen strukturiertem Lernen und «Abenteuer» angeboten. Zu den Abenteuern zählt er Auslandsaufenthalte, Praktika und besonders auch das Internationale Management Symposium (ISC). Leithner engagierte sich denn auch im ISC sowie im Österreicher-Club. Anders, aber auch angenehm ist Michael Bonacker seine Studienzeit in Erinnerung geblieben. Er bezeichnet sie als «einen unendlich langen Urlaub». Als eine Abfolge von herrlichen Sommern am Bodensee und wunderbaren Wintern in den nahen Bergen. Die Vorlesungen, schwenkt Bonacker auf das eigentliche Studium ein, seien meist anspruchsvoll gewesen. Sie hätten ihn aber nicht vom «Wesentlichen» abgehalten, lacht er. Nämlich mit vielen interessanten Menschen viele spannende Dinge zu diskutieren. Dazu gehörte auch die Mitarbeit beim Universitätsmagazin «Forum».

Einmaliges Umfeld Für Leithner war schon während der Studienzeit klar, dass er seine berufliche Zukunft im Finanz- und Bankbereich suchen würde. Bonacker seinerseits formulierte sein Ziel mit 23 Jahren, als er an der HSG abschloss, offener: Er wünschte sich einen Weg in die berufliche

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und persönliche Unabhängigkeit. Nun finden sich beide ehemaligen «HSGler» im Zentrum von Deutschlands Finanzwelt wieder. In Frankfurt sind gegen 400 Geldinstitute ebenso zu Hause wie die viertgrösste Aktienbörse der Welt. Das Geschäftsvolumen dieser Banken erreicht jedes Jahr schätzungsweise 3 Billionen Mark. Zum Finanzplatz Nummer 1 in Deutschland wurde Frankfurt nach dem zweiten Weltkrieg. Mit der Teilung Deutschlands zog die Zentralbank von Berlin nach Frankfurt um. Heute ist Frankfurt mit dem Sitz der Europäischen Zentralbank auch Heimat des Euros. Nicht umsonst wird deshalb die Stadt am Main auch «Bankfurt» oder «Mainhattan» genannt. Entsprechend dem zweiten Übernamen verfügt die Stadt über eine atemberaubende Skyline, wie sie in Europa wohl kein zweites Mal zu sehen ist. Zu dieser Skyline gehören auch die Zwillingshochhäuser der Zentrale der Deutschen Bank. Sie sind – obwohl bei weitem nicht die höchsten der hohen Häuser – das Wahrzeichen des Kapitals. Für Fernsehberichte aus der Finanzwelt werden «Soll und Haben» als Bildhintergründe geschätzt. Das Motiv scheint gut gewählt, denn die Deutsche Bank ist das grösste innerdeutsche Kreditinstitut. Gegründet wurde die Bank im Jahr 1870 von Adelbert Delbrück in Berlin. Heute unterhält sie 1500 Niederlassungen in Deutschland sowie Filialnetze in Italien, Spanien und Belgien. Weltweit ist sie in 60 Ländern vertreten, zählt mehr als 9 Millionen Kunden und beschäftigt rund 93 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Familie und Beruf Geruhsamkeit ist in der Zentrale der Deutschen Bank ein Fremdwort, obwohl das Gebäude ursprünglich als Hotel hochgezogen werden sollte. Noch in der Rohbauphase wurde es von der Käuferin umfunktioniert. Auf ihre Hobbies angesprochen, geben beide «Banker» sehr ähnliche Antworten. Es fehle die Zeit, neben Beruf und Familie noch Hobbys zu pflegen. Leithner ist verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Wenn immer möglich betreibe er etwas Sport. Sein Ziel sei jedoch, Berufs- und Familienleben besser verbinden zu können, sagt er. Auch Michael Bonacker ist Familienvater. Vor fast sieben Jahren heiratete er seine Frau Isabel. Später kamen die Söhne Moritz und Paul dazu. Die Frage nach Hobbies ausserhalb der Familie stelle sich im Moment nicht. In der spärlichen Freizeit geniesst er gerne bei einem Glas Wein ein gutes Buch.

IMPRESSUM Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen (bis 1997: «St.Galler Hochschulnachrichten») ISSN 1422-5980 4. Jahrgang, Nr. 3/2001 Auflage: 16 000 Exemplare Erscheinungsweise: alle 3 Monate Herausgeber: HSG-Alumni und Rektorat der Universität St.Gallen Verlagsleitung: Johannes Kiess Chefredaktion: Roger Tinner Beiträge: Beate Wilhelm, Sascha Spoun, Dieter Thomä, Reto Pfändler, Miriam Lendfers, Urs Arnold, Carola-Isabelle Schütt, Markus Schweizer, Roger Tinner Titelbild: Regina Kühne Fotos: Regina Kühne Gestaltung: Zollikofer AG, St.Gallen Druck: Zollikofer AG, St.Gallen Redaktion/Anzeigen: alma c/o Reinhard Frei & Partner AG Schlossstrasse 211 9436 Balgach Telefon +41 71 726 10 40 Telefax +41 71 726 10 50 E-Mail: alma@freiundpartner.ch Adressänderungen: Alumni-Büro HSG Dufourstrasse 50 9000 St.Gallen Telefon +41 71 224 30 10 Telefax +41 71 224 30 11 E-Mail: alumni@unisg.ch Anzeigenpreise: auf Anfrage Internet: www.alumni.unisg.ch/alma

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blacksocks.com – Schwarze Socken im Abo Aufgrund eines peinlichen Erlebnisses zum Socken-Spezialisten: Der HSG-Absolvent Samuel Liechti konnte zusammen mit Marcel Roth in der Sockenbranche Fuss fassen. Von Roger Tinner lles begann im September 1994, als der damals frisch gebackene HSG-Absolvent Samuel Liechti gerade seine erste Stelle als Juniorberater in einer Werbeagentur angetreten hatte. Unverhofft kam er zur Ehre, als er mit seinem Chef zu einem Business Meeting mit wichtigen Geschäftspartnern aus Japan mitgenommen wurde. Die Begegnung, für die er sich mit zwei frischen Socken, frisch gebügeltem Hemd und Krawatte (in dieser Form in der Werbebranche nicht jeden Tag «usual») ausrüstete, sollte folgenschwer sein. Nach dem für beide Seiten erfolgreichen Treffen wurde die ganze Delegation zu einer traditionellen japanischen Teezeremonie eingeladen. Nach dem Eintritt ins Teehaus mussten, ganz japanischer Tradition entsprechend, die Schuhe ausgezogen werden. Samuel Liechti zu dem, was folgte, im Originalton: «Und da ist es passiert. Die totale Peinlichkeit. Die grenzenlose Blamage. Es war eindeutig und nicht zu übersehen!» Zwar hatte er – immerhin – keine Löcher in den Socken, aber die beiden Socken hatten eine unterschiedliche Vorgeschichte: Die eine war (noch) kräftig schwarz und wies eine breite Struktur auf, die andere dagegen war hellschwarz verwaschen, mit schmaler Musterung und einer schon durchscheinenden Stelle bei der grossen Zehe. Längst hatten die Geschäftspartner und sein Chef das Missgeschick bemerkt, aber taktvoll überspielt. Den richtigen Zeitpunkt für eine selbstironische, entlarvende Bemerkung als klassische «Flucht nach vorn» hatte er bereits verpasst, und so sass er in der Lotusstellung da und versuchte dauernd, seine Füsse zu verbergen. So konnte er dem Gang des Gesprächs auch nicht wirklich folgen und blieb den Gastgebern wohl als ungepflegt und verträumt in Erinnerung. Der Schock dieses Erlebnisses liess ihn offensichtlich auch nach der Rückkehr in den vertrauten Kulturkreis nicht ruhen, und er interpretierte ihn als «Wink des Schicksals», wie er in seinem Rückblick, auch nicht ohne Selbstironie, schreibt: Das Schicksal hatte ihn ausgewählt, menschliche Erniedrigungen durch unpassende Fussbekleidung auf dieser Welt auszurotten. Die Mission hiess fortan: Die Welt Schritt für Schritt von Socken-Sorgen zu befreien.

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Soweit die «Legende», wie es zur Gründung von blacksocks.com kam. Allerdings dauerte es noch vier Jahre, ehe Samy Liechti im November 1998 den Entscheid fällte, die Idee von den «Socken im Abo» zu realisieren. Dann ging es – gemeinsam mit Gründungspartner Marcel Roth, der nach dem Mittelschulabschluss im (selbstständigen) Handel mit Textilien und Luxusgütern tätig war – «Schlag auf Schlag»: Im Dezember wurde ein Businessplan erstellt, anschliessend wurden Lieferanten evaluiert. Der Name «blacksocks.ch» wurde im März 1999 geboren, die Gründung der Firma folgte im Juni desselben Jahres. Und gemäss eigenen Angaben erreichte die Firma schon nach vier Monaten das Jahresziel. Im Jahr 2000 kam blacksocks.ch ins Finale des E-Shop-Awards des Gottlieb Duttweiler-Instituts (GDI), Rüschlikon. Im September schliesslich geht das Unternehmen «off-line» und baut so die Distribution aus. Im November 2000 erfolgt der Launch der neuen Website blacksocks.com.

Viele Einzelkämpfer, aber wenige Teamplayer Dass Samuel Liechti einmal ein eigenes Unternehmen gründen würde, war seiner studentischen Biografie nicht unbedingt anzumerken: Er engagierte sich nicht in den studentischen Initativen und Vereinen und wollte nach dem Zwischenjahr sein Studium eigentlich abbrechen, weil er merkte, «dass ich nie ein Manager werde». Er sei damals überzeugt gewesen, dass Industrial Design «sein Ding» sei. Heute habe er als Unternehmer die (ähnliche) Möglichkeit, Neues zu schaffen und in erster Linie Resultate und nicht Geld zu sehen. Seine «up’s and down’s» im Studium zeigt auch die Bewertung jener Zeit: «St.Gallen hat, so mein Eindruck, viele Einzelkämpfer, aber wenige Teamplayer hervorgebracht.» Das kompetitive und zum Teil egoistische Gebaren einzelner Studierender vermisse er heute kaum. Gleichzeitig betont er: «Die Freundschaften, die ich in St.Gallen geschlossen habe, sind Freundschaften fürs Leben geworden, die ich nicht mehr missen möchte.» Und St.Gallen habe, nicht zuletzt wegen des Aus-

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weil ich schon immer Ansprüche an mich selber hatte, wollte ich mir auch beweisen, dass ich es an der ‹Kaderschmiede› schaffe.» Studiert hat er unter anderem mit Leuten wie Leif Langenskiöld (heute Marketing Manager von Red Bull), Thomas Amstutz (CEO von Hero) und Alexander Schmidt, seit kurzem CEO der Skiweltmeisterschaften St.Moritz 2003. Seine heutige Beziehung zur Universität St.Gallen, der er nur den Rat «Weiter so!» geben will, schildert er so: «Ich bin immer noch ein wenig stolz auf die HSG, gleichzeitig ist es Vergangenheit. Bei der Lektüre des kürzlich im Magazin des ‹TagesAnzeiger› erschienenen Artikels über die Uni St.Gallen war mir aber alles ein wenig fremd.» Von dem, was er an der HSG gelernt hat, konnte er doch einiges brauchen, wie er sagt: «Ich habe an der HSG gelernt, mit Stress umzugehen und viele Informationen in kurzer Zeit zu verDie Gründer: Marcel Roth in Kniesocken und Samy Liechti in Wadensocken. arbeiten und dabei die beeinflussbaren Faktoren und Abhängigkeiten zu erkennen.» Das St.Galler Malandsemesters an der ESCP in Paris, seinen Horizont ernagement-Modell, so Liechti trocken, habe er allerdings weitert. erst nach dem Studium richtig begriffen. Liechti, der die HSG 1993 als lic.oec. abschloss, stieg nach dem Studium in die Kommunikationsbranche Der Mythos der HSG ein, «weil ich überzeugt war und bin, dass Kommunikation immer wichtiger werden wird». Seit 1999 ist der Dass er, der in Ipsach bei Biel mit zwei Geschwistern heute 32-jährige Single, der in Zürich wohnt, Geaufgewachsen ist, überhaupt von Biel-Bienne, das an schäftsführer, Verwaltungsratspräsident und Hauptakder Schnittstelle von Deutsch- und Westschweiz liegt, tionär der Blacksocks AG. Seine Freizeit verbringt er an die HSG zum Studium kam, begründet er im Rückmit Freeriding: im Winter im Engadin mit dem Snowblick so: «Der Mythos der HSG hat bis nach Biel geboard, im Sommer auf verschiedenen Downhillstrahlt. Noch vor der Pubertät habe ich regelmässig in Strecken mit dem Mountainbike. Die Schweiz sieht er den Managermagazinen meines Vaters geblättert und als seinen Heimathafen, als guten Ausgangsort: «Ich war von den Unternehmerkarrieren schon bald einmal werde aber kaum in zehn Jahren noch Socken im Abo beeindruckt.» Dabei habe die HSG immer eine Rolle geverkaufen!» spielt, sagt der ehemalige Wirtschaftsgymnasiast: «Und

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Im Moment macht er dies aber noch mit vollem Engagement: Während er für Strategie, Marketing und Kommunikation verantwortlich ist, kümmert sich sein Partner um Einkauf, Vertrieb und Finanzen. Gemäss Eigenwerbung ist blacksocks «das weltweit erste Unternehmen, das eine umfassende Problemlösung für das persönliche Socken-Management anbietet». Wer unter www.blacksocks.com ein Socken-Abo erwirbt, erhält wahlweise drei-, vier- oder sechsmal jährlich jeweils drei Paar schwarze Qualitätssocken in seiner Grösse zugeschickt (auch als Geschenk-Abo erhältlich). Die Socken-Abos werden nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa und in den USA vertrieben.

Hohe Anforderungen Die Socken (Knie- und Wadensocken) stammen aus einer Manufaktur in der Nähe von Siena in Norditalien, einem Familienbetrieb. Verarbeitet werden eigenen Angaben zufolge nur hochwertige Garne, die ausschliesslich mit zertifizierten Ökotex-Farben eingefärbt wurden. Dabei werden aus jeder Garnlieferung so genannte Vorserien-Socken hergestellt, die der Produktionsleiter selber austestet, um sie mit anderen Serien auf Abrieb und Farbechtheit zu vergleichen. Während die Wadensocken aus hochwertiger peruanischer Pima-Baumwolle, die kaum fusselt und so länger hält, hergestellt werden, bestehen die Kniesocken aus

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100 Prozent mercerisierter Baumwolle. Damit die Naht im Zehenbereich so geschmeidig wie möglich ist, wird sie immer noch von Hand verarbeitet, denn «keine Maschine kann so weich nähen wie die Frauen, die dies von zu Hause aus erledigen» (Zitat aus der blacksocksWerbung).

Duftende «Love Socks» Auch wenn Samy Liechti seine Anregungen derzeit nicht aus japanischen Tee-Zeremonien bezieht, hat blacksocks im Januar 2001 als «Weltneuheit» zum Valentinstag die «Love Socks» lanciert. Unter dem Titel «Liebe geht durch die Socken» erhalten Frauen damit – gewissermassen als Gegenstück zu den Blumen, die Männer schenken können – eine neue Möglichkeit der Liebesbezeugung: Die «Love Socks» sind mit einem Parfüm nach Wahl parfümiert. Das Valentinstag-Socken-Abo umfasst die Hauslieferung von dreimal drei Paar schwarzen Wadensocken pro Jahr, wobei das erste parfümierte Paar am Valentinstag selbst beim «Holden» eintraf. Und so hat blacksocks.com der Welt die ersten Socken geschenkt, die nicht während und nach dem Tragen «duften». Man darf gespannt sein, was für Kombinationen mit Socken-Abos den zwei Bielern in Zukunft noch einfallen werden... Weitere Informationen sind erhältlich unter www.blacksocks.com.

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Grüsse aus der weiten Welt: HSG-Alumni-Club New York er vor mehr als zwei Jahren gegründete HSG-Alumni-Club New York erfreut sich einer zunehmenden Beliebtheit. Rund ein Dutzend HSGAlumni bilden den harten Kern, der regelmässig an den verschiedensten Events des Clubs teilnimmt und den clubinternen Zusammenhalt aktiv fördert. Insgesamt wohnen und arbeiten mehr als 40 ehemalige HSG-Studenten in der Region New York. Die Mitglieder des HSG-Alumni-Clubs New York sind in den unterschiedlichsten Branchen tätig; die meisten von ihnen arbeiten für Schweizer Firmen, die in dieser Region überdurchschnittlich stark vertreten sind. Gelegentlich gesellen sich zu den zahlreichen Treffen auch Kollegen und Freunde, die auf der Durchreise sind oder geschäftlich der Stadt New York eine kurze Stippvisite geben. Hierdurch sind die gemeinsamen Abende immer eine anregende Abwechslung zum New Yorker Business-Alltag und vermitteln gleichfalls ein heimatliches Gefühl. Der Club New York trifft sich regelmässig am ersten Dienstag des Monats ab 19.00 Uhr im Restaurant Luxia an der 48th Street (zwischen 8th & 9th Avenue). Das gemütliche Restaurant befindet sich direkt im Theaterdistrikt in unmittelbarer Nähe von Times Square und Broadway. Dieser Treffpunkt ist für alle Mitglieder zentral, da er sich im vibrierenden Herzen von New York befindet. Nach einem ersten Feierabendbier geht es in der Regel zu einem lockeren gemeinsamen Nachtessen. Im Sommer kann man auf der lauschigen Hinterhofterrasse die Abendsonne geniessen, ein besonderer Genuss und eine Seltenheit in New York. Bereits ein Klassiker im Jahresprogramm ist das im Dezember stattfindende Fondueessen im Restaurant Montblanc auf der anderen Strassenseite der 48th Street, einem traditionellen Treffpunkt der Schweizer Community von New York.

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Auch in New York gibt es einen HSG-Alumni-Club.

Für die nahe Zukunft plant der HSGAlumni-Club New York eine verstärkte Kooperation mit anderen Schweizer Institutionen und Vereinen, die sich am Standort New York befinden. Dabei ist an ein Zusammenarbeiten bei der Organisation von Events gedacht, wie z.B. Vortragsreihen zu den verschiedensten Themen aus Wirtschaft, Kultur und Politik. In der Agenda des Clubs steht ebenfalls, den Kontakt zu anderen Alumni-Organisationen amerikanischer sowie europäischer Business Schools und Universitäten aufzubauen. Der HSG-Alumni-Club New York plant auch ein jährliches Treffen der Clubmitglieder und ihrer Partner anlässlich einer kulturellen Veranstaltung. Die nächste Veranstaltung, die Swissparty, findet am 7. Juli statt.

Kontaktadresse: newyork@alumni.unisg.ch

Kontaktperson:

Kurzer Steckbrief Name: Alumni-Club New York Art: regional («TriState Area»: New York, New Jersey, Connecticut) Mitglieder: rund 20 regelmässige Teilnehmer Mitgliederzahl: Tendenz steigend Neumitglieder: willkommen Gründungsjahr: 1998 Veranstaltungen: regelmässiger Stamm am ersten Dienstag im Monat, jeweils ab 19.00 Uhr (7:00 p.m.) Treffpunkt: Restaurant Luxia 315W 48th Street (betw. 8th & 9th Av.) Tel. 212-957-0800

Dr. oec. Gian-Carlo Sciuchetti

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Im wunderschönen Monat Mai … nsere Alumni-Datenbank sprudelt voller Leben. Und sie ist unerschöpflich. Denn sie enthält die Erfahrung, das Know-how und die Energie von rund 12 000 Menschen. Dieser Schatz wächst und gedeiht, und jedes halbe Jahr sind neue, frische Knospen zu erblicken, die diesen Reichtum mit ihrem Tatendrang und ihren Ideen aktiv vergrössern. Diese Sprossen sind, wen würde das wundern, keine Geringeren als unsere neuen HSG-Absolventen, die sich in alle Himmelsrichtungen verstreuen, um das HSG-Wissen weltweit zu verknüpfen und mit ihren praktischen Erkenntnissen zu untermauern. Für das Alumni-Büro sind die Begleitung und die Förderung dieses lebendigen Netzwerkes eine tägliche Freude und Bereicherung. Nicht zuletzt aufgrund dieses Spassfaktors unternehmen wir regelmässig ausgiebige Erkundungstouren durch die Alumni-Datenbank. Auf einer dieser Touren haben wir kürzlich eine höchst erstaunliche Entdeckung gemacht: Die meisten Geburtstage unserer Mitglieder fallen auf die drei Frühlingsmonate März, April und Mai. Am geburtenstärksten ist hierbei der Monat Mai. So haben rund 10 % unserer Alumnae und Alumni im Mai das erste Mal das Tageslicht erblickt. Was für eine wundersame Entdeckung, bedenkt man, wie häufig der Monat Mai von namhaften Dichtern thematisiert und wegen seiner Schönheit gepriesen worden ist. Was kann die konkurrenzlose Stellung dieses Frühlingsmonats wohl rechtfertigen? Vielleicht gibt das folgende Gedicht von Heinrich Heine eine gute und plausible Antwort:

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Im wunderschönen Monat Mai Im wunderschönen Monat Mai, Als alle Knospen sprangen, Da ist in meinem Herzen Die Liebe aufgegangen. Im wunderschönen Monat Mai, Als alle Vögel sangen, Da hab' ich ihr gestanden Mein Sehnen und Verlangen. Unter den Mai-Geburtstagen unserer Alumni-Mitglieder sticht der 3. Mai ganz

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Geburtstage auf Monate verteilt Dez.

775

Nov.

808

Okt.

889

Sept.

837

Aug.

877

Juli

953

Juni

948

Mai

1076

April

1018

M rz

1020

Febr.

861

Jan. 600

907 700

800

besonders hervor. So dürfen nicht weniger als 45 Alumnae und Alumni an diesem Tag ihre Geburtsstunde feiern. Knapp danach folgen auf Platz zwei mit jeweils 43 Geburtstagen der 1. und der 12. Mai. Sehr augenfällig und bemerkenswert ist des Weiteren die Tatsache, dass unsere Maikinder die grösste Treue zum Alumni-Verein vorweisen können. Denn ihr Anteil an «Vermissten» ist unübertroffen gering: nur 4 der 1076 Maikinder sind scheinbar spurlos verschwunden und unsererseits weder auf postalischem noch elektronischem Wege erreichbar. Diese enorme «Erfolgsquote» des Monats Mai ist überaus erfreulich. Sie wirft die Frage nach dem Erfolgsrezept auf, das hinter dieser «Spitzenleistung» verborgen liegt. Wer an die Aussagekraft der Astrologie glaubt, der wird wahrscheinlich auf die spezielle Sternenkonstellation des Monats Mai hinweisen wollen. Nun, was kann jene uns verraten? Die Tage vom 1. bis zum 20. Mai gehören zum Tierkreiszeichen «Stier», dem gewisse Charakterzüge nachgesagt werden, die uns tatsächlich bei der Beantwortung unserer Frage weiterhelfen. So ordnet die Volksastrologie der Typisierung des «Stiers»

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unter anderem eine grosse Tendenz zu Verwurzelung und Treue zu. Also liegt des Rätsels Lösung in nichts Geringerem als dem Tierkreiszeichen? Wer weiss. Uns bleibt nur das Schmunzeln über unsere erstaunliche Entdeckung. Damit alle Maikinder wieder vollzählig in unserer Datenbank versammelt sind, suchen wir dringend folgende Alumni und Alumnae: – Nadine Grandjean (geb. 11. Mai, Abschluss Herbst 1989) – Marcel Strotz (geb. am 12. Mai, Abschluss Sommer 1994) – Rainer Riehm (geb. am 24. Mai, Abschluss Frühling 1997) – Corinna Walser (geb. am 26. Mai, Abschluss Herbst 1995) Für Ihre Unterstützung bei der Suche bedankt sich das Alumni-Büro mit besten Wünschen für die Sommerzeit. Carola-Isabelle Schütt

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Generalversammlung der HSG-Alumni Traditionsgemäss trafen sich die HSG-Alumni zur Generalversammlung. Nachfolgend das Protokoll im Wortlaut. Von Urs V. Arnold und Johannes Kiess 1. Begrüssung Der Präsident, Herr Wolfram Martel, begrüsst die 46 anwesenden Mitglieder zur Generalversammlung 2001. Einen besonderen Gruss richtet er an Herrn Rektor Professor Dr. Peter Gomez, die Ehrenmitglieder und alt Präsidenten des St.Galler Hochschulvereins, Frau Dr. Carla Wassmer und Herrn Dr. Max Bruggmann, das Ehrenmitglied und alt Rektor Herrn Professor Dr. Dres. h.c. Rolf Dubs, das ehemalige Vorstandsmitglied und alt Nationalrat Herrn Heinz Allenspach sowie an den Präsidenten der Studentenschaft, Herrn Martin Karow, und seinen designierten Nachfolger, Herrn Florian Hotz. Die Traktandenliste wird in der vorliegenden Form genehmigt. Für das diesjährige Protokoll zeichnet der Geschäftsführer ad interim Urs V. Arnold verantwortlich.

2. Protokoll der Generalversammlung 2000 Die Generalversammlung vom 2. Juni 2000 fand in Anwesenheit von 64 Mitgliedern statt. Das Protokoll wurde in der alma 3/2000 abgedruckt. Herr Dr. Max Bruggmann berichtigt, dass er im Protokoll als entschuldigt aufgeführt wird, obwohl er anwesend war. Anschliessend wird das Protokoll einstimmig genehmigt.

3. Bericht des Präsidenten Herr Wolfram Martel ist stolz, zum ersten Mal den Jahresbericht der HSGAlumni vorlegen zu dürfen. Nachdem an der Generalversammlung 2000 die Namensänderung beschlossen wurde, folgten in den Monaten darauf durch den Vorstand weitergehende Aktionen, um den Namen bei den Mitgliedern sowie in Wirtschaft und Politik bekannt zu machen.

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Jedoch nicht nur auf Vereins- und Vorstandsebene liegt ein lebhaftes Jahr hinter den HSG-Alumni, auch das Alumni-Büro präsentiert sich mit einem komplett neuen Team. Neuer Geschäftsführer ist Herr Johannes Kiess, welcher im Frühling 2001 sein Studium an der HSG abgeschlossen hat. Herr Kiess ist für die Universität St.Gallen kein Neuling. Zwei Jahre lang war er aktiv im ISC und hat dieses vorletztes Jahr hauptverantwortlich mitorganisiert. Zusammen mit Herrn Urs V. Arnold – der ebenfalls im Frühling sein Studium abschloss und die Geschäfte diesen Frühling interimistisch übernahm – führt er nun das Alumni-Büro. Unterstützt werden die beiden Herren durch die neue Sekretärin, Frau Lisa Bösch, welche die per Ende Mai ausgeschiedene Frau Karin Keller ersetzt. Der Präsident dankt Frau Dr. Esther Kiss, Frau Karin Keller und Herrn Urs V. Arnold, welcher das Alumni-Büro im Sommer verlassen wird, für ihren Einsatz und wünscht ihnen für ihren weitern beruflichen und privaten Weg alles Gute. Anschliessend informiert der Präsident über die Vergabungen im vergangenen Vereinsjahr. Keines der Gesuche übertraf einen Viertel der Mitgliedsbeiträge gemäss letzter Jahresrechnung. Sie lagen deshalb alle im Kompetenzbereich des Vorstands: – CHF 4000 für die Studentenschaft und das Projekt Eurotour 2000, – CHF 2000 für das HSG-Orchester und das Konzert des Wintersemesters, – CHF 1000 für die Universitäts-Seelsorger, – CHF 20 000 für Radio Herzschlag als zinsloses Darlehen. Zwei weitere Gesuche trafen erst nach der letzten Vorstandssitzung ein, sodass diese nun unter Traktandum 10 «Anträge» zur Beschlussfassung unterbreitet werden.

Anfang Mai wurde in Mannheim die Dachorganisation der deutschsprachigen Alumni-Organisationen «alumniclubs.net» gegründet. Ziel dieser Organisation ist der Erfahrungsaustausch mit anderen Alumni-Organisationen. Die HSG-Alumni durften an diesem Anlass feststellen, dass ihre Dienstleistungen für ihre Mitglieder, ihr Networking sowie die Publikationen europaweit grosses Ansehen geniessen und die HSG-Alumni in vielen Bereichen eine Pionierrolle einnehmen. Des Weiteren informiert der Präsident über die Änderungen im Bereich der «alma». Ihr langjähriger Redaktor, der Pressechef der Universität St.Gallen, Roger Tinner, hat sich kürzlich selbstständig gemacht. Er erhielt nun von den HSG-Alumni den Auftrag, die «alma» weiterhin zu betreuen. Damit kann sowohl eine bestmögliche redaktionelle Arbeit wie auch eine ausgezeichnete Interatebewirtschaftung sichergestellt werden. Als letzten Punkt erwähnt der Präsident, dass die «HSG-Alumni» nun eine geschützte Marke sind. Das Markenschutzverfahren konnte diesen Frühling zum Abschluss gebracht werden. Der Bericht wird anschliessend einstimmig von der Generalversammlung genehmigt.

4. Projekt Ausbau Weiterbildungszentrum (WBZ) Der Verwaltungsdirektor der Universität St.Gallen, Herr Markus Frank, berichtet von den Fortschritten des Projektes «Ausbau WBZ»: Dieses Projekt hiess an der letzten Generalversammlung noch «Campus». Inzwischen konnten jedoch grosse Fortschritte gemacht werden. Damit die Universität St.Gallen in ihren drei hauptsächlichen Tätigkeitsfeldern Lehre, Forschung und Weiterbildung den ihr gestellten Auftrag erfüllen kann, benötigt sie die

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entsprechende Infrastruktur. Durch die steigenden Studierendenzahlen werden die Platzprobleme an der Universität jedoch immer prekärer. Die HSGAlumni haben sich deshalb zum Ziel gesetzt, die Universität beim Ausbau des Weiterbildungszentrums Holzweid massgeblich zu unterstützen. Beim WBZ soll ein vom Architekten Bruno Gerosa entworfener Campus geschaffen werden, welcher neben zusätzlichen Plenarsälen und Übungsräumen auch Übernachtungsmöglichkeiten bieten wird. Die HSG-Alumni haben sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, den Übernachtungstrakt zu finanzieren. In unmittelbarer Nähe des WBZ befindet sich das «Höfli», in welchem zurzeit die Kinderkrippe «Löwenzahn» untergebracht ist. Der Vorstand der HSG-Alumni prüft die Möglichkeit des Kaufs des Mehrfamilienhauses an der Gatterstrasse 9. Dieses Gebäude wäre einerseits für den Verein eine ausgezeichnete Investitionsmöglichkeit und würde andererseits sowohl dem Alumni-Büro wie auch der Kinderkrippe dringend benötigte Räume zur Verfügung stellen. Die Idee wird von den Anwesenden sehr begrüsst, sofern dieses Projekt die finanziellen Möglichkeiten des Vereins nicht übersteigt und keine baupolizeilichen Regelungen der Realisierung entgegenstehen. Der Vorstand erhält die Kompetenz, dieses Projekt weiterzuverfolgen und nach den notwendigen Abklärungen die entsprechenden weiteren Schritte zu unternehmen.

5.Weitere Ausbauprojekte der Universität St.Gallen Die Universität untersucht die Wachstumsproblematik schon über längere Zeit. Vor allem die Institute benötigen immer mehr Platz. Um diesen Raumproblemen zu begegnen, stellt nun die Helvetia Patria einigen Instituten in ihrem Erweiterungsbau Büroräume zur Verfügung. Der Verwaltungsdirektor Dr. Markus Frank führt weiter aus, dass das A-Gebäude renoviert werden muss. Gleichzeitig muss auch Raum für neue Lehrformen geschaffen werden. Dies hat zur Folge, dass sämtliche Verwaltungsbüros aus dem A-Gebäude ausgegliedert werden sollen. Gleichzeitig wird die heutige Turnhalle zu Seminarräumen umge-

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Teilnehmer der GV mit dem frisch gewählten Vorstandsmitglied Martin Huser (links).

baut. Diese Massnahmen schaffen die dringend benötigten Kapazitäten. Der Präsident dankt Herrn Dr. Frank für seine Ausführungen.

6. Information über die «Stiftung HSG-Alumni» Der Präsident übergibt das Wort an den Kassier, Herrn Dr. Urs Landolf: Am 25. April 2001 wurde die «Stiftung HSGAlumni» offiziell errichtet. Dieser Schritt war notwendig, da das Projekt «Ausbau Weiterbildungszentrum Holzweid» weit fortgeschritten war. Der Zweck der Stiftung orientiert sich grösstenteils am Zweckartikel des Vereins. Er umfasst insbesondere: – die Föderung der Aus- und Weiterbildung an der Universität St.Gallen, – die Förderung der wissenschaftlichen Forschung an der Universität St.Gallen, – die Förderung von wissenschaftlichen Forschungsprojekten unter Beteiligung der Universität St.Gallen, welche im In- und Ausland erfolgen, – die Förderung von kulturellen Veranstaltungen und Vereinigungen mit Bezug zur Universität St.Gallen, – die Unterstützung von studentischen Selbsthilfeorganisationen. Die Förderung erfolgt ergänzend zu den durch die öffentliche Hand gemäss Leistungsauftrag zu erbringenden Leistungen.

Der Stiftungsrat setzt sich aus folgenden Persönlichkeiten zusammen: – Wolfram Martel (Präsident) – Wolfgang Schürer (Vizepräsident) – Urs Landolf (Kassier) – Bruno Bauer (Mitglied) – Peter Gomez (Mitglied) – Bénédict Hentsch (Mitglied) – Bjørn Johansson (Mitglied) – Christian König (Mitglied) – Dorle Vallender (Mitglied) Die Administration und die Leitung der operativen Geschäfte erfolgen durch das Alumni-Büro. Für den Herbst ist eine Sondernummer der «alma» geplant, welche das Projekt «Ausbau Weiterbildungszentrum Holzweid» der breiten Öffentlichkeit präsentieren wird.

7. Jahresrechnung 2000 Der Präsident übergibt das Wort wiederum Herrn Dr. Urs Landolf. Der Kassier erläutert die Jahresrechnung 2000 und beginnt mit den Kommentaren zur Erfolgsrechnung. Die Erfolgsrechnung schliesst mit einem Gewinn von CHF 33243.31 bei einem Geschäftsvolumen von CHF 1004985.81 ab. Dieses setzt sich etwa hälftig aus Mitgliederbeiträgen und Erträgen der «alma», dem «who’s who» und dem «who’s new» zusammen. Herr Dr. Landolf geht in seinen Ausführungen speziell auf die ausserordentlichen Aufwände von CHF 86 615.15 ein. Diese ergeben sich aus

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den Abgrenzungen, welche durch die Beiträge der Mitglieder auf Lebenszeit notwendig wurden. Die Bilanz weist ein Eigenkapital von CHF 671 332.70 auf. Gemäss Philosophie des Vereins soll mit dem ordentlichen Betrieb primär die Mitgliederbetreuung sichergestellt werden. Zusätzliche Projekte werden durch Sondermittel finanziert. Aufgrund des Revisorenberichts wird die Jahresrechnung 2000 einstimmig genehmigt und dem Vorstand und den Revisoren wird Dechargé erteilt. Mit Applaus wird ihre geleistete Arbeit verdankt. Der Präsident merkt zum Schluss noch an, dass die Buchhaltung der HSG-Alumni inzwischen keine Vereinsbuchhaltung mehr ist, sondern der eines Unternehmens entspricht, was auch der angemessenen professionellen Buchhaltung bedarf. Er dankt an dieser Stelle PricewaterhouseCoopers für ihre Zusammenarbeit.

8. Budget 2001 und 2002 Bis anhin wurde jeweils nach Hälfte des Geschäftsjahres über das Budget des laufenden Jahres abgestimmt. Um diesen ungünstigen Zustand zu ändern, legt der Kassier dieses Jahr zwei Budgets zur Genehmigung vor. Er erläutert das Budget 2001 im Vergleich zur Jahresrechnung 2000 und weist auf die eher konservative Budgetierung hin. Da die Betreuung der Mitglieder sehr aufwendig ist, liegt der Personalaufwand nun höher als in den vergangenen Jahren. Anschliessend stellt er getrennt Antrag auf Genehmigung des Budgets 2001 sowie des Budgets 2002. Beide Budgets werden einstimmig genehmigt. Die Mitgliederbeiträge werden nicht verändert und einstimmig wie folgt für 2001 und 2002 bestätigt: Einzelmitglied: CHF 50.– Kollektivmitglied: CHF 200.– Mitgliedschaft auf Lebenszeit: CHF 1000.– In diesem Jahr wurde zum ersten mal kein «who’s who» an die Mitglieder verschickt, sofern diese es versäumt hatten, ihren Mitgliederbeitrag zu bezahlen. Nach erfolgter Bezahlung wurde das Mitgliederverzeichnis jedoch nachträglich zugestellt.

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9. Wahlen Folgende Damen und Herren haben auf die Generalversammlung hin ihren Rücktritt aus dem Vorstand erklärt: – Herr Professor Dr. Odd Gisholt (im Vorstand seit 1986), – Frau Dr. Marianne Hofer (im Vorstand seit 1990), – Herr Gerhard E. Schnurrenberger (im Vorstand seit 1991). Der Präsident dankt allen austretenden Vorstandsmitgliedern für ihr langjähriges Engagement im Verein. Im Besonderen dankt er dem «dienstältesten» Vorstandsmitglied, Herrn Prof. Dr. Odd Gisholt, für seinen Einsatz. Nachdem an der letzten GV auf eine Ergänzung des Vorstands verzichtet wurde, damit zuerst eine adäquate Berufungsstrategie ausgearbeitet werden konnte, schlägt der Vorstand den Anwesenden eine Kandidatin und zwei Kandidaten zur Wahl vor. Es sind dies: – Herr Martin Huser – Frau Kathrin Kuster – Herr Michael Tschopp Nach einer kurzen Vorstellung werden die vorgeschlagene Kandidatin und Kandidaten einstimmig gewählt. Der Präsident dankt dem Vorstandsmitglied Herrn Hans-Ulrich Sonderegger für sein Engagement in der Erar-

beitung einer Berufungsstrategie und der Auswahl der Kandidaturen.

10. Anträge Der Präsident stellt an dieser Stelle zwei Anträge, für welche normalerweise der Vorstand zuständig ist. Jedoch haben die Anfragen um Vergabungen den Vorstand erst nach der letzten Sitzung erreicht, und deren Erledigung erst im kommenden Wintersemester ist kaum sinnvoll. Der Präsident beantragt den anwesenden Mitgliedern, die folgenden zwei Anträge positiv zu entscheiden: – CHF 2000 für den Chor der Universität St.Gallen, – CHF 2000 für das Orchester und die Unterstützung des Konzerts im Sommersemester 2001. Beide Anträge werden einstimmig angenommen.

11. Varia Unter Varia gehen keine weiteren Wortmeldungen mehr ein. Der Präsident schliesst die Generalversammlung mit einem Dank an alle Anwesenden.

Nach langjährigem Engagement für die HSG-Alumni tritt Professor Dr. Odd Gisholt (links) aus dem Vorstand zurück.

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Panta rei: Alles fliesst – auch im Alumni-Büro anta rei (gr.: alles fliesst). Dieses ist einer der Kernsätze, die uns vom grossen griechischen Philosophen Heraklit überliefert worden sind. Panta rei bedeutet, dass alles menschliche Leben einem stetigen Veränderungs- und Erneuerungsprozess unterworfen ist. Wir Menschen sind Teil dieser Dynamik. Dieses Phänomen macht auch vor dem Alumni-Büro nicht Halt. So erlebt der Verein der Ehemaligen diesen Frühsommer gleich vier personelle Veränderungen. Die Geschäftsführerin, Dr. Esther Kiss, verlässt das Alumni-Büro, um sich beruflich neuen, anderweitigen Herausforderungen zu stellen. Während ihrer «Amtsdauer» hat sie das Vereinsleben mit ihrer jugendlichen Dynamik und mit grossem Ideenreichtum geprägt und sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass das Alumni-Netzwerk weltweit weiter zusammenwächst. Gleichfalls nimmt Karin Keller, verantwortlich für das Sekretariat und Inseratemarketing, Abschied vom AlumniBüro. Sie war die gute Fee des Alumni-Büros, die allen, ob Mitglied oder Mitarbeiter, stets mit Herz und Sachverstand zur Seite stand. Der Dritte im Bunde ist Othmar Krapf, IT-Verantwortlicher des Alumni-Vereins, der mit

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Auch ihn zieht es weiter: Othmar Krapf, IT-Verantwortlicher des AlumniBüros.

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Grosser Wechsel im Alumni-Büro: (von links) Karin Keller, Esther Kiss und Urs Arnold sagen den Alumni und Alumnae Lebewohl, Johannes Kiess und Lisa Bösch treten die Nachfolge an.

stoischer Ruhe und Gelassenheit das interne IT-System aufpoliert und die konzeptionellen Weichen für die Zukunft gestellt hat, sodass der Verein datentechnisch wieder zu neuen Horizonten aufbrechen kann. Als Vierten verabschieden wir Urs Arnold, Assistent der Geschäftsleitung, der diesen Frühling sein Studium an der HSG mit Vertiefung «Internationale Beziehungen» abgeschlossen hat. Wir bedanken uns bei allen Vieren für ihre treuen Dienste und ihr enormes Engagement für den Alumni-Verein. Nun mag dem einen oder anderen «alma»-Leser berechtigterweise die Frage in den Sinn kommen, wer sich nun in Zukunft von St.Gallen aus um die Betreuung des Alumni-Netzwerkes kümmern werde. Wir können diese Frage sehr zufrieden stellend beantworten; denn für eine erfolgreiche Fortsetzung der Vereinstätigkeit ist vorausschauend gesorgt worden. Nachfolger von Dr. Esther Kiss ist Johannes Kiess, der mit der HSG ebenfalls eng verwurzelt ist und das uni-

versitäre Umfeld genauestens kennt. Johannes Kiess hat diesen Frühling sein Studium an der HSG abgeschlossen, wobei er sich fachlich im Bereich «Finanzen und Kapitalmärkte» vertieft hat. Während seines Studiums war er leitendes Mitglied des ISC-Teams. Johannes Kiess wird an die positive Arbeit seiner Vorgängerin anknüpfen und das Alumni-Netzwerk weiter ausbauen und verdichten. Die Koordination und Führung des Sekretariats wird Lisa Bösch übernehmen. Das Alumni-Büro ist auch in Zukunft für Ihr Feedback und Ihre Anregungen sehr dankbar; denn nur hierdurch kann die Qualität unserer Arbeit ständig überprüft und verbessert werden. Wir wollen die neuesten Veränderungen im Alumni-Büro dafür nutzen, das Segel des Alumni-Netzwerks mit frischem Wind und jungen Impulsen zu versorgen. Unser Motto ist und bleibt daher: «Variatio delectat.» Carola-Isabelle Schütt

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Kalender 3. Quartal 2001 JULI

AUGUST

SEPTEMBER

3. Juli 2001 Alumni-Club HSG Rhein-Ruhr: Treffen ab 19.30 Uhr in der Brauerei «Gatzweiler Brauhaus», Belsenplatz 2, Düsseldorf Weitere Infos bei: stefan.huber@alumni.unisg.ch

2. August 2001 HSG-Alumni-Club London: Treffen in «The Westbourne», London, ab 20.00 Uhr Weitere Infos bei: georg.platzer@alumni.unisg.ch

2. September 2001 Alumni-Club Hongkong: Besuch der Kadoorie-Farm – New Territories Weitere Infos bei: alexandre.tunik@alumni.unisg.ch

4. bis 5. August 2001 HSG-Alumni Wallis/Valais: Interkantonales und internationales Weekend mit ausgedehnter Bergwanderung Weitere Infos bei: yvo.mathier@alumni.unisg.ch

4. September 2001 Alumni-Club HSG Rhein-Ruhr: Treffen ab 19.30 Uhr in der Brauerei «Gatzweiler Brauhaus», Belsenplatz 2, Düsseldorf Weitere Infos bei: stefan.huber@alumni.unisg.ch

11. August 2001 CEMS Alumni Association Switzerland: Bregenzer Festspiele «La Bohème» auf der Seebühne Weitere Infos bei: philipp.wilhelm@alumni.unisg.ch

4. September 2001 HSG-Alumni-Club Zürich: Treffen um 18.30 im «Blue Monkey Cocostin» mit Hans Etter Weitere Infos bei: Christian Alexander Meyer Anmeldung: per Fax 01 225 20 10 oder per E-Mail: hsgz@huvm.ch

5. Juli 2001 HSG-Alumni-Club London: Treffen in «The Westbourne», London, ab 20.00 Uhr Weitere Infos bei: georg.platzer@alumni.unisg.ch 7. Juli 2001 Alumni-Club New York: Swissparty Weitere Infos und Anmeldung: newyork@alumni.unisg.ch 7. Juli 2001 CEMS Alumni Association Switzerland: Canyoning/Riverrafting Weitere Infos bei: philipp.wilhelm@alumni.unisg,ch 9. Juli 2001 NDU-Stamm Zürich: Stamm ab 18.30 Uhr im «Le Caveau», Zürich Weitere Infos bei: josef.boesze@alumni.unisg.ch 18. Juli 2001 HSG-Alumni-Club Zug: Evening-Event Weitere Infos bei: rainer.hoerning@alumni.unisg.ch 25. Juli 2001 CEMS Alumni Association Switzerland: Stamm in der Piano-Bar des Hotels Central, Zürich, ab 19.30 Uhr Thema: Job & Familie Weitere Infos bei: philipp.wilhelm@alumni.unisg.ch

13. August 2001 NDU-Stamm Zürich: Stamm ab 18.30 im «Le Caveau», Zürich Weitere Infos bei: josef.boesze@alumni.unisg.ch 29. August 2001 CEMS Alumni Association Switzerland: Stamm in der Piano-Bar des Hotels Central, Zürich, ab 19.30 Uhr Thema: Holiday Pictures Weitere Infos bei: philipp.wilhelm@alumni.unisg.ch 30. August 2001 Ostschweizer Stawi-Gipfel: Mittagsstamm um 12.15 Uhr im Restaurant Traube, Goliathgasse 37, St.Gallen Weitere Infos bei: manfred.linke@alumni.unisg.ch

6. September 2001 HSG-Alumni-Club London: Treffen in «The Westbourne», London Weitere Infos bei: georg.platzer@alumni.unisg.ch 12. September 2001 Stawi-Stamm, Bern: Treffen um 18 Uhr im Klötzli-Keller, Gerechtigkeitsgasse 62, Bern 21. September 2001 HSG-Alumni Basel: Lunch mit Gastreferat von 12.00 bis 14.00 Uhr im Hotel Merian Anmeldung erwünscht an: christoph.moser@alumni.unisg.ch 26. September 2001 CEMS Alumni Association Switzerland: Stamm in der Piano-Bar des Hotels Central, Zürich, ab 19.30 Uhr Weitere Infos bei: philipp.wilhelm@alumni.unisg.ch 27. September 2001 Ostschweizer Stawi-Gipfel: Mittagsstamm um 12.15 Uhr im Restaurant Traube, Goliathgasse 37, St.Gallen

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