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Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen

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Dies academicus: Dynamisch bis zum Daumenkino SEITE 9

«Ineffizienter Staat» – ein Missverständnis SEITE 35

Aus St. Galler Hochschulverein wird HSG Alumni


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Wolfram Martel Präsident HSG Alumni

HSG Alumni im Aufbruch Neu und ungewohnt? Als neuer Präsident der HSG Alumni – wie der altehrwürdige Hochschulverein jetzt heisst, und zwar nicht etwa englisch, sondern lateinisch – begrüsse ich Sie ganz herzlich. Neu darf ich die Nachfolge von Frau Dr. Carla Wassmer antreten, die als erste Frau das Präsidium unseres Vereins innehatte und nun auch als erste Frau zum Ehrenmitglied gewählt wurde. Meine eigene Laufbahn in diesem Vorstand begann vor zwölf Jahren, als ich 1988 als Vertreter der A.V. Steinacher in den Vorstand gewählt wurde. Die letzten drei Jahre waren geprägt von einer überaus sympathischen, konstruktiven und intensiven Zusammenarbeit als Vize-Präsident im Vorstandsteam von Carla Wassmer. Neu wechselt in diesen Tagen auch die Leitung des Alumni-Büros: Geschäftsführer Peter Hogenkamp übergibt sein in den letzten zweieinhalb Jahren mit Akribie und vollem Engagement aufgebautes Werk sowie ein eingespieltes Team an Frau Dr. Esther Kiss (Dr. oec. – Frühling 1998), die ich im Namen von uns allen in dieser neuen Herausforderung herzlich begrüsse. Sie wird sich und neue Schwerpunkte ihrer Tätigkeit in der nächsten alma vorstellen.

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Neu gab sich der Vorstand im letzten Jahr erstmals ein Strategiepapier, das an der GV vorgestellt wurde. Wir haben uns damit sehr ambitiöse Ziele gesetzt, die ich nun mit vollem Elan umzusetzen gedenke. An der darin enthaltenen Vision möchte ich auch bei Ablauf meiner «Amtszeit» in drei Jahren die Arbeit des Vorstands messen. Neudeutsch lade ich Euch deshalb alle ein, Brain-, Friend- und Fundraising als Leitmotive unserer Vorstandstätigkeit wohlwollend und aktiv zu unterstützen, denn nur mit Eurem Support werden wir unsere Ziele erreichen können. Den Nutzen soll in erster Linie unsere Universität haben, jedoch ist offensichtlich, dass gerade ein reger Austausch zwischen der Universität und ihren Ehemaligen sowie ein aktives Networking unter den Alumni allen zugute kommen wird. In einem neuen Kleid präsentiert sich auch Ihre alma. Sie steht im Zeichen des neuen Erscheinungsbildes unserer Universität, das wir Ihnen in dieser Nummer vorstellen. Kreativer wie grosszügiger Schöpfer des neuen Layouts ist die NZZ-Gruppe mit ihren fachkundigen Mitarbeitern. Vielen herzlichen Dank! Der neue Präsident der neuen HSG Alumni, Euer

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4 Dynamisch bis zum Daumenkino Der Dies academicus 2000 zeigt eine Universität im Aufbruch 7 Drei neue Ehrendoktoren und ein neuer Ehrensenator ernannt Die Universität ehrt an ihrem Dies verdiente Persönlichkeiten 9 «Ineffizienter Staat» – Anmerkungen zu einem Missverständnis Die Festrede am Dies academicus im Wortlaut 14 Wandel sichtbar machen Die Metamorphose des Erscheinungsbildes der Universität St.Gallen 16 Neues Executive-MBA-Programm «New Media and Communication» am mcm-Institut 18 FORUM HSG: «Marktplatz der Karrieren» Die Recruiting-Veranstaltung der Universität 21 Peter A.Wuffli: «Den Stier an den Hörnern packen» Der CEO von UBS Asset Management im Porträt 24 Othmar Karas: «Mister Triple M» Der frühere ÖVP-Generalsekretär absolvierte das M.B.L.-HSG

26 IGW-HSG: Management in Bodennähe Das Schweizerische Institut für gewerbliche Wirtschaft 28 Studentisches Effektenforum: Börseninfos für alle Studierenden Erster Erfolg für einen jungen Verein an der HSG 32 200 Bewerbungen für NDU 18 Höhenflug eines Nachdiplom-Studiums 35 Vom St. Galler Hochschulverein zu «HSG Alumni» Das Protokoll der Generalversammlung 37

Impressum

35 Alumni-Clubs: Graue Panther HSG Der Alumni-Club «Graue Panther HSG» und seine Aktivitäten 39

Aus dem Alumni-Büro Zum Titelbild Rektor Professor Dr. Peter Gomez (Mitte) vor dem neuen HSG-Erscheinungsbild zusammen mit den Geehrten (von links nach rechts): Wallace E. Oates (Dr. oec. h.c.), Stafford Beer (Dr. oec. h.c.), Walter Eversheim (Dr. oec. h.c.) und Ulrich Bremi (Ehrensenator).

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Dynamisch bis zum Daumenkino Die geplante Neukonzeption des Studiums und ein neues Erscheinungsbild standen im Zentrum des Dies academicus 2000, der Anfang Juni stattfand. Der Anlass mit mehreren hundert Gästen zeigte eine Universität St.Gallen im Aufbruch. Von Josef Osterwalder chönes Mädchen» heisst die Polka, mit der die Blasmusik aus Lenggenwil die Gäste auf dem Rosenberg begrüsst. «Conquest of Paradise» spielt wenig später die HSG-Big-Band zur Eröffnung des Festakts. Ist das «Schöne Mädchen» die Universität St.Gallen? Ist die «Eroberung des Paradieses» das Ziel, das mit der Erneuerung der Lehre angestrebt wird?

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Leitstern Immerhin geht es darum, im eigenen Fach an der Spitze zu marschieren. Und fast wie einen Bundesschwur repetiert Rektor Peter Gomez aus dem Leitbild: «Wir wollen als eine der führenden Wirtschaftsuniversitäten Europas in Wissenschaft und Praxis international anerkannt sein. Uns verbindet dabei die integrative Sicht von Wirtschafts-, Rechts-, und Sozialwissenschaften.» Solche Sätze nennt der Rektor zu Recht nicht nur «Leitbild», sondern «Leitstern». «Per aspera ad astra», sagten die Römer; frei übersetzt: Ohne Sitzleder kommt zwar kein Studium aus, Ziel aber sind die Sterne oder – wieder in der HSG-Sprache – die «Vision 2005».

Ritual? Um was geht es eigentlich am Dies academicus, beim zweistündigen Festakt mit seinen Reden und Ehrungen, mit Musik und Aufzug der Chargierten, mit Talaren und festlichem Einzug? Ist es eine Weiterbildungsveranstaltung? Eine Plenarversammlung? Ein Ritual? Eine Liturgie? Studentenpfarrer Frank Jehle antwortet mit einer noch andern Deutung: «Am Hochschultag stellt sich die Universität selber dar. Sie stellt die Frage nach sich selbst. Der Lauf des Alltags wird für eine Zeit lang unterbrochen. Und das hat selbst auf das Wetter eine magische Wirkung.» Ganz offensichtlich. Wieder herrscht sprichwörtliches Hochschultag-Wetter. Auf dem Hochplateau des HSG-Areals kommt man sich an einem derart herrlichen Morgen vor wie auf dem Deck eines Kreuzfahrtschiffs. Und besonders eindrücklich ist der Augenblick, da sich Professoren und Gäste im Hauptgebäude zum Einzug formieren, um dann, hinter Regierungsrat und Rektor her, über den grossen Platz zur Aula zu schreiten.

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Bildung für Parlamentarier Dieses Bild bekommt das Publikum, das sich bereits seine Plätze «erobert» hat, nicht zu Gesicht. «Schade», findet Gemeinderat Albert Nufer, «das ist die schönste Demo St.Gallens, und keiner schaut hin.» Mit Interesse mustert er den Zug der Wissenschafter und bleibt am Gesicht des neuen Ehrendoktors Stafford Beer hängen. Der philosophische Management-Lehrer aus England trägt einen prophetenhaft wirkenden Bart, der jenen Nufers an Länge und Ungestüm um einiges übertrifft. Der Gemeinderat der Grünen ist im Übrigen einer der wenigen Parlamentarier, die am Festakt teilnehmen. Schade, denn die Ansprache von Professor Alfred Meier war ein Beitrag zu einer Debatte, die im St.Galler Stadtparlament mit notorischer Regelmässigkeit anklingt – aber nie wirklich geführt wird. Die Frage nämlich, ob ein Staat mit der Effizienz eines Unternehmens geführt werden kann und soll. «Ganz entschieden nicht,» meint der Redner, und zeigt, wie unterschiedlich das «Spiel» von Staat und Wirtschaft ist: «Was würden Sie sagen, wenn beim Kartenspiel, beim Jassen beispielsweise, einer plötzlich ‹Schach› ruft? Der ist im falschen Spiel. Und wer bei grundsätzlichen politischen Problemen nach Effizienz ruft, ist ebenso im falschen Spiel.» Bildhaft bringt Alfred Meier seine Botschaft auf den Punkt und hat alle Chancen, mit seinen Vergleichen einst im Buch der Sprichwörter zu landen.

Schneewittchen und die Lotterie Für die staatlichen Subventionen, die von den Effizienz-Predigern als Giesskannenprinzip gegeisselt werden, hat Meier auffallend viel Verständnis. Er sieht Parallelen zur Lotterie, welche nicht nur grosse Brocken, sondern auch viele kleine Gewinne verteilen muss, wenn sie die Leute zum Mitspielen bringen will. Genauso braucht auch der Staat Mitspieler. Zahlen sich da die Subventionen nicht mehr als aus? Noch einen andern, immer wieder kritisierten Punkt spricht Meier an: den «Brauch», dass am gleichen Projekt Bund, Kanton und Gemeinden beteiligt sind. Auch für diesen Umstand hat Meier ein Bild. Er nennt es

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Rektor Peter Gomez demonstriert mit dem «Daumenkino» die Metamorphose des Erscheinungsbildes. «Schneewittchenprinzip». Die Königstochter nimmt von jedem Zwerglein ein bisschen zu essen oder zu trinken. Und so bringt selbst ein Zwergenhaushalt eine grosse Leistung fertig. Vergleiche, Geschichten, Bilder, sie führen dazu, dass aus Lernstoff Bildung wird. Die Zuhörenden dankten mit so herzlichem Applaus, dass Alfred Meier fragte, ob noch eine Zugabe genehm sei. Mehr als eine, versicherten ihm die Gratulanten nach dem Festakt, allen voran Stadtammann Heinz Christen, dem bürgerliche Parlamentarier immer wieder vorrechnen, wie effizient der Staat sein könnte. Er geht gut munitioniert in die nächsten Rechnungs- und Budgetdebatten.

«Wir fordern und fördern Persönlichkeiten», sagte Rektor Peter Gomez, der im ersten Teil des Festaktes zeigte, welchen Kurs die HSG eingeschlagen hat. Es ist der Kurs auf eine Bildung hin, bei welcher die Studierenden die Hauptakteure sind. Sie sind nicht Babys, die mit der Lehre gefüttert werden, sondern selbstverantwortliche Manager ihres eigenen Bildungsweges. Nicht Schüler, sondern Partner im Lernprozess. Und damit führt die Lehre den Studenten nicht allein in neue Wissensgebiete hinein, sondern immer auch zu sich selbst.

Lernen von Ulrich Bremi Studierende als Partner Noch etwas: Die Rede Alfred Meiers war ein Beispiel, was die HSG mit ihrer grundlegenden Reform der Lehre anstrebt. Ein Studium bei dem nicht allein der Kopf, sondern der ganze Mensch angesprochen wird; bei dem der Lernstoff nicht einfach mechanisch memoriert, sondern verstanden wird.

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Von «Kopf, Herz und Hand» hat der Rektor vor einem Jahr bei seiner ersten Dies-Rede gesprochen; diesmal sagt er noch deutlicher und eben auch bildhaft, wohin er die Studierenden führen will: zu Persönlichkeiten, wie sie Ulrich Bremi, der neue Ehrensenator verkörpert. Aus dessen kürzlich gehaltenem Referat zitiert der Rektor, wenn er das Ziel des Ausbildungssystems beschreibt: «Nicht für Gescheite, sondern für Menschen,

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die schnell lernen wollen; nicht für Menschen mit Distanz zum Leben, sondern solche mit Leidenschaft und Energie; nicht für Spezialisten, sondern für Menschen, die einer Gemeinschaft verpflichtet sind.» Verantwortung übernehmen – dies ist ganz im Sinne von Florian Schweitzer, dem Präsidenten der Studentenschaft, der in seiner Ansprache das Bekenntnis zum ganzheitlichen, besser noch: ganzmenschlichen, Lernen aufgreift. Er fragt sich, wo Werte wie Verantwortungsgefühl denn ihren Ursprung hätten und meint, dieser Quell könne letztlich nur die Liebe sein: «Kann eine Institution wie die Universität St.Gallen, die Bewusstsein für Verantwortung schaffen will, dies tun, ohne gleichzeitig auch der Liebe Raum zu geben? Liebe zu allen Menschen, denen die Universität auf ihre Art und Weise dienen will durch Übernahme und Förderung von Verantwortung.»

Logo mit Schwung Das soll sich auch im neuen Signet, dem Erscheinungsbild der HSG ausdrücken. Kubus und Pyramide werden verabschiedet, besser: verwandelt, in das Bild eines dynamisch vorwärts strebenden Menschen, «der keine Grenzen kennt, offen ist für alles Neue, sich entwickelt, reift, wächst.» Kennzeichnend, dass am Schluss des Festaktes den Besuchern ein «Daumenkino» geschenkt wird. Wenn sie die Finger über die mehr als 70 Blätter des Heftchens gleiten lassen, läuft vor ihren Augen ein Kurzfilm ab, der die Verwandlung des kopflastigen bisherigen Signets in das neue ganz menschliche festhält. Daumenkino ist ein Spiel. Die Botschaft teilt sich spielend mit – und damit nachhaltiger als ein noch so langes Referat es könnte.

Gaudeamus An diesem Dies academicus feiert die HSG kein verstaubt-steifes akademisches Fest. Sie zeigt sich voller Tatendrang. Der Dies ist Zurüstung zur nächsten Etappe der grossen Wanderung. Da darf denn auch das obligatorische «Gaudeamus igitur» anders als üblich gesungen werden; nicht im schleppenden Takt einer Grabeshymne, sondern im muntern Tempo eines Wanderliedes HSG im Aufbruch. Josef Osterwalder ist Leiter der Stadtredaktion des «StGaller Tagblatt».

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Latsis-Preis und Auszeichnungen verliehen Die Fondation Latsis Internationale, Genf, verleiht jährlich an ausgewählten Universitäten der Schweiz einen grosszügigen Preis mit dem Zweck, junge Forscherinnen und Forscher zu fördern. Der Preis von 25 000 Franken wurde an der HSG in diesem Jahr an Privatdozent Dr. Leo Brecht für seine Habilitationsschrift «Konzept des integrierten, informationssystemgestützten Prozessmanagements» verliehen. Der Stiftungsrat würdigt damit das anspruchsvolle wissenschaftliche Niveau eines geschlossenen, in sich konsistenten Konzepts prozessorientierter Organisationsgestaltung, das auf umfassender, praxisbezogener Forschung beruht und sowohl Theorie wie Praxis wichtige Impulse vermittelt. Wie jedes Jahr wurden auch diesmal Studierende und Absolvent(inn)en für besonders gute Leistungen ausgezeichnet: «Amicitia-Preis» für das beste Doktorat der Wirtschaftswissenschaften: Dr. oec. Thomas Maak. «Rudolf Mäder-Preis» für das beste Doktorat der Rechtswissenschaft und der Staatswissenschaften: Dr. iur. René Wiederkehr. «Walther Hug-Preis» für die beste juristische Dissertation (ex aequo): Dr. iur. Isabel Stirnimann, Dr. iur. Dieter Dubs, Dr. iur. Bernd Marquardt und Dr. iur. René Wiederkehr. «Paul Alther-Preis» für die beste Diplomarbeit: lic. oec. Denis Patzschke. «Steinacher-Preis» für die beste betriebswirtschaftliche Diplomarbeit: cand. oec. Andrea Rüegg. «Preis des Akademischen Klubs Alumni» für die beste volkswirtschaftliche Diplomarbeit: cand. oec. Andrea Hofmann. «Walter R. Schluep-Preis» für die beste juristische Diplomarbeit: lic. iur. Martin Aebi. Preis der Studentenschaft für die beste Dissertation mit kulturwissenschaftlichem Bezug: Dr. oec. Jiri Xerxes Kraus. Zum 100-jährigen Bestehen des Altherrenverbands Mercuria San Gallensis durfte die Universität St.Gallen als Zeichen der Verbundenheit zwei Vergabungen entgegennehmen. Einerseits in Form von Scholarships (CHF 20 000) zum Studiengang «Master of International Management», die Studierenden aus ehemals kommunistischen Ländern zugute kommen, anderseits als einmalige Erhöhung der Mercuria-Spende (CHF 5 000). Von der Studentenschaft als Mentor ausgezeichnet wurde Peter Hogenkamp, bis vor kurzem Geschäftsführer des Alumni-Büros. Er habe «eine Spitzendienstleistung für Absolventen der HSG auf die Beine gestellt, um die uns zahlreiche europäische Universitäten beneiden», hielt Florian Schweitzer fest.

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Drei Ehrendoktorate verliehen und einen Ehrensenator ernannt Die Universität St. Gallen hat an ihrem diesjährigen Dies academicus Ehrendoktorate an Professor Stafford Beer, Professor Dr. Walter Eversheim und Professor Dr. Wallace E. Oates verliehen. Zum Ehrensenator der HSG ernannt wurde Ulrich Bremi. Von Roger Tinner ie Universität St.Gallen würdigt mit dem Ehrendoktorat der Wirtschaftswissenschaften Professor Stafford Beer für «seine bahnbrechenden Arbeiten auf dem Gebiete der Management-Kybernetik, die der Managementlehre vielfältige Impulse gegeben und den St.Galler Systemansatz geprägt haben». Professor Stafford Beer wurde 1926 in London geboren, studierte am University College of London Philosophie, Mathematik und Psychologie und schloss mit einem MBA an der University of Manchester ab. Mit seinen bahnbrechenden Arbeiten begründete er die Management-Kybernetik. Seine höchst innovativen Konzepte und Modelle errangen Weltruf und führten zu vielen hohen Auszeichnungen in Europa, in den USA und Kanada. Professor Beer lehrte über zwei Jahrzehnte an der University of Manchester, darüber hinaus war er an mehr als 20 Universitäten in Europa, Nordamerika und Kanada als Gastprofessor tätig. Er ist Doctor of Law h.c. der Concordia University, Montreal, sowie Honorary Professor an der Liverpool John Moores University. Im Sommersemester 1990 weilte er als Gastprofessor an der HSG. Heute ist er Gastprofessor an Universitäten in Grossbritannien und Schweden. In der Wirtschaft hatte er Führungsfunktionen aller Stufen inne, und er war Berater von bekannten internationalen Organisationen sowie zahlreicher Regierungen. Derzeit ist er Chairman zweier Unternehmen in England und Kanada und Präsident der World Organization of Systems and Cybernetics.

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Ganzheitliches Produktionsmanagement Das HSG-Ehrendoktorat für Wirtschaftswissenschaften ehrt Professor Dr. Dr. h.c. Walter Eversheim für «seine ausserordentlichen wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiete eines ganzheitlichen Produktionsmanagements und eines partizipativen Business Process Reengineering sowie für seinen langjährigen Beitrag zu deren Umsetzung im Rahmen der Lehre, Forschung und Weiterbildung an unserer Universität». Professor Walter Eversheim wurde 1937 in Aachen geboren. An der Technischen Hochschule Aachen stu-

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dierte er Maschinenwesen und Wirtschaftswissenschaften und promovierte zum Dr.-Ing. Nach seiner Habilitation im Jahre 1969 und einer Laufbahn in der Praxis übernahm er 1973 den Lehrstuhl für ProduktionsSystematik an der Technischen Hochschule Aachen und gleichzeitig auch die Leitung des Laboratoriums für Werkzeugmaschinen und Betriebswirtschaftslehre. Seit 1980 ist er Direktor am Fraunhofer Institut für Produktionstechnologie. Von 1981 bis 1983 war er Prorektor an der TH Aachen, ab 1983 Senatsbeauftragter für Technologietransfer. Von 1989 bis Ende 1998 wirkte Professor Eversheim als Gastprofessor an der Universität St.Gallen und als Direktionsmitglied am Institut für Technologiemanagement an der HSG. Er hat sich am Aufbau des Studiengangs Informations- und Technologiemanagement massgeblich beteiligt und durch seine ganzheitliche und integrative Sicht eine besondere Prägung in die Ingenieurwissenschaften eingebracht. Seit seiner Emeritierung ist er als Mitglied des Stiftungsrates mit dem Institut an der HSG verbunden. Für seine Leistungen als einer der führenden praxisorientierten Wissenschafter zum Produktionsmanagement hat er viele Ehrungen erfahren.

Bahnbrechende Arbeiten Die Universität St.Gallen würdigt mit dem Ehrendoktorat der Wirtschaftswissenschaften (Dr. oec. h.c.) Professor Wallace E. Oates «seine Verdienste um die Entwicklung der ökonomischen Theorie, insbesondere seine bahnbrechenden Arbeiten in den Bereichen der Theorie des fiskalischen Föderalismus sowie der Umweltökonomik. Mit seinen Forschungsarbeiten hat er nicht nur die wissenschaftliche Diskussion entscheidend beeinflusst, sondern er hat sie immer auch als Beitrag zur praktischen Politik verstanden. Er hat damit in hervorragender Weise gezeigt, wie hoch stehende theoretische wissenschaftliche Forschung zur Lösung praktischer Probleme fruchtbar gemacht werden kann.» Professor Wallace Oates wurde 1937 in Los Angeles, Kalifornien, geboren. Er ist amerikanischer Staatsbürger. Er studierte Economics an der Stanford University. 1959

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Ulrich Bremi, neuer Ehrensenator der Universität St. Gallen, hielt stellvertretend für alle Geehrten am Dies die Dankesrede. erhielt er den Master of Arts und 1962 schloss er die Postgraduate Studies mit dem Ph.D ab. Darnach verfolgte er eine steile akademische Karriere an der Princeton University, zuletzt als Professor of Economics. Seit 1979 ist er an der University of Maryland Professor of Economics. Früh machte er sich einen Namen mit seinen Schwerpunkt Arbeiten zur Theorie des fiskalischen Föderalismus sowie der Umweltökonomik. In beiden Bereichen gehört er zu den international führenden Ökonomen, zu beiden Themen hat er grundlegende neue Erkenntnisse vorgelegt. Publikationen wie «The Theory of Environmental Policy» gehören zu den grundlegenden Standardwerken der Ökonomie. Darüber hinaus hat Wallace E. Oates wesentliche Beiträge in führenden internationalen ökonomischen und finanzwissenschaftlichen Zeitschriften publiziert. Die dabei aufgegriffenen Themen sind auch für die Schweiz von erheblicher politischer Bedeutung. Insgesamt wird die Verbindung zwischen Theorie und Anwendung, die seinen Arbeiten zu Grunde liegt, für die wissenschaftliche Forschung an der Universität St.Gallen als Vorbild dienen.

Zum Ehrensenator ernannt Mit der Ernennung von Ulrich Bremi, dipl.Ing. ETH, zum Ehrensenator würdigt die Universität St.Gallen seine «ausserordentliche Leistung als Unternehmer, Politiker und Vordenker im Dienste unseres Landes, der den Studierenden Vorbild und Mentor zugleich und der Universität St.Gallen in vielfältiger Weise verbunden ist.»

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Ulrich Bremi wurde 1929 in Zollikon geboren. Er absolvierte zunächst eine Mechanikerlehre an der Metallarbeiterschule in Winterthur. Anschliessend entschloss er sich zu einem Studium an der ETH Zürich. Im Ausland eignete er sich erstes Praxiswissen in internationalen Unternehmungen an. 1962 übernahm er als Unternehmensleiter die Bauer KABA Gruppe in Zürich. Alsbald folgte seine Wahl zum Delegierten des Verwaltungsrats. Seine aussergewöhnliche Laufbahn als Unternehmer fand weite Anerkennung, und zahlreiche Gesellschafts- und Verwaltungsratsmandate folgten. Parallel zur Wirtschaftstätigkeit war es ihm ein Anliegen, mit seinen Erfahrungen und seinem Wissen die Politik des Landes mitzugestalten. Er gehörte von 1963 bis 1975 dem Parlament des Kantons Zürich an, von 1973 bis 1974 als dessen Präsident. 1975 folgte seine Wahl in den Nationalrat, dessen Vorsitz er 1990/91 übernahm. Wie in der Wirtschaft hat er auch als angesehener – und zeitweise höchster – Schweizer Politiker die Geschicke des Landes wesentlich mitgeprägt.

Dies-Reden online abrufbar Die Reden, die während des Festaktes am Dies academicus gehalten wurden (Rede des Rektors, Festrede von Alfred Meier, Ansprache des Studentenschaftspräsidenten, sind alle auch über Internet abrufbar, und zwar über die im Zuge des neuen Erscheinungsbildes (vgl. Seiten 14 und 15 dieser «alma«) ebenfalls neu gestaltete Homepage der Universität unter www.unisg.ch (Medienmitteilungen).

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«Ineffizienter Staat» Anmerkungen zu einem Missverständnis Die Festrede am diesjährigen Dies academicus hielt alt Rektor Professor Dr. Alfred Meier zum Thema ‹Ineffizienter Staat› – Anmerkungen zu einem Missverständnis», in der er dem allgemein verbreiteten Vorwurf, der Staat sei ineffizient, nachging. Wir drucken die Rede im Folgenden im Wortlaut ab. Von Alfred Meier

er Staat ist ineffizient!» Die Vögel pfeifen es inzwischen von den Bäumen, die Manager und Unternehmer beklagen es an ihren Stammtischen, sie sagen es im Radio und Fernsehen und manche schreiben es in Zeitungen und Zeitschriften. Die Probleme von gestern würden mit Institutionen von vorgestern und erst noch viel zu langsam gelöst. Diese Lösungen erfolgten immer nur partiell, nur schrittweise. Das Ergebnis seien flache Kompromisse und inkonsistente Pakete. Die Zielsetzungen seien meist vage, eine klare Prioritätensetzung fehle. Wie wahr das alles ist! Und wie sehr habe ich mich früher – als ich jung war – selber darüber geärgert. Und dennoch liegt einer solchen Anklage ein fundamentales Missverständnis zu Grunde. Zwar macht der Staat Dinge, die man auch den Individuen oder dem Markt überlassen könnte. Dass bis vor kurzem die Polizei oder patrouillierende Gemeinderäte dafür sorgen mussten, dass wir nachts die Restaurants zu geziemender Zeit verliessen, war überflüssig. Zwar ist manches zu zentralistisch oder zu detailliert geregelt. Dass ein Bundesamt beschliessen muss, ob im Wallis ein Schafe reissender Wolf zum Abschuss freigegeben werden kann, heisst mit Kanonen schiessen. Nicht mit Kanonen auf Spatzen – wie in der sprichwörtlichen Redensart –, sondern mit der Kanone Bundesamt auf den einsamen Walliser Wolf. Zwar ist der Vollzug oft unnötig aufwändig und langsam. Dass Einsprachen und Rekurse jahrelang liegen bleiben, ist unentschuldbar und nicht akzeptabel. In all diesen Fällen wäre mehr Effizienz möglich, und seit einigen Jahren werden hier ja auch verstärkt Korrekturen vorgenommen. Aber dort, wo es um grundlegende Entscheide, um starke Interessengegensätze, um zentrale Konflikte geht, verhält es sich anders. Was würden Sie sagen, wenn beim Kartenspiel, beim Jassen beispielsweise, einer plötzlich «Schach!» ruft? Der ist im falschen Spiel. Und wer bei grundsätzlichen politischen Problemen nach Effizienz ruft, ist ebenso im falschen Spiel. Man muss zur Kenntnis nehmen, dass in der Wirtschaft, in Unternehmungen einerseits und im Staat, in der Politik andererseits zwei verschiedene Spiele gespielt werden, wenn sie mir die burschikose Bezeichnung «Spiel» in diesen ernsten Angelegenheiten überhaupt gestatten.

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as ist denn das Besondere am Spiel «Staat»? Bei der Beantwortung dieser Frage verwende ich auch Überlegungen eines meiner Kollegen, des Politikwissenschafters Alois Riklin. Wenn sich der Staat auf das beschränkt, was er wirklich tun muss, dann geht es um Kollektivgüter und um Regelungen, die für alle verbindlich sind. Der Staat ist dann ein Monopolist. Wenn einem als Konsument oder Angestellter einer Unternehmung etwas nicht gefällt, kann man ja zur Konkurrenz gehen. Dem Monopolisten Staat aber kann man nicht entgehen, es sei denn, man würde auswandern. Weil somit die Ausweichmöglichkeiten begrenzt sind, müssen in wichtigen gesellschaftlichen Angelegenheiten alle Interessen und Gesichtspunkte angemessen berücksichtigt werden. Es geht um Fairness, Ausgleich, Gerechtigkeit (was immer man darunter konkret verstehen mag). Effizienz ist zwar erwünscht, steht aber nicht im Vordergrund. Damit alle Interessen eingebracht werden können, damit Ausgleich möglich wird, sind die staatlichen Institutionen und Entscheidungsprozesse anders ausgestaltet worden als dies in Unternehmungen typischerweise der Fall ist. Um uns diese Unterschiede zu vergegenwärtigen, übertragen wir Charakteristika der staatlichen Organisation in Gedanken auf Unternehmungen. Stellen Sie sich vor, dass in einer Aktiengesellschaft in Verwaltungsrat und Geschäftsleitung auch Vertreter der Arbeitnehmer, der Kunden, der Lieferanten, ja der Konkurrenz sässen. Wie rasch würde man dann Lösungen finden? Und wie effizient und eindeutig wären sie? Das aber ist die Situation in Regierung und Parlament, da sind alle wesentlichen Interessengruppen vertreten, da ist auch die Konkurrenz dabei. Oder stellen Sie sich vor, die Manager müssten alle vier Jahre vor der Vollversammlung der Unternehmungsangehörigen in Konkurrenz mit Gegenkandidaten zur Wahl bzw. Wiederwahl antreten. Ich bin überzeugt, dass unter solchen Bedingungen mehrere schweizerische Topmanager in den letzten Jahren nicht wiedergewählt worden wären, darunter auch einige Männer des Monats oder Männer des Jahres. Um eine echte Wiederwahlchance zu haben, hätten sie sich in ganz anderer Weise um die Wünsche und Bedürfnisse

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ihrer Mitarbeiter kümmern müssen, so wie es Politiker und Politikerinnen mit ihren Wählern tun – mindestens vor den Wahlen. Stellen Sie sich weiter vor, Fusionen von Unternehmungen kämen nur zu Stande, wenn die Mehrheit der Angehörigen jeder der betroffenen Unternehmungen zustimmen würde. Es gäbe dann wohl so wenig Fusionen von Unternehmungen wie es in der Schweiz Gemeindezusammenschlüsse gibt. Stellen Sie sich schliesslich vor, dass die Festsetzung der Gehälter des Managements von der Zustimmung der Unternehmungsangehörigen oder doch eines Ausschusses der Mitarbeiter abhängig wäre. Ich bin der Meinung, dass dann übermässige Boni kein Thema wären. Entweder wären dann die Boni nicht so hoch, wie sie heute sind. Oder die hohen Boni wären eben von einer Mehrheit sanktioniert worden. ch bleibe dabei: In Politik, Staat einerseits und in Wirtschaft, Unternehmungen andererseits werden unterschiedliche Spiele gespielt. Im Spiel «Staat» kann man nicht allzu viel Effizienz erwarten. Ich komme darauf zurück. Andererseits wäre es ebenso verfehlt, wenn man von einer Unternehmung alle nur denkbaren politischen Rücksichten erwarten würde. Ich plädiere damit nicht für eine platte Shareholder-Sicht. Eine vernünftige Unternehmungsführung, welche am Überleben der Unternehmung interessiert ist, wird weder ihre Kunden mit schädlichen Produkten umbringen, noch ihre besten Mitarbeiter durch miserable Behandlung vertreiben wollen. Sie wird auch nicht im Dauerzwist mit politischen Behörden und ihrer unmittelbaren Umgebung leben wollen. Nur schon im Eigeninteresse, also auch ohne Hang zum Altruismus, wird ein weitsichtiges Management in allen genannten Zusammenhängen Rücksicht auf Bedürfnisse anderer nehmen. Aber die Unternehmung soll nicht verpflichtet werden und sie soll sich auch nicht dazu verpflichtet fühlen, neben der Bereitstellung nützlicher Güter und Dienstleistungen auch noch alle Übel dieser Welt zu bekämpfen. Wo das Spiel «Unternehmung» gespielt wird, geht es um Effizienz und es herrscht – im Rahmen unerlässlicher Gesetze und staatlicher Auflagen – Freiheit. Und es macht keinen Sinn, diese Freiheit in jeder nur denkbaren Hinsicht einzuschränken und damit ausserdem effizientes Verhalten zu verunmöglichen. Wer das tut, gleicht dem Schachspieler, der plötzlich «Match» ruft. Auch der ist im falschen Spiel. Ich habe deshalb gemischte Gefühle, wenn ich heutzutage Leitbilder von Unternehmungen lese, bei denen aus dem einen oder andern Satz der Edelmut tropft. Sind die Unternehmungsleiter nun hochherzige Altruisten geworden oder handelt es sich hier nur um den Zuckerguss, den die PRSpezialisten über die etwas weniger appetitlichen Konturen des real existierenden Kuchens gegossen haben? Für die Gesellschaft stellt sich immer wieder neu die Frage, welche Bereiche sie dem Spiel «Staat» und damit

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den Zielen Fairness, Ausgleich, Gerechtigkeit unterstellen will und in welchen Bereichen das Spiel «Wirtschaft» mit den Zielen Effizienz und Freiheit gespielt werden soll. Selbstverständlich ist das eine idealtypische Gegenüberstellung. Auch im Staat kann es Bereiche geben, wo Freiheit und Effizienz eine etwas grössere Bedeutung haben. Und auch in Unternehmungen werden politische Spiele gespielt. Aber ein grundsätzlicher Unterschied zwischen der Sphäre des Staates und der Sphäre der Unternehmungen besteht, und er soll auch bestehen. ir wollen uns nun noch etwas genauer überlegen, warum staatliche Entscheidungsprozesse oft so langwierig und scheinbar ineffizient sind. Ich sehe fünf Gründe dafür. Erstens haben die Leute unterschiedliche Positionen in der Gesellschaft und in der Wirtschaft. Da gibt es Arbeitnehmer, Arbeitgeber, Gewerbetreibende, Bankangestellte, Bauern. Es gibt Alte, Junge, Verheiratete, Ledige, Land- und Stadtbewohner. Unterschiedliche Rollen und Positionen haben unterschiedliche Interessen zur Folge. Zweitens haben die Leute auch unterschiedliche Weltanschauungen, was zum Teil mit den unterschiedlichen Positionen zusammenhängt, die sie einnehmen. Sie haben unterschiedliche Idealvorstellungen, und sie haben unterschiedliche Meinungen darüber, wie die Welt beschaffen sei. Die einen sehen in der Gentechnologie eine grosse Chance, die andern eine unerhörte Gefahr. Die einen meinen, dass die Globalisierung an vielen Übeln schuld sei, die andern halten übermässige Staatseingriffe für ein Hauptübel. Drittens sind in einer arbeitsteiligen Wirtschaft und in einer differenzierten Gesellschaft die Leute voneinander abhängig. Niemand ist autochthon. «Der Mensch ist keine Insel», heisst es in den Inseraten eines Heiratsvermittlungsinstitutes. Viertens sind die Ressourcen, die personellen, finanziellen und sachlichen Mittel, stets knapp. Auch die Problemlösungskapazität von Parlament, Regierung und Verwaltung ist knapp. Wenn nun die Interessen und die Vorstellungen über die Ursachen der Probleme und die Handlungsmöglichkeiten divergieren und zudem die Mittel zur Problemlösung knapp sind, heisst das nichts anderes, als dass Konflikte allgegenwärtig sind. Es stellt sich dann die Frage, mit welchen Methoden man die Konflikte lösen will. Wir haben uns für Demokratie und Föderalismus entschieden, also für eine flache Machtverteilung. Und hier liegt der fünfte Grund für die Langwierigkeit der Entscheidungsprozesse. Niemand kann in wichtigen Angelegenheiten allein entscheiden. Auch der Bundesrat hat nur beschränkte Kompetenzen. Letztlich auch das Parlament. Und ausserdem haben wir eine starke Dezentralisierung der Entscheide. Das muss zu langwierigen Auseinandersetzungen führen.

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Alfred Meier bei seiner Festrede am Dies academicus 2000. Das muss mit Kompromissen enden. Liesse sich denn das alles nicht grundsätzlich ändern ? Mit unsern Überlegungen dazu setzen wir bei den erwähnten fünf Gründen an. Könnte man bewirken, dass alle Leute die gleichen Interessen und Meinungen haben und deshalb alle das Gleiche wollen? Manche aufklärerischen Idealisten meinen, man müsse die Leute nur besser informieren und dann würden alle die gleichen vernünftigen Lösungen erkennen. Eine solche Auffassung halte ich für überaus naiv. Wie könnte man denn die Leute nur schon dazu bringen, diese Informationen aufzunehmen? Und solange sie unterschiedliche Positionen und jedenfalls kurzfristig nur schwer zu verändernde Meinungen haben, werden sie unterschiedliche Interessen haben und die Welt unterschiedlich wahrnehmen. Eigentliche Indoktrination und Meinungsmanipulation aber, wie sie in autoritären Regimes üblich ist, kommt bei uns ohnehin nicht in Frage. Deshalb ist gute Information zwar notwendig und nützlich, aber sie macht den Staat nicht wesentlich effizienter. Eine zweite Möglichkeit ist die Reduktion der gegenseitigen Abhängigkeiten. Genau das geschieht, wenn bisherige Kompetenzen des Bundes an die Kantone zurückgegeben, dezentralisiert werden. Oft sind die Interessengegensätze und Meinungsunterschiede innerhalb eines Kantons geringer als im gesamtschweizerischen Zusammenhang. Probleme lassen sich dann leichter lösen. Föderalismus ist eine vernünftige Antwort auf eine komplexe Wirklichkeit. Eine Reduktion

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der Interdependenzen findet auch statt, wenn bisherige staatliche Aufgaben dereguliert oder privatisiert werden. Sie werden dann sozusagen den Spielregeln des andern Spieles unterstellt. Hier gibt es also Verbesserungsmöglichkeiten. Eine dritte Möglichkeit bestünde darin, die knappen Mittel für das jeweils Wichtigste zu verwenden, Prioritäten zu setzen. Den Ruf nach klarer Prioriätensetzung höre ich seit über dreissig Jahren, seit ich mich mit Wirtschaft und Politik befasse. Aber diese Prioritätensetzung findet nicht statt. Und das ist auch gar nicht erstaunlich. Solange die Leute unterschiedliche Interessen und Meinungen haben, haben sie auch unterschiedliche Prioritäten. Viertens könnte man die Machtverteilung ändern. Wer die Ineffizienz des Staates beklagt, ruft in der Regel auch nach einer starken Führung, nach einem starken Bundesrat. In der Vergangenheit zumindest hat man keinen starken Bund und keinen starken Bundesrat gewollt. Nicht nur die grundsätzliche Kompetenzverteilung zwischen Bund und Kantonen deutet darauf hin. Auch der Umstand, dass die wichtigsten Steuerquellen dem Bund nur befristet zur Verfügung gestellt wurden oder dass ausgerechnet einige der profiliertesten Parlamentarier nicht in den Bundesrat gewählt wurden, sind solche Indizien – neben vielen andern. Wer Freiheit für wichtig hält und wer annimmt, dass Macht tendenziell missbraucht wird, wird es wohl beim jetzigen Zustand bewenden lassen wollen.

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Wer trotz allem nach einer starken Führung ruft, unterstellt offenbar, dass diese starke Führung dann auch in seinem Sinn handeln werde. Das scheint mir angesichts der unterschiedlichen Interessen und Meinungen in der Bevölkerung, die sich richtigerweise in der Heterogenität des Parlamentes spiegeln, eine ebenso kühne wie unbegründete Hoffnung zu sein. Andererseits kann man durchaus darüber diskutieren, ob man Initiativ- und Referendumsrechte des Volkes reduzieren soll. Man könnte ausserdem den Bund auf Kosten der Kantone stärken oder die Regierung auf Kosten des Parlamentes. Das alles ist nicht ausgeschlossen und könnte gewisse Entscheidungen vereinfachen. Allerdings sind solche Änderungen nur so weit realisierbar, als die Betroffenen bereit sind, auf bisherige Rechte zu verzichten. Man wird deshalb bloss mit graduellen Änderungen rechnen können. Insgesamt lassen sich meiner Meinung nach in normalen Zeiten weder einheitliche Interessen und Meinungen noch eine klare Prioritätensetzung herbeiführen. Hingegen bestehen Möglichkeiten der Dezentralisierung, der Deregulierung und Privatisierung sowie graduelle Verbesserungs- oder Entlastungsmöglichkeiten bei den Entscheidungsprozessen. Das Spiel «Staat» wird sich deshalb bloss verbessern, aber nicht grundsätzlich ändern lassen, und die beklagte Ineffizienz wird im Wesentlichen bleiben. azu kommt etwas Weiteres. In unserm aktivistischen Zeitalter meint man, irgendein Vorhaben, müsse sich eigentlich zu jedem beliebigen Zeitpunkt realisieren lassen. Das sei eine reine Willenssache. Nun muss man aber feststellen, dass auch für wichtige und dringende Vorhaben nicht jederzeit genügend Motivation vorhanden ist. Deshalb werden Probleme oft nicht einmal in Angriff genommen, geschweige denn gelöst. «Die Zeit ist nicht reif», sagen die Politiker. Das kann eine bequeme Ausrede sein oder aber eine kluge Lagebeurteilung. Die alten Griechen hatten die Vorstellung vom «kairos», vom richtigen Zeitpunkt, dem man erkennen muss, wenn man erfolgreich handeln will. Neben dem normalen, langwierigen Gesetzgebungsverfahren gibt es bei uns auch ein stark beschleunigtes Verfahren in Form Dringlicher Bundesbeschlüsse. In den Siebziger- und Neunzigerjahren gab es je mindestens etwa dreissig Dringliche Bundesbeschlüsse, in den Achtzigerjahren etwa zehn. In neuerer Zeit betrafen sie ganz unterschiedliche und unterschiedlich gewichtige Probleme: beispielsweise Massnahmen gegen Überhitzung auf dem Bodenmarkt oder umgekehrt zur Konjunkturankurbelung in Rezessionsoder Stagnationsphasen. Es gab Sparmassnahmen im Bundeshaushalt, Massnahmen im Asylbereich sowie bei Umweltschäden oder Waldschäden. Bei den grossen Sozialversicherungen wurden parallel zum normalen Gesetzgebungsverfahren wesentliche beabsichtigte

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Massnahmen durch Dringliche Bundesbeschlüsse vorzeitig in Kraft gesetzt, weil man sah, dass das normale Verfahren noch Jahre dauern werde. Ausserdem wurde nach der Ablehnung des EWRBeitritts Ende 1992 im folgenden Jahr unter dem Sammelbegriff «Eurolex» ein für schweizerische Verhältnisse umfangreiches Gesetzänderungspaket im normalen Verfahren ungewöhnlich rasch verabschiedet. Es mag also wohl sein, dass unser Staat kein wendiges Schiff ist, sondern dass er einem Öltanker gleicht, der noch zehn oder zwanzig Kilometer weiterfährt, wenn man ihn bremst. Andererseits können eben Entscheidungen wesentlich rascher fallen, wenn eine Situation als krisenhaft empfunden wird. Dann kann plötzlich eine starke Mehrheit übereinstimmender Meinung sein, dann ist vorübergehend Prioritätensetzung möglich. Man möchte fast poetisch werden und – wie Friedrich Hölderlin in seinem Gedicht Patmos – sagen: «Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch». Von allzu starkem Gefühlsüberschwang wird man dann allerdings wieder zurückgeholt durch die Tatsache, dass Dringliche Bundesbeschlüsse auch für sehr begrenzte Probleme erlassen wurden, etwa zur Entlastung des Rindfleischmarktes. enn wir Konflikte auf demokratische Weise bewältigen wollen, kann der Staat nicht wesentlich anders sein, als er heute ist. Ein autoritäres System wollen wir nicht – und ein stärker zentralisiertes, technokratisches wahrscheinlich auch nicht. In Frankreich beispielsweise beschliesst die Regierung gelegentlich Massnahmen, die sie mithilfe hoch qualifizierter Technokraten entwickelt hat. Wenn dann ein paar Hunderttausend Bürger und Bürgerinnen auf die Strasse gehen und dagegen protestieren, überlegt sich die Regierung die Sache noch einmal. In unserm Staat ziehen wir es vor, alle Interessierten einzubeziehen, bevor wir etwas beschliessen. Stärker hierarchisch ausgestaltete Organisationen wie Unternehmungen gehen – so scheint es mir jedenfalls – oft eher nach französischem Muster vor. Das ist in manchen Fällen nützlich, aber ich kann darin keinen grundsätzlichen Vorteil für das Funktionieren des Staates in normalen Zeiten erkennen. Organisationen mit flacher Machtverteilung wie der schweizerische Staat brauchen auch Führungskräfte mit besonderen Eigenschaften. Vor vielen Jahren habe ich in mein Tagebuch geschrieben: «Bisher glaubte ich immer, Regierungschefs und Regierungsmitglieder müssten entweder gute Spezialkenntnisse auf einem Sachgebiet haben oder bestimmte Sachprogramme vertreten. Neuerdings glaube ich, dass solche Politiker eine Aufgabe eigener Art zu erfüllen haben. Sie müssen sich nötigenfalls über die Spezialisten hinwegsetzen, entweder als Visionäre oder als mehrheitsbildende Pragmatiker. Letztere müssen nicht unbedingt eigene neue Ideen haben». Das glaube ich immer noch. In unserm

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konsensorientierten System ist in normalen Zeiten offensichtlich nicht der kühne Visionär gefragt, sondern der mehrheitsbildende Pragmatiker. Wenn man nicht befehlen kann, muss man entweder ein guter Kommunikator sein, der andere überzeugt, oder ein guter Unterhändler, der Möglichkeiten des Interessenausgleichs erkennt und dabei auch kreative Lösungsvorschläge einbringt. Ohne Einbezug aller einflussreichen Betroffenen kommt keine mehrheitsfähige Lösung zustande. Ein gutes Beispiel dafür ist der runde Tisch zur Reduktion der Defizite im Bundeshaushalt, der vor einiger Zeit zu einer realisierbaren Lösung führte, die allerdings die typischen Züge eines Kompromisses aufwies. Ein guter Regierungspolitiker muss also ein guter Kommunikator und/oder ein guter Unterhändler sein. Er muss den günstigen Zeitpunkt zum Handeln erkennen und – so weit möglich – auch herbeiführen helfen. Das ist eine eigenständige Leistung und setzt Begabungen voraus, die nicht jedermann hat. Wenn ein solcher Politiker dazu noch über Sachverstand verfügt, ist er eine Doppelbegabung. Und das ist nicht ironisch gemeint. Auch bei Sachverständigen, zum Beispiel Universitätsprofessoren oder Managern, kommt Doppelbegabung nämlich bloss ausnahmsweise vor: ihnen fehlt oft die Fähigkeit des Kommunikators oder die des erfolgreichen Unterhändlers, also die politische Begabung. chliesslich müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass unser Staat – sozusagen systembedingt – noch weitere Charakteristika aufweist, die uns nicht unbedingt gefallen, die wir aber auch kaum grundsätzlich beseitigen können. Wir betrachten nur zwei davon. Ich habe mich immer wieder gefragt, warum wir so viele zweckgebundene Beiträge von Bund, Kantonen und Gemeinden haben, so genannte Subventionen. Viele davon sind so klein und so spezifisch, dass man nicht recht versteht, weshalb dazu die Kantonsmaschinerie oder gar die Bundesmaschinerie in Gang gesetzt wurde. Möglicherweise – das ist keine sehr wissenschaftliche Vermutung – bestehen hier Parallelen zu einer Lotterie. Wenn es bei einer Lotterie nur wenige grosse Gewinne gäbe, würden fast immer fast alle Teilnehmer leer ausgehen. Um sie zu weiterem Mitspielen zu bewegen, werden auch zahlreiche kleine Gewinne ausgeschüttet. Ist das bei den Subventionen auch so? Muss sich die Politik nicht nur der grossen Probleme annehmen, sondern auch vieler kleiner, damit zahlreiche Interessenvertreter ihrem Anhang hin und wieder einen Erfolg präsentieren können? Man kann jedenfalls feststellen, dass die Möglichkeit, Subventionen zu bekommen die Interessenvertreter anzieht wie Leim die Fliegen. Sehr zum Leidwesen der Finanzminister. Ein anderes Problem ergibt sich aus der Kleinheit zahlreicher Kantone und Gemeinden. Viele dieser Gemeinwesen sind personell oder finanziell nicht in der

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Lage, sachlich schwierige oder teure Aufgaben allein zu lösen. Das begünstigt eine vertikale Verflechtung: Zwei oder alle drei staatlichen Ebenen reden bei vielen Aufgaben mit und alle finanzieren mit. Man kann deshalb ein Phänomen beobachten, das ich Schneewittchenprinzip nenne. Als Schneewittchen in das Haus der Zwerge kam, ass es ein wenig vom Teller des einen Zwergs, trank ein wenig aus der Tasse des andern Zwergs usw. Das heisst, es hat die Last seines Aufenthaltes im Zwergenhaus verteilt. Wer in der Schweiz etwas Neues realisieren will, macht es ähnlich. Er versucht die Last zu verteilen, vom Bund, von den Kantonen und von den Gemeinden etwas zu bekommen. Viele Kleine, mässig Belastete können so gemeinsam etwas Grosses fertig bringen. Auch Zwerge können dann Riesenerfolge melden. Aber das erfordert natürlich wieder einen langwierigen Willensbildungsprozess und begünstigt Ineffizienz in der Ausführung der Aufgaben. Man muss also nicht nur die Konsequenzen akzeptieren, die sich aus dem besondern Spiel «Politik» ergeben, sondern auch noch die Unvollkommenheiten bei der realen Umsetzung der Spielidee. Dazu gehört, dass viele Partialinteressen belohnt werden. Dazu gehört – im Falle der Schweiz – beispielsweise auch das Schneewittchenprinzip. Unvollkommen ist allerdings auch die konkrete Umsetzung bei anderen Spielen. Etwa beim Spiel «Wirtschaft». Zwar ist die Begeisterung der Ökonomen für den freien Wettbewerb, für die Konkurrenz, gross. Deutlich geringer ist die Begeisterung bei den Konsumenten sowie bei den Managern und Unternehmern. Die Konsumenten scheinen beispielsweise ganz zufrieden damit, dass es bei den Altwohnungsmieten keine freie Preisbildung, sondern eine staatliche Mietzinskontrolle gibt. Und Unternehmungen – von kleinen Gewerbebetrieben bis zu Multinationalen – bilden immer wieder Kartelle, versuchen zusammen mit Konkurrenten den Wettbewerb einzuschränken. Auch hier setzen sich oft Partialinteressen durch. Auch hier wird die grundsätzliche Spielidee von den Teilnehmern unterlaufen, auf Kosten der Allgemeinheit. eine Damen und Herren, als ich jung war, wollte ich die Welt verändern, und zwar sofort, wenn nicht gar rückwirkend. Aber die Revolution fand nicht statt. Heute denke ich, es wäre vielleicht doch wichtiger, dass man die Welt etwas besser versteht, bevor man eingreift. Und dass man sie jedenfalls nicht durch unbekümmerten Aktivismus zu Grunde richtet. Ist das nun Resignation oder – in Anbetracht fortschreitenden Alters – bereits ein leiser Anflug von Weisheit? Entscheiden Sie selber!

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Alfred Meier war von 1978 bis 1982 Rektor der Hochschule St.Gallen und tritt auf Ende des Sommersemesters 2000 als Ordinarius für Volkswirtschaftslehre mit besonderer Berücksichtigung der Finanzwissenschaft zurück.

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Wandel sichtbar machen. Die Metamorphose des Erscheinungsbildes der Universität St. Gallen

ie Universität St. Gallen steht in Konkurrenz mit anderen nationalen und internationalen Bildungsinstituten. In Konkurrenz um Studierende, um Professoren, um Sponsoren und nicht zuletzt um öffentliche Gelder. Bereits seit einigen Jahren bestand eine latente Unzufriedenheit mit dem Gesamtauftritt der Universität St. Gallen und ihrer Institute und Abteilungen. Das 1989 eingeführte Logo der Universität kam nicht durchgängig zum Einsatz. Vielmehr wurde in einzelnen Fällen auf das alte Logo zurückgegriffen, und andere Institute hatten im Laufe der Zeit sogar eigene Auftritte kreiert, die sich nur sehr schlecht mit dem Logo der Universität verbinden liessen. Dies schwächte den Auftritt der Universität als Ganzes. Es war nicht mehr eindeutig erkennbar, wer zur Universität gehörte und wofür diese Universität stand. Dies machte es «Trittbrettfahrern» aus der Region leicht, mit dem Zusatz St. Gallen vom ihrem Ruf und ihrer Kompetenz zu profitieren.

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ie international führende Markenberatungsagentur Interbrand Zintzmeyer & Lux (IBZ&L) in Zürich führte 1998 – quasi als Geschenk zum 125-JahrJubiläum der Universität St. Gallen – eine detaillierte Analyse der heutigen Situation durch. Sie fasste die oben genannten Schwachpunkte, aber auch die Stärken, auf denen es aufzubauen galt, in einer umfassenden Präsentation zusammen. Dies war der Startschuss für ein Projekt, in dessen Rahmen parallel zur Studienreform der visuelle und verbale Auftritt der Universität überarbeitet werden sollte. In einem ersten Schritt wurden die Grundlagen, die für die Marke «Universität St. Gallen» gelten sollen, durch die Projektgruppe in der so genannten Brand Platform definiert. Die Brand Platform basiert unter anderem auf den drei zentralen

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Werten «innovativ», «reflektiv» und «integrativ». Zusammen mit Kommunikationsthemen bildet sie das zentrale Steuerungsinstrument der Marke in allen ihren Erlebnisformen. es Weiteren ergab die Analyse von IBZ&L, dass der Markenauftritt der Universität St. Gallen neben den bereits erwähnten Schwachpunkten eine geringe Erkennbarkeit und eine sehr zurückhaltende Selbstdarstellung aufweist. Des Weiteren zeigte es sich, dass Abbildungen in den Drucksachen der Universität vor allem eine sachliche Welt darstellten, die sehr viel mehr mit den Gebäuden und der Kunst in der Universität zu tun hatte als mit den vielen Menschen, die sich dort tagtäglich begegnen, miteinander reden und voneinander lernen.

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u Beginn der Kreationsüberlegungen stand eine Systematik im Vordergrund, die den einzelnen Instituten und Institutionen einen gewissen Freiraum zur Selbstdarstellung gewährt hätte. Dieses Vorgehen wurde jedoch an einer Institutsleiterkonferenz nach intensiven Diskussionen verworfen. Die Institute selber regten an, den Auftritt so stringent und integrativ wie möglich zu gestalten. Aufgrund dieser Reaktionen wurde in einer zweiten Kreationsrunde das Suchfeld für ein einzelnes, gemeinsames Bildzeichen erweitert und auch bewusst der Kontrast zum heutigen Auftritt gesucht. In der Geschichte der Universität diente in

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sämtlichen visuellen Erscheinungsformen die sehr prägnante und prägende Architektur der Universität als Referenz. Dieser Bezug sollte keineswegs negiert werden. Er sollte vielmehr durch das ergänzt beziehungsweise polarisiert werden, wofür die Architektur den Rahmen bietet und was letztendlich die Qualität jeder Universität ausmacht: die Menschen, die dort lehren und lernen. us verschiedenen Ansätzen, die durch IBZ&L in der zweiten Runde erarbeitet worden waren, wurde schliesslich die Menschenfigur als visuelles Identifikationselement zur Weiterentwicklung bestimmt. Es wurde damit bewusst ein Zeichen gewählt, das sich nicht auf den ersten Blick erschliesst (es weist den gewünschten «Kippbildeffekt» auf), sondern Interpretationsspielraum lässt, und das – wie sich schon in den ersten informellen Tests zeigte – auch polarisieren würde. Es ist nicht das Zeichen, das man für eine Universität erwarten würde. Als Marke ist es vor allem auch innerhalb der internationalen Universitätenlandschaft sehr eigenständig.

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ass die Farbe Grün als Kontinuität und auch als Verweis auf den Kanton beibehalten würde, stand von Anfang an fest. Es wurde eine Schrift gewählt, die dem eher organischen Zeichen eine gewisse Modernität und Dynamik entgegensetzt, die Gill. Mit dieser Schrift wurden sowohl der Schriftzug «Universität St. Gallen» als auch die Zusätze für die Institute umgesetzt. Der Kommunikationsname lautet immer «Universität St. Gallen». Das verbreitete und beliebte Kürzel HSG wird, da es je länger je weniger erklärbar ist, in den formalen Absender zurückverwiesen. Auch der offizielle Name der Universität ist dort aufgeführt: Universität St. Gallen, Hochschule für Wirtschafts-, Rechts- und Sozialwissenschaften (HSG).

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m Dies Academicus 2000 wurde die neue Marke vorgestellt und fand, wie das zu erwarten war, ein etwas gespaltenes Echo. Nun geht es aber nicht in erster Linie darum, ob das Zeichen gefällt oder nicht. Von Bedeutung ist viel eher, wie die Universität selbst die neue Marke führt, wie konsequent sie diese in allen ihren Bereichen einsetzt und mit welchen Inhalten sie sie im Laufe der Zeit füllt. Das wird die eigentliche Aufgabe sein, die die Universität in den nächsten Monaten und Jahren zu erfüllen hat. Das Zeichen muss zu einem Gütesiegel der Lehre werden. Die Werte der Innovation, der Reflexion und der Integration müssen nachvollziehbar und lebendig gestaltet werden. So lässt sich der Markenwert der Universität nachhaltig steigern.

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Das neue Erscheinungsbild basiert auf dem bekannten Bild des Menschen von Leonardo da Vinci, das Dreieck, Quadrat und Kreis in sich vereinigt.

Das neue Logo repräsentiert die Universität und – mit ergänzenden Bezeichnungen – auch all ihre Institutionen. Es verleiht dem Auftritt Geschlossenheit und Stärke.

Im Zentrum steht der dynamische Mensch, der aktive Mensch, immer in Vorwärtsbewegung, der Mensch, der keine Grenzen kennt, offen ist für alles Neue, sich entwickelt, reift, wächst. Dieser Mensch ist das neue Symbol für eine weltoffene, zukunftsorientierte Universität St. Gallen.

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Neues Executive MBA-Programm «New Media and Communication» Am 5. Februar 2001 startet die Universität St. Gallen ein neues Executive MBA-Programm für Neue Medien und Kommunikation. Das Programm richtet sich an Hochschulabsolventen, die sich schon einige Jahre im Job bewährt haben und sich für die Übernahme einer Führungsposition in der Welt der New Economy fit machen möchten. Betreut wird das Programm vom Institut für Medien- und Kommunikationsmanagement (MCM-HSG). Von Günter Hack

us dem Kreis der Bewerber für den Studiengang wird ein internationales Team mit den verschiedensten akademischen und beruflichen Biographien ausgewählt, um eine anregende Atmosphäre interdisziplinären Gedankenaustauschs entstehen zu lassen. In vier Lehreinheiten, die insgesamt knapp elf Monate dauern, werden die Studierenden in einem eng mit der Praxis verzahnten Kurs von renommierten Dozenten aus Wirtschaft und Wissenschaft auf die Herausforderungen der digitalisierten Weltwirtschaft vorbereitet.

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Intensivkurs Betriebswirtschaftslehre Nach einem Intensivkurs in moderner Betriebswirtschaftslehre baut das Programm systematisch Wissen und Fertigkeiten der Teilnehmenden für den Einsatz digitaler Werkzeuge und Medien im Unternehmen der Zukunft aus. Neben dem Know-how über technische Grundlagen und wirtschaftliche Zusammenhänge wird auch fundiertes Hintergrundwissen über Medien und Gesellschaft vermittelt. Nur wer die neuen Medien und ihre Gesetzmässigkeiten wirklich versteht, wird sie erfolgreich und mit Gewinn einsetzen können. Um den Teilnehmenden dieses Verständnis geben zu können, setzt das Executive MBA-Programm für Neue Medien und Kommunikation – auf die bewährten didaktischen Ansätze der Universität St.Gallen, nach denen wirtschaft-

liche Prozesse stets eingebettet in Kultur und Gesellschaft wahrgenommen werden. Ihr so erworbenes Know-how können die Teilnehmenden zum Abschluss des Programms einsetzen, indem sie eine neue Geschäftsidee erfinden und implementieren. Dieses «Media Venture» ist die Generalprobe für eine neue Karriere im Bereich der Neuen Medien.

Enger Kontakt zur Praxis Wichtigster Aspekt der Programmgestaltung ist der enge Kontakt mit Experten aus der Praxis, der es erlaubt, nahe an den aktuellsten Trends der Branche zu arbeiten, wertvolle Informationen über Zukunftstechnologien zu erhalten und Kontakte zu Unternehmen zu knüpfen. Ein weiterer wichtiger Grundsatz der Programmgestaltung ist die Internationalität: Die Kurse werden in Englisch – der Sprache des Internet – abgehalten. Höhepunkt des MBA-Studiengangs ist ein mehrwöchiger Trip ins Silicon Valley, auf dem die Teilnehmenden einen Einblick in die aktuellsten Entwicklungen der amerikanischen Computer- und Kommunikationsunternehmen nehmen können. Dieses Eintauchen in die Atmosphäre des wichtigsten Hightech-Zentrums der Welt wird von begleitenden Lehrveranstaltungen an kalifornischen Universitäten flankiert werden.

New Economy – neue Möglichkeiten HSG-Nachdiplome Neben dem neuen Executive MBA für Neue Medien und Kommunikation existieren an der Universität St.Gallen auf Nachdiplom-Stufe die Lehrgänge Executive MBA/Nach-Diplom in Unternehmungsführung (NDU), MBL-HSG Master of European and International Business Law, MBE-HSG Master of Business Engineering sowie das KMU-Intensivstudium.

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Die New Economy bietet besonders im vereinten Europa neue Möglichkeiten für Unternehmer. Deshalb werden die Teilnehmenden im Rahmen des Curriculums nach Luxembourg und Brüssel reisen, wo sie die kulturellen und wirtschaftlichen Besonderheiten des vereinten europäischen Markts vor der Kulisse der wichtigsten europäischen Institutionen kennen lernen und diskutieren werden. Lokaltermine und Treffen mit Vertretern des Europäischen Parlaments runden diesen Teil des Programms ab.

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Über das neue Programm informieren eine Broschüre und die Webpage unter der Adresse www.mcm.unisg.ch/mba. Zuständig für das Executive MBA-Programm für Neue Medien und Kommunikation zeichnet das Team von Professor Dr. Peter Glotz am mcm institute der Universität St. Gallen. Die Bertelsmann-Stiftung und die Heinz-Nixdorf-Stiftung, die das mcm institute seit seiner Gründung 1998 fördern, unterstützten es auch dabei, das Executive-MBA-Programm zu initiieren. Für das hohe Niveau des Studiengangs und den engen Kontakt mit der Praxis in den elektronischen Medien garantieren die Initiatoren des Programms: Dr. Mark Wössner, Vorstandsvorsitzender der Bertelsmann-Stiftung; Dr. Horst Nasko, Stellvertretender Vorsitzender der HeinzNixdorf-Stiftung; Professor Dr. Peter Gomez, Rektor der Universität St.Gallen; Professor Dr. Peter Glotz, Leiter des MBA-Programms; und Professor Dr. Beat Schmid, Leiter des Instituts für Medien- und Kommunikationsmanagement an der HSG. Interessierte können Informationen und Bewerbungsunterlagen unter folgender Adresse anfordern: MBA Office, mcm institute Universität St.Gallen Müller-Friedberg-Strasse 8 9000 St.Gallen Telefon: ++41 71 224 30 22 Fax: ++41 71 224 30 58 E-Mail: mcm-mba@unisg.ch.

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Die neue «alma» – ein herzliches Dankeschön Die Neugestaltung der «alma» in Anlehnung an das neue Erscheinungsbild der Universität St.Gallen wurde durch die grosszügige Unterstützung der NZZ-Gruppe ermöglicht. Ein ganz besonderer Dank gebührt dabei den folgenden Personen: Herrn Marco De Stoppani, Direktor Verlag und Druck, Neue Zürcher Zeitung AG –, er liess sich für unser Projekt spontan begeistern und gab das grüne Licht. Herrn Thomas Kissling, Art Director, NZZ Folio –, von seinem gestalterischen Können hatten wir uns inspirieren lassen und seine Handschrift darf nun auch die «alma» tragen. Herrn Thomas Schirmer, Leiter Zeitschriften, Zollikofer AG –, als verlässlicher Partner stellte er für unser Projekt die notwendigen Ressourcen zur Verfügung und ermöglichte dadurch einen termingerechten Abschluss. Herrn Paul Sanwald, Entwurf/Typografischer Gestalter, St.Galler Tagblatt AG –, er hat die verschiedenen Gestaltungsvorschläge nicht nur umgesetzt, sondern mit seinem eigenen, kreativen Know-how bereichert. Frau Claudia Böni, Kundenberaterin für die Zeitschrift «alma», Zollikofer AG –, als unsere Ansprechpartnerin bei Zollikofer hat sie das Projekt seriös gemanagt und zum erfolgreichen Abschluss gebracht.

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FORUM HSG: «Marktplatz der Karrieren» 75 Unternehmen am Präsentationszyklus, 95 am Messetag: Auch das diesjährige HSG-Forum, eine der wichtigsten Recruiting-Veranstaltungen im deutschsprachigen Raum, war erfolgreich. Eindrücke vom «Messetag», der Kontaktbörse für Absolvent(inn)en der Universität St. Gallen und Arbeitgeber. Von Louis Mettler eges Treiben in Eingangshalle und Bibliotheksgebäude der Universität am zweiten Mai-Wochenende: Mit dem «Messetag» und den anschliessenden Interviews findet das FORUM HSG 2000 seinen Höhepunkt. Überall an den Ständen stehen freundliche Damen und etwas mehr Herren in dunklem Kostüm oder Anzug, im Gespräch mit ebenso präsentabel gekleideten Studierenden der mittleren bis oberen Semester. Dazwischen interessiert flanierende angehende Ökonomen oder Juristen, die sich hier Aufschlüsse über ihren Praktikumsplatz oder gar über ihre erste Stelle nach dem Studium erhoffen. – Ein distinguierter Marktplatz, auf dem Visitenkarten getauscht und Informationen gesammelt werden.

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Praxisbezug für Organisatoren «Die Universität St.Gallen ist zwar eine gute Ausbildungsstätte», sagt Moritz Jobke, einer der fünf Hauptorganisatoren des diesjährigen Forums, «doch fehlt es oft an Möglichkeiten, das erlernte Managementwissen auch praktisch anzuwenden.» Die Organisation des Forums, immer von Vertretern der unteren Semester geleistet, sei zwar aufwändig, doch die Doppelbelastung lohne sich, lerne man doch viel dazu. Was denn einen Studienabgänger für eines der vielen illustren Unternehmen attraktiv mache, möchten wir wissen. «Noten spielen eine untergeordnete Rolle», ist sich Jobke sicher. Wichtiger seien praktische Erfahrungen, Sprachen, ausseruniversitäre Aktivitäten, (zumindest europäische) Mobilität und vor allem die Bereitschaft, Überdurchschnittliches zu leisten.

Kommunikativ, kritikfähig Diese Einschätzung unterschreibt Markus Corrodi von Credit Suisse und ergänzt das Genannte um die immer wichtiger werdende Sozialkompetenz: «Die jungen Leute müssen sich in stets neuen Teams in die Aufgaben teilen. Da gehören Offenheit, Kommunikationsund Kritikfähigkeit zu den unverzichtbaren Vorausset-

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zungen». Alle befragten Arbeitgeber schätzen das Forum in St.Gallen hoch ein, haben hier schon manche Neuanstellung besiegelt. Warum sind die Stände der Industrieunternehmen gegenüber denen der Banken und Finanzdienstleister eher mässig frequentiert? «Consulting liegt eben im Trend und wirkt auf junge Leute attraktiv», sagt Antonia Widmer, Personalverantwortliche bei Ciba.

2500 Interviews Zum 16. Mal fand das Forum, organisiert von der internationalen Studentenorganisation Aiesec, in St.Gallen statt. Über fünfhundert Absolventinnen und Absolventen kamen mit gegen 120 Firmen in Kontakt. 75 davon haben sich bereits im April innerhalb des traditionellen Präsentationszyklus Interessierten vorgestellt. Zum ersten Mal nutzte dieses Jahr auch das World Economic Forum die Chance, sich in einer Präsentation als unkonventioneller und attraktiver Arbeitgeber für motivierte Hochschulabgänger vorzustellen. Dem eher ungezwungeneren Messetag (Marcel Rohner, Chief Risk Officer des Hauptsponsors UBS, eröffnete die Messe mit einer sehr persönlichen Rede über seine eigene, spektakuläre berufliche Laufbahn und verriet dem Publikum, welcher Weg ihn nach oben geführt hat) folgte der Interviewtag, an dem Firmen aus einem Absolventenordner ihre Wunschpartner zum Gespräch luden – 2500 Interviews waren es in diesem Jahr. Dass rund sechzig Prozent der Teilnehmenden über das Forum ihren Job finden, ist die enthusiastisch anmutende Einschätzung der jungen Organisatoren. Allerdings wird sie glaubwürdig angesichts der Angaben vieler Firmen über den hohen Anteil von HSG-Absolventen am universitär gebildeten Kader ihres Unternehmens. Die grosse Nachfrage nach HSG-Absolvent(inn)en bestätigt auch Professor Dr. Peter Gomez, Rektor der Universität, der sehr viel vom Forum hält: «Es bildet eine wertvolle Plattform, die Absolventen wie Unternehmen die Möglichkeit eines frühzeitigen Kontaktes bietet. Der frühzeitige Kontakt zwischen Theorie und Praxis ist ein

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Erfolg für das Organisationskomitee des Forum HSG 2000, das von über 100 studentischen Helfer(inn)en unterstützt wurde. tragendes Element der Universität der Zukunft». Die 16. Ausgabe des FORUM HSG ermöglichte auch dieses Jahr den direkten Kontakt zwischen international operierenden Firmen und Studierenden, Absolventen sowie Doktoranden der Universität St. Gallen. Den Auftakt zum FORUM HSG 2000 bildete im April der Präsentationszyklus: Innerhalb von acht Tagen stellten sich 75 Unternehmen im Rahmen einer Firmenpräsentation vor und nutzten im Anschluss die Gelegenheit, beim allseits beliebten Apéro auf unkomplizierte Weise mit den Studierenden der HSG ins Gespräch zu kommen. Zum ersten Mal nutzte dieses Jahr auch das World Economic Forum die Chance, sich in einer Präsentation als unkonventioneller und attraktiver Arbeitgeber für motivierte Hochschulabgänger vorzustellen. Am Freitag, den 12. Mai, folgte der Messetag: Marcel Rohner, Chief Risk Officer des Hauptsponsors UBS, eröffnete die Messe mit einer sehr persönlichen Rede über seine eigene, spektakuläre berufliche Laufbahn und verriet dem Publikum, welcher Weg ihn nach oben geführt hat. Danach präsentierten sich 95 teilnehmende Unternehmen an der Messe mit unzähligen Messeständen, die zuvor dank der Unterstützung von über 100 studentischen Helfern aufgebaut werden konnten.

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Neben den traditionell teilnehmenden Top-Playern aus der Finanz-, Consulting- und Industriewelt konnten auch dieses Jahr wiederum neue attraktive, zukünftige Arbeitgeber für eine Teilnahme am FORUM HSG gewonnen werden; so etwa die Beratungsgesellschaft Bain & Company und die Investmentbank Bear Stearns aus New York. Die Messe gab den Firmen nochmals die Gelegenheit, sich von ihrer besten Seite zu präsentieren und auch bei den jüngeren Semestern bereits einen guten, prägenden Eindruck zu hinterlassen. Immer wieder beantworteten Firmenvertreter geduldig die brennenden Fragen der Studierenden nach einem Praktikum im In- oder noch lieber Ausland und versuchten geschickt die Karrieremöglichkeiten innerhalb ihrer Firma den interessierten Absolventen schmackhaft zu machen. Den Abschluss des FORUM HSG 2000 bildete am Samstag der Interviewtag: Über 500 Absolventen der HSG stellten sich in insgesamt 2500 Interviews, die in der und rund um die Universität geführt wurden, den kritischen Fragen der Firmenvertreter und machten damit den ersten entscheidenden Schritt in ihre berufliche Zukunft.

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Peter A.Wuffli: «Den Stier an den Hörnern packen» Peter Wuffli, CEO von UBS Asset Management nahm Ende 1998 das Angebot an, einen der drei Hauptbereiche der Schweizer Grossbank zu leiten und zog mit seiner Frau und drei Kindern nach Chicago. Einmal monatlich fliegt er für eine Woche nach Zürich in die «Zentrale». Von Erich Deschwanden enn Peter Wuffli am Sonntagabend in Chicago das Flugzeug besteigt, trägt er regelmässig einen Stapel Zeitungen und Zeitschriften unter dem Arm. Auf dem Weg nach Europa liest er all jene Artikel, deren Lektüre ihm der üblicherweise dichte Terminkalender verwehrt. Zu den ausgewählten Publikationen, die mit auf die Reise gehen, gehört auch die «alma». Peter Wuffli verspürt ab und zu das Bedürfnis, den Duft der weiten Welt zu atmen. Ende 1998 hatte er sich spontan entschlossen, das Angebot von Gary Brinson anzunehmen und dessen Nachfolge als Leiter der Unternehmensgruppe UBS Asset Management anzutreten. Eine günstige Gelegenheit, noch einmal die Koffer zu packen. Zusammen mit seiner Frau und seinen drei Kindern im Alter von mittlerweile sechs, neun und zwölf Jahren zog er im vergangenen Jahr in die nordamerikanische Metropole am Michigansee um. UBS Asset Management ist – neben UBS Schweiz und UBS Warburg – einer der drei Hauptbereiche der Schweizer Grossbank UBS. Unter Wufflis Führung arbeiten weltweit rund 2650 Mitarbeiter, davon etwa 630 in Amerika, 490 in der Schweiz und weitere 1260 in anderen europäischen Ländern. Rein geschäftlich gesehen, meint Wuffli bei unserem Gespräch in Zürich, sei es zwar vorteilhaft, aber nicht unbedingt notwendig gewesen, das Hauptquartier in Chicago aufzuschlagen. Seine Aktivitäten könnte er auch von Zürich oder London aus koordinieren. Hätte er sich für einen europäischen Wohn- und Arbeitssitz entschieden, dann würde er heute einmal pro Monat für eine Woche in die USA reisen, statt einmal monatlich für eine Woche in die Gegenrichtung zu fliegen. Der weltgewandte Banker versteht sich als Patriot. Die Schweiz sei ein «lässiges» Land, erläutert er, und stecke voller Qualitäten; hier sei er zuhause. Der 42jährige vermisst jedoch bei vielen seiner Landsleute die weltoffene Haltung. «Wir sollten ehrgeiziger sein, grossräumiger denken und bestrebt sein, die Grenzen der kleinen Schweiz zu sprengen», sinniert Peter Wuffli und fährt fort: «Wir brauchen uns nicht zu scheuen und können uns durchaus mit den Besten messen.»

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in paar Tage vor unserem Treffen hatten die Zürcher Stimmbürger beschlossen, die Gehälter der Mitglieder der städtischen Exekutive auf 220 000 Franken pro Jahr zu beschränken. Peter Wuffli hatte sich offensichtlich über den Abstimmungsentscheid geärgert. Er gibt einen Einblick in seine politischen Überlegungen: «Die Wirtschaft sollte die Politik nicht vernachlässigen. Wir Manager müssen bereit sein, einen Teil unserer Zeit in politische Fragen zu investieren und versuchen, Einfluss zu nehmen. Sonst werden mit der Zeit nur noch die beiden politischen Extreme SP und SVP das Sagen haben.» Bevor er nach Chicago zog, hatte sich Wuffli im Wirtschaftsbeirat der FDP engagiert. Dabei habe er viel gelernt und erfahren, dass Politiker für Ratschläge dankbar seien, falls die Wirtschaftsvertreter ernsthaft das Gespräch suchten und sich mit den politischen Problemen seriös auseinander setzten. So denkt der Bankmanager darüber nach, in welcher Form er und seine Kollegen liberale und moderne Politik besser fördern könnten: «Sehr Besorgnis erregend finde ich, dass die Parteisekretariate den technischen Anforderungen – zum Beispiel im Bereich des Zugangs zu Informationen – oft zu wenig gewachsen sind, um die Politiker wirksam unterstützen zu können», meint Wuffli. «Viele unserer Führungsorganisationen bei der UBS verfügen über eine Infrastruktur, die um ein Mehrfaches besser ist, als jene nationaler Parteiorganisationen.» Bei allem Optimismus für die Schweiz – so weit es die eigene professionelle Domäne betrifft, gibt sich Peter Wuffli keinen Illusionen hin. «Weite Bereiche des Finanzdienstleistungsgeschäfts, insbesondere das Investment Banking und die institutionelle Vermögensverwaltung, sind angelsächsisch getrieben», erklärt er, «wer in unserem Geschäft bestehen will, muss nicht nur das spezifische Business-Know-how beherrschen, er muss auch ausserordentlich gut mit der angelsächsischen Kultur und Sprache vertraut sein.» Absolventen deutschsprachiger Hochschulen brächten selten ausreichende Erfahrungen mit.

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E H E M A L I G E I M P O RT R Ä T

Peter A.Wuffli, CEO von UBS Asset Management. Wie wichtig es sein kann, das Geschäftsgebaren des englischen und amerikanischen Kulturkreises zu verstehen, erfuhr Peter Wuffli, als er 1984 nach seinem Doktorandenstudium zu McKinsey stiess. «Am Anfang spürte ich, dass mir der MBA-Abschluss einer amerikanischen Universität fehlte. Es dauerte ungefähr ein Jahr, bis ich diesen Nachteil gegenüber meinen Kollegen wettgemacht hatte», erinnert er sich. n der Folge verlief seine Karriere steil nach oben. Der junge Consultant beschäftigte sich zu etwa zwei Dritteln seiner Arbeitszeit mit Banken und Versicherungen und nutzte seine restlichen Kapazitäten für Beratungsmandate in der Industrie. Um 1985 dämmerte es den Bankenspezialisten bei McKinsey, dass der schweizerische Finanzsektor zu wenig gerüstet sei, um die sich anbahnende Globalisierung und die damit verbundene Intensivierung des Wettbewerbs zu bewältigen. Die Gruppe widmete sich intensiv dem Studium der bevorstehenden Veränderungen. Peter Wuffli vertiefte seine Kenntnisse unter anderem bei McKinsey in New York, wo er das Jahr 1987 verbrachte. 1990 wurde er Leiter der McKinsey-internen Gruppe «Schweizerische Bankenpraxis» und stieg gleichzeitig zum Partner der Unternehmensberatungsfirma auf.

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In der ersten Hälfte der Neunzigerjahre verfügten die Finanzplatzspezialisten von McKinsey offenbar über genügend Wissen und Fähigkeiten, um bei der bereits begonnenen Restrukturierung selbst tatkräftig zuzupacken. Einige von ihnen wechselten in Spitzenpositionen von Grossbanken und internationalen Versicherungen. Peter Wuffli wurde 1994 Finanzchef und Mitglied der Konzernleitung des Schweizerischen Bankvereins in Basel. «Ob wir heute immer noch die gleichen Quereinsteiger-Chancen bekommen würden, bezweifle ich», kommentiert Peter Wuffli im Nachhinein seinen Karrieresprung. «Wir schienen in jener Zeit zu einem kleinen Personenkreis zu gehören, der mit Veränderungsprozessen vertraut war. Heute haben wir in der Bank viele Mitarbeiter,welche diese Fähigkeiten mit den zahlreichen Restrukturierungen und Fusionen selbst erworben haben.» eter Wuffli, ein Banker aus Zufall? Er verhehlt nicht, dass es ihm gewissen bankfachlichen Entscheidungen heute noch an einer gewissen Intuition fehle, im Gegensatz zu jenen Kollegen, die das Handwerk von der Picke auf gelernt hätten. Dabei könnte er als erblich vorbelastet gelten, denn sein Vater, Heinz Wuffli, war Generaldirektor der Schweizerischen Kreditanstalt gewesen.

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Heinz Wuffli musste 1977 die Hauptverantwortung für das Kreditanstalt-Debakel im «Fall Chiasso» übernehmen und seine Stellung aufgeben. Der knapp 20jährige Sohn erlebte hautnah mit, welche öffentlichen und privaten Demütigungen der Vater als Folge des Skandals zu ertragen hatte. «Dieser Vorfall und der jähe Unfalltod meines 13-jährigen Bruders, als ich siebzehn war, waren Schlüsselerlebnisse für mich», erklärt Peter Wuffli. «Sie lehrten mich, dass alles im Leben, insbesondere auch der berufliche Erfolg, sehr vergänglich ist und ein intaktes Familienleben keinesfalls dafür geopfert werden sollte.» Seinem obersten Grundsatz ist er bis heute treu geblieben. Der viel beschäftigte Topmanager betont, dass er noch keinem Arbeitgeber auch nur einen Ferientag geschenkt habe. Auch die Wochenenden gehörten nur dann nicht der Familie, wenn es eine Krisensituation der Firma zu meistern gelte. n der HSG, wo Peter Wuffli von 1976 bis 1984 studierte, besuchte er hauptsächlich Vorlesungen und Seminare, die ihn persönlich interessierten. Besonders hatten es ihm die Aussenwirtschaftspolitik und die Problematik der Entwicklungsländer angetan. Daneben entdeckte er seine Neigung zum Journalismus. Während seiner gesamten Studienzeit arbeitete er regelmässig als Korrespondent für die Wirtschaftsredaktion der NZZ. Auch das sechsmonatige Praktikum absolvierte er an der Zürcher Falkenstrasse. «Allein vom Davoser Weltwirtschaftsforum habe ich siebenmal berichtet», erzählt Peter Wuffli mit einem leisen Stolz in der Stimme. Auch der Doktorand Wuffli war als Korrespondent tätig. Acht Monate dauernde Recherchen vor Ort zum Dissertationsthema «Beteiligungsstrategien und wirtschaftlicher Nationalismus am Beispiel der Schweizer Industrie in Mexiko» gaben ausreichend Stoff her, um ein Stipendium des Schweizerischen Nationalfonds mit einem journalistischen Nebenjob finanziell aufzubessern. Peter Wuffli besitzt bis heute ein ausgesprochenes Faible für die hispanische Kultur. Schon in seiner Gymnasialzeit hatte er Spanisch als Freifach belegt, und während eines sommerlichen Sprachaufenthaltes in Madrid habe es ihm dann «den Ärmel reingezogen». Der Student verschlang in der Folge Bücher wie «Don Quijote» und las über Gabriel Garcia Marquez bis Carlos Fuentes fast alles, was die lateinamerikanische Literatur zu bieten hatte. Später musste er seine Begeisterung etwas zügeln. Wenn er in der Bank Projekte mit Codenamen spanischer Eroberer wie «Cortéz» oder «Pizarro» versah, war bald jedem klar, dass einschneidende Veränderungen geplant waren. Über berufliche Zukunftspläne mag sich der Chef von UBS Asset Management nicht äussern. «Bis jetzt habe ich viel Glück gehabt. Ich habe den Stier einfach immer an

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den Hörnern gepackt, und das ist mir gut bekommen», urteilt Wuffli über seinen bisherigen Werdegang. Im Übrigen wolle er realistisch bleiben: «Unsere Branche verändert sich so rasch, dass niemand genau vorhersagen kann, was morgen passieren wird.» Nur eines ist fest geplant: In ungefähr einem Jahr wollen die Wufflis in die Schweiz zurückkehren. Bis zu diesem Zeitpunkt werden ihre Kinder zwei Schuljahre erlebt haben. Genug, um Bleibendes mitbekommen zu haben, aber nicht so viel, um sich in der amerikanischen Kultur schon allzu verwurzelt zu fühlen. Erich Deschwanden, Zürich, ist in der ManagementWeiterbildung tätig und arbeitet als freier Autor.

Orientierung am E-Commerce Die Schweizer Grossbank UBS krempelte im vergangenen Februar ihre Geschäftsstruktur vollständig um. Konzernchef Marcel Ospel begründete den Umbau mit den neuen Informationstechnologien und den daraus erfolgten Veränderungen im Verhalten der Kunden. Heute würden immer mehr die Kunden und nicht die Bank bestimmen, in welches Segment sie gehörten, gab Ospel den Medien zu Protokoll. Mit Investitionen von rund 2 Milliarden CHF bis zum Jahr 2002 strebt der Konzern eine Spitzenposition unter den E-Commerce-Anbietern im Finanzdienstleistungssektor an. Die neue Konzernstruktur gliedert sich in die drei Bereiche UBS Schweiz, UBS Warburg und UBS Asset Management. UBS Schweiz betreut das Privat- und Firmenkundengeschäft, das Private Banking in der Schweiz und das internationale Offshore-Geschäft. In UBS Werburg sind die vier Geschäftseinheiten Corporate & Institutional Clients, UBS Capital (Private Equity), Private Clients und E-Services zusammengefasst. Zum UBS Asset Management gehören das Institutional Asset Management, das Anlagefondsgeschäft, die 1999 erworbene Global Asset Management sowie der auf alternative Anlageformen spezialisierte Bereich O’Connor. UBS beschäftigte Ende März weltweit 48157 Mitarbeiter und verwaltete Vermögen in der Höhe von 1 767 Milliarden CHF. Im ersten Quartal des Jahres 2000 erzielte der Konzern ein Rekordergebnis: Er erwirtschaftete einen Reingewinn nach Steuern und Minderheitsanteilen von 2 216 Millionen CHF, was einem Zuwachs um 41 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode entspricht.

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Othmar Karas: «Mister Triple M» mit St. Galler Europarechtsausbildung Der frühere Generalsekretär der Österreichischen Volkspartei und heutige Abgeordnete im Europäischen Parlament, Magister Othmar Karas, bildete sich im Europäischen und Internationalen Wirtschaftsrecht an der Universität St. Gallen und trägt den Titel «M.B.L.-HSG». Von Roger Tinner ls «Vorzeige-Alumnus» stellte ihn der Direktor des Nachdiploms in Europäischem und Internationalem Wirtschaftsrecht («Master of European and International Business Law – M.B.L.-HSG»), Professor Dr. Carl Baudenbacher, anlässlich der MBL-Diplomfeier Ende letzten Jahres vor. Damals hielt Othmar Karas, selbst Absolvent dieses Studiengangs, die Diplomrede. «Mister Triple M» (Magister, M.B.L.-HSG und Mitglied des Europäischen Parlaments) – so bezeichnete ihn Baudenbacher am gleichen Anlass – wurde auf den St.Galler Studiengang durch seine Frau aufmerksam gemacht, die ihn über eine M.B.L.-Präsentation in der Vereinigung Österreichischer Industrieller informierte. Er entschied sich dann für St.Gallen, «weil Programminhalte, Lernmethodik und die Ablaufplanung des Nachdiplomstudiums mich davon überzeugt haben, dass ge-

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rade in der Schweiz ein unvoreingenommener akademischer Blick auf die Problematik des internationalen Wirtschaftsrechts möglich ist». Er schätze die Schweiz als europäisches Land ausserhalb der EU, das sich aber umso eingehender mit der EU-Thematik auseinander setze und sich ihr annähere. Den guten Ruf der HSG («Der Universität St.Gallen eilt ein exzellenter Ruf voraus, den ich vom Hörensagen durch Absolventen und in zahlreichen Publikationen bestätigt fand») kann er inzwischen – jedenfalls was seinen Studiengang betrifft – aus eigener Anschauung bestätigen: «Die ausgezeichnete St.Galler Mischung von Vortragenden und Teilnehmenden mit verschiedenem akademischem und geografischem Hintergrund» habe seinen «Verdacht» bestätigt, dass das Nachdiplomstudium an der HSG europaweit zu einem der Besten seiner Art zähle.

Othmar Karas, Mitglied des Europäischen Parlaments und Absolvent des M.B.L.-HSG.

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eine politische Karriere startete Karas allerdings sehr lange vor seiner HSG-Zeit. 1957 im niederösterreichischen Ybbs an der Donau geboren, wuchs er zusammen mit einem Bruder eines Bezirksschulinspektors und einer Volksschuldirektorin auf. Bereits als Schüler und Jugendlicher war er politisch tätig: Sein erstes politisches Engagement ging er bereits 1972 – mit 15 Jahren! – in der Schülervertretung ein, und 1976 wurde er Bundesobmann der Union Höherer Schüler. 1983 wurde er über die Junge ÖVP als damals jüngster Abgeordneter der Republik ins österreichische Parlament gewählt. Auch beruflich war er von Beginn an in der Politik verankert und in wichtigen Funktionen tätig, etwa als politischer Referent der ÖVP von 1979 bis 1980 und – nach langjähriger Tätigkeit im Banken- und Verischerungsbereich (zuletzt als Generalsekretär-Stellvertreter bei der Bundesländer Versicherung – von 1995 bis 1999 als Generalsekretär der ÖVP. Neben diesen Tätigkeiten studierte er nach der Matura an der Universität Wien Politikwissenschaft, Rechtswissenschaften, Versicherungswirtschaft, Publizistik- und Kommunikationswissenschaft und schloss das Studium mit dem Magistertitel ab. Auch seine Magisterarbeit hat er einem politischen Thema gewidmet: «Das Vorwahlsystem der ÖVP – eine empirische Untersuchung der Vorwahlen 1994». Das Nachdiplomstudium in Europäischem und Internationalem Wirtschaftsrecht in St. Gallen absolvierte er 1996/97 erfolgreich.

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ie Studienzeit in St.Gallen fasst er mit den Stichworten «positiv, professionell und kameradschaftlich» zusammen: «Trotz des nicht gerade geringen Aufwandes und manchmal knapp bemessener Zeitbudgets habe ich von jedem Kurs und den Gesprächen mit den Kollegen sehr profitiert.» Er denke gerne an diese Zeit zurück und freue sich auf die vielfältigen Möglichkeiten des Wiedersehens in der M.B.L.-Alumni-Vereinigung, deren Vizepräsidium er übernommen hat. So hielt er auch mit Freude an der Diplomverleihung 1999 die Festansprache zum Thema «Zukunft Europa – Europas Zukunft». Von den im Nachdiplomstudium gesetzten Inhalten und Schwerpunkten habe er aufbauend auf seiner politischen und privatwirtschaftlichen Erfahrung sehr profitieren können. Das spreche sowohl für die Themenwahl wie für die Praxisrelevanz: «Ich war selbst überrascht davon, wie oft ich in der politischen Tagesarbeit auf Anregungen und Überlegungen des ‹Think Tanks St.Gallen› zurückgreifen konnte und damit Lösungen schneller und effizienter erreichte». Durch das straffe und zielgerichtete Programm mit Praxisbezug unterscheide sich das St. Galler Nachdiplomstudium von ähnlichen Studien etwa in Wien, «wobei jedoch die Vergleichbarkeit wegen der Komplexität der Materie schwer fällt». Seine Beziehungen zur Schweiz, die vorher schon sehr gut waren, haben sich durch sein Studienjahr an

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der HSG in St.Gallen noch vertieft und sind um zahlreiche Freundschaften – unter anderem mit den damaligen M.B.L.-Verantwortlichen Carl Baudenbacher, Christian Stambach und Sonja Greutmann – erweitert worden. Einziger «Wermutstropfen» sei für ihn die negative Haltung zu einem EU-Beitritt. ls neu gewählter Schatzmeister der Europäischen Volkspartei und Abgeordneter des Europäischen Parlaments will er seine bisherigen politischen Schwerpunkte, nämlich die Wirtschafts- und Bildungspolitik beibehalten. So hat er neben dem wichtigen Ausschuss für Wirtschaft und Währung und jenem für Recht und Binnenmarkt auch den inhaltlich spannenden Ausschuss für Kultur, Jugend, Bildung, Medien und Sport übernommen. Gerade als ehemaliges Mitglied des Unterrichtsausschusses im österreichischen Nationalrat und des parlamentarischen Unterausschusses, der den «Brief nach Brüssel» 1989 beraten habe, wisse er um die steigende Bedeutung von «grenzenloser Bildung und Fortbildung sowie einem funktionierenden Binnenmarkt in einem zusammenwachsenden Europa, begleitet von der globalen Herausforderung». Die politische Bedeutung der Bildung in Europa schätzt der aus einer im Schulwesen sehr stark verankerten Familie stammende HSG-Alumnus sehr hoch ein, seien doch Bildung und Wissen der Rohstoff des 21. Jahrhunderts: «Unsere Aufgabe im Europäischen Parlament ist es, diese einerseits allen Bürgern nach ihrer Neigung zu erschliessen, andererseits auf ein vielfältiges und grenzüberschreitendes Angebot zu drängen. Daher sehe ich unsere Aufgabe unter anderem darin, Europa durch eine fundierte Ausbildung auf dem Sprung nach vorne ins 21. Jahrhundert zu helfen.»

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eit 1987 mit Dr. Christa Karas-Waldheim verheiratet, die damals in der Kommission «Europarecht» an der Österreichischen Akademie für die Wissenschaften arbeitete, geniesst Othmar Karas mit ihr seine zahlreichen Hobbys «wie Lesen, die Seele baumeln lassen, die vielfältige Schönheit und die unberührte Landschaft seiner Heimat geniessen und im Gedankenaustausch mit Menschen jeder Nationalität und jedes gesellschaftlichen Hintergrundes stehen» – soweit ihm seine zahlreichen politischen Funktionen dafür Zeit lassen. Immerhin ist er neben dem Parlamentsamt unter anderem noch Mitglied des Präsidiums der EVP-ED-Fraktion im Europäischen Parlament, Vizepräsident des Hilfswerkes Austria (HWA), Präsident des Österreichischen Hilfswerkes (ÖHW), Vizepräsident der Politischen Akademie, Vorstandsvorsitzender des Karl von Vogelsang-Instituts und Mitglied von ÖVP-Vorständen verschiedener Ebenen – um nur ein paar der Engagements zu nennen.

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Roger Tinner leitet die Presse- und Informationsstelle der Universität St.Gallen und betreut die «alma» redaktionell.

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IGW-HSG: Management in Bodennähe Drei Viertel aller Beschäftigten in der Schweiz sind in kleinen oder mittleren Unternehmen tätig. Trotzdem reden alle nur von den Big Players. Um die KMU kümmert sich an der HSG das Institut für gewerbliche Wirtschaft (IGW). Von Heidi Steiger

as Anforderungsprofil für Mitarbeitende am Institut für gewerbliche Wirtschaft (IGW) könnte ungefähr lauten: Guter BWL-Abschluss und eine gehörige Portion Bodenständigkeit. Der Forschungs- und Förderungsgegenstand des IGW sind kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Wer mit ihnen zusammenarbeitet, darf nicht mit abstrakten Konzepten und Fremdwörtern um sich werfen. Statt intellektueller Ausschweifungen ist Pragmatismus gefragt beim Gegenüber. Daraus ergeben sich zwei schwer vereinbare Aufgaben für die Leute im Institut: einerseits wissenschaftlich tätig zu sein und forschungsmässig an vorderster Front mitspielen zu können, andererseits die gewonnenen Erkenntnisse konkret auf einzelne KMU herunterzubrechen, ohne dabei auf einen hoch wissenschaftlichen Jargon zurückzugreifen.

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Wie passen KMU an die HSG? Viele Lehrveranstaltungen und -bücher im Managementbereich – auch an der HSG – konzentrieren sich in ihren Praxisbeispielen auf die Big Players einer Branche. Wieso gibt man sich hier an der Business School eigentlich überhaupt mit den Kleinen ab? Die Antwort ergibt sich aus der Zahl und aus dem Bedürfnisprofil der KMU. Die kleinen und mittleren Betriebe machen $Q]DKO 8QWHUQHKPHQ

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Prozentuale Verteilung der schweizerischen Unternehmen in den verschiedenen Sektoren 1998

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99,7% aller Unternehmen in der Schweiz aus, und drei Viertel aller Beschäftigten arbeiten in einem Unternehmen mit weniger als 250 Leuten. Dazu gehören einerseits Gewerbebetriebe, die in herkömmlichen Branchen und gesättigten Märkten tätig sind, andererseits aber auch die neuen, dynamischen Firmen im Bereich der New Economy mit grossem Wachstum. Beide sind teilweise mit ganz anderen Problemen konfrontiert als die Grossen. Weil KMU also eine hohe volkswirtschaftliche Bedeutung besitzen und deren spezifische Anliegen ebenfalls betreut werden müssen, kann insbesondere eine Wirtschaftsuniversität sie nicht einfach beiseite lassen. Dieser Tatsache trägt man hier in St.Gallen schon seit mehr als fünfzig Jahren Rechnung: Das IGW wurde 1946 gegründet von Dr. Emil Anderegg und Prof. Dr. Alfred Gutersohn in einer Zeit, in der die Industrialisierung die kleinen Gewerbebetriebe langsam zu verdrängen drohte. Es ist das einzige Universitätsinstitut in der Schweiz, welches sich ausschliesslich mit KMU befasst. 1975 hat Prof. Dr. Hans Jobst Pleitner die Leitung des IGW übernommen, sein Stellvertreter ist Dr. Urs Füglistaller, der ehemalige Sekretär des Hochschulvereins.

Forschungsfeld KMU Die Forschung am IGW beschäftigt sich mit KMUThemen sowohl aus betriebs- wie auch aus volkswirtschaftlicher Sicht. Ein erster Schwerpunkt liegt bei den KMU-spezifischen makroökonomischen Strukturen in Gesellschaft und Wirtschaft. Das IGW ist in ein europäisches Forschungsprogramm (European Network for SME Research) zu diesem Thema involviert. Einen weiteren Forschungsbereich bildet die kundenorientierte Sichtweise auf KMU, insbesondere auf Dienstleistungen. Das Stichwort «Dienstleistungskompetenz» bedeutet etwa, dass sich eine Firma nicht mehr alleine durch Produktdifferenzierung einen Wettbewerbsvorteil erschafft, sondern auch durch die Art und Weise, wie sie auf dem Markt auftritt.

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Das Team des Schweizerischen Instituts für Gewerbliche Wirtschaft mit Direktor Hans Jobst Pleitner (9. von links). Ein anderes Forschungsfeld ist die Verringerung der administrativen Belastungen für KMU. Intensiv befasst sich das IGW schliesslich im Bereich Unternehmertum (Stichwort «Entrepreneurship») mit dem Unternehmer an sich und dessen persönlichem Einfluss auf seine Firma.

sich jeweils eine Gruppe aus der gleichen Branche regelmässig und tauscht Erfahrungen aus. Dadurch sollen Schwachstellen im eigenen Betrieb ausgemerzt und neue Ideen gewonnen werden. Ab und zu ergeben sich auch gemeinsame Projekte der teilnehmenden Firmen.

Gute Dienste für die Praxis Die Aufgaben des Instituts lassen sich grob aufgliedern in die drei Bereiche Forschung, Lehre und Praxisförderung. Im Bereich Forschung ist die Publikationstätigkeit des IGW zu erwähnen. Vierteljährlich erscheint die «IGA» – Zeitschrift für Klein- und Mittelunternehmen. Alle zwei Jahre finden ausserdem die vom IGW seit fünfzig Jahren initiierten und organisierten «Rencontres de St-Gall» statt, wo sich Forscherinnen und Forscher im Bereich KMU aus der ganzen Welt in der Schweiz treffen und eine Woche lang über neue Erkenntnisse und zukünftige Trends diskutieren. Die Resultate werden – neben anderen Publikationen – im eigenen «KMU Verlag HSG» herausgebracht. Die theoretischen Erkenntnisse aus der Forschung sollen auch als konkrete Problemlösungen in die Praxis einfliessen, sei dies über die Lehrtätigkeit in der Vertiefung KMU auf der Lizentiatsstufe oder via direkte Praxisförderung. Unter diesen Begriff fallen Weiterbildungsaktivitäten und Erfa-Gruppen. Das IGW führt zum einen das «Intensivstudium für Führungskräfte in KMU» durch. Der Lehrgang dauert eineinhalb Jahre und vermittelt KMU-spezifisch die neuesten Erkenntisse der Betriebswirtschafts- und Managementlehre. Etwas weniger lang dauert das «Management-Seminar für Klein- und Mittelunternehmen». Dieser Kurs wurde bisher von über zweitausend Teilnehmerinnen und Teilnehmern absolviert. Erfahrungsaustauschgruppen bilden die Grundlage für die gegenseitige Unterstützung der Führungskräfte in ähnlichen Branchen. Unter der Leitung des IGW trifft

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Steckbrief Institut für gewerbliche Wirtschaft (IGW-HSG) Tätigkeitsfelder: Forschung und Publikation auf dem Gebiet der KMU, Lehre (z. B. Vertiefungsgebiet KMU), Praxisförderung (Weiterbildung für Unternehmer und Führungskräfte in KMU, Erfa-Gruppen, Beratung) Direktion: Prof. Dr. Hans Jobst Pleitner (Direktor), Dr. Urs Füglistaller (stv. Direktor) Präsidium: Prof. Dr. Rolf Wunderer (Präsident), a. Nationalrat Hans-Rudolf Früh (Vizepräsident) Anzahl Mitarbeiter: ca. 20 Gründungsjahr: 1946 Adresse: Kirchlistrasse 44, 9000 St.Gallen Telefon: 071 244 77 90 Fax: 071 244 71 47 Internet: http://www.igw.unisg.ch

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S T U D E N T I S C H E V E R E I N E I M P O RT R Ä T

Effektenforum: Börseninfos allen zugänglich machen HSG-Studierende in den Wertpapier- und Kapitalmärktebereichen fit zu machen und ihnen dafür modernste Informationsmöglichkeiten anzubieten, das ist das Ziel eines der jüngsten Vereine an der HSG. Die Unterstützung der HSG und der Professoren ist ihnen dabei sicher. Von Nicole Schiessl

as «studentische Effektenforum der Universität St.Gallen (HSG)», so nennt sich der Verein offiziell, hat einen bemerkenswerten Start an den Tag gelegt. Erst im Frühling 1998 gegründet, hat er heute für seine Arbeit bereits einen Raum von der HSG zur Verfügung gestellt bekommen. Im «DataRoom» (Raum 120 im BGebäude) finden Interessierte sieben Computerarbeitsplätze vor, welche mit Reuters-Terminals, Internet und weiterer nützlicher Software ausgerüstet sind. Diese Arbeitsplätze erlauben es, sich innert kurzer Zeit mit Börsen- und weiteren nützlichen Informationen im Bereich der Wertpapiere und der Kapitalmärkte zu versorgen. Den Benutzern steht aber nicht nur die modernste Technik zur Verfügung: ausgebildete Supporter stehen zur Hilfestellung bereit, sodass das Angebot voll ausgenutzt werden kann.

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Angefangen hat es vor rund zwei Jahren, als sich sieben Studierende der HSG zusammenschlossen, um das Effektenforum zu gründen. Sie wollten Leben bringen in den Bereich der Börseninformationen und der Kenntnisse über Wertpapiere und Kapitalmärkte. Die steigenden Zahlen der Studierenden, welche die Vertiefungsrichtung «Finanz- und Kapitalmärkte» wählen, waren für die Vereinsgründer ein Zeichen dafür, dass das Interesse gross ist, mehr als nur theoretisches Wissen in Vorlesungen geboten zu bekommen. Eine Umfrage bei 265 Studierenden im Herbst 1998 bestätigte ihnen, dass sie auf dem richtigen Weg waren. 61 Prozent der Befragten gaben an, sich mit Wertpapieren zu beschäftigen. Knapp 80 Prozent der Befragten äusserten sich dahingehend, dass sie an der Benutzung der Reuters-Terminals interessiert seien. Zwar gab

Team-Mitglieder des «Effektenforums» sind auch als Instruktoren im «DataRoom» tätig.

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es bereits vor den Aktivitäten des Effektenforums an der HSG zwei Reuters-Terminals, aber viele wussten nicht, wie man damit umzugehen hatte. Daher kümmerten sich die mittlerweile 14 Mitglieder des Effektenforums zunächst darum, dass der Wissensmangel über die Reuters-Terminals behoben werden konnte. Für die ersten Kurse meldeten sich über 350 Studierende an, und die Frequentierung der Reuters-Terminals stieg daraufhin stark an. Grossen Zuspruch fand auch der erste vom Effektenforum organisierte Vortrag an der HSG: über 200 Zuhörerinnen und Zuhörer wollten sich die Ausführungen «Aktie, Arbeit, Aufschwung» von Clara Streit, Partnerin von McKinsey & Co. nicht entgehen lassen.

Vision des «DataRoom» Das grosse Ziel bestand indes darin, einen Raum für Informationen, eben den «DataRoom», einzurichten. Damit sollten zum einen die Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung ausgebaut werden und zum anderen sollte das an der HSG bereits vorhandene Informationsangebot zentralisiert werden. «Zentralisiert» hiess aber für die ehrgeizigen Organisatoren nicht nur, an einem einzigen Ort irgendwo an der HSG, sondern an einem zentral gelegenen Ort an der HSG. Das schien zunächst eine kaum zu verwirklichende Vision zu sein. Es war klar, dass es einige Zeit dauern würde, bis die HSG-Verwaltung davon überzeugt werden konnte, für dieses Projekt gratis einen zentral gelegenen Raum zur Verfügung zu stellen. Ausserdem mussten notwendige Sponsorengelder aufgetrieben werden, um dieses Projekt zu verwirklichen, und nicht zuletzt musste Reuters vom Nutzen dieses ehrgeizigen Vorhabens überzeugt werden. Geholfen haben beim Vorhaben des Effektenforums nicht zuletzt die äusserst positiven Rückmeldungen der HSG-Professoren. Schliesslich gelang das ehrgeizige Vorhaben. Der Raum konnte eingerichtet werden, und am 14. Juni fand die offizielle Eröffnung statt. Sechs aus zahlreichen Bewerbungen ausgewählte Studierende der HSG – Mitglieder des Effektenforums und andere Interessierte – wurden zu Reuters in eine zweitägige Schulung geschickt und stellen nun in einem System ähnlich dem der Tutoren an den anderen Computerarbeitsplätzen an der HSG sicher, dass die Benutzer des «DataRoom» bei Unklarheiten unterstützt werden. In der Anfangsphase bieten die Supporter ausserdem wöchentliche Einführungsveranstaltungen an, in welchen Interessierte in die Geheimnisse von Reuters eingeweiht werden. Der «DataRoom» steht den Studierenden der HSG während des Semesters täglich von Montag bis Freitag unentgeltlich zur Verfügung. Ausserhalb der Mittagszeit, wenn keine Supporter im Raum anwesend sind, können Fragen via Telefon direkt an den Supportdienst von Reuters gerichtet werden.

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Den Mitgliedern des Effektenforums sei es sehr wichtig, dass diese technischen Hilfsmittel auch Einfluss nehmen auf Vorlesungen und Übungen an der HSG, betont Marcel Weder, Projektleiter des «DataRoom». So könne sich die HSG durch eine sehr praxisorientierte Ausbildung profilieren und den Studierenden einen echten Value-Add bieten. Einer der sieben Arbeitsplätze im «DataRoom» ist aus diesem Grund mobil und kann mit wenig Aufwand in einigen Räumen im B-Gebäude direkt in den Veranstaltungen benutzt werden. Marcel Weder hofft, dass dieses Angebot auch rege benutzt wird. Derzeit sind im Effektenforum 13 Mitglieder, davon allerdings nur eine einzige Frau. Man würde sich daher freuen, von dieser Seite her noch etwas mehr Zulauf zu bekommen. Auf den ersten Blick scheint die Zahl der Mitglieder eher klein zu sein, aber das wird nach Auskunft von Christoph Hinder, Sprecher des Effektenforums, bewusst so gehalten; da scheue man sich auch nicht davor, Bewerber abzulehnen. Im Effektenforum seien nämlich sämtliche Mitglieder wirklich aktiv. Durch den Beitritt verpflichte man sich, viel Engagement aufzubringen. Dafür hätten alle die gleichen Mitspracherechte und es gäbe keinen Chef, der die anderen dirigieren würde. Für einzelne Projekte wie Kurse, Vorträge, Besuche von Generalversammlungen usw. bilde man Teams, welche dann jeweils von A bis Z verantwortlich seien. So sei sichergestellt, dass jedes Mitglied jede Arbeit im Verein tun dürfe und müsse. Das System habe sich sehr bewährt, betont der BWL-Student im vierten Semester. Wer dann nach einiger Zeit, in der Regel seien dies zwei Jahre, aus Studien- oder anderen Gründen nicht mehr so aktiv mitmachen kann oder möchte, der hat aus dem Verein auszutreten und kann sich den Alumnis des Effektenforums anschliessen. Diese haben sich vor rund einem Jahr zusammengeschlossen und bilden für die momentan aktiven Mitglieder des Effektenforums einen wichtigen Anlaufpunkt für Fragen. In die Effektenforum-Alumnis setzt der Verein vor allem auch für die Zukunft grosse Erwartungen. Die Alumnis sollen, wenn sie mal im Berufsleben sind, wichtige Kontakte zu kompetenten Referenten herstellen. Heute ist es für die Mitglieder des Effektenforums aufgrund der noch vorhandenen Unbekanntheit des Vereins manchmal schwierig, in den Unternehmungen Ansprechpartner zu finden. Sollte sich der «DataRoom» und die weiteren Aktivitäten des Effektenforums allerdings bewähren – und daran muss man wohl kaum zweifeln – wird sich der Bekanntheitsgrad dieses Vereins wohl ohnehin schnell vergrössern.

Nicole Schiessl ist HSG-Juristin, und absolviert derzeit ein Anwaltspraktikum.

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O R I G I N A LTO N

Historical time – real time

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as diesjährige ISC war bekanntlich dem Thema novative Elemente an sich, die massgeblich zur not«Zeit» gewidmet. Natürlich war von der kreatiwendigen Erneuerung und Qualitätssteigerung des juvitätsförderndern Kraft des Zeitmangels die Rede, von ristischen Lehrgangs beitragen können. Anders als bei unterschiedlichen Beschleunigungsmöglichkeiten der den Ökonomen kann die HSG aber nicht selber beLebens- und Zeitabläufe in Politik, Wirtschaft und stimmen, was eine qualifizierte Juristin ausmacht. Küche, aber auch von der Zeit, die uns und vor allem Diese eingeschränkte Selbstbestimmung gilt auch under heranwachsenden Generation ein Stück weit geter der Devise des RWA-Leitbildes, wonach die jurististohlen wird. Romano Prodi, EU-Kommissionspräsische Ausbildung an der HSG im Vergleich zu jener an dent und Preisträger der Schmidheiny-Stiftung nahm andern Universitäten gleichwertig aber nicht gleicharsich die Zeit, mit «professoralem Charme» (NZZ) über tig sein soll. Der junge Jurist muss sich, auch im Zeitdie Zukunft Europas laut nachzudenken. Prodi zeigte alter der Globalisierung des Rechts, in einem stark reviel Verständnis für die Gründe, warum der europägulierten und nationalen Markt bewähren. Der univerische Integrationsprozess zwar stetig, aber doch sitäre Lizentiatsabschluss (lic. iur.) ist nur ein Etappenlangsamer voranschreitet als dies vor allem ziel für eine juristische Berufskarriere: ob wirtschaftliche Kreise wünschen. Europa Master und/oder Lizentiat – der Abschluss sei nicht nur Markt. Das erregte teilweise muss auf jeden Fall tauglich und anerharschen Widerspruch. Solche die natiokannt sein für das Anwaltspraktikum in nale Identität der Mitgliedstaaten bemüjedem schweizerischen Kanton. henden Begründungen für mangelndes as erfordert eine grundsätzlich genepolitisches Handeln gehörten in die Kateralistische Ausrichtung des Jusgorie der historical time, meinte etwa der Grundstudiums, was SchwerpunktbildunPodiumsvorsitzende. Wenn Europa heute gen, aber nicht eigentliche Spezialisierim internationalen Wettbewerb eine Chance ungen erlaubt. Unter diesen gegebenen haben wolle, dann sei real time angesagt. Rahmenbedingungen ist allerdings viel Real time auch an der HSG. Diese beInnvoation möglich im Sinne einer viel findet sich mitten in einem dynamischen Bernhard Ehrenzeller stärker interdisziplinär und integrativ auf Um-Wandlungsprozess. «Wir wollen als ei- Professor für Öffentliches Lebensbereiche (walks of life) ausgerichne der führenden Wirtschaftsuniversitäten Recht teten Ausbildung. Da nicht mehr alles WisEuropas in Wissenschaft und Praxis intersen erlernt werden kann und soll (Stichwort: schnelles national anerkannt sein», heisst es in der HSG-Vision. Verfalldatum), bedingt dies eine Konzentration auf die Grundlage dazu ist eine tief greifende, zielstrebig und Methodik des juristischen Denkens und auf die Grundmit grossem Zeitdruck vorangetriebene Studienreform, prinzipien, welche die ganze Rechtsordnung durchdie den Herausforderungen des sich abzeichnenden dringen. Durch eine solche Erneuerung des Lehrganuniversitären Wettbewerbs um die besten Studierenges, welche die Eigennotwendigkeiten der juristischen den und Dozierenden gewachsen sein will. Nicht feste Ausbildung respektiert, vermag die HSG in der Tat zuAusbildungskonzepte sollen gepflegt, sondern Perkunftweisende Markenzeichen für ein attraktives Jussönlichkeiten gefordert und gefördert werden. Wenn Studium zu setzen. Vielleicht hatte Romano Prodi auch manches nicht so neu ist wie es verkauft wird und schon Recht, wenn er die Zukunft Europas in der Verin der praktischen Umsetzung der Ziele noch viele bindung von historical und real time sah. In gewissem Hürden zu überwinden sein werden (man denke nur Sinne gilt dies durchaus auch für eine erfolgreiche Rean die Dozierenden selbst!), so sind wir doch – vergliform des juristischen Studiums, dem auch die Balance chen mit andern – weit voran auf dem Weg von der gelingen muss zwischen den Ansprüchen der Dynamik traditionellen zur Universität der Zukunft. des modernen Lebens und der Verwurzelung mit einer Diese neue Studienarchitektur ist allerdings stark national geprägten Tradition, der eine Juristin nach wie von den Bedürfnissen des ökonomischen Bildungsvor verbunden ist. marktes geprägt. Zweifellos hat diese Reform sehr in-

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IN MEMORIAM

Ernst Müller-Möhl verstorben Ernst Müller-Möhl ist tot. Plötzlich und unvorbereitet ist ein blühendes Leben beendet, das manchem zum Vorbild wurde. Als Absolvent ist der ehemalige Präsident der Studentenschaft seiner alma mater über seinen Studienabschluss hinaus eng verbunden geblieben. Von Sascha Spoun

immer gross, ob im Cresta-Eiskanal, als Verwaltungsrat oder als Vater bei Purzelbäumen mit seinem Sohn. Optimismus und eine fast unbegrenzte Leichtigkeit des Seins prägten sein Leben und bestimmen die Erinnerung an einen grosszügigen Menschen.

rnst Müller-Möhl ist tot. Mitten aus ihren vielfältigen Aktivitäten gerissen, erfuhr seine Familie und vernahmen Freunde, Bekannte sowie Geschäftspartner vom tragischen Flugzeugabsturz am Gotthard am 3. Mai 2000. Plötzlich und unvorbereitet ist ein blühendes Leben beendet, das manchem zum Vorbild wurde. Für seine Frau Carolina und seinen zweijährigen Sohn Elias ist der Tod unendlich schmerzvoll. Für viele bleibt er kaum fassbar.

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eboren am 4. Februar 1957 wuchs Ernst Müller-Möhl in Gachnang im Kanton Thurgau auf. Nach der Matura wählte er die Hochschule St.Gallen, wo er sehr erfolgreich Wirtschaftsund Rechtswissenschaften studierte und 1986 zum Dr. oec. promovierte. Schon während seiner Studienzeit war er über die Massen aktiv, unter anderem 1978/ 79 als Präsident der Studentenschaft. An seine alma mater kam Ernst Müller-Möhl regelmässig zurück, als Besucher und Referent auf dem iscSymposium, als Förderer der HSGalumni und zur 100 Jahr-Feier mit dem Herausgeberband «Universität und Praxis». Vor allem aber begeisterte er durch seine Ideen und Visionen, seine Art, erfolgreich Geschäfte aufzubauen und Neues zu wagen. Dieser Mut machte ihm nicht nur Freunde, anderen jedoch Mut. Ernst Müller-Möhl wurde zu einer Leitfigur in fortschrittlichen Unternehmerkreisen und in der dynamischen Gründerszene der Schweiz bevor start ups in aller Munde waren. Seine Kollegen und Mitarbeiter – nicht nur von der HSG – arbeiteten gerne mit ihm und für ihn. In sieben Jahren (von 1985 bis 1992) wurde er zum Partner in der BZ Bank, bevor er 1993 seine eigene Bank, die Bank am

3. Ostschweizer Stawi-Gipfel

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Ernst Müller-Möhl † Bellevue, gründete. Der Erfolg liess nicht lange auf sich warten und die auf Beteiligungen ausgerichteten BB-Fonds wuchsen zügig. Grundlagen und Strategien für das Optionsgeschäft in der Schweiz und in Deutschland veröffentlichte er 1988 bei Schäffer-Poeschel und im NZZ Verlag. Immer nachgefragt erschienen 1999 «Optionen und Futures» in der vierten Auflage. Kurz zuvor hatte Ernst Müller-Möhl seine zweite Bank gegründet, die A&A Aktienbank. A & A steht dabei für Analyse und Anlage in Aktien, zwei seiner Kernkompetenzen, die auf scharfsinnigem Denken und schnellem Handeln beruhen. So wollte er auch alteingesessenen Unternehmen, wie cabelcom, ascom und das Stromnetz, auf seine Geschwindigkeit bringen. Dies trug ihm Angriffe ein, die den feinfühligen Ernst MüllerMöhl trafen. Lieber hätte er sich einem herausfordernden, intelligenten Diskurs gestellt, um von den Chancen zu überzeugen. Wie im Sport sah er alles als eine Herausforderung an, die man meistern kann. Seine Hinwendung war

Bereits zum dritten Mal haben sich am Freitag vor Auffahrt jene Staatswissenschafterinnen und Staatswissenschafter HSG, die nach Abschluss ihrer Studien in der Ostschweiz geblieben sind, auf der Schäflisegg ob Teufen AR zum Wiedersehen, Kennenlernen und für einen gemütlichen gesellschaftlichen Abend getroffen. Bei allen drei bisherigen «Ostschweizer Stawi-Gipfeln» war das Wetter prächtig, sodass beim Apéro im Garten der Schäflisegg die Aussicht auf den Alpstein genossen werden konnte. Dieses Jahr war die Witterung so mild, dass der ganze Abend im Freien verbracht werden konnte. Der Gedankenaustausch über Erfahrungen in der Privatwirtschaft und bei der öffentlichen Hand war rege. Viele Ostschweizer Stawis sind heute an leitenden Stellen von Medien, bei Beratungsunternehmen, Banken, Kantons- und Stadtverwaltung tätig, um nur die häufigsten Bereiche der Anwesenden zu nennen. So brachte der «StawiGipfel» neben dem gemütlichen Plaudern auch die Vernetzung von Ostschweizer Institutionen wieder ein Stückchen voran.

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NDU ALUMNI

Über 200 Bewerbungen für das NDU 18: Höhenflug oder nur ein Zwischenhoch? Für die 18. Durchführung des NDU/Executive MBA HSG sind bis Ende April dieses Jahres 200 Bewerbungen eingegangen. Die NDU-Leitung muss daher in Zukunft bei den Selektionskriterien neue Wege beschreiten Von Gion-André Pallecchi

ie Beantwortung dieser Frage ist schwierig und mit Konsequenzen verbunden. Blenden wir zurück: 3. April 2000, Anmeldestand für den Kurs NDU 18: lediglich 45 Bewerbungen. Diskussionen über eine Neuausrichtung des NDU-HSG beginnen; warum hat sich die Nachfrage nach unserer Managementausbildung so schlagartig negativ verändert, haben wir Fehler in der Positionierung unseres Programms gemacht? Dienstag, 2. Mai 2000, die 200. Bewerbung für das NDU 18 trifft per Kurier im Weiterbildungszentrum Holzweid ein. Neuer Bewerbungsrekord! Freude, aber auch Bedenken hinsichtlich der anstehenden Selektion. Die Nachfrage nach unserer Ausbildung erreicht jährlich neue Rekorde und der Eingang der Bewerbungen erfolgt immer später, das heisst dass wir 75% der Bewerbungen in den Tagen um den Bewerbungsschluss Ende April erhalten. Selbstverständlich freuen wir uns über unseren Erfolg. Den Absolventinnen und Absolventen muss ich nicht erklären, dass die Zusammensetzung des Kurses ein entscheidendes Merkmal der Kursqualität darstellt. Gerade deshalb müssen wir aufgrund der Nachfrageentwicklung neue Wege in der Selektion beschreiten, die für uns nicht nur als Chance zu verstehen sind, sondern in vielen Fällen auch auf Unverständnis stossen werden. Die Weiterbildungslandschaft im Bereich der General-Management-Programme ist grossen Veränderungen ausgesetzt. Die Neuausrichtung der Fachhochschulen und ihrer Weiterbildungsbemühungen haben auch Auswirkungen auf die Positionierung un-

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seres Programms. Bisher haben wir in Bezug auf die Zulassung zu unserem Executive MBA-Programm eine relativ liberale Politik betrieben. Dies hat dazu geführt, dass in Ausnahmefällen durch den Nachweis besonderer Leistungen in einer Managementfunktion die Zulassungsvoraussetzung‚ Universität- oder Hochschulabschluss, nicht als Ausschlusskriterium gewertet wurde und dementsprechend Studienplätze an ausgewiesene Bewerberinnen und Bewerber, die keine Hochschulbildung nachweisen konnten, vergeben werden konnten. Konsequenz dieser Politik ist, dass wir einigen Topkadern aus unterschiedlichsten Bereichen eine Chance bieten konnten, sich in der universitären Executive Education weiterzuentwickeln mit der Folge, dass es oft gerade diese Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren, die sich auch durch besondere Leistungen im Kurs ausgezeichnet haben. Die Bewerbungssituation und Positionierungsüberlegungen zu unserem Executive MBA-Programm zwingen uns dazu, für die Selektion

betreffend Zulassung zum Kurs in Zukunft neue Regeln zu definieren. Die Akzeptanz von negativen Aufnahmeentscheiden nimmt ständig ab, die Zahl dieser Entscheidungen aber immer zu und damit wird ein Problemumfeld geschaffen, das kaum mehr zu bewältigen ist. In diesem Jahr muss ich über 120 Bewerberinnen und Bewerber ablehnen. Dies ist wahrlich eine herausfordernde Aufgabe und stösst in jedem Einzelfall auf Unverständnis. Die Vereinheitlichung und Anerkennung von Diplomen und Titeln wird in den nächsten Jahren ein wesentliches Traktandum der internationalen Harmonisierungsbestrebungen bezüglich Anerkennung von Ausbildungen und Diplomen im universitären Umfeld darstellen. Nach unserer Einschätzung wird dabei unsere Form von Managementweiterbildung ganz klar als Executive MBA-Programm, eine Diplombezeichnung die wir vorausschauend schon seit Jahren verwenden, verstanden. Die internationale Usanz zur Vergabe dieses Diploms hat aber eine

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ganz klare Einschränkung in Bezug auf Zulassungsvoraussetzungen zu dieser Art der Managementweiterbildung und dies sind ein Fachhochschul-, Hochschul- oder Universitätsabschluss. Dies hat für uns die Konsequenz, dass wir ab diesem Jahr diese Art der Vorbildung unserer Bewerberinnen und Bewerber als unabdingbare Bedingung definieren. Ich bin mir bewusst, dass darüber stundenlang debattiert werden kann, ob ein solcher Schritt richtig oder falsch ist. Ich weiss, dass dadurch harte Entscheidungen, über deren Sinn oder Unsinn ebenfalls lange diskutiert werden kann, getroffen werden müssen. Andererseits bin ich fest davon überzeugt, dass wir diesen Schritt machen müssen, diesen Schritt klar kommunizieren müssen und dadurch neue Bedingungen schaffen, die unser Executive MBA-Programm als universitäres Nach-Diplomstudium ganz klar positionieren und damit ganz klar im Topsegment der General-ManagementProgramme etablieren. Unsere Politik muss es sein, dass wir in Zukunft für Topleute mit akademischer Vorbildung noch attraktiver werden. Diesbezüglich haben wir eine klare Zielvorgabe: 80% der potenziellen Kundinnen und Kunden im deutschsprachigen Raum, die sich über eine Nach-Diplomausbildung in General Management informieren und über eine universitäre oder Hochschulbildung verfügen, sollen das Executive MBA der Universität St.Gallen bei der Selektion möglicher Programme in die engste Wahl nehmen.

Was läuft am NDU? Zurzeit laufen die Kurse NDU 14, NDU 15, NDU 16 und NDU 17. Damit sind 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei, ihr Executive MBA an der Universität St.Gallen zu erwerben. Im September beginnt der Kurs NDU 18 und im Februar 2001 der Kurs NDU 19. Der Kurs NDU 14 wird nach der Studienreise mit Ziel New York und Havanna seinen Abschluss am 30. Juni 2000 finden.

Gion-André Pallecchi, Studienleiter Executive MBA HSG

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Weiterbildungsveranstaltung zu «Wissensmanagement» Von Andreas Rüdt ie Mission des Alumni-Vereins NDU-HSG beinhaltet unter anderem, dass er einen Beitrag zum lebenslangen Lernen und zum Aufbau und der Pflege des Beziehungsnetzes leistet. Zu diesem Zweck wird zweimal jährlich eine zweitägige Weiterbildungsveranstaltung zu einem aktuellen Managementthema durchgeführt. Zum Thema «Wissensmanagement» in diesem Frühjahr fanden sich etwa 60 Ehemalige in Berlingen ein. Den Auftakt am Freitag machte Professor Dr. Peter Gross mit dem Thema «Orientierungslosigkeit in der Wissensgesellschaft». Durch die Flexibilisierung, Deregulierung und Globalisierung haben die Wahlmöglichkeiten der Marktteilnehmer massiv zugenommen. Damit aber ist die Berechenbarkeit der Zukunft entsprechend gesunken. Der boomende Beratermarkt wird zum Indiz dafür, dass vielerorts das Management Hilfe braucht im Gestalten der Unternehmung in einem Umfeld mit ungewisser Zukunft. In dem Zusammenhang erstaunt aber die Erkenntnis von Peter F. Drucker, dass 90% des Wissensmanagements sich mit unternehmensinternen Vorgängen (z.B. Prozesskostenrechnung, IT nur für interne Kommunikation aber nicht Prognose) befassen. Prof. Gross’ Schlussthese lautete, dass nicht im Wissens- sondern im Sinnmanagement die Zukunft liegt. Der Nachmittag wurde von Professorin Dr. Ursula Schneider gestaltet mit den Themen «ingenieursmässige und systemische Zugänge und Tools und Todsünden im Wissensmanagement.» Aus Umfragen geht hervor, dass Wissensmanagement auf der Prioritätenliste ganz oben steht, dass aber bei der Umsetzung die Prioritäten anders gesetzt werden. Dies hauptsächlich wegen den diffusen Themas und des kaum vorhandenen Instrumentariums. Ein vorgestellter Ansatz ist z.B. die Wertschöpfungskette für das Kerngeschäft auf das strategisch notwendige und wichtige Wissen hin zu analysieren

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und eine Wissensschöpfungskette zu definieren. Am Samstag referierte Professor Dr. Gilbert Probst zum Thema «Umsetzung des Wissensmanagements in die Praxis am Beispiel Holderbank». Dort wurden Wissensgemeinschaften (Communities of Practice) aus Personengruppen gebildet, die Interesse an einem gemeinsamen Thema haben und Wissen gemeinsam aufbauen, austauschen und verfügbar machen wollen. Oder es wurden Yellow Pages eingerichtet, wo konzernweit Personen mit spezifischem Wissen identifiziert werden können. Wie immer bot auch diese Veranstaltung eine reiche Palette von Ideen und Anregungen und zu guter Letzt die Möglichkeit, das Beziehungsnetz unter den NDU-Absolventinnen und -Absolventen zu pflegen und auszubauen. Es bleibt mir, darauf hinzuweisen, dass am 8. und 9. September 2000 die nächste Weiterbildungsveranstaltung der NDU Alumni geplant wird. Diese Veranstaltung steht unter der Leitung von Herrn Professor Jürg Manella, NDU-Direktor, Delegierter des Rektors für Weiterbildung und Professor für Betriebswirtschaftslehre an der HSG. Das Grobthema lautet «Outdoor» und dementsprechend werden wir einen grossen Teil der Veranstaltung nicht in einem Seminarraum, sondern in der Natur verbringen. Genauere Informationen werden alle NDU Alumni demnächst per Post erhalten. Aufgrund der Besonderheit der Übungsanlegung wird die Platzzahl für diese Veranstaltung ausnahmsweise beschränkt sein. Es stehen maximal 45 Seminarplätze zur Verfügung. Über die Platzvergabe entscheidet der Anmeldeeingang. Wir freuen uns auf diese spannende Veranstaltung.

Andreas Rüdt, ABB Kraftwerke Service GmbH, Mannheim, Absolvent NDU 10

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Generalversammlung des St. Galler Hochschulvereins Wie es die Tradition will, trafen sich die Mitglieder des St. Galler Hochschulvereins zur Generalversammlung. Die gut anderthalb Stunden dauernde GV stand ganz im Zeichen des Wechsels im Präsdidium des Vereins. Nachfolgend das Protokoll im Wortlaut. Von Esther Kiss

1. Begrüssung Die Präsidentin Frau Dr. Carla Wassmer heisst die 85 anwesenden Mitglieder zur Generalversammlung 2000 herzlich willkommen. Einen besonderen Gruss richtet sie an Herrn Rektor Professor Dr. Peter Gomez, die Ehrenmitglieder und an die alt Rektoren Professor Dr. Johannes Anderegg, Professor Dr. Rolf Dubs und Professor Dr. Georges Fischer, den Studentenschaftspräsidenten Florian Schweitzer und seinen Nachfolger Martin Karow sowie die alt Präsidenten des Hochschulvereins Dr. Max Bruggmann und Dr. Wilfried Rutz, beide hatten sich für den Anlass entschuldigt. Die Präsidentin bittet die Mitglieder, des kürzlich verstorbenen Ehrenmitglieds, Herrn alt Rektor und Regierungsrat Dr. Willi Geiger aus St. Gallen (Ehrenmitglied seit 1972), zu gedenken.

2. Protokoll der Generalversammlung 1999 Das Protokoll der Generalversammlung vom 4. Juni 1999, abgedruckt in «alma» 2/1999, wird genehmigt.

3. Bericht der Präsidentin Die Statutenrevision anlässlich der letztjährigen GV schuf die Grundlage, um die Umsetzung der Vereinsziele strukturell neu anzugehen. In einer Arbeitsgruppe wurde unverzüglich die Ausarbeitung der Strategie zuhanden des Vorstandes an die Hand genommen. Die Mitteilung über die Neukonzeption des Studiums an der Uni St. Gallen verlängerte die Denk- und Diskussionsarbeit. Die drei Grundsätze des mehrseitigen Strategiepapieres lauten in Kürze:

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• Brainraising: Es ist Ziel des Vereins, die Fachkompetenz der HSG Alumni zu nutzen und zu fördern. • Friendraising: Wichtig bleibt nach wie vor, die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Alumni zu fördern. • Fundraising: Das dritte Augenmerk liegt auf der Finanzierung von Projekten von grossem Belang für die Universität, ihre Ehemaligen und ihre Studierenden. Die Präsidentin weist auf erste Schritte in der Umsetzung hin und berichtet vom erfolgreichen FundraisingProjekt zur Finanzierung eines Campus an der HSG. Sie dankt an dieser Stelle allen Vorstandsmitgliedern herzlich für ihren enormen Einsatz. Einen besonderen Dank richtet die Präsidentin an Herrn Adrian Hemmer für die hervorragende Organisation des gut besuchten Ehemaligenforums, das auch dieses Jahr den Mitgliedern und dem Vorstand eine gute Gelegenheit bot, Informationen aus erster Hand zu erfahren und Freundschaften zu pflegen. Anschliessend informiert die Präsidentin über die Vergabungen im vergangenen Vereinsjahr. Alle Vergabungen lagen im Kompetenzbereich des Vorstandes: • Fr. 4 000.– für die Studentenschaft für das Projekt Eurotour ’99 • je Fr. 4 000.– für den Uni-Chor und das Uni-Orchester • Fr. 8 000.– für die Beleuchtung des Geschenkes unseres Vereins zum 100. Geburtstag der HSG (Kunstwerk Luginbühl beim Weiterbildungszentrum). Des Weiteren informiert die Präsidentin über den anstehenden personellen Wechsel im Alumni-Büro. Nach drei Jahren erfolgreicher Geschäfts-

führung tritt Herr Peter Hogenkamp als Leiter des Alumni-Büros zurück. Ihm gilt ganz besonderer Dank für seinen Einsatz, seine Loyalität und seine ausserordentlichen Leistungen im Aufbau des Alumni-Büros und dessen moderner Infrastruktur. Zugleich wird als neue Geschäftsführerin Frau Dr. Esther Kiss aus Österreich vorgestellt. Die Präsidentin übergibt das Wort an Peter Hogenkamp, der die Tätigkeiten des Alumni-Büro im letzten Jahr vorstellt. Im Überblick zeigt er zunächst, welche drei Bereiche bisher die Schwerpunkte der Arbeit des AlumniBüros darstellten: Kommunikation nach innen und aussen (darunter fallen die viermal jährlich erscheinende «alma», und das «alumniWeb» im Internet sowie die indirekte Kommunikation über Clubs oder studentische Vereine und Verbindungen); Informatik (das ist vor allem der strukturelle Ausbau der Alumni-Datenbank und der InternetFunktionen); und schliesslich die Adressverwaltung, die im letzten Jahr zu einem starken quantitativen Wachstum der Alumni-Datenbank sowie zu einer deutlichen qualitativen Verbesserung des Adressbestandes geführt hat. Peter Hogenkamp zeigt die positive Entwicklung der Mitgliederzahlen auf, die inzwischen den Stand von 11 640 erreicht haben. Peter Hogenkamp richtet seinen Dank an Prof. Dr. Georges Fischer für sein Engagement beim Aufbau des Alumni-Büros. Er dankt der Präsidentin, dem Vizepräsidenten und allen Vorstandsmitgliedern für deren konstruktiven Input und Engagement und richtet sich nicht zuletzt an alle ehemaligen und aktiven Mitglieder des AlumniTeams, sowie an Herrn Roger Tinner mit einem herzlichen Dank für die kollegiale Zusammenarbeit. Herr Peter Hogenkamp wird mit regem Applaus verdankt.

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Dr. Carla Wassmer übergab das Präsidium an Wolfram Martel.

4. Jahresrechnung 1999 und Bericht der Revisoren Der Kassier Josef C. Müller erläutert die Jahresrechnung 1999 und beginnt mit der Vorstellung der Erfolgsrechnung. Dabei erläutert er die einzelnen Positionen der Erfolgsrechnung, geht dort insbesondere auf die grosszügigen zweckgebundenen Spenden für das Projekt «Campus» ein, nämlich bis zum Abschluss in der Höhe von CHF 580 000. Erfolgsrechnung und Bilanz 1999 zeigen einen Vermögenszugang des Vereins in Höhe von rund CHF 180 000. Aufgrund des Revisorenberichtes wird die Jahresrechnung 1999 einstimmig genehmigt sowie dem Kassier und den Revisoren Dechargé erteilt. Mit Applaus wird ihre geleistete Arbeit verdankt.

5. Budget 2000, Festlegung der Mitgliederbeiträge Weiter erläutert Josef C. Müller das Budget 2000 im Vergleich mit der Rechnung 1999 und weist auf die eher konservative Budgetierung hin. Im Budget aufgeführt sind CHF 225 000 für das Projekt «Campus» HSG, welche

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bereits in den ersten Monaten des neuen Vereinsjahres eingingen. Die Mitgliederbeiträge werden nicht verändert und einstimmig wie folgt für 2000 bestätigt: Einzelmitglied Fr. 50.– Kollektivmitglied Fr. 200.– Mitgliedschaft auf Lebzeiten Fr.1000.–

6. Änderung des Vereinsnamens in «HSG Alumni» Der Vorstand beantragt, Art. 1 der Statuten zu ändern und den Vereinsnamen von «St. Galler Hochschulverein» in «HSG Alumni» zu ändern. Der Vorstand basiert seinen Vorschlag nicht nur auf der erfolgten Namensänderung der Hochschule zur Universität. Das neue Erscheinungsbild und das neue Logo der Universität St.Gallen werden selbstverständlich auch vom Verein übernommen, und der Vizepräsident legte anschaulich dar, wie unser Name damit leider kaum mehr kompatibel ist. Die Abstimmung über den neuen Vereinsnamen wird mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung mit der statutarisch notwendigen Zweidritteln Mehrheit angenommen.

7. Wahlen Folgende Damen und Herren stellen sich einer Wiederwahl nicht mehr: 1. Dr. Urs Füglistaller, Sekretär 2. Dr. Franz Hagmann 3. Dr. Adrian Hemmer 4. Dr. Klaus Jenny 5. Dr. Elmar Kobler 6. Heinrich Kubli 7. Josef Müller, Kassier 8. Alice Reichmuth Pfammatter 9. Dr. Wilfried Rutz, alt Präsident 10. Prof. Dr. Markus Schwaniger, alt Sekretär 11. Dr. Frédéric Tapernoux 12. Dr. Carla Wassmer Dies sind 12 der 28 Mitglieder, die nicht von Amtes wegen im Vorstand sind. Die Präsidentin dankt allen austretenden Vorstandsmitgliedern für ihr langjähriges Engagement im Verein. Im Besonderen dankt sie den beiden Vorstandssekretären Prof. Dr. Markus Schwaniger und Dr. Urs Füglisstaller für ihren Einsatz. Es stellen sich zur Wiederwahl: 1. als neuer Präsident, der bisherige Vizepräsident: Wolfram Martel 2. Carlo A. Antognini 3. Bruno Bauer

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4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16.

Dr. Prisca Forlin Arpagaus Prof. Dr. Odd Gisholt Bénédict Hensch Dr. Marianne Hofer Peter Hogenkamp Dr. Biørn Johansson Dr. Christian König Dr. Urs Landolf Dr. Wolfgang Schürer Gerhard Schnurrenberger Dr. Hans-Ulrich Sonderegger Dr. Dorle Vallender Dr. Eva Ziegler

Auf Antrag der Präsidentin werden alle Kandidaten einstimmig in den Vorstand gewählt und mit regem Applaus begrüsst. Auch die beiden Revisoren, Dr. Hans Beat Diriwächter und Rudolf Eppenberger haben ihren Rücktritt erklärt. Im Namen aller Ehemaligen dankt die Präsidentin den beiden Herren für ihren Eisatz und stellt folgende zwei Kandidaten zur Neuwahl: Herrn Christian Zanettin und Herrn Matthieu Jaus. Beide Herren werden einstimmig gewählt und mit Applaus in ihrem neuen Amt begrüsst. An dieser Stelle ergreift der neue Präsident Wolfram Martel das Wort und dankt Carla Wassmer für ihren jahrelangen, aktiven und fruchtbringenden Beitrag zum Verein, als langjähriges Vorstandsmitglied, dann als Vizepräsidentin und bis heute als Präsidentin. Als Geste der Anerkennung für ihren Einsatz, schlägt Wolfram Martel im Namen des Vorstandes die Ernennung von Carla Wassmer zum Ehrenmitglied des Vereins vor.

8. Ehrenmitgliedschaften Der Vorstand beantragt, drei Persönlichkeiten für ihren ausserordentlichen Einsatz zum Wohle des Vereins zu Ehrenmitgliedern zu ernennen. Es sind dies in alphabetischer Reihenfolge: Prof. Dr. Rolf Dubs Prof. Dr. Georges Fischer Dr. Carla Wassmer Alle drei Vorschläge werden einstimmig und mit grossem Applaus angenommen.

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9.Varia

IMPRESSUM

Nils Rickert, regt den Vorstand an, vermehrt auf einen einheitlichen Professionalisierungsgrad der Aktivitäten und Projekte der Universität zu achten. Dadurch liessen sich Firmenvertreter und Ehemalige einfacher zu einer Kooperation im Rahmen der Alumni begeistern. Im Namen des neuen Vorstandes nimmt Wolfram Martel diese Anregung dankend entgegen. Anschliessend erteilt die Präsidentin dem Rektor Peter Gomez das Wort. Er begrüsst die Anwesenden und beginnt mit seinen Erläuterungen zur Neuausrichtung der Universität St. Gallen. Nach umfangreichen Recherchen wurde dem Senat ein Konzept vorgelegt, das die Neuausrichtung der Universität anhand eines Drei-Ebenen-Systems empfiehlt. Senat und Kantonsregierung haben das Konzept genehmigt. Die Implementation soll ab Herbst 2001 erfolgen. Zukünftig soll es an der Universität eine klare Trennung zwischen Bachelors Degree und Master Degree geben, wobei der Master mit dem Lizentiat gleichgesetzt wird. Basis der Ausbildungszeit ist das Assessment-Jahr, nach dem der Entscheid zur Fortführung des Studiums an der Universität erfolgt. Die Anzahl Vorlesungen wird zugunsten von Selbststudium und interaktiven Übungen reduziert. Ein Credit Point System ermöglicht die Anrechnung aussercurriculärer Aktivitäten. Ziel der Neukonzeption ist es, «Kopf, Herz und Hand» der Absolventen zu fördern und zu fordern. Der Rektor schliesst seine Rede mit Dank an die Studentenschaft für die grossartige Unterstützung während der Konzeption dieser Reform. Er endet mit einem Appell an alle Mitglieder des Vereins, sich wie bisher für die Universität St.Gallen und ihre konstante Weiterentwicklung zu engagieren und bedankt sich herzlich für alle bisherigen Leistungen des Vereins. Die Präsidentin bedankt sich beim Rektor für seine Ausführungen und gibt sich zuversichtlich bezüglich der künftigen Zusammenarbeit. Sie schliesst die Generalversammlung mit einem Dank an alle Anwesenden und wird mit einem Applaus verdankt.

Das Alumni-Magazin der Universität St.Gallen (bis 1997: «St.Galler Hochschulnachrichten») ISSN 1422-5980 3. Jahrgang, Nr. 3/2000 Auflage: 15 000 Exemplare Erscheinungsweise: alle 3 Monate Herausgeber: HSG Alumni und Rektorat der Universität St.Gallen Verlagsleitung: Esther Kiss Chefredaktion: Roger Tinner Beiträge: Erich Deschwanden, Bernhard Ehrenzeller, Günter Hack, Esther Kiss, Alfred Meier, Josef Osterwalder, Gion-André Pallecchi, Nicole Schiessl, Heidi Steiger, Roger Tinner Titelbild: Regina Kühne Fotos: Regina Kühne Gestaltung: Zollikofer AG, St.Gallen Druck: Zollikofer AG, St.Gallen Redaktion: alma, c/o Universität St.Gallen Dufourstrasse 50 9000 St.Gallen Telefon +41 71 224 22 26 Telefax +4171 224 28 15 e-mail: alma@alumni.unisg.ch Anzeigen/Adressänderungen: Alumni-Büro HSG Dufourstrasse 50 9000 St.Gallen Telefon +41 71 224 30 10 Telefax +41 71 224 30 11 E-Mail: alumni@unisg.ch Anzeigenpreise: auf Anfrage Internet: www.alumni.unisg.ch/alma Nachdruck, auch auszugsweise, ist nur mit Genehmigung der Herausgeber bzw. der Redaktion gestattet. Für unverlangt zugestellte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen.

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ALUMNI-CLUBS

Club der Grauen Panther HSG Die «Grauen Panther HSG» sind ein Alumni-Club von HSG-Ehemaligen, der sich selbst als «weltoffener, multikultureller und exklusiver Gentlemen’s Alumni Club» bezeichnet. Die Mitglieder treffen sich alle zwei Jahre über Pfingsten zu einem Event. Ein Bericht über den Club und dessen Millennium-Ball 2000. Von Guido S.W. Lauber und George W. Oberdick

ie «Grauen Panther HSG» sind sind ein weltoffener, multikultureller und exklusiver Gentlemen’s Alumni Club der HSG: Wir unterstützen unsere Universität. Wir fördern gezielt das wirtschaftliche und gesellschaftliche Networking. Wir sagen Ja zum Schützengarten. Wir lieben den Fussball. Unser Club wurde am Pfingstwochenende vom 17. bis 19. Mai 1997 im Schloss Neuschwanstein, Schwangau im Allgäu, in Deutschland gegründet. Jeder Graue Panther verpflichtet sich einmal als Silbergrauer Panther das Präsidium des Clubs zu übernehmen. Zu den Aufgaben der Silbergrauen Panther gehört es unter anderem das zweijährliche Pfingstwochenende zu organisieren und nach gezielten ökonomischen Performance-Kriterien durchzuführen. Werden diese erfüllt, erfolgt einen Upgrade zum Platinum Panther. Nach unserem ersten erfolgreichen Gründungswochenende 1997 wurde das zweite Pfingstwochenende im Jahre 1999 beim Schloss Buonas in Risch am Zugersee in der Schweiz abgehalten. Anlässlich des Jahres 2000 beschlossen wir, einen «Millennium-Ball» mit Panther-Ladies (und Panther-Kids) zu feiern, welches im Schloss Katz&Maus in St.Goar am Rhein in Deutschland durchgeführt wurde. Am Freitag, 12. Mai 2000, kamen die ersten Grauen, Silbergrauen und Platinum Panther mit Begleitung auf langen und beschwerlichen Wegen ins beschauliche St.Goar an den Ufern des Rheins. Es wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, sodass wir in unserer Mitte Freunde aus Hongkong, London, Luxemburg, Deutschland und natürlich der Schweiz begrüssen konnten – simply multicultural! Gross war die Freude aller über das Wiedersehen, und so wurde dann auch am ersten Abend be-

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reits zünftig in den Ruinen der Burg Rheinfels zugeprostet und grilliert. Bis spät in die Nacht wurden Erlebnisse der letzten Wochen, Monate oder sogar Jahre ausgetauscht. Am Samstag trudelten dann im Laufe des Vormittags die Panther ein, die mit fadenscheinigen Entschuldigungen ihr Fernbleiben am Vorabend zu rechtfertigen suchten, während die Early Birds sich bei herrlicher Aussicht mit einem vorzüglichen Frühstück stärkten –, es stand schliesslich noch viel bevor! Als dann eine weitgehende Vollzähligkeit erreicht war, fand eine kurze und ausgesprochen ergiebige Mitgliederversammlung statt. Aufgrund ausserordentlicher Leistungen wurden folgende Graue Panther gewürdigt: • lic. oec. HSG Martin Maria Güldenberg & lic. oec. HSG Hannes Züll als Silbergraue Panther (Präser) für die einzigartige Organisation und Durchführung des Panther-Balls 2000. • Dr. oec. HSG Stefan Sprick-Schütte für das neue Club-Logo und Karikaturen. • Dr. oec. HSG H-.D. Reckhaus (DDDD), lic. oec. HSG Stefan Ernst, lic. oec. HSG Peter L. N. Ödman, lic. oec. HSG Marco J. E. Lauber für die wertvollen Ratschläge und die mentale Unterstützung. • Lic. oec HSG Georg W. Oberdick für die Überreichung des «PantherPotts» inkl. dessen traditioneller Füllung und zeremonieller Leerung mit dem weltberühmten und «geschätzten» Schützengarten aus unserer Wiege St.Gallen. • Alumni Office der HSG für die Unterstützung unserer Homepage. www.alumni.unisg.ch/clubs/grauepanther/ • Alle (lic. oec. HSG) Panther-Familien

für das zweijährliche Verständnis der Pfingstabsenz. Nachdem nunmehr die Pflicht getan war, ging es an die Kür: Das sagenumwobene Fussballspiel der ganzheitlich vernetzten promovierten Grauen Panthern («Schw..») vs lic. oec. HSG wurde wieder einmal mehr von den praktisch orientierten Akademikern ohne höhere Weihen gewonnen. Einige hielten sich wegen des hochsommerlichen Wetters aber auch einfach in der Nähe der Damen, Kinder und des Bierfasses auf, alles in allem ein wirklich schöner, gemütlicher und natürlich ausgesprochen sportlicher Nachmittag. Am Abend dann das Highlight: Festliches Essen mit anschliessendem Ball, vielen angeregten Unterhaltungen und mindestens genauso vielen kühlen Getränken. Eine weitere Hauptattraktion war die Zelebrierung der nun endgültigen Fahnenübergabe durch uns die Platinum Panther Big Willy’s an die Silbergrauen Panther Martin & Hannes. Wie zu erwarten war, zog sich auch dieser erfolgreiche Abend bis in die «keinen Uhren» und bereitete allen Anwesenden viel Spass und Vergnügen. Am Sonntag wurde dann wieder gemeinsam bayerisch gefrühstückt und in kleinen Gruppen (je nach Entfernung, GPS, Verkehrsmittel oder Zustand) über den Tag verteilt die Heimreise angetreten. Uns Platinum Panthers ist dieses Wochenende als eine ausgesprochen gelungene Zusammenkunft von alten HSG-Freunden aus der Studienzeit mit ihren Familien in Erinnerung geblieben. Trotz Gentlemen Club können wir uns vorstellen, neben den alle zwei Jahre stattfindenden Pfingst-Events in Herrenrunde auch in naher Zukunft wieder ein Wochenende mit Anhang zu organisieren.

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AU S D E M A L U M N I - B Ü RO

Neues Alumni-Team komplett Ab dem 1. Juli 2000 ist das Alumni-Büro wieder voll besetzt: Nach Karin Keller, Sekretariat, und Urs Arnold, Assistenz, komplettiert Dr. Esther Kiss das Team als neue Geschäftsführerin. Von der alten Besetzung ist weiterhin Flavia Fischbacher dabei.

Das neue Team: Flavia Fischbacher, Karin Keller, Urs Arnold, Esther Kiss (v.l.n.r.) m 1. Januar 1998 hatte das HSGAlumni-Büro seine Arbeit aufgenommen. Genau zweieinhalb Jahre später, am 1. Juli 2000, ist der erste «Generationswechsel» abgeschlossen. Mit Karin Keller ist das Sekretariat seit Anfang Mai wieder in festen Händen (nachdem die im Januar als Nachfolgerin von Caroline Rusch angetretene Sonja Vögtle schon nach wenigen Wochen im gegenseitigen Einvernehmen ausgeschieden war). Karin Keller, Jahrgang 1977, war vorher in der Immobilienbranche tätig und ist als Leiterin des Sekretariats unter anderem verantwortlich für die Mitgliederadministration und das Inseratemarketing. Nach zwei Monaten hat sie uns wissen lassen, dass sie sich sehr gut an der HSG eingelebt hat und uns – entgegen dem allgemeinen Trend im Alumni-Büro – bis auf weiteres nicht infolge Babypause verlassen wird. Urs Arnold, cand.oec., Jahrgang 1974, ist seit dem 1. Juni 2000 der neue Assistent im Alumni-Büro als Nachfol-

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ger von Christian Rahders. Er studiert Staatswissenschaften im 8. Semester mit der Vertiefung «Internationale Beziehungen» und wird voraussichtlich im Frühling 2001 abschliessen. Nach mehrjährigem Engagement in der Studentenschaft, unter anderem als «VP Sozial», wird er sich im Alumni-Büro zusammen mit der neuen Geschäftsführerin um die Koordination der verschiedenen laufenden und neuen Projekte des Vereins kümmern. Dr. Esther Kiss amtiert seit Juli als neue Geschäftsführerin in der Nachfolge von Peter Hogenkamp. Esther Kiss, Jahrgang 1969, österreichische Staatsangehörige, studierte ab 1988 an der HSG, wo sie sich ebenfalls im Vorstand der Studentenschaft engagierte. Sie schloss 1993 mit der Vertiefungsrichtung Absatz und Handel (heute Marketing) ab. Nach zwei Auslandsaufenthalten kehrte sie 1994 nach St.Gallen zurück und trat eine Stelle als Projektleiterin am Institut für Technologiemanagement (ITEM) bei Professor

Roman Boutellier an. Im Frühling 1998 wurde sie für ihre Dissertation zum Thema «Integriertes Industriedesign» zum Dr. oec. promoviert. Seitdem war sie bei der Philips Semiconductors in Eindhoven im Bereich International Marketing & Sales tätig. In der nächsten Ausgabe der «alma» wird sie ihre Ziele persönlich vorstellen. Für die nötige Kontinuität im AlumniBüro sorgt Flavia Fischbacher, Jahrgang 1978, die seit September 1998 für uns tätig ist, unterbrochen von einer Babypause im Sommer 1999. Sie ist zuständig für Unterstützung und Publikation der Alumni-Club-Aktivitäten, für den Zahlungsverkehr und für die Aktualisierung der Internet-Seiten. Zurück in «Vollbesetzung» können wir nun auch wieder die Antwortzeiten garantieren, die Sie von uns gewohnt sind, was sich in den letzten Wochen bisweilen schwierig gestaltete. Für das Verständnis, das Sie uns in dieser Phase entgegengebracht haben, danken wir Ihnen sehr herzlich.

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Fotodatenbank online Die bereits in der «alma» 2/2000 angekündigte Fotodatenbank ist ab sofort online.

Korrekturbogen neu per Mail Mit dieser Ausgabe der «alma» wird der Korrekturbogen erstmals per Mail versandt. Alumni, welche keine Mailadresse haben, werden den Korrekturbogen weiterhin der «alma» beiliegend erhalten.

Jahresausflug «the auditors» Der 7. Jahresausflug vom Verein «the auditors» führte uns dieses Mal nach Winterthur. Am Samstag, den 27. Mai, war nun um 14:00 die erste Gruppe parat, um den Weg vom Bahnhof auf einen der umliegenden Hügeln unter die Füsse zu nehmen. Die Gruppe war zwar für die Wanderung zum Bruederhus auf den Eschenberg, wo ein Apéro vorgesehen war, parat, nur das Wetter leider nicht. So trieb uns die Feuchtigkeit in das vor kurzem eröffnete Kaffee im 23. Stock vom Swisscom Tower. Hier konnten wir den Blick über die Stadt Winterthur bis zum Sulzer-Areal schweifen lassen und uns Mut antrinken für das, was uns in diesem Areal in der so genannten Trendsporthalle «Block 37» erwartete. Im «Block 37» wurden wir durch Instruktoren im Inline-Skating und im Freeclimbing eingeführt. Ein paar Teilnehmer übten sich derweilen im Golfabschlagen oder versuchten für die Vereinszeitschrift, spektakuläre Stürze zu fotografieren. Zum Glück blieb es bei einer verstauchten Hand. Anschliessend ging es ins «Outback», ein Restaurant mit australischem Ambiente, Essen und Bier, wo vor dem Mahl noch die jährliche GV abgehalten wurde. Der Verein steht offen für Studierende und Absolventen der Vertiefungsrichtung Wirtschaftsprüfung und -beratung. Sein Hauptziel, nämlich den Ideen-, Gedanken- und Wissensaustausch, wurde an diesem Abend rege befolgt. Schliesslich kam es zum Abschiedzeitpunkt und wir gingen hinaus in die Nacht und in ein hoffentlich aktives neues Vereinsjahr.

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Kalender 3. Quartal 2000 3. Juli 2000 Alumni-Club New York: Stamm ab 19.00 Uhr, Hotel Roosevelt, Bar, Madison Avenue at 45th Street (near Grand Central Terminal), New York NY 10017.

5. September 2000 Alumni-Club New York: Stamm ab 19.00 Uhr, Hotel Roosevelt, Bar, Madison Avenue at 45th Street (near Grand Central Terminal), New York NY 10017.

6. Juli 2000 HSG Alumni-Club München International e.V.: Es wird zum ersten vereinskonstituierenden Treffen. Ort: Käfer's am Hofgarten, Zeit: 20:00 Uhr. Weitere Infos bei: Präsident, johann-chr.schiessl@ alumni.unisg.ch.

6. September 2000 Alumni-Club HSG Frankfurt am Main: Mittagstisch, 12.00–14.00 Uhr, Mittagstisch im Hause und auf Einladung der Deutschen Bank AG, garniert mit einem kurzen Referat. Nähere Infos und Anmeldungen bei Peter Jacubowsky, peter.jacubowsky@ alumni.unisg.ch

8. Juli 2000 Ende Sommersemester

11. September 2000 NDU-Stamm Zürich: ab 18.30 im Caveau, Seefeldstrasse 40, Zürich.

10. Juli 2000 NDU-Stamm Zürich: ab 18.30 im Caveau, Seefeldstrasse 40, Zürich. 20. Juli 2000 HSG Alumni-Club Zug: Lunch-Meeting ab 12.00 Uhr, Ort noch unbekannt. Weitere Infos bei Rainer Hörning, IFZ Zug,Tel. 041 720 40 40, rainer.hoerning@alumni.unisg.ch. 8. August 2000 Alumni-Club New York: Stamm ab 19.00 Uhr, Hotel Roosevelt, Bar, Madison Avenue at 45th Street (near Grand Central Terminal), New York NY 10017. 14. August 2000 NDU-Stamm Zürich: ab 18.30 im Caveau, Seefeldstrasse 40, Zürich. 29. August 2000 HSG Alumni-Club Zürich:Vortrag und Nachtessen, Herr Conny Gasser, vom Conny-Land, vermittelt Einblicke in das Leben mit Delphinen und Seelöwen in seinem Freizeitpark, Details und Einladungen folgen.

19. September 2000 HSG Alumni-Club Rhein-Ruhr: Gründungsveranstaltung. Vortrag mit anschliessendem Abendessen im Industrie-Club, Elberfelder Str. 6, 40213 Düsseldorf. Als Referent spricht Rektor Prof. Dr. Peter Gomez. Einladungen und Details folgen! Weitere Infos bei Anke Unbehend +49 2 11137070, unb@ helbling.de 21. September 2000 HSG Alumni-Club Zug: Lunch-Meeting ab 12.00 Uhr, Ort noch unbekannt. Weitere Infos bei Rainer Hörning, IFZ Zug,Tel. 041 720 40 40, rainer.hoerning@alumni.unisg.ch 22. September 2000 HSG Alumni Basel: Lunch mit Gastreferat von Hr. Martin Heller (Expo). 12–14 Uhr, Hotel Basel. Anmeldungen per Mail an christian.moser@alumni.unisg.ch sind notwendig, da die Platzzahl beschränkt ist.

2. September 2000 connexHR: 1. Generalversammlung, St.Gallen.Weitere Infos bei Sabine Bieri, connexhr @alumni.unisg.ch

3/2000


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