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MARKUS LICHTENSTEIN

«WAS ES NOCH NICHT GIBT, ERFINDEN WIR»

Der Zürcher Weinhändler bringt mit seinen unkonventionellen Ideen frischen Wind in die Weinszene.

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HGZ: Markus Lichtenstein, Sie sind Gründer und Geschäftsführer der Weinhandlung Smith & Smith in Zürich. Wer ist der eine Smith? Wer der andere?

MARKUS LICHTENSTEIN: Smith ist ein Stellvertretername wie Meier oder Müller. Zweimal in unterschiedlichen Schriften steht er für die «Smith & Smith»-Gründer Pascal Seyffer und mich. Das verbindende « & » symbolisiert die Partnerschaften wie Smith & Friends oder Smith & de Luma.

Smith & Smith ist seit zehn Jahren auf dem Markt. Nun feiern Sie das 125-JahrJubiläum. Wie kommt das?

Das ist ein Scherz, der auf einer längeren Geschichte basiert. Wir nehmen nicht alles bierernst. Doch mein Team und ich haben in den zehn Jahren extrem viel erreicht. Das fühlt sich manchmal an wie 125 Jahre auf dem Markt.

Was macht Smith & Smith einzigartig?

Als ich im Weinhandel anfing, verkauften wir Bordeaux, Burgunder und die drei Italiener, die es damals gab. Mit Smith & Smith haben wir das Rad nicht neu erfunden. Doch wir haben gemerkt, dass «nur» Wein verkaufen heute nicht mehr reicht. Wir lieben Menschen. Das gilt für die Kunden genauso wie für die Mitarbeitenden, die Aktionäre und die W inzerinnen und Winzer. Partnerschaften, den Wein leben und u ntereinander befreundet sein, ist uns sehr wichtig.

Wie hat sich das Unternehmen in dieser Zeit entwickelt?

Wir sind eine erfolgreiche, lässige Firma, die Spuren im Schweizer Weinmarkt hinterlässt. Unser Sortiment baut auf fünf Säulen auf: «Vinatur», unserem Label für Naturweine aus nachhaltiger Produktion; «Promis», mit Crus von berühmten Winzerinnen und Winzern; «Special Guests», die Essensbegleiter wie Cidre, Sake oder Kombucha umfassen. Dazu kommen «Fine Wines», die aus grossen Privatkellern oder Erbschaften stammen und meist

Rebberge bieten viel

Raum für Biodiversität

Begrünte Fahrgassen zwischen den Rebzeilen gehören zum Standard. Winzer aus Yvorne/VD gehen einen Schritt weiter.

Die Appellation Yvorne im Waadtländer Chablais ist die erste Region der Schweiz, die vollständig i n ein nachhaltiges Entwicklungsmodell eingebunden ist, das die Tier- und Pflanzenwelt respektiert. Mit der langsam erwachenden Vegetationsperiode läuft das P rojekt «Yvorne Grandeur Nature» nun auf Hochtouren. Die überwiegende Mehrheit der Weinproduzenten der Appellation hat ein Pflichtenheft für nachhaltige Entwicklung unterzeichnet. Die- ses fokussiert auf Anbaumethoden, welche die Biodiversität von P flanzen und Tieren vermehren. Entwickelt wurde das Pflichtenheft in Zusammenarbeit mit der Hochschule für Weinbau und Önologie in Changins/VD und dem Projektpartner Agroscope.

Gesunde Böden sind die Voraussetzung für guten Wein

Von den acht Punkten, die das Pflichtenheft enthält, betreffen fünf den Boden. So ist die Begrünung in den Fahrgassen zwischen den Rebzeilen Pflicht. Diese soll jedoch nicht nur aus Gras bestehen, sondern aus Blütenpflanzen, d ie Nützlinge anlocken. Für jede Parzelle werden passende Pflanzen evaluiert. Herbizide sind verboten. Zudem sollen auf 20 Pro -

Festival Zürich mitgegründet.

Dann sind wir bei Soil to Soul präsent, beliefern das Musikfestival

Zermatt Unplugged und wir unterstützen Cuisine sans frontières, um nur einige zu nennen.

Und die Gastronomie?

Die liegt mir am Herzen. Ich habe Koch gelernt und die SHL Schweizerische Hotelfachschule Luzern absolviert. Unter dem Dach von Smith & Professionals bekochten sich ein Dutzend Zürcher Spitzengastronomen gegenseitig an ihrem freien Tag. Das Restaurant Smith & de Luma ist unsere Heimat. Dort haben wir unser Hauptgeschäft. Wir treten gerne im Umfeld unserer Kunden auf.

MARKUS gereift sind. Völlig undogmatisch ist «Selfmade». Alles, was es noch nicht gibt, machen wir selber. Beispiele sind der Genfer Stadtwein «Bleu de Bleu», die Zürcher Cuvées «Felix» und «Regula» sowie der Aperitif Giselle.

Sie beraten viele Gastronomen. Wie sieht aus Ihrer Sicht die optimale Weinkarte aus?

Da gibt es keine schlüssige Antwort. Im Smith & de Luma haben wir 1000 Weine auf der Karte und eine Sommelière im Verkauf. Eine gute Weinkarte bietet eine tolle Auswahl in der zum Budget der Kunden passenden Preisklasse.

Was trinken Sie am liebsten?

Sie leben Wein und wollen Wein erleben lassen.

Genau. Ich bin kein Freund von überkandidelten Degustationsnotizen. Unsere Weine sprechen für sich selber. Das vermitteln wir als Partner an zahlreichen Anlässen.

So haben wir das Street Food

Ich bin ein Glückspilz. Denn ich habe alles gern. Durch meinen Beruf wurde ich schon etwas verschleckt. Wenn ich sage, dass ich gerne ehrliche, geradlinige, auch einfache Weine mag, glaubt man mir das nicht. Es gab schon Pinotund Grenache-Phasen. Aktuell ist es Schaumwein. GABRIEL TINGUELY

Fest zum Jubiläum

Am 14. und 15. Mai wird die Zürcher Langstrasse zur Open-Air-Vinothek. 70 Winzer stellen 300 Weine aus dem Smith-&-Smith-Angebot vor. Hochkarätige Namen versprechen feinstes Soul Food. Gastronomen sind zur Sonntagsparty eingeladen.

WEINTIPP

Arco Tondo 2020

zent der Rebfläche BiodiversitätsOasen erstellt werden.

Gesunde Reben sind weniger anfällig auf Krankheiten. Diesbezüglich gilt es, alte und kranke Reben zu ersetzen. Zunehmend w ichtig ist das Wassermanagement. Aus diesem Grund werden d ie Böden mit organischem Material gedüngt, damit sie Humus bilden und das Wasser besser halten. Auch der Gewässerschutz wird grossgeschrieben. Dafür haben die Winzer in eine gemeinsame Waschstation für ihre Geräte investiert. (GAB)

Mehr Informationen unter: yvorne-grandeur-nature.ch

GABRIEL TINGUELY, WEINEXPERTE

Region

Autofahrer brauchen gute Nerven. Denn das Dreieck Lugano, Bioggio und Ponte Tresa ( IT ) gehört zu der meistbefahrenen Region des Tessins. Mittendrin: Agno mit den Abzweigungen nach Cassina d’Agno. Dort an der Via al Bosco und vor allem im Rebhaus, dem Herzstück der Tenuta San Giorgio, herrscht absolute Ruhe.

Weingut Sieben Hektaren Land gehören zur Tenuta San Giorgio. Die Rebberge liegen fast ausschliesslich auf sandigen, durchlässigen und leicht sauren Böden, Moränen aus der letzten Eiszeit. Mit ihren einzigartigen Mikroklimata ermöglichen sie das Experimentieren mit unterschiedlichsten Rebsorten. Neben Merlot sind dies Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Petit Verdot, Marselan, Malbec, Chardonnay, Sauvignon Blanc, Kerner, Pinot Blanc, Pinot Gris und Albarinho.

Wein

Die ältesten Reben aus dem wärmsten Rebberg der Tenuta ergeben perfekt reife Trauben für den Arco Tondo. Der Name des Weins stammt vom Bogen aus Steinquadern, die das Tor zum Keller umrahmen. Nach sorgfältiger Vinifikation und einer längeren Reifezeit in Barriques wird die Assemblage jedes Jahr neu zusammengestellt. Dabei gibt der Merlot den Ton an, begleitet von Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Petit Verdot. Dunkle Frucht, dezente Würze, filigrane Säure und seidene Tannine sind zu einem stimmigen Paket geschnürt.

Produzent

Mike Rudolph, in den USA geboren, wächst in Zürich auf, studiert Ökonomie und beginnt 2002 sein Abenteuer Wein. Seit diesem Jahr ist er m it dem Arco Tondo Mitglied beim Mémoire des Vins Suisses.

Adresse: Tenuta San Giorgio, Via al Bosco 40, 6990 Cassina d’Agno tenutasangiorgio.ch

« Inn Hub Pop-up » gibt es bereits ein Co-Working-Space sowie ein medizinisches Angebot mit Physiotherapie und Massage. Diese geben einen kleinen Vorgeschmack auf das Grossprojekt « Inn Hub

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