Claudia Rößger . Ich und die Anderen

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Claudia Rößger ICH UND DIE ANDEREN


Werke wie ›Traum‹, ›Fieber‹ oder ›Melancholie‹ zeigen einzelne Zustands-Module in Claudia Rößgers Konzept, in ›Burgfräulein‹, ›Poet‹ und ›Dance Marie‹ sind komplexere Merkmalsbündel impliziert und die Erzählfiguren wie der ›Robin Hood‹, der ›König Zosimo‹ oder der ›Pierrot‹ – sind mit konkreten Handlungsmustern aufgeladen – kleine, kompakte Rollen mit Identifikationspotenzial. Die Kappen, Mützen, Helme, Turbane, aber auch Tiere, Gebäude, Kulinarisches und Florales türmen sich virtuos über den Gesichtern und bezeichnen all die ANDEREN.

Claudia Rößger lässt einen Zug Rollenspieler aufmarschieren, eine Art Ensemble aus Maskeraden. Es sind Rollen, die sie beschäftigen, die sie einnehmen könnte – ein abrufbares Repertoire von Einstellungen, die den Anspruch an sich selbst und fremde Erwartungen spiegeln. Diese Rollenspiele sind Selbstbefragungen danach, welche Wesen, welche Geschichten, welche Bedürfnisse das persönliche Selbst definieren und wie beweglich diese Konstellationen sind. Das Bild ›Polyzephalie‹ greift modellhaft nach einem Ausdruck dafür. Die Vielköpfige ist ein originäres Geschöpf, ein Körper wie ein Fundament, ein fester Sockel, auf dem sich die Temperamente abspielen – als Köpfe. In Claudia Rößgers Phantasie docken die Merkmale wie Pilze an, sie ploppen auf – und verschwinden und immer so weiter. Die Werke der Serie ›Actors‹ entfalten ein Repertoire vorstellbarer Charaktere. Es sind keine Schablonen von durchdeklinierten Physiognomien – eher das Gegenteil. Die Gesichter bleiben in ihrem Ausdruck zurückhaltend und miteinander verwandt. Sie wirken wie grafische Miniaturen, vorsichtig, suchend, im Kontrast zum opulent ausgestatteten malerischen Beiwerk. Dieses Zubehör tragen die Geschöpfe würdig, mit großem Ernst und stiller, innerer Beteiligung auf Kopf und Schultern.

Malerisch umgesetzt sind diese Attribute mit dem für Claudia Rößger typischen Arsenal formaler Details. Die sinnlichen, spielerischen wie geometrischen Elemente; Streifen, Sterne, Punkte, Zickzack-Linien, Kreise, Rhomben und Karos sind Keimbahnen der Sinnstiftung, die aus unterschiedlichen Quellen in ihr Werk finden. Zitate aus nordischer und slawischer Folklore, aus Märchen und Mythen, aus Theater und Zirkus auf der einen – und aus gegenständlicher Umgebung und Natur auf der anderen Seite werden zu Argumenten von Charakter und Verfassung. Die Malereien wie ›Mutterliebe‹ ›Ménage à trois‹ und ›Polyzephalie‹, funktionieren wie ein Film zur Werkentstehung. Die Elemente gelangen nacheinander und erkennbar übereinander in das Bild, ergänzen sich, verdrängen sich und bedeuten sich gegenseitig. Das Skizzenhafte der Arbeiten lässt alle Verwerfungen und Versuche nachlesen und das Ringen um die Bildidee nachvollziehen. Sie stellen das Ausprobieren zur Schau und vermeiden es bewusst, zur schönen Vollendung zu kommen. Die vielfältigen Übermalungen wollen nichts Unfertiges berichten, eher das Geworden-Sein eines Werkes zeigen; den langsam errungenen Entschluss zu einer Figur. Dr. Tina Simon, Leipzig 2016

Indio 2014


Der Traum 2015

Der Poet 2015

Knopfauge 2014


Ménage à trois 2009 . Eitempera und Öl auf Hartfaser . 64 x 49 cm


Burgfräulein 2014

Phrygische Mütze 2015

Zwiebelmuster 2014


Revolutio 2014 . Eitempera und Ă–l auf Leinwand . 120 x 100 cm


Bobby Brown 2014 . Eitempera und Öl auf Leinwand . 70 x 60 cm


Konsolidierung 2016 . Eitempera und Ă–l auf Leinwand . 140 x 160 cm


Robin Hood 2015

Curly 2014

Fieber 2015


Das verflixte 7. Jahr 2016 . Eitempera und Öl auf Leinwand . 100 x 85 cm


Mutterliebe 2016 . Eitempera, Ă–l und Kohle auf Leinwand . 100 x 85 cm


Pelz 2014

Dance Marie 2015

Mikado 2014


Petit Four 2014

Smarties 2014

Die Hoffnung 2015


Einzelausstellungen [Auswahl]

Polyzephalie 2016 Eitempera und Öl auf Leinwand . 100 x 75 cm

2017 ›ICH UND DIE ANDEREN‹, HOLTHOFF-MOKROSS Galerie 2017 ›ICH UND DIE ANDEREN‹, Kunsthaus Salzwedel 2013 ›ZEREMONIE‹, maerzgalerie, Berlin ›GUTE GEISTER‹, Galerie Tedden, Düsseldorf 2011 ›mixed pickles‹, maerzgalerie, Leipzig 2010 ›all my saints‹, maerzgalerie, Berlin 2009 ›Heimweh‹, maerzgalerie, Leipzig 2008 ›Malerei - Zeichnung‹, Kunst und Kultur zu Hohenaschau e.V. ›My best friends‹, Simonis Gallery, Warschau, Polen 2007 ›heads‹, galerie leuenroth, Frankfurt/Main 2006 ›alles kleine fische‹, Galerie N1, Hamburg ›mädchen, mieze, monster‹, maerzgalerie, Leipzig 2004 ›Gretchen‹, Kunsthandlung Huber & Treff, Jena 2002 ›Mi propia fantansia‹, Fundación Oswaldo Guayasamin, Havanna, Kuba

Gruppenausstellungen [Auswahl] Claudia Rößger 1977 1995 – 1998 1998 – 2004 2004 2004 – 2005 2004 – 2006 2006 2012 – 2015 2013 2015/2016 seit 2016

Geboren in Mittweida, Sachsen Studium an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein Halle/Saale Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, Fachklasse für Malerei bei Professor Arno Rink Diplom (mit Auszeichnung) Lehrtätigkeit an der Abendakademie der Hochschule für Grafik und Buchkunst Meisterklasse bei Professor Arno Rink Meisterschülerin Lehrtätigkeit für Philosophie und Kunst an der Charlotte-Salomon-Grundschule, Berlin Lehrtätigkeit an der Sommerakademie Dresden Lehrtätigkeit an der Sommerakademie Leipzig Leitung der Malgruppe der Tagesklinik für kognitive Neurologie Universitätsklinikum Leipzig

lebt und arbeitet in Leipzig

Abbildungen aus der Serie ›Actors‹ alle Arbeiten Öl auf Hartfaser . 30 x 30 cm

2017 ›Der Bogen‹, intershop, Leipzig ›ZIGZAG‹, GAPGAP, Leipzig ›Seitenwechsel‹, GALERIE LEUENROTH, Frankfurt /Main 2016 ›Jahrmarkt der Unglaublichkeiten‹, Kulturelle Landpartie Wendland, Kunsthaus Salzwedel ›pentomino#3‹, Thaler Orignalgrafik, Leipzig ›PAPER WORKS #004‹, HOLTHOFF-MOKROSS Galerie, Hamburg 2015 ›AUF PAPIER‹, GALERIE LEUENROTH, Frankfurt/Main ›Neue Räume‹, GALERIE LEUENROTH, Frankfurt /Main ›DIALOG‹, Das kleine Schwarze, Hamburg ›pentomino‹, Thaler Orignalgrafik, Leipzig ›PAPER WORKS #003‹, HOLTHOFF-MOKROSS Galerie, Hamburg 2014 ›Herrgottswinkel‹, Galerie Tedden, Düsseldorf ›Anonyme Zeichner 2014 / based in Berlin‹, Pavillon am Milchhof, Berlin ›The Forgotten Pioneer Movement‹, DISTRICT, Berlin ›ANDERWELT‹, HOLTHOFF-MOKROSS Galerie, Hamburg ›PAPER WORKS #002‹,HOLTHOFF-MOKROSS Galerie, Hamburg 2013 ›Du bist mein Spiegel‹, POTEMKA, Leipzig ›Beuysland ist abgebrannt‹, Kunstverein Speyer 2012 ›MAL SCHAUEN!‹, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Motorenhalle Dresden ›GOGO‹, Galerie Leuenroth, Frankfurt/Main 2011 ›WELCOME (NEW) HOME‹, maerzgalerie, Berlin ›fortuna‹, galerie leuenroth, Frankfurt/Main ›saxonia paper – zeichnung in sachsen‹, Kunsthalle der Sparkasse Leipzig 2010 ›maerzflimmern 99/09‹, maerzgalerie, Leipzig ›INTIMACY‹, latajaca galeria, Warschau ›POLYFIZZYBOISTEROUS SEAS‹, GALERIE HARTWICH, Rügen; vierter stock, Berlin 2009 ›Anonyme Zeichner Nº10‹, Kunstraum Kreuzberg/Bethanien, Berlin


HOLTHOFF-MOKROSS Galerie

Fischers Allee 70 22763 Hamburg www.holthoff-mokross.com galerie@holthoff-mokross.com

Impressum Text: Dr. Tina Simon, Leipzig Gestaltung: Büro für Belange und Angelegenheiten, Hamburg Druck: Reset, Grafische Medien GmbH, Hamburg Auflage: 250 Hamburg, Juni 2017

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