Wettbewerbslabor 1 – Veränderungen anstossen

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Themenheft von Hochparterre und Hochparterre Wettbewerbe, Mai 2024

Wettbewerbslabor 1 –Veränderungen anstossen

Klimakrise, steigender Aufwand und Digitalisierung waren die grossen Themen am ersten Kongress zum Architekturwettbewerb. Ein Laborbericht.

4 Eine radikal andere Ausgangslage

Die Gruppe ‹ Klimakrise und Wettbewerb › schlägt ein CO2-Budget vor.

6 « Mit dem C O2-Budget wagen wir die Flucht nach vorn »

Katrin Pfäffli und Claudio Meletta von der Laborgruppe ‹ Klimakrise und Wettbewerb › im Interview.

8 Einfach und leicht

Die Gruppe ‹ Steigender Aufwand › möchte den Wettbewerb vereinfachen.

10 « D er Kern des Wettbewerbs ist der Entwurf »

Nilufar Kahnemouyi und Adrian Streich von der Laborgruppe ‹ Steigender Aufwand › im Interview.

14 Wie digital darf es sein ?

Die Gruppe ‹ Digitaler Wettbewerb › will neue Standards definieren.

16 « Mehrwerte für alle Beteiligten »

Fünf Vertreter*innen der Laborgruppe

‹ Digitaler Wettbewerb › im Interview.

18 Zusammenarbeit im Wettbewerb

Eine Absichtserklärung im Hinblick auf 2025

2 1 Das Wettbewerbslabor fordert Handlungsbedarf in

Themenfokus

Die Inhalte dieses Hefts erscheinen auch als Themenfokus auf der Website von Hochparterre: hochparterre.ch / wettbewerbslabor

Zwar waren sich am ersten Wettbewerbslabor im vergangenen Dezember alle einig: Eine Diskussion zum Planungswettbewerb ist wichtig für die Baukultur. Der Kongress hat aber auch einen Graben sichtbar gemacht, der quer durch das Publikum verlief, quer durch die Wettbewerbsauslober*innen, Organisator*innen und Teilnehmer*innen. Auf der einen Seite diejenigen, die grosse Veränderungen auf sich zukommen sehen: Klimachaos, Digitalisierung, steigender Aufwand, Mitwirkung, Verdichtung, Preisentwicklung. Für sie ist klar: Es braucht neue Verfahren, oder zumindest müssen sich die Wettbewerbe den neuen Themen stark anpassen. Auf der anderen Seite des Grabens stehen Fachleute, die den heutigen Wettbewerb nicht grundsätzlich hinterfragen wollen. Er ist bewährt und erfolgreich, so ihr Argument. Die bestehenden Verfahren sind nach dieser Auffassung lediglich Arbeitsmittel, die sich auch mit neuen Inhalten füllen lassen.

Der Austausch zwischen allen am Wettbewerb Beteiligten war bereichernd und inspirierend. Aber das Labor will mehr sein. Nämlich eine Plattform, die den Wettbewerb weiterbringt. Die drei Laborgruppen ‹ Klimakris e und Wettbewerb ›, ‹ Steigender Aufwand › und ‹ Digitaler Wettbewerb ›, die sich s chon vor dem Kongress getroffen hatten, stellten konkrete Vorschläge zur Diskussion, abschliessende Erkenntnisse und Resultate gab es aber noch keine. Darum braucht es diesen Laborbericht. Und darum braucht es das nächste Wettbewerbslabor, das am 5. S eptember 2025 zum Thema Zusammenarbeit stattfinden wird. Mit einer neuen Rubrik in Hochparterre Wettbewerbe berichten wir seit Anfang Jahr regelmässig ‹ Aus dem Wettbewerbslabor ›.

Karin Hauser hat für dieses Heft vier abstrakte Themen illustriert – keine leichte Aufgabe ! Es geht um den einfachen Wettbewerb, das CO2-Budget, den digitalen Wettbewerb und die Zusammenarbeit im Wettbewerb. Rais a Durandi hat das erste Wettbewerbslabor begleitet. Ihre Fotos waren die Grundlage für die gerasterten Bilder in diesem Laborbericht. Ivo Bösch, Almut Fauser, Tamino Kuny

Impressum

Verlag Hochparterre AG Adressen Ausstellungsstrasse 25, CH - 8005 Zürich, Telefon + 41 44 444 28 88, www.hochparterre.ch, verlag @ hochparterre.ch, wettbewerbslabor @ hochparterre.ch Geschäftsleitung Rahel Marti Redaktionsleitung Axel Simon Leitung Themenhefte Roderick Hönig Konzept und Redaktion Ivo Bösch, Almut Fauser, Tamino Kuny Fotografie Raisa Durandi, www.raisadurandi.com Illustrationen Karin Hauser, www.karin-hauser.com Art Direction Antje Reineck Layout Jenny Jey Heinicke Produktion Linda Malzacher Korrektorat Rieke Krüger

Lithografie Team media, Gurtnellen Druck Stämpfli AG, Bern Herausgeber Hochparterre in Zusammenarbeit mit der Stiftung Forschung Planungswettbewerbe hochparterre.ch / wettbewerbslabor Themenheft bestellen ( Fr 15.—, € 12.— ) und als E -Paper lesen oder kostenlos als Themenfokus auf der Website

Themenheft von Hochparterre und Hochparterre Wettbewerbe, Mai 2024 Wettbewerbslabor 1 Inhalt 3
fünf Punkten.
Inhalt
Editorial

Ein fixiertes Raumprogramm erschwere echte Innovationen zur Klimafrage, kritisiert die Arbeitsgruppe ‹ Klimakrise und Wettbewerb ›.

Stattdessen schlägt sie ein CO2-Budget und ein Anforderungsprofil vor.

Eine radikal andere Ausgangslage

Themenheft von Hochparterre und Hochparterre Wettbewerbe, Mai 2024 Wettbewerbslabor 1 Eine radikal andere Ausgangslage 4
und Interview: Tamino Kuny
Text

Die Vertreter*innen der Laborgruppe ‹ Klimakrise und Wettbewerb › provozierten am Wettbewerbslabor mit zwei Thesen. Erstens: Wettbewerbe, wie sie heute vermehrt ausgeschrieben würden, eigneten sich nicht für das Bauen im Kontext von Klimafragen. Und zweitens: In der Schweiz entstehe auf diesem Weg kaum nachhaltige und den Klimazielen entsprechende Architektur. Den Grund dafür verortet die Gruppe in der Übersetzung der vielfachen Anforderungen eines Wettbewerbs in ein Pflichtenheft mit fixiertem Raumprogramm.

Im Korsett der Bestellung

Laut der Gruppe entsteht klimaunfreundliche Architektur wie folgt: Am Anfang eines Wettbewerbs stehen eine Parzelle und ein Bedürfnis. Dazu kommen die gesetzlichen Rahmenbedingungen sowie die Anforderungen bezüglich Wirtschaftlichkeit, Funktionalität, Sozialraum, Ökologie, Nachhaltigkeit und Klima. Bei der Übersetzung in ein fixiertes Raumprogramm passiere jedoch ein fataler Fehler: Alle Wettbewerbsteilnehmer*innen erhalten die gleiche ‹ Backmischung ›. Und b acken den gleichen Kuchen. Die Wettbewerbsbeiträge unterscheiden sich nicht grundsätzlich voneinander, und sie können den CO2-Verbrauch einer Bestellung nicht massgeblich beeinflussen. Die Untergeschosse: vorgeschrieben. Die Wohnfläche: definiert. Das Raumprogramm: vollständig zu realisieren. Wer die Bestellung infrage stellt, fliegt raus oder wird mit einem Preis oder einem Ankauf beschwichtigt. Dabei sei es höchste Zeit zu hinterfragen, was wir uns baulich noch leisten können.

CO2-Budget und Anforderungsprofil

Statt eines Pflichtenhefts mit fixiertem Raumprogramm schlägt die Gruppe ein CO 2-Budget und ein Anforderungsprofil vor. Das CO2-Budget legt fest, wie viele Treibhausgasemissionen in Erstellung und Betrieb für eine bestimmte Aufgabe an einem bestimmten Ort zur Verfügung stehen – im Wohnungsbau beispielsweise pro Bewohner*in. Das Anforderungsprofil dient dem Beschrieb der Aufgabe: Was soll auf der Parzelle entstehen ? Welche Vorgaben sind zwingend einzuhalten, wo ist der Wettbewerb ergebnisoffener ? Die Gruppe strebt dabei « das Minimum an sinnvollen Vorgaben » an und will den Wettb ewerb damit auch vereinfachen. Die Konzentration auf eine einzige quantitative Vorgabe in der richtigen Messgrösse

Mitglieder Laborgruppe

‹ Klimakrise und Wettbewerb ›

Daniel Baur, Nadja Frei, Rhea Lesniak, Claudio Meletta, Katrin Pfäffli

Begleitung: Tamino Kuny

( C O2 / p ) öffne den Spielraum für neuartige und neugierige Ansätze. Die Gruppe sieht es als Befreiung, dass sich die daraus hervorgehenden Architekturen stark unterscheiden werden. Mit ihrem Vorschlag stellt sie eine radikal andere Ausgangslage zur Diskussion – die Wettbewerbsabläufe könnten aber ähnlich funktionieren wie heute.

Neue Kompetenzen

In den Workshops erhielten die Laborbesucher*innen eine Rolle zugeteilt: als Auslober*innen, Verfahrensbegleiter*innen, Wettbewerbsteilnehmer*innen und Juror*innen. Sie sollten sich Gedanken machen, wie sich ihre – für die Dauer des Workshops eingenommene – Rolle durch das angepasste Verfahren verändern würde, und sich zu seinen Potenzialen und Risiken äussern. Nicht allen fiel der Perspektivenwechsel leicht. Dennoch kristallisierte sich in der Diskussion heraus, dass vor allem die Kompetenzen und die Entscheidungsfindung der Jury angepasst werden müssten. Die Jury müsste in der Lage sein, das CO2-Budget einzuordnen, das für eine Wettbewerbsaufgabe zur Verfügung steht, und sie müsste die grossen CO2-Kostenpunkte eines Projekts kennen. Vorstellbar wäre auch, dass dies Sache der Vorprüfung wäre, so wie es heute die Baukosten sind. Sicher würde die Jury die gewählte Strategie und deren aktuelle Ausprägung stärker bewerten als ein fertiges Projekt. Bereits im Vorfeld war der Arbeitsgruppe klar, dass ihr Vorschlag besonders bei Bauherrschaften Fragezeichen und Ängste auslösen würde. Doch sie stellt sich auf den Standpunkt, dass Bauen angesichts der Klimakrise mit einer grossen Verantwortung einhergeht. Diese könne mit ihrem Vorschlag wahrgenommen werden, argumentiert die Gruppe.

Vorschläge der Laborgruppe

‹ Klimakrise und Wettbewerb ›

— Statt des Pflichtenhefts wird ein Anforderungsprofil und statt des Raumprogramms ein CO2-Budget abgegeben.

— Die Übersetzung in ein Raumprogramm ist Teil der Wettbewerbsaufgabe. Die Wettbewerbsteilnehmer*innen denken an der Aufgabe mit.

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« Mit dem CO2-Budget wagen wir die Flucht nach vorn »

Katrin Pfäffli und Claudio Meletta von der Laborgruppe ‹ Klimakrise und Wettbewerb › sind üb erzeugt: Angesichts der Klimakrise braucht es in Wettbewerben eine andere Ausgangslage. Was wir heute in Programme schreiben, entscheidet über Netto Null.

Euer Vorschlag will den Wettbewerb auf die Klimakrise ausrichten. Warum ?

Claudio Meletta: Die Klimakrise ist eine der grössten gesellschaftlichen Herausforderungen der Gegenwart. Das Bauen spielt dabei eine entscheidende Rolle. Je früher wir die Weichen eines Bauprojekts richtig stellen, desto grösser ist unser Einfluss auf die Klimafreundlichkeit. Der Wettbewerb ist ein Instrument dazu.

Hat sich seit dem Wettbewerbslabor im vergangenen Dezember jemand gemeldet, der euren Vorschlag ausprobieren möchte ?

Katrin Pfäffli: Nein, die Diskussion, die wir am Wettb ewerbslabor geführt haben, hatte bislang keine Auswirkungen –weder auf die Wettbewerbe, die auf meinem Tisch landen, noch hat sich jemand gemeldet.

Claudio Meletta: Wir waren überrascht, auf wie viel Widerstand und Kritik unser Vorschlag gestossen ist. Das war ernüchternd. Es gab aber auch viel Interesse und Zustimmung von jenen, die verstanden haben, was durch die Klimakrise auf dem Spiel steht. Wir haben Lust, weiterzuarb eiten und den Vorschlag zu konkretisieren.

Statt eines Raumprogramms und eines Pflichtenhefts schlagt ihr ein CO2-Budget und ein Anforderungsprofil vor. Das klang für viele zu abstrakt.

Claudio Meletta: Ein CO2-Budget ist etwas extrem Konkretes. Für jede Handlung und für jedes Bauteil gibt es Methoden und Werkzeuge, um den CO2-Verbrauch zu berechnen. Viele sind sich das einfach nicht gewohnt und bezeichnen den Vorschlag deshalb als abstrakt. Das ist falsch.

Katrin Pfäffli: Dass es in einem Wettbewerb ein Budget gibt, sind wir uns gewohnt. Dieses wird üblicherweise in Franken angegeben. Ein CO2-Budget ist genau dasselbe, nur in einer anderen Einheit. In Wettbewerbsprogrammen gibt es ganz andere abstrakte Forderungen, unter denen sich niemand etwas vorstellen kann und die sich nicht einmal vorprüfen lassen – etwa, dass ein Projekt den Goldstandard eines Labels erreichen soll. Mit dem CO2-Budget wagen wir die Flucht nach vorn.

‹ Anforderungsprofil › klingt aber schon abstrakt.

Katrin Pfäffli ( lacht ): Ja, das ist der abstraktere Teil des Vorschlags.

Claudio Meletta: Trotzdem: Wir erachten es als legitim, infrage zu stellen, was eine Wettbewerbsaufgabe definieren muss und was sie offenlassen kann. Aktuell sind die Bestellungen in Wettbewerben meist zu fixiert, um wirklich klimafreundlich bauen zu können. Das Anforderungspro -

fil soll dazu motivieren, lediglich das Minimum an sinnvollen Vorgaben zu machen. Was ein solches Anforderungsprofil genau umfasst, ist von Fall zu Fall zu klären.

Katrin Pfäffli: Ich sagte am Wettbewerbslabor, dass wir alle Pflichtenhefte wegwerfen sollten. So einfach ist es natürlich nicht. Im Wohnungsbau beispielsweise braucht es aber kein Raumprogramm, sondern lediglich einen Beschrieb des gewünschten Projekts: Wie viele Menschen sollen auf der Parzelle wohnen ? Wie gestaltet sich ihr Zusammenleben ? Das reicht, um mit dem C O2-Budget ein Projekt zu entwickeln. Wir müssen wieder lernen, in Bedürfnissen zu denken. Das gilt auch für komplexere Wettbewerbsaufgaben, bei denen wir auf das Wissen der Nutzer*innen angewiesen sind und zwingende Vorgaben sinnvoll scheinen. Bei einer Feuerwache etwa.

Claudio Meletta: Gerade für den Wohnungsbau ist unser Vors chlag interessant, weil für ihn viele Wettbewerbe ausgeschrieben werden und er im Hinblick auf das Erreichen der Klimaziele eine grosse manövrierbare Masse darstellt. Die Übersetzung der Anforderungen in ein Raumprogramm liegt dann bei den Teilnehmer*innen. Warum sollten sie das besser können als die Bauherrschaft oder die Verfahrensbegleiter*innen ?

Katrin Pfäffli: Die Teilnehmer*innen können das nicht besser. Aber es sind mehr Köpfe mit verschiedeneren Hintergründen, die frech und frei an der Aufgabe mitdenken. Der Vorschlag will das verhindern, was leider oft passiert: dass man bestellt, was man kennt, und zwar so, wie man es schon immer getan hat.

Claudio Meletta: Die frühe Aktivierung der Schwarmintelligenz und die gemeinsame Arbeit an der Aufgabe – und nicht nur an der Lösung – führt zu grundlegend anderen Resultaten. Das ist die versteckte Idee unseres Vorschlags. Wir möchten den Wettbewerb vorverschieben.

Katrin Pfäffli: Und früher aufhören. Am Ende de s Wettbewerbs steht kein fertiges Projekt, sondern eine Architektur, die in den Grundentscheiden richtig auf die Klimakrise reagiert.

Das verschiebt die Prioritäten des Wettbewerbs.

Katrin Pfäffli: Genau darin liegt der Kern unseres Vorschlags. Wir ordnen das, was wir bauen wollen, der Klimakrise unter. Heute läuft es leider andersrum: Von den Vorschlägen, die wir im Wettbewerb erhalten, wählen wir am Ende einfach die Lösung mit den geringsten Treibhausgasemissionen aus. Und sagen dann: Dieses Projekt schneidet bezüglich ökologischer Nachhaltigkeit am besten ab. Diese

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Denkweise müssen wir umdrehen und viel grundsätzlicher fragen: Was haben wir – für eine bestimmte Aufgabe an einem bestimmten Ort – überhaupt no ch zur Verfügung ? Das klingt überzeugend. Wie erklärt ihr euch den Widerstand, auf den ihr am Wettbewerbslabor gestossen seid ?

Claudio Meletta: Es gab jene, die im Wettbewerb, so wie er heute ist, ein heiliges Gut sehen und eine generelle Angst vor Veränderung zum Ausdruck brachten. Es gab jene, die einen Verlust der Privilegien befürchten, die über Wettbewerbe viele Projekte akquirieren und sich neue Kompetenzen aneignen müssten. Und dann gab es legitime Fragen. Zum Beispiel: Verursacht der Vorschlag nicht noch mehr Aufwand ? Oder: Ist er mit gewiss en Aufgaben gar nicht umsetzbar ?

Katrin Pfäffli: Auch Rollenängste gab es. Die Architekt*innen nahmen den Vorschlag am besten auf. Bei den Bauherrschaften und den Verfahrensbegleiter*innen hat er mehr Fragen aufgeworfen. Sie konnten sich weniger gut vorstellen, wie ihre Arbeit in Zukunft aussehen würde. An all dem müssen wir arbeiten.

Claudio Meletta: Die Bauherrschaften äusserten ausserdem die B efürchtung, Planungssicherheit einzubüssen. Aus unserer Sicht ist diese aber schon heute eine vermeintliche. Egal wie fertig ein Projekt in einem Wettbewerb scheint, es wird sowieso überarbeitet. Dementsprechend sorglos können wir uns auf Experimente einlassen.

Wie überzeugt ihr eine Bauherrschaft, das Experiment zu wagen und euren Verfahrensvorschlag auszuprobieren ?

Claudio Meletta: Das Verfahren verspricht eine hohe Ideenvielfalt – tr otz oder gerade wegen des strikten Budgets. Dieser Reichtum an Ideen fehlt in herkömmlichen Verfahren mehr und mehr. Ausserdem lässt sich unser Vorschlag innerhalb der geltenden Wettbewerbsordnung durchführen. Nur die Ausgangslage ist radikal anders.

Katrin Pfäffli: Die Klimafreundlichkeit ihrer Vorhaben treibt viele Bauherrschaften ohnehin um. Es kann befreiend sein, dafür einen neuen Weg zu gehen. Dieser Weg verspricht auch Aufmerksamkeit: Wer ihn zuerst beschreitet, macht sich einen Namen. Und ich bin überzeugt: CO2 einsparen heisst Kosten einsparen.

Claudio Meletta: Mit dieser Einschätzung bin ich nur teilweise einverstanden. Gerade in der Konstruktion ist es oft ein Abwägen zwischen Kosten und CO2-Verbrauch. Auch wenn das doppelte Sparpotenzial für die grundsätzlichen Entscheidungen stimmt. Suffizient zu denken, keine Untergeschosse zu bauen, Bauen oder Nicht-Bauen ganz generell gegeneinander abzuwägen und Strategien für einen intelligenten Bestandserhalt zu suchen: Das alles ist nicht nur für die Architektur und den Wettbewerb mit CO2-Budget, sondern auch ökonomisch interessant.

Und wenn niemand euren Vorschlag ausprobieren will ?

Katrin Pfäffli: Dann führen wir einen Guerillawettb ewerb durch.

Ich wäre dabei. Wir könnten einen Wettbewerb spiegeln, der ohnehin stattfindet.

Claudio Meletta: Das Gute daran wäre die direkte Vergleichbarkeit: Welche Architekturen bringt ein herkömmliches Verfahren hervor, und welche schafft unser Vorschlag ? Diese Fragestellung wäre für eine öffentliche Bauherrschaft interessant, insbesondere für Kantone und Gemeinden, die den Klimanotstand ausgerufen haben.

Wie würde die Jurierung ablaufen ?

Katrin Pfäffli: Ziemlich identisch. Es gibt eine Vorprüfung. Die Jury weiss, wo die CO2-Kostenpunkte liegen. Sie weiss: Dieses Projekt hält das CO 2-Budget ein – grüner Punkt. Und dieses Projekt nicht – roter Punkt. Das CO2 wird zum Ausschlusskriterium, genau wie ein Baurechtsverstoss.

Claudio Meletta: Ich wünsche mir eine lernende Jury. Es wird anfangs ungewohnt sein, etwas zu bewerten, das nicht fertig ist, sondern sich auf der Ebene einer Strategie bewegt.

Katrin Pfäffli: Rein strategisch kann und wird es aber auch nicht s ein. Um den CO2-Verbrauch zu berechnen, brauche ich die Bauteilflächen. Dafür reicht es, die städtebauliche Ebene und die Konstruktionsprinzipien zu kennen. Nicht jedes Detail muss gelöst sein.

Wo stösst euer Vorschlag an Grenzen ?

Was kann er nicht leisten ?

Katrin Pfäffli: Das spielt keine Rolle. Wenn wir der Klimakrise entgegentreten wollen, müssen wir das Bauen grundlegend verändern, und zwar auf allen Kanälen. Der Wettbewerb ist einer davon. Und ein entscheidender: Was wir heute in die Wettbewerbsprogramme schreiben, wird in fünf Jahren gebaut – dann sollten wir bei Netto Null sein.

Über Netto Null ents cheiden wir also heute.

Claudio Meletta: Wenn wir jetzt ein CO2-Budget ins Programm schreiben, müssen alle, die mitmachen, damit arbeiten. Das geht ans Eingemachte. Entweder du bekommst den Auftrag oder du bekommst ihn nicht.

Katrin Pfäffli ( leiser, nach einigem Nachdenken ): Klar müsste man den Wettbewerb noch mehr öffnen, als es unser Vorschlag zulässt. Jemand müsste sagen können: Ich habe eine andere Lösung gefunden, ich baue nicht – und der gewinnt. Was müssen wir am Wettbewerbslabor ändern ?

Katrin Pfäffli: Trotz der Workshops war das Wettbewerbslabor insgesamt zu frontal organisiert. Es braucht mehr Zeit für die Zusammenarbeit. Im Laborraum war eine unglaubliche Menge an Wissen, Fachkompetenz und Erfahrung versammelt, doch wir konnten zu wenig davon herausziehen. Wir müssen das vorhandene Wissen bis auf den letzten Tropfen ausquetschen, sonst erreichen wir die Klimaziele nicht. Und wir müssen alle Beteiligten im Boot behalten, sonst passiert ebenfalls nichts.

Claudio Meletta: Das Labor darf im Aufbau radikaler werden: alles weglassen, was klar ist. Dass der Wettbewerb gute Architektur hervorbringen kann, wissen wir. Für ein Labor ist das nicht interessant. Die Vorschläge der Arbeitsgruppen und die Diskussionen sollten im Zentrum stehen. ●

Claudio Meletta

Der Architekt ist Mitinhaber von Stereo Architektur in Basel und Zürich. 2019 gründete Claudio Meletta ‹ Countdown 2030 › mit.

Katrin Pfäffli

Als Nachhaltigkeitsexpertin prüft und juriert Katrin Pfäffli Wettbewerbsbeiträge. Sie ist Architektin und aktiver Part bei Preisigpfäffli.

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Einfach und leicht

Die Laborgruppe ‹ Steigender Auf wand › ist angetreten, um die Arbeitslast in den Planungswettbewerben zu senken. Zurück zum einfachen Wettbewerb, lautet ihr Vorschlag.

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Text und Interview: Ivo Bösch

Ist der Aufwand für Wettbewerbe in den vergangenen fünf Jahren tatsächlich gestiegen ? Ja, s agten 88 Prozent der befragten Architekturbüros in einer Umfrage, die Hochparterre gemeinsam mit Enzmann Fischer Partner 2021 durchgeführt hat siehe Hochparterre Wettbewerbe 5 / 21. Die Laborgruppe, in der auch erfahrene Wettbewerbsteilnehmer*innen vertreten waren, suchte also zuerst nach den Zeitfressern. Zuoberst auf dieser Liste landeten die mehrstufigen Verfahren, die den Teilnehmer*innen mindestens doppelt so viel Arbeit bescheren wie ein einstufiger Projektwettbewerb. Auf Platz zwei mit ähnlich vielen Zusatzstunden rangieren unvorhergesehene Überarbeitungen während des Verfahrens. Die Arbeitsgruppe war sich einig: Der Nutzen von Mehrstufigkeit und Überarbeitung steht in keinem Verhältnis zum zusätzlichen Aufwand. Als weitere Zeitvergeudung, die die Qualität der Wettbewerbsprojekte nur selten verbessert, machte die Gruppe BIM ( Zusatzaufwand zwei bis vier Wochen ), ungenügend aufbereitete Grundlagenpläne ( ein bis drei Wochen ), Zwischenpräsentationen ( ein bis zwei Wochen ), unnötige Berechnungen ( drei bis fünf Tage ), eine grosse Anzahl Abgabepläne ( ein bis zwei Tage ) und ein umfangreiches Programm mit Beilagen ( ein bis zwei Tage ) aus. Zwar gebe es auch Ehrgeiz und Übereifer unter den teilnehmenden Büros, aber das sei nicht entscheidend.

Eine Lösung, die allen nützt

Die Laborgruppe begann ihre Arbeit unter dem Namen ‹ Steigender Abgab eaufwand ›. Schnell war jedoch klar: Die aufgeblasenen Verfahren verursachen nicht nur aufseiten der Teilnehmer*innen mehr Arbeit, sondern auch bei der Ausschreibung. Ein Beispiel aus der Stadt Zürich: Vorprüfungsberichte, die kein Jurymitglied lesen kann, weil ihnen die Zeit fehlt und sie sich auf das Wesentliche konzentrieren müssen – die Architektur. Die Gruppe vertritt die Meinung, dass schlanke Verfahren auch die Auslober*innen entlasten, und fordert darum: zurück zum einfachen Wettbewerb !

Mitglieder Laborgruppe

‹ Steigender Aufwand ›

Volker Bienert, Jeremy Hoskyn, Nilufar Kahnemouyi, Michaela Pöschik, Adrian Streich, Mischa Trnka

Begleitung: Ivo Bösch

Die lancierte Lösung soll allen nützen, denn sie ist schnell, bewährt, fair und günstig. Sie basiert vor allem auf dem einstufigen anonymen Projektwettbewerb. Die Gruppe will andere Verfahren wie Studienaufträge oder Gesamtleistungsverfahren verbannen und auf jegliche Bereinigungsstufen und Überarbeitungen verzichten. Offene und selektive Verfahren oder solche auf Einladung könnte es trotzdem noch geben. Die Teilnehmer*innen liessen sich also weiterhin auf verschiedene Weise rekrutieren. Zwar will die Laborgruppe auch die Programme, die Abgaben, die Vorprüfungen und die Jurierungen verschlanken und hat dafür einen bunten Strauss an Vorschlägen erarbeitet. Wichtiger ist ihr aber die Abschaffung der Mehrstufigkeit. Für die Gruppe ist klar: Geringerer Aufwand ist nicht mit Verzicht verbunden, und die architektonische Qualität ist auch bei ihrem einfachen Wettbewerb gewährleistet. Zudem liessen sich die Gewinnchancen für Klein- und Jungbüros erhöhen, die heute gewisse Wettbewerbe gar nicht bewältigen können. Der Planungswettbewerb ist ein Erfolgsmodell, das durch die gestiegenen Aufwände gefährdet ist. Das will die Gruppe verhindern. →

Vorschlag der Laborgruppe

‹ Steigender Aufwand ›

— Verfahren: einstufiger anonymer Projektwettbewerb.

— Teilnahme: offen, selektiv oder auf Einladung.

— Programm nur mit relevanten Informationen ( keine B eilagen, keine Studien ): Aufgabenstellung, Verfahrensorganisation, Rahmenbedingungen.

— Abgabe: Situation 1 : 500 ; Grundrisse, Schnitte, Fassaden 1 : 20 0 ; Konstruktionsschnitt 1 : 50 ; Gipsmodell 1 : 500 ; Projekterläuterungen mit Texten. Freiwillig: Skizzen, Schemas, Visualisierungen.

— B erechnungen mit Schemas von Hauptgeschossfläche, Geschossfläche und Gebäudevolumen.

— Vorprüfung auf das Wesentliche reduziert.

Teil 1: Vollständigkeit, Baurecht, Raumprogramm.

Teil 2: Kosten, Nachhaltigkeit.

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« Der Kern des Wettbewerbs ist der Entwurf »

Die Arbeitsgruppe ‹ Steigender Aufwand › schlägt den einfachen Wettbewerb vor, um die Verfahren zu entschlacken und so den Aufwand zu senken. Sonst sei ein wichtiges Standbein der Baukultur bedroht, sagen Nilufar Kahnemouyi und Adrian Streich.

Ist der Aufwand für die Teilnahme an Wettbewerben wirklich gestiegen ?

Nilufar Kahnemouyi: Ja, bei uns hat sich der Abgabeaufwand in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdoppelt.

Adrian Streich: Ich stelle sogar eine Verdoppelung innerhalb der vergangenen 10 bis 15 Jahre fest.

Ihr wollt den Aufwand senken, obwohl das Bauen komplexer geworden ist ?

Nilufar Kahnemouyi: Die Aufgaben sind komplexer geworden, weil wir – zum Glück ! – nicht mehr auf der grünen Wie se bauen. Aber umso mehr müssten die Wettbewerbe auf das Wesentliche reduziert sein. Auslober*innen sollten die Wettbewerbe vertiefter vorbereiten. Viele Leerläufe im Wettbewerb liessen sich mit Machbarkeitsstudien, genügend Vorabklärungen und guten Grundlagen verhindern.

Adrian Streich: Ich glaube nicht, dass die Aufgaben generell komplexer geworden sind. Ich sehe eher einen schleichenden Umbau des Wettbewerbs in Richtung Vorprojekt. Im Wettbewerb sollten wir die architektonische Idee suchen, die genügend robust ist, um realisiert zu werden. Die technische Umsetzung kommt erst später in der Weiterbearbeitung.

Eure Laborgruppe hat die Aufwände in Wettbewerben analysiert. Welches sind die grössten Zeitfresser ?

Nilufar Kahnemouyi: Das sind eindeutig die mehrstufigen Verfahren, Zwischenbesprechungen und Überarbeitungen, die viel zu oft und schlecht begründet zur Anwendung kommen. Deshalb würden wir sie ganz abschaffen. Zudem müssen wir als teilnehmendes Büro meist zu viele Details erarbeiten, die für das Wettbewerbskonzept irrelevant sind. Und ein praktisches, aber wichtiges Detail: Oft fehlen Bestandspläne in digitaler Form.

Adrian Streich: Ja, es ist sonnenklar: Zweistufige Verfahren verdoppeln unsere Aufwände nochmals. Wir haben auch festgestellt, dass für Vorprüfungen viele Berechnungen und Nachweise verlangt werden, die kein Jurymitglied anschaut. Bei der Entschlackung dieses Ballasts würde niemand etwas verlieren.

Ist der grosse Aufwandtreiber nicht der Ehrgeiz der Architekturbüros ?

Adrian Streich: Dieses Argument lenkt vom Thema ab. Hoffentlich sind die Büros ehrgeizig ! Einer Sportlerin sagen wir doch auch nicht, sie solle sich bitte weniger anstren-

gen. Letztlich sind alle daran interessiert, dass im Wettbewerb gute Projekte entstehen. Und: Früher waren wir genauso ehrgeizig.

Ihr schlagt einen einfachen Wettbewerb vor.

Was ist die Idee ?

Nilufar Kahnemouyi: Wir wollen den Wildwuchs bei den Verfahren eindämmen, die oft falsch eingesetzt werden. Der einfache Wettbewerb soll eine Orientierung bieten und ist für alle Aufgaben anwendbar. Und er zwingt die Besteller*innen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren.

Adrian Streich: Laut unserem Vorschlag soll es nur noch den einstufigen anonymen Projektwettbewerb geben – in den Varianten offen, s elektiv oder auf Einladung. Wir haben Vorgaben für die Abgabe formuliert und diese reduziert. Zum Beispiel reichen Berechnungen für Hauptgeschossfläche, Geschossfläche und Gebäudevolumen völlig aus. Zusätzliche Daten etwa zur Gebäudehülle sollen die Auslober*innen für die Projekte in der engeren Wahl selbst berechnen. Wir finden BIM auf Wettbewerbsstufe nicht notwendig. Ein weiterer wichtiger Punkt: Spezialist*innen gehören nicht in die Fachjury. Diese soll sich aus Vertreter*innen der relevanten Disziplinen zusammensetzen, meist Architektur und Landschaftsarchitektur. Wir müssen heute nachhaltig bauen. Muss sich das nicht in der Jury oder in den Verfahren abbilden ?

Adrian Streich: Die Nachhaltigkeit – und übrigens auch die Kosten – lassen sich über die Anforderungen im Programm sicherstellen. Ob ein Gebäude nachhaltig ist, entscheidet primär das Verhältnis zwischen Geschossfläche und Hauptgeschossfläche. Wichtig ist die Bestellung: Wie viel bauen wir ? O der: Erhalten wir bestehende Bauten ? Ein Wettbewerbsbeitrag ist idealerweise ein solides Projekt, das die Aufgabe räumlich, baurechtlich und brandschutztechnisch gut löst. In der weiteren Projektierung bleibt genügend Zeit, um den Rest – b eispielsweise die Konstruktion – zu gestalten. Ein Wettbewerbsprojekt wird ja ohnehin nie eins zu eins umgesetzt. Wie überzeugt ihr Bauherrschaften

vom einfachen Wettbewerb ?

Nilufar Kahnemouyi: Wir sollten die Energie der Planer*innen für das Wesentliche – für das architektonische Konzept –einsetzen. Wer nicht mit Randthemen beschäftigt ist, sich nicht mit präzisen 3-D-Modellen, Fassadenflächenberech-

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nungen und Nachhaltigkeitstabellen abmüht, entwirft motivierter und kreativer. Bauherrschaften bekommen auf diese Weise innovativere Ideen und interessantere Ergebnisse, die am Ende auch nachhaltiger sind. Schlankere Wettbewerbe sind auch für Bauherrschaften günstiger.

Adrian Streich: Wenn wir es nicht schaffen, den Aufwand zu senken, wird das Wettbewerbswesen nicht mehr funktionieren. Bei uns sind 1000 Stunden für eine Wettb ewerbsabgabe normal geworden, immer öfter brauchen wir 2000 Stunden. Irgendwann können das nur noch grosse Architekturbüros bewältigen. Vom Schweizer Wettbewerbswesen profitiert heute die ganze Gesellschaft, die öffentliche Hand, private Bauherrschaften, Architekturbüros, die Nutzer*innen. Es sollten also verschiedenste Personen ein Interesse daran haben, den Wettbewerb im Lot zu halten. Ist es nicht legitim, dass Bauwillige ihre Risiken mit Nachweisen begrenzen wollen ?

Adrian Streich: Mit unnötigen Anforderungen lässt sich keine Sicherheit herstellen. Das grösste Risiko besteht, wenn die Kernaufgabe – der Architekturentwurf – nicht richtig gelöst wird. Ich kenne kein siegreiches Wettbewerbsprojekt, das am abgegebenen Schnitt 1 : 50 oder am Hauste chnikschema gescheitert ist, denn das liess sich korrigieren. Es soll mir jemand einen gescheiterten Wettbewerb zeigen, der nicht wegen des architektonischen Entwurfs abgebrochen wurde !

Nehmt ihr ohne zweistufige Wettbewerbe den Bauherrschaften nicht die Möglichkeit, die Architekturbüros kennenzulernen ?

Nilufar Kahnemouyi: Lernt man bei einer Zwischenbesprechung ein Architekturbüro kennen ? Vertrauen und Partnerschaftlichkeit entsteht nicht während einer Präsentation. Richtig kennen lernt man sich erst, wenn im Planungs- und Bauprozess Komplikationen auftauchen. Ohnehin soll es im Wettbewerb nicht um Personen, sondern um Projekte gehen, weil diese vielleicht 100 Jahre stehen werden.

Adrian Streich: Es gibt andere und b essere Formen des Kennenlernens: Bei Einladungen oder Präqualifikationen haben uns Bauherrschaften auch schon vor den Verfahren im Büro besucht.

Könnten zweistufige Verfahren mit Skizzenpräqualifikation den Aufwand der Teilnehmer*innen senken ?

Adrian Streich: Mir sind dies e Skizzen zu oberflächlich. Bei unserer Arbeitsweise im Büro ist der Hauptaufwand die Generierung der städtebaulichen Situation. Und mehr als die Hälfte der Wettbewerbszeit arbeiten wir an der architektonischen Idee. Diese Idee müssen wir auch formulieren können. Eine Skizze reicht nicht.

Nilufar Kahnemouyi: Ja, wir müssen den Städtebau immer mit den Grundrissen zusammendenken. Meine Kritik: Weil die Büros die Qualifikation schaffen wollen, sind die Konzepte in der ersten Stufe schon so weit ausgearbeitet, dass sich die Jury auch bereits entscheiden könnte. Ein Vorwurf aus dem Wettbewerbslabor: Ihr seid Ewiggestrige und wollt den Wettbewerb konservieren.

Adrian Streich: Ich sehe den Wettbewerb als bewährtes Gefäss, in dem wir über viele Themen diskutieren können. Er lässt sich mit verschiedensten Inhalten füllen. Ich sehe nicht ein, warum wir ihn auf den Kopf stellen sollten. Nochmals: Der Fokus dieses Gefässes liegt auf dem architektonischen Entwurf. Es ist die Gesellschaft, die Räume bestellt – wir Menschen leben nun mal in Räumen, die wir mit einem architektonischen Entwurf herstellen können.

Nilufar Kahnemouyi

Die Architektin ist im Vorstand des SIA

Zürich und Teilhaberin bei Meletta Strebel Architekten in Zürich und Luzern mit rund 50 Beschäftigten. Sie leitet dort die Entwurfsabteilung.

Adrian Streich

Der Architekt gründete 1997 das Büro

Adrian Streich Architekten mit Sitz in Zürich, das heute 37 Personen beschäftigt.

Das Ganzheitliche der Architektur droht heute verloren zu gehen. Es darf nicht sein, dass Zahlenmanager*innen darüber b estimmen, was wir bauen.

Nilufar Kahnemouyi: Der Wettbewerb ist ein wesentliches Standbein unserer Baukultur. Es ist ein ständiger Kampf, die Qualität hoch zu halten. Deshalb möchte ich vor dem Durchschütteln des Wettbewerbs warnen. Bei Veränderungen müssen wir sorgfältig vorgehen. Gäbe es auch andere Möglichkeiten, den Aufwand zu senken ?

Adrian Streich: Wir hätten vielleicht auch mehr offene Wettbewerbe propagieren können. Denn das hätte zur Folge, dass die Teilnehmer*innen sich mehr verteilen würden und es pro Wettbewerb weniger Abgaben gäbe.

Nilufar Kahnemouyi: Wenn wir schlankere Verfahren durchsetzen wollen, stehen auch Jurymitglieder in der Verantwortung. Sie müssen sich für einfache Verfahren einsetzen und sollen nur das einfordern, was sie auch beurteilen. Eure Laborgruppe will weitermachen. Wie ?

Nilufar Kahnemouyi: Wir wollen die Seite der Bauherrschaften zu unseren Diskussionen einladen: Warum wählen sie Verfahren, die wir als zu aufwendig einschätzen ? Auch mit der Wettbewerbskommission des SIA wollen wir uns austauschen. Und wir wollen die drei Laborgruppen ‹ Steigender Aufwand ›, ‹ Klimakrise und Wettbewerb › und ‹ Digitaler Wettbewerb › zusammenbringen, um zu einer Synthese der bisherigen Arbeit zu kommen. ●

Themenheft von Hochparterre und Hochparterre Wettbewerbe, Mai 2024 Wettbewerbslabor 1 Einfach und leicht 11

Wie darf es sein ?

Die Digitalisierung im Wettbewerb ist noch unübersichtlich und sorgt für Unmut. Die Laborgruppe ‹ Digitaler Wettb ewerb › will neue Standards definieren.

Themenheft von Hochparterre und Hochparterre Wettbewerbe, Mai 2024 Wettbewerbslabor 1 Wie digital darf es sein ? 14
Text und Interview: Damaris
Baumann

Am Wettbewerbslabor nannte Simon Dilhas die Digitalisierung einen « Scheinriesen ». Herr Tur Tur, eine literarische Figur von Michael Ende, ist von Weitem riesig und furchteinflössend, von Nahem normal gross und freundlich. Ob das auch für alle Facetten des digitalen Wandels im Wettbewerb gilt, wird sich weisen. Die aktuelle Situation ist vor allem eines: unübersichtlich. Prozesse verändern sich und laufend kommen neue digitale Werkzeuge dazu.

Der Mehrwert von angemessenen digitalen Mitteln ist unbestritten. Gängige CAD-Programme können BIM längst eingliedern, und das Austauschformat IFC hat sich in der Praxis bewährt. Der Vergleich der Projektdaten über alle Wettbewerbseingaben hinweg führt zu mehr Planungssicherheit, und digitale Situationsmodelle erlauben neue Beurteilungsformate. Zudem winkt das Versprechen, dass digital erfasste Bauteile beim Rückbau einfacher in die Kreislaufwirtschaft gelangen.

In den Wettbewerbsverfahren sind die Beteiligten jedoch auf unterschiedlichen Ebenen mit Herausforderungen konfrontiert: Die Begrifflichkeiten sind uneindeutig und Anforderungen teils nicht auf die Aufgabe zugeschnitten. Nicht zielgerichtet eingeforderte Daten generieren Aufwand, und das führt bei den Architektur büros zu Unmut. Auch die Prüfung neuer digitaler Werkzeuge und Berechnungstools braucht Zeit – bis anhin ist die Vergleichbarkeit der Tools nicht gegeben. Dazu kommen ungeklärte rechtliche Fragen wie zum Beispiel die Gewährleistung der Anonymität bei digitalen Verfahren.

Drei Digitalisierungsstufen

Während eines Jahres hat die Laborgruppe ‹ Digitaler Wettbewerb › aktuelle Fragestellungen kontrovers diskutiert und im interdisziplinären Team Aspekte zusammengetragen. Daraus bündelte sie Themen für die Workshops: Mehrwerte und Herausforderungen der Digitalisierung, zweckmässiger Digitalisierungsgrad und die Forderung nach Standards. Als Orientierungshilfe in einem unübersichtlichen Umfeld hat die Gruppe drei Digitalisierungsstufen für Wettbewerbe umrissen: Die Variante ‹ Mini › folgt einem herkömmlichen analogen Verfahren mit Plänen und Gipsmodell und wird durch BIM mit Flächen und Volumen ergänzt. ‹ Mini › lässt sich über die Variante ‹ Midi › bis hin zu ‹ Maxi › – gänzlich ohne physische Unterlagen und mit

Mitglieder Laborgruppe

‹ Digitaler Wettbewerb ›

Patric Barben, Claude Büechi, Simon Dilhas, Susanne Frohn, Katja Köder, Lars Kundert

Begleitung: Almut Fauser

einer Jurierung im digitalen Raum – ausbauen. Die Aufgabe bestimmt – je nach Gebäudetyp –, welche Variante sinnvoll ist. Die Arbeitsgruppe war sich einig, dass vorerst die Variante ‹ Mini › angestrebt werden solle, da sie in den meisten Fällen ausreiche. Einen klaren Mehrwert könne das Modell aber nur schaffen, wenn alle Daten vergleichbar erhoben würden.

Das Digitale als Ergänzung

An den Workshops nahmen Vertreter*innen von Bauherrschaften und Entwurfsbüros teil. Auch wenn es hinsichtlich der Einschätzung der Mehrwerte von Tools oder Verfahren unterschiedliche Ansichten gab, war der Wunsch nach mehr Klarheit bei allen vorhanden. Da Auslober*innen dazu tendieren, im Zweifelsfall lieber mehr einzufordern als nötig, ist die Beratung durch Verfahrensbegleiter*innen essenziell. Mehr Daten schaffen nur dann mehr Sicherheit, wenn sie vergleichbar sind und der Stufe der tatsächlichen Ausarbeitung entsprechen.

Digitale und analoge Verfahren werden sich auch in Zukunft ergänzen. Nicht immer ist klar, welches Vorgehen das bessere ist. Für Diskussion und Austausch bietet der analoge Raum nach wie vor den idealen Rahmen. Stand heute erscheinen digitale Architekturmodelle auf Stufe Wettbewerb als fehlgeleitete Versuche, atmosphärische Entscheidungen im digitalen Raum zu fällen. Nicht nur aufseiten der Architekt*innen, sondern auch technisch generieren diese Modelle bei der Beurteilung einen Mehraufwand. Die Arbeitsgruppe hält fest, dass solche Modelle – wie ander e ergänzende Leistungen auch – zus ätzlich entschädigt werden müssen.

Für die Laborgruppe ist die Diskussion nicht abgeschlossen. Sie wünscht sich eine ständige Gruppe, die nicht nur Standards schafft, sondern diese auch sich verändernden Anforderungen anpasst. →

Vorschläge der Laborgruppe ‹ Digitaler Wettbewerb ›

— Es braucht standardisierte Daten und neue Tools für gleichbleibend gute Projekte und Verfahren.

— In den Verfahren ist ein angemessener Digitalisierungsgrad zu definieren: Mini, Midi oder Maxi.

— Es sind einheitliche Modellierungsrichtlinien mit einem angemessenen Abgabeumfang für 3-D-Modelle zu definieren.

— Für zusätzliche Leistungen ( Varianten ‹ Midi › und ‹ Maxi › ) sind Zuschläge für eine angemessene Entschädigung zu definieren.

Themenheft von Hochparterre und Hochparterre Wettbewerbe, Mai 2024 Wettbewerbslabor 1 Wie digital darf es sein ? 15

« Mehrwerte für alle Beteiligten »

Die Laborgruppe ‹ Digitaler Wettb ewerb › wünscht sich klarere D efinitionen und versucht, mit standardisierten Daten und Verfahren für alle Beteiligten Vorteile aus den neuen Möglichkeiten herauszuholen.

Wie zeigt sich die Digitalisierung in eurer Berufspraxis ?

Patric Barben: Seit rund zehn Jahren wickeln wir in unserem Büro alle grösseren Ausführungsprojekte mit BIM ab. Im Wettbewerbswesen sind entsprechende Anforderungen erst in den letzten Jahren aufgekommen. Was ein BIM-Modell genau beinhalten soll, führt häufig zu Diskussionen. Die Gipsmodelle verschwinden zunehmend in den Verfahren, was wir bemängeln.

Lars Kundert: Der digitale Zwilling unserer Umwelt ist faszinierend, und mit digitalen Modellen lassen sich Varianten schnell in ein Situationsmodell einsetzen und im Kontext prüfen. Das bringt Vorteile. Immer mehr Bauherrschaften wünschen sich ein digitales Wettbewerbsverfahren. Es gilt genau zu klären, was damit gemeint ist.

Susanne Frohn: Digitale Verfahren bieten Chancen und Herausforderungen gleichermassen. Zu Beginn der CoronaPandemie hatten wir unsere digitale Feuertaufe. Das Verfahren war überraschend gut zu bewältigen, und die Qualität der Resultate war vergleichbar mit herkömmlichen Verfahren, wenn auch die virtuelle Jurierung und die Handhabung der digitalen Modelle herausfordernd waren.

Simon Dilhas: Der digitale Wandel ist auch ein emotionales Thema. Am Wettbewerbslabor sagte ein aufgebrachter Teilnehmer zu mir, dass niemand BIM im Wettbewerb benötige. Der digitale Wandel stellt Prozesse infrage und kann Rollen verändern, das kann verunsichern.

Katja Köder: Gute digitale Planungsgrundlagen sind ess enziell. Die am Wettbewerb teilnehmenden Architekturbüros sollen sich auf ihre Kernaufgabe, den Entwurf, konzentrieren können. Durch die Abgabe stufengerechter digitaler Modelle durch die Auslober*innen können wir Planungssicherheit schaffen und den Aufwand begrenzen. Für den digitalen Wettbewerb umreisst ihr die Varianten ‹ Mini ›, ‹ Midi › und ‹ Maxi ›. ‹ Mini › ist euer Favorit. Warum ?

Patric Barben: Oft werden auf Stufe Wettbewerb zu detailreiche Informationen gefordert. Die Projektdaten sollen phasengerecht in einer dienlichen Abstraktion erhoben werden, die eine Fokussierung auf das Wesentliche erlaubt. Die eigentliche Planung findet nach dem Wettbewerb im Dialog mit Bauherrschaft, Bevölkerung und Behörden

statt. Darum halten wir ‹ Mini › mit einer physischen Abgabe ergänzt durch ein digitales Volumen- und Nutzungsmodell in den allermeisten Fällen für die sinnvollste Variante.

Simon Dilhas: Mit ‹ Mini › werden weniger Daten erfasst, dafür die wesentlichen so sauber, dass sie ohne Mehraufwand weitergenutzt werden können. Für ein BIM-Modell auf Stufe Wettbewerb genügt ein konzeptionelles Raummodell. Mit den richtigen Daten lassen sich Varianten einfach und schnell prüfen, was für Bauherrschaften wegen der Kostensicherheit interessant ist. Ich bin auch für weniger Fleissarbeit.

Ausserdem fordert ihr Standards. Was meint ihr damit ?

Lars Kundert: Der Begriff BIM ist zu allgemein und lässt zu vieles offen. Das führt zu Diskussionen zwischen Bauherrschaften und Architekt*innen. Der Wortlaut ‹ informierte Modelle › macht klar, dass wir ausgewählte Informationen in ein Modell einspeisen müssen. So wie die SIA-Norm 416 Parameter definiert, gilt es nun, Flächen und Volumen für ein BIM-Modell exakt zu umschreiben, damit alle die Daten auf die gleiche Weise erheben.

Was ist mit den digitalen Architekturmodellen ?

Lars Kundert: Unsere Laborgruppe hat digitale Architekturmo delle auf Stufe Wettbewerb infrage gestellt.

Patric Barben: Solche Modelle sind für die Beurteilung eines Wettbewerbsprojekts nicht sinnvoll, und sie steigern den Aufwand unnötig. Es ist unklar, was die Jury betrachten wird. Werden digitale Modelle trotzdem gefordert, muss das in der Honorierung abgegolten werden.

Susanne Frohn: Für das Studium eines digitalen Architekturmo dells während einer Jurierung braucht es einen technischen Support, der durch das Modell führt. Eine freie Wahl der Blickwinkel durch die Jury ist nur bedingt möglich. Wann sind analoge, wann digitale Werkzeuge und Vorgehen sinnvoller ?

Susanne Frohn: Analoge und digitale Werkzeuge sind kein Widerspruch. Wir sollten die Mittel je nach Aufgabe wählen. Jurierungen im selben physischen Raum erleichtern den Austausch nach wie vor, die simultane Betrachtung ist bei komplexeren Beurteilungsthemen gewinnbringend. Das funktioniert mit klassischen Plänen und Modellen gut.

Themenheft von Hochparterre und Hochparterre Wettbewerbe, Mai 2024 Wettbewerbslabor 1 Wie digital darf es sein ? 16

Patric Barben: Wir nutzen die digitalen Möglichkeiten als Erweiterung und Ergänzung zu den analogen Werkzeugen. Zu Beginn eines jeden Entwurfs steht die gemeinsame Auseinandersetzung am Gipsmodell im Zentrum. Das anfänglich Ungenaue und die Abstraktion sind wichtig, um sich an Lösungen heranzutasten. Wie verändert die Digitalisierung die Arbeit der Planer*innen ?

Lars Kundert: Durch die neuen Fragestellungen in den Verfahren sind Spezialist*innen in der Planung vermehrt gefragt. Gerade wenn es um Nachhaltigkeit geht, sind die Fragestellungen komplex, und man muss genau hinschauen, was wirklich etwas bringt, um zum Beispiel CO2 zu reduzieren.

Katja Köder: Es gibt laufend neue Tools, eben etwa zum Nachweis der Nachhaltigkeit. Welche dieser Werkzeuge sich bewähren, muss sich erst noch zeigen.

Simon Dilhas: Bevor Büros neue Programme kaufen, sollten sie die vorhandenen besser nutzen. Mit den gängigen CADund BIM-Programmen lassen sich die nötigen Daten für ein BIM-Modell generieren. Für die Architekturbüros wird es essenziell, ihre konzeptionellen Leistungen gut zu verkaufen. Die frühen Phasen der Planung werden wichtiger.

Patric Barben: Der Architekturwettbewerb ist ein gutes Instrument, keine Frage. Es sind die Hilfsmittel, die sich verändern und die noch verbessert werden können. Mir ist es wichtig, mögliche Tools einschätzen zu können und zu wissen, wie und wo sie sinnvoll eingesetzt werden können.

Grosse Chancen der digitalen Möglichkeiten sehe ich in Bezug auf die Beurteilung der Nachhaltigkeit und für die Kreislaufwirtschaft. Wenn wir Bauteile digital erfassen, werden die Projekte zu potenziellen Bauteillagern. Die Frage ist, wo und wie wir diese Daten zugänglich machen. Was nehmt ihr aus der Laborgruppe mit ?

Patric Barben: Wir engagieren uns für klare Begrifflichkeiten und phasengerechte Standards für alle Beteiligten. Zudem gibt es Überschneidungen zu den Themen der anderen beiden Laborgruppen. Der steigende Aufwand ist keine direkte Folge der Digitalisierung, sondern resultiert aus unklar formulierten Anforderungen und zu detailreichen Abgaben, um vermeintlich mehr Planungssicherheit zu erlangen.

Susanne Frohn: Wenn wir die Mittel der Digitalisierung bewusst einsetzen und gestalten, bieten sie grosse Vorteile und Chancen. Es war ein interessanter Lernprozess, in dieser Laborsituation darüber nachzudenken. Der Kern unserer Arbeit bleibt derselbe, unabhängig von den Mitteln: die verantwortungsvolle Rolle der Verfahrensbegleitung.

Lars Kundert: Es geht uns nicht darum, die Digitalisierung im Wettbewerb infrage zu stellen. Um unsere Bauherrschaften gut beraten zu können, wollen wir die Prozesse mitsamt ihren Herausforderungen, mit denen wir konfrontiert sind, verstehen. In Zukunft wird jeder Wettbewerb sowohl digital als auch analog sein.

Katja Köder: Die Digitalisierung gehört neben den Klimazielen zu den grossen Themen der kommenden Jahre. Wenn wir uns besser erklären und Standards setzen wie unseren Vorschlag ‹ Mini ›, dann nehmen wir BIM im Wettbewerb die abschreckende Wirkung und schaffen Mehrwerte für alle Beteiligten.

Simon Dilhas: Der Austausch in der Gruppe ist wichtig, und darum war das Wettbewerbslabor wertvoll. Ich beobachte ein Perfektionsstreben im Umgang mit digitalen Mitteln. Es ist aber viel wichtiger, ins Tun zu kommen und auch Fehler zu machen, damit wir weiterkommen. ●

Patric Barben

Der Architekt ist Partner bei

Giuliani Hönger Architekten mit rund 40 Angestellten.

Simon Dilhas

Der Architekt ist Mitinhaber von Abstract BIM, einem Unternehmen, das auf BIM-Lösungen spezialisiert ist. Er wurde online befragt.

Susanne Frohn

Die Architektin ist Mitglied der Geschäftsleitung bei Planpartner. Ein Schwerpunkt des Büros ist die Durchführung von Wettbewerben.

Katja Köder

Die Architektin ist Partnerin beim Beratungsunternehmen KOS

PartnerInnen. Sie begleitet häufig Wettbewerbsverfahren.

Lars Kundert

Der Architekt ist Partner und Mitglied der Geschäftsleitung bei Planpartner.

Ein Schwerpunkt des Büros ist die Durchführung von Wettbewerben.

Themenheft von Hochparterre und Hochparterre Wettbewerbe, Mai 2024 Wettbewerbslabor 1 Wie digital darf es sein ? 17

arbeitim Wettbewerb

Themenheft von Hochparterre und Hochparterre Wettbewerbe, Mai 2024 Wettbewerbslabor 1 Zusammenarbeit im Wettbewerb 18
Zusammen

Das Wettbewerbslabor 2025 setzt auf das Thema ‹ Zusammenarbeit ›.

Eine Absichtserklärung.

Text: Tamino Kuny

Das erste Wettbewerbslabor lässt keine einheitliche Synthese zu. Dafür waren die Vorschläge der Laborgruppen zu unterschiedlich – und sie stiessen auf teils heftigen Widerstand. Fest steht ab er: Es besteht weiterhin Diskussionsbedarf. ‹ Der Wettbewerb › ist keine abgeschlossene Sache, sondern er braucht stetige Veränderung und Anpassung. Während die Laborgruppen nun weiterarbeiten und nach Möglichkeiten suchen, ihre Vorschläge in der Praxis zu erproben, bereiten Hochparterre und die Stiftung Forschung Planungswettbewerbe das Wettbewerbslabor 2025 vor.

Wie soll sich das Format weiterentwickeln ? Welcher Themen soll sich das nächste Labor annehmen ? Um Antworten auf diese Fragen zu finden, lohnt sich ein Blick über die Fachpresse hinaus. Im Februar sind im ‹ Tage sAnzeiger › zwei Artikel in S erie erschienen, die den Wettbewerb als Teil der Architekturproduktion kritisch beleuchten. Im ersten Artikel stand die Dynamik in Jurys im Vordergrund: Wer bestimmt die Diskussion ? Wer b eansprucht wie viel Redezeit ? Wer nimmt welche Rolle ein ? Kurz: Wer entscheidet darüber, wer gewinnt und wer verliert ? Im zweiten Artikel kamen junge Architekt*innen zu Wort. Sie kritisierten die vielen Arbeitsstunden, die bei Wettbewerbsteilnahmen unbezahlt verpuffen. Nachdenklich stimmten Aussagen der ( Non- )Swiss Architects, eines Kollektivs von Architekturschaffenden mit Migrationshintergrund und Schweizer Verbündeten. Ihre Wortwahl fiel drastisch aus – von « ökonomischem Suizid » war gar die Rede. Sie zeichneten ein ausbeuterisches Bild des Systems Wettbewerb. Und trotzdem: In der Schweiz hätten dank des Wettbewerbs auch junge Architekt*innen eine Chance.

Zeit für eine Absichtserklärung

Diese Erfahrungsberichte und Wahrnehmungen erzeugen ein Hintergrundrauschen, vor dem das nächste Wettbewerbslabor bestehen muss. In der Auseinandersetzung mit dem Architekturwettbewerb wollen wir keine blosse Fachdiskussion führen, sondern diese konstant auf ihre gesellschaftliche Relevanz und Notwendigkeit hin prüfen.

Ziel des ersten Wettbewerbslabors war es, die verschiedensten Akteur*innen anzusprechen und in einem Raum zu versammeln, um die dringenden Themen aus mehreren Richtungen gleichzeitig anzugehen. Dieses Ziel haben wir erreicht. Es waren Architekt*innen, Wettbewerbsorganisator*innen, öffentliche Bauherrschaften sowie Beteiligte aus unterschiedlichen Disziplinen anwesend. Im Speziellen sei die Präsenz von Landschaftsarchitekt*innen erwähnt. Eine Exponentin forderte am Labortag die stärkere Einbindung der Landschaftsarchitektur in die Konzeption und Aufgabenstellung von Wettbewerben, gerade in Zeiten der Klimakatastrophe.

Akteur*innen vernetzen

Die Anwesenheit von verschiedenen Akteur*innen erlaubte einen zeitweiligen Rollentausch in den Workshops: Wie würde ich als Bauherrschaft agieren ? Welchen Arbeitsaufwand lösen meine Anforderungen bei den teilnehmenden Büros aus ? Und, spekulativ: Wie würde sich meine Arbeit beispielsweise verändern, wenn ich statt eines Raumprogramms ein CO2-Budget und ein Anforderungsprofil vorgeben respektive bearbeiten müsste ? Dies er Rollentausch und die Vernetzung der unterschiedlichen Perspektiven sind Mehrwerte des Wettbewerbslabors, denen wir Sorge tragen möchten. Der Austausch untereinander, das Zuhören und Gehörtwerden sollen weiterhin im Zentrum des Labors stehen.

Wenn wir darüber sprechen, wer anwesend war, müssen wir auch darüber sprechen, wer abwesend war. Es kamen weniger junge Architekturschaffende als erhofft. Von ( selbst- ) ausbeuteris chen Arbeitsbedingungen, die es im Wettbewerbswesen zweifellos gibt, haben wir wenig gehört. Untervertreten war auch die Perspektive von privaten Bauherrschaften. Wir beabsichtigen, diese Sichtweisen im nächsten Wettbewerbslabor zu integrieren. Es soll sich nicht ein Grossteil der Anwesenden einig sein, dass der Wettbewerb ein fast schon heiliges Gut sei, das keiner Veränderung bedürfe. Das Format des Labors setzt →

Das Wettbewerbslabor …

— … vernetzt verschiedene Akteur*innen.

— … setzt auf Zusammenarbeit.

— … wagt Experimente in der Praxis.

— … nutzt kollektives Wissen und macht dieses frei zugänglich.

— … setzt die Bereitschaft zur Veränderung voraus.

Themenheft von Hochparterre und Hochparterre Wettbewerbe, Mai 2024 Wettbewerbslabor 1 Zusammenarbeit im Wettbewerb 19

die Bereitschaft zum Experiment voraus. Wir möchten deshalb in den Arbeitsgruppen gezielt mehr junge Menschen und mehr Disziplinen einbinden und auch private Bauherrschaften mit an Bord holen.

Auf Zusammenarbeit setzen

Das Wettbewerbslabor ist nicht der einzige Ort, an dem Überlegungen zur Zukunft des Wettbewerbs angestellt werden. In einer online veröffentlichten, kollektiv verfassten Positionierung regen die Büros Denkstatt und In Situ Eigentümer*innen und Politik dazu an, « eine neue ko operative Wettbewerbskultur zu fördern, die weniger auf Konkurrenz der Teams als auf Kooperation, Wissensaustausch, Dialog und Varianz setzt ». Die Verschwendung intellektueller Ressourcen und die Frustration durch Konkurrenzverfahren könnten wir uns « schlicht nicht mehr leisten ». Tatsächlich stellt sich angesichts der Klimakrise und der von Kriegen und Konflikten geprägten globalen Schieflage die Frage, inwiefern das Konkurrenzdenken sogar für diese verantwortlich ist.

Die Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten, wie wir zu Erkenntnissen und Ideen kommen, wie wir diese besprechen, einen Konsens finden oder sie verwerfen, ist für das Ergebnis entscheidend. Das wissen alle, die je einen Wettbewerb ausgeschrieben, an einem teilgenommen oder einen juriert haben. Es geht darum, gesellschaftliche Kompetenz zu trainieren: « Unsere Kolleg*innen der Planungsund Gestaltungsdisziplinen wollen wir ermutigen, interdisziplinäre Teamkulturen für transdisziplinäre Aufgaben zu trainieren, die über die üblichen Wettbewerbsteams hinaus eine agile Zusammenarbeit praktizieren », heisst es in der Kollektivschrift.

Was kann beispielsweise eine Jury von den Teilnehmer*innen lernen ? Wie lernt sie dazu ? Wie fliesst das Wissen aus verschiedenen Disziplinen in einen Wettbewerb ein ? Und wie gestaltet sich ihre Zusammenarbeit ? Könnten die Teams, die an einem Wettbewerb teilnehmen, die Grundlagenarbeit im Kollektiv erbringen ? Könnten sie ein gemeinsames Wissen über den Ort anlegen, das nicht erst bei der Wettbewerbsausstellung sichtbar wird ? Wie müss-

ten solche Verfahren angelegt sein ? « Ko operation statt Konkurrenz » ist nicht nur einer der Impulse, die Denkstatt und In Situ für eine dringend notwendige Umbaukultur zur Diskussion stellen, sondern auch unser Anspruch. Wir haben entschieden, in die gleiche Richtung zu arbeiten und das nächste Wettbewerbslabor unter das Thema ‹ Zus ammenarbeit › zu stellen. Wir be absichtigen ausserdem, den Workshops mehr Zeit einzuräumen, um das kollektiv versammelte Wissen maximal zu nutzen.

Experimente in der Praxis wagen

Der Wettbewerb ist das Feld der angewandten Forschung der Architektur und nicht nur Beschaffungswerkzeug. Wo, wenn nicht hier, sind Experimente möglich ? Erklärtes Ziel des Wettbewerbslabors ist es, die Vorschläge der drei Arbeitsgruppen in realen Verfahren zu testen. Wir brauchen also experimentierfreudige Bauherrschaften, die dazu bereit sind. Die Vorschläge lassen sich innerhalb der geltenden Wettbewerbsordnung durchführen. Auf den ersten Blick scheint etwa die Gruppe ‹ Klimakrise und Wettbewerb › eine radikale Veränderung vorzuschlagen. Doch das Verfahren bleibt prozessual gleich – nur die Ausgangslage ist radikal anders. Bauwillige, meldet euch –bei allen Gruppen !

Die Nähe zur geltenden Praxis ist für eine schnelle Umsetzung wichtig, eine zwingende Voraussetzung für zukünftige Arbeitsgruppen ist sie aber nicht. Gut möglich, dass das Thema ‹ Zusammenarb eit › an Selb stverständlichkeiten des heutigen Wettbewerbswesens kratzen wird. Wem gehört eine Idee ? Dem G ewinnerteam allein oder all jenen, die ihren Teil dazu beigetragen haben, im Kollektiv ? Welche Rolle spielen die Nicht-Rangierten und die leer ausgegangenen Projekte, die einer Jury als Vergleich gedient haben ? Was ist deren Arbeit wert ?

Wir sind überzeugt: Auch das nächste Wettbewerbslabor am 5. September 2025 wird Vorschläge hervorbringen, die es sich auszuprobieren lohnt. Dabei möchten wir unsere Rolle als Plattform wahrnehmen und Arbeitsgruppen und Bauherrschaften zusammenbringen. Aus Wissen soll Handeln werden. Bis zum nächsten Wettbewerbslabor ! ●

Das nächste Wettbewerbslabor zum Thema ‹ Zusammenarbeit › findet am 5. Septemb er 2025 statt. Möchtest du mitarbeiten ? Anmeldung üb er: wettbewerbslabor.ch

Themenheft von Hochparterre und Hochparterre Wettbewerbe, Mai 2024 Wettbewerbslabor 1 Zusammenarbeit im Wettbewerb 20

Das

Wettbewerbslabor fordert

Das Schweizer Wettbewerbswesen ist tief in der Planer*innen-DNA des Landes verankert. Darf man den Wettbewerb infrage stellen ? Man muss so gar.

Das Ziel des Wettbewerbslabors besteht darin, zusammen zu diskutieren, zu analysieren, kritisch zu bewerten, Schwachpunkte aufzudecken und Lösungsstrategien zu entwickeln – alles im Dienste des Wettbewerbs. Am Wettbewerbslabor 2023 hat der Dialog stattgefunden. Nun gilt es, die Vorschläge in die Tat umzusetzen. Wir sehen folgenden Handlungsbedarf:

Wir erkennen die Notwendigkeit der kontinuierlichen Weiterentwicklung des Wettbewerbs an. Wir wollen uns mit gesellschaftlichen und fachlichen Themen auseinandersetzen, die sich auf die gebaute Umwelt und somit auf das Wettbewerbswesen auswirken, und den Wettbewerb laufend überprüfen.

Bei der Weiterentwicklung des Wettbewerbs sind alle relevanten Akteur*innen einzubinden: Planer*innen, öffentliche und private Auslober*innen, Expert*innen, aktive und potenzielle Jurymitglieder, Verfahrensbegleiter*innen und Fachverbände.

Bei der Bearbeitung von Wettbewerbsbeiträgen muss der Fokus verstärkt auf der Entwicklung von Konzeptlösungen liegen. Es ist entscheidend, die Fragestellungen auf das Wesentliche zu reduzieren und die heutige Komplexität der meist übertriebenen Anforderungen und Erwartungen erheblich zu verringern.

Bestehende Standards müssen erweitert oder für relevante neue Themen entwickelt werden, etwa ein Standard für digitale Verfahren oder für Klimaziele. Auslober*innen sind aufgefordert, den Wettbewerb als Werkzeug für innovative Lösungen zu nutzen. Das erfordert den Mut, neue Verfahren zu testen, einen breiteren Rahmen für Lösungen zuzulassen und das Ergebnis zu verteidigen. Wir laden Auslober*innen ein, konkrete Empfehlungen aus den Laborgruppen zu testen und ihre Erfahrungen am Wettbewerbslabor 2025 zu teilen.

Eine berechtigte Kritik am ersten Labor war, dass wir zu wenig Verbindlichkeit geschaffen, zu wenig Konkretes erreicht haben. Also wie weiter ? Am Wettbewerbslabor 2025 wollen wir handfestere Resultate vorweisen. Damit wir die fünf oben formulierten Punkte einlösen können, sollten wir in jeder Verfahrensphase und in jeder Rolle – als Teilnehmer*in, Expert*in, Juror*in, Verfahrensbegleiter*in, Auslober*in – in voller Verantwortung handeln. Diese Verantwortung müssen wir als Antrieb für Neuerungen nutzen, und zwar in jedem einzelnen Verfahren. Almut Fauser ist Geschäftsleiterin der Stiftung Forschung Planungswettbewerbe und organisiert gemeinsam mit Ivo Bösch und Tamino Kuny das Wettbewerbslabor. ●

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TRAMAO

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LICHT TRIFFT AKUSTIK: DIE SCHALLABSORBIERENDE LEUCHTE | ZUMTOBEL.COM/TRAMAO

Erster klimaneutraler Leichtbackstein

Mit dem wärmedämmenden Einsteinmauerwerk Porotherm kann in wenigen Arbeitsschritten ein Gebäude nach modernsten Anforderungen realisiert werden. Die Steine übernehmen alle nötigen Funktionen in der einschaligen Aussenwand: Tragen, Dämmen und Schützen. Das monolithische Mauerwerk hat Masse und Körper, die das Wesen des Gebäudes prägen.

Themenheft von Hochparterre, Monat 2024 Hefttitel Titel 23
porotherm.zz-ag.ch

Drei Gruppen prägten den ersten Kongress zum Planungswettbewerb. Es brauche eine radikal andere Ausgangslage, davon ist die Arbeitsgruppe ‹ Klimakrise und Wettbewerb › überzeugt. Die Laborgruppe ‹ Steigender Aufwand › will die Verfahren entschlacken und schlägt den einfachen Wettbewerb vor. Und die Digitalisierung ist noch unübersichtlich und sorgt für Unmut. Darum will diese Gruppe neue Standards für Wettbewerbe setzen. Der vorliegende Laborbericht fragt nach, blickt auf das Wettbewerbslabor zurück und wagt einen Ausblick.

Teilnehmer*innen

Wettbewerbslabor 2023

Beat Aeberhard, Patrick Alexander, Stefan Amann, Marcel Angele, Sibylle Aubort

Raderschall, Jennifer Bader, Patric Barben, Marco Barberini, Philippe Luc Barman, Dimitri Bartholdi, Fred Baumeyer, Carsten Becker, Volker Bienert, Christoph Bieri, Simone Blum, Dimitri Bohl, Lelia Bollinger, Michael Boogman, Ivo Bösch, Christina Bronowski, Heinz Brügger, Kaspar Brütsch, Claude Büechi, Rachelle Carroz, Katinka Corts, Franz Damm, Gion Darms, Irina Davidovici, Diane Dehoff, Simon Dilhas, Erol Doguoglu, Raisa Durandi, Anita Emele, Daniel Enzensberger, Alain Ettlin, Barbara Evangelisti, Almut Fauser, Dominic Fierz, Kerstin Fleischer, Nadja Frei, Mark Frey, Susanne Frohn, Stefan Fuchs, Gabriele Gaiser, Andreas Galmarini, Roman Giuliani, Reto Gmür, Lydia Gonthier, Roger Gort, Kati Grzybowski, Alexandra Gübeli, Annette Helle, Nikolaus Hellmayr, Leonie Heusser, Roderick Hönig, Jeremy Hoskyn, Jasmin Hurter, Nicole

Inauen, Michael Jung, Nilufar Kahnemouyi, Urs Kamber, Mathias Kampmann, Peter Kaufmann, Guy Keller, Philippe Koch, Katja Köder, Ruedi Koechlin, Andreas

Kohne, Françoise Krattinger, Christiane

Krause, Florian Kühne, Lars Kundert, Daniel Kündig, Joos Kündig, Tamino Kuny, Emmanuel Laux, Rhea Lesniak, Bastian

Leu, Christoph Leuenberger, Stefanie

Liebisch, Laurindo Lietha, Tobias Lüscher, Tabea Marfurt, Sebastian Mävers, Michelle Meier, Claudio Meletta, Dani Ménard, Ursula Müller, Simon Nussbaumer, Severin Odermatt, Magdalena Osiniak, Baris Ekin Özdil, Pedro Pena, Katrin Pfäffli, Annina Pfenninger, Thomas Pfluger, Gregor

Piontek, Michaela Pöschik, Pascal Posset, Hosna Pourhashemi, Gabriela Projer, Tivadar Puskas, Esther Righetti, Wolfgang Rossbauer, Raphael Rudin, Leonardo Ruvutuso, Monique Santner, Heinrich Sauter, Philipp Schallnau, Caspar Schärer, Ragnar Scherrer, Martin Schmid, Kathrin Schnellmann, Sarah Schranz, Patrick Schrepfer, Annick Schrimer, Dominic Schuppli, Benjamin Schütz, Nicolas Schwabe, Gerry Schwyter, André Signer, Sarah Sobeck-Schlossbauer, Basil Stadelmann, Christine Steiner Bächi, Bojan Stevanovic, Miroslav Stojanovic, Adrian Streich, Larissa Strub, Markus Telser, Mischa Trnka, Denise Ulrich, Pablo Valsangiacomo, Bettine Volk, Michael Volken, Jean-Luc von Aarburg, Armin

Vonwil, Christian Wäckerlin, Monika Walther, Daniel Weiss, Andreas Weiz, Konradin

Winzeler, Tim Wirth, Luisa Wittgen, René Zemp, Stanimir Zhelyazkov, Marlis Zwinggi

by Stiftung Forschung Planungswettbewerbe

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