Klimaspuren

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Themenheft von Hochparterre, Mai 2021

Klimaspuren Zu Fuss von Ilanz nach Genf: Eine Wanderung für alle vom 1. Juni bis zum 12. Juli mit fünfzig Ortsterminen gegen die Klimakatastrophe.

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Editorial

Von Ilanz nach Genf: Wer wandert mit ?

Inhalt

3 Auf Klimaspuren zu Netto-Null Eine politische Wanderung quer durch die Schweiz.

6 Von Ilanz nach Fischingen Von der ersten Stadt am Rhein über St. Gallen zu den Benediktinern.

8 Von Fischingen nach Solothurn Vom Thurgau über den Paradeplatz kreuz und quer durchs Mittelland.

10 Von Solothurn nach Yverdon Über den Bundesplatz durchs Seeland und den Jura in die Romandie.

12 Von Yverdon nach Genf Nach 700 Kilometern Fussreise der Sprung in den Lac Léman.

14 Netto-Null, net zéro, netto zero Fünfzehn Gründe zum Mitwandern.

Viele Jahre waren die Spuren des Klimawandels unsichtbar. Wissenschaftler und Forscherinnen massen zwar einen steigenden CO -Anteil in der Atmosphäre und warn² ten, dass das nicht gut komme. Nur wenige aber hörten ihnen zu. Die meisten dachten: « Ach, herrjemine. » Das ist heute radikal anders. Die Folgen des Klimawandels sind sichtbar, spürbar, hörbar. Sie verändern Landschaften und Siedlungen, sie bestimmen politische und gesellschaftliche Agenden, sie zeigen die Konturen der werdenden Verwüstung. Sie eröffnen aber auch Spielräume, denn die Menschen lassen sich ja nicht einfach alles bieten, was der menschengemachte Klimawandel anrichtet. Sie unternehmen etwas. Klimaspuren sehen, hören und begreifen – das ist die Idee von Köbi Gantenbein, Dominik Siegrist, Zoe Stadler und Lucie Wiget. Neben der Neugierde und dem politischen Tatendrang verbindet sie die Freude am Wandern und Spazieren. Und so richten sie Klima­spuren als sechswöchige Wanderung ein. Sie beginnt am 1. Juni in Ilanz, führt dem Alpenrhein entlang nach St. Gallen, dann durch das Mittelland an den Jura­süd­fuss, schliesslich hinunter zum Lac Léman und erreicht am 12. Juli Genf. Dabei bleibt viel Zeit und Musse, um zu schauen, zu sehen, zu notieren, zu dokumentieren. Unterwegs gibt es gut fünfzig Ortstermine: Klimaspuren besucht Landwirte, Politikerinnen, Architekten, Forscherinnen, Philosophen, Unternehmerinnen, Gemeindepräsidenten und junge und alte Widerstandskämpferinnen. Sie protestieren, sie denken nach, sie forschen und sie zeigen praktische und politische Wege. Klimaspuren ist denn auch ein werdendes Netz: Rings um die OST Ostschweizer Fachhochschule, Hochparterre, die Alpen-Initiative, SAC und Greenpeace sind schon drei Dutzend Organisationen mit Wissen, Können und Geldgaben mit von der Partie. Dieses Heft ist das Programmheft. Denn eingeladen sind alle Neugierigen und erst recht alle Wanderlustigen. Die Illustrationen von Madlaina Janett und die Grafik von David Bühler zeigen das Temperament von Klimaspuren. Es ist zwar fünf vor zwölf und ernst, aber wir werden lustvoll, sinnlich und vergnügt unterwegs sein – auf die denkbar klimafreundlichste Weise: zu Fuss. Wer eine Etappe oder mehrere mitwandern möchte, meldet sich auf klimaspuren.ch an. Für Übernachtung, Verpflegung und eine milde Gabe an die Kosten sorgt jeder und jede selbst ; für den richtigen Weg, Unterhaltung und Belehrung sorgt Klimaspuren.  Köbi Gantenbein

Impressum Verein Klimaspuren, Ausstellungsstrasse 25, CH-8005 Zürich, Telefon + 41 44 444 28 60, www.klimaspuren.ch, info @ klimaspuren.ch Konzept und Redaktion  Köbi Gantenbein, Dominik Siegrist, Zoe Stadler, Lucie Wiget  Illustration und Grafik  Madlaina Janett & David Bühler, www.buehlerjanett.ch Art Direction und Layout  Antje Reineck  Produktion  Linda Malzacher  Korrektorat  Marion Elmer, Elisabeth Sele  Lithografie  Team media, Gurtnellen  Druck  Stämpfli AG, Bern Herausgeber  Verein Klimaspuren Bestellen  info @ klimaspuren.ch, Fr. 15.—, € 12.—

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Auf Klimaspuren zu Netto-Null Eine öffentliche Wanderung von Ilanz nach Genf protestiert gegen die Zerstörung des Klimas und zeigt Schäden des Klimawandels und Spielräume für ein anderes Wirtschaften und Leben auf. Text: Köbi Gantenbein, Dominik Siegrist und Zoe Stadler

Hitzesommer 2018. Der Regen bleibt aus, die Flüsse werden zu trockenen Rinnsalen, die Wiesen und Felder der Bauern verdorren. In den Städten ist es bei diesen Temperaturen kaum auszuhalten. Plötzlich ist der Klimawandel wieder ein Thema und bereitet vielen Menschen Sorge. Es ist einer dieser heissen Sommertage, als Zoe Stadler und Dominik Siegrist in Köbi Gantenbeins Garten zu Tisch sitzen. Er wohnt in einem alten Bauernhaus im Weinbaudorf Fläsch in der Bündner Herrschaft. Wir beginnen mit Salat aus dem Garten und trinken Herrschäftler Chardonnay. « Was können wir tun gegen den Klimawandel, konkret und praktisch ? Lasst uns das Schöne mit dem Nützlichen verbinden. Planen wir eine Klimawanderung quer durch die Schweiz. Wir besuchen Menschen und Projekte, die Spielräume und Möglichkeiten für den Klimaschutz nutzen. Und wir demonstrieren, wo die Unvernunft das Klima malträtiert. » Wir nehmen noch ein Glas und stossen auf den Verein Klimaspuren an, er wird die Basis für unser Projekt. Klimaspuren ist ein Netzwerk Während sechs Wochen 700 Kilometer quer durch das ganze Land, Tag für Tag das Klimathema erwandern, persönliche erneuerbare Energie mit den eigenen Füssen und allen Sinnen erleben, spannende Initiativen und engagierte Menschen kennenlernen. Einfach, ursprünglich und umweltfreundlich. Ausgerüstet mit Wanderschuhen, Schreibzeug, Kamera und Tablet, das Erlebte in Wort und Bild festhaltend, berichtend, kommentierend. Es ist die Methode ‹ Transalpedes ›, wie sie Dominik auf seinen Alpendurchquerungen erfahren hat, letztmals 2017 mit dem Projekt ‹ Whatsalp ›. Unterwegs sein und sich vor Ort mit Aktivistinnen, Fachleuten und Politikerinnen treffen. Geplant sind rund fünfzig Ortstermine mit Institutionen und Initiativen wie Valendas Impuls oder Cipra International, der Land-

wirtschaftsschule Plantahof oder der Zeitschrift ‹ Neue Wege ›, der Solargenossenschaft Liechtenstein oder Senn St. Gallen, dem Klimastreik, dem Kulturpark Zürich oder dem Schweizer Alpen-Club. Das alles gemeinsam mit der Alpen-­Initiative, Greenpeace, der OST Ostschweizer Fachhochschule und Hochparterre, Klimaspurens hauptsächlichen Partnerinnen. Kurz: Klimaspuren ist ein Netzwerk. Klimaspuren ist eine Radiowanderung Im Garten in Fläsch kommen nun rote, gelbe und grüne Peperoni, gegart in Olivenöl mit Mandeln, auf den langen Holztisch. Zoe öffnet den Blauburgunder. Köbi und Dominik erklären der eine Generation Jüngeren die ‹ Radiowanderung ›. Von 1961 bis 2002 waren sonntags jeweils Hunderte Wandervögel mit Radio Beromünster unterwegs. Auch wir laden Neugierige ein, mit uns zu wandern, sei es für einen oder für mehrere Tage. Sie kommen und gehen, sie sorgen selbst für ihr Picknick und ihre Herberge. An den Veranstaltungen und Ortsterminen stellen sie kritische Fragen und loben, bringen gute Argumente ein und tragen so die Debatten über das Für und Wider im Klimaschutz mit. Sie sind eine Volkshochschule in Wanderschuhen und tragen das Gesehene und Gehörte hinaus in die Städte und Dörfer, damit die Menschen dort erfahren, was für den Klimaschutz geschieht und was dringend zu tun ist: kulturell, wissenschaftlich, technisch und politisch. Klimaspuren will keine Klimanot Nun bringt der Koch Auberginen mit Tomaten, überbacken mit Schafskäse. Wir werden wandern, vergnügt sein und heiter in allen Sinnen. Das Klimaproblem aber wird dringlicher: Die Polkappen schmelzen ab und destabilisieren das Weltklima, der Meeresspiegel steigt an und gefährdet die Küstenregionen, die zunehmende Dürre →

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→ in den afrikanischen Steppen zwingt Millionen Menschen auf die Flucht, die Wälder in Amazonien, Australien und Kalifornien brennen. Auch in der Schweiz droht es, unerträglich heiss zu werden, fegen immer mehr Stürme übers Land und könnten Berggebiete unbewohnbar werden. Wenn die Entwicklung so weitergeht, wird das globale CO -Budget innert zehn Jahren aufgebraucht sein. Es ² wird dann nicht mehr möglich sein, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen, und wir riskieren einen globalen Temperaturanstieg von zwei bis deutlich mehr als vier Grad – etwa in der Schweiz, wo die Erwärmung erheblich stärker ist als im globalen Durchschnitt. Das Klimaproblem ist der Wissenschaft und der interessierten Öffentlichkeit schon lange bekannt. Erste präzise Messungen des CO -Anstiegs in der Atmosphäre wer² den bereits in den 1950er-Jahren publik. 1970 erscheint der Bericht des Club of Rome und zeigt die globalen Grenzen des Wachstums auf. 1992 unterschreiben 172 Staaten an der Uno-Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro die Agenda 21 und die erste Klimarahmenkonvention. 1997 folgt das Kyoto-Protokoll, mit dem die Industriestaaten sich dazu verpflichten, ihren Treibhausgas-Ausstoss deutlich zu senken. Parallel zu diesen zwischenstaatlichen Bemühungen engagieren sich über Jahrzehnte überall auf der Welt Aktivistinnen, Wissenschaftler, Umweltschutzorganisationen und Journalistinnen. Immer wieder warnen sie vor dem Klimakollaps. 2015 unterzeichnen 195 Staaten das Pariser Klimaübereinkommen und verständigen sich auf das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Die im Weltklimarat versammelten Forscherinnen und Forscher versuchen klarzumachen, dass dieses Ziel nur mit raschen und einschneidenden Massnahmen zu erreichen ist. Doch auf der politischen Ebene passiert wenig. Erst als sich im Spätsommer 2018 die internationale Bewegung ‹ Fridays for F ­ uture › formiert, beginnt sich die Situation zu ändern. Klimaspuren fordert Netto-Null 2030 Schliesslich verspeisen wir die letzten Erdbeeren der Saison und Zwetschgen vom Baum, unter dem wir sitzen. Auch in der Schweiz haben die Klimastreiks der Schülerinnen und Schüler begonnen, die Schlagzeilen zu prägen. Am 28. September 2019 versammeln sich in Bern hunderttausend Klimabewegte zur grössten Umweltdemonstration der Schweizer Geschichte. Bundesbern aber reagiert zögerlich. Zunächst versenkt das Parlament den Entwurf des CO -Gesetzes. Den einen geht er zu weit, den anderen ² zu wenig weit. Derweil beschliesst der Bundesrat, dass er die CO -Emissionen in der Schweiz bis 2050 auf net² to null senken will. Die Gletscher-Initiative verlangt, dass das Netto-Null-Ziel möglichst rasch angegangen werden muss. Auch der Klimabewegung, vielen Städten, Gemeinden und Unternehmen geht das alles viel zu langsam. Sie haben den Klimanotstand ausgerufen und fordern Klima­

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neutralität bereits für 2030 oder 2040, damit das Klimaziel erreicht werden kann. Erneuerbare Gebäudeenergie und CO -freie Mobilität sind die wirksamsten Hebel im In² land. Zudem muss die Schweiz ihr klimaschädliches Engagement im Ausland beenden: die immensen Investitionen des Finanzplatzes in Öl, Gas und Kohle. Ein weiteres Problem ist die grosse Menge an Konsumgütern, die in der Schweiz verbraucht wird, deren CO -Emissionen jedoch ² bei der Produktion im Ausland anfallen. Hinzu kommen die Treibhausgase Methan und Lachgas aus der Landwirtschaft mit Tierhaltung. Finanzwelt, Bau, Mobilität, Landwirtschaft, Konsum – in all diesen Bereichen geht es darum, die Treibhausgas-­ Emissionen rasch auf netto null zu senken. Strukturen müssen grundlegend reformiert werden, nötig ist es aber auch, den eigenen Lebensstil klimaschön zu machen: weniger Fleisch, Flüge, Kleider, Schuhe, Computer, Autofahren – weniger von allem. Unterdessen arbeitet das Parlament einen neuen Vorschlag für das CO -Gesetz aus. Am ² 13. Juni stimmen die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger darüber ab. Klimaspuren macht an diesem Tag Station in Wetzikon und lässt – hoffentlich – ein Abstimmungsfest steigen. Klimaspuren ist eine kollektive Reportage Wir unter dem Baum predigen Wasser und trinken Wein – einen süssen Riesling, dazu gibt es Käse, noch frisch von der Maienfelder Alp und rezenter vom Schaf aus dem Prättigau. Klimaspuren besucht all diese Klimathemen vor Ort, lässt sich informieren und arbeitet so an einer gros­sen kollektiven Reportage. Wir protestieren gegen die Unvernunft derer, die uns, die Schweiz und die Welt in den Abgrund treiben. Wir besuchen aber auch die Orte, wo Unternehmen, Gemeinden und Verbände zeigen, was für das Klima getan wird und getan werden kann. Dazu gibt es immer wieder Musik von Köbis Orchester, das Klimaspuren als ‹ Kapelle Sonnenglut ›, als ‹ Johann Wilhelm Fortunat Coaz & Friends › oder als ‹ Bandella delle Millelire › begleitet. Während der Wanderung berichten wir laufend in der elektronischen Tageszeitung auf k ­ limaspuren.ch und schicken die Erlebnisse über die sozialen Medien und über hochparterre.ch in die Welt hinaus. So kann, wer nicht dabei ist, vom Sofa aus mitwandern. Wir versorgen die regionalen, die nationalen und die internationalen Medien mit guten Geschichten von unterwegs. Ralph Feiner und Jaromir Kreiliger sind als Fotografen mit dabei. Auch der Filmer Enrico Fröhlich wandert mit und bereitet einen Dokumentarfilm vor. Und als Bilanz von Klimaspuren werden wir ein Geschichten- und Essaybuch über den Stand und die Erkundung von Netto-Null in der Schweiz schreiben. Zum Abschluss gibt es nun einen Kaffee – ein Genuss hart an der Grenze der Klimavernunft –, und wir schauen uns an: Am Nachmittag des 12. Juli werden wir in Genf in den See springen und um den Jet d’eau schwimmen.

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S. 8 – 9 S. 6–7 S. 10 – 11

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Start in Ilanz am 1. Juni.

Ziel in Genf am 12. Juli.

Die Route der Klimaspuren-Wanderung quer durch die Schweiz. Die folgenden vier Doppelseiten zeigen die Route mit allen S ­ tationen.

Die Kerngruppe Klimaspuren begann unter dem Zwetschgenbaum in Fläsch. Da sassen, assen, tranken und gründeten: Zoe Stadler, die Energieingenieurin. Sie arbeitet im Power-­to-­ Gas-­Team an der OST Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil und leitet dort den Klimacluster OST. Sie ist Präsidentin des Vereins Klimastadt Zürich und häufig zu Fuss unterwegs. Dominik Siegrist, der als Professor das Institut für Landschaft und Freiraum an der OST Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil leitet. Mit ‹ Transalpedes › ( 1992 ) und ‹ Whats­alp › ( 2017 ) war er von Wien nach Nizza zu Fuss unterwegs. Köbi Gantenbein, Hochparterres Verleger. Seit Kindesbeinen wandert er kreuz und quer durch Graubünden und nun durch die Schweiz. Im Februar 2021 stiess Lucie Wiget aus Neuenburg dazu. Sie ist Biologin, Dozentin für Ökologie an der Höheren Fachschule für Drogisten in Neuenburg und Fachmitarbeiterin Naturschutz beim Schweizer Alpen-­Club SAC. Im Val d’Anniviers aufgewachsen ist sie leidenschaftliche Naturund Berggängerin.

Mitwandern Klimaspuren startet am 1. Juni um 9 Uhr auf dem Rathausplatz in Ilanz und endet am 12. Juli in Genf. Die kollektive Reise zu Fuss ist in Etappen von vier bis sieben Wanderstunden täglich aufgeteilt. So bleibt genügend Zeit und Raum für Ortstermine und Veranstaltungen, das Zusammensitzen und Diskussionen, Essen, Trinken und Ruhe­ tage. Wer mitwandern möchte, findet auf klimaspuren.ch alle Termine, Orte und Strecken. Man meldet sich für eine oder mehrere Tage an ; täglich hat es Platz für dreissig Wanderinnen und Wanderer. Jeder und jede sorgt selbst für Picknick und Herberge. Entlang der Route gibt es gut fünfzig Ortstermine von der Besichtigung bis zur Manifestation, vom Philosophischen Salon bis zum Waldfest. Die zentralen Dimen­ sionen in Politik, Forschung, Wirtschaft und Widerstand gegen die Zerstörung werden Thema: Energie, Infrastruktur, Verkehr und Tourismus, Produktion und Konsum, Finanz- und Kapitalströme, Architektur, Planung und Bauen, Wissenschaft und Forschung, Landschaft, Landwirtschaft und Wald. Geplant sind auch grössere Anlässe, etwa ein Treffen mit Regierungsvertretern der Länder der Alpenkonvention in St. Gallen, Forschungstagungen in Rapperswil

und Burgdorf, Debatten in Chur, Zürich und Lausanne sowie Podiumsgespräche in Aarau, Bern und Thonon-les-Bains. Klimaspuren braucht auch Geld: Die Wanderinnen und Wanderer sind gebeten zu spenden, grosszügige Privatleute, Firmen und Stiftungen haben es schon getan. Das Kässeli ist auf klimaspuren.ch eingerichtet. Jede und jeder kann mit dem untenstehenden QR-Code auch über die Twint-App seine Fran­ken einzahlen.

Spenden via Twint:

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12. Juni | Wil Klima-Picknick. Mit der Grünen Partei Wil GRÜNE prowil.

12. Juni | Fischingen Kloster Fischingen. Im Hinterthurgau geht es um globale Klimagerechtigkeit, ‹ Climate Justice ›. « Es ist illegitim, wenn jemand so viel besitzt, dass ein anderer nichts mehr davon hat. Wasser und Bodenschätze müssen kommunal sein. » Das sagt die Benediktinerinnen-Nonne Teresa Forcades i Vila. Mit diesem Satz folgt sie der benediktinischen Tradition, in der die gerechte Verteilung der Güter, das Masshalten und ein acht­ samer Umgang mit der Schöpfung wichtig sind. Im Benediktinerkloster Fischingen stellen Redaktorinnen und Redaktoren der Zeitschrift ‹ Neue Wege › der Theologin Jeanine Kosch, Matthias Dörnenburg, Fastenopfer, den Mönchen des Klosters und uns allen die Frage, wie religiöse Traditionen zu einem radikalen Einsatz für die Bewahrung der Schöpfung und eine gerechtere Welt inspirieren können.

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11. Juni | Uzwil Industrie und Diskussion ihrer Lösungsansätze.

10. Juni | St. Gallen Das Klima braucht sozialen Wandel. Mit der OST Ostschweizer Fachhochschule. 8. Juni | Trogen Das Pestizid, die Landwirtschaft und das Klima. Mit Greenpeace.

9. Juni | St. Gallen Bauen, Klimanot und Alpenbuch. In St. Gallen treffen wir die Firma Senn, die grosse Immobilien entwickelt und baut. Sie setzt sich hohe Ziele im klimagerechten Bauen. Doch wie geht das konkret ? Und wie baut man für eine Zukunft, die vom Klimawandel geprägt sein wird ? Diese Fragen diskutieren wir mit Kindern im Jugendalter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Senn. In einem Podiumsgespräch unterhalten sich die Jugendlichen mit den Erwach­ senen darüber, was das für die Firma Senn und ihre Geschäfte heisst. Im Anschluss Vernissage des Buches ‹ Bauen in den Alpen ›, das zeigt, wie alpenweit klimavernünftig gebaut werden kann. Zum Zusammensitzen, Essen und Trinken spielt die Kapelle ‹ Alpenglühen ›.

1. Juni | Laax 3. Juni | Chur Ferienfreude, Ferienmaschine. Der Tourismus trägt erheblich zu den Schweizer Klimalasten bei. Die Ferienfreude ist ein imposantes System, das viel CO₂ ausstösst und zu einem gigantischen Auf- und Ausbau der Ferienorte führt – mit Hotels, Bahnen und anderen Vergnügungen. Mehr als achtzig Prozent der Gäste reisen mit dem Privatauto an und wieder ab. In Laax hören wir, was Reto Gurtner von der Weis-­ sen Arena Flims Laax Falera dazu zu sagen hat. Am übernächsten Tag diskutiert Tourismusprofessor Christian Baumgartner an der Fachhochschule Graubünden in Chur mit einer il­lus­t­ren Gästerunde, wie Tourismus und Klima­schutz verein­bar werden.

7. Juni | Mäder ( A ) Seit dreissig Jahren Pioniergemeinde in S ­ achen Klima- und Umweltschutz. Mit Bürgermeister Rainer Siegele.

7. Juni | Salez-Sennwald Architektur der Klimavernunft. Landwirtschaftliches Zentrum. Mit Andy Senn, Architekt, und Markus Hobi, Bauherr.

7. Juni | Ruggell ( FL ) Der wieder lebendige Alpenrhein. Mit Mario F. Broggi. 5. / 6. Juni | Schaan ( FL ) Klima- und Sonnenpolitik alpenweit. Am 5. Juni ist Weltumwelttag. Klimaspuren macht in Liechtenstein halt. Es gibt eine Sonnenfeier zur europaweiten Klimastunde im Werkhof von Schaan. Mit der Solar­genossenschaft Liechtenstein, Andi Götz, Cipra International und Tanz mit dem Orchester ‹ Sonnenglut ›. Die Gemeinde Schaan zeigt, was sie für die Energiewende tut, Cipra International und die Liechtensteinische Gesellschaft für Umweltschutz präsentieren ihr neues Zu­ hause – die Netzwerkstatt Alpen. Am nächsten Tag spazieren wir durch Schaan und besuchen Orte, die für Landschaft, Mobilität oder Ernährung stehen.

5. Juni | Fläsch Der Sonnenkindergarten. Mit Daniel Ladner, Architekt.

5. Juni | Malans Vögel als Klimaanzeiger. Mit Christoph Meier, Ornithologe.

4. Juni | Haldenstein Windkraftwerk und Klima­ unternehmertum. Mit Josias Gasser. Besuch bei Peter Zumthor zum Gespräch über Architektur und Klima­ wandel. Mit dem Bündner Heimatschutz.

4. Juni | Landquart Klimalandwirtschaft in Graubünden. Mit der Forschergruppe des Plantahofs.

4. Juni | Untervaz Zement brennen. Mit Susanne Kytzia, OST Ostschweizer Fachhochschule.

2. Juni | Tamins Das solare Bürogebäude. Mit Bruno Krucker, Architekt, Rhiienergie, Bauherrschaft, und Axel Simon, Hochparterre. 3. Juni | Felsberg Das Solarkraftwerk. Mit Christian Capaul, Geschäftsleiter Rhiienergie. 1. Juni | Valendas Die Klimasiedlung ‹ Burggarta › und die Renaissance des Dorfes. Mit Valendas ­Impuls und Gion A. Caminada, Architekt. 1. Juni | Ilanz Vorwärts, allez, hopp: Klimaspuren macht sich auf die Socken. Mit Carmelia Maissen, Gemeindepräsidentin Glion / Ilanz.

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20. Juni | Wildegg Wasserschloss der Schweiz. Klimawandel und Extremereignisse im Kanton Aargau. Mit Norbert Kräuchi.

24. Juni | Langenbruck Ökosiedlung, Pflanzenkohle-Heizanlage. Mit dem Ökozentrum Langenbruck. 25. Juni | Balsthal Biomasse für das Klima. Besuch in der Pellet­ fabrik Balsthal. Mit dem Naturpark Thal.

25. Juni | Schwengimatt Beine hochlagern.

26. Juni | Solothurn Wie unser Finanzplatz den Klimawandel befeuert, und was wir dagegen tun können. Mit Greenpeace und Henrik Nordborg, OST.

23. Juni | Gösgen Manifest. AKW-Ausstieg und Klimaschutz. Mit Heini Glauser.

23. Juni | Olten Beine hochlagern.

21. Juni | Schafisheim Coop-Logistikzentrum. Ware anders verteilen. Mit der Alpen-Initiative.

22. Juni | Aarau Zwischen CO₂-Gesetz und Gletscher-­Initiative. Wohin geht die Schweizer Klima­politik  ? Nach der Abstimmung über das CO₂Gesetz ist die Gletscher-Initiative das nächste wichtige Geschäft in der Schweizer Klimapolitik. Was ist von der parlamentarischen Debatte für den Klimaschutz in der Schweiz zu er­ warten ? Gelingt die notwendige Verstärkung der Klimamassnahmen, oder kommt es zu einer politischen Blockade durch die Klimaskeptiker ? Mit dem Verein Klimaschutz Schweiz.

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19. Juni | Baden Siedlungswaldwirtschaft in der Klimazeit. Mit der Gruppe Bibergeil und Waldfest mit dem Tanzorchester ‹ Johann Wilhelm Fortunat Coaz & Friends ›.

19. Juni | Regensdorf Architektur der Klimavernunft. Bahnhof Regensdorf Nord – ein Pilotprojekt. Mit ARE und den Bauherrschaften.

17. Juni | Kloten Flughafen Zürich-Kloten. Fertig fliegen ! Mit Terran und Flugstreik.

16. Juni | Uster Klimaschutz in der Kleinstadt. Städtebau-Stammtisch mit Rahel Marti, Hochparterre, Regional­ planung Zürich und Umgebung und anderen.

17. Juni | Zürich Kulturpark. Was ist und was will Suffizienz ? Philosophischer Salon mit Suzann-Viola Renninger, Volkshochschule Zürich.

18. Juni | Zürich Heiss ! Genug ! Anders ! Hitze in Zürich West und Klimasünder am Finanz­paradeplatz. Mit dem Verein Klimastadt Zürich spazieren wir zu wichtigen Orten der Zürcher Klimabewegung. Zum Kulturpark, wo wir uns Bäume für Zürich West herbeiwünschen und Massnahmen gegen die sommerliche Hitze in der Stadt diskutieren. Zum Klimaraum, in dem die Klimabewegung arbeitet. Zur ‹ Klimaanlage ›, dem Treffpunkt der Zürcher Klimajugend. Zum Parade­platz, wo die Finanzströme das Klima und die Welt zerstören. Zum Klimapavillon, wo die Klimabewegung Menschen im Herzen von Zürich aufrüttelt. Mit fossil-free, Kultur­ park und Klimastadt Zürich.

13. Juni | Fischingen Aufbruch am Morgen.

13. Juni | Wetzikon Kehricht verbrennen statt Klima schützen. Ein denkwürdiger Abstimmungstag für das Klima. Tanz mit dem ‹ Echo vo hine links ›. 14. Juni | Rapperswil-Jona Klima ist eine Weltbewegung. Mit Frauenstreiktag. 16. Juni | Hinteregg Neue Formen der Landwirtschaft für einen verstärkten Klimaschutz. Die Landwirtschaft ist eine Verursache­ rin der Klimakrise und zugleich von deren Folgen akut betroffen. Etwa ein Viertel der globalen Treib­haus­gas-­ Emis­sio­nen stammt heute aus landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Der enorme Hunger nach tierischen Produkten spielt dabei eine Schlüssel­ rolle. Die Landwirtschaft ist aber auch eine riesige Chance für die Lösung der Klima- und Biodiversitätskrise, wenn es uns gelingt, Landwirtschaft, Ernährung und unseren Bezug zur Mit- und Umwelt neu zu denken. Wie ein solches ‹ Neudenken › für den Aufbau einer klimapositiven Landwirtschaft konkret aussehen kann, zeigen wir im Rahmen einer Hofführung mit anschliessender Diskussion. Mit Hof Narr und Christoph Küffer, OST.

15. Juni | Rapperswil-Jona Klimakonferenz. Der Klimacluster der OST Ostschweizer Fachhochschule zeigt uns am Beispiel des Campus Rapperswil, wie mit Power-to-Gas zukünftig Energie gespeichert wird und was einen naturnahen Campus ausmacht. Die Klimakonferenz am Nachmittag rückt Gebäude und Areale in den Fokus. Welchen Beitrag kann Baukultur zu mehr Klimaschutz leisten ? Wie kann Energieneutralität aussehen ? Wie gehen wir mit dem Bestand um ? Mit Andres Herzog, Hochparterre, Carsten Wemhöner, Mark Krieger, OST, und anderen. Danach Trunk und Tanz mit der Kapelle ‹ Netto-Null ›.

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3. Juli | Cressier Fertig lustig Öl und Gas. In Cressier steht die einzige Raffinerie der Schweiz. Ihre Produkte sind Kerosin, Benzin, Diesel, Heizöl und Asphalt für den Strassenbau. All diese Produkte sind Verursacher von Treib­haus­ gas-­Emis­sio­nen. Wir betrachten die Alternativen zu den bestehenden Treibstoffen und diskutieren, wie die Zukunft der Raffinerie aussieht.

2. Juli | Nods Klimalandschaften. Treffen mit Raimund Rodewald, Stiftung Landschaftsschutz Schweiz, und dem Regionalpark Chasseral.

4. Juli | Neuchâtel / Serrières Alpintourismus und Klimaschutz. Geht das ? Mit dem Schweizer Alpen-Club SAC.

5. Juli | Creux-du-Van Klima, Dürre und Artenvielfalt im Jura. Mit dem SAC / CAS Sektion Neuchâtel.

6. Juli | Yverdon / Champ-Pittet Wie der Klimawandel Insekten, Vögel und Fische vernichtet. Mit Pro Natura.

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27. Juni | Solothurn Aufbruch am Morgen.

2. Juli | Schernelz Wein und Klima und Umtrunk. Mit Wysseier & Schweizer Weinbau.

1. Juli | Biel Stadtlust und Klimanot. Mit Benedikt Loderer, Gemeinderat, und der Grünen Partei Biel.

1. Juli | Hagneck Neue Gletscherseen und Klimaschutz. Mit dem Forum Landschaft, Alpen, Pärke der SCNAT, den Bernischen Kraftwerken und Umweltorganisationen.

30. Juni | Kallnach / Aarberg Regenerative Landwirtschaft, Landschaftsgeschichte und Klimazukunft. Mit Greenpeace.

27. Juni | Burgdorf Solarpioniere und Energietechnik. Mit Josef Jenni.

30. Juni | Kirchlindach Biohof Heimenhaus. Die Grünen Kanton Bern stellen ihre Solarinitiative vor.

28. Juni | Bern Klimavernünftig bauen an Bahnstrasse und Warm­ bächli. Mit Axel Simon, Hochparterre, Holzhausen Zweifel Architekten, BHSF Architekten und anderen. Eine Inspektion der Fuss- und Velostadt. Mit den Gemeinderätinnen Franziska Teuscher ( Grüne ), Direktorin Bildung, Soziales und Sport, und Marieke Kruit ( SP ), Direktorin Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün, sowie dem VCS Bern. 29. Juni | Bern Die Alpen: Verursacher und Opfer des Klimawandels. Die Auswirkungen des Klimawandels zeigen sich in den Bergregionen besonders deutlich. Der Alpengebrauch ist aber auch Verursacher – zahlreiche Aktivitäten sind heute wenig klima­ freundlich. Aus dieser Doppelrolle heraus fordern die um die Alpen Engagierten: Klimaneutrale Alpen sind möglich. Zwei Organisa­tionen, die in der alpinen Welt verwurzelt sind, organisieren gemeinsam eine Veranstaltung im Alpinen Museum: die Alpen-Initiative, die sich für eine ehrgeizige und wirksame Klimapolitik einsetzt, die die besondere Sensibilität des Alpenraums berücksichtigt, und der Schweizer Alpen-Club SAC, der eine natur- und umweltverträgliche Ausübung des Bergsports fördert und sich für eine nachhaltige Entwicklung und den Erhalt der Berge einsetzt.

Klimaspuren trifft Amtsleute. Ein Mittagessen im Alpinen Museum – Klimaspuren steht Mitarbeitenden von Uvek, Bafu etc. Red und Antwort.

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7. Juli | Mormont / La Sarraz Protest gegen den Ausbau des Kalksteinbruchs für die Zementindustrie. Wird heute gebaut, kommt fast immer Zement zum Einsatz, und der Zement wird aus Kalkstein her­gestellt. Kaum eine Industrie stösst so viel klimaschädliches CO₂ aus wie die Zementindustrie – auch in der Schweiz. Die sechs Zementwerke sind insgesamt für rund neun Prozent des Schweizer Treib­haus­gas-­Aus-­ stos­ses verantwortlich. Auf dem Mormont bei Eclépens betrachten wir die gewaltigen Ausmasse des Kalkstein­ bruchs und verlesen ein Manifest.

12. Juli | Genf Die letzten Kilometer. Klimaspuren sieht den Jet d’eau. Mehr als 700 Kilometer und 15 000 Höhenmeter in den Knochen und Hunderte Begegnungen in Erinnerung geht es zum Stadtstrand Eaux-­Vives, wo Pro Natura für ein landschaftliches Schmuckstück mitten im Trubel der Grossstadt gesorgt hat. An einer Konferenz zieht Klimaspuren Bilanz, und die Wanderer und Wanderinnen springen in den See. Beim Abschlussfest spielt das Orchester ‹ Bandella delle Millelire ›. Wir sitzen zusammen, essen und trinken. Und sagen adieu, ciao, das war’s.

11. Juli | Hermance Beine hochlagern.

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7. Juli | Yverdon Aufbruch am Morgen.

8. Juli | Lausanne Beine hochlagern.

9. Juli | Lausanne Auf zur Entdeckung des Campus. ­Organisiert von der Alpen-Initiative und der Universität Lausanne. Wir spazieren über den Campus der Universität Lausanne und entdecken vieles, was wir für das Klima tun können. Danach treffen wir das Centre interdisciplinaire de recherche sur la montagne Cirm und die Alpen-Initiative, die erläutern, wie sich die Berg­gebiete an die Klima­erwärmung anpassen können.

11. Juli | Thonon-les-Bains Klima, Wasser, Tourismus und Alpen. Wasser ist wichtig im Berggebiet, sei es für die Bewohnerinnen, für die Landschaft, für das Klima oder für den Tourismus. Letzterer profitiert von zahlreichen Subventionen. Die staatlichen Stellen sollen mit ihrer Förderpolitik für nachhaltige Ent­wicklung sorgen. Dabei müssen die Auswirkungen des Tourismus auf Seen und Flüsse in den Alpen viel mehr beachtet werden. Mit Cipra Frankreich.

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Netto-Null, net zéro, netto zero

Messbare Ziele formulieren « Wir bemerken und sehen den Klimawandel auch als Unternehmen, das im Bau- und Immobiliengeschäft engagiert ist. Die Zeit der kleinen Schritte ist vorbei. Es reicht nicht, Gesetze oder Normen zu erfüllen und auf Vorschriften zu reagieren. Um die Nachhaltigkeit im Unternehmen zu verankern, hat meine Firma Werte definiert. Wir als Senn müssen handeln – mit dem Ziel, Orte aufzuwerten und nicht zu belasten. Orientierung bietet uns das Prinzip ‹ Respekt für den Ort ›. Die Prozesse, mit denen wir diesen Respekt umsetzen, richten wir auf Nachhaltigkeit aus. Und wir formulieren messbare Ziele auf Stufe Unternehmen und Projekte. Diese müssen überprüfbar sein. Nicht überprüfbare Ziele erachte ich als wertlos. »

Das grosse Ganze « ‹ Die Bäume rüsten ab, die Armeen auf. › Der Theologe Kurt Marti findet in seinem ‹ Tagebuch mit Bäumen › ( 1985 ) messerscharfe Worte für einen Zusammenhang, der auch heute noch aktuell ist. Der Weg aus der Klimakatastrophe ist eine Frage von globalem Frieden, sozialer Gerechtigkeit und solidarischem Handeln. Wir wissen: Der globale Süden ist am stärksten von den Auswirkungen der Klima­krise betroffen. Ob ich hier in der Schweiz ein billiges T-Shirt im Ausverkauf kaufe, ‹ Fridays for Future › unterstütze, nicht auf mein Steak verzichten will oder eine Petition gegen den Einsatz von Pestiziden unterschreibe – es steht immer im Zusammenhang mit dem grossen Ganzen. Ich wünsche mir die kollektive Einsicht, dass wir alle Teil der Schöpfung sind und damit alles mit allem verbunden ist. »

Johannes Senn, Bau- und Immobilienunternehmer

In Morteratsch

Freiraum der OST Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil,

« Heute bin ich wie jedes Jahr einmal von der Station Morteratsch zum Morteratschgletscher gewandert. Stelen am Wegrand markieren den Stand der Gletscherzunge ab 1900, sie wandeln sozusagen den Raum in Zeit um. 1960 kam ich auf einer Bergtour zum ersten Mal von der Diavolezza über den Gletscher hinunter. Von der Stele des Jahres 1960 aus ist der Gletscher heute erst in weiter Ferne zu sehen, und die Seitenmoränen erheben sich links und rechts in abweisende Höhen. Auf die Gegenwart zugehend sind die Stelen in Zehn-Jahres-Abständen gesetzt, zuletzt in Fünf-Jahres-Abständen, und beim letzten Bänklein wird man vor dem Betreten des Gletschervorfeldes gewarnt: ‹ L ebensgefahr › wegen herunterfallender Eis- oder Felsbrocken. Auf Französisch heisst es ‹ Danger de mort ›, ‹ Todesgefahr ›, und ich habe das Gefühl, dieses Wort gelte eigentlich nicht mir, sondern dem Gletscher. »

Kerngruppe Klimaspuren

Franz Hohler, Schriftsteller

Geneva Moser, Philosophin und Redaktorin der Zeitschrift ‹ Neue Wege ›

Anfassen und begreifen « Klimaspuren bietet die Möglichkeit, auf abwechslungsreichen Wanderungen durch Stadt und Land Einzelpersonen, Initiativen und Projekte zu besuchen, die etwas für das Klima tun. Klimaspuren ist ein Netzwerkprojekt: Es bringt Fachpersonen, Aktivistinnen und alle möglichen Menschen zusammen. Wir bieten Klimaschutz zum Anfassen, damit er für alle begreifbar wird. » Dominik Siegrist, Professor am In­sti­tut für Landschaft und

Energie umbauen « Die Energieversorgung ist in der Schweiz für einen grossen Teil der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Um Klimaneutralität zu erreichen, braucht es effektive und rasche Massnahmen im Energiesektor. Ich freue mich da­ rauf, auf Klimaspuren Lösungen zu entdecken und Fortschritt und Rückstand in den durchwanderten Regionen zu sehen, zu studieren und zu notieren. » Zoe Stadler, Ingenieurin an der OST Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil, Kerngruppe Klimaspuren

Tiere, Pflanzen, Klima

Netto-Null bis 2030

« ‹ Alles, was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand. › Dieses Zitat von Charles Darwin ist zu Zeiten der Klimakrise und des sechsten Massensterbens der Arten aktueller denn je. Während wir uns gegen den Einsatz von Pestiziden und gegen Massentierhaltung wehren müssen, sterben die Arten dahin, und die Humusschichten nehmen weiter ab. Bauernhöfe müssen aufgegeben werden, weil sie nicht mehr rentieren. Es ist Zeit für einen Wandel ! Der Graben zwischen Konsumenten und Produzentinnen muss überwunden werden, um im Interesse aller Lebewesen die Lebensqualität auf unserem Planeten zu erhalten. »

« Die Klimakrise ist die grösste Bedrohung für die Menschheit im 21. Jahrhundert. Das minimale Klimaziel, auf das sich die Staatengemeinschaft in Paris einigen konnte, ist die Begrenzung der Erderhitzung auf 1,5 Grad. Bereits diese Marke hat katastrophale Veränderungen zur Folge. Dafür braucht es eine sofortige radikale Reduktion der Treibhausgase. Damit die Schweiz nicht weiter auf Kosten anderer Länder lebt, müssen wir unsere Emissionen bis 2030 auf netto null senken. Das ist zwar enorm ambitioniert, aber alternativlos. » Nicola Siegrist, Klimaaktivist und Vizepräsident Juso Schweiz

Alexandra Gavilano, Projektleiterin Landwirtschaft und Klima Greenpeace Schweiz

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Themenheft von Hochparterre, Mai 2021 — Klimaspuren — Netto-Null, net zéro, netto zero

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Fertig fliegen Der Finanzplatz als grosser Hebel « D er Schweizer Finanzplatz gehört zu den wichtigsten der Welt, einige der global bedeutendsten Vermögensverwalter sind hier angesiedelt. Doch viele Finanzinstitute lehnen ihre Verantwortung dem Klima gegenüber ab. Sie sind aber ein grosser Hebel in der internationalen Klimapolitik. Wenn sich der Schweizer Finanzplatz nicht nach dem Pariser Abkommen ausrichtet, kann die Welt das 1,5-Grad-Ziel nicht erreichen. Es entspricht dem Verursacherprinzip, vom Finanzplatz und seinen Regulatoren klimaverantwortliches, nachhaltiges Handeln zu fordern und nur noch in Geschäfte zu investieren, die das Klima nicht bedrohen. »

« D er Luftverkehr ist mit 27 Prozent der grösste Treiber des menschgemachten Klimaeffekts in der Schweiz – und die Prognosen zeigen steil nach oben. Auch wenn wegen Corona Flugzeuge am Boden bleiben, wird sich das nach der Pandemie wieder ändern. Eine Verdoppelung des Flugverkehrs wie in den letzten zwanzig Jahren können wir uns aber nicht erlauben. Darum braucht es endlich wirkungsvolle Massnahmen wie etwa die Flugticketabgabe. Denn viele der Top-Destinationen ab den Schweizer Flughäfen sind klimafreundlicher mit dem Zug erreichbar. » Silas Hobi, Geschäftsleiter umverkehR

Markus Keller, Geschäftsleiter fossil-free.ch

Ein Masterplan für den Tourismus

Fantasie für die Füchse

« B erechnen wir nicht nur die Höhe der CO -Emissionen, ² sondern die Klimawirksamkeit, trägt der Tourismus 12 bis 15 Prozent zum Klimawandel bei. Die touristische Mobilität ist eine der wichtigsten Verursacherinnen des Klima­ wandels – durch das prognostizierte Wachstum mit steigender statt mit sinkender Tendenz. Wir benötigen dringend einen ‹ Klima-Masterplan Tourismus › – einen Fahrplan, wie der Tourismus bis spätestens 2050, besser bis 2040, klima­neutral wird.  »

« Mein Dörfli Fläsch hat die altgediente Dorfhalle renoviert. Die Architekten haben das Vordach verlängert und da­ runter den neuen Kindergarten versorgt. Das nun gros­s e Dach haben sie mit Hightech-Schindeln decken lassen, die für die gut eingepackte Halle, den Kindergarten und das Schulhaus aus der Sonne den Strom produzieren. Ein baukünstlerisch wohlgeratenes, ein klimataugliches Haus. Ich spaziere durch das Dorf und zähle die Parkplätze und die Einfahrten in die Tiefgaragen – seit ein paar Jahren eine der wichtigen Bauaufgaben. Und ich seufze, weil das Auto den Bauleuten täglich vorführt: Eure Fantasie, euer Können und euer Geld ist für die Füchse. Was ihr einspart, geben wir im wachsenden Verkehr locker dreimal aus. »

Christian Baumgartner, Professor am Institut für Tourismus und Freizeit der Fachhochschule Graubünden in Chur und Cipra International

Köbi Gantenbein, Verleger von Hochparterre, Kerngruppe Klimaspuren

Die Gletscher-Initiative antreiben « Zurzeit hält das Coronavirus die Welt in Atem. Doch die Herausforderungen des Klimawandels bleiben. Jede politische oder bürgerschaftliche Aktion ist wichtig, um die Bevölkerung daran zu erinnern, dass dieses Problem bei Weitem nicht gelöst ist und für unsere Zukunft konkrete Massnahmen nötig sind. Der Verein Klimaschutz Schweiz treibt die Gletscher-Initiative auf ihrem politischen Weg weiter an. Sie hilft mit, eine klimafreundlichere Zukunft zu erreichen. » Myriam Roth, Stadträtin Grüne in Biel und Co-Präsidentin Verein Klimaschutz Schweiz

Schrumpfen und wachsen « Unsere Welt wird sich in den nächsten zehn Jahren grundlegend verändern. Die Einsicht, dass Wirtschaftswachstum nicht die Lösung aller Probleme bietet, verbreitet sich unaufhaltsam, und Forderungen nach einem fundamentalen Systemwandel werden immer lauter. Die Wirtschaft der Zukunft muss schrumpfen, damit die Natur wieder wachsen kann. Die Frage ist nur, wie schnell das Umdenken vonstattengeht. Wir brauchen dringend eine neue, positive Vision der Zukunft. » Henrik Nordborg, Professor für Physik am Institut für Energietechnik

Von der Strasse auf die Schiene « Die Klimanot trifft die Schweiz stark. Die steigenden Temperaturen wirken sich besonders auf die Alpen aus – mit dramatischen Folgen für die Bevölkerung und die Ökosysteme. Als Land, das den Güterverkehr durch die Alpen pionierhaft von der Strasse auf die Schiene verlagert, hat die Schweiz Erfahrung mit vorausschauender Politik, die dem Klima und der Bevölkerung zugutekommt. CO -­Neu­ ² tra­li­tät ist ein ehrgeiziges Ziel. Klimaspuren trägt dazu bei, Projekte bekannt zu machen, die Emissionsfreiheit wollen. Die Alpen-Initiative wird entlang der Wanderung drei Veranstaltungen organisieren, um das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass wir den Verkehr reduzieren und vermehrt vor Ort produzieren und konsumieren müssen. »

an der OST Ostschweizer Fachhochschule in Rapperswil

Die Alpen schmelzen « Die Alpen – die Essenz der Schweiz und ihrer Identität – sind von der globalen Erwärmung stark betroffen. Gros­se Bergklassiker und bekannte Hochtouren werden unmöglich, Gletscher wegen des schmelzenden Permafrostes gefährlich zu passieren. Es ist an uns, unser Tun zu überdenken und anzupassen, damit unsere Kinder und deren Kinder die Schweiz so geniessen können, wie sie ist: schön, vielfältig, initiativ und erfinderisch. Es ist diese Schweiz, die ich als Quelle der Hoffnung auf Klimaspuren gerne treffe. »

Isabelle Pasquier, Nationalrätin Kanton Genf

Lucie Wiget, Biologin und Fachmitarbeiterin Naturschutz

und Vorstandsmitglied Alpen-­Initiative

Schweizer Alpen-Club SAC, Kerngruppe Klimaspuren

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Klimaspuren

Klimaspuren ist eine öffentliche Wanderung und führt vom 1. Juni bis zum 12. Juli von Ilanz nach Genf. Unterwegs gibt es gut fünfzig Ortstermine. Wir besuchen die Folgen des Klimawandels in Natur und Gesellschaft, erkunden Spielräume hin zu Netto-Null und trommeln Protest: « Nein, so nicht. » Dieses Heft ist das Programmheft.  www.klimaspuren.ch Klimaspuren dankt für die logistische, inhaltliche und finanzielle Unterstützung und Zusammenarbeit: Hochparterre OST Ostschweizer Fachhochschule Alpen-Initiative Greenpeace Schweizer Alpen-Club SAC Senn, St. Gallen Kulturpark Zürich Gasser Gruppe Cipra International Forum Landschaft, Alpen, Pärke der SCNAT fossil-free.ch Klimastadt Zürich Klima-Allianz Schweiz Verein Klimaschutz Schweiz

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