Animismus

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Rosemarie Trockel (*1952)

Yayoi Kusama (*1929)

„Replace me“, 2009. s/w Digitaldruck, 32,8 x 40 cm / 53 x 59 cm (gerahmt)

„Kusama’s Self-Obliteration“, 1967. Film, 16 mm, 23:32 min, transferiert auf DVD

Rosemarie Trockels Zeichnungen, Videos, und Strickskulpturen verfremden vertraute Kunstwerke und Symbole für politische, oft feministische Aussagen. Die Fotomontage „Replace me“ ersetzt die Schambehaarung des Modells in Courbets berühmtem Gemälde „L’Origine du Monde“ (1866) durch eine Spinne. Die Graustufenreproduktion des farbigen Ölgemäldes suggeriert eine Transformation der weiblichen Genitalien, die im Original erstaunlich lebensnah abgebildet sind, in totes Gewebe. Trockel schafft einen Kontrapunkt zur Betonung der menschlichen Reproduktion im Original. Gleichzeitig wird das Bild durch die 44

Spinne reanimiert, und das Bild gewinnt eine weitere Bedeutungsebene. Diese führt ein Element des Unheimlichen in die sexualisierte Fantasie vom Ursprung der Welt ein und betont die Rolle des Künstlers als Animator von Pigmenten und Pixeln.

Courtesy Sprüth Magers Berlin London Abbildung © Rosemarie Trockel, VG Bild-Kunst, Bonn 2012

Die Arbeiten der Installationskünstlerin, Performerin und Romanautorin Yayoi Kusama entziehen sich konventionellen Klassifikationen, weisen aber durchweg surrealistische, feministische und psychedelische Charakteristika auf. Ihre Werke zeichnen sich durch etwas Ekstatisches aus: eine systematische Überschreitung der Grenze zwischen Körper und Umwelt, Geist und physischem Raum. In den Szenografien ihrer Installationen und Performances reagiert das Subjekt auf seine Vereinnahmung mit der Aufgabe der eigenen Grenze, dem Nach-Außen-Kehren des Inneren, der Kollektivierung und Verräumli-

chung von Individualität. Der 1967 von dem Experimentalfilmer Jud Yalkut gedrehte Film „Kusama’s Self-Obliteration“ dokumentiert die einflussreichen „Nackt-Happenings“, die Kusama während der sechzehn Jahre, die sie in New York verbrachte, durchführte. „Kusama’s Self-Obliteration“ ist ein exemplarisches Dokument von Kusamas Kunstschaffen und dessen sozialem und politischem Kontext – ein Dokument, in dem wir ihr Werk als einen Ausdruck von Kollektivität erleben.

Courtesy Victoria Miro Gallery, London, Ota Fine Arts, Tokyo, und Yayoi Kusama Studio Inc. © Yayoi Kusama 45


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