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Brachtn, trüfün und balawan

Bodenständig, weltoffen und oft für jeden Spaß zu haben. Die Spezies der Ausseer ist vielschichtig.

Brachtn, trüfün und balawan Wer mit den Menschen des Ausseerland-Salzkammergutes ins Brachtn, ins Trüfün, ins Balawan – also ins Plaudern – kommen möchte, sollte im Idealfall des Dialekts der jeweiligen Region mächtig sein. Das ist ein für „Udosige“ (Gäste) nahezu aussichtsloses Unterfangen.

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Den Ausseern wird gerne nachgesagt, bodenständig und auch mit einem gewissen Selbstbewusstsein ausgestattet zu sein. Das lässt sich wohl mit der langen Geschichte des Salzbergs in der Region begründen. Der Salzabbau hat in den vergangenen acht Jahrhunderten nicht nur die Kulturlandschaft geformt, sondern auch die Einheimischen geprägt. Seit jeher waren mit der Gewinnung des „weißen Goldes“ auch gewisse Privilegien für die Salzbergarbeiter verbunden. Dadurch wurde das Selbstbewusstsein der Bevölkerung gefördert. Das wirkt bis heute nach und spiegelt sich beispielsweise in dem völlig unverkrampften Umgang mit der hiesigen Tracht oder der authentischen Volksmusik wider.

Dasselbe gilt natürlich auch für den Dialekt. Wobei auch hier der Wandel die wahre Konstante ist. Der Dialekt des Ausseerlands-Salzkammergutes wird nicht „museal“ gepflegt, sondern ist fester Bestandteil des täglichen Lebens und erfährt durch verschiedenste Einflüsse kontinuierliche Veränderung. Wobei sich diese Einflüsse am Fuße des Toten Gebirges durchaus in Grenzen halten. Die Menschen hier lieben ihr entlegenes Idyll, pflegen ihren Sturschädel, grollen, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen, und halten zusammen, wenn es gegen eine zentrale Obrigkeit geht. So wird der Salzkammergütler allgemein und der Ausseer im Speziellen gerne beschrieben. Dieser Interpretation kann jeder, der den Ausseern zuhört, durchaus einiges abgewinnen.

Öhönd und heröhönd Der echte Ausseer erkennt nach wenigen Silben, wenn er auf eine Person jenseits des Pötschens öhönd (drüben) trifft. Die Bewohner des oberösterreichischen Teils des Salzkammergutes werden im Dialekt des Ausseerland-Salzkammergutes lapidar „Esterreicher“ genannt. Müßig nach der Herkunft oder Bedeutung dieses Ausdrucks zu fragen. Sind wir doch alle in diesem Land mehr oder weniger „Esterreicher“ also Österreicher. Sollte man meinen. Im speziellen Fall gilt im Land unterhalb des Losers als „Esterreicher“, wer eben von öhönd (von drüben, jenseits des Pötschens) nach heröhönd (herüben, diesseits des Passes, der die Grenze zwischen der Steiermark und Oberösterreich markiert) kommt. Dies ist nur ein kleines Beispiel für die Komplexität des Themas.

Der versierte Dialektiker des AusseerlandSalzkammergutes weiß natürlich auch um die feinen Unterschiede innerhalb der Mikroregion. Die Grundlseer neigen beispielsweise dazu, vor jedem R am Anfang eines Wortes ein H zu sprechen. „Hrudl, wo is denn s’Hradl?“ („Rudi, wo ist das Rad?) verdeutlicht dies sehr gut. An trüben, nebeligen Herbsttagen spricht man in Grundlsee auch von „Nebö“, während in Altaussee der „Nöwü“ herrscht. Alles klar? Lichten sich die Nebel?

c_TVB Ausseerland-Salzkammergut, Tom Lamm

Moahaserl & Co Für manche Gäste, die erstmals im AusseerlandSalzkammergut weilen, fühlt sich der Ausseer Dialekt zuweilen wie eine Fremdsprache an. Mit Moahaserl ist zum Beispiel das Maiglöckerl gemeint. Nachfolgend einige Ausdrücke, quasi als „Ausseerisch für Anfänger“. › haftig = heftig, enorm › uboasch = extrem › uboasch haftig = ganz extrem › losn = hören › öha, boa = Ausdruck der Verwunderung › Dosige = Hiesige, Einheimische › Udosige/Nitdosige = Gäste, Auswertige › husig = geschickt › gschmoh = lieblich › Fluscha = kurze Zeitspanne › Gned = Eile › feigeln = Probleme bereiten › eppa = vielleicht

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