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Inkontinenz als „Männerproblem“
Mit dem Alter ändert sich die Geschlechterverteilung
Die Harnblase kann etwa 500–1.000 ml Urin speichern und gibt ihn kontrolliert ab.1 Ist diese Funktion gestört, so spricht man bekanntlich von Inkontinenz. Frauen leiden darunter vier bis fünf Mal häufiger als Männer. Vor allem nach einer Schwangerschaft und Geburt ist Harnverlust ein weit verbreitetes Problem. Als „Männerthema“ findet die sehr belastende Erkrankung jedoch nur wenig Beachtung. Ab dem 60. Lebensjahr steigt die Inkontinenzhäufigkeit beim Mann. Als Gründe dafür sind der Alterungsprozess der Blase und die Zunahme von Komorbiditäten internistischer, urologischer, neurologischer und orthopädischer Art zu nennen.2 Ab dem Alter von 80 Jahren ist die Geschlechterverteilung in etwa ausgewogen.
Inkontinenzarten
Zu den wichtigsten Arten der Harninkontinenz zählen die Belastungs-, die Überlauf- und die Dranginkontinenz sowie die kombinierte und die funktionelle Inkontinenz. Zu erwähnen ist darüber hinaus die Reflexinkontinenz, welche als Folge von einer Erkrankung oder Verletzung des Rückenmarks oder von Leistungsstörungen des Gehirns entsteht. Bei Männern können vor allem eine Verletzung des Schließmuskels oder eine Prostataoperation zu einer Belastungsinkontinenz oder Dranginkontinenz führen. Eine spezielle Ursache der Harninkontinenz stellt die PostProstatektomie-Inkontinenz dar. Diese kann durch eine Sphinkter-Schwäche (Belastungsinkontinenz), eine Dranginkontinenz sowie durch eine Mischinkontinenz hervorgerufen werden. Männer sind häufiger von Morbus Parkinson betroffen als Frauen und leiden in der Folge auch unter einer dadurch bedingten Dranginkontinenz. Die chronische Harnretention mit Harninkontinenz kommt bei Männern in höherem Alter öfter vor als bei Frauen. Verursacht wird sie häufig durch eine länger bestehende Verengung der Harnröhre (infravesikale Obstruktion).2
Hilfsmittel für Betroffene
Abhängig von der diagnostizierten Harninkontinenz gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten. Eine Linderung der Beschwerden lässt sich teilweise schon durch das Erkennen und Therapieren der ursächlichen Erkrankungen erzielen. Für die medikamentöse Therapie stehen Anticholinergika zur Wahl, diese beruhigen die Harnblase. Eine weitere Option stellt das Kontinenztraining dar, insbesondere das Miktions- und Toiletten-, aber auch das Beckenbodentraining. Eine regelmäßige Blasenentleerung kann mittels Katheterisierung erfolgen. Je nach Schweregrad kann eine Operation notwendig sein. Ärzte sollten Patienten darüber informieren, dass es außerdem zahlreiche Hilfsmittel gibt, welche ihnen den Alltag erleichtern. Zu diesen zählen spezielle Einlagen, aufsaugende Unterwäsche, Katheter (Einmalkatheter, Dauerkatheter und intermittierender Selbstkatheterismus) sowie Kondomurinale. Letztere schränken Männer kaum in ihrer Mobilität ein.3,4
Mag.a Ines Riegler, BA
Quellen: 1 AMBOSS: Harnblase, Stand: 08/21. 2 H, Heidler. Journal für Urologie und Urogynäkologie. 2004; 11 (1). 3 AMBOSS: Dranginkontinenz, Stand: 08/21. 4 MKÖ (Medizinische Kontinenzgesellschaft Österreich): kontinenzgesellschaft.at