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Das Kleinbleiben verhindern
Kinder mit Hyposomatotropismus erkennen und ihnen eine Behandlung ermöglichen
Ein Kleinwuchs kann bei Kindern diverse Gründe haben. Im Falle eines Wachstumshormonmangels („G rowth Hormone Deficiency“ – GHD) besteht die Möglichkeit einer GH-Substitution, mit welcher sich zumeist ein Aufholwachstum und in der Folge eine normale Erwachsenengröße erreichen lassen. Entscheidend hierfür sind allerdings Faktoren wie ein rechtzeitiger Behandlungsbeginn und die Therapieadhärenz.
Wann hellhörig werden?
Für das Längenwachstum spielt Somatotropin nicht von Geburt an die zentrale Rolle – die wechselseitige Abhängigkeit der beiden nimmt im Laufe der Entwicklung zu. So lässt sich von Geburtsgröße und -gewicht im Kontext des Hyposomatotropismus prinzipiell nicht auf die Erwachsenengröße schließen. Bei Säuglingen und Neugeborenen können Hypoglykämien Anzeichen für einen Wachstumshormonmangel sein, da Somatotropin den Blutzuckerspiegel reguliert. Im Kleinkindalter stellt dann das Fallen der Wachstumskurve unter den Normbereich oder unter den Bereich der genetisch logischen Körpergröße das wichtigste und typische Symptom von GHD dar. Häufig wirken Kinder mit isoliertem Wachstumshormonmangel besonders klug, da man auf den ersten Blick von einem jüngeren Alter ausgeht.
Ist ein Kind in der Perzentilenkurve deutlich kleiner als 97 Prozent seiner Altersgenossen, sollten betreuende Ärztinnen und Ärzte jedenfalls hellhörig werden und eine weiterführende Abklärung in die Wege leiten. Zunächst gilt es, differentialdiagnostisch vorzugehen und andere mögliche Gründe für die Wachstumsstörung auszuschließen, beispielsweise eine Schilddrüsenproblematik, eine Nierenerkrankung oder bei Mädchen ein Turner-Syndrom. In puncto GHD-Abklärung kommt etwa der GHRH(„G rowth Hormone-Releasing Hormone“)-Arginin-Test zum Einsatz, er gibt Aufschluss über die Fähigkeit des Kindes, Somatotropin auszuschütten. Überwiegend liegt ein angeborener idiopathischer (und isolierter) Hyposomatotropismus vor. Seltener sind Ursachen wie anlagebedingte Fehlbildungen der Hypophyse, genetische Veränderungen, die einen GH-Mangel bewirken, oder erworbene Formen – beispielsweise aufgrund von Verletzungen oder Tumoren der Hypophyse.
Psychosoziale Aspekte bedenken
Besteht ein gesicherter Wachstumshormonmangel, ist ab dem vierten Lebensjahr die Gabe von rekombinantem menschlichem Wachstumshormon („recombinant human Growth Hormone“ – rhGH) indiziert. Die Behandlung wird bis zum Verschluss der Wachstumsfugen fortgeführt, üblicherweise also bis zum Einsetzen der Pubertät. In der Regel erfolgt die Diagnose im Kleinkind- bis Vorschulalter – was wichtig ist, denn so bleibt genügend Zeit bis zum Pubertätsbeginn und der Wachstumsrückstand kann meist völlig aufgeholt werden. Die erforderliche Langzeittherapie kann jedoch herausfordernd sein, denn das tägliche Spritzen des Hormons ist vor allem bei kleinen Kindern für die Eltern bzw. betreuenden Personen oft schwierig. Mittlerweile wurde auch ein langwirksames Wachstumshormon zugelassen, bei dem eine Verabreichung einmal wöchentlich ausreicht.
Empfehlenswert ist jedenfalls eine umfassende Beratung und Betreuung in einem spezialisierten Zentrum für pädiatrische Endokrinologie – nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass eine persistierende Mikrosomie bei Betroffenen mit erheblichen psychosozialen Belastungen verbunden sein kann, etwa das Selbstbewusstsein, die Berufs- und Partnerwahl betreffend. Eine gute Versorgung kann vielen Kindern den Weg zu einem möglichst normalen „G roßwerden“ ebnen.
Anna Schuster, BSc