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Psoriasis in Zeiten der Pandemie

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Wechselwirkungen zwischen Biologika, COVID-19-Symptomatik und -Impfung

Gerade in Pandemiezeiten ist eine adäquate und konsequente Behandlung der Psoriasis als autoinflammatorischer Systemerkrankung besonders wichtig. Bleibt eine mittelschwere bis schwere Psoriasis unbehandelt und somit aktiv, nimmt auch das allgemeine Infektionsrisiko in Hinblick auf Viren deutlich zu. Daher sollten Patienten vor allem jetzt zu regelmäßigen Arztbesuchen angehalten werden. Das Therapieziel ist eine 90-prozentige Besserung der Symptome etwa drei bis vier Monate nach Behandlungsbeginn. Denn unter einer geeigneten Behandlung haben Psoriatiker in der Regel kein erhöhtes Risiko, einen (schwereren) Verlauf von COVID-19 zu entwickeln.

Schutz vor schweren Verläufen?

Das gilt selbst für immunsupprimierende Behandlungen mit jenen BiologikaKlassen, welche bei Psoriasis eingesetzt werden, etwa mit TNF-α-Blockern, IL17- und IL-23-Blockern. Diese wirken im Zuge des „Inflammatory Storm“ bei schweren Verläufen effizient sowie zielgerichtet gegen Entzündungsstoffe und somit gegen eine überschießende Immunantwort. Die genannten Biologika sind in den meisten Fällen mit nur sehr geringen Nebenwirkungen verbunden. Laut aktuellem Wissensstand und neuesten Publikationen besteht keine Notwendigkeit, eine Therapie mit Biologika vorsichtshalber oder präventiv aufgrund der Pandemie auszusetzen. Denn Biologika scheinen im Zusammenhang mit Virusinfektionen aus derzeitiger Sicht keine Probleme zu bereiten – im Ge-

Experte zum Thema: Dr. Leo Richter

Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten, Dermatologikum Wien „Therapeutika gegen Psoriasis könnten in Zukunft auch gegen schwere CoronaSymptome verabreicht werden.“

genteil: Neueste internationale Studien ergaben, dass derartige Therapeutika Patienten sogar vor schweren Verläufen durch die Infektion mit SARS-CoV-2 schützen können. Nachdem in diesem Bereich allerdings noch Forschungsbedarf besteht, gilt bei bereits vorhandenen Symptomen einer COVID19-Erkrankung dennoch die Regel, die Einnahme von Biologika temporär zu unterbrechen.

Zunehmende Evidenz

Die besagten Erkenntnisse stammen ursprünglich aus der Praxis. So haben zahlreiche Psoriasis-Patienten ihre Behandlung mit Biologika trotz vorliegender Infektion mit dem Corona-Virus einfach fortgesetzt, ohne sich ärztlich beraten zu lassen. Das Ergebnis: eine Besserung der COVID-19-Symptome. „Aufgrund der weltweit hohen Infektionszahlen von COVID-19 werden Daten, Studien und Evidenz zunehmend dichter“ , erläutert Dr. Leo Richter, Facharzt für Dermatologie am Dermatologikum Wien. Mittlerweile kommt im Rahmen von Testreihen in England und den USA beispielsweise der TNF-Blocker Adalimumab bei schweren COVID19-Verläufen therapeutisch zum Einsatz – mit Erfolg. Fallberichte von Patienten, deren COVID-Symptome sich nach einer Injektion von IL-23-Blockern deutlich besserten, bestätigen das zusätzlich. Zudem gibt eine aktuelle multizentrische Plattformstudie (Doppelblindstudie mit Placebo und Risankizumab) in den USA, an der zahlreiche renommierte Universitäten beteiligt sind, einen Ausblick auf weitere positive Ergebnisse. „Therapeutika gegen Psoriasis könnten und werden also in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit auch gegen schwere CoronaSymptome verabreicht werden“ , so Richter.

Totimpfstoffe unbedenklich

Bei einem Einsatz von Lebendimpfstoffen während der Behandlung mit Biologika kann es ganz allgemein zu potenziellen Wechselwirkungen kommen. In diesem Zusammenhang wird nach derzeitigem Forschungsstand eine Therapiepause empfohlen. Die aktuell in Europa verfügbaren Totimpfstoffe – ganz gleich ob mRNA- oder Vektor-Vakzine – gelten jedoch als unbedenklich. Experten und internationale Fachgesellschaften sind sich einig: Psoriasis-Patienten können und sollen auch während einer Behandlung mit Biologika gegen COVID-19 geimpft werden. Pausen der Systemtherapie sind nicht erforderlich, da die Exazerbation der Psoriasis als Grunderkrankung ein wesentlich höheres Risiko in Verbindung mit COVID-19 darstellen würde.

Lisa Türk

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