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Psoriasis ist nicht nur Hautsache
Wie man sich trotz Schuppenflechte in der eigenen Haut rundherum wieder wohl(er) fühlen kann
Psoriasis betrifft rund zwei Prozent der Menschen Mitteleuropas – Frauen und Männer gleichermaßen. Die Erkrankung kann grundsätzlich in jedem Alter auftreten, jedoch gibt es zwei Altersgipfel zwischen dem 20. und 30. sowie zwischen dem 60. und 70. Lebensjahr. Gehäuft tritt die Psoriasis in Familien bereits Betroffener auf, die Genetik spielt diesbezüglich eine Rolle. Bei der Schuppenflechte handelt es sich um eine chronische Erkrankung, die in Schüben verläuft. „Meistens ist es bei Psoriatikern so, dass es beispielsweise im Rahmen eines Infekts, bei massivem Stress oder anderen Zwischenfällen im Leben, zu einem neuerlichen Schub der Erkrankung kommen kann“, berichtet Dr. Julian Umlauft, Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Charakteristisch sind die sogenannten Plaques, also die typischen rötlichen oder silbrigen, schuppenden Hautveränderungen. Diese können lokalisiert oder generalisiert am gesamten Körper auftreten, meist sind diese symmetrisch. Die Schuppenflechte ist jedoch nicht nur eine Hauterkrankung. „Wir wissen, dass bis zu circa 30 Prozent aller Psoriatiker früher oder später auch eine Gelenkbeteiligung entwickeln, sprich Gelenkarthritis bekommen. Diese muss auch gesondert identifiziert und behandelt werden“, so der Dermatologe.
Tattoos und andere Trigger
Eine Schuppenflechte kann durch bestimmte Trigger, beispielsweise durch bakterielle Infektionen ausgelöst werden. Es gibt auch Medikamente, die eine Schuppenflechte hervorrufen können. Dazu zählen zum Beispiel Betablocker oder Kalzium-Kanal-Blocker zur Blutdrucksenkung. Mechanische Reize spielen ebenfalls eine Rolle, man spricht dann vom Köbner-Phänomen (nach dem Dermatologen Heinrich Köbner benannt). „Ein typisches Beispiel hierfür wäre, dass sich jemand tätowieren lässt und nach einigen Tagen bis Wochen im Bereich der Tätowierung eine Schuppenflechte entwickelt“, so Dr. Umlauft. Weitere wichtige Faktoren sind Rauchen, Alkohol und Stress.
Schuppenflechte kommt selten allein
Die Psoriasis kann mit zahlreichen anderen Erkrankungen vergesellschaftet sein. „Wir wissen, dass Personen, die an Schuppenflechte erkrankt sind, ein höheres Risiko haben, eine koronare Herzerkrankung zu entwickeln“, so der Dermatologe. Besonders hervorzuheben ist zusätzlich das metabolische Syndrom, eine Kombination aus hohem Blutdruck, Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen wie zum Beispiel Diabetes mellitus. Häufig gehen chronisch entzündliche Erkrankungen der Haut auch mit entzündlichen Darmerkrankungen einher. „Und ein ganz, ganz wichtiger Faktor, der immer wieder übersehen wird, ist die massive psychische Belastung, die Patienten durch eine Psoriasis haben“, ergänzt Dr. Umlauft.
EXPERTE: Dr. Julian Umlauft
Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Innsbruck
MEINMED-VORTRAG
Im Rahmen von MeinMed hielt Dr. Julian Umlauft ein Webinar über Psoriasis. Das gesamte Video dazu finden Sie auf meinmed.at/mediathek.
Das Webinar wurde unterstützt von:
Psoriasis ist messbar
Der Schweregrad der Psoriasis bzw. die Lebensqualität der Patienten kann mittels zweier Indizes erfasst werden. Die Ausprägung der Erkrankung wird mittels PASI (Psoriasis Area and Severity Index) ermittelt. „Hier wird errechnet, wie infiltriert und ausgeprägt die Plaques sind, wie stark sie schuppen, an welchen Körperarealen und in welcher Ausdehnung sie vorkommen. Daraus lässt sich ein bestimmter Wert errechnen“, erklärt der Hautarzt. Dafür gibt es genaue Leitlinien. Ein Wert bis zu zehn beispielsweise gilt demnach als leichte Psoriasis. Der PASI kann aber auch Auskunft darüber geben, ob bzw. in welchem Ausmaß sich der Schweregrad der Erkrankung verändert – etwa wenn sich durch eine adäquate Therapie Besserung einstellt. Bessert sich also das Hautbild, sinkt auch der PASI.
Dieser Beitrag wurde im Fortbildungs-Fragebogen auf S. 19 berücksichtigt.
Der DLQI (dermatologischer Lebensqualitäts Index) stellt eine Möglichkeit dar, die Einschränkung der Lebensqualität im Alltag durch eine Hauterkrankung zu messen. Die Skala hierbei reicht von Null bis 30, wobei 30 sehr schwere Einschränkungen bedeutet. Nicht selten liegen PASI und DLQI auch weit auseinander. „Ein Patient mag vielleicht noch einen ausgeprägten Hautbefall haben, fühlt sich in Relation zu vorher jedoch so viel besser, dass er dadurch kaum mehr Beschwerden hat. Umgekehrt gibt es Leute, die einen minimalen Hautbefall haben, sich dadurch aber massiv eingeschränkt fühlen“, berichtet Dr. Umlauft. Für den behandelnden Arzt ist das sehr wichtig, um individuell auf den Patienten eingehen und die geeignete Therapieform herausfinden zu können.
Die drei Stufen der Therapie

Das Fundament einer jeden Psoriasis-Therapie stellt die Lokaltherapie dar. Hier stehen pflegende und reinigende Salben und Cremes im Vordergrund. Zusätzlich kommen entzündungs- und proliferationshemmende Substanzen zum Einsatz. Diese dienen dazu, die Rötung und Schuppung, sowie den Juckreiz besser zu behandeln. Eine gängige Substanz ist hier Kortison, dessen Wirkung sehr gut die lokale Entzündung bekämpft und gleichzeitig abschwellend auf die Plaques wirken kann. „Allerding muss man auch die Nebenwirkungen bedenken, die Kortikosteroide haben können, wenn sie nicht korrekt – also zu stark oder über einen falschen Zeitraum – eingesetzt werden. Da braucht es ein klares Konzept“, betont der Facharzt. Eine Alternative dazu stellen zum Beispiel Substanzen aus der Klasse der Calcineurininhibitoren oder Vitamin-D3-Präparate dar, welche bei der Lokaltherapie der Psoriasis zum Einsatz kommen. Einen positiven, entzündungsmindernden Effekt bei Psoriasis haben auch bestimmte Wellenlängen des Sonnenlichts, weshalb eine UV-Bestrahlungstherapie auch eine gute Therapieoption darstellt. Bei Menschen mit mittleren bis starken Beschwerden kann eine systemische medikamentöse Therapie erfolgen. Dafür kommen unter anderem Acitretin, Methotrexat oder Fumarsäure in Tablettenform oder als Injektion (bei Methotrexat) infrage. Diese Medikamente wirken modulierend bzw. hemmend auf das Immunsystem und führen so zu einer Besserung der Psoriasis. Allerdings ist zu beachten, dass nicht alle Wirkstoffe für jeden Patienten geeignet sind. Sind alle vorhergehenden Therapieformen ausgeschöpft, bieten Biologika noch eine Möglichkeit. Diese hemmen bestimmte, bei der Psoriasis vermehrte, Botenstoffe, die Hautentzündungen, aber auch systemische Entzündungen auslösen und aufrechterhalten. Die verschiedenen Biologika-Wirkstoffe beeinflussen die „überschießende“ Immunreaktion besonders zielgenau und müssen deshalb auch ganz individuell für den Patienten ausgewählt werden. Zahlreiche Parameter sind bei der Wahl der geeigneten Behandlung zu beachten. Voraussetzung für eine Therapie mit Biologika ist also eine ausführliche Voruntersuchung samt einer gründlichen Laboranalyse.

Margit Koudelka
JEDER MAG’S ANDERS


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