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Unfreiwilliger Harnverlust: Darüber reden und (be-)handeln
Inkontinenz muss kein unabänderliches Schicksal sein
Der Begriff Inkontinenz bezeichnet ungewollten Harnverlust, der objektivierbar ist, hygienische oder soziale Probleme verursacht und somit die Betroffenen in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. „Derzeit haben wir in Österreich mehr als eine Million Betroffene, die an irgendeiner Form von Inkontinenz leiden“, so Dr. Michael Rutkowski, Präsident der Medizinischen Kontinenzgesellschaft Österreich (MKÖ). Der natürliche Vorgang, Ausscheidungen halten zu können, kann durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt werden. Dies schränkt die Betroffenen mitunter stark ein. „Man fährt nicht mehr mit auf Ausflüge, man traut sich nicht mehr, unter Leute, ins Theater zu gehen usw., weil es einem unangenehm ist und weil es Geruch bilden kann“, berichtet die Kontinenz- und Stomaberaterin Adelheid Anzinger.
Die Voraussetzung für eine erfolgversprechende Behandlung ist eine genaue Diagnose. Der erste Weg sollte Betroffene zur Hausärztin bzw. zum Hausarzt führen. Sie bzw. er kann mittels einer Harnuntersuchung feststellen, ob ein Harnwegsinfekt vorliegt oder ob Blut im Urin ist. Die weiterführende Diagnose ist Angelegenheit von Urologen. Sie können beispielsweise ermitteln, ob nach dem Wasserlassen Restharn in der Blase verbleibt. Ein hilfreiches Diagnoseinstrument ist ein Blasentagebuch, in dem Betroffene in einem Zeitraum von 48 Stunden ihre Trinkmengen und Gewohnheiten bei der Blasenentleerung festhalten.
Stress für die Blase
Eine häufige Form ist die Belastungs- oder Stressinkontinenz. Betroffene verlieren Urin beim Husten, Heben schwerer Gegenstände oder beim Lachen, ohne vorher Harndrang verspürt zu haben. Risikofaktoren dafür sind bei Frauen vor allem ein höheres Alter, Geburten und Übergewicht. Bei Männern kann eine Prostataoperation die Beckenbodenmuskulatur schwächen. Ein wichtiger Schritt in der Therapie ist ein gezieltes Training dieser Muskelgruppe. Dabei erlernen die Patienten, diese Muskeln bewusst wahrzunehmen, um sie gezielt anzusteuern und aktivieren zu können. Gegebenenfalls sollte auch das Trinkverhalten verändert werden. Bleiben solche Maßnahmen ohne Erfolg, gibt es operative Optionen. Bei Frauen kann eine Schlinge unter der Harnröhre eingesetzt werden, die diese stabilisiert und Harnverlust bei einer Belastung, etwa Husten, verhindert. Bei Männern gibt es unterschiedliche Operationstechniken wie ebenfalls die Schlingentechnik oder die Implantation kleiner Ballons neben den Blasenhals. In schweren Fällen kann bei beiden Geschlechtern ein künstlicher Schließmuskel eingesetzt werden.
Nicht gleich nachgeben
Bei einer Dranginkontinenz ist die Muskulatur der Blasenwand übermäßig aktiv. Bereits bei geringem Blaseninhalt zieht sie sich zusammen. Es kommt so plötzlich zu Harndrang, dass Betroffene oft die Toilette nicht rechtzeitig erreichen. Solche Beschwerden können durch Erkrankungen, etwa Diabetes mellitus, Harnwegsinfekte, eine vergrößerte Prostata oder durch Blasensteine, auftreten. Auch eine übermäßige Trinkmenge oder in seltenen Fällen Tumoren oder neurologische Erkrankungen können eine Dranginkontinenz verursachen. Eine Behandlungsmöglichkeit ist das Miktionstraining: Bei Auftreten des Harndranges wird die Beckenbodenmuskulatur angespannt und abgewartet, bis der Drang nachlässt. Erst dann suchen die Patienten das WC auf. So können die Intervalle zwischen den Toilettengängen verlängert werden. Auch bei der Dranginkontinenz ist Beckenbodentraining empfehlenswert. Mit Anticholinergika und Beta-3-RezeptorAgonisten zur medikamentösen Behandlung wird die Blase quasi beruhigt. Schlägt diese Therapie nicht an, besteht noch die Möglichkeit, Botox in den Blasenmuskel zu spritzen oder in schweren Fällen einen Blasenschrittmacher zu implantieren (sakrale Neuromodulation). Vorübergehend können – unabhängig von der Art des Harnverlustes – Inkontinenzprodukte wie saugende Einlagen, Kondomurinale bei Männern oder spezielle Tampons bei Frauen helfen.
MEINMED-VORTRAG
Im Rahmen von MeinMed hielten Adelheid Anzinger und Dr. Michael Rutkowski ein Webinar über Inkontinenz. Das gesamte Video dazu finden Sie auf meinmed.at/ mediathek.
Das Webinar wurde unterstützt von:
Margit Koudelka
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