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Häufige Erkrankung – viel zu selten therapiert
Lediglich 10-15 % der österreichischen Patient:innen erhalten 18 Monate nach einer osteoporotischen Fraktur noch eine spezifische Therapie
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MEINMED-VORTRAG
Im Rahmen von MeinMed hielt Dr.in Maya Thun, Fachärztin für Innere Medizin und Spezialistin für Osteoporose einen Vortrag zum Thema Knochenschutz vor Knochenbruch. Das gesamte Video dazu finden Sie auf meinmed.at/mediathek.
Das Webinar wurde unterstützt von:
Jede dritte Frau wird im Laufe des Lebens eine osteoporotische Fraktur erleiden. Aber auch Männer sind häufig von der systemischen Knochenerkrankung betroffen. Aufgrund der Osteoporose passiert weltweit fast jede Sekunde ein Knochenbruch, dennoch wird „Knochenschwund“ allgemein unterschätzt. Laut Dr.in Maya Thun, Fachärztin für Innere Medizin und Spezialistin für Osteoporose, Wien, gibt es in Österreich eine große Behandlungslücke: „Wir haben gesehen, dass von jenen Patienten, die mit einer osteoporotischen Fraktur ins Krankenhaus kommen – also mit einer Schenkelhalsfraktur oder mit einer Wirbelkörperfraktur –, nur 20 % mit einer Osteoporosetherapie das Haus verlassen. Das heißt, 80 % bekommen keine Therapie.“ Auch später verbessere sich die Situation nicht. „Lediglich 10-15 % erhalten 18 Monate nach einer Fraktur eine Therapie“, macht die Expertin auf die Problematik aufmerksam.
Risikofaktoren
Osteoporose betrifft den gesamten Knochen. Verschiedenste Faktoren tragen dazu bei, dass dieser leichter porös und somit anfälliger für Frakturen wird. Durch ein sogenanntes inadäquates Trauma kommt es später zu einem Bruch, der bei einer normalen Knochenfestigkeit nicht entstanden wäre. Typische Beispiele hierfür sind eine Wirbelkörper- oder eine Schenkelhalsfraktur. Die Entstehung von Osteoporose wird durch Medikamente wie Kortisonpräparate oder Erkrankungen wie Typ-1-Diabetes begünstigt. Zu den Risikofaktoren zählen u. a. auch die Einnahme von Protonenpumpenhemmern, Rauchen, Immobilisation oder ein vermehrter Alkoholkonsum. „Wenn Patienten sehr viele Risikofaktoren aufweisen, dann müssen wir frühzeitig eine Diagnose stellen, eine Knochendichtemessung vornehmen und dann das Frakturrisiko berechnen, erklärt Dr.in Thun die Bedeutung der Prävention.
Frühe Diagnose und Therapie ist wesentlich
Bei der frühzeitigen Identifikation von Risikopatienten helfen Frakturrisikorechner wie der FRAX und das Nomogramm des DVO (Dachverband Osteologie). Wenn bereits eine osteoporotische Fraktur vorliegt, ist eine rasche Therapie vonnöten, um erneute Brüche zu vermeiden. Hierbei könne in vielen Fällen auf eine Knochendichtemessung verzichtet werden, so Dr.in Thun. Die Vortragende betont, dass der T-Score lediglich ein Messkriterium sei. Letztendlich seien viele Faktoren – insbesondere die
Struktur des Knochens – zu berücksichtigen. „Zur Basisdiagnostik zählen neben der Messung der Knochendichte auch weitere Untersuchungen wie Röntgen und die Bestimmung der Blutwerte.“ Die orale antiresorptive Therapie werde mittlerweile seltener eingesetzt und weniger stark empfohlen, fügt Dr.in Thun hinzu. „Antiresorptive Medikamente hemmen die OsteoklasEXPERTIN: ten, das sind Zellen, welche die Dr.in Maya Thun Fachärztin für alte Knochensubstanz abbauen, Innere Medizin damit der Osteoblast – die Zelund Spezialistin für Osteoporose, Wien le, die den Knochen aufbaut – wieder neuen Knochen produzieren kann.“ Die parenterale antiresorptive Therapie, die durch eine Spritze unter die Haut oder in die Vene erfolge, gewinne dafür an Bedeutung, ebenso wie die Hormonersatztherapie – letztere Behandlung insbesondere für junge Betroffene zwischen 50 und 60 Jahren. Bei hochgradiger Osteoporose stünden vor allem den Knochenaufbau fördernde (knochenanabole) Medikamente im Vordergrund. In puncto Ernährung sei eine ausreichende Kalzium- und Vitamin-D-Versorgung wesentlich. „Je früher man mit einer Therapie beginnt, desto besser wirken die Medikamente“, betont die Vortragende abschließend.
Mag.a Ines Pamminger, BA
Dieser Beitrag wurde im Fortbildungs-Fragebogen auf S. 19 berücksichtigt.