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Richtig essen bei Divertikeln
Nach einer Entzündung oder Operation den Speiseplan in vier Phasen erweitern


Divertikel sind sackförmige Ausstülpungen der Darmwand, die bekanntlich an Schwachstellen entstehen. In ihnen können Nahrungsreste liegen bleiben, was im schlimmsten Fall zu Entzündungen führen kann. Zu finden sind sie prinzipiell im gesamten Verdauungstrakt, zumeist treten aber die Kolondivertikel auf. Der absteigende Ast (Colon descendens) ist am häufigsten betroffen, da hier der größte Druck gegen die Darmwand festzustellen ist. Von Divertikulose wird gesprochen, wenn Divertikel zwar vorhanden sind, jedoch keine Probleme verursachen. Meist werden diese im Zuge einer Koloskopie entdeckt. Die Ursachen für die Entstehung von Divertikeln liegen in ballaststoffarmem Essen, zu wenig Bewegung und zu viel Stress. Aber auch eine genetische Veranlagung kann vorliegen. Insbesondere Personen ab 60 Jahren sind vermehrt von Divertikulose betroffen. In dieser Altersgruppe weist jeder Dritte Divertikel auf. Bei den über 80-Jährigen ist es schon jeder Zweite. Entzünden sich Divertikel – was bei etwa vier von zehn Menschen mit Divertikulose der Fall ist –, erfolgt eine medikamentöse oder operative Therapie. Eine Ernährungsanpassung oder -umstellung ist in allen Fällen von entscheidender Bedeutung, um weiteren Divertikeln sowie Entzündungen vorzubeugen.
Empfehlungen bei Divertikulose Ballaststoffe
Die tägliche Ballaststoffmenge sollte 30 bis 40 Gramm betragen. Ballaststoffe bringen den Darm in Schwung, senken den Cholesterinspiegel, sättigen schneller und binden schädliche Stoffe im Darm. Ballaststoffreiche Lebensmittel sind in erster Linie Vollkorngetreideprodukte, Hülsenfrüchte, Obst und Gemüse. Als ballaststoffreich gilt ein Lebensmittel dann, wenn mehr als fünf Gramm Ballaststoffe pro 100 Gramm Lebensmittel darin enthalten sind. Darüber gibt die Nährwerttabelle auf der Verpackung Auskunft. Zu regelrechten Ballaststoffboostern zählen Weizenkleie, Flohsamen und Leinsamen. Werden diese in den Speiseplan integriert, ist auf eine besonders hohe Flüssigkeitszufuhr zu achten.
AUTORIN: Dr.in Astrid Laimighofer
Ernährungswissenschafterin, dipl. psychologische Beraterin in Perchtoldsdorf
Kauen trainieren
Zu große, mangelhaft gekaute Bissen bedeuten für das Verdauungssystem zusätzliche Arbeit. Speziell bei Divertikeln ist gutes Kauen entscheidend. Vor allem bei Lebensmitteln, die leichte Fasern haben oder etwas körnig sind, wird dadurch vermieden, dass sich diese Bestandteile in den Divertikeln festsetzen und Entzündungen hervorrufen.
Nahrung zerkleinern
Vor allem faserreiches Obst und Gemüse kann inklusive der Schale durch Pürieren besser verträglich gemacht werden. Nüsse am besten nur in gemahlener Form verwenden.
Ausreichend trinken
Täglich eineinhalb bis zwei Liter Flüssigkeit sollten es auf alle Fälle sein. Ballaststoffe benötigen zudem mehr Flüssigkeit, damit die Fasern quellen können und nicht zu Obstipation führen. Als Getränke eignen sich am besten Wasser, Mineralwasser, Kräuter- und Früchtetees, stark verdünnte Fruchtsäfte, gespritzte Buttermilch, naturbelassene Sirupe oder stark verdünnte Molkegetränke. Kaffee in einer Menge von etwa drei Tassen am Tag darf in die Flüssigkeitsbilanz miteinberechnet werden. Smoothies hingegen sind als Zwischen- oder Hauptmahlzeit einzustufen und dürfen nicht zur Flüssigkeit gezählt werden.
Divertikulitis: Stufen der Ernährung
Wurde Divertikulitis diagnostiziert und eventuell ein operativer Eingriff vorgenommen, ist zuerst einmal schonendes Essen angesagt. Auf eine kurze Karenzphase mit Tee und allfälliger Zusatz-
nahrung folgt Phase 2 mit ballaststofffreier und fettarmer Kost, die etwa zwei Wochen andauert. Geeignete Lebensmittel für diese Phase sind helles Brot und Getreideprodukte, gekochte Kartoffeln, nicht blähende gekochte Gemüsesorten wie Karotten oder Spinat, fettarme Milchprodukte, helles Fleisch und püriertes Obst. Es folgt Phase 3 mit leichtem und fettarmem Essen. Hier wird der Speiseplan langsam etwas vielfältiger, der Gehalt von Ballaststoffen nimmt zu. Nach wie vor nicht geeignet sind in dieser Phase blähende Gemüsesorten, grobes Vollkornbrot, Beeren mit kleinen Kernen, ganze Nüsse und Gebackenes oder Frittiertes. Sie dauert so lange, bis die Wunden verheilt sind. Schön langsam lässt sich der Speiseplan in dieser Phase wieder um mehr Lebensmittel erweitern. Ab hier ist es empfehlenswert, dass die Patientinnen und Patienten ein Ernährungsprotokoll führen, denn so wird am schnellsten erkannt, welche Lebensmittel vertragen werden und welche nicht. Besonders wertvoll sind in dieser Phase hochwertige Omega-3-reiche Öle, die zusätzlich entzündungshemmend wirken, sowie Milchprodukte, die hochwertiges Eiweiß liefern und die Darmtätigkeit sanft anregen. In Phase 4 wird mit ballaststoffreichem Essen wie bei Divertikulose begonnen, welches dann auch als Dauerernährung geeignet ist.
Prophylaktische Aspekte
Um den Darm bei Divertikulose insgesamt zu stärken und das Mikrobiom vielfältig zu gestalten, sind neben genügend Ballaststoffen auch präbiotische Lebensmittel wie Artischocken, Pastinaken oder Schwarzwurzeln und milchsauer vergorene Produkte sehr empfehlenswert. Außerdem muss das Ziel darin bestehen, Obstipation zu vermeiden, damit der Innendruck im Darm nicht zu hoch wird. Zucker und sehr zuckerreiche Lebensmittel, Weißmehlprodukte, Heidelbeeren, Bananen, schwarzer Tee, Schokolade und Kakao gilt es daher möglichst zu reduzieren. Weitere Maßnahmen zur Vorbeugung weiterer Divertikel sind die aktive Reduktion von Stress und die Integration von mehr Bewegung in den Alltag. <
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