Alean, Wasserwanderungen

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Wasserwanderungen

17 Routen durch das Wasserschloss Schweiz

Alean
Jürg
Paul Felber

WASSERWANDERUNGEN

17 Routen durch das Wasserschloss Schweiz

NATUR Haupt

Dr. Jürg Alean studierte Geografie und doktorierte an der ETH Zürich in Glaziologie. Bis zu seiner Pensionierung war er Mittelschullehrer für Geografie. Er verfasste bereits mehrere Bücher zu erdwissenschaftlichen Themen und unterhält zusammen mit Gleichgesinnten den Bildungsserver SwissEduc.ch.

Dr. Paul Felber studierte Geologie und doktorierte an der ETH Zürich in Geologie. Bis zu seiner Pensionierung war er in der geologischen Praxis tätig (Hydrogeologie, Geotechnik). Er ist Verfasser eines Buches über die Geologie und Grundwasservorkommen des Kantons Zug. Heute gilt sein besonderes Interesse der Erforschungsgeschichte und den klassischen geologischen Lokalitäten der Schweiz.

1. Auflage: 2023

ISBN 978-3-258-08310-0

Umschlaggestaltung: pooldesign.ch

Umschlagsbilder: Jürg Alean

Layout und Satz: tiff.any GmbH & Co. KG, D-Berlin

Alle Rechte vorbehalten.

Copyright ©2023 Haupt Verlag, Bern

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VORWORT ..................................................... 7 WANDERLAND SCHWEIZ: EIN WASSER-WUNDERLAND ................ 8 1 Höhlen, Quellen, Wasserfälle Wasserspiele im Chaltbrunnental (BL, SO) ............................. 20 2 Dem Rhein entlang von Hafen zu Hafen Stadtwanderung durch Basel (BS, BL)................................. 32 3 Natur und Technik an der Aare Von Villigen nach Koblenz (AG) ...................................... 44 4 Rundwanderung mit Seesicht Seeuferweg Hallwilersee (AG, LU).................................... 56 5 Vom Korrigieren zum Renaturieren An Rhein und Thur (ZH, SH) ........................................ 68 6 Brücken, Tobel, Wasserfälle Wildes Bergland an der Töss (ZH) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 82 7 Kaltes Tobel, heisses Wasser Zur Thermalquelle in der Taminaschlucht (SG) .......................... 94 8 Mineralquellen und Murgänge Nutzen und Gefahren des Wassers in Scuol (GR)......................... 104 9 Zauberhafte Bergseen Rundwanderung im Val da Camp (GR)................................. 114 10 Brücken, Brunnen, Wasserfälle Viel Abwechslung im Valle Maggia (TI) ................................ 124 11 Gletscherbach und Gletschersee Eine neue Landschaft entsteht (UR) .................................. 136 12 Von Bergstürzen gestaut Oeschinensee bei Kandersteg (BE) ................................... 148 13 Stausee, Quellen, Wasserfälle Rundwanderung am Lac de Tseuzier (VS) .............................. 160 14 Dem Wasser folgen Walliser Wasserleiten (VS) ......................................... 172 15 Tunnel, Brücken und Mäander Wasserwelten in der Stadt Freiburg (FR)............................... 184 16 Auf der Suche nach Wasser und Eis Über Juraweiden zum Lac de Taillères (NE) ............................. 196 17 Die Aare einst und jetzt Von den Juragewässerkorrektionen (BE)............................... 208 ANHANG Register ....................................................... 223 5 INHALTSVERZEICHNIS
THEMENKÄSTEN Karren, Höhlen und Dolinen ........................................... 31 Seen als Eiszeitrelikte ................................................ 67 Ein Reservat für Biber ................................................ 74 Rund um den Rheinfall ............................................... 80 Skulpturen aus Eis ................................................... 93 Thermalwasser ..................................................... 103 Vielfältige natürliche Mineralwasser ..................................... 113 Ponte Brolla und Maggia-Delta ......................................... 135 Rhonegletscher ..................................................... 146 Grande Dixence ..................................................... 171 Suonen in Felswänden ............................................... 182 Mäander und politische Grenzen ........................................ 195 Spaziergang zur Areuse-Quelle ......................................... 207 Die Juragewässerkorrektionen .......................................... 218 6

Liebe Leserin, lieber Leser !

Stärker als jede andere Naturkraft gestaltet Wasser das Relief der Schweiz. Es trägt Gebirge ab, verfrachtet Geschiebe talwärts und baut im Tiefland neues Gelände auf. Als Lebensgrundlage unerlässlich, als Energiequelle wertvoll und als Verkehrsweg von alters her geschätzt, birgt Wasser aber auch Gefahren durch Hochwasser und Überschwemmung. Schweizer Gewässer wurden einst gezähmt, später vermehrt geschützt und heutzutage mancherorts in einen natürlicheren Zustand zurückversetzt.

Im Wasserschloss Europas führen viele Wege an Gewässer, über Brücken und Stege und entlang ihrer Ufer. Am Wasser zu wandern ist stets abwechslungsreich und unterhaltsam. Quellen und Wasserfälle, Bergseen und Staumauern, Flussdeltas und Auen wollen erkundet werden. An Gewässern gehen wir vielfältigen Naturphänomenen auf den Grund, staunen über Werke schweizerischer Wasserbaukunst und tauchen hin und wieder auch ein in das erfrischende Nass.

Links: Wandern am Rhein bei Rüdlingen (SH). Rechts: Wasserfälle am Wegrand durch das Chaltbrunnental im Laufental (BL, SO).

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7 VORWORT

14 | Dem Wasser folgen

Walliser Wasserleiten (VS)

172
In diesem Abschnitt verläuft der Grand Bisse de Vex durch traditionelle Holzkännel.

Im deutschsprachigen Teil des Wallis heissen sie Wasserleiten oder Suonen, im französischsprachigen Bisses. Es sind Bewässerungseinrichtungen, die von alters her von grösster Bedeutung sind. Keine Region der Schweiz ist trockener als das sonnige Rhonetal und nirgends ist die Landwirtschaft stärker auf die Bewässerung angewiesen als hier. Intensiver Ackerbau erfordert bei den hierzulande üblichen Temperaturen etwa 900 Liter Niederschlag pro Quadratmeter und Jahr. Aber zum Beispiel bei der Kantonshauptstadt Sion waren es von 1981 bis 2010 nur 603 l/m2 und Jahr. Zum Vergleich: In der Stadt Bern ist es mit 1059 l/m2 fast doppelt und in Glarus mit 1506 l/m2 gar zweieinhalbmal so viel wie in Sion. Auch die Sonne scheint im Rhonetal länger als an den meisten anderen Orten in der Schweiz.

Die Trockenheit des Rhonetals erklärt sich durch die Lage zwischen hohen Gebirgszügen. Aus welcher Richtung auch immer Luftmassen anströmen, zuerst müssen sie Bergketten überwinden. Dabei kondensiert Luftfeuchtigkeit und es kommt zu Niederschlägen. Wenn die Luftmassen anschliessend ins Rhonetal absteigen, ist nur noch wenig Luftfeuchtigkeit vorhanden; Regen fällt deshalb dort – wenn überhaupt –oft nur spärlich.

Äcker und Wiesen werden im Rhonetal schon seit sehr langer Zeit bewässert. Bei Ausgrabungen in der Nähe von Pfyn wurden Bewässerungskanäle aus römischer Zeit gefunden. Schriftlich dokumentierte Wasserrechte im Zusammenhang mit Wasserleiten sind aus dem 13. Jahrhundert zwischen Sierre und Brig bekannt. Um eine stetig wachsende Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen, musste ab dem 17. Jahrhundert das Kulturland vergrössert, intensiver bewirtschaftet und bewässert werden. Der Bau und Unterhalt von Wasserleiten im teils unwegsamen und steilen Gelände erforderten einen enormen Arbeitsaufwand,

der nur möglich war durch genau organisierte Zusammenarbeit ganzer Dorfgemeinschaften. Der von den Einzelnen geleistete Arbeitseinsatz wurde protokolliert und entschied darüber, wer später wie viel Wasser auf seinem Boden zugeteilt bekam. Anfangs des 20. Jahrhunderts waren mehr als 200 Suonen mit einer Gesamtlänge von rund 1800 Kilometern in Betrieb. Dies entspricht etwa der Länge der gesamten Schweizer Landesgrenze. Manche, besonders schwer zu unterhaltende Wasserleiten wurden seither wieder aufgegeben und zerfallen. Andere sind bis heute gut erhalten und in Betrieb. Einzelne werden gar wegen ihres touristischen Potenzials restauriert (vgl. Kasten S. 182), denn die ursprünglich für ihren Unterhalt angelegten Wege verlaufen naturgemäss fast ohne Steigung oder Gefälle, sind also für Genusswanderungen geradezu prädestiniert.

Diese Wanderung kombiniert Routen, die zwei verschiedenen Suonen folgen, welche vom gleichen Bach im Val de Nendaz ihr Wasser beziehen, aber auf gegenüberliegenden Talseiten verlaufen. Drei Teilabschnitte ermöglichen unterschiedliche Varianten, vom kurzen Spaziergang bis zur ausgedehnten Tageswanderung (vgl. Infoteil). SuonenWanderungen gibt es im Wallis unzählige. Die hier vorgestellten Routen haben den Vorteil, dass man besonders vielfältige Techniken des Leitungsbaus in abwechslungsreicher Landschaft zu sehen bekommt. Die Beschreibung beginnt in Mayons de Sion (A1), kurz vor dem Ende der «Grand Bisse de Vex». Die Wanderung in der Gegenrichtung ist gleichwertig.

Bei A1 beginnt ein breiter Wanderweg, der bis Veysonnaz für Rollstuhlfahrende ausgebaut ist. Gegen die Fliessrichtung der Grand Bisse de Vex wandern wir gemütlich durch schattenspendenden Bergwald. Die Suone ist hier meist in der denkbar einfachsten Form angelegt. Es ist ein simpler Graben, dessen Aushub auf der Talseite den Damm

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bildet, auf dem der Weg entlangführt. Diese Art Suone eignet sich nur für nicht allzu steiles Gelände ohne kompakten Felsuntergrund.

Gleich zu Beginn kommen wir an einem kleinen (rekonstruierten) Wasserrad vorbei. Früher bewegten solche Wasserräder ein kleines Hammerwerk, dessen Geräusch dem zuständigen Suonen-Hüter schon auf Distanz oder nachts signalisierte, dass tatsächlich Wasser floss. Die Hüter patrouillierten entlang der Suone nach einem ganz bestimmten Plan, regulierten den Wasserstand, führten Reparaturen aus oder entfernten hineingefallenes Astwerk, Steine und Sand. Deshalb nannte man sie auch Sander. Mancherorts standen ihnen einfache Unterkünfte für Rast oder Übernachtungen zur Verfügung.

Abb. 1: Wasserräder mit Hammerwerk verursachten früher ein Geräusch, das dem Suonen-Hüter schon auf Distanz korrekt fliessendes Wasser anzeigte.

Abb. 2: Die verlässliche Feuchtigkeitszufuhr ermöglicht eine wahre Blumenpracht entlang der Suone (Waldstorchenschnabel, Geranium sylvaticum).

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P1 Erste Felspartien

(2'593'650, 1'116'400)

Bei P1 passiert die Suone eine kleine felsige Passage mit etwas aufwändigeren Kunstbauten mit einem hölzernen Kanal. Von hier aus haben wir bei klarem Wetter erstmals auch gute Sicht auf die jenseits des Rhonetals aufragenden Waadtländer Alpen. Kurz vor Veysonnaz verläuft die Suone oberhalb ei-

Abb. 3: Kontrast von Trockenwiese auf Südhang (unterhalb Bildmitte) und Wald auf Nordhang (links unten). Jenseits des Tals liegt der ausufernde Fremdenverkehrsort Nendaz.

Abb. 4: Suone in Metallkonstruktion in steilem, instabilem Gelände.

Abb. 5: Auf durchnässtem Untergrund ist die Vegetation üppiger, sehr zum Wohlgefallen dieses schottischen Hochlandrinds.

Abb. 6: Suone in Metallkonstruktion in steilem, instabilem Gelände.

ner prächtigen Blumenwiese. In Veysonnaz endet der erste kurze Wegabschnitt von A1 nach A2 bei der Talstation der Gondelbahn

«Veysonnaz télécabine» (2'592'621, 1'116'000).

Unter den Tragseilen geht es hindurch zur Fortsetzung des Wanderwegs, zunächst durch ein kleines Wäldchen, dann durch Siedlungsgebiet, in welchem die Suone eingedolt im Untergrund verläuft. Gleichzeitig wendet sich der Weg immer mehr Richtung Süden, hinein ins Val de Nendaz.

P2 Trockenwiesen

(2'592'550, 1'114'580)

Nachdem wir die letzte Strasse von Veysonnaz überquert haben, kommt die Suone abschnittsweise wieder zum Vorschein.

Unterhalb des hübschen Weilers Verrey (der allerdings erst vom Gegenhang aus gut sichtbar ist) erklärt eine Schautafel die aus-

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176 14 | Dem Wasser folgen:
Walliser Wasserleiten (VS)

gedehnten Trockenwiesen unterhalb unseres Standorts. Hier bekommen wir einen Eindruck davon, wie das Gelände aussieht, das nicht bewässert wird, denn vom Wasser der Grand Bisse de Vex wird hier nichts abgezweigt. Die steppenartige Vegetation befindet sich insbesondere auf der der Sonne zugewandten Südflanke einer Geländerippe. Sie kontrastiert mit dem bewaldeten, nordexponierten und damit schattigeren Hang weiter links. Trockenwiesen sind wertvolle Standorte für trockenresistente Blütenpflanzen, eignen sich aber nicht als Weide für Rinder. Diese bevorzugen üppigere Nahrung.

Die Grand Bisse de Vex führt nun durch zunehmend steileres Gelände. Die Bodenschicht ist hier mancherorts instabil und kriecht langsam hangabwärts, was für die Suone aufwändigere Konstruktionstechniken erforderlich macht als wir sie bisher ge-

sehen haben. Streckenweise führen metallene Kanäle das Wasser, andere Abschnitte sind traditioneller in Holzbauweise erstellt. Auch der Weg verläuft mehrmals über solide hölzerne Stege.

4 5 6 177

P6 Steile Passage

(2'590'170, 1'112'650)

Lautes Rauschen kündigt eine Stelle an, bei der die Bisse Vieux ausnahmsweise mehrere Meter wie über eine Rutschbahn in die Tiefe stürzt und dabei einen markanten Felsvorsprung überwindet. Bei unserem Besuch befand sich im steilen Abschnitt des Kanals eine Art Kunstinstallation, deren Funktionstüchtigkeit allerdings abhandengekommen war. Die Sinnhaftigkeit neuzeitlicher Zusatzmöblierung der Bisse Vieux erschliesst sich uns nicht ohne Weiteres, zumal sie mangelhaft gewartet scheint.

Abb. 10: Am Rand der Bisse Vieux gedeihen prächtige Farne.

Abb. 11: Die Bisse Vieux passiert diesen mit Rundholz verbauten Bergbach im Untergrund durch eine Galerie.

P7 Bachunterquerung

(2'589'870, 1'113'190)

Ein kurzes Wegstück später passieren wir bei P7 einen namenlosen Bergbach. Die Traverse desselben wurde in diesem Fall nicht wie bei der Grand Bisse de Vex mittels eines Aquädukts bewerkstelligt, sondern mittels einer Galerie, durch welche die Suone das steile Bachbett unterquert. Damit der steile Bach bei Hochwasser möglichst nicht in die Tiefe erodiert und die Galerie beschädigt, wurden Sperren aus kunstvoll aufgeschichteten Rundhölzern eingebaut.

Der weitere Wegverlauf führt durch weitgehend offenes Gelände mit schöner Fernsicht, bis sich der Weg bei der Einmündung des Val de Nandaz ins Rhonetal allmählich nach links wendet, wo ein letzter bewaldeter Abschnitt unserer Wanderung folgt. Kurz vor der Gondelbahn zweigen wir scharf nach rechts unten ab und erreichen nach steilem aber kurzem Abstieg zwischen Wohnblöcken die Bushaltestelle «Haute-Nendaz, télécabine», beim grossen Platz.

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Wasser folgen: Walliser Wasserleiten (VS)

KARTENMASSSTAB: 1:50’000

ABSCHNITT A1 BIS A2 (ROLLSTUHLGÄNGIG): Bushaltestelle «Les Mayens-de-Sion, Ouest»

(A1) 2‘594‘690, 1‘116‘760 bis Talstation «Veysonnaz télécabine» (A2) 2‘592‘621, 1‘116‘000 (die Bushaltestelle «Veysonnaz, station» ist etwas unterhalb): 2.4 km, 45 min.

ABSCHNITT A2 BIS A3: «Veysonnaz télécabine» (A2) bis Bushaltestelle «Haute-Nendaz, bif. Planchouet» (A3) 2‘590‘480, 1‘110‘940: 8.2 km, 300 m Aufstieg, 100 m Abstieg, 2 h 45 min.

ABSCHNITT A3 BIS A4: Bushaltestelle «Haute-Nendaz, bif. Planchouet» (A3) bis Bushaltestelle «Haute-Nendaz, télécabine» (A4) 2‘588‘634, 1‘114‘323: 5.0 km, 200 m Abstieg, 1 h30 min.

ALLE ABSCHNITTE: 15.6 km, 320 m Aufstieg, 200 m Abstieg, 4 h 30 min

JAHRESZEIT: Frühling bis Herbst

SHUTTLEBUS: Zu bestimmten Zeiten verkehrt ein Shuttlebus zwischen Veysonnaz und Haute Nendaz; Auskunft und obligatorische Reservation bei Veysonnaz Tourisme oder Haute Nendaz Tourisme.

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Mit freundlicher Genehmigung von swisstopo; © www.swisstopo.ch

SUONEN IN FELSWÄNDEN

Abenteuerlich konstruierte Suonen, die in schwindelerregender Höhe senkrechte oder überhängende Felswände überwinden, haben nicht zuletzt durch den Heimatfilm «An heiligen Wassern» von 1960 nationale Bekanntheit erlangt. Ein besonders imposanter Abschnitt des Bisse d‘Ayent ziert gar eine Seite der am 12. September 2019 herausgegebenen Hundertfranken-Banknote. Die abgebildete Stelle (2‘598‘730, 1‘128‘710) kann man auf einem Spaziergang von der Strasse zum Stausee Lac de Tseuzier aus (Bushaltestelle Fortunau, Ayent, Samarin; 2‘599‘940, 1‘129‘670) besuchen.

Schwindelfreie Wanderer, die eine möglichst exponierte Suone hautnah erleben möchten, kommen auf dem neu installierten Wanderweg entlang dem Torrent Neuf (auch Ancien Bisse de Savièse) auf ihre Rechnung. Bereits 1430 erbaut, wurde sie 1930 durch einen Stollen ersetzt, der in der Folge viel leichter zu unterhalten war. Inzwischen wurden aber grosse Teile der eigentlichen Wasserleite wieder instand gesetzt und durch einen gut abgesicherten Weg zugänglich gemacht. Vier Runsen werden durch Fussgänger-Hängebrücken mit Längen zwischen 84 und 134 Metern Länge überwunden. Allein schon

das Begehen der Brücken und der Tiefblick sind eine Wanderung wert. Eindrücklich sind aber auch die verschiedenen Felspassagen, in denen man aus nächster Nähe sehen kann, wie die (hier renovierten) Holzkanäle verankert wurden. Die Wanderung kann bei der Bushaltestelle Savièse, Prafirmin Torrent Neuf (2‘593‘250, 1‘123‘760) beginnen und führt zunächst 2,5 km lang dem «harmlosen» Südhang oberhalb Savièse entlang. Nach der Kapelle Ste-Marguerite (2‘591‘100, 1‘122‘940, Imbiss) geht es dann in Bezug auf exponiertes Terrain so richtig zur Sache. Erst führt die Suone noch Wasser, das von oben her zugeführt wird; im wirklich steilen Teil ist sie trocken. Nach etwas weniger als 4 km durch geradezu unglaublich steiles Gelände erreicht man bei Brac (Imbiss) das Ende des zugänglichen Teils und kehrt auf gleichem Weg zurück. Besonders interessant an dieser Suone sind auch verschiedene Galerien, in denen die Suone unter steilen Runsen und Sturzbächen hindurchgeleitet wird. Botanisch Interessierte mögen zur Blütezeit gleich entlang des Wanderwegs diverse Orchideenarten identifizieren, zum Beispiel Rote Waldvögelein (Cephalanthera rubra) und Braunrote Sumpfwurz (Epipactis atrorubens).

A B 182 14
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Dem Wasser folgen: Walliser Wasserleiten (VS)

Abb. A: Auf der 100-Franken-Note abgebildeter Abschnitt der Bisse d’Ayent.

Abb. B: Tunnel und Holzsteg am neu eröffneten Wanderweg entlang des Torrent Neuf.

Abb. C: Blick von der längsten der vier Hängebrücken auf die in der Felswand verlaufende Suone.

C 183

Rast auf einer Winterwanderung am Greifensee (ZH)

220 | Anhang

Bildnachweis

Wo in der Bildlegende nicht anders erwähnt, wurden alle Fotos von Jürg und Pamela Alean aufgenommen.

Weiter wandern

Von den gleichen Autoren sind im Haupt Verlag erschienen:

Dank

Wertvolle Hinweise zu dieser Arbeit verdanken wir Werner Hartmann, Rémy Kauffmann, Jost Rinderknecht, Peter Senn-Utelli und Anna-Barbara Utelli. Die Autoren bedanken sich beim Haupt-Verlag, insbesondere Martin Lind, für die stets reibungslose und bereichernde Zusammenarbeit.

Jürg Alean, Paul Felber

Geologische Wanderungen

15 Routen zu Hotspots in der Schweiz Flexobroschur

rund 250 Farbfotos, 16 Karten

ISBN: 978-3-258-08098-7

Jürg Alean, Paul Felber Eiszeit-Wanderungen

14 Routen zu Zeugen der Eiszeit in der Schweiz Flexobroschur

rund 250 Farbfotos, 18 Karten, 5 Grafiken

ISBN: 978-3-258-08146-5

221

Sponsoren

Die Realisierung des vorliegenden Buches wurde durch die folgenden Sponsoringbeiträge ermöglicht:

Cumün da Scuol Gemeinde Kandersteg Gemeinde Wald ZH Stadt Freiburg
222 Anhang

Register

A

Aare 210 ff

Abflussmessung 96

Albert-Heim-Hütte 143

Alliswil 60

Alte Aare 210

Altes Bad Pfäfers 98

Altwasser (Aare) 213

Altwasser (Thur) 75

Areusequelle 207

B

Bad Ragaz 98

Bandenergie 53

Bättlerloch 22

Bergsturz 119, 150, 152

Bernbrücke (Freiburg) 192

Bewässerungskanal 174

Biber 74

Bim Oeschisee 157

Birskopfsteg 35

Bisse 174 ff.

Bisse d’Ayent 182

Bisse de Sion 167

Bisse Vieux 179

Blockgletscher 117, 120, 121

Blüemlisalp 154

Bogn Engiadina 107

Brandenfels 87

Bündnerschiefer 108

Büren an der Aare 216

Burg Wartenstein 101

Buri-Quellen 89

C

Chessiloch 28

Chli Rhy 71

Chuetränki 72

Clozza 109

D

Delta 63, 65, 66

Doline 22, 23, 31, 201

Dreiländereck 41, 42

E

Eiskörper 199

Eisskulpturen 93

Eiszeitrelikte (Seen) 67

Entwässerung der Schweiz 15

Flusskorrektion 210 ff.

Frostsprengung 138

Funiculaire (Freiburg) 189

Funtana Chalzina Sura 111

Funtana Clozza 108

Funtana Sotsass 107

Funtana Vi 106, 111

Gannet (Feuerschiff) 40

Geschiebedosierung 110

Gesteinsverwitterung 23, 27

Gewässer in der Schweiz 10

Gewässerkorrektion 70

Gewässerschutz 17

Gippinger Grien 52

Glacière de Monlési 198

Gletscher 12

Gletschererosion 141

Gletscherschliff 132, 140

Gletschersee 138, 142

Grand Bisse de Vex 174

Grande Dixence 171

Grenzstein AG/LU 58

Grundwasser 14

H

Heidenküche 26

Heuberg (Oeschinental) 153

Hochwasser 13, 16

Hochwasserschutz 17

Hochwasserschutz (am Rhein) 75, 76

Höhlen 31

I

Ibachhöhle 24

Industrierelikte (Tösstal) 84

J

Juragewässerkorrektion 218

K

Kalksinter 109

Kaltluftsee 199

Kandertal 152

Karren 31, 201

Karst 22, 163

Kastellhöhle 25

Kathedrale St. Nikolaus (Freiburg) 190

Kernkraftwerk Beznau 47

Kleine Eiszeit 139

Kleinwasserkraftwerk Grellingen 29

Klingnauer Stausee 49

Klosterinsel Rheinau 70

Kohlerhöhle 26

Kraftwerk Birsfelden 34

F
G
223

L L’Ogeintse 178

Lagh da Saoseo 116

Lagh da Scispadus 117

Lagh da Val Viola 116, 118

Laufkraftwerk 163

Le Doussin 178

M

Mäander 47, 186, 195

Magdalénien-Kultur 25

Maggia 126 ff.

Maggiadelta 135

Maggia-Gletscher (eiszeitlich) 132

Meienried 211

Mineralquellen 107

Mineralwasser 113

Mittlere Brücke (Basel) 39

Mittlere Brücke (Freiburg) 192

Molasse 187

Münster (Basel) 37–38

Murgang 109, 151, 157 N

Naturbrücke (Taminaschlucht) 100

Naturschutz 17

Naturschutzzentrum Klingnauer Stausee 50, 51

Naturzentrum Thurauen 77

Niederschlag 10

O

Oberbärgli (Oeschinental) 155

Oeschinen-Bergsturz 151 f.

Oeschinensee 150 ff.

P

Papiermühle (Basel) 36

Passerelle des Neigles (Freiburg) 193

Paul Scherrer Institut 46

Petite Charbonnière 200

Pfahlbau (bronzezeitlicher) 63

Pizzo Cengalo 152

Plättliweg (Tösstal) 85

Plazzetta 106

Ponte Brolla 135

Ponte romano (Maggiatal) 126

Quellwasserstauer 165

R

Reuss-Gletscher (eiszeitlich) 59, 61

Rhein 34 ff., 70 ff.

Rheinfall 80, 81

Rhein-Gletscher (eiszeitlich) 99, 101

Rheinhafen Basel 34, 40, 41

Rhonegletscher 147

S

Saane 186 ff.

Safnerebrügg 211

Sagenraintobel 84

Salto Maggia 131

Schleusen (Basel) 35

Schloss Hallwyl 61

Schluckloch 22, 204

Schwemmfächer 101

Seebelüftungsanlage 59, 65

Seen als Eiszeitrelikte 67

Seeumrundung (Hallwilersee) 58

Speicherkraftwerk 163

Spitzenenergie 53

St. Alban-Teich 35

Starkniederschlag 11

Stausee Tseuzier 162

Stromlandschaft Rheinfall-Rheinau 71

Suone 174 ff.

Tamina 96 ff.

Taminabrücke 97

Thermalquelle 98

Thermalquellen 107

Thermalwasser 103

Thur 70 ff

Thurbrücke 75

Thurspitz 77

Töss 84 ff.

Tössscheidi 88

Transport (auf Wasser) 16

Trinkwasser 64

Trinkwasserversorgung 13

Tropfsteine 27

Underbärgli (Oeschinental) 156

Vallée de la Brévine 202

Wasserkraftwerk Beznau 48

Wasserkreislauf 11

Wasserreichtum der Schweiz 11

Wasserschloss Europas 14

Wolfsgrueb 86

Zwischenlager (für radioaktive Abfälle) 46

T
U
V
W
Z
Q
224 Anhang

Stärker als jede andere Naturkraft gestaltet Wasser das Relief der Schweiz. Es trägt Gebirge ab, verfrachtet Geschiebe talwärts und baut im Tiefland neues Gelände auf. Als Lebensgrundlage unerlässlich, als Energiequelle wertvoll und als Verkehrsweg von alters her geschätzt, birgt Wasser aber auch Gefahren durch Hochwasser und Überschwemmungen. Schweizer Gewässer wurden einst gezähmt, später vermehrt geschützt und heutzutage mancherorts in einen natürlicheren Zustand zurückversetzt. Im Wasserschloss Europas führen viele Wege zu Gewässern, über Brücken und Stege und entlang ihrer Ufer. Am Wasser zu wandern, ist stets abwechslungsreich und unterhaltsam. Quellen und Wasserfälle, Bergseen und Staumauern, Flussdeltas und Auen wollen erkundet werden. An Gewässern gehen wir vielfältigen Naturphänomenen nach, staunen über Werke schweizerischer Wasserbaukunst und tauchen hin und wieder auch ein in das erfrischend kühle Nass.

ISBN 978-3-258-08310-0

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