Aquilegia (Hrsg.), Fingerhut & Herzgespann

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Alkaloide sind natürlich vorkommende organische Verbindungen. Dabei handelt es sich um eine chemisch heterogene Stoffgruppe mit über 10 000 verschiedenen pflanzlichen, tierischen oder von Pilzen produzierten Substanzen. Diese sind meist stickstoffhaltig und reagieren oft basisch. Allen Alkaloiden ist gemein, dass sie direkt auf den tierischen und menschlichen Organismus wirken, typischerweise auf das Nervensystem. Sie schmecken meist bitter und sind oft ausgesprochen giftig. Alkaloide gehören zu den Produkten des Sekundärstoffwechsels.

In der Natur finden sich Alkaloide vor allem in Pflanzen, insbesondere bei Arten aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae), seltener auch in Pilzen (z. B. Mutterkorn-Alkaloide) und Tieren (z. B. Kröten-Alkaloide). Die meisten von ihnen dienen wegen ihrer Bitterkeit und ihrer Giftigkeit hauptsächlich als Schutz vor Krankheitserregern und Fressfeinden. Oftmals weisen unreife Beeren eine grosse Menge von Alkaloiden auf, welche dann im Laufe des Reifeprozesses abgebaut werden. So verhindert die Pflanze, dass die Samen zu früh gefressen werden.

Das erste isolierte Alkaloid war Morphin, das 1804 in Reinform aus dem Schlafmohn (Papaver somniferum) extrahiert wurde. Seither wurden viele unterschiedliche Alkaloide beschrieben. Die Wissenschaft teilte sie deswegen nach verschiedenen Kriterien ein, beispielsweise nach ihrer chemischen Struktur, ihrer Herkunft (z. B. Opiate aus Mohn), ihrer Entstehung oder ihrer pharmakologischen Wirkung (z. B. Halluzinogene). Häufig werden sie nach der Pflanzengattung benannt, aus der sie erstmals isoliert wurden. So wird beispielsweise Berberin aus der Gattung Berberis (Berberitzen) gewonnen und Papaverin leitet sich von der Gattung Papaver (Mohn) ab.

Viele Alkaloide wirken bereits in kleinen Mengen giftig. In geeigneter Dosierung eingesetzt, stellen alkaloidhaltige Pflanzen jedoch sehr wirksame Arzneimittel dar. Etliche Substanzen haben eine schmerzlindernde oder schmerzstillende Wirkung (z. B. Morphin). Zudem erzeugen einige Alkaloide eine psychoaktive Wirkung und werden als Rauschmittel verwendet (z. B. Morphin, Scopolamin). In der modernen Forschung spielen Alkaloide eine zentrale Rolle, so auch in der Krebsforschung, wo Alkaloide des MadagaskarImmergrüns (Catharanthus roseus) und der Pazifischen Eibe (Taxus brevifolia) zum Einsatz gelangen. Einige beliebte und verbreitete Genussmittel enthalten ebenfalls Alkaloide, so zum Beispiel Kaffee (Coffein), Tee (Thein), Schokolade (Theobromin) und Tabak (Nicotin).

Alkaloide

Alkaloide

Herbst-Zeitlose (Colchicum autumnale) mit dem Alkaloid Colchicin

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