Cohen-Cossen, Holz- und Linolschnitt

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Herstellung eines Holzschnitts Der Begriff „Holzschnitt“ bezeichnet sowohl den Druckstock, die Grafik wie auch das Verfahren. Bei diesem Verfahren drucken die erhabenen, eingefärbten Flächen, während die ausgeschnittenen Partien auf dem Papier freie Flächen bilden, es handelt sich also um ein Hochdruckverfahren. Der Abdruck erfolgt durch Handabreibung mittels eines Falzbeines oder durch eine Druckerpresse. Bei der Herstellung eines Holzschnitts schneidet man mit dem Konturenmesser auf der einen Seite der vorher aufgebrachten Kontur entlang, wobei das Messer nicht senkrecht zum Holz geführt wird, sondern schräg nach außen, von der Kontur weg. Im spitzen Winkel zum ersten Schnitt erfolgt danach der Gegenschnitt. Auf die gleiche Art und Weise wird auf der anderen Seite der Kontur verfahren. So entsteht auf dem Linoleum oder Holz ein freigestellter Grat, der, im Querschnitt betrachtet, sich nach unten verbreitert, was ihm beim Drucken eine höhere Stabilität verleiht, insbesondere bei feinen Stegen. Wenn alle gewünschten Konturen und Flächen freigestellt sind, können die nicht druckenden Flächen mit Flach- und Hohleisen ausgehoben werden. Beim Ausheben der Flächen ist Vorsicht geboten, da bei zu viel Druck und oder stumpfen Messern die Hand leicht abrutschten kann und so die Kontur weggeschnitten wird.

Es liegt in der Freiheit des Holzschneiders oder der Holzschneiderin, mit welchen Messern er oder sie den Druckstock schneidet. Natürlich kann das Holz nur mit einem Hohleisen bearbeitet werden. Die traditionelle Bearbeitung seit Beginn des Buchdruckes und auch in der asiatischen Druckgrafik findet jedoch mit dem Konturenmesser statt. Das Vorschneiden der Motive mit dem Konturenmesser verleiht der Druckgrafik eine eigene, reizvolle Bildsprache. Holzschnitte, in denen beispielsweise eine Figur wie in einer Zeichnung mit ihren erhabenen Linien stehen bleibt, bezeichnet man als Schwarzlinienschnitt. Bei der umgekehrten Variante, dem Weißlinienschnitt, werden die Schnittlinien in die Fläche eingegraben und die Flächen drucken ab: die Zeichnung erscheint weiß auf schwarzem Hintergrund. Holz- und Linolschnitt erfordern wie jedes andere Handwerk Übung und Erfahrung. Es braucht ein bisschen Zeit, um die Eigenheiten der Materie kennenzulernen.

Eine freigeschnittene Kontur

Entlang der Kontur erfolgt der erste Schnitt schräg nach außen.

Im spitzen Winkel dazu schneidet man den Gegenschnitt, es löst sich ein Span.

Auf der anderen Seite der zu druckenden Linie erfolgt ebenfalls ein Schnitt nach schräg außen.

Und entsprechend dazu erfolgt der Gegenschnitt.

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