Roesti/Keist, Stimmen der Heuschrecken

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Allgemeiner Teil

herkömmlichen Thermometer am Gesangsstandort zu messen und mithilfe von Sonneneinstrahlung und Windbedingungen eine Temperaturschätzung wagen. Als grober Anhaltspunkt sind deshalb bei den Aufnahmen zusätzlich zur Lufttemperatur auch die jeweiligen Wetterbedingungen angegeben. Am unterschiedlichsten singen tagaktive Arten bei tiefen

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Temperaturen und wechselhafter Bewölkung. Wenn Wolken die Sonne verdecken, ist die Temperatur niedriger und die Arten singen sehr langsam. Schon nach kurzen Perioden mit Sonneneinstrahlung singen die Tiere wieder schnell, wie an einem warmen Sommertag.

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b Abb. 15: Zwei Oszillogramme des Spontangesangs von Pholidoptera littoralis insubrica, bei 20 °C und Sonnenschein (a, Monte TI, 18 s) und bei 15° C in der Nacht (b, Isone TI, 18 s). Dieser Vergleich zeigt deutlich, warum Angaben über Temperatur und Wetterbedingungen für das Verständnis von Oszillogrammen wichtig sind.

Zum Gebrauch von UltraschallDetektoren Sämtliche Lautäußerungen der heimischen Heuschrecken (inklusive diejenigen von Leptophyes albovittata, Isophya kraussii und Yersinella raymondii) sind, wenn auch leise, mit bloßem Ohr wahrnehmbar. Personen, die eine Heuschrecke auch aus nächster Nähe nicht hören, haben entweder ein schlechtes oder beschädigtes Gehör. Ein weiterer, wichtiger Grund, warum man eine Heuschrecke nicht hört, ist, dass man nicht weiß, auf was man achten soll. Ultraschall-Detektoren (im Weiteren US-Detektoren) sind ein effektives Mittel, die leisen Geräusche der Heuschrecken für uns über größere Distanzen hörbar zu machen. Heterodyne US-Detektoren unterlegen den vom eingebauten Mikrofon empfangenen Tönen eine Basisfrequenz. Durch Interferenz werden die Geräusche der Heuschrecken in den hörbaren Bereich gesenkt und vom Lautsprecher abgespielt. Für das Auffinden und Bestimmen von Heuschrecken genügen schon die einfachsten, billigen Geräte. Hilfreich für die erfolgreiche Suche ist, dass der US-Detektor die Geräuschquelle auf eine große Distanz empfängt und dass das Geräusch lokalisierbar ist. Ein Gerät mit einem Trichter ist für das Auffinden von Vorteil. Am besten lokalisiert man eine Heuschrecke, indem man den US-Detektor im Raum bewegt, bis das vom Lautsprecher abgespielte

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Geräusch am tiefsten und lautesten ist. Das Mikrofon zeigt dann in die Richtung des singenden Tieres. Oft sind Peilungen von verschiedenen Standorten hilfreich. Mini-3 Bat Detector von Ultra Sound Advice und Batbox III D von Batbox sind kostengünstig und via Internet leicht zu bestellen. Im Feld erweisen sie sich als sehr verlässlich. Diese Geräte sind heterodyne US-Detektoren. Bei heterodynen Geräten stellt man eine gewünschte Frequenz ein (Basisfrequenz, siehe oben), zum Beispiel 20 kHz, und empfängt dann Geräusche im Bereich von 15–25 kHz. Im Angebot sind auch Geräte mit einer zusätzlichen Frequenzdivision (z. B. Ultrasound Detector D 230 von Pettersson Elektronik): Sie dividieren die Frequenzen aus dem ganzen Erfassungsbereich (bis ca. 125 kHz) durch einen Faktor 10 oder 20 und machen sie unabhängig von der Frequenzeinstellung hörbar. Dies kann auf der Suche nach Fledermäusen, deren Ruffrequenz unbekannt ist, hilfreich sein. Es bringt für die Suche nach Heuschrecken aber keine großen Vorteile, da die meisten Heuschrecken eine große Bandbreite an Frequenzen emittieren. Grundsätzlich kann man Heuschrecken gut bei einer Einstellung von 20 kHz suchen, da fast alle Heuschrecken auch Geräusche bei 20 kHz erzeugen. Seit Kurzem sind auch USDetektoren mit Zeitdehnung (time expansion) im Angebot. Diese Geräte dehnen die Signale in der Zeitachse und bringen so Gesangsdetails zum Vorschein (z. B. geringfügige Frequenzunterschiede bei Fleder-

15.07.2009 06:56:50


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