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Auf der Suche nach Intensität

Auf der Suche nach Intensität Nur wer dafür offen ist, empfängt die Gabe des Augenblicks

© Aziz Acharki, unsplash.com Körper & Geist

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Die Intensität organisiert unsere Welt, sie gilt als der höchste Wert des modernen Lebens, doch ist sie in dieser Form wirklich erstrebenswert?

Kennen Sie das Gefühl, dass sich zu viel in Ihrem Leben nur noch um Planungssicherheit und Effizienz dreht? Kein Augenblick darf ungenutzt, kein Zeitfenster verschwendet werden. Routine und regelmäßige Taktung scheinen für unsere Arbeit ebenso unerlässlich zu sein wie für die Kindererziehung, die Mobilität, letztlich für die gesamte Infrastruktur unseres Alltags.

Ist Intensität planbar? Diese Taktung macht zum Teil Sinn. Große Dinge werden nun mal häufig von Menschen geleistet, deren Leben einer besonders strengen Routine unterworfen ist. Unweigerlich

denken wir dabei z.B. an erfolgreiche Politiker/-innen oder Unternehmer/-innen. Niemand würde behaupten, dass ein solches Leben nicht intensiv sei. Doch ist es wirklich diese Art von Intensität, die wir suchen, um unsere existenzielle Sehnsucht nach Leben zu befriedigen? Oder ist solch eine berechnete Intensität, wie sie Tristan Garcia in seinem Buch „Das intensive Leben“ (siehe Buchtipp) benennt, eher genau das Gegenteil? Denn in einem durchgetakteten Leben muss vorausschauend alles intensiv sein: die Arbeit, der Sport, das Spiel, der Schlaf. Indem das Leben solch einer routinierten Machbarkeit unterworfen wird, wird aus gesuchter Intensität eher Leistungsdruck und sinnlose Überproduktion – eine schale Kopie der ersehnten Intensität.

Echte Intensität Doch was könnte dann „echte“ Intensität sein? Zeigt sich diese nicht in eher unerwarteten und zufälligen Begebenheiten, wie z.B. in der Kunst, in spontanen Begegnungen oder über-

Tristan Garcia ist Philosoph und Schriftsteller. In seinem Buch „Das intensive Leben“ setzt er sich von einem philosophischen Standpunkt aus mit dem Thema Intensität auseinander. Für ihn organisiert die Suche nach Intensität seit der Erfindung der Elektrizität das Konzept unserer Welt. Von etwas elektrifiziert zu sein, sich lebendig zu fühlen, ist der höchste Wert unseres modernen Lebens. Gleichzeitig ist diese Intensität immer schon dadurch empfindlich bedroht, dass sie realisiert werden kann und dann durch Vertrautheit, Gewohnheit, Routine zum Fossil wird. Gegen ein solches Erstarren hilft laut Garcia nur das Neue und Unerwartete. Ein Buch für Leser/-innen, die sich gern intensiv mit philosophischen Fragestellungen auseinandersetzen.

Buchtipp

Tristan Garcia Das intensive Leben – Eine moderne Obsession Suhrkamp, 215 Seiten, brosch. 18,- € (D), 18,50 € (A), 25,90 sFr ISBN 978-3-518-29873-2

wältigenden Naturerfahrungen? Die intensivsten Erfahrungen sind vermutlich solche, die ungeplant, eher nichtwollend erfahren werden. Sie sind das Gegenteil einer berechneten Intensität. Kann irgendetwas, worum wir uns allzu routiniert bemühen, so sinnstiftend sein wie ein unverhofftes Geschenk der Gegenwart? Vielleicht erfahren wir echte Intensität am besten aus einer geistigen Haltung der Zwanglosigkeit und Offenheit sowie der Bereitschaft, nicht zu wissen oder zu kontrollieren: Dies betrifft die Liebe, die Arbeit, das ganze Leben.

Einzigartige Momente Der Mensch hat die Fähigkeit, von etwas spontan ergriffen und inspiriert zu werden: ein Gespräch, ein Sternenhimmel, ein Gefühl. Sind es nicht gerade diese Momente ohne konkrete Dauer und ohne Nutzen, wofür es sich lohnt, zu leben? Nehmen wir also die Gaben des Augenblicks offen und dankbar an.

© Emi Lija, pixabay.com Zu Hause ist es am schönsten Gerade erschien das fünfte Buch aus der erfolgreichen Reihe „Der kleine Buddha“ von Claus Mikosch. Nachdem der sympathische Buddha schon so große Themen wie die Liebe und das Glück erforscht hat, sinniert er nun über die bewegende Frage: Was ist Heimat? Nach einer langen Reise findet er schließlich eine rührende Antwort.

Claus Mikosch Der kleine Buddha auf der Reise nach Hause Herder, 144 Seiten, geb. 12,- € (D), 12,40 € (A), 17,90 sFr ISBN 978-3-451-03317-9

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