Hansi Schmidt - Weltklasse auf der Königsposition - Biographie eines Handballers

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Adrian Brand!, ein Siebenbürger, der in Temesvar studiert und die Marienfelderin Waltraut Brand! zur Frau genommen hat, sagt, so viel Toleranz wie in Temesvar habe er in Siebenbürgen nicht erlebt. Die Toleranz im Banat bedeutet: Die Nationalitäten leben mehr neben- als miteinander. Untergebracht ist Hansi im Schulinternat ein paar Straßenzüge weiter neben der Josefstädter Synagoge. Es ist eines von dreijüdischen Gotteshäusern in Temesvar. In der Fröblgasse bekommt er einiges vom Leben der jüdischen Gemeinde mit, auch wie der Rabbiner koscher schlachtet. Dort erlebt er auch ein Erdbeben, das die Mauern des Internats reißen lässt. Noch heute spricht Hansi achtungsvoll von seinen Gymnasiallehrern Dr. Johann Wolf, Josef Beran, Dr. Otto Aczel, JosefZirenner, Hans Müller, Mathilde Pelger, Dr. Hans Weresch oder Herta Krall. Am wichtigsten ftir seine Zukunft ist Turnlehrer Adam Fischer aus Triebswetter. Bei Adam Fischer kommt Hansi mit dem Hallen- und Kleinfeldhandball in Berührung. Fischer kennt die Banater Verhältnisse, er ist ständig in Kontakt mit Hansis Eltern. Fischer, in vielerlei Hinsicht ein Vorbild, leidet, Adam Fischer wenn Hansi eine schlechte Note bekommt, denn dann hat sein Schüler Spielverbot. Vor Hansi ist schon der wieselflinke Rechtsaußen Josef Jakob, den alle Jacky nennen, Fischers Schüler. Mit ihm wird Hansi später beim Bukarester Armeeklub Steaua und in der rumänischen Nationalmannschaft spielen. Jakob wird der einzige sein, der weiß, dass Hansi in Deutschland bleiben will. Jakob wird 1964 mit Rumänien Weltmeister in Prag, gewinnt 1967 WM-Bronze in Schweden und 1968 den Europapokal der Meister mit Steaua Bukarest durch ein 13: 11 im Finale von Frankfurt am Main gegen Dukla Prag. In den schwersten WM-Spielen 1964, beim 16:15 über die Tschechoslowakei und beim 25:22 im Finale gegen Schweden, gehört Jakob mit seinen geftirchteten Tempogegenstößen, seinem Können und seinem vorbildlichen Einsatz zu den Garanten dieses Erfolgs. Er ist in dieser Zeit der weltbeste Rechtsaußen, sagt Hansi Schmidt. Doch Josef Jakob will davon nichts hören. Er gibt lieber ein Kompliment weiter: "Unser Torwart war eine Bank, man konnte blind zum Gegenangriff starten und wusste, dass der von Mischi Redl geworfene Ball einen bestimmt erreicht." 1968 wird Jakob zusammen mit dem Bukarester Rückraumspieler Gheorghe Gruia in die Weltauswahl berufen. Zu Jakobs Erfolgsbilanz gehören noch sechs Landesmeistertitel mit Steaua Bukarest. 1971 hört Jakob auf, kommt nach Deutschland und wird Trainer. Der in Mercydorf am 11. September 1939 geborene Jakob hat sich 45 Jahre lang dem Handball gewidmet, als Spieler und als Trainer. Heute ist der weltbeste Rechtsaußen der 60er Jahre im Ruhestand. Er sieht sich ab und an ein Handballspiel an, 58


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