Hansi Schmidt - Weltklasse auf der Königsposition - Biographie eines Handballers

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Sein Geburtsort ist ihm noch immer in angenehmer Erinnerung. In Marienfeld hat Hansi eine schöne Zeit erlebt, sagt er. Zu wenig ist er in den Geburtsort des Österreichischen Dichters Nikolaus Lenau gefahren, wo sein Vater herstammt und kurze Zeit seine Arztpraxis im Geburtshaus des Dichters hatte. Auch heute fühlt er sich noch immer dem Banat verbunden . Sein teures Marienfeld will Hansi noch einmal sehen. Vielleicht auch den Verbannungsort seiner Großmutter, seines Urgroßvaters und seines Onkels in der Donautiefebene. Freunde prophezeien ihm immer wieder, er werde sehr enttäuscht sein . Denn Marienfeld hat sich verändert, das Rad der Geschichte ist schon 1944 zurückgedreht worden . Den Anfang des Zerfalls hat Hansi noch mitbekommen. Seit er das letzte Mal dort war, hat sich erneut vieles verändert. Die Häuser zerfallen. Der Niedergang beginnt am Kriegsende so: Flucht, Deportation, Zwangsevakuierung und staatlich gelenkte Zuwanderung von Nichtdeutschen erschüttern das Familienleben und das historisch gewachsene Gemeinwesen der Deutschen im Banat. Wichtige Voraussetzungen zur Wahrung der nationalen Identität bleiben aber erhalten: Unterricht in der Muttersprache, deutsches Theater und deutsche Presse. 1941 leben im rumänischen Teil des Banats und im angrenzenden Arader Gebiet 310 000 Deutsche. 1977 sind es noch knapp 160 000. Im Jahr 1978 setzt nach einer Vereinbarung zwischen Rumänien und der Bundesrepublik Deutschland eine massive Aussiedlung der Banater Deutschen in die Bundesrepublik ein. Im Dezember 1989, beim Sturz Ceausescus, leben im Banat noch annähernd 90 000 Deutsche. Heute gibt es noch etwa 20 000 Deutsche im Banat. In Hansis Geburtsort Marienfeld leben von den 4000 Deutschen 1944 heute noch 17. Der Rest ist in der Welt zerstreut. Und in dem Verbannungsort seiner Großmutter in der Donautiefebene steht kaum noch eine der Lehmhütten. Sie sind längst verfallen, die Friedhöfe umgepflügt. Auch das Grab seines im Alter von 81 Jahren gestorbenen Urgroßvaters Hans Günther gibt es nicht mehr. Hansis Eltern haben noch vor dieser Umsiedlungsvereinbarung des Bundeskanzlers Helmut Schmidt 1978 in Gummersbach ein neues Zuhause gefunden . Inzwischen gibt es sie nicht mehr. Dr. Hans Schmidt ist am 22 . März 1991 gestorben. Wunschgemäß ist er auf dem Friedhof in Weinheim beerdigt. Mit ihm hat die Familie einen lieben, geradlinigen Menschen verloren . Nach seinem Tod zieht Hansis Mutter von Oberbantenberg bei Gummersbach zu Hansis Schwester Helga nach Weinheim bei Mannheim. Rosa Schmidt, Helgas und Hansis Mutter, ist am 19. Januar 2003 gestorben und liegt an der Seite ihre Mannes in Weinheim begraben.

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