Խաչատուր Աբովյա. Երկերի լիակատար ժողովածու. հատոր 8

<EIN KURZER

BLICK ÜBER DIE ARMENIER>

<I>

Ich ging lange schon mit den Gedanken um, einiges der gelehrten Welt von meinem Vaterlande mitzuteilen. Meine Unkunde in den europäischen Sprachen, in der Geschichte1 einheimischer und ausländischer Völker hielten meine Schritte davon ab; ich hatte nicht den Mut, dasjenige zu wagen, was nur eine Aufgabe für einen kenntnisreicheren2, in den Schicksalen und Begebenheiten der Völker erfahrenen Menschen war, und die Art und Weise, was man von einem Volke dem anderen mitteilen soll, 3u m zugleich jenem Nutzen, diesem Kenntnis und sichere Nachrichten zu verschaffen, war mir ganz4 unbekannt. Die Weltgeschichte lieβ mir bruchweise herausmitteln, daβ auch ein Volk unter dem Namen Armenier gelebt hat. Hier sank mein Stolz, mein hoher Begriff von der Existenz eines uralten, in den welthystorisch so wichtigen Umwälzungen der alten Welt nicht minder wichtigen Volkes, nieder1). Ich war in Gefahr, alles, was ich von dem Ursprunge, von den Taten meiner groβen Vorfahren wuβte. fürErdichtungen und Fabel zu erklären, und mich in die Anzahl aller deren zu verlieren, deren Begriff vielleicht nur bis zu ihren Voreltern erstreckt. Ich verlor fast das Hery, mich einen Armenier zu nennen2). 2Doch nicht so sollte meine Bestimmung auf immer bleiben. Die so mannigfaltig wohltätigen Einflüsse meiner wohlwollenden Teilnehmer auf meinen Geist und meine Ansichten, während meines 4 jährigen Aufenthals hier3), ihre Zuflüsse und offenherzige Mitteilungen aller Art5, auf mein Volk sowohl, als auch auf Fremde beziehende geschichtl<iche>Wahrheit, ihr geneigtes Anhören6 meinerso einfachen und mangelhaften Begriffe von der Sache, und ihr so lehrreicher Gedankentausch, haben mich in meinem Glauben gestärkt, bestätigt7. Sie sind mir Triebfedern gewesen8 nicht allein zur Ansammlung und Aufrechthalung meiner nationalen, sondern auch zur Nachforschung und Vergleichung

1[frem<der>]. 2[erfahrene]. 3[was]. 4[ab]. 5[geschichtl<iche>. Th… wahrheiten]. 6[und Gedankentausch]. 7[Und mich angetrieben<անընթ.>]. 8[zu suchen].

fremder1, meine Nation treffender Ansichten.

Ich werde dennoch nie meine Schwachheit, mein viel zu beschränktes Kenntnisvermögen, meine Unerfahrenheit aus den Augen fallen lassen, und mich in ein weit ausgebreitetes Feld des Wissens und des Forschens hineingeben wagen, wozu nicht allein Urteilskraft, Kenntnisse aller Art, sondern ein vieljähriges, emsiges2 Studium und Forschen der nationalen Urkunden, der Geschichte sowohl einheimischer als benachbarter Völker, fordert. Auβerdem ist es jetzt ein solches Unternehmen noch zu frühfür meine Landsleute. /

3Ein groβes Verdienst würde allerdings derjenige sich erwerben3, der so zu Werke gehen wird, aber nur in den Augen einiger Gelehrten, fürdie Nation aber, wenn auch nicht zwecklos, doch von geringem Nutzen ist, weil sie noch einer langen Zeit bedarf, [um]gebildet zu sein, und folgl<ich> auch solche Sachen schätzen zu können. Wozu tief in das graue Altertum hindringen, wo alles im Dunkel der Ungewissheit, der Sage, Vergessenheit, und nicht im Licht hystorischer Wahrheit, Bestimmtheit, liegt, und zwar für ein Volk, dessen geistiger Kulturzustand noch in Kindheitsjahren sich befindet?

Ich will damit nicht manchem so vortrefflichen Hystorienkenner, manchem so gründlichen Altertumsforscher den [ihnen] gebührenden Lobpreis absprechen, die sich für Armeniens Geschichte verdienen, viel mehr bin ich dankbar dafür auf Lebenszeit, aber Armen<iens> Schicksal ist nicht der Art beschaffen, daβ solches Bemühen ihm einige Erleichterung verschaffen kann.

Allerdings kein treues Bild kann man von einer Nation, von einem Lande, und zwar von solchem, das den Wetteifer4 nicht des Ruhms, doch des Alters mit allen5 anderen alten Völkern teilt, geben, ohne seine früheren Verhältnisse berühren zu können, aber dies muβ so beschaffen sein, daβ ein rechtes Gleichgewicht mit dem jetzigen Zustande des Volkes steht.

W e r s I c h a b e r d I e M ü h e g i b t, f ü r A r m e n I e n <e t> w a s v e r d I e n s t l I c h e s, t r e u e s, n ü t z l I c h e s, p a s s e n d e s d a r z u t u n, d e r m u β I m m e r b e z I e h u n g s w e I s e v e r f a h r e n u n d d I e f r ü h e n E r e I g n I s s e, d i e s o m a n n I g f a l t i g a u f d i e U m g e s t a l t u n g d e s m o r a l i s c h e n u n d p h y s i s c h e n Z u s t a n d e s des V o l k s e i n g e w i r k t haben, auf die Gegenwart reducieren4). /

4 Die Sittengemälde aber [auch] derer, die den gegenwärtigen Zustand des Volks darstellen sollen, sind der Art, daβ man immer dort entweder das Alte wieder antrifft6, oder das Neue,

1 [die]. 2 [Stadium].3 [in den]. 4 [und der] wenn. 5 [übrigen]. 6 [als ob es kein Stoff für das <1 անընթ.>]

1

Fluge1 nur das Land und seine Einwohner kennen <oder><was die> Missionäre und2 die zuletzt benannten Halbarmenier ihnen schreiben, od<er> wenn <sie> etwadannund ihre wann Bekanntschaft mit den armenischen Kaufleuten <machen>, die im Grunde fremde, nicht einheimische Einwohner sind, denn selten ist ein Armenier aus eigentlich<em> Armenien im Auslande gewesen. Daher ihre Schilderung so mangelhaft, nicht dem Lande angemessen. Die Herren Missionäre suchen wiederum3 gleich bei ihrem Antreffen dort eine wohlorganisierte Kirche, einen recht frommen, religiosen Sinn. Was nicht Gott und Religion betrifft, das geht sie nichts an. Kein Angriff ist aber so empfindlicher, so schmerzl<icher>, so herzempörender und partaischer als der Letztere. /

5 Sie haben die Ohren aller Ausländer vollgestopft mit ihren herzlosen Schilderungen aller Unsittlichkeit5, Sittenverdorbenheit desjenigen Teils des Volks, der ihm nicht zugetan ist, folglich auch ihnen Fremd und zugleich Feind ist. 6Mit der härtesten Rücksichtslosigkeit7 auf8 die früheren Verhältnisse des Volks, stellen sie es wie ein Ungeheuer aller Unarten dar. Aus Haβ, aus Miβtrauen können schon die Armenier sie zu keiner Berührung mit sich kommen lassen, wie sollten sie daher ihre Sitten9 schilldern, als sie geschildert haben? Ausländische Reisende gestehen zu ihrer Schande manche ausgezeichnete Eigenschaft10 dem Volke zu, aber sie, da sie das Reich des Papstes unter11 ihnen nicht verbreiten können, so ergieβen sie ihr Gift auf diese Art.

Aber ein wohlgesinnter, einsichtsvoller, die Richtschnur der Geschichte und des gesunden Menschenverstands scharf beobachtender Menschenkenner wird sich weder nach ihnen, noch nach irgend einem anderen, richten; „Die Geschichte des Menschen ist sein Charakter“5), 12sprach jener herrliche groβe Geist, wie ein Orakelspruch, aus. Schwäche, Mängel, Gebrechen13 , moralische und physische Fehler kann man keinem Volke, ja keinem Menschen, absprechen, umso mehr, je verderbter ihre politische Beschaffenheit, ihre klymatische und örtliche Lage gewesen ist. /

6 Es ist kein Wunder, I n einem durch Gesetze und Ordnung aller Art gesicherten, durch Kultur und rechtmässige Herrschaft eines weisen Rege<n>ten wohlorganisterten Lande zu leben, [unter] den Völkern von gleichem Glauben, von gleicher Gesinnung und Denkungsart, von gleichen Sitten, sicher auf alles, Leben und Eigentum, und dabei gesitteter, menschl<icher> zu sein. Da aber, wo Welten entstanden und

Բնագրում՝ Fluche. 2 [das]. 3 [ohne]. 4 [wie]. 5 [moralische<...>und <1անընթ >]. 6 [Ohne] 7 [ und Sch<..> ungsiosigkeit stellen sie]. 8 [ihr]. 9[Schilder]. 10[zu]. 11 [den]. 12 [muβ wie ein Orakelspruch]. 13 [Geisteskrankeit].

untergegangen1, Staaten gegründet und zerstört, Nationen beherrscht und verschwunden, wo eine Revolution die andere verschlang, da, wo tiefe Barbarei mit ihrem ganzen Gewicht auf2 dem3 kunstvollen, blühenden Altertum liegt, wo Nationen von verschiedenem Ursprunge, verschiedener Lebens und Denkungsart, von verschiedener Religion, so mächtig, so verheerend a l s T o d e s und E r z f e I n d e auf einander stoβen, sollte noch Geisteskraft vorhanden sein, <um> g e d e i h e n z u k ö n n e n ? Man verliert alle Geschichtsschnur, alien Maβstab, wenn man<an>die gewaltige Reibung und Zusammenwälzung der Asyrier und Babylonier, Perser und Makedonier, Römer und Hunnen, Mongolen und Araber, Parter und Türken, denkt: Alle groβen, mächtigen, noch in ihrer Naturkraft ungeschwächten, aber durch Roheit und Tyrannei ausgearteten, Völker, wenn man einige von den früher benannten ausnimmt. Sollten da nicht auch die letzten Reste der Kultur und Sittlichkeit zur Asche verwandelt werden? Sollte da noch etwas von Dauer sein, wo4 7Feueranbetung und Heidentum, Mohammedanismus und Christentum eine Zankhöhle5 gegen einander bildeten. | Wo des Christen Heil in Demut und Hingebung und in Duldung für sein Himmel und Seelenreich, des Moh<ammedaners> in Übermut und Beherrschen, in Verfolgen und Zerstören, was nicht seinem Tschennat gehört, was nicht sein Koran, sein Gesetzgeber erkennt, wo kein Menschenrecht <existiert>, wenigstens für Christen nicht, keine Ordnung, kein Gesetz, sondern blosse Willkür, Herrsch und Habsucht, ein Widerwille gegen alles dasjenige, was Kultur und Wissenschaft und Sittsamkeit anbelangt (denn die pers<ischen> Groβen schämen sich noch heut zu Tage lesen und schreiben zu verstehen und halten es ein Geschäft für Notdürftige), eine tiefe, ewige Nacht6 von Fanatismus und Intoleranz alles umhüllt, sollte dort Harmonie7, Gerechtigkeit, sittliche Reinheit vorhanden sein? 8Frage man in der alten Welt, ehe man so herzlose Angriffe auf die Armenier macht, nach der Existenz derjenigen Völker, die <die>Hälfte der Weltgeschichte <mit> groβen Taten und Welteroberungen und Ruhm erfüllen. Wo sind die Kaldaier, Babylonier, Asirier, Meder, Parter, Zeit und Altersgenossen der Armenier? 1 [sind].2 [das. die] 3բնագրում

ist1 verschwunden, zerschmolzen, zertrümmert ihre Geistes und Kunstwerke, und ihre Asche wird betreten von heillosen Völkern, die sle nichtmal eines Andenkens würdigen. Jetzt 8wende man einen Blick auf die Bewohner der Neuen Welt2, welche V o l k sverminderung s i n d n i c h t nun dadurch entstanden3 , / daβ die armen4 Amerikaner den Europäern zu Sklaven wurden. Wie verschwindend ist jetzt ihr ganzer Zusammenhang, und <ihre> geistige Eigenschaft w i e s c h l a f u n d l e b 1 о s ? Und das ist doch ein Werk von einigen Jahrhunderten.

Welchen Maβstab kann man daher annehmen, wenn man den Zeitraum von 12. bis 14. Jahrhundert ins Auge faβt? Jahrhunderte, w e l c h e U n m e n s c h l i c h k e t, S c h a u d e r u n d G r e u e l s c e n e n , die mit ihrem ganzen Gewicht auf Armenien lagen, und es mit aller ihrer Kraft <es> zu zerdrücken suchten! Greuelscenen, die mit ihrem ganzen Gewicht auf Armenien lagen, und es mit aller ihrer Kraft <es> zu zerdrücken suchten! ist1 verschwunden, zerschmolzen, zertrümmert ihre Geistes und Kunstwerke, und ihre Asche wird betreten von heillosen Völkern, die sle nichtmal eines Andenkens würdigen. Jetzt wende man einen Blick auf die Bewohner 8 der Neuen Welt2, welche Volk sverminderung sind nicht nun dadurch entstanden3 , / daβ die armen4 Amerikaner den Europäern zu Sklaven wurden. Wie verschwindend ist jetzt ihr ganzer Zusammenhang, und <ihre> geistige Eigenschaft wie schlaf und leb1оs? Und das ist doch ein Werk von einigen Jahrhunderten.

Welchen Maβstab kann man daher annehmen, wenn man den Zeitraum von 12. bis 14. Jahrhundert ins Auge faβt? Jahrhunderte, welche Unmenschlichket, Schauder und Greuelscenen, die mit ihrem ganzen Gewicht auf Armenien lagen, und es mit aller ihrer Kraft <es> zu zerdrücken suchten!

Die Lage ihres5 Landes und seine Vorteile, die viel als einseitige Anwendbarkeit seiner Bewohner, ihre Kunstliebe, ihre Betriebsamkeit, ihre Gewandtheit6 und Tüchtigkeit für alle Art des Lebens7 machten benachbarte sowohl als entfernte Völker zu ihrem Unglück so eifersüchtig, daβ ein jedes für dessen Besitz [auch] sein Letztes dahin gab. Ein Zankapfel, wie die ausländischen Schriftsteller sie nennen, <widerstanden>8 sie nicht allein den Römern und Persern, sondern selbst den unzähligen Räuberhorden aller mittelasiatischen und kaukasischen Völker. So gering auch ihre Anzahl in9 Vergleichung mit der ihrer Feinde, so unbedeutend ihre Macht und so friedsam ihr Sinn auch war, so lieβen die Armenier nie, zu keiner Zeit an10 Mut und Tapferkeit fehlen, zur Aufrecht<er>haltung ihrer Selbständigkeit und ihrer Freiheit. Kaum hatten sie aber den Persern einen Damm auf den Weg gesetzt, so stknden11 die Makedonier vor ihnen; war dieser Feind aus dem Schauplatze, so folgten auf ihre Fuβstapfen die herschstichtigen, weltverschlingenden Römer; waren diese12 endlich vom Halse [weg]geschafft, so strömten wiederum jene furchtbaren Räuberbanden13, deren gewaltige Überschwemmung beinahe 9 die ganze Welt zu vernichten drohte. Wem sind die Hunnen, die Mongolen, und nachher die14/ Islamsjahre unbekannt? Ich schweige, was die entferntesten Weltteile haben davon erfahren und einbüβen müssen.

Herzzerreiβend sind die Nachrichten, die die Zeitgenossen aus dieser Zeit schildern6).

13Man15 versucht unter dem Namen [eines]16 Armeniers einen überall zerstreuten, in allen Weltteilen herumziehenden, heimat losen

1 [so] 2 [und denke]. 3 [sind]. 4 [Ein...]. 5 [seines]. 6 [Einsicht], 7 [und]. 8 Բնագրում՝ waren. 9 [mit]. 10 [Gelegenh<eit>]. 11 st[iegen]. 12 [wiederum].13 [wer]. 14[Araber]. 15[konnt]16 [der].

Handelsma

verstehen>, dessen Ursprung, Geschichte, Schicksal uns wenig bekannt ist. Mit Trauer und Wehmut erblickt ein Landeskind die Namen, die Taten seiner groβen Vorfahren aus dem Schauplatze der Weltgeschichte verschwunden. Sein Stolz auf ein uraltes Geschlecht, auf Ruhm und Denkwürdigkeiten seines Volks, auf die unerschütterliche Selbsterhaltung seiner Nation versinkt, indem er sich genötigt sieht, alles, was ihm Geschichte erzählt, für Fabeln und Sagen zu erklären und seinen hohen Begriff von einer in der Weltgeschichte nicht2 minder wichtigen Nation mit einem kleinen Kaufmannshäuflein zu tauschen. Wenn ihm nur Bruchstücke nachweisen, welchem Lande, wessen Stamm er gehört, so sind sie fürsie viel3 erwartende Nachfrage, keine befriedigende Antwort. N o c h h ä r t e r a l s s e i n S c h i k s a l < s i n d > d i e g r e u e l l e n d e n , d i e n u r i n s e i n e m L a n d e g i b t. N o c h t r a u r i g e r s i n d i h m d i e V e r k e n n u n g s e I n e s w i r k l i c h e n W e r t s , d i e h e r z l o s e n A n g r I f f e u n d V o r w ü r f e , d i e m a n i h r, a l s v e r d o r b e n e n J u d e n n a t i o n, m a c h t4 , w e I l m a n u r t e i l t, w i e < d > e r5 o h n e w e d e r s e i n f r ü h e r e s , n o c h s e i n j e t z I g e s V e r h ä l t n I s g e n a u e r z u u n t e r s u c h e n . Nicht <nach> Welteroberungen, nicht <nach> Weltherrschaft6<strebte dieses Volk>, sondern <es hatte> eine vor undenklichen Zeiten untergegangene hohe Kultur7, e i n S c h a u p l a t z v o n Ü b e r w i n d u n g u n d B e h a r r l i c h k e i t8, v o n Steigen und Kämpfen. Erdulden und Aushalten9; der Menschenfreund, der Hystorienkenner uβ hier im Schicksal dieses Volks untersuchen und nachforschen, und die Allmacht des Weltregierers bewundern, die10 mitten im Stromstrudel so vieler gefahrvoller Jahrhunderte11 es so unbegreiflch erhalten und gerettet hat.

12W a s d i e a u s f ü h r l i c h e G e s c h i c h t e u n d L i t e r a t u r d e s L a n d e s b e t r i f f t, s o h a b e n T s c h e r p e t, S. M a r t i n, P r o f e s s o r N e u m a n n n i c h t w e n i g V e r d i e n s t g e l e i s t e t , d a β i c h e s w I e d e r v o n v o r n e n e h m e n s o l l t e . /

1 [Nation. Leute]. 2 [ander]? 3 [von] 4 [ohne] 5 [gegenwärting ist, ohne seine früheren Verhältnisse genauer zu untersuchen]. 6 [nicht]. 7 Kultur [welt, ein]. 8 [kein menschlich, Sondern…].9 [ein was nicht nur göttliche Kraft voraus]. [fur das, was heilig, was einheimisch ist]. 10 [so übergrieflich durch jahr tausenden hindurch…] 11 [währ <end> neue Welten entstehen und untergehen, Nationen erscheinen und verschwinden, alte und[welt] neue Welt].12 [Zu verwegen, zu anmaβend ware es daher für meinen Stand, ein Kenntnis, der Mangel an Erfahrung, so wie [an] an einem [richtig<en>] Urteil, so wie oben, alle meine Kräfte überlegenes Wagstück zu versuchen, für dessen Auflösung gewiβ sehr

14 Ich werde demungeachtet nicht versäumen1, die merkwürdigsten2 der Begebenheit und Vorfälle, die aber auf sein Schicksal, seine geistige und politische Umgestaltung so mannigfaltigen Einf1uβ gehabt haben, der Zeit und den Umständen gemäβ anzugeben.

Armeniens älteste Geschichte teilt den Hauptcharakter mit der der anderen Völker gemein. Sie verliert sich in das graue Altertum hinein, und gibt Sagen und aus den Munde3 seiner Landesbewohner entlehnte Traditionen.

Nicht aus blosser, grundloser Anmassung will der Armenier4 sein Volk für [das] älteste5 auf der Erde behaupten. Sein kindlicher frommer Glaube gibt ihm die Versicherung und Überzeugung davon. Die heil<ige> Schrift setzt ins Schoβ seines Landes den Wohnort des ersten Menschenpaares: an den Quellen des Tigris und Ephrats lang das schöne Paradies. Der Anblick des majestätischen Ararats erinnert ihn alltäglich daran. Namen, wie Eriwan,d<as>h<eiβt>: „es ist sichtbar“!Arkury „er setzte Reben", 6Nachitschewan „die erste Niederlassung“, Marand „die Mutter ist da“, sind nicht wertlose Schallen fiir seinen hohen Begriff. Sein Stammvater Haik überläβt ihm den Ruhm eines Überwinders des Welteroberers Nymbrod.Der Armen<ier> will ihm schon damals das Verdienst der Gottesfurcht zugestehen, da er nie an dem babylonischen Turmbau Anteil nehmen will, und die Rachsucht seines Gegners mit Freiheit und Selbständigkeit seines Landes erkämpft. Daher nimmt sein Volk aus Dankbarkeit nur seinen Namen und behält bis heut zu Tage, indem es sich Haikund sein Land Hajastannennt. Armenier heiβen sie nach dem Namen eines seiner späteren Nachkommen, der mit den benachbarten Völkern Kriege führt und sein Land erweitert. Armenier heiβen auch Jabethnak, nach dem Namen des 15dritten Sohnes Noah. Seine Städte, seine Berge tragen bis jetzt die Namen seiner früheren Landshelden:/Masis, Garni, Aragatz 7sind sprechende Denkmäler fürdas Herz der Armenier. Priamus soll von den Armeniern Hilfe gebeten haben, und den armenischen Held Sarmajr will Moses von Chorene durch Achill besiegt wissen. Cyrus verbindet sich mit dem Tygranes, dessen Schwester als Astyrgas8 Frau9 nicht ehrenvoll von ihm behandelt wird. Mögen alles dies für Sagen und Erdichtungen gehalten werden, und10 sie sind dennoch in den Augen dieses Volks von unendlichem Werte, und für ihre Denkungsart gewiβ nicht ohne wichtige Einflüsse.

vieles vorausgesetzt werden soll. Ich werde nur das so treu als möglich angeben,was mir ein vieljähriges Zusammenleben mit meinem Volk, seine Literatur, über ihr von sich halten, ihre Denkungs und Lebensart, ihre [Sitten] und Gebräuche gelehrt und unterrichtet hat].

1 [soltest das]. 2 [sein Schicksal]. 3 [des Vol<ks>]. 4 [sich]. 5[Volk]. 6[Nachisch<ewan > ]. 7 [spr...] 8 [zur]. 9 [gehabt haben soll]. 10 [es].

Schon zur Zeit der Perserkriege mit den Griechen erhält Armen<ien> ein hystorisches Licht, eine Zeit, wo auch alle übrigen Völker der alten Welt bekannter werden. Schon von jetzt an erscheinen die Armenier keine rohen Naturmenschen, keine Barbaren, sondern ansässige, arbeitsliebende Städter und Bebauer des Landes. Sie trieben Gewerbe und allerhand fur das Leben niltzliche Geschafte und <hatten> eine milde, friedliche1 Ruhe [und] hei matliebende2 Natur, unterscheiden sie <sich> auf das entscheiden<de>ste von ihren rohen Nachbarn.

Wem3 sind unbekannt die gewaltigsten Revolutionen und Völkerwanderungen, die gerade in diesem4 Landstriche, von dieser Zeit an, so verheerend, so vernichtend vorfallen, wo Nationen erscheinen und wieder verschwinden: alle mächtig, alle groβ, von ungeschwächter5 , unverdorbener, aber auch roher, grausamer. tyrannischer, herrschsüchtiger und zerstörender Natur. Nehmet nur Macedonier, Römer und ihre Anzahl, so tragen alle übrigen: P e r s e r, P a r t e r, H u n n e n, M o n g o l e n , A r a b e r u n d T ü r k e n d i e s Gepräg als nationalen angeborenen Charakter. Nicht erwähnend, wie land und herrschsüchtig auch die Letzten waren. Einer verdrängt den anderen, und zerstört des anderen Werk. /

16 Armenien blieb in allen diesen Zeiten und Begebenheiten meistenteils ein unterleidendes, teilnehmendes Glied. Kaum hatte der mächtige Tygranes seine Unabhängigkeit von Macedoniens Joch erkämpft, kaum war eine zeitliche Ruhe im Lande gestiftet, als Rom mit einem Male seine eiserne, alles verschlingende Hand erhob; sollte vor ihr Armenien bestehen können, die alle Welt erzittern machen lieβ? Doch Rom, wenn auch aus politischer Klugheit demungeachtet zum Nutzen des Landes, muβte Armen<ien> möglichst beschützen, um einen sicheren Fuβ zur Unterwerfung anderer Völker zu haben. Die Krönung Trdats durch <Diokletian>7) war5 eine der glänzendsten Festlichkeiten der prachtvollen Residenz. E r w a r e I n k r a f t v o l l e r w e I s e r R e g e n t, h I e l t d I e a l l g e m e I n e R u h e d e s L a nd e s f e s t, w I d e r s e t z t e s I c h m I t s e h r v I e l e m R u h m [d e n] L a n d e s f e I n d e n. I m G e d r ä n g e d e s g r I e c h I s c h e n K e I s e r t u m s r e t t e t e e r v o n G o t h e n er u n t e r d e m N a m e n e I n e s K a I s e r s, I m Z w e I k a m p m I t d e m G o t h e n f ü r s t e n , d e n R u h m d e s K a I s e r s; d a h e r er, m I t P u r p u r g e k l e I d e t , m I t k ö n I g l < I c h e m > S c h m u c k n a c h A r m e n I e n w I e d e r ge s c h I c k t.

1 [an Boden]. 2 [mit Lieben heizende]. 3 [kannt nicht ist]. 4[Landstnche]. 5 [Natur].

Unter seiner Regierung fällt schon die1 Verbreitung des Christe<ntums>2unter den Arme<niern>. Aber, ehe ich von diesem so wichtigen Gegenstand spreche, muβ ich auf die geistige Entwicklung und geistige Kultur des Volks übergehen.

Wenn nichts anders, kein Denkmal, keine geschichtl<iche> Nachricht als Grund dienen sollte yur Nachweisung einer uralten, politisch und geistig selbständigen, eigentüml<ichen>, für sich bestehenden, vorhergegangenen Kultur3 in Arme<nien>, so ist die Landessprache ein sprechender, lebendiger Beweis dafür. Ungeachtet, daβ hier viele Geistesschätze, viele groβe und reiche Bibliotheken durch ein Omar, durch ein Langthamur verbrannt und zur Asche verwandelt sind, so sind die Überreste, die als Bruchstücke vom groβen Ganzen4 vorhanden sind, hinlänglicher Stoff zur Annahme derjenigen Ansicht, daβ Armenien vor seiner hystorischen Bekanntschaft eine Selbständigkeit, eine von fremden Einflüssen unabhängige nationale Bildung besessen haben muβ. /

17 Die Schrift, der man sich jetzt in diesem Lande bedient, wurde erst im 4 ten Jahrhundert nach Ch<risti>, von einem Mesrob erfunden8), und die5 jetzt vorhandenen Bücher wurden meistenteils in dieser Zeit verfaβt und geschrieben; eine Zeit, wo die Arme<nier> schon von vielen verschiedenen Völkern beherrscht und unterjocht worden sind, wo ihre Sprache wenn nicht gänzlich vernichtet, doch vieles von der im Lande herrschenden Nation annehmen muβte, es ist demungeachtet nichts davon zu sehen. Man denke an alle asiatischen sowohl als europäischen Nationen, die nur auf eine kurze Zeit ähnliches Schicksal gehabt haben, wie verrauscht, wie verdrängt ist nicht ihre Sprache.Durch ganz Asienzieht die Arabische als Bücher und Bildungsprache, und diese ist selbst vermengt mit Ebreischen, Syrischen und Kaldeischen. Kein Türke, kein Perser würde auf irgend eine Bildung Ansprüche machen, wenn er nicht diese Sprache versteht. Ihre Bücher in der Landessprache verfaβt, sind voll mit Worten und ganzen Sätzen aus dieser Sprache. Fern sei von mir die Aufmerksamkeit eines wissgierigen Sprachforschers mit groβen Hoffnungen und Versprechungen von einer reichen Literatur zu miβbrauchen, wie manche es getan haben. Armenien steht in dieser Hinsicht vielen sowohl ältern als neuen Välkern nach, weil es in einer Zeit anfing, Wissenschaften wieder zu beleben und6 Schriftsteller zu erzeugen, wo schon seine äuβere Blüte längst vorüber war, und diese Schriftsteller sind durch andere schon lange dem Auslande bekannt gemacht worden. / 18 Man weiβ ja, daβ die meisten griechischen und römischen philosophischcn uud hystorischen <Werke> und Gedichte nach dem Original in diese Sprache am treuesten übersetzt wären.

1 [Annehmen]. 2 [von der]. 3 [so ist unter]. 4 [zu berichten sind]. 5 [h<eute>], 6 [Bücher zu schreiben].

Die Bibelübersetzung ist bekannt dafür1. Wie reich an mannigfaltigen Ausdrücken und Wendungen und Bildern, wie kraftvoll seine Begriffe, wie denkungs2 und naturgemäβ seine Bildung und Entlehnung3, wie vollkommen, um wissenschaftliche Benennungen, hohe Gedanken, Gefühls und Sinnesaffectionen zu bezeichnen! Für das Wort sich freuen hat man im Armenischen 7 8 Ausdrücke. traurig seinmehr als zehn. <Wir> kriegen ebensoviel, die nicht<durch> Präpositionen4 gebildet, sondern aus eigentümlicher Abstammung sind. Seine Zusammensetzungen gehen ins Unzählige; mit dem Worte leicht habe ich zufällig in einem Lexikon bis dreihundert Worte gezählt, und es war noch immer ein Lexikon. S о l l t e w I r k l i c h e i n r o h e r, u n g e b i l d e t e r N a t u r m e n s c h5 s o s c h a r f s o v i e l s e i t I g g e d a c h t6 u n d s i c h v o r g e s t e l l t h a b e n ?

Selbst7 in der Beziehung der verschiedenen Laute übertrifft die armen<ische> Sprache an Vollkommenheit sehr viele andere; auβer 39 reinen Buchstaben sind auch susammengesetzte. Die feinsten Unterschiede des Wortklangs sind hierin auf das genaueste bezeichnet und mit eigenen Lauten angegeben. Drei b,drei k,drei tsch,drei z,zwei ω sind9) für ein fremdes Ohr ganz gleich klingende, aber für ein armenisch<es> recht8 seltsam, wenn man sie miteinander verwechselt.

19 Selbst die ältesten Schriftsteller scheinan9 gewaltig mit der Sprache10 umgegangen zu sein, / und11 sie ist damals, wie jetzt, nie gewiβ vom Volke gesprochen worden, sondern nur<aus>Unterrichte wuβte man sie. Nur Schade! daβ blos Mönche die einzigen Inhaber einer so schönen, herrlichen Sprache12 sein sollten, und sie mönchisch tyranisieren, umwandeln mit Figuren und Bildern bekleidet, die nur ihnen eigentümlich13 sind, und wie sie ausgeartet, verdreht, vermischt im Munde des Volks stehen14 muβ, ist aus dem, was vorher gesagt worden ist, wohl zu begreifen, und wie viele mögen nicht untergegangen sein? Viele sprechen jetzt lange nicht mehr armen<isch>, sondern die Landessprache, wo sie sind. Das15 Ausführliche in dieser Beziehung gehört der neueren Geschichte zu.

Nehme man dem Armenier alle seine Ansprüche auf Volks tümlichkeit, hystorischen Wert, nehme man alle seine Rechte auf Kultur, glorreiche Taten, und wenn ihm nichts anders übrig bleibt, so ist sein unerschütterl<iches> Beharren in seiner Religion, die Aufrechthaltung

1 [Sollte ein roher, ungebildeter Naturmensch wirklich so hell und scharf gedacht haben, daβ er..]. 2 [Denkungs gemaβ sein], 3 [für den]. 4[sondern]. 5[so]soll. 6[haben kann]. 7 [die Vollkommenheit der]. 8 [beleidigend]. 9[mit].10[anrede zu missen] 11 [es]. 12[bleiben] 13[ist]. 14steh[t]. 15[auf].

selner christl<ichen> Kirche der beste Triumpf für seine Seelensgröβe. 1Aus Stürmen so vieler ihm politisch und geistig drückender Jahrhunderte2 aus Gewühl so vieler g e w a l t i g e r R i c h t u n g e n < u n d > RelIgionsparteien, u n d s o v e r s c h i e d e n e r G l au b e n s u n d D e n k u g s a r t , wo Feueranbetung, Heidentum und Mohammedanismus so furchtbar wogenartig aneinander und an ihn stoβen, und eins das andere vernichtet, hat er sein Himmlisches Erbteil mit allen seinen irdischen Gütern vertauscht3, mit Blut und Leben erkämpft und gerettet. Grade, wofür er am meisten litt, sein Land4, seine ehemalige Pracht, die besten Fürsten5 seines Volkes, tausend und Millionen G l a u b e n s b r ü d e r6 und Blutsgenossen v e r l o r, wofür er zuletzt Sklawe in seiner eigenen Heimat sein sollte, das hielt er am treuesten, wie sein bestes Kleinod. 7In keinem Lande wurde diese himmlische Religion so früh, so gierig angenommen, und schnell verbreitet8, und nirgends faβte sie so einen sicheren Fuβ, als hier. / 20 Alle Bemühungen und Gewalttätigkeiten v o n d e n S e i t e n s e i n e r i h n d a f ü r v e r f o l g e n d e n H e r r s c h e r, alle Drohungen und Miβhandlungen, alle Versprechungen und die glänzendsten Rangerhebungen, G u n s t b e z e i g u n g e n wurden an Arm<eniers> biederen Sinn, an seinen frommen Glauben gescheitert und in Haufen geworfen. Mit Verachtung und heroischem Stolz sah er auf alles, was ihn dagegen verlocken und verleiten konnte, mit Geduld und Hingebung lieβ er sich dafür9 verfolgen, verbrennen, martern, nur seine festen Überzeugungen von dem Heiligtum seines Glaubens verlor er nie. Man kann in Kleinasien an manchen Völkern nach ihren äuβeren Gebräuchen und Sitten10 n a c h w e i s e n , daβ sie früher Christen gewesen slnd, aber ihre geistige Beschaffenheit war nicht fest genug, um den gewaltigen Stoβ des Mohammedanismus aushalten11 und in ihren Glauben bleiben zu können. So sind zum B <eispiel> die Esiten ein nomadischer Volksstamm, die den Kurden i n i h r e m Ä u β e r e n u n d S i t t e n am meisten ähnlich sind; Christus und Mutter Maria sind die verehrungswürdigsten Namen für sie. Wein trinken sie mit den beiden Händen, damit kein Tropfen herunter fällt, weil er das Blut Christi ist, und wenn es geschieht, so lecken sie <ihn> aus dem Boden, damit kein Fuβ ihn betreten kann10).

Auch als Christen wollen die Armen <ier> die erste Stelle behaupten. Schon zu Christi Zeit soll ein armen <ischer> Fürst Abgares, 12 der in schrecklichem Aussatze lag, und keine ärztliche Hilfe ihm d a v o n retten konnte, Gesandten nach Erusalem hingeschickt haben und ihn aufgefordert, zu ihm zu kommen. Nach der Angab e des armenisch<er> Schriftstellers11), soll er mit diesen Worten zu Christus geschrieben haben; Die Wunder, die

1 [Im].2 [im].3 [und]. 4 [verlor]. 5 [des]. 6 [Lands]brüder. 7[Alles].8 [in], 9[martern]. 10 [schlieβen]. 11 [zu können]. 12 [zu]

er dort tue, geben ihm die Wunder, die er dort tue, geben ihm die feste Überzeugung, daβ er entweder ein Sohn1, oder ein Gesandter Gottes sei. Daher glaube er von keinem anderen Hilfe zu bekommen, als von ihm. Er habe auch gehört, daβ ihn seine Landsleute miβhandeln, daher 21lade er ihn in seine kleine Burg ein, die für beide genug sein kann zum Obdach“. / Christus soll dagegen geantwortet haben, er sei gekommen, um den Willen seines Vaters zu erfüllen, aber auch hinzugesetzt:“ Selig, die mich nicht gesehen, und doch an mir glauben“12). Mag diese Behauptung grundlos und erdichtet sein, und ich2 w ä r e keineswegs dafür3, sie für wahr und gegründet anzunehmen, wenn mich ein anderer Umstand4 nicht wieder zur Richtigkeit dieser Ansicht geführt hätte.

Ich fand nämlich bei einem russischen Priester hier ein gedrucktes Blatt13), das er unter Namen hält, das ganz dieser Meinung gemäβ ausspricht. Hier ist die Übersetzung.

„Mit dem Christentum kam auch ein neues geistiges Leben in Armenien. Damals konnte es noch unter der weisen Regierung eines Wramschapuhsmit frohem Blick seiner g e i s t i g e n Geburt rasch entgegenschreiten. Jünglinge aus Liebe zu Wissenschaften entbrannt, wetteiferten sich miteinander nach Athen, und von dort nach Alexandrien zu reisen, und sich Kenntnisse aller Art zu verschaffen. Vaterlandsliebe war ihr geistiges unzertrennbares Band. Viele verlieβen ihre Heimat, ohne Unterstützung, und es schien Armenien ein Mittelpunkt zu werden, von wo aus alle anderen asiatischen Völker erleuchtet werden sollten. In dieser Zeit lebten auch die meisten Schriftsteller, wie Moses von Choren, Elise, Esnik und an<dere>. Für die Bibelübersetzung nehmen unter der weisen Leitung des Katholikos Isaak fast ebenso viel Glieder Anteil, wie ehemals in Alexandrien zu Ptolemäus Zeit, daher die treue Abbildung des Originals. Daher nicht mit Unrecht feiert die armenische Kirche ihr Andenken noch heut 22zu Tage, das sie besser verdienen, als viele andere. /5Vom fünften Jahrhundert an nach Chr<isti>Geburt, wo andere Länder im Sturmmeer der politischen Umwälzungen so mannigfaltige Veränderungen erleiden, ging auch Armeniens Unstern auf6

1 [Gottess]ohn. 2[bin].3 [diese]. 4[mich],5[Jm]. 6 [Schon Hunnen hatten ihm manche gewaltige Schäge gegeben, aber ein Tridat verstand sich noch eher diesem verwüstenden Strom ein Damm entgegenzusetzen, als das gesammte Volk dem Religiongeist der grausamen Sassaniden <anheimfiel>. Der verruchtete Hasdgerd suchte sein Seelenheil nur darin zu finden, wenn er des Christentum ganz vom Lande vertilgen [konnte] und Feueranbetung dort stiften konnte, Ein Kampf [des] begann jetzt, der das [traurige] Schicksal des Volkes aufs traurigste für immer entscheiden [sollte], aber wo auch sein Heldenmut fester, unbesiegbarer Entschluβ, Tapferkeit. Beharrlichkeit ans Tageslicht kommen sollte].

Die Schilderungen eines Aristakes14) von den Unmenschl<ichkeiten>der Hunnen füllen mit Schaudern das Herz, wie selbst [die] in den Höhlen und unbesteigbaren Orten befestigten Ausgewanderte mit Familien und Kindern zu Tausenden auf das grausamste verbrannt und geschlachtet wurden. Man warf Feuer in die Höhlen, als alle Belagerungsmittel zu nichts halfen und das Los der Unglückseligen war, lebendig erstickt und gebraten zu werden, ausgenommen die Hungersnot und die schreckl<ichen>Krankheiten u n d P l a g e n a l l e r A r t.

Kaum hatte das Land einen freien Atem geschöpft, als die marterlustigen Sassaniden 23wiederum zu Trone der Perser kamen, und die Wunden des Volks noch härter erneuerten./ Der grausame Hasdkert wollte sein Seelenheil in den Verfolgungen und Ausrottungen der Christen finden. Ehre, Rang, Standeserhöhungen den zu ihrem Feuerdienste Bekehrten, Mord, Ausrottung den in Christentum Verharrenden, donnerte sein Höllenmund. Schon verbreiteten die Magier sich allenthalben, schon wurden Kirchen verschlossen, Verwüstungen überall angestellt, als, wie vom Himmel dazu bestimmt, sein Riesenhaupt der treffliche Fürst Wardan emporhebte. Fest entschlossen zum Leben und Tod für das Heiligtum seines Volks und seiner Kirche, stand der groβe Geist1 wie ein Schutzengelda. E I n V o r b I l d e I n e s K a r l M a r t e l s, e I n e s G u s t a v A d o l p h s. EIn fester Glaube begeisterte ihn, durch ihn sein Gefolge2 einen Heeresstrom mit einem kleinen Häuflein zu dämmen. Mit dreihundert Reitern brachte er Persiens Macht zu den niedrigsten Demütigungen und Entkräftigungen, und wenn sein mit himmlischem Kranz gekröntes Haupt in Tumult des Schlachtfeldes verblutete, und sein Ruhm der Geschichte noch verborgen bleibt, so glänzt er desto herrlicher da, wo das wirklich Wahre und Groβe nie untergehen kann“./

1 [dal], 2 [zum],

1 1DIE ZEIT, ЕНЕDER KRIEG ZWISCHEN PERSIEN UND RUβLAND AUSGEBROCHEN WAR, ETWA UM 18251)

In Kriegszeiten hat beinah ein jedes Land das allgemeine Schicksal, Not, Armut, Unglücksfälle allerlei Art auszuhalten, und dies um so mehr, je ungeordneter ein Staat, je ungeregelter und willkürlicher die Disciplin desselben, je schonungsloser und räuberischer die Partei ist, welche mehr als ein Feind, 2als Verteidiger des Landes auftritt. Und daβ hier die arbeitende, industriose Klasse des Volks am meisten zu leiden hat, ist eine ausgemachte Tatsache, und weh’ ihr auβerdem noch, wenn sie durch Religion, durch Volkstümlichkeiten, durch den Reichtum, den Haβ und die Gewinnsucht der feindseligen Parteien3 an sich zieht.

Unter allen orientalischen Völkern haben die Perser diesen Charakter dadurch noch mehr in sich gezeigt, weil sie, auβer ihrer Verheerungs und Raubsucht, noch die Eigentümlichkeit besitzen, im Kriege mehr durch List, 4Raubzüge u n d g e l e g e n t l i c h e A n g r i f f e als auf offenem Kampffelde den Sieg zu erringen und im widrigem Falle selbst ihr eigenes Land auszuplündern und zu verheeren. So wie früher, so auch in der Zeit des letzten Krieges mit Ruβland haben sie sich erwiesen.

Was die Veranlassung zu diesem Kriege überhaupt gab, davon weiβ ich wenig zu sagen; 2so viel ist es aber gewiβ, daβ Persien ganz unerwartet den Friedensbund | zerriβ und, ehe der Oberbefehlshaber der Transkaukasischen Länder seine wenigen Truppen zur Gegenwehr ausstellen konnte, über die Grenze schritt und5 das feindliche Land hauptsächlich von zwei Seiten angriff und6 dasselbe in Besitz nahm oder gröβten Teils verheerte. Einen wichtigen Dienst7 l e i s t e t e n ihm,in beiden Fällen, die im Lande befindlichen, zahlreichen tatarischen Stämme, die entweder schon voraus mit ihm in Verbindung standen und ihm ihre Hilfe zusprachen oder, beim Erscheinen der Perser s e l b s t, sich an sie schlossen, ihnen sicheren Aufenthalt und Unterkommen gewährten und als Führer und zugleich als

2

[Die Zeit des persischen Krieges].2 [als] wie, 3 [zu. 4 [und]. 5 [hauptsäch<lich>]. 6 [g<. . . .>]. 7 [taten].

Mitkämpfer1 sie durch die besten Wege geleiteten, um die Sache des Islams2, zum Trotz des von ihnen verhaβten christl<ichen>Glaubens, zu befördern. Diese letzteren 3waren an manchen Orten so keck und anmaβend, daβ sie die Viehe und allerlei Art Habseligkeiten ihrer christl<ichen> Nachbarn und Bekannten, mit denen viele in einem Dorfe wohnten, unter dem Vorwande aneigneten, indem sie sagten, sie werden doch am Ende dieselben den ins Land dringenden Persern ausliefern müssen, lieber sollten sie ihnen mit Ruhe abtreten, wofür man ihnen wenigstens gedankt4, und, so bald die Perser Herrscher des Landes sein sollten, woran sie nicht zweifeln, manche Fürbitte gemacht werden könnte.

3 Man kann ihre Schändlichkeit schon | daraus abnehmen, wenn man denkt, daβ jenseits Kaukasus kein Distrikt, ausgenommen da, wo die Gebirgsvölker und Kachethier zu Hause sind, zu wenige Dörfer sind, wo nicht Tataren sind, und wo sie nicht wohnen, da ziehen die Nomaden hordenweise mit ihren Viehen hin, und ihre Raubgierigkeit, so wie ihr kriegerischer Mut muβ selbst in Friedenszeiten in Schranken gehalten werden.

Kein Wunder also, daβ es innerhalb weniger Monate dem Kronprinz von Persien Abbasmirsa bis zu der Ebene von Schamkor diesseits von Elisabetpol von Osten5, und dem Oberbefehlshaber von persischen Truppen, dem berüchtigten Hasanchanbis zu den deutschen Kolonisten von Westen her6 vorzudringen, glückte, und Tiflis, die Hauptstadt von Transkaukasischen Ländern, in Gefahr stand, das traurige Schicksal zu haben, welches ehemals7 durch AgaMahmadGulichanihr zu Teil geworden war, wenn das heillose Fortschreiten des Feindes durch den tapferen Arm der Wenigen, aber durch Vaterlandsliebe und die Geistesgegenwart des ruhmvollen Ermolows, des Oberbefehlshabers in Grusien, und des kraftvollen Mathathows beseelte Schaaren des russischen Fuβvolks<nicht>verhindert worden wäre.

Aber wie vieles ging nicht unter dieser gewaltigen Flut zu Grunde, ehe man Maβregeln antraf, derselben Einhalt zu tun. 8Wenn mancher deutscher Kolonist von Tehran aus seine Rückkehr nach dem Frieden betreten sollte, wie viele Dörfer, wie viele Menschen sollten da nicht ihren Untergang gefunden haben, ehe der Feind zu ihren Wohnsitzen gelangen könnte?|

4 Was durch Abbasmirsas Heerscharen in den Provinzen dlesseits vom Kaspischen Meere, östlich von Tiflis geschehen ist, ist nur durch mündliche Uberlieferungen zu uns gelangt, daher kann ich wenig darüber was sagen; hingegen stehen mir die in der Provinz Pambak durch Hasan chans Krieger an9 den Einwohnern ausgeübten10 Greueltaten und die daraus unmittelbar entstandenen Leidensscenen so frisch im Gedächtnis, daβ ich mir wohl die Freiheit nehmen darf, einiges darüber mitteilen zu können.

1 [die best<en>]. 2 [zu befö<rdern>]. 3Բնագրում՝ In diese letzten... 4 [oder].5 [her], 6[glückte], 7 [ihr]. 8 [Wol<l >en]. 9 [dur<ch>]. 10 [Graub..]?

Wie ich dazu kam, daβ ich grade in dieser Zelt diesen Vorfällen ein Zeuge sein sollte, muβ ich darüber folgendes bemerken. Schon einige Jahre vorher hatte sich nämlich der Armenische Patriarch Eprem, um sich von der seit mehreren Jahren her angehäuften Schuldenlast und den Bedrückungen von den Seiten der Perser zu befreien, seinen Sitz in Etschmiadsin verlassen, seine Zuflucht zu den im russischen Gebiete befindlichen Armeniern genommen, mit einigen Bischöfen1, Archimandriten und Diakonen, durch die ProvinzenGarabag,Elisawetpol nach Tiflis gereicht, und sich in der Folge2 nach einem3 ungefähr 100 Werst weit von dieser Stadt entlegenen Kloster in dem Dlstrikte Lory, namens Hachpat,begeben2).

Auf die Nachricht, daβ alle Elnwohner in Eriwan nach Persien hingeführt werden sollten, worunter auch natürlich meine Eltern und Geschwistern sich befanden, begab auch ich mich4 aus Tiflis, wo I ch in der Schule war, nach diesem5Kloster3), damit ich von dort aus weiter reisen und das Schick|sal meiner Eltern teilen könnte. Obwohl auch hier manche ungünstige Angaben die Seele des frommen Patriarchen und seiner Begleiter betrübt5 und sie in eine miβliche6 Lage versetzt hatten, so entschloβ ich mich dennoch meine Reise nicht aufzugeben; teils, weil jene Angaben noch unbestimmt waren, teils, well ich darauf rechnete, durch den MelikSahak,einen Onkel von mir, der als Schef persisch armenischen Fuβvolks bei der persischen Armee sich befand, selbst aus der Gefangenschaft befreit zu werden. Trotz des Abratens von der Seite der Geistlichkeit begab ich mich in der Nacht im Juni Monat 18254) in Begleitung einiger Armenier auf den Weg nach der Kreisstadt von Pambak, nach Garakilisahin, welche nur durch einen Berg von der Provinz Lory getrennt wird. Wir muβten diese Reise aus Furcht vor den einheimischen Tataren, die auch diese Berggegenden, wie überall so unsicher gemacht hatten, so vorsichtig als möglich machen, um nicht in ihre Hände zu fallen. Daher7 war es uns nichts anderes zu tun übrig, als auf den Umwegen und in der Nacht zu reisen, und so kamen wir nach zwei Tagen glücklich und wohlgemut nach jener Stadt an. So weit war es auch uns vom Himmel beschieden zu kommen. Wir wurden da auf den ausdrücklichen Befehl der Obrigkeit des Orts zurückgehalten, um Augenzeuge jener Gewalttaten, Räubereien, Miβhel<l>igkeiten der unglücklichen Einwohner zu sein, und selbst manches Unvermeidliche zu ertragen. 1 [und]. 2 [auf]. 3 [<1 անընթ.>100]. 4 [nach diesem Kloster],5 [ge] trübt, 6Բնագրում՝ miβlige. 7 [was].

6Die Stadt Garakilisaselbst besaβ damals, auβer der russischen Kirche und des Wohngebäudes des provinzial <en> Schefs, beide1 von Holz2 und nach europäischem Geschmack gebaut und gelbgrau angestrichen, keine ansehnliche Gebäude, o h n e F e s t u n g, o h n e i r g e n d e i n e S c h u t z m a u e r Die Anzahl der Einwohner, gröβtenteils Armenier, worunter sich auch einige ansässige Russen, Militär und Civilbeamten und einige hundert Soldaten befanden, belief sich ungefähr< auf > 5 600. Die hier3 ansässigen4 Armenier waren lauter Ankömmlinge aus Eriwan, die seit früheren Zeiten sich hier niedergelassen hatten. Daher waren auch ihre Häuser sowie < auch > i h r e T r a c h t in nichts verschieden von denen, die in Eriwan noch jetst zu sehen sind. Trotzdem, daβ der Ort so eine günstige Lage hat5 und von allen Seiten von schönen Wäldern umgeben ist, hatten die Einwohner ihren früheren Geschmack an Bauart beibehalten. Der kleine Basar war der einzige Ort, wo man sie am geschäftigsten sah. An einige Kaufbuden schloβen sich reihenweise auch die der Handwerker und der übrigen Gewerbetreibenden. Eine kleine baufällige6 , halb von Stein, halb von Holz gebaute Kirche diente den Armeniern zu ihrem Gottesdienst. Ausländer und Einheimische hatten sich das Zutrauen zueinander erworben, und lebten friedlich und 7ländlich beisammen, und erkannten7 a l s i h r einziges Oberhaupt den8 Schef dieser Provinz, den Oberst Sawarja| mirsa,ein9 Grusiener von Geburt. 10Der kleine Fluβ, umgeben mit einigen Gemüsegärten, gab der Stadt kein unangenehmes Ansehen. Fast jeder Hausbewohner beschäftigte sich hier mit Bienenzucht, und das anmutige Tal gab diesen tätigen Insekten so viel schöne Nahrungsmittel, daβ sie die Mühe ihrer Hüter auf das Reichlichste belohnten. Rund herum ziehen11 die schönen12, mit verschiedenartigsten, hohen Bäumen bewachsenen Berge; Täler und Wiesen wechseln [sich] hier mit der schönsten Pracht und nur der rauhe Winter beraubt ihnen auf einige Monate den unbeschreiblichen Reiz, den die übrigen Jahreszeiten allenthalben dem Wanderer darbieten, aber auch den Landesfeinden einen sicheren Aufenthaltsort gewähren.

Gleich den Tag darauf war die Gefährlichkeit unsrer Lage zur Gewiβheit gebracht5). Hasan channistete schon seit dem Anbeginn dieses Sommers in Abaranpol,nah an der Grenze von Ruβland. Er schien nichts Schlimmes im Sinne zu haben, da er alle Jahre die Sommerzeit hier zubrachte und sehr oft von jenem oben angeführten Oberst besucht wurde. Auch dies Jahr hatte der Besuch stattgefunden. Kurz13 nachdem, als der russische Schef seine< n > Abschied ganz friedlich von ihm genommen und nach dieser Stadt zurückgekehrt war, brach jener Feind den Frieden. Den ersten und zugleich den empfindlichsten Schlag

1[aus]. 2 [g<ebaut>]. 3 [ansas...].4 [Ein < wohner > ]. 5hat[te]. 6 [Kirche]. 7 [nur]. 8 [Cha<n>]. 9еin[еr]. 10 [Ein]. 11 [sich]. 12 [Berge]. 13[de<r>].

hatten, wie es sich denken läβt, die an der Grenze liegenden Ortschaften. Hier befand sich 8nämlich südöstlich 1und einige | 20 Werst von der Stadt v o n j e h e r eine russische Besatzung, die obwohl nicht so stark, doch im widrigen Falle einigen Widerstand dem Feinde leisten könnte. Im Westen lag ein groβes Dorf, namens Chlgarkilisa,nicht weit von der Festung Gumri,dessen Einwohner lauter Armenier und meist Ausgewanderte aus der Türkay, und etwa 5 600 an Anzahl, sehr kriegerisch und geschickt an Waffenführung waren.

2Ùber den versteckten und nur auf eine günstige Gelegenheit beabsichtigten Zweck Hasan chans waren diese von den im persischen Lager befindlichen Armeniern, ihren Glaubensgenossen schon lange unterrichtet worden, <um> Vorkehrungen zu Ihrem Schutz zu treffen, um dem Feind beim Überfall entweder glücklich ausweichen, oder eine Gegenwehr3 aufstellen zu können. Alle ihre Vorstellungen und Bitten, um ihnen hinreichende Flinten und Pulver aus dem Kronsmagazin auszuliefern, waren von dem Verwalter der Provinz nicht allein nicht angenommen, sondern mit Miβfallen und harten Worten ausgeschlagen, indem man sie als Weichherzige ausschalt, ihnen die Zusammenkunft des4 Schefs mit dem persischen Feldherrn als ein Friedenszeichen zur Beruhigung vorstellte, und ihnen die Versicherung gab, das zwei dreifache von den Verlusten zu bezahlen, was sie von den Seiten der Perser zu erleiden sich fürchteten.|

9 Der gute Oberst hatte höchst wahrscheinlich viel Süβes von dem persischen Statthalter gehört und dadurch sich verleiten lassen, sonst liebte er seine Untertanen5 wirklich sehr; und war selbst von allen geliebt. Auβerdem war von oben her noch nichts angezeigt worden, kurz alles zu Gunsten der Perser ausgefallen.

Doch die Einwohner, viel zu bekannt mit der Kriegslist der ihnen e n t g e g e n k o m m e n d e n 6 Feinde, und wohl unterrichtet in allen ihren Plänen und Vorhaben, hatten sich durch diese abschlägige Antwort nicht irremachen lassen, und die Lage ihres Wohnorts, wo der Feind auf dem Pferde hineindringen konnte, hatte sie dahin geführt, so viel als möglich Vorkehrungen zu treffen, umsichgegen den längst gefürchteten Anfall sicher zu stellen. Sie hatten nämlich alle ihre Fuhrwerke dahin bringen lassen, wo die Gefahr am meisten zu fürchten war, und damit gleichsam eine Gegenmauer gebildet, einen hinlänglichen Vorrat an Pulver und Flintenkugel von Kars und von andern benachbarten Orten gekauft, ihr bewegliches Vermögen in die Häuser hingebracht, welche hinter jener Werschanzung lagen, und alle kampffähigen Leute mit Flinten, so viel sie da ausihrer Mitte

1[von]. 2[Von]: 3 Gegen[ge]wahr. 4 [<S>chefs]. 5[sehr]. 6gegen[stehenden].

Zusammenschaffen konnten1 und anderen Waffen versehen, sur Wache gestellt, und so Tag und Nacht auf den unwillkommenen Gast gewartet. Um diese Zeit wurden auch ihre Herden, mit denen sie sich sehr viel abgaben, nur auf eine kurze Zeit, und zwar unweit von dem Dorfe zur Weide geführt.

Der verhängnisvolle Tag bricht endlich ein. Den 15 ten Juni, gleich bei der Morgendämmerung6), nehmen die Wache haltenden Leute eines leichten Streifzugs einiger 10nicht zahlreichen Reiter wahr2, und geben ihren Nachbarn | davon Kund. Das ganze Dorf versammelt sich. Kinder und Frauen werden in den Häusern hinter jener Wagenburg gesichert, und alle bewaffneten hier3 bei den Türen, auf den Dächern zum förmlichen Kampf gerüstet. Die Mehrzahl <des Feindes>begiebt sich hinter jene aufgestellte Vormauer. Nachdem jene kleine Schaar sich hin und da zerstreut, einiges4 Hornvieh zusammengerafft, allen Schein5 zum Kampfe vermeidend, wahrscheinlich um sich davon zu überzeugen, ob da Russen oder nur Armenier allein waren, begeben sich einige von ihnen auf den Rückweg, und nicht lange darauf bricht Hassan chan mit seiner ganzen Kriegsmacht in das Dorf ein. Trotz seiner Drohungen und Vers<p>rechungen verteidigen sich die Einwohner mit aller Kraft, in dem Glauben, der Feind werde aus Furcht seine Nähe nicht lange dort behaupten können.

Das Getös der Flintenschüsse und das Gelärm beider Parteien wird bald in der nahliegenden Festung Gumri von den Russen wahrgenommen und bald darauf erscheint der Kommandant derselben mit einer ziemlich groβen Anzahl von Soldaten und einer Kanone den Belagerten zur Hilfe. Der Feind, nicht auf einen solchen Fall vorbereitet6, zieht sich zurück, und die Einwohner, um besser geschützt zu werden, begeben sich in die Mitte des russischen Kriegsvolks7. Nachdem einige Kanonenschüsse noch vorgefallen, sieht man plötzlich mit Entsetzen die Russen schleunigst zurückziehen, und sich ganz der гоhen Willkühr der Feinde 11preisgegeben. Schrecklich sind die Szenen, welche hier vorgefallen sind. Häuser | werden hier niedergerissen und verbrannt, alles Hab und Gut geraubt, Kinder und ältliche Personen beiderlei Geschlechts niedergehauen und nur die Jugend8 durch Gefangennehmung geschont9, um sie zumMohammedanismus zu führen. Aus 700 Anzahl der Einwohner7) fanden <Rettung>nur einige 80 100 Personen, teils durch Flucht, teils auch dadurch, daβ sie gleich im Anbeginn des Tumults im Stande gewesen waren, mit Russen wegzuziehen., Als Ursache dieses unerklärli chen Verfahrens des Kommandanten gaben diese Flüchtlinge an, daβ

1 [vers <ehen>]. 2 [ge]wahr. 3 [auf]. 4 [Hor<…>]. 5 [der Krieges]. 6 [begiebt]. 7 [ob es wirklich der Wille des Feindes gewesen ist, sich der jetzt so verlassenen Festung zu bemächtigen, oder, wie [mache] manche Augenzu[genes] uge erzählten.]. 8 [finden]. 9 [und gefangen genommen].

nämlich die mit den Persern in geheimer Verbindung stehenden1 und in der Provinz Pambak wohnenden russischen Tataren2, da sie3 das Gegenteil von allen dem, was sie zu Gunsten ihrer Glaubensgenossen erwarteten, eingesehen, hätten gleich dem Kommandanten4 die Furcht eingejagt, die Festung könne vom Feinde eingenommen warden, daher wäre seine Gegenwart da viel notwendiger, als hier. Und es ist um so wahrscheinlicher, da man kein Zeichen eines solchen Unternehmens bei dem Feinde wahrgenommen, und auβerdem die Gewalt der russischen Kanonen ihm schon hinlänglich bekannt5 war, ungeachtet. daβ er selbst kein Gewehr zu diesem Zwecke mithatte‘ und6 nachdem seine Raubund Rachsucht befriedigt, den Russen nich nachsetzte, sondern sich in sein Lager zurückbegab.

An demselben Tage hatte eine andere Truppenabteilung die an einem7 nicht weit von der Kreisstadt Garakilissa8 gelegenen Weideplatze, Namens Hamsalu befindlichen Gasaken, 12einige 50 an Anzahl, angegriffen, die ganze Mannschaft9 niedergehauen | und die zum Gebrauch für die Artillerie notwendigen Pferde weggeführt. Nur zwei von den Unglücklichen hatten ihr Leben durch Flucht gerettet, die zugleich auch die Nachricht von diesem traurigen Vorfall zuuns brachten.

Jetzt schien der10 O b r i g k e i t der Provinz kein Ausweg zugänglicher, als11 alle Einwohner des Landes an einem Orte zu haben, wo er sie mit seinen wenigen Truppen wenigstens für ihr Leben sicher erhalten könnte, bis von oben her Maβregeln dageger getroffen werden sollten. In einer Jahreszeit, wo alle Kornfelder mit Weizen und Gerste, alle Wiesen mit dem schönen, hohen Grase prangten12, muβte der arme Landmann auf alles Verzicht leisten, was zu seiner Glückseligkeit und künftigen Nahrungsmitteln diente. Denn alle Einwohner dieses Landes, ohne Ausnahme, beschäftigten sich vornehmlich mit Viehzucht und Ackerbau und ihr reichhaltiger, kräftiger Boden belohnte ihre Mühe auf das vielfachste. Auch13 wenig von dem Vorrate an Nahrungsmitteln und Hausgerätschaften konnten mitgenommen werden. In Parni,14ungefähr in der Mitte des Landes, 15<in> einem von den Armeniern ziemlich stark bevölkerten Dorfe, welches ein<en> ziemlich steilen Hügel in der Nähe hat16 und von den Einwohnern schon längst zum Verschanzungsplatze eingerichtet17 w a r , u n d e i n i g e m a l m i t G l ü c k d e r F e i n d d a v o n g e j a g t w o r d e n w a r , wollten die18 gesammten Einwohnersich versammeln, 19bis sie wenigstens ihr Korn einsammeln könnten, aber alle ihre Einwendungen und Vorschläge dazu wurden von den

1 [russisch Tataren]. 2 [nach]. 3 [keinen glücklichen Ausgang zum Gunslen ihrer Glaubensgenossen]. 4բնագրում`Komentanten. 5 [ist[. 6 [seine], 7 [Weideplatze, Namens Hamsalu]. 8Բնագրում`Karakilissa. 9 [ausgenommen]: 10 de[m obersten, Aufseher]. 11[daβ], 12[de<r>]. 13 [der]. 14 [ging].15 [wo ein]. 16 hat [te]. 17 [worden]. 18 [ein]. 19 [um].

13Seiten der Obrigkeit abgeschlagen, ja1, man wurde gar / argwöhnisch2 gegen ihr Betragen, als ob sie, wie die Tataren, zum Feinde übergchen wollten; (denn<diese3>zogen jetzt nicht mehr mit, sondern begaben sich entweder durch Flucht zu ihren Glaubensgenossen, oder blieben auf<dem> Platze selbst, und nahmen alles dessen in Besitz, was ihre unglücklichen Nachbarn mit dem Schweiβe ihres Angesichts erworben hatten). So strömte alles Volk, über sein gegenwärtiges und künftiges Miβgeschick jammernd und trauernd4, mit wenigen Hilfsmitteln versorgt und von Russen begleitet, karavanenweise nach der kleinen Kreisstadt Garakilissa5 hin. Dies ermutigte den Feind um so mehr, nur die ziemlich starke Bedeckung könnte seinem Uebermut Einhalt tun, der6 ununterbrochen den Auswanderten nachzog und auf jeden Augenblick bereit stand, das ganze mit Gewalt zu zerstören7, oder aus dem Zusammenhang zu bringen, um desto froher nachher triumphieren zu können. So oft auch die Flintenschüsse einander begegneten, so trug dennoch die russische Kanone den Sieg davon. Wer hier Freunde und Bekannte hatte, der könnte wohl natürlich auf ihre Gastfreundschaft in dieser bedrängten Zeit8 wenigstens auf einige Monate rechnen. Viele9 aber hatten, wie es leicht denken läβt, namentlich unter den armen Klassen des Volks, weder Mittel, noch Fürsorge. Damit sie wenigstens ein Obdach haben sollten, teilte man sie unter den Armeniern, so daβ manches Haus zu drei, zu vier Familien in sich aufzunehmen, sich so viel als möglich bequemen muβte. So groβ auch die Not war, man tröste[te] sich dennoch10 mit den Gedanken, dies als das weiteste Ziel der Auswanderung anzusehen, und von hier 14 aus in seinen Wohnsitz wieder zurückzukehren./Daher waren die Einwohner dieser Stadt um so eifriger darin, in Winternahrungsmitteln für sich und ihre Viehe reichlicher als je einzusammeln. So gefahrvoll auch die Zeit war, so schienen alle bemittelten Leute, alt und 11jung, eine heroisch romantische Rolle zu spielen. Wer ein gutes Pferd, lange nicht in Gebrauch gekommene Waffen besaβ, der hielt sie Tag und Nacht in Bereitschaft. Wer nicht solches hatte, muβte sich anschaffen. Bürger und Kaufleute, ja selbst mancher waffengeübter 12Geistlicher ritten am hellen Tage in voller Rüstung durch die Stadt. Des Nachts bewachte fast ein jeder Besitzer sein Haus und seine Familie. Gottesdienst und Tagesgeschäfte wurden halb und halb verrichtet, ja nicht selten lieβ13 man alles auf dem Fleck und die Priester allein am Altare stehen, um der kommenden Gefahr entgegenzueilen. Auf allen Bergspitzen hatte man Wachen gestellt. Wenn irgend was gesehen worden, so diente ein Flintenschuβ als Signal dazu, und mit einem Male war alles zum Kampfe oder zur Verteidigung bereit. Vieles war unter die Erde gebracht. 1 [gar man].2[auf].3Բնագրում՝jene.4 [karavanen weise]. 5Բնագրում՝Karakilissa. 6 [mit]. 7 [und]. 8 [rechnen]. 9 [waren]. 10 [daβ]. 11 [klein]. 12 [P<riester>].13 [ver]lieβ.

1

Jede Gefahr ist dann am Schrecklichsten, so lang wir noch nicht darin sind. So war es auch hier der Fall; man vergaβ alles Leiden, alles Sorgen für die Zukunft, oder man schien wenigstens sie vergessen zu haben, und machte allenthalben in den Häusern, vor den Kirchen, auf Dächern manche Schreckensscenen zur gewöhnlichen Unterhaltung. Oft lieβen junge Leute nicht ungern von den Abenteuern hören, die sie wirklich mit ungeheuerer Furchtlosigkeit überstanden hatten. Aus Hunger2 getrieben schloβen nämlich die Kraftvollsten 15unter ihnen aneinander und3 ritten oder gingen nach alten ihren Wohnorten, um/Korn aus den Feldern oder ihren Korngruben heimzuholen. Oft lauschten ihnen schon ihre frühere tatarischen Nachbarn dort und ohne ein Gefecht lieβen sie4 die Wanderer weder vor noch rückwärts. Es versteht sich, daβ solche Fälle hatten oft die traurigsten Folgen für die armen Hinterlassen, den diese listigen5 Unmenschen zeigten meistens nur eine kleine Anzahl an dem Kampfplatze, und während man aus Übereilung oder Hoffnung zum baldigen Siege die Kräfte dahin verschwendete, kam erst die Mehranzahl zu Gesicht, und alsdann6 war völliger Untergang oder eine schreckliche Gefangenschaft ihr gemeinschaftliches Los. Doch wie oft nur man nicht gezwungen, dies alles zu übersehen,nur nicht vor Hunger zu sterben!

Ungefähr drei Monate lang ging in dieser Art immer fort8) 7Unsre Lage wurde dadurch noch miβlicher, da weder Hilfstruppen von Tiflis ausgeschickt wurden, noch irgend eine Entscheidung bls dahin geschehen war, was man wenigstens für die Zukunft sich vornehmen sollte. Die Feinde nahmen sich so in Überhand, daβ sie ihre Streifzüge und Räubereien bis noch an die Mauern der Stadt ausübten. Um sie zurückzudrängen, schickte man einigemal eine kleine Anzahl von Soldaten gegen sie, die freilich, oft bis zur Hälfte vernichtet oder verwundet8 , zur Bestürzung der Belagerten zurückkehrten. Die gefährlichste Zeit war die Morgen und Abenddämmerung. Jetzt fürchtete man am meisten vor plötzlichen Einfällen. Daher war es an Schlaf und Ruhe nicht zu denken, im Gegenteil, man stieg an den Dächern hinauf und spähte mit Angst nach allen Seitenhin; selbst wenn nur einige Reiter sich da zeigten, so geriet alles in Verrwirrung. Eines solchen Falls war ich einmal Zeuge, als eines Vormittags gleich beim Sonnenaufgang eine ziemlich 16starke Anzahl von Reitern von inländischen Tataren im O s t e n d e r S t a d t sichtbar wurde. Die Schlingels kannten den Gemütszustand der Städter sehr genau. Daher, um ihnen etwas Furcht einzujagen und ihrem eigenen Mutwillen eine freie Luft zu machen, stürzten sie im starken Galopp, sobald sie in einer Werst

1 [Ide]. 2 [nämlich]. 3 [in G…]. 4 [weder]. 5 [Leute]. 6 [wo]. 7 [Die]. 8 [zurück].

Entfernung1 von der hintern Seite eines Hügels sichtbar wurden, nach der Stadt zu. Alles lief zusammen. Kein Augenblick der Rettung schien mehr vorhanden zu sein. Man nahm und gab den letzten Abschiedskuβ und wenn man nachher sich von dem Schrecken erholte, so war und blieb dies ein lustiger Miβgriff von den Seiten dieser feindseligen Nachbarn, da sie auf diese Weise die Einwohner überlistigen wollten, um sie einen desto leichteren Raub den Feinden zu machen. Weit schrecklicher war der Tag, als einmal Hassanchanmit seiner ganzen2 Armee sich in dieser Gegend zeigte. Man nahm seiner gleich beim Einbruche des Tages gewahr. Sein Lager stand ungefähr drei Werst von der3 Stadt weit. Er unterhandelte erst mit Drohungen und Schimpfsworten mit dem Statthalter, indem er durchaus verlangte, die Stadt ihm zu überliefern. Und a1s dies nicht geschah, so zerstreuten <sich> seine Truppen schaarenweise in die Umgegend der Stadt. Man sah Viehherden mit ihren Führern wegführen, die Kornfelder, Grashaufen, Häuser und4 Hütten in Brand stecken, und man5 konnte ihnen weder Rückhalt tun, noch sie auf irgend eine Weise wegtreiben9. Der Statthalter berief alle seine Mannschaft zusammen, stellte sie reihenweise als eine Schutzmauer ganz dicht an die Mauern der Stadt gegen die Feinde und lieβ ihnen von Zeit zu Zeit die Gegenwart von Kanonen gewahr werden. Und so den ganzen Tag über kämpfte man über Leben und 7Tod. Auch diesmal schien das Glück uns noch anzulächeln; die Feinde verlieβen uns zwei Tage darauf und kamen lange nicht mehr vors Gesicht. I c h h a t t e e i n e k l e i n e S u m m e G e l d e s b e i m i r u n d w u β t e n i c h t, w a s m i t i h r a n z u f a n g e n. D a h e r v e r g r u b i c h s i e m e h r e r e m a l a n d i e s e n T a g e n u n d n a h m w i e d e r h e r a u s , w e i l i c h b e s t i m m t v o r a u s s e t z t e , e i n m a l g e t ö t e t z u w e r d e n , u n d d i e s w ä r e e i n n o c h g e f ä h r l i c h e r e s M i t t e l d a z u .

1 [von der Stadt]. 2 [Armut]. 3 [den]. 4 [hütt]. 5 [< 1անընթ.>]. 6Weg[ zu]treiben. 7 [Tot].

<ÜBER DIE VERBESSERUNGSWEGE WIRTCHAFTLICNEN UND KULTURELLEN LAGE ARMENIENS UND DES ARMENISCHEN VOLKES>

1 Wenn es die Pflicht eines jeden treuen Untertans ist, als Mitglied der menschl<ichen> Gesellschaft darnach zu streben, dem Staate, dessen Schutz und Wohltaten er genieβt, nach Einsicht, Erfahrung und Kentnissen sowohl1 Beförderung der Vorteile desselben, als2 Verhutung jeden Nachteils, möglichst nützlich zu sein, wie viel mehr muβ denn nicht ein Untertan, der aus einer heräbwürdigenden Unterwürfigkeit gerettet, nicht allein Schutz und Wohlfahrt, sondern seine ganze Existenz einem Staate verdankt, diese heilige Pflicht in sich fühlen? Der Gedanke an die Befreiung meines Vaterlandes wirdlebenslang mein Herz mit Freude und Dank erfüllen, und es in heiβen Gebeten für die Unerschütterlichkeit und Dauer Ruβlands zu demjenigen erheben, dessen Vaterherz auch uns, nach so vielen Drangsalen und Leiden, worunter wir Jahrhunderte hindurch tief seufzten, eine so wohltätige Regierung angedeihen lieβ. Dankbar für dies kostbare Geschenk der allgütigen Vorsehung und glücklich über das für meine Landsleute3 überaus wichtige Zeitalter, wartete ich lange und mit Ungeduld den Augenblick ab, wo mich eine höhere Hand in den Stand setzte, eine Meinung aussprechen zu können, mit der gewiβ kein anderer Zweck verbunden ist, als der innigste Wunsch: Dem Vaterlandenützlichzusein!Wenn ich aber durch die Gnade seiner Majestät mit meinem neuen Vaterlande in nähere Berührung gebracht, es wage, der Regierung für mein Volk und Land Pläne ans Herz zu legen1), so geschieht es durchaus nicht4 aus Parteilichkeit und übertriebener Vaterlandsliebe, sondern 5aus wahrhafter, fester Überzeugung2). D i e s i s t e i n e a nd e r e P e r i o d e , 6d a β A r m e n i e n , s o 7u n g e a c h t e t s e i n e s k l e i n e n U m f a n g s, d e n e s i n d e n t r a n s k a u k a s i s c h e n L ä n d e r n e i n n i m m t , u n g e a c h t e t<d e s s e n , d a β>e s b i s j e t z t d u r c h d i e W i l l k ü r s e i n e r z a h l r e i c h e n , m ä c h t i g e n , a b e r a u c h r o h e n 8N a c h b a r n v e r h i n d e r t , k e i n e r d a u e r n d e n K u l t u r h a t s i c h f r e u e n k ö n n e n.

1 [das]. 2 [das]. 3 [so]. 4 [mit]. 5 [mit]. 6 [wenn auch]. 7 [trans<kaukasischen>]. 8[seiner].

U n d d a s a r m e n i s c h e V o l k <i s t> n i c h t n u r d a s k u l t u r f ä h i g s t e f ü r s i c h, s o n d e r n a u c h d a s j e n i g e, w e l c h e s s e i n e n C h a r a k t e r u n d s e i n e L e b e n s a r t s i c h d a z u a n e i g n e t , d a s L i c h t d e r A u f k l ä r u n g u n t e r s e i n e n N a c h b a r n z u v e r b r e i t e n1 Nicht minder [aber] liegt [das] Glück2 a n d e r e r transkaukasischen Völker3, wie das des Armeniens, in diesem Plan mir vor Augen4. [Es ist meine feste Überzeugung], daβ Ruβland allein im Stande ist, dies 5für die asiatischen Völker sehnlichst gewünschtes Glück ihnen zu verschaffen. Gewiβ nicht ohne Absicht wird 6diesem 7Reiche die Vorsehung ihre Schicksale anvertraut haben. Ruβlands mächtige Hand soll und kann es in dieser ersten Wiege der Menschheit, die sie jetzt befreit und in Schutz genommen hat, begründen und befestigen, und Tausende von Generationen sollen8 diesen Ruhm vom Geschlecht zu Geschlecht übertragen und in ihrem Herzen9 ein ewiges Denkmal aufrichten! Von diesem Gesichtspunkte aus kann ich mit dem besten Gewissen, welches mein Volk der Sorgfalt der Obrigkeit empfehlen und es soll dabei meine heiligste Pflicht sein, mein Augenmerk nur auf diejenigen Mittel zu richten, welche auf Kenntnis des Landes und auf vieljährige Erfahrung gegründet sind.

Die Erfahrung bestätigt es, daβ Völker, welche nicht selbst einigermaβen den Trieb zu geistiger Entwickelung in sich fühlten, die Unbequemlichkeit ihrer Lage [nicht] anerkennend, 10auch nicht sie zu verbessern suchten, und dem Beispiele anderer ihnen an Kultur und Geisteskraft überlegener Nachbarvölker nicht11 folgten, daβ sie sogar alle Wohltaten und wohlgemeinten Absichten der Obrigkeit mit Gleichgültigkeit eher von sich abstossen, als in sich aufnahmen. So widersprechend dies der menshl<ichen> Natur auch zu sein scheint, so hat man [es] dennoch, leider, in allen Länderh und unter allen Zonen, nicht minder aber auch unter vielen Völkern im Kaukasus <sind> Beispiele genug davon. Es ist hinlänglich bekannt, welche Schwierigkeiten diese teils durch Vorurteile und alte Gewohnheiten, am meisten aber durch Leidenschaftlichkeit, Fanatismus und Trägheit ausgearteten Völker bis jetzt gegen die besten Maβregeln 12dargeboten haben. Mitten unter solchen nachteiligen Nachbarn behauptet der Armenier von jeher nicht nur einen friedsamen13, für alles Gute und Schöne empfängl<ichen>, regen Sinn, sondern eine Gemütsart, die es ihm möglich macht, jede ihm erwiesene Wohltat mit Dank anzunehmen und sie zu benützen14 .

1 [mit Recht einer besonderen Aufmerksamkeit der Regierung gewürdigt zu sein]. 2 [der]. 3 [liegt]. 4 [ohne ihn auf diejenigen allein zu beschränken, die dem russischen Scepter unterworten sind]. 5 [von den]. 6 [ihn]. 7 [ <անընթ.>zu]. 8 [ihr]? 9 [ihm]. 10 [allmählig]. 11 [folgten], 12 [auf den Weg gelegt]. 13 [Ge]mütsarten einen]. 14 be[früchten zu suchen].

So schmeichelhafte Vorzüge ohne Grund einem Volke zuzugestehen, zu dem ich selbst gehöre, wäre das gröβte Unrecht. Schon ausländische Reisende aber, die gewiβ am unparteischsten über ein ihnen ganz unbekanntes Volk urteilen können, haben bei verschiedener Gelegenheit, wo sie Armenier in ihrer Heimat sowohl als auβer derselben kennengelernt haben, mit groβer Teilnahme davon gesprochen, welchen Nutzen Asien sowohl als Europa dadurch ha ben würde, wenn ein so reges, tätiges Volk gebildeter und aufgeklärter wäre. Schon ihr Handelsgeist ist ein schlagender Beweis dafür, daβ sie1dazu bestimmt sind, um das Land zwischen den beiden Weltteilen zu knüpfen und es immer fester und fester zu machen. Die Armenier sind aber nicht durch Handel allein für den Staat wichtig. Allenthalben, wo sie ansäβig sind, im Kaukasus, in Persien, in der Türkei, sind Handwerke, Gewerbe, namentlich der Landbau gröβten teils in ihren Händen gewesen und sind es noch heut’zu Tage. Dies ist vielleicht das Mittel gewesen, wodurch sie ihre bisherigen feindlichen Beherrscher befriedigten, und ihre politische Existenz sowohl als ihre Religion und Nationalität seit mehr als einem Jahrtausende auf den Gräbern ihrer längst untergegangenen Nachbarn sicher haben erhalten können. Trotzdem, daβ sie unter einem so schweren und harten Druck gelebt haben, und von lauter Räubern umgeben gewesen sind, ist dennoch ihr2 2frommer Sinn nie in ähnliche Leidenschaften ausgeartet,/ nie ihr nach Bildung und geistiger Vervollkommnung aufstrebender Geist abgestumpft worden. Selbst unter den in Gebirgen wohnenden Armeո<iern>, die durchaus keinen richtigen Begriff von Bildung weder gehabt haben, noch haben konnten, habe ich die gröβte Neigung zu ihr gefunden. Es ist daher bei ihnen sogar zum Sprichwort geworden, wer nicht zu lesen und zu schreiben verstehe, sei ein halber Mensch. Und ihr Fleiβ, ihr Wiβbegier, wodurch sie3 gegenwärtig in allen Schulen der transkaukasischen Länder, die meist von ihnen besucht werden, sich auszeichnen, bestätigt dies unbezweifelbar.4 Z u a l l e n d i e s e n k o m m t n o c h i h r e ü b e r a u s v o r t e i l h a f t e E i g e n s c h a f t h e r z u , d a β s i e d i e G e w a n d h e i t b e s i t z e n , S p r a c h e , S I t e n , E I g e n t ü m l I c h k e i t e n v i e l e r i h r e r b e n a c h b a r t e n V ö l k e r , u n t e r d e n e n s I e ü b e r a l l z e r s t r e u t l e b e n, a m b e s t e n z u k e n n e n u n d s i c h a n z u e i g n e n. E i n U m s t a n d , w e l c h e r f ü r d I e s e n b e v о r s t e h e n d e n Z w e c k v o n n I c h t u n b e d e u t e n d e r

1 [<1անընթ > ], 2 [S<inn>]. 3 [jet<zt>]. 4 [Vielleicht ist es noch möglich zu hoffen, daβ[eben durch dies Volk] eine allgemeine Civilisation in diesen Ländern [unter seinen] Nachbarn,[mit der Zeit] eben durch dies Volk mit der Zeit am schnellsten verbreitet werden kann, weil es auβer[dem] den oben angeführten Eigenschaften, noch die Geeignetheit dazu besitzen, Sprache, Sitten, Eigentumlichkeiten, vieler seiner benachbarten Völker, unter denen es überall zerstreut lebt, am besten yu kennen und anzueignen].

Wichtigkeit ist1

Daβ aber diese so überaus günstigen Anlagen und Eigenschaften einer weisen und zweckmäβigen Leitung und Ausbildung bedürfen, liegt in der Natur der Sache. Denn man muβ2 sich vorstellen, daβ die Armenier in allen, was sie treiben, Handel, Gewerbe und Landbau, nur in der Rücksicht gelobt und geschätzt zu werden verdienen, weil sie sich dadurch vor vielen andern ihrer Nachbarn auszeichnen und einen Grundzug in ihrem Charakter und ihren Neigungen hervorleuchten lassen, worauf man viel Schönes und Gutes bauen kann. So lange sie aber noch immer den alten Weg, welchen ihre Eltern und Voreltern gegangen sind, einschlagen werden, wie es bis jetzt geschehen ist, so kann man sicher darauf rechnen, daβ weder Naturanlagen, noch Fleiβ ihnen helfen werden, und das Land durch sie nichts bedeutendes gewinnen kann. Dann, trotz aller ihrer Betriebsamkeit und Arbeitsliebe, sind sie, namentlich, die Landleute im Allgemeinen, dennoch so vieler Armut und Hungersnot unterworfen, daβ es in vielen Orten wirklich ein Jammer ist, mit anzusehen, wie dürftig und kümmerlich sie leben. Daran ist freilich zum Teil die frühere Regierung Schuld, dle sie bis auf das Blut ausgesogen hat, am meisten aber die verkehrte Verfahrungsart, wie sie ihr Geschäft betreiben. Allerdings ist es ihnen jetzt um vieles leichter geworden als früher, da sie nicht mehr[so] unterdrückt und gemiβhandelt werden, nicht <mehr>[so] viele Abgaben zu zahlen brauchen und keine Sorge mehr für ihr Eigentum haben, aber dies alles wird ihnen weniger helfen, well sie solche Vorteile noch nicht im Stande sind gehörig zu benützen. 3Wie soll und kann ein Kaufmann etwas Bedeutendes unternehmen und dadurch sich selbst und anderen nützlich werden, wenn er nicht einmal in seiner Sprache zu lesen und zu schreiben

1 [Es ist nicht meine Absicht gewesen, in dieser Kürze alle die Details anzugeben, wodurch man ein vollständiges Bild von all dem Treiben und Handeln dieser [dieses Volks] Leute haben könnte. Auβerdem [binich] sind mir durch die lange Abwesenheit vieles entfallen, die [mit] hier nicht aneinem unrechten Platz hätten [behaupten können] erwähnt werden [können] sollen. [<1 աննըթ> ] Diese Angaben sollen [vоn]u nsals eine Übersicht imGanzen [<1 անընթ>]betrachtet werden. Würde ich aber so glücklich sein [der gütige Himmel die Herzen], hierdurch einiger Aufmerksamkeit von meinen Оberen mich gewürdig t [zu seh<en>] und meine Erwartungen einigermaβen gekrönt zusehen, so mache ich mich verbindlich, [das] mir gröβteVergnügen daraus zu machen, mein Vaterland und alle seine Eigentümlichkeiten mit so vieler Aufmerksamkeit, als esmirmöglich ist, zu beobachten und [sieaIsdann] es mit der Zeit in den Tag zu legen], 2 [nicht]. 3Բնագրում, մինչայդ, փակագծերիմեջ ՝ eine andere Periode.

4versteht, kaum die einfachen Rechnungsarten kennt, dessen geographische Kenntnissesich höchstens auf die Bekanntschaft mit wenigen, immer besuchten Reiserouten beschränken, und der von allen den Erzeugnissen und Bedürfnissen des Auslandes im Handel nur1 verarbeitete Stoffe gegen Seide2 eintauscht. Wie sollte es ihm in den Sinn kommen, daβ es in seinem eigenen Lande noch andere Produkte gibt, die ihm nicht weniger3 als jene 4Waaren einbringen könnten, wenn er dafür5 einige Ausgaben machte? Und wenn diese reiche Klasse auf eine so unvollkommene Weise ihre Geschäfte betreibt und nicht die geringste Aufmerksamkeit auf die Landes erzeugnisse6 wendet, wie soll und kann die Industrie und <der> Wohlstand unter [dem] Landvolke 7im Lande aufkommen?. Doch bieten sich den Kaufleuten die Mittel zu ihrer Ausbildung von selbst an die Hand. Im allgemeinen sind sie wohlhabend, manche besitzen sogar beträchtl<iches> Vermögen (ich spreche hier von den in Tiflis wohnenden Kaufl<euten>, in Eriwan gibt es keine solchen), sie haben Umgang mit Leuten gebildeter Nationen, deren geistiges Übergewicht auf sie Einfluβ haben kann, und endlich sind sie auch im Stande, ihre Kinder in die von der Regierung angelegten Schulen sowohl dies als jenseits <des> Kaukasus hinzuschicken. Besser wäre es freilich, wenn die Söhne wenigstens einiger Kaufl<eute> in einer ordentl<ichen> Commerzschule unterrichtet und gebildet würden, damit sie durch ihr Beispiel auf die anderen wirken könnten.

Nicht so verhält sich aber mit dem Landmann und den Gewerbetreibenden. Sie sind nur auf sich selbst beschränkt, und können daher schwerlich zu einer Verbesserung ihrer Lage gelangen. Ihre völlige Abgeschiedenheit von allem Verkehr und Umgang mit den kultivierten Völkern wird sie wenig Oder fast nie zu einer wichten und bessern Ansicht und Sachkenntnis kommen lassen. Und weil8 alles, was sie betreiben, Landbau sowohl als Gewerbe, nur im Kleinen und ohne Geschicklichkeit und Kunstfertigkeit9 treiben, so kann auch ihr Vermögen kaum je zu einem so bedeutenden Umfange anwachsen, daβ sie sich dadurch zu einer geistigen Bildung angeregt fühlen könnten. Wären da wenigstens reiche Gutsbesitzer oder Edelleute, wie es deren in Grusien gibt, so könnte man auf sie Hoffnungen bauen. Der armenische Landmann ist zu seinem Glück zwar kein Leibeigener eines anderen und besitzt selbst Grundboden als Eigentum, was kann aber dies alles ihm viel helfen, wenn er10 n i c h t d a z u g e l e i t e t w i r d , d i e s e V o r t e l l e g e h ö r i g z u b e n u t z e n.

1 [mit Zungen]. 2 [sich befassen will]. 3 [Nutze]. 4[Sachen]. 5 [etwas]. 6 Landes[produkte]. 7 [aufblühen]. 8 [sie]: 9 [geschieht]: 10 [diese Vorteile nicht gehörig zu benutzen versteht].

Alle diese Hemmungsgründe kann man dennoch in Vergleich mit der Art, wie er seinen Garten anlegt und bearbeitet, wie er sein Feld bestellt, welche Werkzeuge und Mittel er dazu anwendet, wie verschwindet ansehen. Ich3würde keinen Reichtum undnichts besseres für/sie wünschen, wenn sie nur in den Stand gesetzt würden, ihre täglichen Nahrungsmittel im allgemeinen sich in hinreichender Menge anzuschaffen, und so viel Mittel1 besässen, um sich ordentlich kleiden zu können. Das Herz blutet einem, wenn2 man ihren äuβeren Anzug ansieht, der an vielen Orten des Landes wenigstens eher einem aus alten Lumpen zusammengeflickten Kittel, als einem Kleide gleicht. Und dies in einem so reichen Lande! Mitten im Sommer, wo die Sonnenhitze den steinigten Boden so heiβ macht, daβ einem die Füβe selbst in den Stiefeln brennen, sieht man nicht selten Frauen und Kinder, diese zarten Geschöpfe baarfuβ herumgehen. Der Winter bringt ihnen keine besseren3 Schutzmittel. Daβ nicht Gewohnheit4 od<er> Untätigkeit daran schuld ist, sieht man daraus, daβ wer5 sich in besseren Vermögensumständen 6befindet, seine Familie nie zu solchen Elenden kommen läβt.

Und was für ein Wunder? Denn, wenn ein Dorf, bestehend aus 30 40 Familien nur höchstens 5 6 Pflüge zu halten und auf’s Feld zu schicken im Stande ist und die zugleich von so schlechter Beschaffenheit sind, daβ sie mit wenigstens 10 12 Ochsen bespannt werden müssen<und> 5 6 Arbeiter beshäftigen, und obgleich weder das Arbeitsvieh, noch der Tagelohn billig ist, so kann7 man, glaube ich, sehr wohl einsehen, wo diese Armut herrührt und woher so oft Hungersnot eintritt. Es müssen 6 8 Familien miteinander in Verbindung treten, wobei die eine oft ihren einzigen Arbeiter und die anderen ihren einzigen Ochsen herzugeben hat, um erst einen vollständigen Pflug zu Stande zu bringen. Und so bearbeiten sie ihre Felder nach der Reihe an bestimmten Arbeitstagen. Wer mehr Menschen oder Viehe liefern kann, hat natürlich den meisten Anteil an der Ausbeute, so daβ, wenn einem 10 Arbeitstage am Pfluge zu Teil geworden sind, er zu dem Landmann ersten Ranges gehört. Mancher Armer muβ nur mit 2 3 Arbeitstagen sich begnügen und sich auf eine andere Art zu behelfen suchen. Nicht minder schlecht, ja, ganz erbärmlich ist ihr Wagen. Ein zweirädriges, unförmliches, unzweckmäβiges, schwerfälliges, aus dikken Brettern zusammengeschlagenes Ding; das ist, was man dort einen Wagen nennt! Und dennoch besitzt ein so groβes Dorf höchstens 4 5 dergleichen. Wenn diese beiden Werkzeuge, die vornehmsten und wichtigsten Hebei des Landbaues, der Art sind, so kann man sich leicht vorstellen, was man damit leisten wird und wie die andern Werkzeuge beschaffen sein werden. Zum Dreschen des wenigen Korns, welches sie einernten, brauchen sie 2 3 Monate

1 [bess…], 2 [er]. 3 [Lebensbrot]. 4 [und]. 5[es]. 6 [ist]. 7 [es].

Zeit, weil weder Dreschmaschinen, noch Dreschflegel im ganzen Lande bekannt sind, und man damit so verfährt, wie die alten Ägypter und Juden ungefähr getan haben. An das Joch von einem Anspann von Ochsen wird nämlich ein dickes, hinten breites, unten mit kleinen Steinen beschlagenes und ziemlich dickes Brett <befestigt>, welches vorne schmal und umgebogen ist und ein Löchelchen hat, von wo es durch einen Strick mit dem Joche in Verbindung steht, worauf ein Mensch sitzend, oder stehend, die Ochsen beständig über den kreisförmig ausgebreiteten Körner vom Morgen an bis zum Abend in die Runde treibt und erst nach 5 6 Tagen die Arbeit zu Ende bringt. Ebenso langsam geht es auch mit dem Reinigen des Korns. Dies alles muβ natürlich in einer Zeit geschehen, wo kein Regen fällt, kein starker Wind weht, also mitten in der brennendsten Jahreszeit und Sonnenhitze.

Pferde zum Ziehen zu gebrauchen, gehört bei uns zu den unerhörtesten Fällen. Selbst nicht allein was man aus oder einzuführen hat, sondern auch Korn, Heu und alles, was einer gröβern Kraftanwendung bedarf, wird auf den Rücken der Pferde oder Ochsen geladen und weggeführt, wobei der Führer, wenn er auch 10 14 Tage vielleicht nötig hat, um irgend etwas zu verführen, so lange zu Fuβe hinterher laufen muβ, so lange, als sein Lasttier noch benutzt wird. Welches traurige Los für die armen Menschen und Tiere! Eben so wenig wird bei uns ein Bauer begreifen können, daβ man aus Holz Geschirre und Fässer sowohl zum Hausbedarf, als auch zu anderen Zwecken verfertigen kann, die viel besser und zweckmäβiger sind als seine teueren. Nun soll er einen der vornehmsten und edelsten Artikel des Landes, den Wein gut zubereiten, aufbewahren oder verschicken. Wollte man noch hierbei ihre Hausund andere wirtschaftl<iche> Einrichtungen und Gebäude in Anschlag bringen, so muβte man ein ganzes Werk darüber abfassen, um alles gehörig schildern zu können.

Das gröβte Unglück des Landes ist, daβ man bis jetzt nirgends darauf bedacht gewesen ist, die verschiedenen Boden je nach ihrer Beschafienheit1 kennen zu lernen und die Bearbeitung derselben mit solchen Produkten zu verbinden, die ihnen angemessen sind. Wie es nur kommt, ist dem Landmann ganz einerlei; er ist gezwungen dazu, alles, was er zu seinem Lebensunterhalt nötig hat, auf jedwedem Boden durcheinander zu bauen, möge er dazu angemessen sein oder nicht. Diese Verfahrungsweise ist durchaus unvermeidlich, da 1[Zu bearbeiten];

man sonst entweder wenige oder gar keine Lebensbedürfnisse sich käuflich verschaffen kann. Wir haben Berg und Talländer, beide durch ihre natürl<iche> Lage, ihren Boden und ihr Klima voneinander verschieden, aber beide für eine zweckmäβige und bessere Wirtschaft von auβerordentl<ichef> Wichtigkeit. Jedes von ihnen ist natürlich besonders dazu geeignet, um diese oder jene Produkte am vorzüglichsten zu liefern. Das Talland, wo die Hitze im Sommer so groβ ist, daβda durchaus kein Gras, kein Halm wachsen kann, wenn nicht das Feld jeden Sommer 3 4 mal wenigstens bewässert wird, bedarf freilich sehr viel Sorgfalt, Pflege und Mühe, dagegen bringt es aber die schönsten und edelsten Pflanzen, die ich unten4 angeben werde, hervor. Dem Anbau dieser/ Pflanzen muβten die Talländer ausschlieβlich geweiht sein. Eine tausendfällige Erfahrung zeigt, welch’ einen geringen Ertrag der höchst mühsame und beschwerliche Kornbau in den Talländern bringt, und es ist daher der gröβte Unsinn und der verkehrteste Miβbrauch, daβ man ihn dennoch überall unternimmt. Dann, um ein Kornfeld, welches jährl<ich> 4 5 <Mal> bewässert werden soll, mit einigem Erfolg wenigstens zu benutzen, muβ man es erstlich in einer Gegend aufsuchen, wo seine natürl<iche> Lage dazu passend ist, um dem Wasser einen weder zu schnellen noch zu langsamen, sondern einen leichten, sanften Gang zu verschaffen. Dann wird das ganze Feld, wie groβ es auch sein mag, auf das Sorgfältigste geebnet und wie ein Gemüsegarten in lauten, kleinen nach dem Laufe des Wassers3) hinziehenden, langen und über einen halben Faden breiten Beeten eingeteilt. Sie müssen sogleich so eingerichtet sein, daβ das Wasser selbst, während das Korn schon aufgewachsen ist, ohne Aufenthalt und sich überall gleichmäβig verteilt. Nimmt man jetzt die Unzweckmäβigkeit jener oben beschriebenen Ackerswerkzéuge hinzu und denkt, welche Schwierigkeit<en>, welchen Zeitverlust und Kraftaufwand die auf diese Art betriebene Arbeit kosten muβ, so kann wahrlich, wer Menschengefühl in sich trägt, nie sein Mitleid diesen armen Menschen und ihrem qualvollen Leben entziehen! Dabei darf man nicht vergessen, daβ1 [nicht] alles Land eine so günstige Lage hat, und folgl<ich> groβe Strecken Landes, die zur Anpflanzung anderer1 Produkte, b e s o n d e r s z u r A n l e g u n g v o n W ä l d e r n, d e r e n m a n i m g a n z e n L a n d e d e n g r ö β t e n M a n g e l e r l e I d e t, sehr passend sein würden, fast verloren gehen.

Das Gebirgsland hingegen, wo ein ewiger Frühling den lockeren, fetten und kräftigen Boden jeden Morgen mit frischem Tau und im Sommer oft mit Regen belebt und erquickt, scheint von der Natur selbst dazu angewiesen zu sein, solche Kornpflanzen zu erzeugen. Hier braucht man weder die Lage noch die Unebenheit des Feldes zu beachten, weder es in Beete einzuteilen noch zu bewässern, sondern es pflügen, säen, eggen, und dann, nach dem Reifwerden des Getreides, es einzuernten. Natürl<ich> fällt hier die Menge der Arbeit 1[Pflanzen]:

und der Viehe ganz weg. Solches Ackerland bieten allein in der Provinz Eriwan mehrere Distrikte dar, wie z. B.Gjumbri,Schoragial,Pambak,Mastara,Abaran,Gjoktscha.Diese Distrikte, wo der Kornbau so weniger Pflege bedarf und so auβerordentlich gedeiht, könnten alle ihre benachbarten und sogar auβer dem russischen Gebiete gelegenen Länder mit Korn versehen, geschweige die kieine Provinz Eriwan1. Sie müssen natürlich ausschlieβlich dazu angewendet werden. Auch wird man mit nicht wenigem Erfolg die Kartoffeln, diese für den Landmann so kostbare Frucht, die im ganzen Lande, auβer Tiflis, noch unbekannt ist, in diesen Berggegenden mit Vorteil ziehen können. Ebenso wichtig scheint’s mir, zum Arbeitsviehe die russische Pferderace dort verbreiten zu suchen, weil die einheimschen zu zart und vielleicht zu feurig sind, um solche Beschwerden auszuhalten. Es versteht sich von selbst, daβ die Landesobrigkeit allein im Stande ist, eine so groβe Veränderung in den bisherigen Wirtschaftsverhältnissen zu unternehmen, durchzuführen und zu befördern.

Ich nehme alle die verschiedenartigsten Früchte und Obstgattungen2 aus der Anzahl der in jenen Talländern verkommenden Naturerzeugnissen heraus, obwohl es einem jeden bekannt ist, 3wieviele Sorten getrocknete sowohl als frische Früchte4 aus dem Inlande ins Ausland führen und 5unsre Vaterländischen jenseits des Kaukasus, wenigen, od<er> gar keinen Nutzen dem Lande bringen. Können unsre Citronen, Feigen, Oliven, die vorzügl<ich> schönen Pfirsiche6 , Aprikossen, Pflaumen, Weintrauben, deren Varietäten so mannigfaltig sind, wie vielleicht nirgends, unsre Granaten, Birnen, Quitten und viele andere, deren Namen ich für unnötlg halte hier herzuzählen, nicht denselben Dienst dem Vaterlande leisten, wie die ausländischen Einfuhrartikel? Welche Erwerbsquelle ist nicht schon durch diese Vernachlässigung in unsrem7 armen Lande verstopft?

Schon 8ehe dessen erwähne, wird ein jeder es einsehen, welches einheimische Produkt ich hauptsächlich als das vornehmste und kostbarste ansehe. Es ist die Seide! Es gibt wenige Gegenden bei uns, wоdieser schätzbare Industriezweig nicht bei geringerer Mühe gedeiht. Mir ist völlig unbekannt, welchen Zweck H<err> Kostilani gehabt und wie er zu Werke gegangen ist, daβer so groβe Summen und Arbeit verschwendet, sein Unternehmen verfehlt und diesen

1 [natürlich]: 2 [die in jenen Talländern verkommen]: 3 [daβ]: 4 [nicht wenig Summen]: 5 [mehrere]: 6 Բնագրում՝ Phirsicken,7 [Lan <de>]: 8 [ohne daβ]:

edelen Produktionsartikel in Verruf gebracht hat. Hat er als ein Ausländer mit einer Fadrik anfangen wollen, die Seidenkultur zu vervollkommnen, um dadurch diesen neuen Industriezweig [zu heben]1, so hat er sowohl das Mittel als auch den Ort sehr schlecht gewählt. Denn wo selbst das einfachste Handwerk so schlecht betrieben wird, und die Einwohner, wie die Tifliser selbst, die leichteste Arbeit scheuen2, für den Seidenbau zu träge sind, 3von dem keinen Begriff4 haben, und der gewiβ nicht wenig Mühe und Sorgfalt kostet, wie sollte da eine Fabrik bestehen, <für> die geschickte Arbeiter unumgänglich nötig sind? Was muβten ihm daher die Arbeiter5 und die dazu nötigen Apparate gekoster haben, wenn er sie aus dem Auslande verschrieben hätte? Doch ich kann mich irren, vielleicht sein schneller Tod hat ihm sein Unternehmen gehemmt und fruchtlos gemacht. Gewiβ ist es, daβ unser Land, wo die Kultur in einer so niedrigen Stufe steht, durch die Lieferung roher Materialien viel mehr gewinnen kann als durch Anlegung solcher Fabrikanstalten, denen die Kunst immer vorangehen muβ. Man sollte lieber eine Glasfabrik dort anzulegen suchen, denn das Bedürfnis nach dem Glase ist unberechenbar groβ, n a m e ո t l i c h i n H i n s i c h t d e r G l a s s c h e I b e n u n d W e i n b o u te i l l e n, d i e m a n b i s j e t z t a u s M o s q u a v e r s c h r e i b e n m u β, u n d n u r d i e R e i c h e n e s t u n k ö n n e n.

5 Daβ aber bei uns die Seide eben schön und fein sich ziehen läβt, wie in Frankreich und Italien, hat mich H<er>Bartolemi, ein Seidenhändler, in Moskau versichert4), dessen Freund <..............>5)einige Jahre in Persien gewesen, einen kleinen Versuch mit der dortigen Seide angestellt und ihn nachher mit Erfolge gekrönt sah. Unb warum sollte es nicht der Fall sein, da das Klima, der Boden, wo die Maulbeeren so herrlich6 wachsen, dazu so günstigst, und noch heut’ zu Tage viele Bäuerinnen, sogar ohne Kunst und Geschicklichkeit, sie für ihren häuslichen Bedarf ziehen! Schade wäre es gewiβ, diesen Gegenstand unbeachtet bleiben zu lassen, denn ein Unterschied zwischen 2000 Rubel á Pud, womit7 man die Ausländische, und 600 Rubel á Pud, die Persische in Ruβland bezahlt, ist doch bedeutend genug, um dafür was auszusetzen.

Ihr zur Seite könnte man den für die vaterländischen Fabriken so wichtigen Handelsartikel, nämlich die Baumwolle<stellen>, deren Bau bei uns obwohl schon mehr allgemein und ausgebreitet ist, aber doch leider nicht hinreichend genug, um sie exportieren zu können. Denn zwei Provinzen allein, Eriwan und Nachitschewan nämlich, beschäftigen sich hauptsächlich damit. Zu ihrer Kultur würden aber gewiβ viele andere Provinzen jenseits des

Kankasus tauglich sein. Und wenn dies auch nicht der Fall sein sollte, so mübte man das Talland von jenen beiden Provinzen einzig dazu in Anspruch nehmen, um sie im Groβen treiben zu können. Denn wenn jetzt schon 150 200,0001 Pud á 35 Rub<e>l = 5.250,000 <7,000,000>6) imInlande jährlich verbraucht werden, wie groβ wird das Bedürfnis danach nach einigen Jahren sein! Und sollte unsre Baumwolle nicht dieselbe Güte haben, wie die ausländische, so kann man ja Samen von dort aus verschreiben und dadurch sie zu verbessern suchen.

Einen nicht geringeren Handelsartikel kann der Tabakausmachen, der so herrlich bei uns allenthalben gedeiht und mit so weniger Mühe sich Ziehen laβt. Den Tabak könnte man schon dort zum Rauchen und Schnupfen bearbeiten, was nicht so viel Mühe und Kostenaufwand erfordert, und nach Persien und der Türkei, wo er so viel geraucht wird, verschicken.

Zu den vornehmsten und nicht minder2 notwendigen und gangbaren Produkten unsres Vaterlands gehören auch einige Färbekräuter, wie Krapp,Kreuzbeere,Wau, Waide,Saflorund Safran.Die armenische Cochenille am Fuβe des Ararat, die so oft zur Sprache gekommen ist, scheint, leider, keine Aufmerksamkeit im Inlande bis jetzt gefunden zu haben, obwohl es sehr wünschenswert wäre, einen so schätzbaren Gegenstand nicht unbeachtet bleiben zu lassen. Denn es ist kein geringerer Verlust für’s Vaterland, schon jetzt 1.440,000 Rubel jährlich nur dafür ins Ausland zu schicken. Für den Gebrauch des Krapps allein, der bel uns im wilden Zustande schon sehr häufig vorkommt und manchmal fingerdick wächst, wird eine Summe von 210,000 Rubel jährlich ausgegeben. Die Kreuzbeere wird als eine für die Gartengewächse sehr schädliche Pflanze von den Bauern angesehen, und alljährlich in einer groβen Menge ausgerottet, und3 danach wird das Pud desselben4 im Inlande mehr als 100 Rubel geschätzt. Denkt man nur, daβ diese edle Pflanze keine weitere Mühe erfordert, als sie zu pflanzen, die Beeren zu sammeln und zu trocknen, so kann keiner daran zweifeln, daβ selbst ungeschickte Hände eine auβerordentl<iche>Erwerbsquelle dadurch sich eröffnen5 würden, Wenn man die Ausgaben für Baumwolle, Krapp und Kreuzbeere zusammenrechnet, so kommt eine Summe heraus. Die 7,400,000 Rubel7) ausmacht. Wenn der dritte Teil davon in unser armes Land käme, wo ein so groβer Goldmangel ist, was könnte man damit nicht anfangen und ausrichten? Saflor und Safran wird bei uns als Zierde in den Gärten gebaut. Flachs und Hanf, die auβerordentlich gut gedeihen, und aus denen man leider keine andere Anwendung macht, als man ein wenig Öl aus den Samen preβt, und die übrigen Teile als ganz Unnutz wegwirft. Ich

1 ]und]. 2 [wichtigsten[. 3 [doch beyahlt]. 4 [Zu]. 5 [Könnt].

Menge anderer Pflanzen nicht hinzu, von denen manche bekannt1, die meisten aber ganz rechne eine unbekannt sind, und die vielleicht medicinisch oder in anderer Hinsicht sehr wichtig sein könnten; der Indigoz<um> B<eispiel>, von dem diesseits des Kaukasus allein 21,000 Pud á 300 Rubel gebraucht wird, und dessen Anbau bei uns mit sehr gutem Erfolg gekrönt worden ist. Wer weiβ es nicht, welche Flora die armenischen Fluren haben? Wie viele andere nützliche Produkte lassen sich noch auβerdem nicht aus andern Gegenden dahin versetzen und mit Vorteil kultivieren? Wie viel läβt sich nicht in der Pferde und Schafzucht erwarten in so schönen Triften und2 Berggegenden? D i e a r m e n i s c h e n u n d p e r s i s c h e n P f e r d e s i n d j a w e l t b e r ü h m t ! Alles bedarf aber einer weisen Leitung, alles einer höheren Unterstützung!3 U n d s o l l t e i c h s o g l ü c k l i c h s e i n, m e I n e n W u n s c h i n E r f ü l l u n g g e h e n s e h e n, d e n i c h s o w o h l i n d i e s e n o b e n a n g e f ü h r t e n V о r k e h r u n g s m i t t e l n a u s g e d r ü c k t h a b e , a l s i n d e n b e i f o l g e n d e n a u s z u d r ü c k e n b e a b s i c h t i g e, w i e g e r n e w ü r d e i c h d a n n n i c h t a l l e m e i n e A u f m e r k s a m k e i t u n d T ä t I g k e i t d a r a u f w e n d e n , m e i n V a t e r l a n d u n d a l l e s e I n e E I g e n t ü m l i c h k e i t s o v I e l, a l s e s m I r m ö g l i c h, g e n a u e r k e n n e n z u l e r n e n , u n d m i t d e r Z e I t s i e a n ’ s T a g e s l I c h t z u b e f ö r d e r n8). D e n n h i e r i n d i e s e r K ü r z e h a b i c h n u r e i n e Ü b e r s i c h t v o m G a n z e n z u g e b e n g e w ü n s c h t, w e i l i c h s o w o h l d u r c h d i e l a n g e A b w e s e n h e i t, a l s a u c h d a d u r c h, d a β i c h j e t z t a u f m e i n e r R ü c k r e i s e n a c h d e r H e i m a t b e g r i f f e n, n i c h t i m S t a n d e w a r, a l l e s d a s g e n a u u n d a u s f ü h r l i c h a n z u g e b e n , w a s b e i u n s v o r h a n d e n u n d z u t u n w ä r e.

Ich komme endlich auf4 die Hauptfrage zurück, welche Maβregeln5 am allererst notwendig seien, um jenen Ruβland allein vorbehaltenen hohen Zweck zu erreichen, nämlich diegeistige WiedergeburtdertranskaukasischenVölkerzubewirkenundzubeleben und ein dauerndes Glück unter ihnen zu begründen? Die Frage ist nicht leicht zu beantworten, doch gewiβ ist es, daβ ein so groβer Zweck, wie jeder andere nach den UmständenundVerhältnissendes Volks sowohl als des Landes erwogen und bewerkstelligt werden muβ. Wir haben gesehen, was in6 unsrem Lande für die Industrie und den Handel, dieses unstreitig wirksame Mittel, zur Belebung der Kultur zu tun und zu erwarten ist. Wir haben zu gleicher Zeit auch gesehen, daβ 6die Armenier unter allen ihren Nachbarn am kulturfähigsten/ sind, und daher die Industrie mit der Zeit bei ihnen gewiβ eine willkommene Aufnahme finden wird. Der fleiβige,

1 [manche viele aber]. 2 [Berg]. 3 [Jch], 4 [unsre]. 5 [nämlich]6 [jenem].

Arbeitsame Bürger od<er> Landmann, von welcher Nation er sein mag, ist der beste Untertan eines civilislerten Staats. Er verdient Achtung und Aufmerksamkeit, well er sie nicht allein zu schätzen, sondern auch zu belohnen im Stande ist. Er muβ von dem gemeinen Haufen unterschieden, und vor seinen Mitmenschen, denen diese Eigenschaften fehlen, schon deshalb ausgezeichnet werden, damit die von der Obrigkeit ihnen geschenkte gröβere Aufmerksamkeit und Auszeichnung jene zum Nachfolgen auf einen bessern Wege ansporne.

Dieser Ansicht und den oben angeführten Gründen gemäβ ersuche ich meine wohlgesinnte Obrigkeit, das armenische Volk, von dem ich mit Sicherheit hoffe, daβ es sich streben wird, ihrer Bemühungen und Wohltaten sich wert zu zeigen, mit besonderer Aufmerksamkeit zu behandeln und auf seine Bildung vornämlich Acht zu geben. Gewiβ werden die Schulen, welche jenseits des Kaukasus gegenwärtig so zahlreich sind, nicht wenig zu diesem Zweck beitragen, weil sie von den Armeniern am meisten besucht warden,<sondern1> weil ihre Tendenz nurdarauf vorzüglich hinzielt, das Licht der Wissenschaften und einer allgemeinen Aufklärung2 überhaupt dort zu verbreiten und keinen praktischen Zweck vor Augen hat, so kann es schwerlich der Fall eintreten, daβ die in diesen Schulen gebildeten jungen Leute in dieser Absicht was leisten könnten3. Auβerdem4, weil sie mit ihren mehr oder weniger5 erworbenen Kenntnissen nicht zugleich in den Stand gesetzt, sich einen gehörigen Lebensunterhalt zu verschaffen, wenn sie nicht ein Amt zu bekleiden oder irgend ein anderes Erwerbsmittel zu ergreifen suchen. 6Zu dem kommt noch der Umstand hinzu, daβ es in der Regel7 nur Kinder bemittelter Leute in diesen Schulen erzogen werden, die auch natürlich nicht frei von den Ansprüchen ihrer Eltern8 sind. Und es <kommt>nicht selten vor, daβ sie, mitten in ihren wissenschaftl<ichen> Studien unterbrochen, ein Geschäft9 übernehmen müssen, welches ihnen ihre Verwandten auferlegen. Durch solche und andere Umstände und Hemmungsgründe verhindert, wird man kaum die wissenschaftlichen Lehrer10 von ihnen bekommen11. Und ungeachtet aller dieser Hindernisse darf man etwa einen jeden gebildeten Menschen zum Lehrer<haben ? Er muβ>auch Lust, Neigung und Beruf <dazu> selbst in sich fühlen12. Denn natürlich ist es nicht, daβ jeder nach dem Ziele strebe, welches13 er [sich durch andere, oder durch sich selbst, au elegt hat?9] und

1

Բնագրում`doch. 2[im Allgemeinen]. 3 [Auch als wissenschaftlicher Lehrer muβ ein Jeder selbst Lust, Neigung und Beruf dazu in sich fühlen, um andern nützlich zu sein]. 4 [werden diese jungen Leute]. 5 [Er...]. 6 [Dazu]. 7 [bemitte<lter> ]. 8 [stehen]. 9[so]. 10 [unter ihnen]. 11 [Denn auch als solcher muβ einer], 12 [Und] 13 [durch].

von dem erirgend einen Nutzen zu hoffen hat?1 Und wiewenige findet2<man> leider3 in der Regel, die ein so hohes Ziel: ihre Mitmenschen zu beglücken!,vor Augen gefaβt, sich einigen Entbehrungen und Aufopferungen willig unterwerfen. Und wenn Beispiele von solchen Tugenden selbst in gebildeten Ländern schon selten sind, wo doch4 Religion, Sittenlehre und ein Mannesmuster der alten und neueren Zeit solche Pflichten dem Menschen von Jugend auf an’s Herz legen, wie sollte dies in einem Lande nicht der Fall sein, wo tiefe Finsternis den menschl<ichen> Geist umhüllt und selbst die wenigen Spuren von Menschenliebe, und Menschenpflicht durch Despotismus und Tyranei in ihm schon längst5 erstickt ist? Kann ein schon durch das Klima und durch sein hitziges, heftiges und reizbares Temperament zur Leidenschaftlichkeit geneigter Morgenländer denjenigen Nebenmenschen lieben und sich um sein Wohl bekümmern, in dem erjetzt seinen Verfolger, seinen Unterdrücker, seinen Todfeind sieht, wenn nicht sein Verstand sowohl als <auch> sein Herz dazu geleitet, sein Gemüt von diesem tödlichen Unkraut gesäubert, und jene göttlichen Samen der christl <ichen> Religion6 und wahrer Humanität durch die weise Hand eines geschickten, christl<ich> denkenden Führers in ihm gestreut werden?

Ein pädagogischesInstitut,wobei wenige wissenschaftliche, aber faβliche, den Verhältnissen und der Lage der dortigen Einwohner passende und hauptsächlich auf ihre Sittlichkeit und Besserung bezügliche Kenntnisse, verbunden mit einem zweckmäβigen Unterrichte in der Landwirtschaft und Technik, vorgetragen werden, das ist, was dem Lande am meisten Not tut. Wenn man7 die Zöglinge die russische und ihre Muttersprache lernen läβt und ihnen einen mäβigen Unterricht in der Geschichte, Geograph<ie>, in der Physik und Religion, in Zeichnen, aber einen desto gründlichen in der Arithmetik, Geometrie, Naturgeschichte, Pädagogik und hauptsächlich in der Landwirtschaft und Technik beibringt, von denen die beiden letzten sie durchaus praktisch lernen und anwenden müssen, so hat man ein Werk zu Stande gebracht, welches mit Tausend Segen verbunden ist. In den letztangegebenen beiden Wissenschaften müss[en die Kinder]8 nach ihren Anlagen und Neigungen geleitet und erzogen [werden]. Man würde sehr wohl tun, <wenn> anfangs9, womöglich einige Kinder armer Leute, und zwar aus verschiedenen Provinzen des Landes zugezogen werden, damit10 der Einfluβ ihrer Eltern nach beendigter11 Lehrzeit sie von dem Zwecke ihrer Bildung <nicht>abbringe, und sie, frei von allen Ansprüchen, diejenige Pflicht

1 [Man], 2 [hingegen]. 3 [wenige]. 4 [die]. 5 [<1անընթ.>]. 6 [in ihm].7 ]sie], 8 [man], 9 [müβten], 10 [sie]. 11Բնագրում`geendigter.

gegen ihre Mitmenschen ausüben könnten, die für das Land am nötigsten sind. Sie dürften die Anstalt nicht eher verlassen, so lange sie noch die gehörigen Kenntnisse sich nicht zum Eigentum gemacht haben, unter der Aufsicht der Lehrer1bleiben, dann aber, nach einer öffentl<ichen> Prüfung, mit Zeugnissen ausgestattet, dahin geschickt werden, wo ihre lanbwirtschaftl<ichen> und technischen Kenntnisse ihre Gegenwart am meisten erheischen2. A l s d a n n3 k ö n n e n s i e i m S t a n d e s e i n, n i c h t a l l e i n a n d e r n d u r c h d i e M i t a r b e i t u n g f ü r d i e a l l g e m e i n e K u l t u r n ü t z l i c h z u <sein>4, s o n d e r n a u c h s e l b s t d u r c h i h r e ö k o n o m i s c h e n K e n n t n i s s e5 , M i 7t t e l z u i h r e m L e b e n s u n t e r h a l t v e r s c h a f f e n . / Wie groβ aber ihre Anzahl sein, und wie lange der Unterricht im Ganzen dauern soll, wird man erst durch die Zeit Umstände am genauesten bestimmen können.

Auch der Ort zu einer solchen Anstalt muβ6 passend für den Zweck sein. Er darf nicht altein ein gesundes Klima, eine angenehme Lage haben, welche fürdie Bildung der Jugend so sehr wichtig7 sind, sondern auch hauptsächlich dazu geeignet sein, die vorzüglichsten Landesprodukte zu erzeugen. Städte könnten wohl manche Vorteile in anderer Hinsicht haben, zu diesem Zwecke aber passen sie total nicht, weil sie nicht allein für die Jugend mehr oder weniger Anlockungsmittel zur Zerstreuung in sich schlieβen, sondern weil dort eine freie Ausübung jener ländlichen Beschäftigungen, die hierbei so viel als möglich einen bedeutenden Umfang haben müssen, beinah unmöglich Stoff haben kann. Ich meine nicht damit, daβ man eine einsame, menschenleere Gegend dazu auswählen soll; im Gegenteil sie muβ nahe an einer Stadt liegen, wo viel Verkehr stattfindet, damit man dadurch den Einwohnern in der Umgegend Gelegenheit gibt, die Beschäftlgungen der jungen Leute zu sehen und vielleicht auch ihrem Beispiele zu folgen. Nicht weniger nützlich, ja, fast notwendig wäre, wenn die Anstalt nicht allein das sie umgebende Land, sondern einige Bauernhöfe ganz zu ihrer Disposition erhalten könnte. Das Beispiel eines solchen Dorfes, welches durch zweckmäβige Einteilung der Arbeit, bessere Bearbeitung und Benutzung des Landes, unbezweifelt sehr früh und schnell zum Wohlstand gelangen wird, muβ, wie man es leicht einsieht, einen auβerordentl<ichen> Eindruck auf die herumwohnenden Nachbarn machen. Und so würde das Gute auf eine unmerkliche Art sich erweitern. Nach den Localkenntnissen, die ich mehr oder weniger von diesen Gegenden habe, kann ich zu diesem Zweck keinen passenderen Ort vorschlagen, als das kleine Dörfchen

1 [st<ehen>].2[Und]. 3[sind sie auf im Stande]. 4die Kultur [andern mitteilen]5durch ihre ökonomischen Kenntnisse [sich vor andern auch Lebensunterhalt hinreichend zu verschaffen]. 6[an]. 7[ist].

Kanaker,5 Worst von Eriwan. Hier zieht die groβe Landstraβe von Grusien nach Persien und der Türkei hin. Man ist mitten in der Stadt und dennoch auf dem Lande. Esl vereinigt alle diejenigen Vorzüge in sich, die ich oben angegeben habe.

Das wichtigste, aber auch das schwerste dabei ist: Gute, geschickte, hauptsächlich aber sittllch erprobte Lehrer zu finden. Wer kennt jene geheime Kraft nicht, wodurch das junge, für alles Schöne und Gute empfängliche Gemüt der Jugend sich fesseln und regieren läβit? Schwerlich könnte ein Ausländer, der das Land so wenig kennt und dem Volke so fremd ist, jenes Interesse, jene hohe Begeisterung und Pflichtsschuldigkeit für das Vaterland und seine Landsleute in sich fühlen, wie ein einheimischer, wenn er auch2 an Kenntnissen und Geschicklichkeiten ihm nachsteht, fühlen kann. Doch können sie für Landwirtschaft, Technik, Naturgeschichte und Geo metrie, wovon sie mehr Geschick haben, sehr von Nutzen sein. Eine kleine Kolonie von deutschen Handwerkern und Landwirten, wenn auch aus nur zehn Familien bestehend, würde zu diesem Zwecke am besten zu empfehlen sein, weil diese Nation, wie bekannt, auch <in> Hinsicht der Sittlichkeit und anderer Eigenschaften und selbst ihrer Hauswirtschaft so vorteilhaft sich vor vielen ande<ren> auszeichnet. Sie müssen alsdann ausgesucht werden und vornehmlich auch solche Arbeiten verstehen, die für das Land am notwendigsten sind. So z. B. Wagenbauer, Böttiger, Mauerer, Schuhmacher, Tischler, Weber u. s. w. 3Von den Landwirt<en> müssen solche hingeschickt werden, die sich vorzüglich auf den Mühlen Land Garten und Weinbau, auf die Bearbeitung der Baumwolle, des Flachs und Hanf und auf die Viehzucht verstehen. Und in Deutschland findet man ja einzelne Landwirte, die für alle diese zugleich fähig sind. Dafür, daβ sie ein gutes, gesundes Land bekommen sollen, stehe ich; alle übrigen Vorteile hingegen, z. B. das Mittel zu ihrer Hinreise, für die erste Einrichtung ihres Hauses und z<um> Ankauf des Viehes sowohl als aller nötigen Apparate und Materialien, kann nur die Obrigkeit ihnen verschaffen. Bedenkt man, wie groβ die Bevölkerung in Deutschland ist und wie viele geschickte, sachkennende Leute, aber weil ihrer dort zu viele sind, entweder das Land ganz verlassen oder auf die unseligste Art ihr Brot erwerben, so kann man sicher darauf rechnen, daβ zu einigermaβen günstigen Bedingungen hunderte sich einfinden werden, die solcher Aufforderung willig und mit Dank folgen werden. Ich habe in Livland schon manche gesprochen10), die gerne mit mir gezogen wären, wenn ich ihnen nur das Reisegeld hätte geben können. Was die übrigen Wissenschaften betrifft, so hoffe ich unter den Armeniern selbst Lehrer finden zu können. In Hinsicht der Kosten

1[hat]: 2 [an auch]:3 [Unter]:

sowohl1 für die Gebäude als auch für den jährlichen Unterhalt der Schule, kann man nichts eher bestimmen, als bis man an Ort und Stelle ist, und gehörig untersucht hat, wieviel Materialien, Arbeit2, Victualien dazu erforderlich3 und was ihre Preise sind. Die Lehrer muβten auf demselben Fuβe gestellt werden, wie die in Kronsschulen der dortigen Gegend. So wird man mit der Zeit ein Werk zu Stande bringen, wodurch Tausende, aus Armut und Unglück gerettet, Segen mit frohem, inbrünstigem Herzen zu demjenigen erheben werden, von dem alles Gute herkommt, und Liebe, Dankbarkeit, Erkenntlichkeit gegen denjenigen fühlen, durch dessen Güte und Wohltaten sie beglückt worden sind!/ 8 Könnte ich endlich so frei sein [und] von der Freigebigkeit der Regierung die einzige Gnade ausbitten, mir eine Unterstützung an Geld gleich im Anfange auszusetzen, daβ ich im Stande wäre, einen Versuch mit einem von den oben angeführten Produkte anzustellen und es im groβen treiben zu können, so verpflichte ich mich, nicht allein meine Schuld zu einem festzusetzenden Termine auszuzahlen, sondern auch die Unkosten zur jährl<ichen> Reparatur der Anstalt und zum Unterhalt der freien Schüler nach einigen Jahren selbst zu übernehmen. Zum Termine brauche ich nur so viel Zeit, bis ich das4 Produkt zur völligen Reife und Anwendung gebracht habe./

1 [von]. 2 [Welt]. 3 [sind]. 4[der].

1 EIN BLICK ÜBER1 DAS LEBEN DER IN TIFLISWOHNENDEN ARMENIER UND IHRER HOCHZEITSGEBRÄUCHE INSBESONDERE

Wer vor zehn Jahren Tiflis gesehen hat1), der wird fast kaum seinen Augen glauben, in einem so kleinen Zeitraum, eine Stadt, die weiter nichts war, als ein Schutthaufen, schnell so verändert zu finden. Dank sei der gütigen, weisen Regierung, die mit wahrhaft väterlicher2 Fürsorge sich des Landes Schicksals angenommen, es mit schirmender Hand beschützt und zu seinem Besten immerfort herangedeihen läβt!

Tiflis, beinahe ein Räubernest der Lesgier und aller benachbarten, noch heut’ zu Tage unkultivierten Völker, die mit ihm schalteten und walteten, wie sie wollten, kann, seiner äuβern Gestalt nach, vielen europäischen Städten an die Reihe gestellt werden. Berge, Anhöhen werden geebnet, Gärten, Täler durchbrochen3, und an deren Stellen treten regelmäβige Straβen, schöne, nach europäischer Baukunst ausgeführte prachtvolle Häuser 2hervor, die von äuβerer Eleganz und inneren Bequem/lichkeiten wenig den europäischen nachstehen. Wenige dieser Gebäude gehören der Krone, die meisten sind Eigentum der Privatleute, namentlich Kaufleute, die die Schätze Asiens und Europs[?] mit so betriebsamer Hand und Geschicklichkeit zu vereinigen4 verstehen. Um den furchtbaren Schmutz in regnerischen Tagen, der hier oft, wegen des lehmigen Bodens, wie ein Morast entsteht, zu vermeiden, hat man dies Jahr auch an beiden Seiten der Hauptstraβen Trotoirs angelegt2). Auch die meisten Straβen sind ziemlich gut gepflastert. Die Buden stehen voll mit verschiedenartigen Waren5. Die Karwanssarai’s, deren hier fünfe gibt und von denen der dem Obristen Arzruny,einem Armenier gehörige, der beste ist, sind pfropfenvoll mit Waren und Kaufleuten von verschiedener Nation g e f ü l l t. Auch an groβen Wirtshäusern fehlt es nicht, worunter das allermeist besuchte und gröβte dem Juden Salomon, gehört, wo man aber mit 3vollem Beutel einkehren muβ! / Auch Billards6 und Bierhäuser sieht man hier und da, deren Verwalter ausschlieβlich Deutsche sind, von denen manche Kolonisten, manche wiederum reine Ausländer sind, welche, wie es scheint, als unnutze Mitglieder ihrer heimatlichen Gemeinde, hierher sich begeben haben, um ihr Glück zu versuchen, welches ihnen aber oft

1[die <1 անընթ.>].2 [Fahr…].3 durch[ge]brochen.4 [ist].5 Wa[h]ren.6 Բնագրում նախապես՝ Bil[lj]iards, հետո՝ Biliards.

untreu wird, weil sie sich1 dem Genuβ des Kachetiners leider zu unvorsichtig übergeben. Die beste Rolle in diesemGeschäfte hat ein gewisser Salzmann, ein Kolonist aus Württemberg, gespielt, der jetzt als ein tüchtiger Geschäftsmann Wohlhabenheit und die Achtung aller durch seine Rechtlichkeit und Gewandheit genieβt. Auch Tischler, Schneider, Parikmacher, Sattler, Schmiede, Uhrmacher treiben hier ihr Handwerk mit nicht wenigem Glück, gröβten Teils 4Deutsche, die aber leider zu schnell und zu pünktlich die Kunstabgelernt haben, ihre Ware beinah unbegreiflich/ teuer anzubieten. <Aber>auch ein Adliger Klubsteht3) einem jeden für einen nicht zu groβen Preis (für 15 Rubel Silb<er>) für das Jahr, wo aber bei besondern Gelegenheiten selbst das Mitglied ein Rub<el> Sil<ber> für den Eintritt zahlen muβ, frei, wo man Zeitungen in verschiedenen Sprachen2 lesen und, wenn man will, (was <man> natürlich aus Höflichkeit wenigstens nicht vermeiden kann) allerlei3 Leckerbissen und Speisen, deren jede Schüssel 80 Kop<eke> Kupter, oder ein Abas kostet, bekommen und mit gesättigem Magen, aber mit leerem Beutel davon ziehen kann. NotaBenemuβ ich bemerken, daβ der Klubgegenwärtig in der berühmten armenischen Schule placiert ist, deren Stiffer, der verdienstvolle Erzbischof Nersesgewiβ einen ganz andern Zweck, der dem letzigen Bischof derArmenier Karabetganz5 gleichgültig scheint, im Sinne hatte. / Das herrlichste Gebäude, ein redendes Monument des lobenswerten Eifers seines Urhebers, zählt jetzt kaum an 100 Schüler, die selbst die ersten Elementarwissenschaften kaum genieβen.

Hohe Kirchentürme prangen in manigfaltiger Gestalt aus der Mitte der Häuser hervor, worunter 6 7 rassisch grusinische, 8 armenische, eine katholische und eine mohammedanische miteinander den Vorrang streitig zu machen scheinen. Ein russischer Exarch, ein armenischer Bischof, ein katholischer Prior, ein mohammedanischier Achund regieren ihre Gemeinden, so wie es Gott befohlen hat, von denen aber nur der Russische die meiste Sorge zur Bildung der ihm anvertrauten Herde trägt, die andern hingegen warten noch immer auf eine bessere Zukunft. 6Auch an Schulen fehlt es hier nicht. Das Gebäude des Gymnasiums ist fürwahr ein redender Zeuge von dem/heiligen Eifer der Menschenliebe unserer wohlgesinnten Regierung, ihre Untertanen glücklich zu machen. Es ist das prachtvollste Bauwerk in Tiflis, schön im Äuβern und im Innern, wo alle er<n>sten Wissenschaften, d<as> h<eiβt>: russische, deutsche, französische, armenische, grusinische, tatarische, persische Sprachen, Reli[g]iоn, Geschichte, Geographie, Mathematik, Statistik, russische und allgemeine Gesetze von 14 Lehrern und beinahe 300 Schülern betrieben werden. Auch eine adlige Pension, wo 60 Pensionäre jährlich auf Kronskosten bekostigt und ausgebildet werden, steht dem Gymnasium zur Seite. Nächst diesen ist die Kreisschule, wobei 6 Lehrer und über 200 Schüler dieselben Sprachen und andere Elementarwissenschaften betreiben. Das Gymnasium ist in 7, die Kreisschule aber in 3 Klassen 1 [zu]. 2 [zu]. 3[Hand].

eingeteilt. A u c h e i n e a d e l i g e M ä d c h e n p e n s i o n e x i s t i e r t h i e r , w e l c h e v o m A n f a n g e d i e s e s J a h r e s v e r g r ö β e r w i r d , w o 8 0 P e n s i o 7n ä r i n n e n a u f K r o n s k o s t e n g e b i l d e t w e r d e n. Auβerdem sind hier noch ein russisches, ein armenisches geistliches Semynarium. /Im ersten werden1 auβer dem Russischen und Grusinischen auch die türkische, lateinische, osetinische und griechische Sprachen vorgetragen und junge Geistliche sowohl zum gewöhnlichen Priesterstande als auch zu Missionären für die Gebirgsvölker gebildet. Im zweiteu (d<as> h<eiβt>: im armenischen) wird leider nichts gelernt, auβer etwas Russisch, Armenisch und einige sehr mangelhafte Kenntnisse der Geschichte, Geographie und Arithmetik, die aber solchen Lehrern übertragen2 sind, die selbst 8des ersten Unterrichts bedürfen. Auch scholastische Lehrsätze, Logik und Rhetorik, worauf die armenische Geistlichkeit, ohne die Bedeutung des Wortes zu kennen, sehr stolz ist, werden Schülern vorgetragen, die kaum richtig zu lesen3 verstehen. Auch Winkelschulen werden in einer Menge vonGeistlichen unterhalten, namentlich von armenischen, die aber /leider nicht die mindesten Begriffe von der Pädagogik haben und die unglückliche Jugend mehr irreleiten als in Wahrheit und Aufklärung. Aber der Hang zum Lernen bei den hiesigen Völkern, namentlich bei den Armeniern, und die Fähigkeiten der lernenden Jugend geht über das Unbegreifliche. T i f l i s z ä h l t i m a l l g e m e i n e n a n 3 0 0 0 H ä u s e r n u n d 4 0 ,0 0 0 E i n w o h n e r n , w o r u n t e r d e r g r ö β t e T e i l A r m e n i e r s i n d . D i e m e i s t h i e r v e r k a u f t e n W a r e n w e r d e n a u s R u β l a n d g e b r a c h t . A u c h P e r s i s c h e s i n d i n M e n g e. R e i c h e K a u f l e u t e h i n g e g e n l a s s e n W a r e n a u s d e 9m A u s l a n d e k o m m e n, u n d s c h i c k e n s i e z u m A b s a t z n a c h P e r s i e n ü b e r T e r a b i s о n t . H i e r d ü r f e n s i e n i c h t v e r k a u f e n w e / g e n d e s h o h e n Z o l l s. Z w e i F a b r i k e n , d i e e i n e f ü r Z u c k e r u n d d i e a n d e r e f ür S e i d e g e b e n e i n e s c h ö n e H o f f n u n g z u m A u f b l ü h e n i n l ä n d i s c h e r A r t i k e l, a b e r d i e S e i d e n f a b r i k i s t b e i n a h e n a h a n i h r e m U n t e r g a n g e , u n d d i e Z u c k e r f a b <r i k> b e s t e h t n о c h. W i e l a n g s i e a b e r d 10i e s e D a u e r h a b e n w i r d , i s t d e r Z e i t ü b e r l a s s e n . /D e n n d i e h i e s i g e B e v ö l k e r u n g s c h e i n t n o c h n i c h t z u s o l c h e n U n t e r n e h m u n g e n z u p a s s e n, i n d e m a l l e A r b e i t e r t e u e r , S a c h k e n n e r u n d M e i s t e r w e n i g u n d d i e A u s g a b e n z u h o c h a n s c h l a g e n A u c h e i n e ö k о n o m i s c h e G e s e l l s c h a f t e x i s t i e r t h i e r4), d e r e n T ä t i g k e i t s p r o b e n a b e r e r s t d i e Z e i t l e h r e n [?] w i r d ./

1 [werden].2 Über[ge<ben>].3 [zu].

Einem Europäer, der zum ersten Male Tiflis sieht2, muβ es3 auffallend und ganz eigen zu Mute sein (denn ich als ein Landeskind kann dies Gefühl nicht haben), mit einem Male so viele Trachten, Phisiognomien, Sprachen auf einem so kleinen Punkt so kontrastartig vereinigt zu sehen. Er wird mit einem Fuβe in Asien, mit dem andern aber in Europa sich zu finden glauben./

9 Nicht allein die Europäer, sondern auch viele hiesige Beamte. Eingeborene des Landes, Kaufleute haben ihre Nationaltracht mit dem Europäischen vertauscht. Auch das schöne Geschlecht läβt von Tage zu Tage sich von dieser Leidenschaft hinreiβen und verändert ihre frühere Gestalt. Das tut nichts zur Sache, denn die menschliche Natur liebt Veränderung! Aber was wird man dazu sagen, eine Person halb europäisch, halb asiatisch verpupt zu sehen? Wahrlich, es muβ ganz komisch einem Ausländer vorkommen, unter einer französischen Haube eine volle grusinische Tracht zu erblicken, oder den Kopfputz grusinisch, 4in einem europäischen 5Mantel, eine Figur daher wandern zu sehen. Oder einer Mannsperson zu begegnen, de[r]en Mütze persisch, Halstuch europäisch und die übrigen Kleider im Landesschnitt den grellsten Kontrast miteinander bilden./

10 So wie die Tracht, so auch alle gesellschaftl<ichen> Vergnügungen und Hausmöbel tragen denselben Charakter. Treten Sie in ein Kaufmannshaus. Kaum werden Sie sich derÜberraschung wehren, Tische, Kommode, Spiegel, Bilder und dergleichen in gehöriger Ordnung zu sehen. Sehen Sie die Fuβboden an, die sind mit Teppichen6 belegt und in dem Wohnzimmer werden Sie ein Sofa neben einem langen Polster finden, worauf Teppiche und Bettzeug ausgebreitet sind, und die sowohl am Tage als auch des Nachts zum Ruhelager der Familie dienen, worauf das schöne Geschlecht in dem Genusse ihrer Untätigkeit oft den ganzen Tag sich der ungestörten Ruhe überläβt.

Eben so wird man auf einem Balle oder bei einer gesellschaftlichen Belustigung die Militärmusik oder ein Leierkasten ihre regel mäβigen Töne mit dem geräuschvollen, 11brüllenden Getöse der hiesigen Musik in Disharmonie/ vermischen h ö r e n, eine Masurka oder eine französische Quadrille mit einem Lesgiertanz unter furchtbaren Lärmen und Toben wahrnehmen. Sind Sie zu Gaste eingeladen, so können Sie ohne alle Etikete, ohne 1 [Doch ich ging von meinen Hauptzwecke zu sehr ab].2 [wird]. 3 [ganz]. 4 [und auf]. 5[Salopp]: 6Բնագրում, այստեղևայլուր ՝ Teppige.

alle1 Umstände in dem Hause des freundl<ichen> Wirtes aufgenommen werden. Ein Händedruck und liebevoller В l i c k, ohne allen Prunk und weitläuftige Redensarten2 und Komplimente, die in civilisierten Ländern, leider! zur Notwendigkeit geworden, und die einem schlichten, aufrichtigen, aber wenig in der Redekunst bewandten Menschen, oft statt Vergnügen, Halsbrechen und Verlegenheit 3v e r u r s a c h e n, reicht hin, Sie in demZirkel ganz unbekannter Menschen in einer Zeit von wenigen Minuten bekannt und zugleich dreist zu machen. Sie brauchen keinen Frak, keine kostbaren Kleider; nur wenn Sie einen anständigen Rock anhaben, so ist es genug./

12Sie werden, wenn 4S i e etwas spät gekommen sind, die Gesellschaft gruppenweiseanSpieltischen, um ein Nardibrett,ein Lieblingsspiel der hiesigen Kaufleute, das zugleich an S<ch>achspiel ähnlich ist, in behutsamer in sich Zurückgezogenheit und nur mit 5ihrem Gegenstande beschäftigt hier und da erblicken. Der Wirt führt Sie zu andern Gästen und, wenn Sie Lust haben, können Sie ihr Glück versuchen, denn die Spiele sind ziemlich hoch. Cigarren und lange Kirschenpfeifen lassen ihren Dampf in mannigfaltiger Gestalt zirkulieren. Sie werden als Europäer umsonst in gespannter Erwartung nach der Schwelle der Türe hereinsehen, um die Ehre zu haben, der schönen Wirtin die Hand zu küssen. Dies Glück ist eins für alle mal einem Fremden in Gesellschaften versagt. Im Familienzirkel können Sie 13diese Freude haben./

Die Wirtin und alle Töchter und Schwägerinnen, und wenn die Gesellschaft groβ ist, auch andere verwandte Frauenzimmer müssen d u r c h a u s mit der Zubereitung d e r S p e i s e sich beschäftigen, wenn auch zehn Köche und eben so viel Diener da zu Gebote stehen.

Der Mittagstisch ganz nach europäischer Art steht entweder schon aufgedeckt da, oder wird erst, wenn6 alleGäste beisammen sind, aufgedeckt. Bei echt national<en>Vergnügungen sitzen7 in einem Winkel die Musikanten und lassen erst mit ziehenden, dann allmählig mit einem gewaltig schreienden und das Ohr zerschneidenden Getöse, sowohl ihre Instrumental als auch Vokalmusik hören, wobei sie Laute hervorbringen, die einem geschickten Musikus den Hals kosten würde, wenn er wirklich dazu Lust haben sollte, diese Töne nachzuahmen.

14Alles wird /in dieser gewaltigen Erschütterung der Luft beinahe erstickt und man

muβ 1w i d e r alle Gewohnheit recht laut sprechen, um gehört zu werden. Das macht aber eigentlich nichts aus, denn Personen, die nicht die Kunst besitzen, die Gesellschaft auf die hiesige Art, welche gewiβ sehr originell und schwer ist, zu unterhalten, scheint ein solches Geräusch willkommen zu sein, wobei sie, statt sich den Kopf zu brechen, in behaglicher Ruhe da sitzen, oder herumspazieren können, ohne der Gesellschaft, die sich bei dem Schall der Musik sich entzückt fühlt, lästig zu werden. Doch davon mehr unten.

Das Frühstück, meist aus Käse, weiβem Franzbrot, wovon das Stück hier 20 40 Kop<eke> Silb<er> kostet, und Kaviar bestehend, steht schon vom Anfange an mit Scheibchen und Wein auf einem Tische bereit da. Ist die Zeit des Mittagsessens da, was gewöhnlich 15zwischen2 3 anfängt,/so werden die Gäste zum Frühstück eingeladen, oder man trägt 2es herum.

Nun geht man zu Tische; ohne weiters kann man einen Platz wählen, welchen man will. Auf dem Tische, auβer Teller, Gabel, Messer, Löffel und Serviette, stehen noch eine Menge von Schüsseln mit Käse, Kaviar und den Lieblingskräutern d e r H i e s i g e n, die aus Rettig, Rädischen, Petersilien und andern Gewächsen bestehen, in groβem Haufen da. Ohne diese letzten wird kein Mittagsmahl genossen. Und wenn sie auch noch so fremd vorkommen, so gewöhnt man bald an den Geschmack d i e s e r K r ä u t e r3. Man verzeihe mir, ich urteile vielleicht als ein Eingeborener, aber viele Ausländer behaupten dasselbe (d<as> h<eiβt>: solche, die schon lange Zeit sich hier aufhalten). Unter der Serviette wird man jedes mal mit einem Stück 16echt deutschen Brots auch zwei, drei Stücke/ Lawasch, dünnes Brot, welches in besondern Öfen gebacken wird, finden. Jetzt werden die Speisen aufgetragen. Den Eingang macht eine Art gesalzener Fisch, Doschgenannt, der aus Kaspischem Meere geholt wird, der dazu dient, um den Weindurst recht zu erwecken, wodurch aber Gabel undMesser so einen häβlichen Geschmack bekommen, den man nachher bei allen Speisen noch immer mit Widerwillen spürt. Denn die Weinliebe ist zu groβ hier, und die gefüllten Gravinen mit ihren schönen roten und orangen Farben des Kachetiners locken zu sehr an, als man diesen Miβgeschmack in Anspruch nehmen sollte. Dieser Fisch wird mit Senf und Essig genossen. Die zweite Schüssel ist eine Art dicker 17Suppe, Tschigirtma/ genannt, aus Essig, Eier und Hühnerfleisch zubereitet, wobei sehr viele Gewürze sind. Das dritte Gericht ist wieder entweder frische Fische aus d e r Kura,

1 [gegen].2 [ihn]. 3[an].

dem Hauptflusse von Tiflis gefischt, und im Wasser ohne alle Zutaten gekocht und so ganz noch warm hereingetragen, oder Ferkelfleisch, im Wasser gekocht und kalt, welches mit Senf und Essig gegessen wird. Das vierte macht ein ganz trockenes nur in Butter gesott<en>es Gericht aus, welches aus Quitten mit Mandeln und Rosinen besteht. Das fünfte ist der in allen Weltgegenden berühmte asiatische Pilav,e i g e n t l i c h Plav genannt, der zu bekannt ist, als man es beschreiben1 sollte. Das sechste ist Gänse o d e r Kalkhuhnbraten, ganz kalt angetragen und w i r d mit gesalzenen Gurken und anderen 18eingemachten Sachen genossen. Das siebente und zugleich das letzte machen entweder Früchte/ oder Kuchen aus, die man be denKonditoren kauft, die zum Glück meiner Landsleute und ihres Beutels das beste Geschäft hier machen und ihrer ziemlich viele sind. Dann und wann läβt der Wirt seinen Gästen seine Gastfreundlichkeit fühlen und gibt noch andere Speisen, doch die gewöhnliche Reihenfolge ist die hier beschriebene, und man wird sie bei jeder Gelegenheit, bei Fürsten sowohl als bei dem Bürger, jahraus jahrein überall und immer finden. Während dieser ganzen Zeit, die oft 3 Stunden dauert, wird beinah, kann man sagen, gelollt2, geschrieen, als gesprochen. Der Kachetiner, d e r N<o t a> B<e n e> n i e a n d e r s a l s a u s g r o β e n T e e o d e r B i e r g l ä s e r n , a b e r n i c h t a u s d e m a r m s e l i g e n S p i t z g l a s g e t r u r k e n , w e l c h e s m a n h i e r s p ö t t i s c h Sperlingsauge n e n n t u n d n u r d e n G u r g e n a β m a c h e n k a n n, erhitzt zu rasch das ohnehin hitzige Blutd es Asiaten. Die Muskanten tragen nicht wenig mit ihrem <bе > taü/benden 19Gebrüll <dazu> bei. Nachdem ein paar Gläser ausgeleert sind3, wählt man aus der Mitte der Gesellschaft einen zum Tolubaschy (ein tatarisches Wort, welches mit dem deutschen Worte Zechmeister ähnliche Bedeutung hat, aber wörtlich Glasmeister bedeutet). Seine Haupteigenschaften bestehen darin, daβ er Witze schneiden und die Gäste, so viel als möglich, belustigen muβ. Seine Wahl geschieht auf gemeinschaftliche Beistimmung aller. Man hebt mit einem Male die Gläser auf und ruft einstimmig: «Es lebe der und der», und gleich darauf rufen alle mit lauter Stimme: «Mögest du (hier nennen sie ihn nach dem Namen)mitGlück regieren», «Barowcarawares», und er trotz aller Einwendung und Entsagung <muβ> die Zustimmung aller honorieren und 20seine <Wahl> annehmen. Nun tritt er mit Dank / seine neue Würde an und droht alle, die ihm abspänstig sein sollen. Die Strafe besteht darin, daβ4 der Verfehlte oft zum zweiten Male ein volles Gias ausleeren muβ. Nun fängt er an, auf die Gesundheit aller anwesenden Gäste zu trinken, und alle müssen seinem Beispiele folgen. Auf sein Zeiclien: «Auf die Gesundheit dessen und dessen», rufen alle mit furchtbar lauter Stimme «Ura!» (Hura!), dann grüssen sie den,

1 [da]. 2Բնագրում՝gedollt. 3 [so]. 4 [es].

auf dessen Ehre dies geschieht, und leeren ihre Gläser aus. Und so geht es reihenweise bis zum letzten Manne. Oft werden auf das Andenken selbst entfernter und gestorbener Personen getrunken. Dann trinken alle auf die Gesundheit des Tolumbaschys und danken ihm für seine gute Regierung.

21Derjenige, welcher am meisten/ seine Achtung derj e n i g e n Person r e c h t zeigen will, auf deren Gesundheit getrunken wird, muβ jedesmal ein ganzes Glas voll ausleeren. Oft kehrt man, nachdem man es ausgeleert hat, das Glas um, hält man es auf dem Nagel des Daumes, schüttelt1 einige Male, und wenn eben zum Glück kein Tropfen auf die Nägel fällt, so ruft er mit Entzücken: «So mögen alle deine Feinde und Miβgönner ohne Atem fallen, wie mein Glas», und bekommt von der angepriesenen Person zum Lohne ein freundliches Kopfnicken und Lächeln dazu. Hierauf ruft einjeder: «Auf die Gesundheit dessen, den man liebt am 22meisten». Gäste, die als lustige Brüder schon bekannt sind, müssen zur Strafe zum zweiten Male trinken, wenn sie ein halbes/ Gias aufdie Gesundheit jemanden trinken sollten. Dies ist das gröβte Verbre chen. Denn strafwürdig sind diejenigen, welche sich, oft absichtlich dem Tolubaschywidersetzen, um dadurch noch mehr Anlaβ zur Unterhaltung der Gesellschaft zu geben. Oder ist man vielleicht unachtsam gewesen, als man auf die Gesundheit jemanden getrunken hat. Dies alles ist strafwürdig und jedesmal das Auslösungsmittel ist ein neues Glas Wein. Solche Tolubaschy'swerden oft, wenn der Tisch zu groβ ist, zwei gewählt und dann ist es recht interessant anzusehen, wie diese Nebe<n>buhler alle möglichen ersinnten 23Mittelanwenden, um sich gegenseitig/in Verlegenheit zu setzen, um hindurchdie Gesellschaft noch lustiger zu machen. Das Traurige hiebei ist, daβ zum Unglück der Nation oft Priester zu diesem ehrenvollen Amte als Tolubaschygewählt werden. Ein Beweis, wie sehr der geistl<iche> Stand seinen Wert durch unwürdige Handlungen in Augen des V lkes verloren hat! Europäer, und alle Abtrünnige, d<as> h<eiβt> c i v i l i s i e r t e Eingeborene sind von allem diesen Zwang, zum Glück, befreit! Früher, wie es auch noch heut’ zu Tage in Kachetien, dem Weinmagasin vonGrusien, der Fall ist, hat man aus groβen Schüsseln, wo 6 7 Gläser eingehen können, getrunken, und demjenigen, der sich zum Widerstande 24unterstanden hat, die ganze Schüssel auf den Kopf gegossen!! / Wer ist daran schuld, als das Land? Ausführenkönnen sie den Wein nicht, wegschmeiβen auch nicht, untätig sind sie von Natur; was sollten sie machen? Doch Ehre sei der weisen Regierung, aie jetzt für den Wein seine Aczise bestimmt hat, nämlich fürdie

1 [man].

1Tunka(5 Bouteillen) <…>5) Kop<eke>. Dadurch ist der Weingebrauch etwas abgekommen. A u c h d a s R a u c h е n a u s l a n g e n P f e i f e n b e i m T i s c h e n a c h d e m E s s e n i s t j e d e m e r l a u b t , d e r d a z u L u s t h a t.

Meine Leser werden jetzt 2vоn einem solchen Tische die Gäste so aufstehen glauben, als ob sie Blinde Kuh spielen sollten. Mit nichten. Die Gewohnheit hat den hiesigen Einwohnern eine unbegreifliche Kraft zum Ertragen solcher geistiger Getränke geliehen. Sie stehen vom Tische so besonnen, so munter wieder auf. als ob sie gar nichts genossen hätten. Nur auf 25ihren Wangen spielt die Röte der Weinfarbe./ Europäer werden darüber vielleicht lachen, doch wie gerne möchten viele a n d e r e n u r d e s h a l b nach Grusien fliehen, um ihren Weindurst recht zu stillen. Denn ein Grusiner, oder Armenier, wenn er nichts hat, so trinkt er nicht, und wenn er auch trinkt, so ist er nicht betrunken,sondern rüstig und munter. Nie wird man hier, selbst unter gemeinen Leuten, jemanden auf der Straβe liegend sehen; wie oft trifft man hingegen in kultivierten Ländern Leute, die nicht wissen, wo ihr Kopf steht und wo die Schuhe stecken. Ich sage es zur3 Vorsicht solcher, wahrlich unerfahrener Europäer, die ganz mitleidslosaufmeine Landsleute herfallen, ohne erst nachgedacht zu haben, was in ihrer 26Heimat geschieht. /Sie glauben sich Geschöpfe, die1 von Himmel5 nur dazu herabgestiegen, um die Scbwäche andrer zu kritisieren, und wenn sie sich einmal hier nur einige Jahre, ja oft Mo nate angehalten haben, so sind sie tausendmal ärger. Man muβ die Menschen nehmen, wie sie sind, und dann, wenn man6 wahrhaft menschlich sein will, sie zur Besserung führen und das mit Schonung und Nachsicht, aber nicht mit Bitterkeit und Verachtung6).

Lobens und bemerkenswert ist bei solchen Gelegenheiten, so wie überhaupt immer, daβ der Adel und die Fürsten, die hier sehr zahlreich und viele von sehr berühmter Herkunft sind, mit den Bür gern und Kaufleuten, wie mit ihres Gleichen, ja oft viel artiger und freundlicher 27umgehen und gar keinen Unterschied weder in Heiraten, noch/ in andern Verhältnissen des Familienlebens bemerken lassen. Solche Vorzüge d e s C h a r a k t e r s würden gewiβ selbst dem bestgebildetsten Menschen zur7 E h r e gereichen. Ö f f e n t l i c h e V e r g n ü g u n g e n f i n d e n w e n i g s t a t t. D a n n u n d w a n n z e i g e n s i c h e u r o p ä i s c h e T a s c h e n s p i e l e r u nd V o l t i g e u r e i h r e K u n s t v o r d e m h i e s i g e n P u b l i k u m b e w u n d e r n , s o w i e d i e s J a h r d i e T r u p p e v o n e i n e m g e w i s s e n Bamberger u n d Jaupaue, d i e b e k o m m e n a b e r w e n i g z u v e r d i e n e n. 1 [Tunka]. 2 [auf]. 3 [Aufmerks]. 4 [aus]. 5 [erst]. 6 [als]. 7 [Reice].

28 D i e a l l e r b e s u c h t e s t e n V e r g n ü g u n g s o r t e s i n d d i e / w a r m e n M I n e r a l b ä d e r , w o b e I d e G e s c h l e c h t e r i n a b a r t e n A b t e i l u n g e n s i c h 1 m e h r e r e S t u n d e n l a n g r e c h t s c h w i t z e n, a m ü s I e r e n u n d o f t, n a m e n t l i c h d a s s c h ö n e G e s c h l e c h t , i h r M I t t a g s m a h l g e n i e β t. A u c h s i n d e i n i g e F e i e r t a g e z u m A n d e n k e n m a n c h e r H e I l i g e n, d i e i n d e r N ä h e v o n T i f l i s i h r e K i r c h e h a b e n, w o b e i s i c h d a s s c h ö n e G e s c h l e c h t m I t a n d ä c h t i g e n B ü s s e ü b u n g e n u n d d i e j u n g e n L e u t e m i t W e t t r e n n e n s i c h b e l u s t i g en. S o l c h e s i n d2 d a s F e s t d e s H e i l i g e n Davidu n d d e s H e i l<i g e n>Geօrg./ 27 Man verzeihe mir, daβ ich mit einem Male3 von meinem eigentl<ichen> Gegenstande, wodurch ich zeigen wollte, wie jetzt alles bei uns europäisch asiatisch geworden4 ist, so weit abkam. Auch bei dieser Beschreibung wollte ich nur sagen, daβ auch die hiesigen Gastmahle derselben Beschaffenheit sind, wie die Kleider, Möbel u. s. w. (d<as> h<eiβt>: daβ sie Scenen der beiden Weltteile dem Zuschauer darstellen). Jetzt wieder zur Sache.

Die Zunahme der Bevölkerung von Tiflis ist unglaublich groβ. Beinah<e> von allen 28Gegenden von Kaukasus strömen hier Menschen tagtäglich, um ihr Glück hier zu versuchen. / Haben sie aber einige Mittel sich erworben, so verlassen sie Tiflis nicht mehr, werden hier ansässig, bauen Häuser, und so mischen sich hier 5Perser mit6 Armeniern, Türken, Griechen, Juden, Tataren, Lesgier und Europäer, die sich oft durch ähnliche Verbindungen an die7 hiesigen schlieβen, zu einem schönen Ganzen, welches mit der Zeit Tiflis zu einem der gröβten und wichtigsten Städte des unermeβlichen Ruβlands machen wird, und woher Licht und Aufklärung über das ganze Orient verbeitet werden kann.

Ich kоmmеendlich zu meinem eigentlichen Thema, meine Leser mit den Hochzeitsgebräuchen meiner Landsleute bekannt zu machen, die, wenn auch nicht so 29brilliant8, dennoch als national ganz eigentümlich sind. /Der Grund zur ehelichen Verbindung, nenne man ihn einen Naturtrieb, wie es bei den wilden Volkern der Fall ist, oder eine Wahlenverwandschaft, angeregt durch geistige Vorzüge und Grazie, 9welche die Gefühle10 gebildeter Nationen in Anspruch nehmen, ist und bleibt eine gegenseitige11 Neigung beider Geschlechter, die erst durch kirchliche Gebräuche veredelt und geheiligt werden kann.

Ganz das Gegenteil findet sich bei den meisten asiatischen Völkern statt. Höchst selten

1 [ist].2[die]. 3 [aus]. 4 [sei]. 5[der]. 6 [ein]. 7 die[s]. 8[sind ]. 9 [die]. 10 [eins]. 11 Gegenseitig[ung Annährung der].

darf ein junger Mensch, ein Mädchen nie sich die Freiheit nehmen, eine Person zu wählen, die sein Herz anspricht. Dies ist die Sache der Eltern und ältester Personen im Hause, und wenn man solche nicht hat, der Vermittler, oder der Deutlichkeit wegen so zu sagen, der Verkuppler. Bei uns, wo vieles noch heut' zu Tage an die patriarchalischen Sitten der alten 30Völker erinnert, sehnt sich jeder Familienvater mit innigstem Entzücken nach der Zeit, / wenn er seine Kinder durch den Ehestand glücklich machen kann. Manche schlieβen ihren Verwandtschaftsbund schon dann, wenn noch die Kinder im Mutterleibe sind, d<as> h<eiβt> zwei Väter 1tun mit einander das Gelübte, wenn ihm eine Tochter, und dem andern ein Sohn geboren sollte, alsdann müssen diese beiden späterhin diesen Bund durch ihre Ehe befestigen. Trifft aber das Gegenteil, so wird es als eine besondere Schickung des Himmels angesehen, dem es nicht gefallen hat, diese Häuser miteinander zu vereinigen. Ist aber der Himmel so günstig, daβ dieser Wunsch in Erfüllung kommen kann, so wachsen die beiden jungen Leute erst als Spielgenossen heran, dann, wenn das fünfzehnte Jahr erreicht worden ist, sind sie schon glückliche Eheleute. Oder mancher Hausvater hat 2an einem andern Orte eine Familie 31kennengelernt, die ihm sehr gefallen hat, und hat selbst einen Sohn, so brennt er vor/Sehnsucht, daβ dem andern eine Tochter geboren möge, um sich auf ewig zu verbinden, und umgekehrt. Ein junger Mensch darf nie sein zwan zigstes und ein Mädchenihr fünfzehntes Jahr erreichen, ohne in den heil<igen> Ehestand zu treten. Ganz originell sind die Glückwunschsaussagen, die man an Hochzeitstagen einem Vater oder einem jungen Burschen, die zu Gaste da sind, und die ihre Freude und Glückwünsche auf das Wohlergehen des an dem Tage getrauten jungen Paares an den Tag legen, mit rednerischer Zunge und figürlich zum Gegenwunsch ausspendet: «So lang möchte ich nicht diese alten Gebeine unter die Erde stecken, bis ich an deinem Hochzeitstage tanzen könnte», sagt ein Alter in seliger Begeisterung. «Wenn es Gott gibt, so werde ich an dem Hochzeitstage deines Burschen der Mundschenker sein», ruft rüstiger Mann einem Gaste, und der Bursche rötet da. «Nun 32Bursche! wann werden wir dich/ an das Dreschbrett anspannen; du gehst da noch immer wie ein wildes Kalb daher», 3bemerkt man einem jungen Manne, der, in Schamrot gefärbt, seine Augen dabei niedersenkt. «Mögen wir auch dir die rote Schnur (die Erklärung kommt unten) um den Hals binden und die Krone auf den Kopf setzen», wünscht man einem dritten.

Aus allen diesen sieht man recht deutlich, wie sehr der Ehestand4vоn diesen halbgebildeten Kindern der Natur geschätzt und gesucht wird. Und ein Groβvater oder eine Groβmutter zu sein, ist eine Glückseligkait, die man schwer beschreiben kann.

1 [machen]. 2 [in].3[macht man]. 4 [bei].

Denn1 dann erst entwickeln sich die echt patriarchalischen Sitten, wo der Hausvater, umgeben von Kindern und Enkeln, die, wenn ihrer auch zwanzige, oder noch mehr gibt, nie 33sich trennen können, und in der ehrfurchtsvollen Aufmerksamkeit /und<im>Gehorsam alle die Winke des alten Papa mit aller Pünktlichkeit befolgen und ihm die Groβkinder auf'm Schoβe hüpfen, und die sittsamen Schwiegertöchter, die eine ihm die Füβe waschen, die andere die Kleider an und auszieben helfen, und die dritte an heiβen Sommertagen, wenn er schläft, die Fliegen wegtreiben, mit einem Tuche über sein Gesicht hin und her fahren, um ihm Abkühlung zum süβen Schlaf [zu] verschaffen, und wenn er krank ist, die nötigste Pflege mit sorgfältiger Hand zeigen, seinen Kopf waschen, und dieaber niemit offenen Augen insGesicht sehen und nie mit ihm durch Worte, sondern nur durch Pantomime und Kopfnicken seine Gedanken erraten und2 die ihrigen ihm deutlich machen dürfen. Ein Wort, ein Wink, ein Blick des Groβvaters reicht hin, um alle Unruhen und Streitigkeiten unter seiner Familie augenblicklich zu verscheuchen. Gewiβ ein schöner Charakterzug!/ 343Sind also die jungen Leute heiratsfähig, so brauchen sie natürlicherweise keine Miene dazu zu machen. Vater und Mutter haben schon lange im Geheimen diesen Gegenstand in Ansprache gebracht, und manche Verwandte, oder gute Freunde zu Rate gezogen. Wohnen sie beide an einem Orte, so hat die Sache keine Schwierigkeiten mehr; sind sie aber durch Ort getrennt, so macht der Vater eine Walfahrtsreise nach dem Wohnorte des Mädchens, sieht sie beim Aus und Einziehen, oder beim Wassertragen, denn bei uns tragen gröβten Teils junge Mädchen Wasser aus dem Flusse in ziemlich groβen irdenen Krügen auf Schultern. Oder er macht Bekanntschaft mit den Eltern des Mädchens, gibt eine andere Ursache zum Vorwande, 35macht Besuche und dabei ist er/ mit höchst aufmerksamen Angen damit beschäftigt, alle die Bewegungen und Tritte des unschuldigen, nichts ahnenden Geschöpfs zu beobachten. Denn in Mädchenjahren ist man bei uns ziemlich frei. Obwohl das ärmste Bauermädchen sich nie öffentlich mit einer fremden Mannsperson in ein Gespräch einlassen würde, so sind sie demungeachtet ganz ungebunden, sich im Hause sowohl als auf der Straβe sich zu zeigen. Kommen sie aber erst unter den Schleier als Braut und Gattin, so ist ihm diese Freiheit auf immer geraubt4

Hat man auf diese Art also5 die Wahl getroffen, so tritt man alsdann zur Unterhandlung, die wiederum durch besondere Abgeordnete Mannesoder Frauenspersonen geschieht, die den Wunsch der Eltern des jungen Mannes

1 [als dan]. 2 [ihre]. 3 [ist] 4 [be]raubt 5 [seine]

36den1 des Mädchens kundtun/ und mit aller Be reasamkeit dahin arbeiten, ihr Amt mit glücklichem Erfolg ausführen zu können. Wohlhabenheit und nobele Herkunft sind die wichtigsten Hauptbedingungen von den Seiten des Briäutigams. <Es2> handelt sich darum, daB die Eltern des jungen Mannes eine reiche Aussteuer an Geld, Kleidungsstücke und sogar Hausvieh und Hochzeitskos ten ausstellen müssen. Daher stellt sich die andere Partie ganz un willig dazu und verwirft alle Vorschläge und Vernunftsgründe, bis er das erhält, was er begehrt. «Meine Tochter ist Kaisern und Königen würdig, sie ist schön wie, die Sonne, sittsam, wie eine Taube, arbeit sam und kаnn Geschäfte verrichten, die kaum zehn Personen 37verrich ten können. Sie ist nicht blind, hat Augen, jedes dem Monde gleich ’Nicht schielt sie, Gott sei Dank! Labm / ist sie nicht, was fehlt ihr? Brot haben wir genug, sie z u ernähren. ist von berühmter Herkunft; nein, nein, so leicht werde ich sie nicht verkaufen. Sie ist das Auge (d<as> h<eiBt>: die Freude) unsre, Hauses. Die Säule und das Licht unsres Zimmersa). Sie ist nicht von der Erde gewachsen, daB ich sie so leicht wegwerfen kann. In meinem Auge ist Haar gewachsen (d<as> h<^ eiBt>: ich habe viele Mühe gehabt), bis ich sie4 zu diesem Alter herangezogen habe. Ich werde meine Seele aufgeben, wenn ich sie nicht einen Tag5 sehen werde. Alle werden wir sterben, wenn wir sie einen Augenblick nicht vor uns haben 38w ü r d e n. Nein, nein, sage ihm, daB er auf seiner Stelle schwer sitzen soll (d<as> h<eiBt>: er möge nicht so leichtsinnig sein), daB er den Stein aufheben/und wieder ihn unter einen andern Stein legen soll (d<as> h<eiBt>: er möge die Sache nicht ruchbar machen und stillschweigen). Meine Tochter will ich nicht verheiraten. Wenn er auch in den Himmel fliehen würde (d<as> h<eiBt>: was er auch tun möge), ich werde das tun, was ich will. Will er nicht, gibt er nicht, was ich begehre, so kann er seinen Weg, und ich den meinen gehen. Man hat doch keinen Zwang nötig. Einem andern werde ich sie geben. Die Welt ist groB und wir in ihrer Mitte. Nicht meine Tochter ist allein in dieser Welt. Mag nicht die meinige sein, kann er eine andere wählen, warum zieht er nicht seine Hand von meinem Kragen zurück. 39Was hat er mir gegeben, das er nicht zurückerhalten kann? Ich gebe sie nicht, ich gebe sie nicht. Hat er wei ter was zu sagen? Was ist/es für Elend und Jammer, worunter wir gestürzt sind? Sieht er mich allein in der Welt? Er ist doch nicht Herr meines Herzens? Ich sage dir, gehe den Weg, den du gekomm en bist Wenn deine Zähne zerbeiBen können, zu dem wende dich, wir sind nicht Beute deiner Zähne (d<as> h <eiBt>: du wirst uns nicht ire führen), Mache deine Augen auf, und prüfe uns ganz gehörig, wer wir sind.

a) In jeden echt asiatischen Häusern sieht man wenigstens vier hölzerne Säulen in der Mitte des Wohnzimmers, worauf das Dach ruht.

1 [Eltern]. Բնագրում՝ Die Sache3 [sie]. 4 [bis]. 5 [nicht].

Wir haben nicht statt Brot Gras1 gefressen, in unsrem Kopfe steckt auch Vernunft. Wir kennen unsre Berechnung zu gut. Was dein Verstand schneiden kann (d <a s> h<e i B t>: w a s d u v e r s t e h s t ), tue das und ziehe deine Hand von uns zurück. Einen guten Ruf hatten wir auf der Oberfläche der Erde, und du willst ihn jetzt zu Grunde richten. Ich sage dir, seid kusch und ruhig, sonst werde ich Feuer und Flamme auf euch schütteln>> u. s. w. 40 Tausend ähnliche Redensarten werden/von den Seiten des Vaters des Mädchens gewechselt, wozu die gute Wirtin2 mit nicht wenig schirferer Zunge das Ihrige beitrigt. «Moge mein Auge erhellt werden (d<as> h<eiBt>: das ist ein Glück für mich), was ist das für Neuigkeit! Die Leute schlafen für sich und träumen von andern. Ihr Geschäft hat aufgehört, und auf uns hat man nur das Augegerichtet. Jetzt erst erkennt uns und will man unsre Nähe? Bisher wollte man nicht m a 1 uns grüssen. Unsre Tochter ist noch jung, wir wollen sie gar nicht verheiraten. Sie schätzt unsern Essig viel3 m e h гals den Plavin anderem Hause. Sind wir hungrig, so wird sie auch hungrig bleiben; sind wir durstig, so kann sie auch durstig sein. 41Sie hat auch in unsrem Hause viel zu tun, was soll sie im Hau se eines/Fremden tun? Was hat sie da verloren? Wenn auch der König kommt, so werde ich nicht meine Tochter hergeben. Gestern eins, heute zwei, und sie wissen nicht, mit wem sie ihre FüBe ausstrecken wollen (d<as> h<eiBt>: sie sind erst vor kurzem wohlhabend geworden, und wollen sie sich uns gleichstellen). Sieht den Kerl an, um Gottes willen (d<as>h<еiBt>: den Schwiegersohn), man würde glauben, er sei ein Rindvieh, dem der Mund gebunden ist. Er versteht nicht zwei Eseln Gerste auszuteilen, und will jetzt heiraten. Der noch gestern sauere Milch schluckte, hat jetzt seinen FuB gehoben. Tausend solcbe Lümmel werde ich nicht mit meiner Tochter vertauschen. Ein Haar, einen Nagel meines Kindes werde ich nicht für hunderttausend 42solcher Taugenichts geben. Meine Tochter ist in der Welt die einzige, zwei gibt es nicht. Wenn du deinen Gott liebst, so nehme/nicht meinen Kopf (d<as> h<eiBt>: laB mich in Ruhe). Meine Tochter einem solchen Kerl zu geben, heiBt so viel, als ihr die Augen fest binden und sie ins Wasser werfen oder in die Gefangenschaft schicken. Das Licht meines Auges ist erlöscht, meine Seele ist bis zu meinem Munde gekommen, bis ich sie zu diesem Alter habe heranwachsen lassen. Weder in der Nacht habe ich Schlaf gehabt, noch am Tage Ruhe. Meinem Munde habe ich das Brot erspart und ihr gegeben. Wenn der Kerl auch einem Menschen ähnlich wäre, wer würde so jammern? Fast habe ich sie in meinen Augen, wie mein Augenlicht, in meinem Herzen4 auferzogen.

und jetzt muB ich sie einem Lümmel Preis geben? Wer die Zähne3 seiner (d<as> h<eiBt>: des 43Bräutigams) verkrüppelten Mutter sieht,/ dem verschmilzt die Seele im Fleische, dem vergeht2 d e r Appetit. das Fleisch zittert. Wenn man sie in der Kirche stehen sieht, so3 glaubt4 m a n, es ist Sadael(der Erzteufel), der einem die Seele ai s dem Leibe ziehen will. Wer sie einmal sieht, wird ihm den ganzen Tag keineArbeit gelingen. Wenn sie ihrenMund auftut, so kommt beinah Höllengeruch heraus. Wer ihre Augen erblickt, so glaubt er seinen seelenfördernden bösen Geist5 zusehen, und jetzt muB meine Tochter auf ihre Hände Wasser gieBen? ihre Grillen aushalten? Mit ihr kann kein Hund leben, geschweige ein Mensch Einem Tataren, einem Nestorianer werde ich meine Tochter geben, aber nicht ihm. Mögen 44sie tun, was s i e sollen. Wer es übel nehmen soll, der kann kaltes Wasser trin ken./Bin ich6 der Wirt, so will ich meine Weizen gekocht säen, wer mag meine Hände zurückhalten? Den in meinem Stalle gebundenen Esel werde ich ihm würdig halten, geschweige meine Tochter. Wenn ich tausend Kühe haben würde, so werde ich ihm nicht7 e i n e ein zige zum Weiden geben, geschweige mein SchoBkind, mein Augen licht, welches ich mit der ganzen Welt nicht vertauschen werde. Die Mäuse krepieren vor Hunger in den Winkeln seines Hauses, und er will heiraten. Wenn sie auch meine FuBerde mit Wasser vermischen und trinken werden8, wenn ich wissen würde, daB die Wände seines Hauses zu Gold verwandelt 45sind und Silber quillt in seinem Hause, so werde /ich ihm meine Tochter doch nicht geben, die das Auge der ganzen Welt ist. Sie einmal zu sehen, ist mehr wert, als die ganze Erde. Wenn sie des Morgens ausgeht, so ist es, als ob die Sonne erscheint. Die ganze Welt den Mund aufgespert, sieht,sie nur mit Entzücken an und das Wasser flieBt aus dem Munde. Wir haben bis jetzt ihre Stimme r.och nicht gehört, so sittsam ist sie. Tag und Nacht kreisen wir um sie herum, damit kein böses Auge sie treffen soll. Wenn sie geht, so geht sie so sachte auf ihren Zehen, daB kein Mensch ihren FuBtritt ver nehmen kann. Wenn die Welt in Flut untergehen sollte, so rührt sie sich nicht von der Stelle. Bis jetzt haben wir kein bitteres Wort 46von ihr gehört. Wenn man sie erwürgen9 wollte, so wird sie keinen Laut von sich geben. Wenn/man mit der Fingerspitze auf ihren Wangen rühren sollte, so würde Blut daraus spritzen, so frisch ist <sie>. Wenn man ihren Wuch<s> sehen würde, so würde man glauben: sie sei aus Gias gegossen. Ihre Augenbrauen sind wie mit Pinsel gezogen. Ihre Augen sind wie die Morgensterne am Himmel, ihre Zähne sind wie von Elfenbein gebildet, ihre schwarzen Flechten gehen bis zu FüBen und sind wie von Gold gestickt. Die Lippen sind so fein, wie die Ränder einer Tasche. Aus ihren Fingerspitzen kommen solche Arbeiten her vor, die man selbst in Frankistan nicht

1[der]. 2[als]. 3 [wird man]. 4 Glaub[enJ. 5 [Engel]. 6 [die]. 7 [den]. 8 [so], [so]

47machen kann. Wenn man sie eine ganze Woche hungrig bleiben läBt, sie tötet, das Licht/ihres Auges ansticht, wenn sie fünf Tage und Nächte auf FüBen stehen und auf warten soll, so wird sie keinen Laut von sich geben. Man muB sie versuchen, und dann sich davon überzeugen. Mündlich welche ihrer Vorzüge kann man erzählen! Wenn man tausend Bücher vollschreiben würde, so wird auch dann nicht im Stande sein, alle Eigenschaften mei nes Engels zu beschreiben. Wenn man sie jahraus jahrein nur mit trockenem Brot und Wasser ernähren würde, so wird sie denroch zufrieden sein. Sie weiB noch nicht, obwohl sie 15 Jahre alt ist, was das schwarze und das weiBe sei (d<as> h<eiBt>: sie ist unschuldig). Nein, solches unschuldiges Lamm so hingeben, heiBt es, sie denWölfen und Tigern Teil werden 48lassen. Wodurch sind meine Haare so weiB geworden? /in nicht anderem, als in solchen Sachen. Wen ihr betrogen habt,geht und betrügt ihn wieder. Wenn der Kerl mit tausend1 Kamelen pack voll von indischen Kostbarkeiten vor meine Türe knien sollte. wenn er aus seinen Fingern Lichter gieBen wollte (d<as> h<eiBt>: wenn geschickt sein sollte), wenn er die Sterne2 dem Himmel herun terziehen sollte und den Talisman aller, unter der Erde begrabenen Schätze besässe und aus seiner Hand Gold flieBen sollte, so gebe ich meine Tochter ihm nicht, gebe ihm nicht. Bist du doch nicht taub.So viel Worte, wenn man3 e i n e m Steine sagen würde, so würde er zerp latzen. Wenn sie eine Schlange hören würde, so 49würde sie ihr Gift, herausgieBen und in ihr Loch ziehen. Aber die Haut deines Gesichts scheint4 stärker/zu sein, als die Ochsenhaut. Mein Kopf wird leer. Was an der Stirnschrift (d<as>h<eiBt>: Schicksalsbuche) meiner Tochter geschrieben steht, das wird geschehen, wenn auch Himmel und Erde zu sammenstürzen sollten. Hast du gehört? Gehe und bringe ihm these Nachricht; wird er das geben, was wir wollen, so ist gut, wo nicht, wenn sie auch tausend Jahre den Mund auf und zumachen (d< as>h<eiBt>: bitten) und mit dem Bauche auf der Erde kriechen und mit dem Munde die Vögel von der Luft fangen (d<as> h<eiBt>:soviel Macht hätten), und wenn vom Himmel eine Stimme kommt, so gebe ich mei ne Tochter nicht, ich gebe sie nicht. Meine Hände könnt ihr doch nicht zusammenbinden. Gehe, 50wo<her> dugekommen bist; du bist ein Blu tigel gevorden, der sich anklemmt und nie wieder abläBt./Wozu nützt so viel das Wasser unsres Gesichts abzuwischen (d<as> h<eiBt>: so viel Unverschämtheiten)? Wir haben doch unsre Ohren nicht für dich gekauft. Mein Kopf zerplatzt von langen Reden, und du glaubst, es töne nur Musik für deine Ohren. Gott, mein Gott, in welches Feuer sind wir gestürzt! Wenn du willst, so kannst du f ü r deine Mühe beim Ge hen und Kommen und Sprechen bezahlt kriegen. Was willst du mehr? Die man selbst in Frankistan nicht machen kann. Wenn man

1 [Kel...]. 2 [at s; von]. [dem]. 4[zu].

47sie eine ganze Woche hungrig bleiben läBt, sie tötet, das Licht/ihres Au ges ansticht, wenn sie fünf Tage und Nächte auf FüBen stehen und auf warten soll, so wird sie keinen Laut von sich geben. Man muB sie ver suchen, und dann sich davon überzeugen. Mündlich welche ihrer Vorzüge kann man erzählen! Wenn man tausend Bücher vollschreiben würde, so wird auch dann nicht im Stande sein, alle Eigenschaften mei nes Engels zu beschreiben. Wenn man sie jahraus jahrein nur mit trockenem Brot und Wasser ernähren würde, so wird sie denroch zufrieden sein. Sie weiB noch nicht, obwohl sie 15 Jahre alt ist, was das schwarze und das weiBe sei (d<as> h<eiBt>: sie ist unschuldig). Nein, solches unschuldiges Lamm so hingeben, heiBt es, sie denWölfen und Tigern Teil werden lassen. Wodurch sind meine 48Haare so weiB geworden? /in nicht anderem, als in solchen Sachen. Wen ihr betrogen habt,geht und betrügt ihn wieder. Wenn der Kerl mit tausend1 Kamelen pack voll von indischen Kostbarkeiten vor meine Türe knien sollte. wenn er aus seinen Fingern Lichter gieBen wollte (d<as> h<eiBt>: wenn geschickt sein sollte), wenn er die Sterne2 dem Himmel herun terziehen sollte und den Talisman aller, unter der Erde begrabenen Schätze besässe und aus seiner Hand Gold flieBen sollte, so gebe ich meine Tochter ihm nicht, gebe ihm nicht. Bist du doch nicht taub.So viel Worte, wenn man3 e i n e m Steine sagen würde, so würde er zerp latzen. Wenn sie eine Schlange hören würde, so würde sie ihr Gift, he 49rausgieBen und in ihr Loch ziehen. Aber die Haut deines Gesichts scheint4 stärker/zu sein, als die Ochsenhaut. Mein Kopf wird leer. Was an der Stirnschrift (d<as>h<eiBt>: Schicksalsbuche) meiner Tochter geschrieben steht, das wird geschehen, wenn auch Himmel und Erde zu sammenstürzen sollten. Hast du gehört? Gehe und bringe ihm these Nachricht; wird er das geben, was wir wollen, so ist gut, wo nicht, wenn sie auch tausend Jahre den Mund auf und zumachen (d< as>h<eiBt>: bitten) und mit dem Bauche auf der Erde kriechen und mit dem Munde die Vögel von der Luft fangen (d<as> h<eiBt>:soviel Macht hätten), und wenn vom Himmel eine Stimme kommt, so gebe ich mei ne Tochter nicht, ich gebe sie 50nicht. Meine Hände könnt ihr doch nicht zusammenbinden. Gehe, wo<her> dugekommen bist; du bist ein Blutigel gevorden, der sich anklemmt und nie wieder abläBt./Wozu nützt so viel das Wasser unsres Gesichts abzuwischen (d<as> h<eiBt>: so viel Unverschämtheiten)? Wir haben doch unsre Ohren nicht für dich gekauft. Mein Kopf zerplatzt von langen Reden, und du glaubst, es töne nur Musik für deine Ohren. Gott, mein Gott, in welches Feuer sind wir gestürzt! Wenn du willst, so kannst du f ü r deine Mühe beim Ge hen und Kommen und Sprechen bezahlt kriegen. Was willst du mehr?

1 [Kel...] 2 [at s; von]. 3[dem]. 4[zu].

Die Welt hat weder durch einen Menschen existiert, noch wird sie durch einen untergehen. Die Tochter ist meine, und ich gebe sie nicht, was wollt ihr mehr? Ihr habt uns doch nicht für baares Geld losgekauft. Tuch kann ich nicht anziehen, Seide kann ich nicht anhaben, so werde 51 ich/baumwollenes Zeug tragen. Wein kann ich nicht trinken, Wasser werde ich gebrauchen. Schuhe werde ich nicht haben, baifuB werde ich gehen. Essen werde ich nicht bekommen, betteln werde ich von Türe zur Türe, von euch will ich nichts haben. Wollt ihr meine Tochter, so muBt ihr ihren Wert gehörig zu schätzen verstehen, wo nicht, ihr für euch, wir für uns (d<as> h<eiBt>: tut ihr, was ihr, wollt, und wir, was wir wollen)».

Meine Leser werden aus diesen beinah weitläufigen Redensarten, die ich nur als Beispiel anführte, einigenmaBen ersehen, daB bei uns die Redekunst eine ganz andere 52Wendung genommen1 und daB man bei uns eine ziemlich scharfe Zunge und lebhafte Phantasie hat,/ und würde ich wirklich alle die Kniffe und höchst spitzfindigen Widerre den des Vermittlers hier anführen, wodurch er alle diese Gründe mit der unbegreiflichsten Geschicklichkeit, die einem Diplomaten Ehre machen würde, widerlegt, und doch endlich2 sein Recht behauptet, so müBte ich mehrere Bogen damit ausfüllen, was natürlicher Weise nicht 3 a m gehörigen Orte geschehen würde. Alles dies Donnern und Pochen sind ihm ganz bekannte Töne. Er gibt mit der ungläubigsten Gelassenheit in der Welt alles zu, stimmt allen bei, gesteht selbst in den4 Mängeln der andern Partie und den Vorzügen derjenigen, zu der 53er geschickt ist, und wartet, bis alle diese Herzensergüssungen, dies Donnerwetter vorbei ist,/ und fängt er alsdann wie ein Staubregen <AN>und drängt durch recht artige, schmeichelnde Worte so ins Herz des vor einer Minute tobenden Widersachers, daB man Afarim!bravo!rufen und Beifall klatschen muB, da er seine Rolle so gut zu spie len verstand. Oft gelingt es nicht das erste Mal. Alsdann laBt er sie mit vieler Artigkeit in Ruhe und kommt nach einigen Tagen wieder, aber о h n e es merken zu lassen, was seine Absicht sei, und findet sich sogar beleidigt, wenn man ihm davon erwähnt. Dann sucht durch Nebengespräche ihre Gesinnungen zu prüfen, und wenn5 er merkt, daB dieerste Hitze schon 54längst ausgelöscht ist, so fängt6 e r dann<a.n> mit/noch mehr Ausdruck seine Redekunst hören z u lassen, bis er seine Zuhörer für sich g e w o n n e n7 hat. Solche Vermittler sind entwe der Priester, oder alte Frauenzimmer, Oder alte Leute. Aus allen die sen kann man ersehen, daB die Mädchen bei uns sehr viel Wert haben. Während dieses ganzen Gespräches stand vielleicht die Schöne hinter einer Tür, oder<einem>Fenster, sah mit klopfendem Herzen den Ausgang der Sache und knirschte wahrscheinlich mit Zähnen vor Unwillen, daB ihre Eltern so unerbittlich waren, denn schon mehr als einmal hat sie ja ja bei ihrem 1 [hat]

Puppenspiel gesehnt, auch selbst einmal so glücklich zu sein, einen Bräutigam zu haben, was 55er auch sein 1m a g. Ein namenloses/Sehnen bemächtigt s i c h ihres Herzens und sie sucht mit strebendem Blicke auf allen Stegen2 beim Wassertragen, den Gegenstand ihrer Verehrung einmal wenigstens zu erblicken. Oft wird sie auch mit Gewalt des Nachts entführt, wenn die Eltern durchaus sie nicht geben wollen. Alsdann sind die beiden Parteien quitt. Geschenke und Vermittelung versöhnen den erzürnten Schwiegervater mit dem untreuen Schwiegersohn, und der Priester heiligt ihren Bund.

Sind aber beide Parteien einig, so muB also bald der Schwiegervater seine verlangten Sachen bekommen. Dann tritt man zur Verlobung, wozu, auBer den Kleidern, Ringe und andere Zieraten, die der Braut geschenkt werden, auch ein Hut Zucker und Konfecte beifolgen. Dann erscheint der Priester und gibt seinen Segen (d<as>h<eiBt>: ohne, daB die 56Brautleute gegenwärtig sind) den Kleidern, /in Gegenwart der Eltern der Brautleute, wozu besondere Gebete, Psalmen, Evangelien gelesen, und der Priester in vollem Ornate im Hause der Braut sein Amt verrichtet.

Die Gratulationsredearten, die sowohl jetzt, als auch am Hoch zeitstage ausgesprochen werden, sind dieselben und höchst originell. Erst nimmt der Priester ein Glas Wein, hält es in der Hand und ruft: «Aga (d<as> h<eiBt>: Herr N. N.) dein Auge möge Licht werden (d<as> h<eiBt>: ich gratuliere3 [Ihnen]! Diesen Tag möchte Gott in Ihrem Hause nicht fehlen lassen! Auf einem Kissen mögen die jungen Leute zusammen alt werden! Möge sie Gott nicht bereuen lassen! Mögest du dichvon4 Kinder n und GroBkindern geschmückt sehen! Dem Weihrauchbaume5 gleich mögen die jungen Leute entsprieBen, wachsen, blühen und tausend Früchte tragen! Möge Gott sie nicht nach dem Auge der Feinde machen lassen! (d<as>h<eiBt>: mögen sie so handeln, daB die Feinde nicht schadenfroh sein sollten). 57Wie der Greis Simeonmögen sie alt werden. Möge ihr Eine zu Tausenden /s i c h vermehren (d<as>h<eiBt>: alle ihre Geschäfte einen glücklcheren Ausgang befördern). Das Auge des Feindes möge zerplatzen, und des Freundes froh werden! Die Steine, die sie einrühren sollten, mögen sich in Gold verwandeln! Kein Dorn möge auf ihrem Wege wachsen! Mögen unter ihrem FuBtritte nur Blumen und Gras wachsen! Möge ihr Auge keinen bittern Tag sehen! Oft mögen wir dies Fest in ihrem Hause feiern! Möge Gott sie nicht einem unwürdigen Menschen an die Hände geben! Hausbauer (d<as>h<heiBt>: Menschenkind)! wenn die Sache so weit kommen sollte, warum wolltest du deinen Schweif durchrütteln? Warum kratztest du dich so viel? ( D I e s e R e d e n b e z i e h e n < s I c h > a u f d i e S e h w i r i g k e i t e n , d i e e r b e i d e r B r a u t b e w e r b u n g m a c h t e ).

Sie.4[Enkeln] 5[wohl]rauchbaume. 6 [gleich]?

Warum r i s s e s t du dein Dreschbrett und wolltest durch Berge und Wüsten durchschweifen?a) Du hattest deinen FuB an den Stein gestammt und wolltest dich nicht 58davon losreiBen. Hast du gesehen, wie wir dich auf den Weg geführt haben? Die Welt ist so/gekommen und wird so vergehen. Nicht du al lein bist in der Welt. Du wünschtest deine Stelle schwer z u machen (d<as>h<eiBt>: d i c h n i c h t e r b i t t e n l a s s e n ). Wir haben so einen 2 В о 1 z e n unter dich gelegt, daB du nicht mehr deine Stelle behaupten konntest. Du wolltest dein Mehl teuer verkaufen, aber wie haben wir Staub auf deine Augen angeblasen? Wenn du auch jetzt viel Staub machen würdest, was wirst du dadurch gewinnen? Wir haben unsre Wünsche erfüllt, jetzt gehe, wo du hin willst. Wir haben dich nicht mehr nötig. Wenn du nicht willst, so werden wir wieder daran ziehen. Wenn du willst, n i m m3 deine Tochter zurück, und wir werden unsren Sohn zurücknehmen. Wer einen solchen Schwiegersohn bekommen kann, der muB tausendmal v o r F r e u d e dasRad schlagen, seine besten Ochsen zum Opfer bringen, siebenmal nach Jerusalem walfahrten und zurückkehren, 10 Liter (9 Pf<und>) W e i h 59rauch4 und ebenso viel Lichter in der Kirche brennen, Kreuz/und Evangelium zu Wasser machen und trinkenb), 7 Jahre fasten, 1000 Knie fälle machen. Nein, nein, 7wir werden jetzt dich nicht aus den Händen gehen lassen. Wir werden jetzt dich r e c h t tüchtig ausraupfen, dein Grab zerstören (d<as> h<eiBt>: tüchtig schmausen). Mache deine Weintonnen auf, deine bunten Ochsen bereit<e> zum Schlachten, deinen Geldbeutel leere. Von Noha'sZeit hast du gewiB8 noch Münzen. Was wirst du mit ihnen 9anfangen? Mit ins Grab wirst du nicht nehmen. Die Güter der Welt bleiben wiederum in der Welt. Weh’dem, der nicht iBt und trinkt. Ein Stückchen baumwollenesZeug ist 60unser Teil. Du wirst sterben und auf deinem Grabe sogar wird nicht mal einer ein «Gott mache ihn selig» sagen. /Ziehe deine Fellmüt ze10 von deiner Stirn weg und setze seitwärts nah ans Ohr (wie die Stutzer es machen). Presse nicht dein Rost (d<as> h<eiBt>: das Geld)

a) Bei uns betritt man das Korn, wie bei den Alten. An ein Brett werden zwei Ochsen gespannt, und in der Runde so lange getrieben, bis die Körner heraus und das Stroh in kleine Stücke zerhackt wird. Diese Bretter sind mit Steinen und Eisentücken belegt, um <es >zu z e гschneiden. Junge Ochscen lassen sich nicht gern dazu verwenden und oft reiBen sie das Brett sammt Menschen undziehen davon. Dies Wortspiel beruhft darauf.

b) Dies Wortspiel 5 beruht auf dem Gebrauch der Armenier, daB sie Kreuz, Evangeliumbuch, Reliquien ins Wasser tauchen und es als ein groBes Heilmittel, sowohl für die Seele als auch für den Leib (d<as> h<eiBt>: in Krankheitsfällen) gebrauchen. Eline s c h ö ne Me d i z i n!

1.[nahmst]. 2 [Stannge, Bolzen].3 [nimm Du]. 4 [Wohl]rauch. 5 [beruft sich]. 6 (als]. 7[wird].8 |du gar]. 9[be]fangen. 10Fell[muze].

1zwischen den Fingern. Morgen, den andem Tag wird alles den Hunden und Wölfen zu Teil. Solange w i r leben, müssen wir lustig s e i n. Wer sein Geld erspart, der bereitet dem Teufel eine gute Beute. Wenn du auch tausendmal mit Händen und Kopfe schüttelsl in den Himmel willst, wir werden dennoch dich selbst aus der unterirdischen Welt herausziehen und dich auspressen».

Alle diese Witze muB der arme Brautvater mit Ruhe anhören, und oft s i n d seine Antworten a u c h z i e m l i c h t r e f f e n d2. «Es scheint, meine Herren, pflegt er zu sagen, als ob8 euer Bauch (d<as> h<eiBt>: Magen) in zehn Tagen gar kein Brot geschmeckt 61 hat. Hauszerstörer! Ihr/seid gekommen, um mich zu ruinieren! Ich werde aber euch gut traktieren. Euer Teil ist ein Stückchen tausendjährigen trockenen Brots, ein Handvoll Grütze, ein Stückchen gesalzenen Käse; wollt ihr essen, so könntet ihr, wo nicht, 1 e g t sie unter eure Kissen. Unser FluB hat Wasser genug, ihr könntet solange trinken, daB ihr zerplatzen möchtet.»

Unter solchen Gesprächen unterhalten sich die ganze Zeit, wo jeder immer darum bemüht ist, seine Witze anzubringen, und jedesmal beim Ausleeren der Gläser dieselben Segen und Gratulationen mehr4 oder wenig ausgesprochen, und immer hinzugesetzt wird: «Möget alle lustig und froh leben! Dieser Tag mag auch ihnen zu Teil werden! Unser aller Augen mögen Licht sein! Möge Gott seinen Segen angedeihen lassen!»

Von dieser Zeit an5 trägt die Braut den Schleier und ist mit einem Male verschwunden. 62/ Umsonst schwärmt der arme Bräutigam auf Wegen und Stegen, auf dem Dache6 oder um das Haus herum, wo seine Angebetete atmet Tag und Nacht; vor seinem zornigen Schwiegervater darf er nicht erscheinen. Dazu ist eine besondere Zeremonie nötig, wo man den Schwiegersohn einladet, ihm Geschenke macht, 7auch dann kann er nicht vor ihm mit offenen Augen stehen. Er muB immer mit gesenktem Haupt, wie ein armer Sünder da stehen; er darf nicht mit ihm sprechen. Seine Gedanken äuBert er8 durch Pantomime. Er muB ihm jedesmal, beim Ein und Ausgehen, die Hand küssen, nie mit ihm speisen, nie lachen, nie ein Lebenszeichen von sich geben.

«Nun, Bursche! pflegt oft der Schwiegervater zu sagen, das Glück hat dir 63angelächelt. Dein Stern ist aufgegangen. / Wenn du die ganze Welt umreisen, Himmel und Erde auf einander stürzen und wenn<du> mit Laternen unter dem Meere durchsuchen und in tausend Stücke zerplatzen würdest, so würdest du dennoch nie zum Besitze eines solchen Schatzes g e kommen sein. Meine Tochter ist10 mit Pinsel gebildet. Ihres gleichen gibt es nirgends in der Welt. Denke ordentlich nach, wie du sie behandeln sollst. Du muBt sie wie dein Augenlicht betrach ten. Auf deinen Händen muBt du sie wandeln lassen.

1 [unter]. 2 [so gewürzt, daB man vor Lachen zerplatzen muB]. 3 [ihr]: 4 [und]. 5 [sa<gt>]. 6[des]. 7 [als]. 8 [mit]. 9 [würdest un d wenn du]. 10[den].

Kein Staub hat sie noch gerührt. Ein bitterer Blick von dir gegen sie, so wird dein Ohr allein als das gröBte Stück deines Leibes bleiben (d<as> h<eiBt>: du wirst schon bekommen). Von nun anstehe ich dir hinter<dem> Rücken (d<as> h<eiBt>: ich werde dir helfen). Sollte jemand sich unters tehen, dir ein unfreundliches Wort z u sagen, so werde ich ihm alle 64 32 Zähne mit einem Male in den Bauch hineinschütteln! /Du kennst mich noch wenig, mein Gesagtes ist gesagt, mein Geschriebenes ist geschrieben, mein Ausgestrichenes ist ausgestrichen (d<as> h<eiBt> ich halte Wort). Selbst v оr dem Könige werde ich nicht mein Gesicht1 abwenden. Bewahre Gott, wenn meine Teufel mir wieder in den Kopf kommen sollten (d<as> h<eiBt>: wenn ich ausbre chen2 sollte), dann werde ich weder nach WeiBen, noch nach Schwarzen fragen (d<as>h<eiBt>: ich werde keine Rücksicht nehmen). Wenn er auch ein Prinz wäre, so werde ich ihm die Augen ausstechen. Wenn ich ihn auf der Erde nicht finden sollte, so werde ich ihn im Himmel suchen und der Hölle zur Beute schicken! Ich muB alsdann tot3 in Asche verwandelt sein, wenn eins deiner Haare schief stehen soll. Als ein seelenförderender4 Engel werde ich deinem Widersacher5 sein eigenes Fleisch unter 65seinen Zähnen zum Kauen geben. Das Licht seines/ Auges werde ich wegblasen, 6 seine Seele werde ich ausreiBen, damit er wisse, wer ich sei. Sei gut, fleiBig, mache, daB du auch vom Steine Gold ausarbeiten kannst, damit jeder, der dich sieht, sagen kann: Maschalah! Afar im! Bravo! Heil dem Auge, welches einen solchen Schwiegersohn hat! Im Himmel suchte man ihn und auf der Erde hat man ihn gefunden. Einen solchen muB man mit Licht aussuchen. Seine Mutter hat keinen zweiten geboren. Heil der Mutter, dem Hause einen solchen Sohn zu haben! Heil dem, wer sein Wiegenlied gesungen hat! Möge ihm das Brot, die Milch zum Wohlgedeihen gereichen, die er gesogen hat! Ein Junge ist er nicht, er ist ein 66Lamm. Halt ihn an das Ohr, führe ihn zum Verkauf, er wird keine Silbe aussprechen. Verflucht sei das blinde Glück! Tausend/Jahre muB einer leben, um einen solchen Schwiegersohn zu bekommen. Nur von unsrem Kopfe hat Gott einen solchen7 beraubt. Gott sieht die Berge und alsdann legt seinen Schnee, das Mädchen ist gut, der Bräutigam ist gut, was will man mehr? (d<as> h<eiBt>: mit gebundenen Augen blindlings ins Goldmeer zu versinken)! Jemand verzehrt sein Augenlicht, Leben und Seele verfinstert, die Seele kommt i h m bis zum Munde, bis ein Kind heranwachsen läBt, und dann gibt es einem solchen Hunde zum Fressen, der ihm das Fleisch friBt und das Blut aussaugt. Siehst die Tochter des N.an, beinahe ist sie wie ReiBholz geworden. Ihre Knochen sieht man nun, das Fleisch ihres Gesichts ist verzehrt, die Haut vertrocknet.

1 [zurück kehren]

2 au[f]bre hen

3 [sein]

4 seelen[be]förderender

5 [da]

6 weg[hauchen]

7 [entnommen,d<as> h<eiBt>]

67Statt Brot1 i B t sie Gift. Vom vielen Weinen sind ihr die Augen blind geworden. / Die Steine weinen, wenn sie sie ansehen. Berge und Täler bejammern ihr Schicksal. Möge das Auge des Todes blind werden, daB er nicht so schnell sie wegnimmt. In den Pfoten eines Hundes, als ein gefangener der Tataren, im Feuer der Hölle ist es besser als in Händen eines solchen Mannes».

«Also muBt du, mein lieber Sohn, unser Gesicht vor der Welt rein machen (d<as> h<eiBt>: du muBt uns nicht schämen lassen), damit das Auge des Feindes uns nicht auslacht, damit sie zerbersten mögen. Komm, küsse meine Hand, und sei ein braver Bursch, ich muB deine Stirn nicht verdunkeln sehen2. Du muBt sie immer offen halten.

68 Deine Mütze gespaltet setzen a). Von nun/an kann nicht mal der König dir vorbeigehen. Aus der untensten Erde werde ich für euch Nahrungsmittel verschaffen. Solange ich lebe, kann nicht mal der Vogel über eurem Kopf hinwegfliehen. Sollte ich einmal die Hand aufheben, so wird Tausenden die Seele im Leibe zu Wasser werden. Von jetzt an steht meine Türe dir ofen; aber<m>ein Mädchen muBt du nicht ansehen, sonst werde ich dir die Augen ausstechen und sie dir auf immer wegnehmen. Verwahre meinGesagtes in deinem Sinne. Ich werde euch zueinander führen. Habt ihr meinen Segen erst, dann könnt ihr tun, was ihr wollt. Jetzt muB keiner des andern Stimme hören. Hörst du, Bube, du hast aber schelmische Augen, ich aber ihrer Tausende. Wenn du auch in Träumen was denken soiltest, so werde 69ich es dennoeh er raten. /Vor meinen Augen kann nicht der Satan sich verstecken, von meinen Händen nicht der Vogel wegfliehen; wenn du dich auch unter der Erde verstecken sollst, so werde ich dich aufsuchen» etc.

Den SchluB macht gewöhnlich oft e i n tüchtiger Schlag auf’s Ohr, oder auf Nacken, auch oft ein KuB an die Stirn oder ein Zupfen an’s Ohr, an die Nase, oder auch in Liebeergössen4 faBt der gute Mann mit beiden Händen an den Kopf seines in Schamrot gefärbten Schwiegersohnes und drückt ihn ganz hart5 an6 die В r u s t und liebkost ihn. Prächtige Liebkosungen!

Aber nicht so denkt und handelt die gute Mama, die vor einigen Tagen donnerte. Alle ihre Leckerbissen, ihre Herzensergüsse w erde n für den lieben Schwiegersohn aufbewahrt. Sie träumt nur von ihm. Der Vater ist nicht immer zu Hause, jede günstige Minute wird abgewartet und benutzt, und eins, zwei, drei, so/ ist schon das liebe Kindchen da. Oft lauert 70er im8 Stalle, auf’m Dache, und wirft Apfel oder Blumen auf seine schüchterne Geliebte, sie sieht aber nicht zurück. Kurz, kein Tag vergeht, wo kein Plav,kein Eierkuchen oder andere Näschereien dem Bräutigam vorgelegt werden. Oft liegt die

a) Die Asiaten lieben ihre Fellmütze vorne etwas an der Spitze z uzudrücken. Das ist ein Zeichen eines edlen Anstinds und <der>Galantheit. 1. [ist]. 2 [Deine]. 3 [ein]. 4.[nimmt].5 (sich). 6an[’s SchooB]. 7 [sind]. 8 [stehle].

Mutter aus Liebe mit eigener Hand sie ihm in den Mund, mit den schmeichelnden Ausdrücken: «Mein Augenlicht! Meine Herzenssäule! Ich möchte ein Opfer deiner Augen, deines Kopfes, deiner Seele, deines Gesichts, deines Wuchs<es>, deiner Gestalt werden. Mein Herz will dich lebendig auffressen. Wenn ich dich sehe, so glaube ich1 d i e Sonne gehe mir auf. Ich wünsche um deinen Kopf herumzukreisen. Möge ich deine Schmerzen an mich ziehen. Mein Gesicht ist ein Teppich unter deinen FüBen. Möge Gott meine Seele, mein Leben nehmen und dir siegeben. Meine Seele ist die Wohnung deiner Seele geworden. 71 Wenn du auch mein / Leben begehren willst, so werde ich es dir geben. Jedesmal, wenn du meine Schwelle betrittst, so glaube ich den Himmel in meinem Hause zu sehen. Für deinen Namen möchte ich sterben. Wenn ich mein Herz aufmachen könnte, so wirst du sehen, daB alles Blut darin nurdurch deine Liebe glüht. Wenn du von mir weggehst, so glaube ich, die Wände meines Hauses sind zu Teufeln verwandelt und wollen mich auffressen. Wenn ich einen Tag dich nicht sehe, so glaube ich, die Welt falle in tausend Stücken zusammen. Du bist das Licht meiner Seele, die Lampe meines Herzens. Wenn die Welt an eine andere Welt stossen würde, dein Geruch, dein Geschmack wer wird mir geben? (d<as>h<eiBt> du bist überaus liebenswürdig). Mein Auge verwandelt s i c h zu Wasser, wenn du dich etwas verspätest. Wenn deine Stimme 72 in meinem Ohre klingt, so vergeht mein Sinn, mein Verstand. /Du bist meine Krone, mein Stolz. Im Schlafe und in wachem Zustande sehe ich dich allein. Dein Bild ist so in meinem Herzen abgedruckt worden, daB ich, wenn ich dich eine Stunde n u r nicht sehen würde, so werde ich meine Seele aufgeben. Was ich habe, ist dein, mein Haus, mein Eab und Gut, mein Leben, wir mögen alle unter deinen FüBen ein Opfer werden; ich möchte für die Hand sterben, die dich erzogen und ge tragen hat». Und wenn er ein Zeichen des Ubelbefindens von sich gibt, so wird er tausendmal von ihr geküBt und mit den Worten bedauert: «Mein Auge mag blind werden, o! Steine mögen auf meinen Kopf fallen, meine Seele herausfliehen, in w elche Hölle soll ich gehen, in welches Wasser stürzen? Meine Seele ist nicht in meinen Händen, daB ich sie zum Opfer dir bringen kann. Möge Cott alle deine Krankheiten mir schenken, meine Seele wegnehmen», etc. Und alles dies geschieht mit z rtlicher Umarmung und lautem KuB, wobei auch die Braut gegenwärtig ist./

73 Dies schöne Verhältnis dauert oft einige Tage, oft aber einige Monate und sogar Jahre, alsdann müss <en>von der Seite des Bräutigams Geschenke an groBen Feiertagen, wie z. B. an Ostern und Weihnachten gemacht werden, die gröBtenTeils ausFrüchten und Viktualien bestehen.

Der Hoczeitstag endlich wird auf gegenseitige Zustimmung beider Partien festgesetzt. Man macht Vorbereitungen dazu, wie es allerwärts der Fall ist, man ladet Gäste ein, wenigstens alle Verwandten und die meisten vornehmen Personen und das Schmausen dauert anderwärts auBer Tiflis 3Tage. Die Festlichkeiten beginnen am Abende, in der Regel am Freitag Abend und beiderwärts, sowohl bei der Braut, als auch beim Bräutigam. Sind besondere Gäste und besondere Fröhlichkeiten, 1 wo z u das Signal mit der Musik gegeben wird, die vor der Türe, oder auf’m Dach2 posaunet. Neugierde treibt aus allen Ecken und 74StraBen Menschen alt und groB dahin, und oft ist die Zahl der Fremden viel gröBer als <die>der Gäste. / Wegtreiben kann man sie nicht, es ist nicht gebräuchlich, und sie bekommen oft so viel Essen und Trinken, als die Teilnehmer s e 1 b s t .

Im Hause der Brau t sind eine Menge <von>Frauen versammelt. Sie umgeben die schöne Braut, färben ihre Augen mit schwarzer, ihre Nägel und Finger mit roter Farbe, China genannt, putzen sie aus und flüstern i h r allerhand Gedichte und Witze ins Ohr, die aber ganz unbeweglich dasitzt und bitter weint, wahrscheinlich, weil ihr das elter<liche> Haus zu3 verlassen zu schwer vorkommt. Die Männer treiben in einer groBen Stube, deren Wände oft mit4 allerlei Figuren aus Mehl bezeichnet6, verziert sind, ihre Lust mit Musik, Gesang und Tanz. Sie sitzen längst den Wänden in der Runde und in der Mitte kreuzweise mit untergeschlagenen Вe i n e n. Die Speisen werden оf t in der Mitte des zimmers zubereitet, deren Dampf macht den Gästcn einen guten Appetit. Und so wird die ganze Nacht hindurch geschmaust bis auf den folgenden Tag unter furchtbarem Lärmen und Toben./ 75 Nicht wenig<er> pomphaft geht es im Hause des Bräutigams8 zu. Dieselbe Musik, dieselbe Stellung der Gäste, nur mit dem Unterschiede, daB hier die Hauptperson, der Bräutigam, ganz festlich angezogen, dicht neben an einer Wand mitseinem Kreuzbrudera) auf einemschönen Teppiche, worauf Polster und Kissen liegen, ganz feierlich und ernst dasteht. Er sieht wie ein Stutzeraus, hat sich rasiert, gekämmt, was sonnst monatlich einmal vielleicht geschieht. Um seinen Hals hängen Tücher. Sein Gesicht ist ganz in Purpurrot gefärbt, teils aus Scham, teils auch davon, weil er den Abend vorher in der Badestube gewesen und den Schmutz abgewaschen hat, der jahrelang auf ihm lastete. Der Badebesuch gehört zu einer der wichtigsten Zeremonien, und wen e s in dem Orte9, wo er wohnt, keine Badezimmer gibt, so muB man extra10 dahin reisen, wo eins zu finden ist. Alsdann wird er von einem Haufen а) Kreuzbruderist eine wichtige Person bei den armenischen Hochzeiten. Er muB alle kirchlichen Ausgaben bestreiten, Gäste unterhalten und von nun an wird er als Bluts verwandte von Hause betrachtet. 1 [die mit]. 2 [ihre]. 3 [wer<fen>]. 4 [Mehl]. 5.[mit]. 6 [sind]. 7 [ist]. 8.[her}. 9[Dorfe]. 10.Բնագրում՝expre

76. junger, /lediger Leute seines Alters unter dem4 Schalle der Musik begleitet, die mit ihm unter Schmausen und Schery den Abend yubringen und ihn wieder nach Hause führen. Also ist e r jetzt gany patent. Aber lachen, essen darf er nicht, denn er m u B den folgenden Tag das Abendmahl genieBen, wofür er sich allen entzieht, was Lust und Vergnügen heiBt. Allenfalls kann er dann und wann sityen, yu welchem Behufe Kissen unter ihm stehen. Um destomehr ist der Kreuybruder lautselig und fidel, schneidet Witze, tanzt und ist guter Laune. Die Gäste unterhalten sich mit Tanzen,Singen, Witzen allerlei Art, leeren auf die Gesundheit der Eheleute i h r e G l ä s e r. Oft5 hört man junge Burschen rufen: «Königsknappen! Wessen Schwester soll man umarmen»? «Des Kreuzbruders», erschallt die Antwort aus hundert Kehlen a). Dieser Freudenruf kommt sehr oft vor, und zum Gegenstand der Umarmung 77nennt man/. Schwester und Töchter auch andrer Anverwandten.Oft bekommt der Rufer die Antwort: «Deine Schwester», order: «Dessen Schwester, wer da ruft»!, worauf alle Hände Beifall klatschen und mit lauter Stimme ausrufen: «Ai schabasch! ai schabasch!» (d<as> h<eißt»: Hura!).

Die Witze und Neckereien dieser jungen Leute mit dem Br ä u t i g a m ist ganz eigen. Der Eine ruft: «Ei da! König! Mögest d u auf deinem Trone fest bleiben. Möge dein Schwert scharf und schneidend sein»! Ein Anderer läßt hören: «Ei, warum verhtüllst du deine Augen u n t e r6 deine Mütze. Zieh sie von den Augen weg. Augen und Augenbrauen halt offen. Warum bist<du> wie eine Katze zusammen geschrumpft4? Was sind das fär5 Runze l n auf deiner Stirne. Du bist wie Gewitterwolke verfinstert. Aus deinen Augen fließt ja Rost. Hausbauer! Man fordert ja nicht von dir die Schuld der ganzen Welt. Fürchte nicht. Deine Braut wird niemand dir wegstehlen». Ein dritter fällt ein: «Nein, nein, er glaubt wahrscheinlich, daß sie 78vielleicht blind sei,/hat nur das eine Auge, keine Zunge, ist lahm, bucklig, wahrlich sie ist es nicht, sie hat Augen, wie die Tassen. Haare bis zu Fiüßen» ihr Wuchs ist dem Pappelbaum gleich gerade und schmal, was willst du also mehr, sitze an ihrer Seite und amüsiere dich nur». Ein vier ter geht mit dem Lichte in der Hand dem armen Sünder bis dicht unter die Augen und ruft: «Kommt her, wir wollen recht ihn bei Lichte ansehen, vielleicht ist er vertauscht worden. Wollen wir sehen, ob er Zähne hat, ob er zu beißen versteht. Vielleicht hat man ihm diese Nacht die Zunge abgeschnitten, oder gestohlen, daß er so stumm dasteht und keinen Laut von sich gibt. Dein Herz zittert, nicht wahr? Obwohl dein Mund ganz7vertrocknet ist, so bekommst du doch deine Schöne nicht. Du mußt noch lange fasten. Es ist kein Spaß, eine Frau zu haben. Oder

a) Während der ganzen Hochzeitsfestlichkeiten wird der Bräutigam «König» und die. Braut «Königin» genannt. 1[schale] 2[ruf]3 [mit], 4.zusammengeschr[aubt]. 5. [Furchen], 6 [ab].

79nein, er denkt, wie er sie küssen und umarmen soll, oder fürchtet. Sie wird ihm aus den Händen entwischen. Jetzt wird / er bei sich sagen, was er für Fehler begangen1, wie er seinen Kopf an den Stein gestoßen hat. Laßt ihn in Ruh, er scheint zu weinen. Er ist zu Stein verwandelt. Seine Sorgen sind nicht genug, und ihr wollt sie noch mehr vergrößern. Mag tun, was er will, wir wollen lustig sein. Mag er solange stehen, bis ihm die Seele aufgeht. Wir sind gekommen, um froh zu sein, wer sic h nicht mitfreuen will, mag er in die Hölle gehen. Er wird seinen Anteil dort bekommen, und wir den unsri gen2 hier. Kaum hat sein Auge Licht bekommen, und das fürchtet er, daß andere ihm wegnehmen können. Wer nicht fröhlich sein will, der kann weggehen, Burkanen fressen; wir wollen unseren Kef(d<as> h<eißt>: Lust) treiben», etc.

Der Vater des Bräutigams, wenn er einen hat, traktiert die Gäste, die Mutter besorgt die Wirtschaft, denn der erwünschtu Tag ist ja endlich da, wornach sie so oft seufzend ausrief, indem sie inren Sohn sah. «Wann wird wohl der Tag kommen, wenn ich meine Armel hi 80naufgezogen und die/Vorkehrungen zu deiner Hochzeit treffen werde? Solang<e> möchte ich nicht sterben, daß ich die rote Schnur um dei nen Hals binden werde». Zu ihrem Sohn kommt sie nicht; sie ist zu be schäftigt, ist um die Küche, oft mußsie den jungen Leuten ihre Schüssel voll gießen, womit die letztern beständig zu ihr hinlaufen und sie bitten, auch ihnen Anteil3 davon zu geben, denn mit den Alten dürfen sie nicht sitzen. Ein Frauenzimmer darf sich im Zimmer nicht zeigen. «Möge dein Auge Licht werden, Patin, rufen alle4 Bekannte, zu guter Stunde (d<as> h<eißt^>: zum Glücke) möge dies sein; Möge Gott dem neuen Bräutigam einen Tag zu Tausenden machen. Der Rauch deines Hauses möge nicht aufhören. Viele Jahre mögest du diesen Tag erleben»! «Möge dein Auge leben, erwidert sie lautselig, das Himmelreich sei dir zum Teil; deine Kinder mögen lange leben, möge Gott euch auch dieser Herrlichkeit würdigen, mögen wir auch deinem Sohn die rote Schnur umbinden; wieviel sich euer Herz für mich freut, möge Gott auch euch soviel Freude 81machen; mein Haus, mein Wohnort, meine Kinder mögen dir zum / Peschkasch(d<as> h<eißt>: Geschenk), werden. Euer Fuß möge Segen in mein Haus bringen. Möge Cott auch euren Wunsch zu Ziele führen» etc.

So vird die ganze Nacht hindurch geschmaust und gepoltert. Viele Gäste schlafen dort. Am folgenden Tage früh des Morgens tönt wieder die Musik. Der Bräutigam muß ins Haus seiner Braut geführt werden. Dies geschieht ungefähr um 10 Uhr des Vormittags. Er wird begleitet von einem Schwarm von Menschen jeden Alters unter dem Schalle der Musik, und Schritt vor Schritt<e>. Die Eltern und<die> al te Gäste bleihen heim.

1. [hat]. 2 unsr[er]. 3 [von]4 [Gäste].

Endlich ersiheint der König vor dem Hause seiner Geliebten, er bleibt aber bei der Hauspforte stehen und kommt nicht herein. Was steht er da, er muß machen, daß er schnell zum Ziele kommen kann, so denkt ein Fremder, aber es hat seine Gründe. Der Schwiegervater muß nämlich seinen Fußtritt an seine Schwelle mit einem Geschenk bewillkommen. Der Kreuzbruder nimmt die Sprache; er droht das Haus zu zerstören, wenn sein König schlecht aufgenommen werden soll./

82 «Mein weißer fetter Ochse sei zum Opfer», ruft er endlich. Der König bleibt stehen und macht keine Bewegung. «Hast du einen Ochsen, so pflege damit deinen Acker, bind ihn in deinem Stalle, damit er noch fetter wird», erwidert im Zorne der Kreuzbruder. «Mit einem Ochsen will er seinen Schwiegersohn aufnehmen», hohnlachen alle Anwesenden. «König, du siehst, welche Ehre man dir zeigt, komm, wir wollen zurückgehen», donnert der Kreuzbruder. «Geduldet euch eine Weile, vielleicht wird sein Herz sich eröffnen», rufen die Anwesenden. «Nun, Onkel, schüttle deinen Beutel a u s , Geiz taugt1 zu nichts,<man darf2>dem Schwiegersohn nicht so eine Ehrezeigen, sonst werden wir unsre Braut mit Gewalt herausziehen und mitschleppen, ohne deine Schwelle zu betreten», pochen die Königsknappen. Endlich ruft mit Unwillen der gute2 Mann: «Mein weißesPferd oder fünf Tonnen Wein, oder gar einen Teil meines Gartens ist Peschkasch»lDann ruft alles jauchzend: «Möge es dir wohlergehen! wohlergehen»! mehreremal 83 und der Zug rückt hinein3, an der S p i t z e /der Kreuzbruder. Im Hofe erscheint die Brautmutter mit Konfekten, steckt ein Stückchen Zucker d e m B r ä u t i g a m i n d e n M u n d, oder irgend andres, bindet zwei seidene Tücher um seinen Hals und zwei dem Kreuzbruder kreuzweise, umarmt sie, küßt sie, gibt Zuckerwasser zum Trinken und4 fängt sie zu tanzen a n; wenn sie aufgehört hat, küßt sie sie wieder und tritt beiseite ihr folgt der Schwiegervater, wenn er auch ein Greis von 90 Jahren5 ist und läßt seine Beine tüchtig wirken; ihm folgen andere Anverwandte, und diese ganze6 Fröhlichkeit dauert ungefähr ein<e> halbe Stunde, wobei alles Volk jauchzt und schreit aus vollem Hals. Alsdann rücken sie weiter hinein ins Haus, wo abermals getanzt wird und wenn alles aus ist, s o s c h a 1 1 t mit dem Aufhören der Musik: «Gott möge segnen»!

Der König wird an eine, für ihn nach der vorigen Art bestimmte Stelle geführt. Jetzt erscheint der Priester, segnet mit Kreuz und Evangeliumbuche die Kleider der Braut, die in einem andern Nebenzim 84 mer unter Frauen steckt. Nachdem wird sie angezogen / und nun tritt der Kreuzbruder zu ihr ins Zimmer und unter Scherz und Witze bindet ihr den Gürtel, welches Geschäft kein anderer tun darf. «Halt dein

Herz fest, sei frohen Mutes, wir führen dich nicht zum Tode, sondern zur Frauung[?]. Einen solchen Bräutigam hast du gefunden, welcher in der ganzen Welt der einzige ist» etc. Nun wird sie herausgeführt, die Mutter schluchzt io einem Winkel, man führt sie zum Bräutigam, wie eine Stockblinde, denn von ihr<em> Gesicht sieht man keine Spur, sie ist mit weißem Tuch umhüllt, wie eine Mumie, um den Kopf herum ist ein hellrotes Tuch gebunden. Nicht ihr Hemd, nein, sondern ein Janges Tuch, Krakaschygenannt, wird ihr gegeben, dessen ein Ende sie, und das ardere der Bräutigam halten1 und sie als eine Blinde mitführen muß. Jetzt erscheint der Vater und gibt seinen Segen unter Tränen und 85Schluchzen. «Geht hin, meine Kinder, der Segen Abraham's Isahak'sundJakob´ssei auf euch, der Segen / 2aller Propheten, Apostel und Heiligen ruhe auf euch. Gabriel'sMund3 möge euch segnen. Gottes Auge sei auf euch immer mild. Ihren gesäeten Dorn möge zu Gold verwandeln. Von nun an ist mein Tag finster. Weder mein Auge Licht sehen, noch mein Mund Geschmack spüren <wird>. Meine Herzensfreu de, meines Hauses Licht warst du. So oft ich die Stelle erblicken wer de, wo du gewandert 4b i s t, wird in meinem Auge Dorn wachsen. Mein Gegessenes wird nicht gegessen5, mein Getrunkenes wird nicht getrunken sein. Gehet hin, Gott sei mit euch; wenn ich sterben werde, so wirft wenigstens ein Handvoll Erde auf mein Gesicht». Dies alles und tausend andere Reden spricht der Vater mit wahrhaft innigster Rührung, denn lange wird er seine Tochter nicht mehr sehen, wenn sie auch in demselben Orte wohnt..

Nun zieht alles nach der Kirche. denn es ist 12 Uhr. Die armen El tern der Braut und 88alle ihre Anverwandten sitzen in Trauer. / Mit lau tem Weinen begleiten sie ihre Tochter aus der Schwelle und dann Adieu! nicht mal b i s nach der Kirche können sie mitgehen. Nur diejenige Frau begleitet sie am Arm, die ihr die Finger färbte und auf der andern Seite ihr Bruder. Die Musikanten ziehen vorne, ihnen folgen die Knappen, in ihrer Mitte der König mit seinem Kreuzbruder und ungefähr 2 Fuß weit die arme Braut. Sie sieht aber nichts, das lange Tuch deutet ihr, wo ihr Geliebte hinschreitet und an gefährlichen Stellen wird <sie> von der erwähnten Frau und ihrem Bruder gehoben. Schritt von Schritt wandert man hin. Junge Leute treiben ihre Lust mit Schießen, Schreien, und dem Radschlagen. Andere stellen Wettrennen an auf’n Pferden, indem sie6 Stocke aufeinander 87werfen und endlich, endlich muß sich die Mutter Kirche ihre Arnie eröffnen, / um sie auf ewig zu verbinden, aber auch hier steht der Dämon mit trotziger Hand ihnen entgegen, und die Kirchentüre wird geschlossen, wenn es auch sehr kalt ist. Es handelt sich nämlich darum, auch die Kirchendiener, den Stuhl zu Etschmiadsin und die Kirche selbst gehörig zu honorie ren. Ein Tribut ist zum Ankauf des Lichtes, Weihrauches etc. Eines fürEtschmiadsin, ein anderes für den Priester, ein viertes für die Kirchendiener, und dies 1 [muß] 2[der ] 3 [mach] 4 [hast] 5 [ein] 6 [mit]

alles muß der Kreuzbruder aus seiner Tasche bestreiten. Stundenlang wird verhandelt. 15 20 Rub<el> Silb<er> reichen hin. Aus Mitleiden macht der Kreuzbruder der Sache ein Ende, und mit dem Liede «Mache die Türe deiner Gnade u n s auf und würdige uns den verklärten Wohnungen deiner Heiligen» etc. treten die Glücklichen hinein in den heiligen Tempel, den man leider zur Kaufbude 88gemacht hat!/ Lichter brennen auf’ dem Altare, Evangelienbücher und Kreuze schmücken ihn aus. Die Brautleute werden von einander getrennt und müssen Beichte halten. Nachdem werden sie vor den Altar geführt,und der Priester in seinem Ornate nimmt die Hand der Braut, gibt dem Bräutigam mit dem Spruche aus der Bibel: «Und Gott nahm die Hand von Eva,gab sie2 dem Adamund sprach: das ist ein Knochen von deinem Knochen, ein Leib von deinem Leibe, dieses wird deine Frau heißen, weil sie vom Manne gebildet wurde». Nun fragt der Priester, da sie einmal den Beschluß gefaßt haben, Mann und Frau zu sein, werden sie wohl alsdann einander lieben und treu bleiben werden? Diese Frage wird dreimal 89wiederholt, und dreimal muß der Bräutigam «Ja» sagen, und die Braut mit dem Kopfe nicken, was so heißt als «Ja». Dann fängt er alle die Krankheits und Unglücksfälle herzuzählen, / die im gemeinen Leben geben, wofür sie aber geloben müssen, alle gemeinschaftlich zu ertragen und nie voneinander sich trennen lassen. Während dieser Zeit wird die RoteSchnur4gedreht, welche nach <h e r>der Priester nimmt und die eine um den Hals des Bräutigams und die andere <um den>der Braut zum Zeichen der Unschuld 5b i n d e t und mit Wachs befestigt, die aber a u ß e r i h m keiner wieder auflösen darf, was oft an demselben Tage, oft aber nach drei Tagen geschieht, ohne7 welche das Ehepaar nie sich verbinden darf, solange die Schnur steht.

Alsdann führt man sie dicht vor den Altar, stellt man sie gegen einander, Kopf an Kopf, der Kreuzbruder hält sein Schwert8 auf ihren Köpfen ganz entblößt und die Kirchendiener und9 Priester verrichten ihr Amt mit Lesen der Psalmen, Gebete, Bibelstellen, aber solche, 90die darauf Bezug haben. Inzwischen / wechselt der Priester ihre Ringe, und am Schlusse gibt man dem Ehepaar ein Gias Wein, wovon erst der Bräutigam, dann die Braut trinken müssen, worauf ein lautes «Gott möge segnen»! der Anwesenden der ganzen Geschichte ein Ende macht.

Das Zeichen hat man gegeben. Die Musik schallt vor der Kirche und alles zieht in derselben Ordnung und Prozession nach dem Hause des Bräutigams. Auf allen Dächern stehen gruppenweise Zuschauer. Oft zeigen Taschenspieler ihre Künste, oft tanzen wechselweise be kannte Personen, welchen man aber nicht einen Tanz,

1 [Wein]. 2 [zu]. 3 [sie], 4 [geflochten]. 5 [gebunden]. 6 [als der Priester selbst]. 7 [den]. 8 [über]. 9 [die].

sondern v i e 1 m e h r ein Springen nennen kann. Denn, indem sie gehen, springen sie immer weiter. U n t e r w e g s w e r d e n v o n b e k a n n t e n P e r s o n e n S c h a f e o d e r K ä l b e r a u f d e m W e g e g e s ch l 128 a c h t e t, d e n d a s B r a u t p a a r g e h t, u n d d a s F l e I s c h i n s H a u s d e s В r ä u t i g a m s g e b r a c h t.

Vor dem Hause begegnet dem jungen Ehepaar die Mutter des Bräu tigams, tanzt, 91umarmt und küßt seine Schwiegertochter / und führt sie an ihre Stelle. Nun geht das eigentliche Schmausen und Toben vor sich her. Aber, wie gesagt, kein Frauenzimmer mischt sich in die Sache. Männer tun alles, sie tanzen entweder einzeln, oder zusammen. Der Zusammentanz ist wahrlich ein Prügeltanz, denn 15 20 Personen halten sich Hand in Hand und bilden einen Kreis, nur der erste Mann steht frei, das ist der Meister. Die Hände halten sie hoch und im ziemlich richtigen Takt zieht der Meister seine Tänzer mit. Sie schaukeln mit dem ganzen Körper erst rechts, dann links und dann machen sie einen gewaltigen Sprung. Der Haupttänzer kauert, steht auf, macht mit seinen Füßen allerlei1 Faxen und mit dem großen Stocke, den er in der Hand hat2, sucht seinen Nachbar recht tüchtig mitzunehmen, zu schlagen, der auch aus Vorsicht wiederum die andern weiter forttreibt, 92damit er der Prügelsache entgehen kann. Oft aber bekommt er sie recht gehörig. / Von einzelnen Personen sammelt man Geld, was denMusikanten gehört. Und so wird auch dieser Abend verlebt unter derselben Art <Von> Witzen, die ich beschrieben habe.

Am folgenden Tage, ungefähr um 3 Uhr des Nachmittags, versam melt sich das Volk auf das Dach des Hauses und unter dem Schall der Musik und<des> Jubels <werden> Hühner auf folgende Art geschlachtet. Man stellt sich um die Offnung des Hauses rundheruma), der Kreuzbruder hält seinSchwert über dieselbe entblößt. <Man>hält die Hühner lebendig an Füßen und Flügeln, schlägt den Hals auf die Schneide des Schwerts und wirft Kopf und Rumpf zusammen durch die Offnung hinein. und am Abend laßt man sie sich gut 93schmecken. Manche lassen an diesem Abend / Geschenke für die jungen Eheleute sammeln. Dann muß ein jeder Gast, der einigermaßen Anstand hat, seinen Anteil beitragen. Das kostbarste Geschenk macht der Kreuzbruder; es ist ein Ring, ein seidenes Kleid, etc. Man sieht also, daß es ein ziemlich saueres Amt ist, Kreuzbnuder zu sein. Halt! Geduld! er bekommt alles dies nachher baar bezahlt. Denn nach einiger Zeit muß der Bräutigam ein reiches Geschenk ins Haus schicken.

a) Bei uns haben die Häuser cben am Dache grade in der Mitte eine Offnung, wo durch das Licht hineinfällt, natülich auch Regen und Schnee!

1 [Fachsen]. 2 [schlägt].

An diesem Abend 1w i r d die roteSchunraufgelöst, und alles geht auseinander. Nach drei, vier Monaten kann erst die junge Frau ihre Eltern besuchen und sich durch 3 4 wöchentlichen Aufenthalt bei ihnen etwas Lust machen. Auch ihre Schwiegereltern müssen ihr Geschenke machen, um ihrGesicht zu sehen, ohne<es>dürfen sie nicht, man nennt es Eresbazuk(d<as> h<eißt>: zum Gesichtssehen)./

94 Meine Leser werdem unwillig darüber <erstaunt> sein, daß ich aus Tiflis mit einem Male nach anderen Gegenden hinzog, und jetzt erst wieder zurückkomme. Ich wollte nämlich einen Begriff davon geben, wie sonst diese Gebräuche anderwärts in Asien 2w a r e n und noch jetzt si nd, um dadurch den Großen Abstand zwischen denen und den Hochzeitsgebräuchen in Tiflis [z u z e i g e n] 3und zugleich es z u beweisen, wie schnell diese Stadt europäisiert ist, und verwickelte mich in eine ungeheure Reihenfolge von Dingen, die vielleicht insofern interessant sein können, weil sie neu und national sind. Also wieder nach Tiflis, 4unsrem ersten Standpunkte, und wie willkommen es den Europäern sein muß, wenn sie sehen, wie schnell ihre Produkte sich hier verbreiten und welche Hoffnung schimmert uns in der Zukunft!./

95 Auch in Tiflis hatte vor einigen zehn Jahren das weibliche Geschlecht ein schönes Los und ihren wahren Wert! Auch hier suchte man mit Entzücken seine Kinder so früh als möglich zu verehelichen, um die schönen Jugendjahre im Familienkreise zu zubringen und sich von Kindern und Großkindern umringt zu sehen, welcher Trieb nur dort statthaben kann, wo die Menschen noch unverdorben, rein an Sitten, einfach an Bedürfnissen, zufrieden mit dem, was der Himmel gibt, nur ihren Herzenswünschen folgen und sich nicht graues Haar wachsen lassen, was5 in der Zukunft sein wird.

Wie ganz anders ist aber jetzt! Was gibt <es> da, im des Nachbars Hause? Man hört 6we h k 1 a ge n, fluchen und Gott lästern. Bei einem Toten weint man, also, das ist <aber> nicht 96ein Todesfall. Zank und Streit kann es/nicht sein, denn die Frauen dürfen hier nicht mit ihren Männern so laut sprechen. «Möge sie des Satans Anteil werden! Wenig Unglück hatten wir, jetzt kommt ein neues zu. Wenn Gott jemanden strafen will, so kann keine größere Strafe ihm7 geben, a 1 s diese. Ach! Wenn sie dcch jetzt sterben möchte, damit wir sie so frisch unter die Erde stecken könnten»! hört man sagen. Gehe als Freund ins Haus, ein verzweifelungsvolles8 Grauen malt sich auf den Gesichtern aller!!«Was gibt es hier?», fragst du aus Teilnahme. «Ach! Was sonst, wir müssen alle zusammen ins Wasser stürzen. Dieser Tag sollte für uns sich verfinstern, denn <denn> bei uns i s t eine Tochtergeboren.Man kann sie weder töten, noch ins Wasser werfen»./

97 Man wird vor Entsetzen behen, nicht w a hr? und ein solches Volk entweder

1 [werden] 2 [is] 3 [und] 4 [nach] 5 [am] 6 [schimpfen und] 7 [nicht] 8 verzweifelungs[artiges]

verachten, oder bemitleiden, aber die Sache1 läßt sich ganz einfach erklären. 200 1000 7000 10.000 Rub<el> Sil<ber> mit ebensoviel beinah Kostbarkeiten bereit zu halten, um seine Tochter an den Mann zu bringen, ist wahrlich kein Spaß, und zwar für Tiflis, wo alles um das dreifachste teuer ist, als anderwärts. Wo wenige so glücklich sind, durch Handel und Pacht, oder auf unerlaubtem Wege sich so viel Vermögen zu erwerben, um davon Familien zu ernähren, Kinder zu erziehen, deren Nutzen ein jeder jetzt sehr wohl einsieht, und aus allen Kräften strebt, sie gut unterrichten zu lassen, Töchterzu verheiraten und wenn es angeht, was ein jeder vernünftiger Mensch wohl tun wird, auch für die schwarzenTage etwas zu hinterlassen! Wo2 Gewerbe, Kultur, Landbau, selbst der Handel in einer so niedrigen 98Stufestehen. Wo nichts einheimisches erzeugt wird, als we nig Korn, Wein und ande/re Viktualien, nichts vom Lande ausgeführt, aber um destomehr alles Geld auf Nowogorod'schen Leipziger Jahr märkte und in Hamburg und London zusammenverscharrt wird. Wo das Volk nicht im Stande ist, seine nötigen Hausmittel sowohl zur Bekleidung seiner Familie, als auch zur Ernährung derselben selbst3 hervorzubringen, sondern alles, aber auch das Klein[ig]ste für baares Geld anschaffen muß. Und wo endlich alles, selbst der gemeinste Mann dernachstrebt, sein Hab und Gut hingibt, um чиновник(Beamter) zu sein, einen Orden zu haben und folglich gut leben und große Ansprüche machen will und natürlicherweise eine Hausfrau haben will, deren Kapital z u verzinsen, davonzuleben, und sogar sich zu bereichern sucht. Ja, Tiflis ist dafür so in Ruf 99gekommen, daß manche Taugenichts, die anderwärts keinen Heller zu verdienen verstehen, extra hierher reisen, um eine Partie zu machen. /Und mancher Bösewicht, nachdem er sein durch Heirat erworbenes Vermögen durchgebracht und durch seinen liederlichen Lebensmangel soweit gekommen ist, daß er nicht mehr sich erhalten kann, verläßt Frau und Kinder <in> Elend undSchulden und ist mit Sack und Pack davon, und nachher[?] sogar, was noch schändlicher ist, nachdem sein Geld in der Tasche hat, 4mit Saufbolden, Kartenspielern und allerhand gemeinem Gesindel in Orten sein Leben vergeudet, wo Höllengeister nisten, und Familie und Kinder oft, ja auch immer, ohne die allerkargsten Nahrungsmittel laßt und nur um Mitternacht vieleicht, oft auch viel später, wie ein Teufel unter seiner Familie5 mit Sausen und Brausen erscheint, wovon Wände und Diele beben.

Tiflis, sage ich wiederum, wo dieMoralitätso tief versunken, Liebe und Gemeingeist völlig vcrschwunden, Ehrlosigkeit, Falschheit so 100 Uberhand genommen hat, daß leibliche Brüder / gegenseitig s i c h zu Grunde richten wollen, Eltern und Kinder einander z U 1 [ist]. 2 [die]. 3 [zu]. < [sich]. 4[sich] 5 (er<scheint>] 6[er]beben.

ruinieren suchen, und keine Stimme vom Himmel, keine Religions und Gewissenslehre auf das arme menschliche Herz wirken, wo die göttlichen Lehren 1des Christentums durch den allzugemeinen Lebenswandel i h r e n W e r t v e r l o r e n u n d uns in einer maschin <en> mäßigen Form angewandt und gepla<p>pert werden, und man in der Kirche mehr lacht, schimpft, gahnt und von gemeinen Dingen, wie von Heirat, Spekulation und allerhand Schmutz spricht, als betet, wie ist es möglich, 2da irgend etwas Gutes zu erwarten? Sprechen <Sie> diesen armen Mann hier<an>, dessen melancholische Stimmung und jammervolles Aussehen Ihr Mitleid erregt. Fragen Sie nach der Ursa che seiner Niedergeschlagenheit. «In welches Wasser muß ich mich stürzen, in welche Ecke der Hölle muß ich gehen, sehen Sie um allerheiligen Willen diesen Mann da, er hat 1000, 5000, 10,000 Rub<el> Sil <ber> von 101mir geliehen. Seinen Wechsel / habe ich in der Tasche, viele Jahre sind schon verlaufen, ich fordere den zehnten Teil von meinem Kapital, und er spottet sogar über mich, halt mich zum Narren. Hat zehn andere, wie mich, beschummelt, falschen Bankrotgemacht, sein Geld andern gegeben, hält Kutsche, Pferde, lebt wie ein König, und ich, um mein ganzes Vermögen gekommen, muß verhungern und meine schrecklichen Tage bejammern. Wird das Gott angenehm sein»? Was weint diese arme Frau hier, das Papier in der Hand? Sie bittet um Hil fe, denn sie versteht nicht russisch, und ist eine Witwe, der Mann ist längst gestorben, Vermögen, Güter hinterlassen, alles 3i s t in Hände des Vormundes gekommen und er hat falsche Papiere gemacht, ihr Ver mögen sich angeeignet, schmeißt sie von ihrem Hause 102heraus. Die Kinder leiden Hunger4, viele Jahre treibt <sie> sich horum und / kann gar nichts machen! Was ist das in der Nachbarschaft für Wehklagen und Streit? Treten sie herein, <da liegt>eine Leiche5. Alles reißt sich das Haar6 vom Kopfe, doch das Kirchengebühr wird nicht gehörig be zahlt, um seine Seele aus der Hölle zu retten und daher muß sie solange da liegen, bis die Habsucht des Kirchengesindels gestillt wird. Be trachten sie um Gottes Willen diesen Priester, wie er unwürdig sich mit einem seiner Gemeindeglieder benimmt. Sie fluchen und schimpfen aufeinander. Treten sie näher, und sie werden hören, daß der Mann heiraten will und für die Trauung 5 Dukaten geben will, aber der Priester fordert das Doppeltc!) /

103 Pfui!! Alles durstet nach Geld, und also man heiratet auch für Geld. Mögen nun die Dichter ihre Köpfe zerbersten, daß das Familienglück das schönste auf der Erde7, daß <der> Mädchenblick himmlisch, daß Liebe ein Götterfunken im Menschenherzen sei, mit nichten. Unsre Dichter, die wir, Gott sei Dank! nicht haben, müssen singen: Geld das Heiligste

auf Erden, das grofite Erdengli'ick, das beste Heilmittel, um, wie man Lei uns sehr rich tig sagt, Paradies und Hoile [m i t G o l d ) z u к a u f e n, 1die ganze Welt umzubilden, 2sie zu zerstoren und wieder zu bauen seil!

Elire und Lob noch iminer der hiesigen Kaufmannschaft, die un ter solchen, wahrlich grau^enhaften Umstanden noch so viel Edelsinn und Merschlichkeit besitzt, manchen 104Verungliickten liilfreich die Hand zu reichen, sich immer so verhalt, daft3/ unter giinstigen Umstanden sehr viel Gutes von ihnen zu erwarten ist. Wo ein nichtswiirdiger Kerl seine Sprache, seine Nationalitat mit FiiBen betritt, da steht der Kaufmann mit festem Willen, seine Kinder in seiner Muttersprache erziehen zu lassen*) und geht oft selbst ungebeten ins Haus einer jam mervollen Witwe, nimmt seine Tochter zur Frau und unterhalt die ganze Familie selbst. Ater solche Beispiele des Edelmuts sind hochst selten, und doch heiraten muB man, denn ein Hiesiger ist viel eher willig seine Tochter in der Gefangenschaft zu wissen, sie lebendigzu vergraten, sie<ju^>toten geradezu, als sie zu Dienste ineinem fremden Hause 105abzugeben, wenn er auch der armste Mann ist. Zu Hause kann er sie nicht halten, sobaid sie ihr 14 tes Jahr erreicht hat. Denngelernt/ hat sie nichts, um sich mit der Lektiire zu beschaftigen, Handarbeiten versteht sie sehr miserabel. Erziehung hat sie nicht genossen, um zu wissen, was Fertigkeit, Sittenreinheit und Frommigkeit sei. Unter Zwang und groben Einwirkungen ist sie herangewachsen. Das siid liche Klima und das alltagliche Geschwatz ihrer Nachbarn und Eltern machen ihre Leidenschaften allzufruh rege, der Vater muB4 friih Morgens bis Abends spat in der Bude sitzen, um ein Paar Kopeken zusam menzutringen; junge, lustige Bruder kreuzen sich Tag und Nazht um her; was ist natiirlicher als den Apfel zu beifien, dessen Geschmack selbst unsre erste Mutter liistern ma:hte?

Also ailes wartet darauf mit Sehnsucht zu horen, wo ein junger Mann steckt, sei e r auch, wenn er wolle, Mittel zur Nahrung besasse oder nicht, ein Schurke, oder ein Engel sei, das ist alles eins, wenn man nur seiner miserabelen Last5 losw erden konnte, dann ist 106alleseins. DerMann mt Вdafiir / scrgen, sagt ja die Bibel, und Vater und xMutter verlassen und seiner Frau nachgehen! Vornehme und Reiche suchen ihresglei chen, namentlich Beamte und Ordcnstrager, wofilr sie auch tiichtig bezahien miissen, denn ein solcher Eursche fragt ja erst nach dem,wa? man gebe, und wenn keine befriedigei de Antuort darauf folgt, so sagt er ganz patzig, er wolle ncch nicht heiraten, was kunne er w оh 1 mit so einem Esehpack anfangen. Die Eltern konnen die FiiBe ihrer Tochter6 in ihre eigene Augen stechen! Daher tritt ein etwas anstandig; |? jGekleideter in die Kirche, oder geht zufallig einer StraEe vorbei, oder ist ungliicklicherweise bei ir gendeinem Gastmahle eingeladen, so

1 [und]. 2 [zer<stcren >]. 3[esj. 4 [des]. 5 [ficij. c [und]. 7 [wohlpnstandig.

schwcbt sein Glücksengel urn ihn Tag und Nacht, ohne er da\on träumt. 1st es aber atch sein eigener Wille zu heiraten.so braucht er einige mal die Kirchen zu besuchen und grade vor den Frauen zu stehen, die in der Regel bei uns westlichen Teil derselben zum/ 107Besitz haben; glücklich, wenn er auch dabei einen gestick ten Kragen hat, dann ist er sarnmt mit seiner Uniform ini Paradiese der Herzen aller da anwesenden Frauen. Wie e i n elekt<^r^>ischer Schlag geht das erste Entziicken durch1 alle frommen Sch wester, die groBten teils deshalb des Gottes Haus besuchen, um ihre Tagesneuig keiten und ramentlich ihre Heiratsgliicke einander mitzuteilen, da sie zum Gliicke von alien denen, was in der Kirche vorgeht, keinen Sinn, ja, kein Wort verstehen und nur bei bestimmten Zeremonien, die sie wohl bemerkt haben, ihre Kniefalle, ihr Kreuzschlagen ganz gedan kenlos verrichten mit dem ungewohnten Zurufe: «Herr, ich habe|?]Dir gesiindigt 1 Gott vertilge meine Siinden! Ich bin der Staub Deines Fu Bcs, stosse mich nicht zuriick. Mein Gesicht sei unter Deinem Fufiel Herr! Ich mcchte DeinerGnade sterben. Ich bin ein Hund Deiner FiiBe, verschmahe2nicht meine Nahrungsmittel! Wiirdige mich Deinem Him 108 melreiche und Deinem Angesicht! Du hast mich/erschaffen, richte daher mich nicht zu Grunde» etc. Sie schlagen dabei<^an^>ihre Brust so hart, haben einen solchen Blick in die Hohe, daB man glauben sollte, sie sei en3 die Seligkeit selbst. Dies ist aber nur dann der Fall, wenn das Evangel ium gelesen4, oder die Sakristei gezeigt wird, oder der die Messe hal tende Priester durch die Kirche geht, wobei al les Volk ihm die Hand kiifit, und ein Paar Kopeken in den Teller gelegt wird, der hinter ihm getragen wird, und dafur muB er die Seelen ihrer Verstorbenen erwah nen. Daher jeder, wer seine Hand kiiBt, setzt gleich hinzu: «Erwahne uns vor dem unsterblichen Lamme Gottes», und der Priester jedesmal hinzusetzt: «Seid ihr erwahnt vor dem unsterblichen Sohne Gottes». Aber al les dies sind ausgelernte, von Kindheitsbeinen eingepragte Fra sen, wovon weder der Priester, noch die Gemeinde den Sinn verstehen5 .

Nun ist endlich der largweilige Priester hinter dem Vorhange, der in alien armenischen 109Kirchen am Altare vor der Sakristei ab und zu/ JOJ auf und zuriickgezogen wird. Jetzt werden von andern Kirchendie nern und Priestern Psalmen, aus Propheten oder andere Gebete gele sen oder gesungen. Dicse sind gleichgiiltige Dinge. Die Manner sitzen und plaudern mit untergeschlagenen Beinen, alte Witwen gahnen, schlafen oder sehen gedankenlos hin und her, um destomehr sind aber die licben, sergsamen Mutter darum bemiiht, den Ritter, der noch durch keine romantischen Taten sich ausgezeichnet hat und nur durch seine lumpige Uniform aller Augen so verblendet6, ge nauer zu betrachten.

1 [die]

2 Բնագրում՝vcrschmihlere.

3 [in].

4 [wild].

5Բնագրում ՝ veistcht

6 [nach]

«Wer mag das wohl sein, lispelt ganz entzuckt <eine Fraxf>, die aber ihre Freuden zu unterdriicken sucht, das erste Mai sehe ich ihn. Gott sei gelobt! Alle neuen (fremde.i) Menschen kommen in unser Land. Er ist nicht einem Hiesigen gleich. Er ist einem Astarchaner gleich, doch nein, er scheint Kurawasser getrunken zu haben; denn siehst du nicht, welchen geraden Wuchs, welche schwarzen Augen, welchen schmalen Mund er hat? 110Fast scheint er ein Bild zu sein, wie von Wachs gezogen. / Wenn du micii liebst, siehe ihn recht an! mir scheint, als ob ein Engel da steht, sogefallt er in meinen Augen. Nein, er kann nicht ein Hiesiger sein; es komrnt mir vor, als ober erst kiirz lich von Chos [?] gekommen ist. Siehe die Apalette (Epoletten)an! dein Haus moge nicht zerstort werden, er hat auch Kreuz. Die Brust ist ganz vol I. Er muB vor der Ture (bei) des Obcrbefehlshaber<s^> sein, oder Regimentschef. Wenn er ein Zlvilbeamter ist. Er muB ein Sekretar,oder Rat sein. Wie schon steht ihm die Uniform an! Er scheint, als ob er darin gegossen ware. Um Gottes Willeri, ist er nicht ein schoner Mensch? Fast glaube ich, er sei ein Prinz. Wer er auch sein mag, er ist ein Kreuzanbeter (Christ), moge Go it ihn noch groBeren Ehren wiirdig machen. Was kann es uus schaden? Gebe Gott, daB alle Menschen ein Stiickchen Brot ha

mocnten. M3ge Gott alien Armenisch Christen gnadig sein, und ihreswegen auch u;is! 111Moge Gott Hi ihm seinen Vater und <seine> Mutter /schenken! Heil dem Auge, welches einen solchen Sohn hat. Das einmal ihn Anseiien ist die ganze Welt wert. Eesser, einen Sohn zu haben, aber einen tiichtigen. Die Jugend unsres Landes ist doch nicht Jugend. Welchen Weg er auch gekcmmen mag, moge Gott ihn auf demselben wieder zuriickfuhren! aber seine Gestalt d a t mir so gefallen, daB ich glauben wtirde, man hat mir die ganze Welt geschenkt, wenn ich nur wiiBte, wer er sei»! etc.

«Moge sein Auge zerplatzen! Meine Geschafte (Sorgen) sind <jiicht> wenig, und ich muB an einen solchen Kerl den ken?» versetzt eine an dere, indem sie die andere durch Gleichgiiltigkeit uberzeiigen will, als ob ihr eine solche Figur ganz einerlei ist, aber innerlich ihre Nebenbuh lerin beinahe zerreifien will. «Von welcher Hoile er auch gekommen 2s e i, mag er in dieselbe wieder zuruckkehren. Was geht mich an, wer er ist. Ein Soldatenstiick, ein Polizeidiener. Seinen Degen hat er auch von hinten gebangt, um die Sehenden zu 112verwundern. Moge ich /deinen Kop( (namlich des Beam ten) beerdigen! Mein Kot sei auf deinem Kopf* Moge ich Kalk auf deinem Kopf schutteln! Sein Maul hat er s оin die Hohe gerichtet, als ob er ein . Kerlchen ware. Hast du kein Auge? Von seinem Gesichte fliefit Schmutz. Man glaubt, als ob ein ausgehungerter, magerer Gaul da steht. Was geht mich Kreuz oder Ordensbander an; in der Tasche muB man was<^haben>. Solche Kerl’s wandcrn rulpsend herum.

1 [ist].

2 [ist, sein].

Was er ai ch Labor mag, das s;eht man schon an seiner Uniform. Ein Esel wird auch schoner erscheinen, wenn er einen guten Sattel hat. Solche Kerls treiben sich wie ausgehungerte Hunde herum. Ein jeder mufi in seineni Troge Mehl und in seiner Ta sche Geld haben, Apaletteund Kreuze konnen nicht Brot werden. Wer nach ihm streben w'ird, der wird zwei Hande ւnd einen Kopi machen (d<^as^> h<^eiBf>: mit beiden Ilanden auf 113seinen Kopf schlagen). Die Hunde sind heut’zu Tage/Beamtegeuorden: wo man<Jiin^>spuckt, fallt auf einen solchen. Meine FuBerde moge auf ihren Kopf fallen. Wer z u viel solchen<^Leuten^>glauben wird, wehe dem! To! To! To! To!... Mag Gott an einern solchen Tage mir den Tod geben, wenn ich zu solchen meine Zuflucht nehmen soil. Wem gleichen sie, einem Raben, dem der Schwanz abgeschnitten ist. Aufgeblasen, aufgeblasen kommen sie und stehen sie da. Sie glaube.n, die Welt gehore ihnen und dernach fragen sie nicht, daB ich meinen Kettenhund mehrschatze, als sie. Mein Feind mcge nicht in ihre Hande fallen! Das Haar ihres Gesichts rasieren sie ab, ur.d dann sind sie einem Affen gleich. Wcder auf ihrem Gesichte ist Scham, ncch in ihrem Herzen Tatigkeit. Und sie stehen da, lehnen sich auf einen FuB, als ob sie Schne des1 Schahs waren, als ob sie nicht auf der Erde wandeln, als ob under ihren FiiBen Eier waren.

Wir sind r.ach der Kirche gekommeii, um zu beten, halt deine Zunge zuruck!, Wer er 114arch sein mag, ist er ein guter Mensch. Mag Gott ihm gutes zufugen! ist er schlccht, schlechtes..Seine Sorgen hat man doch nicht uns gegeben. Jeder Mensch mag die Schmerzen seines Kop fes ertragen. Was haben wir mit Fremden zu tun? Sie mogen fiir sich leben, und v. ir fiir uns. Er ist nicht mein Sohn, mein Schwiegersohn, mein Bruder, dafi ich mich fiber ihn freuen s 11. Wem er gehort, sein Auge mag Licht sein! Wenn andere Brot haben, so wird unser Bauch davon nicht satt. Eines andern Sauerteig wird unsrem Brote keine Dauer geben. Ein jeder mufi seinen Kopeken 2m e h r schatzen, als eines ar.dern tausend Dukaten. Wenn in ein fremdes Haus ein Strom flie Ben wiirde, so wird mir doch kein Tropfen davori zu Teil. Solche Scharlatan’s sind oft gekommen und wieder weggezogen. Wie Wolken kommen sie, wie Regen gehen sie. Ich will ihrer weder Nutzen noch Scha den haben. Sie sind 115Herbstsonnen, / die da erscheinen und wieder sch nell verschwinden. Ach’ Dein ilaus mag nicht zerstCrt sein! man liest das Evangelium, oder die Messe ist schon aus, fahrt sie p'otzlich auf. Woher kam dieser Satan da? Sein Auge mag zer<3>>latzen! Sein FuB so lite brechen, daB er heute nicht hierher kommen sollte. Als ob wir heute nach der Kirche kommen Welchen Anted haben wir von der Messe gehabt? Man hat alles ausgelesen. Verflucht sei der Satan! Wuher kam dieses Augengespenst? LaB, daB ich wenigstens einige Kniefalle machen.

1 [Ch<.ans>] 2 [lass<en>].

einige Kreuzschlagen, einige «Herr, erbarme dich imser> sagen kann. Unser Kirchengang, unser Gebet ist heute dem Satan zu teil geworden. Heute ist sowohl unsre Andacht, als auch unsre Messe entheiligt. Mag Gott nicht nach unsren Siinden fragen. Statt zu beten, schwatzten wir nur heute. Was wirst du dazu sigen? Gut ist es, daB der Priester nicht gemerkt 116hat, sonst bei der1 Beichte wird er uns eine gro Bere / Biisse auferlegen. Aber nein, mein Priester ist ein guter Mensch. Was ich nur auch hersage, so sagt er immer dazu: «Gott m5ge deine Sun den vergeben». Unser Priester ist nicht Priester, sondern ein Lamm. Sage was du willst2, kaum bist<^du^>fertig, so legt er seine Hand Յւ f und vergibt m i r alle meine Siinden. Er ist auch ein Mensch, unschul dig ist Gott allein. Kai(Schwesterchen) 1st es wahr, 3w a s man sagt, daB der und die sich versprochen haben? KafWas ist das fiir Neuigkeit? So etwas hast du gehort? Es ist wahr, die Kirche ist aus, aber wir кэпnen kiinftigen Sonntag das Verfehlte ersetzen, heute ist schon fiir uns verlorengegangen. Woher haben sie einander gefundeh? Verflucht sei das blinde Schicksal, wen verlafit es und wen findet es? Tu, was du 117kannst! wenn es auf die Stirn nicht geschrieben ist, so ist alles umsonst. Er woher, sie woher? Es ist ein Gliick, wenn / es kommt, was soli man dann machen? Alles ist ZufalL Steche dein Augenlicht aus, und lafi den anderen aufessen (d<^as^> h<^eifit^>: tu, was du uillst), stosse deinen Kept4 von Stein zu Stein, flieh in den Himmel, mache die Finger zu Wasser und lafi sie anderen trinken, ziehe deine Seele herats und verschenkesieeinem andern, wenn das Gluck nicht gibt, so gibt es nicht. Ich habe Madchen erzogen und sie bis zum Alta gebildet, daB ai ch in Frangstan ihres Gleichen nicht gibt. Aus ihren Fingerspitzen flieBt Gold; sie hat einen Wuchs, den auch die Maier nicht nachbilden kennen; die At ssteuer ist fertig, wir haben yon unsrem Munde entzogen und alles fiir sie angeschafft, 2000 Rub<el> Sil<ber> hat sie jetzt zu Hause gebunden fenig. Alle silbernen Geschirre; der und der haben auch Vermittler zu uns geschickt, aber wir wollen sie nicht einem solchen Manne geben und dcch 118muB sie verheiratet werden. Allein der Halsschmuck kostet 600 Sil<ber> Rubel. IEinem gewohnlichen Men schen zu geben, ist unsrem Namen nicht wiirdig, und das Anne Madchen muB immerzu Hause sitzen bleiben. Wenn du einen solchen Schwieger s hn finden sol 1st, so weiBt <Հժս, was^> du bekommen kannst?. Und auBcrdem, rpein Mann ist ja da und da Sek 'etar od<^er^> Rat, alle deine Prozesse werden mit einem Male ein Endenehmen. Drehe dein Auge, ich weiB, daB aus deinen Handen vieles hervorkommt. Du hast eine Zunge, daB du die Schlange aus ihrem Loche herausziehen kannst, komm und stehe bei dicserSache uns bei. Wir werden sammt unsrem Hause, unsrem Wohnorte dein Knecht werden. Glaube, als ob du einer verlo schenden Lampe das OI 119 zugieBen willst. Du weiBt ja, daBesein Schrrerzen ist, erwachsene Madchen zu Hause zu behalten. Man / sagt, in dem und dem Hause 1 [Bei հte] 2 [er] 3 [d ifl] 4 [zu an].

wohn1 ein sehr wohlhabender Mensch, bekommt jahrlich tausend Rub<el> Sil<ber> Gage, ist ein ordentlicher Mensch, hat niemanden aufier seinem trockenen (ledigen) Kopfe, trinkt nicht, spielt nicht; wenn du ihn fur uns gewinnen wiirdest, so wirst du 3 sehr kostbare Schals, und so und so viel Geld bekommen. Wenn du Kunst besitzest,so muBt du jetzt zeigen. Zu welchem Tage kann doch die’Fre undschaft helfen? Du weiBt, was fiirein Haus ist unser Haus. DerMund der Welt spricht nur von uns, aber wir konnen nicht selbst zu andern gehen, das ist ja eine Schande. Was aus deinen Handen kommen kann, tu'es, und dann wirst du sehen, daB wir deine Giite nicht verlieren wer den. Das mag unter uns bleiben, oben Gott, unten du, kein Mensch soli davon wissen. Auch dir. ist Schade, wenn unser Name brechen 119wird zugieBenj willst. Du weiBta, daBesein Schrrer zen ist, erwachsene Madchen zu Hause zu behalten. Man /sagt, in dem und dem Hause wohnP ein sehr wohlhabender Mensch, bekommt jahr lich tausend Rub<el> Sil<ber> Gage, ist ein ordentlicher Mensch, hat niemanden aufier seinem trockenen (ledigen) Kopfe, trinkt nicht, spielt nicht; wenn du ihn fur uns gewinnen wiirdest, so wirst du 3 sehr kostbare Schals, und so und so viel Geld bekommen. Wenn du Kunst besitzest,so muBt du jetzt zeigen. Zu welchem Tage kann doch die’Fre undschaft helfen? Du weiBt, was fiirein Haus ist unser Haus. DerMund der Welt spricht nur von uns, aber wir konnen nicht selbst zu andern gehen, das ist ja eine Schande. Was aus deinen Handen kommen kann, tu'es, und dann wirst du sehen, daB wir deine Giite nicht verlieren wer den. Das mag unter uns bleiben, oben Gott, unten du, kein Mensch soli 120davon wissen. Auch dir. ist Schade, wenn unser Name brechen wird (d<as> h<eifit>: wenn wir in Verruf kommen)./ Ich habe meine Hand an die Saumen deines Kleides befestigt ( d<as> h<eiBt>: d u bist meine Zuversicht), du weiBt es, was du zu tun ver magst. Ich sage es dir, so viel und so viel Aussteuer steht bereit. Wann wirst du mir die Nachricht bringen? Denn du weiBt ja, man2 wird dem armen Menschen wieder Staub ins Auge blasen3 und ein solches Tier ihm urn den Hals binden, daB wenn er nichts ifit, nichts trinkt, so ist sie ihm genug. Aber wenn er meine Tochter ansehen wird, jedesmal wird er glauben, es stehe ein Engel vor ihm. Doch dem Satan sei das Ohr taub, *die Kirche ist schon aus. Wollen wir gehen und das Evangelium kiissen, nachher konnen wir al les aussprechen. Das ist auch eine gute Tat, wenn man einen Tag friiher sein Elend (die Tochter) vom Kopfe weghaben kann, weil es mit Gewalt nicht zuriickgehalten werden kann. Zu gutem Gliicke mag dieser Tag sein. Gehet wohl! Ich werde euch erwarten»./

121 Wer den Kirchenhof im «Robert dem Teufel» gesehen hat9), wo die Toten so vermumt aufstehen und in zweckloser Unordung umherwandeln, der kann s i c h einigennaBan einen Begriff davon machene wie es bei uns ist, sobaid die Kirche aus5 (d<as> h<eiBt^>: wenn di, Messe schon abgelesen worden) ist. Manner begeben sich schon ziemlich

1 [ein d <as>].

2 (warstj. 3 biefss]. 4 [wii|. 5 [ist, BaB].

fruh weg, indem sie gedankenlos einige Kreuze sich schlagen, Kniefalle verrichten, oder halb auf die Erde gebiickt mit der rechten Hand einige Mal, aber sehr schnell, die Erde und ihren Mund so beriihren, als ob man in Johannistagen Erdbeeren aufgesucht hat und in der Eile sie aufiBt. Ein Teil dringt stoBend, schlagend nach dem Platze hin, wo der Priester das heil<jge> Brot austeilt, was nicht mit dem Abendrnahl zu verwechseln ist, welches nur in Feiertagen (D<AS> h<eiBt>; Ostern und Weihnachten) oder bei Sterbefallen stattfindet, und dies alle Sonntage, welches in kleinen Stiicken ausgeteilt wird. Dann kiiBt man das Evangeliumbuch und zieht man weg. / 122 Nicht so gottlos sind aber unsre andachtsvollen ։D a m e n, die die ganze Zeit hindurch geschwatzt haben. Mit abgemessenen Schrit ten treten sie aus dem Hinterteil der Kirche heraus, velcher 2d urch einen Zaun von dem Teile3 getrennt ist, wo die Manner stehen, stecken noch Lichter an vor den heil<jgen> Biklern, deren, zum Gluck al ler Armenier, eine grofie Menge in alien Kirchen vorhanden, 4aber so grob abgezeichnet und mit diesen Lichtern oft so verbrannt und ver unstaltet sind, daB manchem <^die> Nase, einem die Hand, dem drit ten das Auge vollig fehlen; dann werden alle Ecken und Spitzen5 , Al tare und Leuchter, Kreuze und Evangeliumbiicher mit Inbrunst tau send und abermals tausendmal gekiiBt, mit dem Gesichte beriihrt, etc. Dies verursacht jene kirchhofmaBige Bewegung und das weiBe Tuch, worn it unsre lieben Frauen ihr schones Gesicht und den ganzen Korper vor den Augen gottloser Menschen zu verhiillen <^suchen^>, aber dabei die Figur derselben so inbriinstig anzubeten bemiiht sind, vollendet die ganze Szene 6a 1 1 e г1 i e b s t./

123 Unser Romanheld muB aber gar kein graues Haar sich wachsen lassen, 7als ob man ihn nicht bemerkt hat. Er muB nur noch mehr Ernst, noch mehr Anstand (Ճ<ՀՅՏ^>h<>iBt>: die Schulter hoch hal ten), nicht viel mit andern Leuten sprechen und wie eine Bildsaule da stehen, nachher mit'einigen Kopfnicken und Kreuzschlagen das Evangeliumbuch ktissen und bei’m Herausgehen einen Seitenblick auf die schone Welt werfen. Denn der Hochzeitsengel ist da. Man hat ihn beobachtet sogar, mit wem er sprach und wie er herausging. Sein Gang goB noch O1 in die Lampe! Alles forscht nach, wer er sei, und w e n n der Kir chenfeger es nicht weiB, so wissen bestimmt alte Weiber, und wenn die se letzten unkundig in der Sache sind, so muB bestimmt der Priester es wohl wissen. Versprechungen auf Versprechungen werden gemacht. Be suche vorgenommen und wenn man diesmal ihn nicht ausfindig8 gemacht hat, so weifi man das nachste mal haarklein <ganze^>9 seine Lebensgeschichte. Jetzt 124geht alles Volk auseinander. Die Kirchen/ tiire werden mehr geleckt als gekiiBt. Imposant10 und feierlich ist der Zug des Ganzen aus der Kirche. Manner eilen geschwind, jeder nach seinem Geschafte, Frauen hingegen wandeln, nicht gehen, Schritt vom Schritt, gruppenweise nach Hause. Sie b 1 e i b e n stehen, sie ma chen Bemerkungen, legen oft die Finger auf ihren Mund, schütteln mit dem Kopf und machen alle erdenklichen Stellungen und Pontomimen, sodaB einen Weg, der vielleicht einige Faden weit war, machen sie in einer Stunde, oder noch langer. Denn die ganze Woche sehen sie ja einander nicht mehr, und der alltagliche Kirchengang ist nur alten

1 [Damen]. ]. 2 [mit|. 3 [abget <rennt>]. 4 [sind]. 5 [Kreu <tzc> ]. e [gem<...>J 7fdaflj. 8[herjausfindig. 9Բնագրում'alle. 10 [ist].

Mütterchen oder bejahrten Greisen anstiindig i s t; solche vornehme Darnen brauchen in der ganzen Woche niclit zu beten, nur der Sonntag ist dazu best i mint, wo sie Gebetund Besuch, Scherz und Triinen und al les, was man geistigund korperlichbedarf. abmachen konnen! Die gewohn lichen Begriissungen, wenn man a is der Kirehe geht, sind in alien Munden 125und Orten diesel ben. «Moge der Gott sich erbar men», /sagt der aus der Kirche Herausgehen.de alien, denen er begeg net. «Gott moge sich eurer Eltern erbarmen»! antwortet man allemal. «Wo konimst du her?» fragst du. «Aus der Kirclie. Heute endlich bin ich dem Angesicht der heiligen Liturgie gewiirdigt, die auch Dir deine Wiinsche erfiillen mochte! Welche Liturgie! Welcher Gesang! Der und derPriester oder Diakon machteSturm, Raserreien» (d<as^> h<^eiBt>: er schrie aus vollem Hals, er sang vortrefflich). Denn Geschrei gefallt mehr unsren Landsleuten als Harmonie, die man Katzemniauen nennt, weil sie leise klingt. «Wer hat die Liturgie heute verrichtet»? <Ter(d<as>h<eiBt>: der Priester) N. So oft er die Liturgie verrich tet, glaube ich1, es kame Licht vom Himmel auf mich, glaube i c h, da Вich mit FiiBen und Kopfe2 ins Himmelreich gefallen sei. Auch die Engel konnen nich t so tautalles hersagen, so den Kelch haltenr wie er! Seine Augenbrauen sind wie von Gold 126gezogen, sein Bart reicht ihm biszum Knie, seinGesicht ist, wie ein heil<^iges^> Bild. Die Haare sind ihm wie Seide. / So glaubst du,'als obChristus die Liturgie verrich tet, als ob Licht aus seinen 3A u g e n, Feuer aus seinem Munde he rausstromt. Gott weiB es, ich bin wie Neugeboren, so glaube ich, alle meine Siinden sind vertilgt, und meine Seele ins Himmelreich hinauf fuhr». «Was hast du wohl gesehen, du muBt unsren Priester die Liturgie verrichten sehen, dann wirst du sagen: ha\So muB man die Liturgie verrichten. Alle Priester mogen Opfer fur eins seiner Haare wer den, <^sie> konnen nicht m a 1 seinem FuBschmutz wiirdig sein. Eine seiner Zehen weiB mehr, als tausend solche Dummkopfe. Im Schwat zen ist der Meister; willst du lustig sein, so sagt er dir so viel spafi hafte Dinge, daB man 4vor Lachen sterben kann. Wenn er Tolu baschyist (Trinkmeister), so bringt er die Menschen so zum Lachen, daB man (mit Erlaubnis zu sagen) in5 Hosen piBt, man ohnmachtig auf die Erde fallt, 127 daB Tranen aus den Augen kommen. Funf Tunken (a 25 Bouteille) wenn / er trinkt, es ist, alsob er nichts in den Mund genom men hat. Auch in Frangsiangibt <^es^> wenige solche SpaBmacher, solche PossenreiBer, solche Lustmacher und d. g. Aber wenn er in der Kir che ist, so ist er wie ein Lamm. Wenn seine Stimme herausklingt, ist es, als ob tausend Glocken schallen, und sein Gesicht ist dabei so ruhig; besonders, wenn er den Weingeist noch im Kopfe hat, dann istes, alsob dieganze Kirche zusammenfallen soil. Mein Herz.

1 [aui], 2 [hei ich] 3 [Munde heraus fliefit]. 4 [derenj. 5 [höhe).

scluniIzt in meinem Bauche, wenn er seinen Mund aufmacht, die Wande beben, und es konnnt mi гso vor, als ob meine FiiBe von der Erde sich trennen. Sclbst die Engel haben keine solch'e Stimine. Schade, daB er etwas deni Weine Gewalt tut. Man sagt, daB der Wein die Stimme ver dirbt. Was er auch sein mag, er ist unser Priester, er r e i z t unser Herz und wir das Seinige. Bei der Beichte sagt er nicht inal ein saueres Wort. SehenSie die andern Pricster an, weder auf ihrenGesich tern Schani, noch in ihrem Herzen ist Ehrgefiihl. Wie 128Hunde treiben sie sich von Tiire zu Tiire. / Kaum riechen sie nach dem Dampfe irgendwo, so sind sie schon da. Mache ihnen die Tiire fest, so sprin gen sie durch’s Fenster herein. 1E i n e r frifit so viel als 7 /Menschen, und man sagt die Wahrheit, wenn man spricht: D e s P r i e s t e r s B a u c h i s t Berge und Taler (dies Sprichwort reimt sich im Ar/nenischen und klingt so: Sar иzor,terteripor\ ein schoner Cha rakterzug!. Sie haben wie Hunde sich vermehrt und wollen jemanden lebendig aufessen. Moge die Hand desjenigen verdorren, der sie einge weiht hat! Gestern waren sie Weinhandler, Schuster, StraBenfeger und heute sind <sie^> Priester. Wehe mir, es ist eine Siinde; moge es Gott nicht iibel aufnehmen, moge der Wind es2 wegblasen, was ich sage; des Satans Ohr moge taub werden, aber wrenn ich seine Hand kussen will, so fangt mein Herz an, sich zu iibergeben. Ein Seelensorger ist nicht unser Erzbischof, er ist ein Eselskopf10). Er nimmt das Geld und sammelt unter seine Teppiche und 129macht selbst die Backer zum Priester. Sein Auge mag nicht zerplatzen; was will er mit so vielem Gelde anfangen?/Er hat kein Kind, welches weinen kann. Hat keine Tochter, die er verheiraten soil. IBt gut, trinkt gut und ist so fett geworden, daB kaum 7 Ochsen so viel Fleisch haben werden. Arme Bettier, wenn <sie^>vor seiner Tiire erscheinen werden, mit Stocken und Schimpf verjagt. Was fehlt ihnen? Unser Mark saugen sie, unser Fleisch essen sie. Einer zerbrochenen Tonne gleich, wenn man auch zehn Jahre s i e voll gieBt, so sagen sie immer: «Bringt, gebt» und verden nicht voll. Was haben sie uns gegeben, das sie nicht zuriicker halten konen? Einmal im Jahre macht er die Liturgie, und dann, was man hat, muB man ihnen geben. Wenn er3 die Messe liber einen Verstorbenen halten soil, so kommt er nicht eher, bis 10 20 Dukatenhat. Klingelnd steckt er in seine Tasche, oft zahlt er sie zitternd einige mal, dann zieht er seine Schuhe an. Wenn du Gott liebst, sage mir, ist es nicht einerlei, ob ein Priester oder ein Erzbischof die Messe halt? Auch gestern war ein altes 130verkriippeltes Weib gestorben. und unser Erzbischof eins, / zwei, drei, ist wieder da. Den Stab in der Hand, die Кар реaul’rn Kopf bis tief in die Augen gezogen, langsam, langsam tritt er herein. Wenn er seine Augen dreht, so verschmelze ich vor Angst, Möge ich seinen Kopf beerdigen.

1[Sie] 2 [wehc], 3[eine].

Man nennt1 i!in sogar «Heiligar Vater», als ob er ve in Himmel gekommen ware. Mogen sie mit ihrer Hei ligkeit ihre eignen Kopfe waschen. Die Welt ist durch sie gegriindet und wird durch sie zerstort werden. Wenn ich einen Schwarzkopf sehe (Monch), so glaube ich meinen Satan zu sehen. Aus ihrem Munde flieflt Licht, in ihren Herzen aber2 nisten Schlangen. Wehe dem, der in die Hande dieser Schwarzkopfe fallt! Wenn er auch seine Seele verkaufen sollte, so kann er auch alsdann n i c h t loskommen. Die Schliis sel sow oh 1 der Hoile als auch des Himmelreiches ist in ihren Han den. Wollen sie binden, so binden sie, w’ollen sie befreien, so befreien sie; wer kann sich unterstehen, ihre Hande zuriickzuhalten?/

131 Ein Nerseswar nur, ւ nd den hat uns Gott3, zur Strafe fiir tins alle, weggenommen. Zu4 seiner Zeit war unser Bischofshof wie ein Konigshof5. Einer ging, Zehne kamen, Zehne gingen, Zwanzige kamen. Alle GroBen kamen zu seinen Fiifien. Wenn einem Armenier der Kopf schmerzte, so ging er in tausend Orten ein und aus. Was er selbst hatte, schenkte er andern. Jetzt ist alles wiiste; wde eine Ruine steht unsre Hauptkirche da. Die Manse pipen vor Hunger und haben Bauchschmerzen. Die Storche legen<^dort>ihre Nester. Wenn einer in die Kirche tritt, so kommen Tranen aus seinen Augen. Gott ist erziirnt uber unser Volk; was soil man machen? Wenn er uns geliebt hatte, so wiirde Nerseshier geblieben sein. Wenn er6 predigte, so schien es, als ob Christus da stehe. Lieber hatte Gott uns alien den Tod gegeben, aber ihn aus unsrer Mitte nicht entfernt11). Jetzt, wenn man Stein auf eine Hand 132wirft, so ballt er auf einen Priester, / so viele sind ihrer. Weder Glaube, noch Liebe, noch Hoff nung ist geblieben. Fiir einen Kopeken verkauft man einen Menschen. Natiirlich, wenn die Schriftgelehrten so machen, was werden die Laien machen? Ein Kind kennt nicht mehr seinen Vater. Man hebt die Kuh und zieht das Kalb von unten (d<as> h<^eiBt^>: man ist interessiert). Einem krepierten Pferde selbst reiBt man die Hufeisen ab. Wenn du deinen Reck gibst, so 7f o r d e r t man auch dein Hemd. Tiflis wird einst, wie Sodomund Gomor, zu Grunde gehen; wir wollen es sehen, wann es kommen wird. Es gab eine Zeit, wo man mit einem Stiickchen Brot tausend Menschen die Herzen gewann, jetzt aber ziehe deine Seele heraus und gib ihnen ab, so w i l l <Հրո a n^> n o c h8 mehr haben. Heute ifit er dein .Saiz 133und Brot, morgen zerstort er dein Haus. Wer hat gehort, daBt eine9 TunkaWein fiir halb, oder ein Rubel Sil<ber>10 , ein Kot Mehl (a 3 Pud) zu 2 Rub<el>Sil<ber> ware?/ Friiher koste te eine Tunka 10 Kop<eke^> hochstens und ein Kot Mehl 2 3 Abas (80 Kop<eke> kup<fer>), deshalb ist Gott fiber uns erziirnt. Wenn es so gehen wird, wehe unsren Tagen, dann miissen wir auch unser Hemd verkaufen, unsre Kinder zum Pfand geben. Gott moge seine Geschopte

[verlangt]

W [ollen sie]

[Tunka]

[wäre]

nicht zu Grunde richten. Ein Rubel Sil<bef> schickst du nach dem Basarund du bekommst nicht so viel, daB du davon satt essen kannst. Dein Auge sieht nichts. Brot, Wein, Butter, Saiz, alles hast du oben drein zu Hause. Was konnen unsre armen Manner machen; sie miissen daher nach alien Weltgegenden sich begeben, ihre Seele aufgeben, vom Stein zu Steinen sich stossen, um uns zu unterhalten. Drei Jahre habe ach meinen Mann nicht gesehen, ich weiB sogar nicht, wie er aussieht; er muB seine Kinder hier liegen lassen und in 134fremden Landern sich herumtreiben, vielleicht oft hungrig, unter Regen und Sturm. Meine Augen mogen herausspringen! Meine Hand reicht / nicht dahin, damit ich ihm etwas helfen kann. Vielleicht ist er krank, keiner gibt ihm Wasser, keiner treibt die Fliegen von seinem Gesicht weg. Keiner wascht seine Wasche. Flugel habe ich <jiicht> zu fliegen, meine Stimme jkann er nicht horen. Graut der Morgen an, oder kommt der Abend, so verwandeln sich unsre Augen ins Wasser. Ach! Oeh! Rufend ist meine Seele verzehrt worden. O! Die seligen Zeiten, wo wir mit einem Stiickchen Brot und einer Schussel Bohnen unser Leben miteinander zubrach ten. Jetzt, wenn du ein Loch zumachst, so eroffnet sich ein anderes; eine Wunde heilst du, so eroffnet sich die andere, selbst die Wunden scheinen Magen und 135Appetit zum Essen bekommen zu haben. In welches Wasser soll man stiirzen. Wozu mir seidene Kleider, wenn mein Herz nicht froh ist? Wozu mir ein groBes Haus, Iwenn der Hausvater unter’m Regen schlaft? Siehst du, da geht ein seidenes Piippchen da, wie sie aufgeblasen in Stiicke zerfallen will. Man glaubt, sie sei eine Ko nigstochter, sieh den Mantel, den Kopfputz, den Gang, die Schals, vielleicht haben sie aber zu Hause nichts zu1 beiBen. Auf diese Art betrii gen sie das Auge des /Menschen, vielleicht a! re ihre Kleider durch Schul den angeschafft sind. Moge ich deinen Kopf beerdigen! Morgen, ubermorgen muBt ihr elterliches Haus zu Grunde richten, um einen Mann zu haben. Moge Gott die Pest geben, als eine Tochter. Jetzt, jetzt, to! to! to! Ins Wasser zu stiirzen und zu versaufen ist viel besser als eine Toch ter zu verheiraten. Ein jeder Schurke will immer Geld. Gott sei Dank! 136Wir haben unser2 Elend vom Kopfe weggetrieben. 3000, 4000 Rub<el> Sil<bег> und so viel silberne Sachen, 2 Buden etc. mitgegeben. LaB/ sie alles nehinen und in ihr Auge stecken. Wir erziehen Kinder um Freude zu haben, statt dessen haben wir Ungliick. Zwei noch haben wirzu Hause. Mocht es Gott geben, daB sie lieber sterben mochten! Mein armer Mann ist wieder uber d i e Berge. Auch sie miissen wir schnell trans portieren. Das Madchen ist w i e eine Gurke, wachst schnell heran und wenn man sie nicht schnell iBt, so verliert sie den Geschmack, wird3 sie gelb, und man muB sie wegwerfen. Ich habe deinen Kopf schmerzen lassen, dein Mark vertilgt, so lang habe ich gesprochen.

Um Gottes Willen, nimm es nicht iibel; wenn wir unser Elend dir nicht hersagen, wem sollen wir sagen? Gesundheit! (d<as> h<^eiBt^>: lebe wohl!) «Dienst!» (d<^as> h<eifit>: zu dienen!). «Deine Kinder wollen wohlleben! Gott moge dir Leben schenken!» etc.

Schrecklich lang! Wozu dies8 alles herzusagen, was Weiber schwat zen, wird man mir sagen; aber wie soil man ihre Denkungsart ken nen?Dennbei uns schreibt<jnan>keine Romane, und wenn man origi nelles haben will, so muB man doch das sagen, wie es wirklich ist und nicht erdichten. N i c h t w a h r , d a Ճ d i e P h i l o s o p h i e u n s r e r l i e b e n F r a u e n g a n z a n d e r s i s t ? U n d t r o t z d e m , d a f i s i e s i c h o f t g e m e i n e r R e d e ns a r t e n b e d i e n e n( d e n n o c h k a n n m a n i h n e n d e n n a t i i r l i c h e n V e r s t a n d u n d e i n e g e s u n d e V e r n u n f t n i c h t a b s p r e c h e n; w e r i s t d a r a n s c h u l d, d a В<Հտ i e> k e i n e S c h u l e g e h a b t h a b e n? s i e s e l b s t g e w i f i n i c h t !/

137 Um einen richtigen Begriff davon zu geben, wie man in Tiflis ei nen Brautigam, und nicht eine Braut, bewirbt, so werde ich die Vor falle hier anfiihren, die mit mir selbst stattgefunden haben. Kaum war ich einige Wochen in Tiflis angekommen, so bekam ich einige uner wartete Besuche von alten Weibern und zweimal von Priester. Ich nierkte wohl, was dies zu bedeuten hatte und jedesmal schlug ich alJe ihre Ratschlage mit Festigkeit ab, indem ich vorgab: ich sei fest ent schloBen nicht zu heiraten, wenn man mir auch Fiirstinnen mit zehn Tausend Rub<^el^> Sil<ber^> geben wiirde. Doch einmal schien alle meine Griinde und Festigkeiten zu scheitern, indem2 meine Gegnerin eineZunge mit unbegreiflicher Dreistigkeit besaB. Zumal war ich mit dem Hause schon bekannt, unterrichtete einen Sohn von ihm unent geltlich12) und wurde, ich glaubte deshalb, ziemlich oft zu ihm einge laden, und ahnte nicht. was alle diese Gastfreiheit bedeute, was mir auch diesmal ziemlich3 teuer zu stehen kam. Die groBten Lobspriiche und Schmeicheleien wurden 138mir freilich gemacht, alle Leckerhafte fiir mich aufbewahrt, aber ich glaubte noch immer, es / sei nur ein Ersatz fiir meine Miihe, doch ich hatte mich sehr geirrt. Die gewohnliclien Re densarten: 4i h r Hauslicht, ihr Augenlicht, ihre Krone sei ich, mein einziges Haar sei mehr wert als die ganze Erde; so oft ich ins Haus ge he, erscheine ich ihnen, wie eine Sonne, meinen Geschmack, meinen Geruch hatten sie von niemandem; der Leib, die Hande mogen geseg net sein, die mich getragen hatten, etc., wurden mir zwar verschwen derisch zu Teil; oft schien mir sogar, als ob die Schone durch Risse und Vorhange mein ziemlich schwermfltiges, mehr zuriickstoBendes als

1 d[es], 2 [ich]. 3 [zu]. 4 [unser].

anziehendes Gesicht und <^meine^> kurze Gestalt1) mit Entziicken beobachtete, und inir Handarbeiten, Stickereien und allerhand mir gleichgiiltige Dinge gezeigt wurden, doch blieb ich imnier kaltbliitig, und oft mag mein wuchtiges, aber և i em 1 ic h ungunstiges Urteil gewifi sehr viel MiBbehagen imStillen erregt haben. Zum Ungliick starb der Hausvater. Selbst meine Trostungen als eines Freundes vom Hau se wurden als baare Miinzen 139angenommen. Ich suchte mich mehr die armen/ Waisen an mich zu fesseln, und dies bereitete mir die ungliick liche Katastrophe vor, was ich eben erzahlen will.

Die Mutter und<^die^>Grofimutter des fur mich bestimmten Madchens hatten mich auch friiher, so wie die Miitter aller meiner Schuler,besucht. Dies fiel mir ganz und gar nicht auf. Eines Abends hore ich flustern vor meiner Tiire. Ich mache sie auf und sehe zu meinem Erstaunen zwei Frauenzimmer im weifien Tuche umhullt da stehen. Ein Diener halt die Laterne. So spat am Abend einen ledigen Mann zu besuchen2 wird uberall f йr sehr unschicklich gehalten, doch glaubte ich, irgend eine Not hatte sie zu mir gefiihrt und bat sie hereinzutreten. Sie glaubten nicht mal auf mein Wort, als ich versicherte, es sei bei mir niemand und fixirten mit angstlichen Blicken die Winkel und Ecken meines Zimmers. «Gott sei Dank! Dafi wir Siesehen, s agten sie mir, obwohl sie denselben Tag mich gesehen 140hatten, welches Gute sollen wir fragen / (d<as> h<eifif>: wie geht es Ihnen). Augenlicht! Wenn wir Sie einen Tag nicht sehen, so glauben wir, die Welt gehore nicht uns. Was sollen wir machen, dafi unser Herz etwas kalt gegen Sie werden kann? Glucklich, wenn unsere Augen Sie nicht gesehen hatten. Wir machen deinen Kopf schmerzen, aber Sie miissen das Oberflussige und das Mangelhafte uns verzeihen (d<^as^> h<eiBf>: wir inkomodieren Sie). Alle Heiligen mogen Sie segnen! Christus Mund moge dich seg nen! Sie haben uns vergessen. Sie halten sich fern von uns, aber <jvif> werden Dich nicht aus Handen lassen. Wo du nun hingehen magst, kom men wir auch mit. Augenlicht! Du wirst jetzt sagen, wrozu sind diese Damen, narrischen Frauen zu mir gekommen? Vielleicht storen wir dich. Wenn du willst, kommen wir ein anderes Mal. Oben Gott, unten du, wir haben die Saume deines Kleides angefaBt. Wir wollen dir etwas mitteilen, aber wir wissen nicht, ob wir sagen sollen, oder nicht. Mochte <es>bei dir ein Geheimnis (eine Beiclite) sein. Dir allein sagen wir 141es, aber, /nein, du wirst andern da von was sagen. Heut’ zu Tage muB man auch nicht mal seinem eigenen Sohn trauen, aber du bist mehr fur uns als ein Sohn. Nein, nein, es wiirde vielleicht dir un<^an^>genehrn sein. Es scheint, als ob es dir unangenehm ist. Besser ware es gew7esen, wenn wir gar nicht gekommen wiiren. Erde sei auf unsern Kopf. Die Welt scheint fiir uns blind geworden zu sein. Jeder zieht nach seiner Seite,

1 [zie . mli'h. , gewiB].[ist].

jeder leuchtet unter sich, aber man will nicht in den Augen eines andern auch Licht sehen (d<as> h<>iBt>: jeder sorgt ftir sich und will von andern nichts wissen). Etwas will ich sagen, aber ich fiirchte, es wird dir unangenehrn sein. Aber du weiBt, daB <^wif> auBer dir keinen andern haben. Diese Stadt sollte zerstort werden, damit wir nicht so weit kommen sollten. Kaum weiB man, so weifi die ganze Stadt. Kaum hustet man, so hort alles. Es scheint, als ob auch die Wande Augen und Ohren hatten. Wir wollen nicht wider deinen Wil len was tun. 142Mogen sowohl Kinder als unser ganzes Haus1 deine Schmerzen ertragen. Dein FuBstaub/ ist mehr wert als alles zusammen. Wenn du auch unsre Seele fordern wiirdest, so werden wirsie gleich herauszie hen und dir ein Geschenk damit machen. Augenlichtl Sage doch, du2 wirst jetzt bei dir sagen, was sind das fur unverschamte Menschen. Stehe auf, wir wollen gehen (sagen einander). Ich sehe, daB es dir un <^an>genehm ist. Wir sind gekommen, um dich zu besuchen, willst du nicht, so werden wir wieder weggehen. Wir wiinschen nicht deinem Kopf schmerzen machen. Moge Gott unsre Seele nehmen und3 eins dei ner Haare nicht schief stehen lassen. Du willst schlafen. Natiirlich sind wir dir jetzt eine Last geworden. Wenn du deinen Gott liebst, bist doch nicht bose uber unser Gesagte»./

նրան

Մեծացրել եմ համարյա աչքիս լույսի պես, սրտումս, հիմա էլ մի ախմախի փեշքեշ անե՞մ։ Ով նրա (այսինքն՝ փեսացուի) ճլորված մոր ատամները տեսնի, սիրտը կպատռվի, ախորժակը կկորչի, մսերը կսարսոան։ Եթե տեսնես եկեղեցում

է կտրել էդ բանը։ Աստված սարերին նայում, են համեմատ էլ ձյուն է դնում աղջիկը լավ փեսացուն լավ, էլ ի ՞ նչ է պետք (այսինքն ՝ փակ աչքերով կույրի նման ոսկու ծովն ընկնել)։ Մարդ աչքի լույսն է մաշում, կյանքն ու արևը խավարեցնում, հոգին բերանը հասցնում, մինչև երեխային մեծացնում է, հետո էլ են տեսակ մի շան է տալիս, որ ուտի, միսն ուտում է, իսկ արյունը խմում։ Մի այսինչի

ձեռք

գլուխդ։ Էգուց, մյուս

տունը կա վերես, մի մարդ ձեռք գցելու համար։ Ավելի լավ է աստված ժանտախտ տա, քան աղջիկ։ Հիմա, հիմա, պա՛, պա՛ , պա ՛ , պա ՛։ Ավելի լավ է ջուրը ընկնես խեղդվես, քան թե աղջիկ մարդու տաս։ Ամեն մի սրիկա փող է ուղում։ Փառք աստուծո, մենք գլուխներս այդ ցավից ազատեցինք։ 3000, 4000 արծաթ ռուբլի, էնքան էլ արծաթեղեն, 2 կրպակ և այլն

KURDEN

UND

JES1DEN>

DIE KURDEN

Es wird dem scharfsinnigsten Historiker in Ermangelung aller schriftlichen Nachrichten über den Ursprung,<die> Abstammung1, Verbreitung und Existenz so unzahliger Völker der Welt g e w i В schwerlich gelingen, ein richtiges Urteil über2 das3 frühere und gegenwärtige Schicksal derselben zu fällen. Zu ähnlichen, i n j e d e r H i n s i c h t rätselhaften Völkern gehören unstreitbar die Kurden , welche die Länder zwischen Euphrat und Tigris, meist aber des Hochplateau von Armenien, mitten unter drei Mächten, w i e Russen, Türken und Perser, innehabend, in unzählige Horden und Stämmen zertelit, Sitten, Sprache, Lebenswise, Nationaltracht mti keinem ihrer benachbarten Völker 4v e r t a u s c h t haben. U n t e r d e n a s I a t I s c h e n V ö r k e r n s o l l t e n h a u p t s a c h l I c h d i e m o h a m m e d a n I s c h e n5 A r a b e r 6, w i e P e r s e r7 u n d T ü r k e n , d a n n d i e H e b r a e r r a g e n d u r c h i h r e h i s t o r i s c h e n L i f e r u n g e n w e i t f i b e r d i e 8E x i s t e n z d e r j e t z i g e n K u r d e n h i n a u s a l s g e b i l d e t e, u n d z u g l e i c h e r Z e i t m i t d i e s e n r e l i g i o n s v e r w a n d t e n N a t i o n e n a m m e i s t e n s i c h d a r u m b e k ü m m e r t h a b e n9, s i e a n s i c h z u z i e h e n u n d, a u s p o l i t i s c h e m I n t e r e s s e w e n i g s t e n s, e i n i g e A u s k ü n f t e ü b e r d e n U r s p r u n g d e r s e l b e n d e r N a c h w e l t z u h i n t e r l a s s e n; d o c h w i e v i e l i c h m i c h a u c h d a r u m b e m ü h t h a b e, v o n d e n G e l e h r t e n d i e s e r V ö l k e r i r g e n d w a s H i s t o r i s c h e s z u r G e w i ß h e i t z u b r i n g e n, i s t a l l e s /l e i d e r v e r g e b l i c h g e w e s e n1). M a n f i n d e t e s s og a r l ä c h e r l i c h, d a ß m a n s i c h f ü r «di e Esels», w i e m a n ü b e r h a u p t d i e K u r d e n i n A s i e n z u n e n n e n p f l e g t, i n t e r e s s i e r t. S e l b s t d i e k u r d i s c h e n S c h r i f t k e n n e r, w e l c h e s i c h M u 11 a n e n n e n, w i s s e n w e i t e r n i c h t s v o n s i c h, a l s d a ß s i e K u r d e n s i n d, u n d v o n Noah's Z e i t e n i n d e r W e l t e x i s t i e г e n./

1 [und], 2 [ihr].

3 [gegen<wartige>].

4 [gemeinl 5 [oder]

6 [und]: 7 [oder].

8 [zustand] 9 [diese]

Mögen wohl vielleicht spätere byzantinische Schriftsteller, namentlich 1a u s den Zeiten der Kreuzfahrer und späterhin bei den großen Umwälzungen ihres Reiches durch die Turkenmacht, einiges Licht über dies merkwürdige Volk werfen, w a s m i г n a t ü r 1 i c h, b e i v ö l l i g e m M a n g e l a n a h n l i c h e n Q u e l l e n, k e i n e M o g l i c h k e i t d a i s t i r g e n d w a s d a v o n s a g e n z u k ö n n e n; hingegen sind die Nachrichten, welche uns armenische Historiker, namentlichTschamtschjanin seiner ausfiihrlichen w о h 1 trefflichen2 d o c h o h n e a 1 1 e K r i t i k a b g e f a ß i t e n Geschichte von Armenien, Seite <…> Bandes2), Indsindsjan in seinen Beschreibungen von Alt und Neuarmenien Seite <…>3) lieferen, <sind> nur aus unsicherer Quelle geschdpft, und folglich auch3 m a n c h e m Z w e i f e l u n t e r w o r f e n. Ihre ßehauptung, die Kurden seien Abkömmlinge der alten Meder , nach Einigen der Parther, nach anderen ist eben aus dem Grunde unwahrscheinlich, 4w e i 1 alle [d i e] vorderasiatischen Völker, w i e A s s i r i e r, P e r s e r, H e b r ä e r, A r m e n i e r etc., welche früher ein selbständiges Ganze gebildet5 und in einem gewissen Zeitraume geherrscht [ h a b e n], hatten auch zu gleicher Zeit eine gewdsse Stufe von Kultur, wodurch das allgemeine Interesse befördert6 w u r d e, erreicht, was in den Annalen eines jeden dieser Völker o d e r a n d e r e r g e b i l d e t e n7 N a c h b a r n, aufgezeichnet8 <sind> und wenn viele <1 անընթ.> völlig untergegangen s i n d, wie Phönicier, Lidier, Kapodocier und viele andere, oder zuletzt9 w e n n a u c h 2 a n d e r e wiederum Sitten, Tracht, Lebensweise, / viele sogar Sprache und Religion der Sieger angenommen und sich mit ihnen zusammengaschmolzen haben, haben dennoch den Typus ihrer Nationalzüge, die Tradition ihrer friiheren Macht und Selbständigkeit, die Namen ihrer früheren, durch besondere Heldentaten und Herrschergaben ausgezeichneten Könige und Helden, in mündlichen oder schriftlichen Lieferungen, Jahrhunderte hindurch 10s i c h e i n g e p r a g t, was bei den Kurden11 nirgends zu suchen, z u h ö r e n, ja nirgends zu finden ist. Man betrachte die jetzigen Assirier (.Assort), Griechen, Armenier, ja sogar Grusiener, die doch mehr oder weniger ihre Selbstandigkeit bis in die meisten Zeiten innehatten. Nicht allein Nationaltracht, S i t t e n und Lebensweise, nicht allein Tausende von Worten und Redensarten haben s i e v o n d e n T a t a r e n und aus der tatarischen oder türkischen12 i n i h r e S p r a c h e ü b e r g e t r a g e n, sondern ihre e i g e n t l i c h e P о e s i e ganz mit der jener Völker g a n z vertauscht und nur in ihren Kirchen hören sie Lie

1 [von] 2 [wert]trefflihen. 3 [keiner Glaubwürdigkeit angernessen]. 4 [<1 անընթ.> ] 1 es; denn] 5 |ha< ben>] . 6 [wird]. 7 [< 1 անընթ. ]. 8 [den Kurden hingegen voo jeher unbekannt geblieben ist; oder sie sind]. 9 [h a b e n s I e a u c h j] 10 [bei behebtenj. 11 [wiederuml 12 [sich eingefleis:ht).

der geist1ichen Inhalts. Man hört wohl dann und warnn auch weltliche Lieder bei den Gastmähl lern dieser Völker i n i h г e г N a t i o n a l s p r a c h e, doch die tatarischen1 behalten immer den Vorzug und den2 Vorgeschmack n a c h i h r e m G e f ü h l e bei4).

Nichts von all’ dem läßt sich von Kurden nachsagen3. Ihrer Meinung und Aussage nach sollen sie aus Arabien hergewandert und mit den Arabern gleichen Ursprungs sein, obwohl ihre 4Gelehrten nichts schriftliches d а г ü b e г nachzuweisen haben. S i e n e n n e n u n t e r s i c h Кor mantsche , u n t e r a n d e r n K u r d e n. Soll man dem Zufolge ihre Religion, Physiognomie und Sprache, ihreTracht, Lebens und Verfassungsweise, ihre Sitten und Gebräuche, vergleichungsweise in Betracht bringen, so kommt man hierdurch b e i n a h e der Wahrheit am nächsten. Alle Kurden, ohne Ausnahme, bekennen sich zur mohammedanischen Religion, und zwar zur sunitischen Sekte. Ihr Haß gegen die Schliiten ist ebenso groß wie der dieser letzteren gegen / die Ersten. Ein Christ ist ihnen viel lieber als ein Schüt, den sie n i e Muselman nennen, und sich höchst beleidigt finden, wenn5 s i e j e n e in ihrer Gegenwart so nennen hören, denn dieser ehrenwürdige Name gehört den Suniten allein, dagegen legen sie jenen Ketzern den allgemeinen Schimpfnamen «Adsam» bei, worunter sie Tataren und Perser verstehen. Man hört fast immer die gröbsten Schimpfworter, welche beide Religionsparteien gegen Ali, den die Schüten6, und Omar, den die Suniten als den ersten Kalifen nach Mohamed7 ansehen).

D i e S u n i<t e n> v e r e h r e n d e n M o a v i a a l s e i n e n d e r g r o ß t e n K a l i f e n , f l u e h e n, h i n g e g e n, d e n Jesid , s e i n e n s o h n, d e r8 d e n Ima m 9Hussein, d e n z w e i t e n S o h n v o n A l i m i t a l l e r s e i n e r N a c h k o m m e n s c h a f t a u f d a s G r a u s a m s t e a u s r o t t e t e , d e s s e n A n d e n k e n v o n d e n S c h i i t e n n o c h h e u t z u t a g e m i t t r a g i s c h e n S c e n e n10 10 T a g e I a n g g e f e i e r t <w i г d>. M о a v i a v e r g i f t e t e d e n Imam Hassan d e n a l t e r e n S o h n v o n A l i, d e s s e n A n d e n k e n e i n T a g n u г g e f e i e r t w i г d. 11D i e S u n I t e n v e r h e i m 1 i c h e n d i e s a l l e a u s F u r c h t, w i e d i e S c h ii t e n e s b e h a u p t e n; d a s g e m e i n e V o l k, w e l c h e s d e n M o a v i a s e h r a c h t e t, w ü r d e s e i n e n G l a u b e n a n d i e W a h r h e i t u n d s e i n e R e l i g i o n a b l e u g n e n.

Die Kurden sind auf keine Weise in ihrem Irrtum zu überfuhren, daß N o a h, A b r a h a m, M o s e s und alle Propheten, die sie

1 [bleiben].

2 [besten]

3 [Man wird wohl selten das echt patriari halis he Leben mit alien seinen Lastern und Tugenden. mit alien seinen Vorzügen und Nachteilen in seinem ursprünglichen Zustande urter irgend einem Volke so rein, wie bei den Kurden vorfinden).

4 [Schrift…]

5 [man].

6 [als den ersten Kalifen].

7 Բնագրում՝mogamed].

8 [die], 9 [Hassan].

10 [u n d]

11 [Doch machenl.

auch als1 beilige ansehen und verehren, nicht Araber waren, und daß die Bibel2 nicht in der arabischen Sprache vom Himmel herabkam, denn fünf Bücher, nach dem Glauben aller Mohammedaner, sind vom Himmel հerabgesandt6). Dies sind: die Bibel (T h о w r a d), die Psalmen Davids (Sabur), Koran und das Evangelium (Indsil). Ja, sie gehen in ihrem3 irrige n Religionseifer noch weiter 4u n d tiefer. Sie glauben: die Schüte sagen, alle Vorfahren ihres groflen Propheten seien vom Christus selbst als seine rechtmäßigen Statthalter auf die Erde eingesetzt und Mohamed sei [der] 5letzte von Gott gesandte Prophet6, der alles in den Gesetzen Mangelnde und Willen der Vorsehung und durch die Sendung Christi noch nicht Erfüllte 7vervol Ikommnen und ergänzen mußte. Wer daran zweifelt, ist ein Abtrünniger von dem Rechten Glauben8, ein wahrer Teufel in den Augen der ortodoxen Schüten, die Suniten verwerfen dies ailes. AlJe ihre Religionsgebräuche und Ansichten haben die Kurden mit Türken gleich, daher halte ich es überflussig, sie unnützerweise zu wiederholen, weil sie schon allgemein bekannt sind. Nicht drei9, wie die Schüten, sondem fünfmal des Tages muß ein Kurde seine Andacht verrichten10, vor Morgen und Abenddämmerung11, vor Sonnen aufund Untergang und urn Mittagszeit; und e s ist ihm einerlei, ob er sich in einer Mosche oder einem Viehstall, allein oder im Beisage von anderen, im Stilien, oder mitten im12 Gepо1ter, 4Gespräehe und Gelächter befindet. Nie darf aber, wie es bei den / Schüten13 der Fall ist, ein Frauenzimmer während der Andacht zugegen sein, selbst seine eigene Frau oder Tochter nicht. Bei der leisesten Beruhrung desselben14, sogar bei'm Vorbeigehen selbst mit K leidern ist der Namas Bathil (d as> h<eißt>: die Andacht verunreinigt) und er muß vom Neuen Füße und Hände waschen und das Gebet von vorne anfangen, was weiter nichts ist, als15 ein gedankenloses Murmeln der 16mohammedanischen Gebetsformeln in arabischer Sprachea). Daß die Kurden ihre eigen<en> Mulla’s haben, die von ihrer u n d n i e vonandrer Nation sein müs<sen>:und diese wiederum die Kaste der Bildungsfülirer, der Schriftgelehrten ausmachen, welche aber nichts weiter zu leisten im Stande sind als den Koran, ohne irgend einen Begriff von dem Inhalt desselben zu haben, abzulesen, davon ist früher die Rede gewesen. Doch lassen auch die Großen ihre Kinder in der arabischen Sprache

1 [solche], 2 Բնագրում՝ Bibil. 2 Բնագրում՝ Bibil. 3 [Intum]. 4 [nасh]. 5 {derjenigel. 6 Prophet[enl 7[ersetzen]. 8 Rechtangläub[igenl 9 [mal des Tags.). 10 [bei]. 11 [um]. 12 [Gerauch und). 13 [die Sitte). 14 [selbst). 15 [die]. 16 [arabischen). 17 [Ciesicht] 18 fnamertlch]

a) Was wird wohl ein Kurde fiir eine17 Miene sohneiden mtisbee beim AnMick einer christi < ichen > Andacht

unterrichten a). Ihre Korrespondenz, welche1 glücklicherweise keinen Postillion beschweren2 wird, wei 1 siese 1 tengeschieht, führen siein der türkischen Sprache gewöhnlich.

Die kurdische Sprache ist ein Gemisch von arabischen, persischen3 , einigen armenischen. ja sogar russischen und eigentümlichen Wörternb). Die rau<h>е und robe Lebensweise des Volks hat seiner Sprache denselben Charaktereingeprägt. Wie aus einer leeren Tonne, oder vielmehreiner tiefen4 Kluft klingen die Wörter mit furchtbar starken. die 5Stimrne in einen Donner knall verwandelnden5, die Kehle schrecklich erweiternden Tönen. Dagegen6 hat sie den Vorzug / vor vielen asiatischen Sprachen, daß sie wenigeoder beinahe keine Zischlaute, wenige Konsonantenund 7keine so barbarische Kehllaute hat, wie das Lesginische. 8D i e me i ste n Wörter, einzeln oder im Zusammenhange, endigen sich in о oder dieselben bis zur Hälfte abkürzen. So z<um> B<eispiel> 10folgende Namen: Hasan, Schamdin,Allahwerdi, etc vertaufen sie in Haso, Schamo, Allo c), Nur die Großen genießen den Vorzug vor den gemeinen Männern, daß ihre Namen unverfälscht ausgesprochen werden7).

Die Nationalpoesie hat bei dem Volke solche reichen Fortschritte gemacht und ist so ausgebildet, daß man beinahe einen Kurden, ja eine iede Kurdin als einen wahren Dichter oder Dichterin ansehen kann. Sie improvisieren gleich aus dem Steigegriffe. Man würde natürlich selir unbillig urteilen, wenn man von einem Hirten und Nomaden volke, wie die Kurden sind,eine Poesie fur gebildete Gefuhle und in kiinstlerischen Formen geschmiickt verlangen wiirde. Sie besingen in einfachen Formen und Ausdriicken ihre Taler und Berge, 6ihre Blumen und Bache, ihre Waffen, Plerde und Kriegstaten, ihre Madchen und11 Gratins12 mit den eigentumlichsten/sonderbarsten, ihгen einfachen Begriffen und Geftihlen angemessenen, doch alien, sogar asiatischen Volkern fremdartigen Liedern, Verglei chungen13, Figuren und Melodien, welche ein. fremdes Ohr wohl zerrei fien, doch a ber in jeder Hinsicht interessant und als ein schlagender

a)Bei Ibrahim und Schamdin agha (die Sohne des miichtigen und in der ganzen aimenis:hen Hot hebene iiberall beruhmten Suleiman agha, von dem spaiejhin die Red? Sein wird), sah ich einen II jahrigen Knaben, den Sohn des letzteren, in dieser Sprache lesen. Die Agha’s selbst unierrichteten ihn in meiner Gegenwart. i;nd zwar in einer Stuhe miltcn unter dem Geräus:h und Gepolter vieler Men schen, woven ein Schul junge davon laufin würde. b)Z<um> B<eispiel : жен жена, мак мать, брё броры, куд куда? че что? Atch die Zahlworter sind sehr änlich unter einander und wieviel Hunderte konnten wohl sein, die man nur lange Zeit studieren muß. Ich im Fluge habe sie... c)S<ieh> die Anm<erkung auf die Seite> б5 ՜ ). Dicsen Gebrauch haben auch die Kurdis h Armenier angnomm en; sie nennen z<um> В eispiel . Михаил Мхо, Хачик* Xacho Arutiun Aro u. s w. 1 [leidej. 2 [kann]. 3 [und]. 4 [Schl...]. 5 (dagegen]. 6[fehlt]. 7 [die]. 8[Alle]. [Selbst). 10 (die]. 11[ihre]. 12 [und bei]. 13 [und].

Beweis von der lobenswcrten Eigenschaften dieses Volkes einem jeden willkommen sein müssen, weil es dadurch sein saueres Brot nie mit einem zuckersüssen Kuchen v i e 1 m ä c h t i g e r e n andrer Nationen, als sie selbst sind, vertauscht und hindurch wiederum seinen Sittenreinheits und Freiheitssinn beibehalten hat a). Sänger und Sängerinnen, wenn sie sicli zum Singen vorbereiten sollen, legen die eine oder beide Hände unter1 die Kinnladen, fassen das ganze Gesicht von beiden Seiten, stellen sich gerade hin und ohne alle Musikinstrumente, weil sie keins haben, fangen erst mit furchtbarer Stimme die Silbe lo, lo, lo..., was soviel heißt, als la, la, la..., auf verschiedene Weise zu artikulieren an und mischen inmitten die Worte selbst. Nie singen die Kurden bei ihren Gastmählern sowohl als im Freien tatarische Lieder, wie die asiatischen Christen zu ihrer eigenen Schande es tun; sie verachten2 a lles, was von 7dem von ihnen so schrecklich verhaßten Adsam kommt. Nur die Großen, im Beisage von Tataren, aus Gefallen gegen diese Letzteren, lassen wohl Tataren oder Armenier ihre Lieder <zս> hören b).

Die wahrscheinlichste Mutmaßung, dafi die Kurden nie mit Unreclit sich zu den Arabern zählen, lafit sicli noch durch ihre Sprache beweisen. Die meisten Kurden sprechen in der Gegend von Mossul,Bagdadund überhaupt von Tigris nur arabisch, doch könnte man dagegen einwenden, dafi da selbst die Christen und andere Volker jene Sprache, als die herrschende, angenommen, ihre eigene Muttersprache verloren haben; doch [h i n z u], was ich als ein Landeskind und folglich auch als Kenner der meisten asiatischen Sprachen behaupten will, 3wird wohl doch g e w i ß ein jeder beistimmen müssen. Alle asiatischen Völker, und hauptsächlich die Mohammedaner. haben unzahlige Wörter und Redensarten aus dem Arabischen in ihre sowohl Umgangs als#auch Schriftsprache verpflanzt4, dennoch selbst Perser, Tataren und Türken artikulieren nie die5 Wörter, worin^^ vorkommen, 6d e г e n Aussprache einem Krächzen der Raben, oder vielmehr einem Troller

a) Mit blutigem Herzen und zu eigner Schande muB ich hierbei bemerken, wie wenig das armenische Volk, zu dem ich selbst gehöre, ungeachtet seiner geistigen Überwiegenheit, überall seinen asiatischen Nachbarn, diesem so iiberaus vcrtrefflichen К u г d e n Charakter treu geblieben ist. Die meisten Volkssanger Armeniens. deren noch gegenwartig unzahlige gibt, dichten nur in tatarischer Sprache! Die Produkte dieser Mlenensanger des Mitlelalters sind Meisterstiicke, doch weil sie nicht auf’s Papier kommen, gehen naturlich nach einigen Jahren zu Grunde. Wie schon ware es, solche zu sammeln, die man aber nie antlers, als mit voller Tasche und volliger Mu fie tun muß, weil man sie vom Dorf zu Dorfe muß ՛ )...

b) Späterhin werde ich einige von diesen Liedern in wörtlicher Übersetzung hinzu beifugen 10).

1 [ihre].

2 [so].

3 [muß].

4 [doch).

5 die[se].

6[welche]

7[der]. 8 [nach

der Büfel a), als einem menschlichen Laute, gleicht, wie die Kurden. Man sollte wohl mit allem 8Recht glauben / und annelnnen müssen, daß jene, die so eifrigen fanatischen Verehrer alles Arabischen, die Inhaber aller Bücher und Gelehrsamkeiten derselben, die ihr ganzes Leben hindurch sich mit dieser Sprache beinahe martern, viel inehr bemüht sein müssen, alle die Eigentümlichkeiten derselben nachztiahmen, als diese Naturkinder, deren viele nicht mal wissen, wie der Koran aussieht. Doch knallt aus ihrem Munde wie ein Pistolenschuß dasjenige Wort, worin die oben erwälmten Buchstaben vorkommen, doch wird man 1an ihrer Lebens und Verfassungsweise, 2a n ihrer Physiognomie und Tracbt, 3a n ihren Sitten und Gebräuchen noch besser und leichter jenen großartigen Charakter wahrnehmen müssen, der die Araber weltberühmt gemacht hat.

Das echt patriarchalische Leben mit allen seinen Lastem und Tugenden, mit allen seinen Vorztigen und Nachteilen wird man selten unter irgend einem Volke des g a n z e n Erdbodens in seiner ursprünglichen Reinheit noch gegenwärtig vorfinden, wie bei den Kurden. Frei und kriegerisch, unabhängig und unbändig, unstätig und allenthalben zogen sie [n a c h] Raub und Plünderung schnaufend11), das ganze Land, welches sie innehatten, umher, bekriegten, befehdeten nicht Perser allein und Türken, 4denen sie als Geißel Gottes immer Furcht und Trotz einjagten, sondern und noch furchtbarer einander. Die Christen, namentlich das unglückliche Volk der Armenier und Nestorjanerwaren ihre Sklaven im wahren Sinne des Wortes. Ihre unzähligen Herden von Schaf und Hornvieh, nachdem sie die grasreichsten Gebirge und Täler verlassen hatten, beherbergten sie in den so strengen und langwierigen 9Winter monaten nur bei den Armeniern ohne alle Vergütung. Daher mnfiten ,/jene bei gehörigen Jahreszeiten eine ungeheuere Masse von Futter und Wintervorrat in Bereitschaft halten, սա5 ihrer furchtbaren Rache zu entgehen. Kein Gesetz, keine Macht konnte sie von diesem Druck schützen. Der leiseste Widerstand wurde mit unmerschlicher Härte vergolten. Sogar6 im Anfange der russischen Herrschaft in der armenischen Provinz waren sie auf keine Weise davon abzubringen, ihr Vieh im Winter selbst zu unterhalten; jetzt erst haben sie sich darin gefiigt, solches zu kaufen. Konige und Fursten der benachbarten Lander zitterten vor ihrer Rache. Die alten Schlosser und Feste Armeniens, die menschenleeren StraBen und Schlupf

a) Man ver/oihe mir* die Bemerknng, dafi weder die dents. ՝ he, noch andere mir bekannte cnropaische Sprache irgend eine Beziehung von dem einmaligen Lantgaben 7vieler ’Tiere hat, wie die armenis.he namentlich. Das Briillen der Ochsen, des Lowen etc.,das Schreien der Esel, der Kinder etc. simJ weder dem Laute, noch dem Inhalt nach recht passende Ausdriicke fiT jene Lante dcr Tiere. Die Deutschen sind recht stclz darauf, die Laute der Naturgegenstande am richtigslen nachgeahmt zu haben, doch missen sie in diesemStiicke den Asiaten, deren Gehor und Sprachorgane in d<ies. er Hinsicht viel scharfer sind, mit Billigkeit und Nachsicht* ausweichen.

1 [aus].

2 [aus]. 3 [aus]. 4 [die]. 5 [sie ein]. 6 [zur Zeit].

winkel der Berge dienten ihnen zu Raubnestern. Doch sind alle diese Untaten und Greuel in neurer Zeit glücklicherweise durch1 die organisierte Heeresmacht der Türken, namentlich durch den türkischen Helden Raschidpascha , welcher sie zu Tausenden als Schlachtopfer dahinraffte und den übrigen Teil derselben zur ansäßigen Lebensart in Städten wie in Dörfern zwang, so daß jetzt alle türkischen Kurden mit weniger Ausnahme, und zwar in den Provinzen von Wan, Bajasidund Kars2 den ü b r i g e n U n t e r t a n e n gleich, Ackerbau, Handel und alle möglichen Gewerbe t г e i b e n. In diesen Gegenden eben leben noch einige Stämme3 teils unabhängig, teils tributär an die Pforte, sehr wenig an Persien. Drei der mächtigsten derselben bewohnen die Berggegende zwischen den drei Mächten, das sind die Stämme derSibky , Silanliund Dsalal , und alle Raub und Übeltaten, welche man von Kurden noch hört und sieht, werden mit Recht dem letzteren von ihnen zugeschrieben. Den südlichen Abhang der beiden Ararats im Paschalik von Bajasid , mitten unter den Lavatrümmern sich zum Winterwohnsitze und Schutzmauer erwählt, treiben die Dsalalen 10ihre Herden des Sommers nach den grasreichen Bergen zwischen diesen Paschaliks Wan und Kars, lassen einen Teil ihrer Mannschaft /zum Schutz ihres Eigentums und ihrer Familie, und suchen sowohl einzeln, als auch in Gemeinschaft, Raub und Beute allenthalben. Sind sie in die Enge getrieben, so verlassen sie dasjenige Land, worin man sie zu dämpfen anfängt und begeben sich unter den Schutz des benachbarten Staats. Im Jahre 18<40>hat1212)der persische Amirnisam(d<as>h<eißt>: Kriegsminister) beinahe schon diesen beriichtigten Stamm ausrotten wollen, viele von den Hauptern getötet und alles Volk geplundert, doch gegen einen Scheinheiligen Gehorsam, den dieser Stamm ihm versprach, wieder in Freiheit gesetzt. Eine Folge davon war jene bekannte4 Karawanenplünderung in dem Paschalik von Bajasid,wo viele Meschen, meist persische Kaufleute, umkamen, und alles Vieh und Waaren in die Hände der Räuber fielen, deren Prozess noch heut’zutage zwischen Persien und der Türkei nicht beendigt worden ist. Noch indiesem Jahre hat man die völlige Bändigung und Ansiedlung in bewohnten Plätzen dieser rauberischen Hordeleute der Dsalalenunter den drei benachbartenMächten mit rechtem Ernst verhandelt. Das ist die einzige Schattenseite, die man wiederum nur an einzelnen Stämmen und meist an dem gemeinen Manne, aber nicht an d e m g a n z e n V o l k e wahrnehmen kann; im Gegenteil haben die vorzüglichsten und edelsten unter ihnen nur aus Rache diese oder jene Missetat sich zur Schuld kommen lassen. Ihre Greueltaten gegen das armenische und nestorjanische Volk ist keineswegs als aus Fanatismus oder Nationalhaß geschehen [zu betrachten], wie man solche von Persern, Tataren und Türken mit aller Kraft

1 [die ein].

2 [eben solche].

3 [noch].

4 be[rühmtek

nachweisen1 kann, sondern bloß als Folge ihres Freiheitssinnes, ihrer unbeschränkten Macht, wie das Faustrecht des Mittelalters, welches sie, s e 1 b s t gegen ihre Glaubensbriider, die Turken, Perser und Tataren, ja selbst ihre Stamm genossen die К u r d e n, ohne alien Unterschied des Standes und der Religion, ausgeübt haben und noch in mögliclien Fällen 11noch immer ausüben, zu betrachten ist. Noch nie hat manein Beispiel deren gehabt, daß ein Kurde je/einen Christen zur Ableugnung seines Glaubens gezwungen, oder denselben deswegen verfolgt haben soli. Ja, was noch mehr sagen will als dies, sie töten nie mit Absicht, w i e d i e schändlichen Tataren, alle diejenigen, 2d i e sie plündern wollen, wenn die letzteri <ge gen> den Angriff der Ersten <sich> nicht mit bewaffneter Hand z u verteidigen suchen. Sie binden oft dem Angefallenen Hände, Füße und Augen, ziehen ihm alles aus, oft selbst Hemd und Hosen, oft geben3 ihm sogar ihre alten Lumpen und ziehen frohen Mutes von dannen. Diebstahl und Raubsucht ist zwar ein Hauptzug ihres Charakters, ihre beste Tugend, doch nie treiben sie diese Untaten auf eine so gemeine, schmutzige Weise, wie die Tataren und andere, gar <wie> christl<iche> Völker es zu tun pflegen. Ein Frauenzimmer, namentlich von fremder Nation, ist in ihren Augen gewissermaßen als eine geheiligte Person. Selbst in den fürchterlichsten Ausbrüchen ihrer Blutrache, wobei s i e keinem Menschen vergeben und <welche sie>von Generation zu Generation übertragen, bis endlich das gesuchte Opfer, oft mit Ausrottung einer ganzen Familie, ja eines ganzen Stammes, fallt, wenn eine ganze Truppe von bewaffneter Mannschaft in das Zelt oder das Dorf ihrer Feinde4 blutdurstend eindringt, ist der Anblick eines einzigen vermittelnden Frauenzimmers hinreichend, sie sogleich zu besänftigen und die ganze, Jahre lang genährte Rache für die Person derselben, gleichsam als eine Weihe zu schenken und alles auf immer5 vergessen zu machen. Ja, wenn der ärgste Feind, einer, der den Sohn eines Hauses umgebracht hat, sei es von welcher Nation es möge, 6den günstigen Augenblick gewinnend, sicli plötzlich in’s Haus seines Feindes,. oder irgend einesMulla, oder eines Agha , hinwirft, oder den Säbel grade über die eine Schulter hangend, denn sie hangen denselben in d<ef> Regel quer uber dieselbe, ein Stuck 12baumwollenesZeug unter dem Arme, zum Zeichen ihrer völligen Unterwürfigkeit und des vollen Bewußt seins, daß sein Leben von nun an seinem Gegner gehört, daher sie dieses Zeug als ihr Todeshemd mitzutragen pflegen, so [list] e г v ö1 lig gerettet; oder im widrigen Falle wird es als die schändlichste Mißetat angesehen, wenn der Gegner ihm nicht verzeiht; alsdann hat er s i c h zum blutgierigsten Feinde des ganzen Stammes <gemacht>, zu dem er selbst gehört. Ihr Edelsinn

1 nach[zü sei]weisen.

2 [welche]

3 [sie]

4 [fallt]

5 [zu].

6 [einen].

in solclien Fällen geht so weit, daß sie1 lieber ihren ganzen Stamm ausrotten lassen, bevor sie einen Zufluchtssuchtigen, wenn er a u c h von fremder Nation sein sollte, nusliefern. Hire Achtung gegen das weibliche Geschlecht, namentlich von fremder Nation, geht in's Unbegreifliche. Nie und ninimer mehr tasten sie die Unschuld, ja selbst<die der>verehelichten Frauenzimmer, a n, wenn selbst in einer Schlucht ihnen solche in die Händc fallen. Jahrelang behandeln sie dieselben mit der grofiten Achtung2, Liebe und Milde, bis entweder ihre Verwandten sie i hn e n abkaufen, oder sicli selbst freiwillig entschließen, mit ihnen in die Ehe zu treten. <Der> noclilebende und 100 j ä hrige Greis und der mächtigste Stammfürst der Silanli , der berühmte Hиssei nagha , welcher gegenwärtig in Kars seinen Wohnsitzt eingeschlagen hat, weil es ihm nie gefällt, einem russischen Bezirks<s>chef sein3 graues Haupt zu beugen und dessen Schloß4, Sohn, und Brüdersohne jetzt in unsrem Gebiete sich befinden, macht5 zur Zeit des Perserkrieges mit Rußland im Jahre 182513) zwei junge, schöne armenische Mädchen gefangen, führt sie nach Bajasidfür Ja h r e l a n g, und als keinen findet, der sie abkaufen6 gewо 1 1 t hätte, ruft einen armenischen Edelmann aus der G e g e n d zu sich, läßt die Mädchen nachfragen, ob sie des Willens seien, ihm E h e g a t t i n n e n zu werden und erst nach vollkommener Überzeugung von der Bereitwilligkeit d a z u ihrerseits, laßt sie mit sich trauen. Ein echt Rittersinn im vollen Sinne des Wortes.

Der nämliche Fürst bekommt in der nämlichen Zeit ein7 S c h r e i b e n von dem Pascha von Bajasidmit der ausdrücklichen Bitte, den 8Ü b e r b г i n g e r desselben, den berühmten ArtzaphziManuk,einen armenischen Edelmann aus jenem Paschalik, der9 durch Tapfer keit 13/ und Heldenmut so sich in der ganzen Umgegend berühmt gemacht hat, daß die Kurden selbst auch heut'zutage seine Taten besingen, seinen Namen mit dem grofiten Respekt aussprechen, woran ich selbst10 im vorigen Jahre, während unsrer Reise durch diese Gegend, ein Zeuge11 gewesen bin14), u n d der hauptsächlich durch seine heimliche Ko<r>respondenz mit den Russen während des per<sischen> Krieges so sich den Haß des eriwanischen Statthalters Hassan chanzugezogen hat, daB dieser mit der 12v о 1 1 i g e n Verwüstung seines ganzen Landes dem Pascha gedroht haben soil, wenn er den Manukam Leben lassen würde und dann dieser wiederum aus Schonung gegen seinen Liebling, eben deswegen zu Huss<e>inaghagesahickt haben soli, um nicht ein Täter und Augenzeuge seines Unfalls zu sein, ihn auf irgend einer Weise aus dem Wege zu schaffen. Kaum bricht er den Brief auf13,wird des Inhalts bewußt, so läßt er denselben fallen und ruft mit

1 [sich selbst].

2 [und].

3 Բնագրում՝ ihr

4 [und].

5 [zwei].

6 ab[zu]kaufen.

7 [Brief].

8 [Briefsteller].

9 [sich].

10 [Ze<uge>] 11 [deran]. 12 [ganzen]. 13 [undj.

Verzweiflung: «Welcher Zorn Gottes hätte ihm ein so fürcliterlichcs Verhängnis vorbereitet, Hand an das Leben eines solchen Helden zu legen. Sie hütten j a S a 1 z u n d В г о t in i t e i п a n d e г g e t e i l t». Und obwohl ei Bundesgenosse des pers<ischen> Sta11 halters, läßt ihn frei, urn aber niclit s i c h die Rache desselben anzuziehen, befiehlt anderen seiner Eeute, der Sache e i n Elide zu ma.chen. 1Eine bewaffnete Mannschaft, mehr als 30 an Anzahl, bewachen im Hinterhalte den Engpaß, wo Manukdurchgehen soli. Dieser, ohne die geringste Ahnung davon zu haben, zieht seinen Weg ruhig durch und kaum wird er seinen Verfolgern sichtbar, so2 kreisen diese den Durchgang und stellen sich zum Kampf gegen den Ankommenden. «Freunde, Waffengenossen, ruft dieser, ich sehe, was ihr im Sinnehabt, doch geziemt es nicht dem Kurdischen Namen und Edelsinne, heimlich und durch günstige Lage des Orts <einen> zu überwältigen, ja, gar zu töten. Kommt ihr alle heru<nter>15)und ihr soilt sehen, welcher als Sieger aus demKampfe <aus> gehen wirdb16).Ihr kennt mich und damit ist alles Gesag<te klar>». Augenblicklich stecken sie ihre Wallen ein und < > Worten: «Wer mit uns Salz und Brot geteilt <hat…..dem> können wrir unmöglich was zu Schaden tun. M<ögen Hassan >chan und der Pascha einander zerreiben. Wir <können den> Befehl unseres 14Fürsten insofern noch gut machen, <als ob> / du einen anderen Weg genommen und wir3 dich nicht gesehen hätten a). Charakteris.tisch 6snd noch manche andere Fälle. Einst wurde dieser Fürst vom Sardar18)gefragt Wieviel die Kurden wohI jährlich Haar schlucken? Eine Anspielung darauf, dafi die Kurden viel Käse essen, und worin viele Haare vorkommen etc19).

Ahnliche großartige Charakterzüge und Heldentaten werden von dem Häuptling und Fürsten des SibekischenStammes, dem berühmten Audalaghaund seinem Sohne Suleiman agha 7dessen Söhne8, die oben erwähnten Ibrahim und Schamdin agha, sich im vorigen Jahre nach dem russischen Gebiete begeben, in die tiefste Armut geraten, jetzt den Schutz unsrer edelen Regierung suchen, <um> ihre alten Ländereien und Vorrechte ihnen wieder zurückzuschenken, was auch gewiß geschehen wird. Die ganze Umgegend von Choi,Wan,

a) Doch wurde dieser* Edelmann, trot* aller Bitlen und Ermahnungen des Pascha, sich auf einige Zeit ars6 seinem Gebiete wegzubegeben, von Persern meuchelmörderis. h i n Sajasid selbst umgebracht. Man zeigt noch jetzt mit dor höchsten Verehrung die Stelle, wo er hingerichtet worden ist, und unsre großmütige Regierung hat dem Sohne des Helden den OificierrangverJiehenund[gibtl noch heut’zutage eine jahrliche Pension zur Belohnung lür die großen Dienste seines Vaters17)

1 [30].

2[ziehen].

3 [se<hen>].

4 [Fürst].

5 [dem].

6[ist].

7 [bei].

8[< l անընթ.>

Tabris,Urmia,Bajasid,Eriwanund Erzrumhatten wohl mehr als tausendmal die Heldentaten dieser Fürsten erprobt. Alles zitterte bei'm Ausruf seines Namens. Mit 100 Kurden seines Stammes hatAudalaghaeinmal das ganze Meer des Dschafar Chan s von Choi , ausmehr als 1 5.OOO Mann b e s t e h e n d, der späterhin sich nach Rußland flüchtete, unter den Lavatrümmern diesseits des großen Ararats , in einer Nacht, natürlich durch1 kluge Vorsichtsmaßregcln und2 die Gewinnung der günstigen Ortschaften, völlig vernichtet. Alles dies erzählen Armenier als Augenzeuge und nicht Kurden deren Angaben man als Prahlerei v i e 1 1 e i c h t ansehen könnte; doch die Ritter und Heldentaten seines Sohnes Suleiman aghasind3 weit interessanter und charakteristischer als hundert ahnliche Begebenheiten Die persische Regierung hatte diesen beiden Stammen; Sibky und Silanli, alsseinen Grenzfursten, viele Vorrechte verliehen und forderte von ihnen keine anderen Gegendienste, als daft die Grenzen seines Gebietes gegen die Tiirken schutzen sollten20). 4I h г e Schlösser stehen noch heutzutage im Surmalinischen 5Bezirke von der Provinz Eriwan als stummberedte Denkmäler ihrer ehemaligen Große. 15 Einst / stellt Suleiman agha im Beisein von HusseinchanSardar , des Jetzten pers<ischen> Statthalters von Eriwan, als des Oberhauptes des Landes, das ungesetzmäßige Verfahren eines in ganz Eriwandurch Tapferkeit und Grausamkeit berüchtigten tatarischen Häuptlings. des Samanchan's,. seines Nachbarn, zur Rede, daß er die Kurden von seinem Stamme an sich locke und ihnen Gegenschutz gegen ihren e i g e n e n erbmaßigen Fürsten versproche. «Halt das Maul, Esel du Kurde, erwidert ihm dieser, voller Verachtung, hast du nicht genug wie Esel bis jetzt geschrien»? «Das Kopftuch deines Weibes soll auf meinem Haupte bleiben, versetzte ihm Suleimanagha , wenn ich dir dies lassen werde» a). Kurz hieraul verläßt er alle seine Ländereien, Burg und Dörfer und zieht sich nach der Türkei hin b) HusseinchanSardargerät bei dieser Nachricht in die großte Verzweifelung und gibt den ausdrücklichen Befehl dem Samanchan, die Grenzen/seines Landes auf ’s scharfste zu bewachen. «Der alte Wolf wird seine Rache früh oder spät ausüben», ruft er in seiner Seelenangst und gibt7 seinem Vasa<l>len eine große Bestärkung seines Heeres. Ein Heer, bestehend aus 1500 Mann von Tataren, Persern

a) Das grofite Sehimpfwort für die Männer bei alien asiaOschen Völkern. Die Kurden bedienen sich eines noch gröberen Ausdruckes bei ähnlichen Fällen. Sie sagen nämlich: «Die Hosen deines Weibes soil auf meinem Haupt sein», weil* bei ihnen dies eben soviel heißt, als ein F։auenzimmer zu notzüchtigen, und sie nur bei ihren größten Erbit terungen den Frauen ihrer Feinde die Hosen herunter und ausziehen.

1 [die]. 2 durch]

3 [überaus].

4 [die].

5 [G<ebiete>].

7 [dem]

b) Dies ist die eigendiche Ursache, warum die Söhne dieses Fursten bi< jetzt, lb<rahim> und Sch amdin> agha bis zum Tode ihres Vaters, welcher vor p<aar> Jahren ohngefähr geschehen ist, sich immer in der Türkei aufgehal<ten> haben. und Kurden, bedeckt und bewacht die Grenze. Demungeachtet erscheint nach einigen Monaten der alte Wolf mit 500 Mann seiner besten Krieger und in einem Nu verwüstet alles bis auf’s Letzte. «Die Kurden zu plündern, die Adsam's niederzuhauen», soli sein ausdrücklicher Befehl gewesen sein. Samanchanflüchtet sich in der größten Verzweiflung 16 in’s Haus eines alten/ Weibes und versteckt sich in dem unterirdischen Ofen, Thundir genannt, worin man bei uns Brot backt. Ein Jesidaus dem Gefolge des Helden wird seines gewahr und dringt mit gezücktem Säbel in dasselbe Haus. Auf seine Frage, wo der Feind wäre, antwortet ihm die Alte mit den Worten, daß sie nicht wisse1. zeigt ihm aber mit der Hand, wo es sich verstecke. Wie ein Löwe wirft sich dieser auf ihn her, schneidet den Kopf ab und bringt denselben mit Jubelgeschrei seinem Herrscher zum Geschenk, der lange denselben vor sich hin und herwerfend, wieeinst Tomaramit Ciruses machte21), zuletzt an die 2Spitze einer Pike stecken zum Z e i c h e n des Sieges läßt und immerfort die Worte wiederholt: «Der Esel Kurde weiß wohl, wie er den Hund Adschamzu traktieren hat»!

In einer anderen Schlacht fallen in die Hände eines armen Kurdenjünglings aus dem Gefolge dieses ausgezeichneten Häuptlings e i n p a a г recht kostbare, mit Edelsteinen besetzte, in Gold gefaßte Pistolen und ein ebenso kostbarer Säbel. Ehe der junge Mensch sich umsieht, die Beute entweder zu verstecken oder dem Fürsten selbst 3darein zu reichen, wird der Fund von einem anderen seiner Gefährten verraten. Gleich läßt der Held alle seine Krieger zusammenrufen, läßt alle beide, den Jtingling und seinen Verräter bis auf’s Hemd und Hosen auskleiden4,ihre Kleider gegenseitig vertauschen und, nachdem sie wieder ganz angekleidet sind, steckt selbst eigenhändig die Pistolen in die Gürte seines jungen Kriegers, hängt den Säbel an seine Schulter mit den Worten: «Nicht Schätze und Kostbarkeiten, sondern Tapferkeit und Mut suche ich bei meinen К a m p f genossen; raube ich dir deine erste Beute, so raube ich m i t h i n alle Tugenden meines tüchtigen Kriegers». Zu gleicher Zeit läßt er den Verräter mit Schimpf und Schande von sich weg.

Ein anderesmal wird sein Heer plötzlich aus dem Hinterhalte angegriffen und durch die Übermut der Feinde zerstreut. Kaum hat er5 alle seine Schießgewehre losgefeuert, so sieht 17<von> einer ungeheueren Menge von/den Feinden sich umschließen, und ist genötigt, augenblicklich durch Weichen und Flucht6 eine günstigere Lage zu gewinnen. Ein heldenmutiger Jüngling verfolgt ihn so auf die Fersen, daß er keine Zeit mehr findet, seine Gewehre zu laden. Durch eine sehr sinnreiche List kommt er aus der Gefahr. Er wirft Waffen <und> Kleider einzeln von sich, sobald der Gegner sich an ihn nähert und bis dieser die

1 [und], 2 [Ste...].

3 [Geschenk daraus zu ma hen]

4 [vertauscnt]

5[Pesi] 6 [sein ]

Sachen nehmen und auf ’s Pferd steigen kann, gewinnt jener Zeit1 eine Strecke sich zu entfernen, bis endlich sicli in ein frisch bewässertes Kornfeid hineinstürzt, selbst davon geht, sein Verfolger aber.da stecken bleibt. Nachdem die Fehde ausgeglichen, schickt einen Abgeordneten zu der feindlichen Partie, läßt den jungen Helden zu sich einladen, stellt ihn alien seinen Kriegern und sogar seiner Familie als seinen eigenen Sieger vor, überhäuft ihn mit vielen Geschenken und Schmeicheleien und entläßt mit den Worten: «Suche auch du einen Helden so zu behandeln, wie Suleimanaghadich behandelt, wenn du einst dessen Ruhm 2e г n t e n wirst».

Unzählige dergleichen Charakterzüge könnte man aufstellen, wodurch3 sich das Kurdenvolk vor alien ihren Glaubensgenossen, selbst die edelen Araber und die gewiß sehr redlichen Türken miteingeschlossen, auf eine so merkwürdige Weise auszeichnet. 4Wir wollen zu ihrem häuslichen Leben wieder zurückkehren. So edel und lobenswert auch ihre Gesinnung und ihr Benehmen gegen das weib<liche]> Geschlecht ist, so sind sie die grausamsten Tiger gegen die Untreue desselben. Ein Weib, welches seine Ehepflicht verletzt, ein Mädchen, das ihr Wort gegen den Geliebten bricht, hat den5 s c h г e с к 1<i c h s t e n> Tod allein zu erwarten. Sie muß mit ihrem Verlobten fliehen. wenn auch Eltern und <Ver>wandte Feuer dagegen ausspeien. Die meisten Ehen werden nur durch die Flucht zu Stande gebracht. Kaum ist aber der Kjabin (d<as> h<eißt>: die Ehebedingungen) geschlossen, so wird das junge Paar durch diejenige Partie, bei der es Schutz gefunden, zu ihren Eltern geführt und alsdann auch von diesen besegnet., 18 Ein junger Kurde verliebt sich in die Tochter seines Nachbarn, welche aber <ihn> keiner Aufmerksamkeit würdigt. Lange bestürzt von ihm, entdeckt sie ihrem Вruder das Geheimnis, der wiederum ein fixer Junge, ein Narrenpossen mit i h m zu spielen sich vornimmt. 6Er kommt verkleidet einmal an7 die Haustüre, überredet den Verliebten Tollkopf, ihn wegzuführen, was auch wirklich geschieht. Er flieht mit ihm zu einem mächtigen Häuptling, entdeckt ihm sein Liebesabenteuer und bekommt das Versprechen, seinen Wunsch g 1 e i c h d e n folgenden Tag auf’s Beste erfüllt zu sehen. Das verweinte Mädchen wird der Familie des Hausherrn anvertraut, und beim Schlafergehen äußert die erwachsene Tochter desselben den innigsten Wunsch, mit dem Gaste zusammenzuschlafen, was ihr auch von der Mutter eingewilligt wird. Man vergessees dabei nicht, daß Bräute bei allen asiatischen Völkern sich8 die größte Schande halten, sowohl vor, als nach der Trauung ihr Gesicht selbst ihren weib<lichen> Verwandten zu zeigen und sind in der ganzen Zeit tief verschleiert. Selbst die 1 [und]:

[erwe*...]

[man]

[So vicl]: 5 [<1 անընթ.> Schicksal]. 6 [Sie| 7 [ihr]. 8 [als).

nächsten Verwandten müssen mit Geschenkcn und Versprechungen erst zu der Ehre gelangen, sie zu entschleiern. Die Tochter des Hauses, um den Gast recht 1ieb zu gewinnen, sucht auf alle mögliche Weise, ohne irgendwas Arges darunter zu ahnen, sie zu umarmen, zu küssen etc. Wie groß war aber ihr Entsetzen, und zu gleicher Zeit ihre Überraschung, als sie,statt eines Mädchens, einen kräftigen Jungen entdeckt. Das sonderbare Ereignis als eine Bestimmung des Scliicksals, woran alle morgenlandischen Völker sehr fest glauben, ansehend, geloben sie sich gegenseitige Treue und in derselben Nacht führt das Mädchen die besten Pferde ihres Vaters aus dem Stall, sattelt sie ganz hurtig und fliegt mit ihrem Geliebten zu einem anderen, noch mächtigeren Häuptling, als ihr Vater es war. Sie erreichten allein ihren Wunsch in derselben Nacht, hingegen Vater, und der betrogene Bräutigam mußten eine sauere Miene zum guten Spiele machen!/

19 Sehr früh schon, ja selbst im 10 ten Jahre werden die Ehen unter1 jungen Leuten geschlossen. Nur die Großen und Reichen erlauben sich zwei Frauen zugleich zu haben, obwohl die mohammedanische Religion ihnen es zuläßt. Auch die Kurden vertauschen ihre Frauen nicht so leicht mit einer anderen, wie die Tataren es so häufig zu tun pflegen. Die Frauen der Großen schmücken sich auf’s Eleganteste mit den kostbarsten Stoffen und Zieraten von Edelsteinen, Gold, Si1ber und Perlen, und pflegen sich auf's Üppigste durch eine Menge von Sklavinnen und Knechten, und durch ihre völlige Untätigkeit; hingegen2 s i n d alle die Beschwerden und Hausarbeiten in dem Hause3 des gemeinen Mannes das Geschaft ihrer Frauen: Weben, Stricken, Nähen, Holzhacken, Wassertragen, ihr Lasttier auf und abzupacken, ihr Zelt aufzuschlagen und wieder zusammenzupacken4, mit einem Worte alles, was im Hause geschieht, ist das Werk der Weiber. Sie5 wirken die schönsten Teppiche, Filzdecken und andere6 Z e u g e aus7 Wolle, deren Farben sie selbst zubereiten, und sind dabei hurtig, lustig, frei im Umgange s о g a г mit Fremden, untersetzt, stark und korpulant, 8m e i s t aber auch entsetzlich häßlich, doch dienstfertig und zuvorkommend. Ein Fremder braucht nur vor ihrem Zelte zu erscheinen, sogleich umschlingen sie ihn von alien Seiten selbst im Beisein ihrer Männer, was b e i alien morgenländ<ischen> Völkern so verpönt ist. Namentlich, wenn man den Spaß machen würde, manche Spielwerke und Kleinigkeiten ihnen vorzuzeigen, oder gar zu schenken, so wird er bald überdrüßig von ihrem Zudringen werden. Im Winter, wo sie in getrennten Kammern wohnen, wird man dieses Glücks nicht teilhaftig. Von ihren poetischen Talenten habe ich früher gesprochen. Sie singen mitten auf’m Felde, wenn sie nach dem Wasser9 o d e r der Vielrweide gehen. Ihre Sittenreinheit ist im höchsten Grade bemerkens u n d b e w u n d e r u n g s w e r t. Wie Amasonnen

1 [den].

2 [ist].

3 [von]?

4 [zu].

5 stricken].

6 [Kleidungsstücke für]

7 [der]. 8 [oft]. 9 [und]

ziehen sie oft, wie 20ihre Männer bewaffnet und gekleidet, auf das Schlachtfeld / und verrichten nicht wenig Heldentaten. als die ersten. Nach der Meinung der Kurden ist ein Frauenzimmer dasedelste Pferd, man muß sie p f 1 e g e n, s c h ü tzen, aberauch immer im Zaun halten, damit sie ihren Bücken keinem andern zukehren sollen, sonnst kommt man mit ihnen zu kurza) . Man hat Tausende von Beispielen, daß Kurdinnen mitten auf’m freien Felde, bei den schwersten Arbeiten ganz allein niedergekommen <sind> und Kind, Holz, Wasser m i t s i c h zusammen nach Hause gebracht haben. Kann man einen anderen noch besseren Beweis der Sittenreinheit1 e i n e s Volkes auffinden?23) Nur2 hierin und darin noch weicht dies Volk von dem Rittergeist des Mittelalters ab, daß es <sich> keiner Anstrengung, selbst für die Nahrung seiner Familie, nicht unterwirft. Der gemeine Mann tut nichts weiter im Hause, als das Vieh z u weiden, Hirtendienste den Reichern ihres Volks oder anderen Völkern zu leisten, Vieh, Butter, К ä s e u. d. g. auf den Markt zum Verkauf zu bringen und sich Kleider zu kaufen, wobei sie äußerst ungeschickt sind. Oft sitzen sie tagelang vor den Buden oder mitten auf dem Marktplatze selbst, und brechen sich gemeinschaftlich den Kopf um die einfachste Rechnung in's Reine zu bringen, hauptsächlich, wenn sie russische Münzen auf die einheimische reduzieren wollen. Daher haben sie auch in jeder Stadt ihre e i g e n e n Kunden, von denen sie auf keine Weise abkommen. Nie machen sie Kaufgeschäfte mit den Tataren, die sie hassen, sondern mit den Armeniern, die sie vom] Herzen liebenb) . 3Auf Raub auszugehen, Kampf und Rittübungen anzustellen, oder in der größten Untätigkeit bald bei diesem, bald bei jenem Nachbarn, meist aber bei ihren Häuptern und Stämmfiirsten die schöne Zeit durch Tabakrauchen, den sie sehr lieben, durch Kaffeetrinken, welches ganz nach türkischer Art geschieht, und tage ja monatelang so zu schwatzen, das ist ihr liebstes und vornehmstes Geschäft, wenn man a 1 1 e s dies Geschäft nennen könnte. Der Winter ist für sie die grausamste Jahreszeit, weil sie ihrer Freiheit beraubt sind, und unter dem Vieh, und nicht im Freien atmen konnen, was ihre ganze Existenz ausmacht. Sie haben sich so gegen die rauhe Witterung abgehärtet, daß

a) Europäische Leserinnen mögen mir wegen solcher zu groben Vergleichung verzeihen. Auch der Kurde vveifi, was weiß ist, nur in seiner Art22).

b) Ich spreche dies nicht aus Nationalliebe oder Parteilichkeit. Selbst die Schiiten die ärgsten Feinde des Christent urns, die nie das4 Wasser eines Christen trinken, haben den festen Glauben, man sei mit keinem Volke im Handel und Wandel und in Geschäften sicherer als mit den so allgemein in dieser Hinsicht verpönten Armeniern. Es gab auch eine Zeit, und dies nicht lange her, wo ein Tinlenflecken, den die Armenier auf ihrem Schuldschein5 aufdrückten, mehr galt, als die jetyigen Wechselpapiere. Was soil er tun, wenn er sieht, daß voile Bärsen mehr zu >agen haben, als alle modernen Rechtsgründe!

1 [dieses].

2 [darin].

3 [In frei].

4 [aus]

5 Բնագրում՝ Schuldenschein.

sie mitten in dem strengsten Winter, bei einer Kälte von 20 25 G. R. oft baafuß, mit nackten Beinen und dergleichen Brust umhergehen, ohne die geringste Unbehaglichkeit. Diese Ausdaner besitzen die Frauen in einem noch höheren Grade. Arzte kennen sie in ihrern Leben niclit. Einige einlieimische Krankheiten wurden1 von den alten Weibern durch Kräuter geheilt. Wunde verstehen sie, wie alle asiatischen V ö 1 k e r, am besten zu behandeln. In ihrern Greisenalter sind sie eben so munter, kräftig, mutig, wie Jünglinge anderer Nationen, wenn gar niclit v i e 1 mehr. Ein Alter von 120 130 ist keineswegs eine Seltenheit. Iin Gegenteil, die meisten erreichen ein sehr hohes Alter.

Auch haben sie einen ganz eigentümlichen Tanz, den sie bei Hochzeiten und son st i gen Feierlichkeiten unter Gesang und asiatischer Musik aufführen, Männer wie Weiber zusammen sowohl als auch einzeln, schliessen sich aneinander Hand in Hand, bilden eine Runde und mit gewissem Takt fangen sie denselben erst langsaman, all mählichaber in wilden Sprüngen und Fortschleppen geraten sie in Extase, daß man dabei Beine und Knochen brechen kann, wenn sie geradenicht kurdische sind.

Männliche Würde, ein emstes, ausdrucksvolles, ehrfurchtserregendes Außere, hoher, stämmiger Wuchs, breite Brust und Schulter, starker Knochenbau2, kupfergelbe Gesichtsfarbe, feuerige, große Augen, hohe Stim, große, krummgebogene Adlernase, mit einem Worte ein Riesenantlitz, wenn ich mich so ausdrücken darf, geben den Kurden beim ersten Blick zu erkennen. Ihr meist scharlachroter Turban, welchen sie mit vielen bunten Tüchern umwickeln, ihre eben von derselben Farbe, <mit> tuchenen, meist mit seidenen oder wollenen Schnüren verzierten Jacken, denn lange türkische Kleider tragen nur die Großen, ihr breites weißes Scharwar geben ihrer R i e s e n g e s t a l t ein würdevolles 3A n s e h e n, einen m a jestätischen Anstand. Ihre vorzügl<ichsten> Waffen sind Pistolen, Säbel, Schild, Karabinen 22und die schönsten/ aus kcstbarem Rohr bestehenden und oberhalb mit einem starken4 Büschel von Federn geschmückte Pike, die sie sehr geschickt zu handhaben verstehen. D e г Flinte bedienen <sie> sich sehr selten. Alle ihre Waffen sind nur auf Angriffe und persön l<iche> Tapferkeit berechnet worden. Ein Regiment von Kurden in ihren vollen Paradekleidern und Bewaffnung würde, glaube ich, die Ehre eines schönen Garderegiments streitig Machen. Früher, als sie noch unabhängig lebten und ihre Freiheit mit fester

1 ]durch].

2 [eine].

3 [Ansiande den schwersten, ehrwuidigbtenl.

4 [Kra<ftigen >]?

Faust zu1 behaupten hatten, führten sie auch eine Art von Trommel, ohne Blaseinstrumente, dem asiatischen ähnlich. Die beiden oben erwahnten Häupter des Sibikischen und des Silanischen Stammes hatten Macht auf Leben und Tod ihrer Untertanen. Nur diese beiden Fürsten allein hatten unter vielen anderen Häuptlingen das einzsge Vorrecht ein s<o> g<enanntes> arabischesZelt aufzuschlagen, was s i c h durch seine dunkelschwarze Farbe vor alien übrigen ausgezeichnet haben soil, und welches dieselbe Bedeutung bei diesem Volke hat, wie Porphyre und andere Auszeichnungen, welche nur Könige allein tragen können. Aber mals ein Beweis, wie sehr dies Volk mit den Arabern verwandt sein muß.

Die Gastfreiheit dieses Volks ist im ganzen Orient sprichwörtlichn bekannt. Selbst die gegen sie so feindseelig gesinnten Tataren und Perser 2m ü s s e n diesen Vorzug ihnen mit Bedauern zugestehen. Sie betrachten den Gast wie einen Abgesandten Gottes und suchen auf alle Weise, wie sie nur können, denselben bestens aufzunehmen. Man erzählt von ihnen, daß sie auch selbst ihren Gast auf den Straßen plundern3, damit kein Fremder sein Hab und Gut in die Hände kriegen soil. Auch sollen sie bei Fremden nie das Rand des Brotes, sondern4 die Mitte essen, damit sie späterhin, wenn sie denselben plündern wollen, was wohl leicht geschehen kann, mit reinem Gewissen schwören zu können: sie hätten das Rand seines Brotes nie berührt, ein Zeichen der größten Freundschaft nach den Begriffen dieses Volkes. Um einen 23richtigen Begriff von der / Gastfreundschaft desselben zu geben, muß ich folgende Scene niederschreiben, die ich im Hause von Ibrahimagha , dem Sohne jenes berühmten Helden, den ich zuletzt schilderte, vorfand. Man wußte schon vorher, daß ich ihn besuchen will. Kaum zeigte ich mich bei seiner Türe, sogleich trat5 ein rüstiger Kurde [m i r]entgegen, wurde vom Pferde beinahe auf den Händen desselben heruntergetragen und von einem Diener, der ihm folgte, in |die Stallstube geführt. Mein Erscheinen daselbst setzte alles in Bewegung. Ich fand eine Menge Menschen davor. Alles stand auf und strömte mir entgegen, selbst den Ibrahimaghanicht ausgenommen. Der eine zog mir die Stiefel aus, zwei andere hielten mich an beiden Armen, so daß ich nicht wußte, wie ich mich benehmen sollte. Die Bewillkommnungsredensarten gingen vom Munde zu Munde, aber mit einer Herzlichkeit, die ich selten irgendwo gefühit habe. Oben an einem Winkel, wo der Wirt selbst seinen untastbaren Sitz haben mag, hatte man Teppiche, weiche Bettzeuge und an beiden Seiten desselben große Kissen hingesetzt. Hier müßte ich meinen Platz einnehmen.

6Links von mir saß der freundl<iche> Wirt selbst, vor mir ein Greis

1 [erzwin<gen> ]?

2 [können]

3 [in dem sie s…]

4 [erst].

5 [mir].

6 [Mir zu]

von ungeheuerer Größe an Wuclis. Einige standen immerwabrend auf Beinen, und zwei junge Leute hinter mir, um mir Pfeife und anderes Nötige einzureichen. Anfangs glaubte ich, dies wären seine Diener; wie groß war aber mein Esrtaunen, als ich nachher erfuhr, daß die meisten von den Anwesenden die1 Familienglieder des Hauses waren. Ich fand sie alle in der Freude trunkenauch wegen des schönen Geschenkes und der Iiebevollen Aufnahme, deren der junge Bruder des Wirtes Schamdinagha bei Seiner Erlaucht, dem Fürsten und väterl<ichen> Statthalter von Grusien teilhaftig geworden war24). Rührend war ihre kindlichen Freudensäußerungen und herzvolle Mitteilungen2, von den Herablassungen und Güte, womit Seine Erlaucht sie behandelt hatte. Wohl dem Lande, dessen Herrscher, wie die Gottes Sonne, seine milden wohltätigen Strahlen auch in solche finstere 24 Winkel 24herabsendet!/ Mitten unter solchen wonnevollen Unterhaltungen machten der eine Bruder Tee nur meinetwegen, denn sie trinken keinen, der andere Kaffee auf türkischer Art, der dritte reichte Pfeife etc. Kurz darauf brachte man das Essen 3a u f großen, platten, kupfernen Schüsseln. Es bestand aus einer Reissuppe mit zerhacktem Fleische gekocht, Spießbraten, Käse und dem in Orient allgemein beliebten Plav, und nicht Pilov , wie die Europäer es unrichtig nennen. Drei solche Schüsseln standen in der Mitte der Stube, und von einer jeden aßen 4 5 Menschen. 4Auch den Brandwein hatte man meinetwegen ilicht vergessen und aus 5e i n e m entiegensten Dorfe herbeigeschafft. In kurzer Zeit war alles satt, nun kamen andere Parteien und machten sich auf die6 Schüsseln her, bis alles geleert wurde. So sollen ihre Gastmähler zu jeder Zeit sein. Bei dem Vater meires liebenswürdigen Wirten und dem Fursten Husseinagha25)sollen tagtäglich einige Hundert Menschen gespeist haben. Der ganze Abend wurde7 i n Singen, herzlichen Gesprächen, Kaffeetrinken, Rauchen zugebracht, wobei sie auch ihre Andacht verrichteten.

Hier entwickelten sich die meisten von meinen Ausforschungen fiber die Kurden, Liedersammlungen etc. Scenen der Art findet man auch bei anderen asiatischen Völkern, doch auffallend und höchst bewunderungswürdig werden für mich, der ich selbst ein Asiate bin, folgende. Wie man<sich> schlafen legte, das laßt sich wohl denken, dcch was will man dazu sagen, daß so ein rohes Volk, dessen Fußtritt und Stimme, wie Pistolenschüsse knallen, den folgenden Morgen, als eben der Hahn das letzte Mal gekräht hatte, die natürl<iche]> Uhr aller Dorfbewohner, wieder in diesel be Stube drang, Feuer machte, beinahe über zwei Stunden hin und herging, plauderte, lachte, alles aber mit einer solchen Vor und Umsicht tat, daß man nicht das geringste Geräusch, sondern8 ihr Fliistem allein wahrnehmen konnte, um nicht den Gast im Schlaf zu stören. Herrliches Volk! Herrliche Sitten!/

1 [nächsien].

2 [die], 3 [an].

4 [In kar...|.

5 [deml 6 [Schl...].

7 [mit]. 8 [ich].

25 Man wäre im Unglück, namcntlich die elendste Kreatur, man wird gleich winseln, klagen, murren gegen idle Walt, ja gegen d i e Gottheit selbst, alle die eingebildeten Vorzüge, große Tugenden und die Undankbarkeit der Menschen aus seinem Munde weit und breit auftischen selien. Während dieser zwei Tage meines Aufenthalts in diesem achtungswerten Hause wurde nie eine Silbe von den Hausgenossen selbst über ihren früheren Glanz und die jetzige Armut zur Sprache gebracht, so daß ich immer im Irrtum bleiben mußte, einen gewöhnlichen Kurdenhäuptling gesehen zu haben. Nur dann und wann wurde mirdie leiseste Anspielungdarauf gemacht, obman i h re Landereien und Gemeinden ihnen wieder zurückgeben1, Oder ob ihre Fir wane und Dokumente, die vom2 Schach und der Pforte erha1ten haben, ihnen was helfen werden. Wie groß war aber mein Erstaunen, als mir ein bekannter Armenier aus der Gegend3, b e i dem ich hierauf einkehrte26), um meine Nachfragen und Nachrichten über dies Volk zu ergänzen, die Augen aufmachte, bei wem ich so 1 i e b e v о 1 1 bewirtet worden war. Selbst in diesem tiefen Elend, denn alle seine Kurden haben sich von der Türkei aus zerstreut und hirtenlos sich anderen Häuptlingen unterworfen und nur die Regierung vermag allein sie wieder unter den Schutz ihres Fürsten kommen zu lassen, selbst in dieser Armut, denn er wird von den umliegenden Dörfern, Armenier und Kurden, aus Dankbarkeit gegen ihre frühere Wohltat unterhalten, wollte mir dieser edle Mann noch ein Pferd zum Präsent machen, um nicht die Ehre seines Hauses zu verletzen!a) Einen schönen Neujahrabend, wie selten irgendwo, habe ich diesmal4 unter dem Obdach dieses edelen, durch Schicksal aber so hart gemißhandelten Mannes, unter so Iiebenswürdigen, anspruchslosen Menschen zugebracht und die schöne Lehre erst von ihnen angenommen, wie man a u c h im Unglück groß sein kann!/

26

J E S I D E K5

Haben wir erst die Kurden einigermaßen kennengelernt, so wollen wir unsre Aufmerksamkeit einem Volke zuwenden, dessen Ursprung, Originalität und namentlich religioser Zustand viel rätselhafter, viel merkwürdiger und eigenfumlicher, als jeeinrs anderen Volks auf der ganzen Erde ist. Es sind die s<o> g<enannten> Jesiden.Alles, was von

a) Natürlich habe ich dasselbe unter verschiedenen Vorwänden abgewiesen und durch einen glückl < ichen > Zufall meine Dankbarkeit end Yerelnung gegen ihn durch die Tat erwiesen. Mein zweiter Wilt, der Armenier, hatte aus der Türkei einen schönen asiatischen Mantel kommen lassen, an dem alle Kurdenhäuptlinge versucht weren und denselben mit Bitten besturmten, ihnen gegen jeden mögl < ichen > Preis abzutreten. Auch ibr<ahimaghahatte den Wunsch geäußert, doch dutch den völligen Mangel an Finanzen sich darin gefügt, sein Begehren darnach zu dämpfen. Mit diesem erwünsdhten Gecbenk suchte ich ihm zu beweisen, daß ich seiner so herzlichen Freundschatt würdig bin.

1 [wird].

2 [Pers <ischen >].

3 [zu].

4 [in diesem]

5 Բնագրում՝ Jeziden.

den Kurden gesagt worden ist, besitzen diese in einem noch höheren Grade; a n Physiognornie, Lebensweise, Traclit, häus liche Einrichtung, Verteilung an Stämme stehen ihnen gleich, an Mo г d Raub und H a b s u c h t1 , an Schelmereien jeder Art nach, hingegen, an Tapferkeit, Mut, Ehrlichkeit, Treue, Redlichkeit, Gastfreundschaft und an alien möglichen edlen Zügen viel, viel höher, a 1 s j e n e. Ein Jesid kann sich mit 10 Kurden messen, und wo2 j e n e г erscheint, weicht dieser mit Klugheitund Vorsicht aus, wenn er mit heiler Haut davon kommen will. Eben dieser ihrer außerordentlichen Männlichkeit verdanken sie auch ihre bisherige Existenz und die Rettung i h r e s Glaubens. So wenig an Anzahl und so zerstreut, wie sie leben, umgeben, verachtet,3 verhaßt und verfolgt von so vielen barbarischen, fanatischen Völkern, wie Türken, Perser, Tataren Araber und Kurden selbst, konnte unmöglich irgend ein Volk so viele Jahrhunderte hindurch sich so aufrecht erhalten, besäße es nuг diese Tugend nicht. Nicht wenig haben auch die Festigkeit ihrer Wohnörter und ihr4 Nomadenleben dazu beigetragen. Mit keinem anderen Volke unter ihren Nachbarn halten s i e sich so fest zusammen, machen gemeinschaftliche Sache, als nur mit Armeniern, die sie Brüder27) nennen a). Man sollte kaum glauben, daß auch die Armenier irgend wo ihrem alten kriegerischen Geist beibehalten hätten. Dieser Glaube kommt daher, weil man nur denjenigen Teil dieses Volks kennt, welcher ansaßig ist5, eine beständige Lebensart führt und Ackerbau und Gewerbe treibt. Hingegen sind sie in Berggegenden von Hocharmenien, dem jetzigen Kurdistan, im Nichts von Kurden zu unterscheiden. Ja, was noch auffalend und noch seltsamer vorkommen mag, sie sollen in den6 Talgegenden zwischen den jetzigen türkischen Provinzen, Gaisar und Adana , in dem Bezirke, Seithunund Mamschgenannt, bis zum Einfalle von Raschid Pascha ՝ ungefähr vor 10 Jahren, ein selbständiges Fürstentum gebildet und alien ihren Nachbarn und Angrei fern 27immerfort Trotz geboten haben28). Eben dieser Pascha, der die Kurdenstämme teils g änz

a) Wunder der Tapferkeit und desHeldenmutes haben noch in neuerer Zeitdei Jesidenhauptling Mirsaaghaund der armenische Priester Po go s, jeder mil seiner Gemeinde nah an der Fesiung von Rad<Co swan, nicht weit von Mussul gegen ein Heer von 3 0.0 0 0 Mann stalk, von Turken und Kurden zusammengeschaart, im Jahre 1828, wie ein Augenzeuge es erzählt. gczeigt. urid mit weniger Mannschaft dasganze Heer heinahe vcrnichtet, was man in einem kurdischenLiede bes ungen hat, welches ich nach her hinzu beifiigenwerde, doch istendlich dem Raschi d P ascha im Jahre 1833 es gelungen, sie sowohl, als viele Kurdenstämme unter türkischc Bob mäßigkeit zu bringen.

1 [und]. 2 [dieser]. 3 [und.] 4 ihr[en]. 5 [faste]? 6 [Pr<ovinzen].

lich vernichtet teils zerstreut und die Überbleibsel zur / Ansäßigkeit und1 Z i n s b a r k e i t gegen die Pforte gezwungen, hat noch v i e 1 schrecklicher und grausamer mit den Jesiden verfahren miissen, daß diese außerdem noch, ohne alles Erbarmen, dazu angehalten wurden, ihren Glauben abzuleugnen. Heldenmutig hielten s i e alle Versuche und Angriffe ihres Anfechters, haufenweise2 fielen sie3 a 1 s Opfer für ihre väterliche Religion, nur wenige Feigherzige ließen sich zum Islam überführen, die übrigen, welche noch am Leben blieben, begaben sich meist in’s russische Gebiet, 3i n Armenien und genieBen <hief> harmund gerauschlos, ihre voile Freiheit in jeder Hinsicht. Doch sollen nochviele Familien in der Türkei und in Persien leben, natürlich aber unter strenger Aufsicht.

Zu den nachteiligsten Ziigen ihres Charakters gehört der Diebstahl» den e i n jeder Jesid als eine von Heiland erlaubte 4g e s e t z l<ic h e> Handlung treiben muß, weil, wie sie sagen, einer von ihren Glaubensgenossen habe einen von den Nägeln, womit der Erlöser5 am Kreuze6 angeschlagen wurde, gestohlen und eben deswegen eine vöIlige Vergebung, e i n Privilegium für diese Untugend von Ihm selbst im Voraus fur das ganze Volk erhalten. Auch bei diesem privilegierten Geschäfte, wie in alien, gehen sie sehr mäßig zu Werke. Verirrtes Vieh allenfalls, oder von sich selbst in die Hände g e f a 1 1 e n e Dinge erlauben sie sich heimlich wegzuklemmen. Taschendieberei, oder dergleichen Umfug, 7d i e die Tataren und andere Völker es zu tun pflegen, 8welche bei jederm Gelegenheit mit Vorsatz jemanden anfallen, oder des Nachts in jedes Haus eindringen und mit Mord und allerhand Greueltaten ihre Unzucht treiben, sind ihnen ganz fremd. 9Auch darin nehmen sie die Armenier aus. Wer von diesen was aneignet, nvird von der ganzen Gemeinde total ausgeschlessen. Daher ist ihnen alles heilig und untastbar, was diesem Volke gehört. Ja, sie geben diesem ihr eigenes viel eher und schützen sein Hab undGut mit Aufop ferung ihres Lebens, als daß sie von ihnen was wegnehmen. Ihre Sittenreinheit und vorzügliche ihre Achtung gegen d<as> weib<liche> Geschlecht anderer Nationen übersteigt alle Maßen und Begriffe. Das bloße Ansehen schon wird von ihnen als die großte Sünde betrachtet. Ein Dorfälteste, ein Armenier, erzählte mir folgende Geschichte, deren er selbst ein Augenzeuge gewesen ist. Die hübsche Tochter eines reichen Kurdenhäuptlings verliebt sich in einen jungen Jesiden von schönem Aussehen, dem 28Bedienten des Armeniers. Alles11 bietet die liebreizende Nympfe / auf, um den jungen Menschen an sich zu ziehen: durch Lieder und Geschenke, durch Anerbietungen aller Art

1 [w…]

2 [zum].

3 [in das jetzige Russisch ].

4 [fomme].

5 [gek<...>].

6 Kreuz[hettJ.

7 [wie]

8 [die].

9 [Von Armeniern].

11 [ist ein). [Kun ՝ tgriffe].

suclit sie denselben anzulocken, doch verge bens. Sobald der Jüngling ihre Stimme hört, oder sie gar s i c h an i h n nähern sieht, läßt alles im Stiche und mit furchtbarem Umritten läuft er davon. Endlich überdrüssig den unaufhörlichen Nachstellungen und Verfolgungen des jungen Mädchens, verläßt er Jahresgehalt und das Haus seines Herrn, seiner Eltern und läuft über die russische Grenze, սա sich von diesein Schmach zu befreien. Man biete einem Jesiden alle Schatze der Welt und man wird ihn dennoch mit keiner Art dazu kriegen, diese heilige Sitte zu verletzen. 1Selbst eine Badstube besuchen sie nicht, weil da eine unsittliche Handlung verübt sein к a n n29). Ein i hnen einvertrautes Gut, sei es was es wolle, kann man nach vielen Jahren sogar ganz unversehrt wieder erhalten. Haben sie hingegen ein Pferd, einen Ochsen, eine Waffe und d<ef> g<leichen> Dirge jemandem geliehen, und es geht verloren oder verunglückt sich auf irgend eine Art, von w e l c h e m W e r t e es auch sein mag, so dürfen sie keine Kopeke dafür abfordern2, weil solches Unglück als Gottes Fügung angesehen wird. Fordert3 man von einem Jesiden, meinetwegen, einige Hundert Rub<er>, ist er im Stande dieselbe zu geben, 4so zahlt er sehr gern aus und man kann sie mehrere Jahre lang in Händen haben, ohne einen Heller Prozente zu5 zahlen, was in ihren Augen als das größte Verbrechen 6g e h a l t e n wird.

Frage man a b e г woher und von wem dies Völkchen entstanden und abgestammt ist, wer ihm diese herrlichen Grundsätze so tief eingeprägt hat, da hört alles Nachsinnen, Nachforschen und alle Mutmagserägt leider auf. Alle7 Völker, welche ihm nahstehen und ihre Nachbam gewesen sind, dasselbe als Teufelsanbeter verachtend und verschmähend, haben jede Gemeinschaft mit ihm mit dem bittersten Haß und Fanatismus vermieden. Auch die armenische Geistlichkeit, 8i h r e zahlreichen Historiker9, die einzige Inhaberin geschichtl<icher> Lieferungen von alien a s i a t i s c h e n Völkern, schweigen beinahe ganz oder geben unzuverläßige Nachrichten über dies Völkchen, Doch davon später30)./

29Die Religion dieses Volks ist ein Gemisch von christl<^ichen^>, mohammedanischen und hebräischen Lehrsätzen10 und Gebräuchen. Ein höchstes Wesen, eine einzige allmächtige Gottheit, der Urheber und Regierer alles Sichtbaren und Unsichtbaren beten11 und erkennen sie in derselben Reinheit und Vollkommenheit <aո>, wie alle Christen und Mohammedaner, die sie12 mit dem arabischen Namen Allah nennen, weil sie selbst keine

1 [Thamuragha , der jetzige Jesidenhäuptling in Armenien, als er im vorigen].

2 [wenn esj.

3 [Sie].

4 [so].

5 [hab].

6 [angesehen].

7 Alle[s].

8 [die einzigen].

9 [dieses Volks].

10 [Grundjsätzen 11 [sie]. 12 [wie die].

eigene Sprache haben, und das Kurdische als ihre Müttersprache betrachten. Auch sprechen sie das Armenische ganz fertig, weil sie immerfort unter ihnen leben. Den Heiland sehen und verehren sie als das Licht, den Atem Gottes, welcher auf die Welt kam und aus der Brust Maria , und nicht aus dem Leibe derselben, die menschl<iche> Gestalt annahm, um den Menschen sicht bar zu werden, sie zur Wahrheit und Gottesverehrung zu führen; und nachdem Er diese Bestimmung erfüllt, ließ sich von Menschen für seine Religion kreuzigen und1 verwandelte sich wieder zur Gottheit selbst, ohne gestorben, begraben zu werden, was sie als eine Gotteslästerliche Ansricht durchaus verwer<f>en und als eine der Gottheit unwürdige Eigenschaft ableugnen. Wer daher unter ihnen das Kreuz anbeten und dasselbe gar mit Fluch balgen wird, wie die Mohammedaner es zu tun pflegen, der muß 40 Tage lang sich zur Strafe an seinem Hause einsperren. Niemand darf m i t ihm verkehrenkein Licht, kein Feuer ihm, jakeinen Gruß geben2; denselben rasieren, und angeschoren und angekammt,. und von der ganzen Gemeinde gänzlich verlassen, muß er diesen Termin aushalten, bis er sich wieder zu den Seinigen zahlen kann. Ihr Gebet verrichten sie, das Gesicht, wie alle Christen, gegen den Sonnenaufgang zugekehrt und3 beide Hände vor’s Gesicht gehalten, oft auch mit denselben die Erde berührend, zum Zeichen ihrer Kniebeugung. Nur des Morgens, also nur einmal am Tage beten sie, und zwar mit den Worten folgenden Inhalts: «О, du, allermächtiger Schöpfer, der du alles in der Welt bist und regierst, deine Geschöpfe wie ein gütiger Vater beschützst und verwaltest, sieh auf uns gnädig an, bewache uns von4 allem Bösen und Übel. Du bist Gott, Jesus und5 alles, was Heiliges im Himmel und <an der> Erde gibt» etc. 6Gebetformeln, wie alle Morg<en>länder, haben sie nicht, und zwar deswegen, weil sie mit allem Recht behaupten: Gott sieht in’s Herz und nicht auf die leeren Worte, und ein jeder muß Ihn so anrufen, wie er Ihn selbst begreift und kennt, und was er selbst wünscht und bitten will. Den Donnerstag halten sie für ihren Sonntag und feiern denselben nicht mit besonderen Bußübungen7 , Gebeten und Festlichkeiten, Untätigkeit, wie alle Völker, sondern jeder, selbst der ärmste Jesid, muß den Abend eine Schüssel Plav den Armen oder seinen Nachbarn schicken. Wein und Brandtweintrinken ist nicht allein bei ihnen erlaubt8 und wird nicht9 a 1 s Berausch oder Belustigungsmittel, wie <von > alien Völkern genossen, sondern als eine heilige Gabe, als Blut Christ igenommen und 30verehrt, und jedesmal bei dem Genuß desselben die Schale, worin/dies edele Getränk

1[empfiehl, vereinigten]

2 [und].

3 [d i e].

4 [dem].

5 [der]

6 [Ein].

7 [undl.

8 [sondern].

9 [wie].

gegossen wird, mit beiden Handen festgehalten und so vorsichtig rein ausgeleert, daß kein Tropfen Davon nachbleibt, oder gar auf die Frde, oder auf ihre Kleider fällt. was sie sogleich ablechen und es als eine Strafe Gottes ansehen. Ja, sie begehen eine besondere Feierlichkeit damit in der Nacht vom <Kar>freitag, wo der Heiland am Kreuze hing. Sie füllen eine große Schüssel mit Wein, tun ein rundes Brot hinein, stellen dieselbe in die Mitte eines Zimmers oder Zelts, je nachdem die Jahreszeit darnach ist, sprechen gemeinschaftl<ich> Gebete über denselben, singen1 mit Andacht und nachher teilen sie unter der ganzen Gemeinde als eine h e i l i g e Hostieund als Blut Christi aus. Diese Gebete und Lieder2 teilen sie Niemandem von anderer Konfession mit. Drei Tage im Jahre, und zwar in der Woche, wo das Andenken des Propheten Jonan bei den Armeniern gefeiert wird, nämlich d<en> <...>31) halten sie Fasten oft sostreng, daß bei vielen Rechtgläubigen selbst Tiere müssen vom Wasser und Futter entzogen werden, doch in der Regel essen sie nur des Abends, und zwar alles Fleischige. Sie erzählen hiervon eine komische und ihren Begriffen nach recht charakteristische Geschichte. Sie geben nämlich vor, daß ihr großer Gesetzgeber, von dem späterhin die Rede sein wird, als er den Befehl von der Gottheit erhalten3, auch mit Fasten sich zu befassen, um seinem Volke diese, f ü г <es> s о schwere Last zu erleichtern4 , die Rolle eines einfältigen Tauben gespielt5, indem auf e r6 die Zahl Si, was kurdisch dreißig bedeutet, und was die Absicht der Gottheit selbst gewesen, so lange zu fasten, als a ber nicht richtig hört, immerfort gefragt haben soli; Serugh (d<as> h<eßit>: 3 Tage)? 7Und die Gottheit [dieses] die Drolligkeit dummen Einfalls des Propheten für gut achtend, befohlen haben soll: «Se rugh, se zugh, dabei müßt ihr auch bleiben».

Übrigens halten sie auch viele armenische Wochenfasten und feiern das Andenken derjenigen Heiligen der Armenier, zuderen Namen jene Fasten festgesetzt sind, namentlich8 stehen bei ihnen der heil<ige>Georgund Sarkisim großen Ansehen. Den letzten nennen sie ChidirNabi, 9verehren 10undrufen ihnan beiden Reisegefahren, bei Sturm und Schneegestöber, gleich den Armeniern. Sie bringen Schafe zum Opfer, küssen den Altar der armenischen Kirchen, auch die Hand der Geist l<ichen> dieses Volks, nehmen die heil< ige> Hostie, nämlich das Brot allein, und genießen dieselbemit der größten Ehrfurcht. In der Woche des hei< igen> Sarkis ma

1 [siel.

2 [sagen].

3 [haben soil].

4 [sich].

5 [haben soil].

6 [das]

7 [vor]

8 [ist; sind]. 9 [und].

10 [ihnl.

chen sie, wie Armenier, Mehl aus gesotteten Weizen, tun dieselbe in eine Schüssel und stellen alles auf einen freien Platz im Zimmer, damit der Heilige mit Hufeisen seines Pferdes 31dasselbe des Nachts berühren soll, was natürlich nur von Spaßvogeln mit/einem solchen Eisen heimlich angedrückt und alsdann dies als wie eine Vorbedeutung alles Glücks und Wohlstandes angesehen wird. Die Armenier nennen e s Pochinz und geniessen es in der nämlichen Woche mit Zuckerwasser oder Syrup gemengt. Junge Mädchen benutzen das geweihte Brot, legen ein Stück davon des Morgens früh ganz im freien auf einen hohen Օrt, was meist eine Speise der Raben wird. Von der Seite, wohin der Vogel flieht, soil ihr Bewerber erscheinen. Schöne Hoffnung für ein junges Herz, < d i e > aber nicht immer in Erfüllung kommt. Auch hatten Jesiden armenische Kinder zur Taufe und gehen nicht selten zu ihrer Kirche ü b e г ./ 30 Eine andere recht interessante Angabe, warum dies Volk die Sonne ehrt und das Gesicht beim Beten gegen dieselbe zukehrt, ist folgende: als Adam , der erste Mensch, so heißt es bei ihnen, wregen seiner Gesetzvertretung der Gegenwart Gottes und folglich auch1 des immer lichtvollen Paradieses beraubt, in2 ein e w i g e s Finsternis verdammt, sein bitteres Schicksal in der fürchterlichsten Verzweiflung bejammerte, erschien ihmMalakT<h>avus (d <as> h<eißt>: der schwarze Engel), da er wohl wußte, daß am folgenden Tage die Sonne aufgehen würde, wovon der Urvater der Menschen noch keinen Begriff3 haben soil, mit dem Vorschlag: Ihm das ganze menschl<iche> Geschlecht bis zur Ankunft des Erlösers unter die Gewalt zu geben, alsdann auch wird er, ihm das Licht wieder zurückzugeben, bei der Gott heit auswirken. Der sonderbare Kontrakt wurde von unsrem Urgroßvater angenommen, wie es sich sehr leicht denken läßt, der Akt in einen Stein eingegraben und derselbe in den Fluß Jordanhineingeworfen, worauf der Meiland bei der Taufe gestanden haben soll, um diese 31Fluchschrift für die Menschheit zu vernichten. Eben dadurch auch erregte der schwarze / Engel den Zorn Gottes und fiel4 bis auf heut'zutage in Ungnade bei Ihm.

Lalesch5 ist der heil<ige> Օrt auf Erden, den sie, wie Christen den Jerusalem, verehren, wohin sie wallfahrten und wo der vornehm ste Sitz ihrer zahlreichen Geistlichkeit ist. Er soil

1 [seines gliinzvollen Licht be...].

2 [die].

3 [hatte]. 4 [aus seinen] 5 Բնագրում, Lelisch ուղղում ենք։

In der Gegend von 1Nisibiliegen, jetzt aber von Raschid pascha teilweise ruiniert worden sein. Dreihundert 66 Zimmer, nach der Anzahl der Tage im Jahr, soll das viereckige Gebäude gehabt haben, 2innerhaib welchen eben soviel Lampen, wieviel Zimmer da sind, Tag und Nacht brennen sollen. In dem Mittelraume dieses Gebäudes soll die heil<jge> Stät te sich befinden, wo3 ihr großer4 und e i n z i g e г Prophet, oder was einerlei fur sie ist, die Gottheit selbst, der alles umfassende, alles vorsehende, regierende Schichandi, d<as> h<eifit>: die Chech's32) haben ihn gesehen, sich zum ersten Male den Menschen offenbart haben soli, um5 i h n e n seinen Willen und seine Gesetze kundzutun. Christus oder Schichandi , oder die Gottheit selbst sind ein und derselbe für sie, nur in verschiedenen Zeiten, Gestalten und Namen auf die Welt gekommen. Alles, was Allmacht, Allwissheit, Allgüte etc. heißt, schreiben sie ihm zu und verehren sein Andenken in Gestalt eines Vogels mit einem Hahnenkopf, den sie Tliatsch о d<[ er> Thavus (d< as> հ< e i ß t > : Vogel) nennen, was6 wörtlich eine Krone bedeutet, mit eben derselben Ehrfurcht und Innigkeit, wie die Christen das Kreuz des Heilands. Den größten Eidschwur leisten sie im Namen dieses Thavus, о d<[ e г ]> Schichandi , oder irgend eines C h e c h’s. Auch für die armenischen Kirchen geben sie oft ansehnliche Summen33). Auch schlagen sie bei ihren Schwüren und ernsten Handlungen mit Christen das Zeichen des Kreuzes, wie alle morgenländische Christen; : unter sich aber beteuern nur mit dem Namen dieses göttlichen Wesens und glauben, es ware vom Himmel gekommen.

Ihre Geistlichkeit teilt7 sich in zwei Kasten ein: in Chech's , welchе die oberste und Pir's , die die unterste Klasse ausmachen8. Sie wohnen in hinreichender Menge unter ihren Gemeinden9, haben eine bestimmte Anzahl von Familien unter sich, die nie von einem zum anderen übergehen dürfen, tragen schwarze, wollene, grobe Kleider dicht am Leibe, namentlich die ersten, so ns t sind sie in übrigen Kleidungsstücken den Laien gieich. Sie sind verheiratet, können auch zwei Frauen zu gleicher Zeit nelimeu, aber nie vom Volke, oder eine Kaste von der anderen, sondern jede unter sich, wie auch das Volk. Dadurch bleibt jede Kaste ganz rein für sich und10 p f 1 a n z t1112 seine Vorrechte und Würde für seine ganze 32Generation fort. Sie werden als von Schichandiselbst, als Hirten und Seelensorger für das jesidische Volk eingesetzt, betrachtet, und ihre Person ist heilig für sie, so daß sie auch sehr

1 [Mussul , oder der alten Ninve ]

2 [unter].

3 [das erste mal].

4 groß[tei]

5 [den].

6 [nicht].

7 [für]

8 Բնագրում՝ teilen.

9 au<mia[cht].

10 [und].

11 [beh.lt].

12 [ver]pflanzt.

oft auf den Namen dieses oder jenes Chech's odcr Pir's , wie wir auf die Namen unsrer Heiligen, schwören. Ihre A c h t u n g gegen diese ist so g г о ß, daß sie glauben, j e d e г Chech о d e г P i r s e i von G о t t e r m ü c h t i g t, irgend eine Krankheit zuheilen; <sie> begeben sich in solchen Fällenin's Haus desjenigen Geistl<ichen>, von dem sie wissen, w e l c h e Krankheit er<zu> kurieren vermag. Der erste und mächtigste Fürst unter ihnen muß sich wie ein demütiges Schaf von einem solchen Geistlichen alles Schläge, Prügel und d<er> g<leichen>, ohne eine Silbe dagegen einzuwenden, gefallen lassen und alles, was derselbe fordert, mit Pünktlichkeit erfüllen, wenn er den Zorn Gottes und die Verachtung, ja die Verstossung von der ganzen Gemeinde nicht auf sich ziehen soil. Daher sind aucti die j ä h г 1 i c h e n Einkünfte derselben recht bedeutend, die natürlich nur aus Vectualienund meist aus Vieh bestehen. Bei der Annäherung an dieselben, oder bei der Begegnung auf Wegen und im Freien, nimmt das Volk die Mütze ab und küßt ihnen die Hand, wie viele Christen es mit ihren Geistlichen zu tun pflegen. Ihre Pflicht ist1 , über das Volk2 zu wachen3, sie in ihren väaterl< i c h e n > guten Sitten zu belehren und zu stärken, alle Streitigkeiten und sonstige Unfälle unter denselben zu beseitigen, die Beschneidung, Heirat und die Beerdigung zu vollführen. Alie diese Religionsgebräuche wurden auch4, was aber das Sonderbarste5 bei i hrer ganzen Kirchenverfassung i s t, von mohammedanischen Mulla und nicht von christl<jchen>Priestern, in Ermangelung ihres Geistlichen, vollzogen. Über dies Rätsel wollen sie niemandem irgend eine Auskunft geben. Die Vornehmsten von ihnen sind diejenigen, welche aus Laiesch kommen; zu denen strömt alles. Alle Jahre erscheint einer oder der andere mit dem oben beschriebenen That<s>ch , einem dreifüßigen, eisernen Leucliter, einer Kleinen Trommel, einer Schalmei und einem6 К n a u 1 von groben, aus Ziegenhaar gewebten Schnüren. Die Gemeinde sammelt sich abdann um7 den8 Angekommenen her, der alle diese Heiligtiimer in ihrer Mitte aufstellt, die Trommel schlägt, die Schalmei pfeift9, wahrend das andächtige Volk, kniefallend und kriechend, dem angezündeten Leuchter und dem Hahnenkcpf10 zum Küssen sich nähert und auf die nämliche Weise wieder zurücktritt. Alsdann w i r d 11die Forderung der milden Gaben12 für die Brüder in Laiesch vorgenommen. Das wenigste ist ein Schaf, sonst sind Kühe, Pferde, Kostbarkeiten a Her Art, große Summen gar nicht ungewöhnlich, was man ihnen gibt und dafür ein Stückchen von der Schnur nach einem gewissen MaB, je nachdem die Gabe selbst ist,

1 [dem].

2 [die].

3 [ihnen; ihre].

4 [von].

5 [ist]

6 [Bändel]. 7 [ihn]

8 [Anko...].

9 [was].

10 [küsst].

11 W[erden]. 12 [an].

Heiligtümer1, diese niitgegebe юл Gaben und einen solchen Geistlicben antastet, oder sie gar wegnimmt! Das ganze jesidische Volk gerät in den fürchterlichsten Aufruhr und wo der Täter auch sich verstecken mag, wird er entdeekt und auf das gräßlichste, oft sein ganzer Stamm, gänzlich vernichtet. Nocli irn vorigen Jahre ist ein ähnlicher Fall geween. Die Missetä ter sind schon teilweise hin, dennoch schnauben selbst die russFchen Jesiden unter sich Feuer und Flamme, alles bis auf den letzten Mann dahinzuraffen./

33 Eine besondere Weihe erlialten ihre Geistlichen, die Chech'sund Pir’s,die sich nie rasieren dürfen. Soll ein solcher in seiner Würde bestätigt und eingesetzt werden, so versammelt sicli die ganze Gemeinde in2 das Haus ihres Hauptlings, und nachdem man den Einzuweihenden vorher in einem Flusseoder irgend auf eine andere Weise rein gewaschen hat, führt man ihn in dasselbe Haus, läßt ihn auf die Knie fallen und alsdann stimmt man gemeinschaftlich, um ihn her stehend, ihre gewöhnlichen Lieder an, deren Inhalt alle die Regeln und Pflichten enthalten3, in denen sich ein Geistlicher während der ganzen Dauer seines Amts befleißigen soll, und nachdem man diese Zeremonie beendigt hat, 4m a c h t man die Priesterkleider einzeln auf, spuckt5 ein jeder darein, zieht ihn reihenw e i s e6 mit denen7 an und als dies zu Ende ist, nähert sich ein jeder zu dem Neugeweihten h i n, küßt ihm die Hand und von nun an ist er ein Herr seines Amts. Darauf folgen Festlichkeiten, Gastmahler u. s. w8 .

Beschneidung und Hochzeit geschieht, wie oben erwähnt, ganz nach mohammedanischer Art unter ihren üblichen Gesangen und Festlichkeiten, dcch sollen sie bei der Beerdigung ihrer Toten unter anderen auch diese sonderbaren und ganz eigentümlichen Gebräuche verrichten, was sie selbst total ableugnen, aber ein g e b i 1 d e t e г armenischer Mönch34), der lange Zeit im Hause ihres Fürsten Mirsaagahgelebt und alle ihre Sitten und Gebräuche recht genau beobachtet und beschrieben hat, bekräftigt dasselbe als ein Augenzeuge. Sie legen den Toten in die Gruft, das Gesicht, wie es bei den Christen der Fall ist, gegen den Sonnenaufgang zugekehrt9, fiillen dieselbe mit Erde und10 lassen nur die Kopfseile gewisiermaBen frei, indem sie um dieselbe <die> Steine aufstellen. Außerdem werden noch folgende Artikel dem Gestorbenen mitgegeben: ein Stückchen verbrauchte, glat

1 [und]. 2[ein],

3[soll]

4 [schlägt].

5[man ein s...].

6[folge an].

7 [ihn], 8 [unter Musik]

9 [schütteln Erde]. 10 [halten].

te Seife, ein Stückchen Brot, eine Münze und efn Stock, dann wird ihm in’s Ohr geflüstert: Er möge in jenem Leben erst mit Brot versu denselben dazu zu bewegen, ihn in’s Himmelreich hineinkommen zulassen, so soll er die Seife sich unter die Füße tun, urn leicht hineinzuglitschen und1 mit dem Stock den bösen Wächter an den Kopf schlagen und so sich den Weg in das paradiesische Leben aufbahnen. Bei alien diesen Zeremonien lassen sie keinen Fremden zu, und es ist für jenen arinenischen Geistlichen von Seiten ihres Fürsten eine große Gunst gewesen, daß er2 bei alien ihren Gebräuchen und religiösen Handlungen zugegen gewesen ist. Auch alle die Lieder, welche dabei gesungen werden, gesammelt und übersetzt haben soll, die er aber leider gegenwärtig nicht mit sich <gebracht>, sondern in Tabrisgelassen hat, und man sie j e t z t der Zensur wegen nicht so leicht bekommen kann. Ich bot alle meine Bered samkeit,Schlauheit, und was man auch sonst nennen möge.bei Tamuraghadem jetzigen Hauptling der russischen Jesiden, bei dem ich als ein Majoragha recht fürstlich aufgenommen wurde35) / und bei welchem ich sehr viele Che<c,h>s und eine große Anzahl von seiner Gemeinde beisammen vorfand, die wahrscheinlich hauptsächlich deswegen hingekommen waren, um die Ankunft desselben a u s Tiflisund des schönen Geschenks, welches i h m seine Er laucht der Fürst Woronzoff bescheret hatte, zugratu1ieren, mir diese Lieder vorzudiktieren, auf, doch vergebens. Er selbst gab mir3 vor, sie wären zu lang, und wenn er selbst einmal nach Eriwankommen sol1te, so würde er mir alle> hersagen. 4S c h о n diese Verheimlichung bestätigt die Angabe des armenischen Geistlichen. Vielleicht würde man mit Gesclienken und einer Vollmacht von oben her dazu5 kommen к ö n n e n, was alle beide mir fehlen und fell 1 ten. Gewiß wäre es ein großer Schatz6 zur Kenntnis dieses merkwürdigen Volkes, entweder die Liedersammlung des armeniscfien Archimandriten frei über die Grenze kommen zu lassen, oder mir die erwähnten Mittel zur Hand zu geben, die Schlüssel zu ihrer Religionsansichten dadurch entdecken zu können36). Unter anderen Sonderbarkeiten dieses Volks verdient ncch auch das zur Sprache gebracht zu warden, daß ein Jeside, um welchen man absichtlicli oder zufällig einen Kreis auf der bloßen Erde zieht, tagelang darin sitzt und jammert und nicht eher selbst herauskommt, bis7 nicht andere denselben vernichten. Diesen drolligen8 Spaß sollen viele mit ihm treiben. Auch diese Sitte verwerfen die Jesiden als eine Erdichtung, ich kann aber diesel be weder bestätigen, noch als Unwahrheit ansehen, erzählt wird es von allen und

1 [da].

2 [hereingekommen]

3 [selbst].

4 [Auch].

5 [zu]. 6 [für].

7 [man].

8 Բնագրում՝drilligen.

hauptsächlich von dem erwahnten Archimandriten. Nach der Aussage desselben sollen die Jesiden auch das Lesen und Schreiben als eine große Sünde ansehen, weil ja in alien Büchem und Schriften der Name des schwarzen Engels Satan genannt wird, eine Benennung, über die sie so erbittert werden, daß sie einen auf der Stelle totschlagen würden, wenn sie mit ihm allein wären. Er bat monatelang einige Kinder des berühmten Jesidenhäuptlings Mirsaaghain Radowan, nicht weit von Mussul, armenisch lesen und schreiben gelehrt. Zufällig haben die Schüler den Namen Satanin dem Buche gefunden und alles wieder zum Teufel hingeworfen; doch versichern die Jesiden selbst, ihr Hauptchechin Laleschverstehe wohl diese Kunst im Ara bischen, habe die Bibel und andere Bücher bei sich, die er zu lesen verstehe; ob es wahr ist, ist eine andere Frage, denn vieles geben sie vor, um nicht Anstoß den Fremden zu geben. 35Auch sollen sie mit Ingrimm es zu sehen, wenn man in ihrer Gegenwart den Spuck von sich/mit Schall und Knall hinwirft, weil sie dies als eine auf den Satan berechnete Handlung glauben; sie selbst spucken in der Art, wie die Vögel ihr<en> Unrat von sich werfen, indem sie diese schlammartige Flüssigkeit unter den Zähnen zusammenpressend mit einemmal und sehr schnell durchspritzen lassen.

Auch Hanfsamen halten sie für Sündezu essen, weil sie sagen <….> Schweinefleisch essen sie nicht37) .

Nun ist1 die höchste Zeit, e n d 1 i c h auch auf die allermerkwürdigste und sonderbarste Religionsansicht dieses Volks zu kommen, wodurch es den Namen Teufelsanbeter bekommen hat und als ein solches in aller Welt bekannt ist. Soli man anderen und hauptsächlich ihren Nachbarvölkern, welche sie, deswegen, hassen und verfolgen, glauben, so sollen sie auch wirklich den bösen Geist2 a n b e t e n und jene Hahnenfigur als Symbol desselben mit Weihrauch und Andachtsubüngen3 in besonderen Tagen verehren und anrufen; hingegen erklären sie selbst ihre Ansicht davon mit einer Moralpredigt, welche den größten Philosophen in Erstaunen setzen würde Sie sagen nämlich, der MalakThavuswäre einer von den vornehmsten Engeln Gottes gewesen, wie wir es auch glauben, und durch seine strafbare Verführung des Menschen4 in Ungnade gefallen und verdammt auf Himmel und Erden; da <man> aber5 der Gottheit, der Inhaberin alles Guten und aller Wohltaten unmöglich Rachsucht, Nachtragung und eine Fortdauer6 böser Absichten zuschreiben kann, so wird7 dem schwarzen Engel, dem diese Strafezeit nur zur Busse zugerechnet worden ist, einst auch

1 [auch].

2 [verehren und anrufen].

3 [verehr <en>]

4 [wäre].

5 [unmöglich].

6 [einer]

7 [auch].

Sein Erbarmen zu Teil, wrarum spll man also deswegen das Unglück eines gefallenen und bemitleidswürdigen Geschöpfs noch dadurch vergrößern, daß man ihn schimpft und flucht. Begehe nicht der Mensch selbst alle Sünden aus freier Hand? Habe Gott ihm keine Vernunft gegeben, das Böse zu vermeiden, des Guten sich zu befleißen? Doch wie der Mensch immer gewohnt ist, seine Fehler anderen zur Schuld zu legen, so bedienе1 e г sich2 dieses Vorwands mit der größten Ungerechtigkeit. Lieber soli man seine eigene Sünde recht scharf in’s Auge fassen, sich selbst als Schuldner seine Vergehungen ansehea und nicht ein beklagenswertes Geschöpf als seinen Verführer halten und ihn deswegen gar ver dammen, was gott3 gesetz und vernunftswidrig ist. Ist es nicht die reinste, schönste und allerachtungswerteste Moralphilosophie? Eben auf diesen Grundsatz gestützt, verwerfen sie keine Kirche, keine 36frernde Konfession; im Gegenteil, sie bezeugen denselben die größte Achtung und Verehrung, wie / man es aus dem Vorhergegangenen ansehen kann. Selbst keine aufgeklärte christliche Sekte hat einen ähnlichen hohen Respekt gegen Andersgläubige, wie sie und keine so geringere Meinung von sich selbst, wie sie wiederum, welche sich hinsichtlich ihres Glaubens unter alien Nationen der Erde schützen und dies4 durch die Tat auch beweisen. Stelle man ein andres Volk mit eben diesen reinen trefflichen Begriffen und mit jenen großen Zügen und Eigenschaften, welche oben beschrieben, auf, alsdann gebe man sie für verlorene Irregeleitete auf. Mit welchem Hochmut masst eine jede Religionspartie, wohl oft mit Unrecht, Himmel und Erde sich an, und wo findet man die christl<ichste> Demut, die Reinheit der evangelischen Lehrsätze in einem so hohen Grade ausgebildet und auf’s Leben angewandt, als bei diesem Völkchen selbst?!

Auch sie, wie die Kurden, haben keine Tradition von früherer Selbständigkeit und alten Königen5 aus ihrem Volke. Nur als einzelne Stämme, glauben sie, hätten sie ihre Freiheit b i s h e г aufrechterhalten. Der Name Jesid, sagen sie, rühre von ihrem ersten Stammvater her, von dem sie aber nicht wissen, wann er gelebt haben soll. Die ganze biblische Sage wissen sie beinahe auswendig. Armenische Geschichtsschreiber hingegen, wie Lastiwerziaus dem neunten Jahrhundert38) n <achf> Ch<risti> Geburt, und nach ihm alle andere späteren, wie der Erzbisch<of> Jakob , Patriarch zu Konstantinopel, Michael Tschamtschjari und andere behaupten es geradezu, die Jesidengemeinde hätte sich vom armenischen Volke losgetrennt und unter vielfältigen6 Verfolgungen und Unterdruckungen von Seiten der armenischen Fürsten und Katolikosen dock fcrtbestanden. Vergleicht man die Orts und Entstehungsangaben dieses Volks, seine früheren Religionsansichten und Gebräuche mit den jetzigen, so scheint es augenkJar, daß die jetzigen Jesiden wirklich kein andres Volk sind, als das, welches die armenischen Historiker angeben. «Zur Zeit des armenischen Katolik s’s Johannes aus Owa»39), so heißt es in Tschamtschjan's «Allg<emeine> Geschichte von

1 bedien[t].

2 [mit]. 3 [und]. 4 [in]. 5 [von]. 6 [mannig]fältigen

Arm<enien>» Kap<ite> 34, Seite 884. des zweiten Bandes, unter dem Titel «ÜbегdieSekte derThondracier»und der Vasallenherrschaft von Smbath,1mit Beinamen des Bekenners, aus dem armenischen Fürstenhause von der Dynastie der Bagratunier, wo Armenien von den Prefekten (2des byzantinischen Kaisertums) so heimgesucht wurde, zeigte sich ein gewisser Smbathaus dem Bezirke Zagkotan , <aus dem> Dorfe Sarehawan40), der zuerst die Tropfen des Giftes der 37policäischen Sekte/der s<օ> g<enannten> Manichäer3 einsaugte und gesellte sich zu einem Perser, einem Arzte, Magier und Astronomen zugleich, der4 Mtschussik5 h i e fi. saugte von demselben verschiedene Irrlehren ein [und] wurde voll mit Sündlichkeiten. Nach dem Bezirk der Apahunierangekommen, ließ er sich in der Gegend von Thondrak nieder, 6g a b sich auBerlich für einen Christen aus, innerlich hingegen war er in allem ein Feind der christl<ichen> Religion, war ein Laie und doch gab er sich für einen Bischof aus, dennoch weihte er keinen in den Priesterstand ein, um den Glauben zu machen, die Priesterweihe wäre g a n z unnütz und überflüssig. Er leugnete ab das künftige Leben, wie die Saducäer, die Vorsehung Gottes, wie die Epucuräer, die7 Eingebungen des heil<igen> Geistes, alle Sacramenteder christ<lichen> Kirche, alle Lehren eines rechten Wandelns, auch das, daß ja Sünden und Strafen8 , Gesetze oder Gerichte erkannt9 sein sollten; alles verschmähte, allem hohnlachte er, und was äußerlich behauptete, verwarf er innerlich. Nicht allein das, sondern, was noch mehr ist, suchte er10 alle die christl<ichen> Tugenden und Frömmigkeiten in sich zu zeigen, 11d i e er aber vom ganzen Herzen hasste. Ein eingefleischter Teufel wares, ein Verkünder des Sadael’s,in der Gestalt eines Engels, den der berühmte12 armenisch fürstl<iche> Schriftsteller13, Gregor Magister genannt, mit dem Beinamen «14d e s verfluchten Hundes, 15d e s blutgierigen Tieres, 16d e s ausschweifenden Schwelgers, des berüchtigten Bösewichts und Verführers in den Abgrund» belegte41). In seiner Falle wurden einige Männer und Weiber gefangen, verführt durch dessen Teufelische Künsteleien, und allmähliich vergrößerten sich in dem Bezirke Thondrak, sodaB fast niemend dort blieb, der nicht in seine Sekte sank; diejenigen aber, welche außerhalb dieses Bezirks wohnten, konnten die Beschafienheit seines und seiner Anhänger mit satanischen Absichten erdachten Ketzereien nicht erforschen, weil sie sich in allem für die frömmsteu Christen ausgaben und das Gelübte leisten müßten, keinem sich selbst und ihre Geheimnisse andгes kundzutun, bis sie17 denselben nicht in ihre Fallstricke zu fangen die Hoffnung hätten.

1 [dem].

2 [wo]

3 [angenommen].

4 [man]

5 [nannte, und lernte].

6 [zeigt].

7 [Geben]

8 [sein sollen].

9 [Ge<walt> Recht Gewalten].

10 [sich als].

11[was].

12[der].

13 [und].

14 [eines].

15[eines].

16[eines].

17[ihn]

Auf dreierlei Weise, wie Gregor Magister schreibt, zogen sie die Leute an sich42). Die Wollüstigen fingen sie durch Atheismus, die Notgedrungenen durch die Irriehren der Manichäer, indem sie zwei1 Urwesen in der Schöpfung, des Bösen und des Guten, predigten, obwohl sie dasselbe2 verleugneten. Die Frommen hingegen auf Wegen des3 W о h 1 t u n s. Sie versammelten sich zuweilen in besonderen Orten, als ob sie Andachtsübungen verrichten wollten und bezeugten daselbst allerhand Missetaten, welchen Ort AnaneLastiwertzi(4ein 38armenisch<er> Geschichtschreiber des 9 ten Jahrhunderts) Schnawank43)(a<as> h<eißt>: Hundekloster) nennt a) und5 ihre ruchvollen Myste/rien stellt er mit den Gleichnissen folgendermaßen dar. «Z<um> B<eispiel>, sagt er, wie manche das tödliche Gift in ihre üblichen Speisen mischen und die da6 nehmen, dasselbe wie Nahrung genießen und davon ergriffen werden; oder wie Fischer mit Esswaren ihre Angel verstocken, damit die Fische, durch die Speisen7 angelockt, gefangen werden, so machen auch 8j e n e Tagelöhner des Bösen, weil sie den Abgrund ihres Verderbens niemandem frei aufzutun sich zumuten, weil niemand es billigen würde, wenn er auch aus Sinnen wäre, e i g e n w i 11 i g in die Kluft hineinzusinken, von wo keine Möglichkeit mehr wäre herauszukommen, deswegen verstellen sich9 durch unsre fromme Religion10, um11 die Einfältigenzu verführen, und mit süßen Worten dringan sie in das Gemüt der Unschuldigen (d<as> h<eißt>: Unerfahrenen) ein, weil ihre Lehren wie12 der Krebs13 verbreiten, und wiediese Krankheit schwer zu heilen ist, so auch können a 1 1 e diejenigen, welche dadurch gefangen werden, unmöglich zu Kräften kommen»44)! Mit noch grelleren und fürchterlicheren Farben, als dieser, beschreibt die innere Beschaffenheit dieser Sekte der obenbenannte GregorMagister, z w a г mit rhetorischen Bildern und ganz eigentumlichen14 Gegensätzen, folgender Art: «Ihr Gutschein, sagt er, ist ungut, ihre Lehren gotteslästerlich, ihr Schönreden abgeschmackt, ihre 15Behauptunge n grundlos, ihr Sinnen und Denken tückisch, ihr Priesterdienst (Gottesdienst) ohne Priester, die Priesterweihe ein Finsternis, die Taufe ohne Segen, ihr Glauben ohne Hoffnung, ihre Gottesfurcht furchtlos (d<as]> h<eißt>: schamlos), ihre Lichtseite ein Kind des Finsternisses. In allem16 listiger Lug und Betrug, kindische Unwissenheit, nachtliche Schandtaten, abscheuliche und graBliche Lasterhaftigkeit, lichtlose Verblendung, ein Teufelsanzug in Engelgestalt, Alle17 Wolfe in

a) 1st es nicht vielleicht ein verhun/ter Name des oben besehriebenen Worts Schi ՝ chandi? Wenigstens dem Laute nach liegt der Wahrscheinlichkeit sehr nah.

1 [Ursprung].

2 [ob].

3 [Frommigkeit].

4 [einsl].

5 [die].

6 da[ss<elben>].

7 [verführt], 8 [die].

9 [mit]

10 fromme[n]. Religon[s].

11 [das dumme Volk].

12 [Lockereien sich angenommen werden].

13[(d i e Krankheit)]

14[Ges<ätzen>?

15[ Annehmen], 16 [eine].

17 [schaf]

Schafsfellen, verschwarzte Ziegen, die den Heil<igen>.Geist ausgezogen und den Satan angezogen haben. So beschreibt sie auch Lastiwertzi,und andere45).

«Nach dem Tode dieses ihres Irrlehrers Smbats, setzt Tscham <tschjan>fort, nahm seine Stelle ein gewiß<er> Thodrosoder Thoros . nach ihm, Ananes,auf diesem, ein gewiß<er> Arka , nach diesem Sarkiss,dann Kjureg,nach dem Josephund nach allen diesen Jezua), zuletzt aber Gasar. Und weil diese Sekte,wie wir gesagt haben, bei ihrem Anbeginn in dem Bezirk Thondrak sich Wurzel faßte, so wurden2 die Befolger desselben auch 39deswegen Thondracieroder Thondrakgenannt, / was Gregor der Magisterals einen Օrt des Brennens andeutet, d<as> h<eißt>: ein ThunirVoll mit Feuer b). Einige von diesen lebten in dem Bezirke Thulail in der Provinz Mananugi, weswegen sie auch Thulailiergenannt wurden, was Magistros <als> «schwache6 allerlei» ableitet (d<as> h<eißt>: geschwächt durch allerlei Gräßlichkeiten, weil das armenisch<e> Wort mhuil/Schwach , und ail anderes, allerlei bedeutet). Manche lebten auch in dem Bezirke Chnun oder Chnuss und heißen demnach Chnunier,als ob sie, wie Magistrossagt, im Finstemis versteckt wären, (weil das arm<enische> Wort Chnul,verstecken, zu spünden bedeutet) c)».46)

Unter diesen drei Herden46) existierten auch7 manche Abweichungen, weil die Ansichten, Lehren und Handlungen eines jeden von ihnen in manchen Sac hen ganz verschieden von einander waren. Sie wurden auch Manichäerund Maninäergenannt, weil manche ihrer Irrlehren von ihnen herrühren, wie Magist<ros> sagt48). Sie hielten keine Taufe, hatten keine Sakramente , verrichteten kein Gebet und keinen Gottesdienst (nämlich nach christl<icher> Art), weil sie alles verwarfen, bald heimlich, bald auch öffantlich d). Eines Tages s a h einer von ihren8 geistlichen Anführern mit Namen Kjureg 9das Volk (nämlich das armenische), mit welcher Ehrfurcht es10

a) Sollte aber der Name Jezid,den dies Volk aul keine Weise erklären kann, woher derselbe kommt, nicht etwa gerade1 von diesem Manne herzuleiten sein? Denn sie sagen auch, so habe einer von ihren früheren Pirenoder Chach's gehießen.

b) Thunir heißt im Armenisch <en> wie im Tatarischen, das unterirdische Loch, worin man im Morgenlande Feuer macht, Bret bäckt und alles durchkocht, was man bei den Europäern durch Ofen ersetzt. So heißt aber ncch gegenwärtig ein Berg im bajazidischen Paschalik, der von den Einwohnein Thanderlu genannt wird, und dieselbe Beschaffenheit haben soil, wie die Gtgenden um Baku her. 3Löst auch diese Angabe das Rätsel nicht auf, warum das Jesidcnvolk eine solche Vereh.ung gegen das Licht hat4 und, wie oben beschrieben5, ihre Gottheit als Licht ansehen und als Symbol dersclben jenen DreifuB mir Leuchter anbeten?

c)Sind die verschiedenen Benennungen der Jesidenstämme auch nicht diesen Partien zuzushreiben?

d)Soil man die Beschneidung, die Heirat diese> Volks narh mohamm<edanischer > Art nicht dem Umstand zuschreiben, weil sie sehr von diesen veifolgt wurden? eto.

1[aus]

2[auch].

3[gibt], 4[daB sie].

5[so gar...].

6 [Andre erklärt], 7 [ein].

8 [Auf <ührern> ]: 9 [sah]

10 [seiner Andacht]:

beim Gottesdienste, nämlich der Liturgie, stand ,utu( rief zu ihm, auf die heil<ige]> Handlung andeutend, aus: «О1, vergebliche Hoffnung der Christen, w a s2 habt ihr wohl zu hoffen»? So verwarfen und verschrnutzten sie auch das heil<ige>Öl, auch sprachen sie vieien Hohn über einige von den christl<ichen> Cilaubenssätzen über Christus und Mutter Gottes42).

«Beim ersten Entstehen dieser schändl<ichen> Sekte, setz Tscham<tschjan>fort, hat zuerst jener KatolikosJohannesaus Owa alle die Anhänger derselben n о c h zu Lebzeiten des Bösewichts Smbathin Bannfluch getan und an alle seine Erzbischöfe geschrieben, das Volk vor der Falle desselben abzuhalten». Nach ihm haben3 alle Bischofe, Patriarchen Armeniens dasselbe getan, weil, 4w i e Tsch<amtschjan> sagt, obwohl auch ihre finsteren Geheimnisse

40 nicht veröffentlicht worden, dennoch / aus dem Rauch ihrer Schändlichkeiten häuften sich noch mehr und mehr die Bosheiten ihres Herzens allenthalben an und wo sie sich nur zeigten, wurden «in ihr Loch Thondrak» hingejagt. Auch durch weltl<iche> Macht hat die arme n<ische> Geistlichkeit es dahin gebracht,daß viele von ihnen verbrannt oder erwürgt5 , andere geprügelt oder verblendet6, manche wiederum mit einem Stempel, worauf eine Fuchsfigur eingegraben war, branntmarkt und viele andere auf andere Weise verfolgt wurden.

Zur Zeit des Katolik<os> Anania50), ungefähr 100 Jahre nach der Entstehung dieser Sekte,als die Anhänger derselben wieder zu sehr Überhand nahmen, hat ein armenisch<er> gelehrter Mönch, desselben Namens7 aus Narek, auf Befehl jenes Patri<archen> ein Werk geschrieber51), worin alle die Irrtümer dieser Lehre auf das kräftigste dargestellt, und dem armenisch<en> Volke dadurch eine Waffe zur Hand gegeben wurde, womit8 dasselbe sich einigermaßen vor derselben schützen konnte. Dennoch hat dies auf die Abtrünnige keine Wirkung hervorgebracht und sie sind in ihren Bezirken ohne Kirchen und Gottesdienst geblieben. Nach 60 Jahren ungefähr hierauf52), zur Zeit des arm<enischen> Patr<iarchen> Sarkiss, verbreiteten sie sich unter den Armeniern noch mehr, gingen9 nach Mesopotamien und suchten allenthalben Proselvten zu machen.

Um das J<ahr> 1002 ungefähr war der Bischof von der Provinz Harkaein gewisserJakob der, von dieser Sekteganz angelockt, fing an, ein strenges Leben zu führen, zog äußerlich härtere KIeider an, ging barfuß und fastete auf das strengste, der zugleich einige Priester an sich10 gezogen, ging mit denselben heruin in groben Kleidem atigetan11, schmuck und p r u n k 1 о s, sich in der Enthaltsamkeit befleißigend und immer12 i n Andacht und Gebete übend13. dadurch zog

1 [die].

2 W[elche Hoffnung]. 3 [viele]. 4 [der] 5 [warden). 6 [und] 7 [Anania]. 8 [sie] 9 [in].

10 [ziehend].

11 [ohne Alle Sch...]. 12 [beten]. 13 übend[a)]

c

er alles Volk an sich selbst aus entfernteslen Gegenden. Alles strömte hin, um ihn zu sehen, selbst viele armenische Großen nach den Angaben von Lastiwertzi53) , vereinigten sich mit demselben und«wurden so ihm ergeben, daß er imstande war, ihre Seelen auszuziehen, wie der n ä m 1 i c h e Geschichtssch<reiber> sicli ausdrückt, und keiner konnte sich ihm widersetzen, keiner den Mund auftun oder einen Laut von sich gebena): Dennoch, setzt er hinzu, war alles Lug und Scheinheiligkeit, aber keine Wahrheit, denn die Frucht gibt erst den Baum zu erkennen»b). Nachdem1 derselbe Bischof auf diese Weise vieles Volk an sich 41zog und sich die Gunst / vieler arm<enischen> Fürsten erwarb, fing er seine eigentlichen Lehren zu veröffentl<ichen> und zu verbreiten an. Zuerst traf er eine Answahl unter den arm<enischen> Priestern, setzte die Unwürdigeren von ihrem Amte ab und als auch diese seine Maßregeln allen gefiel, befahl er selbst würdigeren Priestern, nur 3 mal im Jahre die Messe zu halten. Hierauf ging er noch weiter, p г e d i g t e und schrieb auf das strengste allen seinen Anhängern vor, daß alle2 Messen, milde Gaben und Vermächtungen zur Vergebung der Sünden zu nichts helfen, sondern der Versündigte könne nur durch die wahre Reue und völliges Abschwören seiner Fehler begnadigt werden. So lehrten auch alle seine Anhänger und Nachfolger. Als sie einst 3s a h e n, wie man ein Tier4 a 1 s Opfer schlachtete, wie es bei den Armeni<iern> und G г u s<inierm> noch heut’zutage die Sitte ist, so rief<en> 5s i e] mit Un willen aus: «О, du unglückseliger Vierfüssige, gesetzt, der Mensch hat gesündigt und ist gestcrben, was hast du begangen, daß auch du mit ihm stirbst» {Lasti<wertzi>)54).

Als sie einst an einem Kirchenfeste das Volk das Abendmahl mit Ehrfurcht und Andacht nehmen salien, so6 braeh ten sie in furclitbares Gelächter7 aus, stießen Schmähungen über dasselbe aus und als man sie darum nochfragte, so gaben sie eine andere Ursache ihres Benehmens vor; danach wurde vieles Volk dadurch in seinem Glauben irre. Es entstand [en] allenthalben unter den Armeniern große Zweispalt, und Gährungen, und Zweifel über die Haltbarkeit der Kirchl<ichen> Einsetzungen, sodaß die Geist<lichen> nicht im Stande, diesem Strom andere Hindernisse auf den Weg zu legen, fingen zu Gott zu beten an, Er möge sich ihrer erbarmen und den Bösen aus dem Wege schaffenc).

a ) Liegt auch hierin nicht der schlagende Beweis der Trennung der Jesidengemeinde von dem arm <enischen> Volke, da ihre Geistlichen, wie оben beschrieben, nech heut’zutage dieselbe Lebensart führen?

b

) Natürlich, als ein Orthodoxerкаnn er nie anders sprechen!

) Hierin weicht natürlich das jetzige Jrsidenvolk in seinen Ansichten gegen die übrigen Gliubenslehrien ab, doch 8 hat sich nicht eine jade Kirchenparteiung sich im Anfange nur durch solche gewaltsame Mittel den Weg gebahnt? Wer daran zweiftelt, der schlage die namentl<iche > Kirchengeschichte auf.

1[er auf].

2[alles],

3[ein].

4[zum]

5 [man]

6 [ < 1 անընթ ].

7 [auf] 8 [ist]

Das alles gab einer Kirchenversammiung in derselben Provinz Hark den Anlafi, auf Befehl des Patr<jarchen> Sarkiss, wn die Ketzer endlich auf ’s Haupt zu schlagen. Auch hierdurch wurde nichts ausgericbtet. Eine zweite Kirchenversammlung unter mehreren Erz<bischöfen> und Bischöfen und vielen Geistl<ichen> wurde daselbst veranstaltet. Auf diese Nachricht schickte der Stifter dieser Sekte,da er die Großen <der> Armen<ier> auf seiner Seite hatte, ein1 Schreiben an die Versammelten, worin er sich in allem entschuldigte, was man ihm zur Schuld zuschrieb. Da man aber es wohl einsah, welchen mächtigen Schutz er unter den Fürsten des Landes hatte, so schwieg man auch jetzt unverrichteter Sache aus Vorsicht und ließ die Sache dem lieben Gott nehmen./

42 Im zweiten Jahre dieser Kirchenzerrüttungen, unter dem armenischen Volke durch den Bischof Jakob , hat ein Schüler desselben, Namens Essay,aus Arzerum gebürtig, sich mit seinem Lehrer verzwistet, sich zu dem arm<enischen> Patri<archen>. Sarkissbegeben und vieles Schlechtes vor demselben entdeckt. Der Pat<riarch,>, in seinem heil<igen> Eifer ganz außer sich über diese Entdeckung, gewinnt einige armenische Fürsten für sich, ladet den Ketzermit den süßesten Schmeichelein und Versprech ungen zu sich ein, und kaum wird er seines habhaft, so2 tut er ihn in Bannfluch, bгanndmarkt ihn mit der Fuchsengestalt, setzt ihn von seiner bischöfl<ichen> Würde ab, läßt durch die Straßen und Gassen herumführen und die Markschreier l a u t rufen: «Wer von dem heil <igen> Glauben der christl<ichen> Kirche sich lossagt, 3s i c h an die Herde der gottlosen Thondracier , der4 unter Menschengestalt verwandelten Tiere hineinbegibt und sich an dieselben schließt, der wird dieses Los zur Strafe haben».

Hierauf ließ ihn der Pat<riarch> einkerkern, um ihn zur Reue zu bringen, doch machte er sich aus dem Gefängnisse frei, entfloh nach 5Konstantinopel, wollte er dort sich zur griechischen Religion taufen lassen, nachdem viele Verleumdungen über die Armen<ier> da vorgegeben hatte; da man aber auch dort alle seine früheren Taten erfuhr, so jagte man ihn auch von dort fort, w'orauf er sich wieder nach Thondrakbegab und auch von hier wegen seines schlechten Lebenswandels verjagt6 , n a h m er seine Zuflucht in den Gebirgen, Chlath genannt. Hier fand er einige von den seinigen, an welche er sich anschloß, und nach einiger Zeit ging er nach der StadtMahuarkin od<er>Mufargin,schloß sich an die Manichäerandrer Nation und starb darauf eines schrecklichen Todes.

Hierauf, um’s J<ahr> 1004, hob sich ein Mönch, namens Kuntziktin den Gegenden von Mananaghi nah an dem7 Flecken, Schirni

1 ein[en abgeerdenten]? 2 [läßt]. 3 [und zu] 4 [in ] 5 Բնագրում մինչ այդ՝ dem 6 [ging]. 7 [Festung].

genannt1, ging zur Thondracischen Sekte über, fing eine angesehene, reiche und wohlberedte Frau, Hranujschgenannt, in seine Lehre ein, und diese wiederum zog zwei andere Frauen, ihre Verwandte2, die auch Schwestern waren, die eine Achni,die andere Kamaragenannt, an sich, die einen großen Anhang unter dem Volke fanden, worunter auch der Bruder [jener zwei] Frauen, Wirwerr genannt, sich befand. Dieser Wirwerrwar ein frommer und got tesfurchtiger Mensch, hatte auf eigene Kosten ein Kloster in seinem Erblande bauen Iassen und war sonst ein eifriger Christ. Die b e i d e n Schwestern hatten zur Erbschaft unter anderen auch zwei Dörfer. Kasche und Aghjussigenannt, deren3 Bewohner sie zu der neuen Lehre übertreten4, so <zu>g 1 e i c h alle Kirchen zuschließen und alle Kreuze niederreißen 43ließen. Dasselbe machte auch der Fürst Wirwerr in seinen Besitzungen, verjagte alle Brüder / aus dem von ihm selbst gebauten Kloster und ließ sich in dem Dorfe seiner Schwestern nieder.

Nicht weit von diesen Gegenden in dem Engpasse des Berges Pachra, der auch Gaila<cha>zut genannt wurde, im Bezirke, Vielquellengenannt, war ein großes, schönes Kreuz aufgerichtet worden, wo fromme Armen<ier> wailfahrteten und dessen Umgegend nach demselben Chatsch(d<as> h<eißt>: Kreuz) genannt wurde. Auch dies Kreuz wurde von den beiden Schwestern vernicntet. Diese Untat wurde zuerst von dem Priester des Ortes entdeckt. Alles Volk (d<as> h<eißt>: die Rechtgläubigen) lief hin in der größten Bestürzung. Endlich nach dem Fußtapfen in dem frisch gefallenen Schnee entdeckte man, daß es die Bewohner jener beiden Dörfer verübt hatten. Die Sache wurde dem Erzbischof dieser Gegend, Samuel mit Naman, bekannt gemacht, der im Gefolge von vielen Bischöfen, Priestern und vielem Volke in jene Dörfer einfiel, brandschatzte alles, was ihm vorkam, ließ 6 Mann von den Hauptanstiftern dieser Missetat gefangen nehmen5, sie nach dem Flecken Dschermi6 bringen und, wie einst der Pat<riaech> Sarkiss 7 , mit Fuchsgestalt auf der Stirn brandmarken,

Im folgenden Sommer dieses Jahres 1005 wurde von dem byzantinischen Kaiser ein angesehener Mann, Namens Elias , nach dieser Provinz Mananaghihingeschickt, um diesen Vorfall zu untersuchen. Zu diesem begab sich jener Wirwerrund beschwerte sich über den Erzbischof, und da auch der Bruder von diesem Ketzer8 angesehene Würde [beim] Kaiser9 bekleidete und ein Freund vom Eliaswar, so nahm er10 die Partie des Anklägers, ließ den

1 [und].

2 [und].

3 [Ein< wohner>]. 4 [ließ].

5 [brachte]. 6 [genannte]. 7 [und].

8[in großen Ansehen] 9 [stand]. 10[seine].

Bischof Samuelund alle Geistl<ichen> jener Ortschaften zu sich an die Ufer Euphrat,nach dem Bezirke Кotherkommen, um sie zu bestrafen. Der Erzbischof hingegen ließ durch ein Schreiben seinen ganzen Klerus und alles armenisch<e> Volk von seiner Eparchie sogleich zu sich коmmen und begab sich in ihrem Gefolge an den Օrt hin, wo der Fluß ausMananaghi in den Euphrat einfließt. Die Kriegsdiener des kaiser l<ichen> Abgeordneten wollten durchaus den Erzbischof allein hinuberführen, das Volk widersetzte1 sich, demnach taten sie, was sie wollten, mit List so, daß er Niemanden weiter mitbekam als seinen Cousinallein, und gleich wurde <eF> in’s Gefangnis gebracht. Als das Volk sah, wie sehr man2 d a s s e 1 b e hinterlistete, so stürzte es mit aller Gewalt, <mit>sammt <seinen> Geistl<ichen> in den Strom hinein, den man nur in Kähnen und Flößen durchpassieren konnte, und erreichte das jenseitige Ufer ohne alle Gefahr, und «dies geschah, sagt Lastiwertzi, ein Zeitgenosse dieser 44e Begebenheit, durch Wunder. Als das Volk die Verräterei einsah, so / rief es mit lauter Stimme und m i t Ermahungsworten. flößte inem jeden Mut ein: lieber im Wasser umzukommen, als3 den Führer seines Glaubens beschimpft zu hören. Da aber es Abend war, und die Sonne, die Schimmer ihrer Strahlen in sich eingehüllt, hinter dem Maine4 unterging, die Freiheit den himmlischen Scharen gönnend, sich aufzutun, so zog5 d<er> 6Klerus voran, nicht durch die geheime Kraft des heil<igen> Kreuzes (d<as> h<eißt>: mit der Bundeslade und dem Stabe) das Wasser in zwei spaltend, sondern das Siegeszeichen7 des Heilands s e 1 b s t in Händen und auf Schultern8 tragend mit festem Glauben die hochemporsteigenden Wellen der Flut9 schlagend, die, wie ein unbän diges Roß durch den Zaum abgezähmt, der durchpassierenden Menge die Überfahrt einräumten und niemand was davon zu Schaden bekam. Als die Menge sich am jenseitigen Ufer sich befand, so stimmte sie ein inbrüstiges Dankgebet zu dem lieben Gott, als10 Leiterin11 die heil<ige> Mariaansehend, welche die h e i l<ige> Kirche selbst ist12, Trommeln und Schalmeien in Händen hebend (d<as> h<[eißt>: die Wahrheit des Glaubens)»55). Von diesem vvunderbaren Ereignis in Kenntnis gesetzt( ließ der kaiserl<iche> Abgeordnete die Menge zu sich kommen und gab sich die Mühe, die Sache mit Gerechtigkeit zu beschwichtigen. Auch von den bösen Taten der Ketzer gehörig unterrichtet, ließ er im Zorne den Wirwerr zu sich kommen, und wollte denselben gerechtigkeitsmäßig bestrafen. Doch13 entkam der Schlaukopf, nachdem er die Sinnesänderung des Richters vorher wohl eingesehen, seiner verdienten Strafe dadurch, daß

1 Wi[e]dersetzte. 2 [es]. 3 [seinen]. 4 Hei[den] 5 Zog[en]. 6 [Priester]. 7 [selbst] 8 [halted]. 9 [in] 10 [Auf...]? 11 [Beglleitrin. 12 [und]. 13 [der]

er sich zu dem griech<ischen> Bischof jener Gegend, Episaratgenannt, <begab>, bestach mit großer Summe denselben, versprach zur griech<ischen> Kirche überzutreten, wenn er ihn aus der Gefahr heraushelfen würde, was auch geschah, denn der Bischof verwendete sich seinetwegen beim Richter,1 machte ihn frei und nahm ihn bei sich. auf. Alle übrigen aber von semen Anhängern wurden auf das2 Härteste bestraft, geschlagen3, aus der ganzen Gegend vertrieben und ihre Wohnungen dem Feuer übergeben. Wirwerr s e 1 b s t hingegen kam eines fürchterlichen Todes um, so daß i h m, wie die Geschichtsch<reiber> es bezeugen, durch die Entzündung seines4 M a g e n s die Finger ganz verdorrten, vertrockneten und5 das natürliche Unrath6 ü b e г dem Munde7 herauskam8 .

Um <da>s J<ahr> 1050, zur Zeit der Herrschaft jenes GregorMagistros’s , als e г die Statthalterschaft über die Länder zwischen Euph<rat> und Tig<ris>in Händen hatte, kamen zwei Priester von der ThondracischerSekte zu ihm selbst, bekannten demselben ihre Verir rungen und die Falschheit ihrer Religion und ließen sich vom Neuen nach dem armenisch<en> Glauben taufen. Auch baten sie diesen Fürsten dringend, er möchte den 45Ketzereien Einhalt tun, und so, wo möglich, entweder bekehren oder ausrotten,/ was auch der Fürst mit vielem Erfolg zu Stande brachte und viele in andere Länder vertrieb. Hierauf fiel er mit einer großen Heeresmacht in die Gegenden von Apahunierund Thondrakselbst, zersiörte die Versa mmlungsorte der Ketzer, vertrieb ihren Bischof, den Gasar, г i c h t e t e viele <von ihnen> und baute daselbst eine Kirche im Namen des heil<igen> Georg's.Durch dieses gewaltsame Verfahren des FürstenMagistrosgerieten viele so in Schrecken, daß [ihre] Tausende Ketzerei absagen mußten, weswegen auch eine dritte Kirchenversammlung in der Provinz Harkum’s J<ahr> 1051 stattfand, und auf Anordnung der Versammelten alle im Namen der heil<igen> Dreieinigkeit9, durch den Erzbisch<of> Eprem getauft wurden. Hindurch wurden auch viele andere von dieser Sektebewogen, da sie auch selbst von Heiden und Mohammed<anern> auf's Heftigste verfolgt wurden, die heil<ige> Taufe anzunehmen und zur armen<jschen> Kirche überzutreten.

Einige hingegen, die in ihren Irrtümern noch verharrten, begaben sich zu dem assirischen Katholikos, 10sprachen vieles Schlecht<es> vomMagistros, schilderten ihn als einen Tyranen und sich als Armenier dem Glauben und dem Ursprung nach ausgebend, baten ihn um Hilfe, als ob sie aus Haß und11 T у г a n e i verfolgt und vertrieben seien und brachten ihn dazu, daß er, durch ihre Aussagen i г r e g e l e i t e t, dem Fürsten eine

1 [und]. 2 [grausaraste]. 3 [und] 4 [Innernl. 5 [die] 6 [aus]. 7 [Mundlen] 8 herauskam[men] 9 [und]. 10 [und]. 11 Unmenschlichkeitl.

Tadelschrift erlassen mußte, worauf dieser mit seiner gewöhnten Beredsamkeit und Sachkunde eine ausführliche Darstellung von den trügerischen Ansichten dieser Lehre und über ihre Entstehung in seiner Antwort dem Kathol<ikos> zurückgesandt, unter anderen hinzufügte: «Alle armenischen Patr<iarchen> und Kirchenvater hatten es auf s Strengste verboten, je eine Gemeinschaft mit jenen Ketzem zu haben, sie zu taufen, ja zu sprechen mit ihnen gar, weil sie d a d u r c h hinterlistig und verführerisch das Volk an sich ziehen; ich aber, setzt er hinzu, im Vertrauen auf die Gnade Gottes und auf das1 von unserem heil<igen> Gregordem Erleuchter angegebene Vorrecht habe ihnen die Pforte der Gnade und der Menschenliebe eröffnet. Sollten diese Abtrünnige sich nicht zu unsrer Kirche bekennen und zu derselben zurückkehren, so ersuche ich Sie, kein Erbarmen, keine Gemeinschaft mit denselben zu haben und nie Ihres Anblicks sie zu wurdigen!!»56) Über den Gasarhingegen, den В i s c h о f und Anführer dieser Sekte, der selbst an jenen Kathol<ikos> geschrieben hatte, fügt er folgendes hinzu: «Dieser Gasar , welcher blindlings die Aufsicht über jene Verblendeten führt, der schon vieljährliche Tote, den nicht Christus2 , wie den viertägigen (nämi ich L a s a r u s), sondern der Antichrist, dessen Verkünder er selbst ist, auferstehen lassen wird, strebt nur darauf, damit er zweifach zu Grunde gehen soil»57). Darauf erzählt er, wie jener sich alle Mühe gegeben, um alle rechtgläubige Menschen3 von ihrem Glauben zu bringen und alles Volk zu verführen./

46 Auch hatten u m d<as> J<ahr> 1 0 5 5 einige von den Bischöfen Thondracischer Sekte , die in dem Bezirke Thulailwohnten und mit ihnen zugleich alle ihre Anhänger einen Brief an den armenisch<en> Katholikos Peter,dem Nachfolger von Sarkissgeschrieben, um ihnen zu erlauben, sich mit den Armeniern zu vereinigen und in ihre Kirche aufgenommen zu sein. Auch an sie schrieb Magistros4 mit den strengsten Worten folgenden5 T i t e 1 s. «Ihr, die ihr von dem Wolfe Simbathbefangen6 und von den tückischen finstemisliebenden Abtrünnigen und den Zaun des Herrn antastenden Anhängern desselben geschlachtet seid»58). Und auch viele der Art beißende Ausreden sagt er ihnen grade ab, daß man sie nicht in die Gemeinschaft der Armen<ier> 7deswegen nicht aufnehman könne, weil sie im Namen der Kirche viele an sich zogen, und fordert sie auf, alle <die> Bischöfe, von Simbathan bis Jesn, wie auch den Gasar ableugnen sollten, alsdann fügte er noch hinzu: «Ihr habt geschrieben, daß ihr den Simbathableugnen und<ver>fluchen wollt, doch erkennen wir weder8 e u г e n Fluch noch9 euren Segen für gültig an, weil wir es wohl wissen, daß ihr weder ihn noch einen anderen anerkennt10 , denn ihr seid weder von uns, noch habt ihr auch an einen anderen zu glauben. Wohl wäre es aber freilich, wenn ihr von denjenigen wäret, die ihr flucht, alsdann sind wir gerettet von euren tötlichen Giften und heimlichen Pfeilen und könnten ruhig schlafen. 11Wohl sei auch, nicht wie

1[Bafahl]. 2 [auferstehen lassen] 3 [aus] 4[ein]. 5 [Inhalts]. 6 [seid]. 7 [auf]. 8 [lihre] 9 [ihr] 10 [weil]. 11 [ich halte]

Ketzern1, sondern wie es den Juden und Heiden und allen denjenigen, die noch ärger als diese sind, wohl sein kann» 59): Nach einigen <Worten> fügt er noch hinzu: «Der Heiland befiehlt nur dreimal den Bruder anzuklagen, und wenn er dennoch nicht zur Reue kommt, so ist er ein Heide und ein Gottloser2; euch aber haben nicht dreimal, sondern 170 Jahrelang 13 Kathol<ikosen> von Großarmenien und ebensoviel aus Kleinarmenien, Miriadenvon Erz und Bischöfen und unzählige Priester und Diakonen immerfort angeklagt, doch habt ihr nie gehört3; überredet und verwiesen, und ihr habt keine Reue gefühlt; in den Bannfluch getan und vertrieben, doch habt ihr keine Schande gehabt»60). «Doch vertraue ich, setzte er noch hinzu, auf Gott, meinen Herrn, der auf dem Trone der Cherubinen sitzt, daß er a u c h 47durch mich die Gnade Seiner Liebe /ergehen, auch die Bosheit eures Sinkens und eurer Gewohnheiten vergessen machen wird, die von euren gott u nd gewissenlosen Führern vergiftet und geschwängert seid, sonst hoffe ich auf die Stärke des Rechten Gottes, daß er euch in meine Hände liefern, und wenn ihr nicht zur Reue kommen solltet4, wider euch einen anderen Anfechter und Verteidiger des Glaubens aufkommen lassen wird, der euch ganz vertilgen kann»61). Und so vertrieb5, rottete die Ketzerei dieser gelehrte und ausgezeichnete Fürst aus dem Lande <aus>, und stand ihr mit Kraft und Glauben entgegen. Doch blieben viele von den Befolgern dieser Sekte, wie die Geschichtssch<reiber> es behaupten, allenthalben zerstreut und streuten Samen, wo sie nur konnten, unter dem Volk aus. Die Zeit ihrer Verfolgung von <der>Seite der arme . n<ischer> Geistl <ichen> wird von einigen 170, von anderen hingegen 200 Jahr angeschlagen.

Diese Angaben des Magistros werden6 auch von dem griech<ischen> Schriftsteller Peter7dem Sicilianer, 8dem Zeitgenossen9 des KaisersWassilydes Arsacitenbekräftigt, indem er sagt: diz Thondricierunter den Armeniern wären aus der Manichäischen Sekte, gemischt mit10 Hei dentum, und11 nennt ihre Bischöfe statt Simbath,Sargis,von dem er12 b e h a u p t e t, daß derselbe seine Sekte von einer manichäischer Zauberin, einer Perserin von Geburt, gelernt und sich bald als einen Schüler des ApostelsPaul, bald als den heil<igen> Geist und als den Morgenstem ausgegeben haben soil. Dasselbe erwähnt auch AlexanderNatalis (im 6 ten Bande, Seite 37)62).

S o w e i t13 die armenischen Geschichtschreiber; und ich muß noch das hinzufügen, daß ich, ohne ein Blatt irgend eines Historikers aufgeschlagen zu haben, erst die Nachrichten aus dem Munde der Jesidengemeindejetzigen Armeniens schöpfte und dann erst meine Zuflucht zu den oben erwähnten Schriftstellern nahm. Vergleicht man

1 [gleich]. 2 [undl. 3 [gesprochen]. 4 [für]. 5 [und].

6 Բնագրում՝wird. 7 [aus]

8 [bekräftigte, da auch er]. 9 [von].

10 [Mahomed...].. 11 [setzt hin zu ihr]. 12 [sagt]

13 So [viel).

alles dies Detail miteinander, so sieht man es wohl ein, daß schon 1m i t der letzten Erwähnung vom heil<igen> Geiste und Morgenstern alle die Aussagen der Jesiden sehr in Übereinstimmung kommen. Ihre Behauptung: ihr Prophet wurde in Lichtsgestalt erschienen, ihre Verehrung gegen das Licht selbst2 noch heut’zutage kann nichts weiter als eine Folge dieser Sekte entstanden sein, und man die jetzigen Jesiden nicht anders als eine3 von den Armeniern getrennte Gemeinde betrachten muß. Auch daß sie die Armen<ier> als ihre Вrüder ansehen, ist wohl daraus zu erklären, weil beide Parteien im ganzen Orient verfolgt, ihren früheren Haß gegeneinander durch die Länge der Zeit vergessen, sich gegenseitig um so fester aneinanderschließen mußten, je mehr sie von anderen Völkern verfolgt und angefochten wurden./

<A N H A N G>63)

1 LYRISCHE GEDICHTE AUS DER KURDISCHEN SPRACHE übersetzt

Meine Geliebte kommt vom Wasserholen, Aus ihrem Busen riecht nach Nelken und Zimmt, Möchte ich nur mit meinem Munde ihre Muttermale berühren, Dann sollte der Kreis<s>chef mich nach Rußland (d<as> h<eißt> Sibirien) schicken64). ❖

Die Füßgänger habe ich4 ausgeschickt, Moschus und 5W e i h г а и c h mitgegeben; Jungling! Möchtest du deinen Mund an meinen Busen drücken, Dann wird deine Wanderschaft dadurch versüßt. ❖

Mein Herz ist wund, Ich stoße vergebens Seufzer aus, Wer a b e г zwei Herzen voneinander trennt. Dem möchte alles mein Leid zu Teil. ❖

1[bei].

2 * [wie oben besclireiben]

3 [und].

4 [weiter]. 5 [Wohlgeruch]

Meines Geliebten Roß hat die Ohren heruntergehängt, Den flamäridischen [?j Scharrer auf die Steigbügel ausgebreitet65).

Mein Geliebter hat sich unter die Kriegsscharen von RaschidPascha gemischt, Man glaubt, er sehe aus, wie ein Königssohn. ❖

Die sieben Sterne sind mit der Wage aufgegangen, Auch ich habe meine Brüste aufgetan1, in Gedanken vertieft, Dann stieß icn mit meinem Roß unter die Kriegsscharen In dem Lande der Ruschturnera) ❖

Mein Geliebter ist bei uns zu Gaste gekommen, Ich legte unter seinen Kopf meine Armbänder. Breitete unter ihn chorassanische Teppiche aus, Gerne will ich meine schwarzen Augen, Meinen Wuchs und meine Arme Mit seinem blonden Haare vertauschen. Sollte er aber noch damit nicht zufrieden sein, So opfere ich ihm mein Herz, mein a lies. ❖

Mein Geliebter kam zu uns zu Gaste, Streichelte seinen Schnurbart ganz hübsch, Gerne wollte ich ihm meine schwarzen Augen schenken, Doch forderte er von mir einen Kuß.

Ich gab ihm aber nicht2, ohne zu denken, Daß <es> in dieser Welt auch sterben3 gebe 66)./ 2

EIN JESIDENLIED 67)

Ein Firman kam aus Stambul (Konstantinopel) Die Hand des Islam's ist4 schwer geworden.

Der Kriegsdiener von Raschid Pascha hat meinen Geliebten Unter Nisam(Disciplin) gebracht 68). Wehe mir! Er war doch noch so unmündig. AIs mein Auge dies sah, so brach mein Herz.

Ich ging zu meinem Herrn, Im lande Litsch, ich bat ihn um Erbarmen,

a)Eine Provinz in Großarmenien

1 [und denke]

2 [und auch]. 3 [gibt]. 4 [zu sch <wer>]

Er nahm meine Bitte nicht an.

Das Heer von Raschid−Pascha stand M Flusse, Die Spionen konnten nicht hinüberkommen, Ich bekam eine Nachricht, Beim Berge Schingal hat man sich ergeben. Und eine Edelfrau hat sich geschmückt, Den Nasering an die Lippen gedrückt.

Mein Geliebter kam unter Nisam, Einen Kuß wollte er von mir haben. Ich gab ihn nicht, und weiß auch, für wen ich ihn aufbewahre?

Komm, die Zeit und Stunde sind günstig, Der junge Hirsch hat sich auf der Ebene von Diarbekir An die grasige Anhöhe gelehnt. Reizvolle Junglinge1 genießen auf dem Felde v<on> Diarbekir Unter dem Zelte die Frische des Schattens. Ihre Haarlocken wehen hin und her a) Schöne Junglinge, betaut sahen aus wie Mairegen.

2Ihr Wuchs ist schlank, wie der einer Palme, Ihr Auge schwarz, wie Pech.

Die Locken dieser schönen Junglinge sehen aus, Wie d i e Stricke des Zelts von dem mächtigen ThamurPascha. Am Anfange des Herbstes packten wir auf Und zogen aus Garadagauf die Talebene herunter./

3 DAS KRIEGESLIED DER JESIDEN 3AUF DER SCHLACHT GEGEN DEN SCHECHGHASSUM , DEN ANFÜHRER DER TÜRKEN UND KURDEN b) Keschisch Polo19)

In Radowanc) wächst Pilz. Das Roß von Mirsaaghawiehert. KeschischPolorief dem SchechGhassumzu:

a) Junge Kurden tragen lange Haarlocken.

b) Die Jesiden erzählen ncch fclgendes über diese berühmte Schlacht. Jener Schech Ghassum , um seine Musulmanen zu exaltieren und zum Enthusiasms zu bringen, habe unter andem vorgegebep, wenn er die Trommel s.hlagen und die KriegsmuMk anstimmen4 würde, so würden alle Festen dei Jesiden von sich selbst herunterst'.rzen, ihre Kommagazins alle zu Grunde gehen, alles auf seinen Ruf und Hauch vor ihm auf die Knie fallen u.s.w. Mit Stolz erwähnt jeder Jesid bei der leisesten Erwägung dieser Begebenheit die Namen Mirsa agha, des Jesidenhäuptlings und des armenisch<en> Priesters Pogosden sie KeschischPolonennen. Nach diesem Namen ist auch das Lied gemacht.

c) Die starke Jesidenfestung in der Gegend von Nisibin.

1 [haben sich].

2 Նախորդում է մի թերի, ջնջված տող՝ [Wie...].

3 [vor und nach der].

4 [sollte]

«Dein Heer habe ich vernichtet, Dreißig mit Piken bewaffnete Derwisch’s entköpft».

In Radowanfließt ein Fluß, Das Heer von SchechGhassumpassierte denselben durch. Die tapferen Mirsaaghaund KeschischPolo Riefen demselben zu: «Wir haben von Euch Tausende von Reitern mit Piken durchbohrt.

In Radowansind Weingärten, Das Heer von SchechGhassumging da hinein. KeschischPolorief demselben zu: «Eure Köpfe sind für uns Zwiebelköpfe»

In Dolanwuchsen Feigen, Der Säbel von Mitschoist mit Ketten belegt; Mitschohat gerufen: «Bei Gotte, Meine Tapferen, meine Brüder! Unsre Piken sind zerbrochen, Unsre Pistolensteine zerschlagen, Nimmt die Säbel zur Hand, Und schützt den Rücken unserer Familien. Richtet den Mitschoauf, Umgürtet ihn mit dem Säbel aus Msur, (d<as> h<eißt]>; Egypten) Damit der Ungläubige sich erschrecke und uns nicht ergreife»./

4

DAS SIEGESLIED

DSCHALALISCHEN KURDEN, DIE DER BERÜHMTE SULEIMANAGHA IM J<AHRE> 1839, IN BAJAZIDIHNEN BEIGEFÜGT HAT.

ÜBER DIE NIEDERLAGE DER

Aghahat die Seinigen zu Rate gezogen, Zwei Mächte haben es nicht vernommen. «Wenn jemand fragen sollte, wo Ihr hingeht? So müßt ihr antworten: Um den Kaufleuten zu helfen»a)

Ich sah, daß er in den Morast hineinging,

a) Das sind jene pers<ischen> Kaufleute, welche im J<ahre> 1839 mit unge heueren Karawanen von den Dschalalischen Kurden gänzlich ausgeplündert und teilweise vemichtet wurden.

Die Piken klirrten von denen, Er zog, um sich wegen des AtschkoMirsaagha An den Feinden zu rächen. Hinter der Anhöhe beim Dorfe Duscham Zog Agha der Kaufleute wegen in Gedanken vertieft und sagte: «Wenn der Wind von uns gegen Dschalalenwehen sollte, So kann ich in drei Stunden auf meinem Roße den Kampfplatz nicht erreichen», Mein Herz ist bange Himmel und Erde erhören nicht meine Stimme, Aghamit seinem feurigem Roße und mit der Klinge Zieht, um sich für die Kaufleute zu rächen. Die Dschalalenhaben den Zorn von Aghazugezogen, Er zieht auf dem feurigen Roße Bei dem <Tuth>achananak1 Berge vorbei, Um die Missetäter niederzuhauen./ 5Das Heer von dem blonden SuleimanaghaSibky Zog insgesammt den Berg herunter. Fiel der Dschalalier , feuerte sein Pferd an, Und trieb sie nach Sangasor a). «Mein Herz sagt, aber ich2 k e n n e nicht die Felder von Bajazid, Dennoch werde ich die Feinde bis auf den letzten niederhauen. Man soll es erfahren, daß ich, der blonde SuleimanaghaSibky Wie ein Löwe in diese Felder eingedrungen bin. Auf den Umwegen zwischen Utschkilisseund Diadin Zog mit Klang und Klang der blonde SuleimanaghaSib<ky> DerBalulPaschab) auf seinem Roße ist Zeuge, Daß Aghadie Dschalalierin den Morast getrieben hat.

❖

Es sind noch einige andere Strofen von diesem Liede, die ich aber f ü r überflüssig halte zu wiederholen, weil sie beinahe dieselben Wörter und Wiederholungen sind. Die angeführten Beispiele sind, glaube ich, hinreichend, um eine Idee von den poetischen Erzeugnissen dieses Volks zu haben. Wenn die Poesie eine Darstellung des Gemütszustandes, der Gefühle und Begriffe eines Volkes ist. so können die Kurden natürlich keine h ö h e r e Sphäre darin erreicht haben, als die. welche in diesen Beispielen ausgedrückt sind. Der Kuriosität wegen will ich hier die3 zwei Strofen der ersten lyrischen Lieder mit kurdischen Lauten4 anführen, was mit europäischen Buchstaben und <der> Aussprache ebenso klingen würde, als wenn die Nachtigal die Laute eines Raben nachahmen sollte./ a) Eine kleine Festung der Stadt Bajazid.

Der auch jetzt regiert.

Ghawra men ave the. Bina mickak, dartschin birpischte. Dave men chala surath takjathe, Natschalnik as bgirdama, bschandama Russethe 70). Die wörtliche übersetzung

Geliebte meine vom Wasser kommt. Hat Nelken und Zimmt im Busen, Mund mein die Muttermale deines Gesichtes berühre Der Kreisschef laß ar<r>etieren mich, schicken mich nach Rufiiand. /

<A

N M E R K U N G E N>71)

<I>

49 Tschamtschjan in seiner armen<ischen> Gesch<ichte> des 1 ten Bandes, 10. Kap<itel>, Seite 100 in seiner Aufzählung aller medischen Regenten vom Arbucesan bis Deoces, nach der Angabe der griechischen Histor<iker>, wie Herodot , Diodor,Alikarund anderer, gibt an, daß «die Meder (d<as> h<eißt>: die alten Kurden)zur Zeit dieser ihrer Herrscher lebten ganz zerstreut auf Ebenen in abgesonderten Häusern, worunter die größte Unordnung herrschte, weswegen sie auch von den Babiloniernzu Füßen getreten wurden und in Folge dessen nach allgemeinerer Zustimmumg einen ihrer Fürsten, den Dioces1 150 J<ahre> vor Cirus , nach Herodot,sich zu Könige wählten, der die Stadt Ekbatanegründet und zuletzt in einer Schlacht gegen den Nabucodonozor<von> Saosdoch<von diesem getötet wird> wie es auch in dem Buche Judid1 Kap<itel> gesagt wird»: Zuletzt2 fielen sie, wie viele andere Völker, unter die Herrschaft des Cirus72).

<II>

Kordwar der Name einer besonderen armenisch<en> 3S t a t t2 halterschaft in dem jetzigen Kurdistan4 (Tscham <tschjan> 1. B<and> Kap<itel> 4, Seite 215) 73).

<III>

Tscham<tschjan> 2. B<and>, Kap<itel> 27, Seite 831, führt an: «Nachdem. die arabischen oder, wie es da heißt, Haguarischen Kalifen ohnmächtig wurden, wie ihre Länder, im gehörigen Zwang zu erhalten und viele Emiren allenthalben ihre Unabhängigkeit zu beknüpfen suchten, fielen große Schaaren vonScythenaus der Gegend des Kaspischen Meeres, die auch Thurkhießen, wie die jetzigen Tataren sich nennen, nach Persien und dem alten Medien , eroberten viele Länder, nahmen5 Sitten, Sprache und Religion dieser Länder a n und viele von ilnen in Gemeinschaft mit den medischen Fürsten zogen nach Armenien hin, in die armenischen Statthalterschaften der Kordier und Mokier , nahmen das Land in Besitz6 und blieben

1 [sich]

2 [blieb]

3 [Fürstenlie in].

4 [nach] d<em>

5 [ihre].

6 [machten sich ansassig].

daselbst, die auch jetzt KurdenheiBen. Einige Abteilungen von ihnen richteten sich nach7 armenischen und assirisechen Mesopotamien und blieben da wohnen. Mit ihnen vereinigten sich von Zeit zu Zeit auch viele Christen und nahmen ihre Religion an»74). Auch erwähnt er im 3 ten B<ande>, imб ten Buche, Seite 418, diese Völker folgendermaßen: «Als das armenische Königreich in Cilicien im 14 ten Jahrhundert zu Grunde ging, so vermehrten sich in Großarmenien zwei fremde Volker, dieMidier und Scythen, d<as> h<eißt> die Kurdenund Tataren. Die ersten kamen nach Armenien zur Zeit der armenischen Könige aus der Dynastie der Baghratunier und wohnten1 in dem jetzigen Paschalik von Wan, Musch,Bageschund hatten ihre eigenen Emir'soder Bei's.In der folgenden Zeit vermehrten und verbreiteten sie sich in diesen Ländern in großen Massen, die auch heut’zutage, in besondere 50Stämme geteilt, leben und Kurdenheißen. / Auch mischten sich mit diesen viele Thorgomanen, doch ihr all g<emeiner> Name blieb der kurdische» 75).

Hingegen in dem armenischen Wörterbuche2, Seite 144, wo nur die in der Bibel vorkommenden3 Eigennamen erklart wurden, mit4 dem Worte «MarkoderMidier» wird unter anderen noch das erwähnt, daß dieses Volk im Altertum viele Länder erobert, worunter auch einen großen Teil von Assirien in Händen hatte. In diesem5 midischassirischen Teile6 befand sich auch die Stadt Kalman , auch Kelmad oder Karman (Jesegiel27. 23), was wahrscheinlich die heutige Kirmanschahsein muß76)./

7 [den Ländem zwisehen].

1 in den [Prowinzien Mo<ks> und Waspurakan].

2 [der Eigennamen].

3 [stadt].

4 Բնագրում ՝ unter. 5 [w о].

6 [W<...>]?

Այդտեղ պիտի

նստեի։

կողքին նստած էր ինքը՝

իմ դիմաց՝ ահռելի, բարձր հասակով մի ծերուկ։ Մի քանիսը

տան մեջ, ո

չ մի խոսք չեղավ, նույնիսկ տան անդամների կողմից իրենց նախկին փաոքի և այժմյան չքավորության մասին, այնպես որ ես պիտի շարունակ մոլորանքի մեջ մնայի, թե իմ տեսածը մի սովորական քուրդ ցեղապետ էր։ Միայն երբեմն, երբեմն թեթև ակնարկ էին անում ինձ այն մասին, թե ետ կտան արդյոք իրենց հողերը և համայնքը, կամ թե արդյոք շահից և Բարձրագույն Դռնից իրենց

1 КРАТКИЙ ИСТОРИЧЕСКИЙ ОЧЕРК Г<ОРОДА> ЭРИВАНИ

У армянских писателей до начала 13 го века, (по р. X.) нет и поминки о городе Эривани1), с этого времени, т. е. с 1209 года они называют его местечком. Предание у народа, будто название Эривань происходит от имени армянского царя Ерванда, или от армянского слова, еревил, еревань, т. е. видел, показался, и будто Ной, видя с вершины Арарата сушу сперва около этих мест, где лежит ныне город, назвал его1 этим именем, совершенно вымышлено. Вернее всего то, что этот город делается известным уже с 1441 года, когда персияне, во время Джаган шаха, завладели им. С этого времени до 1827 го года Эривань делается2 добычею персов и турок и переходит3 беспрестанно из рук в руки от одного народа к другому. В годах: 1513, 1534, 1577, 1583, 1635 и 1722, да еще в 1735 м году турки отбивали его от персов и принуждены были <в промежутках>, при сильных нападениях со стороны вторых, уступить им опять, пока наконец остался он собственностью персов. 10 пашей со стороны турок и 33 хана со стороны персиян, включая в их число и последнего сардара эриванского2) назначались в разные времена управителями города Эривани и его уезда. Крепость основана Фаграт пашею в 1583 м году на том же месте, где4, по заверению армянских писателей, была прежде небольшая крепостца. Страшным землетрясением, случившимся в 1679 м году, она, как и мост над Зангою, совершенно обрушились и вновь были выстроены в следующем году тогдашним управителем эриванским. Залханом из грузин, обращенным в магометанскую веру. Рвы и наружные, за тем нижние стены выстроены сардарем эриванским. По его же приказанию

<0 ХРАМЕ КЕЧА1йУЙК> На месте нынешнего храма в Дарачичакском ущелье выстроена была в 897 м году церковь армянск<им> вельможею, Апиратом, а самый храм сооружен в 1033 м году знамен ит <ы м> Григорием Паглавуни, прозванным Магистросом, управителем Армении со стороны греков, во время императора Мономаха, державшего последнего армянск<ого> царя, Гагика, в плену в Константинополе, как это видно из надписи над южной дверью храма1). Многие вельможи и архиепископы споспешествовали долгое время к его благоустройству и украшению,

VEREHRTESTE HERREN!

Ich bitte um Vergebung, daß ich, in Gegenwart1 der ersten und besten Männer meiner Nation, meine Gedanktn in einer ganz fremden Sprache vortragen will1). Es geschieht nicht deshalb, 2alsob es mir an gehöriger Kenntnis meiner Muttersprache mangelt, sondern viel mehr deswegen, weil ich, von allen dem, was hier vorgenommen und verhandelt werden soll, die Pflicht vor mir habe, meinen bisherigen Vorgesetzten, durch deren Unterstützung und Beihilfe ich meine jetzige Bildung erhalten habe, Nachrichten so ausführlich als möglich mitzuteilen, 3nämlich meinen Gönnern und Freunden, den He<rren> Professoren in Dorpat, weil sie wirklich das innigste und wärmste Interesse für 4meine Aufklärung5 während meines 5 jährigen Aufenthalts dort6 <so> vielfaltig an den Tag gelegt haben. Es würde mich jetzt ins Weite führen, alle die wohltätigen Einflüsse dieser ausgezeichneten Männer hier anzugeben, und ihre Anzahl ist so viel, daß ich unmöglich im Stande sein könnte, mir weniger Worte zu bedienen, um ihre außerordentlichen Beispiele und Mitwirkung in dieser Sache anzuführen. Ich begnüge mich nur dies allein hier zu erwähnen, daß sie diejenigen gewesen sind, welche mich erst gelehrt haben, wie <es> verdienstvoll und wie ehrenwert|es] <zu> meiner eigenen Nation ist, um ihre Elgentümlichkeiten zu lieben, zu achten und ihnen treu zu bleiben.

Welcher Umstand mich am allerersten veranlaßt hat, mich nach Europa zu begeben, um hier Bildung zu erhalten, und was für Schwierigkeiten und Hindernisse ich innerhalb vleler Jahre, wo ich noch in Armenien nach diesem Wunsche verschmachtete, mir auf den Weg getreten sind, 7will ich jetzt übergehen. Nur so viel wünsche ich8 Ihnen zu wissen geben, daß ich9 geborener Armenier aus Eriwan bin, einer nicht wenig unbekannten Familie gehöre, mehr als 15 Jahre im Kloster Etschmiadsin, in Tiflls2) unter dem Schutz unserer Geistlichkeit im geistlichen Stande eine dort übliche Erziehung erhalten habe. Während 2dieser Zeit habe ich von meiner Seite mit wenigen Ab/wechselungen von meiner Obrigkeit eine liebevolle Behandlung. eine väterliche Sorgfalt, namentlich zur Erweiterung meiner

1 [meiner].

2 [daß).

3 [muß]

4 [die].

5 [meiner Nation].

6 [aո den Tag gelegt haben] Sie.

7 [kommt].

8 [daß Sie wissen möchtet].

9 [geistl... ].

Kenntnlsse erfahren. Vergletche ich die1 3 Jahre, wo ich in der letzten Zeit սա die Person unsres Patriarchen Eprem gelebt habe3), mit meiner nachherigen Lebenszeit, so muß ich aufrichtig gestehen, daß mir selbst einzelne, so äußerst erziehende Ausdrücke, die dieser ehrwürdige Greis gegen mich auszusprechen pflegte, mir bis noch heut zu Tage so teuer, so angenehm sind, daß ich ein äusserst undankbarer Mensch sein muß, wenn ich sie vergessen würde4)

Lange schon suchte ich durch ihre Unterstützung mein Vorhaben zur Erfüllung zu bringen; sie würden es vielleicht auch begünstigt und bewerkstelligt haben, wenn manche unwissende Menschen, von Vorurteilen geblendet, sie nicht davon abgehalten hätten5), Auch dann, als mir die gütige Vorsehung einen anderen Weg eröffnete, und ich mit dem festen Entschluß auftrat, mit meinem jetzigen von mir sehr hochgeschätzten Gönner, dem H<err>n Staats <rat> P<arrot> nach Europa zu kommen, wollte ich keineswegs gegen den Willen unserer Geistlichkeit handeln; und da sie das Mißtrauen gegen mich äußerten, ich komme hierher, um Luteraner, ein Abtrünniger zu werden, so versprach ich schriftlich, keinen Schritt weiter<ven dem>Ort zu tun, wenn sie mich nur nach Mosqua schicken würden6). Die Schriften habe ich noch jetzt bei mir. Die allgemeine Stimmung des Synodes, ausgenommenen einiger Mitglieder, die gegen mich sehr gut gesinnt waren, entsagte mir alles, und der Ausbruch ihrer Unzufriedenheit und <ihres> Unwillens hatte die schrecklichsten Folgen für mich. Ich ließ alles tun, im vollen Bewußtsein, was ich unternehmen und ausführen wollte7).

Wozu die weitläufige Auseinandersetzung der Vergangenheit? Ich finde mich jetzt in der Gegenwart, und davon soll jetzt die Rede sein. Glauben Sie mir, daß2 ungeachtet <dessen, daß ich> mehr als 4 Jahre unter den Luteranern gelebt habe, nichts bis jetzt mir vorgekommen ist, was mich meiner Kirche und Nation untreu machen könnte. Das Kirchengebäude hat mir gefehlt, aber nie die innige Achtung gegen dasselbe und 3Herzensandacht, und je weiter ich war, desto anziehender waren mir beide. Oft habe ich geweint/ um sie, wahrlich nur aus Ergebung und Sehnsucht nach ihnen, und jener vortreffliche Mann, der H<err> Staats<raf> P<arrot>, wie hat er grade in dieser Hinsicht <mich> zu beschützen und rein zu verwehren gesucht! Von dem ersten Tage an, als ich nach Dorpat ankam 1830 d<en> 5 Sept<ember>8), hat er selbst übernommen, in den Fasttagen in seinem Hause Fastenspeise kochen zu lassen. 3Er gebot mir ausdrücklich, mit keinem Menschen umzugehen, ohne vorher ihm davon gesagt zu haben, und eben dadurch fand ich allmählich den besten und achtungswürdigsten Zlrkel in den Hausern der H<erren> Prof<essoren>. Bei vielen4 bin ich wirklich so, wie bei meiner eigenen Familie; ihr Beispiel, 5ihr Lebenswandel, ihre Denkungsart6 sind die beste Schule für mich gewesen. Sie haben7 nicht allein m i r8 die besten Genüsse aller Art zu verschaffen gesucht, sondern sich auch selbst für die klelnste, unbedeutende Angelegenheit meines Lebens interessiert, aber nie ein fremdartiges Wort gesagi, welches m i г meine Religion, Nation, meine Geistlichkeit, meine

1 [Zeit]. 2 [Ich]. 3 [Ich]. 4 [Hausern]. 5 [ist der]. 6 [ist] 7 [mich, mir] 8 [die lieblichen].

einheimischen Gebräuche zu geringschätzlg machen könnte. War mein Gönner nicht in der Stadt, so haben andere dies Geschäft übernommen, Fastenspeise für mich zu kochen, ohne daß ich sie darum bat9). Wem würde es nicht entfremden, daß in einer Stadt, wie Petersburg, ein Mann, wie der H <err> S t a a t s <r a t> Parr<o t >, nämlich d<er> Vater meines Gönners, es für pf1ichtmäßig gefunden hatte, dasseibe zu tun zu lassen, alsich vorigen Freitag bei ihm zu Mittag eingeladen war10). Und wie oft habe <ich> mit Rührung zugehört und mich innig gefreut, als ich sie mein Volk, 1seinen Ursprung, seine Geschichte loben gehört habe? Wie oft hat mir mein teuerer Wohltäter ins Gesicht gesagt, ich werde auf ewig von ihm vergessen werden, wenn ich nicht ein echter Armenier bleiben wollte. Ich will nicht [die] übrigen Fälle erzählen, was meine eigne Persöhnlichkeit trifft. In vielen ist er allein mein Lehrer gewesen. Diese Klarheit, dieser unüberwindliche Eifer für meine Ausbildung, wahrlich, ich kann sie nur mit Dank fühlen, aber mit Worten anzugeben, wäre vergeblich von mir. Er hat trotz dem, daß er2 von so vielen Geschäften überhäuft ist, eine neue Geometrieund eine Physik selbst abgefasst, in beiden einen solchen Mittelweg gefunden, da< ß > unseren Landsleuten am leichtesten und zweckmässigsten seln könnte, zu gehen. So hat der ausgezeichnete Mann für mich und für meine Nation gesorgt, und sorgt noch heut zu Tage. 3Er hat 4schon, ehe ich noch in Armenien war, selbst 5in seiner Bittschrift der Regierung sich angeboten, meine Bildung zu leiten12), und seine Auswahl ist bis jetzt nur darauf bezweckt gewesen, solche Gegenstände mich studieren zu lassen, die am allernotwendigsten6 für unser Volk sind./ 4 Auch die 4 jährige Unterstützung von der Seite der Krone zu meinem Unterhalt und Studium in Dorpat hat er so ausgewirkt, daß ich grade da für keine Verpflichtung habe, der Regierung zu dienen. Mann kann diese außerordentliche Wohltat nur dann7 erst recht zu schätzen verstehen, wenn man denkt, daß alle Kronstudenten, ohne Ausnahme, wenn sie einen solchen Gehalt bekommen haben, 6 Jahre verpflichtet sind, nur der Krone zu dienen, welches Fach auch sie haben mögen.

Diese8, so kurz sie auch angegeben sind, mögen zur Vorerinnerung für dasjenige, welches ich jetzt Ihnen mitteilen will, hinreichend sein. Ich wollte Ihnen hiermit einen Begriff davon geben, wie edel, 9e i n f 1 u ß r e i c h und schatzenswert mein Umgang gewesen ist. Wie ich hingegen die Ehre meines geistigen Standes, meiner Kirche und Nation verwehrt und beobachtet habe, welchen Elfer für mein Studium gezeigt habe, mögen meine Gönner und Freunde davon nachher sprechen; mir geziemt es nicht, ein Selbstverteidiger zu werden13). Was ich10 während meines Aufenthalts dort hauptsächlich getrieben, und wie mein Plan beschaffen ist, die Bildung meiner Landsleute am zweckmässigsten und am schnellsten zu befördern, habe ich schon im Sommer in einem Briefe an unsern Erzbischof Nerses beilaüfig auseinandergesetzt. Daher werde ich diese Stellen Ihnen vorlesen... 14).

Auch diese Begriffe, dlesen 11Plan und Wunsch verdanke ich vorzüglich meinem

1 [loben gehört habe].

2 [so].

3 [Auch].

4 [sich].

5 [sich].

6 [sind]

7 [erst].

8 [mögen zur]

9 [mein urn... ].

10 [bis Jetzt]..

11 [ph...].

Gönner, dem H<errn> Staats<[rat> P<arrot>. Sowohl er als auch sein hochgeschätzter Vater, der H<err> Staats<rat> und Akademiker P<arrot>, und viele andere sehr kenntnisreiche1 und erfahrungsvolle Männer stimmen ganz darin überein, daß 2ein solches gemeinnütziges Unternehmen so, und auf keine andere Weise, anzuführen sei.

Verehrteste Herren! Das wichtigste Moment meines <Lebens> und Wirkens hat sich genährt. Ich stehe jetzt im Begriffe, Europa bald zu verlassen. Für’s Vaterland nahm ich diese lange Wanderschaft, für’s Vaterland geht gegenwärtig mein Streben aus, ihm zur Hlife zu eilen. Nichts hat mich beim ersten Versuche abgeschreckt, und nun desto weniger wird mich irgend was abhalten, diesen Wunsch auszuführen. Ich bin des Willens, selbst mein Leben3 nicht zu schonen, wenn 4d i e Sache [nur| auf mich ankommen sollte. So anlockend, anziehend auch das Leben in Europa mir gewesen ist, so genußreich auch meine Umgebung, so will ich dennoch auf alles Verzicht leisten, und selbst meinen geistl<ichen> Stand wieder zu betreten, wenn ich sehe, daß ich dadurch am vorteilhaftesten zum Ziele kommen kann15). Es steht aber jetzt 5eine Fragetuns vor, wovon das Wichtigste in der ganzen Sache abhängt, nämlich.wie man die Hilfsmittel dazu herbeischaffen muß, eine solche Nationalanstalt und vielleicht auch manche Zöglinge so frei als möglich zu unterhalten/. 5 Glauben sie nicht, daß wenn lch jetzt Ihnen eine Angelegenhelt vorlege, die ihres Rats sowohl als vlelleicht Ihrer Unterstützung bedarf, deshalb geschieht, 6als ob ich irgend einen Vorteil darin für mich suchen will. Im Gegenteil, lch stehe In solchen Verbindungen, daß es mir 7wenig 8fehlen würde, mir ein gehöriges Auskommen zu verschaffen, wenn mein Wille 9dies allein wäre10 . Ich werde davon nachher sprechen, welche Hilfsmittel mir zum Gebote stehen, meinen Unterhalt ohne weiteres selbst zu erwerben. So viel ich für die Ausführung dieses meinen Planes mit meinem Gönner und vielen anderen gesprochen habe, so habe ich gefunden, daß sie es11 einstimmlg für die beste Art anerkennen, daß12 die armenische Nation, namentl<ich> die Reichen und Großen und hauptsächlich die Geistlichkeit es am allerbesten tun würden, wenn sie diese geistige Sorge für sie selbst übernehmen würde, d. h. Die Hilfsmittel zur Errichtung einer mittelmäßigen Schulanstalt in der Nähe von Eriwan, zur Anschaffung der dazu notwendigen Lehr und anderen Materialien, zur Besoldung der Lehrer und s. w. selbst zusammenbringen könnten. Mit einem Wort, soli irgend etwas Nationals, Eigentümliches hervorgebracht werden, so muß es

1 [Männer]. 2 [es]

3 [ihm]. 4 [es]

5[die). 6 [Daß].

7 [nicht], 8[was], 9 [nur dies].

10[meine], 11[allgemein]. 12 [wenn].

aus dem Geiste der Nation 1ausgehen, und wiederum in ihren Geist hineingeführt werden.... Warum ? Die Ursachen sind klar.... So haben alle Nationen getan.... Griechen16) .

Ich will nur die Anzahl derjenigen Armenier angeben, die in Rußland leben. Uber 100000 Familien sind sie gewiß, und unter diesen die Hälfte2 soviel vermögend, daß ein jeder 1 5 Rubel unstreitig und ohne einen großen Verlust im Anfange dazu beitreiben kann, und wo bleiben noch jene großmutigen Männer meiner Nation, deren außerordentliche Taten und Aufopferungen dieser Art bekannt sind? Ich mache jetzt den Anfang, weil ich die Ehre habe, diese meine Herzensangelegenheiten den ersten Männern vorzulegen; nie werde ich auch nachher aufhören, dasselbe zu tun, wenn ich meinen Schritt über die Grenze meines jetzlgen Aufenthaltsorts gesetzt habe. Ich bin bereit, zu jedem melner Nation ins Haus hineinzugehen, einen jeden um Hilfe und Unterstützung für ihre hilflosen Mitbrüder 3anflehen und dann erst mich am glücklichsten fühlen, wenn mein Bettelstab meinen Landsleuten irgend einen Segen bringen könnte. Dies ist mein Ideal, für dasselbe lebe ich, für dasselbe bin ich bereit zu sterben./

6 Mir ist unter 4vielen anderen Beispielen in Europa ein einziges aufmunternd, ermutigend genug, diesem Vorsatze treu zu bleiben. Die große, berühmte wohltätlge Anstalt von dem unsterblichen Frank<e> in Deutschland steht noch jetzt lebendlg vor meiner Seele. Wie gro jetzt dies<es> Gebaüde 1st, wie viele hunderte von Waisen und Verlassenen hier Bildung und 5Unterstiltzung erhalten haban, und noch heut zu Tage erhalten, haben viele geschickte Feder mit den besten und6 gerechten Lobpreisungen geschildert, und dies ist im Grunde ein Werk von 5 Rubel B. gewesen, die der 7Begründer dafür ausgesetzt 8und innerhalb einiger Jahre die Freude selbst erlebt hat, den Segen von seiner Stiftung zu 9empfangen.

Wohltäter meiner Nation! Ihre Taten, Ihre Großmut 10sind sowohl meinen Landsleuten als der fremden Welt zu bekannt, als daß ich sie von neuem wiederholen und loben sollte. Nicht auf meinen 11niedrigen Stand sollen Sie Ihre Aufmerksamkeit wenden, sondern auf das Wohl Ihres Vaterlands, Ihrer Mitbrüder. Sie stehen in einer solchen Stufe von Bildung, haben die beste Gelegenheit dazu, urn erst die Wichtigkeit eines solchen Unternehmens einzusehen, und12 dann sie begünstigen, und unterstützen zu suchen. Ihnen steht der Weg am offensten.

1 [Gesch... ]

2[gewiß unstreidig],

3 an[be<ten>]flehen.

4 [tausenden].

5 [Unst,,.].

6 [gre... ].

7 [Grun<der>].

8 [noch].

9 [erhalten]. 10 [ist], 11 [geringer].

12 [ihre; sie]:

Bedenken1 Sie sich nur, welche Männer an die Sachen Teilnahme und Interesse zeigen. Überlegen Sie selbst, welcher Wert, welches Gewicht dies im Auslande haben wird, wenn 2man dort hört, daß Sie 3selbst aus dieser weiten Entfernung Ihre Nation unterstützen und 4sie aushelfen wollen17)). Welcher Ruhm, welches unsterbliches Verdienst stehen Ihnen nicht vor? Sie können Tausende von ihnen beglücken, von Tausenden angebetet und gesegnet werden, und Ihr Name wird von einem Jahrhundert ins 5andere ubergehen mit Dank und Erkenntlichkeit von Gemüthern, die noch kindlich rein erhalten worden sind, und folglich als beste Belohnung dafür betrachtet werden können./

7 Wann haben die Armenier sich nicht großmütig, unternehmend gezeigt, wann haban sie das allgemeine Wohl nicht befördert, ihre Mitbrüder nicht unterstützt, ihnen geholfen? Ich brauche davon kein Wort zu reden. Die Beispiele der Art sind genug gewesen; mein Herz bebt vor Freuden, wenn ich diese Gedanken, diese Taten mir vormache, Ich bin stolz, einer solchen Nation zu gehören, für sie zu handeln und <zu> leben. Ihr großartlger Charakter erfüllt meine Seele mit Ehrfurcht und Anbetung.

6Vorgesetzte meines Volks! Sie werden mich in meinen Erwartungen nicht täuschen lassen. Unser Landesvater, unser geliebter Monarch, Europa müssen schon erfahren, wie sie geneigt sind, <un> die Bildung, das geistige Wohl Ihrer Vaterlandsgenossen zu begünstigen. Ihnen steht der Ruhm vor, im Herzen der armenischen Kinder ein ewiges Denkmal zu errichten. Meine Pflicht war, Sie darauf aufmerksam zu machen. Das Tun und Mitwirken steht jelzt Ihnen frei; ich habe kein Recht, Sie zu nötigen, wenn ich nicht überzeugt wäre, daß Ihre Gesinnungen In dleser Hinslcht mit den Meinigen In Übereinstimmung und in Einklang stehen, und wenn vielleicht darin mich geirrt7 und8 Ihr geneigtes Ohr dadurch verletzt habe, so bitte ich um Vergebung. Ich habe diesen Schritt zu tun gewagt, weil ich mich nur dadurch ermutlgt habe, daß ich ein Sprößling Ihres Stammes bin. Ich werde mit allem Herzen bereit sein, Ihre Ihnen gebührende Ehre und Achtung immer zu beobachten, und Ihnen folgsam sein, wie es melnem Stande gebührt./

1 [zu].

2 [Sie höre<n>],

3 [grade].

4 [ihr].

5 [anderte].

6 [Les...].

7 [hab<e>].

8 [so bitte ich սա Vergebung].

քաղցր աչօք հայրութեան հայիս առ մեզ, որպէս յերկրի

ի լինելն քո ընդ մեզ։ Ի մեռանիլն Քրիստոսի օտար կանայք դիմեն ի գերեզման նորա, իւղովք և խնկովք կնքեն զնա, ի մեռանիլ բարեկամի միոյ, ընտանիք և սիրելիք լան զնա և ի նշան սիրոյ տապանօք և գերեզմանովք յատկացուցանեն զտեղին, ուր հանգչին ոսկերքն ցանկայի: <Ձեռագիրն այստեղ ընդհատվում է>

1 EIN BLICK ÜBER DEN URSPRUNG, VOLKSTÜMLICHKEIT, SPRACHE, SITTEN UND GEBRÄUCHE DER KURDEN

Ein Volk, wie das kurdische, welches keinen unbedeutenden Tell des ossmanischen und persischen Reiches ausmacht und eine nicht geringere Anzahl zu der Bevölkerung des jetzt Russisch Armeniens zählt, dessen Ursprung nochim Hintergrundealler historischen Gewißheit und <dessen> Dasein den allerabstehendesten Charakter unter den bekannten asiatischen Völkern bildet, verdient wohl das Interesse eines jeden gebildeten Menschen. Vergebens suchen alle mohammedanischen Völker, vorzüglich aber die Schiiten mehr aus Haß und fanatischem Parteigeist angetrieben, den Namen Kurdevon dem tatarischen Worte Gurd(d<as> h<eißt> Wolf) herleiten1, was den Raubsinn dieses Volks bezeichnen soll. Nicht wenig grundlos ist die Behauptung: dieser Name2 komme von dem3 persischen Worte: kräftig, stark4 her. Das allerwahrscheinlichste bei der Erklärung dieses Wortes ist zweifelsohne die von allen armenischen Historikern allgemein angenommene Tatsache, daß5 eben dieser Name von dem Wohnorte selbst zu diesem Volke über<ge>gangen6 sei, den derselbe noch gegenwärtig inne hat. Kordoder Kordik7 hieß in Altertum das8 Hochland von Armenien, welches zwischen dem Ararat, Arserum, Wan und Mossul liegt. Als späterhin die Kurden, die Nachkommen der alten Meder, in das Land einfielen und daselbst ansäßig wurden, [so] bekamen sie von allen ihren benachbarten Völkern diese Benennung, ganz in derselben Art und Weise, wie noch heut’ zu Tage viele asiatische sowohl als europäische Völker und Stämme benannt verden. 9Unter sich selbst nennen <sie> sich Kormandje,und nur [in] Gesprächen mit anderen Nationen pflegen sie das Wort Kurde von sich zu gebrauchen.

Schon ihrer Sprache nach zu urteilen, welche ein Gemisch vom Tatarischen, Arabischen, 2Armenischen, hauptsächlich aber Persischen,/ ja sogar Russischen ist, kann die zweite Behauptung der armen<ischen> Schriftsteller: die Kurden10 stammen von den Medern her, außer Zweifel gesetzt werden, doch gingen zur Zeit der durch den Islam hervorgebrachten Völкeгumwälzung und11 der ununterbrochen fortgesetzten Araber Herrschaft im Mittelalter mit der Annahme der Religion, Tracht und Sitten dieses weltberühmten Volks, ganze Stämme und Distriks von den armenischen und assirischen Grenzfürsten zu demselben über und verschmolzen sich mit ihm zu einem Volke, սա wenigstens ihre Existenz zu sichern. Unter den unzähligen Stämmen, in welche das

1 [Nicht].

2 [sei]

3 de[r] Pers[ern zu diesem Volke übergegangen, der]

4 [bedeuten soll].

5 [der].

6 [ist].

7 Kord[waz].

8 [jet...]?, 9 [Sie].

10 [seienj. 11 [speter].

Kurdenvolk geteilt ist, sieht man ganz deutlich viele Benennungen, welche a1tarmenischen Fürstenfamilien angehören, was selbst die Kurden nicht ableugnen. So sind, z<um> B<eispiel>, die in den Paschalik’s Bajasidund Muschwohnenden Kurdenstämme, von denen die ersten Sliwanly , die zweiten Roschki1 und zwei andere, welche in den Gegenden von Millisarai zu Hause sind, und die Maneki und Mendekli heißen, von den armenischen Fürstenhäusern, Silkunier , Rschtunier , Mamikonierund Mandakunierhergestammt.

Alle Kurden insgesammt sind Mohammedaner und gehören zu der sunitischen Sekte. Ihre Mulla’s sind aus ihrem Volke selbst, welche nichts weiter als den Koran halb und halb zu lesen und ihre Religionsgebräuche zu verrichten verstehen. Auch findet man unter ihren 3Häuptlingen, welche einige Ubung im Lesen und Schreiben im Arabischen und Türkischen erlangen2, ihre/ Korresprondenz aber führen sie ausschließlich nur in der zweiten Sprache3 4Unter keinem asiatischen Volke, welches den Islam anbetet, hat die mohammedanische Religion und mithin die arabische Volkstümlichkeit so einen5 unerschütterlich festen Boden6 gefunden, wie unter den Kurden. Physiognomie, Tracht, häusliche und politische Einrichtung und Verfassung, Lebensweise und alle möglichen Tugenden wie Laster jener Kinder der Wüste sind diesen ihren rauhen7 n о m a d e n Glaubensbrüdern so tief eingeprägt. daß man selten einen Kurden von einem Araben unterscheiden kann; daher auch der feste Glaube dieses Volks, daß sie sich aus Arabien herstammend ansehen. Sie zerfallen zwar gegenwärtig, wie jene, in Nomaden und Gewerbettreibende oder Ansäßige, doch den8 letzten Tribut hat ihnen wohl allmählig die Turkenmacht abgezwungen, weil das Volk eine solche Lebensweise vom Grund aus verachtet und kein seligeres Leben sich vorstellen und denken kann9 wie das freie10 Leben unter Gottes Himmel11 . Früher, wo das Feudalsystem auch in Asien zu Hause war, hatten die Kurden 12in Persien wie in13 der Türkei beinahe eine unumschränkte Macht, welche manche Stämme noch jetzt, beim letzten Athemzug ihres politischen Daseins14, in manchen Orten noch 4immer zu behaupten suchen. In ihren Kriegen und Streifzügen waren15 die elnzelnen Stämme aber so furchtbar/ untereinander wie gegen fremde Völker, obwohl sle durch das Band der Religion und Sprache so eng, so fest zusammenhingen. Patriarchalisch und ritterlich, wie sie immer noch wandeln und handeln, hingder gemeine Mann mit Leib und Seele an seinem Häuptling fest. Das Ansehen des zweiten und sein Wort galt beim ersten für 1 [heißen]. 2 [und]. 3 Բնագրում այնուհետև՝ führen. 4 [Auf]. 5 [gewaltig]. 6 [Grundb]oden. 7 |սոd wehen]. 8 die[se]. 9 [als]. 10 [Vogel in F<...>] 11 [herumzuwandern]. 12 [von]. 13 [von]. 14 [Ansehens]. 15 [sie]

heilig und unverbrüchlich. Bei seinem Wink war alles auf Leben und Tod bereit, wer nur sich waffenfähig fühlte. Bei der leisesten Verletzung der Ehre des Stammes, oft1 eines einzelnen Individiums, ja, so gar oft ein im Scherze nur hingeworfenes Wort war hinlänglich, um eine ganze Gegend dem Feuer und Schwert preiszugeben. Die Blutrache wischte sich oft mit der Ausrottung eines ganzen Stammes ab. Doch bei dem wilden und unbändigen Charakter dieses Volks war und ist eine echt ritterliche Noblesse unter ihnen vorherrschend: es ist nämlich die Achtung, welche sie gegen das weibliche Geschlecht haben. So sehr zurückgesetzt n a c h unsrer Meinung auch dasselbe unter ihnen steht und wie ein Lasttier geradezu behandelt wird, denn außer Rauben, Plündern, Jagen, Reiten2, allenfalls Viehe und and ere Viktualien auf den Markt zu führen, und müßig im Zimmer wie unter dem Zelte 5gemeinschaftlich zu sitzen, <zu> plaudern und <zu> rauchen, weiß der Mann nichts von dem übrigen Haushalt; alles ist/ das Geschäft des Weibes: so wenig fühlt dasselbe diese Last, reibt und treibt alles mit Lust und Frohsinn und genießt die allgemeine Achtung und Teilnahme. Hauptsächlich sind es die Frauen der Großen, welche weiter nichts tun als faulenzen, die 3eine unumschränkteste Gewalt über die Männer haben und bei ihren kriegerischen Auszügen keinen geringeren Einfluß ausüben, so daß der wildeste Ausbruch einer Blutrache, Oder irgend ein anderer <Tod>4 nur durch die Fürbitte einer einzigen Frau oder durch das Dazwischentreten derselben mitten im5 Kampfe selbst6, wie mit einer magnetischen Kraft 7ohne weiteres ausgeglichen wird. Es gereicht zum Glück des Verfolgten, wenn sein Gegner statt seines nur die Stimme8 dessen Frau hört, 9oder dieselbe zuerst vor Augen bekommt. Ginge auch die Rache über den Tod eines der teuersten Familienglieder aus und würde sich auch eine ganze Bande von den blutgierigsten Räubern in sein Haus begeben haben, so legt alles das Schwert In die Scheide und beide Parteien trennen sich voneinander wie Freunde. Auch wenn 10der Schuldige, selbst seine Schwäche und die Übermacht seines Blutfeindes wohl einsehend, das Schwert gerade und nicht quer, wie sonst, über die Schulter gehängt, ein Stück bauinwollenes Zeug unter dem Arme als Totengewand und zum Zeichen seiner völligen Unterwürfigkeit entweder im Hause seines Gegners oder eines Häuptlings erscheint, dann ist alles wie mit einem Schlage zu Ende gebracht, und wer denselben im geringsten11 verletzen wollte, der hat eine wahre Hölle vor sich. Seine unedele Tat1 gegen Zufluchtssüchtige und Reuige wird nur durch den Mord ausgeglichen. Solche Blutrachefälle, hauptsächlich in der Liebschaft und in der Wegführung der Verlobten,

1 [so gar].

2 [und].

3 [die].

4 Բնագրում՝ Fahde?

5 [der].

6 [alles].

7 [zur Ruhe bei<...> kann].

8 [seiner].

9 [und]. 10 [er] 11 [zu] 12 [Un]tat

geschehen sehr oft. Für2 weibl<iche> Untreue ist der Kurde wie ein Tiger, ärger / 6 Raub und Diebstahl sind die wahren Elemente eines jeden nomadischen Volks und mithin auch der Kurden. Zu den größten Verbrechen wird auch das gezählt, wenn einer einen jungen Menschen, der zum ersten Male zum Raub ausgeht, anfallen und ihn bei seiner ersten Lehrprobe abschrecken sollte. Dennoch gehen selbst darin2 die Kurden viel nobeler zu Werke wie andere Völker; selten töten sie den Angefallenen, wenn er selbst freiwtllig alles ihm hergibt3 allenfalls binden sie ihm die Augen und Hände fest und ziehen selbst von dannen, oft geben sie auch ihm Nahrungsmittel und ihre alten Kleider hin, im widrigen Falle hingegen sind sie schonungslor. In den benachbarten Ländem, wo die von ihnen beraubten Sachen sehr leicht erkannt werden, treiben sie ihr Geschäft mit einiger Pfiffigkeit. Sie besuchen einander vom weiten wie Freunde, das beraubte in einem Lande wird über die Grenze geschickt, dort zum Gelde geschlagen und mit der Zeit brüderlich untereinander geteilt. Doch halten alle Kurden unter ihrer Würde, sich mit Kontrabant abzugeben. Das ist in ihren Augen eine sehr gemeine Handlung. Sie haben überhaupt für Katifmannsgeschäft 7gar keinen Sinn, und in den Städten haben <sie> ihre bestimmten/ Kunden, bei den <en> sie was bestellen Oder kaufen und die unter keiner Bedingung mit einem andern vertauschen Kriegerische Übungen und Taten sind die ersten und geachtesten Tugenden eines Mannes. Von Jugend auf werden sie dazu angehalten, und Gelegenheit zu dieser Leidenschaft verschaffen ihnen ihr Nomadenleben und die Unruhen des Landes. Reiterei sowohl als Fußvolk zeichnet sich durch die außerordentliche Männlichkeit, Unerschrockenheit, Entschlossenheit, Gewandtheit aus. Das4 in den Kriegen und Streifzügen erbeutete Hab und Gut, welches gemeinschaftlich g e t e i 1t wird, ist die beste und einzige Belohnung ihrer Tapferkeit. Auf freien Berggegenden, wo sie sich den größten Tell des Jahres aufhalten, stellen <sie> lmmer während unter dem Schlag eines eigentümlichen Trommels solche Ubungen unter sich selbst an. Selbst das In der Regel kleine, mutige Kurdenpferd scheint in der Ertragung der Strapazen, Not und Hunger, im Kletten durch die steinigen Bergabhänge seinen Bezwinger und Führer zu übertreffen. Ihre vornehmsten Waffen sind die Picke, der Säbel, der Schild, und Pistolen; Flinte wird hin und da nur in Anwendung gebracht, Der ehrenvollste Tod, den sie mit Jubeln und Liedern felern, ist der im Kriege, und die größte Schmach, dien sie mit Jammer und Klagengeschrei beweinen, besteht darin, wenn ein Mann in seinem 8Familien/kreise seines natürlichen Todes stirbt. Das Andenken eines solchen wird gewissermaßen als5 das eines unwürdigen Menschen höchst betrauert, weil er6 nicht der7 Ehre seines Stammes und Volks8 teilhaftig wird9, auf Kampffelde gefallen zu sein.

1 Բնագրում՝ die sehr oft geschieht.

2 [gehen].

3 herg[e]b[en wurde].

4 [er].

5 [ein]

6 [< անընթ. > ].

7 d[ie]

8 [nicht]

9 [unter]

Denn allergemeinster Schimpf, den ein Stamm oder eine Gemeinde in solchen Fällen dem Andern zufügen kann, ist der, wenn Weibern1 die Hosen ausgezogen werden, ohne ihre Ehre weiter in Gefahr zu bringen. Nichts kann nach ihrem Begriffe diese Freveltat übersteigen. Ein Kurde ist ein Mann seines Worts, so bald man sein Gast ist, seinen Schutz sucht; in solchen Fällen gibt e г sein Leben zum Prels, wenn je einer sich anmassen sollte, seinen Schützling oder Gast anzutasten; kommt man einmal frei, so ist er auch selbst vor seinem Wirte nicht frei, weil man alsdann es voraussetzt, der Fremde könne in andere Hände geraten, folglich habe sein Schutzherr das nächste Recht, sein Hab und Gut sich selbst anzuelgnen. Die Gastfreiheit2 muß ebenfalls zu ihrer besten Tugend gezählt werden. Die Großen und Reichen lessen nie ihren Gast ohne Beschenkung weggehen; das erste Glied im Hause macht keinen Anstand, demselben aufzuwarten, Pfeife oder Kafee einzureichen, welche sie, nach türkischer Art, sehr lieben./

9 Ihr Benehmen mit jedem ist frei, nufrichtig und zwanglos. Nicht sklavisch laßt der Häuptling oder der Hausherr seine Leute um sich herkriechen; im Gegenteil, ein jeder läuft und bewegt plaudert und beträgt sich ganz freimütig, aber mit 3v i e 1 e г Ehrerbittung gegen den Oberen und Ältesten im Hause, 4z u dem sich alles vom männlichen Geschlecht, jung und alt, in freien Zeiten begibt und <der> oft Tnge lang nichts weiter5 tut als Plaudern, Rauchen, Kaffee trinken. Die älteren der Gemeinde geniessen auch ihre Mittags und Abendessen dei ihrem Häuptlinge selbst. Alles wird in großen, kupfernen Schüsseln aufgetan und alsdann greift man je drei oder vier denselben zu. Ist die eine Reihe mit dem Essem fertig, so setzt sich die andere auf ihren Platz und schluckt das letzte von den Schüsseln weg. Ihre Speisen sind die der übrigen asiatischen Völker. Reis, Milch, Käse und Butter wird am meisten genossen. Das Ansehen eines Häuptlings ist erblich und hängt nicht, wie es bei anderen Völkern6 Asiens der Fall ist, von Zufällen 7oder von der Größe des Volks ab. Er hat auch alles Recht zu gebieten, ja selbst auf Leben und Tod. Solche Häuptlinge heißen in der Regel nach ihren Vornamen mit Anhängung des tatarischen Wortes „aga“, so z<um> B<eispiel:> Suleimanaga,Awdalaga,etc., bekommen jährlichen Tribut vom Volke in natura sowohl als bar, welcher ziemlich bedeutend ist./

10 Die Kurden und namentlich die Kurdinnen8 besitzen ein außerordentliches dichterisches Talent. Vom Steggreif sind sie fähig gleich ein neues Gedicht, je nachdem die Gelegenheit ist, zusammen zu bringen. Alles singt bei ihnen, doch selten im Chor, sondern solo nur; ihre Melodien sind ganz eigentümlich und ihren Ohren allein zusagend und der Inhalt ihrer einfachen Lieder drückt meistens Liebe, Sehnsucht und Kriegstaten aus. In jedem Distrikte findet man eine große Anzahl von solchen Liedern, welche naturlich nur im Munde

1 [ihre].

2 [ist].

3 [einer].

4 [bei].

5 [getan wird].

6 [des].

7 [und].

8 [sind].

4

des Volks, und nicht schriftlich, fortlebt. Mannlicher Anstand, ein ermessenes, würdevolles Betragen, rauhes Aussehen, ein starker, muskulärer Körperbau, die römische Adlernase, breite und bunte Kleider sind die äußeren und inneren Kennzeichen und Eigenschaften eines jeden Kurden, welcher, wie ein armenischer Schriftsteller sehr richtig sagt, 1unterwegs2 auf die Welt kommen, unterwegs3 ernährt4 warden und abermals unterwegs sterben1), denn einen bestimmten Gottesacker und<ein>Kirchengebäude haben sie nirgends, ausgenommen deren, die5, die Ansäßigen, die türkischen Mosche<en>und Kirchhöfe da zu gebrauchen pflegen, wo sie selbst wohnen2)./

5

1 [auf].

2 [geboren].

3 abermals unterwags [und gestorben wird].

Բնագրում՝ getötet.

Բնագրում՝ daß.

КУРДЫ

К самым загадочным, во всех отношениях, народам принадлежат, бесспорно, курды, населяющие страну между Евфратом и Тигром и почти всю плоскую возвышенность Армении, от Персидской границы до Карсского, Баязидского пашалыков и нашей Карабахской области. Разделенные с незапамятных времен на множество орд и племен, стесненные такими могущественными соседями, как персияне, турки и русские, они не изменили ни своих обычаев, ни языка, ни национальной одежды, ни образа жизни. Сведения наши о происхождении, родстве, распространении и значении этого народа в истории очень неполны, неверны и осно¬ ваны более на преданиях, нежели на фактах исторических, потому что название Курд, сколько мне известно, не встречается ни у одного из древних писателей. Может быть, арабские и византийские писатели, современные крестовым походам, могли бы также доставить любопытные сведения об этом замечательном народе, но я ограничусь, однако же тем, что сохранилось в летописях и историях армянских. Как известно, сочинения армянских писателей, в особенности, историков, заслуживают гораздо более вероятия, нежели летописи других восточных народов, и сведения, передаваемые ими, драгоценны уже потому, что армяне находились в постоянных сношениях с народами, населявшими эту часть Азии; и потому, что только они воспринимали плоды просвещения Египта, Греции, Рима и, позднее, Европы. Исторические сочинения армянских писателей, даже в наше время, высоко ценятся в ученом европейском мире. Не исчисляя замечательнейших историков этого народа, писавших о курдах, я упомяну только тех, которые собрали о них всевозможные сведения, рассеянные в бесчисленном множестве книг, и составили из всего этого одно стройное целое, например: Чамшиан, в своей полной истории Армении, и Индшиндшиан в превосходном географическом описании всей земли и ее жителей. Эти писатели говорят, что курды произошли от мидян, известных под общим названием Марк, и были названы курдами потому, что жили во времена существования древнего

народов, поселившихся в той же стране, где жили курды (о которых говорят вышеупомянутые писатели), принявшие впоследствии их язык, веру, одежду, обычаи и, наконец, слившиеся в один народ. Армянские писатели объясняют это довольно удовлетворительно. Чамшиан говорит следующее: когда арабские (или, как он называет, агарские) калифы уже утратили свою силу и были не в состоянии удерживать в должном повиновении подвластные страны, когда эмиры их уже начали войны за независимость своих областей, из стран, лежащих за Каспийским морем, вышли бесчисленные толпы скифов, называвшие себя турками (как и нынешние татары), прошли через Персию и древнюю Мидию, покорили многие страны и во время пребывания в них переняли обычаи, язык и веру порабощенных ими народов. Многие из них, под предводительством мидийских князей, перешли впоследствии в Армению, а именно в армянские области Кордик и Мокац, поселились в них и были названы курдами; другие же прошли в Месопотамию армянскую (и даже в Ассирийскую), поселились там и от времени до времени позволяли селиться между собою христианам, но только с условием, чтобы они приняли их веруа). Тот же историк говорит в другом месте: когда в четырнадцатом столетии пало царство армянское в Киликии, Великую Армению наводнили два чужеземные народа: мидяне (Марк) и скифы, т. е. курды и татары. Мидяне пришли в Армению в царствование армянской династии Багратуни и жили в нынешних пашалыках: Ванском, Мушском, Багешском и управлялись своими эмирами или беями. Впоследствии они чрезвычайно размножились, распространились в этой стране и потом разделились на многие племена. Они живут и поныне на тех же местах и называются курдами. Позднее поселились между ними также многие племена туркоманские, но общее имя их однако же не изменилось от тогоб) Стоит только вспомнить время появления и распространения исламизма фанатическими его поборниками, мечом и огнем истреблявшими все другие вероисповедания, и беспомощное состояние Армении в те времена, когда византийские императоры, персияне, парфы и арабские полководцы терзали эту несчастную страну, и тогда сделается понятно, почему пожертвованием своей веры и народности многие из армянских князей старались достигнуть высших государственных должностей в а) <Чамшиан>, т. 2, глава 27, стр. 831. б) Чамшиан,т. 3, кн. 6. стр. 418.

Византии, Персии и даже Грузииа), почему, для сохранения отечества и собственной жизни значительная часть народа стала под знамена увенчанные полумесяцем и постепенно принимала язык, образ жизни и одежду своих сильных соседей арабов и курдов, так что впоследствии совершенно слилась с ними, и в настоящее время в названиях племен сохранились следы этого слияния. По древним летописям даже видно, что многие из армянских князей бежали в Курдистан и приняли там имена курдскиеб) . Однако же название Курд никогда не употребляется туземцами, когда они говорят о себе. Курды называют себя Курмандже и производят от арабов или агаров, что имеет также некоторое основание, если рассмотреть все странные сходства между этими двумя народами; действительно, множество арабов переселялось в Курдистан во времена распространения исламизма арабскими полководцами и даже в последние столетия. В пространном армянском словарев), где между прочим объяснены и библейские названия, под словом Марк (т. е. мидяне) упоминается также, что этот народ в древности покорил многие страны и владел большею частью Ассирии; в этой мидо ассирийской стране находился также город Кальманг),или Карман, нынешний Кирманшах, на юго восточной границе Персии, в области, бывшей сначала местопребыванием некоторых курдских племен, сохранивших оттого название Курмандже. Однако же, ни один из курдских князей и ученых мулл (называемых Фааг ки) не скажет нам ничего положительного ни о происхождении этого названия, ни о том, что они имели когда то своих царей и составляли одно независимое, могущественное государство Курды делятся, подобно арабам, на оседлых и неоседлых, то есть, живущих в деревнях и городах и кочующих. Первые занимаются земледелием, промышленностью, торговлею и называются по имени области или округа в котором живут, вторые же существуют только скотоводством. Многие из оседлых курдов называют себя не по турецки, например: живущие в Баязидском пашалыке называют себя не Баязидли, но Сливанли, потому что весь этот округ известен у них под именем Сливан: те, которые живут в Багеше, Муше, Сасуне и проч., называют себя Рошки, а самый округ Рошкан. Эти два многочисленные племени происходят, вероятно, от древних армянских князей. Первое, т. е. Сливанли, от Силькуниев. Родоначальником Силькуниев был Силак,

в Грузии, и многие ханы и паши в Персии и Турции, даже в настоящее время, увезенные туда еше в детстве, обращенные в магометанскую веру и достигнувшие впоследствии высших должностей в государстве. б) Чамшиан,т. 3, стр. 257; также, т. 2, стр, 40]; также, т. 3, стр. 249; также, т. 2, сгр. 6982). в) Стр. 1443). г) Иезекииль, 27 234).

назначенный правителем Баязидской страны Армянским царем Валарсаком, основателем Аршакидской1 династии в Армении, разделившим всю страну на области и назначившим в них наследственными правителями древних армянских князей. Второе племя Рошки происходит от Роштуни, не менее могущественного вассала Валарсакаа) . Кочевые курды называются также по именам родоначальников своих княжеских семейств, как напр<имер>: Баижинли, Синанли, Бадики, Шарки, Сибки, Силанли, Ришван, Милли, Джалал, Маникли, Мандекли и проч. Последние из них были еще недавно чрезвычайно могущественны, но в настоящее время едва сохраняют тень своей прежней власти над народом. Сибки и Силанли признают главами своими Ибрагим агу и Гуссейн агу: Джалалы из всех курдских племен, живущих между Россией, Турцией и Персией, наиболее известны своеюстрастью к разбою, и кажется происходят также от знаменитых армянских князей. Маникли и Мандекли производят себя также от армян, первые от княжеского рода Мамикониев, вторые от князей Мандакуниевб) Курдский язык состоит из смеси арабских, татарских, персидских, армянских, русскихв) и курдских слов. Он делится на два главные наречия, собственно курдское и так называемое заза2, до того отличающееся от первого, что оно вовсе непонятно курду, который предварительно не учился ему. Наречием заза говорят в Эгнусе3, Тужике, Муше и других округах, но те, которые говорят им, понимают также обыкновенный разговорный язык народа, в свою очередь изменяющийся в выговоре каждого отдельного племени. Суровый, полудикий образ жизни народа и оригинальный характер его вполне выразились в языке этих жителей гор. Слова курда как будто выходят из пустой бочки или скорее глубокой пучины в каких то звуках твердых, неприятных для европейского уха. Нельзя, однако, же не отдать этому языку преимущества перед другими азиатскими языками в том, что в нем очень редко встречаются щипящие звуки, столкновения согласных и нет также непостижимых гортанных звуков, как в языках лезгинском и чеченском. Большая часть слов как коренных, так и сложных, оканчивается на гласные: и, а, е. Почти ко всем именам а) Индшиношиан, т. I, стр. 52. б) Также, т. I, стр. 53. Можно доказать историческими фактами, что действительно в Курдистане осталось много древних родов князей армянских,

собственным, даже к названиям других народов, курды присовокупляют окончание о и сокращают их почти вполовину, напр<имер>: Гассан, Шамдин, Аллаверды, и проч. изменяют oни в Гассо, Шамо, Алло. Из этого правила исключаются только имена знатных и скольконибудь значительных лиц, следовательно, обычай этот служит некоторым образом отличием для высшего сословия. Народная поэзия курдов совершила изумительные шаги и достигла возможного совершенства. Каждый курд, даже каждая курдинка, врожденные поэты в душьa) Все они обладают удивительным даром импровизации, поспешно было бы требовать от кочевого народа стройных поэтических созданий, изящных картин и риторических украшений речи. Они воспевают очень просто и не замысловато: свои долины, горы, водопады, ручьи, цветы, оружие, коней, воинские подвиги, своих красавиц и прелести их, все доступное их чувствам и понятиям, прикрашивают сравнениями и стараются еще живее передать все это мелодическим пением, конечно, оскорбляющим немного слух европейца, но драгоценным, как выражение их духовной жизни и образа мыслей чрезвычайно оригинального народа, привыкшего предпочитать свой просяной чурек всем утонченным лакомствам могущественных и просвещенных европейцев. Упоминать ли о том, что эти песни также способствуют более или менее смягчению нравов полудиких горцев и поддерживают в них любовь к отчизне. Курдский певец, приготовляясь к пению, прикладывает прежде всего обе руки к челюстям, крепко схватывает лицо с обеих сторон, так что концы пальцев его касаются ушей, выпрямляется и без дальних околичестей начинает петь без всякого музыкального инструмента (потому что у них вовсе их нет), сначала чрезвычайно громко, на разные голоса, слог: ло, ло... равнозначущий европейскому припеву: ла, ла... и потом начинает примешивать к этим ло слова самой песни. Все азиатские христиане поют при своих пирах и во время разных торжеств татарские песни; но курды, презирающие все, что напоминает им татар (которых они называют аджам), почитают это величайшим унижением. Только в таком случае соглашаются они слушать татарскую песню, хотя так же не без явного неудовольствия, если богатый и знатный персианин или татарин присутствует при том как гость. Молодые люди, девицы и замужние женщины собираются в праздники вокруг палаток, пьют, прыгают, пляшут и беззаботно предаются веселью. Азиатскую зурну (музыкальный

трубочек; ею разгоняют они скуку одиночества и мастерски управляют огромными стадами овец. Я не могу сказать утвердительно, прикладывают ли женщины руки к лицу во время пения. Впоследствии я сообщу для примера несколько курдских песен в словесном переводе5) Не лишним почитаю заметить здесь, что курды не без основания считают себя одним из арабских племен, если обратим внимание на сходство языка и выговора. В южной Месопотамии все курдские племена говорят на арабском языке как на своем родном и совершенно утратили свой собственный, тот, на котором они первоначально говорили. Хотя подобные явления, вовсе неутешительные, встречаются и в других странах, но истинно удивительно то, что ни один из азиатских народов: ни персиане, ни татары, ни турки, ни сирияне, ни армяне (хотя все они наполнили свой письменный и разговорный язык бесчисленным множеством арабских слов и выражений) не могут говорить так чисто по арабски, как курды. Слова, в которые входят буквы ξξ похожие по выговору гораздо более на карканье ворона и крик верблюда или буйвола, нежели на совокупления звуков человеческого голоса, недоступные для европейца, произносятся совершенно ясно и чисто по арабски только курдами. Можно смело утверждать, что ни один из ревностных фанатических почитателей и поклонников ислама и всего арабского, перечитавших все их книги, исчерпавших всю их премудрость, изучавших этот язык в продолжение всей своей жизни, не постигает с такою легкостью всех особенностей его, как эти дети природы, не видавшие никогда Корана и не имеющие о нем почти никакого понятия. Нет никакого сомнения, что большая часть курдов происходит от арабов. Эта мысль сделается еще очевиднее после описания общих черт их народного характера. Все курды, без исключения, исповедуют магометанскую веру, принадлежат к суннитской секте Шефи и считаются искони отъявленными врагами шиитов. Последователи этих двух сект находятся во взаимной вражде, и суннит почитает величайшею обидой, если в присутствии его называют шиита мусульманином, т. е. правоверным. Сунниты называют ненавистных им татар и персиян одним общим позорным именем Аджам. Начало их раздора и главная причина его то, что они признают двух разных калифов первыми наследниками и наместниками пророка (пей гамбара, т. е. распространителя); сунниты отдают первенство Омару, шииты Алию. Последние утверждают, что Омар своевольно, насилием захватил престол;

дней носят траур. Они перетолковывают и с намереньем запутывают историю этого события, чтобы простолюдины не поколебались в своей вере. Каждая из этих сект различно исполняет некоторые религиозные обряды, так, например, шииты молятся только три раза в сутки, по указанию пророка, а сунниты пять раз; перед восходом и по закате солнца, в полдень, вечером и перед сном; первые молятся в присутствии женщин и даже позволяют им во всякое время входить в мечеть между тем как суннит, только лишь увидевши женскую фигуру, или коснувшийся женского платья во время молитвы, десять раз сделает омовение прежде, нежели начнет ее снова, и называет намазбатил (потерявшею силу), если читает ее в присутствии жены своей или служанки; им все равно, молятся ли они в конюшне или мечети, в сообществе или одни, в тишине или прерываемые шумом, разговором и хохотом. Шииты курят и кальяны, даже во время богослужения, но сунниты соблюдают в мечети гораздо более благоговения. Излишним считаю здесь припоминать, тем более доказывать, что молитва магометанина состоит в механическом произношении известных наперед, затверженных отрывков из Корана на арабском языке, о котором не имеют никакого понятия большая их часть. Кроме того, курд не верит, что Ной, Авраам, все пророки Ветхого завета и Моисей были иудеями; никто не в состоянии убедить их, что они не были арабами. Доказательства для них не существуют, и они остаются при мнении, что Библия, Псалмы Давида и Евангелие также, как и Коран, упали с неба. Фанатизм их доходит до того, что они почитают предшественников основателя их религии наследниками Христа; говорят, что все пророки появлялись на земле после сына божия и что Магомет был последним пророком, которому предназначено исполнить и довершить все, что было определено законами и волею Высшего провидения или начато Спасителем рода человеческого. Кто сомневается в правдоподобии их рассказов называют они язычником, еретиком, отступником, дьяволом. Сунниты же почти все это опровергают. У курдов, как и вообще у всех магометан, есть свои муллы, избираемые всем обществом. Должность этих мулл состоит в чтении и толковаиии Корана, хотя они читают его так же, как медведь в известной

Трудно найти в настоящее время между народами всего земного шара столь патриархальную жизнь, со всеми ее добродетелями и недостатками, преимуществами и невыгодами, как жизнь курдов, нисколько не изменяемую столетиями. Ни один закон, в буквальном смысле слова, не считают они такою неприкосновенною святынею, как древний обычай. Голос старшего в семействе и владетельного князя в народном собрании, составляют для них лучший, ненарушимый закон. Никогда не бывало примеров, чтобы духовенство или какие нибудь фанатики воспламеняли курдские племена и заставляли их вести несправедливую войну с соседними народами. Они не допускают своих мулл ни к каким общественным делам и ограничивают их деятельность богослужением. Разумеется, курды должны покоряться законам страны, в которой живут, однако же, все их обычаи остаются неприкосновенными, если они выплачивают своевременно подати и повинуются лицам, назначенным правительством. Подобными преимуществами пользуются они в стране, принадлежащей России. Напротив, в Турции есть много племен, которые не признают над собою никакого начальства и еще более таких, которые считаются подвластными султану только потому, что присылают ему в известное время года небольшую подать, хотя имеют свое управление, свой суд и расправу. Конечно, этой свободой более пользуются племена кочевые, имевшие еще недавно на своей стороне то преимущество, что оседлые жители должны были давать им прибежище в своих деревнях, дрова для отопления и корм для скота в продолжение целой зимы. Взамен всего этого, на них лежала военная повинность; они должны были выставлять милицию по первому призыву князей. В Русской Армении кочевые курды обязаны продовольствовать себя и скот свой за деньги. Курдов можно было бы назвать рыцарями востока в полном смыс¬ ле слова, если бы они вели жизнь более оседлую. Воинственность, прямодушие, честность и беспредельная преданность своим князьям, строгое исполнение данного слова и гостеприимство, месть за кровь и родовая вражда, даже между ближайшими родственниками, страсть к грабежу, и разбою и безграничное уважение к женщине вот добродетели и качества, общие всему народу. Курды заставляли некогда трепетать могущественных царей и ханов. За малейшее оскорбление их чести, за какуюнибудь насмешку над одним из князей нередко восставали целые племена и жестоко отмщали обидчику. Древние укрепленные замки и непро ходимые ущелья Армении были их крепостями,

друзей или родственников, живущих в русских пределах, приезжает в гости и живет у них, пока не найдет удобного случая для исполнения своего намерения. После того он возвращается в Турцию с своею добычею, увозит ее туда, где никто не может отнять ее, продает и почитает первою обязанностью отослать своему сообщнику часть выручки за награбленное. Джалалы ненавидимы и преследуемы всеми курдами, в особенности племенами Сибки и Силанли. В 1840 году разбои их до того усилились, что персидский военный министр Амирнизам принужден был выслать для их усмирения несколько сильных отрядов конницы. Они избавились, однако же, от заслуженного наказания посредством разных хитростей, обманов и обещаний: оставить свое любимое ремесло; но едва освободились от опасности, как уже прославились новым подвигом, разбитием каравана в Баязидском пашалыке, причем убили несколько человек и взяли огромную добычу7). Переговоры по этому делу между Турцией и Персией, как мне говорили, еще поныне не окончились. Если их начинают теснить в одной стране, они перебегают в другую соседнюю и, таким образом, всегда избавляются от наказания. Но в прошедшем году8) все три державы решились положить предел этим беспорядкам. По нашим понятиям, этот разбой считается преступлением; но курд смотрит на него как на молодечество, и никогда не нападает на жилище, не вломится ночью в дом и не станет стрелять из за куста в прохожего, по обыкновению татар, если только он решается на убийство не из мести; если он успевает отогнать скот, то вполне удовлетворяет своей страсти к разбою и никогда, ни в каком случае не убивает без нужды, если только может пощадить. Того, кто добровольно соглашается отдать им свою собственность, раздевают они до рубашки, завязывают ограбленному глаза, крепко связывают ноги и сами уезжают в места более безопасные. Часто также отдают несчастному свое старое платье и снабжают съестными припасами на несколько дней. Курдский разбойник воспользуется удобным случаем ограбить даже своего старого знакомого; и в то же время выедает только середину хлеба, оставляя края, если обедает у незнакомого ему человека, следуя своей поговорке: не нападай на того, которой может показать края хлеба съеденного тобою. Никто также не запомнит, чтобы какой нибудь курд был обличен в провозе контрабанды;

заменяют у них

присутственные места; она доступна всем: и старшему и малому, и богатому князю и бедному простолюдину. В ней рассуждается о делах общественных, целый день говорят, болтают, курят, пьют кофе; князья, люди значительные и старшие по местам, сидят на коврах, а молодые стоят, прислонясь к

судилища, сенаты

стенке. Даже младшие сыновья старшины деревни не имеют права сидеть в присутствии стариков и должны приготовлять кофе или закуривать трубки. Когда старшина сделает знак, что хочет выйти из палатки, все молодые люди бросаются к нему на помощь, один схватывает его за руку, другой просит облокотиться, третий надевает ему на ноги туфли; если же он снова входит, все сидевшие тотчас же приподнимаются со своих мест и садятся только тогда, когда старшина уселся на своей подушке. Впрочем, обычай этот существует вообще на всем востоке и более или менее строго соблюдается в Персии и Турции. Кроме того, у курдов так же, как и у турецких армян, пожилой человек по входе в палатку берет только руку старшего члена в семействе, а другую руку прикладывает ко лбу; если же входящему не более двадцати лет, то он должен обойти всех старших по порядку и униженно облобызать им руки;.они же должны поцеловать его в голову и встретить приветствием, равнозначащим нашему: добро пожаловать! Что же касается беспрерывных сборищ у князя, то это нисколько неудивительно, потому что они также необходимы там, как рестораны в Париже. Мне рассказывали, без всякого преувеличения, что у многих князей, считающихся начальниками племен, съедается от 40 50 баранов, более 3 пудов риса и выходит по нескольку фунтов кофе и табаку, в один день, потому что гости обедают и пьют кофе по нескольку раз в день; но общество вознаграждает все это с излишком богатыми подарками в праздники. Все курды едят обыкновенно три раза в день: рано утром, в полдень и вечером; но для гостя они готовы накрывать на стол и обедать во всякое время, почитая за долг есть вместе с ним, хотя бы кончили свои обед за несколько минут. Потому то каждый европеец, привыкший обедать в известное время, будет всегда поставлен в чрезвычайно затруднительное положение в доме азиатца и, наоборот, каждый азиатец будет голодать в доме европейца. Обыкновенный обед курда состоит из плава или плова, любимого восточного кушанья; говядины, мелко изрубленной, перемешанной с рисом, луком, перцом, моченой в молоке, потом скатанной в шарики и вареной в рисовом супе9); шашлыка, сыра и кипяченого молока. Все эти кушанья приносятся перед обедом в больших медных блюдах и ставятся посередине стола или перед гостем; по омовении рук, все садятся за стол и, разумеется, начинают брать все это природными своими вилками, т. е. руками. С одного блюда однако же могут есть только трое. Когда

с европейцами. Во время моего путешествия по Курдистану меня окружила однажды толпа женщин разных возрастов с угрозами, криками за то, что я позволил себе дотронуться до покрывала девушки. В одно мгновение самые злые фурии, старухи, обступили меня со всех сторон и, вероятно, растерзали бы на части, если бы не подоспели конвоировавшие меня казаки, вооруженные нагайками, приводящими в ужас самую отважную курдинку10) Курдам вовсе неизвестны надутые, вообще неестественные и в высшей степени пошлые приветственные изречения, употребительные почти у всех азиатских народов. Никогда не услышите вы от них этих льстивых татарских и персидских выражений, даже при встрече самого знатного гостя. Они не решатся сказать: «Я пыль твоих ног!», или «Вся моя душа навеки рабыня твоя» но скажут гостю коротко, просто и без ма¬ лейшей лести: «Ты наш брат, ты наш ага, наше око. Да будет дружба наша долговечна, сохраним ее навсегда». Убить барана в честь приезда гостя каждый хозяин почитает своим первым долгом так же, как не согласится никогда отпустить приезжего без подарка и отдаст ему лучшую свою лошадь или свое заветное оружие по первой просьбеа) У курдов, как и у всех азиатских народов, на долю прекрасного пола приходится чрезвычайно страдательная роль, но, как я заметил выше, женщины низшего сословия обращаются с европейцами довольно свободно и приветливо, если только знают, что их не могут видеть ни старухи, ни мужья. Перед иностранцем они нисколько не смущаются и никогда не закрывают лица. Курдинки часто выходят замуж на одиннадцатом году от роду, но ни один брак не заключается без подарков. Как и на всем востоке, когда родители и родственники невесты изъявят свое согласие, отец жениха обязан послать им богатые подарки. Когда обе стороны кончат обычные переговоры, призывается мулла, и жених уплачивает кабин за невесту. Свадебный обряд не обходится без азиатской музыки. Свадебные пиры оживляются обыкновенно плясками, похожими на русские хороводы. Только богатые и знатные люди позволяют себе иметь двух жен в одно время, но не меняют их так часто, как шииты. Жены князей и старшин любят щеголять и одеваются с большим вкусом, ходят в дорогих

разбивают и складывают палатки, доят коров, делают сыр и масло, словом, не имеют ни минуты отдыха. Курдинка вечно занята, делает из шерсти прелестнейшие ковры, одеяла, мешки, переметные сумы и множество других мелочей; сама составляет краски для шерстей и притом всюду успевает, всегда весела, приветлива, гостеприимна, здорова, но редко можно встретить между ними красавиц. Им опасно показывать или дарить, даже для шутки, конфеты, игрушки и разные безделки, потому что они непременно ищут после того случай достойным образом отблагодарить за подарок, что не всегда безопасно. Одежда их обыкновенно очень незамысловата и состоит из платочка, большею частью белого или красного цвета, небрежно повязанного на голове; из двух длинных рубашек, грубой ткани, с разрезами посреди груди, пояса и таких же шаровар, как у татарок. Волосы, распущенные по спине, убирают мелким, дешевым жемчугом или кусочками какогонибудь металла и не знают никакой обуви, потому что ходят босыми даже в сильные зимние морозы по каменистым горным тропинкам и по раскаленному степному песку. От этого образа жизни, сурового, полного трудов и лишений, лица их принимают какой то странный, темно серый цвет и большие черные глаза хотя не теряют своего блеска, но впадают и взгляд их производит неприятное впечатление; между тем, как лица курдов высшего сословия выражают всегда кротость, нежность и благородство. Женщины, подобно воинственным амазонкам, отличаются также храбростью и неустрашимостью; одетые и вооруженные, как мужчины, они принимают иногда участие в сражениях и следуют за мужьями на войну. Курд называет жену, и вообще всякую женщину, любимою лошадью и самым послушным животным. Он говорит, что не должно оставлять их без попечения, что ими нужно дорожить; но никогда не опускать поводья, всегда держать в узде, чтобы они не забылись и не упот¬ ребили во зло снисходительности; если же случится такое несчастье, то расправа с ними должна быть короткаa). Оттого то чистота их нравов удивительна, хотя курдинки ходят на свободе, в поле, для исполнения самых трудных работ, приносят воду и вместе с детьми возят дрова из леса. Для усовершенствования и продолжения благородной

вырученные деньги покупают оружие, одежду для себя, домашнюю утварь и проч. Вся мужская одежда покупается на базарах у армянских купцов, так что курд не позволит жене сшить для себя даже простой куртки. Кочевой курд не имеет ни малейшего понятия о счете, и потому нередко можно видеть, как, собравшись в кучу перед лавкой армянина, они считают общими силами вырученные деньги. То пальцем, то маленькими камешками, заменяющими у них счеты, обладатель нескольких рублей стапается счесть свое сокровище, и не малого труда стоит ему перевести русские монеты на азиатские, которые ходили прежде и до сих пор еще не вышли из употребления. Для этих счетов в каждом городе живет курд, к которому прибегают все продавцы и через него уже получают деньги от покупателе и. Никогда не наймется курд в услужение или в лавку к татарину, и единственный народ, к которому они имеют большое доверие, это армяне; впрочем, отнюдь не персидские, но только турецкиеа) 3има самое ненавистное, самое скучное для них время года,отнимающее у них свободу, заключающее в душные балаганы, в которых они живут вместе с коровами и лошадьми, наконец, отнимающее единственное удовольствие: дышать свежим горным воздухом. Впрочем, привычка их к холоду истинно изумительна, потому что в самую ужасную непогоду, в самые жестокие морозы,'при 20 25° Реом<юра> ходят они, каки всегда, босыми, с голыми коленами, грудью и руками. Лекарей и медицины они вовсе не знают, и все местные болезни излечивают старухи посредством различных трав; раны же лечат они так же искусно, как все горные азиатские народы. В старости они также веселее и бодрее наших двадцати летних юношей. Старики от 120 130 лет между ними не редкость, и большая часть их достигает глубокой старости. Курда можно отличить с первого взгляда и по мужественной, важной и полной выразительности осанке, наводящей в то же время невольный страх; по его гигантскому росту, широкой груди, по богатырским плечам. Кроме того, отличительные черты курда: сутуловатость, цвет лица как у кафра, большие огненные глаза, густые брови, высокий лоб, длинный согнутый орлиный нос, твердая походка, словом, все принадлежности древних героез. Их чалмы почти всегда ярко красного цвета, обвернутые в несколько пестрых платков, яркие куртки, вышитые шелковыми или шерстяными шнурками

копьесамое смертоносное оружие в ловкой и привычной руке курда. Длинноствольные ружья употребляют они очень редко. Итак, выбор их оружия рассчитан, основан на личной храбрости и предпочтении системы наступательной. Лошади их малы ростом, но чрезвычайно отважны, терпеливы и неутомимы в езде по горам и в набегах. Те же качества находим мы и в курде, когда взглянем на него в кругу семейства или в мирное время; мы увидим тихого, кроткого человека, но тот же самый ягненок делается львом на поле брани. Полк курдов, в полной парадной одежде и вооружении, поспорил бы в красоте с любым гвардейским кавалерийским полком. В то время, когда они жили совершенно независимо и знали только право сильного, у них было также что то вроде нашей кавалерийской трубы. При первом звуке ее, в одно мгновение все были готовы к бою и только ждали дальнейших приказаний своих князей, которые имели безусловную власть над жизнью и смертью своих подданных. Этих князей было всегда очень немного и только они имели право разбивать арабские шатры, отличавшиеся от других, обыкновенных, белым цветом и особенною формой; такие шатры были знаками высшей власти, равносильными порфире европейских государей. Это обстоятельство подтверждает некоторым образом наше мнение, что большею частью курдские князья происходят от арабских. В пашалыках Эриванском (прежнем12), Карсском и Баязидском только родовые князья племен Сибки и Силанли имели право разбивать белые шатры. Чтобы ближе познакомить читателя с характером этого замечательного народа, я почитаю не лишним привести здесь несколько примеров, ярко обрисовывающих нравственную сторону курда. Самая варварская и в то же время благородная черта их это месть за кровь. Причинами ее бывают обыкновенно убийство родственника, личная обида, похищение девушки из отцовского дома, что случается довольно часто и, наконец, неверность невесты жениху. За подобные обиды не только семейства, но даже целые племена ведут между собою кровавую вражду, которая, разумеется, кончалась бы совершенным истреблением той или другой партии, если бы сама природа не внушала этим полудикарям спасательного средства для сохранения своих созданий. Курд считает неприкосновенным своего врага, если, избрав благоприятную минуту, он успеет вбежать в его собственный дом, в жилище муллы или князя начальника племени и закинет саблю за спину, или опутает себе руки поясом, что почитается знаком

его доме, хотя бы он был христианин или татарин. Если курд дает честное слово, возьмет на сохранение чужую собственность или даст обещание сохранять поверенную ему тайну, то скорее пожертвует своею жизнью, нежели согласится прослыть вероломным. Их уважение к женщинам, даже христианкам, достойно удивления и подражания. Даже при набегах на неприятельские владения они отличаются своим кротким и нежным обхождением с женщинами. Даже невольниц, взятых во время войны, не решаются никогда брать замуж без их согласия. В подобных случаях в особенности похвально поведение князей. Так например, князь Гуссейн ага, начальник племени Силанли, 100 летний старец, живущий в настоящее время в Карсеа), по время персидского похода в 1825 году,13) взял в плен двух молодых девушек, дочерей армянского купца, перевез их в Баязид и обращался с ними очень почтительно в продолжение целого года, намереваясь снова возвратить их родителям или родственникам. Но когда не нашлось ни тех, ни других, вероятно, потому что городок, в котором они жили, был предан мечу и огню, Гуссейн ага призвал одного из богатейших Баязидских армян и в присутствии его спросил этих девушек, согласны ли они быть его женами. Обе сестры отвечали ему, что согласны. Не удивительна ли эта рыцарская черта в полном смысле слова в полудиком горце! И здесь, как во всем, есть исключения, но их очень немного. Армянин Арцапци1 Манук прославившийся в Баязидском пашалыке и любимец паши, своею храбростью и геройскими делами обратил на себя такое внимание персидского, турецкого и, позднее, русского правительства, что начал играть довольно важную роль в последнюю персидскую войну. Персидский губернатор Эривани, Гуссей хан сардар, несколько раз начинал с пашею переговоры о выдаче Манука, как человека явно бывшего на стороне России и неоднократно ходившего к русским лазутчикам. Паша, зная какой позор может навлечь на себя исполнением воли своего могущественного соседа, постоянно отказывал Гуссейну и только старался на время удалить от себя любимца, но все было напрасно. Отчаянный сорванец не слушал никаких убеждений и принудил, наконец, своего покровителя прибегнуть к следующей мере. Он был послан к вышеупомянутому начальнику племени Силанли, Гуссейн аге, который находился в то время под покровительством Персии

неужели я соглашусь погубить невинного, бесчестно лишить жизни героя, с которым столько лет делил хлеб соль!». И несмотря на свою зависимость от Персии, он решился во что бы то ни стало сохранить жизнь несчастного; но желая избегнуть последствий явного ослушания, он приказал своим людям окончить это дело так, как угодно паше, и между тем, отправил вперед, в то ущелье через которое должен был возвращаться Манук, человек тридцать преданных курдов, которым дал особенное наставление. Манук поехал прежнею дорогой в Баязид, но едва в ущелье завидел толпу курдов, остановился, позволил им подъехать ближе и спросил: «что вы хотите со мною делать?». Курды, не отвечая ни слова, положили на землю оружие и дали ему дорогу, желая показать тем, что они не думают нарушать долга гостеприимства. Цель этой проделки состояла в том, чтобы можно было извиниться перед пашей, и впоследствии сказать ему: всевозможные меры были приняты нами, но Манук поехал по другой дорогеа) . Такими же характеристическими чертами и геройскими делами изобилуют рассказы о князе

племени Сибки, Аудал аге, слышанные мною от очевидцев. Но еще более прославился сын Аудала Сулейман ага. Ван, Тавриз, Баязид, Эривань и Арзерум трепетали при одном имени этого героя наездника. В одну ночь он разбил наголову турецкую 15000 ую армию, имея не более 200 курдов под своим начальством. Эта сшибка произошла на северо восточном склоне Большого Арарата и после того, мне рассказывал подробности сам предводитель турецкого войска. Джафар хан Хойский1 , убежавший впоследствии в Россию и недавно14) скончавшийся в Елизаветополе. Конечно, начальник курдов умел притом воспользоваться всеми выгодами местности и заранее принять умные, дальновидные меры для затруднения неприятеля при отступлении. Нападение его было внезапно и чрезвычайно быстро; все выходы из ущелья еще с вечера были заняты и на дороге сделаны завалы так, что, когда по условному знаку отборная дружина Сулеймана бросилась на турков, они смешались и в ночной темноте начали рубить друг друга, между тем как метким пулям и копьям горцев оставалось только довершить поражение. Леонид нашел себе здесь достойных подражателей. Впрочем, все геройские дела Сулеймана аги носят на себе печать гениальности и самобытности. Однажды герой этот, в присутствии последнего персидского

голову мою накроют платком моей жены, если я прощу тебе эти слова»б) отвечал ему обиженный. Дейсгвительно, вскоре после того он оставил свои владения и убежал в Турцию. Гуссейн хан пришел в отчаяние при известии об этом побеге и отдал Заман хану строжайшее приказание ежеминутно охранять границы Эриванской области. «Старый волк придет к нам рано или поздно и не забудет отомстить за обиду», сказал он, поручая своему вассалу значительный конный отряд в 1500 человек для прикрытия границ. Но через несколько месяцев старый волк явился с 500 преданными и неустрашимыми курдами, рассеял все неприятельское войско и начал повсеместное опустошение, потому что татар велено было убивать без всякой пощады, а курдов, перешедших к татарам, грабить и брать в плен. Заман хан, повсюду преследуемый, наконец, бежал и спрятался в доме какой то старухи, в яму (тонир), в которой курды пекут хлеб. Иезид из свиты Сулеймана узнал об этом и с угрозами начал допрашивать старуху, которая, разумеется, показала ему на яму, продолжая уверять, что не знает куда скрылся хан. Через несколько минут иезид принес своему начальнику в подарок голову Заман хана. Сулейман долго катал ее по земле, не переставая приговаривать: «Вот как курдский осел наказывает своих врагов». После другого сражения молодой человек из простых курдов, находившийся в свите этого князя, нашел два пистолета, осыпанные бриллиантами, оправленными в золото, и не менее драгоценную саблю. Еще не успел он оглянуться, спрятать свою добычу или предложить ее своему начальнику, как один из его товарищей начал отнимать у него драгоценную находку. Сулейман увидел это издали, приказал собрать все свое войско, раздеть этого молодого человека и его соперника до рубашки, взаимно поменяться обоим одеждой и, когда оба оделись снова, собственноручно отдал настоящему обладателю пистолеты, перекинул ему через плечо саблю и сказал, обратившись к своему войску: «Не золота и не драгоценности, но храбрости и мужества должен я требовать от своих воинов. Но если бы я присвоил себе собственность этого юноши, то потерял бы его как воина. Пусть молодая грудь его будет украшена этим золотом, тогда я потребую от него за то новых, лучших подвигов». И в то же время он приказал прогнать соперника его со стыдом и срамом. Однажды он наткнулся на засаду, войско его было внезапно атаковано превосходнейшими неприятельскими силами и разбито наголову. Тщетны были просьбы

на поле, усеянное чалтыком, только что затопленное водою, и отнял таким образом у турков последнюю надежду схватить знаменитого предводителя курдов. Его возвращение изумило всех, никто не хотел верить, что он действительно разбит. Но он рассказал откровенно о всем случившемся и постарался тайно, разными обещаниями заманить к себе того арнаута, который преследовал его упорнее других. Арнаут явился к Сулейману, который представил его своим воинам и родственникам как победителя, осыпал самыми лестными похвалами, наградил деньгами и отпустил со следующими словами: «Теперь, молодой герой, иди к себе и всегда старайся также поступить с храбрыми воинами как Сулейман ага поступил с тобою, и тогда ты достигнешь такой же славы, какой я достиг». Можно было бы привести еще множество анекдотов и характеристических черт, отличающих курдов от всех соседних им народов, не исключая даже арабов и турок, но уже пора упомянуть о замечательнейшем из курдских племен, известном своим поклонением дьяволу, я говорю об иезидах15) . По нравам, обычаям и домашней жизни они нисколько не отличаются от курдов; только брачные союзы их имеют ту особенность, что большею частью заключаются не добровольно. Здесь остался еще обычаи средних веков увозить невесту. Я сам был тому свидетелем. Молодой курд влюбился в дочь своего соседа, не обращавшую на него никакого внимания, потому что родители ее не соглашались на этот брак. Влюбленный не переставал, однако же, надоедать своей возлюбленной и, наконец, попросил предупредить брата, что через несколько дней увезет ее, думая, что брат будет помогать ему. Но вышло иначе. Брат ее также не любил соседа и решился подшутить над ним; переодевшись, пришел однажды вечером к влюбленному и дал знать, что наступила удобная минута похитить сестру. Полудикий Вертер не замедлил исполнить предложенное, увез, но во время дороги свято сохранял обычай всех азиатских народов, воспрещающий жениху говорить с невестой. В ту же ночь он приехал со своей драгоценной добычей к знакомому князю, начальнику одного из соседних племен, и взял с него обещание, что на другой же день над ним исполнится обыкновенный обряд. Но как же велико было изумление несчастного жениха, когда после обряда он снял покрывало и узнал, что соединен браком с какою то уродливого

захотеть, и мы покорим все страны. Теснимые и раздробляемые турецким правительством, они не скрывают, однако же, своей ненависти к туркам и привязанности к русским. Так, например, еще недавно перешли в Русскую Армению сыновья могущественнейшего из князей, Сулейман аги Ибрагим и Шамдин ага, так же, как и сыновья Гуссейнаги. Я показывал им это сочинение и обязан многими дельными замечаниями и поправками ошибок, которые неизбежны при описании столь мало известного народа как курды16) .

И E 3 И Д Ы

При недостаточности исторических сведений об этом народе этнографы необходимо должны прибегнуть к предположениям и их результатам. Известно, что иезиды никогда не составляли отдельного, самобытного по происхождению народа, что они мало помалу отделялись от различных народов, большей частью христианских, сливались постепенно и, наконец, впоследствии образовали особенное общество, отдельную касту. По языку, физиономии, образу жизни, форме и внутреннему устройству домов, одежде, умственному развитию и другим характеристическим чертам они совершенно сходны с курдами, но превосходят их мужеством, твердостью духа, чистотой нравов, честностью и благородством. Имя Иезид возбуждало и теперь еще возбуждает отвращение и ужас во всех азиатских народах и даже в хищных аравитянах, между которыми также живут иезиды. Иезиды и вероисповедание их, несмотря на то, что повсюду были преследуемы и всем ненавистны, доныне сохранились неприкосновенными, по причине своей неустрашимости и врожденного мужества, с которым народ этот встречал и отражал своих смертельных врагов. В Курдистане, Мосуле, многих местах Месопотамии и Сирии, где бесчисленное множество маленьких народов и племен поддерживали свою независимость, избавляясь вооруженной рукой от ига персиян и турок, обитающие там армяне также оставались всегда верными своему древнему воинственному духу, так что они, подобно соседям своим иезидам, то в сообществе с ними, то единственно собственными силами отражали всегда своих неприятелей и притеснителей. Два княжества совершенно независимые были в их власти: первое в Адане, где находилось некогда армянское государство Киликия, в округах Мараш и Зейтун1, до вторжения Рашид2 паши

спаслись бегством в Персию, в северо восточные страны от Турции и в Русскую Армению, где они наслаждаются ныне под благославенными законами России, полным благоденствием, с верой нисколько не стесненной. Иезиды некогда разделялись, подобно курдам и арабам, на различные племена и орды, кроме одного общего раздела на оседлых и кочевых, из которых последние были гораздо многочисленнее первых и не были так раздираемы постоянными междоусобиями, но поддерживали свою силу союзом и единством веры. Армянские писатели называют главным местом населения этого народа и местопребывания их духовенства гористую страну Синджар, между Диарбекиром, Мосулом и Низибией, и полагают, что число семейств иезидов, рассеянных повсюду, простиралось до 200 000; теперь же, напротив, нельзя ничего сказать определенного о количестве их обществ. Вероисповедание сего народа всего более примечательно и потому, не останавливаясь на других свойственных ему особенностях, представим здесь вкратце основания их верований. Иезиды почитают себя лучшими и истинными христианами, и действительно, большая часть их религиозных обрядов немногим отличается от принятых западной церковью и, в особенности, армянской. Они признают высшее существо, называемое ими арабским словом Алла, и веруют в божественность и воплощение И<исуса> Христа, пришедшего в мир для спасения человеческого и показания ему высшего начала его; они думают, что Христос был светом и духом божьим, принял человеческий образ для того, чтобы люди могли видеть его; по истечении же времени, назначенного ему для пребывания на земле и утверждения нового учения, был распят иудеями на кресте, и для того чтоб божество его было еще очевиднее людям, он в то же мгновение возвратился на небеса. Все пророки, апостолы и святые уважаются иезидами, хотя они не празднуют дней, посвященных им, и не имеют почти никаких праздников, кроме весьма немногих, особенно почитаемых армянами, как, например, день св<ятого> Саркиса (Сергей), известного также у татар под именем Хидир Наби1, и праздника за две недели до пасхи, в который соблюдают2 строжайший трехдневный пост, употребляя в пищу только хлеб и воду; в это время многие из них даже скоту уменьшают корм. Так же высоко почитают они св<ятого> Георгия; приносят ягнят в жертву при армянских церквах и в других святых местах, целуют, как и другие христиане, руку священникам, делают богатые церковные вклады, принимают с большим благоговением св<ятое>Причастие, ходят в церковь и очень набожны; крестят детей по обрядам

пьют вино, один должен произнести слова сии и все присутствующие повторить: Эгихи Исса, т. е. из любви к Иисусу; никогда не пьют они вина для веселья или опьянения, но употребляют его как священный божий дар; никогда не оставят его ни капли в чашке, не прольют ни на платье, ни на землю; и если случится такая неосторожность, то пролитое вылизывают языком и потому во время питья держат чашу с вином обеими руками. Имя Иисуса произносят как самую священную и ненарушимую клятву. В Четверток, празднуемый у них вместо нашего воскресенья, никто ничем не занимается, и вечером каждый, даже беднейший во всем обществе, должен послать что нибудь нищему или своему соседу. Особенную церемонию, вполне христианскую, исполняют они накануне Великой Пятницы. Когда совершенно смеркнется, в этот день все общество собирается в доме или палатке своего старшины, посреди которой ставится сосуд, наполненный вином, и кладется круглый хлеб. Предметы эти сначала освящаются с величайшим благоговением при пении всех присутствующих, потом священниками разделяются здесь же между наличными членами общества и тотчас съедаются ими как священнейшие дары. Вместе с тем у иезидов встречаются странные обряды, а также следы магометанства, например, обрезание; при отсутствии священника бракосочетания совершаются у них даже муллою, обычай вынужденный, по всей вероятности, во время жестоких преследований и притеснений от магометан. Новорожденным детям иезиды дают имена или библейские или магометанские, но никогда не назовут новорожденного Магометом, к которому питают необыкновенную ненависть; впрочем, то же самое замечается у последователей Несторианской ереси, имена которых большей частью магометанские, что, вероятно, принято из страха. Но самый характеристический из всех обрядов есть погребение. По свидетельству очевидцев, они кладут покойников лицом к востоку, обкладывая голову камнями для того, чтобы умерший оставался свободен; остальную же часть тела совершенно покрывают землей, но прежде всего кладут возле него кусок хлеба и гладкого, бывшего уже в употреблении мыла, монету и палку, причем произносят ему на ухо: «Сначала постарайся подкупить монетой и хлебом стоящего на страже у входа в рай (наз. бгхешт или джаннат), чтобы он тебя пропустил туда; но если жадность

географии. Армянские географы указывают на соляные копи в гористой части Синджара, как на священное место иезидов, и потому называют его Иезид цане1), т. е. иезидское жилище, дом, местопребывание. За особенную там достопримечательность выдают они огромное четырехугольное здание, разделенное будто бы на столько комнат, сколько дней в году, и освещенных неугасимыми лампадами, и что здесь постоянно обитает иезидское духовенство. Посредине этого здания должно находиться то место, на котором явился в первый раз величайший пророк их Шейх, т. е. глава. Оно называется Шекханды или Шехгады2), что значит шейх показался там, или там видели шейха, подобно армянскому названию Эчмиадзин, т. е. единородный сошел на землю. Предание, упоминаемое армянами о постройке этого монастыря, применили иезиды к своему пророку Шейху. Этот Шейх также явился иезидам в сиянии света и объявил последователям волю свою и законы бога, после чего также вознесся на небеса. Следующие вещи сохраняются здесь и в других местах, как священные символы его и предметы благоговения; какая то кукла, называемая ими тач (корона), изображение птицы с заячьей головой, называемое Маллаки Тхавус, т. е. птица ангельская; треногий металлический подсвечник, шамдан (подсвечник), и, наконец, маленький барабан. Вот главная священная утварь их, которую никто не может ни иметь при себе, ни возить, кроме духовных лиц, часто странствующих с ними из одного места в другое для собирания благочестивых приношений и добровольных пожертвований с народа, всегда довольно значительных; в каждом кочевье или деревне расставляют они симметрически всю эту священную утварь, зажигают свечи и под звуки барабана собирают жителей всех возрастов и полов, которые не иначе приступают к этим святостям своим, как подползая на коленях; они с почтением лобызают все вышеозначенные вещи, а подсвечник еще с большим благоговением, и потом удаляются также на коленях. По окончании этой церемонии священники собирают приношения, для принятия коих они носят мешки, сотканные из грубой козьей шерсти, и отрезывают от них каждому по куску, сообразно величине приношения; лоскутки эти сохраняются тщательно, как святыня, и часто носятся на теле. Все приношения поступают в Лалеш, и горе тому, кто нападет на тех, которым поручено относить туда эти сборы, или силой отнимает их. С непостижимой быстротой распространяется весть по всем иезидским обществом

Духовенство разделяется на два отдельные класса или касты: на шейхов или высших и пиров1 или низших. Достоинство их передается из рода в род по наследству; для сохранения первоначальной чистоты каст, члены одной не вступают в брак с членами другой и не смешиваются с народом. Закон позволяет им собственно иметь только одну жену, однако ж они могут иметь их еще три, и хотя развод дозволен, но почти никогда не случается. Они никогда не бреются; носят длинные, большей частью черные, грубые шерстяные одеяния и чалмы; стараются соблюдать чистоту жизни, поучают народ вере и нравственности, скромны и важны. Всю библейскую историю знают они почти наизусть и сообщают ее народу поизустным преданиям, но не имеют даже понятия ни об одной книге. Чтение и письмо ненавистно им, как говорят ученейшие и умнейшие из них, потому, что вкаждой книге употребляется имя падшего ангела или дьявола, как поносительное и бранное слово, символ которого стараются они изобразить в одном слове малак тхавус. Но сами же иезиды утверждают, что у высшего духовенства их в Лалеше есть Евангелие на арабском языке, и что только духовенство понимает этот язык. Впрочем, это кажется выдумка, потому что народное духовенство иезидское имело бы также священную книгу, тем более, что причина ненависти, отвращения и гонения соседних народов на иезидов последовала за то, что у них нет отчасти никакой книги, на которой они могли бы основать свое вероисповедание. Посвящение в духовное звание, или в священники, происходит следующим образом: сначала новоизбранный омывается, вводится в жилище своего старшины, и здесь должен сидеть на коленях среди комнаты во все время, пока поют приличные этой церемонии песни; потом берет он свои священнические одежды поодиночке и надевает их на себя, между тем как на них каждый из присутствующих плюет по одному разу, после чего начинается собственно празднество, пир и веселье. Все подходят к новопосвященному, целуют его руки и торжественно признают достоинство его. Народ часто клянется этой одеждой духовных и думает, что даже в доме каждого священника могут исцеляться самые трудные и смертельные болезни посредством какой то сверхъестественной силы; это поясняет некоторым образом причину презрения их к лекарям в подобных случаях. Народ молится большими сборищами и одиноко в домах, становясь каждый раэ при исполнении молитвы лицом к востоку. Во время моления складывают большие

Все заставляет думать, что этот народ назван поклонниками дьявола, единственно по причине ненависти и презрения к ним соседних народов, известных своим фанатизмом, непонимающих истинного значения их догматов, и потому, что они не в состоянии обнять нравственную философию, отличающую эти грубые, но глубокочувствующие и мыслящие общества от многих соседей их. Поносительное прозвище (поклонников дьявола) произошло от того, что иезиды, в противность всем вероисповеданиям, оказывают участие и некоторое сожаление к судьбе злого духа, но отнюдь не божеское почтение, как вообще все думают. Они говорят; все злое к худое делает сам человек и только тщетно старается показывать, по врожденной ему привычке, что другой был соблазнителем и виновником его злых дел. Бог единожды низверг и лишил достоинства заблудшего духа; но, дескать, несообразно было бы с его могуществом и всеблагим милосердием чувство мести и презрения к такому ничтожному творению. Потому то он рано или поздно умилостивится и слишком жестоко было бы, во первых, вмешиваться во всемудрое правление господа; во вторых, увеличивать поношением и презрением бедствие проклятого творения божия. Итак, беда тому, кто в присутствии его произнесет имя сатаны или шейтана, или, что еще хуже, плюнет на дьявола. (Сами они называют его малаки тхавус). Если собрать и сблизить все их понятия и мысли, то, поистине, должны удивляться, судя беспристрастно и не близоруко, как такой грубый кочевой народ мог достигнуть и до подобного нравственного образования. Не менее благородная черта характера их состоит в высоком почитании других народов и унижении себя в сравнении с ними, даже относительно вероисповедания. Никогда иезид не нарушит данного им единожды честного слова, хотя бы ему угрожали за то мучительнейшей смертью; никогда порученную ему чужую собственность не присвоит себе, что бы и чье бы то ни была: но возвратит непременно, хотя бы через несколько лет, настоящему владельцу, и никогда не даст денег на проценты для роста, но потребует только данную сумму, даже после нескольких лет. Никогда не требует он однажды отданной другому земли, хотя бы она сделалась гораздо лучше и плодоноснее, и, наконец, еще прекрасная черта иезида, что никакие сокровища в мире не соблазнят его и не заставят обольщать чужеземку. Гостеприимство,

Месроп и Сагак старались уничтожить в стране, занимаемой ныне областью Диарбекир. Она называлась тогда Борборитонской сектой, и последователи ее, большей частью подражая язычникам, поклонялись еще четырем стихиям и солнцу, почему и названы были Арев вордик, т. е. дети солнца. Это была смесь персов и армян. Мало помалу соединились с ними греческие ՝ Полихеи и Манихеи, сообщили им основания христианского учения, конечно удаленного уже от своей чистоты. В 7 и 8 столетиях они распространились присоединением к ним последователей в странах этих и значительно умножились покровительством многих греческих императоров, что подтверждается свидетельством многих греческих писателей: Кедрена, Феофана, Зонара и других. С сего времени были они известны грекам под именем Манихеев, армянам же под именем Арев вордик. Наконец, в 9 и 10 веках возвышаются величайшие реформаторы их; Сумбат1, армянин по происхождению, Иесу2 и Саргис (армянский епископ) и многие другие» по большей части ученики первого, которые произвели совершенный умственный переворот между армянскими князьями, относительно религиозных понятий их, основались в месте, наз. Тондрак (нынешнем Баязетском пашалыке), местопребывание сильной партии, противодействовавшей армянской церкви и были названы от того Тондракеци, приводя высшее армянское духовенство в такое уныние и замешательство, что оно, наконец, было не в состоянии удержать распространение этой секты ни письменными опровержениями, ни проповедями, ни светской властью, и должны были, наконец, просить единственно помощи и заступления в молитвах к богу. Почти все вышеозначенные религиозные обряды и принадлежности священного богослужения иезидов вполне соглашаются с теми, о которых говорили эти реформаторы. Священники сего народа вполне следуют в жизни и одежде епископу Саргису, но во всяком случае неправдоподобно производят название иезид от Иисус. Жесточайшее преследование иезидов армянами относится к 1050 г., когда жил знаменитый армянский писатель Григорий Великий (наз. Магистрос), князь и наместник в Месопотамии, ревностный и благочестивый Гайкан; <он> ворвался с огромным войском в страны, заселенные язычниками, которых частью варварски истребил, частью заставил принять армянское вероисповедание, а остальных переселил далеко на запад, в внутренность Месопотамии и Сирии.

патриарха и доказать ему свою покорность и признательность подарками. О вышеоз¬ наченных сектах упоминают еще греческие и римские писатели; Петер1 Сицилийский, Александр Нутулис и, позднее, Климент Баланус, в 1 ой кн., гл. 15, стр. 196. 1 Տպված Է` Сдетер, ուղղում ենք:

sollte es gelegen sein [d i e] Geschichte, das Schicksal seines eigenen Landes an’s Tages Licht zu bringen, und mit aller Kraft zu deren Erforschung sich bemühen. Viel zu sehwach um einen solchen Versuch wagen zu dürfen, aber auch viel zu belebt und angeregt von dem Wunsche [um wer] m e i n e Nation nicht so unbekannt bleiben zu lassen [nicht ich wenigstens die]...].

Die Kurden ihre Herkunft, Sprache, geographiscbe Verbreitung. Einrichtungen. Lebensweise. Sitten und Charakterzüge.

Die Jesidis oder Tnufelanbeter ihre Herkunft, Sprache, Poesie, Religion, Sitten. Gebräuche und Charakterzüge.

(M. Wagner, Reise nach Persien und dem Land der Kurden, В. H, Leipzig. 1852, S. 156 157):

Der Löwe, ein Held in der Tiere Reich, Nie streilet er wie der Meuchler feig Er brüllet sobald den Feind er sieht, Er schonet den Schwachen, der vor ihm flieht.

Der Chub Каn ein solcher Löwe war, Er suchte den Kampf, er suchte Gefahr. Dem Feinde er offen ins Auge schaut, Noch eh er den Kandschar ins Herz ihm haut.

Der Türke schleicht wie der Uhu der Nacht, Zum schlafenden Feinde so leise und sacht’ Er schont nicht das Alter, er schont nicht das Weib, Er würget des Kind in der Mutter Leib’.

Die Taube dort in der Vögel Reich Mit gurrendem Ton, mit den Federn weich Die Taube gar treu ihren Tauber liebt Ihr Schnabel den jungen das Futter gibt.

Die Khanum1 ein solches Täubchen war Sie schmückte das üppigste Lockenhaar, Jetzt sie geworden der Türken Beut’ Der Khan ist gefallen im bluligen Streit.

Der Schakal scharret die Leichen sich aus, Er hält auf den Gräbern nächtlichen Տehmaus, Doch das frische Blut, die Jugend er schont Nie kommt er, wo Leben und Liebe wohnt.

Der Türken Pascha, der wilde Barbar

Er trinket nur Blut, wie der grausame Aar Kind! Schau deines Vaters blutendes Haubt. Dir Jüngling. hat er das Liebchen geraubt.

Fluch dem, der zwei liebende Herzen trennt! Fluch dem Mächt’gen, der kein Erbarmen kennt! Das Grab gibt nimmer die Toten heraus Nur den Fluch erhöret der Melek Tauß

Wagner,, Reise nach dem

dem Hochland Armenien, Stuttgart und Tübingen, 1848, Seit 42 43:

3 EIN KURZER HISTORISCHER BLCK

über den Ursprung, die Volkstümlichkeit, Sprache, Sitten und Gebräuche der Kurden und Jesiden.

DIE KURDEN

Ein Volk, wie das Kurdische, welches Keinen unbedeutenden Teil der ossmanischen und persischen Reiche ausmacht und eine nicht geringere Anzahl zu der Bevölkerung des jetzt Russisch Armeniens zählt, dessen Volkstümlichkeit den allergrellsten Kontrast gegen alle seinen asiatischen Nachbarvölker bildet, verdient wohl das Interesse eines Jeden gebildeten Menschen. Vergebens suchen alle morgenländischen Völker, vorzüglich aber Mohammedaner der schiitischen Sekte. mehr aus Haß und fanatischem Parteigeist angetrieben. den Namen Kurd aus dem tatarischen Worte: Gurd (d<as> h<eißt>: Wolf) herzuleiten, was den Raubsinn dieses Volkes bezeichnen soll. Nicht wenig grundlos ist die Behauptung:_dieser Name komme aus dem persischen her und bedeute kraftig,stark.Schon Xenophonthat in seinen Feldzügen in den Gegenden. wo jetzt die Kurden zu Hause sind, das Volk Garduk angetroffen, welches sehr kriegerisch und tapfer gewesen und ihm viel zu schaffen gegeben hat*a) Auch Ptolomeusund Strabovon den alten und Martine,ein neuerer Geograph, sind der Meinung, daß die KordukoderGarduk , welche Tigranes der zweite, König von Armenien, unterjocht, in dem Jetzigen Kurdistan ihren Wohnsitz gehabt habenbb). So wurden sie genannt nach dem Landstriche, welcher die östlichen Ufer vonTigris und die Gegende von Wan, Arzerum, Diarbekirin sich schließt, und in alten Zeiten Kord oder Kordikhieß. Ganz dieser Meinung sind auch die armenischen Geschichtsschreiber und glauben. es hätte zwar in uralten Zeiten ein besonderes Völkchen da gelebt, doch die Jetzt da 4bestehende Bevölkerung sei erst durch zusammenmischung von/Medern , Parthern, Arabern, Scythen und späterhin auch von den Armeniern entstanden, woher sie auch die Jetzigen Kurden als Nachkommen der alten Meder betrachten und als solche in ihren Werken anführen. Das Volk nennt sich hingegen Kormandje (Кормандже) und nur im Gespräche mit Fremden bedient es sich des Ausdrucks: Kürd.

Schon liefert die kurdische Sprache, ein Gemisch von Arabischen, Tatarischen, Armenischen, Persischen und sogar Russischen und eigentümlichen Laut den besten Beweis

a) Xenoph <ont>, im 4 ten Buche.

b) Strab<o>, II Buch, 532 S<eit > .

dazu, daß das kurdische VoIk aus Bruchstücken von mehreren Völkern1 entstanden und erst sich durch die Annahme der mohammedanischen Religion zu einem Ganzen gebildet haben muß. Auch an den Namen einzelner Stämme und Fürstenfamilien erkennt man ganz deutlich die für Armenien so früh unlergegangenen und durch Islamverschlungenen Fürstenhäuser der Haikaner, welche nicht im Stande, dem Jahrhunderte hindurch alles zermalmenden Araberjoche den gehörigen Damm entgegenzustellen, endlich Religion und Sprache gegen Existenz und Freiheit vertauscht haben. So sind zweifelsohne die in den Paschalik’s Bajasid undMuschso zahlreich ausgebreiteten Kurdenstämme, von denen die ersten Sliwanli , die zweiten Roschky, und zwei andere, welche in den Gegenden von Millisaraizu Hause sind, und die Manekyund Mendeklyheißen, von den armenischen Fürstenfamilien: Silkunier, Rschtanier, Mamikonier und Mandakunier, welche als Grenzfürsten in verschiedenen Provinzen des Kordischen Landes, welches gegenwärtig Kurdistan heißt, angestellt wurden, abgestammt. Selbst die Kurden benutzen es als eine unleugbare Wahrheit./ 5 Alle Kurden sind insgesammt Mohammedaner der sunitischen Sekte. Ihre Mulla's sind aus ihrem Volke selbst. welche nichts weiter als den Koran halb und halb zu lesen und ihre Religionsgebräuche zu verrichten verstehen. Auch findet man unter ihren Häuptlingen welche, die einige Übung im Lesen und Schreiben im Arabischen wie im Türkischen erlangen, ihre Korrespondenz hingegen führen sie ausschließlich in der türkischen Sprache. Unter keinem asiatischen Volke, welches den Islam anbetet, hat die Mohammedanische Religion und mithin die arabische Volkstümlichkeit einen so unerschütterlich festen Boden gefunden, wie unter den Kurden. Phisiognomie, Tracht, häusliche Einrichtung wie politische Verfassung, Lebensweise und jegliche Tugenden wie Laster jener Kinder der Wüste sind diesen ihren nomadischen Religionsbrüdern so tief eingeprägt worden, daß man selten, beim ersten Anblick, einen Kurden von einem Araber unterscheiden kann, woher auch der feste Glaube dieses Volkes: sie seien aus Arabien hergestammt. Sie zerfallen gegenwärtig zwar, wie jene, in swei Hauptklassen: in Nomaden und Gewerbetreibende oder Ansäßige, doch hat ihnen den letzten Tribut wohl allmählich die Türkenmacht abgezwungen, weil das Volk eine solche Lebensweise vom Grund aus verachtet and kein seligeres Leben sich vorstellen kann, wie das freie Herumziehen tn den Gebirgsgegenden. Früher, wo das Feodalsystem auch in Asien ganz zu Hause war, hatten die Kurden in Persien wie in der Türkei eine völlig unumschränkte Gewalt, welche manche Siämme noch jetzt, beim letzten Atemzuge ihres politischen Daseins, in manchen Orten zu behaupten suchen. 6Viele Fürsten hingegen haben sich schon seit längerer Zeit mit der türkischen/ Krone einverleibt, andere wiederum, namentlich in den letzten Verzweiflungskämpfen1, die sie gegen Raschid Pascha geführt haben, sind völlig entweder ausgerottet oder unterjocht worden. In ihren Kriegen und Streifzügen waren die einzelnen Stämme ebenso furchtbar 1 [erst]: 1 3 Բնագրում՝ verzweifelungckampfe.

unter einander, wie gegen Fremde, obwohl sie durch das Band der Religion und der Sprache so eng zusammenhingen. Patriarchalisch, wie sie immer noch handeln und wandeln, hing der gemeine Mann mit Leib und Seele an seinen Häuptling fest. Das Ansehen des zweiten und sein Wort galten beim ersten für heilig. Bei seinem Winke war alles auf Leben und Tod bereit, wer nur sich waffenfähig fühlte. Bei der leisesten Verletzung der Ehre des Stammes oder ihres Häuptlings, oft ein im Scherze nur hingeworfenes Wort sogar war hinlänglich, um eine ganze Gegend dem Feuer und Schwert preiszugeben. Die Blutrache wurde oft mit der Ausrottung eines ganzen Stammes abgewischen. Doch auch in der wilden Brust dieses unbündigen Naturkindes hat die gütige Forschung eine echt ritterliche Noblesse eingeimpft. die den Strom ihres leidenschaftlichen Temperaments in solchen Fällen zufückhält und alles Böse zu ihrem Besten ausfallen läßt. Es ist die versöhnende Slimme des schönen Geschlechts, welches unter ihnen, wie unter allen rohen Völkern, obzwar eine sehr unterdrückte Rolle 7 im häusllchen Leben spielt, dennoch Achtung genug bel denselben genießt,/ um jeden möglichen Ausbruch der Feindschaft zum Frieden zu verwandeln. Hauptsächlich sind die Frauen der Vornehmen. welche diesen Einfluß ausüben. Eine Bande von den ergrimmsten Todesfeinden gibt alle Fehden und Verfolgungen auf, sobald eine Fürbitterin, wenn es auch die Frau des Verfolgten ist, dazwischen tritt. Auch findet eine völlige Versöhnung zwischen den feindlichen Parteien statt. wenn der Schuldige, seiner Schwäche und des Übergewichts seines Gegners wohl bewußt, einen günstigen Augenblick aufpaßt, und das Schwert nicht quer wie sonst, sondern gerade über die Schulter gehängt, ein Stück baumwollenes Zeug unter dem Arme als Todesgewand und zum Zeichen seiner völligen Unterwürfigkeit, im Hause seines Feindes oder eines Häuptlings erscheint, dann hat er das s, g. Odjag(Оджаг) oder Hausrecht benutzt, welches bei alien morgenländischen Völkern gleichsam wie heilig gehalten wird. Untersteht sich einer, aus Übermut, einen solchen Zufluchtssüchtigen noch zu mißhandeln, so hat er eine ganze Hölle gegen sich. Seine Untat wird auf das Schärfste verfolgt und nur der schmachvollste Tod allein befreit ihn aus der Klemme, die ihm seine eigenen Nachbarn einstellen. Solche Fälle [?] entstehen größtenteils durch Liebschaft und Wegführung der Verlobten, was sehr oft stattfindet. Für die Untreue des Weibes hingegen ist ein Kurde ärger als ein Tiger/.

8 Raubsucht und Diebstahl sind die wahren Elemente eines jeden nomadischen Volks und mithin auch des kurdischen. Zu den größten Verbrechen wird unter denselben auch das gerechnet, wenn einer einen jungen Menschen, der zum erstenmale auf Raub ausgeht. anfällt und denselben bei seiner ersten Lehrprobe abschreckt. Dennoch gehen auch darin die Kurden viel nobeler zu Werke wie andere Völker; selten töten sie den Angefallenen, wenn er selbst freiwillig alles hergibt; allenfalls binden sie ihm <die> Augen und Hände fest, nehmen ihre Beute und ziehen ungestört von dannen, oft lassen sie demselben Nahrungsmittel und ihre alten Kittel nach, im widrigen Falle dagegen sind sie schonungslos. In nahaneinander grenzenden Ländern, wo die von ihnen beraubten Sachen sehr leicht erkannt werden könnеn, treiben sie ihr Raubgeschäft mit besonderer Pfiffigkeit. Ist in einem Gebiete z<um> B<eispiel > was zu erbeuten, so werden die Bekannten in dem anderen in

Kenntnis davon gesetzt und unter dem Vorwande eines familiären Besuches das erzielte Gut über die Grenze geschafft, daselbst zum Gelde überschlagen und alles brüderlich geteilt. Mit Kontrabant und Diebstahl in den Städten geben <sie> sich nie ab. Auch für Kaufmannsgeschäfte haben sie keinen Sinn und halten in jedem Orte ihre besonderen 9Kunden, bei denen sie was bestellen oder. einkaufen und die unter keiner Bedingung mit einem andern vcrlauschen/ Kriegerische Übungen und Waffentaten sind die ersten und geachtetsten Tugenden des Mannes. Von Jugend auf werden sie dazu angehalten, und Gelegenheit zur Ausübung ihrer Kräfte verschafften ihnen, früher namentlich, das Nomadenleben und die Unruhen des Landes. Reiterei wie das Fußvolk zeichnet sich durch Männlichkeit, Entschlossenheit und Gewandheit aus. Das in den Kriegen und Strelfzügen erbeulete Gut wird als die einzige Beiohnung für die Auszelchnung, Je nach dem ein Jeder sich benommen hat, geteilt. In den freien Berggegenden, wo sie sich den größten Teil des Jahres aufhalten, stellen sie besländig unter dem Schlage eines eigentümlichen Trommels ähnliche kriegerische Übungen unter sich selbst an. Ihre vornehmsten Waffen sind: die Picke, der Säbel, der Schild und die Pistole; die Flinte wird nur hin und da in Anwendung gebracht. Sie feiern den Tod eines im Kriege Gefallenen mit großem Pomp und Jubeln; nichts isi schnuchvoller in ihren Augen als der natürliche Tod unter friedlichem Dache. Sie bejammern einen solchen Unfall.

Е 3 И Д Ы ”Два княжества, совершенно независимые были в их власти: первое в Адане, где находилось некогда армянское государство Киликия, в округах Мараш и Зейтун, до вторжения Рашид паши в тот край, и другой в ЗумалаКурави . Оттоманской империи удалось, наконец, разрушить независимость этих племен, в особенности же курдов и иезидов, частью истребленных и рассеянных, частью покорившихся турецкому владычеству. Последние подверглись еще ужаснейшей участи, потому что должны были отказаться от своей веры. Геройски сражались они за священное достоянье всех народов, и бесчисленное множество воинов запечатлело веру отцов мученическою смертью; другие были принуждены принять магометанство и получили