Ayurveda by Giardino – Saison 2017/2018

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Schaffen Sie sich Auszeiten im Alltag? Iris Berben: Man braucht Auszeiten, wenn man so viel arbeitet wie ich. Nun ist das mit den Auszeiten aber so eine Sache. Man weiss, dass es vernünftig ist, sie sich zu nehmen. Und dennoch fällt es mir oft schwer, eine Balance zu halten. Das hat auch mit meinem Beruf zu tun, in dem man im Grunde nicht richtig planen kann. Aber ich kann einen drehfreien Tag geniessen, um spazieren zu gehen oder mit Decke und Buch auf dem Sofa zu liegen. Achtsamkeit ist zu einem grossen Thema in der Gesellschaft geworden. Warum ist das so? Iris Berben: Unentwegt brechen Informationen über uns ein. Die Welt ist ungeduldig und wartet auf schnelle Antworten. Dabei sind die Dinge so komplex – schnelle Antworten kann man eigentlich gar nicht mehr finden. Wir bräuchten viel mehr Ruhe, um uns mit den neuen Situationen auseinanderzusetzen. Achtsamkeit gegenüber der Natur, gegenüber den Mitmenschen, gegenüber uns selbst. Sie waren Revoluzzerin, standen bei Demonstrationen in den 68er-Jahren in der ersten Reihe. Sie haben ausprobiert – und nichts aus­gelassen. Waren Sie zu dem Zeitpunkt bereits achtsam, oder haben Sie aus diesen Erfahrungen Achtsamkeit entwickelt? Iris Berben: Eine kluge Frage. Ich hatte eine sehr neugierige Mutter und bin bei meinen Grosseltern in Hamburg aufgewachsen. Sie waren christlich, aber nie bigott. Und sie haben mich früh gelehrt, was es bedeutet, zuzuhören. Was es bedeutet, andere und Schwächere zu sehen. Die 68er-Jahre haben auf einer politischen Ebene geschärft. Sie haben mich gelehrt, Zusammenhänge zu begreifen und dass jeder in einer Demokratie eine Stimme hat und sie nutzen sollte. Ayurveda lehrt Achtsamkeit. Ihrem Sohn Oliver Berben haben Sie vor einigen Jahren eine Panchakarma-Kur geschenkt. Wie sind Sie zu Ayurveda gekommen? Iris Berben: Ich habe viel darüber gelesen. An Ayurveda gefällt mir, dass es nicht nur Heilung für den Körper, sondern auch für die Seele ist. Und dass man ganz individuell auf die unterschiedlichen Typen eingeht: die Feuer-Typen, die Erd-Typen, die Luft-Typen. Die Ayurveda-Welt ist eine schöne, positive, weiche und warme Welt. Körper und Geist werden gereinigt. Die Anwendungen mit dem warmen Öl schätze ich sehr, auch sie befreien den Körper von Giften. Bei mir ist es ganz stark der Kaffee. Ich trinke täglich acht bis neun Espressi. Hier ist mir bewusst geworden, dass auch Espresso eine Droge ist. Für Ihre Ayurveda-Kur sind Sie nicht nach Indien, sondern an den Lago Maggiore gereist. Iris Berben: Die Idee hinter Ayurveda by Giardino hat mich überzeugt. Es ist sehr professionell, aber nicht dogmatisch und deshalb eine moderne Interpretation, die auf die europäischen Gewohn­heiten eingeht. Es gefällt mir, dass Gästen ein Weg aufgezeigt wird, der gut für sie ist, aber den Weg müssen sie selbst gehen. Der Gast wird hier nicht durch Gebote entmündigt – er muss nicht dem Fernseher und dem Radio entsagen. Aber er kann, wenn er will. Und er kann auch probeweise für ein paar Tage in die Ayurveda-Welt eintauchen, bevor er sich für eine längere Kur entscheidet. Für mich ist das die perfekte Auszeit. 8

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Sie selbst sind ein Küchenfreak, kochen gerne und ausgezeichnet. Kochen, haben Sie gesagt, «ist ein Geschenk an meine Freunde». Sie essen Fleisch und trinken Wein. Wie kommen Sie mit der Ayurveda-Küche klar? Iris Berben: Ich habe hier nicht das Gefühl, auf etwas verzichten zu müssen – auch das ist das Schöne an diesem Konzept. Mein Körper unterhält sich ja mit mir, ich höre ihm zu. Es gibt Zeiten wie diese, da möchte er kein Fleisch. Die Gerichte hier sind schmackhaft, perfekt angerichtet und auch mit heimischen Gewürzen und Kräutern verfeinert – egal, ob Suppen, Gemüse oder – wunderbar – die Nachspeisen (lacht). Wie wichtig sind das Hotel und das Ambiente? Iris Berben: Ich mag es, wenn alles funktioniert. Wenn man das Gefühl hat, es stimmt bis ins Detail. Wenn Gäste persönlich und mit Namen angesprochen werden. Ich beobachte, dass es hier ja nicht nur bei mir, sondern bei allen so ist. Und eine gute Küche weiss ich sehr zu schätzen. Hotels müssen etwas Entspanntes und Entspannendes haben. Ayurveda hat viel mit Entsäuerung zu tun, mit Detox. Gibt es im Alltag eigentlich etwas, das Sie sauer macht? Iris Berben: Richtig sauer macht mich Dummheit, weil es da so schwer ist, zu argumentieren. Richtig sauer macht es mich, wenn Macht ausgespielt wird, wenn Menschen ausgegrenzt und ungerecht behandelt werden. Meine Mutter hat mich immer als «Gerechtigkeitsfanatikerin» bezeichnet. Wir leben in einer entritualisierten Welt. Und Rituale sind Momente des Innehaltens. Haben Sie eigene Rituale? Iris Berben: Es stimmt. Weihnachten ist wohl eines der letzten übrig gebliebenen Rituale in der Gesellschaft. Ich habe im Alltag mehrere Rituale. Zum Beispiel muss ich um 19 oder 20 Uhr die Nachrichten sehen. Ich bin ein Nachrichtenjunkie. Und ich bade gerne. Beim abendlichen Bad kann ich wunderbar entspannen. Mit meiner Mutter hatte ich immer das Ritual, sonntags zu telefonieren. Das hat sich mit meinem Sohn noch nicht etabliert – wir sprechen uns immer zu unterschiedlichen Zeiten. Sie stehen in der Öffentlichkeit. Arbeiten als Schauspielerin in einem Beruf, in dem es nicht nur um besondere Fähigkeiten und Charakter sondern auch um Attraktion geht. Wie definieren Sie Schönheit? Iris Berben: Es gibt schöne Menschen, die betreten einen Raum, und du hast sie nach zwei Minuten wieder vergessen. Und es gibt schöne Menschen, die füllen einen Raum. Das ist eine Schönheit, die jemand schafft, weil er Haltung hat, weil er klug ist oder amüsant. Schönheit hat sicherlich mit Persönlichkeit zu tun. Schöne und attraktive Menschen haben immer auch Humor. Sie sind offen, wach und gescheit. Alles andere sind schöne Luftblasen. Das ist ein schönes Bild von Schönheit. Iris Berben: Es hält einfach länger. Frau Berben, vielen Dank für das Interview.


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