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SIMONE KOVAC, INTERIOR DESIGN

Simone Kovac

„ Meine Inspiration, jeder benötigt seine eigene Kraftquelle!“ Zwölf Tage alleine mit dem Rennrad unterwegs sein. Das Gepäck immer bei mir, bzw. auf meinem Rennrad. Das war der Traum. Einfach zu fahren, ohne wieder an den Ausgangspunkt zurückzukehren und meistens nie ganz genau zu wissen, wo man „landet“. Das gibt ein großes Gefühl der Freiheit.

Ich

wollte in der Schweiz starten. Ich mag die Schweiz. Ihre Natur, ihre Architektur, die Menschen und auch das Schwitzerdütsch. Ich habe schon in Summe ein Jahr als Serviertochter in Luzern und Basel verbracht. Vor sehr langer Zeit. Und letztes Jahr hatte ich dort auch mein erstes InteriorProjekt. Was passiert, wenn man den ganzen Tag allein am Rennrad sitzt, woran denkt man, fühlt man sich einsam, war das nicht langweilig, tut einem nicht alles weh? Das wurde ich sehr oft gefragt. Ich habe mich weder einsam gefühlt, mir war auch nicht langweilig und Schmerzen hatte ich Gott sei Dank auch keine. Die ersten Tage war ich sehr viel mit Navigation und auch immer wieder mit dem Wetter und dem Erreichen des Zieles beschäftigt, bis sich das dann automatisiert hatte. Als wäre es auch eine Navigation durchs Leben gewesen. Neue Wege sind immer aufregend, lenken ab, bringen den Blick auf andere Dinge. Bis man sich dann irgendwann selbst näher kommt, das passiert einfach so. Ganz nebenbei eben. Diese Autonomie der Selbstentscheidung genießen zu können, mit Einsamkeit umgehen zu lernen, soll eine sehr hohe Kunst sein. So hat man es mir zumindest gesagt. Erst nach 668 km und 11.708 Höhenmetern wieder zuhause in Graz ist mir vieles erst bewusst geworden. Ja, ich war mutig, ja, ich habe geschafft, was ich wollte, ja, ich musste mich motivieren z. B. wenn das Wetter schlecht war, ja, ich hatte auch Angst und habe mir Mut zugesprochen und ja, ich habe die Zeit mit mir sehr genossen. Und ja, ich werde das wieder machen. Ich bin auch sehr dankbar, dass ich mir die Zeit nehmen konnte und auch wieder gut nach Hause gekommen bin.

Für

meine kreative Arbeit war diese Reise auch sehr wichtig. Viele meiner Konzepte entstehen auf dem Rennrad, in der Natur, in der Bewegung, im Leben. Durch diese dreidimensionale Wahrnehmung in einer moderaten Geschwindigkeit, die Grüntöne in einem Wald, die Ecken und Kanten in der Natur, an den Gebäuden, die Ausstellungen, die ich bei Regenwetter besucht habe, all das habe ich aufgesaugt und ich weiß, dass ich das in meinen Projekten aufrufen werde, wenn ich es brauche.

Jeder benötigt seine eigene Kraftquelle. Keine Grenzen zu haben ist meine.

www.simonekovac.com 10


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