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Im Talk: missgetaway

Kerstin betreibt seit 2015 den Blog Miss Getaway und hat sich in den letzten Jahren ihr eigenes Business aufgebaut. Neben dem Blog gründete sie zusammen mit ihrer Freundin Alina den „Coffee Blend Podcast“ und leitet Seminare und Workshops zum Thema Social Media. Bei Chai und Caffè Latte plauderte sie mit mir über Graz, das Studieren und das Leben als Bloggerin. Text Lena Riecnik

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GRAZLIEBE

Für Kerstin war es klar, dass sie nach der Schule aus Kärnten weg will, „umeinen Schnitt zu machen“. Zusätzlich wäre ihr Lehramtsstudium mit Englisch und Biologie in Klagenfurt gar nicht möglich gewesen. Nach Wien möchte sie nicht und Graz ist für sie „die perfekte Mischung aus Großstadt, Kleinstadt und Land“. Sie war vor dem Studium noch nie hier, das Worst-Case-Szenario war „du fährst jede Woche heim“, bereut hat sie es aber noch nie. Das Studium hat sich vom Lehramtsstudium in ein Anglistik/Amerikanistik BA-Studium gewandelt,die Liebe zu Graz blieb aber: Nach dem Abschluss stand kurz zur Debatte, ob sie nicht doch wieder nach Kärnten zurückzieht,aber sie liebt Graz und hat sich entschieden, hier nach einem passenden Job zu suchen und noch ein paar Jahre zu bleiben.

UNILEBEN

Nach dem BA-Abschluss kam dann erstmal ein Jahr Pause und ein 40-Stunden-Job in der Annahme, dass sie nicht mehr studieren wollte. Nach 3 Monaten kam dann aber die Erkenntnis, dass die Uni doch ganz ok ist und sie für einen Vollzeitjob noch nicht bereit ist. Also ist sie seit letztem Herbst zurück an der Uni, um auch noch den Master anzuhängen. Der Studienalltag an der KF gefällt ihr, nur „die Geschichte mit den Anmeldungen in Kursen“ könnte man verbessern, was für sie auch der Grund war, warum sie für den Bachelor länger gebraucht hat und warum sie von Lehramt auf den Bachelor umgestiegen ist.

Einen bestimmten Weg hat sie mit dem Anglistik/Amerikanistik-Studium nicht verfolgt. Ihr hat das Studium gefallen und mit den Semestern wurden auch die Themen immer interessanter,aber ihr war klar, dass man nur damit später nicht wirklich was erreichen kann. Der Blog lief zu dem Zeitpunkt schon recht gut als Nebenjob und auch bei Redaktionen von Zeitungen wurde oft nach Personen mit Abschlüssen in Germanistik oder Anglistik/Amerikanistik gesucht, der Weg führte also immer schon in Richtung Schreiben.

VOM REISEBLOG ZUM BLOG FÜR JUNGE FRAUEN

Angefangen hat Kerstin ihren Blog missgetaway als Reiseblog, um ihre Erinnerungen aufzuschreiben und mitschönen Landschaftsfotos zu versehen.Mit dem Umzug nach Graz diente er auch als Plattform, um die Freunde und die Familie in Kärnten up to date zu halten.Da das ständige Reisen aber nicht so ihr Ding war, wandelte sich die ursprüngliche Bedeutung missgetaways, als Anspielung ans Reisen in andere Länder, zu kleinen Ausbrüchen aus dem Alltag und mittlerweile beschreibt Kerstin ihren Blog als „Lifestyleblog aus Graz mit Themen, die junge Frauen interessieren“.Auch die Motivation dahinter hat sich mit der Zeit verändert: die ursprüngliche Plattform für schöne Reiseerinnerungen und Erlebnissen aus Graz wurde immer diverser und es wurde mehr über das geschrieben „was gut ankommt“.Irgendwann hat Kerstin dann angefangen,bewusst darüber nachzudenken, über welche Themen sie schreibt und nicht„einfach nur jedes Thema rauszuhauen“und hat sich gefragt „Wer liest das? Wie könnte es diese Person beeinflussen?“

DIE PLATTFORM, DIE MAN HAT, RICHTIG NUTZEN

Mit 23.000 Followern auf Instagram und einem erfolgreichen Blog hat man doch eine ganze Schar an Menschen,die beobachten was man tut/postet/teilt und sich von einem beeinflussen lassen.Diese Plattform nutzt Kerstin um über Themen zu sprechen, die ihr persönlich wichtig sind und hofft, das Leben anderer dadurch zu bereichern. Gerade die Themen Feminismus, Nachhaltigkeit und Mental Health sind ihr ein großes Anliegen. Einen Blogpost auf den sie besonders stolz ist, hat sie nicht, aber einer, der für sie heraussticht, ist der, in dem sie im Rahmen der #metoo Debatte von ihrer Story mit diesem Thema erzählt. Davor haben nur drei Leute aus ihrem Leben von diesem Ereignis gewusst und nach zwei Wochen herumüberlegen hat sie den Post dann schlussendlich doch veröffentlicht. Die Reaktionen, die sie darauf bekommen hat, haben sie überwältigt: „Ich glaube, ich habe 150 E-Mails bekommen von Frauen, die mir ihre Story geschickt haben. Ich habe aber nie darum gebeten eigentlich, sondern hab wirklich nur meine Story erzählt […] es hat sie ermutigt meine zu lesen, deswegen wollten sie ihre auch teilen. Sowas macht einem erst bewusst, was für eine Macht man hat, wenn man etwas bewirken kann und auch wenn man sich dabei verwundbar macht, lohnt es sich 100.000 Mal, weil es Menschen geholfen hat.“, meint Kerstin.

Ducks COFFEE SHOP (Raubergasse 14, 8010 Graz)

MENTAL HEALTH UND DAS PERFEKTE LEBEN AUF INSTAGRAM

Instagram ist bekannt dafür, dass alles perfekt aussieht: Essen,Landschaften, Menschen und im Prinzip das ganze Leben. Wenn jemandem Mental Health am Herzen liegt, wie geht man dann mit diesem scheinbaren Perfektionismus um? Kerstin folgt nur den Profilen, bei denen sie ein gutes Gefühl vermittelt bekommt.Profile, bei denen sie sich schlecht fühlt, wenn sie die Bilder sieht oder beginnt sich mit der Person zu vergleichen, entfernt sie von ihren Abonnements oder stellt sie stumm. Selbst versucht sie so authentisch wie möglich ihr wahres Leben zu zeigen.Die Fotos in ihrem Feed sind zwar alle schön, die Texte darunter aber ehrlich und persönlich und in den Instagram Stories dokumentiert sie das „real life“. Ihr ist es wichtig zu zeigen, dass kein Leben zu 100% perfekt ist und jeder mit etwas zu kämpfen hat, auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht.

Das Vergleichen mit anderen ist ihrer Meinung nach auch eine der negativen Seiten der Influencerbranche - neben der Zeit die man am Handy verbringt, „die könnte definitiv weniger sein“. Positiv findet Kerstin, dass durch das Internet auch introvertierte Menschen die Möglichkeit haben neue Freunde zu finden, gerade als sie neu in Graz war, hat ihr das geholfen und sie hat viele ihrer besten FreundInnen so kennengelernt. Außerdem schätzt sie den Austausch mit verschiedenen Menschen durch den man viele unterschiedliche Meinungen zu den diversesten Themen finden kann und manchmal auch auf Themen stößt, mit denen man sich von sich selbst aus vermutlich nie beschäftigt hätte.

Diesen Austausch zu fördern und zu Diskussionen anregen, ist ein Ziel für Kerstin in 2019, auch ihr Business weiter auszubauen, mehr Workshops zu halten und Consulting zu betreiben steht ganz oben auf der Liste. Wir sind gespannt was uns in den nächsten Monaten alles erwarten wird!

EURE FRAGEN

Auf Instagram haben wir euch vordem Interview die Möglichkeit gegeben, Kerstin Fragen zu stellen. Die Antworten auf zwei davon findet ihr hier!

WAS VERMISST DU AN DEINEM 40-STUNDEN-JOB?

Die Kollegen – immer jemanden um sich zu haben und direktes Feedback zu bekommen. Das sind aber keine Gründe zurückzugehen - die Freiheit ist wichtiger!

FÄLLT ES DIR LEICHT IN DER ÖFFENTLICHKEIT FÜR FOTOS ZU POSIEREN?

Nein. Gerade am Anfang war ich ganz selten auf Fotos zu sehen. Mittlerweile geht es besser aber es fällt mir immer noch nicht leicht.

HIER FINDET IHR MISS GETAWAY:

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