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Die Ninjas aus Graz

DIE NINJAS AUS GRAZ

In Graz gibt es zahlreiche Kampfkünste und Kampfsportarten. Die meisten davon kennt man, hat man bereits ausprobiert oder irgendwo schon einmal gesehen. Aber kennt ihr auch die Ninjas und Kunoichis (weibliche Ninjas) in Graz?

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Der Ninpo Bujutsu Club Graz unterrichtet und trainiert seit 1994 die traditionelle Kampfkunst Ninjutsu in Graz. Viele kennen Ninjas nur aus Filmen und Mythen und den Begriff „Ninjutsu“ verbindet man eher mit der Anime- und Mangaserie Naruto, als mit einer tatsächlichen Kampfkunst. Zu stark geprägt ist man von dem geheimnisumwobenen Mythos der nächtlich mordenden, schwarz gekleideten und sogar als „zauberkundig“ dargestellten Ninjas. Tatsächlich aber handelt es sich bei Ninjutsu um die traditionelle Kampfkunst dieser Ninjas und Kunoichis. Das heute gelehrte und trainierte Ninjutsu entstand überwiegend in den japanischen Provinzen Iga und Koga, welche als Zufluchtsorte für Eremiten, herrenlose Samurai (sogenannte Ronin) und religiöse Minderheiten dienten. Um sich und ihre Familien zu verteidigen, entwickelten sie einzigartige Kampftechniken, die sich später zu verschiedenen Kampfstilen weiterentwickelten und von den heute bekannten Ninjas verwendet wurden.

Es gab zahlreiche verschiedene Ninja-Stile, aber nur wenige erreichten die heutige Zeit. Jene die es geschafft haben, wurden von Takamatsu Toshitsugu, dem ehemaligen Soke (Großmeister), und seinem Nachfolger Masaaki Hatsumi unterrichtet und sind nun im Bujinkan-Ninjutsu-System zusammengefasst und wurden damit salonfähig für das Training auch in westlichen Ländern gemacht.

Bujinkan bedeutet wörtlich übersetzt „Göttliche Kriegerhalle“ und dieses Kampfsystem besteht aus einer Sammlung von neun verschiedenen Kampfschulen mit über 800 Jahren bekannter Geschichte. Die meisten dieser Kampfschulen wurden von chinesischen oder koreanischen Einwanderern gegründet, andere von Mönchen oder Samurai. Im Laufe der Zeit wurden die Techniken immer weiter verbessert – wenn eine Technik im Kampf nicht funktionierte, starb sie zumeist mit ihrem Erfinder. Daraus entwickelte sich ein vielfältiges und effektives Kampfsystem.

Auch der Ninpo Bujutsu Club Graz (NBC Graz) folgt der Linie von Soke Masaaki Hatsumi und dessen Schülern Ishizuka Tetsuji und Kacem Zoughari. Die vielfältige Kampfkunst bietet für jeden Geschmack etwas – seien es wirkungsvolle Hebel- oder Wurftechniken oder der Umgang mit den unterschiedlichsten Waffen – von Speer über Schwert bis hin zu Alltagsgegenständen, welche man als Waffe verwenden kann, ist alles dabei.

Beim Training werden auch Prinzipien vermittelt, wodurch man ein wenig nachvollziehen kann, warum die Ninjas mystifiziert wurden und weshalb man ihnen in Geschichten und Erzählungen oftmals übermenschliche Kräfte zusagte. Man lernt die Schwächen des Gegners einzuschätzen und auszunutzen, lernt in jahrelangem Training, seine eigenen Angriffe möglichst zu verstecken oder den Gegner zu überraschen und so lautlos wie möglich zu agieren.

Nun würde man meinen, diese Kampfkunst sei eher etwas für Männer, weil sie Kraft erfordern würde und da man in der Geschichte doch zumeist nur von männlichen Ninjas liest – aber weit gefehlt. Die Techniken wurden so entwickelt, dass sie von jeder Person, unabhängig von Gewicht und körperlicher Verfassung, bei richtiger Ausführung auch gegen körperlich überlegene Gegner funktionieren – und das ganz ohne Kraftaufwand.Angewendet werden dabei einzigPrinzipien, die man im Laufe des Trainings lernt, wie beispielsweise denGegner aus dem Gleichgewicht zu bringen.Und den Begriff des weiblichen Ninjas, einer sogenannten Kunoichi, kennt man zumeist auch nur aus ebensolchen mythologischen Darstellungen. Tatsächlich waren weibliche Ninjas seit jeher wichtiger Bestandteil eines Ninjaclans. Die weiblichen Angehörigen eines Clans wurden ebenso wie ihre männlichen Kollegen in Nahkampfund Waffentechniken ausgebildet, erhielten aber zusätzlich eine psychologische Schulung, sowie Tanz-, Musikund Gesangsausbildung. Ihre Aufgabe war es zumeist, das Haus eines Zieles zu infiltrieren, das Vertrauen zu gewinnen und sich möglichst unauffällig zu verhalten – nur um dann im richtigen Moment zuschlagen zu können. Die Haupttätigkeit einer Kunoichi lag also in der Spionage. War die Zeit gekommen, das Ziel auszuschalten oder wurde die Kunoichi enttarnt, wartete sie nicht auf Unterstützung ihrer männlichen Kollegen, sondern erfüllte die Mission selbst. Die bekannteste Kunoichi ist Mochizuki Chiyome, die im 16. Jahrhundert lebte. Chiyome war eine Adelige, die vom Onkel ihres verstorbenen Mannes damit beauftragt wurde, junge Frauen als Agentinnen auszubilden. Daraufhin nahm sie Prostituierte oder weggelaufene Mädchen bei sich auf und bildete sie als Miko (Priesterinnen) aus, wodurch sie problemlos durch ganz Japan reisen konnten und Zutritt zu schwer zugänglichen Orten erhielten.

Ein altes Sprichwort aus dem feudalen Japan lautet: „Es gibt keine Burg, die so gut bewacht ist, dass eine Kunoichi nicht hineingelangen kann.“

Wessen Interesse nun geweckt wurde und wer eigentlich schon immer eine Kampfkunst erlernen wollte, der oder die sollte am besten bei einem Training des NBC Graz vorbeischauen und sich selbst ein Bild davon machen. Zwar lernt man kein Rasengan, wie Naruto es gemeistert hat, aber man trainiert, sich in gefährlichen Situationen richtig zu verhalten sowie zu verteidigen und erlernt den Umgang mit traditionellen Ninjawaffen, deren Handhabung auch mit Alltagsgegenständen der heutigen Zeit adaptierbar sind. ■

TRAINING IN GRAZ

Der NBC Graz trainiert montags und mittwochs am Abend. Die ersten zwei EInheiten sind kostenfrei und die folgenden Trainingskosten für Studierende ermäßigt! Wie so ein Training aussehen könnte, seht ihr auch auf dem NBC-Youtube-Channel unter http://bit.ly/nbcgraz

Infos zum Grazer Ninpo Bujutsu Club findet ihr auf der Homepage www.ninjutsu.at oder unter facebook.com/ NinjutsuGraz