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Alle Busse fahren nach Flix

Gedicht

EIN STÄDTCHEN NAMENS FLIX

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Alle Busse fahren nach Flix. Flix ist die Stadt, die jeder kennt und niemand besucht. Alle wollen etwas, das sie von dort trennt, haben schon Abstand gesucht.

Doch der Gewohnheit Macht bedingt, was Wohnen zu Leben macht. Wenn jeder neue Wohnblock Lebensraum nimmt, weil er der Stadt Kapital erbringt.

Die, die dort leben, lieben Flix. Flix ist so voll von Meinungen, besserem Wissen und Gewissen, Hissen und Zischen, rechtem Schaffen und wenig Schlaraffen.

Alle gaffen, niemand sieht. Man weiß gar nicht wie einem geschieht, schon ist der Raum verbraucht. Verpufft zu Schall und Rauch, der sich in die Poren frisst und Lunge um Lunge entfrischt.

Die Alten in Flix haben viel hinter sich und einiges davor: dich, euch, uns, mich. Sie brüsten sich mit Erfahrungen, wissen sie nicht, dass ich auch schon ein paar Lungenzüge des frischen Flix-Dunstes intus hab? Weil es keine Kunst ist, im Feinstaub-Massengrab.

Mit Flix ist man schnell durch, dadurch, dass sich Zeit und Raum exponentiell verringern, in dieser Klammer namens Flix. Du umklammerst alles und hast wieder nix. Alles ein bisschen, von wenig zu viel, und doch viel zu wenig für ein richtiges Ziel.

Hier bleiben ist leichter als weggehen, sitzen gemütlicher als herumstehen. Saufen bringt mehr als klar zu sehen, und nur so werde ich mit dir nach Hause gehen.

Flix ist zu Hause. Angekommen, ohne je am Weg gewesen zu sein.

Reisen ist Träumen mit Wirklichkeitsfaktor, Flix ist Wirklichkeit mit Gartentraktor. Träume lebt man woanders, das Leben verträumt man in Flix.

Verträumt veräumst du den Bus ganz knapp. Zwischen Hauptströmen und -straßen, kleinere Massen in Maß zu genießen. Einfach mal die Augen verschließen, ich hol dich schon ab.

Hat ja alles seine Ordnung, irgendeiner wacht darüber. Ordnung ist das halbe Leben, die andere Hälfte lassen wir über. Sind auch so schon gut gesättigt und fühlen uns in der Ansicht bestätigt, dass alles mit Maß zu genießen ist.

Lieber klein scheißen als groß kotzen. Im sturen Trott dem eigenen Los trotzen. Ein Los, das ich gezogen und doch nie aufgerubbelt hab‘, weil ich im Trubel meines gemächlichen Trab den Rubel zum Rollen gebracht und im Kanal versenkt hab.

Dort liegt er am Grunde, im Grunde unter der kleinen Scheiße. Vergessen und verloren auf eine Weise, die uns so schnell keiner kopiert. Hätte es jemals jemand probiert, würde man sehen, dass die Tinte rasch verblasst, die für den Druck verwendet wird.

Ganz ohne Druck verpasst du nix, in unserem Städtchen namens Flix.

Uni-Graz-Alumna Antonia Pock studiert im Master in Edinburgh und lässt auf kunstphasern.wordpress.com ihren Gedanken freien Lauf.