Sammler Journal 05/2025

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AUKTIONEN

Kunst & Antiquitäten

AUSSTELLUNGEN

Tipps & Termine AUKTIONSPREISE Hagenauer Werkstätten

Eine Ausnahmeerscheinung in der Kunst der Weimarer Republik

Keramische Werkstoffe • Biedermeiermöbel, Teil III

Mit zeitlosem

Dekor

Zwei Stengelgläser

?Seit langem bin ich im Besitz von einem Gläser-Paar. Die Gläser sind 19 cm hoch. Können Sie mir bitte mitteilen, aus welcher Zeit die Gläser stammen, ob sie einer Glashütte zuzuordnen sind und welchen Wert die Gläser haben?

o. O.

!Aufrundem, getreppten Fuß setzt ein vierfach facettierter Schaft an, auf dem eine getreppte konische Kuppa aufsitzt. Auf dem Fuß, dem unterem Schaft und der Kuppa ist ein geometrischer Golddekor in rechteckigen, quadratischen und trapezförmigen Flächen aufgebracht. Der Typus des Stengelglases als Untertypus des Kelchglases entwickelt sich um 1900, und besonders die Theresienthaler Hütte, die Josephinenhütte, die Rheinische Glashütten AG, aber auch weitere bayerische, böhmische und österreichische Hersteller produzieren feine Exemplare in vielfältigen Ausformungen. Bereits in den 1890er-Jahren gab es Maschinen, die die Massenproduktion von geblasenem Hohlglas ermöglichten.

Die vorliegenden Gläser verweisen mit dem Grundaufbau und geometrischen Golddekor auf den Art-déco-Stil und erinnern beispielsweise an Entwürfe von Otto Prutscher, die im ersten Viertel des 20. Jahrhundert wohl von der Firma Meyr’s Neffe in Böhmen produziert wurden, sich in der Technik jedoch stark zu den vorliegenden Gläsern unterscheiden. Eine Datierung auf die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts liegt nahe. Böhmen und Bayern als Herstellungsorte sind recht wahrscheinlich. Eine exakte Verortung kann allerdings nicht stattfinden, da sich der konkrete Produzent in diesem Fall nicht identifizieren ließ. Das vorliegende Glas ist sehr schön, mit zeitlosem Dekor, der dem heutigen Zeitgeschmack gefällt, aber ob der Goldauflage nicht pflegeleicht ist. Ohne Zuordnung durch eine Entwurfskizze zu einem bestimmten Entwerfer bzw. Entwerferin liegt der Marktwert einzelner Stengelgläser, selbst bei Herstellung durch eine renommierte Hütte, aktuell sehr niedrig. Diese Gläser liegen pro Stück bei circa 12 bis 20 Euro. Diana Lamprecht, Sachverständige für Kunst und Antiquitäten, Trier

Schale und

Eiseimer

Gläser

?Ich sende Ihnen in der Anlage ein Foto von zwei Glasobjekten und würde gerne wissen, wer diese hergestellt hat und wann. Es sind Flohmarktfunde und sie scheinen mir älter zu sein. Neben dem Wert ist auch das Material des goldfarbenen Frieses von Interesse. Maße Topf: 14 cm hoch, Durchmesser 12,5 cm, Schale: 6,5 cm hoch, Durchmesser 20 cm.

Klaus U. Nitsche, Kürten

!Die Schale und der Eiseimer erinnern in ihrer Erscheinung an die Erzeugnisse der Glasfabrik Moser & Söhne aus

Karlsbad, welche ab 1914 ähnliches Glas im Stil des Neoklassizismus produzierten. Charakteristisch für Vasen und Schalen der Fabrik war der facettierte Korpus und der goldfarbene, geätzte Fries. Oft wurde ebenfalls violettfarbenes Glas verwendet. Betrachtet man aber die vorliegenden Glasstücke genauer, erkennt man Diskrepanzen zur Produktionsweise des böhmischen Vorbilds, zudem unterscheidet sich der umlaufende Fries thematisch von jener der Firma Moser. Dort, wo sie antikisierend Amazonen darstellten, werden hier eher folkloristische Szenen gezeigt. Es handelt sich nämlich um Produkte der Walther-Glas GmbH in Bad Driburg-Siebenstern, deren Schwerpunkt auf der Pressglasproduktion lag. 1865 noch als Firma „Carl Gottlieb Walther“ in Ottendorf-Okrilla bei Dresden gegründet, wurde sie später als „Sächsische Glasfabrik August Walther & Söhne“ weitergeführt. 1951 wurde die, inzwischen unter dem Namen des damaligen Inhabers „Horst Walther“ laufende Firma enteignet und in den „VEB Sachsenglas Schwepnitz“ umgewandelt. Horst Walther ging mit einigen Mitarbeitern nach Westdeutschland und gründete im selben Jahr in Siebenstern die „Walther-Glas GmbH“.

Die Produktreihe mit Facettenglas und goldfarbenem Fries lief in den Musterbüchern bereits ab 1930 unter dem Namen „Kunst-Dekor-Gläser“ und dem beschreibenden Beisatz „Amethyst, Bernstein, Grün mit Goldband“. Die Reihe wurde bis in die 1970er-Jahre produziert. Im Gegensatz zum oben genannten Karlsbader Vorbild wurden die Facetten nicht handgeschliffen und der Dekorfries geätzt, sondern vielmehr in Stahlmodeln in Form gepresst. Viele Herstellungsprozesse wurden von Maschinen übernommen, so dass kostengünstig in Masse produziert werden konnte. Weitere Details zu den „Kunst-Dekor-Gläsern“ der Firma Walther kann man beispielsweise im Artikel von Siegmar Geiselberger in der Pressglas-Korrespondenz Nr. 2/2001 (https://www.pressglas-korrespondenz.de/aktuelles/pdf/walther-kunstdekor.pdf) nachlesen.

Da sich keine eingepresste Marke mit Herstellersignet unter dem Boden befindet, wurde vermutlich ein Aufkleber verwendet. Dies legt einen späteren Produktionszeitraum in den 1960er- oder 1970er-Jahren nahe. Die hohe Stückzahl und späte Datierung schlagen sich im Wert nieder, der aktuell bei etwa 30 Euro pro Stück liegt. Diana Lamprecht, Sachverständige für Kunst und Antiquitäten, Trier

Vielfalt für die Region

Die ARTe Kunstmesse Stuttgart lädt Kunstliebhaber und Interessierte vom 16. bis 18. Mai in die Phoenixhalle des Römerkastells. Auf einer Ausstellungsfläche von 1.500 Quadratmetern präsentieren rund 70 ausgewählte Galerien und Künstler aus der Region, ganz Deutschland sowie dem benachbarten Ausland ihre aktuellen Positionen.

Dr. Fabian Mayer, Erster Bürgermeister von Stuttgart, begrüßt die Verkaufsmesse in der Stadt: „Kunst- und Künstlermessen sind nicht nur Orte der Präsentation qualitätsvoller künstlerischer Werke, sondern auch der Begegnung und des lebendigen Austausches von Künstlerinnen und Künstlern mit ihrem Publikum. Auch die Messe ARTe bringt seit vielen Jahren erfolgreich Kunst und Menschen zusammen. Vor diesem Hintergrund freue ich mich, dass diese Kunstmesse mit ihrem bunten Angebot auch hier in Stuttgart stattfindet.“

Besucherinnen und Besucher erwartet eine vielseitige Präsentation zeitgenössischer Werke – von etablierten Künstlerinnen und Künstlern bis hin zu aufstrebenden Talenten, aus unterschiedlichen Genres der bildenden Kunst – zum

Verkauf stehen unter anderem Skulpturen, Gemälde, Zeichnungen, Fotografien und Grafiken. Zu den Ausstellern gehört unter anderem Inter Art – ein Zusammenschluss von Künstlerinnen und Künstlern, der das erklärte Ziel verfolgt, den Kunstmarkt mit Vielfalt zu bereichern. Aus der Region dürfen sich die Besucher unter anderen auf die Einzelkünstlerinnen Marlis G. Schill aus Stuttgart sowie Gabriela Blachetta aus Leingarten bei Heilbronn freuen. Daneben zeigen auch Künstler aus ganz Deutschland, wie Luka Bunić aus Berlin, ihre zeitgenössischen Werke. Internationale Künstler sind ebenfalls auf der Messe vertreten –beispielsweise der Maler Hans van Weerd aus den Niederlanden.

Ergänzt wird das ARTe Kunsterlebnis durch kostenfreie Services: Ein Einpackservice für gekaufte Werke, rund 400 Parkplätze sowie Führungen mit der Kunsthistorikerin Anette Ochsenwadel gehören zum Messekonzept. An insgesamt vier Terminen stellt sie in wechselnden Touren die Positionen der Aussteller vor und setzt diese in ihren kunsthistorischen Kontext. Hierfür wird eine Anmeldung auf der ARTe Kunstmessen Webseite empfohlen, da die Teilnehmerzahlen begrenzt sind.

Am Vernissage-Abend, Freitag, 16. Mai, lädt die ARTe Kunstmesse Stuttgart alle Besucher zwischen 17 und 18 Uhr zum freien Eintritt ein. (Phoenixhalle im Römerkastell, Naststraße 43-45, Stuttgart)

TELEFON | 0152 03075156 WEBSEITE | www.arte-kunstmessen.de

Hans van Weerd, Images of Ines; ARTe Stuttgart in der Phoenixhalle des Römerkastells © Hans van Weerd
Alf Pedersen, Frida Kahlid, lover punk!; ARTe Stuttgart in der Phoenixhalle des Römerkastells © Alf Pedersen
Marlies G. Schill, Zinnoberbaum; ARTe Stuttgart in der Phoenixhalle des Römerkastells © Marlies G. Schill

Die „Geselligen”

ART MUC in München

Das erste Mai-Wochenende steht heuer wieder ganz im Zeichen der Kunst. Die ART MUC Kunstmesse, Bayerns größtes Kunstevent, eröffnet den Münchner Kunstfrühling und präsentiert vier Tage lang, vom 1. bis 4. Mai, die Vielfalt aktueller internationaler Strömungen des Kunstmarkts in den MTC Supreme Locations, Ingolstädter Straße 45-47. Mit knapp 150 jurierten internationalen Künstlerinnen und Künstlern, Galerien und Kollektiven präsentiert die ART MUC auch in diesem Frühjahr ein breites Spektrum künstlerischer Positionen. Mit der Verlängerung der Kunstmesse auf vier volle Tage bietet sich dem interessierten Publikum die Möglichkeit, in Ruhe die verschiedenen internationalen Standpunkte zu entdecken. Mit Teilnehmenden aus mehr als 12 Ländern präsentiert sich die internationale Kunstszene erneut im Rahmen der aktuellen Ausgabe. Das gezeigte Spektrum reicht von Malerei, Skulpturen, Collagen, Fotografien bis hin zu digitaler Kunst. Das erklärte Ziel der Messe ist es, jungen, aufstre-

anderen der Bildhauer und Erzgießer Ferdinand von Miller, der Architekt des Münchner Rathauses Georg von Hauberrisser, der Architekt der Lukaskirche Albert Schmidt, der Hoftheaterintendant Karl von Perfall sowie die Maler Theodor Pixis, Christian Mali, Eugen von Stieler, Josef Wenglein, Josef Willroider als auch der Jugendstilkünstler Hans Eduard von Berlepsch und Hofgoldschmied Theodor Heiden. Einen festen Ehrenplatz bei den „Geselligen“ nahm und nimmt bis heute das außerordentliche Werk des Zeichners und humoristischen Dichters Wilhelm Busch ein.

Auch bei der aktuellen Ausgabe präsentieren sich internationale Galerien und Projekte, unter anderem die Galaria Cater aus Bozen, die The 6A Gallery aus Belgien und das Galartery art project aus Innsbruck.

TELEFON | 01577 3881151 WEBSEITE | www.artmuc.info

benden Kunstschaffenden eine Plattform zu geben, damit diese sich einer breiten Öffentlichkeit gegenüber präsentieren und ihre Kunst auch direkt verkaufen können. Bei der aktuellen Ausgabe stellt die ART MUC eine Förderkoje für den 150. Geburtstag der „Geselligen Vereinigung Bildender Künstler Münchens e.V.“ (GVbKM) bereit, in der 29 Mitglieder des Vereins präsentieren werden. Die Vereinigung verbindet hohen künstlerischen Anspruch mit geselligem und fachlichem Austausch. Mit diesem Konzept prägt sie die Kunstszene und das Stadtbild Münchens seit mittlerweile 150 Jahren. Zu ihren Mitgliedern zählten unter

ART MUC in den MTC Supreme Locations Foto: Isabella Kilian
Josef Dreisörner, Der Froschkönig; ART MUC Foto: Isabella Kilian
Bianca Chyczy, Are you crazy enough, 2024; ART MUC Foto: Isabella Kilian

In Niedersachsen ganz oben

Die Kunstmesse in Cuxhaven versammelt nun zum fünften Mal viele kreative Köpfe, die ihre Werke aus den Bereichen Malerei, Grafik, Fotografie und Bildhauerei präsentieren. Das Publikum erwartet in der 800 Quadratmeter großen Messehalle eine Vielfalt von Gemälden, Grafiken, Fotografien, Skulpturen, Installationen und digitalen Arbeiten, die in einzelnen Kunstboxen und Kunstfeldern mit genügend Raum präsentiert und ihre ganz spezifische Aura entwickeln können. Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit, Neues zu entdecken und mit den Künstlern und Künstlerinnen ins Gespräch zu kommen.

Ein ganz besonderes Highlight ist in diesem Jahr ein LivePainting, das Aquarellmalen dem Kunstinteressierten zum Greifen nahe bringt (jeweils an beiden Tagen um 11.30/ 13.30/15.30 Uhr). Kugelbake Halle, Strandstraße 80, Cuxhaven, vom 31. Mai bis 1. Juni.

TELEFON | 04721 32334

WEBSEITE | www.cuxart.eu

Nicht nur Papier

paper positions Berlin

Die paper positions berlin geht in die neunte Runde und präsentiert vom 1. bis 4. Mai 65 Galerien aus 18 Ländern mit herausragenden Positionen zeitgenössischer und moderner Kunst auf und aus dem Medium Papier.

Die neunte Ausgabe der Salonmesse findet erstmals in der eindrucksvollen, über 2.500 Quadratmeter großen Haupthalle des Flughafens Berlin-Tempelhof statt, einem historischem Ort, der passend zum Material der Exponate an Momente von Freiheit und Aufbruch denken lässt. Ob Zeichnungen, Malerei, Skizzen, Texte oder raumgreifende Skulpturen – auf der paper positions wird die Vielseitigkeit und das kreative Potential des fragilen und spontanen Werkstoffs sichtbar.

Daneben hat die Messe eine Sonderausstellung im Programm, die „ceramic positions”. Damit stellen die Veranstalter erstmals auch ein anderes künstlerisches Material in den Mittelpunkt, die Keramik. Die Sonderausstellung zeigt ausgewählte künstlerische Varianten des Mediums Ton und eröffnet einen kontrastreichen Dialog mit den Papierarbeiten im Hauptteil der Messe.

TELEFON | 030 74073789

WEBSEITE | www.paperpositions.com

Jens Brückmann, ohne Titel; CUX ART Cuxhaven
Clara Wenzel-Theiler, Blau; Paper Positions Berlin
Foto: Clara Wenzel-Theiler

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