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Yan Pei-Ming – Au nom du père Musée Unterlinden

Yan Pei-Ming, L’homme le plus perspicace, père de l’artiste, 1996

Musée Unterlinden

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Yan Pei-Ming – Au nom du père

Im Frühjahr 2021 widmet das Musée Unterlinden in Colmar dem international renommierten Maler Yan Pei-Ming eine Retrospektive seines Lebenswerks. Pei-Ming ist vor allem für seine monumentalen, oftmals monochromen Gemälde bekannt.

02.04.2021 – 06.09.2021

Einführung der Kuratorin

Die Geburtsstunde der Ausstellung im Musée Unterlinden liegt im Jahr 2012. Bei einem Besuch des Musée des Beaux-Arts in Nantes entdeckte ich dort Yan Pei-Mings Triptychon Nom d’un chien, Un jour parfait ! (2012). Dieses Triptychon, das erste ganzfigurige Bildnis des Künstlers, erschien mir in seiner Eindrücklichkeit, seiner Frontalität und Vertikalität wie die Manifestation eines Wiedererstarken einer Selbstbehauptung. Diese neuartige, christushafte und monumentale Darstellung Yan Pei-Mings wirkte wie das Echo eines Werks, das fünfhundert Jahre zuvor am entgegengesetzten Ende Frankreichs entstanden war, den Isenheimer Altar von Mathias Grünewald (1512–1516), jenem Meisterwerk der abendländischen Kunst in den Sammlungen des Musée Unterlinden. Die Begegnung mit diesem Bild ging mir nicht mehr aus dem Sinn. Ich wollte mehr über diesen international renommierten Künstler erfahren, der 2009 im Louvre ausgestellt wurde und dessen Schaffen ich zu kennen glaubte. Denn trotz der Anerkennung, die er seit dem Ende der 1980er-Jahre in der Kunstwelt erfahren hatte und seiner von zahlreichen grossen Ausstellungen begleiteten Karriere war eine Frage unbeantwortet geblieben: Wer ist Yan Pei-Ming?

Das Interesse des Museums an dem aus China stammenden Künstler, dessen figuratives und expressives Werk auch einige Polyptychen umfasst, korreliert zum einen mit den Themen Herkunft, Religion und Opfertod, die im Isenheimer Altar aufscheinen. Zum anderen stellt die Ausstellung die Frage nach der Identität des Malers, dessen Verbindung zu zwei unterschiedlichen Kulturen seinem Œuvre einen universellen Charakter verleiht.

Mit rund fünfzig wichtigen Gemälden und einem Dutzend Zeichnungen und Aquarellen aus Museen und Privatsammlungen präsentiert sie eine völlig neue Lesart seiner vierzig Jahre währenden künstlerischen Karriere. Dabei steht der Blick auf die eigene Identität, die Entwicklung seines Stils und seine Rezeption der Kunstgeschichte im Vordergrund; die von Porträts und Selbstbildnissen bestimmte Auswahl hinterfragt die Beziehung des Künstlers zu seiner Herkunft – von Mao über Bildnisse seiner Eltern bis hin zu den Paysages Internationaux (Weltlandschaften) und Bildern von Shanghai. Die Allgegenwart der Vaterfigur in seinem Schaffen und die darin erkennbare Suche nach der eigenen Identität liessen dabei den Untertitel naheliegend erscheinen: Au nom du père (Im Namen des Vaters).

Den Abschluss der Ausstellung bildet ein bislang noch nicht ausgestelltes Werk, das Yan Pei-Ming eigens für die Ausstellung im Musée Unterlinden als zeitgenössisches Pendant zur Kreuzigung im Isenheimer Altar geschaffen hat. ◀

Frédérique Goerig-Hergott, Chefkuratorin, Musée Unterlinden