On Screen

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„ON SCREEN“

AUSGABE OKT./NOV. 2019 seit 2012

People: Glenn Greenwald Jacopo Saltarelli Roger Pfändler Röbi Rapp

Leinwand: Andrew Cunanan Queersicht & neue Filme Carlos Leal bei The L-Word Für den Film nicht hübsch genug? Wer hat sich zum LGBTI+ „umpolen“ lassen?

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GAY CH

Community Konzerte Parties Food Pix

Nr. 98 1


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SEITE INHALT 5 Community-News Schlagzeilen aus der LGBTI+ Welt 6-7 Leinwand + Co. Baschi, Stefanie Heinzmann, Lady Gaga, Meryl Streep, Barbra Streisand & Co. 8-9 Gays+Co. Wer hat sich zum LGBTI+ „umpolen“ lassen? 10-11 Glenn Greenwald Wie ein schwuler Journalist den Grossen dieser Welt das Fürchten lehrt 12-13 Jacopo Saltarelli Eine Affäre, welche ganz Florenz erschüttet hat 15 Party-Agenda Von gay.ch unterstützte Parties 16-17 Kino-Highlights Demnächst in deinem Kino 18-19 Kultur Mika, Sofi Tukker, Bodyguard, Snarky Puppy und Daniel Caeser 20-21 Ade, Roger Roger Pfändler: Tamara‘s Abschiedsworte 22-23 Röbi‘s 1. Todestag Trauer - Vermissen - Erinnern - Weitergehen 24-25 Carlos Leal Interview: Seine Rolle bei der neuen „The L Word“-Staffel 26-27 Andrew Cunanan Versace‘s Mörder: Die Serie dazu 28-29 Portfolio Ivan Lérez: #wegaylike

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31 Rezept Rinderfilet, Aprikosen, Salatherz by mxprivé

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. . . s r e d n a t b i e l b s e ... all

thema

ON SCREEN

Inhalt

GASTBEITRÄGE TAMARA: Der Club „T&M“ war ein Stück Schweizer LGBTI+ Geschichte. Drag-Queen Tamara gehörte genauso dazu, wie der Club-Gründer Roger Pfändler, der nun Ende August verstorben ist. In dieser Ausgabe lässt Tamara ihre persönlichen Gedanken Revue passieren. Erinnerungen sterben nie: Seite 21

ERNST OSTERTAG: Ernst und Röbi: Das erste „verpartnerte“ schwule Paar in der Schweiz. Der Kino-Film „Der Kreis“ ist nur ein Teil von ihrem Beitrag für die Schweizer LGBTI+ Bewegung. Ernst lässt euch in seinen Alltag blicken, ein Jahr nach dem Abschied von seinem Lebenspartner Röbi: Seite 22

THOMAS VOELKIN: Ein scharfes Auge, als Grafiker und konstanter Teil unserer LGBTI+ Community. Er wirkte bei vielen Projekten mit: Von der Pride bis zur Ehrenmitgliedschaft bei Network. In dieser Ausgabe widmet er sich der Ermordung von Versace. Es gibt eine TV-Serie, die noch nicht alle entdeckt haben: Seite 26

IVAN LÉREZ: Er ist mutig, Neues auszuprobieren und sein Wissensdurst pusht er mit Weiterbildungen. Auch in der Kunst gilt: Ohne Fleiss, kein Preis. Dem Spanier verdanken wir in dieser Ausgabe sowohl die schöne Titelseite, als auch das coole Portofolio in unserem 98. Mag. Gracias! Seite 28

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Featuring:

CHARLI XCX

Lizzo HAIM Troye Sivan Christine and the Queens and many more

IMPRESSUM NR. 98 seit 2002 / Thema: on screen Oktober/November 2019: neue Ausgabe, neues Thema, neues Design. ................................................................................................................................ Verlag: PUNTO MEDIA GMBH, Poststrasse 1, 8725 Ernetschwil, Tel. 044 271 92 00, info@gay.ch ................................................................................................................................ Chefredaktoren: Luis Pestana: luis@gay.ch, Dominique Eichler: dominique@gay.ch ................................................................................................................................ Grafik + Fotos: Luis Pestana / Partydaten melden: agenda@gay.ch ................................................................................................................................ Anzeigen: + Abo (1 Jahr, 6 Ausgaben: 30 Franken, inkl. Porto); Email: info@gay.ch ................................................................................................................................ Bilder und Texte dürfen nicht ohne unsere Genehmigung verwendet werden. ...............................................................................................................................

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ONLINE: www.gay.ch www.gayL.ch --------------------------------------------------------------SOCIAL MEDIA: www.facebook.com/gay.ch.switzerland www.instagram.com/gaypunktch --------------------------------------------------------------NÄCHSTE AUSGABE NUMMER 99: Thema: past, present, future Dezember 2019/ Januar 2020 Erscheint in der letzten Woche November 2019 ---------------------------------------------------------------


Schlagzeilen aus der LGBTI+ Community

LGBTI+ News ---------------------------------

„Equal marriage was one of the most contentious, hard-fought and divisive issues during my time as prime minister“ Cameron bereut die Einführung der Ehe für alle nicht, im Gegenteil, Marriage Equality in England und in Wales einzuführen sei einer jener Momente seiner Amtszeit, auf welchen er am stolzesten zurückblicke. Dem enormen Engagement des damaligen britischen Premier David Cameron war es zu verdanken, dass die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare 2014 geöffnet wurde...

Von 2010 bis 2016 war David Cameron Premierminister von Grossbritannien, und obwohl er der Konservativen Partei angehört, setzte er sich mit Vehemenz für die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare ein. So war es denn auch einer seiner Verdienste, dass die Ehe für alle 2014 in England und Wales Realität wurde. In einem Auszug aus seinem neusten Buch mit dem Titel „For the Record“ schreibt David Cameron nun, dass die Einführung der Ehe für alle einer jener Momente gewesen sei, auf welchen er in seiner Amtszeit am stolzesten sei. Dass es aber nicht eben einfach war, seine Partei von diesem Vorhaben zu überzeugen, unterstreicht er ebenfalls. Die gleichgestellte Ehe sei eine der umstrittensten, am härtesten erkämpften und polarisierendsten Angelegenheiten während seiner Zeit als Premierminister gewesen, schreibt Cameron. Sie hätten auch Mitglieder verloren, einer sei sogar während einer Sprechstunde auf ihn zugekommen und habe vor seinen Augen seinen Mitgliederausweis zerrissen. Es sei auch eine Entscheidung gewesen, welche ihm Sorgen bereitet habe, und welche ihn auch immer wieder zweifeln liess, doch er bereue es absolut nicht, sondern es sei einer seiner stolzesten Momente...

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... immer up to date unter www.gay.ch/news ...

1,48 MIO. Offensichtlicher könnte Propaganda kaum passieren: In seinem Song „Moscow“ rappt Hip Hopper Timati gegen die Anti-Putin-Demonstrationen und lobt die russische Hauptstadt als Ort ohne Schwulenparaden. Die Nähe zu Putin hat dem Rapper nun eine rekordhohe Anzahl an Dislikes eingebrockt:

Bis am 10. September kriegte das Video 1.48 Millionen Mal den Daumen nach unten, und nur 85‘000 Likes. Darauf löschte Timati den Clip aus seinem Kanal...

SCHWEIZ: Bundesrat ist wieder gegen ein Verbot von Conversion Therapien Ein Verbot der Conversion Therapy sei nicht möglich, erklärt der Bundesrat einmal mehr, und lehnt ein solches daher wie bereits 2016 erneut ab. In anderen Ländern ist die Umsetzung eines solchen Verbots aber offenbar kein Problem, und die Europäische Union fordert ihre Mitglieder gar dazu auf... Mittlerweile 18 US-Bundesstaaten haben ein Verbot der umstrittenen, LGBTI+ feindlichen Conversion Therapien umgesetzt, ebenso Österreich, Malta, Ecuador und Taiwan, und in weiteren Staaten wie Deutschland, Frankreich und Grossbritannien, ist die politische Debatte bereits weit fortgeschritten. Nur in der Schweiz will der Bundesrat nichts davon wissen und er verschliesst weiter die Augen vor den Tatsachen. Der Bundesrat verurteilt zwar diese gerade für Jugendliche äusserst schädlichen Methoden, doch ein Verbot kommt, wie bereits vor rund drei Jahren, wieder nicht in Frage. Hierzulande sei ein Verbot zudem nicht möglich, da die entsprechende Gesetzgebung fehle. Vielmehr will er das Anliegen auf die Berufsverbände, auf kantonale Aufsichten und auf den Kinder- und Erwachsenenschutz KESB abschieben. Dass solche Therapieformen auch in der Schweiz durchaus Realität sind, davon weiss auch Pink Cross zu berichten, und deshalb ist der Entscheid gerade auch für den Dachverband unverständlich. Es fehle am Willen, endlich ernsthaft dagegen vorzugehen. Dass ein gesetzliches Verbot nicht möglich sein soll, stimme zudem nicht. Rosmarie Quadranti von der BDP, welche an vorderster Front für ein Verbot kämpft, hofft nun auf das Parlament, dass dort Mehrheiten diesbezüglich zustande kommen. 5


Mi 30.10.– Sa 2.11.19 > Gessnerallee Zürich

ZURICH JAZZNOJAZZ FESTIVAL

Leinwan

Mit The Brand New Heavies, Morcheeba, Chucho

Was wäre wenn?

So 10.11.19 > Kaufleuten Zürich

Sängerinnen und Sänger sind nur ein Steinwurf von der Filmindustrie entfernt. Die zum Teil mit grossem Aufwand gedrehten Videoclips für eine Single, sind fast schon eigene Mini-Filme.

Valdes & Stefano Bollani, Level 42, Earth Wind & Fire Experience, Rickie Lee Jones • Infos: jazznojazz.ch

Anna Ternheim A Space For Lost Time Tour 2019

So 17.11.19 > Kaufleuten Festsaal Zürich

Jaël

«Nothing To Hide»-Tour 2019

Mo 18.11.19 > Volkshaus Zürich

Caravan Palace

«Miracle» – Electro-Swing à la française

Mi 20.11.19 > Kaufleuten Zürich

Incognito

40 Years Funky Tribes & Vibes

Fr 22.11.19 > Volkshaus Zürich

Chrissie Hynde

& the Valve Bone Woe Ensemble • CH-exklusiv!

Do 28.11.19 > Volkshaus Zürich

Snarky Puppy

«Immigrance»-Tour 2019 • CH-exklusiv!

So 1.12.19 > Kaufleuten Zürich

Naturally 7 20 Years Jubilee Concert

Mi 11.12.19 > Kirche Neumünster Zürich

Raul Midón A Wonderful Soul Voice

Mo 16.12.19 > Kaufleuten Zürich

Philipp Fankhauser Let Life Flow-Tour 2019

facebook.com/AllBlues.Konzerte

VORVERKAUF: allblues.ch • ticketcorner.ch 6 Für Kaufleuten auch: kaufleuten.ch • VERANSTALTER: AllBlues Konzert AG

Wir haben zwei Schweizer Künstler – zumindest mal in ihrer eigenen Fantasie – in die Welt des Films, und natürlich des dazugehörigen Soundtracks, entführt.

BASCHI Auf die Frage, ob er sich vorstellen könnte, mal Filmmusik zu schreiben, scheinen wir auf den richtigen Knopf gedrückt zu haben: „Ich wollte schon immer mal einen Film-Soundtrack schreiben, keine Frage.“ Was, wenn dieser Traum in Erfüllung gehen würde und Baschi erst noch den Film aussuchen dürfte? „Dann wäre das ein Abenteuerfilm, in welchem die Protagonisten durch Kanada streunen, einen Abstecher in die Rocky Mountains machen und dabei auf Bärenjagd gehen“, schwärmt Baschi. Die passende Musik dazu hätte er: „So richtig, schöne, handgemachte, akustische Musik.“ Soweit so gut. Wie aber sieht es aus, wenn er als Schauspieler mitwirken dürfte? Dann gerne was kaputtes: „Ich würde sofort bei der Netflix-Serie Breaking Bad mitspielen. Sie zeigt die Wandlung eines an Lungenkrebs erkrankten biederen Chemielehrers zu einem rücksichtslosen Kriminellen.“ Ja, ja: Die dunkle Seite des Baschis ist bei unserem Gespräch ans Tageslicht gekommen… ---------------------------------------------------------------------------------

STEFANIE HEINZMANN Die Frage der Schauspielerei bringt Stefanie Heinzmann in neue Welten, denn: „Ich glaube, meine schauspielerische Ader würde nicht ausreichen, um Schauspielerin zu sein.“ Aber: „Falls ich es aber doch könnte, dann wäre es spannend in einem Film mitzuspielen, der animiert ist, in dem die Umgebung gar nicht als solches existiert, sondern zum Beispiel nur durch Punkte vorgegeben ist. Das muss einerseits ganz schön schwierig sein, andererseits aber auch total spannend, wenn man die Welt drumherum nicht sieht und man es dann erst am Schluss erkennt“, schwärmt Stefanie. Und wie sieht es mit der Filmmusik aus? Da schickt sie schon mal voraus: „Ich muss gestehen, ich bin ein grosser Disney-Fan. Ich stehe grundsätzlich auf Zeichentrickfilme und Comics und die Musik dazu ist immer so herrlich.“ Auch hier hat die Sängerin Respekt vor den grossen Produktionen: „Ich bin mir nicht sicher, ob ich ansatzweise im Stande wäre, solche Musik zu schreiben.“ Es müssen ja nicht immer die grossen „Kisten“ sein. Stefanie könnte sich doch zu Baschi gesellen und an der Filmmusik zum Outdoor-Film in Kanada mitschreiben…


nd & Co.

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Recht unbekannte Facts aus der Promi-Welt.

Für d e n F i l m n i c h t h ü b s c h g e n ug? Frauen beklagen sich, absolut zurecht, dass sie in Hollywood, anders als Männer, oft auf ihr Äusseres reduziert werden. Dies trifft vor allem auf den Start ihrer Karriere zu, und danach, ab

einem gewissen Alter. Zahlreiche Frauen im Filmbusiness wollen nun handeln und nehmen das Zepter in die eigene Hand: Sei es als Produzentinnen, als Regisseurinnen oder als Casting Director. Dass selbst höchst profilierte Schauspielerinnen einen schweren Start hatten, zeigt diese Übersicht.

... .. . what ?

Kate Winslet hatte es schon in der Schule nicht einfach und wurde oft wegen ihrem Übergewicht und den grossen Füssen gehänselt. Dies zog sich dann bis zu den Anfängen ihrer Filmkarriere durch, als man sie als nicht attraktiv bezeichnete und ihr angeblich nur die Rollen als „Fat Girl“ zugestanden hat... Und heute: Kate wurde bereits sieben Mal für einen Oscar nominiert und konnte gar einen mit nach Hause nehmen. Sarah Jessica Parker musste wegen ihrem Aussehen anfangs ebenfalls unten durch, und wurde von der Maxim gar als Unsexiest Woman betitelt. Doch spätestens seit ihrer Rolle als Carrie Bradshaw in Sex And The City wurde sie zu einer DER Stilikonen in Hollywood. Die Nase war ihr grösstes Manko, zumindest wenn man Barbra Streisand auf ihr Äusseres reduziert, doch gerade diese dürfte auch dazu beitragen, dass ihre Stimme derart wunderbar klingt. Und eben diese Stimme war es denn auch, welche sie dazu bewog, kein Risiko einzugehen und die Nase nicht zu operieren. Doch auch mit Antisemitismus hatte sie zu kämpfen: Sie sehe zu jüdisch aus, hat man ihr vorgeworfen. Heute ist sie die einzige Künstlerin, welche in sechs aufeinanderfolgenden Jahrzehnten jeweils mindestens ein Album auf der 1 der US-Charts hatte, und zudem gehört sie auch zu den ganz wenigen Stars, welche neben dem Oscar auch noch den Grammy, den Tony und den Emmy gewonnen haben – meistens gar in mehrfacher Ausführung. Sie werde es nie aufs Cover schaffen, wollte man auch P!nk belehren, denn sie sei schlicht nicht hübsch genug. Doch P!nk wäre nicht P!nk, wenn sie nicht die perfekte Antwort dafür parat hätte: Sie kümmere sich viel lieber um wichtigere Sachen in ihrem Leben als ihr Äusseres, nämlich ihre Familie, ihr Glücklichsein und ihre Gesundheit.

Sie sei keine klassische Schönheit, sagte man auch zu Viola Davis, und sie interpretierte es so: Keine klassische Schönheit zu sein ist schlicht eine Umschreibung für hässlich. Dies immer und immer wieder zu hören, habe sie besonders als Kind stark belastet. Ihre Kritiker hat sie heute eines besseren belehrt, hat sie doch bereits einen Oscar gewonnen. Wieso hast Du mir eine so hässliche Frau zum Casting gebracht, soll der Regisseur von King Kong auf italienisch zu seinem Sohn gesagt haben, als Meryl Streep vor ihm stand. Glücklicherweise verstand Meryl italienisch und antwortete – auf italiensch – ganz schlicht: Es tue ihr Leid, dass sie nicht schön GENUG sei um in KING KONG mitzuspielen. Der Regisseur dürfte sich im Nachhinein wohl mächtig die Haare gerauft haben,

ist Meryl Streep doch heute die erfolgreichste Schauspielerin was Oscar-Nominationen angeht: Sie war insgesamt bereits 21 Mal nominiert und konnte drei abräumen. Auch Lady Gaga hat man aufgrund ihres Aussehens nicht zugetraut, dass sie es im Popbusiness schaffen könnte. So tingelte sie auch lange durch Underground Clubs bis sie endlich entdeckt und zu dem gemacht wurde, was sie heute ist: Einer der bekanntesten Popstars. Nicht zuletzt aufgrund dieser Vorgeschichte lag ihr auch die Rolle in A Star Is Born derart am Herzen. Und es hat sich ausbezahlt: Lady Gaga wurde für einen Oscar nominiert.

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«TRUTH OVER MAGNITUDE»

THE INCREDIBLE LIFE OF AMERICA’S MOST FAMOUS SEX THERAPIST

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AB 17. OKTOBER IM KINO


gay &co. Wer hat sich zum LGBTI+ „umpolen“ lassen? Es ist ein heikles Thema in Hollywood: Sollen Heteros auch LGBTI+ Charaktere spielen, oder sollten sie LGBTI+ hier den Vortritt lassen? Einerseits ist es Tatsache, dass LGBTI+ kaum an Rollen kommen, wenn sie sich mal geoutet haben, und daher wären gerade diese Angebote wichtig für sie. Andererseits sollte es aber auch Hetero-Schauspielern offen stehen, sich künstlerisch in diesen Rollen zu verwirklichen. Die Frage ist also durchaus berechtig und auch nicht einfach zu beantworten. Fakt ist jedoch, dass praktisch jeder der grossen Hollywood-Stars im Laufe der Karriere schon mal in eine LGBTI+ Rolle geschlüpft ist...

... fuer die Kamera das Ufer wechseln ...

Al Pacino

Dog Day Afternoon (1976)

Annette Bening

The Kids Are Alright (2010)

Antonio Banderas

Philadelphia (1993)

Armie Hammer

J. Edgar (2011) / Call Me By Your Name (2017)

Bradley Cooper

Valentine’s Day (2010)

Cate Blanchett

Carol (2015)

Charlize Theron

Monster (2003)

Cher

Silkwood (1983)

Christian Bale

Velvet Goldmine (1998)

Christopher Lee

Serial (1980)

Christopher Plummer

Beginners (2010)

Clive Owen

Bent (1997)

Colin Farrell

A Home At The End Of The World (2004)

Colin Firth

A Single Man (2009)

Daniel Craig

Infamous (2006)

Daniel Day-Lewis

My Beautiful Laundrette (1985)

Daniel Radcliffe

Kill Your Darlings (2013)

Dennis Quaid

Far From Heaven (2002)

Emily Blunt

My Summer Of Love (2004)

Emma Stone

Battle Of The Sexes (2017)

Ewan McGregor

Velvet Goldmine (1998) / I Love You Phillip Morris (2009)

Heath Ledger

Brokeback Mountain (2005)

Hilary Swank

Boys Don’t Cry (1999)

Hugh Grant

Maurice (1987) / Our Sons (1991)

Ian Somerhalder

The Rules Of Attraction (2002)

Jada Pinkett Smith

The Woman (2008)

Jake Gyllenhaal

Brokeback Mountain (2005)

James Franco

Milk (2008) / Howl (2010)

Jared Leto

Dallas Buyers Club (2013)

Javier Bardem

Before Night Falls (2000)

Jim Carrey

I Love You Phillip Morris (2009)

John Malkovich

Colour Me Kubrick (2005)

Johnny Depp

Before Night Falls (2000)

Jonathan Rhys Meyers

Velvet Goldmine (1998)

Judi Dench

Notes On A Scandal (2006)

Julianne Moore

The Kids Are Alright (2010)

Keanu Reeves

My Own Private Idaho (1991)

Leonardo DiCaprio

Total Eclipse (1995) / J. Edgar (2013)

Macaulay Culkin

Party Monster (2003)

Matt Damon

The Talented Mr. Ripley (1999) / Liberace - Behind The Candelabra (2013)

Meryl Streep

The Hours (2002)

Michael Douglas

Liberace - Behind The Candelabra (2013)

Mick Jagger

Bent (1997)

Naomi Watts

Mulholland Drive (2001)

Patrick Swayze

To Wong Foo (1995)

Paul Rudd

The Object Of My Affection (1998)

Philip Seymour Hoffman

Boogie Nights (1997) / Capote (2005)

Richard Gere

And The Band Played On (1993)

Robert De Niro

Stardust (2007)

Robert Pattinson

Little Ashes (2008)

Robin Williams

The Birdcage (1996)

Russell Crowe

The Sum of Us (1994)

Sean Penn

Milk (2008)

Tom Hanks

Philadelphia (1993)

Wesley Snipes

To Wong Foo (1995)

Will Smith

Six Degrees Of Separation (1993)

Whoopi Goldberg

Boys On The Side (1995)

Woody Harrelson

The Walker (2007)

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Diese Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit

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Glenn Greenwald Wie ein schwuler Journalist den Grossen dieser Welt das Fürchten lehrt

... mit politischem Gegner Bolsonaros verheiratet...

Seinen Namen kennen viele nicht, doch sein Wirken und von seinem Engagement haben alle bereits etwas mitbekommen: Glenn Greenwald ist Journalist, ist

Rechtsanwalt, ist Blogger und ist Schriftsteller. Er legt sich mit den Grössten dieser Welt an, setzt sich unermüdlich für die Pressefreiheit ein und deckt investigativ auf, wo Unrecht passiert. Doch mit seinem Stil und seiner Meinung eckt er auch an, sei es damals im Zusammenhang mit den NSA-Dokumenten, welche er in Zusammenarbeit mit Edward Snowden veröffentlichte, oder aktuell in Bezug auf Machtmissbrauch im Umfeld der brasilianischen Regierung als er vor wenigen Wochen von Bolsonaro höchstpersönlich mit Gefängnis bedroht wurde... 10


Jair Bolsonaro sei (noch) kein Diktator und deshalb habe er nicht die Macht, Leute zu stoppen. Um jemanden festzunehmen müsse man einem Gericht erst Beweise vorlegen, die zeigen, dass ein Verbrechen begangen wurde. Und diese Beweise bestehen nicht: Dies die Antwort von Glenn Greenwald auf die Aussage des brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro, dass man „den Journalisten“ einfach inhaftieren könnte. Dies war einer der Höhepunkte im aktuellen Schlagabtausch zwischen Bolsonaro und Greenwald.

.................................................. Dass der 52-jährige Journalist ein rotes Tuch für den Präsidenten ist, steht ausser Frage, deckt er doch immer neue Details in einem gravierenden Fall von Machtmissbrauch rund um Justizminister Sergio Moro auf, und ist er doch erst noch schwul und mit dem brasilianischen Abgeordneten David Miranda verheiratet, einem politischen Gegner Bolsonaros. .................................................. Miranda und der Journalist lernten sich während einer mehrmonatigen Reise Greenwalds in Brasilien kennen. Damals, vor der Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare in den USA, gab es aufgrund des Defense of Marriage Acts für gleichgeschlechtliche Paare keine Möglichkeit für eine Aufenthaltsbewilligung in den Staaten und so entschieden sich die Beiden erst mal in Rio de Janeiro zu bleiben. Und sie sind hängen geblieben, wohnen noch immer in Rio und haben 2017 zwei Kinder adoptiert, was dem extrem homophoben Präsidenten ebenfalls widerstreben dürfte. Neben seinen journalistischen Tätigkeiten hat er zudem zusammen mit seiner Familie ein Tierheim für herumstreunende Tiere aufgebaut, in welchem ausschliesslich obdachlose Menschen arbeiten.

LOB FÜR CHELSEA MANNING

Doch wer ist dieser Glenn Greenwald, der den Grossen dieser Welt das Fürchten lehrt? Er galt lange Zeit als einflussreichster Meinungsbildner und Kolumnist der USA, andere bezeichneten ihn zudem als den unerschrockensten, politischen Kommentator, welcher die amerikanische Linke zu bieten hat. Schon alleine diese Attribute zeigen den Einfluss, welchen Glenn Greenwald hat. Erst studierte er Rechtswissenschaften und war dann als Anwalt tätig. Nach eigenen Angaben müde vom ewigen Prozessieren, lancierte er darauf seinen eigenen Blog mit dem Titel Unclaimed Territory, Unbesetztes Gebiet, und schrieb später auch für die Webseite salon.com als politischer Kommentator. Dabei bezog er etwa auch Stellung im Fall von Chelsea Manning, deren Arbeit als Whistle-Blowerin im Zusammenhang mit WikiLeaks er ausdrücklich lobte.

Nur wenig später sah sich Glenn Greenwald dann selber inmitten einer Staatsaffäre mit ebenso grosser Tragweite: Er wurde nämlich gegen Ende 2012 von Edward Snowden, einem ehemaligen Dienstleister für die National Security Agency NSA, kontaktiert, da dieser im Besitz von zahlreichen heiklen Dokumenten war, welche er gerne mit ihm teilen würde. Erst lehnte Greenwald noch ab, doch als Snowden Filmemacherin Laura Poitras überzeugen konnte, mitzumachen, gelang es ihnen auch Greenwald an Bord zu holen. Er und sein Team durchforsteten schliesslich zwischen neun- und zehntausend Dateien. Am 5. Juli 2013 veröffentlichte er, jetzt als Journalist beim britischen Guardian, die ersten Dokumente von Snowden. Es kamen turbulente Monate auf Greenwald, David Miranda, Edward Snowden und Laura Poitras zu: So wurde Miranda beispielsweise am Flughafen von London Heathrow festgenommen und während fast neun Stunden verhört, als er nach einem Treffen mit Poitras in Berlin dort ankam. All seine elektronischen Geräte und Speichermedien wurden zudem einbehalten. Das Argument von Vertretern der Regierung Cameron damals, dass die mittlerweile rund 58‘000 Dokumente, welche bei ihm gefunden wurden, die Sicherheit Grossbritanniens gefährden würden, wenn sie ungefiltert der Öffentlichkeit zugänglich gemacht würden. Die Enthüllungen gingen aber weiter und die damit verbundenen Recherchen brachten Greenwald und seinem Team schliesslich 2014 gar den renommierten Pulitzer Preis für Öffentlichkeitsarbeit ein. Die Arbeit zwischen dem Journalisten und Snowden war zudem auch Thema der mit einem Oscar ausgezeichneten Dokumentation Citizenfour, sowie des Spielfilms Snowden von Oliver Stone. Darin wurde Greenwald vom schwulen Schauspieler Zachary Quinto gespielt.

In einem im Sommer veröffentlichten Artikel schrieb Glenn Greenwald nun, dass der brasilianische Justizminister Sergio Moro, einer der Schlüsselfiguren in Bolsonaros aktueller Regierung, unerlaubterweise einen Staatsanwalt kontaktiert habe, während der einen Korruptionsfall rund um den ehemaligen, brasilianischen Präsidenten Luis Lula da Silva und Petrobras untersucht hat. Dazu legte der Journalist einen Chat-Verlauf von Telegram als Beweis der sogenannten Operation Car Wash vor. Das mutmassliche Ziel damals offenbar neben der Aufklärung tatsächlicher Verbrechen: Den früheren Präsidenten Lula von einer dritten Amtszeit abzuhalten und damit vermutlich auch den Weg für Bolsonaro zu erleichtern. Bolsonaro wiederum sah diesen Artikel als einen Angriff gegen seine Person und die eines seiner Unterstützer. Die Reaktion des Präsidenten und seines Teams liess nicht lange auf sich warten und so schrieben sie, dass Greenwald und seine Online-Plattform auf einer Stufe mit kriminellen Hackern stehen. Doch er beliess es nicht nur bei diesen und weiteren, teils LGBTI+ feindlichen Beschimpfungen, sondern, er drohte auch gleich mit der Inhaftierung von Greenwald.

Mittlerweile hat Glenn Greenwald dem Guardian den Rücken gekehrt und betreibt zusammen mit Laura Poitras und Jeremy Scahill die Webseite Intercept Brasil, welche Nachrichten auf englisch und portugiesisch veröffentlicht. Dabei ist die Plattform vor allem dazu da, um Journalisten die Möglichkeit zu bieten um relevante Informationen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, ohne dass sie dabei finanzielle Repressalien befürchten müssen. So drehen sich viele Artikel rund um Justizmissbrauch, Korruption, die Verletzung von Bürgerrechten oder um soziale Ungerechtigkeiten. Dabei schreiben er und sein Team sowohl über Themen rund um Brasilien, aber auch weiterhin über die USA. Weiterhin versucht er zudem so ausgewogen wie möglich zu berichten und geht sowohl mit den Republikanern, als aber auch mit den Demokraten teils hart ins Gericht – gerade jetzt in solch unberechenbaren Zeiten rund um die Regierung Trump, in der auch die Opposition nicht immer die beste Falle macht.

Auf die eingangs erwähnte Reaktion von Greenwald hat Bolsonaro nicht mehr gross reagiert, dafür aber seine Anhänger umso schärfer: Seit sich der Präsident nämlich auf den schwulen Journalisten eingeschossen hat, wird dieser zusammen mit seiner Familie mit homophoben Botschaften und gar Morddrohungen überhäuft. Zudem hat die Regierung Bolsonaro auch eine Steuerprüfung von Greenwald und dessen Mann angeordnet, um wohl zusätzlich Druck aufzubauen. Dieser Fall entwickelte sich damit wohl zur ersten Prüfung darüber, wie es um die Pressefreiheit im Land steht, seit Bolsonaro das Ruder in Brasilien übernommen hat. Rückendeckung hat Greenwald in der Zwischenzeit vom Obersten Gericht erhalten, welches erklärte, dass jede Untersuchung gegen den Journalisten, welche in Verbindung mit dessen Recherchearbeiten stehen, gegen die brasilianische Verfassung verstosse. Zudem bestätigte der Supreme Court-Richter Gilmar Mendes, dass die Pressefreiheit eine wichtige Säule der Demokratie sei. Ob diese Haltung gegen den unberechenbaren Populisten Bolsonaro bestand hält, muss sich weisen...

MORDDROHUNGEN & CO.

Letztere Drohungen Bolsonaros fielen, als er gefragt wurde, ob Glenn Greenwald nach den neu eingeführten Richtlinien ebenfalls das Land verlassen müsse. Diese besagen nämlich, dass Ausländer ein Schnellverfahren zur Ausweisung erhalten, wenn sie als „gefährlich“ gelten oder die Verfassung verletzen. Bolsonaro entgegnete darauf nur, dass der Journalist zwar in den USA geboren wurde, aber in Brasilien wohne und mit dem brasilianischen Abgeordneten David Miranda verheiratet sei. Aber man könnte ihn vielleicht inhaftieren, ergänzte der Präsident weiter.

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Jacopo Sa Vor 560 Jahren kam Jacopo Saltarelli in Florenz zur Welt – und sein Name taucht noch heute gerne in historischen Romanen und Filmen auf, auch wenn eigentlich ziemlich wenig über sein Leben bekannt ist. Doch Jacopo war damals in spektakuläre Prozesse involviert, darunter einer wegen sexuellen Handlungen mit niemand geringerem als Leonardo Da Vinci... Es war ein Prozess, der weit über die Grenzen der Stadt Florenz für Aufsehen sorgte. In dessen Mittelpunkt stand der damals 17-jährige Jacopo d’Andrea Saltarelli. Er war zusammen mit Leonardo da Vinci und drei weiteren Männern angeklagt, sich mit homosexuellen Handlungen vergnügt zu haben. Woher die Anschuldigungen kamen, ist nicht bekannt, denn damals war die Denunziation ein gängiges Mittel in Florenz. Die Oberen der Stadt liessen dazu in der Nähe des Palazzo Vecchio einen sogenannten Tamburo aufstellen, in welchen Briefe mit – zumindest zum Teil - anonymen Anschuldigungen eingeworfen werden konnten. Ein ebensolcher Brief wurde auch im Jahr 1476 eingeworfen, und diese Beschuldigungen reichten aus um neben Leonardo da Vinci auch noch Bartolomeo di Pasquino, welcher wie Jacopo als Goldschmied arbeitete, sowie Baccino, ein Schneider, und Lionardo de Tornabuoni, zu verhaften und ins Gefängnis zu stecken. Sie alle sollen sexuelle Handlungen am jugendlichen Jacopo vorgenommen haben. Neben da Vinci, barg gerade auch der Name Lionardo de Tornabuoni ziemlich viel an Brisanz, stammt er doch der berühmten Aristokratenfamilie Tornabuoni ab. So war er der Neffe von Lucrezia Tornabuoni, einer bekannten Dichterin und Ehefrau des Bankiers und florentinischen Politikers Piero di Cosimo de’ Medici, welcher von 1464 bis 1469 Parteityrann von Florenz war. Jacopo Saltarelli selber war den Behörden bereits ein Begriff, denn nur kurze Zeit vor den neusten Anschuldigungen, im selben Jahr, wurde er bereits der gleichgeschlechtlichen Handlungen verdächtigt.

------------------------------------------------------------------------------Beweise für die Handlungen mit Da Vinci und den anderen Männern existierten ebenso wenig wie es Zeugenaussagen gab, doch das öffentliche Interesse war gross. ------------------------------------------------------------------------------Gleich zweimal wurde die Angelegenheiten innerhalb von zwei Monaten vor den Behörden verhandelt, das erste Mal am 9. April 1476, doch durch die Fürsprache der Familien der Angeklagten, sowie auch durch die Unterstützung durch Leonardo da Vincis Freund und Lehrer, Andrea del Verrocchio, wurde die Klage gegen die Männer schliesslich fallen gelassen und sie wurden nach zwei Monaten wieder aus dem Gefängnis entlassen. Schlussendlich soll es ein reiner Formfehler gewesen sein, welcher dazu geführt haben soll, dass die Anklagen fallen gelassen wurden: Die Anschuldigungen waren nämlich nicht unterzeichnet. Damals konnten Anschuldigungen wegen homosexuellen Handlungen zwar im Geheimen erhoben werden, aber eben nicht anonym. Anderen Quellen zufolge soll der einflussreiche Lorenzo de’ Medici, welcher mit dem Angeklagten Lionardo de Tornabuoni verwandt war, seine Finger im Spiel gehabt haben, um die Klage in Luft auflösen zu lassen. Nur kurze Zeit später, am 7. Juni, wurden die selben Anschuldigungen erneut gegen die fünf Männer erhoben, doch auch diesmal wurde die Klage wieder fallen gelassen. 12


altarelli

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Eine Affäre, welche ganz Florenz erschüttert hat.

... das Model und Stricher soll ein Liebhaber von Da Vinci gewesen sein ... Die fünf Männer hatten grosses Glück, denn theoretisch gesehen war Homosexualität damals ein sehr ernsthaftes Verbrechen, welches kurze Zeit später gar mit dem Tod bestraft werden konnte. Doch trotzdem waren solch drastischen Strafen relativ selten, da die Beweisführung enorm schwierig war. Es gab Historikern zufolge pro Jahr rund 130 Anklagen diesbezüglich, rund ein Fünftel davon wurde für schuldig befunden. Es gab nur sehr wenige Exekutionen, vielmehr wurden die „Täter“ ins Exil geschickt, öffentlich gedemütigt, mit einem Branding bestraft oder mit einer Geldstrafe belegt. Doch trotzdem: Die gleichgeschlechtliche Liebe war damals weit verbreitet und bis zu einem gewissen Grad sogar toleriert.

STRICHER AUS EINER NOBLEN FAMILIE

Wer die Männer um da Vinci angeschwärzt hat, ist nicht bekannt, doch der Denunziant dürfte aus dem Viertel, indem die Angeklagten lebten, stammen. In seinem Brief, der heute noch vorhanden ist, gibt er nämlich zahlreiche Details bekannt, wie die Männer gekleidet sind, wo sie arbeiten und mit wem sie wo wohnen. Da die Anschuldigungen anonym eingegangen sind, wäre es laut Historikern durchaus auch denkbar, dass es beispielsweise ein anderer Goldschmied, ein Konkurrent, gewesen sein könnte. Dabei lag der Fokus auf Paolo di Giovanni Sogliani, welcher neben seinem Beruf als Goldschmied auch noch Maler war, und also auch Leonardo da Vinci als Konkurrent angesehen haben könnte. Leonardo da Vinci dürfte Jacopo wohl über seine Kunst kennengelernt haben, denn der Jugendliche ist wohl in jenem Viertel aufgewachsen, indem da Vinci selber lebte und arbeitete. Jacopo wohnte damals noch mit seinem Bruder Giovanni zusammen und arbeitete nicht nur als Goldschmied in der Via Vacchereccia, sondern er verdiente sich auch als Malermodell noch etwas dazu.

Zudem soll er auch der Prostitution nachgegangen sein. Doch trotzdem: Jacopo entstammt eigentlich einer noblen Familie, der Saltarellis, welche im Mittelalter in Florenz durchaus eine gewisse Bekanntheit hatten. So etwa durch Simone Saltarelli, einem berühmten Geistlichen des dominikanischen Ordens. Noch heute ist in Florenz zudem der Turm der Saltarellis, der damalige Wohnsitz der Familie, zu sehen. Ob Leonardo Da Vinci aber tatsächlich homosexuell war, lässt sich nur schwer beweisen. Obwohl er Hunderte von Seiten an Briefen und Texten zurückliess, finden sich kaum Details zu seinem Privatleben oder zu seiner Sexualität. Einige Historiker sehen ihn klar als homosexuellen Mann, andere vermuten zwar homosexuelle Tendenzen, aber genauso gut sei es möglich, dass er enthaltsam gelebt habe – zumindest nach dem aufsehenerregenden Prozess im Jahr 1476. Dieser Ansicht war auch der bekannte Psychoanalytiker Sigmund Freund, welcher viele Schriften von Da Vinci las und zum Schluss kam, dass dieser zwar latent homosexuell gewesen sei, seinen Neigungen aber nicht nachging. Gerade in Verbindung mit Leonardo da Vinci, dessen Todestag sich 2019 zum 500. Mal jährte, ist Jacopo Saltarelli zu einer beliebten, historischen Romanfigur geworden. Sei es bei Dan Brown, bei Charles Nicholl oder Maike Vogt-Lüerssen, sie alle haben das Leben des jungen Mannes in ihre Bücher einfliessen lassen. Doch auch in der britisch-amerikanischen Historienserie Da Vinci’s Demons hat Jacopo eine wichtige Rolle inne – gespielt wird er dabei von Christopher Elson. Besonders weil so wenig Fakten vorliegen, und weil vieles im Ungewissen ist, eignet sich sein Leben und die Vorkommnisse von damals bestens, um daraus immer neue Geschichten zu spinnen und damit etwas mehr zum Mythos des Jacopo Saltarelli beizutragen... 13


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... immer up to date unter www.gay.ch/parties ...

Party-Agenda OKTOBER 19 ______________ Fr.04.10.19, 23h BOYTESCHEMA An der Kick-Off-Party Anfang Monat übernimmt der Kölner DJ und Produzent DjCK das musikalische Zepter. Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------Sa.05.10.19, 21h KIKI @ The Circus Erstmals schliessen sich Kiki und Naturklang zusammen und laden zur Afterparty im prickelnden Circus Ohlala. Circus Ohlala, Air Force Center, Überlandstrasse 255, 8600 Dübendorf ---------------------------------Sa.05.10.19, 22h KING KONG Das Label begibt sich diesmal auf einen Trip in den fernen Osten und besucht - thematisch gesehen - das Land des Lächelns. Dynamo, Wasserwerkstrasse 21, 8006 Zürich ---------------------------------Sa.05.10.19, 23h PROM NIGHT: Cher Kurz bevor Cher das Zürcher Hallenstadion besucht, widmet das Heaven der Galionsfigur der Popgeschichte eine Prom Night... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------Fr.11.10.19, 23h KIKI Nach dem aufregenden Ausflug in den Ohlala-Zirkus macht sich Kiki wieder in ihrer angestammten Heimat beim Albisriederplatz breit... Frieda‘s Büxe, Friedaustrasse 23, 8003 Zürich ---------------------------------Fr.11.10.19. 23h JAGDFIEBER Wenn sich die Blätter langsam goldig färben, ist es ein untrügliches Zeichen, dass der Herbst vor der Türe steht. Das Heaven feiert dies mit der Jagdfieber. Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ----------------------------------

Sa.12.10.19, 22h BOYAHKASHA! Glow Boyahkasha lädt zur Neon Party und holt wieder zahlreiche internationale Acts nach Zürich: Envy Peru und Peter Darling kommen aus Amsterdam, Devine Darlin gar aus Toronto, Prince JayJay aus London und Destiny Drescher aus Berlin. Plaza, Badenerstrasse 109, 8004 Zürich ---------------------------------Sa.12.10.19, 23h MILK Diese Nacht gehört der Generation Z – den jüngsten Nachtschwärmern. Der Club ist dazu bereits für alle ab 16 Jahren geöffnet... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------Fr.18.10.19, 23h HELL’s KITCHEN Das Heaven mutiert zur sündigen Partyhöhle: Ein heisser Ritt auf der dunklen Seite erwartet Dich... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------Sa.19.10.19, 23h BOOM BOOM 90s Das C’est LAUT 90s DJ Team gesellt sich in dieser Nacht an die Plattenteller und liefert all die Top Hits aus diesem Jahrzehnt... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------Fr.25.10.19, 23h NIGHT OF THE WALKING DRAG Wenn Schneewittchen auf Godzilla trifft, dann muss Halloween sein: Zu Besuch ist dazu die Berliner Drag Queen Charlet C. House. Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich --------------------------------Sa.26.10.19, 23h ONE NIGHT IN HEAVEN Feire eine Nacht im Himmel, denn eines ist klar: Heaven Is A Place On Earth! Sound gibt’s von DJane Käry aus Frankfurt. Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ----------------------------------

NOVEMBER 19 ______________ Fr.01.11.19, 23h BEHAVE - Anything but Straight: Nach dem Techtelmechtel mit der Kiki nimmt die Behave die Büx wieder alleine unter ihre Fittiche... Frieda‘s Büxe, Friedaustrasse 23, 8003 Zürich ---------------------------------Fr.01.11.19, 23h BOYTESCHEMA Mach Dich auf die Jagd nach deinem BOYteschema: DjCK aus Köln begleitet Dich mit seinem Sound... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------Sa.02.11.19, 23h aera AUF DER JAGD Das Hive rüstet sich wieder zur Aera Jagdparty: Im Keller werden Strumberg, Jesse Jay und Marc Fuhrmann spielen, und in der Tanzstube haben Martin Rapp, Alex Dallas und San Marco das Sagen.... Hive, Geroldstrasse 5, 8005 Zürich ---------------------------------Sa.02.11.19, 23h DISCO BLOODBATH Das Halloween Happening im Heaven erreicht an diesem Samstag seinen Höhepunkt, und dies mit passender Deko und verkleideten Gestalten. Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------Sa.02.11.19, 22h PURPLEMOON Das ideale Ambiente für eine gruselige Halloween Party bietet die Alte Kaserne im Zürcher Kreis 4 nur wenige Minuten vom Hauptbahnhof entfernt. Alte Kaserne, Kanonengasse 16, 8004 Zürich --------------------------------Fr.08.11.19, 22h angels BLACK OUT Jose Jones und Amadeo Barcelona werden für das offizielle Opening des Black Party Weekends im Bronx Club, dem ehemaligen Les Garçons, an den Decks stehen. Bronx Club, Kernstrasse 60, 8004 Zürich ---------------------------------Sa.09.11.19, 22h angels BLACK PARTY Phoenix war ein wunder-

schöner Vogel mit aussergewöhnlicher Kraft, und genau in dessen Zeichen steht die Black Party 2019: Internationale DJs, 3 Floors und 8 Gogo Boys machen den Anlass zum Riesen-Event... Xtra, Limmatstrasse 118, 8005 Zürich ---------------------------------Sa.09.11.19, 23h MILK Das Heaven ist stolz mit dieser Ausgabe von Milk die No Stigma HIV-Initiative während der Europäischen Aids Konferenz in der Schweiz zu unterstützen: Sei positiv! Denk positiv! Tanz positiv! Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------So.10.11.19, 06h angels BLACK AFTER Wer nach dem Mainevent im Xtra noch nicht genug hat, der findet im Chillis die offizielle Afterparty mit sexy Barman, Gogo Dancers und Porn Star... Chillis, Müllerstrasse 92, 8004 Zürich ---------------------------------Fr.15.11.19, 23h BALKAN GAY NIGHT Wenn es draussen kalt ist, heizt Dir eines der heissesten Labels im Heaven mächtig ein: Egal ob mit oder ohne Wurzeln auf dem Balkan, egal ob gay oder nicht... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------Sa.16.11.19, 23h BOYAHKASHA! Black Label Immer wenn Boyahkasha im Heaven zu Besuch ist, heisst es Back To The Roots, nämlich zurück zu R’n’B und HipHop... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------Sa.16.11.19, 23h NOW Nach dem gelungenen Opening im September geht Now Mitte November in die zweite Runde: Ein farbenfroher, bunter Ort wird damit erneut zum Leben erweckt. Laborbar, Schiffbaustrasse 3, 8005 Zürich ---------------------------------Fr.22.11.19, 23h ONE NIGHT IN HEAVEN DJ U-Go-Boy aus Köln steht in dieser Nacht an den Decks und begleitet Dich bis weit in

den Sonntag hinein... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------Sa.23.11.19, 23h HELL ON HEELS DJ Nicki Dynamite ist in dieser Nacht die Anführerin aller Drag Queens, welche das Heaven zur Hell on Heels entern werden... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------Sa.23.11.19, 23h KIKI @ Luzern Kiki wird erneut flügge und besucht nach dem letzten Frühling ein weiteres Mal das Uferlos in Luzern – bahnt sich da eine Freundschaft Plus an? Uferlos, Geissensteinring 14, 6005 Luzern ---------------------------------Fr.29.11.19, 23h SISSY THAT WALK Die Party für alle Nightclubber, Celebrators, Funseeker, Social Lions und Club Kids: Der Dancefloor wird zum Laufsteg... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------Sa.30.11.19, 23h 6 Jahre DUDECUTE! Süsse Dudes und beste Musik: Die Dudecute feiert ihren Geburtstag und für das musikalische Happy Birthday zeichnet sich Alessandro Caruso aus Wien verantwortlich... Heaven, Spitalgasse 5, 8001 Zürich ---------------------------------Sa.30.11.19, 22h KING KONG Gut gebrüllt: King Kong bittet zum Tanz im Dynamo – wieder mit einem Pop und einem Electro Floor. Dynamo, Wasserwerkstrasse 21, 8006 Zürich ---------------------------------Sa.30.11.19, 22h SUNDAY TRASH REVIVAL Die Sunday Trash lädt zum bereits dritten Revival in die Labor Bar – aber nicht wie früher an einem Sonntag, sondern an einem ausgehfreundlichen Samstag. Laborbar, Schiffbaustrasse 3, 8005 Zürich ----------------------------------

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Kino-Hi MEDIENPARTNERSCHAFT Do. 07. bis Mi. 13. November 2019

QUEERSICHT Das Berner LGBTI+ Filmfestival, das Älteste der Schweiz, geht in diesem Jahr mit seiner 23. Ausgabe an den Start... Seien es Dokumentar-, Kurz- oder Spielfilme, Queersicht bietet Dir auch 2019 wieder einen spannenden Einblick ins queere Filmschaffen und präsentiert cineastische Höhepunkte, welche nur sehr selten den Weg ins Mainstream-Kino finden. Im Rahmen des Festivals wird auch bei der 23. Ausgabe wieder die Rosa Brille, der Publikumspreis, für den beliebtesten Kurzfilm 2019 verliehen. Dazu sind die Zuschauer gefragt, ihre Stimme an ihren Liebling abzugeben.

gay.ch freut sich ausserordentlich auch in diesem Jahr wieder einen Film präsentieren zu dürfen: Socrates von Alexandre Moratto feierte im September des vergangenen Jahres seine Premiere am Los Angeles Film Festival und tourt nun rund um den Globus. Dabei ist es sowohl das Drehbuch- wie auch das Regiedebüt von Moratto, doch auch sonst ist der Film alles andere als gewöhnlich. Socrates wurde nämlich nicht nur mit einem Mini-Budget von gerade einmal etwa 20‘000 Schweizer Franken lanciert, sondern, die Rollen wurden mit Teenagern aus einem Sozialprojekt in Sao Paulo besetzt, wo der Film auch spielt, am Rand der Megametropole. Nach dem überraschenden Tod seiner Mutter, ist der 15-jährige Socrates plötzlich auf sich allein gestellt. Er muss sich selber über Wasser halten und daneben auch noch mit der Trauer um seine Mutter fertig werden. Hinzukommt, dass der Teenager zudem noch mit sich selber hadert, mit seinem Schwulsein. Da sich die frühere Arbeitgeberin seiner Mutter weigert, ihm den restlichen Gehalt auszubezahlen, kann er alsbald auch die Miete nicht mehr bezahlen. Doch trotz dieser widrigen Umstände gibt er seine Hoffnung auf ein besseres Leben nicht auf. Von der New York Times zum Kritiker-Tipp ernannt, von der Los Angeles Times als ergreifendes und nötiges Debüt gelobt, wurde Socrates auch bereits an zahlreichen Filmfestivals mit Preisen ausgezeichnet. Besondere Erwähnung fand dabei auch Christian Malheiros, welcher mit seinem Debüt bei den Independent Spirit Awards als Bester Hauptdarsteller neben Grössen wie Joaquin Phoenix und Ethan Hawke nominiert war. Zudem kam der Film auch auf die Shortlist für den offiziellen Beitrag Brasiliens für die Oscars...

von Ari Aster Regisseur von Hereditary

Diverse Veranstaltungsorte in der Stadt Bern Tickets und Infos: www.queersicht.ch

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JETZT IM KINO

ascot-elite.ch


ighlights

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... mehr Kino-Tipps: www.gay.ch/film ... Neue Kino-Perlen & Queersicht-Festival

MIDSOMMAR Wohl von allen amerikanischen Gay Blogs durchdiskutiert, kommt mit Midsommar ein Film in unsere Kinos, der es in sich hat: Es ist der bereits zweite Horror-Thriller von Hereditary-Regisseur Ari Aster, angesiedelt diesmal im Rahmen der Feierlichkeiten des Mittsommerfests. Eine Gruppe von Freunden plant eine Reise durch Schweden, und dabei wollen sie auch an den Feierlichkeiten zu Midsommar teilnehmen. Dazu besuchen sie ein kleines Dorf, welches nur alle neunzig Jahre für neun Tage einen heidnischen Kult feiert. Langsam wird ihnen klar, dass es dabei nicht nur um Blumen und weisse Trachten geht, sondern, dass sich ihr Besuch dort in einen düsteren Horrortrip mit allerlei bizarren und grausamen Ritualen verwandelt... Kinostart: 03. Oktober 2019 ...................................................................................................

DEM HORIZONT SO NAH Ihr Leben ist völlig unbeschwert und sie blickt voller Zuversicht in die Zukunft. Als Jessica eines Abends aus geht, lernt sie Danny kennen und schnell entwickeln sich erste Gefühle. Danny ist aber nicht nur äusserst charmant, selbstbewusst und gut aussehend, sondern er verbirgt auch ein schreckliches Geheimnis. Langsam öffnet er sich und vertraut Jessica die Traumata aus seiner Vergangenheit an. Kann nun noch etwas aus einer gemeinsamen Zukunft werden? Denn so, wie es sich Jessica vorgestellt hat, wird es keinesfalls sein können... Jessica Koch veröffentlichte 2016 ihre autobiografische Danny-Trilogie, und alleine der erste Teil, „Dem Horizont so nah“, entwickelte sich mit über 800‘000 verkauften Exemplaren im Nu zum Bestseller. Nun wurde dieser Roman mit Luna Wendler und Jannik Schürmann verfilmt... Kinostart: 10. Oktober 2019 ...................................................................................................

EASY LOVE Eine neue Form von Authentizität und viel Raum für Intimität, denn bei diesem Film steht eines im Vordergrund: No Actors, No Scripts, No Fake Emotions. Die Generation Y ist kreativ, hedonistisch und egozentrisch, und genau diese Generation steht im Fokus von Easy Love, dem Eröffnungsfilm von Perspektive Deutschland der Berlinale 2019. Begleitet werden sieben Männer und Frauen zwischen 25 und 45 auf der Suche nach dem Glück. Individualität und Ungebundenheit stehen bei ihnen im Vordergrund, doch dies geht auch mit Desillusionierung und Einsamkeit einher. Oft auf Irrwegen, manchmal auf der Couch beim Therapeuten, manchmal in den Armen der grossen Liebe, das Leben der Portraitierten könnte kaum unterschiedlicher verlaufen... Kinostart: 24. Oktober 2019

ICH WAR NOCH NIEMALS IN NEW YORK Nach der Musicalbühne wird nun die Kinoleinwand erobert – natürlich wieder mit allen Udo Jürgens-Hits und einem Cast, das sich sehen kann. Heike Makatsch und Moritz Bleibtreu sind ebenso mit von der Partie wie Uwe Ochsenknecht und Katharina Thalbach, sowie Andreja „Fräulein“ Schneider von den Geschwister Pfister. Eigentlich steht bei Lisa Wartberg die Karriere immer ganz zuvorderst, bis ihre Mutter einen Unfall hat und seither unter Gedächtnisverlust leidet. Im Krankenhaus kann sie sich einzig daran erinnern, dass sie noch nie in New York war, und kurzerhand lässt die rüstige Rentnerin nichts unversucht um an Bord eines Kreuzfahrtschiffes in Richtung USA zu kommen. Lisa nimmt die Verfolgung auf und alsbald finden sie sich als blinde Passagiere auf der MS Maximiliane wieder... Kinostart: 17. Oktober 2019

ASK Dr. RUTH Let’s Talk About Sex: Unverblümt und freimütig, offen und ihrer Zeit schon immer voraus. Der Film erzählt äusserst fesselnd, emotional und witzig die unglaubliche Lebensgeschichte der heute 91-jährigen Ruth Westheimer. In Deutschland geboren, wurde sie von ihren Eltern, welche im Holocaust ums Leben kamen, 1939 als kleines Mädchen in die Schweiz geschickt, wo sie bis 17 in einem Kinderheim lebte. Darauf studierte sie erst in Paris, dann in New York Psychologie und Soziologie. Auf eine Radiosendung folgten eigene TV-Shows und bald wurde sie zur gefeierten Kultfigur. Sie bezog immer klar Position, stellte sich homophoben Argumenten rund um das Thema Aids vehement entgegen und lancierte nicht zuletzt eine breite Gender-Debatte... Kinostart: 17. Oktober 2019

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BühnenFreitag, 25. Oktober 2019, 20 Uhr

DANIEL CAESAR Neben seinem Sound, inspiriert von Soul und Gospel, ist es vor allem aber auch seine Stimme, welche den Zuhörer in seinen Bann zieht: Er vermittelt ein wohlig warmes Gefühl, und singt sich mit sanftem Timbre mitten ins Herz. Die Rede ist vom kanadischen Grammy-Gewinner Daniel Caesar.

TIM BENDZKO Das neue Album FILTER

Mit seiner grandiosen Live-Band besucht er Ende Oktober Zürich – ein Datum, welches es dick in der Agenda anzustreichen gilt.

ab 18.10.19

X-tra, Limmatplatz, 8005 Zürich Tickets und Infos: www.gay.ch/kultur und www.mainlandmusic.com

26.05.2020 LIVE IN CONCERT // HALLE 622, ZÜRICH

Donnerstag, 28. November 2019, 20 Uhr

SNARKY PUPPY Vom Attribut des Geheimtipps hat sich das Jazzkollektiv schnell gelöst und heute sind Snarky Puppy in aller Munde: Mit einem Grammy geehrt und von Musikern wie Erykah Badu und Snoop Dogg verehrt und gar mit Gastauftritten geadelt, kommt die grosse Band im November 2019 endlich wiedermal in die Schweiz. Bei ihren Konzerten mischen sie gekonnt Funk mit Samba, und Electronics mit Urban-Jazz und schütteln alles nochmals völlig durcheinander. Die Direktheit der funky Seventies trifft auf die Coolness der Retro-90er, alles ist im Fluss und in Bewegung. Volkshaus, Helvetiaplatz, 8004 Zürich Tickets und Infos: www.gay.ch/kultur und www.allblues.ch 04. März bis 13. April 2020

BODYGUARD – DAS MUSICAL Unvergessliche Songs, grosse Gefühle, atemberaubende Spannung und dies alles mit einem spektakulären Bühnenbild und einem fantastischen Ensemble. Nach der Leinwand hat Bodyguard auch die Musicalbühne rund um den Globus erobert. Vier Millionen Besucher haben die packende Lovestory bereits live in zwölf Ländern gesehen. Ab Anfang März und bis Mitte April besucht das Musical nun im englischen Original das Zürcher Theater 11 – und klar auch mit all den grossen Whitney-Hits wie Wanna Dance With Somebody, All The Man That I Need, I’m Every Woman und natürlich I Will Always Love You... Theater 11, Thurgauerstrasse 7, 8050 Zürich Tickets und Infos: www.musical.ch Bild: © Nilz Boehme

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-Zauber

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... mehr Kultur-Tipps: www.gay.ch/kultur ... Kultur-Tipps: 4 Konzerte & 1 Musical

MEDIENPARTNERSCHAFT Montag, 09. Dezember 2019, 20 Uhr

SOFI TUKKER Er heisst Tucker Halpern, sie Sophie Hawley-Weld und gemeinsam nennen sie sich Sofi Tukker: Nach dem ausverkauften Gig im vergangenen Jahr kehrt das House- und EDM-Duo im Dezember nach Zürich zurück... Man plant sich sein Leben, hat Träume, man eifert ihnen nach, man möchte sie erfüllen: So auch Tucker Halpern. Doch dann kam irgendwie alles anders. Er sah sich schon als Basketballspieler, als ihn eine Krankheit während acht Monaten ans Bett fesselte. Sein grosser Traum ist geplatzt. Doch wo sich Türen schliessen gehen neue auf, und so machte er statt dem Sport kurzerhand Musik zu seiner grossen Leidenschaft. Als er dann während einer Kunstausstellung auf Sophie Hawley-Weld traf, stimmte die Chemie von Beginn weg und die Beiden gründeten ihr gemeinsames Projekt Sofi Tukker. Sophie war schon lange Feuer und Flamme für die Musik: Sie sang in Chören, spielte Schlagzeug und schrieb Songs. Ein ganz anderer Weg hin zur Musik also als Tucker. Dass Leidenschaft verbindet, ist bekannt, und so stellten sie sich ins Studio, tüftelten an ihrem ureigenen Sound und mit „Drinkee“ präsentierten sie nur wenige Monate nachdem sie sich kennengelernt haben, ihren ersten Track. Fortan ging es rund: Der Song verbreitete sich in Windeseile viral und schon bald füllten sie die grössten Tanzflächen. Mitschuld dafür dürfte wohl auch der Werbespot für die Apple Watch gewesen sein, wofür der Song benutzt wurde. Im April 2018 ist mit Treehouse ihr erstes Album erschienen und erneut blieb kein Fuss still stehen. Nun kehrt das Duo zurück in die Härterei und dies auch mit neuem Sound im Gepäck: Put Your Dancing Shoes On... Mäx (ex-Härterei), Hardstrasse 219, 8005 Zürich Tickets und Infos: www.gay.ch/kultur oder bei www.gadget.ch Bild: © Ekaterina-Belinskaya

MEDIENPARTNERSCHAFT Freitag, 22. November 2019, 20 Uhr

MIKA Wie kaum ein anderer weiss Mika sein Publikum in den Bann zu ziehen. Am 22. November kehrt der geborene Performer endlich nach Zürich zurück... und wetten, dass er uns auch diesmal wieder mit einer farbenfrohen Popshow verzaubern wird! Ob mit Grace Kelly, Relax, Take it Easy oder Underwater, Mika krallte sich mit seinen Ohrwürmern nicht nur während Monaten in den internationalen Charts fest, sondern auch in unseren Ohren und Herzen. Das Energiebündel mit britisch-libanesischen Wurzeln hat sich seine ganz eigene, fantasievolle Musikwelt geschaffen, mal zuckersüss, mal leicht melancholisch, aber immer ganz persönlich und berührend. Auch seine neusten Songs, welche er in diesem Jahr veröffentlicht hat, lassen wieder aufhorchen, insbesondere Sanremo, welcher doch glatt von George Michael stammen könnte. Nicht nur wegen seiner Fünf-Oktaven-Stimme erinnert er an Freddy Mercury, sondern auch mit seinen Auftritten: Er beweist immer wieder aufs Neue, dass er für die Bühne geboren und ein wahrer Entertainer ist. Mal theatralisch, mal schon fast dramatisch sind seine Gigs, und davon kannst Du dich am 22. November einmal mehr überzeugen, dann steht Mika nämlich im Komplex 457 in Zürich auf der Bühne - Feelgood-Stimmung ist erneut garantiert. Komplex 457, Hohlstrasse 457, 8048 Zürich Tickets und Infos: www.gay.ch/kultur oder bei www.goodnews.ch 19


TICKETS & INFOS: STARTICKET.CH | LUCAMUSIC.CH | MAINLANDMUSIC.COM

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Tamara‘s AbschiedsGedanken zum Ableben vom T&M-Vater und Team-Kollegen Roger Pfändler. Lieber Roger, Nun hast Du uns also verlassen. Das schmerzt und macht mich sehr traurig, aber ich verstehe Dich. Leben Einfach Leben, das wolltest Du eigentlich nach dem T&M. Mehr Zeit mit Deinem Mann Michael verbringen. Ich weiss auch, dass Du Dir oft gesagt hast, Chum Probiers Namal. Ich möchte Dir für all die tollen Jahre der fruchtbaren, intensiven und interessanten Zusammenarbeit danken. Was aus mir wurde und was ich bin, verdanke ich Dir, Deinem Vertrauen und Deinem Glauben an mich. Als Du 1987 mit der Idee einer Gay-Disco mit Show in Zürich zu Marisa und mir gekommen bist, dachten wir, Du seist verrückt. Aber wie immer hast Du uns überzeugen können, hast gesagt Gib Dir Eine Chance und hast mit kleinsten Mitteln was Grosses geschaffen. Was für 14 Monate geplant war, wurde ein 25-Jahre-Hit. Wer hätte das Gedacht? Ich danke Dir, dass Du mich auf diesen Weg mitgenommen hast. Viele sagten, wir seien bloss Deine Marionetten. Ich habe das nie so empfunden, ich weiss: wir waren ein tolles Team. Du hast unzählige Lieder für Marisa, mich und die anderen Artisten geschrieben. Lieder, die uns und unserem Publikum aus dem Herzen sprachen. Lieder, die die Seele erwärmten und traurige Menschen wieder fröhlich werden liessen. Das sind jetzt leider Tempi Passati. Es ist jetzt bereits Wochen, seit Du gegangen bist. Viele Stunden habe ich mit wässerigen Augen vor dem Computer verbracht beim Anhören der Lieder: unserer Lieder. Und Wenn Ich Einmal Nicht Mehr Bin, hast Du geschrieben, als wir erfuhren, dass Marisa krank war. Dieses Lied hat mir damals und auch heute sehr geholfen. Wenn es mir mal nicht Gut ging und ich Zweifel hatte, dann hast Du immer rasch ein Lied getextet, das

... persoenlich ...

Ade, Roger mir Rat gab und gibt. Danke auch dafür. Euses Dörfli – aus Deiner Feder wurde es zur Hymne des T&M. Keine Show in den späteren Jahren, wo es nicht als Zugabe verlangt wurde – und ich werde noch heute darauf angesprochen. Dankeschön für über 30 Jahre toller Zusammenarbeit. Du hast mich immer auf Augenhöhe behandelt. Du wolltest nie ins Rampenlicht, sondern warst froh, dass ich diesen Platz mit grosser Freude und Leidenschaft genutzt habe. Du hast es geliebt, durch das volle T&M zu gehen, um die Leute zu beobachten, wie sie Die Zeit geniessen – und niemand wusste, wer Du bist. Leben Ist Wunderbar, hast Du dann jeweils gesagt. Nicht mal am letzten Tag des T&M wolltest Du Dich auf der Bühne zeigen, aber ich weiss, dass Du stolz warst auf das, was wir erreicht hatten. Ich weiss nicht, ob wir Fründe Fürs Läbe waren. Du warst immer sehr zurückhaltend mit Persönlichem und Freundschaften. Aber ich weiss, dass wir die besten Geschäftsfreunde waren, die man sein kann. In all den Jahren hast Du mich immer mitgenommen, motiviert, ermuntert, angetrieben und beteiligt. Ich Werd Nie Vergässe am Tuntenball in Berlin, als ich einen halben Nervenzusammenbruch hatte, weil ich dachte, ich schaffe den Auftritt nicht. Du hast mich nur kurz angesehen und gefragt: Habe ich dich schon

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jemals hängen lassen? Nein, das hast Du nicht. Niemals. Danke. Ich Hab Gelernt Aufzustehen mit Deiner Hilfe. Auch in den letzten Jahren warst Du Jede Tag, Jedi Stund mit einem offen Ohr da, selbst wenn es dir selber nicht mehr gut ging. Lieber Roger, ich werde Dich und unsere Gespräche sehr vermissen. Du warst, bist und bleibst ein wichtiger Teil in meinem Leben. Erinnerung Bleibt war das letzte Lied, das Du für mich geschrieben hast. Es war das letzte, das im T&M gespielt wurde. Erinnerung Bleibt auch von Dir. Danke.

Tamara * Fett gedruckt sind Lieder-Titel die Roger schrieb. * Die Lieder sind auf Dropbox hinterlegt: https://kurzelinks.de/kf11 Fotos: Zirka 1999, von Tamara ZVG Anmerkung der Redaktion: Wir danken den Angehörigen von Roger, dass Tamara ihre Gedanken in unserer Zeitschrift veröffentlichen durfte.

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MIKA

meldet sich zurück!

Ernst Ostertag schaut auf den Verlust seines Partners Röbi Rapp zurück, auf die schönen Jahre und die schwierigen Zeiten des langsamen Abschieds, des selbstbewussten Sterbens, des Loslassens. Aber auch auf die Monate danach, als die neue Realität zu anderen Formen des Lebens führte und zugleich auch des Trauerns. „Am 26. August 2019 war es ein Jahr, seit Röbi gegangen ist. Das schwierigste Jahr von allen bisherigen. Aber es begann lange zuvor. Abschied in Raten, sehr bewusst. Immer wieder stellten wir fest: Letztes Jahr gehörte dies und jenes zum Programm, jetzt wäre das nicht mehr möglich; der Radius wird kleiner, aber schön, es ist immer noch einiges machbar; tun wir es! Dann wurden Spitalaufenthalte notwendig. Die Abstände dazwischen verkürzten sich. Röbi hatte Herzprobleme, zwei Infarkte, den ersten 2013, den zweiten 2015. Ein Jahr später kam die Leistung der Nieren dazu, sie ging langsam zurück. Die Zahl der diversen Medikamente stieg an. Röbi brauchte einen Rolator, dann gelegentlich den Rollstuhl. Den vor allem auf Reisen, die wir bis fast zuletzt noch machten, weil wir nicht klein beigeben wollten.

Ausnahme-Erscheinung und Multi-Talent Mika brilliert mit seinem neuen, fünften Album:

MY NAME IS MICHAEL HOLBROOK ab sofort als Download, Stream, CD und LP erhältlich!

Röbi und ich führten nie eine Ehe. Partnerschaft für alle, das war unser politisches Ziel. Gleiche Rechte für alle, so steht es in unserer schweizerischen Verfassung, eine rein juristische Frage. In unserer 62jährigen Partnerschaft waren ganz selbstverständlich beide gleichberechtigt. Streit hatten wir nie, nie fiel auch nur ein böses Wort. Wir waren beide harmoniesüchtig und sprachen offen aus, was wir dachten, tun wollten oder auch getan hatten. Und vor allem: wir lachten viel und hatten Spass an unseren Verschiedenheiten. Ja, wir führten eine humorvolle und auch offene Beziehung.

-------------------------------------------------------------------So kam es, dass wir im hohen Alter von 73 Jahren durch einen 43 Jahre jüngeren Italo-Schweizer überrumpelt wurden. Er hatte sich in uns verliebt. --------------------------------------------------------------------

Giovanni liess uns keine Zeit zum Überlegen. Mit ihm erlebten wir Neues und Verloren-geglaubtes kam zurück. Wir wanderten wieder in den Bergen, fuhren in seinem Wagen kreuz und quer durchs Land, durchstreiften Hügel und Wälder, entdeckten Flussläufe und entlegene Talschaften und begannen sogar Fussball am Fernseher zu verstehen und Freddie Mercury, Prince, Michael Jackson u.a. zu hören. Giovanni brachte uns die Neugier der Jugend zurück. Es war gegenseitig, auch von uns lernte er manches. 15 Jahre lang - bis zu Röbis Tod - führten wir eine Partnerschaft zu dritt, auch wenn Giovanni nicht bei uns wohnte. Als Röbi und ich am 1. Juli 2003 im Zürcher Stadthaus feierlich heirateten, also als erstes Partnerpaar offiziell registriert wurden im Beisein des Stadtpräsidenten und einer grossen Zahl von Freunden aus der Community und natürlich auch der Medien, da wurden wir vor Mikrofon und Kameras gefragt, wohin die Hochzeitsreise gehe. Ehrlich antworten konnten wir nicht. Denn die Hochzeitsnacht verbrachten wir zu dritt und die Reise war nach Thailand geplant, natürlich zu dritt. Es war unsere erste grosse Reise zusammen mit Giovanni. Eben, eine Ehe führten wir nie. INVEST IN YOUR HAIR. YOU WEAR IT EVERYDAY.

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Röbi starb selbstbewusst. Der letzte Befund im Spital war ein nicht mehr behandelbares Versagen der Nieren. Es blieb nur die palliative Medizin in einem Sterbehospiz. Die Steigerung der Linderungsmittel gegen die zunehmende Vergiftung würde zum langsamen Verlust der geistigen und charakterlichen Struktur der Persönlichkeit führen, erfuhr ich vom Pflegefachpersonal. Das wollte Röbi nicht. Wir waren seit Einbruch von Aids in der Schweiz Mitglieder von EXIT. Das war 1984. Nun war die Zeit gekommen. Röbi bat Giovanni und mich, alles


... persoenlich ...

Röbi‘s 1. Todestag Trauer – Vermissen – Erinnern – Weitergehen zu organisieren. Wir konnten ihn aus dem Spital nach Hause nehmen. Arzt und Pflege gaben uns Medis mit zur Linderung der Attacken von akutem Beissen am ganzen Körper. Es war ein bewegter Abschied. Dank dieser Medis schlief Röbi für einige Stunden und war danach für längere Zeit wie normal und ohne Krankheit. Giovanni kochte ein schönes Abendessen, Röbi genoss es beschwerdelos. Im Spital ass er nur noch einige Löffel Suppe. Dann schlief er in seinem Bett und sobald er unruhig wurde und zu kratzen begann, weckte mich Giovanni, der neben ihm schlief, sodass ich wieder eine Pille geben konnte. Am Morgen war er ganz munter und meinte, abends würde EXIT kommen, er möchte jetzt sein letztes Frühstück mit uns feiern samt Champagner und allem Drum und Dran. Das taten wir. Unser Freund Christian brachte Fleischwaren vom Bauernhof seiner Eltern. Wir hatten es fröhlich und heiter wie früher. Dann verliess uns Christian, Röbi war erschöpft und ging zurück ins Bett. Später im Nachmittag wollte er geduscht werden und sich gut anziehen. Dazu war Giovannis Hilfe nötig. Dann sassen wir zusammen, erinnerten uns gegenseitig an so viel Schönes, das wir gemeinsam erlebt hatten, nahmen uns in die Arme, weinten und waren auch wieder fröhlich. „Ich möchte euch ja nicht verlassen“, meinte Röbi, „aber dieser Körper kann nicht mehr; er ist am Ende. Es ist so traurig. Aber ich will nicht dahinsiechen ohne Verstand und Bewusstsein. Also ist jetzt die Zeit gekommen.“ Als dann die Dame von EXIT da war und wir uns ruhig ausgetauscht hatten, unterschrieb Röbi die Bezeugung, dass er aus freiem Willen sterben wolle. Noch später lag er im Bett in unseren Armen, nahm das Mittel und schlief still 16und schmerzlos ein. Schon vor Jahren hatten wir gemeinsam den Ort unseres Grabes bestimmt. Vom selten benutzten Landesteg stadtwärts der Fischerstube Zürichhorn sollte die Asche aus der Urne in den See geleert werden. Bei Spaziergängen am See erinnerten wir uns jeweils an diesen Wunsch und bestätigten ihn erneut. Denn der meist stille Ort ist wirklich schön mit weiter Sicht über den See und die Albiskette dahinter. Eine Woche nach Röbis Tod standen wir dort, Röbis Schwester, ein paar Verwandte, Giovanni und ich. Es war Sonntagabend, Gewitterwolken verdunkelten den Himmel, bald würde es wohl regnen. Wir waren allein und schwiegen, während die Asche langsam aus dem grossen Gefäss ins Wasser floss. Die Schwester liess eine Rose fallen, sie schwamm auf den blauvioletten zarten Wellen. Es war total still. Der Berg drüben fast schwarz. Wir blieben lange und sahen wie die untergehende Sonne zwischen Wolken etwas Licht durchscheinen liess. Es spiegelte sich auf dem See. Wir fassten uns an den Händen.

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Es dauerte viele Monate, bis ich erstmals wieder dort stehen konnte. Das Alleinsein in der Wohnung, wo auf Fragen keine Antwort kam, wo ich nicht mehr sagen konnte, was mich bewegte, mitteilen, was ich erlebt hatte, jetzt, nach einem Jahr habe ich mich daran gewöhnt.

Doch das Vermissen tief innen, es ist noch immer da, schneidend scharf wie eine Rasierklinge. Es wird nie mehr verschwinden oder ausgefüllt werden. Das ist nicht möglich. Der Verlust des Lebenspartners ist ein Halbiertwerden. Die eine Hälfte ist verschwunden. Und die andere Hälfte muss weiterleben. Eine Unmöglichkeit. Doch die Zeit tickt weiter. Mit ihr geht ein Hälftiger und tastet sich in die gänzlich andere, neue Realität, Schrittchen um Schrittchen. Nichts ist mehr, wie es war. Und die Gegenwart scheint sinnlos. Dennoch… Der Verstand weiss, ein Dennoch wird sein, muss sein. Ich habe das unglaubliche Glück, dass Giovanni denselben Verlust und das Vermissen in sich trägt, und dass wir uns gegenseitig stützen können und es auch tun. Drei Wochen nach Röbis Tod waren Giovannis längst geplante Ferien fällig. Röbi hatte mir noch gesagt, wenn er nicht mehr da sei, solle ich doch mit Giovanni fahren. Mir damals ein unmöglicher Gedanke. Giovanni nahm ihn wieder auf. Komm doch mit, Distanz von hier wird dir guttun. Die Weite der abgeernteten Lavendelfelder in der Provence wirkte wie Balsam. Wir blieben ein paar Tage. Später am Meer entdeckte ich, dass die Beine noch fähig waren zu längeren Wanderungen und wie befreiend wirkte die nach Pinien duftende Luft in den warmen lichten Wäldern. In ebenso duftenden Wäldern lagen wir tagelang, Röbi und ich, auf unserer „Hochzeitsfahrt“, der ersten gemeinsamen Reise im Sommer vor 62 Jahren, die wir im damals noch touristenlosen Griechenland verbrachten. Ja, die Erinnerungen waren da, aber hier blieben sie hell und froh. In der Provence fanden Giovanni und ich in eine neue Gemeinsamkeit, eine andere Dimension unserer bisherigen Beziehung. Es war ein Anfang, nicht ohne Röbi, sondern mit ihm, aber in anderer Form. Aus dem Schock und der Trauer wuchs eine Offenheit für Neues. Bis heute ist die Offenheit weiter gewachsen zur neuen, anderen und doch innigen Liebe. Hälftig bin ich geblieben, aber zusammen mit dem ebenfalls hälftigen Partner ist nicht ein Ganzes geworden, doch zwei eng verbundene Menschen, die die bisherige Dreiheit weiter in sich tragen. Röbi ist unsere verbindende Wurzel.“ 23


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L U N A J A N N I K

W E D L E R SCHÜMANN

AB 10. OKTOBER IM KINO

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INTERVIEW MIT CARLOS LEAL:

Seine Rolle bei der neuen „The L Word“-Staffel Interview: Luis / Foto: Philipp Jeker

Der Schweizer Schauspieler und Musiker Carlos Leal – unter anderem bekannt durch die Band Sens Unik – hat, nach James Bond, eine neue HollywoodRolle an Land gezogen. Er wird im Sequel der queeren Kultserie „The L Word“ an der Seite von „Flashdance“-Star Jennifer Beals spielen. Wir haben ihm zu seiner neuen Rolle ein paar Fragen gestellt. Von 2004 bis 2009 war „The L Word“ DAS TV-Highlight für die LGBTI+, und insbesondere für die lesbische Community. Nun wird die amerikanische Erfolgsserie mit der Original-Besetzung - Jennifer Beals, Katherine Moennig und Leisha Hailey – zu neuem Leben erweckt: Mit dem Titel „The L Word: Generation Q“. Neben den drei Hauptdarstellerinnen wird eine neue Generation von selbstbesessenen LGBTI+ Charakteren, Liebe, Herzschmerz, Sex, Rückschläge und Erfolge in L.A. erleben.

... Beau in L.A. ...

yeah!carLos

Wie ist es dazu gekommen, dass du bei L Word spielst? Dies ist einer dieser Glückfälle. Für diese Rolle musste ich nicht vorsprechen. Mein Agent verschickte mein Material und, sowohl der Showrunner, als auch der Casting Director, mochten meine Arbeit und gaben mir die Rolle. Leider passiert es nicht immer so, deshalb bin ich sehr dankbar für diesen Job und wie magisch er entstanden ist.

Was für einen Bezug zur LGBTI+ Community hattest du vor dieser Serie? Ich war schon immer von Künstlern umgeben. Ich habe zahlreiche Schwule und Lesben unter meinen Freunden gezählt. Drei der besten Freunde meiner Frau sind LGBTI+ Menschen. Für mich hat es nie einen Unterschied gemacht, welche sexuelle Orientierung ein Mensch hat, ich bin viel mehr daran interessiert, wie stark sein Herz und wie klug sein Verstand ist.

Welche Person wirst du sein und was ist die Geschichte hinter diesem Kerl? Ich spiele Rodolfo. Er ist ein manipulativer CEO eines Pharmaunternehmens. Er bemüht sich, das zu liefern, was seiner Meinung nach am besten für seine Familie ist. Seine Tochter Dani ist sein einziges Kind und er schützt sie sehr.

Was hat sich nach dem James Bond-Film an deiner Karriere geändert? Es gab mir eine Plattform, um eine internationale Karriere zu starten. Im selben Jahr war ich einer der zehn „Shooting Stars“ bei den Berliner Filmfestspielen, die von der Berlinale-Jury ausgewählt wurden, und ich hatte die Gelegenheit, Kontakt zu meinen deutschen und spanischen Agenten aufzunehmen. Eine Rolle in einem James Bond-Film ist immer sehr hilfreich in einem Lebenslauf. Vor Casino Royale war ich nur ein Schweizer Schauspieler, der eine Karriere im Ausland angestrebt hat. Nach Casino Royale habe ich wirklich angefangen, auf internationaler Ebene zu arbeiten.

Wie ist es für dich, mit Flashdance-Star Jennifer Beals zu spielen? Oh, für mich ist diese Geschichte ein Boomerang. Der Film Flashdance war definitiv der Auslöser meiner Leidenschaft für Breakdance und die gesamte Hip Hop-Kultur. Und wie man weiss, war Hip Hop der grösste Teil meines Lebens mit der Band Sens Unik. Mit der Schauspielerin zu spielen, die in Flashdance der grosse Star war, ist wie ein Geschenk des Schicksals. Neben Jennifer Beals sind auch viele sehr talentierte Leute an diesem Projekt beteiligt. Ein Projekt, das ich 2019 nicht nur für interessant, sondern auch für unerlässlich halte.

Vermisst du manchmal die Schweiz? Ja! Ich bin in Lausanne aufgewachsen und mit Sens Unik sind wir in fast jeder Stadt oder Dorf in der Schweiz aufgetreten. Ich muss sagen, dass ich dieses kleine Land sehr liebe, es ist meine Heimat. Das Brot, der Käse, die Seen, das Nachtleben, die Demut der Menschen und das kulturelle Wissen im Allgemeinen. Aber natürlich sind die Möglichkeiten als Schauspieler

in der Schweiz definitiv nicht die gleichen wie in einer Stadt wie Paris, Madrid oder Los Angeles. Apropos LA: Was macht das Leben in Los Angeles aus? Für mich ist das Beste daran, dass diese Stadt jedem gehört. Es wurde von Einwanderern für Einwanderer gebaut und man kann diese multikulturelle Atmosphäre in jeder Ecke der Stadt spüren. Das Wetter hilft auch, die Sonne ist in diesem Teil der Welt sehr präsent. Das Essen und die Musikszene sind crazy. LA ist ein gigantisches Sammelbecken mit Menschen aus der ganzen Welt. Ausserdem bin ich hier von meiner unglaublichen Frau Jo und meinen beiden herzigen Kindern Tyger und Elvis umgeben. Und mein Manager und mein Agent machen einen sehr guten Job für mich. Welche weiteren Projekte sind in naher Zukunft geplant? Ich arbeite an einem neuen Musikprojekt, das Ende des Jahres herauskommen wird. Ich habe mich schon immer für neue Musikgenres und elektronische Musik interessiert und ich freue mich schon sehr, einige neue Songs zu präsentieren. Ich kann der Musik nicht länger als ein paar Jahre ausweichen. Meine Liebe dazu ist zu stark. Es holt mich immer wieder zurück. ------------------------------------------------------„The L Word: Generation Q“ wird ab Herbst 2019 auf dem US-Sender Showtime zu sehen sein. -------------------------------------------------------

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... Andrew ... perfekt von Darren Criss gespielt ...

Andrew Cunanan Der Mörder von Versace wäre am 31. August 50 Jahre alt geworden. Für die, welche die Nextflix-Serie verpasst haben: Ein Einblick in die Versace-TV-Reihe.

Schon mal von The Assassination of Gianni Versace gehört, aber die Serie nie gesehen? So erging es unserem Gast-Autor. Er war von der Sendung so begeistert, dass er alle Folgen an einem Stück gesehen hat... Der Geburtstag des Mörders, 31. August 1969, ist die perfekte Gelegenheit für „Spätzünder“, sich die Serie endlich anzusehen. BEISPIELLOSE MORDSERIE

Der Mord an Gianni Versace und der riesige, weltweite mediale Rummel, welcher die Tat auslöste, ist das Thema der ersten Episode der 9-teiligen Netflix-Serie. Am 15. Juli 1997, als er von einem Zeitungseinkauf zurückkam, wurde Gianni Versace auf der Treppe vor seiner Villa „Casa Casuarina“ am Ocean Drive in Miami Beach erschossen. Sein langjähriger Lebensgefährte Antonio D’Amico wurde stundenlang verhört. Der Täter war der 28-jährige Stricher und Serienmörder Andrew Phillip Cunanan, der zu den vom FBI meist gesuchten Tätern gehörte und sich acht Tage später selbst die Kugel gab. In immer weiter zeitlich zurückgehenden Episoden wird das Leben von Andrew

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Cunanan und seine Mordserie aufgezeigt. Dies anhand von Erkenntnissen der Polizei und Aussagen von Freunden, Bekannten und Verwandten des Killers. Die Fehler der Polizei, welche im Umgang mit Schwulen so ihre Mühe hat, sind Teil der Geschichte. Der Täter hatte vorher schon vier Leute umgebracht, seine Identität war bekannt, er stand ganz oben auf der Fahndungsliste. Während seiner Zeit in Miami vor dem Mord an Versace wurde er zwei Mal aufgrund von Fahndungsfotos erkannt. Doch die Polizei kam zu spät oder ging dem Hinweis nicht nach. Zwei seiner weiteren Opfer waren ebenfalls Prominente. Einer war der erfolgreiche 72-jährige Chicagoer Baumagnat

Lee Albert Miglin. Der führte ein Doppelleben, wie es früher in wohlhabenden schwulen Kreisen oft vorkam. Seine Frau Marilyn Miglin, erfolgreiche Kreatorin und Verkäuferin von Parfüm und Kosmetika, die sie über Shopping-Kanäle im Fernsehen verkaufte, galt als „die Königin der Verjüngungskur“. Nach der Ermordung ihres Gatten weigerte sie sich konsequent, die schwulen Eskapaden und wahrscheinlich auch die sado-maso Vorlieben ihres Mannes einzugestehen, obwohl sie eine Ahnung davon haben musste. Selbstverleugnung bis zum Äussersten ist ihre Antwort auf die unbegreifliche Tat, welche ein weltweites Echo als bizarrer Mord fand. So auch in der zurückhaltenden Neuen Zürcher Zeitung (NZZ).


Ein weiteres prominentes Mordopfer war Jeff Trail, ehemaliger Offizier der US-Navy und Golfkrieg-Veteran. In einem Interview mit dem Journalisten Richard Schlesinger für das Magazin „48 Hours“ auf CBS über die US-Militär-Doktrin „Don’t ask, don’t tell“ sprach er über die schwierige Situation von Schwulen in der Armee. Etwa zur gleichen Zeit lernte er Andrew Cunanan kennen, der ihn in die Gay-Szene und wahrscheinlich auch in sado-maso Praktiken einführte. Zu den Mordopfer gehörte ebenso David Madson, ein junger, erfolgreicher Architekt, der eine Zeit lang eine sexuelle Beziehung zu Andrew Cunanan hatte. Durch Andrew Cunanan lernte David Madson auch Jeff Trail kennen und verkehrte wahrscheinlich eine Zeit lang mit ihm sexuell. Auch William Reese, Friedhofsgärtner, wurde zum Todeskandidat. Wahrscheinlich wurde er ermordet, weil Andrew Cunanan sein Auto stehlen wollte.

Andrew Cunanan hatte seine ersten schwulen Erfahrungen bereits sehr früh und verheimlichte dies auch nie vor seinen Klassenkameraden.

Mit 15 Jahren war er stämmiger als die meisten seines Alters. Da er zudem gute Manieren und ein Talent zur Verstellung hatte, konnte er ungehindert in der Schwulenszene von San Diego verkehren. Schon als Minderjähriger wurde ihm in den Bars Alkohol ausgeschenkt. 1987 machte er seinen Schulabschluss an der Bishop’s und wurde von seinen Klassenkameraden zur Person gewählt, die am ehesten einmal von sich reden machen würde: „Most Likely Not to Be Forgotten“. Im Abschlussjahrbuch schrieb er neben sein Bild nur „Après moi, le déluge“ (Nach mir die Sintflut). Auf Wunsch seiner Eltern begann er ein Geschichtsstudium an der University of California San Diego. Obwohl Cunanan mit einem IQ von 142 sehr intelligent war und im Alter von 21 Jahren sieben Sprachen fliessend beherrschte, interessierte ihn das Studium nicht. Er zog lieber nächtelang durch die schwulen Clubs auf der Suche nach Bettbekanntschaften. Schnell hatte er die Vorteile von älteren Liebhabern entdeckt. Durch sie bekam er ein teures Auto, Kreditkarten, Zutritt zu deren heimlichen Zweit-Apartments und Einladungen zu den Partys der High Society. Anfang 1997 hatte Andrew medizinische Symptome, die an das Anfangsstadium von AIDS erinnern. Er machte zwar einen Test, holte sich jedoch nie seine Ergebnisse ab, da er an eine Ansteckung glaubte. Bei der späteren Obduktion seiner Leiche wurde festgestellt, dass er HIV-negativ war. Dazu kam, er ging bereits auf die 30 zu. Er war nicht mehr der junge, hübsche

wohlerzogene Boy, den alle mochten. Er sehnte sich nach einem etwa gleichaltrigen Freund wie David Madson. Seine älteren, wohlhabenden Liebhaber erkannten dies und trennten sich von ihm. Dazu kam seine Eifersucht. Jeff Trail und David Madson trafen sich seiner Meinung nach hinter seinem Rücken.

EIN ENDE OHNE ANTWORTEN

Die letzte Episode der Serie zeigt die Jagd der Polizei nach Andrew Cunanan und wie er sich kurz vor der Festnahme selbst die Kugel gibt, mit derselben Pistole, mit der er auch seine Opfer tötete, gestohlen vom ehemaligen Offizier Jeff Trail. Was der Auslöser für diese beispiellose Mordserie war, kann man nur erahnen. War es Eifersucht, Hass, Neid, Rache? Hatte er mit dem Leben abgeschlossen? Wollte er sich mit dieser Mordserie ein Denkmal schaffen? Wir wissen es nicht! Eine absolut sehenswerte Fernsehserie: Die neun Episoden von „The Assassination of Gianni Versace“, oder die 8½ Stunden Film, gehen unter die Haut. Es ist ein „Must“ für das schwule Publikum. Nebst der Lebensgeschichte des Serienmörders werden auch das schwule Sein und Selbstverständnis thematisiert. Auf der einen Seite zeigt die Serie die glamouröse Welt eines der weltweit bekanntesten und berühmtesten Modedesigners, der seinen opulenten Reichtum zelebriert. Auf der anderen Seite ein junger, gut aussehender Mann aus eigentlich einfachen, ärmlichen Verhältnissen, der sich das Vertrauen wohlhabender Männer erschleicht. Die Serie zeigt aber auch die Verlogenheit und den Selbstbetrug mit dem schwulen Sein, sowie das Unverständnis der Allgemeinheit mit der Tatsache, dass Männer Männer lieben, dass schwule Paare oft in offenen Beziehungen leben und deftigen Männersex haben.

-------------------------------------------In der Art, wie die Polizei im Anschluss an den Mord mit Versaces Schwulsein umgeht, wie sichtlich unangenehm es den Beamten ist, Versaces Lebensgefährten Antonio D’Amico zu befragen, wie befangen und mit Vorurteilen beladen sie mit der Situation umgehen, zeigt, in welchem Spannungsfeld Schwule leben. -------------------------------------------Wir sehen aber auch die grenzenlose Selbstdarstellung und Sensationslust, die heute in den sozialen Medien fast alltäglich geworden sind: So sehen wir ein Möchtegernmodel, das die berichtenden

Reporter vor der Versace-Villa als Laufsteg-Publikum benutzt. Wir sehen eine Touristin, die ein Bild von Versace in sein Blut taucht, um ein Andenken der Extraklasse zu besitzen. Wir sehen einen Gaffer, der seine Polaroid-Foto vom Tatort für viel Geld verkaufen möchte. Wir lernen einen Andrew Cunanan kennen, der sein Selbstvertrauen daraus zieht, den grossen Macker zu spielen und damit anzugeben, wen er alles kennt. Und da ist sein Vater in seiner armseligen Hütte auf den Philippinen, der versucht, schon während der polizeilichen Jagd nach seinem Sohn, sich die Exklusivrechte seiner Lebensgeschichte zu sichern. „The Assassination of Gianni Versace“ ist mit den griechischen Tragödien aus der Antike und den Dramen Shakespeares in einer Reihe zu nennen.

TV-SERIE DER EXTRAKLASSE

Die Serie hat unzählige Awards bekommen. Unter anderem den Emmy-Award 2018 für „Outstanding Limited Series“, den Emmy-Award 2018 für die beste Regie in dieser Kategorie und Darren Criss die Auszeichnung für den besten Hauptdarsteller in dieser Kategorie. Die Fernsehserie überzeugt mit einer hervorragenden Kamera, professionellem Schnitt und einer guten, spannenden und grösstenteils auf Tatschen beruhenden Story. Eindrückliche Performance von Darren Criss als Andrew Cunanan. Ebenfalls bemerkenswert Penélope Cruz als Donatella Versace, Édgar Ramírez als Gianni Versace, Judith Light als Marilyn Miglin und herzschmerzend wundervoll, überzeugend und glaubwürdig Ricky Martin als Gianni Versaces Lebenspartner Antonio D’Amico. Nach dem Start der Fernsehserie sah sich die Versace-Familie genötigt, ein offizielles Statement zu veröffentlichen. In diesem heisst es, dass „die Versace-Familie die TV-Serie weder autorisiert hat, noch darin involviert sei.“ Aus diesem Grund solle man „The Assassination of Gianni Versace“ als „ein fiktionales Werk“ betrachten. Auf Netflix zu sehen. Am besten an einem Stück. Der ultimative Tipp für einen verregneten Sonntag! ------------------------------------------------------

Der ganze,ausfuehrliche Text kannst du online herunterladen unter

www.gay.ch/versace.pdf -----------------------------------------------------Text: Thomas Voelkin Foto: Pari Dukovic FX

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Name: Ivan Lérez Nationalität: Spanier Geboren am: 17/3/1972 Geboren in: Orense (Galizien / Spanien) Wohnt in: Barcelona Wann hast du angefangen zu fotografieren? Mit der Fotografie als solches, habe ich vor sechs Jahren angefangen, doch Fotos mit männlichen Models, erst vor anderthalb Jahren, als ich mein kleines Studio eingerichtet habe. Ich denke, wie jeder, der in der Fotografie anfängt: Zu Beginn probiert man alle Bereiche aus. Ich fing mit Landschaftsund Strassenfotografie an. Als ich Fotokurse absolvierte, wurde ich damals neugierig auf Makrofotografie und fing an, ein wenig auf diesem Gebiet zu experimentieren. Ich glaube, meine ersten Modelle waren Käfer (lacht). Als ich mit Studiofotografie anfing, begann ich mit Porträts, zu Anfang jedoch mit Frauen. Ich machte den Schritt, Männer zu fotografieren, nachdem ich eine Beleuchtungsbasis hatte und besser experimentieren wollte, um mit den Lichtern und Schat-

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Ivan Lérez ten zu spielen, für das sich der männliche Körper perfekt eignet. Wie findest du deine Models? In der heutigen Welt der sozialen Netzwerke ist es sehr einfach, Modelle zu finden, die sich zum Fotografieren eignen. Ich habe zwei Instagram-Konten (eines in Farbe @ivanlerez und eines in Schwarz/Weiss @ivanlerezbn), die dazu dienen, meine Arbeit zu präsentieren und gleichzeitig nach Modellen zu suchen. Wie wählst du die Orte aus, an denen du Fotos machst? Ich suche im Netz mit Google-Maps. Sobald ich eine interessante Gegend gefunden habe, fahre ich dorthin, um zu erkunden, was dort alles in Frage kommt. Am wichtigsten

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ist es jedoch, zu jener Tageszeit zu gehen, an welcher die Fotos entstehen werden, damit ich die Lichtverhältnisse studieren kann.

Hast du immer eine Vorstellung, wie die Bilder aussehen sollen? Wenn die Bilder im Studio entstehen, dann habe ich eine klare Vorstellung vom Resultat. Das bespreche ich dann jeweils mit den Models. Wenn die Fotos draussen entstehen, dann ist es mir wichtig, dass sich der Körper mit der Natur im Bild zusammenformt. Hast du schon Bilder ausserhalb von Spanien geschossen? Nein, bisher nicht. Mein Traum ist es zu reisen und gleichzeitig dabei Foto-Sessions durchzuführen, wo immer ich auch hinreise. Nächstens werde ich nach Argentinien rei-


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... #wegaylike ... sen und ich bin dabei, bereits jetzt Sessions zu planen. Was sind deine Zukunftspläne? Meine Idee ist es, die Ausbildung im Bereich Beleuchtung fortzusetzen, was momentan meine Leidenschaft ist. Für dieses Projekt habe ich kurzfristig das Ziel, eine Ausbildung an der IDEP zu machen, einer Hochschule für Bild und Ton, die es in Barcelona gibt, und die einen sehr guten Namen hat. Ich werde nie aufhören mich weiterzubilden, denn das wird mir Türen öffnen oder neue Dinge in der Fotografie ermöglichen. Links: instagram.com/ivanlerez instagram.com/ivanlerezbn

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Rinderfilet | Aprikosen | Salatherz (4 Personen) Passend zum Herbst habe ich heute ein Teller für euch, der mit Röst- und Fruchtaromen überrascht. Alternativ zum Rind, könnt ihr auch gerne kurzgebratenes Lammfleisch nehmen.

mxprivé food+art

Food Styling, Rezept, Text und Foto: mxprivé (instagram.com/mxprive)

mxprivé ... und so wird es gekocht ... Aprikosen-Chutney

5 Aprikosen, kleine Zwiebel, 1 EL Ingwer, 1 EL Zitronensaft, 75g Gelierzucker (2:1) Aprikosen entsteinen und in kleine Würfel schneiden. Zwiebel klein schneiden. Ingwer schälen und klein würfeln. Alles zusammen mit dem Zitronensaft und dem Gelierzucker aufkochen, 3 min köcheln und abkühlen lassen. Im Kühlschrank mindestens 2 Stunden ziehen lassen.

Salatherz

Rinderfilet

2 Salatherzen, 1 EL Butter

4 Rinderfilets, küchenfertig, ÖL zum Braten, Salz und Pfeffer

Eventuell die äusseren Blätter vorsichtig abtrennen und eine dünne Scheibe vom Strunk abschneiden. Dabei aber darauf achten, dass das Salatherz nicht auseinander bricht. Mit dem Messer halbieren und auf der Schnittfläche in eine beschichtete Pfanne legen. Bei mittlerer Hitze langsam schmoren lassen. Zum Schluss einen EL Butter dazugeben und aufschäumen lassen. Mit einem Esslöffel die heisse, flüssige Butter über das Salatherz giessen.

WIR SIND DAS GANZE JAHR FÜR DICH DA!

Das Rinderfilet auf Zimmertemperatur bringen. Eine Edelstahlpfanne mit dem Öl ausreiben und auf höchste Stufe aufheizen. Die Filets scharf anbraten, salzen und auf die gewünschte Stufe garen. Zum Schluss mit frisch gemahlenem Pfeffer würzen. Auf Wunsch als Stück oder aufgeschnitten servieren.

Öffnungszeiten: Mo 14 – 20 Uhr / Di & Do 9 – 17 Uhr Mi & Fr 12 – 20 Uhr / So 16 – 20 Uhr www.myCheckpoint.ch

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FREDDY BURGER MANAGEMENT PRÄSENTIERT

18. & 19.10.19 | Theater 11 Zürich 25. & 26.10.19 | Musical Theater Basel

09.–12.01.2020 | Musical Theater Basel

Ge n Je mu uss a tzt bu sic uf c al.c Vor hen : h / p bes au tell sen un ap g! er o

19. November – 01. Dezember 2019 | Theater 11 Zürich

14.–19.01.2020 | Musical Theater Basel

21. Januar – 23. Februar 2020 | Theater 11 Zürich

musical.ch

21.–26.01.2020 | Musical Theater Basel

04. März – 13. April 2020 | Theater 11 Zürich

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/UniversalPicturesSwitzerland

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www.NewYork-Film.ch


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