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Frau Bünger macht Mittag

ZWÖLF UHR MITTAGS

LUNCHTIME BEI CORA UND CLAUDIA

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VON JÖRG TEUSCHER

Auch die meisten Bilder für diesen Bericht haben wir vor dem gastronomischen Lockdown Ende Oktober aufgenommen und entschieden, sie dennoch beizubehalten. Denn allzuviel hat sich bei „Frau Bünger macht Mittag” in der Charlottenburger Niebuhrstraße trotz Corona nicht geändert.

Sicher, der Speiseraum ist geschlossen, und auch die Stühle vor der Tür mussten weichen – aber das sind Äußerlichkeiten. Das Wesentliche ist geblieben: die Mittagsofferten (natürlich nur to go) und etwas, das in dieser Zeit genauso wichtig ist wie warmes Essen – ein Lächeln und ein freundliches Wort. Danke, Cora und Claudia.

Mirella „Cora” Bünger und Claudia Schulz sind alte Bekannte. Über die Blitzkarriere der Müslimacherin Mirella Bünger – verheiratet übrigens mit Jens-Uwe Bünger, Berlins erstem Fleischsommelier – und ihre Manufaktur „Gold-Körner” berichteten wir schon vor drei Jahren. Die erste Begegnung mit Claudia Schulz liegt noch länger zurück, sie war fast 20 Jahre lang Serviceleiterin im legendären „Adnan”…

Mirella „Cora” Bünger.

Claudia Schulz.

Mirella Bünger, gelernte Konditorin und Claudia Schulz, Tierarzthelferin von Beruf, kennen sich seit über zwanzig Jahren.

Beide sind Gerneesserinnen, Fitnessliebhaberinnen und Hundenärrinnen – wenn all das zusammenkommt, dann läuft man sich selbst in einer Stadt wie Berlin schon mal über den Weg, allemal wenn die Leidenschaften vorwiegend in Charlottenburg und Zehlendorf gepflegt werden.

Ach ja, und beide haben einen Faible fürs Gastronomische. Immer mal wieder redeten sie darüber, dass man was gemeinsames machen müsse – café- oder bistromäßig, wie man in Berlin sagt – bis es dann ganz schnell ging.

Mirella Bünger entdeckte das leerstehende ehemalige „Körnercafe” in der Niebuhrstraße,

Bünger-Küchenchef Daniel Danial.

ein Anruf, Claudia Schulz war begeistert. Eine geneigte Hausverwaltung sah das Vorhaben wohlwollend, und auch Herr Bürger sprach noch ein Wörtchen mit, ebenfalls ein positives.

Die beiden tatkräftigen Frauen hübschten den Laden auf und feierten am 15. Juni 2020 Eröffnung. Und im Kiez sprach sich schnell herum, dass die „Niebuhr Nummer eins” neuerdings eine erste Adresse für ein richtiges Mittagessen ist, das hält, was es verspricht und ohne die häufig übliche Verfeinerung bis zur Geschmacklosigkeit auskommt.

Star-Schreiber Thomas Platt adelte die Bünger-Mittags-Offerte schon ein paar Tage nach der Eröffnung mit dickem Lob und dem Hinweis, dass der Kartoffel-Gurkensalat mit geschmälz-

ten Zwiebeln einer der besten der Stadt sei. Die exzellente Kreation bereiten Mirella Bünger und Claudia Schulz in ihrer kleinen Bistro-Küche übrigens nach einem alten Alpenlandrezept selbst zu, ebenso wie diverse weitere Salate und etliche Süßspeisen.

Alle anderen Gerichte werden in Meister Büngers Neulandfleischerei in der Westfälischen Straße (s. auch Seite 49) täglich frisch gekocht und mittags geliefert.

Der Mann, der für beides zuständig ist, heißt Daniel Danial, hat sich sein kulinarisches Rüstzeug im Grill Royal und im Pauly Saal geholt und beweist mit seinen Suppen, Eintöpfen, Gemüse-, Fisch- und Schmorgerichten ganz am Rande auch noch, dass Spitzenköche nicht nur das ku-

linarische Kunsthandwerk à la Austerncarpaccio in Planktonvinaigrette beherrschen, sondern auch durchaus in der Lage sind, eine ordentliche Rinderbrust mit Meerrettichsoße zuzubereiten.

Die wöchentliche Frau-Bünger-macht-MittagSpeisenkarte gibt es natürlich online – täglich werden drei verschiedene Gerichte angeboten, und – auch das ist ein guter Zug – die To-goBehältnisse sind wiederverwendbar.

FRAU BÜNGER MACHT MITTAG

Niehbuhrstraße 1 10623 Berlin-Charlottenburg Tel. 030 - 49 96 78 55 frau.buenger.macht.mittag@web.de

Ich bin Schreinermeister und komme aus Salzburg. Ein Auftrag, hier, gleich um die Ecke, einige historische Fenster zu restaurieren, hat mich hergeführt. Auf der Suche nach einem Pausenimbiss entdeckte ich dieses Beisl, das mich total begeistert. Es gibt alles, was der Mensch mittags braucht: eine warme Suppe, Schnitzi und Gulasch und einen superfreundlichen Service.

Shimon Weber, Restaurator

Was ich von ‚Frau Bünger macht Mittag‘ halte? Ich zeige es Ihnen: Beide Daumen hoch, das steht für lecker, fair und freundlich und auch dafür, dass Extrawünsche – Pasta statt Kartoffeln oder Rot- statt Rosenkohl – klaglos erfüllt werden. Also, dieses Bistro ist eine Bereicherung für unseren Kiez. Es hebt die Kultur im Kiez, Nostalgie- und Glücksgefühle inklusive. Was, frage ich Sie, will man mehr?

Karin Lewin, Verkäuferin

‚Frau Bünger macht Mittag‘ hat das Zeug, eine gastronomische Institution in dieser Gegend zu werden. Erstens, weil frische Offerten um diese Zeit hier eher die Ausnahme sind und zweitens, weil Qualität und Preis absolut stimmen – gar nicht zu reden davon, dass dieses Lokal ein kulinarischer Ort ist, auf den sich offenbar jeder einigen kann.

Volker Diehl, Galerist

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