Magazin GARCON - Essen, Trinken, Lebensart Nr. 26

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GESCHMACKSSACHEN Grie Soß

Pressesprecher Dr. Martin Klonowski.

Herzlichen Dank für die Einladung, Herr Dr. Klonowski. Eine schicke Kantine haben Sie da … Danke für die Blumen. Das „Mainhattan“ ist aber ein öffentliches Bistro, das es seit 12 Jahren gibt, genauso lange also wie die Hessische Landesvertretung hier in der Hauptstadt. Die Landesvertretungen anderer Länder haben keine für jedermann geöffneten Restaurationen, weshalb hat Hessen dieses Bistro eingerichtet? Die Hessische Landesvertretung in den Berliner Ministergärten hat die Aufgabe, unser Bundesland in der Bundeshauptstadt politisch zu vertreten. Wie alle anderen Länder wirkt auch Hessen über den Bundesrat an der Gesetzgebung des Bundes und der Europäischen Union mit. Gleichzeitig sind wir das Schaufenster Hessens in Berlin und eine Bühne für Wirtschaft und Kultur unseres Landes. Und weil dazu auch die Kulinarik gehört, haben wir uns 2001 entschlossen, mit der Landesvertretung auch das Bistro „Mainhattan“ zu eröffnen. Was hat Hessen denn kulinarisch zu bieten? Wahrscheinlich mehr als viele Menschen glauben. Nehmen Sie zum Beispiel mal Frankfurt, die mit 700.000 Einwohnern größte hessische Stadt.

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GARÇON

Dr. Martin Klonowski, 44, seit drei Jahren Referatsleiter Politische Planung und Kommunikation sowie Pressesprecher der Hessischen Landesvertretung in Berlin. Obwohl der promovierte Historiker als gebürtiger Berliner kein waschechter, sondern ein — wie er selbst sagt — „Berufshesse“ ist, kennt er sich natürlich mit der hessischen Küche im Allgemeinen und der Frankfurter Grünen Soße im Besonderen bestens aus. Deshalb baten wir ihn auf ein Wort über den wichtigsten Beitrag Hessens zum Weltkocherbe. Er lud uns dafür ins Bistro "Mainhattan" der Hessischen Landesvertretung ein.

Sichtbare Zeichen sind die Skyline, der Flughafen, die Messe und die Börse. Kaum einer weiß, dass in Frankfurt aber auch 90 Agrarbetriebe zu Hause sind, die über 4.000 Hektar Land bewirtschaften und viele Spezialitäten produzieren. Mit der Kleinmarkthalle in der Altstadt und dem Konsti-Markt gibt es kulinarische Paradiese, in denen der „Leib auf die Seele trifft“, wie man in Frankfurt sagt. In der Fressgass, die eigentlich Große Bockenheimer Straße heißt und zwischen Rathenau- und Opernplatz verläuft, laden dutzende Restaurants, Bars und Imbisse ein, Frankfurter Gastfreundschaft zu testen. Typisch für die Stadt sind auch die hervorragenden Apfelweinlokale im Stadtteil Sachsenhausen, auf der anderen Mainseite. Dort wohnt übrigens auch Staatsminister Michael Boddenberg, Hessischer Minister für Bundesangelegenheiten und Bevollmächtigter des Landes beim Bund, und damit Chef der Hessischen Landesvertretung. Zudem dürfen Frankfurter Kranz, Frankfurter Würstchen und die Grüne Soße nicht vergessen werden. Ich könnte das fortsetzen — nicht nur die Mainmetropole, auch Nord-, Mittelund Südhessen haben für Genießer jede

Menge zu bieten. Unser Slogan „An Hessen führt kein Weg vorbei“ gilt auf jeden Fall auch kulinarisch. Das spiegelt sich in Ihrem Bistro wider? Natürlich. Unsere Küche im Bistro „Mainhattan“ serviert beispielsweise Weckewerk, ein Gericht aus Nordhessen, sozusagen die hessische Antwort auf den Berliner Falschen Hasen. Es gibt die leckeren Kasseler Rippchen, außerdem die durch Slow Food und seine Arche des Geschmacks wahrscheinlich deutschlandweit bekannte Ahle Wurscht. Sie können Gref-Völsings Rindswurst aus 100 Prozent Rindfleisch und „Handkäs`mit Musik“ probieren. Und wie steht`s um die Grüne Soße? Die gibt es natürlich auch im „Mainhattan“, mit Tafelspitz und Kartoffeln. Umstritten sind dabei die Zahl und die Sorten der Kräuter, die hineingehören. Unser Küchenchef Stephan Kolb hält sich an die traditionelle Frankfurter Kräutermischung. Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch — das sind die glorreichen Sieben. Dass es auch Varianten mit Dill und Zitronenmelisse gibt, ist für einige Verfechter der reinen Grüne-Soße-Lehre ein unverzeihliches Sakrileg. Das sehen Sie aber nicht so eng? Ich bin weder Koch noch Frankfurter und daher in dieser Frage großzügig. Wer gerne Dill und Zitronenmelisse in der Grünen Soße mag — bitteschön. Und die Beilagen? Gute Frage. Weshalb? Weil Sie das wichtigste der GrüneSoße-Philosophie verstanden haben. Und das wäre? Sie ist die Hauptsache auf dem Teller. Kartoffeln, gekochte Eier, gedünsteter Fisch oder gekochtes Fleisch sind kulinarische Ergänzungen. Vielen Dank für das Gespräch, Herr Dr. Klonowski.


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