LOKALTERMIN Chervil
JuNGE KüChE dAs ChERVIL IN bERLIN-RudOW VON hEIKO GRALKI
Es ist schon eine gefühlte Ewigkeit her, da gab es in Tempelhof mal einen respektablen Chinesen, der ohne Glutamat und Einheitssauce auskam. Und zwei Ewigkeiten, da schaffte es ein Mariendorfer Restaurant sogar in den Gault Millau. Wie gesagt, das war einmal. Längst ist der Berliner Süden wieder so öde an gastronomischen Ereignissen wie er es vor dem China-Restaurant Kang Feng und den Säntisstuben war. Wer hier wohnt und besser essen will, kocht selbst oder fährt nach Kreuzberg, Charlottenburg oder Wilmersdorf. Deshalb ist es — freundlich formuliert — schon ausgesprochen mutig, in
26
GARÇON
Britz, Buckow, Rudow, Lankwitz, Lichtenrade oder Lichterfelde ein Restaurant zu eröffnen, selbst wenn man jung ist, risikofreudig und in der Familie einen potenten Investor hat. Seit Anfang Juli jedenfalls hat das Haus an der Johannisthaler Chaussee/ Ecke Glockenblumenweg in Rudow, das bisher einen mäßigen Italiener, einen noch mäßigeren Mexikaner und eine sogenannte Sportsbar beherbergte, nun einen neuen Namen: Chervil. Das ist englisch und heißt Kerbel. Marcin Gietka, 24–jähriger Inhaber und Küchenchef: „Es gab noch andere Vorschläge, deshalb haben wir unter unseren Freunden eine Internet-Ab-
stimmung organisiert. Chervil landete dabei ganz vorn.“ Nach der Namensfindung holte Gietka noch drei Freunde ins beschauliche Rudow — die Köche Patrick Breitenstein und Krystian Janik sowie die Restaurantleiterin Jennifer Friede. Der Laden wurde mit familiärer Hilfe renoviert, dann ging die Mannschaft an den Start. Die Philosophie des jungen Teams ist relativ einfach. Sie machen das, was die Leute hier draußen wünschen: gästefreundliche Öffnungszeiten von 12 bis 22 Uhr sowie eine Speisenkarte mit saisonalen Klassikern und geldbörsenschonenden Preisen.