NRZ Magazin_Winter am Niederrhein 2019

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Winter

Winter 2019 / Preis: 3,90 €

AM NIEDERRHEIN

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I UNS WO BE NER RDMÄN DIE NO MM E N HERKO

e 24

Ab Seit

Wintermärchen

Der Reichswald: Ort der Stille und Beschaulichkeit

Rhein on the Rocks Als der große alte Fluss zufror

Zoos im Winter Geschlafen wird nicht!



Liebe Leserin, lieber Leser, In den letzten Wochen äußerten sich wieder eine Reihe von sogenannten Wetterexperten, die uns jetzt schon etwas über möglichen Schnee zu Weihnachten oder genau das Gegenteil davon erzählen wollten. Dabei weiß jeder, dass langfristige Wetterprognosen nichts anderes sind als Kaffeesatzleserei. Eins steht allerdings jetzt bereits fest: Der Winter am Niederrhein ist jedesmal ein ganz besonderer. Und genau darum geht es in dieser neuen Magazin-Ausgabe für alle Abonnenten der .

Editorial

Dass es früher einmal richtig kalte Winter in unserer Region gab, das wissen noch die Älteren. Zumindest aus ihrer Kindheit oder aus Erzählungen ihrer Eltern. Im Jahr 1928 war es so kalt, dass der Rhein zufror. Die Menschen konnten von der einen auf die andere Seite laufen. Ein spektakuläres Ereignis, das so schnell wohl nicht wieder vorkommen wird. Vor allem, wenn man an die weltweite Erwärmung denkt. Wie das damals Ende der 20er Jahre war, lesen Sie in diesem Heft. Noch weiter in die Vergangenheit geht es in dem Bericht über Heinrich Douvermann, der zum Ausgang des Mittelalters in Dinslaken geboren wurde und einer der bedeutendsten Holzschnitzer seiner Zeit wurde. Im Kurhaus Kleve ist eine besonders schöne Arbeit des Künstlers zu bestaunen, dazu gibt es seine bewegte Geschichte zu erfahren.

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Doch wir beschäftigen uns natürlich auch mit dem Hier und Jetzt. Wir haben uns im Klever Reichswald umgeschaut und beschreiben, warum er gerade in der kalten und stillen Jahreszeit ein idealer Ort zum Wandern und In-sich-gehen ist. Handfester sind da die Genussbotschafter, die die Spezialitäten der niederrheinischen Region preisen und dafür sorgen, dass sich der Niederrhein weiter zu einer kulinarischen Marke entwickelt. Und damit auch Augen und Ohren auf ihre Kosten kommen, berichten wir von einem Theaterstück, das auf Schlittschuhen daherkommt. Ein Ausgeh-Tipp ist außerdem „Musicals in Concert“, das in den Wintermonaten in unseren Landen gastiert. Und dazu gibt es wieder viele praktische Tipps: vom winterlichen Zoobesuch, um Geschenke in letzter Minute oder um den heimischen Tannenbaum. Die -Redaktion und das gesamte Team, das dieses neue Magazin „Winter AM NIEDERRHEIN“ mit viel Liebe erstellt hat, wünscht Ihnen viel Spaß beim Lesen und eine entspannte Jahreszeit. Egal wie das Wetter wird.

Manfred Lachniet NRZ-Chefredakteur

Foto: Lars He

idrich


Inhalt Schaufenster Bei uns Dies und das am Niederrhein

Rubrik

Foto: Getty

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Typisch Niederrhein

Niederrhein erleben 20

Von wegen Winterruhe! Warum Zoos und Tiergärten auch bei Minusgraden alles andere als verschlafen sind

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Oh Tannenbaum! Bis eine Nordmanntanne vom Niederrhein ein Christbaum sein darf, vergehen acht Jahre der Hege und Pflege

30 Geschenke auf die letzte Minute Auf diesen Weihnachtsmärkten währt der Budenzauber bis zum vierten Advent

Foto: Zoo Krefeld

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9 Die Heiligen Drei Könige reisen nicht weiter Henrik Douverman zählte zu den größten Holzschnitzern des Spätmittelalters. Das Museum Kurhaus Kleve besitzt eine seiner wertvollen Arbeiten mit bewegter Geschichte 12 Nimmermüder Krippenbauer Im Keller von Günter Kammer gibt es Frommes zu bewundern: Mit Liebe und Ausdauer geschaffene Modelle des Bethlehem’schen Stalls

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Niederrhein in Zahlen Verblüffende Fakten über den Rothirsch

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Die über den Rhein liefen Um die Jahreswende 1928 war es so kalt, dass der namensgebende Strom unserer Region zufror. Eine Zeitreise in Wort und Bild


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Ein Märchen auf Eis Mit „Die Lichter des Friedens“ inszeniert die Niederrheinerin Anja Reichelt ein neues, weihnachtliches Schlittschuh-Theaterstück

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Der Weg ist das Ziel Der Klever Reichswald verwandelt sich in den Wintermonaten in einen Ort der Stille und Abgeschiedenheit

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Stars zum Anfassen nah Die Show „Musicals in Concert“ holt die großen Talente des internationalen Musiktheaters an den Niederrhein

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Schicker Strick von der grünen Insel Pullis, Schals und warme Westen: Im Geschäftchen „The Old Loom“ in Rees gibt es edle Wollwaren aus Irland

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Die Genussbotschafter vom Niederrhein „Feines vom Land“ heißt die Marke, hinter der Gutes aus unserer Heimatregion steckt

Foto: Dr.Oetker

Service

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46

Es darf geknuspert werden! Wer kann zu Trüffeln, Pralinen und Konfekt schon nein sagen? Die besten weihnachtlichen Rezepte für Naschkatzen

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Leser werden zu Christkindern Die Wunschbaum-Aktion der NRZ beschert Kinder unter dem Weihnachtsbaum

Impressum Verlagsbeilage NRZ-Wintergenuss am Niederrhein Verlag: Zeitungsverlag Niederrhein GmbH & Co. Essen KG, Jakob-Funke-Platz 1, 45127 Essen, Sitz Essen, Registergericht Essen HRA 4848, Telefon: +49 (0)201/804-0, Fax: +49 (0)201/804-2352 Herausgeber: Heinrich Meyer Geschäftsführer: Dr. Jörg Kurzeja, Ove Saffe, Andreas Schoo, Michael Wüller Chefredaktion: Manfred Lachniet (V.i.S.d.P.) NRZ-Objektleitung: Frank Hager Anzeigen: Dennis Prien (V.i.S.d.P.) Realisation: FUNKE Sonderprodukte & FUNKE Redaktions Services Redaktion: Ingrid Janssen Produktmanagement: Claudia Brück Art Direktion: Oliver Schäfer Layout & Illustrationen: Nadine Rosengärtner, Druck: Westermann Druck GmbH Titelbild: Getty Bildnachweise: Sofern nicht anders angegeben, stammen alle Fotos von iStock, Unsplash, StockSnap.io, Imago, NRZ oder WAZ.

Inhalt

Foto: Heiko Kempken, FFS

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Niederrhein auf Achse

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Bei uns

Dies und das am Niederrhein

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Foto: NRZ

VON INGRID JANSSEN

Klösterliches Konzert Im Mittelalter prägte die Zisterzienserabtei Kloster Graefenthal in Asperden das religiöse und kulturelle Leben im Kreis Kleve. Die Kultur kommt in den beinahe 800 Jahre alten, ehrwürdigen Mauern noch immer zu ihrem Recht. Den 15. Dezember 2019 sollten sich Liebhaber

Verschlungen ins neue Jahr

historischer Kirchenmusik vormerken. An diesem dritten Adventssonntag werden die

Wer mit Hefe backen will, braucht ein wenig Zeit. Zum

Gesänge der gregorianischen Schola Karolus

Glück hat man davon an den Tagen zwischen Weihnach-

Magnus und der Voces Caelestes aus Nimwe-

ten und Neujahr meist genug und kann nach guter alter

gen im Graefenthaler Kreuzgang erklingen. Die

Tradition Neujährchen backen: Glück und Segen sollen

viele Jahrhunderte alten Adventslieder erin-

sie bringen und Hunger und Krankheiten fernhalten. Der

nern an das einstige Wirken der Zisterzienser-

Brauch ist in ganz Deutschland verbreitet, die Form des

schwestern. Karten für den besonderen Abend

Gebäcks unterscheidet sich dagegen von Region zu Re-

können für rund zehn Euro ab Mitte November

gion. Baum, Hase oder Zopf – ein Neujährchen kommt in

im Büro des Klosters erworben werden.

mancherlei Gestalt daher. Am Niederrhein zeigt es sich als Hefe-Brezel, die dick mit Hagelzucker überzogen ist.

Maasstraße 48-50, 47574 Goch, Tel.02823/9288780, www.kloster-graefenthal.de

Bildschöne Region Die Bislicher Insel mit ihrer faszinierenden Pflanzen- und Tierwelt, der Duisburger Innenhafen mit seiner Kulisse aus großen Kähnen und kleinen Kneipen, das Kloster Kamp, in dessen barocker Gartenanlage die Natur in himmlischer Ordnung erblüht: Der Niederrhein bietet Fotomotive noch und noch. Das weiß auch der Klartext Verlag, der die schönsten Ansichten in Großformat als Kalender fürs nächste Jahr herausgibt. Wälder und Wiesen, alte Mühlen, prächtige Schlösser und strahlende Kunstwerke – zwölf ausgesuchte Impressionen machen Lust auf eine Entdeckungsreise durch die Landschaften entlang des Rheins. „Niederrhein 2020. Ansichten einer Region“, Klartext Verlag 2019, 14 Seiten, ca. 45 x 51 Zentimeter, 18,95 €, ISBN: 978-3-8375-2173-3. Ab sofort auch erhältlich im NRZ-LeserLaden. Übersicht der Standorte unter nrz.de/vorort


Platt gesagt

Wer eine Blötsch in der Autotür hat, muss zum Ausbeulen – oder darüber hinwegsehen; Im Herbst, wenn es wochenlang nieselt, ist es draußen nasskalt und klamm. Oder kurz: uselig; Bei ungeliebten Arbeiten gibt man sich selten Mühe, man macht schnell-schnell und so entsteht Pfusch: Gehuddel. Die niederrheinische Mundart ist reich an so wohlklingenden wie eigenwilligen Ausdrücken, die man anderswo nicht versteht. Die Übersetzerin Sofia Blind hat einige niederrheinische Spezialitäten in ihr Buch „Wörter, die es nicht auf Hochdeutsch gibt. Von Anschleuseln bis Zurückdummen“ aufgenommen. Ein ausdrückliches Lesevergnügen nicht nur für Freunde von Platt-Etüden.

Schaufenster

Foto: Hersteller

Dumont Verlag 2019, 112 Seiten, 18 €, ISBN 978-3-8321-9956-2

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Hochprozentiger Heiltrunk Wundersame Kräfte werden dem Els zugeschrieben: Von Bauchkrämpfen, Sodbrennen und andere Wehwehchen soll er in kürzester Zeit kurieren. Hinter dem knappen Namen verbirgt sich ein Kräuterbitter oder -schnaps, der nicht gebrannt wird. Er hat vor allem am Niederrhein und in den Niederlanden seine Tradition. Ursprünglich soll er ein Kräutersud für Kühe mit Appetitlosigkeit gewesen sein. Nach dem Motto: Was dem Vieh hilft, kann dem Menschen nicht schaden, entstand der Els – mit ordentlich hohem Alkoholgehalt. Nach altem Rezept wird er noch in Kevelaer von der Likörfabrik Moosbur hergestellt.


Gold, Weihrauch und Myrrhe

Foto: Astrid Hoyer-Holderberg

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Typisch Niederrhein

Foto: NRZ


VON ANDREAS DAAMS

Typisch Niederrhein

Drei könige für kleve


Foto: Markus van Offern (mvo)

Foto: Kai Kitschenberg, FFS

Typisch Niederrhein

2018 erwarb das Museum Kurhaus eine spätmittelalterliche Figuren-Gruppe des bedeutenden Bildschnitzers Henrik Douverman.

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Info Das Museum Kurhaus Kleve wurde 1997 eröffnet. Entscheidende Grundlage war der Ankauf des Nachlasses des rheinischen Bildhauers Ewald Mataré durch die Stadt Kleve 1988. Seit dem Jahr 2012 wird auch das im Westen anschließende Friedrich-Wilhelms-Bad mit dem JosephBeuys-Atelier museal genutzt. Neben mittelalterlichen Skulpturen von Dries Holthuys und Henrik Douverman beherbergt das Museum barocke Malereien und eine umfangreiche grafische Sammlung. Das Haus ist heute international ausgerichtet und bewahrt bedeutende Werke der Gegenwartskunst des 20. und 21. Jahrhunderts.

In Kalkar schnitzte es sich besonders schön. Zumindest im Mittelalter. Da schauten alle, die Meister der Schnitzkunst waren oder werden wollten, hier vorbei. Einer der ganz Großen in Europa lebte und arbeitete hier: Henrik Douverman. Seine Werke kann man in Museen in Paris bewundern, im Rijksmuseum Amsterdam, in Utrecht und natürlich in den Kirchen in Kalkar und Xanten. Eine seiner schönsten Arbeiten, die heiligen drei Könige, befinden sich im Museum Kurhaus Kleve. Also in unmittelbarer Nähe zu Kalkar. Und das, seit sie 2006 nach Kleve kamen. Als Dauerleihgabe. Hier hätte die Geschichte zu Ende sein können. War sie aber nicht. Denn 2015 meldeten sich die Erben des Eigentümers und teilten mit, dass sie schweren Herzens die Figurengruppe auf dem freien Markt verkaufen müssten und wie es denn nun mit dem Rücktransport wäre. Im Museum Kurhaus war man geschockt und alarmiert. Was tun? Die wundervolle Dreikönigsgruppe würde am Ende noch in Abu Dhabi landen oder in irgendwelchen Tresorräumen. „Ich bin ja ein bisschen forsch und unbedarft“, lacht Valentina Vlasic vom Museum Kurhaus. Kurzerhand mailte sie ein paar Stiftungen an. Mit einem Bild der Gruppe, das Sotheby’s


Typisch Niederrhein

Foto: Christian Wucherpfennig

bei der Versteigerung 2006 gemacht hatte: dramatisch in Szene gesetzt, mit Licht und Schatten. „Sotheby’s hat uns das Bild gerne zur Verfügung gestellt“, berichtet Vlasic. Und noch besser: Die Stiftungen reagierten alle sehr rasch. Allen voran die Ernst von Siemens Kulturstiftung. „Die sagten zu, ein Drittel des Kaufpreises zu übernehmen und den Kauf zur Not vorzufinanzieren.“ Museumsdirektor Harald Kunde überzeugte den Freundeskreis des Museums, bei der Erwerbung mitzuwirken und Kontakt zu den Verkäufern zu halten. Immerhin ging es um nicht weniger als um die teuerste Anschaffung, die der Freundeskreis je gestemmt hat. Eine besondere Adelung erfuhr das Vorhaben von der Kulturstiftung der Länder. Dort entscheiden alle 16 Bundesländer gemeinsam über Zuschüsse zu Ankäufen. Einstimmig fiel das Votum zugunsten des Museum Kurhaus aus und übernahmen ein weiteres Drittel des Kaufpreises. „Für uns eine riesengroße Ehre“, freut sich Valentina Vlasic. Was, wie sie sagt, mit der einzigartigen Qualität der drei Figuren zu tun habe. Als zwei Drittel finanziert waren, gab es bei den Museumsleuten erste Euphorie: „O Gott, es wird möglich!“

Aber zuerst war noch einige Detektivarbeit nötig. Die Stiftungen wollten Stellungnahmen von zwei Gutachtern außerhalb NRWs. Dazu eine restauratorische Prüfung, die mit dem schönen Ergebnis „überdurchschnittlicher Erhaltungszustand“ endete. Und, nicht zuletzt, ein Provenienzgutachten. Hier ging es um die Frage, ob die Werke im Dritten Reich zwangsweise verkauft wurden. Diese Arbeit übernahm Kleves ehemaliger Museumsleiter Guido de Werd, der schon 2006 bei der Versteigerung in London den Kontakt zum Käufer hergestellt hatte. Er stellte fest: 1933 gehörten die drei Könige einem jüdischen Kunsthändler, der von Berlin nach London zog. Ist er unter Druck gegangen? Dann hätte keine Stiftung mehr bei der Finanzierung mitgemacht. War er aber wohl nicht, wie de Werd feststellte. Seine Galerie in London florierte, und jedes Jahr um Weihnachten standen in seinem Schaufenster: die Douverman-Könige. Nachdem alles geklärt war, zogen auch andere Stiftungen mit. Die Kunststiftung NRW, das Kulturministerium NRW, die Oetker-Stiftung, die Provinzial Rheinland, die Irine Zintzen-Stiftung und weitere Geldgeber. So zogen die drei Könige also nicht weiter hinaus in die weite Welt, sondern blieben da, wo sie hingehören: am Niederrhein.


Typisch Niederrhein 12

Der Krippenbauer werkelt noch nimmermĂźde


TEXT VON LARS TENORTH FOTOS VON GERD HERMANN

Info Günter Kammer bietet seine Krippen auf den Weihnachtsmärkten in der Zechenwerkstatt in Dinslaken-Lohberg (6. bis 8. Dezember) und am Wasserschloss in Voerde (13. bis 15. Dezember) an. Interessenten können mit dem Krippenbauer aber auch einen Termin für die Besichtigung seiner Krippensammlung vereinbaren, ganz einfach per Telefon unter 0281/43097.

Typisch Niederrhein

Mit viel Liebe zum Detail fertigt Günter Kammer seine Krippen.

13


NIEDERRHEIN IN

Zahlen

VON INGRID JANSSEN

ter naht, färbt es sich graubraun. Als Wiederkäuer

mächtigste geweihtragende Tier unserer Wälder.

ernähren sich Hirsche rein pflanzlich: Gräser und

Am Niederrhein anzutreffen ist er vor allem im

Kräuter, Blätter, Flechten und Pilze schmecken ihm

Diersfordter Forst in Wesel und im riesigen Reichs-

ebenso wie Eicheln, Kastanien oder Bucheckern.

wald zwischen Kleve, Kranenburg, Bedburg-Hau

Vor allem im Herbst schält er auch die Rinde von

und Goch. Seinen Namen verdankt der Rothirsch

Laubbäumen wie Eberesche, Weide und Aspe ab,

seinem rotbraunen Sommerfell. Jetzt, wo der Win-

um sie zu verspeisen.

Typisch Niederrhein

Der Rothirsch (lateinisch: Cervus elaphus) ist das

14

6

Kilo wiegt im Schnitt das Geweih, das nur männliche Rothirsche tragen.

10

Stunden am Tag ist der Wiederkäuer mit Fressen beschäftigt.


Tage benötigt ein alter Hirsch, um sein jährlich abgestoßenes, mächtiges Geweih aufzubauen. Ein Junghirsch benötigt maximal 90 Tage, da sein Geweih kleiner ist.

2

Zentimeter pro Tag kann das Geweih eines Rothirschs in der Länge wachsen. Es handelt sich um das schnellste Organwachstum, das im Tierreich bekannt ist.

250

Kilo kann ein ausgewachsenes männliches Exemplar wiegen.

Typisch Niederrhein

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EIS AUF DEM RHEIN Im Winter 1928/1929 war der Rhein zugefroren. Auch 1956, 1963 und 1979 gab es eisige Zeiten, jedoch konnten weiter Schiffe auf dem Fluss fahren.

TEXT VON BIRGIT GARGITTER

Typisch Niederrhein

FOTOS DES STADTARCHIVS DÜSSELDORF

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/ Montage: N.Rosengärtner Foto: Stadtarchiv Düsseldorf / Getty

Grad 4 2 s u in M m u n e r u t „Tempera ren.“ r a t s r e t l e W ie d n e ließ Man schrieb das Jahr 1928: Es war kalt, sehr kalt, Temperaturen weit unter null herrschten am 30. Dezember, einen Tag vor dem Jahreswechsel und es sollte noch viel schlimmer werden am Niederrhein, denn die Temperaturen sanken im Laufe der Wochen auf minus 16 Grad. Für Mitte Januar aber sagte der Wetterbericht milde Temperaturen voraus, doch schon bald sollte neuerlicher Frost einsetzen, der bis Ende Januar an Stärke zunahm. Temperaturen um minus 24 Grad ließen die Welt erstarren. Und erstarrt war dann auch der Rhein. Bereits am 2. Februar hatten Anwohner Treibeis auf dem Fluss ausgemacht. Die Schiffer suchten ihr Heil in den naheliegenden Häfen,

so auch im Thyssen-Werkshafen Schwelgern. Am 10. Februar schließlich war es so weit – der Rhein stand. Und zwar so ziemlich auf kompletter Länge, also nicht nur am Niederrhein, sondern auch am Oberrhein sorgte das Eis für ein komplettes Chaos.

Hochwasser nach Eisgang Kinder und Ausflügler strömten zu Hunderten aus dem Ruhrgebiet an den Rhein, um sich das Schauspiel aus der Nähe anzusehen. Denn ihre Generation hatte so ein Spektakel noch nie erlebt. Wohl aus den Geschichten der Eltern und Großeltern war zu hören, dass auf dem Rhein des Öfteren in


1838 gab es am Niederrhein einen strengen Winter, erst kam das Eis, dann das Hochwasser, das ganz Rees innerhalb von nur 40 Minuten unter sich verschwinden ließ. 1861, 1870, 1871 und 1879 war laut alten Zeitungsberichten der Rhein wieder zugefroren. Dann aber wurden die Winter milder, erst 1917 gefror der Rhein wieder einmal, so dass man mit Wagen und Pferd hinübersetzen konnte. Doch als sich das Eis damals in Bewegung setzte, staute es sich auf gut einen Meter Dicke.

Erzzufuhr kam ins Schwanken Nichts im Vergleich zum Winter 1929. Meterhoch türmte sich das Eis zwischen Orsoy und Wesel auf, stellenweise sogar bis zu sechs Meter. Bis auf den Rheingrund setzte sich das Eis fest – nichts ging mehr. Wirklich nichts? Die Zahl der Schaulustigen an den Ufern des zugefrorenen Rheins wuchs ständig an, sogar warme Würstchen soll es für die Gäste am Ufer und auf dem Rhein gegeben haben. Ein Autofahrer versuchte, mit seinem Wagen den Rhein zu überqueren – er blieb allerdings stecken, mit Pferd und Wagen ging es besser. Ja, in Götterswickerhamm hatten es sich sogar einige Einwohner zum Skatspielen auf dem Rhein gemütlich gemacht. Einen echten „An-Rheiner“ kann eben so gar nichts erschüttern. Allerdings ist zu vermuten, dass hier lediglich ein Erinnerungsfoto geschossen werden sollte, denn die Kälte machte einen längeren Aufenthalt auf dem Rhein eigentlich unmöglich. Der Industrie hingegen gefiel der frostige, aber vor allem ausdauernde Winter überhaupt nicht. Hochöfen mussten stillge-

legt werden, die Erzzufuhr war durch die nicht mehr vorhandene Schifffahrt zum Erliegen gekommen. So hieß es am 3. März in der Hamborner Sonntagszeitung: „Durch den Eisgang auf dem Rhein ist die Erzzufuhr für die Hochöfen der Hütte Ruhrort/Meiderich total ins Schwanken gekommen. Nur zwei Hochöfen werden weiterblasen.“ Zur befürchteten Stilllegung der Hütte kam es allerdings nicht – am 7. März plötzlich passierte etwas mit den Eismassen. Mit großem Getöse und Geknirsche hatten sie sich ruckend und zuckend in Bewegung gesetzt – auf ganz natürlichem Wege.

Das Eis wurde gesprengt Zuvor allerdings hatte man versucht, mit Sprengungen den Rhein befahrbar zu machen. Erst am Oberrhein, was jedoch die Gefahr für den Niederrhein erhöhte, denn das Eis von dort war weiter den Rhein hinuntergetrieben und staute sich nun auch in Walsum, Götterswickerhamm, Mehrum, Löhnen, Spellen und brachte die Einwohner hier in nicht ungefährliche Situationen. So entschloss man sich auch hier, dem Eis mit Gewalt zu Leibe zu rücken. In der Gegend von Mehrum detonierten die Sprengladungen. „Wir standen damals auf dem Deich, wurden aber hinter den Erdwall geschickt. Plötzlich hörten wir ein Getöse und sahen die Eisbrocken etwa 70 Meter hoch in die Luft fliegen. In Mehrum zersprangen einige Fensterscheiben. Doch der Rhein rührte sich nicht von der Stelle, das Eis war lediglich umgeschichtet worden“, erzählte damals ein Augenzeuge dem längst verstorbenen Heimatforscher Willi Dittgen. Am 7. März 1929 machte sich das Eis dann selbst auf den Weg, der Rhein hatte sich aus eigener Kraft befreit und blieb auch für Jahrzehnte eisfrei. Erst in den Jahren 1956 und 1963 trieben wieder Eisschollen über den Fluss, eine Fahrrinne blieb jedoch erhalten, und auch zur Jahreswende 1978/79, als der Norden unter einer Schneedecke versank und auch der Niederrhein wieder vereiste, war der Fluss befahrbar.

Typisch Niederrhein

den vergangenen Jahrhunderten Eis getrieben war. So schön dieser Anblick wohl immer gewesen ist, so gefährlich war es für die Anwohner auch, denn nach den meisten Eisgängen kam das Wasser. 1784 richtete der Abgang des Eises große Schäden an. Bei dem durch Eisgang 1809 überschwemmten Land verlor gar die 17-jährige Johanna Sebus bei der Rettung ihrer Mutter und einer Ziege ihr Leben. Aus Kleve kam das junge Mädchen.


Typisch Niederrhein

WARUM DER RHEIN HEUTE NICHT MEHR ZUFRIEREN KANN

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spaziergang auf dem rhein TEXT VON GÖTZ MIDDELDORF

Treibende Eisschollen, steckengebliebene Schiffe und neugierige Anwohner: Immer wieder ist der Rhein im 19. und 20. Jahrhundert komplett zugefroren. Mittlerweile ist das aber nicht mehr möglich – aus einem einfachen Grund. Wenn es draußen eisig kalt ist, bildet sich auf Seen schnell eine dünne Eisschicht. Doch der Rhein, er plätschert auch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt weiter vor sich hin. Das bleibt auch so. Denn wegen der Kraftwerke und Industrie am Strom ist das Wasser viel zu warm, um zu gefrieren. Doch in der Geschichte ist das schon mehrfach vorgekommen, im 19. Jahrhundert sogar alle paar Jahre. Zuletzt war der Strom vor 74 Jahren komplett zugefroren. Am 7. und 8. Februar 1942, es war ein Wochenende, zog es Hunderte Düsseldorfer geradezu magisch an den Rhein. Nicht um Schiffen nachzuschauen, denn die konnten nicht mehr fahren. Nein, sie wollten auf dem Rhein spazieren und den Fluss überqueren, was davor zuletzt vor 48 Jahren möglich war. Eisige Kälte mit Temperaturen von mehr als 20 Grad minus machten den Düsseldorfern im Kriegsjahr 1942 zu schaffen.


Und den Binnenschiffern. Der Verkehr auf dem Rhein stand mehrere Wochen still. Gefrorene Eisschollen trieben aufeinander, verursachten Stauungen und froren zusammen.

1845 war der Rhein in Düsseldorf mehr als drei Monate zugefroren Ein Spaziergang über den Rhein war davor zuletzt 1896 der Fall, wie ein Blick in die „Düsseldorfer Stadt-Nachrichten“ vom Februar 1942 verrät. 1894 kamen der Frost und die damit verbundenen Stauungen von Schollen so schnell, dass einige Schiffe nicht mehr den nächsten Hafen erreichten und im Fluss steckenblieben und festfroren.

Typisch Niederrhein

In einer Chronik über die härtesten Winter heißt es: „Schon bei verhältnismäßig geringen Kältegraden bildete der Strom im 19. Jahrhundert eine geschlossene Eisfläche, was zum Teil auch darauf zurückzuführen war, dass der Schiffsverkehr noch sehr mäßig war und nur einen geringen Wellenschlag erzeugte. So fror der Rhein 1893 bei 18 Grad, 1889 bei 18 Grad, 1880 bei 12 Grad, 1875 bei 13 Grad und 1871 bei 18 Grad Celsius zu.“ Besonders schlimm war das Jahr 1845: Da war der Rhein in Düsseldorf mehr als drei Monate zugefroren.

Foto: Getty, Montage: N.Rosengärtner

„Kinder und ausflügler strömten t zu Hunderten aus dem Ruhrgebie an den Rhein, um sich das hen.“ Schauspiel aus der Nähe anzuse


MANCHE MÖGEN‘S KÜHL

Rubrik

Roter Panda im Schnee (Zoo Duisburg)

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Foto: Zoo Duisburg / Mathias Appel // Montag

e: N.Rosengärtner

Warum Zoos auch (und gerade) in der kalten Jahreszeit einen Besuch wert sind

VON FRANK GRIEGER


Foto: Zoo Krefeld

Moschusochsen im Zoo Krefeld.

Niederrhein erleben


Foto: Michael Gottschalk, FFS

Niederrhein erleben 22

Zoovergnügen im Winter: Oben die Tropenhalle „Rio Negro“ in Duisburg (mit Amazonas-Flussdelfin), in der man sich ganzjährig ein wenig Tropenfeeling abholen kann. Unten rechts: Erdmännchen, ebenfalls im Zoo Duisburg. Oben ganz rechts: Schneeleopard im Schnee (Zoo Krefeld). Darunter: Krokodilschwanzechse im Terrazoo Rheinberg und Schwarzspitzen-Riffhai im Aquazoo Düsseldorf. Beide sind bei jeder Witterung einen Besuch wert.

Info Zoo Duisburg Mülheimer Straße 273 www.zoo-duisburg.de Tel. 0203 / 604-44250

Aquazoo / Löbbecke Museum Düsseldorf Kaiserswerther Straße 380 www.duesseldorf.de/aquazoo Tel. 0211 / 899-6169

Geöffnet von November bis Februar von 9 bis 16 Uhr (auch Weihnachstage und Neujahr). Heiligabend und Silvester von 9 bis 13 Uhr. Eintritt: Erw. 16,90 €, ermäßigt 14,90 €, Kinder und Jgdl. bis 17 Jahre 9,90 €.

Geöffnet (auch im Winter) täglich von 10 bis 18 Uhr, außer 24. und 25.12., Silvester und Neujahr. Eintritt: Erw. 9 €, Kinder und Jgdl. 5 €.

Zoo Krefeld Uerdinger Straße 377 www.zookrefeld.de Tel. 02151 / 95 52-0 Geöffnet von November bis Februar von 9 bis 17 Uhr (außer 1. Weihnachtstag). Heiligabend (Kinder haben dann freien Eintritt) und Silvester von 9 bis 16 Uhr. Eintritt: Erw. 11,50 €, Kinder und Jgdl. bis 17 Jahre 6,50 €, Hunde 2,50 €.

Terrazoo Rheinberg Melkweg 7 www.terrazoo.de Tel. 02843 / 901 685 Geöffnet (auch im Winter) tägl. 10 bis 18 Uhr (montags, außer in den Schulferien, geschlossen). 24. und 25.12., Silvester und Neujahr geschlossen. Eintritt: Erw. 10,50 €, Kinder und Jgdl. (3-16) 8,50 €.


Foto: Aquazoo/Andrea Bretz

Foto: Zoo Duisburg

Niederrhein erleben

Foto: Terrazoo/Lara Pรถhls

Foto: Zoo Krefeld, Hella Hallman



Weihnacht Die Nordmanntanne ist der beliebteste Tannenbaum Deutschlands. Wer auf den typischen Weihnachtsduft im eigenen Wohnzimmer nicht verzichten möchte, sollte jedoch zu Alternativen greifen.

Sie ist der Star am Weihnachtshimmel – die Nordmanntanne. Kein anderer Baum wird zu Weihnachten so oft verkauft. Aus gutem Grund: Ihre Nadeln piksen nicht, Harz tropft nicht auf den Teppich und selbst nach drei Wochen Heizungsluft hält die Nordmanntanne das Grün. Eine einfache Entscheidung also – wäre da nicht dieser eine Haken: „Die riecht nicht“, sagt Bernd Hesseling vom Uedemer „Bauernmarkt Lindchen“. „Ein Tannenbaum muss riechen.“ Hesseling empfiehlt deshalb die Rotfichte: „Sie duftet einfach wunderbar, wie ein Spaziergang, ein Mix aus Waldboden und Harzgeruch.“

Foto: Getty

Die kurzen, stechenden Nadeln der Rotfichte fallen allerdings schon nach wenigen Tagen vom Baum. Ein Schicksal, dass sie sich mit der Blaufichte teilt: „Die riecht auch gut, nach Waldfrische, nicht so harzig“, urteilt Hesseling. Eine weitere Alternative mit Dufterlebnis: die Nobilistanne. Sie ist noch haltbarer als die Nordmanntanne und riecht nach Orangen. Falls Sie sich aber auch in diesem Jahr nicht vom Nordmann trennen können, einfach in die Trickkiste greifen: Eine Handvoll Rotfichten-Zweige unter den Tannenbaum legen und schon verteilt sich auch in Ihrem Wohnzimmer der Duft der Weihnacht.

Niederrhein erleben

DER DUFT DER


2 Emmerich am Rhein Kleve

5

Rees

Hamminkeln

8 Goch

Wesel

Niederrhein erleben

Xanten

4

Voerde Kevelaer

Dinslaken Rheinberg

26

Oberhausen

Geldern

Essen Moers

6

Duisburg

Mülheim a. d. Ruhr

3 Kempen Krefeld Nettetal

8 Viersen

Willich

7 Düsseldorf Kaarst Neuss

Mönchengladbach

1 Dormagen

Jüchen Grevenbroich TEXT VON FLORIAN LANGHOFF UND ILLUSTRATION VON MARC BUETTNER


SELBST

1 Schlosshof Garath Forstverwaltung Schlosshof Garath, Garather Schlossallee 22, 40595 Düsseldorf Verkauf ab 7. Dezember täglich bis zum 24. Dezember von 9.30 - 18 Uhr – Selbstschlagen nur am 4. Advent.

2 Spargelhof Derksen Spargel Derksen, Alter Beeker Weg 80, 46446 Emmerich Ab sofort können Bäume reserviert, gekauft und selbst geschlagen werden, täglich von 9 bis 17 Uhr (an den zwei Wochenende vor Weihnachten gibt es gratis Glühwein)

3 Hof Kammesheidt Bauer Kammesheidt, Kamisheide 50, 45133 Essen Baumverkauf: 16. November bis 23. Dezember, täglich 9.30-17 Uhr Baumschlagen nur vor der Dämmerung Grünkohlessen (11 bis 16 Uhr): 16./17. November, 23./24. November, 30. November, 7. Dezember, 14./15. Dezember, 21./22. Dezember

4 Schulte-Drevenacks Hof Schulte-Drevenacks Hof, Dinslakener Str. 3, 46569 Hünxe-Drevenack Ab Ende November kann man Weihnachtsbäume bekommen, täglich von 9 bis 17 Uhr. Markttage: 7./8. und 14./15. Dezember 2019, ab 9 Uhr bis zur Dämmerung

5 Garten- und Landschaftsbau, Fabian Weyerstall, Weseler Landstraße 226, Rees-Haldern Verkauf vom 1. Dezember bis 23. Dezember, täglich 9 bis 17 Uhr Um telefonische Anmeldung wird gebeten unter der Nummer: 0175/4178870

6 Forstbetrieb Bloemersheim Forstbetrieb Bloemersheim, Vluyner Str., 47509 Rheurdt Verkauf: 29. November bis 23. Dezember 2019, täglich 10-16 Uhr

7 Forstbetrieb Meer Forstbetrieb Meer, Meerbuscher Straße, 46070 Meerbusch Baumschlagen vom 6. Dezember bis 23. Dezember, täglich von 10 - 16 Uhr.

8 Garten- und Landschaftsbau Weyers Galabau Weyers, Lobbericher Str. 12, 41749 Viersen Baumschlagen vom 29. November bis 24. Dezember 2019, täglich 10-18 Uhr

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SCHLAGEN


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GRÜN DING WILL WEILE HABEN 28

Weihnachtsbäume: Ein Besuch auf dem Schulte - Drevenacks - Hof bei Dirk Buchmann. Foto: Heiko Kempken / FFS

VON RALF KUBBERNUSS


Fotos: Schulte-Drevenacks-Hof

Dass der Nordmann auch manchmal ganz schön empfindlich sein kann, passt eigentlich gar nicht zu ihm. Denn er hat sich in der Beliebtheits-Hitparade der Weihnachtsbäume in den vergangenen Jahren doch gerade deshalb auf den ersten Platz geschoben, weil er so hervorragende Eigenschaften hat. Die Nordmanntanne wächst gerade, ihr dichtes Nadelkleid pikst nicht und rieselt erst nach Wochen, außerdem tragen ihre starken Zweige auch die schwerste Kugel.

versorgung in die Spitze gebremst wird. So wird gewährleistet, dass der Wuchs auch oben schön dicht bleibt. Außerdem wird für mehr Luft der unterste Zweigring vom Stumpf entfernt, möglicherweise doch auftretende Frostschäden entfernt und rechtzeitig Korrekturschnitte gesetzt, damit der Baum die Lücken „zuwachsen“ kann. Wenn der Baum dann nach insgesamt zwölf Jahren geerntet wird, tut das Dirk Buchmann trotz der ganzen Mühen nicht leid. Schließlich sei ein Weihnachtsbaum ja dazu da, im Wohnzimmer den Menschen das Fest der Feste zu verschönern, sagt der Baumschuler.

Bis sie im heimischen Wohnzimmer alle Trümpfe ausspielen kann, ist es aber ein langer und pflegeintensiver Weg. „Wenn wir einen Baum hier einpflanzen, dauert es bis zur Ernte acht Jahre“, erklärt Dirk Buchmann vom Schulte-Drevenacks-Hof aus Hünxe. Und der weiß auch, dass Nordmanntannen ganz schön empfindlich sein können, wenn es im Mai noch einmal Frost gibt.

Info Auch in diesem Jahr gibt es am Schulte-Drevenacks-Hof in Hünxe am zweiten und dritten Advent (Samstag und Sonntag)

Deshalb hat Dirk Buchmann alle Felder mit einer Frostschutz-Beregnung ausgestattet, die bei drohenden Minustemperaturen Wasser auf die Nordmänner sprüht. Insgesamt zehn Mal musste er die Beregnung in diesem Jahr anstellen. Rund 10.000 Bäume zum Selberschlagen hat Buchmann im Angebot, dazu bereits gefällte Exemplare auf dem Hof. Der Preis liegt seit acht Jahren bei 20 Euro pro Meter für die Nordmanntanne.

wieder einen Weihnachtsmarkt.

Landwirt Dirk Buchmann

Das Geld ist nicht schnell und leicht verdient: Wenn der Baum als 20 Zentimeter große Pflanze am Niederrhein aufs Feld kommt, sind seit der Zapfenernte in Georgien, wo der Nordmann beheimatet ist, bereits vier Jahre vergangen. In Hünxe wird der wachsende Baum dann mindestens zweimal jährlich begutachtet, damit sein Wuchs gegebenenfalls korrigiert werden kann. Hat der Baum zum Beispiel aufgrund des Wetters einen Wachstumsschub bekommen, wird er mit einer Spezialzange unterhalb der Spitze so eingeschnitten, dass die Nahrungs-

Fotos: Lars Fröhlich/ FFS

Geld nicht schnell verdient

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Acht Jahre wächst eine Nordmanntanne am Niederrhein, bis sie gefällt wird und in unser Wohnzimmer kommt. Dabei erhält sie viel pflegende Unterstützung.

Auf dem Schulte-DrevenacksHof können vor Weihnachten Bäume selbst geschlagen oder erworben werden.


Gute Gaben, spät noch zu haben!

Foto: unsplash

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VON INGRID JANSSEN

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Düsseldorf Live-Musik, Handwerkskunst und Kinderspaß – die liebenswerte Rheinmetropole hat mehr als nur einen Weihnachtsmarkt. An sieben malerischen Orten in der Altstadt entfaltet sich in der Adventszeit das festliche Vergnügen. Eine sprichwörtlich zauberhafte Kulisse bildet das Düsseldorfer Rathaus für den so genannten Handwerkermarkt. Zu Füßen des Reiterstandbildes von Kurfürst Jan Wellem erstreckt sich das Marktviertel mit Hütten und Häuschen, die sich in Farbe und Stil an den Renaissance-Bauten der Altstadt anlehnen. Gesehen haben muss man auch den Lichterdom auf der Königsallee, die Eislauffläche auf dem Corneliusplatz oder das Riesenrad auf dem Burgplatz – alles glanzvoll illuminiert. geöffnet bis 30.12. tägl.11-20Uhr, fr.+sa.11-21Uhr, 24.12. 11-15 Uhr, 26.12. 14-20 Uhr, geschlossen 24.11., 25.12., Flinger Straße, Königsallee, Schadowstraße, www.weihnachten-in-duesseldorf.de

Foto: Astrid Hoyer-Holderberg

Weihnachtsmärkte gibt es viele, und bei uns am Rhein sind sie besonders heimelig und beschaulich. Doch nicht alle haben bis zum vierten Advent geöffnet. Was macht man also, wenn man zwei Tage vor Heiligabend noch nicht alle Geschenke beisammen hat? Ganz einfach: Man besucht jene Hüttendörfer, die bis kurz vor dem großen Fest – oder darüber hinaus – Weihnachtswichtel mit schönen Dingen für die Bescherung versorgen! Zum Beispiel folgende:


geöffnet bis 30.12, tägl. 11-21 Uhr, fr.+sa. 11-22 Uhr, geschlossen: 24.11., 24.+25.12, Königstraße, ww.duisburger-weihnachtsmarkt.de Kevelaer Wenn geschmückte Tannen und glitzernde Leuchtgirlanden die Straßen schmücken, ist Advent in der Wallfahrtstadt. Pilgern sollte man dann unbedingt zum wunderbaren Advents- und Krippenmarkt rund um die Marienbasilika. Sein Herzstück ist die lebensgroße Krippe mit echten Tieren. Ochse und Esel sowie eine kleine Herde Schafe lassen die Weihnachtsgeschichte anmutig lebendig werden. Praktisch, wenn Petrus es einmal regnen lässt: eine Vielzahl der heimeligen Hütten ist unter dem schützenden Dach des Forum Pax Christi untergebracht.

Xanten Märchenhaft mutet der Christkindelmarkt der Siegfriedstadt an. Farbenfroh dekorierte Holzhütten schmiegen sich zu Fuße des Doms in die festlich angestrahlte Fachwerkkulisse. Genießer folgen am besten dem köstlichen Duft von Glühwein und Punsch! Beides lässt sich bis mindestens 22.00 Uhr im großen, gemütlichen Weihnachts-Tipi mitten auf dem Marktplatz genießen. geöffnet: 22.11.–22.12., tägl. 12-20 Uhr, sa. 12-21 Uhr, 24.11. ab 18 Uhr, Marktplatz vor dem Dom, www.xanten.de Moers Das Schloss am Kastellplatz stellt die zauberhafte Kulisse für den Christmarkt der Grafenstadt. Er ist besonders familienfreundlich, nicht nur, weil täglich ein großes Kasperltheater mit einem Stück aufwartet, das lustig, spannend und auch ein wenig weihnachtlich ist. Am 6. Dezember wird der Nikolaus die kleinen Besucher auf der Bühne besuchen. Für den Fall, dass man seine Lieben im Trubel aus den Augen verliert, sollte man einen markanten Treffpunkt wählen. Am besten eignet sich die weithin sichtbare bunte XXL-Pyramide, in deren Untergeschoss Glühwein in vielen Variationen ausgeschenkt wird. geöffnet bis 22.12. täglich 11-20 Uhr, fr.+sa. 11-22 Uhr, 24.11. geschlossen, Meerstraße, Haagstraße, www.moers.de

Foto: Christoph Reichwein (crei)

geöffnet: 30.11. bis 22.12., mo.-fr. 13-19 Uhr, sa.+so. 11-20 Uhr, Kapellenplatz, www.kevelaerer-krippenmarkt.de

Lichtermarkt im Landschaftspark Er hat zwar nicht bis zum vierten Adventswochenende geöffnet, trotzdem kann der Schauinsland-Reisen Lichtermarkt als Geheimtipp gelten: Inmitten des Landschaftsparks Duisburg-Nord mit seinen stillgelegten Industriegiganten bezieht ein Künstler- und Handwerkerdorf der Extraklasse Quartier. Angeboten werden nur Unikate und Arbeiten aus individueller handwerklicher Herstellung. Import- und Handelsware sowie industriell oder in großer Stückzahl gefertigte Produkte sind tabu. Stirnlampen- und Fackelführungen durch das historische Hüttenwerk verwandeln den Besuch in ein unvergessliches Erlebnis. geöffnet: 29.11.-1.12., fr.+ sa.13-22 Uhr, so. 10-20 Uhr; Emscherstraße 71, 47137 Duisburg, Erw. 5 €, Kinder bis 14 Jahre frei, www.landschaftspark.de/lichtermarkt/2019

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Duisburg Mehr als sieben Wochen erfreut der Duisburger Budenzauber seine Besucher. Mit über hundert hübsch geschmückten Hütten kann man nicht mehr von einem weihnachtlichen Dorf, sondern von einer ganzen Winterwunderstadt sprechen. Das Mammutvergnügen ist so riesig, dass zu festen Zeiten erfahrene Tourguides Gäste durch das bunte Treiben führen (Termine am 27.11.; 4., 11., 18., 26.12., Beginn jeweils 18 Uhr, 25 € pro Person, Anmeldung unter 0203/ 285440). Auf der spiegelglatten Eislaufbahn können nach dem Stöbern und Shoppen auf Kufen noch Pirouetten oder auch Bauchlandungen zum Besten gegeben werden.


Märchenhafter Familienbetrieb auf dem Eis

Alljährlich verbreiten Anja Reichelt und ihre „Kids on Ice“

Rubrik

Weihnachtsstimmung auf Kufen

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Grafik:i

Stock


VON FLORIAN LANGHOFF

So kam es zu der Idee, regelmäßig eine Show aufs Eis zu bringen. Anja Reichelt, damals selbst noch ein Teenager, übernahm die Rolle der Regisseurin und Choreographin für die erste Eisshow. Mit „Der Zauberladen“ von Rossini brachte sie ihre erste Show aufs Eis. „Das war eine fertige Geschichte und ich habe schnell gemerkt, wie schwierig es war, die an die vielen Eisläufer anzupassen, die wir hatten“, erzählt Anja Reichelt. Für sie war das eine der Motivationen, die sie dazu brachte, fortan eigene Geschichten für das Eismärchen zu erfinden. „Ich kann mit eigenen Geschichten den Menschen etwas mitgeben und Nachrichten transportieren“, ergänzt die Autorin. So begann sie, Geschichten zu erfinden und diese mit Schlittschuhchoreographien, Kostümen und Musik aufs Eis zu bringen. Mittlerweile ist aus dem Eismärchen ein Familienbetrieb ge-worden, in dem neben Anja Reichelt auch ihr Sohn Dominik und natürlich Mutter Karin Kamps mitwirken. Letztere kümmert sich um alles, was mit der Organisation zu tun hat, hört sich die Probleme von Eislaufschülern und deren Eltern an und kümmert sich um den Kostümfundus des Eismärchens, der in mehr als drei Jahrzehnten auf über 5000 Kostüme angewachsen ist. Anja Reichelt schreibt weiterhin die Märchen und denkt sich die Choreographien und Musikstücke aus. Deren Bearbeitung und die übrige Vertonung des Eismärchens übernimmt mittlerweile allerdings Dominik Reichelt, der in den Märchen auch gerne als Hauptdarsteller auftritt. Und das Projekt entwickelt sich. Mittlerweile hat das Eismärchen ein eigenes Management und es gibt neben den Aufführungen in Dinslaken auch Shows in Ratingen. Klang und Licht sind professionell organisiert und die Kulissen werden jedes Jahr aufs neue liebevoll gestaltet, so dass die gut 200 jungen Eisläufer, die beim Eismärchen mit dabei sind, in professionell gestaltetem Ambiente auftreten. „Unsere Kinder sind zwar keine Profis, aber für uns sind sie welche“, sagt Anja Reichelt, auch wenn für die jungen Darsteller der Spaß im Vordergrund stehen soll. Ein großes Team von Helfern, darunter Trainer, die selbst von Anja Reichelt das Eislaufen gelernt haben und zahlreiche weitere Mitstreiter, kümmern sich darum, dass alles reibungslos klappt. „Ohne diese zahlreichen Unterstützer wäre das Eismärchen gar nicht möglich“, sagt Anja Reichelt. Und dass es die in der großen Zahl gibt, ist ja auch schon irgendwie märchenhaft.

Niederrhein auf Achse

Schon als Jugendliche hatte Anja Reichelt eine blühende Fantasie. „Als ich 12 oder 13 war, habe ich mich zum ersten Mal dafür interessiert, etwas zu schreiben“, erzählt die Frau, die seit mehr als 30 Jahren in Dinslaken mit dem Eismärchen eigene Märchenerzählungen in eine fantastische Aufführung auf Schlittschuhen verwandelt. Ihre Mutter, Karin Kamps, förderte nicht nur diese Begabung ihrer Tochter, sondern auch die Lust der jungen Frau, auf dem Eis zu stehen. Dann kam eins zum anderen: Die Eissporthalle Dinslaken sprach Karin Kamps an, ob diese nicht eine Abteilung für Eiskunstlauf neben dem Eishockey-Betrieb aufbauen wolle. Als erste Aufführung der jungen Eisläufer stand eine Karnevalshow auf dem Programm. „Wir hatten tolle Reaktionen vom Publikum und wir haben uns gedacht, es ist eine tolle Motivation für die Kinder, ihr Können zu zeigen“, erzählt Karin Kamps.


Klein und Groß begegnen sich verkleidet auf dem Eis. Der Fundus umfasst mittlerweile mehr als 5000 Kostüme.

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Fotos: Lars Fröhlich/ FFS

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Anja Reichelt traniniert mit den Eiskunstläufern.

Eine abenteuerliche Reise Info

VON FLORIAN LANGHOFF


Fotos: Heiko Kempken/ FFS

Licht, Sound und aufwendige B체hnenbauten sorgen neben den Darbietungen f체r die professionelle Atmosph채re.

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Dominik Reichelt, Sohn von Anja Reichelt, spielt h채ufig tragende Rollen.


Winter-Wanderung in eine andere Welt Der Reichswald verwandelt sich in den Wintermonaten in Niederrhein auf Achse

einen Ort der Stille und Abgeschiedenheit. Zusammen mit Niederrhein-Guide Katharina Bubke können Wanderer die Magie des Winters entdecken. VON DENNIS FREIKAMP

Dem Stress entfliehen und einfach mal den Pausenknopf drücken: Selten ist der Wunsch nach einer Auszeit so groß wie während der Vorweihnachtszeit. Wenn die Jagd nach Geschenken ihren Höhepunkt erreicht, auf der Arbeit so langsam Hektik ausbricht und die Feiertagsplanung mit der Familie ansteht.

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Niederrhein-Guide Katharina Bubke von der NABU-Naturschutzstation bietet eine Alternative zur Weihnachtshektik an. Seit 2009 leitet sie eine Führung durch den Krefelder Reichswald. Am 21. Dezember, einen Tag vor der Wintersonnenwende, führt Bubke in einer rund dreistündigen Exkursion durch die Natur und öffnet ihren Teilnehmern den Blick für die Magie des kargen Winters.

Foto: R.Kubbernuß / Montage: N.Rosengärtner

Die Natur scheint zu schlafen „Die Dunkelheit des Waldes gibt uns die Chance, uns einmal auf uns selbst zu konzentrieren und Zeit für uns zu nehmen“, erklärt Bubke. „Die Exkursion soll dabei helfen, zur Ruhe zu kommen und aus der Natur neue Kraft für das kommende Jahr zu schöpfen.“ Die Wanderung führt in eine andere Welt: Der Wald ist ganz still geworden, scheint zu schlafen. Trotzdem gibt es noch immer vieles zu entdecken: Landschaftsformen zeichnen sich im kahlen Laubwald deutlicher ab. Relikte wie keltische Hügelgräber werden plötzlich sichtbar. Auch Mammutbäume, japanische Sicheltannen, Wintervögel und Wildschweinspuren lassen sich im Reichswald beobachten. „Mit etwas Glück kann es sogar sein, dass Hirsche auftauchen“, sagt Bubke. Bereits vor hunderten von Jahren sei die Zeit zwischen den Jahren für die Menschen am Niederrhein eine Phase der


Niederrhein auf Achse

Foto: NRZ

Mit dem NABU geht es am 21.12 durch den Klever Reichswald

Ruhe und Besinnlichkeit gewesen: „In den Rauhnächten wurde nicht gearbeitet und nicht gekämpft. Das Rad des Jahres stand still und man beschäftigte sich mit ruhigen Dingen – mit Spielen, Geschichten erzählen und Orakeln“, erklärt Bubke.

„Gipfelsteine“ weisen den Weg

Entstanden sind dabei Höhen zwischen 50 und 100 Metern, die Geologen nicht gerne als Berge bezeichnen. Eher als Anhöhen. Oder als Hügel. Davon gibt es im Klever Reichswald mehrere Dutzend, die der heimatverbundene Pastor Siebers Ende der 70er Jahre mit „Gipfelsteinen“ markiert hat. Behauen hatte die Monumente vorher Steinmetz Hölker, beim Aufstellen halfen die Brüder Willemsen und der Landwirt Kersken aus Kranenburg.

Ein kleines „Julopfer“ für die Tiere Während der dreistündigen Exkursion können sich die Wanderer über die Stille des Waldes, die nahende Wintersonnenwende und das mit ihr wiederkehrende Licht freuen. Unter den Bäumen wird den Wildtieren ein kleines „Julopfer“ aus Gemüse und Körnern gebracht und zur eigenen Stärkung gibt es Gebäck und heiße Getränke. „Wir lassen den Wald auf uns wirken und sind erstaunt, wie viel Leben uns hier noch immer begegnet in der äußerlichen Starre des Winters“, sagt Bubke.

Foto: NRZ

Wer aus dem Alltag ausbrechen und zu seinen Ursprüngen zurückfinden will, sei im Reichswald genau richtig: „Die Pflanzen und Bäume wachsen wild vor sich hin“, sagt Bubke. „Zusammen mit der Waldgeschichte kann man in eine alte, wilde Welt eintauchen.“ Sogar Gipfel können Wanderer im Klever Reichswald erklimmen, wo Eismassen vor Jahrtausenden die Erde zur Stauchmoräne aufgeschoben haben.

Info Treffpunkt ist um 13 Uhr am Wanderparkplatz im Reichswald an der B 504 zwischen Kleve und Goch-Kessel. Empfohlen werden warme Kleidung, festes Schuhwerk und ein Fernglas, wenn vorhanden. Die Teilnahme kostet für Erwachsene 15 Euro, für Kinder bis 14 Jahr 7,50 Euro. Anmeldung und nähere Informationen unter 028 26/ 918 76 00.


Rubrik Foto: Veranstalter

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Peter Wölke bringt mit „Musicals in Concert“ Glanz und Glamour nach Voerde. Die aufwändige Produktion punktet mit namhaften Solisten und einer flotten Choreographie. VON CHRISTOF WILLER


Rubrik 39

Hit-Feuerwerk

mit Weltstadt-Flair


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Foto: Jochen Emde/ FFS

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Info


Foto: Jochen Emde/ FFS

Glanz, Glamour und ein wahres Hit-Feuerwerk: Stimmungsvolle Lichteffekte und aufwändige Kostüme tun ihr Übriges. Natürlich wird ausschließlich live gesungen.


ZEITLOSE MODE VON DER INSEL

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etty Foto:G

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Bei Old Loom in Rees gibt es Textilien aus Irland und Schottland, gefertigt nach alter Tradition

TEXT VON ELISABETH HANF & FOTOS VON ERWIN POTTGIESSER

Rees. Der kleine Laden an der Ecke Oberstadt/Kirchplatz in Rees quillt fast über. The Old Loom hat sich spezialisiert auf Natur-Textilien aus Schottland und Irland – Strickwaren, nach alter Tradition im jeweiligen Land aus feinen Wollgarnen gefertigt. Jürgen Hausstätter, der den Einkauf tätigt, blickt auf zwei, für seine Branche viel zu heiße Sommer zurück. Während im Sommer 2018 noch nicht einmal am Abend eine Strickjacke von Nöten war, gab es in diesem Jahr wenigstens „Hitzepause“. Dass die Umsätze des Geschäftes, entgegen dem Trend im Einzelhandel, von Jahr zu Jahr moderat steigen, hat viele Gründe.

Noch besser als im Jahr 2018 Das Jahr 2018 lief schleppend an. Januar und Februar waren viel zu warm und als es endlich im März kälter wurde, war

kaum jemand interessiert, für einen Monat Winter noch Wärmendes zu erwerben. „Im Sommer haben wir an manchen Nachmittagen gar nicht mehr geöffnet. Niemand war bei der Hitze in der Stadt“, blickt Hausstätter zurück. In diesem Jahr war lediglich während der Sommerferien der Verkauf „mau“. Doch mit Eintreffen der neuen Herbstmode floriert das Geschäft wieder. Warum? Mode aus Irland und Schottland ist in Rees sehr gefragt, da es nichts Vergleichbares in der Umgebung gibt. Inhaber Wolfgang Notten und sein Geschäftsleiter Jürgen Hausstätter hatten bereits im vergangenen Jahr die Sorgen um den bevorstehenden Brexit geplagt. „Wir arbeiten mit Herstellern in Schottland und Irland zusammen, haben nur eine geringe Marge. Wenn die Textilien durch den Brexit teurer werden, dann können wir sie hier in Rees nicht mehr verkaufen“, befürchtet Jürgen Hausstätter. „Wir dürfen die Hersteller schon gar nicht mehr auf den Brexit ansprechen. Sie sind äußerst nervös.“ Daher hat er vorgesorgt und mehr als großzügig geordert. Denn immer wieder entdeckt er neue Marken oder Designer. „Wie jetzt eine 53-jährige Irin, die tolle Sachen entwirft und auf Bestellung fertigt.“ Beim Schottischen Festival in Xanten sind Wolfgang Notten und Jürgen Hausstätter jedes Jahr mit einem Zelt vertreten. So macht man sich bekannt.

Das Geheimrezept von The Old Loom Die Mode ist zeitlos, klassisch, aber doch anders, als man sie in den typisch britischen Läden findet. Und das ist das Geheimrezept von The Old Loom. Notten und Hausstätter haben persönliche Kontakte zu den Herstellern und Lieferanten in Irland und Schottland. Die Ware gibt es nämlich nicht im Internet. Das weiß der Kunde zu schätzen, der sich von der Farbintensität selbst


Jürgen Hausstätter verkauft im Old Loom in Rees textile Waren aus Irland und Schottland, die es nicht im Internet gibt. Der Brexit könnte für das kleine Geschäft zu einer echten Herausforderung werden.

Info

Damen setzen gerne wärmende Wollhüte im Titanic-Look auf, werfen das dazu passende Cape über und finden sich im vergangenen Jahrhundert wieder, dennoch optisch topaktuell. Oder sie tragen Oberteile mit Dreiviertel-Arm und dazu passenden Tweedhosen.

The Old Loom liegt in Rees neben der klassizistischen Kirche St. Mariä Himmelfahrt in der Oberstadt 2.

Aber auch die Herren kommen auf ihre Kosten. Karierte Woll-Caps gefallen ebenso wie Naturfleece-Jacken und Stehkragenhemden. Überhaupt ist der Tweed-Mantel für Damen und Herren wieder topaktuell.

Das Geschäft öffnet von Montag bis Freitag von 10 bis 12.30 Uhr, montags, dienstags, donnerstags und freitags von 14.30 bis 18 Uhr und am Samstag von 10 bis 13 Uhr. Mehr Infos unter https://www.the-old-loom.de.

Bereits im Spätsommer hatten die Kunden keine Lust mehr auf Sommer. Sie sehnten sich nach Herbst- und Winterware, nach dicken Strickjacken und Pullovern. Die ersten Wintermäntel der neuen Kollektionen wurden bereits verkauft.

Tweed-Kleidung und Doubleface-Plaids Und was liegt 2019 unter dem Weihnachtsbaum? Jürgen Hausstätter erzählt gerne von der alten Dame in Donegal, die keine Heizung besaß und bitterlich fror. Woraufhin im Ort das Studio Donegal ihr einen Mantel aus einem Plaid schneiderte. „So entstand ein Plaid-Coat“, erklärt Hausstätter und nimmt einen solchen für die Dame von der Stange. Fürs traute Heim greift er zu Doubleface-Plaids – Decken, einseitig mit ausgefallenem Muster. Für den Herren empfiehlt er gefütterte Aran-Tweed-Westen zum Stehkragenhemd und natürlich die flotten Caps. Dafür kommen Kunden von weit her gerne nach Rees in die Oberstadt.

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überzeugt, die Qualität der Stoffe und Strickwaren fühlen, Pullover aus Alpaca-, Merino-, Kaschmir- oder Lambswool in den Händen halten will. Baby-Alpaca mit Merinowolle, mit Mulberry-Seide oder Pima-Baumwolle sind neue Spitzenreiter unter den Materialien.


Die

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Unter dem Etikett „Feines vom Land“ haben sich Regionalvermarkter aus der Region zusammengefunden, um ihre Waren zu präsentieren und zu verkaufen. TEXT VON ELISABETH HANF & FOTOS LARS FRÖHLICH

Foto: Getty

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Genussbotschafter


Foto: Lars Fröhlich, FFS

soll aber folgen. Monika Stallknecht: „Das ist auch für die Weihnachtszeit etwas Tolles!“. Denn hier finden sich dann liebevoll zusammengestellte Präsentkörbe mit Produkten aus der Region. Und natürlich kann man auch einen handgeflochtenen Weidenkorb bestellen und diesen selbst mit den regionalen Produkten bestücken.

Alles begann mit dem Bauernmarkt in Hamminkeln-Loikum. Gerd Graaf, der Landwirt, der diesen mit initiierte, wurde immer wieder angesprochen, ob er mit dem Bauernmarkt nicht auch mal andere Orte besuchen könnte. Dazu hatten aber nicht alle Akteure des dortigen Bauernmarktes Zeit. „So entstand die Idee, einen Markt mit Regionalerzeugern zu gestalten, die das am Wochenende machen wollen“, erzählt Monika Stallknecht von der Geschäftsstelle Genussregion Niederrhein des Kreises Wesel. So entstand die Idee für „Feines vom Land“. 2011 traten die Markthändler zum ersten Mal mit einem eigenen Markt in Erscheinung – gefördert durch einen Landwirtschaftsfond der EU. Schnell schloss man sich mit dem Projekt der Genussregion Niederrhein an, zu der man bis heute gehört. Mittlerweile umfasst „Feines vom Land“ 22 Regionalerzeuger, die ihre Waren unter dem Namen anbieten und gemeinsam als Marktgemeinschaft auf Veranstaltungen auftreten. „Neben dem Verkauf der eigenen Waren ist ein Hauptaspekt, dass die Betriebe Werbung für ihre Produkte und ihre Hofläden machen“, sagt Monika Stallknecht. Die Menschen sollen erfahren, was es am Niederrhein an Produkten gibt und auch die Region besuchen. Bis ins Ruhrgebiet ist „Feines vom Land“ dabei regelmäßig unterwegs, war aber auch schon auf dem Bürgerfest des Bundespräsidenten im Berliner Schloss Bellevue zu Gast. Dabei finden sich ganz unterschiedliche Betriebe unter dem Dach von „Feines vom Land“. Neben Landwirten mit ihren Hoferzeugnissen finden sich auch Imker, Fleischer, Brauer und Brenner unter den Anbietern. Und mit Margret Schiffer auch eine Korbmachermeisterin. „Das ist leider ein aussterbendes Handwerk“, so Monika Stallknecht. So bietet „Feines vom Land“ ein umfangreiches Angebot von verschiedenen Produkten, die man seit 2017 auch im Online-Shop des Projektes bestellen kann. Auch dieser ist ein mit EU-Mitteln finanziertes Projekt. „Es war für die Betriebe nicht möglich, jeweils eine eigene Internetseite zu machen und so haben wir das zusammengefasst“, erklärt Monika Stallknecht. Im Shop finden sich bisher nur die län-ger haltbaren Produkte der Regionalerzeuger – ein Frischeversand

Info Shop: www.feines-vom-land.de


Süße Versuchungen

Weihnachten ist das Fest der Freude und eine willkommene Gelegenheit, köstliche Pralinen selber herzustellen. Ob als Geschenk hübsch verpackt oder auf dem Weihnachtsteller drapiert: Kleine und große Naschkatzen werden sich sogleich ans Knuspern machen. Ingrid Janssen hat die besten Rezepte ausprobiert.

FOTOS DR.OETKER // ILLUSTRATION & MONTAGE NADINE ROSENGÄRTNER


200 g Kuvertüre Zartbitter 50 g Butter 2 Pck.Vanille-Zucker 6 EL Baileys® oder Whiskey-Sahne-Likör Zum Bestreuen: etwas Kakao etwa 6 EL Haselnusskrokant Außerdem: etwa 50 Pralinenkapseln

Beschwipste Wintertrüffel Vorbereiten Kuvertüre grob zerkleinern und mit Butter und Vanille-Zucker im Wasserbad bei schwacher Hitze schmelzen. Die Masse in eine Rührschüssel geben. Likör hinzufügen und mit einem Schneebesen verrühren. Die Masse etwa 30 Min. kalt stellen. Zubereiten Die Masse 1 Min. auf höchster Stufe mit einem Mixer (Rührstäbe) aufschlagen. Die Hälfte der Masse in einen Spritzbeutel mit Lochtülle (Ø 10 mm) füllen. Tuffs (Ø etwa 2 cm) in die Hälfte der Pralinenkapseln spritzen und mit Kakao bestreuen. Die übrige Masse zu kleinen Kugeln formen und im Krokant wälzen. Die Trüffel kühl aufbewahren und möglichst frisch verzehren. Extra-Tipp

Service

Zutaten für etwa 50 Stück

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Die Trüffel können auch in gehackten Mandeln gewälzt werden.


Zutaten für etwa 50 Stück 1 Vanilleschote 200 g Schlagsahne 15 g schwarze Teeblätter 300 g Kuvertüre Weiß 25 g weiche Butter Außerdem: etwa 50 g Puderzucker

Tee-Time-Trüffel Vorbereiten Vanilleschote mit einem Messer der Länge nach aufschneiden. Das Mark mit dem Messerrücken herausschaben. Zubereiten Sahne in einem Topf zum Kochen bringen und vom Herd nehmen. Teeblätter, Vanillemark und -schote hinzufügen und darin 5 Min. ziehen lassen. Inzwischen die Kuvertüre hacken. Sahne durch ein feines Sieb gießen und zurück in den Topf geben. Die Sahne nochmals erwärmen, aber nicht kochen lassen. Kuvertüre und Butter darin unter Rühren schmelzen. Masse in eine Rührschüssel geben und etwa 2 Std. in den Kühlschrank stellen. Mit einem Mixer (Rührstäbe) die Masse aufschlagen. Puderzucker auf einen Teller geben. Mit 2 Teelöffeln kleine Portionen von der Pralinenmasse abstechen, in den Puderzucker geben und vorsichtig darin wälzen. Pralinen auf einem mit Backpapier belegten Brett oder Backblech fest werden lassen. Extra-Tipp Die Pralinen können im Kühlschrank etwa eine Woche aufbewahrt werden.


Nougat-Kugeln Vorbereiten Mandeln in einer beschichteten Pfanne ohne Fett goldgelb rösten und auf einem Teller erkalten lassen. Zubereiten

Aus der Masse walnussgroße Kugeln formen. Nougat im Wasserbad bei schwacher Hitze erwärmen. Kugeln mit Hilfe einer Gabel eintauchen, auf Backpapier setzen und im Kühlschrank fest werden lassen. Verzieren Kugeln mit Puderzucker bestreuen. Extra-Tipp Die Kugeln können gekühlt zwei Wochen in einer Dose gelagert werden. Sie lassen sich auch einfrieren

Zutaten für etwa 50 Stück 100 g gehackte Mandeln 1 Be. Crème fraîche (150 g) 50 g weiche Butter 50 g Puderzucker ½ TL Lebkuchengewürz 1 Pck. Vanille-Dessertsoße ohne Kochen Außerdem: etwa 300 g schnittfähige Nuss-Nougat-Masse, z.B. von Dr. Oetker etwas Puderzucker

Service

Crème fraîche, Butter, Puderzucker, Finesse und Soßenpulver in eine Rührschüssel geben und mit einem Mixer (Rührstäbe) zu einer glatten Masse verrühren. Mandeln unterrühren. Die Masse zugedeckt im Kühlschrank fest werden lassen (etwa 1 Std.).


Foto: M.Dahlke / Montage: N.Roseng채rtner

Mit Herzensw채rme gegen Kinderarmut Die NRZ und ihre Leser erf체llen Weihnachtsw체nsche

Service

VON CHRISTOF WILLER

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