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Ein Modell für CrossInnovation
Es existieren bereits vielfältige Modelle für Innovation sowie deren Management. Zu den bekanntesten gehören sicherlich der Stage-Gate Prozess (Cooper, 2008) oder der Innovationsprozess nach Hauschildt & Salomo (2011). Allerdings beziehen sich diese nicht speziell auf den Gedanken des „branchenübergreifenden“ Innovierens und berücksichtigen dementsprechend nicht explizit das durchgehende cross-disziplinäre methodisch gestützte Arbeiten in allen Phasen. Nur wenige Modelle, so zum Beispiel Hauschildt & Salomo (2011), berücksichtigen überdies die fortgeführte systematische Begleitung der Innovation über den Schritt der Markteinführung hinaus (fortlaufende Verwertung).
Diese Lücke in Theorie und Praxis schließen wir und liefern die Grundlage für die systematische Einführung von XI-Prozessen und XI-Projekten als Teil der Geschäftsstrategie und für die Integration in das Innovationsmanagement der Unternehmen. Dabei vereinen wir die dominierende Perspektive des Innovationsmanagements, den Stage-Gate-Prozess, mit der prominenten Methode des Design Thinking und den erforderlichen Aktivitäten zur Etablierung eines systematischen partnerschaftlichen Arbeitens unter Berücksichtigung komplementärer Kompetenzen.
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Der Hintergrund dafür ist, dass XI die Anforderung des komplementären Wissenstransfers beinhaltet, und dafür müssen erst einmal die Akteure gefunden werden, sowie ihr Wissen vernetzen. Die Strukturiertheit des Stage-Gate-Prozesses hilft dabei, dass Tore erst durchschritten werden, wenn die zugrunde liegenden Kriterien erfüllt wurden.
Mit dem XI-Ansatz sollen insbesondere KMUs darin unterstützt werden, innovativ zu agieren und dennoch Ressourcenkapazitäten zu begrenzen. Denn wenn mehrere Akteure aus unterschiedlichen Branchen zusammenkommen, wird eine breite Perspektive geschaffen mit vielen unterschiedlichen Ansichten und Informationen. Das ist insofern hilfreich, als dass dieses Wissen geteilt und genutzt wird.
Das XI-Modell besteht aus drei Prozessräumen des Innovationshandelns: Akteursraum, Ideenraum, Lösungsraum. Angelehnt an das Design Thinking verfügt jeder Prozessraum konzeptionell über einen Schritt der Öffnung für die Problemfindungen (Divergenz), sowie über den Schritt der Fokussierung in Hinblick auf die Lösungsfindung (Konvergenz). Sinnbildlich entspricht dies dem Diamanten im Design Thinking. Der Problemraum aus dem Design Thinking ist dabei jedoch in einen Akteurs- und Ideenraum unterteilt, weil insbe- sondere die Akteursfindung und die resultierende Verständigung auf ein gemeinsames Vorhaben im XI essentiell ist. Innerhalb der drei Räume existieren entscheidungsweisende Aktivitäten. Diese entsprechend konzeptionell den „Toren“. Sie sind wichtig, weil sie die Gemeinsamkeit im Vorgehen zwischen den Akteuren im XI-Prozess synchronisieren und resultierende Ziele bzw. Vereinbarungen sicherstellen.
Die drei Prozessräume werden analog des Stage-Gate-Prozesses durch drei „Tore“ geteilt, die zwischen den jeweiligen Prozessräumen eine Sondierung bzw. Klärung anstreben: „Build Community & Screen Market“ (Teilprozess 1), „Understand Context & Problem“ (Teilprozess 4) und „Evaluate & Validate“ (Teilprozess 7).
Der Akteursraum stellt den ersten der drei Prozessräume dar. Er besteht aus den drei Teilprozessen „Build Community & Screen Market“, „Gain Actor Commitment“ und „Match Actor & Target“. Zuerst wird durch das Commitment verschiedener und unterschiedlichster Akteure Komplexität aufgebaut, die durch das Finden eines gemeinsamen Themas wieder reduziert wird.
Der Ideenraum ist der zweite Prozessraum und beinhaltet die Teilprozesse „Understand Context & Problem“ und „Discover & Ideate“. Er sieht im ersten Teil die Darstellung und das Verstehen der Probleme aus Markt-/Nutzersicht vor. Diese identifizierten Probleme werden dann bewertet und es werden Ansätze zur Lösung der Probleme gesammelt.
Der Lösungsraum ist der dritte Prozessraum und beinhaltet die Teilprozesse „Explore & Define“, „Evaluate & Validate“, „Negotiate & Develop“ und „Deliver & Listen“. Die zuvor generierten Lösungsansätze werden bewertet; es werden Ideen zur Weiterverfolgung ausgewählt. Für diese werden dann Prototypen gebaut und deren Machbarkeit wird geprüft. Nach der Einarbeitung des Nutzer-Feedbacks und damit Erreichen der Marktakzeptanz ist es das Ziel, das crossinnovativ entwickelte Produkt am Markt zu etablieren und weitere Potenziale der Zusammenarbeit zu realisieren.
Der Teilprozess 1 „Build Community & Screen Market“ sieht vor, Raum für einen offenen Austausch zu schaffen. Er stellt insofern ein Tor dar, als dass aus diesem Teilprozess heraus Gelegenheiten zu XI erst entstehen können, weil man bspw. von neuen Vorhaben eines anderen Unternehmens erfährt oder gemeinsame Strategien entwickelt.
Der Teilprozess 4 „Understand Context & Problem“ zwischen dem Akteurs- und Ideenraum sieht vor, dass der Markt und die Umgebung
In der Umsetzung gliedern sich die drei Prozessräume in insgesamt neun verschiedene Teilprozesse. Der erste Teilprozess „Build Community & Screen Market“ ist dabei allerdings fortlaufend zu betrachten: in jedem weiteren Prozessraum wird wieder darauf rekurriert, um dem Element des cross-disziplinären Zusammenarbeitens nachzukommen.
Allen neun Teilprozessen liegt ein definiertes cross-disziplinäres Ziel zugrunde. Jeder Prozess definiert benötigte Inputs in Form von Voraus- setzungen (z.B. aus vorherigen Schritten) sowie die zu erreichenden Ergebnisse (Outputs). Die InputOutput-Betrachtung ist der Prozessmodellierung entnommen und ist das Bindeglied zwischen den Teilprozessen und Diamanten. Sie soll sicherstellen, dass das Wesentliche der einzelnen Teilprozesse erreicht wird.
Ohne aber die Methodik vorwegzunehmen - es gibt viele Möglichkeiten, namentlich Methoden zur Zielerreichung. Je nach Kontext analysiert und die Nutzergruppen und deren Erwartungen verstanden werden. Erst dann macht ein Schritt vom Akteursraum in den Ideenraum Sinn. eignen sich manche besser, manche weniger gut. Das Modell bietet den Rahmen für die Umsetzung und das Management. Um Methoden zu identifizieren, die sich grundsätzlich eignen, die jeweiligen Ziele der Phasen zu erreichen, haben wir eine entsprechende CommunityPlattform entwickelt:
Zwischen dem zweiten und dritten Prozessraum liegt das dritte „Tor“, der Teilprozess 7 „Evaluate & Validate“. Der Prototyp wird vorgestellt, um die Akzeptanz am Markt bzw. bei den Nutzern zu prüfen. Erst wenn dies gegeben ist, wird der Schritt vom Ideenraum in den Lösungsraum vollzogen.
Raum für fortlaufenden Austausch schaffen
Bereitschaft zur branchenübergreifendem Zusammenarbeiten –Finden eines geschäftsfähigen gemeinsamen Themas
Verstehen des »neuen« Marktes aus Sicht der beteiligten Akteure und hinsichtlich der Nutzer
Motivation, Gelegenheiten schaffen
Innovationsbereite Akteur:innen –Unterschiedliche Kompetenzen (Branchenwissen)
Einigung auf ein gemeinschaftlich sinnhaftes Projekt
Netzwerkerweiterung, offener Austausch
Wissen über Kompetenzen und Interesse an gemeinsamen Themen –
Identifizierung eines gemeinschaftlich sinnhaften Projekts
Abbildung: Cross-Innovations-Prozessbild (MIT den Zielen, Input-Output usw.)
Explizite Darstellung der Probleme aus Markt-/Nutzersicht
Die prozessorientierte Schematik unseres Modells erleichtert die Anwendung des XI-Prozesses in der Praxis als Schnittstelle von Strategie und Unternehmensentwicklung. Mit diesem XI-Modell stellen wir den XI-Prozess ganzheitlich dar und ergänzen somit das Innovationsmanagement als solches. Durch die prozessorientierte Sichtweise können alle Aktivitäten nachvollzogen und im eigenen Unternehmen angewendet werden; vor allem kann an jeder Stelle begonnen und geendet werden. Auch kann es sein, dass einmal ein Schritt zurück gegangen wird (innerhalb der Tore), wenn bspw. herausgefunden wird, dass die Nutzerbedürfnisse nicht komplett abgedeckt werden. Um die Teilprozesse des XI-Modells anzuwenden und zu implementieren, müssen Methoden eingesetzt werden. Es gibt viele Möglichkeiten und Methoden, wie das Ziel des jeweiligen Teilprozesses er - reicht werden kann. Je nach Kontext eignen sich manche besser, manche weniger gut für den jeweiligen Teilprozess bzw. Raum. Wir haben unterschiedliche Methoden, die von Innovationsmethoden, dem Design Thinking oder Kreativitätstechniken entstammen, ausgewählt und auf ihre Passung zum XI-Modell überprüft. Schließlich wurden diese Methoden einem Teilprozess zugeordnet und getestet. Insgesamt 34 Methoden wurden
Bewertung der Probleme und Ableiten alternativer Lösungsansätze unter Berücksichtigung komplementärer Kompetenzen –Prototyp entwickeln und Machbarkeit überprüfen
Umfassendes
Markt- und Nutzerverständnis –
Lösungsansätze/Ideen mit größtem Potential
Erreichen der Markt- und Nutzerakzeptanz
Prototyp (erlebbar, anfassbar)
Gemeinschaftliche Entwicklung und Prüfung –
Etablierung am Markt und Erkennen weiterer Potentiale
Ausgewählte alternative Lösungsansätze –
Prototyp/Design
Feedback zu den Anforderungen des Marktes/der Nutzer
Marktpotential und Nutzer-Bestätigung –
Funktionsfähiges Release
Cross-disziplinär entwickeltes Produkt (Release) –
Realisierung von Ertrag und weiteren Potentialen dabei ausprobiert und in Bezug auf die Anwendbarkeit im Modell bewertet. Dieses Erfahrungswissen teilen wir auf der interaktiven Plattform, der XI-Toolbox. In der Toolbox sind die Methoden mit ausführlichen Informationen und Tipps hinterlegt. (s. Link)
Ergänzend möchten wir anmerken, dass es in der Regel mehr als nur einer einzelnen Methode zum Erreichen des definierten Ziels eines
Teilprozesses bedarf. Meist sind es mehrere Methoden in Kombination. Wir sprechen dabei von sogenannten Methoden-Sets. Dieses Wissen über solche Sets ist entscheidend und bedarf der stetigen Weiterentwicklung. Sets können sich je nach Kontext der Anwendung unterscheiden, wie etwa den Branchen, der Offenheit der Akteure in Bezug auf die Methoden, usw. Es ist daher ganz sicher nicht davon auszugehen, dass es „das eine
Methoden-Set“ je Teilprozess geben wird. Aus diesem Grund teilen wir unser Erfahrungswissen aus dem Projekt und möchten Interessierte um deren Beteiligung bitten.
Raum für fortlaufenden Austausch schaffen
Bereitschaft zur branchenübergreifendem Zusammenarbeiten –
Finden eines geschäftsfähigen gemeinsamen Themas
Verstehen des »neuen« Marktes aus Sicht der beteiligten Akteure und hinsichtlich der Nutzer
Motivation, Gelegenheiten schaffen
Innovationsbereite Akteur:innen –Unterschiedliche Kompetenzen (Branchenwissen)
Netzwerkerweiterung, offener Austausch
Wissen über Kompetenzen und Interesse an gemeinsamen Themen –
Identifizierung eines gemeinschaftlich sinnhaften Projekts
Einigung auf ein gemeinschaftlich sinnhaftes Projekt
Explizite Darstellung der Probleme aus Markt-/Nutzersicht
Bewertung der Probleme und Ableiten alternativer Lösungsansätze unter Berücksichtigung komplementärer Kompetenzen –
Prototyp entwickeln und Machbarkeit überprüfen
Umfassendes Markt- und Nutzerverständnis –Lösungsansätze/Ideen mit größtem Potential
Erreichen der Markt- und Nutzerakzeptanz
Prototyp (erlebbar, anfassbar)
Gemeinschaftliche Entwicklung und Prüfung –Etablierung am Markt und Erkennen weiterer Potentiale
Marktpotential und Nutzer-Bestätigung –Funktionsfähiges Release
Ausgewählte alternative Lösungsansätze
Prototyp/Design
Feedback zu den Anforderungen des Marktes/der Nutzer
Cross-disziplinär entwickeltes Produkt (Release)
Realisierung von Ertrag und weiteren Potentialen