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Thinking“ als eine Methode der Innovationsfindung
Design Thinking ist in aller Munde. Es werden unzählige Workshops zu diesem Thema angeboten und Unternehmen öffnen sich immer mehr für das Design Thinking. Und das ist schon gut so. Allerdings ist Design Thinking nur ein Teil des Puzzles, zumindest bezogen auf das Innovationsmanagement oder gar der XI. Wir erklären warum.
Design Thinking ist ein Konzept zur kreativen Problemlösung. Es stammt von David Kelley, Terry Winograd und Larry Leifer von der Stanford University (Brown, 2019). Die Kernidee von Design Thinking ist, dass interdisziplinäre Teams Innovationen entwickeln können. Design Thinking besteht A) aus einem Problemraum, in dem ein Problem, das man lösen möchte, intensiv ausgearbeitet wird, sowie B) einem Lösungsraum, in dem dazu eine passende Lösung entwickelt wird. Im Pro- blemraum wird sich zunächst eingehend mit dem Problem befasst und ein gemeinsames Verständnis geschaffen und formuliert. Im nächsten Schritt geht es darum, sich in den Kunden hineinzuversetzen und ein solides Verständnis zu prägen, etwa durch Beobachtungen oder Interviews. Basierend auf den Erkenntnissen der beiden vorherigen Schritte werden alternative Sichtweisen auf ein zu lösendes Problem fokussiert und dies als solches dokumentiert. Damit ist der Problemraum abgeschlossen und es kann sich der Lösungsfindung gewidmet werden. Im Lösungsraum werden für das definierte Problem nun möglichst viele alternative Ideen entwickelt, anschließend strukturiert und schließlich priorisiert. Auf Grundlage der priorisierten Ideen wird anschließend ein Prototyp entwickelt, der den Kundenbedürfnissen gerecht wird und die gedachte Lösung anschaulich vermitteln kann.
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Verstehen
Beobachten
Sichtweise definieren
Im letzten Schritt wird dieser Prototyp dann mit Kunden getestet, verbessert und neue Erkenntnisse gesammelt. Der Problem- und der Lösungsraum wird in Form zweier Diamanten dargestellt und „Double-DiamondAnsatz“ genannt (vgl. Abbildung).
Elementar ist, dass in jeder Diamant-Phase zuerst einmal Komplexität aufgebaut wird (divergieren), die dann wieder kondensiert wird (konvergieren). Durch dieses Wechselspiel wird das Problem bzw. die Lösung aus unterschiedlichen Sichtweisen betrachtet und führt dazu, dass bspw. mehr neue Ideen entwickelt werden. Außerdem wird der Kunde von Anfang an mit einbezogen, sodass ein Höchstmaß an Kundenzentriertheit vorliegt. Das ist besonders wichtig, damit die Idee auch später im Markt erfolgreich umgesetzt und vom Kunden ange- nommen wird. Design Thinking lebt vom Ausprobieren, Experimentieren und dem schnellen Prototypenbau. Vorteile von Design Thinking sind das agile Arbeiten, das sich direkt an den Nutzerbedürfnissen ausrichtet. So werden potenzielle Risiken und Fehler direkt und zeitnah im Innovationsprozess adressiert, und nicht erst bei der Markteinführung. Allerdings wird ein bekanntes Problem benötigt, das es zu lösen gilt.
Meist adressiert sich Design Thinking auf die Entwicklung eher inkrementeller statt radikaler Innovationen und macht sich dabei hauptsächlich den Design-Aspekt zu nutze. Zudem stellt sich die Frage, wie das Ergebnis, die Innovation, implementiert und systematisch umgesetzt wird. Wie kann man folglich überprüfen, ob Design Thinking auch effektiv war?
Beispiel des Design Thinking
Es gibt einige Beispiele für Design Thinking, die die Nutzerzentrierheit in den Fokus rücken und damit eine erfolgreiche Innovation geschaffen haben. Eins davon ist das von GE Healthcare designte MRT-Gerät für Kinder. Einer der Industrial Designer bei GE hatte mitbekommen, wie ein kleines Mädchen sehr große Angst vor der MRT-Untersuchung hatte: es war laut, dunkel und eng und die Eltern nicht direkt bei dem Kind. Wie kann man eine kundenori- für wurden nicht nur die MRT-Geräte speziell auf das Thema Piraten umdesignt (siehe Bild), sondern die Kinder wurden bereits vor der Untersuchung inhaltlich abgeholt. Sie haben Informationen zum Piratenschatz sowie eine Geschichte erhalten, die ihnen ihre Eltern vorlesen. Wenige Tage später ist es dann soweit und die Kinder tauchen in die Unterwasserwelt ein. Die MRT-Geräte sind speziell in das Setting der Geschichte eingebettet, und die Kin- entierte Lösung schaffen? Hierfür wurde mittels Design Thinking mehr Nutzerfokus eingenommen und die „Adventure Series“ entwickelt. Da- der sind gespannt darauf, die interaktive Piratenreise anzutreten und den Schatz zu finden.

Unterschiede zwischen DT & XI
DT ist also eine Methode, welche im Rahmen eines übergeordneten Innovationsprozesses angewandt werden kann. Das besondere am DT ist, dass bei der Problembetrachtung und Lösungsfindung verschiedene Perspektiven berücksichtigt werden, um neue Ideen zu verwirklichen. Auch das Vorgehen, bei dem zunächst Komplexität aufgebaut (Divergenz) und schließlich wieder kondensiert wird (Konvergenz) trägt dazu maßgeblich bei. Beides sind Prinzipien, die auch für die Anwendung von XI sinnvoll erscheinen.
XI ist eine andere, spezifische Perspektive auf Innovationsfindung und dem Management von Innovation. Es geht darum, Kompetenzen und Wissen unterschiedlicher Disziplinen zu NUTZEN. DT ist „nur“ der Teil, der neue Lösungsansätze erarbeitet. XI ist ein ganzheitlicher Ansatz, der früher beginnt und den Lebenszyklus betrachtet, beginnend mit der Entstehung eines Partnernetzwerkes, über die (komplementäre) gemeinsame Kompetenzdefinition, der Problemdefinition und dem Entwickeln neuer Lösungsansätze. Darauffolgend schließt sich ein (Akteur-offener) Prozess der Produktentstehung sowie der Platzierung am Markt an. Er ist somit auch weitreichender als der DT Prozess. XI be- darf allerdings des zusätzlichen Elementes der Akteure, die zu Beginn des Prozesses aufgrund ihrer Potenziale und Synergien zusammengebracht werden. Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von DT und XI ist, dass DT die Ideenfindung und Kundenorientierung in den Fokus stellt. XI geht darüber hinaus und schließt Voruntersuchungen, Entwicklung, Tests, Wartung, Unterstützung der Weiterentwicklung usw. ein. Dies wiederum hat einen Einfluss auf die Art der Innovation: während das Endergebnis von DT in der Regel ein Prototyp ist (kann sogar ein Low-Fidelity-Prototyp sein), geht XI geht darüber hinaus und stellt eher eine radikale Innovation dar (bspw. Formel 1-Prozessoptimierung).
Im Nachfolgenden stellen wir ein neues Modell für die Anwendung von XI vor, das es Unternehmen ermöglicht, XI-Prozesse und XI-Projekte systematisch in ihre Geschäftsstrategie und das Innovationsmanagement zu integrieren.