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Ausblick
from FMA-Geschäftsbericht 2021
by fma-li
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FMA-Geschäftsbericht 2021 ZUM KAPITELANFANG ZUM INHALT
AUSBLICK
Die FMA hat im Dezember gestützt auf die Risikoanalyse die Aufsichtsschwerpunkte festgelegt und publiziert.
Die Marktentwicklung und das Zinsumfeld bleiben Gegenstand des Aufsichtsdialogs zwischen der FMA und den Banken, Versicherungsunternehmen und Vorsorgeeinrichtungen. Insbesondere die sich stark akzentuierenden Inflationstendenzen und deren
potenzielle Auswirkungen auf die globale Wirtschaft müssen eng verfolgt werden. Ein Fokus liegt auf der Asset Quality in den Bilanzen der Banken und nachhaltigen Kreditvergabestandards. Die im Bericht «Immobilien- und Hypothekarmarkt Liechtenstein» vorgeschlagenen Massnahmen zur Adressierung der mittelfristigen Risiken für die Finanzstabilität sollen detailliert ausgearbeitet und in enger Zusammenarbeit mit den Finanzintermediären und der Regierung schrittweise umgesetzt werden.
Die unerwartete Materialisierung geopolitischer Risiken durch den Ausbruch des Krieges in der Ukraine wird die FMA intensiv beschäftigen. Die FMA steht dabei in enger Abstimmung mit den einzelnen Finanzintermediären, um die verschiedenen Risiken richtig einordnen zu können und diese mittels geeigneter mikro- und makroprudenzieller Instrumente wirkungsvoll zu adressieren.
Geldwäschereiprävention ist weiterhin ein Schwerpunkt in der Aufsichtstätigkeit. Die Kontrollen fokussieren hauptsächlich auf die Themen Risikobewertung, Angemessenheit der Geschäftsprofile sowie Feststellung und Überprüfung der wirtschaftlich berechtigten Personen.
Finanzintermediäre sind angehalten, die europäischen Vorgaben in Bezug auf nachhaltige Anlagen und Offenlegungspflichten zu implementieren. Die FMA wird die Marktteilnehmer weiterhin eng begleiten, einerseits durch Analysen über klimabezogene Risiken bei liechtensteinischen Finanzintermediären und andererseits
durch Leitlinien und Umsetzungshilfen. Die FMA richtet den Aufsichtsfokus auf die Verhinderung von «Greenwashing». Darüber rücken die Integration von ESG-Faktoren respektive ESG-Risiken in Geschäftsund Risikomanagementprozesse zunehmend stärker in den Fokus.
In Bezug auf die strukturellen Abhängigkeiten Liechtensteins von der schweizerischen Finanzmarktin-
frastruktur wird die FMA die Risiken hinsichtlich des
Zugangs eng verfolgen. In Abstimmung mit den zuständigen Stellen wird die FMA einen Beitrag zur Sicherung der Nutzung der schweizerischen Infrastruktur und Reduzierung dieser Abhängigkeit durch alternative Infrastrukturen leisten.
Weitere Schwerpunkte bilden die Verbesserung der Datenqualität für die verschiedenen Melderegimes im Rahmen der Datenstrategie, die wirksame Anwendung der neuen gesetzlichen Kompetenzen in der Aufsicht über den Treuhandsektor und die intensivierte
Durchführung von Qualitätskontrollen bei Wirtschaftsprüfern.
Seit der Reform der Europäischen Aufsichtsbehörden im Jahr 2019 sind diese befugt, strategische Aufsichtsprioritäten festzulegen. Diese sind auch von der FMA als nationale Aufsichtsbehörde zu berücksichtigen. Zu erwähnen sind die digitalen Transformationsstrategien der Banken, die Auswirkungen von FinTech-
AUFSICHT UND ABWICKLUNG FMA-Geschäftsbericht 2021 45
Unternehmen auf die Finanzsysteme, die Kosten und Gebühren von Dienstleistungen und Produkten, die Qualität der Meldedaten in der Wertpapieraufsicht sowie die Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle von Versicherungsunternehmen und das adäquate Produkt-Design inklusive die sogenannten «Product Oversight and Governance (POG)»-Erfordernisse.
Im Jahr 2022 werden die drei liechtensteinischen systemrelevanten Banken erstmalig an der europaweiten quantitativen Folgenabschätzung (Quantitative Impact Study, QIS) teilnehmen. Die Europäische Bankenaufsichtsbehörde (EBA) führt diese Studien zur Abschät-
zung möglicher Folgen von Anpassungen des finalisierten Basel-III-Rahmenwerks mit europäischen Banken in Zusammenarbeit mit dem Basel Committee
on Banking Supervision (BCBS) durch. Erstmalig wurde die Prüfung auf relevante Banken im ganzen Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) ausgeweitet, wodurch auch systemrelevante Banken aus Liechtenstein zur Teilnahme verpflichtet wurden. Die FMA übernimmt die Aufgabe der Koordination und überprüft als erste Instanz die eingereichten Daten.
Die Abwicklungsbehörde wird nach der Fertigstellung eines Abwicklungsplanes für eine systemrelevante Bank im Berichtsjahr die Abwicklungspläne für die weiteren Banken finalisieren.