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Liechtensteins Volkswirtschaft beweist
from FMA-Geschäftsbericht 2021
by fma-li
ZUM INHALT A UFSICHT FMA-Geschäftsbericht 2021 15
Die Weltwirtschaft zeigte im Jahr 2021 eine starke Erholung, die jedoch zunehmend von Lieferengpässen im globalen Handel sowie steigendem Inflationsdruck begleitet wurde. Nach herausfordernden Monaten zum Jahreswechsel waren das zweite und dritte Quar-
tal von einer starken Erholung der globalen Wirtschaft geprägt. Bereits im Sommer trübte sich der konjunkturelle Ausblick jedoch wieder zunehmend ein. Einerseits drehte das Wachstum der globalen Handelstätigkeit vor dem Hintergrund von Liefer- und Transportengpässen im globalen Handel wieder ins Negative, und andererseits sorgte auch der hohe und weiter steigende Inflationsdruck sowohl in der Realals auch in der Finanzwirtschaft für steigende Unsicherheit. Zum Jahresende verzeichneten die USA die
höchste Inflationsrate seit knapp 40 Jahren und auch im Euroraum stieg die Teuerung auf den höchsten Wert seit der Einführung der Gemeinschaftswährung (Grafik 3).
Trotzdem notierten die globalen Aktienmärkte vor dem Hintergrund stark negativer Realzinsen zum Jahresende nahe ihrer jeweiligen Rekordwerte. Die niedrigen Realzinsen, gedrückte Risikoprämien sowie hohe Bewertungen an den Finanzmärkten bergen im Falle von Zins- oder Wachstumsschocks das Risiko
drastischer Kurskorrekturen. In Anbetracht zuneh-
mender Inflationsängste und entsprechenden Erwartungen, dass die US-Notenbank gleich mehrmals an der Zinsschraube drehen wird, gaben die Aktienmärkte bereits zu Beginn 2022 merklich nach.
Der durch den Konflikt in der Ukraine ausgelöste Angebotsschock im Energie- und Nahrungsmittelbereich wird den Druck auf die Zentralbanken weiter erhöhen,
die geldpolitischen Zügel anzuziehen. Auch vor diesem Hintergrund hat sich die Finanzmarktkorrektur seit Ende Februar noch einmal deutlich beschleunigt, insbesondere in Europa. Die liechtensteinische Volkswirtschaft hat sich im
Vergleich zu anderen Ländern schneller und stärker von der pandemiebedingten Rezession erholt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) ist im Vergleich zu grösseren Volkswirtschaften in der Regel durch eine höhere Volatilität gekennzeichnet und damit besonders anfällig für globale Konjunktureinbrüche. Die tiefe Rezession während der weltweiten Pandemie stellte jedoch eine bemerkenswerte Ausnahme dar. Die rasche Erho-
lung der externen Nachfrage aufgrund der starken Erholung des Welthandels ab der zweiten Jahreshälfte 2020 war für Liechtenstein besonders wichtig, nicht nur wegen der kleinen Grösse der Volkswirtschaft und der geringen Rolle der Binnennachfrage, sondern auch, weil der Industriesektor der bei weitem grösste Sektor der Volkswirtschaft ist. Infolgedessen – und im Gegensatz zu den meisten europäischen Volkswirtschaften –konnte das liechtensteinische BIP bereits im ersten
Quartal 2021 das Vorkrisenniveau übertreffen.
Einmal mehr hat Liechtensteins Volkswirtschaft damit
seine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber globalen makroökonomischen Schocks bewiesen, was auch
auf einige entscheidende strukturelle Merkmale zurückzuführen ist, darunter ein extrem widerstands-
fähiger Arbeitsmarkt. Die folgende konjunkturelle Abkühlung war jedoch auch in Liechtenstein bereits im zweiten Halbjahr spürbar. Der Konjunkturindex «KonSens», der vom Liechtenstein-Institut quartalsweise berechnet wird, gab im Laufe des Jahres deutlich nach.
Der Liechtensteiner Finanzsektor blieb im herausfor-
dernden globalen Umfeld der letzten zwei Jahre bemerkenswert stabil. Im Gegensatz zu den Banken im Euroraum und in den USA war der Rückgang der Rentabilität im liechtensteinischen Bankensektor wäh-
rend der Covid-19-Pandemie sehr begrenzt. Stattdessen setzte der Bankensektor seinen Wachstums-
kurs fort und erreichte im Berichtsjahr ein neues Rekordniveau bei den verwalteten Vermögen, die per Ende des Jahres 2021 auf einen Wert von CHF 424 Milliarden anstiegen.