fitness MANAGEMENT international 02/18

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April/Mai

Fitness Migros macht Zürich fit

EUR 9,-

Nr. 136

Gesundheit Im Gespräch mit Barbara Tettenborn

Management Verschärfung des Datenschutzes – Jetzt handeln!

www.fitnessmanagement.de

Markt FIBO 2018: „Die wertvollste Entscheidungshilfe“

sfr 14,-

C 31071

DSSV Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2018



Foto: Klaudia Lech

Birgit Schwarze Chefredakteurin fMi

Viel mehr als nur Fakten Fakten, Fakten, Fakten und immer an die Leser denken, so Helmut Markwort, Gründer und Chefredakteur des Nachrichtenmagazins FOCUS. Um Fakten geht es auch in der aktuellen fMi-Ausgabe. Wir haben sie zusammengesellt und aufbereitet. Das allein aber würde weder Ihnen reichen, noch uns genügen. Hinter den Fakten stehen Menschen. Sie geben der Fitnessbranche ein Gesicht. Wir lassen sie zu Wort kommen. 10,6 Millionen Menschen sind Mitglied in einem der 8.988 Fitness-Studios, so die „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2018“. Im Rahmen der Präsentation der gemeinsam vom Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen DSSV, vom Beratungsunternehmen Deloitte und von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement DHfPG herausgegebenen Studie baten wir Studiobetreiber und Experten um ihre Bewertung der Eckdaten. (Seiten 18 ff.) 1978, vor 40 Jahren eröffneten Angelika und Jürgen Fritz das heutige INJOY Berlin. Unser „Studio des Monats“ ist für sie mehr als ein Unternehmen, es ist ihr Lebenswerk. Dass ihre Tochter Daniela (29) das INJOY in die Zukunft führt, empfinden die Eltern als Glücksfall, die Familie als ein Beispiel gelungener Nachfolge. (Seiten 12 ff.) 150.000 Besucher und 1.000 Aussteller werden Mitte April in Köln zur FIBO, der weltgrößten Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit erwartet. Sie sind voller Vorfreude, genauso, wie Silke Frank, FIBO-Event-Director. In ihren Augen ist die Leitmesse „die wertvollste Entscheidungshilfe“ für alle, die in der Fitnessbranche „up to date“ sein wollen. (Seite 26 f.) 450 Studiobetreiber und -entscheider sicherten sich einen der begehrten Plätze für die neun bundesweit durchgeführten DSSV-Workshops zur neuen Datenschutzgrundverordnung. Sie wissen warum. Ab dem 25. Mai 2018 gilt die DVGSO, auch für jede Fitness- und Gesundheits-Anlage. (Seite 30) 6,5 Stunden verbrachten die Befragten einer Studie durchschnittlich täglich im Sitzen. Kein Wunder, dass Eckhart von Hirschhausen „Sitzen als das neue Rauchen“ bezeichnet. Deutschland 2018 – das Land der Sitzer und Denker. Wie viel Bewegung ist gesund und welchen Vorteil bietet regelmäßiges Fitnesstraining? (Seiten 50 ff.) 30 bis 60 Minuten Sport pro Tag empfiehlt die Neurologin und Triathletin Barbara Tettenborn. Warum? Körperliche Bewegung lässt neue Nervenzellen im Gehirn wachsen, Denken hält sie am Leben. Im Rahmen unserer Reihe „Im Gespräch mit …“ sprachen wir mit ihr zwischen Klinik und Training. (Seite 54 f.) Ca. 230.000 Mitglieder, 110 Fitness-Anlagen, 24 Prozent Marktanteil, die Migros ist Marktführer in der Schweiz. Ob Fitness im Land der Eidgenossen einen höheren Stellenwert genieße als in Deutschland, fragte die fMi im Fitnesspark Stockerhof den Mann, der es wissen muss. René Kalt pointiert: „Ja“. (Seiten 60 ff.) Viel Freude bei der Lektüre, viel mehr als nur ein Faktenstudium.




INHALT 02/18

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Foto: Klaudia Lech

DSSV Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2018 Kommentar: Auf die Zukunft DSSV-Workshop „Neues Datenschutzrecht“ DSSV-Tages-Workshop „Existenzgründung“ Die Eckdaten in den Medien Neue Fördermitglieder Der DSSV begrüßt seine neuen Mitglieder Recht im Studioalltag

FITNESS

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Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2018

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FIBO 2018: „Die wertvollste Entscheidungshilfe“

Foto: FIBO

36 eGym stellt Trainingsprogramm für Diabetiker vor 40 Die Verbindung zwischen Olympia und § 20 SGB V 60 Migros macht Zürich fit 64 Auf die Trainingsqualität kommt es an (Teil 2) 74 Technogym – Der neue Biocircuit 80 Matrix S-Force Performance Trainer 86 EMS und das Training auf der Fläche 112 Digitalisierung im Bereich Gruppentraining 116 five-Erlebniswelten

GESUNDHEIT 50 54 70 78 94 96 100 106 126 128

Deutschland 2018 – Das Land der Sitzer und Denker Im Gespräch mit der Neurologin Barbara Tettenborn Ihre Mitglieder nehmen ab, die Krankenkasse zahlt! Das nüchterne Fitnesstraining Outdoorsportler – Eine Zielgruppe auch für den Sommer? Interview mit Gitte Hoppe, Balance Studio Ernährungskonzepte im EMS-Studio Individuelle Ernährungspläne im Studiodesign 11. Europäischer Fachkongress für Solarien und Besonnung Fachvortrag beim 11. Europäischen Fachkongress

MANAGEMENT

MARKT

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Verschärfung des Datenschutzes

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Im Gespräch mit Barbara Tettenborn

Foto: Chris Mansfield

07 Aktuelles 12 Studio des Monats: INJOY Berlin 26 FIBO 2018: „Die wertvollste Entscheidungshilfe“ 56 milon Kongress 2018 98 Personenportrait: Zum erfolgreichen Franchisepartner 108 BSA/DHfPG Aktuell 118 17. MEET THE TOP Fitness auf Mallorca 120 Aufstiegskongress 2018 122 fMi in den sozialen Medien 124 Erfolgreich durch DIN-Zertifizierung 130 Buchtipp

Foto: © your123 - Fotolia.com

Verschärfung des Datenschutzes – Jetzt handeln! Berufliche Selbstständigkeit: Existenzgründung (Teil 1) Angst vor Cyber-Angriffen wächst Kolumne: Michael Kerstan Seit 65 Jahren: Partner im Forderungsmanagement Kolumne: Thomas Kämmerling Kolumne: Antonio e Silva

Foto: RLC AG

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Migros macht Zürich fit


AKTUELLES Foto: DHfPG/BSA

Foto: cardioscan GmbH

cardioscan – meet up and find your rhythm!

Neue Qualifikationen: BSA-Akademie erweitert Lehrgangsangebot

cardioscan freut sich über seinen neuen Sales Manager Kevin Sader, der ab sofort das PLZ-Gebiet 0 und 1 übernimmt. Seine bisherige Karriere im Vertrieb macht ihn zu einem Kenner der Branche, insbesondere für die Implementierung vom cardioscan Checkpoint im Studioalltag. Kontakt für einen Beratungstermin: 040 - 303 723 30, kevin.sader@cardioscan.de oder direkt auf der FIBO in Halle 7, Stand D28.

Um den Anforderungen der Fitness- und Gesundheitsbranche nachhaltig gerecht zu werden, erweitert die BSA-Akademie, seit 35 Jahren führendes Bildungsinstitut der Fitness- und Gesundheitsbranche, regelmäßig ihr Lehrgangsangebot. Ab sofort bietet sie wieder neue Lehrgänge aus verschiedenen Fachbereichen an. Mehr Informationen zu den insgesamt über 60 staatlich geprüften und zugelassenen Qualifikationen finden Interessierte im neuen, kostenfreien Bildungsprogramm der BSA-Akademie.

www.cardioscan.de/fibo

www.bsa-akademie.de/bildungsprogramm

Foto: DBB/BWA

Matrix neuer Partner für Fitnessgeräte des Deutschen Basketball Bundes

Wasser sparen heißt Energie sparen

Matrix Fitness ist seit den erfolgreichen WM-Qualifikationsspielen gegen Serbien (79:74) und Georgien (87:77) „Offizieller Lizenzpartner des Deutschen Basketball Bundes (DBB)“. Die ebenso innovativen wie robusten Trainingsgeräte werden der deutschen Basketball-Nationalmannschaft künftig für intensive und regenerative Trainingseinheiten, sowohl im Kraft- als auch im Ausdauerbereich, zur Verfügung stehen.

Jedes Jahr die gleiche Frage: „Stimmt meine Jahresabrechnung für Strom & Wasser?“ Wir empfehlen Ihnen, informieren Sie sich über Produkte, die Ihnen helfen Ihre Nebenkosten zu senken. DALOUAL bietet seit rund 15 Jahren Produkte für Ihr Bad und Sanitärtechnik, bei denen Sie Wasser und Energie sparen. Es muss nicht immer teuer sein, wir bieten einige Produkte zum Nachrüsten für Ihre Dusche, wie z. B. der Duschkopf, die zeitgesteuerte Duscharmatur/Selbstschlussarmatur, Wassersparer etc.

de.matrixfitness.com

www.daloual.de

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Foto: for me do GmbH

Galileo Experten-Talk Große Resonanz beim 1. Galileo Workshop „Muskelstimulationstherapie mit dem Galileo-Vibrationssystem“ im Promotio in Göttingen. Gut zwanzig Galileo Partnerstudios informierten sich über den aktuellen Stand der Trainings- und Therapiemöglichkeiten mit dem Galileo Vibrationstraining. Auf Grund der hohen Nachfrage bietet die for me do GmbH in Kürze eine neuen Workshop-Termin an. Reservieren Sie schon heute Ihren Platz: Anmeldungsvormerkungen bitte an info@formedo.de | Telefon: 05334 - 94 86 16 www.formedo.de

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AKTUELLES Foto: DHfPG/BSA

Foto: gym80 International GmbH

gym80 verstärkt das strategische Marketing

Studium an der DHfPG auch ohne Abitur

Seit dem 1. Januar ist Sarah Schiepe (37) bei gym80 international an Bord. Als Leiterin Brand Management ist sie verantwortlich für die strategische Ausrichtung der Marke sowie die Steuerung der operativen Marketing-Aktivitäten. Klares Ziel der gebürtigen Essenerin: Die Marke gym80 aktiv durch die Zeit der Veränderung zu begleiten. Sarah Schiepe will als Leiterin Brand Management alte Stärken neu betonen.

Qualifiziertes Personal wird immer mehr zum Erfolgsfaktor für Fitness- und Gesundheitsanlagen. Die dafür nötigen Kompetenzen verbindet beispielsweise das duale Studium zum „Bachelor of Arts“ Fitnessökonomie an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement DHfPG. Dabei können Studioleiter mit dem dualen Studium nicht nur ihre eigenen Fach- und Führungskräfte ausbilden. Auch für sie selbst ist ein Studium an der DHfPG sinnvoll und auch ohne Abitur möglich.

www.gym80.de

www.dhfpg.de/bfo

Foto: René Kolk/Christian Prey

Foto: Helge Gützlaff

Helge Gützlaff verstärkt miha bodytec

Verstärkung für Precor

Helge Gützlaff hat beim Sportgerätehersteller miha bodytec die Verantwortung für die internationale Vertriebsentwicklung übernommen. Zugleich beendet das Unternehmen einvernehmlich seine langjährige Zusammenarbeit mit Rainer Beck, der zukünftig eigene Projekte verfolgt. Die Position sieht die Aufgaben der Koordination und Pflege der internationalen Vertriebsstrukturen vor, sowie die Erschließung neuer Vertriebsregionen im international wachsenden EMS-Markt.

Seit Januar unterstützt René Kolk (l.) als Sales Manager das deutsche Vertriebsteam von Precor für die Region Bremen/Niedersachsen. Der ehemalige Verkaufsleiter aus der Mobilfunkbranche und Leichtathletik-Profi überzeugt durch seine einschlägige Vertriebserfahrung. Außerdem heißt Precor Christian Prey (r.) willkommen. Der Experte aus der Outdoorbranche übernimmt die Position des Sales Manager für die Region Österreich West.

www.miha-bodytec.com

www.precor.com

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Foto: Tripoint GmbH

Multipower auf der FIBO Bester Geschmack, viel Protein und wenig Zucker – Multipower stellt starke neue Produkte vor. Auf der diesjährigen FIBO in Köln (Halle 4.2/Stand E12) zeigt Multipower, wie lecker ihre Sportlernahrung schmeckt. Vier Tage lang können Besucher viele der Produktinnovationen, wie zum Beispiel den neuen Protein Layer mit angesagter Cookies & Cream Füllung, den praktischen ready-to-drink Protein Caffé Latte und die leckere neue Sorte Salty-Peanut-Caramel ihres 100 Prozent Whey probieren. www.multipower.com

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AKTUELLES

Foto: © Alex - Fotolia.com

Datenschutz: So vermeiden Sie drastische Strafen

An alle TrainerInnen und Fitnessexperten!

Die neue Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) findet ab dem 25. Mai 2018 europaweit Anwendung. Damit wird der Umgang mit persönlichen Daten komplett neu geregelt – auch in der Fitnessbranche. Vermeiden Sie drastische Strafen, die bei Vorsatz bis zu 4 Prozent des Umsatzes betragen können, indem Sie Mitglied im DSSV werden. Lassen Sie sich von den beiden Juristen des Spitzenverbandes, die fünf Tage die Woche für Sie da sind, branchenspezifisch, praxisnah und rechtlich einwandfrei informieren.

Das 4. Jahressymposium der DAASM mit internationalen Referenten aus USA, Deutschland, Australien, etc., ist eine Fortbildung der Extraklasse im Rahmen der FIBO. Mit Vorträgen und Workshops, die von den Besten der Welt praxisnah für Training und Gesundheit vermittelt werden, eine Superveranstaltung, um neue Ideen für die Arbeit an Euren Kunden und Patienten zu sammeln. Teilnehmerzahl ist begrenzt! Sprache: Englisch, Deutsch

www.dssv.de

www.daasm.org

Foto: Andreas Leucht

Foto: spring Messe Management GmbH

Deutschlands wichtigster BGM-Gipfel

MC 780 Multifrequenz-SegmentKörperanalysewaage

Mehr als 80 Vorträge und Diskussionsrunden sowie über 160 Aussteller – die Halle 1 des Stuttgarter Messegeländes ist vom 24. bis 25. April Treffpunkt Nummer 1 für Entscheider und Experten aus den Bereichen Betriebliche Gesundheitsförderung, Beratung und Prävention, E-Health, Arbeitssicherheit und Unfallprävention. Rund um das Spotlight „Dynamisches BGM – Wettbewerbsvorteil Gesundheit“ gibt es Expertenwissen aus erster Hand, kreative Impulse aus der Praxis und neueste Trends für die Arbeitswelt von morgen.

Das interaktive, eigenständige MC 780 Premium Körperanalyse-System für vollständige Segment-Körperanalyse der Marke Tanita ist perfekt für die sofortige Analyse der Gesundheit und Fitness in weniger als 20 Sekunden. Es bietet eine große LED-Doppelanzeige zum Veranschaulichen der Messdaten und detaillierten Segmentanalyse, automatisches Speichern der Messergebnisse auf SD-Karte, Übertragen an einen PC oder Drucker zum Ausdrucken des Beratungsbogen uvm. Standnummer Tanita auf der FIBO 2018: Halle 8, B 23.

www.corporate-health-convention.de

weightcheckers.com



STUDIO DES MONATS

INJOY Berlin

Tradition in zweiter Generation Lankwitz liegt im Südwesten von Berlin und gehört zum gutbürgerlichen Bezirk Steglitz-Zehlendorf. Der Stadtteil, verkehrsgünstig erschlossen, ist geprägt von relativ kleinen Wohnsiedlungen und Einfamilienhäusern. An der Straßenkreuzung Malteser Straße und Kamenzer Damm erstreckt sich auf der einen Seite der Gemeindepark Lankwitz und auf der anderen Seite das riesige Areal des BFC Preussen mit dem Preussen Stadion. Als abgeteiltes Grundstück neben dem Stadion liegt das INJOY Berlin.

B

egonnen hatte alles im Stadtteil Schöneberg; hier eröffnete das Ehepaar Angelika und Jürgen Fritz im November 1978 seine Olympic Sportstudio GmbH auf 500 qm Fläche. Damals war Berlin/West-Berlin eine Insel. Nur innerhalb der Mauer konnte man sein Leben und damit auch seine Freizeit verbringen. Sport-Studios kamen schnell in Mode. Auch das engagierte Ehepaar Fritz hatte damit Erfolg. Neue Räume wurden gesucht und auch gefunden. Im Erdgeschoss eines Neubaus konnten sie sich auf 1.000 qm einmieten, bereits damals im Stadtteil Lankwitz, in der Seydlitzstraße. Der Betrieb entwickelte sich kontinuierlich weiter, ist seit 1985 DSSV-Mitglied und war nach der Wende für fünf Jahre auch Ausbildungsstätte des Bildungsinstitut DSSV für die Seminare zum Lizenzierten Studioleiter und Fitnesslehrer DSSV. Durch unermüdliches Engagement gelang es Angelika und Jürgen Fritz, ihren unternehmerischen Erfolg weiter auszubauen. Und es gelang ihnen ein richtiger Coup: etwa 800 m Luftlinie vom Stand-

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ort Seydlitzstraße entfernt konnten sie auf Erbpacht ein Grundstück vom BFC Preussen erwerben und darauf das heutige Fitness-Studio INJOY bauen. Der Grundstein für kontinuierlichen Erfolg war 2001 definitiv gelegt und es erfolgte eine Betriebsaufspaltung: Von nun an war und ist die Fritz GbR der Vermieter des Fitness-Studios. Insgesamt hat die Anlage eine Nutzfläche von 2.200 qm. Ein großes Außengelände mit vielen Parkplätzen beeinflusst die Entscheidung des Neukunden für dieses Studio positiv. Der großzügige Eingangsbereich mit Lounge führt den Kunden rechter Hand in den offen einsehbaren Gerätebereich, linker Hand in die zwei Kursräume mit insgesamt 400 qm Fläche und dem dazwischen liegenden Materiallager für die Kursteilnehmer. Die Treppe hoch befinden sich die Umkleiden, der Wellnessteil und die Verwaltung. Das Verhältnis Fläche in qm zu Anzahl Kunden beträgt etwa 1:1, bei einem relativ hohen Betrag von 70,- Euro für eine Mitgliedschaft von 12 Monaten. 60,- Euro zahlen Mitglieder für die doppelte Laufzeit. Schüler und Studenten etwas weniger.


Foto: INJOY Berlin

Angelika und Jürgen Fritz haben immer großen Wert auf ein qualitativ hochwertiges und betreutes Training gelegt. Diese Philosophie gaben sie auch an ihre Tochter Daniela (29) weiter. Zu Dritt leiten sie heute das INJOY; in der Familie könnte man es sich nicht besser wünschen. Daniela hat einen Master-Abschluss an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement DHfPG in Gesundheitsmanagement erworben und sich dabei auf die Bereiche Trainingslehre und Controlling spezialisiert. Eine ausgezeichnete Kombination, perfekt aufgestellt für die Zukunft! Die Kunden des INJOY halten die Höhe des Mitgliedsbeitrages für angemessen, auch die Tatsache, dass es keine Sonderangebote gibt. Während der Öffnungszeiten sind mindestens immer ein Mitarbeiter im Thekenbereich und mindestens ein Trainer auf den Geräteflächen. Deshalb haben die Öffnungszeiten einen Sinn: Montag bis Freitag 10.00 – 22.00 Uhr Samstag und Sonntag 10.00 – 17.00 Uhr Dienstag und Donnerstag öffnet der Club um 8.00 Uhr.


STUDIO DES MONATS

Bei einer Öffnungszeit von wöchentlich 80 Stunden macht es für die Controllerin Daniela keinen Sinn, die Zeiten auszuweiten. Das gilt insbesondere für das Wochenende, wo die Familie Fritz im Theken-, als auch im Trainingsbereich mit jeweils einer Mitarbeiterschicht auskommt. Angesichts von 30 Prozent Personalkosten gemessen am Umsatz (ohne GF) wird ihr jeder Studiobesitzer Recht geben, auch unter Berücksichtigung der Mietkosten in Höhe von 17 Prozent im Verhältnis zum Umsatz. Einen wichtigen Aspekt sieht die Familie zukünftig im Angebot von Firmenfitness. Die wachsenden Anfragen führt man auf die durchweg hohe Qualität in allen Bereichen zurück. Qualität spricht sich rum und setzt sich durch. Anfragen zu dem Angebot Firmenfitness kommen allein von außen, aktuell sind es Berliner Wasserwerke, Arbeitsagenturen und Krankenkassen. Eine komfortable Situation, die die jahrzehntelange Aufbauarbeit krönt. Das INJOY Berlin, die Familie Angelika und Jürgen Fritz zusammen mit Daniela Fritz-Samsen, sind für die Zukunft gut aufgestellt, auch in einem wirklich konkurrenzbetonten Markt wie Berlin mit traditionell hoher Studiodichte. Man gewinnt in jeder Beziehung den Eindruck von Struktur, Übersicht, Konzentration auf das Wesentliche und gediegene Ordnung, optisch wie auch im Umgang und im Gespräch.

INJOY Berlin – Familie Fritz 2018 ist das Jahr der Jubiläen • 40 Jahre Fitness-Studio-Betrieb • 33 Jahre Mitgliedschaft im DSSV • 29 Jahre INLINE Unternehmensberatung • 16 Jahre INJOY Partnerschaft Fotos: INJOY Berlin

www.injoy-berlin.de

Interview

mit Angelika und Jürgen Fritz und Tochter Daniela

Foto: Refit Kamberovic

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fMi: Das familiengeführte Fitnessunternehmen INJOY Berlin hat eine gute Nachfolgeregelung mit Tochter Daniela gefunden. Was hättet Ihr gemacht, wenn Eure Tochter einen anderen Weg eingeschlagen hätte? Jürgen Fritz: Dann hätten wir einen Verkauf angestrebt. fMi: Daniela, was hat Dich dazu bewogen, die Familiengeschichte fortzuschreiben? Daniela Fritz-Samsen: Ich bin in diesem Unternehmen im wahrsten Sinne des Wortes aufgewachsen. Ich habe im Teenie-Alter angefangen, im Service zu jobben. Ich mochte immer schon den Kundenkontakt. Und auch bei den Netzwerktreffen war ich immer schon lange dabei. In meiner schulischen Laufbahn habe ich keinen anderen Bereich entdeckt, der mich mehr interessiert hätte. Ich habe mich in diesem Dienstleistungssegment immer sehr wohl gefühlt. Mein Studium in Gesundheitsmanagement an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement DHfPG hat meine Überzeugung nur bestätigt, obwohl ich schon vieles wusste und das Lernen mir dadurch leichter fiel. Im Master-Studium, ebenfalls an der DHfPG, ist man noch mehr in die Tiefe gegangen. Der Studiengang Master of Arts Gesundheitsmanagement hat genau meine Erwartungen erfüllt. Meine Schwerpunkte waren Controlling und Trainingslehre.



STUDIO DES MONATS

ten-Gespräche führen; das ist heute anders als bei unserem kleineren Studio in den 80er Jahren. fMi: Gibt es auch Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Familie? Daniela Fritz-Samsen: Ja natürlich. Vor allem im Marketing-Bereich gibt es Dinge, die meine Eltern nicht ausprobieren wollten. Auch wenn es danebengeht und man Lehrgeld zahlt zum Beispiel bei einer Facebook-Kampagne. Neue Wege und neue Erfahrungen sind aber enorm wichtig. fMi: Wie viele neue Mitglieder kommen durch Empfehlungen in das Studio? Daniela Fritz-Samsen: Mindestens 60 Prozent der Neukunden sind Weiterempfehlungen. fMi: Welche Fehler sollte man bei einer familiären Nachfolgeregelung nicht machen? Angelika Fritz: Ein Grundproblem ist die Altersversorgung. Für uns war es ein Grundprinzip, eine Altersversorgung unabhängig vom Studiobetrieb aufzubauen. Bereits mit Firmengründung wurde uns der Umstand der nicht mehr bestehenden Sozialversicherungspflicht bewusst und es wurde das ganze Portfolio von Direktversicherungen und später Pensionskassen für uns als Geschäftsführer ausgenutzt. In unserem Unternehmen wurde Daniela langsam an ihre Aufgaben herangeführt. Heute ist sie Prokuristin und Mit-Gesellschafterin. Damit ist gewährleistet, dass sie als Nachfolgerin einen funktionierenden Betrieb übernimmt. Man kann einen jungen Menschen auch überfordern, in dem man sich auszahlen lässt und damit einen schnellen Schnitt macht.

Fotos: INJOY Berlin

fMi: Welcher Schwerpunkt hat Dir besser gefallen? Daniela Fritz-Samsen: Ich will das gar nicht trennen. Im Controlling-Bereich fühle ich mich sehr zu Hause. Man kann vieles steuern, besonders in der Personalführung. Allerdings fehlen in diesem Bereich ein wenig die Emotionen, was aber durch den Kundenkontakt kompensiert wird. Ich freue mich über den direkten Umgang mit unseren Mitgliedern und ihre Fortschritte im Training. fMi: Was willst Du anders machen als Deine Eltern und/oder weiterentwickeln? Daniela Fritz-Samsen: Ich denke, vor allem in der Personalführung haben sich die Zeiten geändert. 1978 brauchte man mit den Mitarbeitern nicht unbedingt Zielvereinbarungsgespräche oder 10-Minuten-Meetings. Heute müssen die Mitarbeiter wesentlich geschulter, besser informiert sein, um die Aufgabenvielfalt erfüllen zu können. Auch musste nicht immer wieder nachgeschult werden, da sonst nach fünf Tagen nicht mehr alles präsent ist. fMi: Die Mitarbeiterführung wurde der neuen Zeit angepasst? Angelika Fritz: Ja, das ist sehr wichtig geworden. Je nach Größe des Betriebes hat man nicht täglich den Kontakt mit allen Mitarbeitern. Dann muss man andere Wege finden, auch durch Zahlen und Fakten kontrollieren. Und man muss immer wieder 10-Minu-

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Daniela Fritz-Samsen: Ich glaube grundsätzlich nicht, dass eine familiäre Nachfolgeregelung ein kurzfristiger Prozess sein kann. Wir haben bei unserer GmbH die Übergabe von Anteilen auf mich gestaffelt, auch aus steuerrechtlichen Gründen. Dazu sollte man sich von einem Fachanwalt gut beraten lassen. fMi: Betriebliches Gesundheitsmanagement und Betriebliche Gesundheitsförderung ist für unsere Branche ein wichtiger Bereich geworden. Wie sieht es im INJOY mit der Mitgliederstruktur aus? Daniela Fritz-Samsen: Unser Altersdurchschnitt liegt bei 56 Jahren, also über dem Branchendurchschnitt. Deshalb haben wir den Fokus darauf gelegt, jüngere Mitglieder zu gewinnen. Unser Vorteil ist, dass wir es oft mit umsichtigen Erwachsenen zu tun haben, die die Vorzüge unseres Studios sehen. Wir wissen von Eltern oder Großeltern, die aus ganz verschiedenen Gründen möchten, dass ihr Kind oder Enkel bei uns trainiert. Aus diesem Grund beteiligen sie sich an unserem relativ hohen Monatsbeitrag. Ein Beispiel, unseren Anteil an jungen Mitgliedern zu halten. Angelika Fritz: Dazu ist zu sagen, dass ein großer Teil unserer Mitglieder mit uns und dem Studio alt geworden ist. Viele von ihnen sind mit 30 Jahren eingetreten und geblieben; und heute sind sie 60 Jahre alt. fMi: Welche Wünsche hast Du als Master of Arts und Geschäftsführer? Daniela Fritz-Samsen: Die Digitalisierung wird uns zukünftig viele Vorteile im Studio bieten. Was fehlt, sind einheitliche Lösungen, viele offene Kooperationen und Schnittstellen, die es mir ermöglichen, die Tools zur Mitgliederbetreuung beliebig zu kombinieren.



ECKDATEN

Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2018

Von Erfolg zu Erfolg Der Ort der Präsentation hatte Symbolcharakter. In der obersten Etage, im lichtdurchfluteten Vorstands-Saal der Gothaer Versicherungen in Köln präsentierten am 12. März 2018 der DSSV – Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen, das Beratungsunternehmen Deloitte und die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement DHfPG die gemeinsam erhobenen „Eckdaten 2018“. Die Stimmung unter den mehr als 130 Gästen war gelöst. Kein Wunder: Die Branche traf sich zur Vorstellung beeindruckender Kennzahlen in repräsentativer Umgebung.

Die Fitnessbranche ist längst in der Gesellschaft angekommen. Wirtschaftsfaktor, Impulsgeber, Zukunftsmarkt, Arbeitgeber, Trendsetter ... – die mit ihr verbundenen Attribute sind ein kraftvoller Ausdruck der Wertschätzung in der öffentlichen Wahrnehmung, aber auch des mittlerweile gestiegenen brancheninternen Selbstverständnisses. Die Fitnessbranche hat nicht nur Zukunft, sie ist Zukunft. Das Potential, das nicht nur die Branche für sich sieht, bietet auch zukünftig allen Marktteilnehmern alle Chancen. Die Voraussetzungen dafür sind denkbar günstig. Die vorgestellten „Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2018“ entsprachen der Symbolik des Ortes: Spitzenwerte, transparent in der Aufbereitung, versehen mit besten Aussichten. Die Fitnessbranche legt weiter zu, baut ihre Spitzenposition noch einmal aus, verzeichnet neue Rekordmarken. Aus den vielen hundert Daten 18

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hier ein überzeugendes Quartett: 10,61 Millionen Mitglieder, 8.988 Fitness-Anlagen, 5,2 Milliarden Euro Umsatz und 209.900 Beschäftigte.

So viele Mitglieder wie noch nie Die Zahl der Mitglieder in den deutschen Fitness-Studios hat einen neuen Rekordwert erreicht. Ende 2017 erhöhte sich deren Zahl um 5,2 Prozent auf 10,61 Millionen. Dieser Anstieg sei erfreulich, bemerkte die Präsidentin des DSSV, Birgt Schwarze, in ihrer Begrüßung. Noch erfreulicher aber sei die Entwicklung, die die Branche über die Jahre genommen habe. Vor 25 Jahren seien es noch zwei Millionen Mitglieder gewesen. Die heute 10,61 Millionen Mitglieder bedeuten einen Anstieg um mehr als 400 Prozent. Allein in den letzten zehn Jahren verdoppelte sich annähernd die Mitgliederzahl.


Fotos: Klaudia Lech

Welche Kennzahl der „Eckdaten 2018“ hat Sie warum am meisten beeindruckt? Foto: FIBO

Foto: miha bodytec

Florian Cartoux, IHRSA

Karsten Hollasch, Deloitte

Jürgen Decker, miha bodytec

Silke Frank, FIBO

Christian Dietrich,Technogym

„10,6 Millionen Mitglieder. Das ist ein gutes Zeichen dafür, dass der Fitnessmarkt in Deutschland dauerhaft wächst.“

„Das Wachstum bei den Mikrostudios. Es gilt nicht mehr das Motto, alles für jeden, sondern spezielle Angebote für ausgewählte Konsumenten.“

„Der EMS Markt: Der durchschnittliche Umsatz der EMS-Anlagen pro qm Fläche zeigt, warum sich der Markt so dynamisch entwickelt.“

„10,6 Millionen Mitglieder sind ein neuer Rekordwert. Wir sind stolz, mit der FIBO an dieser beeindruckenden Entwicklung beteiligt zu sein.“

„Die Mitgliederentwicklung. Das ist nicht selbstverständlich, jedes Jahr eine halbe Million dazu zu gewinnen. Das ist etwas Besonderes.“

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ECKDATEN

© DSSV

Fotos: Klaudia Lech

Anlagenentwicklung (absolute Anzahl)

Mitgliederentwicklung (in Mio.) © DSSV

Der Anteil der Trainierenden in Fitness-Anlagen an der Gesamtbevölkerung wuchs im letzten Jahr auf 12,9 Prozent. In der für die Branche relevanten Kernzielgruppe der 15- bis 65-Jährigen erhöhte sich der Anteil auf 19,3 Prozent. Fitnesstraining ist heute die mit Abstand mitgliederstärkste Trainingsform, fasst Ralf Capelan, Dozent an der DHfPG, nicht ohne Stolz zusammen, der wieder einmal souverän wie kompetent ausgewählte Eckdaten erläuternd vorstellte.

So viele Fitness-Studios wie noch nie Die positive Entwicklung der Branche zeigt sich auch in der Ausweitung der Fitness- und Gesundheits-Anlagen. Die Ge-

samtzahl der Anlagen erhöhte sich im Berichtszeitraum um 3,5 Prozent auf 8.988 (Vorjahr: 8.684). Erfreulich, alle Segmente – die Einzelstudios, die Kettenbetriebe und die Mikrostudios – trugen mit einer Steigerung der Anlagenzahl zur Gesamtausweitung bei.

So viel Umsatz wie noch nie Auch der Branchenumsatz erreicht einen neuen Höchstwert. Mit einem Anstieg von 3,0 Prozent erreichte der Umsatz nach 5,05 Milliarden Euro im Vorjahr einen Wert von 5,20 Milliarden Euro. Wie bei der Anlagen-Entwicklung leisten auch beim Umsatz alle drei Segmente ihren Beitrag zur positiven Entwicklung.

Was würden Sie einem jungen Menschen antworten, warum es sich lohnt, in der Fitnessbranche zu arbeiten?

Nico Scheller, In Shape

René Kalt, Migros

Martin Petzsche, Bodystreet

Udo Münster, milon

Ralph Scholz, McFIT

„Die Fitnessbranche ist eine Wachstumsbranche, ein absolut zukunftsträchtiger Markt. Das Dienstleistungssegment wächst nach wie vor.“

„Der Gesundheitsmarkt wirkt zunehmend mehr und mehr auf die Fitnessbranche ein. Gesundheit ist das Thema, das sich auch in Zukunft nachhaltig weiterentwickeln wird.“

„Junge Menschen erlernen in der Fitnessbranche alle skills, auch die softskills, die zwingend erforderlich sind, auch wenn sie später z. B. in der Wirtschaft Fuß fassen wollen.“

„Eine ganz tolle Branche für alle, die am Thema Gesundheit Interesse zeigen, egal auf welcher Seite sie stehen: auf der Trainer-, auf der Betreiber- oder auf der Trainierenden-Seite.“

„Fitness wird immer mehr zu einer Breitenbewegung, zu einer Volkssportart. Aus diesem Grund werden sich auch die Berufsfelder und -bilder in naher Zukunft extrem erweitern.“

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ECKDATEN

© DSSV

Fotos: Klaudia Lech

Umsatzentwicklung (in Mrd. Euro)

Mitarbeiter 2015-2017 (in Tsd.) © DSSV

So viele Impulse für den Arbeitsmarkt

tätsoffensive als DIN-Zertifizierung. Dass sich die Fitnessbranche mit dem Erreichen längst nicht zufrieden gibt, zeigen die beiden Impulsvorträge. Günter Noll referierte über „Online-Fitness-Bewertung durch Sachverständige“, Roman Reimer rief auf, „Vergessen Sie ihre Marke - Investieren Sie in Ihre Kunden.“

Die Fitness- und Gesundheitsbranche schafft Beschäftigung und hat sich längst als attraktiver Arbeitgeber etabliert. Zum Jahresende waren in den 8.988 Anlagen 209.900 Personen beschäftigt. Impulse werden auch von den vielen Tausend kommen, die sich derzeit in Studium und Ausbildung auf ihre berufliche Herausforderung in der Branche vorbereiten.

Wo wird sie liegen, die Zukunft?

Die Stimmung könnte kaum besser sein. Zu den ausgeführten Eckdaten kommen weitere Kennzahlen, die allesamt die Zukunft im Blick haben: niedrige Fluktuation, hohe Investitionsbereitschaft, dauerhafte Mitarbeiterqualifikation und eine verstärkte Quali-

Mit Refit Kamberovic, DSSV-Hauptgeschäftsführer, erwarten etliche Branchenkenner in den nächsten fünf Jahren neben einer deutlichen Hinwendung auf das Thema Gesundheit eine weitere Steigerung der Mitgliederzahlen. 14, 15 oder 16 Millionen Mitglieder? Die „Eckdaten“ werden die Entwicklung abbilden.

Der Titel unserer Pressemitteilung zu den „Eckdaten 2018“ lautet: Fitnessbranche baut Spitzenposition aus – 10,6 Millionen Mitglieder. Wie titelt die Presse in fünf Jahren über die Fitnessbranche?

Andreas Küsters, gym80

Roy Scherer, Kieser Training AG

Douglas Storm, Life Fitness

Günter Noll, WIFF

Michael Kerstan, Kerstan Consult

„Fitness gehört zu unserem Alltag: 15 Millionen Mitglieder.“

„Bundesregierung fördert Gesundheit seiner Bürger. Mehrwertsteuer für 14 Millionen Trainierende in der Fitnessbranche wurde reduziert.“

„Fitnessbranche boomt weiter, erreicht 16 Millionen Mitglieder.“

„Fitness fester Bestandteil von Gesundheitsvorsorge und Freizeit: 14 Millionen Mitglieder.“

„Der Gesundheitsmarkt baut Spitzenposition aus“, nicht mehr: „Fitness baut Spitzenposition aus.“

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KOMMENTAR

Foto: Klaudia Lech

Birgit Schwarze Chefredakteurin fMi

Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2018

Auf die Zukunft 10,6 Millionen Mitglieder, 8.988 Fitness-Anlagen und ein Umsatz von 5,2 Milliarden Euro: Die Eckdaten der deutschen Fitness-Wirtschaft 2018 sind einmal mehr ein überzeugender Ausdruck für die Wirtschaftskraft unserer Branche. Fitnesstraining ist heute die mit Abstand mitgliederstärkste Trainingsform in Deutschland, vereint mehr Menschen als Fußball, Tennis und Leichtathletik zusammen. Ja, die aktuellen Kennzahlen sind mehr als erfreulich. Sie sind ein weiterer hoffnungsvoller Baustein in der noch relativ jungen Geschichte unserer Branche. Neben dieser Momentaufnahme ist es aber vor allem die langfristige Entwicklung, die mich positiv stimmt. Noch nie zählte die Fitness-Branche so viele Mitglieder. In den letzten 25 Jahren stieg die Zahl von zwei Millionen auf über zehn Millionen an, eine Ausweitung um weit mehr als 400 Prozent. Allein von 2007 bis heute verdoppelte sich annähernd deren Zahl (2007: 5,54). Auch die Zahl der Anlagen verdoppelte sich nahezu von 1992 bis 2017 (1992: 4.750). Um mehr als 3.000 Betriebe erhöhte sich die Zahl allein in den letzten zehn Jahren (2007: 5.681). Nicht weniger beeindruckend ist die Umsatzausweitung. Vor 25 Jahren erwirtschaftete die Branche noch einen Umsatz von gut einer Milliarde Euro (1,08 Milliarden Euro), vor zehn Jahren waren es um die drei Milliarden Euro (2,97 Milliarden Euro), heute mehr als fünf Milliarden Euro. Wer hätte das vor 25 Jahren gedacht? Die Entwicklung der Fitnessbranche hat sich als nachhaltig erwiesen. Heute ist es gesellschaftlicher Konsens, dass Fitness und Gesundheit einen positiven Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden der Menschen haben. Die Fortschreibung der bemerkenswerten Entwicklung der Fitnessbranche ist kein Selbstläufer. Wohl aber berechtigt der Verlauf der letzten 25 Jahre zu verhaltenem Optimismus. Unbenommen, der konjunkturelle Aufschwung in Deutschland mit Zunahme von Kaufkraft und Konsumbereitschaft hat auch unserer Branche gut getan. Vor allem aber sind es die brancheninternen Entwicklungen, die mich zuversichtlich stimmen. Immer wieder haben wir als Branche bewiesen, dass wir in der Lage sind, Strömungen und Trends wie beispielsweise die vom DSSV erhobenen TOP-Trends 2018 Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) oder Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF) frühzeitig zu erkennen und mutig aufzugreifen, sie kundenorientiert zu entwickeln, um sie schließlich als Trainings- und Angebotsformen am Markt anzubieten. Dass die Branche an ihre Zukunft glaubt, zeigt mir ihre Investitionsbereitschaft. 96 Prozent aller Unternehmer sind entschlossen, in die Qualifikation ihrer Mitarbeiter zu investieren, mehr als 85 Prozent in ihre Anlagen und jedes zweite Studio plant eine Qualitätsoffensive in Form einer DIN-Zertifizierung. 210.000 Mitarbeiter arbeiten heute in der Fitnessbranche. Tausende bereiten sich in Studium und Ausbildung auf eine spannende wie attraktive berufliche Herausforderung in der Branche vor, mehr als je zuvor. Ich bin mir sicher, so viele Fitnessbegeisterte können nicht irren. Auf die Zukunft. Der DSSV ist dabei.

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VERANSTALTUNGEN

Messegelände Köln 12. – 15. April 2018

150.000 Besucher

FIBO 2018: „Die wertvollste Entscheidungshilfe“ Es ist wieder soweit: die FIBO ruft. Vom 12. bis 15. April 2018 trifft sich die Fitnessbranche in Köln zu ihrer alljährlichen Leistungsschau. Längst ist die weltweit größte Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit eine Marke. Die FIBO ist der Inbegriff der Branche, sie ist ihre Leitmesse. Die fMi sprach mit Silke Frank, der neuen FIBO Event Direktorin, die davon überzeugt ist, „dass wir gerade den Beginn einer sehr innovativen Phase für die Fitnessbranche erleben“.

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ehr als 150.000 Besucher und über 1.000 Aussteller waren es allein im letzten Jahr bei der Einstellung des historischen Rekordes. Die Fußstapfen, in die Silke Frank (44) steigt, sind groß. Von Nervosität aber keine Spur. Auch nicht bei ihrem Chef. Vielmehr ist er voll des Lobes. Sie sei „eine äußerst erfahrene Messe-Macherin auf der Pole-Position der FIBO“, so Hans-Joachim Erbel, CEO Reed Exhibitions Deutschland bei ihrer Vorstellung.

haben und sie „zusammen mit dem eingespielten FIBO-Team das Rad nicht neu erfinden musste“, so weiß Silke Frank nur zu gut, dass „jede Messe ihre eigenen strategischen Ziele“ hat, die „wir passgenau für den Markt formulieren“. Mehr Live-Erlebnis, mehr Fortbildung, mehr Übersicht, Silke Frank will der FIBO 2018 ein frischeres Konzept verpassen, das sich noch stärker an den Bedürfnissen der Branche orientiert.

Die Anerkennung hat sich die gebürtige Düsseldorferin nach ihrem Studium „von der Pike auf“ über fast zwanzig Jahre „hausintern“ erarbeitet. Dem steten Aufstieg von der Assistentin zur Direktorin verdankt sie ihrem „sehr guten Gesamtüberblick über das Messewesen“. Nach der Organisation von Messen unter anderem in Berlin, Stuttgart, Amsterdam und Moskau sowie der Verantwortung für die PSI, der Europäischen Leitmesse für die Werbeartikelwirtschaft, hat sie nun unerschrocken auf dem Fahrersitz der FIBO Platz genommen.

Wir denken Fitness ganzheitlich

Noch stärkere Kundenorientierung Auch wenn Leitmessen wie die PSI und die FIBO vieles gemeinsam 26

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Damit Besucher sich schneller und besser orientieren können, strukturiert sie die Leitmesse für Fitness, Wellness und Gesundheit neu. „Wir denken Fitness ganzheitlich“, zeigt sich die FIBO-Macherin als Strategin. „Also wird es nur noch die FIBO geben. Die Dreiteilung der Messen ist nicht mehr zeitgemäß.“ Studiobetreiber, Trainer und Instruktoren stehen heute vor denselben Herausforderungen: Sie müssen mit innovativen Technologien neuen sportwissenschaftlichen und medizinischen Erkenntnissen sowie dem steigenden Anspruch der Trainierenden mithalten. „Die Besucher kommen mit ähnlichen Fragen zur Messe.“


Fotos: FIBO

1.000 Aussteller

Daher organisiert sie die FIBO übersichtlich nach den Themen der Branche. Für Silke Frank sind das in diesem Jahr diese 14 Themen: Academy, Cardio & Strength, Consulting Services, EMS & Vibration, Fashion, Fighting Fit, Functional Training, Group & Aqua Fitness, Interior, New Business, Physio, Power, Sport Nutrition sowie Wellness & Beauty. Den Vorteil haben die ausstellenden Unternehmen. „Die einzelnen Messebereiche werden durchlässiger. Aussteller haben so die Chance, neue Zielgruppen anzusprechen.

Fachbesucher noch besser abholen Ihre Handschrift, wohin sie die FIBO ausrichten will, zeigt sich besonders in drei Themenbereichen. „Wichtig ist mir“, so Silke Frank, „dass wir die Fachbesucher noch besser abholen.“ Die weltgrößte Fitnessmesse erweitert ihr Aus- und Weiterbildungsprogramm. Damit reagiert sie auf den Wunsch vieler Fachbesucher. Jeder Fünfte will mit dem Messebesuch die eigenen Fachkenntnisse erweitern. Mit dem neuen Format Academy richtet die FIBO 2018 das Fortbildungsevent des Jahres aus. Mit dem auf vier Tage erweiterten Programm haben beispielsweise Studiobetreiber, Personal Trainer und Physiotherapeuten die Möglichkeit der Teilnahme, ohne einen Tag schließen zu müssen.

160.000 m2 Ausstellerfläche

Noch mehr Internationalisierung Die FIBO wird zunehmend internationaler. Ein Beispiel, der Physiotag 2018. Wie dieses Programm, so werden auch viele andere Veranstaltungen mehrsprachig ausgerichtet. Kein Wunder: Aus 117 Nationen kamen die mehr als 150.000 Besucher des letzten Jahres. Jeder vierte der über 80.000 Fachbesucher kam aus dem Ausland, mehr als 600 der insgesamt 1019 Aussteller. „Und mit Veranstaltungen in spannenden Märkten wie Südafrika und den USA bauen wir das weltweite FIBO-Netzwerk aus.“ So denkt sie, Silke Frank: die FIBO 2018 in Köln vor Augen, die FIBO-Welt im Sinn. Ob sich für Studiobetreiber und -leiter wie für die vielen Tausend Studierenden und Auszubildenden ein FIBO-Besuch lohnen würde, haben wir am Ende unseres Gespräches Silke Frank gefragt. Nicht die Antwort als solche überraschte, vielmehr die aus ihr sprechende Überzeugung: „Wer immer up to date sein will, für den ist die FIBO die wertvollste Entscheidungshilfe.“

Für Existenzgründer ist der Themenbereich New Business die neue Anlaufstelle der FIBO. Hier präsentieren sich mit Startups und den jungen innovativen Unternehmen unter anderem die Newcomer der Branche. Ergänzend der Themenbereich Consulting Services. Er bietet Beratung für Studiobetreiber und -entscheider, zum Beispiel zum Thema Software-Lösungen.

Foto: FIBO

Ausgeweitet wird auch das Angebot für Physiotherapeuten. Um ihnen den Zugang zu Messe und Fachprogramm zu erleichtern, wird es erstmals auch am FIBO-Sonntag ein spezielles Angebot geben, zum Beispiel „Physio at Work“.

Silke Frank Die gebürtige Düsseldorferin ist seit über 18 Jahren für Reed Exhibitions im internationalen Messegeschäft tätig. Zuletzt leitete sie als Event Director die jährlich in Düsseldorf stattfindende PSI, Europas größte Messe der Werbeartikelwirtschaft.

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FACHARTIKEL DATENSCHUTZ

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Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) (Teil 3)

Verschärfung des Datenschutzes – Jetzt handeln! Wie in der fMi Ausgabe 06/17 beschrieben, gilt ab dem 25. Mai 2018 die „neue“ Datenschutz-Grundverordnung. Damit sind diverse Neuerungen für Unternehmen verbunden. Im ersten Teil dieser Artikelserie wurde bereits auf den Anwendungsbereich der DSGVO sowie auf die Pflicht zur Benennung eines Datenschutzbeauftragten eingegangen. Auch wurde deutlich gemacht, wie wichtig es für datenverarbeitende Unternehmen ab sofort ist, sich mit der neuen DSGVO auseinanderzusetzen. Denn sollten die Pflichten nicht eingehalten werden, ist mitunter mit existenzbedrohenden Bußgeldern zu rechnen. Im zweiten Teil der Artikelserie wurde näher auf die Dokumentationspflichten der Datenverarbeitenden Unternehmen eingegangen.

Hinweis: In diesem Teil der Artikelserie werden insbesondere die Betroffenenrechte und die damit verbundenen Pflichten für datenverarbeitende Unternehmen näher erläutert. Sollten Sie die ersten beiden Teile der Artikelserie (fMi 06/17 sowie fMi 01/2018) verpasst haben, dann empfehlen wir an dieser Stelle, sich diese durchzulesen, bevor Sie sich mit dem vorliegenden Artikel näher beschäftigen.

Betroffenenrechte Ein wesentliches Ziel der DSGVO ist es die Betroffenenrechte zu stärken. Betroffene sind dabei natürliche Personen, also alle Menschen. Dies können bspw. Kunden, Mitglieder, Patienten oder auch die Mitarbeiter sein. Die Betroffenenrechte sind in der DSGVO in den Artikeln 12 ff. normiert. Sollten Betroffenenrechte nicht erfüllt werden, so kann dies bspw. mit Geldbußen bis zu 20 Millionen Euro sanktioniert werden. Aufgrund dieser 20 Millionen guter Gründe sei dringend empfohlen, sich mit den Betroffenenrechten vertraut zu machen und entsprechende Prozesse zu initiieren, um die Betroffenenrechte erfüllen zu können. 30

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Informationspflichten: Mehr Transparenz für die Betroffenen Die DSGVO enthält in den Artikeln 12 ff. umfassende Informationspflichten, die von den jeweils verantwortlichen Unternehmen umzusetzen sind. Diese Informationspflichten sind nach Art. 12 Abs. 1 so umzusetzen, dass der Verantwortliche geeignete Maßnahmen zu treffen hat, um den Betroffenen alle Informationen und alle Mitteilungen, die sich auf die Verarbeitung beziehen, in präziser, transparenter, verständlicher und leicht zugänglicher Form in einer klaren und einfachen Sprache zu übermitteln. Diese neuen Informationsrechte gehen weit über die aus dem bisherigen Bundesdatenschutzgesetz bekannten hinaus. Die Art. 13


und Art. 14, bei denen es um die Informationspflicht bei Erhebung von personenbezogenen Daten geht, legen dabei in ihren ersten Absätzen einen genauen Katalog an Informationen fest, über die die Betroffenen zwingend zu informieren sind. Diese Informationspflichten haben demnach unmittelbare Auswirkung auf bestehende Datenschutzerklärungen bspw. in den AGB oder auf der Webseite. Ferner zu beachten ist der Zeitpunkt der Erfüllung der Informationspflicht. Nach Art. 13 Abs. 1 DSGVO teilt der Verantwortliche der betroffenen Person die relevanten Informationen zum Zeitpunkt der Erhebung mit.

Praxis-Tipp: Da die neuen Informationspflichten einige bisher noch nicht verpflichtende Angaben festschreiben, führt dies zwangsläufig dazu, dass sämtliche Informationen, die den Betroffenen zum Zeitpunkt der Erhebung mitzuteilen sind, also de facto unter anderem alle Datenschutzerklärungen ab dem 25.05.2018 gegen die DSGVO verstoßen würden, da sie unvollständig sind. Daraus ergibt sich eine unbedingte Notwendigkeit, dass Sie Ihre Verträge insbesondere die AGB (Datenschutzklauseln), Ihre Datenschutzerklärung auf der Webseite, evtl. Informationstafeln in denen auf eine Videoüberwachung hingewiesen wird, usw. überprüfen und mit den neuen Pflichtangaben ergänzen bzw. ersetzen. Im Rahmen des DSSV Workshops zum neuen Datenschutzrecht erhalten Sie dafür eine umfangreiche Checkliste, die Ihnen die Anpassung erleichtern wird.

Auskunftspflichten: Was den Betroffenen mitzuteilen ist Nach Art 15 Abs. 1 DSGVO steht der betroffenen Person das Recht zu, von dem Verantwortlichen eine Bestätigung darüber zu verlangen, ob betreffende personenbezogene Daten verarbeitet werden; ist dies der Fall, so hat sie ein Recht auf Auskunft über diese personenbezogenen Daten. Dabei muss gem. Art 15 Abs. 2 DSGVO der Verantwortliche dem Betroffenen die dort aufgeführten Informationen mitteilen. Nach Art. 12 Abs. 1 der DSGVO können die Informationen schriftlich, auf elektronischem Wege oder, auf Verlangen der betroffenen Person, mündlich erteilt werden. Erfolgt die Auskunftserteilung mündlich, muss die Identität der betroffenen Person jedoch in anderer Form nachgewiesen werden. Für den Fall, dass die betroffene Person den Antrag auf Auskunftserteilung elektronisch stellt, sind die zur Verfügung zu stellenden Informationen gemäß Art. 15 Abs. 3 DSGVO in einem gängigen elektronischen Format zur Verfügung zu stellen (bspw. als PDF). Es ist zudem bei der Auskunftserteilung darauf zu achten, dass angemessene Sicherheitsanforderungen eingehalten werden. Wenn ein Betroffener von seinem Auskunftsrecht Gebrauch macht, sind ihm die entsprechenden Informationen gemäß Art. 12 Abs. 3 DSGVO unverzüglich, in jedem Fall aber innerhalb eines Monats nach Eingang des Antrags, zur Verfügung zu stellen. Gem. Art. 15 Abs. 3 DSGVO muss der Verantwortliche der betroffenen Person eine Kopie der personenbezogenen Daten zur Verfügung stellen, die Gegenstand der Verarbeitung sind. Diese Informationen sind nach Art. 12 Abs. 5 DSGVO grundsätzlich kostenlos zur Verfügung zu stellen. Für alle weiteren Kopien, die die betroffene Person beantragt, kann der Verantwortliche gem. Art 15 Abs. 3 DSGVO ein angemessenes Entgelt auf der Grundlage der Verwaltungskosten verlangen. Zu beachten ist allerdings, dass der Verantwortliche im Falle unbegründeter oder exzessiver Anträge durch eine betroffene Person gemäß Art. 12 Abs. 5 DSGVO entweder ein angemessenes


FACHARTIKEL DATENSCHUTZ

Entgelt verlangen oder eine Auskunftserteilung verweigern kann. Jedoch hat der Verantwortliche auch den Nachweis dafür zu erbringen, dass der Antrag ausnahmsweise als unbegründet eingestuft wird. Nach Art. 12 Abs. 4 DSGVO ist die betroffene Person über die Gründe der verweigerten Auskunftserteilung zu informieren.

Praxis-Tipp: Es sind also Verantwortlichkeiten zu klären und vor allem auch Prozesse zu entwickeln bzw. zu initiieren um Datenschutzverstöße im eigenen Unternehmen zu identifizieren, diese hinsichtlich des Risikos einzuschätzen und diese dann auch innerhalb von 72 Stunden an die zuständige Aufsichtsbehörde melden zu können.

Praxis-Tipp: Die Umsetzung und Erfüllung des Auskunftsrechts gem. Art. 15 DSGVO stellt sich in der Praxis als eine nicht unerhebliche Herausforderung dar. Es wird daher dringend empfohlen, rechtzeitig organisatorische Vorkehrungen zu treffen, um ein etwaiges Auskunftsersuchen schnell und vollständig beantworten zu können. Denn gem. der Art. 12 Abs. 1 DSGVO und Art. 5 Abs. 2 DSGVO haben Verantwortliche bereits vorbereitend geeignete organisatorische Maßnahmen zu treffen, um betroffenen Personen beantragte Auskünfte fristgerecht und in einer geeigneten Form zur Verfügung zu stellen. Unterschätzen Sie das Auskunftsersuchen eines Betroffenen nicht. Je nachdem wie viele Informationen Sie vom Betroffenen in verschiedenen Systemen verarbeiten, kann dies ein sehr umfangreiches Unterfangen werden.

Fazit Um die erheblichen Sanktionen zu vermeiden haben die verantwortlichen Unternehmen auf die Einhaltung ihrer Pflichten (siehe auch fMi 01/18) zu achten. Gerade die Dokumentationspflichten sind dabei ernst zu nehmen, da sie dem verantwortlichen Unternehmen ermöglichen seiner Beweislast nachzukommen. Dies ist logischerweise auch nur dann möglich, wenn es seine anderen Pflichten erfüllt hat. Insbesondere auch vor dem Hintergrund eines etwaigen Schadensersatzanspruches der Betroffenen sowie des immateriellen Schadens, die bei Datenschutzverstößen oder Pflichtverletzungen neben den in der DSGVO verankerten Sanktionen auf die verantwortlichen Unternehmen, also die Fitness- und Gesundheitsstudios zukommen können, ist die Einhaltung der Pflichten dringend angeraten und quasi alternativlos.

Löschpflichten („Recht auf Vergessenwerden“): welche Daten sind wann zu löschen Bei einer automatisierten Verarbeitung von personenbezogenen Daten ist es folglich notwendig, dass die Daten, wenn sie nicht mehr benötigt werden, auch gelöscht werden. Eine automatisierte Datenverarbeitung benötigt demnach eine automatisierte Datenlöschung. Die DSGVO normiert in diesem Zusammenhang klare Löschpflichten (u. a. in Art. 17 DSGVO „Recht auf Vergessenwerden“).

Wie schon im ersten Artikel dieser Serie beschrieben zeigt es sich, wie wichtig es für datenverarbeitende Unternehmen ab sofort ist, sich mit der neuen DSGVO auseinanderzusetzen und nicht die Augen vor einem vermeintlich langweiligen Thema, das erst mal keine neuen Kunden bringt, zu verschließen. Denn dies könnte angesichts der massiven Bußgeldrisiken existenzbedrohende Folgen haben.

Unternehmen sind demnach verpflichtet personenbezogene Daten zu löschen, wenn diese nicht mehr erforderlich sind und keine gesetzlichen Aufbewahrungspflichten bestehen bzw. entgegenstehen. In der Praxis haben jedoch die wenigsten Unternehmen diesbezüglich einen etabliertes Löschkonzept. Mit Einführung der DSGVO kann ein solches Versäumnis ein hohes Bußgeld nach sich ziehen.

Fakt ist: Ab dem 25. Mai 2018 gilt europaweit die DSGVO. Die zuständigen Aufsichtsbehörden sind angehalten, die Umsetzung in den Betrieben zu überprüfen und dieser Aufgabe werden sie sicherlich nachkommen. Insbesondere dann, wenn bspw. sensibilisierte Kunden, die aus Ihrem Fitnessstudiovertrag rauskommen wollen, aufgrund des Medienrummels um die neue DSGVO Beschwerden über etwaige Datenschutzverstöße bei den Aufsichtsbehörden einreichen.

Praxis-Tipp:

Meldepflichten Art. 33 DSGVO sieht eine Meldepflicht des Verantwortlichen vor, wonach der Verantwortliche im Falle einer Verletzung des Schutzes personenbezogener Daten unverzüglich und möglichst binnen 72 Stunden, nachdem ihm die Verletzung bekannt wurde, diese der gemäß Artikel 55 zuständigen Aufsichtsbehörde zu melden hat, es sei denn, dass die Verletzung des Schutzes personenbezogener Daten voraussichtlich nicht zu einem Risiko für die Rechte und Freiheiten natürlicher Personen führt. Was unter einer Verletzung personenbezogener Daten zu verstehen ist, wird in Art. 4 Abs. 12 DSGVO geregelt. Demnach ist eine Verletzung personenbezogener Daten, eine Verletzung der Sicherheit, die zur Vernichtung, zum Verlust oder zur Veränderung, ob unbeabsichtigt oder unrechtmäßig, oder zur unbefugten Offenlegung von beziehungsweise zum unbefugten Zugang zu personenbezogenen Daten führt, die übermittelt, gespeichert oder auf sonstige Weise verarbeitet wurden. 32

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In diesem Sinne gilt: Bereiten Sie sich vor und machen Sie Ihre Hausaufgaben und setzen Sie die DSGVO in Ihren Unternehmen um. Sie können sicher sein, ab dem 25.05.2018 wird Datenschutz groß geschrieben werden.

Foto: DHfPG/BSA

Um der Löschpflicht nachzukommen wird dringend empfohlen in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Fachabteilungen wie bspw. der Buchhaltung/Personalabteilung entsprechende Löschregeln und Prozesse zu entwickeln bzw. initiieren. Eine enge Zusammenarbeit wird notwendig sein, da in der Regel die jeweiligen Fachabteilungen die entsprechenden Kenntnisse gerade der gesetzlichen Aufbewahrungsfristen haben. Aber Achtung: „Der Teufel steckt im Detail“.

Roman Spitko Roman Spitko verfügt über ein Studium der Betriebswirtschaftslehre sowie ein Master of Laws-Studium (LL.M.). Er hat mehrere Mandate als Datenschutzbeauftragter inne und wird den bundesweiten DSSV-Workshop „Neues Datenschutzrecht“ in 2018 leiten. Seit 2007 ist er als Dozent sowohl für die BSA-Akademie als auch für die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement DHfPG tätig. Seit 2015 fungiert er zudem als Fachleiter Management/Ökonomie. www.dhfpg-bsa.de



VERANSTALTUNG

Berlin

Hamburg

München

Köln

DSSV-Workshop „Neues Datenschutzrecht“

450 Führungskräfte waren begeistert In den letzten Wochen fanden die ersten DSSV-Workshops zum Thema „Neues Datenschutzrecht“ statt – weitere Termine in München, Hamburg und Köln folgen. Die am Ende rund insgesamt 450 Teilnehmer haben sich branchenspezifisch, praxisnah und rechtlich einwandfrei informieren können. Für alle, die es nicht zu einem der Workshops geschafft haben: Demnächst bietet der DSSV ein Video der Präsentation im internen Bereich an, das orts- und zeitunabhängig von allen DSSV-Mitgliedern abgerufen werden kann. Weitere Informationen: www.dssv.de/datenschutz 34

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Stimmen zum Workshop Ich fand den Workshop vom DSSV sehr informativ und wir haben als Studio einen großen Nutzen daraus ziehen können. Wir waren teilweise etwas geschockt über das, was da alles auf uns zu kommt. Das alles umzusetzen wird eine Herausforderung für uns. Aber wir wissen jetzt auf jeden Fall, wo wir ansetzen und was wir tun müssen, und freuen uns jetzt auch auf die weiteren Hilfestellungen des DSSV und seiner Rechtsabteilung. Gertrud Wulf (Drei Life Meppen)

Auch als kleines Studio betrifft uns das neue Datenschutzgesetz. Egal, ob man viele oder wenige Mitarbeiter oder Kunden hat, betroffen sind wir ja alle. Der DSSV-Workshop hat uns die Thematik Datenschutz nochmals ans Herz gelegt. Die Herausforderungen sind enorm groß, einige Dinge setzen wir bereits um. Viele andere Abläufe, von deren Notwendigkeit wir bisher keine Kenntnis hatten, müssen noch erarbeitet werden. Mit dem Workshop habe ich einen Leitfaden erhalten, was alles noch zu tun ist und wo noch Reserven sind. Andrea Deutschmann (Figurstudio Mona Lisa)

Der DSSV-Workshop zum Thema Datenschutz war thematisch sehr umfangreich und gut vorbereitet. Anhand der vorliegenden Checklisten ist ein Studio in der Lage, interne Prozesse zu definieren und auch umzusetzen. Vielen Dank an den Referenten Roman Spitko, der es verstanden hat, die rechtlichen Anforderungen praxisnah zu vermitteln. Antje Kranzusch (Sport Factory Sport- und Freizeitanlagen GmbH)

Sowohl als Hersteller von Software als auch als Inhaber eines EMS-Studios fanden wir die Informationen und die Darstellung für Betreiber von Fitness-Anlagen überaus informativ, hilfreich und immer praxisnah. Das ganztägige Seminar war zudem interessant gestaltet, um nicht zu sagen kurzweilig. Der Rahmen des Workshops war hervorragend, da genug Raum blieb für Diskussionen spezieller Belange unterschiedlicher Couleur, was bei anderen, kürzeren Seminaren aus Zeitgründen weniger stattfinden kann. Die Vorschläge, Beispielvorlagen und Checklisten eröffnen die Möglichkeit der sofortigen direkten Umsetzung. Sehr gut, vielen Dank für diese Unterstützung! Markus Heinze & Iris Hauck (Körperformen Ludwigsburg Software mi GmbH)


KOLUMNE

„Giraffen-Strategie“ – Wer sich anpasst, überlebt G

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V AD

Lassen Sie uns zunächst analysieren, welche Einrichtungen zu Konkurrenzunternehmen für Ihr Fitness-Studio werden könnten: 1. Fitness-Discounter 2. Vereinseigene Fitness-Studios 3. Mikro-/Special-Interest-Studios 4. Physio-Fitness Jeder dieser Anbieter hat eine eigene Geschäftsphilosophie bzw. eine spezielle Zielsetzung. Fitness-Discounter verfügen über eine Kapazität von ca. 6.000 Mitgliedern. Das Angebot konzentriert sich vorwiegend auf die Bereitstellung von Geräten. Im Vergleich zu Premium- und Mikro-Studios ist die Betreuungsintensität daher entsprechend geringer und die Fluktuation bei den Discountern höher. Insgesamt setzen Discounter vermehrt auf Quantität statt Qualität. Setzen Sie gegen derartiges Geschäftsgebaren Ihre „Giraffen-Strategie“ ein: Präsentieren Sie hohe Trainerkompetenz, bessere Kundenbetreuung, für jeden Fitness-Kunden sechs individuelle Trainingspläne pro Jahr (mit Analyse der Körperzusammensetzung des Kunden). Sorgen Sie regelmäßig für Begeisterung beim Kunden. Äußerst bewährt haben sich: Rosen verteilen beim Check-in, LiveDJ-Musik im Fitnessraum, Karaoke-Abend, Video-Laufanalyse (zur Beurteilung des eigenen Laufstils) und eine Royal-Casino-Abendveranstaltung. Wichtig ist, ab 16.00 Uhr sollten zwei oder drei Trainer im Kundenbetreuungsdienst und ein Trainer im neuen Trainingsplandienst eingesetzt sein. Werben Sie kontinuierlich mit Qualität (DIN-Norm 33961), Sauberkeit und Trainerkompetenz (Mitarbeiterqualifikation), Kundenbetreuung und Hygiene. Vereinseigene Fitness-Studios werden von Sportvereinen in größerem Maße auf den Fitnessmarkt gebracht und zwischen den kommerziellen und den gemeinnützigen Anbietern ist ein Streit über die relative Konkurrenzsituation entstanden.

Foto: Volker Beushausen

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iraffen haben lange Hälse und lange Beine: Für‘s Überleben in der weiten afrikanischen Savanne sind sie damit bestens gerüstet. Diejenigen, die mit kurzen Hälsen geboren wurden, haben nicht überlebt. Somit haben sich auf Dauer ausschließlich die Giraffen mit langen Hälsen vermehrt und damit die Art erhalten. Auch in der Fitnessbranche gilt: Wer sich den Gegebenheiten stellt und strategisch klug anpasst, hat Bestand.

Antonio e Silva Sales Director/Vertriebsleiter for me do

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Hier sollte man sich als Studiobesitzer keine allzu großen Sorgen machen, da der durchschnittliche monatliche Preis bei einer 12-monatigen Mitgliedschaft (inklusive Vereinsgrundbeitrag)

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sich auf 41,65 Euro beläuft. Dazu kommt, dass der Service nicht mit dem in einem kommerziellen Fitness-Studio zu vergleichen ist. Auch hier können Sie mit Ihrer „Giraffen-Strategie“ arbeiten, indem Sie Rehabilitationssport (Reha-Sport) nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 und 4 SGB IX in Ihrem Studio anbieten. Mikro-/Special-Interest-Studios sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen (ca.1.500 Anlagen). Hier sind die Erfolgsfaktoren: • Die Lage (Shopping-Meile, Innenstadt) • Die Größe (80 bis 150 qm) • Der Investitionsaufwand für ein Mikrostudio (ca. 70.000,- Euro) • Intensive Kundenbetreuung und Individualität • Monatsbeitrag (100,- Euro) Starten Sie mit der „Giraffen-Strategie“ in Ihrem Fitness-Studio ein Lounge-Konzept (Shop-in-Shop). Präsentieren Sie ein eigenständiges Angebot mit einem flexiblen System, in dem sowohl Einzeltraining als auch Gruppentraining im Kursangebot stattfinden kann. Ideale Konzepte sind Vibrationstraining, EMS oder Functional Training. Physio-Fitness, (Physiotherapie und Fitness) ist meiner Meinung nach der langfristig größte Konkurrent für ein Fitness-Studio. Anfang 2017 gab es knapp 38.000 zugelassene Physiotherapie-Praxen in Deutschland. Hier sind deren Erfolgsfaktoren: • Enormer Zulauf an Best-Ager-Kunden (hohe Kaufkraft) • Top Kontakt zu Ärzten mit einer idealen Empfehlung (Ärztekooperation) • Krankenkassenkontakte (Präventionskurse) • Physiotherapeuten = „erfahrene Hände“ begleiten die Kunde beim Fitness-Training und in der Therapie Starten Sie mit Ihrer „Giraffen-Strategie“ eine Medical-FitnessOffensive in Ihrem Fitness-Studio, was bedeutet, dass Sie mehr Konzepte und Themen, die sich mit Krankheiten beschäftigen, anbieten müssen. Darüber hinaus sollten Sie sich einen neuen Kundenstamm mit Kunden ab ca. 50 Jahren aufbauen. Mit folgenden Themen lässt sich diese Kundengruppe gewinnen: Beckenbodentraining, Sturz-Prävention, Osteoporose/Arthrose, Rückenschmerzen, Übergewicht. Physiotherapie im Studio? Warum nicht! Sie benötigen eine Räumlichkeit von ca. 100 - 120 qm mit eigenem Eingang. Falls diese Situation nicht bereits in Ihrem Studio gegeben ist, muss durch bauliche Veränderungen nachgeholfen werden. Sie könnten evtl. Ihre Kursräume zur Verfügung stellen. Somit liegt es in der Eigenverantwortung Ihres Fitness-Studios, die Konkurrenten bestmöglich aufzufangen. Im Gegensatz zu den Giraffen, von denen einige durch Zufall über den längeren Hals verfügten, der sie somit überleben ließ, haben Sie die Möglichkeit, geschäftsstrategisch den Markt zu analysieren und durch geschickte Zielsetzung im Konkurrenzkampf zu überleben.




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