südtirol panorama - november 2011

Page 18

UNTERNEHMER & MÄRKTE als eine Bewirtschaftung nach der herkömmlichen Methode. Dabei habe es genauso wie für seinen Bruder nie Zweifel daran gegeben, dass dies der richtige Weg sei. Ob die Konsumenten diese besondere Hingabe an Rebe und Wein, die der biodynamische Weinbau erfordere, zu schätzen wissen, davon ist Hayo Loacker nicht überzeugt. Dass aber nur aus einer solchen Rebe der Rohstoff für den bestmöglichen Wein stammen kann, schon. Am Ende beurteile der Kunden eben den Wein und dessen Qualität. Und die höchste Qualität könne nur durch ein entsprechendes Lesegut garantiert werden. Und das werde nur durch die biodynamische Bewirtschaftungsweise garantiert. SPORTLICH. Erholung von seinem inten-

Als Rainer Loacker 1978 das Weingut Schwarhof oberhalb von Bozen erwarb und als absoluter Weinanbau-Neuling begann, die Weinberge nach biodynamischen Kriterien zu bewirtschaften, schlug ihm zuerst einmal Abwehr entgegen. Abwehr von seiner menschlichen Umgebung und Ablehnung von der Natur selbst. Die Reben mussten sich an die neue Bearbeitungsweise erst gewöhnen, so mancher Ernteausfall musste deshalb verkraftet werden. Heute sind unter dem Label Tenute Loacker neben dem Schwarhof noch zwei Weingüter in der Toskana vereint. Eines, das Gut Corte Pavone, liegt in der Nähe der Stadt Montalcino, das andere, Valdifalco, in der Maremma. Alle Weingüter werden nach der biodynamischen Methode bearbeitet. Insgesamt beschäftigen die Tenute Loacker 20 Mitarbeiter, welche insgesamt 48 Hektar Weinbaufläche bearbeiten. Das Weinsortiment reicht von Müller Thurgau über Sauvignon Blanc und Lagrein bis zum Morellino di Scansano und Brunello di Montalcino. Die Jahresproduktion beträgt über 300.000 Flaschen.

Unternehmen eingestiegen, Franz Josef Loacker einige Jahre später. Nach seinem Entschluss, den Beruf des Kochs an den Nagel zu hängen, absolvierte er eine Ausbildung zum Sommelier und war ein Jahr lang für ein Unternehmen in der Schweiz im Weinverkauf tätig, bevor er in die damals noch väterliche Firma eintrat. SESSHAFT. Sowohl Hayo als auch Franz

Josef Loacker sind mit ihren Familien in Bozen sesshaft geworden. Beruflich sind beide viel unterwegs. Weinmacher Hayo Loacker besucht im Schnitt mindestens einmal in der Woche die Weingüter in der Toskana, Weinvermittler Franz Josef Loacker betreut 30 verschiedene Märkte

weltweit: „Gerade das Thema Asien ist bei uns sehr aktuell, so Franz Josef Loacker. Ebenso sei man bestrebt, den US-amerikanischen Markt verstärkt zu beackern. Zum Hauptgang, den geschmorten Rindswangen vom Rittner Rind auf Polenta mit Kohlgemüse und frischen Artischocken, ist dann die Reihe an den italienischen Sorten aus dem Loacker-Sortiment. Franz Josef Loacker schenkt dazu gekonnt zuerst einen Schluck Morellino di Scansano 2009 Valdifalco ein. Danach wird das Glas mit einem Brunello di Montalcino 2004 Riserva Loacker Corte Pavone einen Fingerbreit hoch gefüllt. Dies ist eindeutig der beste Wein bei diesem Tischgespräch und deshalb eine gute Gelegenheit, auch etwas heiklere Fragen zu stellen. Wie, fragen wir, steht es mit dem Verhältnis der beiden Brüder, die so eng beruflich zusammenarbeiten? „Selbstverständlich sind auch wir nicht immer der gleichen Meinung“, so Franz Josef Loacker, „ aber bisher haben wir immer einen Weg der Lösung gefunden.“ Sein Bruder nickt dazu zustimmend. Von wo aus die beiden in Bozen ansässigen Unternehmer in Zukunft die Geschicke der Tenute Loacker lenken werden, steht noch nicht endgültig fest. Ob es der Schwarhof sein wird oder eines der Anwesen in der Toskana – wer weiß. Dass die Tenute Loacker aber weiterhin ein erfolgreicher Familienbetrieb bleiben werden, ist wahrscheinlich. Die Ehefrauen der beiden Loackers haben bereits Interesse an einer Mitarbeit im Betrieb signalisiert. Bis zum Einstieg der nächsten Generation in das Unternehmen ist es dann nur mehr ein kleiner Schritt. ◀ PETER SEEBACHER

Foto: Alexander Alber

siven und umfangreichen Arbeitseinsatz verschafft sich Hajo Loacker beim Laufen, Radfahren oder Skitourengehen. Bis vor zwei Jahren kickte er auch intensiv bei einem Bozner Amateurclub. Seit aber seine Zwillinge das Licht der Welt erblickt haben, bleibt für den Sport nur mehr wenig Zeit: „ Ich hoffe aber, dass sich das nun wieder langsam bessert“, schmunzelt er. Franz Josef Loacker, seit wenigen Monaten Vater einer Tochter, ist bekennender Sportmuffel und schwingt lieber den Kochlöffel in der heimischen Küche. Vater Rainer Loacker war nicht nur in Sachen biodynamischer Anbau in Südtirol ein Pionier, sondern nach französischem Vorbild auch der Erste, der hierzulande den Weinen einen eigenen Namen gab und diesen auf dem Etikett abdruckte. „Auch damit hat mein Vater einiges Befremden ausgelöst, wenig später haben es dann aber alle gemacht“, erinnert sich der Sohn. Hayo Loacker ist bereits 1997 in das

Biodynamisch anders

Gebackene, hausgemachte Kartoffelteigtaschen mit Pustertaler Graukäse

18

Südtirol Panorama November | 2011

Geschmorte Rindswangen vom Rittner Rind auf Polenta mit Artischocken

Kastanienmousse mit eingelegten Rotweinkirschen und Kakisauce

® © Alle Rechte vorbehalten/Riproduzione riservata – FF-Media GmbH/Srl


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.
südtirol panorama - november 2011 by FF-Media GmbH - Issuu