ferien.ahoi Norderney Magazin 2011 // 2

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//// Freizeit und Wellness So klein ist die Welt - das sagt man immer dann, wenn plötzlich über ein paar Ecken Verbindungen auftauchen, mit denen man nicht gerechnet hat. Als wir uns im Frühjahr 2011 entschieden, den auf Norderney spielenden Roman »Submarine Secrets. Abenteuer im Wattenmeer« in unser Verlagsprogramm aufzunehmen, erzählte uns die Hamburger Autorin Ulrike Kortmann, dass ihr Mann Thomas mit dem Norderneyer Wolfgang de Boer auf dasselbe Internat gegangen und damals gut befreundet gewesen sei. Und obwohl der Kontakt über die Jahre etwas abgerissen war, ließ sich die Autorin für die Figur des Fluglehrers in ihrem Buch durch Wolfgang de Boer inspirieren. Der 57-Jährige sorgt gemeinsam mit einem Kollegen seit einem Vierteljahrhundert für den reibungslosen Ablauf am Flugplatz der Insel. Kürzlich haben sich die Kortmanns und der Norderneyer Flugleiter nach längerer Zeit endlich einmal wieder getroffen. Anstoß war nicht zuletzt unsere Romanveröffentlichung. Wie gesagt: So klein ist die Welt. Das in Insiderkreisen legendäre Inselinternat auf Langeoog (www.internat-langeoog.org) liefert auch die Erklärung, wie Wolfgang de Boer zur Fliegerei kam. In den 1970er Jahren endete die Schulwoche erst samstags, so dass beim Umweg über das Festland das halbe Wochenende aus Hin- und Herfahren bestand. Irgendwann einmal wurde ein Mitschüler von den Eltern mit dem Flugzeug abgeholt, und Wolfgang de Boer durfte mitfliegen - in 178 ferien.ahoi Norderney

sieben Minuten von Insel zu Insel. Es war das erste Mal für ihn in einer kleinen Maschine und ein Schlüsselerlebnis. Mit Unterstützung der örtlichen Luftsportgruppe und gemeinsamen mit anderen Internatsschülern organisierten sie fortan einen regelmäßigen Flugtransfer zur Schule. Und als es um die Frage der beruflichen Zukunft ging, war die Entscheidung schnell klar: auf jeden Fall Fliegen. Wolfgang de Boer erwirbt 1977 die Pilotenlizenz und absolviert die erforderlichen Lehrgänge, die ihn zum Beauftragten für Luftaufsicht qualifizieren. Nach einer Übergangszeit bei der Kurverwaltung verwirklicht er 1986 seinen Traum und übernimmt die Position des Flugleiters am Flugplatz Norderney - bis heute. »Der Flugplatz ist mein Leben«, sagt der begeisterte Flieger und klingt dabei kein bisschen pathetisch. Wenn Hobby und Beruf miteinander verschmelzen, wirkt der Spaß an der Arbeit authentisch. Der Dienst am Kunden hat für Wolfgang de Boer in den vergangenen 25 Jahren stets im Mittelpunkt gestanden. Dabei ging es nicht immer nur um die flugtechnischen, administrativen und sicherheitsrelevanten Fragen. »Wenn um kurz vor sieben noch jemand landet und hat noch keine Unterkunft, dann machen wir natürlich nicht den Schalter dicht«, beschreibt Wolfgang de Boer sein umfassendes Verständnis von Service. Auf die Frage nach den Highlights aus 25 Jahren am Flugplatz weiß Wolfgang de Boer jede Menge Anekdoten

zu berichten. Zum Beispiel aus der Zeit, als dreimal pro Woche die riesigen Transall Transportmaschinen der Bundeswehr auf Norderney ihre »Touch and Go« Übungen absolvierten. »Wenn von denen drei Stück auf dem Flugfeld standen, war der Platz richtig voll und die anderen Maschinen sahen aus wie Spielzeug dagegen.« Aber wichtiger noch als die vielen verschiedenen Flugzeugtypen von der JU-52 der Lufthansa bis zu englischen Oldtimer Jagdfliegern - war für Wolfgang de Boer der Kontakt zu den Menschen. Da gibt es V.I.P.s und Millionäre aber auch ganz normale Leute mit um so größerer Begeisterung für das Fliegen. »Das ist hier schon ein engerer Kontakt - denn du teilst dein Hobby und deine Leidenschaft mit den Kunden.« Ein ganz persönliches Highlight bleibt für Wolfgang de Boer, seit 12 Jahren auch privat mit seiner Familie am Flugplatz zu leben. »Wenn hier spätestens nach 19.00 Uhr Ruhe einkehrt und du dann auf dieses weite Gelände schaust - das ist fast ein Gefühl wie in Amerika.« Kein Wunder, dass einem Flieger solche Gedanken durch den Kopf schießen - denn wie heißt es in einem zeitlos beliebten Schlager: Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Und auf Norderney gelegentlich auch ein Stück weit am Boden.

Flugplatz Norderney Am Leuchtturm 1a 26548 Norderney (04932) 2455 flughafen-norderney.de


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