Fazit 198

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fazitmagazin.at

#198

FA ZITGESPR ÄCH

Nr. 198 9/2023 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Manager des Mangels Karl-Heinz Snobe im Interview

FAZIT

FA ZITESSAY

Armin Pfahl-Traughber über den Antisemitismus im Islamismus

Dezember 2023

FA ZIT THEMA REPUBLIK DER OPFER

Der Mythos von der Ungerechtigkeit

Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.


citycom-austria.com

Aller guten Dinge sind Exklusivität für Business-Kunden Stabilität durch effizientes Netzmanagement Verlässlichkeit durch Kundennähe Rund-um-die-Uhr-Service You pay what you get


Editorial

Von Christian Klepej

U

nlängst, die Kinder waren aus dem Haus, die beste Ehefrau von allen auch, ich am Geschirrversorgen, hab ich mir das Journal um Acht im Radio fertig angehört, um nach der Morgendusche mich um das Bettenmachen zu kümmern. Da durfte ich ebenfalls noch auf Ö1, der ultralinken Radiostation meines Vertrauens, einer Frauenstimme anhörig werden, die mir einiges über irgendwas erzählte. Ich kann mich an die zugrundeliegende Thematik gar nicht mehr genau erinnern und zum Nachhören im Netz hatte ich mir in den nächsten Tagen mangels tieferen Interesses keine Zeit genommen. Jedenfalls hat mich eine Aussage dieser Frauenstimme – ihre jeden Satz umrankenden »Ähs« und die vielen selbstbestätigenden »Jas« haben sie mir sofort als (eher) wienerische Expertin für Alles und Jenes und vor allem fürs Darüberhinaus zu erkennen gegeben – tief beeindruckt: »Wir wissen aus allen Studien, die wir dazu haben, dass Druck nie zu etwas führt.« Sinngemäß, wie der Satz genau formuliert war, hab ich selbstredend vergessen.

Wer die Matura abschaffen will, fürchtet sich auch vorm frühen Aufstehen

Aha. Aus allen Studien, die wir dazu haben. Das ging runter wie Öl. Und wäre ich nicht ich, ich hätte mit dem Aufklopfen der Bettdecken meiner Kinder weitergemacht und in mich hineinsickern lassen, Druck ist also was Böses. (Womöglich sogar Rechtes!) Ich bin aber ich und sage und schreibe Ihnen hier, das ist Schwachsinn. Gut gedacht, nur eben Schwachsinn. Ohne eine einzige auf Kosten der Allgemeinheit erstellte Studie dazu parat zu haben, wage ich zu behaupten, Druck ist die Mutter allen intelligenten Lebens. Das beginnt schon morgens, wenn die Kindsmutter dankenswerterweise das Frühstück vorbereitet und ich mich dann um Nullsechsfünfundvierzig zum Tisch schleppe, um dort die Brote für die Kinder zu streichen. Wenn ich Glück habe, ist es zehn vor Sieben. Hätte ich nicht »den Druck« zweier schulpflichtiger Kinder, die allmorgendlich versorgt werden müssen, ich würde mich nicht einmal im Bett umdrehen um diese unchristliche Zeit, ich liebe es nämlich, lange zu schlafen. Vor allem eben am Morgen, weil da der Schlaf am süßesten ist. Meine kleine Kleine gerät da nach mir, die Große hingegen trällert schon ab Sechsfünfzehn vergnügt durch die Wohnung. Eine Verhaltensweise, die mir ganz und gar fremd erscheint. Dieser Druck war es auch, der mich nach der Schule mit Umwegen über ferne Länder hat selbständig werden lassen. Ich wollte nie zu einer bestimmten Uhrzeit in einem unbestimmten Büro sein müssen. Dass ich dafür – von nichts kommt nichts – über zwanzig Jahre jeden Tag bis spät in die Nacht in meinem eigenen Büro gesessen bin, bis auf Urlaube auch wochenends, ist eine andere Geschichte. Und ohne diversen Druck – Abgabetermine, finanzielle Engpässe, wohlmeinende oder auch lästige Kunden – würde es mein Unternehmen schon lange nicht mehr geben. Böser Druck soll es übrigens auch sein, der unsere Kinder nach einer höheren Schule in Form der Matura einholt. Die SPÖ oder zumindest der radikallinke Flügel um »Piccolo Guevara« Andreas Babler will da jetzt Einhalt gebieten. Und diese Abschlussprüfung abschaffen. Pippi Langstrumpf, diese vollkommen aus der Zeit gefallene

Figur Astrid Lindgrens, hätte ihre Freude. Jedem vernunftbegabten Nettosteuerzahler hingegen kann es bei dieser abstrusen Idee nur hinter den Ohren schlackern. Eine weitere – wieder sicher gut gedachte, aber eben nicht durchdachte – Idee zur Verwirklichung des sozialistischen Ideals der Gleichmacherei aller Ergebnisse. Gegen den Aberwitz, die Matura abzuschaffen, kann ich aus Respekt vor mir selbst nicht anschreiben, dabei gäbe es im schulischen wie universitären Bereich genug Handlungsbedarf. Aus eigener Erfahrung weiss ich, dass (Abschluss)zeugnisse von neuen Mittelschulen überhaupt keinen Erkenntniswert ob der Fähigkeiten eines jungen Menschen mehr bieten. Sprich, ein Befriedigend etwa in Deutsch oder Mathematik deutet auf strukturellen Analphabetismus bzw. Unfähigkeit zum einfachsten Kopfrechnen hin. Und was die Absolventen von Fachhochschulen in Journalismusfächern betrifft, bin ich über die letzten Jahre mit fundamentalen Rechtschreibschwächen konfrontiert worden. Ja, bei unserer Bildung ist Feuer am Dach, und den Sozialisten fällt nicht einmal mehr ein, Benzin ins Feuer zu gießen, nein, sie wollen einfach das Gebäude abreißen lasn sen. Das wird nicht funktionieren.

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT DEZEMBER 2023 /// 3


Inhalt Fazit Dezember 2023

Republik der Opfer

In Österreich hält sich der Mythos, glücklich könne man hier nur durch die Gnade der Geburt sein.

39 Fotos: J.J.E.Mayall, Marija Kanizaj, Enlarge, Andreas Pankarter, Heimo Binder, Moritz Nähr

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Manager des Mangels

AMS-Chef Karl-Heinz Snobe hat es gleichzeitig mit Facharbeitermangel und steigender Arbeitslosigkeit zu tun.

Islamischer Antisemitismus

Islamisten verbinden judenfeindliche Hetze aus Europa mit feindseligen Aussagen aus der Frühgeschichte des Islam.

Geld und Macht

Josef Schiffer hat das neue Buch über den Philosophen Ludwig Wittgenstein von Historiker Peter Eigner gelesen. Und empfiehlt es uns. Seite 78

Ausgabe Dezember 2023 XX. Jahrgang Nr. 198 (9/2023) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

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WILLKOMMEN IM FAZIT!


Wirtschaft und mehr. 44 70

Rubriken Editorial 3 Politicks 12 Investor 32 Außenansicht 38 Immobilien 68 Alles Kultur 78 Schluss 82

Liebe Leser!

Normalerweise steigt die Arbeitslosigkeit, wenn das Wirtschaftswachstum unter einen gewissen Prozentsatz fällt. Derzeit sind wir sogar in einer Rezession, doch am Fachkräftemangel ändert sich nichts und auch die Arbeitslosigkeit steigt deutlich flacher an als befürchtet. Im Fazitgespräch äußert AMS-Chef Karl-Heinz Snobe trotzdem Sorgen wegen drohender regionaler Verwerfungen bei Schlüsselunternehmen im Holz- und im Baubereich. Im Fazitthema beschäftigen wir uns mit der bei vielen Österreichern beliebten Opferrolle. Im Zuge dessen gehen wir auch dem Mythos nach, dass man hier nur sein Glück machen kann, wenn man in die richtige Familie geboren wird, und entdecken dabei zahlreiche politische Kleingeldsammler, die davon leben, die Armut aufzublasen.

In der Managementserie »Erfolg braucht Führung« geht es um eine leise Revolution im Management. Immer mehr Manager setzen auf bewusste Pausen der Stille und des Rückzugs, um ihre Batterien aufzuladen und klare Perspektiven zu entwickeln. Stille und Ruhe werden als Voraussetzung für langfristige Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden eingesetzt. Gutes Lesen! -red-

Eine Szene für James Bond

Börki und der Knödelausweichlöffel – oder tolle Menschen, die gar keine Feinde haben können.

Wie macht das der Feichtinger? Seit Jahrzehnten gibt es in der Grazer Josefigasse ein großes Schmuckgeschäft mit einem »anderen« Geschäftsmodell.

Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Mag. Michael Petrowitsch, Kim Vas (Satz und Produktion), Vanessa Fuchs (Organisation)

Füh g du run rch Seit g (65 e 46 )

Lektorat AdLiteram

Druck Walstead-Leykam

t Außenanskyicüh ber Seite 38

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

Erfo SERIE l

Peter Sichrovs olaktion kh die Wählerrüc Babler. von Andreas

IMPRESSUM

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch†, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Marija Kanizaj

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

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Fazitthema

Republik Opfer

Geschäftsmodell soziale Gerechtigkeit /// FAZIT 6 /// FAZIT DEZEMBER MAI 2017 2023


Fazitthema Von Johannes Roth

Der Mythos, Österreich sei „eines der reichsten Länder der Welt“ hält sich ebenso hartnäckig wie das Gerücht, wer hierzulande glücklich sei, könne dies nur durch die Gnade der Geburt sein. Wir haben genauer hingesehen.

Foto: John Jabez Edwin Mayall - Internationales Institut für Sozialgeschichte

Z

urück zur Gerechtigkeit. Das klingt zwar ein wenig nach dem Zeitalter der Aufklärung, als Gerechtigkeit ganz groß geschrieben wurde. Gerecht ist ja – nach Immanuel Kant – bekanntermaßen der, der die Maximen seines Handelns danach ausrichtet, dass diese zum allgemeinen Gesetz erhoben werden können. Ob der derzeit amtierende Vorsitzende der SPÖ den kategorischen Imperativ nun kennt oder nicht, ob er ihn verstanden hat oder nicht – Gerechtigkeit ist, wenn man seinen verschriftlichten Grußworten zum eben verwichenen Parteitag Glauben schenken darf, eine durchaus erstrebenswerte Tugend. Eine, zu der man zurückkehren müsse, denn durch die dunkelrote Brille des Marxismus sieht derzeit alles ziemlich ungerecht aus. Ganz besonders ungerecht ist nicht nur, dass nicht die SPÖ regiert, sondern die ÖVP. Noch viel mehr ist es die Tatsache, dass es Menschen gibt, denen es besser, und Menschen, denen es schlechter geht. Die Armen und die Reichen zum Beispiel. Womit wir beim Thema wären. Denn Reiche gibt´s nur wenige. Die Armen hingegen sind laut SPÖ-Lesart der Rest. Kommunikative Penetration Eine alte Werberweisheit sagt: Wenn man etwas lange genug wiederholt – und selbst wenn es der größte Blödsinn ist –, dann wird es irgendwann einmal geglaubt. Dementsprechend ist die

Armutsbewirtschaftung ein aufstrebender Wirtschaftszweig. Hierzulande ebenso wie im nördlichen Nachbarland übrigens, wo man das Opfersein mittlerweile zur Perfektion gebracht hat. Denn wer arm ist, ist ein Opfer der Reichen, der Konzerne, der bösen Börsen- und Immobilienspekulanten, der Miethaie und Krisengewinnler. Und natürlich ist der gemeine ÖVP-Politiker schuld, denn der ist herzlos, weltfremd und grundsätzlich eine Hure der Reichen. Karl Nehammers geleaktes Video, in dem er sinngemäß sagt, dass in Österreich natürlich jedes Kind eine warme Mahlzeit täglich zu sich nehmen könne, wurde von den findigen Social-Media-Menschen der SPÖ einmal mehr zum Anlass genommen, den Armuts-Narrativ durchzudeklinieren. Mythos Sozialhilfe Tatsächlich musste man sich in der Geschichte der Menschheit wohl nie weniger Sorgen um eine warme Mahlzeit machen als heute. Das soziale Netz ist dicht gewebt. Wer hier durchfällt, der hat richtig Pech gehabt. Zum Glück sind das entgegen anderslautenden Meldungen nicht besonders viele Menschen in Österreich, wobei die Zahl der Sozialhilfeempfänger einen genaueren Blick lohnt. Es sind nicht die Ärmsten der Armen, aber sie sind nahe dran – keine Frage: Wer Sozialhilfe in Anspruch nehmen muss, der ist nicht auf die Butterseite des Lebens gefallen. Sie wird nur FAZIT DEZEMBER 2023 /// 7


Fazitthema dann gewährt, wenn man wirklich nichts mehr hat: Die völlige Vermögenslosigkeit und die erwiesene Unfähigkeit, selbst Geld zu verdienen, ist Voraussetzung dafür, vom Staat aufgefangen zu werden. Doch es gibt Ausnahmen: Gegenstände, die zur Erwerbsausübung oder Befriedigung angemessener geistig-kultureller Bedürfnisse erforderlich sind, darf man besitzen. Auch ein Auto darf man sein Eigen nennen, wenn man es �berufsbedingt oder auf Grund besonderer Umstände� nachweislich braucht, sowie �angemessener Hausrat�. Und wenn man ein Haus, eine Wohnung oder ein Grundstück besitzt, dann wird erst nach drei Jahren vom Staat darauf zugegriffen – insofern, als er nach dieser Zeit ins Grundbuch eingetragen werden kann. Wie viel man erhält, das hängt in Österreich davon ab, in welchem Bundesland man wohnt. Denn Sozialhilfe (sie ist seit 2019 die juristische Nachfolgeregelung der Mindestsicherung) ist Ländersache. Diese sind recht frei in dem, was und wie viel sie wem gewähren. Denn es gibt nicht nur Geld, sondern auch allerhand Zuschüsse: Wohnzuschüsse etwa, Heizkostenzuschüsse, Kulturzuschüsse und so weiter. Wien: besonders arm dran Nimmt man die Zahl der Sozialhilfeempfänger als Maßstab, scheint es besonders in Wien viele arme Menschen zu geben. 134.000 waren es im vergangenen Jahr nur in der Bundeshauptstadt, um 55.000 mehr als in allen übrigen Bundesländern zusammen: 79.000 Sozialhilfeempfänger weist die Statistik unter dem Titel �Österreich ohne Wien� aus. Der Integrationsbericht 2022 fasst darüber hinaus zusammen, woher die Sozialhilfeempfänger kommen: In Wien haben 40 Prozent immerhin einen österreichischen Pass, 42 Prozent sind subsidiär Schutzberechtigte oder Asylberechtigte, elf Prozent laufen unter dem Titel �sonstige Drittstaatangehörige inkl. staatenlos und unbekannt� und sieben Prozent kommen aus der EU, den EFTA-Staaten oder Großbritannien. Im übrigen Österreich ist die Verteilung nicht ganz so krass: Hier sind immerhin 49 Prozent österreichische Staatsangehörige und nur 33 Prozent asyl- oder subsidiär schutzberechtigte Menschen.

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Die Ärmsten der Armen Diese 213.000 Menschen sind, wie gesagt, die Ärmsten der Armen. In der Regel fällt man bei uns aber selbst in einer gravierenden Lebenskrise nicht in diese Kategorie. Denn als Sozialstaat ist Österreich recht ausgeprägt: Der Steuerzahler macht einen relativ hohen Betrag für Umverteilung zu Sozialschutzzwecken locker. Der Begriff �Sozialschutz� an sich umfasst per Definitionem alle öffentlichen und privaten Eingriffe, die darauf ausgerichtet sind, Personen bzw. Haushalten �die Belastung durch bestimmte Risiken bzw. Bedürfnisse abzunehmen oder zu erleichtern�. Gemeint sind also statistisch vor allem Ausgaben für Sozialleistungen, Arbeitslosengeld, Familienbeihilfe, Pensionen etc. – und das ist, wie gesagt, ein hübsches Sümmchen. Exakt 136,1 Milliarden Euro ließ sich der Staat 2022 den Versuch kosten, diejenigen zu stützen und zu schützen, die nicht (mehr) in der Lage sind, für sich selbst zu sorgen. Das schließt natürlich nicht nur Hilfsbedürftige im landläufigen Sinn mit ein, sondern auch die Empfänger von Pensionen. Steigende Sozialausgaben Die Summe ist dennoch bemerkenswert. Vor allem, wenn man sie in ihre Bestandteile zerlegt und vor allem, wenn man in Betracht zieht, dass sie ständig steigt. Die Ausgaben für Sozialleistungen im Pensionsalter stiegen im Jahr 2022 auf 58,9 Mrd. Euro (+4,9 %), jene für die Kranken- und Gesundheitsversorgung aller Altersgruppen auf 37,8 Mrd. Euro (+6,1 %). Die beiden dominanten Ausgabenanteile (Alter: 44,4 %; Krankheit/Gesundheitsversorgung: 28,5 %) nahmen damit weiter zu und machten zuletzt annähernd drei Viertel der gesamten Sozialleistungsaufwendungen aus. Die stärksten Zuwächse gab es – nicht zuletzt wegen der zusätzlichen einmaligen Sonderzahlung von 180 Euro pro Kind – bei den Familienleistungen. Für diese wurden 12,1 Mrd. Euro (+9,4 %) ausgegeben. Aber auch auf Wohnen (Wohn- und Mietbeihilfen) und zur Bekämpfung sozialer Ausgrenzung (vor allem Mindestsicherung/Sozialhilfe und Flüchtlingshilfe) entfielen 2022 insgesamt 2,8 Mrd. Euro (+9,1 %). Das sind die Fakten, die die Statistik Austria erhoben hat. Wer sich hier noch

hinstellt und jammert, dass es 300.000 Kinder in Österreich gäbe, die aus finanziellen Gründen kein warmes Mittagessen zu sich nehmen könnten, der nutzt das Leid der tatsächlich Armen in Österreich ungebührlich aus. Die Rechnung zahlen nur wenige Angesichts der Forderungen der Arbeiterkammer und des neuen SPÖ-Vorsitzenden nach neuen Vermögens- und Erbschaftssteuern war es da kein Wunder, dass anlässlich der Präsentation einer Wifo-Studie zur Umverteilung, die Ende Oktober dieses Jahres präsentiert wurde, reichlich Unruhe in der linken Reichshälfte spürbar wurde. Die nämlich ergab, dass nur 20 Prozent aller Einkommensbezieher als Nettozahler für den Sozialstaat fungieren. Heißt: 80 Prozent bringen weniger Steuern und Abgaben ein, als sie in der einen oder anderen Form vom Staat beziehen. Die �Presse� rechnet vor: �In absoluten Zahlen liegt das Markteinkommen pro Kopf im untersten Dezil der Bevölkerung bei rund 430 Euro monatlich.� Nach Berücksichtigung der Umverteilung durch öffentliche Leistungen und Abgaben steigt das Einkommen auf 1.830 Euro, �wobei die in Anspruch genommenen wohlfahrtsstaatlichen Sachleistungen 960 Euro ausmachen�, heißt es in der Studie. Für die obersten zehn Prozent der Bevölkerung liegt das Markteinkommen bei 7.640 Euro pro Monat. Nach staatlicher Umverteilung sinkt es auf 5.790 Euro (Sekundäreinkommen).� Reale Armut meist unsichtbar Tatsächlich ist es trotz des gewaltigen staatlichen Umverteilungsangebotes nicht so, dass Armut inexistent wäre. Denn die Umverteilung reduziert zwar die Armutsgefährdung, eliminiert sie aber nicht. Selbst wenn man als Nettoempfänger über ein Einkommen von beispielsweise 1.300 Euro pro Monat, eine Wohnung und Krankenversicherungsleistungen verfügt, ist das zu wenig Geld, um sein Dasein würdevoll zu fristen. Arm kann man auch dann sein, wenn man einer normalen Arbeit nachgeht: Die �working poor� sind traurige Realität. Diejenigen, die sich mitunter weit unter der Armutsgrenze – diese ist mit 60 Prozent vom durchschnittlichen Medianeinkommen definiert, das sind


Foto: epd-Bild/Christian Ditsch

Fazitthema

1.400 Euro netto – wiederfinden, sind vor allem Frauen. Sie arbeiten in Niedriglohnbranchen, wie der Textilindustrie, dem Handel oder im Tourismus, und haben wenig Chancen, ihre Situation aus eigener Kraft zu verbessern. Der etwas sperrige Fachausdruck für das, was wir gemeinhin unter Armut verstehen, ist �erhebliche materielle und soziale Deprivation�. Wer sich zumindest sieben der folgenden dreizehn Dinge nicht leisten kann, gehört zu dieser Gruppe: Ausgaben in der Höhe von 1.300 Euro aus eigenen Mitteln zu tätigen, einmal im Jahr auf Urlaub zu fahren, Miete, Betriebskosten oder Kredite pünktlich zu bezahlen. Jeden zweiten Tag Fisch, Fleisch oder eine vergleichbare vegetarische Speise zu essen. Die Wohnung angemessen warmzuhalten. Abgenutzte Möbel

oder abgenutzte Kleidung zu ersetzen. Eine Internetverbindung zu haben. Jede Woche einen kleinen Beitrag für sich selbst auszugeben. Regelmäßig kostenpflichtige Freizeitaktivitäten auszuüben. Einmal im Monat Freunde zum Essen oder Trinken zu treffen. Ein Auto zu besitzen. Zwei Paar Schuhe zu besitzen. Institutionen relativieren Die Armutskonferenz – eine Institution, die sich selbst als �Netzwerk von über 40 sozialen Organisationen, sowie Bildungs- und Forschungseinrichtungen� definiert – untersucht seit 1995 das Phänomen Armut in Österreich. Sie stellt der Öffentlichkeit Zahlen, Daten und Fakten zur Verfügung. Unter anderem diese: 300.000 Menschen in Österreich hätten

nicht mehr als 600 Euro zur Verfügung. 201.000 Menschen, das sind 2,8 Prozent der Wohnbevölkerung Österreichs, sind von �erheblicher finanzieller und sozialer Deprivation� betroffen. Über 1,3 Mio. Menschen (14,8 %) haben ein Einkommen unter der Armutsgrenze. Angesichts der erheblichen finanziellen und intellektuellen Bemühungen, Armut hintanzuhalten, sind das erschreckende, kaum nachvollziehbare Zahlen. Zumal dann, wenn man sie in Beziehung zu den anderen europäischen Ländern setzt: Denn nur in Schweden, Tschechien, Luxenburg, Finnland und Slowenien gibt es laut Eurostat weniger Armutsbetroffene – 21 Länder weisen einen zum Teil deutlich höheren Bevölkerungsanteil auf, der materiell und sozial erheblich eingeschränkt ist.

FAZIT DEZEMBER 2023 /// 9


Fazitthema Obdachlosigkeit verbreitet Am sichtbarsten wird Armut dort, wo man auf Obdachlosigkeit trifft: 20.000 Menschen sind in Österreich als wohnungslos registriert, die Dunkelziffer liegt naturgemäß weit höher. Die meisten davon sind Männer, am stärksten ausgeprägt ist die Obdachlosigkeit in Wien. Fragt man die Betroffenen, dann geben sie Probleme mit der Familie und in der Beziehung als Grund für die Obdachlosigkeit an, die tatsächlichen Ursachen sind jedoch vielschichtiger. Einer Untersuchung der Statistik Austria zufolge ist das Phänomen Obdachlosigkeit gar nicht so selten: Die erhobenen Zahlen legen nahe, dass 300.000 bis 600.000 Menschen bereits einmal in ihrem Leben selbst von zumindest vorübergehender Obdachlosigkeit betroffen waren. Mythos Soziale Gerechtigkeit Wenn aber so viele Menschen unter teilweise bitterster Armut leiden und andererseits nur 20 Prozent der Menschen durch ihre Beiträge das soziale System erhalten müssen, führt uns das zur Frage der sozialen Gerechtigkeit. Besser gesagt: Kann man in einem Land wie Österreich, das knapp 30 Prozent seiner Wirtschaftsleistung für Soziales ausgibt – in den EU-27 ist diese Quote nur in Frankreich höher –, einen Mangel an sozialer Gerechtigkeit beklagen? Ist es gerechtfertigt, eine Zwangsverstaatlichung von ererbtem Vermögen zu fordern, um �den Kindan a woames Mittogessn� zu garantieren, oder ist es vielmehr billige, klassenkämpferische Polemik? Faktisch stellt sich diese Frage angesichts der überdurchschnittlich hohen Sozialquote kaum, sondern eher, ob

die vorhandenen – erheblichen – Mittel richtig eingesetzt werden. Die Zahlen der Armutsforschung legen nahe, dass die für den Bereich Soziales eingenommenen Steuermittel eben nicht dort ankommen, wo sie sollen – es geht also weniger um soziale Gerechtigkeit als um soziale Treffsicherheit. Dazu kommt ein hochphilosophischer Aspekt: Ist soziale Ungleichheit gleichzusetzen mit sozialer Ungerechtigkeit? Billiger Populismus Fragt man Ultralibertäre, wie den neu gewählten argentinischen Präsidenten Javier Milei, ist die Antwort eindeutig: �Lassen Sie sich nicht vom Sirenengesang der sozialen Gerechtigkeit verführen! Und glauben Sie nicht, wenn Ihnen jemand sagt: Dort, wo es einen Bedarf gibt, gibt es auch ein Recht darauf�, rät er. Seine Ansichten fallen in Argentinien auf fruchtbaren Boden, denn dort haben jahrzehntelang sozialistische Politiker versucht, das im Staat erwirtschaftete Vermögen mehr oder weniger gerecht zu verteilen – mit dem Ergebnis, dass Argentinien nun wirtschaftlich und sozial am Ende seiner Kräfte ist. Javier Milei ist quasi der Kontrapunkt zu heimischen Populisten, die behaupten, die soziale Gerechtigkeit ließe sich nur herstellen, wenn man Vermögen besteuere und den Leistungsgedanken so weit wie möglich zurückdränge. �Anpfiff für Gerechtigkeit� übertitelt die SPÖ ihren Forderungskatalog, der Rechte für jede Problemstellung individueller Lebensorganisation einfordert: Ein gerechter SPÖ-Vollkaskostaat solle eine Ordnung herstellen, die den einzelnen von der Verantwortung enthebt, sich um

sich selbst zu kümmern. Denn so, wie es jetzt sei, seien alle Menschen in irgendeiner Form entrechtete Opfer eines bösen, entmenschlichenden Kapitalismus, der für Armut und Ungleichheit sorgt: Das Recht auf einen Facharzttermin wird hier eingefordert, das Recht darauf, mit nicht mehr als zwei Prozent Preissteigerungen kalkulieren zu müssen. Opfer sind auch alle, die weniger verdienen als ein beliebiger anderer – es sei eben die Aufgabe der Politik �Lohngerechtigkeit� herzustellen. Opfer gibt es laut SPÖ zuhauf: Senioren, die wegen der Überlastung des Pensionssystems länger als bis 65 arbeiten werden müssen, Pflegekräfte, die von profitgierigen Organisationen ausgebeutet werden, Kinder, die in der Schule ohne warmes Mittagessen aushalten und darüber hinaus Matura machen und sich mit Ziffernnoten herumschlagen müssen. Die letzte Generation Die Ungerechtigkeit zu beseitigen oder zumindest sichtbar zu machen, ist jedenfalls ein Thema unserer Tage. Die klimaklebende letzte Generation etwa hat jüngst die �Zusammenarbeit� mit den Einsatzkräften aufgekündigt. Diese habe bislang darin bestanden, �selbstständig� zu gehen, wenn man zum Einsatzwagen abgeführt werde oder die Einsatzkräfte vorab zu informieren. Nun werde man sich lediglich ausweisen. Es gehe darum, �Ungerechtigkeiten stärker sichtbar zu machen�, erklärte eine Sprecherin der Aktivisten. Die Bewegung hat den Opferstatus zum Prinzip erhoben, die Inszenierung ist wesentlicher Bestandteil der Strategie: Laute, schrille Schmerzensschreie, die Polizeigewalt unterstellen; Versteifen des Körpers

„Alles, was die Sozialisten vom Geld verstehen, ist die Tatsache, dass sie es von anderen haben wollen.“ Konrad Adenauer (1876-1967), deutscher Politiker und Staatsmann

10 /// FAZIT DEZEMBER 2023


Fazitthema

Minderheiten: ideale Opfer Damit greifen die Klimakleber einen woken Zeitgeist auf, der �Gerechtigkeit� einfach in jedem Lebensbereich fordert. Dass dabei Gerechtigkeit fälschlicherweise mit Gleichheit gleichgesetzt wird, stört so lange nicht, solange man sich auf einen Opferstatus berufen kann − und ist nicht jede Minderheit gegenüber der Mehrheit in einer schwächeren Position und dement-

sprechend automatisch ein Opfer? Homosexuelle Menschen sind Opfer der Theorie, nur Heterosexualität bewahre die Gesellschaft vor dem Aussterben − weshalb man die Ehe für alle einrichten müsse. So fühlt sich mittlerweile jede Gruppe, die sich ausgegrenzt fühlt, automatisch in einer Opferrolle wohl: Transgender, Migranten, People of Color, Herkunftsbenachteiligte etc. etc. – die Liste ließe sich endlos fortführen. Die linke amerikanische Philosophin Susan Neiman hat in ihrer kritischen Auseinandersetzung mit der Wokeness-Bewegung gerade ein Buch dazu veröffentlicht (Susan Neiman: Links ist nicht woke, Hanser 2023). Sie geht davon aus, dass die Linke ihren einst ehrenwerten Kampf für sozialen Fortschritt aufgegeben habe und stattdessen den Opferstatus einzelner Gruppen in den Vordergrund ihrer Überlegungen rückt. Damit habe man sich von den Ideen der Aufklärung, die auf Gerechtigkeit, Fort-

schritt und Solidarität abzielen, zugunsten einer nur sehr schwer zu rechtfertigenden Cancel Culture verabschiedet. Die Armut dieser Welt wird diese Haltung genauso wenig beseitigen wie die tatsächlich bestehenden sozialen Ungerechtigkeiten. Die gute Nachricht ist: Es braucht keine sozialistischen Brachial-Parolen, um die Welt gerechter zu machen und die Unterprivilegierten in die Lage zu versetzen, selbst an ihrem Status zu arbeiten: Im Vergleich zu 2008 hat sich die absolute Armut halbiert. Damit ist viel erreicht, aber noch lange nicht alles. Investitionen in Bildung, Qualifikation und technologischen Fortschritt sind allemal besser geeignet, die soziale Ungerechtigkeit aus der Welt zu schaffen als klassenkämpferische Parteitagsreden. Denn Gerechtigkeit muss auch für jene 20 Prozent der Erwerbstätigen gelten, die den restlichen 80 Prozent Zuwendungen aus ihrer Steuerleistung ermöglichen. �

Bezahlte Anzeige | Foto: Gettyimages/AntonioGuillem

beim Abtransport, was immer mehr als eine Einsatzkraft pro Aktivist erfordert, wenn man einen Kleber von der Fahrbahn holt; dokumentierende Kameras aus verschiedenen Blickwinkeln, die die Aggression der Autofahrer über die sozialen Medien verbreiten sollen – all das gehört dazu, sich als Opfer darzustellen. So ist auch das �Aufkündigen der Kooperation� zu verstehen: Der Bewegung geht es erklärtermaßen darum, �stärkere Bilder der Ungerechtigkeit� erzeugen zu können.

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„Eine Folge von Hamas-Terror und israelfeindlicher Desinformation ist der Anstieg antisemitischer Vorfälle in Österreich um 385 Prozent.“ Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft in Österreich

Der burgenländische Landeshauptmann Hans Peter Doszkozil will es bei einem Budgetdefizit 2,3 Prozent für 2024 schaffen, ohne neue Schulden auszukommen. �Fit for 55�: Nationale Regierungen können die Klimagesetze nicht stoppen Angesichts des Krieges in Europa, der ökonomischen Folgen der Rezession und der Ohnmacht, mit der die EU der größten Völkerwanderung der Geschichte begegnet, sinkt das Problembewusstsein für die Klimakrise in allen EU-Mitgliedsstaaten. Trotzdem ist an den EU-Klimazielen nicht zu rütteln. Denn bereits im Juni 2021 hat der EU-Rat auf Vorschlag der Kommission das EU-Klimagesetz beschlossen. Und zwar als rechtsverbindlichen Rahmen für sämtliche Maßnahmen, die von den Mitgliedstaaten ergriffen werden müssen, um bis 2030 eine 55-prozentige Reduktion

12 /// FAZIT DEZEMBER 2023

der europäischen Treibhausgasemissionen und bis 2050 die völlige Klimaneutralität der gesamten EU zu erreichen. Daran können auch die Populisten der FPÖ nichts ändern, obwohl sie behaupten, sämtliche in ihren Augen überzogenen Klimaschutzmaßnahmen nach ihrem Regierungseintritt bekämpfen zu wollen. Und auch jene politischen Parteien und NGOs, die in der Bekämpfung des Klimawandels einen Hebel für ihre antikapitalistische Agenda sehen, werden scheitern. Schließlich steht in den kommenden Jahren in allen Mitgliedsländern die massive Ausweitung des ausgezeichnet bewährten Emissionshandels auf weitere Sektoren sowie die Einführung strenger Auflagen und Kontrollen des bereits bestehenden Emissionshandelssystems rechtsverbindlich auf der Agenda. Mit dem Emissionshandel wurde der Klimaschutz in die Marktwirtschaft integriert. Dadurch konnten die Emissionen aus der Stromerzeugung und in den energieintensiven Industriezweigen bis 2021 bereits um 42,8 Prozent gesenkt werden. Mit der schrittweisen Abschaffung der kostenlosen Emissionszertifikate für den Luftverkehr und der erstmaligen Einbeziehung der Schifffahrtsemissionen sowie ein separates neues Emissionshandelssystem für den Straßenverkehr und Gebäudesektor steht fest, dass sich Investitionen in Klimaeffizienz auch wirtschaftlich lohnen werden. Auch wenn inzwischen klar ist, dass Klimaeffizienz nicht nur Wachstum bringt, sondern durchaus auch Wohlstand kosten wird. Mit �Fit for 55� hat die EU dafür gesorgt, dass der Klimaschutz auch für die Endverbraucher auf eine Art monetarisiert wird, die klimafreundliche Technologien und Systeme billiger und klimaschädliches Verhalten teurer macht. Daran können nationale Wahlsiege von Klimaleugnern ebenso wenig ändern wie auf der anderen Seite die Hysterie der Straßenblockierer.

�Fit for 55� kann den Klimawandel bestenfalls begrenzen Trotzdem ist klar, dass selbst die größten Anstrengungen der EU nicht ausreichen werden, um den Klimawandel zu stoppen. Denn der EU-Anteil an den globalen CO2-Emissionen liegt gerade einmal bei etwa 9 Prozent. 81 Prozent des CO2-Ausstoßes können demnach nur indirekt von der EU beeinflusst werden. Als Instrumente eignen sich die schrittweise Anhebung der gerade eingeführten Klimazölle auf in Europa gehandelte Waren und Dienstleistungen sowie die Einbeziehung von Drittstaaten in den EU-Binnenmarkt. Eine weitere Möglichkeit, die europäische Klimaschutzmentalität zu exportieren, bieten Freihandelsabkommen. Aber natürlich sind die diesbezüglichen Möglichkeiten begrenzt. Der Anteil der EU-Staaten am globalen kaufkraftbereinigten BIP beträgt gerade einmal 18,6 Prozent (China 18,4 %, USA 15,5 %, Indien 7,3 %, Russland 2,9 %). Das reicht natürlich nicht aus, um einheitliche Klimaschutzstandards oder gar einen globalen CO2-Preis durchzusetzen. Außerdem wird wohl auch in der EU auch nach 2050 noch Beton hergestellt oder Erdöl für Kunststoffe, Medikamente, Straßenbeläge oder Kosmetikprodukte benötigt werden. Auch ob ohne einen massiven Atomkraftausbau ein Ausstieg aus der Erdgasverstromung und -verbrennung gelingen kann, ist äußerst fraglich. Daher sind sich die meisten Experten einig, dass das 1,5-Grad-Ziel längst verfehlt ist und auch ein 2-Grad-Ziel nur dann zu halten sein wird, wenn sich die G-20 – sie sind für über 80 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes verantwortlich – auf deutlich strengere gemeinsame Mindestklimastandards einigen würden. Tatsächlich tun sowohl China oder die USA sehr viel, um ihre Emissionen einzuschränken. Doch da bisher nur Europa dazu bereit ist, für den Klimaschutz auch auf Wohlstand zu verzichten, werden wir es in Zukunft noch viel häufiger mit Extremwetterereignissen zu tun bekommen als in der Vergangenheit.


Politicks

Fotos:Arne Müseler, Kanizaj/Archiv

MIT JOHANNES TANDL

Steirischer Landtag beschließt Landeszuschlag zur ORF-Steuer Nach Kärnten, Tirol und dem Burgenland wird es den Landeszuschlag zur ORF-Abgabe auch in der Steiermark weiterhin geben. Der Landtagsbeschluss von ÖVP und SPÖ erfolgte trotz eines von Neos beauftragten Rechtsgutachtens, das das Gesetz für die Abgabe als verfassungswidrig ansieht. In Zukunft muss jeder steirische Haushalt 4,79 Euro im Monat als Kultur- und Sportabgabe bezahlen. Daraus werden sowohl Kultur- und Sportförderungen als auch Miet- und Instandhaltungen von kulturellen Einrichtungen und Sportanlagen finanziert. Die Neos wollen nun mit einem Drittel der Angeordneten eine Prüfung durch den Verfassungsgerichtshof erreichen und das Gesetz gegebenenfalls kippen. Der Landtagsbeschluss der Koalitionsparteien wurde gefasst, nachdem der steirische Verfassungsdienst grünes Licht für die Abgabe gegeben hatte. ÖVP-Landesgeschäftsführer und Sportsprecher Detlev Eisel-Eiselsberg sieht in der Abgabe einen essenziellen Beitrag für Kultur und Sport. Obwohl ihm klar sei, dass niemand gerne Abgaben zahlt, sei der Fortbestand des Zuschlags zur Rundfunkabgabe auch aus sozialer Sicht vertretbar. Schließlich gebe es – wie schon jetzt bei der GIS – Befreiungen für sozial Schwache. FPÖ und KPÖ kündigten bereits an, dem Antrag der Neos auf verfassungsrechtliche Prüfung der �Kultur- und Sportabgabe�zuzustimmen. Ob die dafür erforderlichen 16 Stimmen im Landtag zusammenkommen, hängt jedoch von den Grünen ab, die in der Steiermark zwar zur Opposition gehören, als Regierungspartei auf Bundesebene jedoch wesentlich an der neuen ORF-Steuer samt Landeszuschlag mitgewirkt haben. Außer in der Steiermark gibt es den ORF-Steuer-Landeszuschlag im

nächsten Jahr auch noch in Kärnten, Tirol und dem Burgenland. Burgenland: Keine Neuverschuldung trotz 2,3 Prozent Defizit? Der burgenländische Landeshauptmann und Finanzreferent Hans Peter Doskozil hat bei seiner Budgetpräsentation für 2024 im Landtag ein veranschlagtes Defizit von rund 40 Millionen Euro angekündigt. Das entspricht 2,3 Prozent des 1,7 Milliarden-Haushalts. Gleichzeitig kündigte er aber an, dass es trotzdem keine neuen Schulden geben werde, weil das Land diese 40 Millionen im laufenden kommenden Haushaltsjahr einsparen bzw. durch die Auflösung von Rücklagen abdecken wolle. Diese Summe soll im Laufe des Jahres eingespart und durch Zahlungsmittelreserven gedeckt werden, sodass keine neuen Schulden aufgenommen werden müssen, kündigte Doskozil an. �Es gibt im Budget 2024 keine zusätzliche Neuverschuldung. Wir sind jenes Bundesland, das die geringste Neuverschuldung pro Kopf österreichweit haben wird�, betonte Doskozil. So habe das Land bei einem Prozess gegen die staatliche Abwicklungsgesellschaft der Hypo-Alpe-Adria 14 Millionen Euro erstritten, die im nächsten Jahr eingehen würden. Außerdem werde man aus einigen Swap-Geschäften aussteigen, was einen zumindest bilanziellen Schuldenabbau von bis zu 80 Millionen Euro ermögliche. Insgesamt soll der nächstjährige Landeshaushalt um neun Prozent höher ausfallen als das diesjährige Budget, was in etwa der Inflation entspricht.

bundesweit 17.000 Personen und ist mit einem Jahresumsatz von einer Milliarde Euro die größte österreichische Hilfsorganisation. Tödtling-Musenbichler war langjährige Direktorin der österreichischen Vinzi-Werke und ist nun seit 2021 steirische CaritasPräsidentin. Sie folgt damit auf Michael Landau, der den Vorsitz zehn Jahre lang innehatte und das Amt sowohl verbindend als auch beharrlich und streitbar ausübte. Tödtling-Musenbichler sieht in Zeiten multipler Krisen eine wesentliche Aufgabe der Caritas darin, die Werte der Solidarität und des Zusammenhalts zu leben und vorzuleben. �Wir setzen uns als Caritas für alle Menschen ein, die keine Stimme haben oder nicht gehört werden, für Menschen am Rand der Gesellschaft in Österreich, ebenso für jene, die von Kriegen und Katastrophen weltweit betroffen sind�, so die designierte Caritas-Präsidentin. Ihr Vor-Vorgänger als Caritas-Präsident, der Steirer Franz Küberl, sieht in der Wahl Tödtling-Musenbichlers eine tolle Weiterentwicklung der Caritas, die auch kirchliche Auswirkungen haben werde, denn schließlich �ist die Caritas ist ja nicht die unbedeutendste Gliederung der katholischen Kirche.� �

Nora Tödtling-Musenbichler wird Caritas-Präsidentin Mit Nora Tödtling-Musenbichler ist erstmals eine Frau Präsidentin der Caritas Österreich. Die Caritas beschäftigt

Mit der Steirerin Nora Tödtling-Musenbichler wird erstmals ein Frau Präsidentin der Caritas Österreich.

FAZIT DEZEMBER 2023 /// 13


Foto: Archiv

ESG und Recht. Eine Symbiose für eine nachhaltige Zukunft In unserer heutigen Welt rückt das Thema der nachhaltigen Unternehmensführung immer stärker in den Fokus. ESG, ein Akronym für Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance), hat sich zu einem Leitprinzip entwickelt, das weit über die traditionellen Geschäftsbereiche hinausreicht. Die Integration von ESG-Kriterien in unternehmerische Entscheidungen ist nicht mehr nur eine ethische Überlegung, sondern wird zunehmend zu einer rechtlichen Verpflichtung. Im Umweltbereich haben zahlreiche Länder strenge Vorschriften erlassen, die Unternehmen dazu zwingen, ihre Auswirkungen auf die Umwelt zu überprüfen und zu minimieren. Dies reicht von Emissionsbeschränkungen bis zur Verpflichtung, umweltfreundliche Technologien zu implementieren. Unternehmen, die sich nicht an diese Vorschriften halten, sehen sich nicht nur rechtlichen Konsequenzen, sondern auch einem erheblichen Reputationsrisiko gegenüber. Auch im sozialen Bereich wird die Verbindung von ESG und Recht immer deutlicher. Gesetze zu Menschen- und Arbeitsrechten und fairen Löhnen sind nur einige Beispiele dafür, wie der soziale Aspekt in die rechtliche Landschaft einfließt. Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre Arbeitspraktiken den gesetzlichen Vorschriften entsprechen und gleichzeitig den sozialen Normen gerecht werden.

Millioneninvestition für landwirtschaftliche Fachschule in Kapfenberg auf Schiene Der Landtag-Steiermark hat eine Investition des Landes Steiermark in der Höhe von rund 18 Millionen Euro in die Modernisierung des Agrarbildungszentrums Hafendorf beschlossen. Damit wird die bestmögliche Praxisausbildung für die Schülerinnen und Schüler der Fachschule sowie die modernste Bildungsinfrastruktur sichergestellt. �Investitionen in modernste Ausbildungsstätten sind gerade in Zeiten des Fachkräftemangels oberste Priorität und werden die Qualität nachhaltig auf ein neues Niveau heben. Die Absolventinnen und Absolventen der LFS Hafendorf sind nicht nur in den regionalen Betrieben sehr gefragt, sondern in ganz Österreich�, so ÖVP-Landtagsabgeordnete Cornelia Izzo. Mit der Investition werden unter anderem die Internatsplätze an die hohe Nachfrage angepasst und ein neuer Turnsaal geschaffen. Zusammen mit den aktuell laufenden Arbeiten werden bis zum Sommer 2024 Werkstätten, ein neuer Hofladen und auch ein neues Lebensmittelverarbeitungszentrum für Fleisch, Milch, Obst, Gemüse und Brot samt einer Lehrküche entstehen. �Ich bin stolz auf dieses Projekt und freue mich für die Generationen an Schülerinnen und Schüler, die von der modernsten Bildungsinfrastruktur, nicht nur bei uns in der Region, profitieren werden�, so Izzo abschließend. Foto: STVP Landtagsklub

Recht haben

Die Governance-Komponente von ESG ist eng mit den Grundsätzen der Unternehmensführung verbunden. Hier spielen Fragen der Transparenz, der fairen Unternehmensführung und der Achtung von Stakeholdern eine entscheidende Rolle. Gesetze, die eine angemessene Unternehmensführung vorschreiben, werden in vielen Jurisdiktionen immer strenger. Verstöße dagegen können zu erheblichen rechtlichen Konsequenzen führen. Doch ESG und Recht sind nicht nur durch Sanktionen verbunden, sondern bieten auch Chancen. Unternehmen, die ESG-Kriterien in ihre Geschäftspraktiken integrieren, können etwa von steuerlichen Anreizen, staatlichen Fördermitteln und einem verbesserten Zugang zu Kapital profitieren. Fazit: Insgesamt verdeutlicht die immer stärkere Verschmelzung von ESG und Recht, dass nachhaltiges Wirtschaften nicht mehr nur eine Wahl, sondern eine Notwendigkeit ist. Unternehmen, die dies ignorieren, setzen nicht nur ihre Zukunftsfähigkeit aufs Spiel, sondern riskieren auch rechtliche Konsequenzen und den Verlust des Vertrauens ihrer Stakeholder. Die Verbindung von ESG und Recht ist eine Symbiose, die nicht nur das Wohl der Unternehmen, sondern auch das der Gesellschaft und der Umwelt fördert.n Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Er ist spezialisiert auf Bau-, Immobilien-, Wirtschafts- und Nachhaltigkeitsrecht. ak-anwaltskanzlei.at

14 /// FAZIT DEZEMBER 2023

LAbg. Cornelia Izzo (l.) und Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer bringen den Ausbau der des Agrarausbildungszentrums Hafendorf auf Schiene.


Sinnvoll Schenken mit dem Graz-Gutschein

Nachruf

Mit rund 950 Partnerbetrieben bietet der Graz-Gutschein so viele Plätze zum Einlösen wie in keiner anderen Stadt Österreichs. Auf das beliebte Produkt macht die Holding Graz nun mit einer großflächigen Kampagne mit Slogans wie �Sie treffen nicht immer die richtige Wahl mit Ihrem Geschenk? Schenken Sie GrazGutscheine, da ist für alle etwas Passendes dabei� aufmerksam.

Gerald Gaksch, 1967–2023

Das Marketing-Team des Graz-Gutscheins mit dem Leiter Richard Peer (li.) und Wirtschaftsstadtrat Günther Riegler (3. v. re.).

Der Graz-Gutschein eignet sich somit ideal als Geschenkidee für jeden Anlass! �Er ist gerade in der aktuellen Zeit ein wichtiges Instrument zur Unterstützung der lokalen Wirtschaft, jeder einzelne Kauf stärkt den regionalen Handel. Damit bietet er sich als ideales Geschenk für das nahende Weihnachtsfest an�, erklärt Wirtschaftsstadtrat Günter Riegler. Im Rahmen der Kampagne rückt die Holding Graz vielen Möglichkeiten zum Einlösen in den Mittelpunkt. �Neben den etablierten Säulen als Geschenkgutschein und dem B2B-Verkauf an Unternehmen setzen wir auch heuer die Rubrik ‚Sinnvoll schenken‘ um. Man kann damit zum Bespiel bei der Energie Graz die Stromrechnung oder bei Supermärkten, Apotheken sowie am Bauernmarkt bezahlen�, erklärt Holding-Marketingchef Richard Peer. Über Radio, via Inserate, Plakate und Citylights sowie verstärkt online wird der Graz-Gutschein bis Weihnachten kommuniziert. Allein im ersten Jahr 2020 wurde der Umsatz auf über 8 Mio. Euro gesteigert. Im Jahr 2022 betrug der Graz-Gutschein-Umsatz 8,3 Mio. Euro, davon wurden allein im November und Dezember 4,8 Mio. Euro verkauft. Das unterstreicht die Bedeutung dieser Saison, auf die sich das Graz-Gutschein-Verkaufsteam auf Hochtouren vorbereitet hat. Die Gutscheine sind auch online bzw. beim Graz Tourismus, Herrengasse, sowie bei � verschiedenen Verkaufsstellen erhältlich.

Eine Liste aller Einlösestellen finden Sie unter: holding-graz.at/grazgutschein

W

ir sind beim Fazit ein kleines und dafür umso ef�izienteres Team. Wir sind seit Jahren, seit bald zwanzig Jahren in unserer Redaktion von Montag bis Freitag »zusammen«, sehen uns also alle jeden Tag und es hat sich aus dieser täglichen Enge, aus dieser täglichen Vertrautheit, aus dieser »Bürofreundesgemeinschaft« automatisch ergeben, dass wir dafür das Wochenende unseren Familien, unseren Freunden abseits der Arbeit, unseren privaten Angelegenheiten widmen. Und wenn wir am Wochenende miteinander telefonieren, dann sind das in der Regel keine allzuguten Nachrichten. Am Samstag, am 4. November war es eine Nachricht, die uns alle fassungslos gemacht hat. DI (Fh) Gerald Gaksch, Anzeigenberater für alle unsere Medienprodukte, ist völlig überraschend gestorben. Er war für unser Unternehmen seit mehr als 16 Jahren tätig und hat auf bemerkenswerte Art und Weise seinen Aufgabenbereich, seinen für uns immens wichtigen Aufgabenbereich des Anzeigenverkaufs, hervorragend erfüllt. Gerald war be�lissen, immer motiviert und engagiert; an jedem Druckfreitag ist er etwa stundenlang über den Fahnen unseres Magazins gesessen und hat gelesen und gelesen, damit nur ja nicht allzuviele Tipp- oder sonstige Fehler passieren. Er war dabei auch immer – oder wenigsten meistens, über Tippfehler hat er sich oft geärgert – begeistert von »seinem Produkt«, vom Fazit eben. Und diese Begeisterung war es wohl, die er seinen Kunden, unseren Kunden, so toll vermitteln konnte. Er hätte sonst nicht so erfolgreich in seiner Arbeit sein können. Und wir mit ihm. Der Einsatz von Gerald für seine Arbeit und damit für sein Unternehmen, wird uns fehlen. Sehr fehlen. Danke Gerald für Deine Mitarbeit, danke, dass Du Teil unseres Teams warst. Gerald Gaksch wurde 56 Jahre alt und hinterlässt seine Mutter und einen Neffen. –red– FAZITDEZEMBER DEZEMBER2023 2023 /// /// 15 FAZIT

Foto: Andreas Pankarter

Foto: Holding Graz

Wir haben einen tollen Mitarbeiter und guten Freund verloren


Graz hat's

Weil wir für leistbares Wohnen kämpfen!

Mobbing und Gewalt im Schulbereich

Die Situation an den steirischen Schulen ist nach wie vor dramatisch. Eine vom Institut bmm im Auftrag der AK Steiermark durchgeführte Befragung von 800 Schulkindern ab der 3. Schulstufe hat ergeben, dass 65 % der Befragten im Umfeld (Cyber-) Mobbing mitbekommen und fast 44 % Tätlichkeiten und Zerstörungen erleben. Selbst betroffen von Mobbing sind knapp 30 %, von Cybermobbing etwa 17 %. Die Auswirkungen sind verheerend: Fast drei Viertel der Betroffenen fühlen sich gedemütigt, sind wütend oder ziehen sich zurück. „Die Daten zeigen deutlich, dass dringend weitere Maßnahmen erforderlich sind, um das Bewusstsein für Mobbing zu schärfen und darüber hinaus braucht es langfristige Lösungen“, betont AK-Präsident Josef Pesserl.

22 Millionen Euro für Steirerinnen und Steirer.

Einschaltung des SPÖ Landtagsklubs/©Peter Drechsler

Hannes Schwarz. Für Dich da in diesen Zeiten.

Günther Ruprecht ist neuer Wiki-Obmann

Am 30. Oktober hat die Vollversammlung des Vereins „Wiki − Wir Kinder, Bildung und Betreuung“ getagt. Dabei wurde Günther Ruprecht einstimmig zum neuen Obmann gewählt. Er folgt Michael Pötler nach, der diese ehrenamtliche Funktion nach zwei Jahren aus privaten Gründen zurückgelegt hat. „Als größter Trägerorganisation von Kinderbildungs- und Betreuungseinrichtungen in der Steiermark kommt Wiki eine zentrale Rolle zu. Ergänzt um die Angebote im betreuten Wohnen für Senioren und im Bereich von Jugend und Freizeit arbeitet das Wiki-Team jeden Tag für die Steirerinnen und Steirer. Ich freue mich, diese wichtige Arbeit als Obmann unterstützen und mitgestalten zu können“, erklärt der neugewählte WIKI-Obmann Günther Ruprecht. 16 /// FAZIT DEZEMBER 2023


Fotos: AK Stmk / Derler , Grazer Volkspartei, Jurij Konstantinov, BMK / Cajetan Perwein , Luke Goodlife for Klanglicht 2023, Nikola Milatovic

Das Klanglicht-Festival 2023 hat in Graz einmal mehr bewiesen, wie es die Stadt in ein leuchtendes Gesamtkunstwerk verwandeln kann. Die diesjährige Festivalausgabe war nicht nur eine Hommage an Kunst und Kultur, sondern auch ein echtes Highlight für den Tourismus in Graz. Insgesamt strömten rund 100.500 Besucher an den drei Festivaltagen in die Grazer Innenstadt. „Wir sind überwältigt, dass Kunst im Öffentlichen Raum so ein Publikumsmagnet sein kann.“, freut sich Bühnen Graz-GF Bernhard Rinner. Auch Klanglicht-Kuratorin Birgit Lill-Schnabl ist zufrieden mit dem Erfolg: „Mit den Arbeiten unserer Künstlerinnen und Künstler konnten wir heuer so viele Menschen begeistern – das ist für uns das größte Kompliment.“

Ausstellung von Carola Deutsch am Merkur Campus

Aus Herausforderungen und Veränderungen können im Leben neue Möglichkeiten entstehen– das ist der Gedanke hinter der neuen Ausstellung „Life Chances/Changes“ von Carola Deutsch, die am 14. November am Merkur Campus eröffnet wurde. Zahlreiche Wegbegleiter und Kunstbegeisterte der Grazer Künstlerin folgten der Einladung, um die farbenprächtigen Porträtdarstellungen mit teils symbolischen Attributen zu bestaunen. Carola Deutsch sorgte erst im letzten Jahr mit der Gestaltung des Motel One in Graz für Aufsehen und konnte ihre Werke bereits in internationalen Kunstmetropolen, wie New York, Barcelona und Berlin, präsentieren. Die Ausstellung am Merkur Campus kann noch bis zum 5. Jänner 2024 besucht werden.

Foto: WKO Stmk

Über 100.000 Besucher beim Klanglicht-Festival

Kurz im Gespräch mit Gerhard Wohlmuth, Spartenobmann Handel der WKO Steiermark Welche Auswirkungen sehen Sie durch Inflation und Teuerung auf das diesjährige Weihnachtsgeschäft? Man spürt schon deutlich, dass die hohe Inflation das Budget vieler Konsumenten belastet. Konkret in Zahlen prognostiziert die KMU Forschung Austria, dass jene Konsumentinnen und Konsumenten, die ihren Lieben zu Weihnachten etwas schenken wollen, heuer Ausgaben in der Höhe von 290 Euro planen, während im Vorjahr dieser Wert noch bei 310 Euro lag. Ist ein steigender Trend bei den Konsumenten für den Einkauf im heimischen Handel zu erkennen? Hier lässt sich eindeutig ein steigendes Bewusstsein erkennen. Diese erfreuliche Entwicklung zeigt sich daran, dass 50 Prozent heuer verstärkt in Geschäften der Umgebung ihre Präsente besorgen wollen, 12 Prozent besonderes Augenmerk auf heimische Produkte legen und immerhin noch neun Prozent verstärkt in österreichischen Onlineshops einkaufen wollen. Die Menschen sind sich zunehmend bewusst, was sie mit ihrer Kaufentscheidung alles in den Händen halten: Wer im steirischen Handel einkauft, sichert Wertschöpfung und damit Arbeitsplätze im Land. Wie stellt sich der stationäre Handel auf die zunehmende Rolle des Internets für Information und Beratung der Kunden ein? Wir unterstützen seitens der WKO mit dem Service-Center �Go-online� seit über zehn Jahren die steirischen Handelsunternehmen auf dem Weg in die Digitalisierung und bieten eine Vielzahl von Services an. Die Früchte der Schulungen, Informationsangebote und Webinare lassen sich aus dem inzwischen großen Anteil heimischer Händler ersehen, die professionelle Online-Shops und Warenkataloge über ihre Webseiten anbieten.

FAZIT DEZEMBER 2023 /// 17


Graz hat's

Volles Haus bei der BKS Bank am Weltspartag

Der Weltspartag wurde in der BKS Bank-Direktion Steiermark traditionell mit einem zwanglosen Empfang gefeiert. Zahlreiche Gäste folgten der Einladung und freuten sich über den persönlichen Austausch. „Der Weltspartag ist eine schöne Tradition, die wir heuer wieder gemeinsam mit unseren Kunden, Partnern und Freunden aufleben ließen. Es freut mich sehr, dass unsere Einladung zum Weltspartagempfang so zahlreich angenommen wurde. Mein herzliches Danke geht an alle, die hier waren und uns ihr Vertrauen schenken“, erklärte Manfred Geiger, Leiter der BKS-Bank-Direktion Steiermark. Serviert wurden bei dieser Gelegenheit feinste Antipasti, Käsevariationen und italienische Desserts.

Grazer ÖVP: „Graz hat Besseres verdient!“

„Die letzten beiden Jahre waren zwei verlorene Jahre für die Stadt Graz“, kritisiert VP-Stadtparteiobmann StR Kurt Hohensinner die Stadtregierung unter Elke Kahr, „für mich ist eine Frage entscheidend: Geht es den Menschen heute besser als vor zwei Jahren. Die Antwort ist immer öfter nein.“ Viele Hoffnungen wurden geweckt – und enttäuscht. Elke Kahr scheint mit Grün und Rot mehr nach Ausreden zu suchen – als nach Lösungen. „Als Volkspartei werden wir nicht müde werden, diese Verantwortung einzufordern, der sie derzeit nicht nachkommt.“ Einer dessen Aufgabe wird es sein, in Zukunft noch klarer die Versäumnisse der jetzigen Koalition anzusprechen, ist der neu bestellte Stadtpartei-GF Markus Huber überzeugt.

Partnerschaft für Klimaneutralität

Im Rahmen des ersten Dialogforums „Klimaneutrale Stadt“ wurde am 20. November von BMin für Klimaschutz Leonore Gewessler und Vize-Bgm. Judith Schwentner die Partnerschaftsurkunde unterzeichnet. Dieser Akt markiert einen wichtigen Schritt in der Zusammenarbeit zur Verwirklichung der Klimaneutralitätsziele. Insbesondere der Grazer Klimaschutzplanprozess wird durch das Projekt unterstützt, welches die Finanzierung von Ressourcen in der Verwaltung vorsieht. Das BMK finanziert mit zwei Mio. Euro dabei acht neue Schlüsselpersonen, die an der Umsetzung des Plans mitarbeiten und dazu beitragen sollen, dass Graz bis 2040 klimaneutral wird. Das Haus Graz hat sogar das ehrgeizige Ziel, dieses Vorhaben bis 2030 zu verwirklichen. 18 /// FAZIT DEZEMBER 2023


REINGEHÖRT: STADT GRAZ PODCAST Graz hört „Grazgeflüster“ und beantwortet Fragen wie: ●

Wie wird man Teil des Teams der Berufsfeuerwehr Graz? Welche Fundstücke haben Archäolog:innen in Graz entdeckt? Wie schaut es eigentlich im Uhrturm aus?

Diese und viele weitere Themen behandelt der neue Stadt Graz Podcast. Zu finden überall, wo es Podcasts gibt und auf

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FAZIT DEZEMBER 2023 /// 19


Kurz & News

AT&S bietet 300 neue Jobs in der Steiermark

Die führende Marktposition, die sich AT&S erarbeitet hat, erlaubt dem Leobener Hightech-Unternehmen weiter zu wachsen. „Für unsere künftigen Aufgaben brauchen wir kluge Köpfe und geschickte Hände“, sagt Eduard Lackner, Senior Manager HR für Österreich. Mit dem neuen Kompetenzzentrum in Leoben wurden 700 neue Arbeitsplätze geschaffen. 270 neue Mitarbeiter wurden an Bord geholt, für weitere 300 Fachkräfte startet jetzt die Suche. Ausgeschrieben sind Arbeitsplätze als Operator in den Produktions- und Fertigungsbereichen, im Labor, in der Instandhaltung sowie Stellen, die sich als erste Karrierechance an HTL-Absolventen richten. Generell gefragt sind technische Grundausbildung, handwerkliches Geschick und Zuverlässigkeit.

Neuer Professor für metallurgische Prozesse

Mit Abdellah Kharicha wurde ein ausgewiesener Experte Professor für Modellierung und Simulation metallurgischer Prozesse an die Montanuniversität Leoben berufen. Bei Prozessen in der metallurgischen Industrie ist der Einsatz elektromagnetischer Felder weit verbreitet. Kharicha beschäftigt sich damit, diese metallurgischen Vorgänge direkt zu beeinflussen. „Wir versuchen Flüssigkeiten nicht mit dem Löffel, sondern mit Hilfe von magnetischen Feldern zu bewegen“, erläutert er. Wesentlich sei vor allem die Simulation dieser Prozesse und die Erstellung von Berechnungsmodellen. Für Kharicha ist es wichtig, dass die Studierenden eine klare Idee davon haben, was sie gelernt haben und wie sie ihre Erkenntnisse umsetzen können.

Zehn Jahre Steiermark-Torte

Im Jahr 2013 hatte Erich Handl, Innungsmeister der steirischen Konditoren, die Idee, eine Torte als süßen Botschafter für das Grüne Herz zu kreieren. In Zusammenarbeit mit Konditor-Weltmeister Gregor Regner sowie Steiermark Tourismus entstand diese Torte in Herzform mit typisch steirischen Zutaten vom Kürbiskernöl bis zum Apfel und der Schokoglasur von Josef Zotter. Erstmals präsentiert wurde sie bei der Alpinen Ski-WM in Schladming im Februar 2013. „Die Steiermark-Torte ist eine hervorragende kulinarische Botschafterin des Grünen Herzen Österreichs. Mit ihren regionalen Zutaten unterstreicht sie die Qualität und Vielfalt der Steiermark als Genussdestination“, so Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl. 20 /// FAZIT DEZEMBER 2023


Wo sich sonst im Grazer Opernhaus Abend für Abend der Vorhang für großartige Opern, Musicals oder Ballettproduktionen hebt, wo große Emotionen wie Sternenstaub in der Luft liegen, öffnen sich am 27. Jänner 2024 endlich wieder die Türen für Ballbegeisterte auf dem wohl glanzvollsten Parkett des Jahres. Nach drei Jahren Abstinenz erhebt sich die Grazer Opernredoute wie der Phönix aus der Asche. „Es ist Zeit, wieder extravagant zu feiern!“ lautet das Versprechen und lockt zahlreiche Tanzbegeisterte zum prachtvollen Ball-Comeback des Jahres.

Fotos: STG/Jürgen Fuchs, AT&S, Montanuni, Philipp Schulz / philographics.at

Das Motto − Barock, glamourös und extravagant Wenn der Dreivierteltakt in der Oper Einzug hält und die Feststiege dank großer Roben glitzert und funkelt, der Champagner prickelt und im glamourösen Hellmer & Fellner-Bau am Grazer Opernring in Strömen fließt, wird klar, dass Graz auf das Flair dieser einzigartigen Ballnacht nicht verzichten kann. Eine beeindruckende Eröffnungszeremonie und die freche Mitternachtsshow voller Überraschungen, traditionell gestaltet

von den wunderbaren Künstlerinnen und Künstlern des Hauses, ergänzen die genussvolle kulinarische Bandbreite, die die Gäste raffiniert zu verwöhnen versteht. Auf dem Parkett trifft sich bis früh in den Morgen alles, was Rang und Namen hat, Tanz- und Musikbegeisterte sowie Persönlichkeiten aus Kunst, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Die im Jahr 1999 zum ersten Mal veranstaltete Opernredoute gilt seitdem als eines der Top-Events der Republik. So wie dieses Jahr haben wir alle schon lange nicht mehr dieser rauschenden Ballnacht entgegengefiebert! � Oper Graz, Samstag, 27.01.2024 Einlass 18:30 Uhr; Eröffnung 21:00 Uhr; Ende 5:00 Uhr

Foto: Montanuni Leoben

Opernredoute 2024 − Das Comeback des Jahres

Kurz im Gespräch mit Peter Moser,

Rektor der Montanuniversität Leoben In welchen Kompetenzfeldern wollen Sie das innovative Know-how der Montan-Uni weiter ausbauen? Das große Thema wird sicherlich sein, die �Zirkularität von Systemen� zu intensivieren. Das gilt für den Energiebereiche ebenso wie für die Rohstoffe. Wir haben darin eine jahrelange Expertise. Wo früher Erdöl gefördert wurde, kann nun Wärme gespeichert werden, um nur ein Beispiel zu nennen. Das Thema �Nachhaltigkeit� wird auf allen Ebenen – also in der Forschung und in der Lehre – eine bedeutende Rolle spielen. Sie haben das Ziel, die Zahl der Studienanfänger an der Montan-Uni in den kommenden Jahren massiv zu erhöhen – wie will man das erreichen? Was ich erreichen möchte, ist eine Verdoppelung der Studienanfänger aus dem zentraleuropäischen Raum. Wir wollen den Jugendlichen die Botschaft vermitteln: Kommt zu uns und arbeiten wir gemeinsam an den Lösungen für die Zukunft! Wir haben ein umfangreiches Studienangebot, das den Wertschöpfungskreislauf im Sinne der �Circular Economy� abdeckt: beginnend vom Rohstoff bis zum Recycling von Produkten. Und seit dem letzten Jahr auch zwei neue Bachelor Studienrichtungen, die durchgehend in englischer Sprache angeboten werden. Wie kann es gelingen, auch den Frauenanteil unter den Studierenden weiter zu steigern? Wir haben einen Frauenanteil von über 15 Prozent, das ist für eine technische Universität ein schon guter Wert. Wir werden diese Zahl natürlich nach oben schrauben. Wichtig ist es, unsere hervorragenden Wissenschaftlerinnen als Role Models ins Rampenlicht zu rücken: Sie können jungen Frauen vermitteln: Kommt zu uns, habt Spaß an der Wissenschaft und verbessert unsere Zukunft!

Die Grazer Opernredoute feiert am 24. Jänner ihr prachtvolles Comeback. FAZIT DEZEMBER 2023 /// 21


Fazitgespräch Von Johannes Roth und Johannes Tandl mit Fotos von Marija Kanizaj

Der Manager des Mangels Mit einer Situation wie dieser hat sich noch kein AMS-Landesgeschäftsführer

jemals zuvor auseinandersetzen müssen: In einer Rezession bei nur moderat steigenden Arbeitslosenzahlen einen eklatanten Fachkräftemangel

bekämpfen zu müssen. Wir haben über diese und andere Herausforderungen seines Jobs mit AMS-Chef Karl-Heinz Snobe gesprochen.

22 /// FAZIT DEZEMBER 2023



Fazitgespräch

Von irgendwas ist immer zu wenig da. Mal sind es zu wenig

Arbeitskräfte, dann wieder zu wenig Arbeitsplätze. Jetzt gerade trifft beides zu – und die Wirtschaft steckt in einer Rezession.

»Kein Problem«, meint AMS-Chef Karl-Heinz Snobe. Das müsse man nur managen.

Das Gebäude in der Grazer Babenbergerstraße ist seit vielen

Jahrzehnten Synonym für einen Ort, an dem eigentlich keiner sein will. Hierher kamen Menschen, die es im Leben nicht ganz so gut

getroffen hatten: Das Arbeitsamt, wie es früher hieß, war eine feste Größe im Grätzel rund um den Bahnhof gewesen, das damals wie

heute einigen Großbaustellen des Bundes als Repräsentanz dient: die Pensionsversicherungsanstalt, die Post, die ÖBB, das

Sozialministerium und eben die Landesgeschäftsstelle des Arbeitsmarktservice.

Das hat sich geändert, als man die Beratungsstellen des AMS

auf mehrere Standorte in Graz verteilt hatte. Sie werden von der Babenbergerstraße aus geleitet und dort ist vom Trübsinn

vergangener Tage trotz des nasskalten Novembertages nichts mehr zu merken. In den Gängen herrscht geschäftige

Betriebsamkeit: 14.000 gemeldete offene Stellen gilt es in der

Steiermark zu besetzen, Fördergelder sind zuzuweisen, Schulungen zu organisieren, eigenes Personal muss koordiniert werden.

Und, das Wichtigste: Die Betreuung von 28.861 Menschen, die als arbeitssuchend vorgemerkt sind, muss administriert werden.

Im lichtdurchfluteten Büro des Landesgeschäftsführers treffen

wir Karl-Heinz Snobe, für den all das seit mehr als zwei Jahrzehnten vieles ist, nur eines nicht: business as usual.

24 /// FAZIT DEZEMBER 2023




Fazitgespräch

Dass es rein ökonomisch sehr leicht ist, mit einem Arbeitslosengeld auszukommen, ist schlichtweg Unsinn. Karl-Heinz Snobe Herr Snobe, wenn man sich die aktuellen Auswertungen des AMS anschaut, fallen zwei Dinge auf. Erstens haben wir ein strukturelles Problem, denn offensichtlich decken sich die Qualifikationen der Arbeitssuchenden nicht mit den Qualifikationsansprüchen der Arbeitgeber. Und zweitens zeichnet sich ein konjunkturelles Problem vor allem in der Bauwirtschaft und auch in Teilen der Industrie ab. Was bereitet Ihnen die größeren Sorgen? Kurzfristig ist die wirtschaftliche Situation mit Sicherheit die größere Herausforderung. Vor allem deswegen, weil es da ein paar Unbekannte gibt, mit denen wir es bisher noch nie zu tun hatten und die das Planen sehr, sehr schwierig machen. Während der letzten 20 Jahre war es ja so: Wenn wir in Österreich und in der Steiermark ein Wirtschaftswachstum von unter 1,5 Prozent hatten, dann stieg die Arbeitslosigkeit. Heute haben wir sogar ein Minuswachstum, die Wirtschaft schrumpft um 0,8 Prozent und die Arbeitslosigkeit steigt bisher nur ganz minimal. Woran liegt das? Das ist schwer zu sagen. Es ist jedenfalls etwas vollkommen Neues. Wir haben nur eine einzige Erklärung dafür: und zwar die, dass die Betriebe davon ausgehen, dass es zumindest ab Mitte 2024 wieder ein stärkeres Wachstum, eine höhere Produktivität oder Produktionstätigkeit geben wird und dass sie dann ihre Arbeitskräfte wieder dringend brauchen werden. Sodass sie ihre Mitarbeiter trotz der gegenwärtigen Lücke behalten, obwohl es wirtschaftlich eigentlich notwendig wäre, Personal freizusetzen.

Man kennt das Phänomen ja aus der Finanzkrise 2009 und der Pandemie – aber da hat es Kurzarbeit gegeben. Die gibt es jetzt nicht. Warum? Nein, in diesem Ausmaß gibt es die Kurzarbeit jetzt nicht. Sie ist ja nicht für wirtschaftliche Schwächen wie Nachfrage- oder Kostenprobleme der Arbeitgeber gedacht. Dennoch führt diese Unsicherheit dazu, dass wir keine klaren Indikatoren oder Frühindikatoren haben, um die Dauer der Krise abzuschätzen. Es ist schwierig zu planen, da weiche Faktoren wie die Einschätzung der Betriebe und ihre Auftragslage ungewiss sind.

Das zweite Problem wäre die Diskrepanz zwischen den geforderten und den gebotenen Qualifikationen am Arbeitsmarkt. Ja, da ist ein gewisses Mismatch am Arbeitsmarkt festzustellen. Es ist ein langjähriges Problem: Die Anforderungen der Unternehmen ändern sich ständig und die Qualifikationen der Arbeitssuchenden können gar nicht mehr im gleichen Tempo mitwachsen. Der demografisch bedingte Arbeitskräftemangel verstärkt dieses Thema. Es gibt aber auch ein noch deutlicheres Mismatch: Dem AMS sind zur Zeit etwa 14.000 Stellen in der Steiermark gemeldet. Die Wirtschaft geht aber von 40.000 offenen Stellen quer über alle Branchen aus. Das heißt, offensichtlich melden viele Unternehmen ihre offenen Stel-

len gar nicht mehr beim Arbeitsmarkt Service ein. Kann es sein, dass die Betriebe den Bewerbern, die das AMS schickt, zu wenig zutrauen? Nein, überhaupt nicht, im Gegenteil. Der sogenannte Einschaltgrad am Arbeitsmarkt steigt ständig, Wir sehen, und das seit 30 Jahren und wissen ja genau, wie viele Personen am steirischen und am österreichischen Arbeitsmarkt eingestellt werden. Und wir sehen, dass wir in den letzten vier, fünf, sechs Jahren einen AMS-Einschaltgrad von 50 Prozent hatten. Der ist jetzt aber deutlich im Zunehmen. Wir liegen in der Steiermark derzeit bei fast 60 Prozent Einschaltgrad. Also: Der Anteil an allen Vakanzen, die dem Arbeitsmarktservice gemeldet werden, wird sukzessive höher.

Trotzdem werden viel mehr Arbeitskräfte gebraucht, als das AMS vermitteln könnte. Die Idee des Arbeitsmarktservices war ja nie, dass alles, was Betriebe an offenen Stellen oder an Einstellungen haben, dem AMS gemeldet wird. Denn natürlich funktionieren viele Arbeitsmärkte auch ohne das AMS. Oder sie funktionieren überhaupt nicht; auch das gibt es. Und es gibt Fälle, in denen Betriebe gar nicht die Hoffnung haben, dass wir ihnen passende Bewerber vermitteln könnten, weil sie beispielsweise Universitätsabsolventen oder Studienabgänger suchen. Solche Bewerber kommen nicht zu uns und natürlich kommen dann auch die Betriebe nicht.

Kann das sein, dass die Betriebe die Qualifikationen und Stellenausschreibungen vielleicht ein bisschen zu breit fassen? Dass sie von den Bewerbern zu viel verlangen? Das ist eine Tatsache und auch nichts Neues. Vergangenes Jahr war das besonders ausgeprägt. Wir hatten 2022 im zweiten Halbjahr ein Wirtschaftswachstum von sieben Prozent – in der kurzfristigen Betrachtung. Das war die erste Zeit nach Corona. Da hatten wir über 20.000 offene Stellen bei uns gemeldet. Der Einschaltgrad war trotzdem bei 55 Prozent. Also hatten wir insgesamt 40.000, 50.000, 60.000 Vakanzen am Arbeitsmarkt gehabt. Und da haben Betriebe gelernt, dass sie nicht unbedingt auf ihrem Anspruchsniveau bleiben können. Das ist etwas, worauf wir Betriebe auch hinweisen. Apropos Anspruchsdenken: Auch die Anspruchshaltung an die Arbeitslosenversicherung scheint sich geändert zu haben. Im Standard schrieb jüngst der Leiter des AMS Gänserndorf, Georg Grund-Groiss, immer mehr Menschen würden die Arbeitslosenversicherung nicht mehr als solidarisches Sicherheitsnetz, sondern als »persönlichen Pausenraum zwischen Episoden von Beschäftigung oder auch als Warteraum vor der Pension« nutzen. Teilen Sie seine Beobachtung? Dass es das gibt, ist vollkommen klar. Fangen wir bei dem »Warteraum vor der Pension« an: Der Anteil derer, die aus einer Erwerbskarriere heraus direkt in Pension gehen, im Vergleich zu denen, die aus einer Arbeitslosigkeit heraus in Pension gehen, ist in Österreich immer schon relativ niedrig gewesen. Bevor man die FAZIT DEZEMBER 2023 /// 27


Fazitgespräch Regelpensionsmöglichkeit nutzt, ist der Anteil von Leuten, die das lieber aus der Arbeitslosigkeit als aus einem ordentlichen Beschäftigungsverhältnis heraus machen, überproportional hoch. Ob das jetzt selbst gewählt ist, oder weil Betriebe die älteren Leute einfach freisetzen, das ist eine ganz andere Frage. Grund-Groiss wollte möglicherweise darauf hinaus, dass der Gap zwischen dem, was man verdienen kann, und dem, was man an Arbeitslosigkeit kriegt, zu gering ist, um arbeiten zu gehen. Dass es einem zu leicht gemacht wird und immer attraktiver wird, einfach nicht zu arbeiten. Ist das Arbeitslosengeld so noch zeitgemäß? Es ist zu niedrig.

Tatsächlich? Der Vorwurf der sozialen Hängematte vor allem für gewisse Bevölkerungsschichten steht immer wieder im Raum. Österreich hat im europäischen Vergleich mit 55 Prozent des vorhergehenden Einkommens eine der niedrigsten Nettoersatzquoten. Dafür gibt es bei uns die Möglichkeit, sehr lange Arbeitslosenversicherungsleistungen in Anspruch zu nehmen, wenn es sich um einen Notstand handelt. Dass es rein ökonomisch sehr leicht ist, mit einem Arbeitslosengeld auszukommen – auch angesichts der Teuerung, die wir haben –, ist schlichtweg Unsinn. Und in Zeiten von Arbeitskräfte-, jedenfalls Fachkräftemangel, ist es auch nicht so, dass arbeitslos zu sein eine gemütliche Angelegenheit ist. Das Arbeitsmarktservice – und das ist auch gesetzlich so vorgeschrieben – agiert darüber hinaus sehr streng. Das sieht man alleine anhand der Zahl der sogenannten Sperren von Arbeitslosengeld. Die sind im Steigen.

Apropos Arbeitskräftemangel. Weltweit wird die Workforce in den nächsten Jahrzehnten schrumpfen, natürlich auch in Österreich, und zwar so stark, dass wir die Lücken auch mit Migration nicht mehr auffüllen können. Daraus ergeben sich für uns zwei Fragen: Ist das für die Wirtschaft verkraftbar? Und vor diesem Hintergrund: Wie beurteilen Sie da die Bestrebungen, die Arbeitszeit um etwa 20 Prozent auf 32 Stunden abzusenken? Ein plötzliches Absenken von Arbeitszeit, noch dazu gesetzlich, wird meiner Einschätzung nach überhaupt nicht funktionieren. Und ist auch nicht machbar. Man muss sich ja schon auch anschauen, dass über die Jahrzehnte die Arbeitszeit unabhängig von gesetzlichen Arbeitszeitveränderungen sowieso geringer geworden ist. Auf der anderen Seite sehen wir die sogenannte Teilzeitquote, vor allem bei Frauen, aber auch bei Männern steigen. Die Durchschnittsarbeitszeit ist ja massiv gesunken. Frauen arbeiten derzeit im Durchschnitt 26,3 Stunden wöchentlich, Männern 33,9 Stunden. Daher passiert eine Arbeitszeitreduktion ja sowieso. Aber wir haben mit den nächsten sieben bis zehn Jahren eine ganz schwierige Phase vor uns – Stichwort Babyboomer und demografische Entwicklung. Da wird das Arbeitskräftepotenzial in der Steiermark – und die ist im Österreich-Vergleich in einer noch ein bisschen schwierigeren Situation – noch weiter abnehmen. Jetzt kann man darüber nachdenken, was man in dieser Situation tun kann. Die Frage wird sein: Wie kann es gelingen, dass man zu mehr Arbeitskräften kommt, wie lässt sich das Arbeitskräftepotenzial mit anderen Mitteln wieder vergrößern? Denn die Demografie ist ja nicht

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Fazitgespräch von uns beeinflussbar. Wie also müssen die Betriebe sonst noch reagieren? Eine Antwort kann sein: mehr Automatisierung, mehr Technisierung, um einfach mit weniger Mensch eine ähnliche Leistung zu bringen.

Das heißt, Sie würden Automatisierung und Technologisierung befürworten, einfach um den Fachkräftemangel niedrig zu halten? Es ist grundsätzlich notwendig, dass Betriebe sich im Sinne des internationalen Wettbewerbs weiterentwickeln. Zu dieser Notwendigkeit gesellt sich das Phänomen, dass wir erstmals seit den 1970ern wieder in einer wirklichen Mangelsituation sind, die immer stärker wird. Man darf ja nicht vergessen, dass wir den Gipfel der ungünstigen demografischen Entwicklung ja noch gar nicht erreicht haben. Der liegt noch vor uns. Die Babyboomer werden ja erst in Pension gehen. Alle, die jetzt zwischen 60 und 64 Jahre alt sind, werden in den nächsten Jahren den Arbeitsmarkt verlassen. Unter anderem deshalb braucht es eine technische Weiterentwicklung, um auch mit weniger Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trotzdem einigermaßen erfolgreich sein zu können. Aber das wird auch nicht so schnell gehen. Und natürlich müssen wir darüber hinaus Aktivitäten setzen, um zusätzliches Arbeitskräftepotenzial zu schaffen. Eine arbeitsmarktpolitische Maßnahme, die gerade in letzter Zeit wieder verstärkt diskutiert wird, ist die Erhöhung der Erwerbsquote bei gleichzeitiger Senkung der Teilzeitquoten. Unter anderem, in dem man die Kinderbetreuung stärkt – die Bundesregierung nimmt hier gerade viel Geld in die Hand. Kann das helfen?

Teilzeit ist im Trend, es ist etwas, was Menschen sich leisten wollen und teilweise auch leisten können. Es stimmt auch, dass bessere Kinderbetreuungseinrichtungen helfen würden. Aber es stimmt nicht zu 100 Prozent. Denn nicht alle teilzeitbeschäftigten Frauen, die Kinder betreuen, werden bei einer idealen institutionalisierten Kinderbetreuungssituation mehr arbeiten. Meine eigene Gattin ist nach dem Kind trotzdem in Teilzeitbeschäftigung geblieben. Menschen, die es sich leisten können, die werden weiterhin einfach ihr Arbeitsvolumen in Absprache mit dem Betrieb so organisieren, wie es ihnen passt. Wie es finanziell möglich ist und wie es halt einfach der persönlichen Situation entspricht. Trotzdem ist bessere Kinderbetreuung notwendig. Natürlich gibt es teilzeitbeschäftigte Menschen, die bei entsprechender Kinderbetreuung mehr arbeiten würden. Dazu gibt es Forschungen – nicht von uns, wir können das auch nur nachlesen –, die aussagen, dass 20 bis 30 Prozent der teilzeitbeschäftigten Frauen erheblich mehr arbeiten würden. Die andere Gruppe, bei der man ansetzen könnte, um den demografischen Wandel abzumindern, sind Menschen, die vor dem Regelpensionsalter aus dem Arbeitsmarkt fallen. Die muss man bis zum gesetzlichen Pensionsantrittsalter im Beruf halten. Das muss man wollen, das muss man aber auch können – da spielen beide Seiten eine Rolle. Da werden auch Steuer- und Abgabenvorteile für ältere Arbeitnehmer ein ausschlaggebendes Argument sein – daran wird aber ohnehin bereits gearbeitet. Wir hatten das übrigens auch schon; es gab Phasen, in denen 50-plus-Beschäftigte weniger Sozialabgaben gezahlt haben. Das hat man aber, als die wirtschaftliche Situation wieder besser

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Mag. Karl-Heinz Snobe wuchs in St. Andrä im Lavanttal auf und studierte Erziehungswissenschaften und Jus in Graz. Schon seit 1987 arbeitet er beim AMS, seine berufliche Laufbahn dort begann er mit einer Nebentätigkeit. 2002 wurde Snobe stellvertretender Leiter des AMS Steiermark, seit 2004 ist er Landesgeschäftsführer. Snobe ist verheiratet und Vater eines Sohnes.


Fazitgespräch

Ein plötzliches Absenken von Arbeitszeit, noch dazu gesetzlich, wird meiner Einschätzung nach überhaupt nicht funktionieren. Und ist auch nicht machbar. Karl-Heinz Snobe

geworden ist, wieder abgeschafft. Jedenfalls sind solche Möglichkeiten dem Finanzminister nicht fremd.

Wir haben vorher vom technologischen Wandel gesprochen. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob die Steiermark mit dem Autocluster und seinen 40.000 Beschäftigten wirklich auf der Höhe der Zeit agiert. E-Autos werden den Markt dominieren, die Hersteller sitzen in Asien. Macht Ihnen das keine Sorgen? Nein, kaum. Gerade ist eine neue Studie veröffentlicht worden, die bis 2040 für den steirischen Autocluster eine Gefahr für 8.000 der 40.000 Arbeitnehmer sieht. Bis 2040! Aus meiner Sicht ist das eine sehr einfache und locker zu bewältigende Herausforderung. Denn wenn man das durchdividiert, dann kommt man auf etwa 700 Beschäftigte im Jahr, für die man eine neue Aufgabe finden muss. Das ist eine Zahl, die entspricht etwa der normalen Fluktuation bei Magna. Aber ja: Es ist hier eine Veränderung im Gange. Und die gehört bearbeitet und gemanagt. Mit den Betrieben gemeinsam. Was bereitet Ihnen derzeit die größten Sorgen? Was wirklich schwierig ist, ist die Konjunkturschwäche; im Bau, in der Industrie etc. Die haben jetzt wirklich eine Hängesituation, wo wir in den meisten Fällen mit Kurzarbeit, wie in der Vergangenheit, nicht helfen können, weil die aktuellen Kurzarbeitsregeln so streng sind. Es gibt große Unternehmen, die viel investiert haben und einfach nicht mehr Leute freisetzen können, weil die Perspektiven so unklar sind. Das sind Einzelunternehmen, die im Prinzip fit sind, technologisch vorn mit dabei sind, mitunter Schlüsselunternehmen für die ganze Region sind. Dort bräuchte es jedenfalls eine Form der Überbrückung, damit nicht irgendwer sagt, es zahlt sich nicht mehr aus und ich sehe keine andere Möglichkeit, als den Betrieb zuzusperren. Verantwortlich wäre in allererster Linie die Arbeitsmarktpolitik. Die steirische Wirtschaftspolitik hat aktuell nicht die Instrumente, sie kann nur rufen. Ein großes Thema ist die Zuwanderung. Die Erwerbsquoten inländischer und ausländischer Arbeitskräfte nähern sich zwar immer mehr an, die meisten Ausländer arbeiten aber in der Landwirtschaft und im Tourismus. Haben wir zu wenig Zuwanderung? Man hat den Eindruck, dass wir es den qualifizierten Zuwanderern schwerer machen als nötig, nach Österreich zu kommen. Dabei stehen wir im globalen Wettbewerb um gute Leute. Österreich ist nach wie vor für viele Menschen attraktiv. Dass der Wettbewerb stärker geworden ist, ist eine Tatsache. Unsere Nach-

bars-Herkunftsländer haben mittlerweile eine niedrigere Arbeitslosenquote als wir. Und warum? Weil das Potenzial, das dort mobil und interessiert daran gewesen ist, im benachbarten Ausland zu arbeiten, schon bei uns arbeitet. Das heißt, wenn ich mir Ungarn anschaue, wenn ich mir Slowakei, Tschechien anschaue, also wenn ich mir Teile im Süden anschaue, ist der Arbeitsmarkt für gute Menschen dort sehr, sehr knapp. Deswegen erweitert jedes westeuropäische Land die Radien seiner Bemühungen. Mazedonien etwa spielt im Moment eine Rolle, da sind noch sehr viele junge Menschen und es gibt dort hervorragende Universitäten. Aber wir sind halt ein sehr, sehr kleines Land. Und die politische Attraktivität ist auch nicht besonders. Das spielt gerade bei Expats, also hochqualifizierten Leuten, eine große Rolle. Dazu kommt die steuerliche Situation. Geben wir uns genug Mühe bei der Suche oder ginge da mehr? Wer Arbeitskräfte sucht, der schaut aktuell nach Südamerika und nach Südostasien. Das macht Deutschland als großes Land mit viel Geld und mit viel Engagement. Das tut Österreich noch nicht. Bei uns, glaube ich, ist sogar jetzt ein Ministerratsvortrag in Vorbereitung, ob jetzt die Wirtschaftskammer und die ABA, die Austrian Business Agency, einen offiziellen politischen Auftrag kriegt, auch anzuwerben. So wie man das in den 60er Jahren in der Türkei und im damaligen Balkan auch gemacht hat. Also ich sage einmal, das ist ein Thema, bei dem der Wettbewerb im Sinne der Globalisierung, der Information über Aufnahmeländer sehr groß ist. Und sehen das etwa bei Jobbörsen und bei Schulinformationen im europäischen Ausland, auf denen wir wie die Briten, die Skandinavier oder die Deutschen vertreten sind. Dort hören wir zwar, dass unser Stand eigentlich der schönste und professionellste ist. Aber die Bewerber kommen trotzdem nicht zu uns. Sie gehen halt in skandinavische Länder oder dorthin, wo die Steuern niedriger sind. Natürlich ist es wichtig, wie man sich im Ausland positioniert. Da spielt auch die Politik eine Rolle, aber da spielt auch die steuerliche Situation eine entscheidende Rolle. Man zahlt halt in Skandinavien weniger Abgaben als Arbeitnehmer, muss aber dafür die medizinische Versorgung selber zahlen. Für Menschen, die nur temporär hier arbeiten wollen, spielt das Pensionssystem keine besondere Rolle, die wollen so wenig Pensionsversicherung wie möglich einzahlen und netto so viel Geld wie möglich verdienen. Herr Snobe, danke für das Gespräch.

FAZIT DEZEMBER 2023 /// 31


Steuerboard

Neue ErneuerbareEnergien-Richtlinie (RED III) der EU tritt in Kraft

Am 20. November ist die überarbeitete Erneuerbare-EnergienRichtlinie (Renewable-Energy-Directive, RED III) der Europäischen Union in Kraft getreten. Die Mitgliedsstaaten haben nun eineinhalb Jahre Zeit, die RED III in nationales Recht zu implementieren. RED III enthält detaillierte Bestimmungen, vor allem hinsichtlich Genehmigungsverfahren für Erneuerbare Energien.

Mag. Alexander Hofer

Geschäftsführer kein Fahrtenbuch? Das kann teuer werden … Laut Sachbezugswerteverordnung ist für wesentlich beteiligte Gesellschafter-Geschäftsführer - wie für Dienstnehmer - die private Nutzung eines gesellschaftseigenen Autos ausschließlich nach dieser zu bewerten. Dies bedeutet auch, dass verlässliche Aufzeichnungen notwendig ist, um das Ausmaß der beruflichen und privaten Nutzung festzustellen. Eine pauschale Aufteilung, zB. auf Basis einer Schätzung oder „Erfahrungswerten“, ist kein Nachweis. Mangels Nachweises ist aber wie bei Dienstnehmern vorzugehen.

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Feldbach Rosental

RED III ist Teil des �Fit for 55�-Pakets der EU. Erstmals gibt es auch eine verbindliche Quote für erneuerbaren Wasserstoff und andere sogenannte RFNBOs (Renewable liquid and gaseous fuels of non-biological origin) in der Industrie.

Seitens der Industrie erwartet man sich von RED III Rechtssicherheit – eine wesentliche Voraussetzung für betroffene Unternehmen, um mit der Umsetzung beginnen zu können. Damit wird für betroffene Unternehmen in den nächsten 18 Monaten endlich die Möglichkeit geschaffen, einen Zertifizierungsprozess zu starten, der die Nachhaltigkeit der geplanten und bereits getätigten Transformationsschritte nachweist.

Foto: MrWalkr/WikimediaCommons:

Graz

Davon abgesehen soll die Industrie ihren Erneuerbaren-Anteil jährlich um 1,6 Prozentpunkte steigern. Gemeint ist hier nicht nur Wasserstoff, sondern auch Erneuerbarer Strom, Solarthermie und Biomasse. Dieses Ziel ist allerdings für Mitgliedsstaaten und Unternehmen unverbindlich.

Bis 2030 muss der Anteil erneuerbaren Wasserstoffs auf 42 Prozent des insgesamt in der Industrie eingesetzten Wasserstoffs steigen. Bis 2035 muss der in der Industrie verwendete Wasserstoff zu 60 Prozent erneuerbar sein, das heißt, den Kriterien für RFNBOs entsprechen.

Beispiel: Die Privatfahrten machen 20% der Gesamtkilometer aus. Vom PKW-Aufwand des gesamten Jahres betragen 20% € 3.236,36. Der Sachbezug nach der Verordnung beträgt € 11.520,00. Als steuer- (und sv-)pflichtiger Sachbezug sind anzusetzen (i) bei Vorliegen eines verlässlichen Nachweises € 3.236,36, sonst (ii) € 11.520,00. Der Unterschied ist offensichtlich gravierend. Zum Nachweis geeignet sind insbesondere Fahrtenbücher. Unter Einsatz entsprechender Apps für das Smartphone kann der Aufwand relativ gering gehalten werden. Achten Sie bei der Auswahl der App darauf, dass nachträgliche Änderungen technisch ausgeschlossen sein müssen. Nur so stellt ihr Einsatz einen „verlässlichen Nachweis“ dar …

Der Anteil erneuerbarer Energie am Energieverbrauch der EU soll dadurch von bisher 32 Prozent auf mindestens 42,5 Prozent angehoben werden. Für Österreich bedeutet diese EU-weite Vorgabe eine Steigerung des eigenen Erneuerbaren-Anteils von 36,4 Prozent im Jahr 2021 auf mindestens 60 Prozent bis 2030.

32 /// FAZIT DEZEMBER 2023


Investor

VON JOHANNES TANDL

Weihnachten 2023: Österreich auf Sparkurs

Weihnachten 2023 steht wirtschaftlich unter keinem guten Stern. Wie eine aktuelle Marktanalyse von Deloitte ergibt, blicken die Österreicher vor dem Hintergrund der anhaltend trüben Wirtschaftslage pessimistisch auf die Festtage. Trotz leicht sinkender Inflation steht bei Geschenken und Co. erneut bei vielen Sparen am Programm. Weihnachten nähert sich in großen Schritten. Doch während man im Handel voller Elan in die schönste Zeit des Jahres startet, ist die Stimmung unter den heimischen Konsumentinnen und Konsumenten verhalten. Derzeit blickt jeder Zweite tendenziell eher freudlos auf das kommende Fest. Auch die leicht sinkende Inflation im Land scheint am weihnachtlichen Sparkurs der Konsumentinnen und Konsumenten nicht viel zu ändern. Zwar hält sich das mehrheitlich veranschlagte Weihnachtsbudget mit EUR 100,– bis

EUR 349,– auf dem schon damals verhaltenen Vorjahresniveau, über ein Drittel plant heuer für Geschenke aber noch weniger auszugeben. Weitere 26 Prozent schnallen dieses Mal auch bei den Ausgaben für die Weihnachtsfeiertage den Gürtel enger. Und das, obwohl wirtschaftlich derzeit alles auf eine leichte Entspannung hindeutet. Die immer noch hohe Inflation und die hohen Energiepreise haben die persönliche finanzielle Situationen in vielen Fällen verschlechtert. Für den Handel sind das keine guten Vorzeichen.

Sparen ist aber nicht nur beim Weihnachtsshopping angesagt, sondern auch beim Ferienprogramm. So bleibt mit 48 Prozent der Großteil der Befragten über die Feiertage zu Hause. Weitere 32 Prozent sind aktuell noch unschlüssig, ob sie in den Weihnachtsurlaub fahren werden. Eingekauft wird laut 47 Prozent wieder vorwiegend im stationären Handel. Aber auch der Online-Handel steht bei den Konsumentinnen und Konsumenten hoch im Kurs. Mehr als ein Viertel wird Geschenke bei Amazon und Co. bestellen.

Magna: Fisker verhandelt für neue Modelle mit anderen Autoherstellern Nach eigenen Aussagen steht CEO Henrik Fisker mit fünf �traditionellen Autofirmen�in Verhandlungen, um die Produktion steigern zu können. Denn das US-Start-up Fisker will auf seinen auch in Europa verfügbaren Mittelklasse-SUV Ocean zeitnah weitere Modelle folgen lassen. Der Fisker-Ocean wird bekanntlich von Magna-Steyr in Graz gebaut. Doch bei weiteren E-Autos der Marke könnte Magna als Fertigungspartner durch die Finger schauen. Bei der Produktion des Fisker-Ocean gab es bekanntlich gehörige Anlaufschwierigkeiten. So senkte Fisker die Produktionsprognose bereitsvor

Wochen von 36.000 im Jahr 2023 auf 20.000 bis 23.000 Fahrzeuge. Verantwortlich seien, so Fisker, Probleme mit einem Fertigungspartner, der mit der Produktion nicht nachkomme. Aus dem Magna-Umfeld heißt es hingegen, dass die Ursache für die Probleme bei Fisker liegen würden. Der Aktienkurs des US-Start-ups ist im letzten halben Jahr jedenfalls um über 60 Prozent auf 2,43 Dollar am 17. November abgestürzt. n

Die Produktion des Fisker Ocean bei Magna Steyr in Graz läuft alles andere als rund. Laut eigenen Angaben verhandelt Fisker für weitere Modelle mit fünf �traditionellen Autofirmen�. FAZIT

DEZEMBER


Glasfasernetzaus- Gespräche zu Robotik bau für Leobens und AutomatisieWirtschaft Der Telekommunikationsexperte Citycom rungstechnik investiert zusammen mit den Stadtwerken Mit dem weiteren Ausbau des leistungsstarken Glasfasernetzes der Stadtwerke Leoben stärkt Citycom die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft und ermöglicht zukunftsweisende, hochwertige Netzwerk- und Internetverbindungen für Unternehmen und Privathaushalte in der Region. Beste Voraussetzungen bei der Infrastruktur treffen auf Erfahrung, Expertise und langjährige Kompetenz. Das macht die Zusammenarbeit von Citycom und der Stadtwerke Leoben für die Weiterentwicklung im Bereich Glasfaserausbau und digitaler Infrastrukturen aus. �Leoben, seit 2009 aktiv im Ausbau seines erfolgreichen Fernwärmenetzes, ist ein Musterbeispiel für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung�, betont Citycom-GF Bernd Stockinger. Die Stadtwerke haben bei der Etablierung der Netzinfrastruktur für die kommunale Fernwärme, die mittlerweile rund 31 Kilometer und die Versorgung von etwa 5.000 Haushalten umfasst – darunter auch Firmenkunden – bereits Glasfaserleitungen zur Steuerung und Überwachung des Fernwärmebetriebs installiert. Wichtiger Schritt für Leoben Für in Leoben angesiedelte Unternehmen ist eine moderne und verlässliche Netzwerkanbindung ein absolutes Muss. �In Leoben werden Privat- und Gewerbekunden die Möglichkeit haben, Breitbanddienste über die Glasfaserkabel zu nutzen, um damit eine schnelle Datenübertragung zu erreichen. Im Zuge des Fernwärmeausbaus haben die Stadtwerke Leoben die Lichtwelleninfrastruktur bereits geschaffen. Es freut mich, dass wir nun mit der Citycom als Anbieter von Kommunikationsnetzen und -diensten einen Partner gewinnen konnten, der auch für die kompetente Umsetzung Sorge tragen wird. Damit macht die Stadt Leoben einen weiteren, wichtigen Schritt ins digitale Zeitalter�, sagt Leobens Bgm. Kurt Wallner. �

(v.l.) Irnes Music (Standortleiter Leoben), Citycom-GF Bernd Stockinger, Bgm. Kurt Wallner, Stadtwerke-Leoben-Dir. Ronald Schindler und Citycom-GF Ulfried Hainzl 34 /// FAZIT DEZEMBER 2023

34 /// FAZIT JUNI 2023

Erneut bildete das Schloss Seggau in Leibnitz heuer einen Hotspot für Robotik und Automatisierungstechnik. Am 13. November fanden hier zum zweiten Mal die �European Robotics and Automation Talks� − ERAT statt.

Patricia Neumann, CEO Siemens AG Österreich, eröffnete die European Robotics and Automation Talks mit einem Aufruf: �Die Herausforderungen für die Nachhaltigkeit können wir nicht allein als Unternehmen, sondern nur gemeinsam als Gesellschaft meistern.� Roboter- und Automatisierungstechnik-Technologien helfen der Industrie, sich nachhaltig aufzustellen – darin sind sich sämtliche Experten einig. Über 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus sechs Nationen nahmen auf Einladung von AT Styria und GMAR an der Konferenz teil, um sich über Innovationen aus der Roboter- Patricia Neumann, CEO Siemens und Automatisierungstechnik AG Österreich, hielt ihre Keynote für eine nachhaltige Indust- zum Thema „How technology drives rie auszutauschen. Die The- sustainable innovation“. men waren dabei so vielseitig wie die Forschungsbereiche selbst. �Fachkongresse wie der ERAT sind die perfekte Möglichkeit, Wissenschaft und Wirtschaft einfach und schnell zu vernetzen. Durch Kooperationen entstehen am Standort Steiermark Innovationen und Technologietransfer. Das ist für unseren Industriestandort essenziell, um weiterhin erfolgreich am globalen Markt zu sein�, so Helmut Röck, GF der Plattform Automatisierungstechnik. Eindrücke aus Forschungspraxis Diskutiert und referiert wurde über Technologien, die nachhaltige Innovationen fördern, sowie über die Geschäftschancen. Weiters auf der Agenda standen u. a. Innovationen bei Antriebssystemen und Künstliche Intelligenz (KI). Dabei konnten die Teilnehmer mögliche Kooperationen ausloten. Die Live-Vorführung des Mars Rover, eine Präsentation der Robocup-WM-Teams der HTL Zeltweg und der Bulme Gösting sowie das anschließende Networking-Event rundeten das Programm ab. Am zweiten Tag stand eine Besuchstour bei der Andritz AG und SSI Schäfer sowie beim Automatisierungstechnik-Labor der FH Campus 02 auf dem Programm. �

Fotos: Oliver Wolf, Studio Lou / Lukas Elsneg

Leoben in die digitale Zukunft der Stadt.


�Wir alle sind AREA-Süd�

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Foto: Verena Kaiser

Die WKO Regionalstellenobmänner von Deutschlandsberg und Wolfsberg, Manfred Kainz und Gerhard Oswald, über die Chancen, die durch die �AREA Süd� entstehen. Was macht aus Ihrer Sicht die Area Süd so attraktiv für Kärnten und die Steiermark? Gerhard Oswald: Hier entsteht die zweitgrößte Wirtschaftsregion in Österreich – was auf der europäischen Landkarte für eine Sichtbarkeit wie nie zuvor sorgt und uns die Möglichkeit gibt, im �europäischen Konzert� mitzuspielen. Manfred Kainz: Wir können endlich gemeinsam das nutzen, was jahrzehntelang zu wenig genutzt wurde: unsere gemeinsamen Potenziale – und zwar von Mariazell bis nach Villach und Spittal. Oswald: … vielleicht sogar bis in die Alpen-Adria-Region. Ist die Aufbruchsstimmung in der Region zu spüren? Kainz: Ja, wir spüren das bei unseren Info-Veranstaltungen ganz deutlich. Die Unternehmen sind mit ganzer Energie dabei. Aber das geht über die Area Süd hinaus. Es hat noch nie so viel Begeisterung gegeben wie jetzt. Auch auf politischer Ebene ist die Bereitschaft da, die notwendigen Dinge umzusetzen.

WK-Kärnten-Dir. Meinrad Höfferer, Bezirksstellenobmann Wolfsberg Gerhard Oswald, WK-Kärnten-Präs. Jürgen Mandl, WK-Steiermark-Präs. Josef Herk, Regionalstellenobmann Deutschlandsberg Manfred Kainz, WK-Steiermark-Dir. Karl-Heinz Dernoscheg

Welche Aufgaben sind bis 2025 noch zu erledigen? Oswald: Wir müssen das Gefühl für die gebotenen Chancen wecken, damit eine gemeinsame Identität entsteht und wir alle mitnehmen. Vor allem auch die Randregionen. Es muss ein Lebensraum ausgebaut werden, der Unternehmen und Familien anzieht. Das können wir nur miteinander schaffen. Schließlich sind wir alle die Area Süd. Wenn Sie in die Zukunft blicken: Was wird sich in zehn Jahren verändert haben? Oswald: Wir werden die Betriebe in der Region haben, die die großen Themen der Transformation vorantreiben, den Klimaschutz, die Nachhaltigkeit. Es wird einen Zuzug in einen dynamischen Wirtschaftsraum geben. Kainz: Ich bin überzeugt davon, dass es viele geben wird, die neidvoll in den Süden Österreichs schauen werden und sagen: �Was habt ihr da Großartiges zusammengebracht.�

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FAZIT JUNI 2023 /// 35


Kurz & News

Die steirischen Exportpreissieger 2023

Unter dem Motto „Cheers to Export“ wurden am 15. November die Steirischen Exportpreise 2023 für herausragende Leistungen an heimische Top-Exporteure verliehen. Ausgezeichnet wurden der Infrarotheizungs-Hersteller Redwell Manufaktur GmbH (Kleinunternehmen), der Bildungstechnologie-Entwickler eee Austria international projects GmbH (Mittleres Unternehmen) und das Technologie-Unternehmen IBS Austria GmbH (Großunternehmen). „Trotz der Herausforderungen konnte die Steiermark beim Export einen neuen Rekordwert erzielen. Dies ist der Erfolg unserer innovativen Betriebe, die mit ihren Produkten und Dienstleistungen weltweit punkten. Mit dem Exportpreis holen wir einige dieser Unternehmen vor den Vorhang“, so LRin Barbara Eibinger-Miedl.

Der Kreisvorsitzende der Region Bratislava, Juraj Droba, war am 20. Oktober zu Besuch in der Steiermark. Ihn begleitete eine hochrangige Delegation aus dem Verwaltungskreis Bratislava (die Slowakei hat acht Verwaltungskreise). Großes Interesse zeigte die Delegation an der Forschungs- und Entwicklungstätigkeit der Steiermark sowie am Schulwesen. Besichtigt wurde daher der Science Tower in Graz und das Institut Life (Institut für Klima, Energiesysteme und Gesellschaft) des Joanneum Research sowie die Fachhochschule Silberberg. Zwischen den Besuchen fand ein Arbeitstreffen mit unserem LH Christopher Drexler statt. Organisiert wurde dieser Besuch durch den steirischen Honorarkonsul der Slowakei Fritz Sperl.

„Finanzfrau“ fördert Finanzbildung von Frauen

Die Landesrätinnen Simone Schmiedtbauer und Doris Kampus präsentierten am 23. Oktober mit Anny-Lori Sperl vom Dachverband der steirischen Frauenund Mädchenberatungsstellen und Regina Geiger von der Steirischen Arbeitsförderungsgesellschaft und Schuldenberatung im Medienzentrum Steiermark in Graz die neue Veranstaltungsreihe „Finanzfrau“. Drei Termine werden im kommenden Halbjahr angeboten: Am 18. Jänner 2024 in Leibnitz, am 25. Jänner 2024 in Bruck an der Mur und am 21. März 2024 in Feldbach. Schmiedtbauer erklärt: „Beim Thema Finanzen geht es vor allem um Bewusstsein, Wissen und die richtige und langfristige Planung. Frauen, die ihre Finanzen im Blick haben, können selbstbestimmter leben und sind im Alter besser abgesichert.“

Evaluierung zum Verbot von Inlandsflügen

Die erste Evaluierungsstudie von Höffinger Solutions zu den Folgewirkungen der Einstellung innerösterreichischer Anbindungsflüge zum Flughafen Wien zeigt, dass sich die Hoffnung auf eine positive Klimawirkung nicht erfüllt. Denn statt auf die Bahn umzusteigen, reisen die meisten Passagiere etwa aus Salzburg, wo es das Verbot der Inlandsflüge bereits gibt, mit dem Pkw zum Flughafen München. Vor allem für Geschäftsreisende oder auch Familien mit Kindern ergeben sich klare Nachteile, was sich negativ auf den Wirtschaftsstandort auswirkt. „Ein Lenkungseffekt ist eingetreten, aber nicht im Sinne der Erfinderin“, sagt Alexander Klaus vom Flughafen Salzburg. „98 % der Passagiere nach Wien sind Umsteigepassagiere“, befürchtet Wolfgang Grimus, GF des Flughafen Graz ähnliche Auswirkungen für seinen Flughafen, sobald Flüge nach Wien verboten sind. 36 /// FAZIT DEZEMBER 2023

36 /// FAZIT MAI 2023

Fotos: Foto Fischer, Land Steiermark / Binder, Land Stmk. / Robert Binder, GRAWE/Sophie Zechner

Region Bratislava zu Besuch in der Steiermark


Der Grawe-Award 2023 wurde heuer im Bereich �Soziales Wirken� verliehen und geht an die Volksschule Gabelsberger, vertreten durch Bruno Leitner, für das Sprachförderungsprojekt �Mehr Freu(n)de mit Deutsch�.

(v.l.) Grawe-GenDir. Klaus Scheitegel; Othmar Ederer; Ekaterina Moser (VS Gabelsberger); Franz Harnoncourt-Unverzagt; VS-Dir. Bruno Leitner; Carina Kerschbaumer; Wolfgang Schaller und Ursula Wipfler.

Die Volksschule Gabelsberger macht es sich mit der Initiative �Mehr Freu(n)de mit Deutsch� zur Aufgabe, Kinder mit Migrationshintergrund in der deutschen Sprache zu fördern. Das ist ein wichtiges Projekt, da Kinder aus 25 Nationen die Schule besuchen und ein Großteil davon nur über sehr begrenzte Deutschkenntnisse verfügt. Sprachkompetenz und Ausdrucksvermögen sind jedoch Voraussetzungen für den Bildungserfolg von Schülerinnen und Schülern. Das Beherrschen der deutschen Sprache in Wort und Schrift steigert daher ihre Chancen auf eine erfolgreiche Integration in die Gesellschaft und später in die Arbeitswelt. In den Fördereinheiten wird den Kindern in Kleingruppen Deutsch spielerisch beigebracht und ihre vorhandenen Kenntnisse werden gefördert. Hierfür kommen Sprachspiele, Bildkarten, Bilderbücher sowie verschiedenste Lernmaterialien zum Einsatz. So werden das Sprachsowie das Leseverständnis, die Grammatik, die Rechtschreibung trainiert und Aspekte wie die verbale Lösung von Konflikten erworben. In der Jury des Grawe-Award 2023 fungieren als Leiter Grawe-Ehrenpräsident Franz Harnoncourt-Unverzagt sowie als Mitglieder Carina Kerschbaumer, Kleine Zeitung, Wolfgang Schaller, ORF Steiermark, Othmar Ederer, Vorstandsvorsitzender Grawe-Vermögensverwaltung, und Ursula Wipfler, Grawe-Zentralbetriebsrätin. Der Grawe-Award wird seit dem 175-Jahr-Jubiläum der Grazer Wechselseitigen im Jahr 2003 jährlich vergeben − abwechselnd in den Bereichen �Soziales Wirken�, �Sicherheit�, �Wissenschaft�, �Kunst und Kultur� und �Sport�. Die Preisträger werden von einer unabhängigen Jury gekürt. Der Award ist heuer mit 15.000 Euro dotiert. n

Foto: Foto Fischer

Verleihung des Grawe-Award 2023

Kurz im Gespräch mit Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark Wie gravierend ist zurzeit der Fachkräftemangel im medizinischen bzw. Pflegebereich in der Steiermark? Leider ist der Mangel an Pflegekräften sehr krass, wobei das Problem auch darin besteht, dass wir nicht nur zu wenige Menschen haben, sondern vor allem zu wenige, die in Vollzeit arbeiten. Welche Anreize sehen Sie als geeignet an, dass Pflegepersonal von Teil- wieder vermehrt in Vollzeit wechselt? Geld ist wichtig. Dabei geht es vor allem um das Geld, dass die Leute tatsächlich auf ihr Konto erhalten. Es müssen aber auch die Rahmenbedingungen passen – Stichwort Vollzeitbonus. Ganz konkret eine Kinderbetreuung, die zu den Arbeitszeiten passt. Wenn jemand um 7 Uhr früh zu arbeiten beginnt, muss die Kinderbetreuung so sein, dass man Zeit hat, sein Kind auch hinzubringen und dann pünktlich mit der Arbeit zu beginnen. Für Gesundheitsberufe gilt dies natürlich auch an Wochenenden und Feiertagen. Mit welchen Maßnahmen könnte man längeres Arbeiten im Alter für die Bediensteten attraktiver machen? Das Arbeitsklima muss passen. Dass über 60-Jährige – wenn sie wollen – keine Nachtdienste mehr machen, muss selbstverständlich werden. So können sie noch viele Jahre aktiv beitragen. Um in der Pension selbst noch tätig zu sein, müssen allerdings völlig neue gesetzliche Regelungen getroffen werden. Wenn es sich finanziell nicht auszahlt, dann findet sich niemand. Wir sind auf dem richtigen Weg, aber es geht alles sehr langsam.

FAZIT DEZEMBER 2023 /// 37


Außenansicht Von Peter Sichrovsky

#48

W

o hernehmen« wird zum wichtigsten Problem der Sozialdemokraten und deren neuen Parteichef. Wo die Wählerinnen und Wähler hernehmen, die man verloren hat; vor allem an die FPÖ, teilweise auch an die Grünen. Nach der Positionierung und Strategie des Parteichefs bietet er der abhanden gekommenen Wählerschaft erstens seine Sympathie, er hat sie einfach alle gern, und zweitens Geld, das er sich vorher von den Reichen oder Steuerzahlern holt. Gegen mehr Geld hat niemand etwas. Doch wie geht es mit dem Angebot der emotionalen Nähe, dem Verständnis, dem Gernhaben, dem Mögen? Der österreichische Dialekt mit seiner wunderbaren Vielfalt von Wörtern und Deutungen zeigt unterschiedliches Verständnis des Wortes »Gernhaben«. In dieser Hinsicht hat sich der SPÖ-Chef noch nicht deutlich genug ausgedrückt. Wer wie Andreas Babler ankündigt, Menschen in Österreich gernzuhaben, sie zu mögen, muss damit rechnen, dass nicht wenige mit »er kann uns mal gernhaben«

Andreas Babler und seine Rückholaktion

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reagieren. Vor allem in Wien, wo das größte Potenzial für jede Partei wartet, sind die Wahlberechtigten mit ihrer eher raunzigen und mürrischen Art nicht unbedingt mit (gespielter) emotionaler Nähe zu gewinnen, das geht ihnen auf die Nerven. Sie mögen es nicht, wenn einer zu nett und zu verständnisvoll auf sie zugeht. Sie misstrauen jeder Freundlichkeit, da sie von sich selbst wissen, dass sie meist gespielt, aufgesetzt und unwahr ist. »Was ist denn mit dem los?« – kommt meist als Frage, wenn einer die Runde der Bekannten mit positiver, schmalziger Zuneigung überrascht, und jedem ein Kompliment macht. Sie haben es nicht unbedingt gern, wenn sie jemand gernhat. Bleibt das zweite Angebot: »Mit mir werdet ihr mehr verdienen und weniger arbeiten.« Das ist schon verlockender. Problem dabei, Babler sagt selbst, dass er das Geld noch nicht hat, das er verteilen will. Er hat jedoch Ideen, kenne jemanden, sogar viele, die genügend hätten, die es entweder freiwillig hergeben oder denen er es halt wegnehmen wird. Übertragen auf den realen Geldfluss bedeutet es, dass seine Zusage von einer anderen Zusage, einer Bereitschaft abhängig ist. Oder seinem Talent, es zu besorgen. Man steht sozusagen in der zweiten Reihe. In der ersten stehen jene, die das Geld sammeln und es dann zurückreichen zu denen, die weiter hinten warten. Im Gegensatz dazu erlebt die Mehrheit, die von Lohn und Gehalt abhängig ist, dass jene, die Geld erwirtschaften – die Unternehmen – selbst entscheiden können, was sie mit dem Gewinn machen. Wenn schon mehr Geld, denken die meisten, dann lieber von jenen, die es nicht vorher von anderen besorgen müssen. Besorgen von Steuerzahlern, die aufgrund erfolgreicher Wirtschaftspolitik mehr verdienen, mehr Gewinn machen und daher mehr Steuer zahlen, was sich die SP-Regierung holt, um es zu verteilen. Das klingt kompliziert, ist es aber nicht. Wenn A einen Betrieb führt und Gewinn macht, kann er C, seine Angestellten, besser bezahlen. Wenn B, die SP-Regierung, hofft, dass A Gewinne macht und mehr

Steuern zahlt, die B kassiert und dann an C verteilt, ist das eine komplizierte und unsichere Angelegenheit – vor allem für C, denn die Erfahrung lehrt, dass B recht willkürlich mit den Steuern von A umgeht und C keinerlei Kontrolle darüber hat, im Gegensatz zum Verhältnis A zu C, wo C direkt über das Einkommen verhandeln könnte. Bleibt das dritte Problem, die Zuwanderung, eines der wichtigsten Motive für Wähler und Wählerinnen der Freiheitlichen. Hier fehlt komplett das alternative und überzeugende Angebot der SPÖ. Einige Vertreter und Vertreterinnen der Partei forderten am Parteitag offene Grenzen, offene Korridore, damit auch alle Flüchtlinge Österreich erreichen könnten. Es geht hier nicht um die Bewertung dieses Vorschlags, doch wie lässt dieser sich mit dem Plan der Rückholung vereinigen? SPÖ-Bundesparteivorsitzender Babler kündigte an, Unterstützer der FPÖ wieder für die SPÖ zu begeistern. Wenn allerdings die Mehrheit der FPÖ-Wähler diese Partei bisher wählte, weil sie einen radikalen Antiimmigrationswahlkampf führt, so ist die Hoffnung, mit der Politik »Mehr Zuwanderung« diese zurückzuholen, etwa so realistisch wie mein Erfolg bei der nächsten Bundespräsidentenwahl – wobei, vom Alter her wäre ich n grundsätzlich ideal geeignet.

Sie erreichen den Autor unter peter.sichrovsky@wmedia.at


Essay von Armin Pfahl-Traughber

Antisemitismus im Islamismus Ideengeschichtliche Bedingungsfaktoren, agitatorische Erscheinungsformen und soziale Verankerung

A

ntisemitismus ist nicht nur ein bedeutendes Agitationsthema von Rechtsextremisten, sondern auch von Islamisten. Sie nutzen dabei Stereotype und Vorurteile, die allgemein mit der judenfeindlichen Hetze in Europa vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert in Verbindung gebracht werden. Gleichzeitig verknüpft der islamistische Diskurs derartige Unterstellungen mit Aussagen über die Juden, welche auf die Frühgeschichte des Islam zurückgehen.

In der vor allem gegen den Staat Israel gerichteten antisemitischen Agitation von Islamisten kann man bezüglich der ideengeschichtlichen Perspektive demnach eine Mischung aus externen und internen Bedingungsfaktoren ausmachen. Wie sich derartige Auffassungen in den inhaltlichen Diskursen der Islamisten niederschlagen, soll hier anhand der unterschiedlichsten Gruppen, Netzwerke und Organisationen verdeutlicht werden. Dabei zeigen sich grundlegende inhaltliche Gemeinsamkeiten unabhängig davon, ob man sich eines gewaltfreien oder terroristischen Handlungsstils bedient.

Sie bestreiten das Existenzrecht Israels und fordern seine Auflösung: Der Antisemitismus ist bei Islamisten ein wichtiges Thema. Sie verbinden dabei judenfeindliche Hetze aus Europa mit feindseligen Aussagen aus der Frühgeschichte des Islam.

Bezugspunkte für den islamistischen Antisemitismus in der Frühgeschichte des Islam

Foto: Hans-Albert-Institut

Inhaltliche Bezugspunkte dafür liefert zum einen die Frühgeschichte des Islam: Nach der offiziellen Überlieferung scheiterten Mohammeds Bemühungen, jüdische Stämme in Medina für seinen Glauben zu gewinnen. In der Folge kam es offenbar aus machtpolitischen Gründen zu kriegerischen Konflikten, welche mit der Niederlage dreier dieser Stämme endeten. Deren Angehörige wurden zunächst enteignet und vertrieben bzw. später versklavt und getötet. Dieser historische Hintergrund erklärt wohl mit, warum es im Koran überaus abwertende Kommentare zu den Juden gibt. Man wirft ihnen etwa vor, sie hätten den Bund mit Allah und den Muslimen gebrochen: »Und weil sie ihre Verpflichtung brachen, haben wir sie verflucht« (Sure 5, 13, vgl. auch u.a. 4, 46; 4, 155). Außerdem gelten die Juden als betrügerisch, heißt es doch etwa: »... und (weil sie) Zins nahmen, wo es ihnen doch verboten war, und die Leute in betrügerischer Weise um ihr Vermögen brachten. Für die Ungläubigen von ihnen haben wir (im Jenseits) eine schmerzhafte Strafe bereitet (Sure 4, 161, vgl. u.a. auch 2,100; 9, 34). Diffamierungen von und Massaker an Juden in der Geschichte des Islam Derartige Auffassungen prägten auch das Bild der Juden in der Geschichte des Islam. So erschien ab dem 9. Jahrhundert eine Reihe von Schmähschriften, welche an die Aussagen über die Juden im Koran anknüpften und für ein entsprechendes gesellschaftliches Klima sorgten. Trotz des Fehlens eines breit verankerten aggressiven Hasses gegen die Angehörigen der religiösen Minderheit kam es auch in der islamischen Welt zu Massakern an Juden. Einige Beispiele seien zur Veranschaulichung genannt: Zwischen 1010 und 1013 wurden Hunderte von Juden in den muslimischen Teilen Spaniens umgebracht; in Fez massakrierte man 1033 mehr als 6.000 Angehörige der religiösen Minderheit; und bei den muslimischen Unruhen 1066 in Granada kamen um die 4.000 Juden ums Leben. Auch gewalttätige Vertreibungen mit allerdings teilweiser Rückkehr prägten das Schicksal der Minderheit, so etwa 1016 in Kairouan, 1145 in Tunis oder 1232 in Marrakesch. Als Ursache lässt sich eine Mischung aus religiösen und sozialen Ressentiments gegen Andersgläubige und Aufsteiger ausmachen.

Dr. Armin Pfahl-Traughber, 1963 in Schwalmstadt geboren, ist deutscher Politikwissenschaftler und Soziologe. Er war Referatsleiter in der Abteilung Rechtsextremismus im Bundesamt für Verfassungsschutz in Köln. Seit 2004 ister Professor an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung im nordrhein-westfälischen Brühl. FAZIT DEZEMBER 2023 /// 39


Antisemitismus im Islamismus

Bezugspunkte für den islamistischen Antisemitismus im europäischen Antisemitismus Inhaltliche Bezugspunkte für den islamistischen Antisemitismus bestehen zum anderen aber auch in den besonderen Stereotypen des jahrhundertealten europäischen Antisemitismus, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts im Kontext der Kolonialisierung der arabischen bzw. islamischen Welt ebendort Verbreitung fanden. So entstanden etwa Ritualmordvorwürfe in der Folge der »Damaskus-Affäre« 1840: Hier führte man das Verschwinden eines Kapuzinermönchs auf den angeblichen Ritualmord eines jüdischen Barbiers zurück. In den folgenden Jahrzehenten kam es an zahlreichen Orten teilweise mit Ausschreitungen gegen die Juden verbunden - zu einschlägigen Diffamierungen und Hetzkampagnen. Eine weitere Behauptung, die dem Agitationsarsenal des europäischen Antisemitismus entstammte, kann im Vorwurf von der »jüdischen Verschwörung« gegen die etablierte Ordnung gesehen werden. In Reaktion auf die 1908 erfolgte Revolution der »Jungtürken« im Osmanischen Reich deuteten deren Gegner diesen Schritt als Folge einer jüdischen Konspiration. Antisemitismus in der Frühgeschichte des Islamismus Insofern darf es auch nicht verwundern, dass derartige Auffassungen ab Ende der 1920er Jahre auch im politisch aktiven und organisierten Islamismus zunehmend an Bedeutung gewannen. Es kam sogar zu einer relativ intensiven Zusammenarbeit islamistischer und nationalistischer Kreise mit Hitler-Partei und NS-Staat, wobei die Initiative zu den Beziehungen ursprünglich von arabischer Seite ausging. Die diesbezüglich bedeutendste historische Figur war der Mufti von Jerusalem Muhammad Amin el-Husseini (1893-1974), der sich während des Zweiten Weltkriegs ganz offen in den propagandistischen Dienst der Nationalsozialisten stellte und im Radio Hetzansprachen gegen Juden hielt. Auf Konferenzen der »Muslimbruderschaft« fanden schon 1938 Übersetzungen der antisemitischen Fälschung der »Protokolle der Weisen von Zion« Verbreitung. Und der spätere »Chefideologe« der Muslimbruderschaft Sayyid Qutb (1906-1966) veröffentlichte Anfang der 1950er Jahre seinen Aufsatz »Unser Kampf mit den Juden«, worin sie von Beginn an als Feinde des Islam beschrieben wurden. Antisemitismus in Publikationen der türkischen »Milli Görüs«-Bewegung

Die Zionisten hätten den Imperialismus unter ihre Kontrolle gebraucht und beuteten mittels der kapitalistischen Zinswirtschaft die gesamte Menschheit aus.

Spätestens seit Beginn der 1970er Jahre lässt sich bei den meisten islamistischen Organisationen eine Verstärkung der antisemitischen Agitation ausmachen. Das soll hier exemplarisch anhand von verschiedenen Strömungen aufgezeigt werden. Am Beginn steht die »Milli Görüs«-Bewegung, die in der Türkei über parteipolitisches Engagement politischen Einfluss erlangen will. Ihr bedeutendster Repräsentant, der zeitweilige türkische Ministerpräsident Necmettin Erbakan (1926-2011), hatte etwa in einer auch in deutscher Übersetzung vorliegenden Schrift mit dem Titel »Gerechte Wirtschaftsordnung« (1991) behauptet: Der Zionismus sei ein Glaube und eine Ideologie, dessen Zentrum sich bei den Banken der Wall Street befinde. Die Zionisten hätten den Imperialismus unter ihre Kontrolle gebraucht und beuteten mittels der kapitalistischen Zinswirtschaft die gesamte Menschheit aus. Derartige und andere antisemitische Aussagen findet man auch regelmäßig in der Presse aus dem Umfeld von »Milli Görüs«, wofür vor allem die Zeitung »Milli Gazete« steht. Antisemitismus in der Charta der palästinensischen »Hamas«

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Auch die palästinensische »Hamas« vertritt eine antisemitische Grundposition, was sich aus dem Text ihrer Charta von 1988 gut ablesen lässt. Darin ist etwa bereits zu Beginn die Rede von einem langen und gefährlichen Kampf gegen die Juden, welcher die Hingabe von allen Muslimen nötig mache. Ausdrücklich spricht man von den »Juden«, nicht von den »Israelis« oder »Zionisten«. Danach findet sich eine Reihe von Zitaten


Essay von Armin Pfahl-Traughber

aus dem Koran, die den islamfeindlichen, korrupten, kriegstreiberischen und verderblichen Charakter der Juden unter Beweis stellen sollen. Weiter heißt es: Der Feind habe für eine lange Zeit geplant und setze sein Geld ein, um im Hintergrund seine Interessen zu verwirklichen. Darüber hinaus stünde er hinter nahezu allen Kriegen und Revolutionen der Vergangenheit und Gegenwart. Es besteht demnach für die »Hamas« eine seit Jahrhunderten existente Verschwörung von Juden, die nach einem bestimmten Konzept vorgehen würden. Der Plan dazu finde sich in den »Protokollen der Weisen von Zion«, einer bekannten antisemitischen Fälschung. Antisemitische Auffassungen im Diskurs der libanesischen »Hizb Allah« Antisemitische Auffassungen findet man nicht nur bei den sunnitsch, sondern auch bei den schiitisch geprägten islamistischen Organisationen wie der libanesischen »Hizb Allah«. In Bezug auf Israel vertritt man eine rigorose antizionistische Position. Wie viele islamistische Organisationen in der Region bestreitet »Hizb Allah« grundsätzlich Israels Existenzrecht. Dabei geht der entfaltete Diskurs zwar nicht immer so deutlich wie bei der »Hamas«, aber häufig genug mit antisemitischen Auffassungen im Sinne eines Hasses auf alle Juden einher. In der Agitation führender Funktionäre und in den Publikationsorganen lässt sich ebenfalls eine Verkopplung von Anspielungen auf historische Ereignisse im Zusammenhang mit Mohammeds Konflikten mit den Juden und der gegenwärtigen Situation im Nahost-Konflikt ausmachen: Mit Rekursen auf den Koran werden Juden als hinterhältige und gefährliche Gegner des Islam dargestellt. Zusammen mit den Freimaurern hätten die Juden sich zu Weltverschwörern entwickelt und trügen die Schuld an vielen Übeln.

Es besteht demnach für die »Hamas« eine seit Jahrhunderten existente Verschwörung von Juden, die nach einem bestimmten Konzept vorgehen würden.

Antisemitismus in den Erklärungen der »Al-Qaida«-Führung Auch bei den individuellen Einstellungen und im öffentlichen Diskurs von transnational agierenden islamistischen Terroristen lassen sich antisemitische Positionen ausmachen. Exemplarisch dafür stehen schon frühe Erklärungen von Osama Bin Laden wie etwa ein Brief an einen Rechtsgelehrten von 1994. Darin kritisierte er dessen Plädoyer für einen Friedensschluss mit den Juden, denn der jüdische Feind sei der Verderber des Islam und der Welt. Und in einer Videobotschaft von 2001 sprach Bin Laden davon, es gebe eine lange Kette der jüdischen Verschwörung mit dem Ziel eines Vernichtungskriegs gegen den Islam. Auch bei den Todespiloten des 11. September 2001 kursierten derartige Auffassungen, wofür Dokumente und Zeugenbefragungen zu Mohammed Atta sprechen: Demnach ging er davon aus, dass die Juden als reiche Strippenzieher hinter den Kriegen der USA auf dem Balkan und am Golf stünden. Das Zentrum des Weltjudentums sei New York. Von dort aus müsse der Befreiungskrieg für die Errichtung eines islamischen Gottesstaat beginnen. Antisemitische Aussagen im Diskurs des »Islamischen Staats« Antisemitische Aussagen fanden sich auch beim »Islamischen Staat« (IS), der zunächst eine Abspaltung von »al-Qaida« war und dann unter seiner eigentlichen Bezeichnung aktiv wurde. Die besondere Brutalität bei den Handlungen wie die Herrschaft über einige Regionen bildeten dessen Spezifika. Bekanntlich mündete sein Agieren in der Ausrufung eines »Kalifats«, womit ein beim IS namensgebendes Modell praktisch umgesetzt wurde. Gleichwohl währte diese formale Herrschaft nicht lange, kam es doch bald zu seiner militärischen Zerschlagung. Die Einstellung zu den Juden bzw. zu Israel war nie ein herausragendes Thema. Indessen fanden sich im Diskurs des IS sehr wohl antisemitische Positionierungen. So wurde etwa in »Dabiq«, einem auch englischsprachigen IS-Online-Magazin, auf einen Hadith-Text angespielt. Demnach sollten Juden bekämpft und getötet werden. Die gleiche Aussage findet man auch in der Gründungscharta der Hamas, womit sich ein Einklang der Forderungen und Positionierungen ergibt. In beiden Fällen erfuhr die eliminatorische Judenfeindschaft eine religiöse Legitimation.

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Antisemitismus im Islamismus

Antisemitismus als Staatsideologie in der Islamischen Republik Iran Und schließlich soll als Beispiel für den islamistischen Antisemitismus noch seine Bedeutung als Staatsideologie anhand eines Regimes dieser politischen Ausrichtung aufgezeigt werden: der Islamischen Republik Iran. Bereits deren Begründer Ayatollah Khomeini bezeichnete nicht nur Israel als »kleinen Satan«, er formulierte auch offen eine antizionistische Position, rief er doch zur Zerschlagung des Staates auf. Israel galt ihm als »Feind des Islam« und »Feind der Menschheit«. Darüber hinaus bediente sich der offizielle politische Diskurs ebenso der bekannten antisemitischen Stereotype wie etwa der von den »jüdischen Verschwörungen«. Selbst die »Protokolle der Weisen von Zion« fanden über staatliche Stellen Verbreitung. Der frühere Präsident Mahmud Ahmadinejad propagiert ähnliche Auffassungen. Bereits kurz nach seiner Wahl forderte er 2005 öffentlich die Vernichtung des Staates Israel und 2006 leugnete er öffentlich die Massenvernichtung von Juden im Zweiten Weltkrieg. In Teheran fand gar eine »Holocaust-Konferenz« unter Beteiligung rechtsextremistischer Referenten statt. Antisemitismus als Mobilisierungsfaktor für Muslime

Demnach bestehen hohe antisemitische Einstellungspotentiale unter in westlichen Ländern lebenden Muslimen. Deren Anteil ist zwischen zwei- bis vierfach höher als in der jeweiligen Gesamtgesellschaft.

Der Antisemitismus von Islamisten ist nicht nur auf die erwähnten Organisationen beschränkt, was ein Blick auf einschlägige repräsentative Umfragen veranschaulicht. Demnach bestehen hohe antisemitische Einstellungspotentiale unter in westlichen Ländern lebenden Muslimen. Deren Anteil ist zwischen zwei- bis vierfach höher als in der jeweiligen Gesamtgesellschaft. Da diese Erkenntnis sich durch eine Fülle von entsprechenden Studien hindurchzieht, handelt es sich nicht nur um eine bloße Feststellung für einzelne Länder oder unterschiedliche Zusammenhänge. Grob spricht die sozialwissenschaftliche Forschung hier von zwischen 30 und 50 Prozent. Dementsprechend gehören antisemitische Einstellungen häufig zur Norm im jeweiligen innermuslimischen sozialen Umfeld. Eine auffällige Besonderheit der gemeinten Personen besteht außerdem darin, dass für sie das Ausmaß und die Bedeutung islamischer Identität besonders hoch sind. Damit gibt es für islamistische Agitation mit dem Antisemitismus ein bedeutendes Mobilisierungspotential unter Muslimen, es kann zur Radikalisierung und Rekrutierung im extremistischen Sinne genutzt werden. Auch in Deutschland kann man antisemitische Einstellungen bei den Muslimen überdurchschnittlich stark ausmachen. Eine von der Konrad-Adenauer-Stiftung bezogen auf die Gesamtbevölkerung erstellte Studie ermittelte dazu entsprechende Unterschiede: Im Bevölkerungsdurchschnitt meinten vier Prozent, dass Juden hinterhältig seien: Unter Muslimen waren es zwölf Prozent. Die eigentlichen politischen Herrscher seien Juden meinten unter Muslimen 26 Prozent, im Durchschnitt waren es vier Prozent. Gegen die Existenz von Israel sprachen sich von den Muslimen 16 Prozent aus, beim Bevölkerungsdurchschnitt waren es vier Prozent. Und auch bei der Akzeptanz von Gewalt, gemessen mit dem Einstellungsstatement: »Juden müssen sich nicht wundern, wenn sie einen drauf bekommen«, lassen sich eindeutige Unterschiede erkennen: im Durchschnitt zwei Prozent, bei den Muslimen sieben Prozent mit jeweiliger Zustimmung. Die Anteile liegen somit gegenüber der Gesamtbevölkerung bei den Muslimen drei- bis sechsmal höher. Und nur eines der genannten Einstellungsstatements hat etwas mit Israel zu tun. Islamistischer Antisemitismus als Gefährdung für Juden

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Dafür sprechen kontinuierlich Fälle von islamistisch motivierter Gewalt, die nach einer Eskalation im Nahost-Konflikt auszumachen ist. Idealtypisch lassen sich zwei Handlungsformen bzw. Tätergruppen unterscheiden: Es können Angehörige islamistischer Gruppen sein, die in deren Auftrag geplant derartige Anschläge durchführen. Es können aber auch eigenständige Akteure ohne Organisationszugehörigkeit sein, die aus einer Alltagssituation heraus entsprechende Gewalttaten begehen. Dabei ergibt sich der antisemitische Hintergrund durch den gewählten Ort. Meist sind davon jüdische Gemeindezentren oder Synagogen betroffen, die aber gar keinen direkten Bezug zum israelischen Staat haben müssen. Gleichwohl erfolgt durch das gewalttätige Agieren


Essay von Armin Pfahl-Traughber

eine Identifizierung des fernen Israel mit den hiesigen Juden. Unabhängig von einem subjektiven Bewusstsein wird durch solche Handlungen objektiv eine antisemitische Zielsetzung verfolgt. Denn die in Deutschland lebenden Juden können nichts für die Politik des israelischen Staates, trotzdem sind sie entsprechenden Gefährdungen auch von Islamisten ausgesetzt. Islamistische Anschläge auf jüdische Einrichtungen Dafür stehen auch immer wieder islamistische Anschläge auf jüdische Einrichtungen aus der jüngeren Geschichte: Bereits kurz nach den Angriffen der Hamas auf Israel kam es noch im Oktober 2023 zu einem Vorfall, wobei in Berlin ein Brandanschlag auf eine Synagoge von unbekannten Tätern verübt wurde. Deren genauer ideologischer Hintergrund ist insofern nicht bekannt, gleichwohl offenbart sich hier der postulierte Zusammenhang: Zufällig ausgewählte Juden werden pauschal für Israels Vorgehensweise verantwortlich gemacht. Es können von derartigen Angriffen auch private Einrichtungen wie etwa Supermärkte für koschere Waren betroffen sein. Ein Anhänger des »Islamischen Staates« tötete etwa 2015 vier Juden an einem solchen Ort in Paris. Dass es auch derartige Gewalthandlungen in vom Nahen Osten weit entfernten Orten geben kann, veranschaulicht ein Anschlag in Buenos Aires von 1994. Betroffen davon war dort ein zentrales Gemeindezentrum, wobei 85 Menschen getötet und gegen 300 verletzt wurden. Der Angriff wurde einem libanesischen Islamisten zugerechnet, er soll mit der »Hizb Allah« in einem engen Kontakt gestanden haben. Antisemitische Dimension des Hamas-Massakers von 2023 Auch das Hamas-Massaker vom 7. Oktober 2023 kann in diesem Zusammenhang gesehen werden. 1200 Menschen wurden ermordet, wovon der überwiegende Anteil jüdische Israelis waren. Die Führung der Hamas hatte das Massaker systematisch vorbereitet, die brutalen Morde, Schändungen und Vergewaltigungen wurden soar gefilmt. Erkennbar kann von einer genozidalen Dimension gesprochen werden, sollten doch aufgrund ihrer israelischen bzw. jüdischen Identität all diese Menschen sterben. Bereits in der Gründungscharta der Hamas fand sich ein auch in diesem Sinne ausgerichteter Tötungsaufruf, der zwar in der zweiten Charta von 2017 nicht mehr enthalten war. Gleichwohl bekundete man dort ein vom Fluss bis zum Meer reichendes Palästina anzustreben, was auf die nur gewaltsam vorstellbare Auflösung des jüdischen Staates durch existenzielle Vernichtung hinauslaufen würde. Einem islamistischen Antisemitismus entspricht auch diese ideologische Grundforderung, aber noch mehr die mörderische Praxis. Sie machte außerdem deutlich, dass die in der zweiten Charta anklingende Mäßigung eher für eine Täuschungsabsicht stand.

Quellen und Literaturverzeichnis Benz, Wolfgang/Wetzel, Juliane (Hrsg.): Antisemitismus und radikaler Islamismus, Essen 2007. Farschid, Olaf: Antisemitismus im Islamismus. Ideologische Formen des Judenhasses bei islamistischen Gruppen, in: Armin Pfahl-Traughber (Hrsg.): Jahrbuch für Extremismus- und Terrorismusforschung 2009/2010, Brühl 2010, S. 435-485. Hirndorf, Dominik: Antisemitische Einstellungen in Deutschland. Repräsentative Umfrage zur Verbreitung von antisemitischen Einstellungen in der deutschen Bevölkerung, Konrad Adenauer-Stiftung, Analyse und Beratung, Berlin 2024, www. kas.de (dort S. 9)

Jikeli, Günther: Antisemitismus unter Muslim*innen als potentielles Mobilisierungsmittel für islamistische Gruppen. Eine Auswertung von Umfragen zu muslimischem Antisemitismus in westlichen Ländern, in: Hendrik Hansen/Armin Pfahl-Traughber (Hrsg.): Jahrbuch für Extremismus- und Terrorismusforschung 2021/22/2023, Brühl 2023, i.E. Kiefer, Michael: Antisemitismus in den islamischen Gesellschaften. Der Palästina-Konflikt und der Transfer eines Feindbildes, Düsseldorf 2002. Küntzel, Matthias: Djihad und Judenhaß. Über den neuen antijüdischen Krieg, Freiburg 2003.

Lewis, Bernard: »Treibt die ins Meer!« Die Geschichte des Antisemitismus, Frankfurt/M. – Berlin 1987.

Lewis, Bernard: Die Juden in der islamischen Welt. Vom frühen Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, München 1987. Nettler, Robert L.: Past, Trials and Present Tribulations: A Muslim Fundamentalist’s View of the Jews, Oxford 1987. Pfahl-Traughber, Armin: Antisemitismus in der christlich-europäischen und islamisch-arabischen Welt. Eine vergleichende Betrachtung in ideologietheoretischer Perspektive, in: Wolfgang Benz (Hrsg.), Jahrbuch für Antisemitismusforschung. Bd. 13, Berlin 2004, S. 67-83.

Pfahl-Traughber, Armin: Der Ideologiebildungsprozess beim Judenhass der Islamisten. Zum ideengeschichtlichen Hintergrund einer Form des »Neuen Antisemitismus«, in: Martin H. W. Möllers/Robert Chr. van Ooyen (Hrsg.): Jahrbuch Öffentliche Sicherheit 2004/2005, Frankfurt/M. 2005, S. 189-208. Webman, Esther: Die Rhetorik der Hisbollah: Die Weiterführung eines antisemitischen Diskurses, in: Wolfgang Benz (Hrsg.): Jahrbuch für Antisemitismusforschung, Bd. 12, Berlin 2003, S. 39-55.

Wistrich, Robert S.: Antisemitism. The Longest Hatred, London 1991.

Wie lassen sich zusammenfassend betrachtet die inhaltlichen Kernpositionen des islamistischen Antisemitismus bestimmen und einschätzen? Hauptsächlich artikuliert er sich in seiner antizionistischen Form, also über die grundlegende Ablehnung des Existenzrechts Israels und der dabei erhobenen Forderung nach Auflösung des Staates. Palästina soll ein rein muslimisch dominiertes Gebiet der islamischen Welt sein. Dabei bezieht sich der öffentliche Diskurs der Islamisten auf einen realen politischen Konflikt, welcher seit Jahrzehnten um die politische Kontrolle über eine bestimmte geographische Region in blutiger Weise geführt wird. Dessen Deutung erfolgt mit Bezug auf Argumentationsmuster, die als externe Bedingungsfaktoren aus europäischen Ländern und als interne Bedingungsfaktoren aus der islamischen Welt stammen. Die dabei deutlich werdende Funktionalisierung dieser Argumentationsmuster im Kontext des Nahostkonflikts spricht nicht gegen das Vorhandensein des Antisemitismus, veranschaulichen die erwähnten Auffassungen doch nicht nur eine Ablehnung von Israel, sondern auch einen Hass gegen alle Juden. n Vorliegender Text von Armin Pfahl-Traughber erschien am 20. November dieses Jahres auf der Webseite (bit.ly/F198AS) der Bundeszentrale für politische Bildung unter der Creative Commons Lizenz »CC BY-NC-ND 3.0 DE«. Es handelt sich dabei um eine nach dem 7. Oktober vom Autor aktualisierte und überarbeitete Fassung des urprünglichen Textes vom Juli 2011. bpb.de

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Burkhard Stulecker wurde am 19. Dezember 1956 in Langenwang geboren, die Mutter stammt aus einer Förster- und Gastrofamilie, der Vater war Diplomingenieur für Bergwesen. Nach dem Gymnasium in Mürzzuschlag ging er in die Bildhauerklasse am Ortweinplatz, dann Bühnenbildstudium. Stationen u.a. bei der Formel 1 und bei Zeitungen. Theaterinszenierungen und Bühnenbild, dann Umstieg auf Film. Lebt seit mehr als 20 Jahren in Italien. Er bereitet gerade ein Buch über sein buntes Leben vor. Arbeitstitel: Knödelausweichlöffel.


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Burkhard Stulecker

Börki und der Knödelausweichlöffel

Foto: Andreas Pankarter

E

s gibt Menschen, von denen man sich nicht vorstellen kann, dass sie Feinde haben könnten. Obwohl oder gerade weil Burkhard Stulecker so viele Freunde hat, jedenfalls aber einen Bekanntheitsgrad, der weit über das Normalmaß hinausgeht und damit etwa auch einen Ottfried Fischer, den Bullen von Tölz, verblüfft. Vielleicht ist es seine unvoreingenommene Art mit der er einem begegnet, als wäre gleiche Augenhöhe das einzige gültige Maß. Egal, ob man Helmut Berger, Marisa Mell, Barry Newmann, Sylvester Stallone oder Max Mustermann heißt. Oder auch James Bond, »Börki« findet Zugang. Er ist zweifellos ein bunter Hund und zugleich ein Kind seiner Zeit. Aufgewachsen in diesem wunderbaren Zeitfenster nach Wiederaufbau, Wohlstand und Wonnejugend, kurz Wickie, Slime und Paiper, treibt es ihn neben dem Bühnenbildstudium in Graz zu Jobs in der Formel 1. Quer durch Europa, zweimal auch in Übersee, jobbt er immer wieder für das F-1-Shadow-Team von Teamchef Don Nichols. Nach diesen wilden Siebzigerjahren wird er für mehrere Jahre Journalist bei Autozeitschriften, Neue Zeit, Krone und Grazer. Vor mehr als 20 Jahren wandert er nach Italien aus, besinnt sich seiner eigentlichen Profession als Bühnenbildner und gründet einen Theaterverein, um »Orvieto« von Franz Innerhofer mit Marisa Mell und Adi Hirschall aufzuführen. In den Neunzehnachtzigern folgen unter anderem Inszenierungen mit Wilfried Scheutz (»Ikarus«) bis er erkennt, dass der Film das besserer Geschäft ist. Anfangs als Fahrer, dann als Aufnahmeleiter hatte er 1990 schließlich seine erste Ausstattung für Götz Spielmanns Film »Erwin und Julia«. Dann meldete sich Franz Antel für die Serie »Almenrausch und Pulverschnee« mit Toni Sailer und Alfred Böhm. Karl Spiehs berief Stulecker als Coausstatter nach Thailand für »Der blaue Diamant« mit Ernest Borgnine, Pierre Brice und Barry Newman – den »Börki« tatsächlich fragte, ob Petrocelli sein Haus jemals fertiggebaut hat. (Dazu muss man die Anwaltsserie zumindest einmal gesehen haben – es geht um die immer gleiche Schlussszene.) Alle Hände voll zu tun hatte er für »Daylight« mit Sylvester Stallone, als in der Cinecittà in einem nachgebauten, 800 Meter langen Tunnel 300 extra eingeflogene amerikanische Autos zertrümmert werden mussten: »Dafür haben wir eine große Party mit viel Wein, Grappa und Vorschlaghämmern organisiert.« So

beginnt eine der vielen Anekdoten, die der Weltenbummler auf Lager hat. Zu den spektakulärsten Aufträgen als Szenograf, wie der Ausstatter und Bühnenbildner heute offiziell heißt, zählte wohl der James-Bond-Film »Spectre« von 2015 mit einem Budget von 340 Millionen Dollar. Stulecker besorgte unter anderem das alte Holzhaus, das im Film von Bond mit einem Flugzeug durchbohrt wird, in der Veitsch, seinem Heimatgebiet. Es sollte wegen eines Neubaus ohnehin entsorgt werden. Und er garantiert, dass die Stunts alle echt waren. Unter anderem war er auch sieben Jahre lang für Regisseur Reinhard Schwabenitzky tätig, nämlich für die Fersehserien »Oben ohne« und »Die Couch«, sowie für einen Kinofilm und mehrere Spielfilme. Aber auch für das Bühnenbild der »Kaktusblüte« in den Kammerspielen der Josefstadt in Wien. Zuletzt arbeitete Burkhard Stulecker im Ausstattungsteam für die Neuverfilmung von »Dune« (6 Oscars) mit Josh Brolin und Charlotte Rampling und an »Feuerblume«, einem Dokumentarfilm von Markus Mörth über Marisa Mell. Der seit 2002 in Marano Lagunare beheimatete Obersteirer erhielt gerade seinen dritten Preis in Italien, diesmal von der IPA, der International Police Association, für seine Mitwirkung an »Taktik«, einem österreichischen Film mit Harald Krassnitzer über eine Geiselnahme in der Grazer Strafanstalt Karlau. Nach dem hier aus Platzgründen notwendigen Verschweigen der zahlreichen wie köstlichen Anekdoten und Begebenheiten des Szenografen und Künstlers darf Appetit auf sein fast fertiges Buch mit dem Arbeitstitel »Knödelausweichlöffel« gemacht werden, in dem er aus dem Vollem schöpfen wird. Der »Knödelausweichlöffel« ist ein Löffel mit einer Ausnehmung, damit man im Beuschel den Knödel nicht erwischt. »Knödel«, so »Börki« Stulecker,,«ist auch eine Metapher für »Kohle« – da bin ich immer rundherum gegangen und habe auf der Seite aufgeschaufelt, nie in der Mitte.« Warum Ottfried Fischer verblüfft war, wollen Sie noch wissen? Der kennt »Börki« ohnehin »als den, der alle kennt«. Als Fischer bei einer Preisverleihung neben dem Staatssekretär von Bayern zum Sitzen kam und ihm dieser von seiner Tochter erzählte, die Schauspielerin werden möchte, fragte ihn Fischer unverwandt, ob er Burkhard Stulecker kenne. Darauf der Staatssekretär: »Ja der wär fast mein Schwiegersohn geworden.« n

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Erfolg

Managementserie braucht

Führung

Mit Stille und Ruhe zum Erfolg

I

n der turbulenten Welt der Wirtschaft und einer Gesellschaft, in der die Unruhe rundherum scheinbar immer größer wird, wird Stille und Ruhe immer mehr als zu knappes und ersehntes Gut erlebt. Daher bahnt sich auch schon seit längerem eine stille Revolution an. Menschen kultivieren wieder bewusster ihre Auszeiten und die Generation Z fordert vehement ihre »Work-Life-Balance« ein. Ein Rückzug auf die Alm, um aufzutanken, Wanderungen am Jakobsweg, um zur Besinnung zu kommen, und Meditationspraktiken gewinnen an Beliebtheit. In negativer Form wird die Sehnsucht nach Ruhe in Überlastungssymptomen, wie Depressionen, psychischen oder physischen Erkrankungen und langen Reha-Aufenthalten, ausgelebt. Aber nicht nur im Persönlichen, auch in den Unternehmen wird Stille und Ruhe möglicherweise zum neuen Erfolgsfaktor. Der ruhige Mitarbeiter, das ruhige Team, das ruhige Unternehmen wird zum Gegenpol von »immer schneller, höher, weiter«. Business kommt bald nicht mehr von always beeing busy.

Die leise Revolution im Management

Stille als Personalentwicklungsmaßnahme Still-sein-Lernen ist wie Laufen, Malen oder ein Musikinstrument lernen. Es braucht Bewusstsein, Haltung und Übung. Stille kommt nicht von heute auf morgen wieder in unser Leben. Wenn wir in sie eintauchen, wird uns erst bewusst, wie wenig wir noch in der Lage sind, sie zuzulassen. Stille wirft uns auch auf uns selbst zurück, weil Themen und Gefühle wieder Raum bekommen, die nicht nur Angenehmes in sich bergen. Aber gerade die Verdrängung dieser Gefühle hat uns so stark und anpassungsfähig und erfolgreich gemacht. Sehr erfolgreiche Menschen können sehr hart zu sich selbst sein, gut durchbeißen, andere unter Druck setzen und sie geben vor allem alles. Oft so lange, bis sie nicht mehr können. Zu lernen, bewusster Pausen einzulegen, den Lärm der Informationsflut zu reduzieren und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, wird zum Überlebens- und Leistungsfaktor. Daher sieht man immer mehr Seminarmaßnahmen in Plänen der internen Akademien wie: Resilienz, Achtsamkeitstraining, Meditations- und Atemtechniken, Yoga, Qi Gong.

Carola Payer zur Hypothese von Stille und Ruhe als Wettbewerbsfaktoren.

Fotos: Marija Kanizaj, Andreas Pankarter

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

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Die stille Führungskraft Immer mehr Manager setzen auf bewusste Pausen der Stille und des Rückzugs, um ihre Batterien aufzuladen und klare Perspektiven zu entwickeln. Stille und Ruhe sind keine Luxusausnahmen mehr, sondern werden als essenziell für eine vielfältige Wahrnehmungsfähigkeit, langfristige Leistungsfähigkeit und das Wohlbefinden erkannt. Der alte Spruch »In der Ruhe liegt die Kraft« erhält seine Renaissance. Entscheidungen werden in einem dynamischen und komplexen System immer schwieriger. Die Gefahr, falsch zu entscheiden, ist sehr groß. Klarheit und Kreativität kommen immer mehr aus der Fähigkeit, den Geist aus seiner Verwirrtheit und Gestresstheit in Ruhe zu bringen. Meditation, ein jahrtausendealtes Instrument zur Förderung von Achtsamkeit und innerer Ruhe, findet zunehmend Einzug in die Führungsetagen von Unternehmen. Führungskräfte sehen in der regelmäßigen Praxis der Meditation eine Möglichkeit, mit dem ständigen Stress umzugehen und die eigene geistige Klarheit zu fördern. Ruhe und Gelassenheit wird zum Zeichen von innerer Souveränität und zum »neuen Charisma«.

Das stille Team Glück und Zufriedenheit ist etwas, was man vor allem im Miteinander findet. Das Miteinander zu entwickeln braucht Zeit. Daher wird in einigen Organisationen auch darauf geachtet, dass Teams


Managementserie [65]

neben ihren zielgerichteten Projektmeetings, aktiven Arbeitssettings und informellen Teamveranstaltungen ihr Miteinander reflektieren können. In dieser »unverplanten« Zeit kann man oft überraschend tiefe Erfahrungen machen, die das Teamleben im Alltag verändern. Das braucht aber Raum und Zeit und ist oft nicht mit einer einmaligen Maßnahme abgetan. Schrittweise kann in Ruhe immer mehr Tiefe und die Fähigkeit, wahrhaftig Emotionen und Dissonanzen anzusprechen, entwickelt werden. Die Fähigkeit, gegenseitig in jeder Situation in der Wertschätzung zu bleiben, wird kultiviert. Das Still-Sein im Sinne von aufmerksamem Zuhören und Verstehen-Wollen statt ständigem Reden und das eigene Selbstverständnis zu verteidigen, kann geübt werden. Perspektivenvielfalt für weitere kreative Prozesse wird dadurch

gefördert und die Fähigkeit, ein gemeinsames Verständnis für verschiedene Themen zu entwickeln. Aus »Zweckbündnissen« werden schlagkräftige Teams.

Die stille Organisation Die moderne Organisation badet in der Zwischenzeit schon eher frustvoll als lustvoll in einem Meer der Informations- und Reizüberflutung. Die Vielfalt an Prozessen, Tools und digitalen Möglichkeiten, die ursprünglich eingeführt wurden, um die Arbeit zu erleichtern, werden zum Informationsalptraum. Der Emailcheck am Morgen wird zum Ritt über die Reizwellen. Das Wesentliche zu erkennen, kann nicht mehr zur individuellen Entscheidung werden. Daher gibt es in einigen Organisationen schon die Tendenz zur Reduktion an Möglichkeiten. Einigung auf weniger Chatfunktionen, einfachere Prozesse, bewusstere Überlegungen beim Einführen von neuen Systemen. Weiters wird viel daran gearbeitet, wesentliche Informationen wieder überblicksmäßiger darzustellen und in kurzen Besprechungen (»Stand-up-Meetings«) ein gemeinsames Verständnis dafür zu entwickeln. Auch der Trend zu Selbstorganisation kann langfristig zur Ruhe und einer neuen positiven Dynamik beitragen, weil Entscheidungen dort getroffen werden, wo am meisten Knowhow, Erfahrung und Berührung mit den Stakeholdern vorhanden ist. Der Stress, aus der Perspektive einer Managementebene zu entscheiden, wo kein Bezug besteht, wird genommen. Manager können sich dann anderen Aufgaben widmen. Führungsarbeit wird in den Teams geleistet. Die Führungskraft kann ihre Kraft gezielter woanders einsetzen. Einige Unternehmen haben sogar schon sogenannte »stille Räume« eingerichtet, in denen Mitarbeiter und Führungskräfte für kurze Phasen dem Lärm entfliehen können, um sich zu sammeln und zu reflektieren.

»Stille kommt nicht von heute auf morgen wieder in unser Leben. Wenn wir in sie eintauchen, wird uns erst bewusst, wie wenig wir noch in der Lage sind, sie zuzulassen.« CAROLA PAYER

Man man zou! Über Jahrzehnte wurde in der Wirtschaft der Slogan »Nur der Schnelle hat eine Chance gegen die Konkurrenz« als Gesetz des Marktes propagiert. Dabei ist viel entwickelt worden, aber auch einiges – wesentliches – auf der Strecke geblieben. Das Resultat ist eine Überflussgesellschaft, die viele nachhaltige Prinzipien auf der Strecke gelassen und die natürlichen Rhythmen der Natur belächelt hat. Viele Menschen wollen und können dieser Geschwindigkeit nicht mehr standhalten. Ein Grund, warum Arbeit auch zunehmend negativ konnotiert wird. Wir müssen den Gegenpol wieder füttern. »Man man zou!« sagt man in China, wenn sie sich verabschiedet. »Geh langsam!« n FAZIT DEZEMBER 2023 /// 47


Kurz & News

Steiermärkische eröffnet Standort am Flughafen

Die Steiermärkische Sparkasse empfängt am Flughafen Graz ihre Kunden in einer neu gestalteten Lounge. Diese bietet direkt am Terminal die Möglichkeit täglich von 0-24 Uhr Auszahlungen und Überweisungen am SB-Gerät durchzuführen. Darüber hinaus steht die Lounge für individuelle Beratungen zur Verfügung. „Wir freuen uns sehr, dass der Flughafen Graz so wichtige Services auch in Zukunft weiter anbieten kann. Der neue Standort hat viele Vorteile für unsere Besucher und ist auch optisch ein absoluter Blickfang“, erklärt Jürgen Löschnig, GF des Flughafen Graz. Vorstandsmitglied Oliver Kröpfl betont: „Die neue Gestaltung und die modernen Geräte ermöglichen jene Flexibilität und jenen Komfort, der besonders bei Reisen sehr geschätzt wird.“

Drei Jahre Merkur Innovation Lab

Coaching zu Führung im Dialog

Führung definieren die steirischen Coaches Olivia Kugler und Anja Ebenschweiger in erster Linie „als Dialog“. Deshalb haben sie sich zur Aufgabe gemacht, den Austausch von Leadern mit sich selbst und anderen zu stärken. In einem innovativen Trainingsformat begleiten Kugler und Ebenschweiger Führungskräfte sechs Monate lang auf dem Weg zu mehr Authentizität, Mut und Verbundenheit. „Führen im Heute und in der Zukunft bedeutet, sich selbst und dem Gegenüber kluge Fragen zu stellen, statt vorschnelle Antworten zu geben. Wir unterstützen dabei, den Weg zu einer reflektierten, authentischen Führungsidentität sichtbar zu machen“, erklären die beiden Steirerinnen. Anmeldung: www.fuehrungalsdialog.at/impulsraum bis 31. Jänner 2024 48 /// FAZIT DEZEMBER 2023

Fotos: Mario Piffer, Katharina Wassler, Nikola Milatovich, Philipp Schwertberger / AWC Vienna

Was 2020 innerhalb der Merkur Versicherung begann, hat sich zu einer Ideenschmiede im Bereich Künstlicher Intelligenz entwickelt. Unter der Leitung von Daniela Pak-Graf und Harald Neubauer wurde das Start-up in den letzten drei Jahren zu einer innovativen Schnittstelle, die an Zukunftslösungen in den Bereichen KI, Big Data Science und Machine Learning arbeitet. So entsteht Dialog zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, wie auch Theorie und Praxis. „Wir haben 2020 ein Projekt auf die Beine gestellt, das nach nur drei Jahren eine solche Dynamik entwickelt hat und beweist, dass Mut, verbunden mit Neugierde und einem starken Team, in kürzester Zeit Berge versetzen kann“, freut sich Ingo Hofmann, CEO der Merkur Versicherung.


Auch in diesem Jahr konnten steirische Weingüter bei der AWC Vienna mit ihren Spitzenweinen punkten. Besonders groß ist die Freude über die Siege im Weingut Jauk (Pölfing-Brunn) mit dem Sauvignon blanc und dem Landesweingut Silberberg mit dem Welschriesling, den steirischen Leitsorten schlechthin. Bei der internationalen Wine Challenge, der AWC Vienna 2023, stellten sich gezählte 11.376 Weine von 1.514 Produzenten aus 42 Ländern aller Kontinente dem internationalen Vergleich. Damit ist die AWC Vienna der größte offiziell anerkannte Weinwettbewerb der Welt. Mit gutem Recht dürfen sich die Sieger deshalb auch als Weltmeister bezeichnen. Im Rahmen der Galanacht des Weines im einzigartigen Ambiente des Wiener Rathauses konnten die Vertreter Silberbergs und der Familie Jauk am 26. Oktober die begehrten Trophies entgegennehmen. Das Weingut Jauk überzeugte mit dem Sauvignon blanc Klassik 2022 Weststeiermark DAC die Bewerter ebenso wie das Landesweingut Silberberg mit dem Welschriesling Südsteiermark DAC 2022. Weiters erhielt das Weingut Jauk Silbermedaillen für den Sauvignon Blanc �Klassik�DAC 2022, Weißburgunder �Klassik� DAC 2022, Muskateller Frizzante 2022, Schilcher �Deutschlandsberg� DAC 2022 und Schilcher �Ried Burgegg� DAC 2022. Ideales Terroir für Spitzenweine Auf Gneisböden in der Weststeiermark gewachsen, profitierte der Sauvignon blanc von den bekannt kühlen Nächten an den Abhängen der Koralpe. Der Familie Jauk gelang es, die Trauben zu einem komplexen Sauvignon blanc, der schon in der Nase mit einem sehr fruchtigen Bukett beginnt, zu vinifizieren. Der Silberberger Welschriesling stammt aus den Weingärten im Raum Kitzeck-Sausal. Ein Großteil der Weingärten auf Schieferböden sind als Terrassen angelegt. Eine besondere Bewirtschaftung für steilste Lagen, vom Silberberger Team mitentwickelt.

Foto: C. Strobl

Steirische Erfolge bei der AWC Vienna 2023

Kurz im Gespräch mit Landesrätin Simone Schmiedtbauer Zu Ihren großen Anliegen zählt die Belebung der Ortskerne – was soll hier geschehen? Die Mehrheit der Steirer lebt dort, wo ich auch wohne: am Land. Nur mit einem starken ländlichen Raum können wir in eine gute Zukunft gehen. Es braucht Chancen, Infrastruktur und Freizeitmöglichkeiten, Arbeitsplätze, Ausbildungsstätten und alles, was dazu gehört – egal ob in der Stadt oder am Land. Wir haben mit der Initiative �Lebendige Orte – Lebendige Gemeinde� der Landentwicklung schon ein tolles Programm für Gemeinden auf den Weg gebracht und planen für das kommende Jahr eine Initiative zur Revitalisierung von Gebäuden in Ortskernen. Welche Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass der Bioanteil in der steirischen Landwirtschaft stärker wächst? Die Bio-Landwirtschaft kann nur im Gleichschritt mit der Nachfrage wachsen. Österreich ist bereits Bio-Weltmeister und die Steiermark ist eine Vorzeigeregion, was die Biolandwirtschaft angeht. Wir müssen dafür sorgen, die Konsumenten weiterhin für Bio zu begeistern. Jede und jeder hat es vor dem Supermarktregal selbst in der Hand, Regionalität, Saisonalität und auch Bio zu stärken. Warum stagniert der Bioanteil in den Großküchen trotz aller guten Vorsätze auf niedrigem Niveau? Hier fehlt es vielleicht noch an Bewusstsein. Ich möchte aktiv mit Großküchenbetreibern in den Dialog treten und informieren, schauen, was schon geht und wo es vielleicht noch Unterstützung braucht. Ich bin kein Fan von Zwang – mein Weg ist es, Anreize zu bieten und zu schauen, wo wir gemeinsam etwas voranbringen können.

Stolz auf ihren Erfolg bei der AWC 2023: Melanie Jauk, Christian Jauk, Tobias Jauk und Hannah-Sophie Jauk FAZIT DEZEMBER 2023 /// 49


Neunte AKHandel hofft Vollversammlung: auf stabiles Weih�Wir alle sind nachtsgeschäft Nach Auskunft der KMU Forschung AustGewerkschaft� ria bleibt der Anteil jener Steirer, die ihre Die extreme Teuerung und damit verbundene faire Lohnsteigerung der Beschäftigten bildeten das zentrale Diskussionsthema der neunten Vollversammlung der steirischen Arbeiterkammer.

Liebsten zu Weihnachten beschenken wollen, konstant. Das dafür vorgesehene Budget geht allerdings im Durchschnitt von 310 Euro im Vorjahr auf 290 Euro zurück. Unterm Strich geht man von einem Weihnachtsumsatz in der Höhe von 285 Mio. Euro für den steirischen Handel aus. �Man spürt, dass die hohe Inflation das Budget vieler Konsumenten belastet�, betont Gerhard Wohlmuth, Obmann der Sparte Handel in der WKO Steiermark. Exakt 91 Prozent der Steirer über 15 Jahren, das sind 990.000 Menschen, planen auch in diesem Jahr den Kauf von Weihnachtspräsenten. Damit bleibt ihre Zahl allen wirtschaftlichen Herausforderungen zum Trotz konstant, wie die Studie der KMU Forschung Austria zeigt. Zwar geben 36 Prozent der Befragten an, ihr Einkaufsverhalten heuer nicht ändern zu wollen, aber jede(r) Fünfte hat vor, heuer weniger Geld auszugeben, berichtet Wolfgang Ziniel von der KMU Forschung Austria.

Foto: Derler / AK Stmk

�Die Beschäftigten verdienen sich mehr für ihre Leistung�, erklärte AK-Präsident Josef Pesserl zum mageren Angebot der Unternehmen der Metallindustrie und stellte fest: �Wir alle in der Arbeiterkammer sind Teil der Gewerkschaftsbewegung.� Der AK-Präsident appellierte an die Unternehmer, mit einem fairen Lohnabschluss ihre Wertschätzung gegenüber den einzelnen Beschäftigten zu zeigen, aber auch die hohe Bedeutung einer starken Massenkaufkraft für die gesamte Wirtschaft zu bedenken, und erntete damit großen Applaus der Kammerrätinnen und Kammerräte. Die Verweigerung der Arbeitsleistung, also ein Streik, sei die einzige Möglichkeit der Beschäftigten, zu einem guten Ergebnis zu kommen, sagte Pesserl: �Wenn eine faire Lösung am grünen Tisch scheitert, bleibt nur die Arbeitsniederlegung.� Sorge um Gesundheitssystem Ein anderer wichtiger Punkt sei die Riesenbaustelle Gesundheitssystem, betonte der AK-Präsident: �Wir stehen heute vor einem Scherbenhaufen�, der durch die Strukturreformen der Gesundheitskassen mit der angeblich freiwerdenden Patientenmilliarde mitverursacht wurde. In Wahrheit sei das eine Entmachtung der Beschäftigten gewesen, über die Verwendung der Beiträge der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entscheidet heute die Vertretung der Wirtschaft. Ein umfangreicher Antrag zu einer grundlegenden Strukturreform des Gesundheitssystems, die auch budgetär ihren Niederschlag findet, fand eine breite Mehrheit. Weitere zentrale Anträge thematisierten die geringe Höhe des Arbeitslosengeldes, das durch die hohe Inflation zusätzlich entwertet wurde, die hohen Kosten, die Eltern für den Schulbesuch ihrer Kinder tragen müssen, sowie Vorschläge zur Wohnversorgung der Bevölkerung, die leistbar ist. � 50 /// FAZIT DEZEMBER 2023

Umso wichtiger sei es, dass die Konsumenten sich bewusst machen, wo sie heuer ihr Geld ausgeben, so Wohlmuth: �Ich kann nur an alle Steirerinnen und Steirer appellieren, im heimischen Handel einzukaufen. Damit sichert man Arbeitsplätze vor Ort und trägt zur Erhaltung von regionaler Infrastruktur bei.� Umso erfreulicher ist es, dass 50 Prozent der Menschen ihre Präsente heuer verstärkt in Geschäften der Umgebung besorgen wollen, 12 Prozent wollen auf heimische Produkte achten und immerhin noch neun Prozent wollen verstärkt in österreichischen Onlineshops einkaufen. �Wir haben intensiv daran gearbeitet, den Wert der heimischen Dienstleistung bewusster zu machen, und sehen hier ein zunehmendes Bewusstsein. Fakt ist aber auch, dass wir dringend die hohe Inflation einbremsen müssen, um die Konsumbereitschaft nachhaltig zu steigern�, mahnt Wohlmuth mehr politische Entschlossenheit im Kampf gegen die Teuerung ein. �

Foto: Foto Fischer

�Die Beschäftigten verdienen sich mehr für ihre Leistung�, sagte AK-Präsident Josef Pesserl.

Spartenobmann Gerhard Wohlmuth (re.) und Wolfgang Ziniel von der KMU Forschung Austria hoffen auf ein erfolgreiches Weihnachtsgeschäft.


Montanuni Leoben gewinnt Hans-Roth-Umweltpreis 2023 Der diesjährige Hans-Roth-Umweltpreis geht an Julian Aberger von der Montanuniversität Leoben. Er hat in seiner Masterarbeit ein Verfahren zur Entfernung von Phosphor aus Schleifschlämmen entwickelt.

v.l.n.r.: Roland Pomberger (Prof. für Abfallverwertungstechnik an der MUL), Hans Roth, Preisträger Julian Aberger, LRin Simone Schmiedtbauer und LH Christopher Drexler

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Foto: Saubermacher

Das Ziel des Hans-Roth-Umweltpreises ist es, den Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Technik zu fördern und Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft voranzutreiben. Seit 2005 wird die Auszeichnung an fünf österreichischen und drei slowenischen Universitäten vergeben. Eine Expertenjury hat die Gewinner im September 2023 ermittelt. Der mit 3.800 Euro dotierte Hauptpreis geht an Julian Aberger von der Montanuniversität Leoben. Außerdem freuen sich Katharina Hofer von der Boku Wien, Miriam Widhalm von der FH St. Pölten, Julius Jandl von der TU Wien sowie Magdalena Rusch von der Universität Graz über ihre Auszeichnungen mit je 2.000 Euro Preisgeld. Hans Roth, Saubermacher-Gründer und Stifter des Preises, ist von der Fachkompetenz und Originalität der eingereichten Arbeiten beeindruckt: �Die Abfallwirtschaft lebt von Innovationen. Wichtig dafür ist die kompetente Ausbildung unserer Nachwuchstalente. Diese jungen Menschen zu fördern, ist mir persönlich ein sehr großes Anliegen.� Gewinnung wertvoller Rohstoffe Die Siegerarbeit von Julian Aberger beschäftigt sich mit dem Problem, dass bei der Bearbeitung von hochlegierten Schnellarbeitsstählen phosphorhaltige Schleifschlammreste anfallen. Derzeit werden diese Abfälle in Hochöfen als Eisenerzersatz zur Stahlerzeugung genutzt. Bei diesem Downcycling gehen jedoch wertvolle Legierungselemente, wie Wolfram, Molybdän, Vanadium und Cobalt, die in energieintensiven Prozessen hergestellt werden, verloren. Aberger hat eine innovative Methode entwickelt, um Phosphorrückstände aus den Metallschleifschlammabfällen zu extrahieren, wodurch diese in Elektrolichtbogenöfen wieder-

verwendet werden können. Das schont Ressourcen und reduziert Treibhausgasemissionen. Als Extraktionsmittel kommen handelsübliche Tenside, d.h. Waschmittel, zum Einsatz. Der Auftraggeber des Forschungsprojektes hat bereits den Bau einer Testanlage in Auftrag gegeben und plant, die extrahierten Schleifschlämme bei Versuchen im Elektrolichtbogenofen einzusetzen. Auszeichnungen im Sinne der Kreislaufwirtschaft LH Christopher Drexler würdigte gemeinsam mit LRin Simone Schmiedtbauer die Gewinner und Gewinnerinnen des Hans-RothUmweltpreises im Rahmen einer feierlichen Ehrung am 9. November im Saubermacher Ecoport in Feldkirchen bei Graz. �Die ausgezeichneten Arbeiten zeigen das enorme Innovationspotenzial für die Kreislaufwirtschaft und den Umweltschutz. Besonders die Steiermark ist ein starkes Forschungsland mit herausragenden Hochschulen. Deshalb freue ich mich, dass wir heute einige nachhaltige Impulse auszeichnen können, die zum Fortschritt in unserem Land beitragen. Allen Preisträgerinnen und Preisträgern gratuliere ich herzlichst zu ihren innovativen Forschungsprojekten und dieser großen Anerkennung�, erklärte Drexler. �Nur mit einem umsichtigen Umgang mit unseren wertvollen Ressourcen kann der Wandel hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaft, Land- und Forstwirtschaft und Gesellschaft gelingen. Dafür leisten junge Forscherinnen und Forscher einen unschätzbaren Beitrag. Sie zu fördern und ihre Erkenntnisse in die Praxis umzusetzen, ist der Schlüssel zu einer nachhaltigeren Zukunft�, bekräftigte Simone Schmiedtbauer.

FAZIT DEZEMBER 2023 /// 51


BKS Bank seit 40 Jahren in der Steiermark Der Wirtschaft ein verlässlicher Partner zu sein, das ist das Credo der BKS Bank, die im Jahr 1983 ihre erste Filiale in der Steiermark eröffnete. Anfang November wurde die Erfolgsgeschichte gemeinsam mit zahlreichen Partnern und Kunden im Schloss St. Veit gebührend gefeiert. Der Markteintritt der BKS Bank in der Steiermark erfolgte im Jahr 1983. Seitdem ist die BKS Bank hier beständig gewachsen. 2022 steuerten die Filialen in der Steiermark 12 % zur Konzernbilanzsumme bei. Rund 100 Mitarbeitende sind an zwölf Standorten in Graz und der Steiermark beschäftigt. Geboten werde alle Bankdienstleistungen im Privat- und Firmenkundengeschäft, Leasing sowie Private Banking. �Die Basis unseres Erfolgs ist unsere starke Kundennähe, gepaart mit gelebter regionaler Verbundenheit�, so Manfred Geiger, Leiter der Direktion Steiermark, der mit Hubert Ulbing, Leiter des Privatkundengeschäfts, die Gäste begrüßte.

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Foto: Foto Fischer

Meilenstein in der Expansion �Die erste BKS Bank-Filiale in der Steiermark wurde in der Kaiserfeldgasse 15 in Graz, dem Sitz der heutigen Direktion, eröffnet. Ein Meilenstein in der Geschichte der BKS Bank, die sich mit diesem Schritt von der �Bank für Kärnten� zur �Bank für Kärnten und Steiermark� weiterentwickelt hatte. Heute, 40 Jahre später, ist die BKS Bank ein international agierender Konzern�, so Vorstandsmitglied Nikolaus Juhász bei seinen eröffnenden Worten. Gefeiert wurde im Restaurant Aiola im Schloss St. Veit in Andritz. Für tolle Stimmung sorgte das Ensemble vom Jazz-Institut der Kunstuniversität Graz. Durch den Abend führte Moderator Oliver Zeisberger. WKO-Präs. Josef Herk überreichte die Ehrenurkunde für die unternehmerische Leistung der BKS Bank an Vorstandsvorsitzende Herta Stockbauer und Vorstandsmitglied Nikolaus Juhász und Manfred Geiger, Leiter der BKS Bank-Direktion Steiermark.

Stimmungsvoller Jubiläumsabend der BKS Bank mit dem Ensemble des Jazz-Instituts (v.l.n.r.): Thomas Quendler, Lilli Kornhiber, Hubert Ulbing –Leiter Privatkundengeschäft, Vorstandsmitglied Nikolaus Juhász, Vorstands-Vors. Herta Stockbauer, Manfred Geiger – Leiter der Direktion Steiermark, Jakob Gönitzer und Christopher Zangl. 52 /// FAZIT DEZEMBER 2023

Obmann Fabrice Girardoni: �Die Investitionen in Nachhaltigkeit zeigen klare Ergebnisse.�

Mehr Nachhaltigkeit für den Wintersport Angesichts der in letzter Zeit durch Umweltorganisationen oft geübte Kritik an den heimischen Skigebieten wegen ihres hohen Energieverbrauchs reagieren diese mit Hinweis auf die hohen Investitionen in Nachhaltigkeit und Effizienz beim Betrieb ihrer Lifte und Schneekanonen. Fabrice Girardoni, Obmann der steirischen Seilbahnbetriebe, betont die Attraktivität der Steiermark als Wintersportdestination, die nicht nur durch ihre Qualität und hohe Standards im Bereich Sicherheit besticht. �Wir setzen immer mehr auf Maßnahmen für Nachhaltigkeit im laufenden Betrieb, etwa durch nachhaltig produzierten Strom�, so Girardoni. Ein wesentlicher Faktor ist die Fortsetzung der Qualitätsoffensive, die insbesondere kleinen und mittleren Skigebieten ermöglicht, notwendige Infrastrukturverbesserungen vorzunehmen, gerade im Bereich Energieeffizienz und Nachhaltigkeit. Etliche Skigebiete, wie beispielweise das Salzstiegl oder die Riesneralm, erzeugen inzwischen mit Windund Wasserkraft oder auch Photovoltaikanlagen grünen Strom. Vorbildlich bei Energieeffizienz Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Der Energieverbrauch aller österreichischen Skigebiete beträgt nach Angaben des Umweltbundesamtes nur 0,3 Prozent des österreichischen Gesamtenergieverbrauchs – Liftbetrieb und Beschneiung inklusive. Oliver Käfer, GF der WKO-Fachgruppe Seilbahnen erklärt: �Alle Welt redet von E-Autos als klimarettende Alternative. Wir sind aber sowohl mit den Seilbahnen als auch mit den Schneeanlagen voll elektrifiziert und damit einen Schritt voraus. Dabei ist der Anteil der dafür benötigten Energie, gemessen an der Menge der Menschen, denen wir Fachgruppen-GF Oliver Käfer: den Winterurlaub ermöglichen, „Unsere Vision ist es, sehr niedrig.� � energieautark zu werden.“


WKO und Ärztekammer: Leistung muss sich lohnen Besonders betroffen vom herrschenden Fachund Arbeitskräftemangel ist der Gesundheitsbereich. Es mangelt nicht nur an Pflegepersonal, sondern auch an Ärzten. Die WKO Steiermark und die steirische Ärztekammer haben daher eine Allianz für mehr Leistungsanreize geschlossen. Aktuell herrscht trotz Wirtschaftsflaute in über 100 Berufen akuter Fachkräftemangel, so auch bei Ärzten, Pflegern und in vielen Gesundheitsbereichen. Hauptgrund dafür ist die immer stärker einsetzende Pensionierungswelle. Innerhalb von nur 15 Jahren hat sich der Anteil der über 50-jährigen unselbstständig Beschäftigten in der Steiermark mehr als verdoppelt, der Anteil der unter 25-Jährigen hat dagegen von 72.000 auf 61.000 rapide abgenommen.

Mehr Leistungsanreize setzen Herk und Sacherer plädieren für einen �Vollzeitbonus� in Form eines Steuerfreibetrags. Speziell im Gesundheitsbereich müsse die Kinderbetreuung so verbessert werden, dass sie mit Vollzeitarbeit gut vereinbar ist. Wer in der Pension weiterarbeiten will, sollte weder Pensions- noch Krankenversicherungsbeiträge bezahlen. Im Gesundheitsbereich sollen Maßnahmen gesetzt werden, um die Rahmenbedingungen zu verbessern, zuletzt ist es gelungen, die Zahl der Nachtdienste auf zwei ab dem 55. und auf 0 ab dem 60. Lebensjahr zu senken. Gefordert werden zudem mindestens zehn steuerfreie Überstunden zusätzlich pro Monat.

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Fotos: Helmut Lunghammer, WKO Steiermark, privat, Foto Fischer, Spar / Velchev

Dieser Schwund stellt die medizinische Versorgung des Landes vor enorme Herausforderungen, vor allem wenn parallel dazu der aktuelle Teilzeittrend anhält. �Wir befinden uns inmitten eines demografischen Tsunamis, da eine 32-Stunden-Woche zu fordern, grenzt an politische Fahrlässigkeit�, mahnt WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk. Ähnlich sieht es Ärztekammer-Präsident Michael Sacherer: �Ärztinnen und Ärzte in Vollzeit kennen keine 32-Stunden-Woche, nicht einmal eine 40-Stunden-Woche. Für sie ist die Debatte darüber absurd und weltfremd.�

WKO-Steiermark-Präsident Josef Herk (l.) und Ärztekammer-SteiermarkPräsident Michael Sacherer schließen angesichts des Fachkräftemangels eine Allianz für mehr Leistungsanreize.

300 Lehrlinge sind bei Spar inzwischen mit regionalen Spezialkompetenzen ausgebildet.

Spar-Lehrlinge managen Regionalität Regionale Lebensmittel boomen. Kurze Transportwege, maximale Frische und transparente Herkunft liegen voll im Trend. Als großer steirischer Nahversorger bildet Spar seit 2018 Lehrlinge zu �Regionalitätsmanagern� aus und kommt damit dem Wunsch nach kundiger Beratung bei lokalen Produkten nach. Mittlerweile haben schon mehr als 300 Lehrlinge die Zusatz-Qualifikation abgeschlossen. Was macht eine Brettljause eigentlich zünftig? Was gehört in einen echt steirischen Geschenkkorb? Welche Obst- und Gemüsesorten wachsen in der Steiermark? Auf Kundenfragen wie diese können Spar-Lehrlinge kompetent und zielsicher Auskunft geben. Denn Spar Steiermark bietet seit fünf Jahren die einzigartige Zusatz-Qualifikation zum/zur �Regionalitätsmanager/in�. Bewusstsein für heimische Spezialitäten Die Nachfrage nach heimischen Lebensmitteln steigt. Als Vorreiter bei Regionalität führt Spar Steiermark über 4.000 lokale Produkte von rund 333 Herstellern im Sortiment. Pro Jahr gehen hier rund fünf Tonnen steirischer Honig über die Ladentheke. Beim steirischen Krauthäuptel sind es jährlich 1,2 Mio. Stück und bei steirischem ggA Kürbiskernöl 118.000 Liter.�Regionalität hat viele Facetten und wir setzen hier auch auf Mitarbeiter-Ausbildung�, betont GF Christoph Holzer, Spar Steiermark und südliches Burgenland. Die Regionalitätsmanager-Ausbildung besteht aus mehreren Modulen: Neben Impulsvorträgen und Workshops lernen die Lehrlinge, wie die steirischen Produkte am bestem platziert werden. Auch der Besuch steirischer Lieferanten steht am Programm, wie beim Obsthof Neumeister oder Meisterbrenner Alois Gölles. Besonders hohe Praxisrelevanz hat das gemeinsame Zubereiten von regionalen Speisen. So wird ein Bewusstsein für die gesundheitlichen und ökologischen Vorteile saisonaler, regionaler Lebensmittel geschaffen. FAZIT DEZEMBER 2023 /// 53


Handelsmerkur für steirische Paradeunternehmen Im Rahmen einer Galaveranstaltung wurde am 7. November wieder der �Handelsmerkur� verliehen. Gewinner der begehrten Trophäen der Sparte Handel der WKO Steiermark waren die Firma Buben & Zörweg GmbH aus und Institut Allergosan GmbH aus Graz. Der �Handelsmerkur� für das Lebenswerk ging an Josef Bund von Landkauf Bund. Zahlreiche prominente Gäste aus Wirtschaft und Politik waren der Einladung von Spartenobmann Gerhard Wohlmuth zur Verleihung des Handelsmerkur am 7. November in der Alten Universität gefolgt. Nahezu 100 Bewerbungen gab es für den begehrten Preis, die Endauswahl dafür wurde von einer hochkarätigen Jury getroffen (u.a. mit Daniela Gmeinbauer, Kleine Zeitung-GF Thomas Spann oder ORF-Landes-Dir. Gerhard Koch).

Drei renommierte steirische Autohändler fungieren als neue Mobilitätspartnerinnen für das österreichische Damen EishckeyTeam EC Graz Huskies. Der EC Graz Huskies ist der einzige österreichische Verein, der in allen drei Eishockeyligen vertreten ist: der internationalen Europäischen Damen Liga (EWHL), der 1. Damen Bundesliga (DEBL1) und der 2. Damen Bundesliga (DEBL2). Das bedeutet viele Spiele, viele Termine und viele Kilometer für Trainingsfahrten und Spielbegegnungen. Um die Mobilität der talentierten Spielerinnen sicherzustellen und das Vereinsleben auf der Straße bestmöglich zu unterstützen, haben sich drei steirische Autohändlerinnen zusammengeschlossen. Gemeinsam mit Sabine Koncar vom Autohaus Koncar und Elisabeth Gady von Toyota Gady übergab Maria Gaberszik vom Autohaus Gaberszik der engagierten Frauen-Mannschaft Mitte Oktober einen vielseitigen Fuhrpark bestehend aus vier Neuwägen der drei Automarken Ford, Toyota und Mazda für die Dauer der aktuellen Saison 09/2023 bis 03/2024. Die Damen des Grazer Autohandels bewegen so die Damen des Grazer Eishockeys in ganz Österreich und darüber hinaus, ganz im Zeichen der gemeinsamen Frauenpower. �

In der Kategorie 1 (bis zehn Mitarbeiter) fiel die Wahl auf die Firma Buben & Zörweg GmbH. Das Gröbminger Unternehmen wurde 1995 von Harald Buben und Christian Zörweg gegründet. Heute ist es weltweiter Marktführer für exklusive Uhrenbeweger und Hochsicherheitssafes. Die Produkte werden in über 75 Ländern angeboten – bei einer Exportquote von 95 Prozent. Die B&Z-Kollektionen können jedoch nicht nur bei Uhren- und Schmuckhändlern, sondern auch in ausgewählten B&Z-Markenboutiquen erworben werden. In der Kategorie 2 (über zehn Mitarbeiter) überzeugte die Jury INSTITUT ALLERGOSAN pharmazeutische Produkte Forschungsund Vertriebs GmbH mit Sitz in Graz. Die Probiotikmarke des vor 30 Jahren von Anita Frauwallner gegründeten Unternehmens ist nicht nur im deutschsprachigen Raum die Nummer 1, sondern belegt seit Anfang 2023 weltweit den dritten Platz. Die Kategorie �Lebenswerk� ging an Josef Bund, der mit seinem Landkauf Bund in Wieden bei Straden �seit 101 Jahren – alles, was man so braucht, aus einer Hand� zur Verfügung stellt: �Es ist die Vielfalt, die unser Unternehmen einzigartig macht, und natürlich die Treue und Wertschätzung unserer Kunden.� � 54 /// FAZIT DEZEMBER 2023

Sie sorgen für den modernen Fuhrpark der Huskies (v.l.n.r.) Sabine Koncar, Maria Gaberszik, Elisabeth Gady, Axel Schachenhofer und die Spielerinnen des EC Graz Huskies.

Fotos: Foto Fsicher, Gaberszik

WKO-Stmk.-Präs. Josef Herk, Lt-Präs. Manuela Khom (v.l.), Spartenobmann Gerhard Wohlmuth und Bundessparten-GF Iris Thalbauer (v. re.) gratulieren den Gewinnern (v. li.): Bernhard Rabl (Allergosan), Maria und Josef Bund sowie Harald Buben (GF Buben & Zörweg)

Frauenpower macht EishockySpielerinnen mobil


Erstmals prämiert wurden die steirischen Skigebiete Schöder und Rieseralm

Steirisches Pistengütesiegel für 14 Skigebiete Erfreulichen Zuwachs gab es heuer bei den 14 Auszeichnungen mit dem renommierten steirischen Pistengütesiegel – darunter nicht nur etablierte �alte Hasen�, sondern auch zwei Erstverleihungen.

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Foto: Helmut Lunghammer / WKO Steiermark

Fachgruppenobmann Fabrice Girardoni gratulierte den Preisträgern im �aiola upstairs� am Grazer Schloßberg für ihr Bekenntnis zu höchster Qualität, Sicherheit am Berg und Investitionen in Infrastruktur und Nachhaltigkeit. Die Tourismuslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl unterstrich die Bedeutung der Steiermark als traditionelle Wintersportdestination und lobte die Vielfalt und Qualität des Angebots, das Gästen aus dem In- und Ausland geboten wird. Familienfreundliche Newcomer Zum ersten Mal dabei ist die Skiliftgemeinschaft Schöder. Mit einem �Kinderlift� und den beliebten Skikursen ist man ganz auf die �Kleinen� eingeschworen. Im Familienskigebiet Rieseralm Obdach wartet der Winterspaß für Groß und Klein direkt vor der Haustüre, inklusive Familienabfahrten, Buckelpisten und Waldwegerln. Zum zweiten Mal wurde der Skilift Obdach ausgezeichnet, wo ein Schlepplift und zwei vollständig beschneite Hänge mit rund 2,8 Pistenkilometern auf die Gäste warten. Auch das Skigebiet Kaiserau darf sich über die zweite Auszeichnung freuen, auf dem herrlichen Hochplateau bietet es mit drei Liften und den Zauberteppichen ideale Voraussetzungen. Der Familienskiberg St. Jakob im Walde, heuer zum dritten Mal dabei, ist seit 1961 in Be-

trieb. Mit 6 Pisten auf rund 4 Kilometern, zwei Schleppliften, einem Tellerlift und einem Übungslift hat man sich auf Familien mit Kindern spezialisiert. Pistenspaß mit den Trendsportarten Der Kreischberg bei Murau ist zum 6. Mal dabei. Auf dem WM-Berg lässt es sich genussvoll carven und boarden und er gehört zweifelsohne zu den trendigsten der Region. 13 Seilbahnen und Lifte sorgen für den bequemen Aufstieg, der Hit ist die neue Kreischberg-10er Gondelbahn. Die Bergbahnen Turracher Höhe sind zum dritten Mal beim Pistengütesiegel dabei. Im Dezember 2023 wird die neue 6er-Sesselbahn �Wildkopfbahn� eröffnet: Pistenbutler, Kidsslope, Funslope, Funcross und Funpark warten auf die Gäste. Auch die Tauplitz ist zum dritten Mal ausgezeichnet worden. Oberhalb der Baumgrenze gelegen, auf zwischen 900 bis 1.960 m Seehöhe, bietet das Skigebiet viel freies Gelände und dank der Südausrichtung auch jede Menge wunderbarer Sonne. Das Skigebiet Brunnalm – Hohe Veitsch, zum dritten Mal ausgezeichnet, bietet 18 perfekt präparierte Pisten mit über 12 km Länge, einen 4er-Panorama-Sessellift, drei Schlepplifte, den Gams-Zauberteppich und den Mugl-Zauberteppich. Winterbergwelt auf „Brettln“ erleben Nebelfreie Panoramablicke ins Ausseerland und zum Dachsteingletscher gibt es im Skigebiet Loser in Altaussee zu genießen− 34 Pisten-kilometer auf 1.000 Höhenmetern ziehen vor allem Familien und Zweitwohnbesitzer an. Die Riesneralm, gern als �Geheimtipp� gehandelt, ist zum sechsten Mal ausgezeichnet worden. Die �1. österreichische

Kinder-Skischaukel� umfasst 32 Pistenkilometer, 4 Talabfahrten und ein weitreichendes Freeride-Gelände. Außerdem ist die Riesneralm ökologisch �auf Spur� und setzt auf 100 % Strom aus eigener Wasserkrafterzeugung. Die Reiteralm gehört zum �Urgestein� des steirischen Pistengütesiegels. Bereits sieben Mal ausgezeichnet, bietet sie über 32 Kilometer präparierte Pisten mit 15 Anlagen, lange und breite Abfahrten und Schneesicherheit. Unter den �alten Hasen� findet sich das ebenfalls zum 7. Mal ausgezeichnete Skigebiet Hohentauern, das besonders bei Familien beliebt ist. Die Skiarena Präbichl ist mit der 7. Auszeichnung ein echter Favorit unter den Skigebieten, denn hier kommen erfahrene wie ungeübte Pistenflitzer und Tiefschneefans gleichermaßen auf ihre Kosten.

Fachgruppenobmann Fabrice Girardoni: �Mit den Auszeichnungen zeigt sich die Steiermark als vielseitiges Wintersportland, das noch mehr auf Nachhaltigkeit setzt.� FAZIT DEZEMBER 2023 /// 55


Großer Andrang Spar-Kassabon bei der Junkerals Hilfe für präsentation 2023 Gewaltopfer

(v. re.) LK-Präs. Franz Titschenbacher, LRin Simone Schmiedtbauer, Michael Gradischnig (Stmk. Sparkasse), Weinkönigin Sophie Friedrich, Wein-Steiermark-Obmann Stefan Potzinger und Wein-Steiermark-GF Werner Luttenberger

Bei der bestens besuchten Junkerpräsentation wurde der Vorbote des Weinjahrgangs 2023, der sich jugendlich und frisch präsentiert, von den rund 4.000 Gästen gefeiert. Besonders erfreulich ist das enorme Interesse der Jugend für das Fest rund um den steirischen Wein, Gamsbart und Steirerhut. Die Junker-Botschafter Sophie, Fabian und Johannes freuen sich: �Das junge Publikum auf der Junkerpräsentation passt perfekt zum Junker: Lebensfreude, Lebendigkeit und Frische − einfach Steiermark pur.� Jeder Junker ist ein Original Das Original unter den Jungweinen kam vor mehr als 35 Jahren als Vorreiter und auf Wunsch der Kunden nach �echten, authentischen und regionalen Produkten� auf den Markt. Jeder Junkerwinzer kreiert seinen eigenen, individuellen Junker aus Trauben verschiedener Sorten, gewachsen auf unterschiedlichen Böden und beeinflusst vom jeweiligen Mikroklima. Der Vorbote des frisch geernteten Rebenguts gibt erste Eindrücke, wie sich der Jahrgang entwickeln wird und lässt Rückschlüsse auf dessen Charakteristik zu. Jeder Steirische Junker schmeckt erfrischend mit jugendlich-frischen und fruchtigen Aromen. �Nach einer klimatisch herausfordernden Saison, die von Unwettern geprägt war, erwarten wir eine mittlere bis kleinere Ernte. Erste Schätzungen gehen von etwa 200.000 Hektolitern aus, ein Minderertrag von etwa 10 Prozent gegenüber 2022�, schildert Wein Steiermark GF Werner Luttenberger. Der Steirische Junker eignet sich aufgrund seiner Frische hervorragend als Aperitif und ist bis zum Sommer ein idealer Begleiter zur saisonalen, regionalen Küche. Erhältlich ist er bei den Junker-Winzern ab Hof, online sowie in der Gastronomie und im gut sortierten Handel. � 56 /// FAZIT DEZEMBER 2023

Heuer wurden 25 Femizide und 40 Mordversuche bzw. schwere Gewalt an Frauen verübt. Eine Situation, die nach Handlungsbedarf schreit. Im Rahmen der Initiative �16 Tage gegen Gewalt� macht Spar Steiermark im fünften Jahr in Folge zusammen mit dem Sozialressort und dem Frauenressort auf regionale Hilfsangebote für Betroffene von Gewalt aufmerksam. Im Zeitraum vom 25. November, dem internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, und dem 10. Dezember 2023 wird die Telefonnummer des Gewaltschutzzentrums Steiermark auf den Spar-Kassabons abgedruckt und an den Spar-Standorten zum Gewaltschutz informiert. Soziallandesrätin Doris Kampus: �Gewalt ist keine Privatsache, sondern sie geht alle an. Unser Ziel ist es, möglichst vielen Betroffenen zu vermitteln, dass sie nicht alleine sind und es Hilfsangebote für sie gibt.� Frauenlandesrätin Simone Schmiedtbauer ergänzt: �Wir haben in der Steiermark bereits ein engmaschiges Netz von Hilfs- und Beratungsangeboten. Durch die Kooperation sorgen wir dafür, dass die bestehenden Angebote potenziell Betroffene noch besser erreichen.� Vertrauliche Unterstützungsangebote Marina Sorgo, GF des Gewaltschutzzentrums Steiermark: �Wenn Frauen nicht wissen, wohin sie sich wenden sollen, ist es für sie wesentlich schwieriger, sich aus einer Gewaltbeziehung zu lösen. Umso wichtiger sind die Unterstützung von Unternehmen wie Spar, die auf diese Notrufnummern aufmerksam machen. Auf diese Weise erfahren Betroffene, dass es kostenfreie und vertrauliche Unterstützungsangebote gibt�. �Wertschätzung und Respekt sind wichtige Werte in unserer Unternehmenskultur. Es ist bedauerlich, dass Gewalt noch in vielen Bereichen unserer Gesellschaft so vorherrschend ist. Als größter privater österreichischer Arbeitgeber nützen wir die Möglichkeit auf diese gesellschaftliche Fehlentwicklungen hinzuweisen und auf das Thema Gewaltschutz aufmerksam zu machen�, so Spar Steiermark-GF Christoph Holzer. �

Foto: Harry Schiffer , Land Steiermark / Binder

Der Startschuss für den Weinjahrgang 2023 ist erfolgreich gelungen! Wie jedes Jahr am Mittwoch vor Martini luden auch heuer die Wein Steiermark und die Junker-Winzer in die Stadthalle Graz.

v.l.n.r.: LRin Doris Kampus, SPAR-Steiermark-GF Christoph Holzer und LRin Simone Schmiedtbauer bieten niederschwellige Angebote für von Gewalt Betroffene.


STVP.AT

Anders arbeiten.

Weiter denken.

MODELL STEIERMARK. Das ist unser Weg. Landeshauptmann Christopher Drexler

Gut, dass wir in der Steiermark daheim sind. Und damit meine ich nicht

nur Schönheit, Vielfalt und Lebensqualität in Stadt und Land, sondern durchaus auch die Politik. Warum? Schauen wir uns um. Hier im Land wird zusammen gearbeitet, wie wir es im Bund und in anderen Ländern schon lang nicht mehr erleben. Bei uns wird miteinander geredet – nicht nur in der Landesregierung, sondern mit allen Parteien im Land. Hier kümmern wir uns um Fragen, die wirklich wichtig sind. Um Themen, die Land und Leute bewegen. Um Chancen, die unser Land weiterbringen. Für uns zählen eben nicht die Farben einer Partei. Sondern die, die wir alle im Herzen tragen: Weiß-Grün. Vielleicht klingt das für manche altmodisch. Aber für mich ist es ein Modell, dem die Zukunft gehört. Heute noch mehr als bisher.


NeunteLeiter AK- bei Neuer Die Gewinner des Vollversammlung: Elevator Pitch 2023 Spar-PersonalBereits zum elften Mal machte sich die Junge �Wir alle sind entwicklung Wirtschaft mit dem �Elevator Pitch� auf die Suche nach den herausragendsten JungunterMichael Salvenmoser (36) ist der neue Leiter Gewerkschaft� für den Bereich Personalentwicklung für Spar nehmerinnen und Jungunternehmern der

�Die Beschäftigten verdienen sich mehr für ihre Leistung�, sagte AK-Präsident Josef Pesserl.

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Foto: Derler / AK Stmk

�Die Beschäftigten verdienen sich mehr für ihre Leistung�, erklärte AK-Präsident Josef Pesserl zum mageren Angebot der Unternehmen der Metallindustrie und stellte fest: �Wir alle in der Arbeiterkammer sind Teil der Gewerkschaftsbewegung.� Der AK-Präsident appellierte an die Unternehmer, mit einem fairen Lohnabschluss Wertschätzung gegenüberfürden einzelnen Der Grazer Michaelihre Salvemoser ist neuer Bereichsleiter den Bereich Beschäftigten zu zeigen, auchund dieSüdburgenland. hohe Bedeutung einer Personalentwicklung bei Spar aber Steiermark starken Massenkaufkraft für die gesamte Wirtschaft zu bedenken, Grazer und erntete damit Applaus der Kammerrätinnen Der kümmert sichgroßen gemeinsam mit seinem sechsköpfigen und Kammerräte. Die Verweigerung der Arbeitsleistung, ein Personalentwicklungs-Team in der Spar-Zentrale Graz also um die Streik, seiWeiterbildung die einzige Möglichkeit der Beschäftigten, zu einem guAusund der gesamten Belegschaft sowie weiters ten Ergebnis zu kommen, sagtevon Pesserl: faire Lösung um die Lehrlingsentwicklung Spar�Wenn in dereine Steiermark und am grünen Tisch scheitert, bleibt nur die Arbeitsniederlegung.� Südburgenland. Sorge um Gesundheitssystem Der 36-Jährige hat an der Pädagogischen Hochschule SteierEin anderer wichtiger Punkt sei die Riesenbaustelle Gesundheitsmark Englisch und Sportwissenschaften studiert sowie an der system, betonte AK-Präsident: �Wir Software-Design stehen heute vor und einem FH Joanneum dasder Schwerpunktstudium IT Scherbenhaufen�, der durch die Strukturreformen der Gesunderfolgreich absolviert. Salvenmoser bringt außerdem jahrelange heitskassen mit der angeblich freiwerdenden Patientenmilliarde Führungserfahrung in einem internationalen Großkonzern mit. mitverursacht wurde. In Wahrheit sei das eine Entmachtung der Beschäftigten gewesen, die Verwendung der Beiträge der Zielgerichtete Aus- undüber Weiterbildungsmaßnahmen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer entscheidet heute für die �Ich freue mich, dass wir die Position des Bereichsleiters Vertretung der Wirtschaft. Ein umfangreicher Antragkönnen�, zu einer Personalentwicklung mit Michael Salvenmoser besetzen grundlegenden Strukturreform des Gesundheitssystems, die auch erklärt Christoph Holzer, Geschäftsführer von Spar Steiermark budgetär ihren Niederschlag findet, fand eine breite Mehrheit. und Südburgenland. �Die Ausund Weiterbildung sowie EntWeitere zentrale Anträge thematisierten die geringespielt Höhe für desden Arwicklung unser Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beitslosengeldes, das durch die hohe entwertet Erfolg unseres Unternehmens eineInflation wichtigezusätzlich Rolle.� Im Gebiet wurde, die hohen Kosten, die Eltern für den Schulbesuch ihrer Steiermark und Südburgendland beschäftigt Spar insgesamt Kinder7.600 tragen müssen, sowie Vorschläge zur Wohnversorgung über Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, darunter über der Bevölkerung, 330 Lehrlinge. die leistbar ist. � 58 /// FAZIT DEZEMBER 2023

Steiermark.

Beim großen Finale im Lift des E-Office der Energie Steiermark am 16. November wetteiferten die 16 Finalisten in einer 90-sekündigen Liftfahrt um Preisgelder in Höhe von insgesamt 8.000 Euro. Im Vorfeld hatten sie sich aus über 90 Einreichungen für das Finale qualifiziert. �Innovationen sind das A und O für die Grüne Mark. Mit diesem Ideen-Wettbewerb unterstützen wir junge Menschen dabei, ihre Ideen umzusetzen�, so JW-Landesvorsitzender Christian Wipfler. Spannendes Finale im Fahrstuhl Rund 200 Zuseher fieberten via Live-Übertragung direkt aus dem Lift mit. Die Qual der Wahl lag schließlich bei der hochkarätig besetzten Jury, u. a. bestehend aus Sabine Resch (Energie Steiermark), Gabriele Lechner (WKO), Dagmar Eigner-Stengg (Gründercenter) und Christoph Ludwig (SFG). Die meisten Jury-Punkte und das Preisgeld von 5.000 Euro sicherte sich am Ende Tobias Fleiss mit �Reedem Solar Technolgies�. Dabei handelt es sich um einen Photoreaktor, der aus Wasser und Sonnenlicht grünen Wasserstoff erzeugt. Auf Platz zwei landete Bettina Ganglberger mit �bettilicious – Weil gesund naschen so einfach sein kann�, das sind handgemachte Energiekugeln aus Graz. Platz drei sicherte sich Anna Steinwidder mit �Bio-Biertrebernudeln�, die nachhaltig aus Biertreber hergestellt werden. Sieger der Schülerwertung wurde Moritz Harb (HTL Weiz), der mittels App private E-Ladestationen für alle zugänglich machen möchte. �Die zahlreichen nachhaltigen Innovationen zeigen, wie wichtig das Thema ist, deshalb wird sich die Junge Wirtschaft verstärkt für dieses Thema stark machen�, zog JW-GF Martina Konrad Bilanz. �Ein großer Dank gilt unseren zahlreichen Partnern, ohne die dieses Format nicht möglich wäre.�

Gruppenfoto mit den Siegern Tobias Fleiss, Anna Steinwidder, Bettina Ganglberger und Moritz Harb, den Finalisten und der Jury

Fotos: SPAR / Velchev, Foto Fischer

Die extremeund Teuerung und damit verbundene Steiermark das südliche Burgenland. faire Lohnsteigerung der Beschäftigten bildeten das zentrale Diskussionsthema der neunten Vollversammlung der steirischen Arbeiterkammer.


Einlass: 18.30 Uhr, Eröffnung: 20.00 Uhr Dresscode: Tracht oder Abendkleidung Nähere Informationen:

bauernbundball.at

n e t r Ka h ab:

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4 2 0 2 . 10. 1

Foto: Spar / Werner Krug

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Top of Styria 2023 − die stärksten Unternehmen der Steiermark Der wohl renommierteste Wirtschaftspreis der Steiermark wurde am 20. November 2023 verliehen. Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl und WKO-Vize-Präs. Andreas Herz gratulierten den Gewinnern gemeinsam mit Top of Styria-Chefredakteur Martin Novak.

Foto: Foto Fischer

Gruppenbild mit allen Top-of-Styria-Gewinnerinnen und Gewinnern

Bildung, Energie und steirische Genüsse sind die Kernthemen von Top of Styria 2023. Bei Umsatz und Beschäftigtenzahl der Top-100-Unternehmen gibt es neue Rekorde: Die Top-100-Unternehmen erreichten einen Gesamtumsatz von 51,17 Mrd. Euro (+ 6,199 Mrd. gegenüber dem Jahr zuvor) und eine Beschäftigtenzahl von 200.211 (+ 2.712). Damit wurden die 50-Milliarden-Umsatz- und die 200.000-Beschäftigten-Schallmauern durchbrochen. Krisen durch Innovation bewältigen LRin Barbara Eibinger-Miedl betonte: �Die Tops of Styria stehen für die herausragenden Unternehmer der Steiermark. Mit ihrem Mut, ihrer Innovationskraft und ihrem Einsatz sorgen sie für Arbeitsplätze, Wertschöpfung, wirtschaftliches Wachstum und damit Lebensqualität in unserem Bundesland.� WKO Steiermark-Vizepräsident Andreas Herz: �Dass die Steiermark so hervorragend durch die vielen Krisen der vergangenen Jahre gekommen ist, hat sie vor allem den Unternehmerinnen und Unternehmern zu verdanken. Gemeinsam mit ihren Mitarbeitern sorgen diese nämlich auch in herausfordernden Zeiten tagtäglich für innovative Höchstleistungen.� Top of Styria-Chefredakteur Martin Novak ergänzte: �Die steirischen Unternehmen sind auch in herausfordernden Zeiten top, nicht nur top of styria.� Herausragende steirische Unternehmen Für ihre herausragenden Leistungen im Bereich der steirischen Wirtschaft erhielten die Tops of styria in Stahl gefasste Felsbrocken vom Dachstein. Geehrt wurden führende Unternehmerinnen und Unternehmer in den Kategorien �Produktion�, �Handel, Dienstleistung� und �Innovation�, sowie das Lebesnwerk. In der Kategorie Produktion ging der erste Platz an Richard Stralz von Mayr-Melnhof Holz vor Herbert Decker (MFL) und Enzo Zadra (Norske Skog Bruck). Die Kategorie Dienstleistung, Handel ge-

60 /// FAZIT DEZEMBER 2023

wann Christoph Holzer (Geschäftsführer von Spar Steiermark und Südburgenland) gefolgt von Bibiane Puhl (KRAFT:das Murtal) und Elisabeth Micko (Micko Pflanzenparadies). In der Kategorie Innovation gewann AVL DiTEST-CEO Gerald Lackner top, auf den Plätzen 2 und 3 folgten Lukas Beiglböck/Micha Brandtner (nahgenuss.at) und Josef Stoppacher (Weitzer Parkett). Für sein Lebenswerk wurde der langjährige Sappi Austria-Chef und Obmann der Sparte Industrie Max Oberhumer ausgezeichnet. Innovative Verwaltung gewinnt Im Rahmen der top of styria-Präsentation wurden auch vier �Managen statt verwalten-Awards� und ein Sonderpreis der WKO Steiermark für innovative Verwaltungsprojekte im Interesse der Wirtschaft verliehen. Gewürdigt wurden in der Laudatio von WKO-Steiermark-Direktor Karl-Heinz Dernoscheg die �Steiermark App�, die es Bürgern und Unternehmen ermöglicht, zahlreiche Amtswege zeit- und ortsunabhängig zu erledigen (Oswald Mörth), das Projekt �Use Case ‚Kinderbetreuung Beitragsförderung‘ der Stadt Graz�, das Eltern den Weg in eine Servicestelle erspart (Günter Fürntratt und Stefan Steinwender), das �Projekt Johann − Musterverfahren Energiespeicheranlage auf Wasserstoffbasis�, wodurch die einfache und schnelle Abwicklung von Genehmigungsverfahren möglich wird (Christian Sulzbacher, BH Liezen) sowie das Fachinformationssystem für das LVG Steiermark, das durchgängig digital geführte verwaltungsgerichtliche Verfahren erlaubt (Verena Ennemoser, LVG Steiermark und Elisabeth Freiberger, Land Steiermark, Abt. 1). Einen Sonderpreis gab es für die Kitzrettung mittels Drohne und Wärmebildtechnik (Klaus Hejny, Veterinärmanagement). Informationen: www.topofstyria.at


Landesrätin Schmiedtbauer begrüßt Impulsprogramm

BM Norbert Totschnig gab im Oktober eine Budgeterhöhung für die Land- und Forstwirtschaft bekannt. Teil des umfassenden Pakets ist ein 360 Mio. Euro schweres „Impulsprogramm für die Landwirtschaft“, das der Bund und die Länder gemeinsam auf den Weg bringen. Die steirische Agrarlandesrätin Simone Schmiedtbauer begrüßt diese Investition in die Zukunft der Land- und Forstwirtschaft und des ländlichen Raums: „Dieser Beitrag kommt nicht nur dem Erhalt unserer kleinstrukturierten Familienbetriebe zugute, sondern wirkt auch inflationsdämpfend und sorgt für Wertschöpfung im ländlichen Raum. Gemeinsam mit dem Bund nehmen wir Geld in die Hand, um dafür zu sorgen, dass Lebensmittel aus der Region leistbar bleiben.“antwortet er gemeinsam mit seinem Team. .

Ein Fachkräftesymposium zum Jubiläum

Die IV Steiermark und die Sparte Industrie der WKO Steiermark feierten gemeinsam das 20-jährige Jubiläum des Industrieforums Human Resources mit einem „Fachkräftesymposium“ unter dem Motto „New Recruiting − New Work− New Leadership“. Es richtete sich an Personalverantwortliche der steirischen Industrie sowie an Geschäftsführer, die gemeinsam den Herausforderungen des anhaltenden Fachkräftemangels begegnen möchten. „Unser Fachkräftesymposium bietet genau dafür eine Plattform, um innovative Ansätze sowie neue Aspekte in Bezug auf Leadership, den Einsatz von KI oder der Digitalisierung im Arbeitsalltag zu diskutieren“, so Alexandra Leopold, die Leiterin des Industrieforums HR und Directory HR Rosendahl Nextrom GmbH.

Fotos: C. Strobl, Foto Fischer, KPTN Marketing / Carla Assigal, Handelskammer Bozen

Neues Fußball-Kinderbuch „A wie Alaba“

Die Idee zum ABC-Buch hatten die drei Freunde Weiz-Sportdirektor Fabio Schaupp, ORF-Moderator Thomas Seidl sowie Peter K. Wagner, Chefredakteur der Straßenzeitung Megaphon. „Das Buch ist für junge Fußballfans gedacht, aber auch Erwachsene sind begeistert von den Zeichnungen der Illustratorin Darja Eder“, sagt Schaupp, Onkel eines fußballverrückten Neffen. „Es ist das Buch, das mir für meinen kleinen Sohn noch gefehlt hat“, erklärt Seidl, Bruder von Kapfenberg-Profifußballer Philipp Seidl, und Wagner ergänzt: „Wir freuen uns, dass wir mit Michael Gregoritsch und seinem Spendenverein einen Partner gefunden haben, der Projekte von der Caritas und Licht ins Dunkel unterstützt.“ Erhältlich ist das Buch um 25 Euro online unter www.scabc.at

Talentcenter in Bozen eröffnet

Seit seiner Eröffnung im Jahr 2016 hat das Talentcenter der WKO Steiermark neue Maßstäbe gesetzt. Mehr als 36.000 Jugendliche haben hier einen individuellen Talentreport erhalten, der Orientierung bei der Wahl der Ausbildung bietet. Nun erfolgt der nächste Expansionsschritt. In Kooperation mit der Handelskammer Bozen wurde das Modell weiterentwickelt und ein Talentcenter nach steirischem Vorbild in Bozen errichtet. „Diese Kooperation ist nicht nur ein großer Sprung für die Jugendlichen in Südtirol. Besonders die steirischen Jugendlichen profitieren vom weiterentwickelten Testverfahren und können so noch zielgerichteter in ihre berufliche Zukunft starten“, erklärt WKO-Steiermark-Dir. Karl-Heinz Dernoscheg. FAZIT DEZEMBER 2023 /// 61


Weltspartagempfang bei Raiffeisen

Im Rahmen des Weltspartags besuchten viele Steirer ihre Raiffeisen-Bankstelle vor Ort. Unter den zahlreichen Kunden, die ihre Raiffeisenbank zu diesem Anlass aufsuchten, waren beim Empfang im Raiffeisenhaus in der Grazer Radetzkystraße der Raiffeisen-Landesbank Steiermark auch die Spitzen des Landes vertreten. RLB-Aufsichtsratspräsident Josef Hainzl und Generaldirektor Martin Schaller begrüßten Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Universitäten, Interessensvertretungen, Medien und Kirche. Unter ihnen waren Landesrat Karlheinz Kornhäusl, IV-Geschäftsführer Gernot Pagger, LK-Präsident Franz Titschenbacher, Styria-Vorstand Markus Mair, ORF-Steiermark-Landesdirektor Gerhard Koch und Energie Steiermark-Vorstand Christian Purrer.

Der Klimawandel hat auch heuer wieder voll zugeschlagen und sich im Ackerbau mit verheerenden Folgen gezeigt. „Haben im Vorjahr Hitze und Trockenheit die Ernte wichtiger Kulturen erheblich dezimiert, stand sie heuer durch den anhaltenden Dauerregen und den viel zu tiefen Temperaturen teils auf Messers Schneide“, analysiert LK-Präs. Franz Titschenbacher die bisher noch nie so herausfordernde Anbau- und beginnende Vegetationszeit wie im Jahr 2023. Diese extreme Witterung hat massive Spuren bei wichtigen Kulturen hinterlassen. Sie führte zu einer Ertragsmisere bei Mais, Gerste und Erdäpfeln. Bei den Kürbiskulturen hat die Kombination aus nass-kühler Witterung und fehlendem Beizschutz die Kernerträge drastisch einbrechen lassen.

Jana Revedin-Lesung in der Buchhandlung Moser

Die Bestsellerautorin und Architektin Jana Revedin lebt in Venedig und Wernberg und veröffentlichte u. a. „Jeder hier nennt mich Frau Bauhaus: Das Leben der Ise Frank“. Ihr neuestes Buch „Der Frühling ist in den Bäumen“ hat sie kürzlich in der Buchhandlung Moser vor einer großen Zuschauerschar präsentiert. Die Handlung spielt im Mai 1953, Konstanz am Bodensee: Renina ist vierundzwanzig, Martin Heideggers jüngste Assistentin und wagt den Sprung in die Selbstständigkeit. Sie gründet die erste Frauenzeitschrift Deutschlands. In Zeiten politischer Restauration will sie sich mit ihrer „Lady“ für ein neues Rollenverständnis der Frau einsetzen. Die Zeichen stehen gut, wäre da nicht Fred, den sie aus einer Laune heraus geheiratet hat.

LRH lobt Vollzug der Wohnunterstützung

Kaum Beanstandungen durch den Landesrechnungshof setzte es für die Soziabteilung des Landes bei der Prüfung der Kontrolle und des Vollzugs der Wohnbeihilfe bzw. der Wohnunterstützung, wie diese Sozialleistung seit September 2016 heißt. Bei seiner Prüfung stellte der LRH unter der Leitung von Dir. Heinz Drobesch fest, dass die Fehlerquote bei der Berechnung der Höhe dieser Sozialleistung bei knapp einem Prozent lag, also „in einem vertretbaren Ausmaß“, wie es im Prüfbericht heißt. Nur in einigen wenigen Fällen war die Einkommensberechnung nicht korrekt oder erschwert nachzuvollziehen. Eine Rüge setzte es jedoch für die Soziabteilung wegen der externen Beauftragung einer privaten Firma mit einer Prüfung, welche dieselbe Zielrichtung verfolgte. 62 /// FAZIT DEZEMBER 2023

Fotos: photoworkers.at, LK Steiermark/Danner , LRH Stmk., Saubermacher, Foto Freisinger, Gemeinde Tetovo

Extremwetter drückt auf landwirtschaftliche Erträge


Nachhaltige Gemeindegestaltung

Zum Auftakt der Dialogreihe zum Themenschwerpunkt „Wie gestalte ich meine Gemeinde nachhaltig“ luden am 8. November die Nachhaltigkeitskoordination des Landes Steiermark, der Städtebund und der Gemeindebund Steiermark in das Kultur-Quartier Leoben. Im Mittelpunkt standen dabei die globalen Nachhaltigkeitsziele für Umwelt, Energie und Bildung. Gastgeber Bgm. Kurt Wallner präsentierte, wie diese ins Leitbild der Stadt Leoben integriert sind und unterstrich: „Leoben hat sich zu einer lebens- und liebenswerten Stadt entwickelt, die das grüne Wissenszentrum im Herzen Österreichs darstellt. Tradition und Innovation machen Leoben zu einer Stadt des Lebens und der Arbeit, der Bildung und der Forschung, in der sich alle Altersgruppen wohlfühlen.“

Businessfrühstück „Good Morning Innovation“

Die Steiermärkische Sparkasse in der Region Oststeiermark lud mit dem Innolab erneut zum Business-Frühstück. Dieses Mal fand die Veranstaltung unter dem Motto „Good Morning Innovation“ in Hartberg bei der Andy Wolf Fashion GmbH statt. Dabei hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich vom Vortrag von Innovationsbegleiter Manuel Muhsbach inspirieren zu lassen. Anhand von Best Practice-Beispielen zeigte er, wie Unternehmen innovative Ideen finden und diese nachhaltig umsetzen. „Wir haben uns der Aufgabe verschrieben, Unternehmer dabei zu unterstützen, ihre Zukunftsvisionen zu verwirklichen. Die Steiermärkische Sparkasse will hier auch als innovative und verlässliche Partnerin zur Verfügung stehen“, betont Vorstandsmitglied Oliver Kröpfl.

Saubermacher gründet ÖPP in Nordmazedonien

Am 10. November unterzeichneten das steirische Unternehmen Saubermacher und die Stadt Tetovo den Vertrag für ihre öffentlich-private Partnerschaft (ÖPP) in Nordmazedonien. Das Ziel ist die Verbesserung der Abfallwirtschaft samt Einführung moderner Umweltstandards. Dazu wird eine Gesellschaft für die Sammlung von Siedlungsabfällen gegründet. „Die Partnerschaft mit Tetovo ist für uns ein wichtiger Schritt. Wir nehmen unsere Verantwortung zur Weiterentwicklung der Abfallwirtschaft in der Region sehr ernst und werden unseren Beitrag zur Zufriedenheit unserer Partner sowie der Bürger leisten“, freute sich Hans Roth über die Kooperation. Die Vertragslaufzeit beträgt 15 Jahre. Mit der Umsetzung wird im Februar 2024 gestartet.

Der steirische Arbeitsmarkt im Oktober 2023

Mit Stand Ende Oktober 2023 waren 28.861 Personen beim AMS Steiermark als arbeitslos vorgemerkt, das sind um 1.739 Personen mehr als im Vorjahr (+6,4 %). Einschließlich der 8.367 Teilnehmenden an Schulungen sind damit 37.228 Steirerinnen und Steirer ohne Job (+7,1 %). Die geschätzte Arbeitslosenquote erhöhte sich moderat um 0,3 Prozentpunkte auf 5,0 Prozent. „Dem steirischen Arbeitsmarkt steht ein schwieriger Winter bevor“, betont Snobe angesichts der aktuellen Zahlen – er erwartet, dass der Wirtschaftsabschwung die Arbeitslosigkeit in den kommenden Monaten weiter steigen lässt. „Nur mehr bei den Frauen bleibt die Beschäftigung leicht positiv, jene der Männer ist in der Steiermark bereits deutlich gedämpft.“ Mit 14.151 offenen Stellen meldeten die steirischen Unternehmen im Vorjahresvergleich fast ein Viertel weniger Jobangebote. FAZIT DEZEMBER 2023 /// 63


Am Bundesparteitag der SPÖ in Graz am 11. November stand neben der Wahl von Andreas Babler auch die Neuwahl der Parteigremien am Programm. Größte Neuerung aus steirischer Sicht: SPÖ Chef und LH-Stv. Anton Lang wurde mit 97,79 Prozent erstmals zum stv. Bundesparteivorsitzenden gewählt. Damit wird die Steiermark auch künftig sechs Vertreter im Vorstand haben und weiterhin mit starker Stimme in Wien vertreten sein. „Auf die Sozialdemokratie warten im kommenden Jahr richtungsweisende Wahlen. Unser klares Ziel muss es sein, auch im Bund wieder in Regierungsverantwortung zu kommen, denn wir sehen in der Steiermark, wie wichtig die sozialdemokratische Handschrift für die Menschen ist“, so der steirische SPÖ-Chef LH-Stv. Anton Lang.

Weltspartag bei der Steiermärkischen

Der Gründungsgedanke der Steiermärkischen Sparkasse liegt darin, einen Beitrag für die positive Entwicklung von Gesellschaft und Region zu leisten und lässt sich am besten mit dem Begriff Nachhaltigkeit zusammenfassen. Das bedeutet auch und vor allem, nachhaltige und langfristige Beziehungen zu den Kunden und Kundinnen zu pflegen. Die letzten Jahre haben gezeigt, wie wichtig langfristige, stabile Partnerschaften sind, um gemeinsam Krisen zu bewältigen. Die Pflege dieser Partnerschaften und der persönliche Austausch standen auch beim Weltspartagempfang im Mittelpunkt. Rund 200 Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur genossen die moderne Atmosphäre im Schlossbergsaal und nützten die Gelegenheit, sich bei regionalen Schmankerln auszutauschen.

Der „Gösser Radlerweg“ wurde eröffnet

Der 4,75 km lange „Gösser Radlerweg“, der Information und historische Hintergründe mit sportlicher Betätigung kombiniert, wurde in Anwesenheit von Bgm. Kurt Wallner, Braumeister Michael Zotter und Altbraumeister Andreas Werner feierlich eröffnet. „Leoben und die Gösser Brauerei verbindet eine lange Geschichte gelebter Tradition und stetiger Innovation, dass es uns ein Anliegen war, diese für Bevölkerung und Gäste ,erradelbar‘ zu machen“, erklärte Wallner bei der Eröffnung des „Gösser Radlerweges“ Mitte November. Herbert Umlauft, der mit seiner Agentur Styles-WorkLab für die Projektgestaltung zuständig war, Gösser Bierbotschafter Gerhard Lukasiewicz sowie Gartenbauchef Alois Kieninger wohnten der Eröffnung ebenfalls bei.

Naturerlebnisse beim Raiffeisentag der Steiermarkschau

Die diesjährige Steiermarkschau in der Tierwelt Herberstein widmete sich mit dem Schutz der biologischen Vielfalt einem sehr aktuellen Thema und war am 5. November Schauplatz des beliebten Raiffeisentages. Rund 2.200 Besucher tauchten mi in die Vielfalt des Lebens ein. Das neue Haus der Biodiversität bot mit vielen interaktiven Stationen Gelegenheit, die heimische Arten- und Lebensraumvielfalt spielerisch zu erforschen und gab Anregungen für einen nachhaltigeren Lebensstil. Vorstandsdirektor Florian Stryeck: „Mit der Einladung zum Raiffeisentag geben wir vielen Familien die Möglichkeit, gemeinsame Momente der Freude und Ablenkung zu genießen und sich dabei mit dem wichtigen Thema der biologischen Vielfalt zu beschäftigen.“ 64 /// FAZIT DEZEMBER 2023

Fotos:SPÖ Stmk., Margit Kundigraber, Vanessa Gruber / RegionalMedien Steiermark , RLB Steiermark / photoworkers.at

Steirische SPÖ mit starker Stimme in Wien


FAZIT DEZEMBER 2023 /// 65


RLB unterstützt Spendenaktion gegen Armut

Raiffeisen Steiermark hat angesichts der aktuellen Herausforderungen vor mehr als einem Jahr in Partnerschaft mit Caritas Steiermark den Sozialfonds „Wir hilft − für gesellschaftlichen Zusammenhalt“ ins Leben gerufen. Der Bedarf nach finanzieller Unterstützung ist aktuell so groß wie selten zuvor. „Als Raiffeisen Steiermark wollen wir mit positivem Beispiel vorangehen und haben uns daher eine besondere Aktion einfallen lassen. Wir honorieren Transaktionen, die unsere Kunden bis 24. Dezember tätigen, zusätzlich mit drei Euro-Cent“, erklärt RLB-Generaldirektor Martin Schaller. Dazu gehören demnach Barbehebungen sowie Zahlungen mit dem Smartphone oder der Debitkarte. Die dadurch lukrierten Gelder fließen in den „Wir hilft“-Fonds.

Staatliche Auszeichnung für Sinnwin-Kundin

Claudia Schenner-Klivinyi, GF von SinnWin, gratuliert ihrer Vereinbarkeitskundin „Sehen!wutscher“ zur Verleihung der staatlichen Auszeichnung „Familienfreundlicher Arbeitgeber“, nach gemeinsamer Durchführung des Prozesses „Zertifizierung Beruf und Familie“ sehr herzlich. Sehen!wutscher durchlief den geförderten Einführungs- und Verbesserungsprozess zu Betrieblichem Vereinbarkeitsmanagement mittels „Zertifizierung Beruf und Familie“. In Workshops wurden unter Mitwirkung von Geschäftsführung, Führungskräften und MitarbeiterInnen Vereinbarkeitsressourcen wieder bewusst gemacht und Verbesserungspotenziale erhoben. Daraus wurden Ziele und Maßnahmen abgeleitet, die extern überprüft und nun laufend umgesetzt werden. Der Klimawandel beeinflusst zunehmend auch die Meeresströmungen und damit die Nahrungskette. Wie Eisschmelze, Ozeanzirkulation und Nährstoffgehalt zusammenspielen, ist noch nicht vollständig geklärt. Forscher der Universität Graz untersuchen in urzeitlichen Bodenproben die Hintergründe. „Ein Ansteigen der Wassertemperatur verlangsamt die Zirkulation in den Ozeanen“, erklärt der Erdwissenschaftler Gerald Auer: „Darauf haben wir bei unseren Forschungsarbeiten deutliche Hinweise gefunden“, schildert Auer. Er ist Co-Leiter des internationalen Projekts „Tracing Intermediate Water Current Changes and Sea Ice Expansion in the Indian Ocean”, das untersucht, wie sich Klimaveränderungen auf Meeresströmungen ausgewirkt haben.

Österreichs Industrie braucht mehr Rezyklate

In Österreich werden zu viele Ressourcen verbraucht. Um das zu ändern, setzt die Industrie bei der Fertigung neuer Produkte vermehrt auf recycelte Materialien. BMin Leonore Gewessler ist überzeugt: Unternehmen, die nachhaltig wirtschaften, profitieren sowohl aus ökologischer als auch ökonomischer Sicht. Gabriele Jüly, Präs. des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe, erklärt: „Die Abfallwirtschaft leistet durch Sammlung, Recycling und Verwertung einen wesentlichen Beitrag zu Rohstoffunabhängigkeit und Energieversorgung. Aber wir brauchen auch einen funktionierenden Markt für recycelte Materialien. Ein Lösungsansatz wäre die Einführung einer verpflichtenden Quote für den Einsatz von Rezyklaten in der industriellen Produktion. „ 66 /// FAZIT DEZEMBER 2023

Fotos: SinnWin , RLB Steiermark / Foto Fischer, IV, Uni Graz/Tzivanopoulos

Forschung zu Plankton und Eis


Planai-Hochwurzen-Bahnen mit neuem Ford Allrad Fuhrpark Der Winter nähert sich mit Riesenschritten. In den Schigebieten laufen die saisonalen Vorbereitungen bereits auf Hochtouren. Damit der Betrieb gewährleistet werden kann, bedarf es auch eines dementsprechenden Fuhrparks.

Rechtzeitig zum Start der Wintersaison 2023/24 konnte das Team der Planai-Hochwurzen-Bahnen nun die ersten 26 Ford Tourneo Connect, Ranger und Transit, alle mit Allradantrieb, in Empfang nehmen. 11 weitere 9-Sitzer Tourneo Custom folgen in den kommenden Wochen. Durch den modernen Allradantrieb von Ford wird die neue Flotte den speziellen Anforderungen für winterliche Fahrverhältnisse bestens gerecht. Alle Fahrzeuge sind mit dem Markendesign von Planai, Hochwurzen, Dachstein und Galsterberg gebrandet und fungieren somit auch als Markenbotschafter auf ihren Fahrten.

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Foto: Harald Steiner Fotografie

Die neue Flotte wurde für die Dauer von drei Jahren, mit Option auf Verlängerung, über Ford Agenturpartner Fa. Tschernitz in Schladming und dem Haupthändler �Der Reisinger� in Graz geleast. Mit Otto Tschernitz aus Schladming hat man zudem einen kompetenten Servicepartner direkt vor Ort. Die Übergabe an GF Georg Bliem und sein Team fand direkt im Planai Schistadion statt.

Reisinger-GF Walter Graf und Otto Tschernitz bei der Übergabe an Planai-Geschäftsführer Dir. Georg Bliem (Mitte).

�Vom 9-Sitzer bis hin zum Pritschenwagen – die neue Planai-Flotte ist mit der modernsten Technik ausgerüstet. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind damit bei jeder Wetterlage sicher unterwegs. Ein großer Dank gilt unseren Partnern bei Ford sowie dem Einkaufsteam Planai, für die zügige und kompetente Abwicklung�, so Planai-Geschäftsführer Dir. Georg Bliem.

FORD PRO TM GEWERBEWOCHEN

PRO ERFOLG: FORD TRANSIT CUSTOM

BE A PRO – IM FORD E-TRANSIT

JETZT AB € 269,– NETTO (EXKL. UST./INKL. NOVA)/ € 315,– BRUTTO (INKL. UST./INKL. NOVA) mtl. bei Leasing1)

JETZT AB € 389,– NETTO € 466,– BRUTTO mtl. bei Leasing2)

Ford Transit Custom: Kraftstoffverbrauch kombiniert 7,0 – 8,6 l/100 km | CO2-Emission kombiniert 183 – 224 g/km | (Prüfverfahren: WLTP). Bei den Angaben zu den CO2- und Verbrauchswerten handelt es sich um Werte, die im Rahmen der Vorabdatenkonfiguration für das Kraftfahrzeug berechnet wurden. Die Verbrauchs- und CO2-Emissionswerte für den E-Transit Custom und den Transit Custom Plug-in-Hybrid werden rechtzeitig vor Markteinführung bekanntgegeben.

DER REISINGER

Ford E-Transit: Stromverbrauch: 26,1 – 39,7 kWh/100 km (kombiniert) | CO2-Emissionen: 0 g/km (kombiniert)

8051 Graz, Wiener Straße 238, Tel. 0316-500 Filiale: 8572 Bärnbach, Bahnweg 9, Tel. 03142-27500 office@derreisinger.at, www.derreisinger.at

Berechnungsbeispiel am Modell Der neue Transit Custom (V710) Kastenwagen EK 280 L1H1 2,0l EcoBlue 110PS 6G - Front, alle Angaben jeweils inkl. NoVA exkl. USt. / inkl. NoVA inkl. USt.: Barzahlungspreis € 30.957,– /€ 36.817,–; Leasingentgeltvorauszahlung € 9.287,10 / € 11.045,10; Laufzeit 36 Monate; 10.000 Kilometer / Jahr; Restwert € 15.447,20 / € 18.536,64; monatliche Rate € 269,– / € 314,99; Sollzinssatz 5,99 %; Effektivzinssatz 6,91 % /6,86 %; Bearbeitungsgebühr (in monatlicher Rate enthalten) € 130,00 / € 156,00; gesetzl. Vertragsgebühr € 227,65 /€ 268,62; zu zahlender Gesamtbetrag € 34.645,85 / € 41.189,95; Gesamtkosten € 3.688,85 / € 4.372,95. 2) *Gemäß Worldwide Harmonised Light Vehicles Test Procedure (WLTP). Es können bis zu 218 – 316 km Reichweite (beabsichtigter Zielwert nach WLTP) bei voll aufgeladener Batterie erreicht werden – je nach vorhandener Serien- und Batterie-Konfiguration. Die tatsächliche Reichweite kann aufgrund unterschiedlicher Faktoren (z.B. Wetterbedingungen, Fahrverhalten, Streckenprofil, Fahrzeugzustand, Alter und Zustand der Lithium-Ionen-Batterie) variieren. Berechnungsbeispiel am Modell E-Transit (V363) Basis 67kWh 135kW (183PS)Elektro, alle Angaben jeweils inkl. NoVA exkl. USt. / inkl. NoVA inkl. USt.: Barzahlungspreis € 48.190,– / € 57.830,–; Leasingentgeltvorauszahlung € 14.457,– / € 17.349,–; Laufzeit 36 Monate; 10.000 Kilometer / Jahr; Restwert € 26.049,42 / € 31.259,30; monatliche Rate € 389,– / € 466,05; Sollzinssatz 6,92 %; Effektivzinssatz 7,77 % / 7,74 %; Bearbeitungsgebühr (in monatlicher Rate enthalten) € 130,– / € 156,–; gesetzl. Vertragsgebühr € 341,53 / € 409,52; zu zahlender Gesamtbetrag € 54.851,95 / € 65.795,47; Gesamtkosten € 6.661,95 / € 7.965,47. Die Abwicklung der Finanzierung erfolgt über Ford Credit, einem Angebot der Santander Consumer Bank. Bankübliche Bonitätskriterien vorausgesetzt. Freibleibendes unverbindliches Angebot, gültig bis auf Widerruf, vorbehaltlich Änderungen, Irrtümer und Druckfehler. Symbolfotos. 1)

FAZIT DEZEMBER 2023 /// 67


Bauen & Wohnen

Wettbewerb �Lebendige Orte − Lebendige Gemeinde� Das Programm �Lebendige Orte − Lebendige Gemeinde� der Landentwicklung Steiermark bietet einen dreimonatigen Basisprozess zur Gestaltung und Belebung von Gemeinden. Mit konkreten Maßnahmen werden Ortskerne gestärkt und das Miteinander in der Gemeinde gefördert. Das Lebensressort von LRin Simone Schmiedtbauer ermöglicht drei Gemeinden die kostenlose Teilnahme.

Ortskerne stärken und beleben �Erhalten, gestalten und stärken wir unsere Lebensräume, unsere Ortskerne gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern – mit Unterstützung der Landentwicklung – zum Wohle der Menschen, ihrer Lebensqualität und schließlich zum Wohle der Regionalwirtschaft. So werden Orte zu lebendigen Beziehungs- und Alltagsräumen�, so der Obmann der Landent-

wicklung Steiermark, LT-Abg. Franz Fartek. Sandra Höbel, GF der Landentwicklung Steiermark, ergänzt: �Im Rahmen unseres dreimonatigen Basisprozesses ‚Lebendige Orte – Lebendige Gemeinde‘ evaluieren wir bestehende Konzepte und Leitbilder, wir analysieren den Status quo und entwerfen einen klaren Maßnahmenplan und konkrete Förderempfehlungen. Damit bieten wir den Gemeinden in der Folge viel effizientere Umsetzungsmöglichkeiten bei Folgeprojekten an. Förderungen gibt es aus allen Förderlandschaften.� Bewerbungen bis 31. Dezember unter: www.landentwicklung-steiermark.at/ 3-gemeinden/

Foto: Land Steiermark / Binder

Ein besonderer Schwerpunkt wird auf die Wohnsituation sowie die Nachnutzung von Leerstand gelegt. Am Ende des Basisprozesses steht ein Maßnahmenplan für mehr Gemeinschaft in der Gemeinde. Schmiedtbauer erklärt: �In der Ortskernentwicklung geht es um ein gutes Miteinander und um Zusammenhalt. Es braucht

Möglichkeiten und Chancen, Infrastruktur und Freizeitmöglichkeiten, Arbeitsplätze, Ausbildungsstätten, Vereine und alles, was dazu gehört. Mit dem Programm �Lebendige Orte – Lebendige Gemeinde� haben wir ein Werkzeug, um das Potenzial von Ortschaften voll auszuschöpfen und Lebensqualität für die Zukunft abzusichern.�

(v.l.) GF Sandra Höbel (Landentwicklung Steiermark), LRin Simone Schmiedtbauer und Obmann LT-Abg. Franz Fartek. 68 /// FAZIT DEZEMBER 2023


Exklusiv und repräsentativ – Anwesen in der Südsteiermark: Ein modernes Wohnjuwel mit klaren Linien, Flair und Gemütlichkeit. Die schöne Aussicht und die hochwertige Ausstattung runden das exklusive Wohnerlebnis ab. HWB: 42,6 kWh/m²a, fGEE: 065. KP auf Anfrage, Manuela Roiderer, +43 664 8184143, www.sreal.at

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FAZIT NOVEMBER 2023 /// 69


Fazitportrait Von Volker Schögler mit Fotos von Heimo Binder

Wie macht das der Feichtinger? 70 /// FAZIT DEZEMBER 2023




Fazitportrait

Seit Jahrzehnten versteckt sich in der Grazer Josefigasse direkt neben dem Lendplatz ein Schmuckgeschäft, in dessen Auslagen nur Eingeweihte Einblick haben.

Irgendwie wussten es ohnehin alle, nur wir Außenstehenden nicht – oder nur halb, denn

der Name Feichtinger ist in Graz seit fast einem

Vierteljahrhundert als Schmuckhändler ein Begriff.

N

ur Eingeweihte« und »nur halb« ist insofern doppeldeutig, als bei Schmuck und Geschmeide die Frauen eindeutig die Nase vorn haben. So wussten sie wahrscheinlich schon immer, dass man in der Josefigasse Nummer 5-7 durch das Einfahrtstor hindurch gehen muss, um zum Geschäftslokal zu gelangen und ziemlich sicher wussten sie auch schon immer über die auffällige Preispolitik bei Feichtinger Bescheid, haben es aber nur untereinander weitererzählt? Eines scheint sicher: Feichtinger ist die größte Schmuckmanufaktur von Österreich. Wie macht das der Feichtinger? Die Geschichte geht zurück auf den Unternehmensgründer Erwin Feichtinger im Jahre 1979. Der war eigentlich Steuerberater und erledigte die Buchhaltung für einen Grazer Schmuckgroßhändler, mit dem er gemeinsam etwas aufbauen wollte. Als dieser plötzlich verstarb, gründete er unter Mithilfe seiner Frau Monika ein Einzelunternehmen zunächst als Großhändler in der Josefigasse 41. Aufgrund seines Einblicks in das Schmuckgeschäft als Steuerberater verfügte er von Anfang an über entsprechendes Know-how und konnte bereits zwei Jahre später die ersten Filialen in Weiz und in Leibnitz eröffnen. Im darauffolgenden Jahr gründete er die erste Goldschmiedewerkstatt in der Peinlichgasse in Graz. Die Geschäfte liefen so gut, dass sukzessive neue Filialen in ganz Österreich folgten: in Klagenfurt, Salzburg, Wien und auch in Segro-Großmärkten. Im Grunde verfolgte er das Prinzip von Segro: Kunden, die sich unter bestimmten Voraussetzungen an das Unternehmen binden, im weiteren Sinne Mitglieder werden, sollen ähnlich wie Unternehmer zu Großhandelspreisen beziehungsweise vergünstigten Preisen einkaufen können. Dazu war es notwendig, eine eigene Schmuckerzeugung aufzuziehen, um seinerseits vom Großhandel unabhängig zu werden und an der Preisschraube drehen zu können. Zunächst vereinigte er Verkauf, Werkstatt und Büro unter einem Dach am heutigen Standort in der Josefigasse 5-7 und gründete eine Schmuckerzeugungs GmbH. Das Filialnetz wurde in der Folge um fünf Standorte in Innsbruck, St. Pölten, Eisenstadt, Wiener Neustadt und eine zweite Filiale in Wien erweitert. 1994 gelang ihm ein Coup: Mit dem Kauf der Helmut Waiglein GmbH, vergrößerte sich das Filialnetz mit einem Schlag um 13 weitere Standorte. Die Firmengruppe wurde damit Österreichs zweitgrößte Schmuckhandelskette hinter Alphagold von der Fuchshuber-Gruppe. Das Dorotheum hatte damals noch keine Filialen. Sogar in Marbella an der Costa del Sol in Spanien eröffnete FeichFAZIT DEZEMBER 2023 /// 73



Fazitportrait

Wir können mittlerweile Ringe, die rundherum mit Steinen besetzt sind, vollständig auf der Maschine fertigmachen. Christian Feichtinger, Geschäftsführer

tinger später eine Filiale. Im Kulturhauptstadtjahr 2003 wird das Hotel Feichtinger am Lendplatz eröffnet. 2006 stirbt der Firmengründer im Alter von 53 Jahren.

Heiratsmarkt als Geschäft Damit musste die zweite Generation, die Brüder Christian und Markus Feichtinger, der Seniorchefin, ihrer Mutter Monika, zur Seite stehen. Christian, der ältere von beiden, war damals 24 Jahre alt und stand kurz vor der Abschlussarbeit für das BWL-Studium. »Das ist sich dann nicht mehr ausgegangen«, so der heute 41jährige Geschäftsführer des Unternehmens, das den Brüdern und der Mutter zu je 33 Prozent gehört. Mittlerweile hat sich Markus aus dem operativen Bereich zurückgezogen und Mutter Monika ist in Pension. Seit rund zehn Jahren kümmert sich Christian Feichtinger um den Kurs des Unternehmens, das heute 22 Filialen umfasst und mit österreichweit 170 Mitarbeitern einen Umsatz von 24,8 Millionen Euro erwirtschaftet. In der Grazer Zentrale sind davon 70 Mitarbeiter beschäftigt, davon wiederum sind 50 Goldschmiede und neun Lehrlinge. 70 Prozent des Umsatzes werden mit Produkten aus der eigenen Manufaktur gemacht, der Rest ist Handelsware. Bei den Stückzahlen ist die Sache natürlich genau umgekehrt, weil die Handelsware die günstigere Ware ist. Betrachtet man das gesamte Schmucksortiment, so liegt das Verhältnis Eigenproduktion zu Handelsware ungefähr bei 20 zu 80. Zu 100 Prozent aus Eigenproduktion stammen die Eheringe, von denen rund 400 verschiedene angeboten werden. Hier generiert das Unternehmen deshalb die größte Wertschöpfung. Die Eheringe machen 25 Prozent des gesamten Umsatzes aus und Feichtinger versteht sich auch als Österreichs Eheringspezialist Nummer 1. Feichtinger: »Es gibt in Österreich pro Jahr zwischen 35.000 und 40.000 Hochzeiten, davon kaufen vermutlich 99 Prozent Ringe, also ist es ein schöner Markt.« Der Maschinenpark Um das bildlich wie praktisch zu untermauern und das Feichtinger-Businessmodell näher zu erklären, macht Christian Feichtinger mit uns eine Führung durch das Unternehmen. Wir starten in der sogenannten »Eheringhalle« in der Schrödingerstraße, einem ehemaligen Spar-Geschäft mit gut 700 Quadratmetern, die 2014 eingerichtet wurde. In dieser Produktionsstätte werden alle Eheringe vom Gold-, Silber- und sonstigem Granulat weg mit Hilfe eines riesigen Maschinenparks hergestellt. Zugekauft werden nur die Granulate und die Edelsteine. Sogar die Rohre selbst, von

denen die Scheiben für die Ringe mit einem 0,7 mm dünnen Sägeblatt heruntergesägt werden – der Verschnitt wird gesammelt – werden hier produziert, genauer gesagt auf Stranggussanlagen gezogen, nachdem zuvor die Legierungen selbst gemischt wurden. Pro Kilo Gold entsteht je nach Wandstärke ein Rohr von 40 bis 50 Zentimeter Länge. In Österreich wird für die Schmuckerzeugung in der Regel 14-Karat-Gold verwendet, das ist das »585er Gold«, mit 58,5 Prozent Goldanteil in der Legierung mit Silber und Kupfer. Ein Gramm davon kostet zur Zeit 34,50 Euro (Tageskurs), das ist genau doppelt soviel wie 2016, als wir einen Steine- und Schmuckhändler an dieser Stelle portraitierten. Südliche Länder hingegen verwenden 18-Karat-Gold, das ist das »750er« mit 75 Prozent Goldanteil. Aber auch das ist bei Feichtinger möglich, genauso wie Weißgold, Rosé oder mehrfärbige Kombinationen. Zufällig kommen wir gerade dazu, als es in einem Forschungs- und Entwicklungsprozess erstmals gelingt, Tantal, ein zähes dunkelgraues Metall, das in Rohrform geliefert wird, mit Platin zu einem Ring zu verlöten und zu bearbeiten. Die Scheibchen vom Goldrohr, die Rohlinge, werden verwalzt, dann wieder rundgerichtet und kommen direkt auf die CNC-gesteuerten Drehbänke – Hightechgeräte, von denen allein die neueste Fünfachsfräsmaschine 500.000 Euro kostet und auf bis zu 50 Aufträge in Serie programmierbar ist. Feichtinger: »Früher wurde der Ring so, wie er jetzt aus der Maschine herauskommt, zugekauft. Wir können mittlerweile Ringe, die rundherum mit Steinen besetzt sind, vollständig auf der Maschine fertigmachen.« Es fehlten nur mehr Gravur und Punzierung. Wir sehen noch Steinsortierer, die auf Tausendstel Millimeter genau arbeiten oder Sinteranlagen für zweifärbige Ringe, wie Weißgold und Rotgold deren Scheibchen unter Druck und Hitze hier verbunden werden. Oder eine neue Presse für Schutzengerl, Firmenabzeichen oder Anstecknadeln. Oder die zwei kleineren Fünfachsfräsen aus der Anfangszeit, mit denen nunmehr die Werkzeuge wie etwa die Stempel für die Presse gefertigt werden können. Der Maschinenpark ist rund zweieinhalb Millionen Euro wert und – alles ist doppelt. »Falls ein Brand ausbricht, fallen Brandschutzvorhänge herunter und der halbe Maschinenpark bleibt erhalten«, erklärt Christian Feichtinger. Sonst würde die komplette Produktion stillstehen und die Lieferzeit der Spezialmaschinen von Benzinger beträgt ein Jahr. In einem Büro befindet sich die Designabteilung, wo die Ringe auf dem Bildschirm mit 3D-Software designt werden. Eine Software erstellt daraufhin die Werkzeugwege für die Maschine, dann wird alles in den Maschinencode umgewandelt und an die Maschine geschickt, die somit weiß, was zu tun ist und in fünf Achsen die Werkzeuge FAZIT DEZEMBER 2023 /// 75



Fazitportrait

Ich schalte zwei bis drei Handelsspannen aus und die kann ich weitergeben.

Christian Feichtinger, Geschäftsführer

einrichtet und verfahrt. Ein komplexer Ring mit größeren Steinen hingegen wird über einen 3D-Drucker direkt in Spezialwachs ausgedruckt und auf einem Gußbaum in der Regel zusammen mit anderen Werkstücken aus Wachs appliziert. Dieser wird in einer Küvette unter Vakuum mit Einbettmasse »eingegipst«, das Wachs in einem Brennofen ausgebrannt, sodass eine Negativform entsteht, die in der Folge in der Gußabteilung in der Zentrale mit Gold ausgegossen wird. Eine andere Methode ist der Guss in Kautschukformen, wobei die Ursprungsrohlinge erhalten bleiben und einen eigenen Schatz des Unternehmens bilden, weil sie Kontinuität gewährleisten, etwa für den Fall, dass eine Kautschukform beschädigt ist – so kann sie jederzeit wieder hergestellt werden.

Businessmodell Feichtinger Zurück in der Zentrale in der Josefigasse erklärt der Unternehmer das Feichtinger-Businessmodell: »Das Prinzip beruht darauf, dass die Mitarbeiter von Partnerbetrieben und Behörden zu vergünstigten Konditionen, nämlich zu Großhandelspreisen, bei uns Schmuck einkaufen können, das heißt um 40 Prozent günstiger als zum UVP, dem unverbindlichen Verkaufspreis. Wir haben um die 6.000 aktive Partnerbetriebe in Österreich, die wir zunächst vor allem über Personalvertretungen und Betriebsräte erreichen. 95 Prozent der Kunden kommen auch tatsächlich von Partnerfirmen.« Warum die Mitbewerber dieses System nicht kopieren können, sei auch klar. »Wir können uns das nur deshalb leisten, weil wir alles selbst produzieren und die komplette Wertschöpfung im Haus haben. Aufgrund unserer Größe haben wir auch beim Einkauf

von Handelsware größere Stückzahlen und entsprechende Preise. Üblicherweise gibt es einen Produzenten, ein bis zwei Großhändler, einen Juwelier und dann den Endkunden. Ich kaufe direkt beim Produzenten ein und vertreibe an den Endkunden. Das heißt, ich schalte zwei bis drei Handelsspannen aus und die kann ich weitergeben. Das ist der Grund warum wir so günstig anbieten können. Was man dazu natürlich auch sagen muss: Wir sind nicht sehr beliebt in der Branche.« Auch die Investitionskosten bildeten eine hohe Hürde für diese Form der Businessgestaltung: »Stellen Sie einmal so einen Maschinenpark hin und eignen Sie sich das Knowhow an, diesen auch zu bedienen. Ich habe monatelang Tag und Nacht gelernt, die Maschinen in den Griff zu bekommen.« Der gesamte Gebäudekomplex der Zentrale umfasst rund 2.500 Quadratmeter. Das vor fünf Jahren gänzlich erneuerte Geschäftslokal im Hof ist 180 Quadratmeter groß und wartet im ersten Stock mit einer eigenen »Eheringlounge« zur entspannten Beratung auf. Eine solche gibt es auch in der erst heuer neu eröffneten Filiale in Linz, mit 300 Quadratmetern über drei Etagen die bislang größte der Feichtinger-Gruppe. Als einzige wird sie auch eine Werkstatt bekommen, denn dass Graz und die kleine Seiersberg-Filiale 25 Prozent des Gesamtumsatzes lukrieren, dürfte nicht nur am hohen Bekanntheitsgrad und der größten Auswahl liegen – insgesamt 15.000 Artikel, davon 12.000 online –, sondern weil die Werkstatt gleich neben dem Geschäft ist. Denn es gibt viele Kunden mit eigenen Ideen oder einfach Fragen. Ob Christian Feichtingers Idee eines Outlet Centers für Schmuck eine gute ist, hängt wohl in erster n Linie vom Standpunkt ab.

Feichtinger Schmuckmanufaktur 8020 Graz, Josefigasse 5–7 Telefon +43 59887 feichtinger-schmuckmanufaktur.at

FAZIT DEZEMBER 2023 /// 77


Ein der menschlichen Natur so widersprechendes Ideal wie das des Kommunismus lässt sich nicht ohne Gewalt verwirklichen.

Karl von Schwarzenberg, 1937–2023, europäischer Politiker, Forstwirt und Unternehmer, Familienoberhaupt des Hauses Schwarzenberg

Rezension

Geld und Macht

Vieles wurde geschrieben über den Philosophen Ludwig Wittgenstein, aber nur wenig ist allgemein bekannt über seinen Hintergrund, stammt er doch aus einer der reichsten Familien der Habsburgermonarchie. Von Josef Schiffer

Fotos: Ivan Pinkava, Wittgenstein Archive Cambridge, Nadine Vietze, Jean Penninck

D

as soeben erschienene Werk des Wirtschaftshistorikers Peter Eigner geht nun einen neuen Weg. Der Österreicher Ludwig Wittgenstein gilt bis heute als einer der weltweit einflussreichsten Philosophen und wurde auch in seiner Geburtsheimat zu einer wahren Kultfigur, obwohl er den Großteil seiner Karriere in der englischen Universitätsstadt Cambridge verbrachte. Es gibt zahlreiche Geschichten zu seinem asketischen Lebensstil, zum Verzicht auf das reiche Erbe und zu seiner Episode als Volksschullehrer in den 30er Jahren. Im Zentrum von Eigners Buch »Die Wittgensteins – Geschichte einer unglaublich reichen Familie« steht Karl Wittgenstein, der Vater des Philosophen. Dieser stammte aus einer deutschen Unternehmerfamilie mit jüdischen Wurzeln, die den Namen des adeligen Dienstherrn angenommen hatte und zum Protestantismus konvertierte. Der Großvater Hermann Christian heiratete mit Fanny Figdor in das wohlhabende Bürgertum Wiens ein. Als eines von elf Geschwistern aus dieser Ehe war der junge Karl Wittgenstein

78 /// FAZIT DEZEMBER 2023

von klein auf überdurchschnittlich ehrgeizig und rebellisch zugleich, so entfloh er mit 17 Jahren der Strenge des Elternhauses und schlug sich zwei Jahre lang mit den unterschiedlichsten Jobs in den USA durch, ehe er geläutert in den Schoß der Familie zurückkehrte. An seine Erfahrungen in Amerika erinnerte er sich trotz mancher Widrigkeiten durchaus positiv und brachte später auch in Zeitungsartikeln seine Bewunderung für die ökonomische Dynamik dieser Nation zum Ausdruck. Mit seinem Einstieg als technischer Zeichner bei den Teplitzer Walzwerken beginnt die Geschichte eines beispiellosen wirtschaftlichen Aufstiegs. In seiner knapp 30-jährigen Laufbahn avancierte er durch sorgfältig gepflegte Familienbeziehungen und Freundschaften sowie einen durchaus rücksichtslos zu nennenden Geschäftsstil zum mächtigsten Magnaten in der Eisen- und Stahlindustrie Österreich-Ungarns. Große Liebe zur Musik Der daraus resultierende Reichtum zeigte sich unter anderem in einem prachtvollen Palais nahe dem Karlsplatz, das mit den Werken bekannter Künstler geradezu vollgestopft war, etwa von Gustav Klimt,

Verfasser Peter Eigner der das bekannte Porträt der Tochter Margarethe Stonborough-Wittgenstein malte. Auch die Liebe zur Musik spielte im Hause Wittgenstein eine große Rolle, Johannes Brahms, Gustav Mahler, Bruno Walter oder Pablo Casals waren hier bei Musikabenden häufig zu Gast. Den künstlerischen Ambitionen seiner Kinder, vor allem der Söhne, stand er kritisch gegenüber. Der Konflikt mit dem patriarchalischen Vater trieb zwei davon in den Selbstmord und hinterließ wohl auch bei den übrigen Geschwistern seine Spuren. Den Untergang der Monarchie sollte der mächtige Industrielle nicht mehr erleben, er verstarb 1913 an einer Krebserkrankung. Schon kurz nach der Jahrhundertwende hatte er sich nach öffentlichen Anfeindungen wegen seiner umstrittenen Geschäftspraktiken aus den Unternehmungen zurückgezogen und sein Kapital in der Schweiz veranlagt. Das rettete


Alles Kultur Festival um die Weihnachtszeit

Akrobatisch!

Das Festival Cirque Noël zeigt zwei Produktionen der Compagnie Cirque Le Roux im Orpheum Graz. Humor und Spannung sind garantiert! Von Andreas Pankarter

D

Der junge Karl Wittgenstein (2. v. li.) im Kreise seiner zehn Geschwister − dem späteren Industriemagnaten sollten die verwandtschaftlichen Beziehungen im großen Familienclan von Nutzen sein. es zwar vor der Inflation, aber nicht vor dem späteren Zugriff der Nazis, die einen Großteil davon für die »Arisierung« der Familie einforderten. All das und noch viele weitere Aspekte aus Wirtschaft und Kultur des Fin de siècle schildert Eigner in seinem reich bebilderten Buch in angenehmem Schreibstil, ohne dabei den kritischen Blick auf die Quellen außer Acht zu lassen. n Die Wittgensteins. Geschichte einer unglaublich reichen Familie Von Peter Eigner, Molden Verlag 2023, 336 Seiten, 39 Euro

ie 2014 gegründete und mehrfach preisgekrönte Compagnie aus dem Städtchen Labenne an der französischen Atlantikküste kombiniert in ihrem einzigartigen Format – das sie als »Cinema Circus« bezeichnet – Akrobatik mit theatralen Elementen und der Retro-Ästhetik alter Hollywoodfilme. Mit dem Stück »The Elephant in the Room« entführt uns der Cirque Le Roux zu Weihnachten in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts in das luxuriös-dekadente Anwesen von Miss Betty. Slapstick und eindrucksvolle Akrobatik verflechten sich zu einer turbulenten Liebesintrige, ganz im Stil eines Schwarz-Weiß-Krimis voll Spannung, Leidenschaft und Humor mit der Atmosphäre eines in den 1930er Jahren spielenden Hollywoodfilms. Miss Betty flieht von ihrer Hochzeitsfeier in einen abgeschiedenen Rauchersalon. Hier verstricken sich die Gastgeberin, ihr liebender Gatte, ein leidenschaftlicher Nebenbuhler und der Butler in emotionale

Turbulenzen. Das weltweit gefeierte Stück versetzt uns in eine mondäne Welt, in der virtuose Zirkuskunst, Film-Noir und Physical Theatre aufeinandertreffen.

Die Fortsetzung Im Neuen Jahr folgt dann die Produktion »A Deer in the Headlights«. Nun stehen die Nachkommen von Miss Betty im Zentrum des Geschehens … Nach ihrem Tod versammeln sich ihre drei Kinder im Familienanwesen, um die Beerdigung vorzubereiten. Doch durch die Ankunft eines mysteriösen Fremden gerät alles aus der Bahn. »A Deer in the Headlights« ist ein weiteres Meisterwerk des zeitgenössischen Zirkus, das die Zerbrechlichkeit und Zärtlichkeit menschlicher Beziehungen nachzeichnet – eine Hommage an die menschliche Existenz mit all ihrer Komik, Unbeholfenheit und Pracht. Der Cirque Le Roux greift in dieser rasanten und humorvollen Produktion stilistisch auf die französische New Wave, das amerikanische Grindhouse- und das Independentkino n der Siebzigerjahre zurück. The Elephant in the Room Aktuelle Termine: 21.−23.12, 25.−29.12., 19.00 A Deer in the Headlights Aktuelle Termine: 3.−7.1.2024, 19.00 Orpheum Graz Inszenierung: Charlotte Saliou Musik: Alexandra Streliski

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Rezension

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Anekdoten einer steirischen Musiklegende

Eine faszinierende Zeitreise durch fünf Jahrzehnte voller Musik und aufregender Medienwelt Von Josef Schiffer

I

m Alter von 75 Jahren hat sich der Journalist und Musikguru Vojo Radkovic entschlossen, sein bewegtes Leben in Buchform festzuhalten. Entstanden ist dabei eine bunte Sammlung von Geschichten und Anekdoten vor allem rund um jene vielen Stars, die er im Lauf seiner Karriere nach Graz geholt bzw. bei seinen Reisen auf Konzerten im Ausland getroffen hat.

Von früher Kindheit an faszinierten ihn RockʼnʼRoll und Popmusik ebenso wie die dazugehörigen Filme von Elvis oder den Beatles. Ein Aufenthalt als Jugendlicher in London ließ in tief in den kulturellen Aufbruch der Sechzigerjahre eintauchen und verfestigte seinen Wunsch, selbst als Musiker erfolgreich zu sein. Im »Starclub« in der Kernstockgasse in Graz – zunächst als Barkeeper und DJ tätig – verwirklichte er seinen Traum erstmals und gründet gemeinsam mit anderen die Band »Vojo & More«, die immerhin zwei Jahre lang existierte und auch durch die steirische Provinz tingelte. Nach einigen weiteren Versuchen, so bekundet er, »war meine Zeit als Rockstar vorbei«. Sein Hobby machte er schließlich zum Brotberuf und wurde Journalist bei der Tageszeitung »Neue Zeit«, für die er unter anderem regelmäßig »Vojos Plattenbox« schrieb – die Schallplatten dafür musste er sich in der ersten Zeit noch in einem Musikgeschäft ausborgen, um sie zu besprechen. Konzerte von AC/DC bis ZZ Top Seine Passion neben dem zum Vollzeitberuf ausgedehnten Journalistendasein blieb aber weiter die Musik, insbesondere die bis dahin eher glanzlose Grazer Musikszene durch angesagte Musikgruppen der internationalen Rock- und Popszene und Weltstars auf ein neues Niveau zu he80 /// FAZIT DEZEMBER 2023

ben. Äußerst turbulent ging es dabei oft zu vor und nach den Auftritten von Bands wie Uriah Heep, The Kinks, Dire Straits oder Kiss, schildert Vojo die Begegnungen mit skurrilen und bemerkenswerten Charaktere in den zahlreichen launigen Geschichten. Das im Titel des Buches angesprochene Treffen auf einen Kaffee mit Johnny Cash und seiner Ehefrau June Carter verlief dagegen äußerst harmonisch, nach einem eher dürftig besuchten Konzert des Countrystars drückte sie ihm als kleinen Ausgleich für den verlustreichen Abend 3.000 US-Dollar in die Hand. Mit seinen fast 5.000 Kulturveranstaltungen in fünf Jahrzehnten könnte Vojo wohl noch einige Bände füllen, doch die flott geschriebene Autobiografie gibt viele spannende und unterhaltsame Einblicke in die n Grazer Musikzeitgeschichte.

Kaffee mit Johnny Cash Von Vojo Radkovic, Edition Keiper 2022. 330 Seiten, 25 Euro editionkeiper.at


Alles Kultur

Literaturpreis

Experimentelle Literatur und soghaftes Lesevergnügen

Die Preisträger des Hans-Roth-Literaturpreises »Rotahorn« und der Literaturzeitschrift »Manuskripte« wurden am 6. November in Graz ausgezeichnet

D

en Hauptpreis erhielt Carolin Callies, mit dem zweiten Preis wurde Alexander Micheuz geehrt. Die beiden Autoren überzeugten die Fachjury mit ihrem literarischen Können. Die bei Heidelberg lebende Lyrikerin Callies und der Kärntner Germanist Micheuz wurden aus einer hochklassigen Shortlist talentierter Lyrik- und Prosaautoren ermittelt, die ein Naheverhältnis zu den Manuskripten pflegen. Landeshauptmann Christopher Drexler und Kulturstadtrat Günter Riegler überreichten die Prämierungen im Minoritensaal in Graz. Starke Fachjury Die Fachjury, bestehend aus den Autoren Barbara Frischmuth, Valerie Fritsch und Andreas Unterweger, dem Germanisten Julian Kolleritsch sowie den Kulturjournalisten Bernd Melichar, Christoph Hartner und Heinz Sichrovsky, begründete ausführlich die literarischen Leistungen.

Die Gedichte von Carolin Callies sind nach Ansicht der Jury der Beleg dafür, dass sich »experimentelle Literatur und soghaftes Lesevergnügen gegenseitig nicht ausschließen. Sie sind verspielt und gebildet, von höchstem sprachlichem Niveau und amüsant zugleich – innovative Lyrik, die sich Trends verweigert«. Auch in ihrer Tätigkeit als vielseitige Literaturvermittlerin weiß die gebürtige Mannheimerin durch Einfallsreichtum, Witz und Stil zu überzeugen. Ihre Arbeiten zeugen nicht zuletzt vom Einfluss der österreichischen Lyrik-Avantgarde um Friederike Mayröcker und Ernst Jandl. Den Manuskripten ist Callies seit 2019 durch Veröffentlichungen und gemeinsame Auftritte auf der Buchmesse Leipzig verbunden. Schon länger Geheimtipp Der in Graz lebende Alexander Micheuz gilt seit einiger Zeit als Geheimtipp der jüngeren Grazer Literatur. Seine unangepassten Ideen und sein schelmischer Witz à la Wolfi Bauer werden auch von Kolle-

gen wie Clemens Setz und Cordula Simon hochgeschätzt. Der Grazer hat schon mehrfach in den Manuskripten veröffentlicht. Mit dem Preis verknüpft die Jury die Hoffnung, dass er sein mit Spannung erwartetes erstes Buch möglichst bald vorlegt.

Förderpreis für heimische Nachwuchstalente Der als Förderpreis konzipierte Rotahorn ist mit 4.000 Euro für den ersten und 3.000 Euro für den zweiten Preis dotiert. Die Nominationen der Anwärter erfolgen aus dem Pool der Autoren, die in den Manuskripten publizieren bzw. sich für eine Publikation bewerben. Der Stifter des Preises, Hans Roth, Aufsichtsratsvorsitzender der Saubermacher Dienstleistungs AG, erklärt dazu: »In der Steiermark und in ganz Österreich gibt es viele Nachwuchstalente, die im Verborgenen schöpferisch tätig sind. Mit dem Rotahorn möchten wir diesen Literaturschaffenden eine geselln schaftliche Blattform bieten.«

Andreas Unterweger, Günter Riegler, die Preisträger Alexander Micheuz und Carolin Callies, Christopher Drexler und Hans Roth bei der Preisverleihung im Minoritensaal

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Fotos: Edition Keiper, Christian Jauschowetz

Von Josef Schiffer


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

F

it for 55« das Klimaschutzprogramm, mit dem die Europäische Union Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent machen will, ist ein gewaltiges Projekt. Aber nachdem der Rat die Klimaschutzforderungen der Kommission bereits im Jahr 2021 zur Rahmenrichtlinie und damit zum Gesetz erhoben hat, stellt sich die Sinnfrage nur mehr rhetorisch. Denn längst wird in allen Mitgliedsländern an den Umsetzungsbestimmungen gearbeitet. Trotzdem sollten die Bürger über die Auswirkungen dessen, was auf sie zukommt, informiert sein. Dazu muss man wissen, dass die die Länder der heutigen EU zwischen 1990 und 2021 bereits eine 27-prozentige Kohlendioxidreduktion erreicht haben. Das war wegen des Zusammenbruchs großer Bereiche der osteuropäischen Schwerindustrie nach Ende des Kommunismus allerdings keine echte Herausforderung. Viel schwieriger wird der Abbau der verbleibenden 73 Prozent der europäischen Emissionen bis 2050.

Was bringt der europäische Green Deal?

82 /// FAZIT DEZEMBER 2023

Österreich schießt als Weltmeister des »Gold Plating« sogar über das EU-Ziel hinaus und will die Klimaneutralität sogar schon bis 2040 erreichen. Es ist jedoch völlig klar, dass das nicht möglich ist. Denn die Technologien, mit denen sich eine vollständige Klimaneutralität erreichen lässt, stehen derzeit einfach noch nicht zur Verfügung. Nur bei der Stromerzeugung lässt sich während der Sommermonate Klimaneutralität erreichen. Das österreichische Gold Plating birgt die große Gefahr von Politaktionismus in Form von Geboten und Verboten, mit eindeutig negativen Auswirkungen auf den Wohlstand. Dabei ist »Fit for 55« eher so angedacht, dass der Kohlendioxidemissionshandel auf alle Lebensbereiche – also nicht nur auf die Industrie, sondern auch auf die Luftfahrt, die Gebäudeenergie oder den Straßenverkehr erweitert wird. Mit Hilfe von Marktmechanismen soll klimaschädliche Energie immer teurer werden und so die Entwicklung von klimafreundlichen Ersatztechnologien beschleunigen. Doch statt die Zeit bis 2050 für einen kontrollierten marktgetriebenen Umbau zu nutzen, setzt die Politik auf Gebote und Verbote. Sie fordert etwa die Elektrifizierung von Heizungen, des Verkehr oder industrieller Prozesse und ignoriert dabei völlig, dass in Österreich im Winterhalbjahr weder ausreichend Wasserkraft und auch so gut wie kein Solar- und Windstrom zur Verfügung stehen. Um die Emissionsziele trotzdem irgendwie erreichen zu können, bleibt nur die Hoffnung auf den Ausbau der Atomkraft in Südost- und Osteuropa, um den Strom von dort importieren zu können. Der deutsche Ökonom Hans Werner Sinn spricht nach dem deutschen Atomausstieg und dem doppelten Verbrennerverbot – sowohl bei Automotoren als auch bei Heizungen − in diesem Zusammenhang übrigens von der berechtigten Angst vor einer Deindustrialisierung. Ob die EU mit ihren Klimazielen richtig liegt, lässt sich zwar noch nicht abschließend sagen. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass es dem Klima hilft, wenn in Europa wegen des »Green Deals« kein Öl und bald wohl auch kein Gas mehr verbrannt

werden darf, geht gegen null. Sowohl Öl als auch Gas sind auf internationalen Warenbörsen gehandelte Rohstoffe. Weniger Nachfrage in Europa führt daher zu fallenden Weltmarktpreisen und diese stützen wiederum die Nachfrage in jenen Ländern, die eher auf billige Energie als auf Klimaschutz setzen. Fossile Brennstoffe, die aus Klimaschutzgründen, oder wie beim russischen Erdgas wegen der Sanktionen, nicht mehr nach Europa gelangen, werden dann halt in China, Indien, Afrika oder sonst wo energetisch genutzt. Und das schadet nicht nur dem Klima, sondern auch unserer Industrie und damit unserem Wohlstand. Eine überambitionierte EU-Klimapolitik trägt daher kaum dazu bei, den globalen Kohlendioxidausstoß zu reduzieren. Fast jede Tonne Kohlendioxid, die in Europa vermieden wird, wird auf anderen Erdteilen zusätzlich ausgestoßen; Aber nur solange, bis klimafreundliche Ersatzbrennstoffe irgendwann global konkurrenzfähig sein werden. Doch das kann erst passieren, wenn der Klimaschutz multilateral, also mit einheitlichen Rahmenbedingungen auf der gesamten G-20-Ebene, n gedacht und gelebt wird.

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