Fazit 174

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Fazitthema

Die Anzahl der theoretisch verfügbaren Wohnungen liegt mit insgesamt 660.000 nochmals um 20 Prozent über diesem Wert, erklärbar aus vielen Leerständen und Zweitwohnsitzen. Gerade für Letztere trifft aber auch häufig zu, dass sie das ganze Jahr über als Hauptwohnsitze genutzt werden. Hier fordert Landesrat Seitinger ein stärkeres Durchgreifen der Gemeinden gegen den Missbrauch bis hin zum Entzug der Betriebsgenehmigung. Ein TV-Beitrag über die Situation in Schladming sorgte im vergangenen Jahr für Aufsehen. Eine Anfrage des FPÖ-Landtagsabgeordneten Albert Royer zu Maßnahmen, um »Zweitwohnsitze einzudämmen«, an Landesrätin Lackner erhielt die wenig verbindliche Antwort: »Aufgrund der Komplexität der Thematik und der sehr heterogenen Interessenslagen unter den Gemeinden selbst – weil es auch Gemeinden gibt, die sich mehr Zweitwohnsitze wünschen – sind Schnellschüsse nicht sinnvoll und zielführend.« Als besonderes Ärgernis werden in vielen Regionen die aus dem Boden sprießenden Chaletdörfer empfunden, die nicht nur den Landschaftscharakter beeinträchtigen, sondern auch die Preise der Baugrundstücke in astronomische Höhen treiben, sodass es der lokalen Bevölkerung in manchen Gegenden schon fast finanziell unmöglich ist, ein Eigenheim zu errichten. Das gilt insbesondere für das Ennstal und das Ausseerland, zunehmend aber auch für Teile der Südsteiermark, erklärt die steirische Umwelt-

anwältin Ute Pöllinger. Sie sieht die Wurzel des Bauwildwuchses in der mangelnden Tradition Österreichs in der Raumordnungsgesetzgebung, die erst in den 1970er Jahren mit ersten regulatorischen Instrumenten ausgestattet wurde. Obwohl dieser Zeitraum sehr lang erscheint, hat sich nach Ansicht Pöllingers ein entsprechendes Bewusstsein für sensiblen Umgang mit Landschaft noch nicht ausreichend entwickelt. Dies zeige vor allem ein Blick auf benachbarte Regionen wie Südtirol oder Bayern, wo die Verbauung außerhalb von geschlossenen Ortschaften viel stärker beschränkt ist und daher die Ortskerne auch lebendiger gehalten werden. Für den aus dem Murtal stammenden Neos-Landtagsabgeordneten und Umweltsprecher Robert Reif ist der Stand der Dinge ebenfalls sehr unbefriedigend und die Landesregierung durch Untätigkeit dafür verantwortlich. Er wünscht sich mehr belebte Ortszentren mit Begegnungszonen und Geschäften: »Die Realität sieht anders aus. Viele Bezirksstädte wie Judenburg sind durch den Bau von großen Einkaufszentren heute praktisch ausgestorben.«

Flächenrecycling als Gebot der Stunde

Die Oppositionsparteien im steirischen Landtag folgen in ihrer Kritik ähnlichen Argumentationslinien, so Lambert Schönleitner, Landtagsabgeordneter der Grünen, der zwar die Reformansätze

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