Fazit 148

Page 1

fazitmagazin.at

#148

FA ZITGESPR ÄCH

Slowenischer Obama

Nr. 148 9/2018 EURO 4,50 Erscheinungsort Graz Verlagspostamt A-8010 Graz P.b.b. 04Z035487 M

Pirans Bürgermeister Peter Bossman im Interview

FAZIT

FA ZIT THEMA

Dezember 2018

Exportieren oder verlieren

FA ZITESSAY

Souad Mekhennet über die Bedeutung von »Geschichten der Anderen« Wirtschaft und mehr. Aus dem Süden.



Editorial

Von Christian Klepej

M

it der Halbwertszeit von nicht einmal zwei Wochen wurde in Österreich das Nein der Bundesregierung zum UN-Migrationspakt diskutiert. In dieser kurzen Phase waren die Äußerungen dazu einigermaßen hysterienahe und von »großer Sorge«, Österreich würde sich »total isolieren« geprägt. Im ORF oder auch im Standard habe ich erfahren, dass Österreich »seinen guten Ruf, gerade mit der Bundeshauptstadt als einem von drei UN-Sitzen, aufs Spiel setze«. Ein Hauptstreitpunkt war die Frage, inwieweit ein Mitmachen bei diesem Pakt zu rechtlich verbindlichen Folgen für unser Land führen würde. Interessanterweise wurde das ja gerade von den Befürwortern auf das Heftigste bestritten. Dabei geht meine völkerrechtliche Expertise nur so weit, dass es – wie meist in wissenschaftlichen Fragen – beide Rechtsmeinungen auch von Experten gibt. Eindeutig ist die Sache also keineswegs. In anderen eurropäischen Ländern dreht sich ebenfalls alles um den Knackpunkt der »rechtlichen Verpflichtungen« und

Warum es gut ist, dass Österreich den UN-Pakt nicht unterschreibt

damit der möglichen Einschränkungen nationaler Souveränitäten. So hat etwa die bundesdeutsche Kanzlerin mit dem Satz »Er [der Migrationspakt] ist rechtlich nicht bindend, und deshalb steht Deutschland dazu,« ein verwaschenes und nichtssagendes Statement abgegeben. Viel kann ein Staatschef von seiner Bevölkerung nicht halten, wenn er solche Nullsätze verlauten lässt. Dabei ist es gerade in Deutschland mehr als wahrscheinlich, wenn man sich dessen Geschichte im Umgang mit solch internationalen Abkommen erinnert, dass dort diese in aller Regel übererfüllt werden. Offenbar deshalb, um »moralisch« auf der richtigen Seite zu stehen. Noch weniger von dann allen Erdbewohnern halten aber die Verfassenden dieses Paktes selbst. Ich habe mir die Mühe gemacht und das Papier, das übrigens am 10. und 11. Dezember dieses Jahres in Marrakesch verabschiedet werden soll, durchgelesen. Dass solche internationalen Übereinkommen naturgemäß von Floskeln und Geschwurbel durchzogen sind, will ich diesem Pakt nicht besonders zur Last legen. Es sind die Postulate, die hier ohne jede demokratische Legitimation festgeschrieben werden. So heißt es etwa grundsätzlich zum Thema: »Migration war schon immer Teil der Menschheitsgeschichte, und wir erkennen an, dass sie in unserer globalisierten Welt eine Quelle des Wohlstands, der Innovation und der nachhaltigen Entwicklung darstellt und dass diese positiven Auswirkungen durch eine besser gesteuerte Migrationspolitik optimiert werden können.« Hier – und das zieht sich durch den ganzen Text – Migration ausschließlich positiv zu zeichen – was ist mit Ländern, die unter dem Abzug ihrer Jungen leiden? –, erscheint schon fragwürdig. Nicht mehr auszuhalten ist der Passus, in dem es darum geht, wie wir mit den Informationen über Migration in Hinkunft umzugehen hätten: »Wir müssen außerdem allen unseren ... Bürgern objektive, faktengestützte und klare Informationen über die Vorteile und Herausforderungen der Migration vermitteln, um irreführende Narrative, die zu einer negativen Wahrnehmung von Migranten führen, auszuräumen.« Wer legt

in Zukunft fest, was irreführende Narrative sind? Eine UN-Zensurbehörde? Noch schlimmer die Gegenüberstellung falscher Begriffspaare bei »Vorteile und Herausforderungen der Migration«. Für wie dumm verkaufen die Vereinten Nationen die Menschen? Ich kann keine »Herausforderung« darin erkennen, wenn etwa acht syrische Flüchtlinge in Bayern eine Achtzehnjährige vergewaltigen. Es sind also Vor- und Nachteile, die die Migration mit sich zieht. Dass aus Angst, ja nie »was Schlechtes über Migranten« zu sagen, in der Sprache so manipuliert wird, beleidigt unsere und die Intelligenz aller Migranten. Natürlich werde ich aus Verbrechen einzelner Flüchtlinge nie ableiten, dass »alle« eine Gefahr darstellen würden! Solche Manipulationen aber, solche Schönredereien bewirken genau das Gegenteil von dem, was hier wohl gewollt wird. Und dienen extremen Parteien, die in ihren unverantwortlichen Vereinfachungen damit genau das Futter bekommen, das sie brauchen. Gut, dass Österreich nicht unterschreiben wird. Immer mehr Länder folgen ja diesem Beispiel. Damit bleibt die Chance aufrecht, dass weiterverhandelt wird und der Pakt zu einer sinnvollen Zusammenarbeit souveräner Staaten führen kann. n

Sie erreichen den Autor unter christian.klepej@wmedia.at FAZIT DEZEMBER 2018 /// 3


Inhalt Fazit Dezember 2018

Exportieren oder verlieren

75 Prozent der Industrieproduktion gehen ins Ausland. Die Exportwirtschaft ist längst die steirische Hauptwohlstandsquelle.

39 Fotos: Chuttersnap/Unsplash, Arno Friebes, Enlarge, Archiv, Heimo Binder, Johanna Lamprecht

06

22

Slowenischer Obama

Peter Bossman, der erste schwarze Bürgermeister Osteuropas, über die Folgen der Flüchtlingskrise für die Demokratie.

Die Geschichten der Anderen

Ein Essay von Souad Mekhennet über die Bedeutung von »Geschichten der Anderen« für ein Zusammenleben in Freiheit.

Elevate mal wieder

Michael Petrowitsch über das Grazer »Elevate«-Festival, das 2019 noch weiter an Breite zulegen will. Seite 80

Ausgabe Dezember 2018 XV. Jahrgang Nr. 148 (9/2018) FAZIT © Klepej & Tandl OG, Graz Alle Rechte vorbehalten. Mit »Anzeige« und »l« gekennzeichnete Beiträge sind entgeltliche Einschaltungen.

4 /// WILLKOMMEN IM FAZIT


Wirtschaft und mehr. 44

72

Rubriken Editorial 3 Politicks 16 Investor 32 Zur Lage 38 Da Wanko 46 Immobilien 70 Alles Kultur 80 Schluss 82

Liebe Leser!

Exportieren oder verlieren! Immer öfter korreliert der Erfolg der steirischen Unternehmen mit der Höhe ihres Exportanteils. Das wissen längst auch die steirischen KMUs und Start-ups, die mit Unterstützung des ICS auf immer exotischere Märkte drängen. Das Fazitgespräch fand diesmal im slowenischen Piran statt. Peter Bossman war der erste schwarze Bürgermeister Osteuropas und zieht sich nun aus der Politik zurück. Zum Abschied spricht er über die europäische Lösung der Flüchtlingskrise und Folgen für unsere demokratischen Systeme. Der Fazitessay besteht aus der Dankesrede von Souad Mekhennet, die heuer die wichtigste deutsche Journalistenauszeichnung, den Ludwig-Börne-Preis, gewonnen hat. Die in Deutschland geborene Washington-Post-Mitarbeiterin weist auf die besondere Bedeutung der »Geschichten der Anderen« hin.

Stille führt

Carola Payer spricht mit dem Soundmöbel-Designer Markus Platzer über Stille und Resonanz als wesentliche Führungselemente.

Jeder Grazer, der was auf sich hält, kauft die Maroni beim Bulian, Ecke Herrengasse/Joanneumring. Volker Schögler traf Sabina Palomino, geborene Bulian. Sie betreibt den Stand nun seit 35 Jahren, nachdem das zuvor schon ihre Eltern 40 Jahre lang getan hatten. Gutes Lesen! -red-

Die Geigen des Herrn Hofer

Seit 1997 ist Rupert Hofer selbstständiger Geigenbauer und unterstützt mit hochwertigen Instrumenten die heimische Musikszene.

Herausgeber Horst Futterer, Christian Klepej und Mag. Johannes Tandl Medieninhaber & Verleger Klepej & Tandl OG Chefredaktion Christian Klepej Mag. Johannes Tandl

G UN it N G E m BEG ni

Redaktion Peter K. Wagner (BA), Mag. Josef Schiffer, Mag. Maryam Laura Moazedi, Dr. Volker Schögler, Mag. Katharina Kocher-Lichem, Mag. Johannes Pratl, Helmut Wagner, Mag. Katharina Zimmermann, Peter Pichler (Satz), Vanessa Fuchs (Organisation)

ro on Maraditi 2 T eite 4 S

IMPRESSUM

Lektorat AdLiteram

Druck Leykam-Letsprint

Zur Lage

Christian Klepej Spammails und a über ndere wichtige Nachrich ten.

Seite 38

Vertrieb & Anzeigenleitung Horst Futterer

Kundenberatung DI (FH) Gerald Gaksch, Sophie Serec, Simona Kokol

Titelfoto von Arno Friebes

Redaktionsanschrift Schmiedgasse 38/II, A-8010 Graz T. 0316/671929*0. F.*33 office@wmedia.at fazitmagazin.at facebook.com/fazitmagazin

FAZIT DEZEMBER 2018 /// 5



Fazitthema

Exportieren oder verlieren Von Johannes Tandl Exporte wachsen um ein Vielfaches schneller als die Gesamtwirtschaft. Das steirische Bruttoregionalprodukt, die Gesamtwertschöpfung, ist im Vorjahr nur um 0,7 Prozent gestiegen. Die Exporte sind hingegen um 12 Prozent nach oben geschossen. Obwohl der gesamte Wirtschaftsstandort über den »Exportmultiplikator« an diesen Außenhandelserfolgen partizipiert, gilt inzwischen auch für viele KMU: »Wer nicht exportiert, verliert.«

D

ie steirischen Technologiekonzerne wie Voestalpine oder AVL List und die »Hidden Champions«, die es wie der Gleisdorfer Anlagenbauer »Binder und Co« in ihren kleinen Nischen zu Weltmarktführern gebracht haben, bearbeiten die internationalen Märkte seit Jahrzehnten mit großem Erfolg.

Foto: chuttersnap on Unsplash

Dank ICS und SFG sind Exporte nicht mehr nur etwas für die Industrie.

Mit der Unterstützung der öffentlichen Hand wagen sich aber auch immer mehr Start-ups, traditionelle Handwerksbetriebe und Dienstleister auf internationale Zielmärkte. Die Unternehmen versprechen sich trotz höherer Risiken bessere Ertragschancen auf den wachstumsstarken Exportmärkten. Oder die Unternehmen sind so innovativ, dass sie ihre F&E-Ausgaben auf unserem kleinen Binnenmarkt gar nicht erst erwirtschaften könnten und daher auf Skalierungserträge angewiesen sind. Unterstützt werden diese KMU dabei vom »Internationalisierungscenter der Steirischen Wirtschaft« (ICS), das vom Wirtschaftsressort, der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung getragen wird. Die steirische Wirtschaftsförderungsgesellschaft SFG wickelt gemeinsam mit dem ICS Exportförderungen ab, die von der Exportfinanzierung über Exportgarantien bis zur Förderung

FAZIT DEZEMBER 2018 /// 7


Fazitthema

Steirische Exporte im Vergleich zu den bundesweiten Exporten »Dreiviertel der vor Ort erzeugten Produkte der steirischen Industrie werden weltweit exportiert. Unter unseren Top fünf Handelspartnern befinden sich mit den USA und Großbritannien zwei Länder, mit denen der Handel zusehends unberechenbarer zu werden droht. Interessant, dass sich gerade diejenigen, die sich zunächst am deutlichsten gegen TTIP, CETA und freien Handel positioniert haben, nunmehr am lautesten über den USProtektionismus klagen.«

Gernot Pagger, Geschäftsführer der IV-Steiermark

125 124 123 122 121 120 119 118 117 116 115 114 113 112 111 110 109 108 107 106 105

Steiermark Österreich

104 103 102 101 100

2011

2012

2013

2014

2015

2016

2017

Quelle: Statistik Austria

von Auslandsinvestitionen reichen können. Daneben gibt es auf KMU zugeschnittene Förderprogramme wie etwa das Programm »Welt!Markt«, mit dem die SFG internationale Messeauftritte, Wettbewerbsteilnahmen, grenzüberschreitende Kooperationen und die Markterschließung in neuen Zielregionen unterstützt.

Der steirische Designcluster unterstützt die Kreativen dabei, ihre Dienstleistungen zu internationalisieren. Eberhard Schrempf, GF der Creative Industries Styria, und Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl bei der Eröffnung der vielbeachteten Austrian Designers Night in Mexico City.

FAZIT DEZEMBER 2018 /// 8

Und auch von ihren Hausbanken dürfen die steirischen Exporteure Unterstützung erwarten. Das betrifft etwa bei der Abwicklung von Akkreditiven, einer besonderen Finanzierungssicherung, mit der Importeure die Lieferung und Exporteure die Bezahlung der Waren sicherstellen können. Der von einem solchen Akkreditiv begünstigte Exporteur muss sich dabei nicht nur auf das Zahlungsversprechen seiner Kunden verlassen, sondern erhält als zusätzliche Sicherheit das unwiderrufliche Zahlungsversprechen einer Bank. Für den Importeur (Akkreditivauftraggeber) garantiert das Akkreditiv die tatsächliche Lieferung. Der Exporteur erhält die Zahlung nämlich erst, wenn er den kontraktgemäßen Warenexport nachgewiesen hat.

Die EU-Integration hat die internationale Vernetzung gesteigert.

Insgesamt lag das steirische Außenhandelsvolumen im Vorjahr bei knapp 21,6 Milliarden Euro. Seit dem EU-Beitritt und der Euro-Einführung haben sich die meisten Lieferketten stark internationalisiert. Produkte wechseln von Produktionsschritt zu Produktionsschritt von einem EU-Land in ein anderes. Besonders bei kleinen Ländern wie Irland, Luxemburg oder Malta liegt die Exportquote dadurch manchmal deutlich über der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung. Das kann dadurch erklärt werden,

Fotos: ICS/Jausovec, Michael Lechner on Unsplas, IV/Maria Kanizaj

Wer exportieren will, braucht eine erfahrene Hausbank.


Fazitthema

Foto: NASA / Unsplash

»Die kolumbianische Hauptstadt Bogotá entwickelt sich zur 10-MillionenMegametropole. Für steirische Unternehmen, die beim Aufbau der dringend benötigten Infrastruktur mitwirken wollen, hatte die Delegationsreise die Funktion eines Türöffners.«

FAZIT DEZEMBER 2018 /// 9


Fazitthema

»Die Steiermark ist ein Exportbundesland, unsere Unternehmen punkten international mit ihren Produkten und Dienstleistungen. Gerade vor dem Hintergrund von Handelsbarrieren und wirtschaftlichen Herausforderungen bei wichtigen Handelspartnern wie den USA, Großbritannien oder Russland müssen wir gezielt neue Märkte bearbeiten. Die Reise einer steirischen Wirtschaftsdelegation nach Mexiko und Kolumbien war hier ein wichtiger Schritt und hat zu zahlreichen Kooperationen und Geschäftsanbahnungen geführt.« Barbara Eibinger-Miedl, Wirtschaftslandesrätin

DEUTSCHLAND USA

1.900 Mio. Euro

ITALIEN

1.400 Mio. Euro

GROSSBRITANNIEN CHINA

900 Mio. Euro 900 Mio. Euro

SCHWEIZ

700 Mio. Euro

SLOWENIEN

600 Mio. Euro

SÜDKOREA

600 Mio. Euro

FRANKREICH UNGARN

700 Mio. Euro

600 Mio. Euro

Quelle: Statistik Austria

FAZIT DEZEMBER 2018 /// 10

6.300 Mio. Euro

dass die Staaten gleichzeitig sehr hohe – nicht im BIP enthaltene – Importe aufweisen, die nach der Weiterverarbeitung wieder exportiert werden.

Auch Nichtexporteure profitieren vom Außenhandel.

Mit einem Anteil von 15 Prozent an den gesamten österreichischen Warenexporten liegt die Steiermark innerhalb Österreichs hinter Oberösterreich gemeinsam mit Niederösterreich an zweiter Stelle. Wie groß die Bedeutung der Außenwirtschaft für den Standort ist, kann aufgrund schwierig ermittelbarer Daten nur geschätzt werden. Vorsichtige Berechnungen gehen aber davon aus, dass bereits jeder zweite steirische Arbeitsplatz durch Exporte gesichert wird. Zählt man zu den Warenexporten auch noch die Dienstleistungen und den Reiseverkehr hinzu, lässt sich sagen, dass die Internationalisierung den mit Abstand wichtigsten Wohlstandsfaktor der kleinen, offenen österreichischen Volkswirtschaft bildet. Unterschieden werden direkte Exporte, bei denen ein inländischer Exporteur ohne Einschaltung eines inländischen Zwischenhändlers an einen ausländischen Abnehmer liefert. Als Käufer können Endkunden, Mittler, Einzel- oder Großhändler oder eigene Auslandsniederlassungen in Erscheinung treten. Daneben gibt es die indirekten Exporteure, die ihre Produkte an einen inländischen Zwischenhändler oder ein weiterverarbeitendes inländisches Unternehmen liefern, von dem die Waren schließlich exportiert werden. Aber auch alle anderen Unternehmen profitieren vom Außenhandel; selbst wenn sie weder importieren noch exportieren. Denn die aus den Exporterlösen bezahlten Mitarbeiter der Exportunternehmen zahlen Steuern, essen und trinken, wohnen und fahren mit dem im Außenhandel verdienten Geld auf Urlaub. Diese Vervielfältigungswirkung der aus Exporten stammenden Geldmittel auf die Einkommen in der Volkswirtschaft wird mit dem sogenannten Exportmultiplikator

Fotos: ICS/Jausovec, Rothwangl

Die wichtigsten Außenhandelspartner der Steiermark

Die 40 Teilnehmer der ICS-Delegationsreise nach Mexiko nützten die Gelegenheit, neue Märkte zu sondieren, Kontakte zu knüpfen und Geschäfte anzubahnen.


Fazitthema

angegeben. Steigende Exporterlöse führen daher zu zusätzlichen Einkommen auch bei Nichtexporteuren.

Drei Viertel der steirischen Industrieproduktion werden exportiert.

Der Geschäftsführer der steirischen Industriellenvereinigung, Gernot Pagger, kennt die Verflechtungen der Exportunternehmen mit anderen heimischen Unternehmen. Er sieht im Umstand, dass inzwischen drei Viertel der steirischen Industrieproduktion weltweit exportiert werden, die wichtigste Wohlstandsquelle unseres Landes. Der wichtigste Exportmarkt der steirischen Unternehmen ist mit großem Vorsprung immer noch Deutschland, gefolgt von Italien, den USA, China und Großbritannien. Insgesamt gehen über 80 Prozent unserer Exporte in die EU und Länder wie Russland oder die Türkei.

Die Trump- und die Brexit-Gefahr.

»Unter den wichtigsten Handelspartnern befinden sich aber auch zwei Länder, mit denen der Warenhandel zusehends unberechenbarer wird«, sieht Pagger eine neue Gefahr am immer noch strahlenden Konjunkturhimmel aufkommen. Er bezieht sich dabei auf die US-Strafzölle und den Brexit und lässt sich im Gespräch mit Fazit die folgende Spitze nicht entgehen: »Interessant

ist, dass gerade diejenigen, die sich zunächst am deutlichsten gegen TTIP, CETA und freien Handel positioniert haben, nunmehr am lautesten über den US-Protektionismus klagen.« Der Brexit stellt, solange die zukünftigen Beziehungen zwischen der EU und Großbritannien unklar sind, eine riesige Unbekannte dar. Mit Großbritannien verlässt ein Land die EU, dessen BIP so groß ist wie jenes der 20 kleinsten EU-Mitgliedsländer zusammen.

Eibinger-Miedl sieht große Chancen in Asien und Lateinamerika.

Die steirische Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl sieht daher die Notwendigkeit, sich bei der Erschließung neuer Auslandsmärkte nicht auf Europa zu beschränken. Obwohl etwa China, Indien und Südostasien rund ein Drittel der globalen Wirtschaftsleistung erbringen, gehen bisher nur knapp zehn Prozent der österreichischen Exporte in asiatische Länder. Die Steiermark kann, so Eibinger-Miedl, auch mit ihrer Rekord-F&E-Quote von fünf Prozent beispielgebend für viele Schwellen-, aber auch Industrieländer sein. Und wie die letzte Delegationsreise des Wirtschaftsressorts nach Mexiko und Kolumbien ergeben hat, gibt es hervorragende Chancen, diese Länder beim Aufbau der Infrastruktur oder der Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen zu unterstützen. In Mexiko traf Ei-

DEINE AUSBILDUNG BEIM LAND STEIERMARK

PFLEGE

DEINE

AUSBILDUNG gesundheitsausbildungen.at Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege des Landes Steiermark

GRAZ – FROHNLEITEN – LEOBEN – STOLZALPE – BAD RADKERSBURG


»Wissenschaftliche Exzellenz lebt vom Austausch und vom Wettbewerb der weltweit Besten. Gerade als kleines Land ohne nennenswerte Rohstoffe muss Österreich ständig Schritte setzen, um seine Position als international attraktiver Studien- und Forschungsstandort zu festigen. Gleichzeitig erhöht die internationale Zusammenarbeit auf wissenschaftlicher Ebene die Mobilität unserer eigenen Studierenden und Forschenden.« Univ.-Prof. DI Dr. Karl Pfeiffer, wissenschaftlicher GF der FH Joanneum

binger-Miedl mit dem der neuen der Linksregierung angehörenden Infrastrukturminister Javier Jimenez zusammen. Der Österreich-Kenner ließ keinen Zweifel dran, dass er für österreichische Unternehmen hervorragende Chancen sehe, am Aus- und Aufbau der Infrastruktur mitzuwirken und schlug einen Arbeitskreis vor, in dem man das Leistungsspektrum der österreichischen Unternehmen mit den Bedürfnissen Mexicos abgleichen wolle. In Bogotá trafen sich die Wirtschaftslandesrätin und WKO Vizepräsident Jürgen Roth mit der kolumbianischen Vizepräsidentin Marta Lucía Ramírez zu einem Gespräch. Dabei wurde rasch klar, dass Kolumbien vieles von dem benötigt, was die Steiermark zu bieten hat. In einem 60-Milliarden-Dollar-Programm werden bis 2035 zahlreiche Autobahnen und Eisenbahntrassen gebaut. WKO-Vizepräsident Jürgen Roth war in seiner Zuständigkeit für die österreichische Außenwirtschaft mit ihren zahlreichen Außenhandelsstellen Mitglied der Delegation. Er zeigte sich über den Gesprächsverlauf mit der Vizepräsidentin zufrieden. Denn aus seiner Sicht ist der persönliche Kontakt mit ausländischen Machthabern unverzichtbar, um für österreichische Unternehmen zu lobbyieren und Chancen im Infrastrukturbereich zu öffnen. Inzwischen hat Roth der kolumbianischen Regierung bereits eine Liste potenzieller österreichischer Partner bei Infrastrukturprojekten zur Verfügung gestellt. Die lateinamerikanischen Re-

Foto: Marion Luttenberger

Fazitthema

Aktive Unterstützu ng für Kleinbetriebe in Not fällen

Verein „Betriebshilfe für die Steirische Wirtschaft“

Unterstützung in Form einer kostenlosen Arbeitskraft bei Babypause • Unfall • Krankheit Nähere Infos unter der Tel.-Nr.: 0316 601-727 oder per E-Mail: betriebshilfe@wkstmk.at www.wko.at/stmk/betriebshilfe


Fazitthema

gierungen wollen ihre Abhängigkeit von den USA angesichts der eher unberechenbar gewordenen US-Administration nicht noch stärker ausweiten. Sowohl Kolumbien als auch Mexiko wollen sich beim Ausbau ihrer Infrastruktur nicht nur in den USA oder China, sondern auch in Europa umsehen.

Die ICS-Delegationsreisen eröffnen Chancen auf unbekannten Märkten.

Drei Millionen der 23 Millionen Bewohner von Mexico-Stadt sind sehr reich.

»Mexiko ist für uns besonders interessant, weil dort europäische Qualität einen außerordentlichen Stellenwert besitzt«, so Prödl. Auf die Frage, wie man die Markterschließung anlegen wolle, verweist er auf die Delegationsreise: »Ich bin nicht zu Endkunden gegangen, sondern habe versucht, die wichtigsten Architekten zu erreichen.« Auf einem Präsentationsevent der CIS (Creative Industries Styria) im »Mumedi« – dem Museum für zeitgenössisches Design in Mexiko-Stadt – durfte sich Prödl als steirischer Kreativer präsentieren. Und er konnte tatsächlich zahlreiche interessante Kontakte knüpfen: »Ich wollte ursprünglich nur in den mexikanischen Markt hineinschnuppern.« Es sei aber gar nicht schwierig gewesen, Architekten zu finden, die für seine Wunschzielgruppe tätig sind. Mit Wunschzielgruppe meint Prödl die drei Millionen Reichen und Superreichen unter den 23 Millionen Be-

Foto: dieindustrie.at/Mathias Kniepeiss

Auf der vom ICS organisierten Delegationsreise nach Mexiko und Kolumbien wurde die Wirtschaftslandesrätin von zahlreiche innovativen Unternehmern – darunter viele Kreative – begleitet, die die Chance nutzen wollten, diese starken, aber für sie bislang völlig unbekannten Märkten zu sondieren. So reiste etwa auch der oststeirische Tischler Matthias Prödl mit nach Lateinamerika: »Ich nütze solche Chancen gerne, um zuerst eine neue Kultur kennenzulernen und danach neue Märkte für unsere hochwertigen Maßmöbel zu erschließen«, begründet der Betriebswirt seine Motivation. »Wir sind bereits in Afrika, aber auch in den USA und natürlich überall in Europa geschäftlich aktiv. Bisher wurden wir fast immer von Architekten, die dort Aufträge hatten, in diesen Märkten eingeführt.« Auf diese Art schafft es Prödl, sich in neuen Zielmärkten festzusetzen und neue Zielgruppen zu erschließen. Auf die Frage, ob dieses Auslandsenga-

gement für sein Unternehmen tatsächlich essentiell sei, antwortet er, dass hochwertiges Handwerk durchaus auch in Österreich sehr geschätzt werde. Für das Ausland spreche aber, dass es dort nicht so einfach sei, an Spitzenqualität zu gelangen. Die potenziellen Kunden seien daher eher bereit, die entsprechenden Preise zu bezahlen.

WELTERFOLG

Regional produziert, weltweit exportiert und wohlstandsbringend für die Steiermark. ¾ der steirischen Industrie-Produkte sorgen für eine hohe Exportquote und diese sichert Wohlstand und Arbeitsplätze in der Steiermark. steiermark.iv.at

Einer nachhal g guten Qualität des Lebens verpflichtet.


Interview

One-Stop-Shop

für angehende Exporteure

Das Internationalisierungscenter Steiermark (ICS) wurde von der Wirtschaftskammer Steiermark, dem Land Steiermark und der Industriellenvereinigung gegründet, um steirische Unternehmen weltweit zu etablieren und ihnen den Markteintritt in neue Zielmärkte zu erleichtern. Fazit sprach mit ICS-Chef Robert Brugger über die Entwicklungen der steirischen Außenwirtschaft. Robert Brugger

Wie lange betreuen Sie ein Unternehmen? Wenn die Exportkanäle eines Unternehmens zu einem neuen Markt einmal offen sind, kann es sein, dass der Unternehmer unsere Unterstützung womöglich eine Zeit lang nicht mehr benötigt. Wir tun jedenfalls alles, damit der Schritt in den Export für die steirischen KMU kein Aufbruch ins Unbekannte mit unabwägbaren Risiken ist. Inzwischen wird jeder zweite steirische Euro im Auslandsgeschäft verdient. Wäre das ohne das ICS auch möglich? 21,5 Milliarden Euro Exportvolumen 2017 sind bei einem Bruttoregionalprodukt von 45 Mrd. Euro nur dann möglich, wenn auch die KMU auf internationalen Märkten aktiv sind. Genau hier liegt unser Schwerpunkt im ICS – kleine und mittlere Unternehmen, die keine eigene Exportabteilung haben, zu motivieren, den Schritt über die Grenzen zu wagen, und sie bei diesem Vorgehen zu unterstützen.

Innovation und Internationalisierung sind zwei Eckpfeiler der Wirtschaftsstrategie der steirischen Wirtschaftslandesrätin. Gibt es aus Sicht eines erfahrenen Exporteurs einen Zusammenhang zwischen diesen Stärkebereichen? Natürlich gibt es eine Verknüpfung dieser Bereiche, denn gerade die Innovationen steirischer Produkte machen diese international wettbewerbsfähig. Innovative Unternehmen können ihre Forschungsund Entwicklungskosten jedoch meist nur kompensieren, wenn sie international erfolgreich agieren. Denn diese Ausgaben, welche oft in Millionenhöhe liegen, könnten auf dem österreichischen Markt niemals erwirtschaftet werden. Ist es für Unternehmen heute einfacher, den Schritt in den Export zu machen? Jungunternehmern fällt es durch den Wegfall von Zoll- und Wechselkursschranken heute natürlich leichter zu exportieren. Viele Betriebe sind auch in internationale Lieferketten integriert, bei denen Landesgrenzen längst keine Rolle mehr spielen. Außerdem gibt es zahlreiche EU-Initiativen, mit denen die heimischen Unternehmen zu grenzüberschreitenden Geschäften etwa mit Slowenien, Kroatien, Ungarn oder Italien bewegt werden sollen. Für einen Betrieb in Leibnitz ist es heute so selbstverständlich, mit jemandem in Maribor Geschäfte zu machen wie mit jemandem in Graz. 14 /// FAZIT DEZEMBER 2018

Haben auch traditionelle Branchen Potenzial am internationalen Markt? Das beantworte ich gerne mit einem klaren »Ja«. Auf unserer Delegationsreise nach Mexiko und Kolumbien im Oktober haben Sie selbst erlebt, welches Potenzial besteht. Sehen wir uns zum Beispiel als »Best Practice« einen obersteirischen Holzbodenhersteller an, der eine Marktnische vor Ort entdeckt hat und diese erfolgreich nützt, um seine Erzeugnisse an vorwiegend gut situierte mexikanische Kunden zu verkaufen; Oder, dass ein oststeirischer Tischler drauf und dran ist, die Möbel für mexikanische Villenbesitzer zu designen, produzieren, verschiffen und einzubauen. Traditionelle Branchen haben also durchaus ein Potenzial am internationalen Markt.

Sie sprechen die Delegationsreise an – wie wird eigentlich festgelegt, wohin die Reise geht? Wir beginnen, indem aufstrebende Länder von uns nach ihrem Marktpotenzial bewertet und steirische Unternehmen zu ihren Interessen befragt werden. Mit den Ergebnissen dieser Analyse werden die Top fünf Märkte selektiert und genauer unter die Lupe genommen. Sticht ein Land mit besonderem Marktpotenzial hervor, wird es von uns in den Fokus gerückt. Neben diversen Informations-Veranstaltungen und Qualifizierungsmaßnahmen für diesen neuen Länderschwerpunkt wird als Highlight eine Delegationsreise von uns veranstaltet. Und gibt es von der diesjährigen Wirtschaftsreise bereits Erfolge zu melden? Wir sind sehr stolz darauf, dass bei der diesjährigen Wirtschaftsreise nicht nur die B2B-Gespräche Früchte getragen haben, sondern vor allem auch die politischen Termine bereits einige Synergien herbringen konnten. So wurde etwa mit dem designierten Infrastrukturminister Mexikos, Javier Jimenez Espiru, vereinbart, dass es in nächster Zeit Workshops geben wird, um die Chancen steirischer Firmen bei öffentlichen Infrastruktur-Ausschreibungen auszuloten. Wir sind durchaus optimistisch, da die mexikanische Regierung einerseits die Abhängigkeit von den USA reduzieren möchte und andererseits einen Schwerpunkt auf korruptionsfreie Geschäftsabwicklung legt, welche von unseren Firmen bereits gelebte Praxis ist. Danke für das Gespräch.

Robert Brugger ist promovierter Betriebswirt und war über Jahre hinweg als Geschäftsführer bzw. Vorstand für internationale Logistikunternehmen in verschiedenen Ländern Osteuropas, Österreichs und der Schweiz tätig. Drüber hinaus ist er beeideter Sachverständiger für Spedition und Logistik. Seit April 2018 leitet er als Geschäftsführer das ICS.

Foto: ICS/Nikola Milatovic

Die steirischen Exporte sind im Vorjahr um beachtliche 12 Prozent gewachsen. Welchen Beitrag leistet das ICS dafür? Wenn ein Unternehmen auf einem neuen internationalen Zielmarkt Fuß fassen will, sind wir die richtigen Ansprechpartner. Als One-StopShop für angehende Exporteure betreuen wir Unternehmen umfassend – von der Markterschließung bis zur Förderungsabwicklung und natürlich mit jeder Menge Know-how.


Fazitthema

wohnern von Mexiko-Stadt. Außerdem lassen sich Synergien mit anderen Unternehmen erschließen, die eine ähnlich exklusive Klientel bearbeiten. In den wenigen Tagen, die seit der Reise vergangen sind, konnte Prödl seine Kontakte bereits so weit intensivieren, dass er schon im Frühjahr wieder nach Mexiko reisen wird. »Ich kenne den Markt nun in groben Zügen. Unser Unternehmen hat den mexikanischen Interieur-Designern sehr viel zu bieten. Spätestens ab 2020 werden wir daher in Mexico City präsent sein.« Prödl räumt ein, dass auch leere Kilometer bei der Erschließung neuer Märkte dazugehören. Die müssen natürlich eingepreist sein. Doch während die meisten seiner österreichischen Mitbewerber sich einen harten Wettbewerb um die wenigen heimischen Kunden für exklusives Möbeldesign liefern, sucht er für das Familienunternehmen im südoststeirischen Kirchberg an der Raab eine wenig erschlossene internationale Kundenschicht, bei denen der Preis nicht die einzige Rolle spielt. Und wie man in einem hochpreisigen Segment in Mexiko erfolgreich sein kann, zeigt übrigens eine Vertriebsniederlassung des Benediktinerstiftes Admont mit exklusiven Parkett- und Holzböden eindrucksvoll vor.

Wissenschaft und Forschung sind auf internationale Vernetzung angewiesen.

Auch der Geschäftsführer der FH Joanneum, Karl Pfeiffer, sieht für seine Hochschule die dringende Notwendigkeit nach internationalen Austausch: »Wissenschaftliche Exzellenz lebt vom Austausch und vom Wettbewerb der weltweit Besten«, stellt der Mathematiker klar. »Gerade als kleines Land ohne nennenswerte Rohstoffe muss Österreich ständig Schritte setzen, um seine Position als international attraktiver Studien- und Forschungsstandort zu festigen.« Gleichzeitig erhöht die FH Joanneum durch die internationale Zusammenarbeit auf wissenschaftlicher Ebene die Mobilität der eigenen Studierenden und Forschenden. Und so hat die größte steirische Fachhochschule im Zuge der Delegationsreise eine lange geplante Partnerschaft mit der Universität Navarra im Bereich Luftfahrttechnik abgeschlossen. Pfeiffers Ziel ist es, den Grazer Avionik-Studiengang zu einem Bezugspunkt für ausländische Forscherinnen und Forscher zu machen. Davon profitieren letztlich alle Unternehmen, die auf die knappe Zahl der Absolventen und auf die F&E-Ergebnisse der FH angewiesen sind. Wirtschafts- und Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl zog nach einer Woche in Lateinamerika eine zufriedene Bilanz: »Wir konnten unsere hervorragenden Beziehungen nach Mexico stärken und erste wichtige Kontakte mit der neuen lateinamerikanischen Boom-Nation Kolumbien knüpfen. Dabei kommt uns die innovations- und internationalisierungsgetriebene Wirtschaftsstrategie sehr entgegen.« Dass mit dem ICS eine Institution zur Verfügung steht, die auch kleinen Unternehmen, die das sonst womöglich nicht wagen würden, den Weg in Richtung Internationalisierung vorzeichnet, ist ebenfalls Teil der steirischen Erfolgsstory, zu der auch die Clusterphilosophie gehört. Erst dadurch werden überzeugende unternehmensübergreifende internationale Auftritte wie jene des Designclusters in Mexiko oder Bogota möglich, mit denen sich die Steiermark als hochinnovative Wirtschafts- und Forschungsregion international branden kann.

FAZIT DEZEMBER 2018 /// 15


Die Dame hätte nie Kanzlerin werden dürfen.

Friedrich Merz, Kandidat für den CDU-Vorsitz, im Jahr 2010

AfD, Lega Nord, PiS, Rassemblement National, Vlaams Belang oder Gert Wilders »Partij voor de Vrijheid« kommt, hernehmen, um die FPÖ im rechtsradikalen Eck festzunageln. Und das würde auch der Bundesregierung schaden und damit die politische Zukunft von Heinz-Christian Strache gefährden. Daher ist – zumindest vor der Wahl – mit einer eher losen Partnerschaft der Rechtsparteien zu rechnen.

Fotos: Europäische Union, Die Grünen

Der heftige TürkisblauKritiker Othmar Karas als ÖVPSpitzenkandidat für Europa? Bundeskanzler Sebastian Kurz steht vor einem Dilemma. EU-Wahl 19 – Die FPÖ probiert es wieder mit Villimsky Die Parteien bringen sich langsam, aber sicher für die Europawahl im Mai 2019 in Stellung. Bei der FPÖ steht mit dem EU-Kritiker Harald Vilimsky der Spitzenkandidat bereits fest. Wie sich der von ihm zu erwartende stramme Anti-EU-Wahlkampf mit dem türkisblauen Koalitionsfrieden verträgt, ist völlig offen, aber Bundeskanzler Sebastian Kurz hat mit dem möglichen Aussetzen des Koalitionspaktes während des EU-Wahlkampfes zumindest in allen EU-Fragen ja bereits einen Weg vorgezeichnet. Wie schmutzig der EU-Wahlkampf wird, hängt unter anderem von den befreundeten Parteien der FPÖ ab. Vor allem Marine Le Pen arbeitet intensiv an einem Listenbündnis der europäischen Rechtsparteien. Die gegenüber der FPÖ ohnehin äußerst kritisch eingestellten Medien würden jeden rechtsnationalen Rülpser, der von irgendwelchen Kandidaten von 16 /// FAZIT DEZEMBER 2018

EU-Wahl 19 – Die SPÖ setzt auf Andreas Schieder Nach dem verunglückten Versuch von Christian Kern, die europaweite Spitze der »Europäischen Sozialisten« zu erklimmen, setzt die SPÖ mit Andreas Schieder nun auf einen Profi als nationalen Spitzenkandidaten. Um den Quereinsteiger Eugen Freund, der im Jahr 2014 die Liste anführte, ist es ja eher ruhig geworden. Mit Vilimsky für die FPÖ und wahrscheinlich Werner Kogler für die Grünen setzen sich die Profipolitiker durch. Für die politische Zukunft von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner ist ein gutes Abschneiden der SPÖ bei der EU-Wahl von essenzieller Bedeutung. Sie hat als Wahlziel den ersten Platz formuliert. Daran wird sie auch gemessen werden. Ihr Vorgänger Christian Kern hat der SPÖ ein Verliererimage verpasst, von dem sich Rendi-Wagner nur durch Wahlerfolge lösen kann. Vor allem bei jenen Landesorganisationen, denen in absehbarer Zeit Landtagswahlen bevorstehen, droht der Geduldsfaden schon bei einem kleinen Anlass zu reißen. EU-Wahl 19 – Othmar Karas stellt die ÖVP vor ein Dilemma Die ÖVP steht in Bezug auf ihre Kandidatenliste vor einem Dilemma. EU-Delegationsleiter Othmar Karas ist alles andere als amtsmüde und hat bereits bewiesen, dass die ÖVP mit ihm durchaus auch über die Stammwählerschaft hinaus punkten kann. Karas ist als ehemaliger Vizepräsident des europäischen Parlaments ein politisches Schwergewicht. Er stellt sich allerdings bei jeder sich bietenden Gele-

genheit gegen die FPÖ und damit gegen den Koalitionsfrieden. Erst kürzlich hielt er wieder einmal fest, dass es auf EU-Ebene keine Koalition mit der FPÖ geben kann. Karas äußert aber auch immer wieder seine Zweifel an der Europalinie der ÖVP. Der EU-Parlamentarier geriet sich mit Kurz schon in der Vergangenheit, als dieser noch Außenminister war, immer wieder wegen der mittlerweile umgesetzten Kürzung der Familienbeihilfe für Kinder im Ausland in die Haare. Den letzten Konflikt gab es wegen des Ausstiegs der Bundesregierung aus dem UN-Migrationspakt. Damit gilt Karas längst als heftigster innerparteilicher Kurz-Kritiker. Europa scheint der türkis gewordenen ÖVP egal geworden zu sein, so Karas. Ob der Niederösterreicher mit seiner ständigen Nörgelei und Kritik an der eigenen Partei sein Blatt nicht längst überreizt hat, wird erst die ÖVP-Kandidatenkür für die EU-Wahl zeigen. Dabei will Kurz sich jedoch dem Vernehmen nach Zeit lassen, bis die anderen Parteien sich festgelegt haben. Trotzdem ist klar, dass Karas wieder einen prominenten ÖVP-Listenplatz einnehmen wird. Ob er tatsächlich als ÖVP-Spitzenkandidat in den EU-Wahlkampf gehen darf, hängt aber von Kurz ab. Der Kanzler soll nämlich mit einer Quereinsteigerin als Spitzenkandidatin liebäugeln. Doch dann müsste er sich davor fürchten, dass Karas wie schon 2014 wieder einen Vorzugstimmenwahlkampf führt. Und seine Kampagne würde er diesmal wohl zum Kampf der EU-freundlichen Österreicher gegen die Anti-EU-Kräfte ausrufen. Parteistrategisch hätte das natürlich eine gewissen Reiz. Schließlich könnte die ÖVP auf diesen Weg die Stimmen der Kurz-Wähler mit jenen der Gegner von Türkisblau vereinen. Es bleibt abzuwarten, ob das Ego des Kanzlers einen Wahlsieg, den man ihm auch als Niederlage auslegen könnte, verträgt. EU-Wahl 2019 – Bei den Grünen kommt Werner Kogler Auch die Grünen bringen sich auf den ihnen verbliebenen Ebenen für die Europa-


Politicks

MIT JOHANNES TANDL

wahl in Stellung. Beste Chancen hat natürlich der routinierte Profi Werner Kogler. Eigentlich wäre ihm die Partei diese Spitzenkandidatur dafür, dass er sie im letzten Jahr bundespolitisch am Leben erhalten hat, auch schuldig. Aber Dankbarkeit ist bekanntlich keine politische Dimension, auf die es ankommt. Ohne Auftrittsmöglichkeiten im Nationalrat haben die Grünen nur die Landtage und die Gemeinderäte der großen Städte als politische Bühne. Von den grünen EU-Parlamentariern schafft es zwar der Burgenländer Michel Reimon hin und wieder in die tagespolitische Berichterstattung, seine mitunter linksradikalen Ideen dürften – neben den innerparteilichen Streitereien – aber auch einer der Gründe gewesen sein, dass die Wähler davongelaufen sind. Außerdem hat Reimon vor wenigen Wochen überraschend angekündigt, nächstes Jahr »aus privaten Gründen« nicht mehr bei der EU-Wahl anzutreten. Mit Wiener Unterstützung hätte er dem Steirer Werner Kogler sogar dessen voraussichtliche bundesweite Spitzenkandidatur streitig machen können. Private Gründe soll man journalistisch dennoch nicht hinterfragen, obwohl sich dahinter natürlich auch parteipolitische Motive verbergen könnten.

In der Steiermark stiehlt eine Partei den anderen die Show Die steirische Landesgruppe der Grünen kämpft seit einigen Monaten besonders intensiv um mediale Präsenz und ist dabei erstaunlich erfolgreich. Mit ihrem Aktionismus schafft es das Abgeordnetenteam von Lambert Schönleitner, Sandra Krautwaschl und Lara Köck nämlich immer wieder, den anderen personell wesentlich stärkeren Landtagsfraktionen die Show zu stehlen. Egal ob es um glaubwürdige Maßnahmen gegen die Plastikverseuchung durch Krautwaschl geht oder ob Schönleitner für ein pendler- und umweltfreundliches 365-Euro-Jahresticket trommelt; die steirischen Grünen haben eine Art Themenführerschaft erlangt, zu der es die anderen Fraktionen eigentlich niemals hätten kommen lassen dürfen. Doch

die Landtagsfraktionen von ÖVP und SPÖ scheinen damit ausgelastet zu sein, Sand vom Getriebe der rotschwarzen Landesregierungs-Vorhaben fernzuhalten. Außerdem verfügen die steirischen Grünen über ein Beinahe-Landtagsmonopol, was Kritik an der türkisblauen Bundesregierung anlangt. Der rote Stern der KPÖ strahlt immer nur rund um die Grazer Gemeinderatswahlen besonders hell. Und die steirische SPÖ kann aus Rücksicht auf ihren Koalitionspartner ÖVP nur schaumgebremst gegen die ungeliebte Bundesregierung polemisieren. Die FPÖ steckt wiederum in einem »Mehrfrontenkonflikt«. Sie verteidigt die Bundesregierung und bekämpft gleichzeitig die Landesregierung. Trotz aller Versuche schaffen es die steirischen Freiheitlichen wohl bis zum Ende der Legislaturperiode im Frühjahr 2020 nicht mehr, einen Keil zwischen SPÖ und ÖVP zu treiben, um so vorzeitige Landtagswahlen auszulösen.

Der irrwitzige Klimakrieg Außerdem führen die Grünen im Landtag einen irrwitzigen »Klimakrieg«, bei dem die anderen Fraktionen ziemlich ratlos wirken. Dabei müssten die nur endlich mit den Fake News aufräumen, die Klimaerwärmung im Anthropozän wäre durch nationale Klimaschutz-Maßnahmen zu bremsen. Denn sogar wenn ganz Europa und Nordamerika ihren fossilen Energieeinsatz von heute auf morgen zur Gänze stoppen würden, ließe sich die Erderwärmung in den nächsten Jahrzehnten nicht verlangsamen. Alles, was fossile Energieträger weltweit billiger macht, würde nur zu einer noch schneller wachsenden Nachfrage in den Schwellen- und Entwicklungsländern führen. Die lächerliche Hilflosigkeit, mit der die anderen Parteien diesem »Klimanationalismus« begegnen, führt dazu, dass die Grünen im urbanen Bildungsbürgertum längst die Deutungshoheit für den Klimaschutz erlangt haben; und das ohne seriöse, ökonomische Basis. Heruntergebrochen auf die Steiermark heißt das, dass weder SPÖ noch ÖVP und FPÖ im

Werner Kogler hat die Grünen im letzten Jahr mit großem Einsatz am Leben erhalten. Nun versucht er sich als EU-Spitzenkandidat. Landtag im Stande sind, die Widersprüche zwischen dem Umweltschutz und dem sogenannten Klimaschutz aufzuzeigen. Etwa dass der massive Ausbau der Biolandwirtschaft zwar sowohl für das Tierwohl, die Böden und den Artenschutz extrem wichtig wäre, dass er sich aber negativ auf den CO2-Ausstoß auswirkt, weil die bisherigen Monokulturen wegen der einfacheren Logistik viel weniger klimaschädliche Gase produzieren als der komplexe kleinteilige Biolandbau. Derzeit erreichen die Grünen bei bundesweiten Umfragen etwa fünf Prozent und die Liste »Jetzt« zwei Prozent. Sollte sich Peter Pilz in den nächsten drei Jahren aus irgendwelchen »persönlichen Gründen« aus der Politik zurückziehen, stünde einer Reunion der beiden Grünparteien nichts im Wege. Wenn diese Fusionspartei nur einigermaßen geschlossen auftritt, könnte sie den Megatrend nach einer – völlig zu Recht – eingeforderten nachhaltigen Lebensweise für sich nutzen und bei den kommenden Wahlgängen wieder mit zweistelligen Ergebnissen in die Parlamente einziehen. FAZIT DEZEMBER 2018 /// 17


Ortsbildschutz im Bauverfahren

Gegen ein Bauvorhaben können Nachbarn subjektiv-öffentliche rechtliche Einwendungen nach § 26 Stmk Baugesetz erheben. Daneben müssen Behörden auch öffentliche-rechtliche Interessen berücksichtigen. Dazu zählt beispielsweise der Ortsbildschutz. Können sich die Nachbarn oder die Behörde nun gegen eine geplante Hausfarbe mit Erfolg zur Wehr setzen? Durch den Ortsbildschutz soll „das Gesicht“ einer Stadt, eines Ortes oder eines Ortsteils, das charakteristisch und ortstypisch für diese(n) ist, erhalten werden. In den (meisten) Ortbildschutzgebieten der Steiermark gibt es Ortbildkonzepte, die als Gemeindeverordnung erlassen wurden. Welche Gebiete in der Steiermark Ortsbildschutz genießen, ist etwa auf der Homepage des Landes Steiermark ersichtlich. Aber auch in Regionen außerhalb des Schutzgebietes können Gemeinden in Bebauungsplänen festlegen, welche Farben für den Hausanstrich verwendet werden dürfen. Ziel solcher Vorgaben ist es, bauliche Anlagen optisch in das Ortsbild einzugliedern. Die Erhaltung des Ortsbildes liegt besonders im öffentlichen Interesse. Die Behörde kann sich gegen eine bestimmte Hausfarbe, die nicht in das optische Bild eines Ortes passt, aussprechen. Sie muss sich dabei an den Vorschriften des Ortsbildkonzeptes oder des Bebauungsplanes orientieren. Nachbarn stehen nur subjektiv-öffentliche Einwendungen gemäß § 26 Stmk Baugesetz zu. Dieser abschließende Katalog enthält den Ortsbildschutz nicht als Nachbarrecht. Hinsichtlich der Fragen, ob ein Bauvorhaben mit dem Ortsbild im Widerspruch steht, kommt Nachbarn also grundsätzlich kein Mitsprachrecht zu. Die Nachbarn können allenfalls ein subjektives Recht auf Ortsbildschutz ableiten, wenn eine Behörde Willkür übt. Der VfGH bejahte ein diesbezügliches Recht, wenn eine Behörde nicht den Vorschriften des Ortsbildgesetzes nachkommt, wie beispielsweise ein Ortsbildkonzept für die Schutzzone der Gemeinde zu erlassen. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die Behörde eine Hausfarbe versagen kann, wenn diese nicht in das Ortsbild passt. Vor Planung sollte in das Ortsbildkonzept oder den Bebauungsplan bei der jeweiligen Gemeinde eingesehen werden, um mehr Rechtssicherheit für das Planungs- und Bauvorhaben zu haben. Nachbarn stehen grundsätzlich keine Einwendungen gegen die Hausfarbe, die nicht ins optische Bild eines Ortes passen, zu. Wenn eine Behörde Willkür übt, weil diese beispielsweise trotz Verpflichtung kein Ortbildkonzept erlässt, verfügen unter Umständen auch Nachbarn über ein subjektiv-öffentliches Recht auf Wahrung des Ortsbildes. Foto: dklra.at

Dr. Andreas Kaufmann ist Rechtsanwalt und Universitätslektor in Graz. Kanzlei Daghofer, Kaufmann & Lausegger, Mariahilferstraße 20, Tel. 0316/7222950, dklra.at

18 /// FAZIT DEZEMBER 2018

Viel Neues auf Seniorenmesse Am 10. und 11. November fand in der Halle A der Messe Graz die Für immer Jung 2018, die Messe für Vorsorge und aktive Lebensgestaltung, statt. Die Themenbereiche richteten sich aber nicht nur an Senioren, denn gerade für Angehörige von pflegebedürftigen Älteren gab es viel zu entdecken. Und auch für die jüngeren Besucher hatte der Schwerpunkt „Vorsorge“ einiges zu bieten. Knapp 5.000 Besucher fanden den Weg aufs Messegelände. Ebenso wie Wohn- und Lebensformen im Alter erfreuten sich die unterschiedlichen Facetten von Mobilität großen Interesses.

Neues Zeitalter in der Behindertenhilfe

Die Steiermark bleibt ihrem Ruf als Vorreiterin in der Behindertenhilfe treu. Das wurde bei der Präsentation des Konzepts „Auf in ein neues Leben“ durch LR Doris Kampus deutlich. In drei Bereichen – Leben, Arbeiten und Wohnen – werden substanzielle Veränderungsprozesse eingeleitet, die die Steiermark noch inklusiver machen. „Trotz aller Bemühungen haben wir bisher das Hauptaugenmerk auf die Behinderung gelenkt, in Zukunft schauen wir auf die Menschen, ihr gesamtes Umfeld, die Familie und Freunde“, verdeutlichte Kampus den neuen Ansatz. Vorgestellt wurden die Details von Vertretern der Partnerschaft Inklusion – Robert Konegger, Rudolf Zangl, Bgm. Wolfgang Dolesch und Heinz Sailer vom Monitoringausschuss.

Die Rückkehr zweier „alter Damen“

Die Steiermarkbahn Transport und Logistik GmbH freut sich, zwei Lokomotiven der Baureihe 1142 in ihren Bestand übernehmen zu können. Nach erfolgter Revision bzw. Trafoumbau durch die ÖBB Technische Services Linz werden die beiden Maschinen nun wieder ihren Dienst antreten. Am 9. November erfolgte am Betriebsgelände der ÖBB TS Linz die feierliche Übergabe der beiden Lokomotiven an die Steiermarkbahn Transport und Logistik GmbH. „Wir freuen uns über die gute Kooperation mit den technischen Diensten der ÖBB. Die beiden Loks werden uns maßgeblich helfen, unsere Eigenleistungen im Ganzzug- und Regionalgüterverkehr weiter zu steigern“, so StB TLGF Gerhard Harer.

Jobmesse für steirischen Wintertourismus

Mit einer Jobmesse unterstützen Arbeitsmarktservice und WKO gemeinsam die steirischen Tourismusbetriebe bei der Suche nach engagiertem Personal für die Wintersaison. Mehr als 500 arbeitsuchende Personen konnten sich direkt bei 50 renommierten Unternehmen bewerben. „Die Unterstützung der Betriebe ist ein wichtiges Anliegen des Arbeitsmarktservice“, betont Karl-Heinz Snobe, Landes-GF des AMS Steiermark. „Schon unsere Veranstaltung für den Sommertourismus Anfang Mai war ein großer Erfolg.“ „Dem Mangel an Mitarbeitern wollen wir als Sparte mit der heutigen Jobmesse und unseren Kampagnen ‚Job mit Aussicht‘ sowie ‚Get a Job‘ gezielt entgegenwirken", ergänzt WKO-Tourismus-Obmann-Stv. Klaus Friedl.

Fotos: AMS, StB TL, MCG / Luef light,

Recht haben

Kurz & News


FREUET EUCH, BUS, BAHN, BIM KOMMEN BALD

Entgeltliche Einschaltung Foto: AMS / Redpixel − stock.adobe.com

Wirtschaft

Programmieren lernen mit Unterstützung des AMS.

Programmgemäß zum Erfolg Heuer haben 28 arbeitssuchende Personen eine vom AMS Steiermark geförderte Programmierausbildung abgeschlossen. Ein Großteil hat bereits eine neue Stelle angetreten. oder braucht das Land: Die Nachfrage am Arbeitsmarkt nach Spezialistinnen und Spezialisten in den Bereichen Softwareentwicklung und Programmierung ist hoch, oftmals können Interessierte unter mehreren offenen Stellen wählen. Mit Unterstützung des Arbeitsmarktservice (AMS) Steiermark konnten heuer 28 arbeitssuchende Personen einen Kurs zur Softwareentwicklung mit dem Schwerpunkt objektorientierte Programmierung erfolgreich abschließen. Die beiden Ausbildungen wurden vom Berufsförderungsinstitut (BFI) Graz und dem Schulungszentrum Fohnsdorf durchgeführt und dauerten jeweils rund sieben Monate. Auf dem Programm standen neben dem Erlernen der Grundlagen und dem Umgang mit Datenbank-Management-Systemen etwa die Programmiersprachen C#, .Net und Java. Praktika in renommierten Industriebetrieben wie Knapp und SSI Schäfer rundeten die Ausbil-

dung ab. Ein Großteil der Absolventinnen und Absolventen hat bereits einen neuen Job angetreten. „Automatisierung und Digitalisierung verändern gegenwärtig ganze Berufsund Lebenswelten, Fachkräfte mit Programmierkenntnissen sind daher sehr begehrt. Ihnen bieten sich nur spannende Karrieremöglichkeiten, sie gestalten unser aller Zukunft mit. Es freut mich, dass wir seitens des AMS mit unseren Ausbildungen dazu einen wertvollen Beitrag leisten können“, betont der Landesgeschäftsführer des AMS Steiermark, KarlHeinz Snobe.

Zu Weihnachten Mobilität schenken mit GUTSCHEIN-Cards.

GANZ AUF DEINER LINIE!

Informationen: www.ams.at/stmk

FAZIT DEZEMBER 2018 /// 19

achtzigzehn | bezahlte Anzeige

C

Mit den Graz Linien-Cards schenken Sie unbegrenzte Mobilität im Scheckkartenformat. Weitere Informationen und Verkauf im Mobilitäts- und Vertriebscenter in der Jakoministraße 1, 8010 Graz.


Berufsbegleitend Kurz & News zum akademischen Abschluss

K

ompetenzanerkennung, starker Praxisbezug und die Studierbarkeit stehen im Fokus der vom Studienzentrum Weiz österreichweit organisierten berufsbegleitenden Diplomstudien. Abschluss ist der akademische Grad Dipl.Ing. (FH) bzw. Dipl.-Wirtschaftsing. (FH) der Hochschule Mittweida. Optimaler Studienablauf für Berufstätige Die Kombination aus Präsenzveranstaltungen und Fernstudienelementen ermöglicht flexible Zeiteinteilung und macht das Studium neben Job und Familie auch tatsächlich studierbar. Die Vorlesungen finden ca. 6 bis 7 Mal pro Semester am Wochenende statt, am Semesterende ist eine geblockte Woche für Vertiefungen und Prüfungen eingeplant.

Verkürzte Studiendauer für HTL-Absolventen Das Studienprogramm ist speziell auf praxiserfahrene HTL-Absolventen abgestimmt: Durch Anrechnung von Vorqualifikationen ist der direkte Einstieg in das 5. von 8 Fachsemestern möglich. Nächste Studienstarts März 2019 – jetzt informieren & anmelden: Wirtschaftsingenieurwesen an der Bulme Graz, Elektrotechnik an der HTBLuVA Wiener Neustadt

Alle Termine für Infoabende unter: Studien- und Technologie Transfer Zentrum Weiz www.aufbaustudium.at Tel.: +43 3172 603 4020

Grawe Award 2018 für Verein Libelle Der Grawe Award, der jährlich unter der Leitung von Grawe Ehrenpräsident Franz Harnoncourt-Unverzagt und einer Jury, bestehend aus Carina Kerschbaumer (Kleine Zeitung), Günter Encic (ORF Steiermark), Othmar Ederer (Vorstandsvorsitzender GRAWE) sowie Ursula Wipfler (GRAWE Zentralbetriebsrätin) verliehen wird, geht heuer an Dr. Wolfgang Kaschnitz für den gemeinnützigen Verein Libelle und die Unterstützung von Menschen mit Autismus-Spektrum-Störungen. Er bietet klinisch-psychologische Diagnostik sowie autismusspezifische psychologische Behandlungen im Einzel- sowie Gruppensetting.

Fotoausstellung im AMS Graz Ost

Bis Ende dieses Jahres präsentiert das Arbeitsmarktservice Graz Ost, Neutorgasse 46, in einer Ausstellung Aufnahmen aus dem Stahlwerk Donawitz, die im Jahr 1937 vom renommierten Fotografen Robert Haas geschaffen wurden. „Diese wertvollen Bilder galten lange als verschollen und gelangten über Joachim Gruber, den Leiter des Bildungshauses Retzhof, zurück nach Österreich. Es freut mich sehr, dass wir sie nun erstmals der steirischen Bevölkerung zeigen können“, erklärte Ex-Landesrat Kurt Flecker, Präsident der Steirischen Gesellschaft für Kulturpolitik. Bei einem Round-Table-Gespräch zur Eröffnung standen Chancen und Herausforderungen für die steirische Industrie 2018 im Mittelpunkt.

20 /// FAZIT DEZEMBER 2018

3,8 Millionen Euro investiert das Land in den Ausbau der LBS Bad Gleichenberg, die seit September auch die Ausbildungsstätte für künftige Fleischer, Bäcker und Konditorinnen ist. „Man schmeckt richtig, dass die neuen Lehrberufe hier eine gute neue Heimat gefunden haben“, so LR Ursula Lackner. Das Land hat für die Erweiterung ein altes Bäckereigebäude, das bisher in das Schulensemble hineinragte, angekauft und innerhalb von nur neun Monaten mit neuer Infrastruktur für den Unterricht adaptiert. Eine besondere Attraktion stellt der in den Vorplatz des neugestalten Baus integrierte Holzbackofen da, in dem nun auch das traditionelle Backen mit offenem Feuer geübt werden kann.

Fotos: Grawe / Ralph König, AMS / Tauscher, Land Steiermark,

Topmoderne Großbackstube


Foto: ARBÖ Stmk

Kurz im Gespräch mit

Foto: Holding Graz

Klaus Eichberger, Präsident des ARBÖ Steiermark

Mit „tim“ flexibel und nachhaltig mobil in Graz unterwegs.

Nachhaltige Mobilität mit „Jahreskarte Graz“ genießen D as Kürzel „tim“ steht für saubere und nachhaltige Mobilität in Graz. Und die muss überhaupt nicht teuer sein: Mit einer „Jahreskarte Graz“ kommt man in den Genuss einer kostenlosen tim-Mitgliedschaft. Einfach online voranmelden und im Handumdrehen ist man tim-Kundin oder tim-Kunde. Für alle Grazer Bürgerinnen und Bürger, die eine Jahreskarte Graz besitzen oder ab 2. November 2018 kaufen, schaffen die Graz Linien einen besonderen Mehrwert: Mit der Jahreskarte hat man eine kostenlose tim-Mitgliedschaft für bis zu einem Jahr in der Tasche! Das gilt übrigens auch für Jahreskarten des Steirischen Verkehrsverbundes, die für mehrere Zonen einschließlich Zone 101 gelten. Einzige Voraussetzung ist dabei der Hauptwohnsitz in Graz. Das Mobilitätsangebot tim liegt voll im urbanen Trend, spart Geld, spart Platz und verbessert obendrein die Umwelt. Auch Mag.a Barbara Muhr, Vorstandsdirektorin

der Holding Graz, ist von diesem attraktiven Paket überzeugt: „Je mehr Menschen in Graz auf tim setzen und auf ein eigenes Auto verzichten, umso weniger Parkplätze brauchen wir in der Stadt. Mit tim sparen wir nicht nur Platz, sondern wer eine Jahreskarte Graz besitzt, erspart sich mit der gratis tim-Mitgliedschaft zugleich die Kosten für Service, Versicherung und Treibstoff eines eigenen Pkw.“ Wie kommt man am einfachsten zur kostenlosen tim-Mitgliedschaft? Auf tim-graz.at online voranmelden und einen persönlichen Termin für die Registrierung im tim-Servicecenter in der Steyrergasse 116 vereinbaren. (Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 8 bis 18 Uhr). Bitte bringen Sie Ihre Jahreskarte Graz zu Ihrem persönlichen Termin mit! Weitere Informationen: holding-graz.at/linien

Was bieten Sie Ihren Mitgliedern vor der bevorstehenden Wintersaison an Serviceleistungen an? Abgesehen von den üblichen vorwinterlichen Serviceleistungen wie Wintercheck und Reifenumstecken ist für unsere Mitglieder vor allem der kostenlose Batterie-Check ein echtes Zuckerl. Hier wird völlig objektiv untersucht, ob die Batterie genügend Saft hat, um den kommenden Winter gut zu überstehen. Zu jedem Check gibt es überdies eine Flasche Scheibenklar gratis. Die Aktion dauert von 27. Dezember bis Ende Jänner 2019. Was macht die Mitgliedschaft beim ARBÖ für Firmenkunden mit Fahrzeugflotten attraktiv und interessant? Das ist ganz einfach. Es ist wohl für jedes Unternehmen beruhigend zu wissen, dass bei etwaigen Pannen im Fuhrpark 365 Tage rund um die Uhr jemand abrufbereit wartet, der professionelle Hilfe anbietet und so die Mobilität des Unternehmens gewahrt bleibt. Welche speziellen Versicherungsleistungen sind darin inkludiert? Der ARBÖ-Sicherheitspass bietet eine Vielzahl von Vorteilen. Das geht vom Wildschaden bis zum Fahrzeugheimtransport. Der gewährleistet wirklich großen Schutz zu einem absolut kleinen Preis. Was erwarten Sie von der Stadtpolitik hinsichtlich der schwierigen Verkehrssituation in Graz? Da wir schon derzeit an den Grenzen angelangt sind, der tägliche Stau grüßt und wir wissen, dass der Individualverkehr in den nächsten Jahren noch zulegen wird, sind dringend Taten gefordert. Ideen, Pläne, Studien, Visionen sind reichlich vorhanden. Was fehlt, ist der Wille und der Mut zur Umsetzung. FAZIT DEZEMBER 2018 /// 21



Fazitgespräch Von Peter K. Wagner und Denise Hruby mit Fotos von Arno Friebes

Slowenischer Obama Peter Bossman war der erste schwarze Bürgermeister Osteuropas.

Zum Abschied spricht er über die europäische Lösung der Flüchtlingskrise und schwere Zeiten für Politiker seines Formats.

Fazit Dezember 2018 /// 23


Fazitgespräch

Es sind nur etwa 46 Kilometer, die Slowenien an der langen Adriaküste hält. Aber es ist Platz genug, um Heimat von Piran zu sein. Die Stadt im äußersten Südwesten des Landes würde mit ihrer venezianischen Architektur samt Campanile eigentlich besser nach Italien passen. Sogar der große Platz am Hafen, der so etwas wie das Zentrum des kleinen Städtchens mit seinen verwinkelten Gassen darstellt, ist nach einem Italiener benannt. Der Violinist und Komponist Giuseppe Tartini ist Namenspatron. Geboren wurde er hier in Piran, im Jahr 1692. Die italienische Note, die sich auch in zweisprachigen Ortstafeln und Hinweisschildern zeigt, geht auf die Zeit des Faschismus zurück, in der Slowenisch gar verboten war.

Auch im Rathaus, direkt am Tartiniplatz gelegen, ist Italienisch omnipräsent. Wie ein kleiner Palast muten die Räumlichkeiten an, in denen unten, gleich rechts neben der Eingangstür, bereits die ersten Stimmen für die am Sonntag anstehende Bürgermeisterwahl entgegengenommen werden. Die vergangenen acht Jahre war Peter Bossman Oberhaupt der Stadt. Geboren im westafrikanischen Ghana, machte der erste schwarze Bürgermeister Osteuropas das schöne kleine Städtchen an der slowenischen Riviera noch berühmter. An einem seiner letzten Tage im Amt nimmt sich Sloweniens Obama, wie er stets genannt wurde, über eineinhalb Stunden fürs Fazit Zeit.

24 /// Fazit Dezember 2018



Fazitgespräch

Europa wird Millionen von Migranten benötigen, um durch ihre Arbeitskraft die Wirtschaft aufrecht zu erhalten. Peter Bossman

Herr Bossman, als Sie gewählt wurden, gab es einen richtigen Medienzirkus. Weltweit wurde über den ersten schwarzen Bürgermeister Osteuropas berichtet. Sie waren der berühmteste Slowene. Wie geht es Ihnen damit, dass Sie von Melania Trump abgelöst wurden? Das stimmt [lacht]. Da hat sich viel verändert. Ich war damals selbst über den Medienrummel überrascht. Die Nacht, als ich gewählt wurde, hat CNN angerufen, die wollten ein Interview, und dann natürlich kamen BBC und alle anderen, sogar die japanischen Nachrichten. Nun ist es eben Melania Trump. Ich bin kein großer Fan von Donald Trump, aber die Menschen hier sind von ihrer Geschichte fasziniert. Sie kommt aus einer sehr bescheidenen Familie in einem kleinen Dorf, und dass sie jetzt First Lady ist, ist schon beeindruckend.

Sie wurden als Migrant 2010 zum Bürgermeister Pirans gewählt, bei der Nationalratswahl diesen Sommer gewann aber eine migrationsfeindliche Partei die meisten Stimmen. Jetzt treten Sie zurück. Wie konnte sich das politische Klima so schnell verändern? Das ist sicher wegen der Flüchtlingskrise, das hat eine fundamentale Wende für Europa bedeutet und den rechten und extremen Parteien viel Zulauf beschert. Der Zustrom von so vielen Menschen, die Angst vor Terrorattacken und um die eigene Sicherheit haben, hat den Rechten zugespielt, die sich dieser Angst bedienen. Würde Sie jetzt noch zum Bürgermeister gewählt werden? Ich glaube es wäre sehr, sehr schwierig. Europa und auch die Slowenen haben eine Identitätskrise, das macht es für Nichteuropäer sehr schwierig, irgendwas zu erreichen. Vor zehn Jahren war es für mich möglich, Bürgermeister zu werden, auch vor fünf. Heute wäre es wirklich sehr schwer.

Sie sagen, die Rechtspopulisten bieten einfache Lösungen an. Slowenien hat im Jahr 2017 etwa 150 Flüchtlinge aufgenommen. Da fragt man sich: Lösungen für welche Probleme? Die meisten Slowenen wissen nicht einmal, wie viele Flüchtlinge aufgenommen wurden. Aber man kann Menschen Angst machen, indem man nur in Aussicht stellt, dass Flüchtlinge aufgenommen werden könnten. Die rechte Partei inszeniert sich als Wächter der slowenischen Identität und unterstellt liberalen und linken Parteien, Tausende Flüchtlingen aufnehmen zu wollen, was das gesamte soziale Gefüge ändern würde. Sie streben nach einer Politik von Viktor Orban mit einer Mauer rund um unser Land, die alle Probleme lösen würde. Aber wir wissen, dass die europäische Bevölkerung rasant altert. Europa wird Millionen von Migranten 26 /// FAZIT DEZEMBER 2018

benötigen, um durch ihre Arbeitskraft die Wirtschaft aufrecht zu erhalten. Europa war immer ein Kontinent der Migration, das ist nicht neu. Neu war im Jahr 2015 lediglich die große Anzahl an Menschen, die nach Europa wollte. Wir waren nicht vorbereitet. Über 200.000 sind durch Slowenien marschiert. Das hat viele Menschen verunsichert. Ich kann das verstehen, weil Menschen nicht wussten, ob sie sicher sind.

Was war Ihre Reaktion auf die Flüchtlingskrise? Ich war sehr traurig. Ich bin seit fast siebeneinhalb Jahren Mitglied des Europäischen Ausschusses der Regionen in Brüssel. Ich werde nie vergessen, wie oft Mitglieder aus Italien in diesem Komitee vor der Flüchtlingskrise warnten und nie hörte jemand zu. Angela Merkel hat viel Courage gezeigt, sie hat gesagt, dass diese Menschen unsere Hilfe brauchen, helfen wir ihnen. Das hätten wir alle tun sollen, dann wären wir jetzt in einer anderen Position. Diese Chance haben wir verpasst. Wir sind mit der Flüchtlingskrise schlecht umgegangen. Ich bin der Überzeugung, dass man das Problem an der Wurzel packen muss. Wir kennen die Probleme in Syrien, im Irak oder im Iran. Die EU hat die Instrumente, um damit umzugehen. Es wird besser werden, aber es ist ein Prozess. Auch aus Afrika drängen noch immer viele Migranten nach Europa, das aufgrund der Kolonialisierung eine Vorgeschichte mit Afrika hat. Aber ist es Europas Aufgabe, souveränen Ländern wie etwa jenen in Afrika dabei zu helfen, ihre Probleme zu lösen? Viele afrikanische Länder erleben Missmanagement, es gibt sehr viel Korruption. Das Problem war in den letzten Jahrzehnten stets, dass industrielle Länder ärmere Staaten ausnützen. Sie geben die Preise vor und es kommt zu einer sehr einseitigen Wirtschaftsbeziehung. Dazu kommt, dass viele afrikanischen Länder seit Jahrzehnten von den gleichen Männern geführt werden und es keine echte Demokratie gibt. Diese Instabilität hat dazu geführt, dass sich Länder nicht entwickeln konnten. Ich glaube nicht, dass es nur Europas Aufgabe ist, zu helfen, aber sie geben viel Geld. So wie die USA, Kanada oder auch China. Die Geschichte hat immer wieder gezeigt, dass es Gründe für Migration gibt und sie wieder endet. Man denke an die große irische Migration nach Amerika infolge der Hungersnot, die eine ausgefallene Kartoffelernte ausgelöst hat. Als es dem Land wieder besser ging, sind kaum Iren in die USA ausgewandert. Glauben Sie noch an die europäische Lösung der aktuellen Flüchtlingskrise?



Fazitgespräch Ich glaube nicht daran, Zäune aufzustellen und Mauern zu bauen. Wir müssen Wege finden, damit Migranten legal einwandern können. Ein Land alleine wird diese Herausforderung nicht schaffen. Ich weiß, wir kritisieren Länder wie Polen. Aber Polen nimmt aktuell Flüchtlinge aus der Ukraine auf. Das schaffen sie im Moment, aber auch sie werden vielleicht bald Solidarität von anderen Staaten brauchen.

Benötigt Slowenien legale Migration? Slowenien hat damit zu kämpfen, dass es nicht genügend Fachkräfte gibt. Auf den Baustellen und im Tourismus gibt es viele Bosnier, Mazedonier und Menschen aus dem Kosovo. Aber sie werden weniger als Ausländer wahrgenommen, was die Integration vereinfacht. Sie sind 1977 ganz legal ins Land gekommen. Damals war Slowenien noch Teil Jugoslawiens. Was führte Sie in dieses Land? Ich hatte das Problem, dass es aufgrund der politischen Entwicklung in meiner Heimat sehr schnell gehen musste. Jugoslawien und Ghana waren Teil der blockfreien Staaten, deshalb bekam ich sehr schnell ein Visum. Ich wollte nach Zagreb oder Belgrad, wurde aber Laibach zugeteilt. Um ehrlich zu sein, hatte ich von der Stadt noch nie gehört. Wie schwer fiel Ihnen die Integration? Ich habe zunächst die Sprache gelernt und dann Medizin studiert. Als ich in den 1980ern angefangen habe, hier zu arbeiten, gab es einen Mangel an Ärzten in Slowenien. Dennoch war ich anfangs

der schwarze Arzt. Nach etwa zwei Jahren haben die Menschen nicht mehr gesagt, dass sie zum schwarzen Arzt gehen, sie gingen einfach nur zu ihrem Arzt. Da wusste ich, dass ich endgültig akzeptiert bin. Ein paar Jahre später wollte ich zurück nach Ghana, wo mein Vater Kliniken aufgebaut hatte und mich dort als Mitarbeiter wollte. Da haben meine Patienten eine Petition gestartet. Sie wollten, dass ich bleibe. Also blieb ich.

Als wir mit Menschen in Piran über Sie gesprochen haben, hieß es sofort: »Ja, unser Bürgermeister. Er ist aus Ghana, müssen Sie wissen.« Ihre Herkunft scheint noch immer Thema zu sein. Die Menschen sind sehr stolz. Es war eine große Geschichte, die international für Aufsehen gesorgt hat. Also erzählen sie, dass ich aus Ghana bin. Vor meiner Zeit als Bürgermeister ist es vorgekommen, dass ich mich in ein Restaurant gesetzt habe und jemand gesagt hat, dass er neben mir nicht sitzen wolle. Jetzt kennt man mich aber in ganz Slowenien als den Bürgermeister Pirans. Sie haben oft gesagt, dass Integration nur gelingt, wenn man auch bereit ist, sich anzupassen. Wie mussten Sie sich anpassen? Ich war immer davon überzeugt, dass es zwei Dinge braucht, um in einem Land anzukommen. Wenn jemand nicht an einem Ort sein will, wird er sich nicht integrieren. Das ist die Tragödie einiger Migranten, die nach Europa kommen. Man muss seine Identität nicht aufgeben, aber man muss einen Teil seiner Unabhängigkeit aufgeben. Die zweite Facette ist, dass die neue Heimat bei der Integration helfen muss. Man muss die Möglichkeit bekommen, die Sprache zu lernen und gleichgestellt mit Einheimischen sein,

www.menschen.steiermark.at

Wir fördern und unterstützen Familien durch...

Der Mensch im Mittelpunkt

(Bezahlte Anzeige) Foto © istock.com

Bildung • Ganztagsschulangebot seit 2015 um ein Drittel ausgebaut • Schulsozialarbeit in allen Regionen • Ausweitung der Angebote zur Sprachförderung • Leseoffensive „BücherheldInnen. Lesen mehr als Worte“ mit Steirischem Vorlesetag und digitalen Bibliotheken

Kinderbetreuung • 87 Millionen Euro seit 2015 in den Ausbau der Kinderkrippen und Kindergärten investiert • 4000 neue Betreuungsplätze in den letzten vier Jahren • Qualitätsoffensive in der Ausbildung der PädagogInnen

Familienpass • Ermäßigungen bei mehr als 900 Partnerbetrieben • ZWEI-UND-MEHR Familienmagazin vier Mal jährlich • Kostenlos erhältlich


Fazitgespräch um eine faire Chance zu erhalten, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Als Beispiel: In Ghana ist der Tod eine wichtige Feier, bei der wir lebendige Tiere in Gedenken an den Verstorbenen opfern. In Europa wird das niemand verstehen, wenn ein Migrant aus Ghana in seinem Garten ein Tier tötet. Es ist nicht Teil der Kultur und es gibt etwa sehr strenge Hygienestandards. Diese Unabhängigkeit muss man zum Beispiel aufgeben. Trotzdem kann man in Europa ein Afrikaner bleiben. Wenn Sie an Terrorismus denken, dann waren das nicht Migranten der ersten Generation, sondern jene, die schon in zweiter Generation hier sind. Diese Menschen wurden hier geboren, also warum wenden sie sich gegen die Länder, die ihnen ihre zu Hause und ihre Bildung gegeben haben? Weil sie ihre Identität verloren haben. Ihre Eltern haben sich nicht integriert, aber sie haben auch zu viel ihrer eigenen Kultur verloren. Ihr Vater war Diplomat, Sie kommen aus einer sehr wohlhabenden Familie. Fällt es da nicht leichter, gewisse Dinge aufzugeben? Mein Privileg ist mir bewusst. In Ghana, ein paar Kilometer von unserem Haus, gab es einen Slum ohne fließendes Wasser. Da hat meine Familie immer versucht zu helfen, und das wollte ich auch tun. Ich hatte immer Glück im Leben, und ich hatte immer Leute, die mir geholfen haben.

Jetzt sind Sie ein Vorbild – ein Migrant, der nicht nur beliebter Arzt ist, sondern sich auch politisch engagiert. Wie wichtig ist diese Vorbildrolle? Wir vergessen immer, wie viele erfolgreiche Migranten es gibt, nicht nur von Afrika oder Asien, aber auch innerhalb Europas, sei

IM ERNSTFALL STETS BEREIT.

WIR SCHÜTZEN ÖSTERREICH. Unvorhersehbare Ereignisse erfordern permanente Einsatzbereitschaft. Investitionen in das Bundesheer sind Investitionen in die Sicherheit Österreichs. bundesheer.at


Peter Bossman wurde am 2. November 1955 in Nyive, Ghana, geboren. Er wuchs in verschiedenen Staaten Nordafrikas, in Großbritannien sowie der Schweiz auf und spricht sieben Sprachen. 1977 kam er nach Jugoslawien, um vor der Militärregierung seiner Heimat zu fliehen. Er studierte Medizin an der Universität in Laibach und arbeitete später als Arzt. 2010 wurde er Bürgermeister von Piran. Bossman ist mit einer Kroatin verheiratet und hat zwei Töchter.


Fazitgespräch

Ein Bürgermeisteramt ist eine sehr mächtige Position, man sollte nicht zu lange an der Macht bleiben. Peter Bossman

es im Sport, in der Kultur oder der Wissenschaft. Und über diese Erfolgsgeschichten müssen wir auch sprechen, über die, die einen Beitrag leisten und ihre neue Heimat erfolgreich machen. Ich war in einem Dorf in Finnland, dort ist einer der beliebtesten Einwohner ein Flüchtling aus dem Iran, der eine Fabrik betreibt und Leute einstellt. Das inspiriert andere Flüchtlinge, und niemand hat dort Angst vor Migranten.

Empfanden Sie als Bürgermeister Pirans mehr Druck als ihn etwa ein gebürtiger Slowene haben würde? Definitiv. Ich habe viel Druck gespürt, und ich kriege viele Fragen von lokalen Medien, die andere Bürgermeister nicht kriegen. Man wird auch ganz anders unter die Lupe genommen und das hat damit zu tun, dass ich nicht von hier bin. Als Beispiel: Nicht weit von hier gibt es einen Bürgermeister, der muss fast jedes Monat vor Gericht, weil er ständig in Korruptionsskandale verwickelt ist. Darüber wird fast nie berichtet. Ich wurde einmal der Korruption beschuldigt, das war bei der Auftragsvergabe für das kostenlose WLAN der Stadt. Das war sofort in allen Zeitungen, auf den Titelseiten. Warum? Tatsache ist einfach, dass ich kein gebürtiger Slowene bin, sondern Peter Bossman. Am Ende wurde ich von allem freigesprochen, aber behandelt wurde ich wie der schlimmste Verbrecher. Hat die Berichterstattung über Sie auch rassistische Untertöne? Ich würde sagen, nein, aber es geht schon darum, dass ich nicht von hier bin. Viele Leute fragen mich, ob ich mit Rassismus konfrontiert bin. Und ja, man geht in ein Restaurant und jemand sagt, neben dem will ich nicht sitzen. Das ist mir alles passiert, aber das finde ich nicht so schlimm. Haben Sie da in den letzten Jahren Veränderungen gesehen? Ich bin recht populär [lacht]. Vielleicht bin ich sogar noch beliebter außerhalb Pirans. Alle, die mich sehen, fragen, ob ich der Bürgermeister von Piran bin. Es gibt nicht viele Leute in Slowenien,

die mich nicht kennen. Die Gegend um Piran ist auch besonders, weil sie den italienischen Faschismus erlebt hat. Da gibt es viele negative Erinnerungen – Slowenisch wurde verboten, Namen mussten ins Italienische geändert werden. Die Ideologie der rechten Parteien ist hier also nicht beliebt. Was war eigentlich Ihr größter Erfolg als Bürgermeister? Ich wurde Bürgermeister während der Wirtschaftskrise und habe mich um Leute gekümmert, denen es nicht gut ging. Ich habe etwa ein Programm mit Restaurants gestartet, in dem Menschen Essen bekamen. Auch wird auf meine Initiative eine neue medizinische Einrichtung gebaut in Lucija, das auch zur Gemeinde Piran gehört.

Und was bedauern Sie am meisten? Ich habe es nicht erfolgreich geschafft, die Stadt von Autos abzuschotten. Es gibt noch immer viele Ausnahmegenehmigungen, mit denen Menschen ins Zentrum fahren können. Es ist ein langwieriger Prozess, der noch Jahre dauern wird.

Und den Sie nur noch als Beobachter verfolgen werden. Warum sind Sie heuer nicht noch einmal angetreten? Ich war lange genug in der Lokalpolitik. Ich glaube auch, dass es Limits für Amtszeiten geben sollte. Es ist nicht gut, wenn jemand immer wieder gewählt wird. Ein Bürgermeisteramt ist eine sehr mächtige Position, man sollte nicht zu lange an der Macht bleiben. Was ist Ihr Plan für die Zukunft? Ich will wieder mehr als Arzt arbeiten, das ist während meiner Zeit als Bürgermeister zu kurz gekommen. Aber ich würde auch gerne auf europäische Ebene an Integration und Migration arbeiten. Vielleicht trete ich für die Europaparlamentswahlen an, aber das hängt natürlich von meiner Partei ab. Herr Bossman, vielen Dank für das Gespräch!

FAZIT DEZEMBER 2018 /// 31


Foto: Rawpixel/Unsplash

Steuerboard

Mag. Alexander Hofer

Betriebsprüfung ade?!

Anzeige

Die gute Nachricht: Das Ende der Betriebsprüfungen ist da! Zumindest für Großunternehmen: So können ab 1.1.2019 Betriebsprüfungen vermieden werden, indem Unternehmen die Möglichkeit einer begleitenden Kontrolle nutzen. Auf Basis positiver Erfahrungen im Zuge des „Horizontal Monitoring“- Pilotprojekts wird mit dem Jahressteuergesetz 2018 die begleitende Kontrolle als Alternative zur Außenprüfung in der Bundesabgabenverordnung (BAO) gesetzlich verankert. Anstelle Betriebsprüfungen in Kauf nehmen zu müssen, mit denen oft Jahre später lang zurückliegende Sachverhalte unter die Lupe genommen werden, können Unternehmen auf Antrag die begleitende Kontrolle wählen. Die schlechte Nachricht ist, dass dafür die Umsatzerlöse mehr als 40 Mio. Euro betragen und die Bestätigung eines Steuerberaters bzw. Wirtschaftsprüfers über die Einrichtung eines funktionierenden „Steuerkontrollsystems“ vorliegen müssen. Durch Letzteres sollen die richtige Ermittlung der Besteuerungsgrundlagen und die fristgerechte Abfuhr der Abgaben sichergestellt sein. Der Großteil der Unternehmer bleibt aufgrund der angeführten Kriterien aktuell von der begleitenden Kontrolle ausgeschlossen. Wir gehen aber davon aus, dass Digitalisierung und Vernetzung künftig noch ganz andere, grundsätzlich schon jetzt realisierbare Prüfungsmechanismen ermöglichen werden. Und dann heißt es (vielleicht) wirklich: Betriebsprüfung ade!

Geidorfgürtel 20 8010 Graz +43 316 386001 0 graz@hoferleitinger.at www.hoferleitinger.at

Employee-Experience-Programme führen zu deutlich motivierteren Mitarbeitern und effektiveren Unternehmen.

»War for Talents« Was Top-Arbeitgeber heraushebt

Ein aktuelles Whitepaper von Deloitte kommt zum Schluss: Unternehmen machen fast alles für ihre Kunden, die Employee Experience hinkt jedoch hinterher. Dabei zahlen zufriedene Mitarbeiter ihren Arbeitgebern Engagement, Effektivität und Innovationskraft zurück. Eine maßgebliche Rolle spielt der HumanResources-Bereich, der in größeren Marketingdimensionen denken muss als bisher.

D

er „War for Talents“ setzt den Unternehmen zu. Aber bevor es darum geht, neue Schlüsselkräfte zu rekrutieren, muss die Fluktuation im Bereich der Hochqualifizierten so gering wie möglich gehalten werden. Und dabei geht es längst nicht mehr nur um die Höhe der Gehälter. Es gilt, die Mitarbeiter genauso mit Strategie und System zu umwerben und zu inspirieren wie die Kunden. Dabei kommt den Human-Resources-Abteilungen die Schlüsselrolle zu. Sie sind die zentralen Ansprechpartner für Bewerber, Mitarbeiter und Alumni. Nachholbedarf besteht nicht nur im Hinblick auf das strategische Verständnis von Personalabteilungen, sondern auch bei Prozessen und Routinen zur Hebung der Mitarbeiterzufriedenheit. „Angefangen bei der Rückmeldung auf ein Bewerbungsschreiben über den ersten Arbeitstag im Unternehmen bis zum Übergang in den Ruhestand: Im Arbeitsleben gibt es viele Momente, auf die es ankommt“, erklärt Jörg Arne Seufert, Partner Human Capital Advisory Services bei Deloitte in München. Ob jemand die Abteilung wechselt, in Teilzeit geht, zum ersten 32 /// FAZIT DEZEMBER 2018

Mal befördert wurde oder seine Elternzeit antritt – wer Talente halten will und bei der Beschäftigung auf Nachhaltigkeit setzt, sollte diese ‚Touch Points‘ so positiv gestalten wie möglich. „Das ist es, was die Employee Experience (Anmerkung: wörtlich: Arbeitnehmererfahrung, der Bedeutung nach Arbeitnehmerzufriedenheit) ausmacht“, so Seufert. Dass sich der Aufwand lohnt, zeigen die Zahlen des „Deloitte Employee Experience“-Whitepapers: Unternehmen mit zufriedenen, engagierten Mitarbeitern sind zu 57 Prozent effektiver. Die Fluktuation bei Arbeitgebern mit etablierten Employee-Experience-Programmen ist zu 87 Prozent geringer als im Benchmark. Zudem zeigt der Dreijahresumsatz ein zwei bis drei Mal höheres Wachstum als der Durchschnitt. Größere Mitarbeiterzufriedenheit führt zudem zu mehr und effizienterem Teamgeist, einer stärkeren Innovationskraft und zu einem besseren Employer Branding sowie – nicht zuletzt – zu einer optimierten Unternehmensreputation.


as können heimische Unternehmen von weltweit agierenden Riesen in Sachen Digitalisierung lernen? Sean Chiu, Kundenbeziehungs-Chef der Alibaba-Gruppe, stellte jetzt im E-Office der Energie Steiermark die Expansions-Pläne seines Milliardenkonzerns vor. Alibaba zählt zu den 100 stärksten Unternehmen der Welt. 66.000 Mitarbeiter sorgen für einen Jahresumsatz von zuletzt 770 Milliarden Euro. Das Wachstum des 1999 gegründeten Projektes ist damit erst am Anfang: „Wir wollen die digitale Plattform zwischen Kunden und Verkäufern noch weiter optimieren. Dazu müssen wir vor allem die Wünsche der Alibaba-Kunden noch genauer verstehen“, so Chiu. Dabei verfolgt man die aktuellen Entwicklungen auf den Märkten in Europa mit großem Interesse: „Unsere Strategie ist es, unsere Infrastruktur rund um den Bestellvorgang so anzupassen, dass es schon bald noch schneller und einfacher geht. Wir müssen uns neben technischen Entwicklungen vor allem auch ganz intensiv mit den regionalen

Alibaba in Graz

Alibaba-Manager Sean Chiu gibt bei der Energie Steiermark einen Einblick in die digitale Strategie des 1999 gegründeten Weltkonzerns. Der aktuelle Börsenwert des Unternehmens: 500 Milliarden Euro Kulturen und ihren Kauf-Gewohnheiten beschäftigen.“ Savannah Niles, ebenfalls Gast bei der Energie Steiermark, leitet die Kundenbeziehungen des Start-ups Magic Leap. Dieses junge US-amerikanische Unternehmen widmet sich der Realitätserweiterung durch Computer. „Wir entwickeln laufend neue Technologien, die dafür sorgen, dass wir künftig bei der Kommunikation über den PC nicht mehr in Bildschirme starren, sondern uns in die Augen blicken“, so Niles. Dies werde auch das Verhalten der Konsumenten deutlich und nachhaltig verändern. Die Energie Steiermark AG investiert aktuell 20 Millionen Euro in den Ausbau des Glasfasernetzes. „Wir leisten damit einen Beitrag zur flächendeckenden Breitbandversorgung auch in ländlichen Gebieten“, erklärt dazu Vor-

Foto: Energie Steiermark/Symbol

W

v.l.n.r.: Vorstand Martin Graf (Energie Steiermark) mit Sean Chiu von Alibaba (re.) und Savannah Niles vom Start-up Magic Leap. standssprecher Christian Purrer. „Für viele Unternehmen bedeutet dieser leistungsfähigere Internetzugang einen

START!KLAR

Quantensprung im Bereich Digitalisierung“, so der Vorstand der Energie Steiermark, Martin Graf.

Die Förderung für Beratung und Investitionen für Start-Ups! www.sfg.at/startklar


Wirtschaft

Fantastische Dinner-Show und musikalische Großevents

Der Herbst bildet den Auftakt für eine ereignisreiche Zeit an den Veranstaltungsorten der Messe Congress Graz: Neben Messen, Konzerten, Bällen und Sportereignissen steht heuer wieder die DinnerShow „Palazzo“ mit neuer Show und neuem Menü auf dem Programm, erklärt MCG-CEO Armin Egger.

Was macht den großen Erfolg der Dinner-Show Palazzo beim Publikum aus? Die spektakuläre und beliebte Dinner-Show im Spiegelpalast im Messepark geht dieses Jahr mit einem neuen Küchenchef, dem Haubenkoch Toni Mörwald, in die dritte Runde. Das Geheimnis des andauernden Erfolges des Formats besteht in der Abwechslung: Ein völlig neues Showkonzept und preisgekrönte Akrobatik bilden die aufregende Begleitung zum mehrgängigen Menü von meisterhafter Kochkunst. Der Titel des aktuellen Programms lautet „Global Players“ und wird damit die ganze Welt des Varietés präsentieren. Die Show hatte am 16. November Premiere und wird über drei Monate bis 2. März 2019 ihre Pforten für das Publikum für über 70 Vorstellungen öffnen. Mit rund 400 Plätzen ist ein Abend im Palazzo das perfekte Paket für Weihnachtsfeiern für alle Unternehmen, und in Hinblick auf das einzigartige Erlebnis sind die Kosten und der zeitliche Rahmen mit einem fixen Schlusspunkt überschaubar. 34 /// FAZIT DEZEMBER 2018

Welche Bilanz können Sie für den Messeherbst ziehen? Wir sind mit dem Verlauf der Herbstmesse äußerst zufrieden. Getreu dem Motto ‚Tradition trifft Zukunft‘ haben wir einige Innovationen, wie die grillenden Gauchos aus Südamerika und das Benefizschwimmen, und zugleich bestehende Themen

Heuer dreht sich bei der Dinner-Show Palazzo unter dem Motto „Global Players“ alles rund um die Welt des Varietés.

neu inszeniert. Die Herbstmesse ist ein wichtiger Motor für die steirische Wirtschaft, was sich auch in der Wertschöpfung bei Grazer Hotels, Geschäften und Gastronomiebetrieben zeigt. Am 10. und 11. November fand in der Halle A „Für immer jung“, die Messe für Vorsorge und aktive Lebensgestaltung, statt. Diese richtet sich nicht nur an Senioren, sondern auch für Angehörige von hilfe- oder pflegebedürftigen Älteren gab es viel zu entdecken. Und auch für die jüngeren Besucher hatte der Schwerpunkt „Vorsorge“ einiges zu bieten. Als passende Ergänzung gab es heuer zum dritten Mal den „Steirischen Generationen Harmonika Wettbewerb“, wo sich zur Freude des Publikums Alt und Jung gemeinsam im musikalischen Wettstreit messen konnten.

Welche Highlights sind in den kommenden Monaten zu erwarten? Vor Weihnachten gibt es einige musikalische Großevents, unter anderem mit Andreas Gabalier am 1. 12., Gert Steinbäcker und Band am 3.12. sowie die Paldauer am 15./16. 12. Im Februar gastiert die Blue Man Group und im März Afrika! Afrika! sowie Herbert Grönemeyer. Zum Jahresauftakt der Messesaison wird Anfang kommenden Jahres von 17. bis 20. Jänner wieder die Häuslbauermesse über die Bühne gehen, die mit hunderten Ausstellern jede Menge Informationen, Tipps und Neuheiten für alle Bauherren bieten wird.

Anzeige Fotos: Lucas Saporiti Costumes Dominique Lemieux 2015 Cirque du Soleil, MCG, Wiesner

Für die Erfolgsshow „Corteo“ des Cirque du Soleil wird die Stadthalle Graz im November 2019 in ein gigantisches Indoor-Zirkuszelt mit Drehbühne, Theateratmosphäre und neuem Tribünensystem verwandelt.

Welche Investitionen stehen bei der Infrastruktur der MCG-Standorte an? Nach den umfassenden Renovierungsprojekten beim Congress, der Messe und den Sportstätten werden bis Mitte kommenden Jahres verschiedene Bereiche in der Merkur Fußball-Arena neu gestaltet, unter anderem die Event Area und die VIP-Tribüne. Außerdem wird der Trainingsbereich im Eisstadion modernisiert, insgesamt werden bei diesen beiden Projekten rund 18,5 Millionen Euro investiert. Weiters wird demnächst die Infrastruktur des Sportzentrums Graz-Weinzödl mit Kosten von 1,1 Millionen Euro auf den neuesten Stand gebracht. Für die Erfolgsshow „Corteo“ des Cirque du Soleil wird die Stadthalle im November 2019 in ein gigantisches Indoor-Zirkuszelt mit Drehbühne und Theateratmosphäre verwandelt. Für diese Konfiguration wird erstmals das nigelnagelneue Tribünensystem der MCG eingesetzt, welches neben sehr gemütlichen Sitzgelegenheiten für die Besucher auch zahlreiche weitere Saalplanvarianten und flexiblere Auf-, Ab- und Umbauten für die Location mit sich bringen wird.


Wirtschaft

Großartige Gründe für einen Winter-Trip nach Graz D

Anzeige Fotos: Consortium Eventtechnik, Jose Cardona, Graz Tourismus / Foto Fischer

ie zweitgrößte Stadt Österreichs ist zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Nein, das ist kein leerer Werbeslogan, sondern Realität: Stimmungsvoll und romantisch präsentiert sich die Grazer Innenstadt in der Vorweihnachtszeit und der Jahreswechsel wird mit einem einzigartigen Silvester-Spektakel gefeiert!

Advent in Graz Die vorweihnachtliche Stadt hat sich wieder so richtig schön herausgeputzt und erstrahlt in festlichem Lichterglanz. Das Rathaus verwandelt sich in einen überdimensionalen Adventkalender. Anfang Dezember zaubert der Eiskünstler Kimmo Frosti (nomen est omen) wieder eine riesige Eiskrippe aus 35 Tonnen kristallklarem Eis in den Landhaushof – übrigens weltweit die erste und größte ihrer Art. Auf vielen Plätzen in der gesamten Innenstadt bis hinauf auf den Schloßberg laden Weihnachtsmärkte zum Bummeln und Verweilen ein und Attraktionen wie Adventzug, Krippenweg, Riesenrad, Märchenwald, Eislaufplatz, Chor-Konzerte und Live Musik begeistern Jung und Alt. Advent in Graz: alle Märkte, Veranstaltungen, Attraktionen −Adventmärkte: 23.11. bis 24.12. Infos: www.adventingraz.at

Cirque Noël − Zirkusgeschichten in Graz Mittlerweile ist es schon eine lieb gewordene Tradition, dass der Neue Zirkus in der Weihnachts- und Silvesterzeit die Herzen der Grazer erobert. Hier verschmelzen Artistik, Tanz, Musik und Videokunst. Spektakuläres Amusement wird ersetzt durch das Erzählen von Geschichten, die Nummernrevue durch ein dramaturgisches Konzept. Der Cirque Noël 2018 präsentiert drei internationale Ensembles, die einiges vereint: virtuose Artistik, unvergessliche Bilder und jede Menge Musik und Leidenschaft. Silvester – Jahreswechsel in der GenussHauptstadt Der kommende Jahreswechsel wird in der Grazer Altstadt mit einem ganz besonderen Silvesterprogramm gefeiert! Freuen Sie sich mit uns auf ein noch nie da gewesenes Silvester-Spektakel mitten in Graz! Erstmals werden am Grazer Hauptplatz Wasser, Feuer, Laser und Licht zu einer imposanten Show vereint und beeindrucken mit einer überwältigenden Darbietung vor der traumhaften Kulisse des Grazer Rathauses. Faszinierende Videoprojektionen auf einer Wasserleinwand werden begeistern und garantieren einen unvergesslichen Jahreswechsel. Unser Tipp: Graz noch im alten Jahr bei

einem geführten Silvester-Rundgang erkundigen. Klassisch oder kulinarisch – Sie haben die Wahl! Übrigens, zum Schluss noch ein Shoppingtipp: In den meisten Geschäften startet nach Weihnachten bereits der Ausverkauf!

Cirque Noël

18. Dezember 2018 bis 6. Januar 2019 Helmut List Halle und Orpheum Infos: www.cirquenoel.at

Silvester-Spektakel

31.12.2018: ab 19 Uhr – Familienshow – 21 Uhr Big Pictures Show und Jahresrückblick – und ab 24 Uhr Grand Finale Silvestershow mit bombastischem Showdown Infos:www.graztourismus.at

FAZIT DEZEMBER 2018 /// 35


Kurz & News

Evelyn Bauer übernimmt mit 1. Jänner 2019 die Leitung des Generalsekretariats der Steiermärkischen Sparkasse. Sie folgt in dieser strategischen Führungsposition Oliver Kröpfl nach, der ab Juni 2019 als neues Vorstandsmitglied im Vorstand vertreten sein wird. Evelyn Bauer (53), geboren in Graz, studierte an der Karl-Franzens-Universität in Graz Rechtswissenschaften. Nach langjähriger Tätigkeit in einem großen Dienstleistungsunternehmen in Deutschland startete sie 1999 in der Rechtsabteilung der Steiermärkischen Sparkasse. 2013 folgte der Wechsel in die Abteilung Generalsekretariat, mit den beruflichen Schwerpunkten Legal Compliance, Corporate Governance und Organmanagement.

Kekse für den guten Zweck

Bereits seit vier Jahren unterstützt die Hypo Steiermark das Militärkommando Steiermark beim Keksverkauf für die Aktion „Licht ins Dunkel“. Unter dem Motto „Soldaten und Kinder backen Hilfe“ sind seit 14. November Vizeleutnant Karlheinz Buchegger und seine Kollegen wieder unermüdlich im Einsatz, um gemeinsam mit Kindern aus der ganzen Steiermark köstliche Kekse zu backen. Der Reinerlös aus dem Verkauf der Kekse kommt auch heuer wieder der Aktion „Licht ins Dunkel“ zugute. Generaldirektor KoR Mag. Martin Gölles und Vorstandsdirektor Bernhard Türk zeigten sich begeistert und freuen sich auf den Verkauf in der Filiale Radetzkystraße am 30. November von 8 bis 11 Uhr. 36 /// FAZIT DEZEMBER 2018

„Schnaps-Innovation“ aus steirischem Kürbiskernöl Unter dem Motto „Tradition trifft Moderne“ luden Robert Horwath, Gründer der Panaroma Geschmacksgalerie, und sein Team zur Produktpräsentation des neuen, echt steirischen Kürbiskernöl-Schnaps Kernkraft auf den Grazer Schloßberg ein. „Ich freue mich sehr über das große Interesse an unserem neuen Produkt. Die Gäste sind von unserem Schnaps begeistert“, so der stolze Gastro-Profi Robert Horwath.

Spar erhält Klimaschutz-Auszeichnung

Das BM für Nachhaltigkeit und Tourismus zeichnete kürzlich vorbildliche Organisationen, Gemeinden und Unternehmen aus, die sich für die Mitmachinitiative „klimaaktiv mobil“ engagieren: Dabei erhielt Spar Österreich für seinen E-Lkw, der seit September die Grazer Spar-Supermärkte emissionsfrei mit Ware beliefert, die „Auszeichnung für Kompetenz im Klimaschutz“. Spar Steiermark GF Christoph Holzer nahm die Auszeichnung von BMin Elisabeth Köstinger entgegen und erklärte: „Wir haben uns bewusst für Graz als Einsatzort entschieden. Besonders in dichtbebauten Städten wie Graz kann der neue E-Lkw seine Vorteile der emissionsfreien und leisen Anlieferung voll ausspielen.“

Neue Maßstäbe im Unfallkrankenhaus

Mit der Zusammenlegung der beiden Unfallkrankenhäuser Graz und Kalwang zum UKH Steiermark setzt die AUVA neue Maßstäbe. Prim. Dr. Michael Plecko als ärztlicher Direktor, Andreas Passl, MBA, als Verwaltungsdirektor und Michael Pichler, MSc, als Pflegedirektor führen das neue Unfallkrankenhaus Steiermark. Als nunmehr größter traumatologischer Versorger der Steiermark zählt das neue UKH insgesamt 211 Betten. Rund 660 hochqualifizierte Fachkräfte kümmern sich um das Wohl der Patienten. Ziel des UKH Steiermark sei keine Kostenreduktion, sondern die beste Qualität für die Patientinnen und Patienten, erklärte der Vorsitzende des Landesstellenausschusses der AUVA-Landesstelle Graz, Günther Stangl.

Erster Steirischer Kren-Award Am 15. November ritterten in der Bad Gleichenberger Delikaterie sechs Finalisten mit ihren scharfen Krenprojekten bei einer Erlebnispräsentation vor einer vierköpfigen Jury um den begehrten Sieg. Das Rennen in der Kategorie „Produkte und Innovationen“ machte der Bad Radkersburger FH-Student David Krasser mit seiner einzigartigen Erfindung, einer stylischen, automatischen Krenreibe. Rezepterockerin Angelika Edelsbrunner von Haberl & Finks Delikatessen aus Walkersdorf überzeugte die Fachjury mit ihrem „Knusperfleck und Steirerkren mit Paradeiser-Krenshot“.

WB gegen Kriminalisierung der Unternehmer

„Die Arbeiterkammer versucht aus Einzelfällen den Regelfall zu konstruieren“, kritisiert WB-Landesobmann Josef Herk. Er lehnt Neuverhandlungen entschieden ab und will die generelle Kriminalisierung der Unternehmerschaft durch die Arbeiterkammer so nicht länger tolerieren. Für den Wirtschaftsbund ist klar, dass das neue Arbeitszeitgesetz in keinem einzigen Fall zu Ungunsten der Arbeitnehmer ausgelegt werden darf. „Wir werden jeden einzelnen Fall prüfen und entschieden dagegen vorgehen. Wir fordern daher AK-Präsident Pesserl auf, die besagten Verträge offenzulegen und sich nicht hinter der Anonymität zu verstecken, andernfalls soll er die Behauptungen einstellen“, so WB-Direktor Kurt Egger.

Fotos: BMNT / Paul Gruber, LK / Ulrike Anderwald, AUVA / Furgler, WK Steiermark, Radspieler|public, Margit Kundigraber

Steiermärkische besetzt Generalsekretariat neu


Foto: Anna Stöcher

Kurz im Gespräch mit

Foto: AK Stmk

Werner Luttenberger, Geschäftsführer Steirischer Wein

AK-Präsident Josef Pesserl und Karl Schneeberger, AK-Experte Arbeitnehmerschutz, fordern ein faires Arbeitszeitgesetz.

AK fordert ein besseres und faires Arbeitszeitgesetz

W

ovor die Arbeiterkammer und die Gewerkschaften gewarnt haben, ist eingetreten – das neue Arbeitszeitgesetz geht an der betrieblichen Praxis vorbei. Das erst seit wenigen Wochen geltende Gesetz sorgt für erhöhten Beratungsaufwand im AK-Arbeitsrecht. AK-Präsident Josef Pesserl stellt fest, „dass das neue Arbeitszeitgesetz den Realitätscheck nicht bestanden hat, weil es ohne Gefühl für die Realität und ohne Einbindung der Beschäftigten gemacht wurde.“ Der AK-Präsident nennt mehrere Punkte, die entscheidende Schwachstellen bilden. Die Freiwilligkeit für die Beschäftigten erweist sich als hohle Phrase, so Pesserl: „Der Ruf nach strengen Strafen ist heuchlerisch, denn die Strafbestimmungen werden ebenso ausgedünnt wie die Zahl der Kontrollen durch die Arbeitsinspektion reduziert.“ Ein betrieblicher Streit bei aufrechtem Dienstverhältnis sei zudem für die allermeisten Arbeitnehmer undenkbar. Dutzende AK-Mitglieder haben

sich schon bei der Beratung gemeldet. Der allgemeine Tenor ist die Sorge der AK-Mitglieder, wie mit den Wünschen der Vorgesetzten nach längeren Dienstzeiten umzugehen ist. Tourismusbeschäftigte sind mit den aus Tirol bekannten Vertragsschablonen konfrontiert. Jobsuchende müssen unterschreiben, dass sie freiwillig die gesamte Saison 12/60 Stunden arbeiten wollen. Es melden sich aber auch Betriebsräte, die mit weiter gehenden Wünschen der Geschäftsführung für die gesamten Belegschaften konfrontiert sind. So geht es um Generalvollmachten zur Einteilung an bisher arbeitsfreien Sonn- und Feiertagen. Es geht um gewünschte neue Betriebsvereinbarungen zur Gleitzeit, damit die zuschlagsfreie Tagesarbeitszeit auf zwölf Stunden ausgedehnt werden kann. In neuen Verhandlungen zwischen der Regierung und den Sozialpartnern soll ein faires Gesamtpaket erarbeitet werden, fordert Pesserl.

Welche Charakteristika zeichnen den Steirischen Junker 2018 aus? Viel Sonne und ausreichend Niederschläge prägen den Junker und liefern intensive Aromen nach frisch geerntetem Kernobst wie Apfel, aber auch Citrusnoten, die durch kühle Nachttemperaturen während der Reifezeit sehr stark ausgebildet wurden. Bei all seiner Jugend ist er fruchtig und leicht, aber auch bereits harmonisch am Gaumen.

Zu welchen Gelegenheiten ist der Steirische Junker der passende Begleiter? Es ist gelebte Tradition, dass der Steirische Junker am Mittwoch vor Martini (11.11.) präsentiert wird. Der einfache Grund dafür ist, dass er rechtzeitig zum Martinigansl am Markt sein soll. Denn die Kombination zwischen dem jungen, frischen, mit lebendiger Säure ausgestatteten Junker und dem deftigen Gansl ist immer perfekt.

Die steirische Traubenernte ist heuer insgesamt recht gut ausgefallen, können Sie etwas zur erwartbaren Qualität des Jahrganges 2018 sagen? Schätzungen zufolge dürfte die Weinernte bei 282.000 Hektoliter zu liegen kommen. Das bedeutet die zweitgrößte Ernte der Steiermark oder elf Prozent mehr als im letzten Jahr 2017 (256.000 hl). Heuer wird ein äußerst fruchtbetonter Jahrgang mit nicht überhöhten Alkoholgehalten, aber von insgesamt ausgezeichneter Qualität und sehr guter Lagerfähigkeit erwartet. FAZIT DEZEMBER 2018 /// 37


Zur Lage #96 Leider dann doch gar nichts über mein linkes Herz, ein paar Gedanken über ein Mail voller wichtiger Tipps und vor allem über den wesentlichen Text einer Wiener Kolumnistin in der Zeit.

E

igentlich wollte ich ja diesmal mit Ihnen ein wenig über mein linkes Herz sprechen. Nur halten mich leider wichtige Mailnachrichten davon ab. Was bleibt mir anderes übrig, als Ihnen davon zu berichten, was mir etwa Seraphine Stentz soeben geschickt hat. Zumindest auszugsweise. Schon der Betreff hatte durchaus amusanten Charakter und wies offenbar – gar nicht allzu behutsam – auf die im Mail selbst behandelte Thematik hin. »Ihr Mitglied wird heute um 3 cm lÄ$nger.« Mein »Mitglied«, was immer die gute Seraphine, der kleine Schlingel, da jetzt meint, soll also »3 cm lÄ$nger« werden. Ich denke mir übrigens, da ist »länger« damit gemeint und es handelt sich um eine bloße Umlautschwäche, dass da so um den heißen Brei herumgetippselt wird. Wie auch immer, ich – nicht fad – lese das natürlich. So ein Betreff, der gehört belohnt! Und Sie wissen genauso gut wie ich, wie immer gilt: nutzt’s nix, schad’s nix. Drei Zentimeter! Die Nachricht selbst war dann fast enttäuschend kurz und noch dazu in Großbuchstaben verfasst: »TUN SIE DIES (EINMALIGER TAG), UM IN 5 SEKUNDEN EREKT ZU WERDEN«, gefolgt von einem über fünf Zeilen gehenden Link. Wer wird nicht gerne »erekt«? Noch dazu bei nur »einmaliger Tag«! Also, ich ja noch immer nicht fad, klicke den Link selbstre-

Ich denke, ich habe die gesamten Neunzigerjahre kein sonntägliches Tageslicht erblickt, zumindest nicht im Winter.

38 /// FAZIT DEZEMBER 2018

Von Christian Klepej dend an. Was passiert? Nichts. Gar nichts. Die verlinkte Seite existiert nicht im Internet. Dabei hatte mir Seraphine – je länger ich mich mit ihrer Botschaft befasse, desto vertrauter erscheint sie mir – das Mail keine zehn Minuten zuvor erst geschickt. Auf den Kopf bin ich ja nicht gefallen, also habe ich sofort das Richtige gemacht und versucht, Seraphine Stentz eine Antwort zu schicken. In letzter Konsequenz wird die ja auch nur ihren Job machen und irgendwer sollte sie schon darauf hinweisen, dass sie offensichtlich einen falschen Link (Tippfehler oder was immer) verschickt. Habe ich umgehend eine Fehlermeldung zurückbekommen, diese Emailadresse würde gar nicht existieren. Schade. Seraphine wird jetzt nie erfahren, dass ich gar nie nicht die Möglichkeit hatte, beim besten Willen nicht einmal, von ihrem Angebot Gebrauch zu machen. Das nächste Mail kam dann von der Zeit. Das war ein sogenannter »Newsletter«, für den ich mich irgendwann in den Sechzigern angemeldet hatte und der noch immer brav seinen Dienst verrichtet. Darin wurde ich auf einen Text einer »1991 in Wien geborenen, freien Autorin, Kolumnistin und Social-Media-Konzepterin« aufmerksam gemacht, den ich natürlich ob dieser interessanten und so vieldeutigen wie aussagekräftigen Zuschreibungen umgehend lesen wollte. Er trägt den Titel »Wir haben aus falschen Gründen verlernt, uns zu betrinken« und auch dieser hat mich ungeheuer »angefixt« (sagt man da heutzutage). Mein Interesse an einem Bewusstseinszustand, der es verlernen mag, zu saufen, war natürlich ungemein. Ich einfacher Geist kann mir das nämlich nicht vorstellen, das Saufen zu verlernen. Aber was weiß ich schon. Bianca Jankovska, so heißt die Konzepterin, beginnt ihr Elaborat mit folgendem Satz: »Irgendwo zwischen meinem Studienende und dem ersten Vollzeitjob ist mir die Fähigkeit abhandengekommen, mich so richtig volllaufen zu lassen.« Das ist ein Einstieg! Der evoziert mir – und Ihnen sicher auch – sofort viele Bilder, die das Umfeld dieser freien Autorin ausmachen. Und ihr Text hält auch das Versprechen dieser einführenden Worte. Sie erzählt weiter aus ihrem Leben und recht rasch outet sie »große, mittelgroße und kleine Konzerne«

als Verantwortliche dafür, dass sie und ihre Generationsgenossinnen jetzt nicht mehr so »selbstverständlich mitgingen in die nächste Bar, ohne vorher den bestmöglichen Heimweg zu googeln«. Zusammengefasst eine wunderschöne und gerade heute viel zu selten in unseren Breiten vorkommende Kapitalismuskritik der allerfeinsten Sorte. Besonders gefallen hat mir dabei der Satz »... nicht trinken – und früh nach Hause gehen – , nur weil wir am nächsten Morgen arbeiten müssen?« Da muss man Jankovska recht geben. Wo sind wir da nur hingeraten? Was ist das für eine Welt, in der man doch tatsächlich in der Früh (!) aufstehen (!) muss, »nur« um seiner Arbeit nachzugehen. Hier sind die Jungen gefordert, das abzustellen; ich werde mich da nicht mehr aufraffen können. Was mich dabei irritiert an der Kollegin, an der ganzen Generation (solcher Schreiberlinge! Mit der echten Welt hat das weniger zu tun, als Konzepterinnen glauben würden), ist deren körperlicher Zustand. Sie schreibt nämlich, »Heute wie damals ist die schlimmste Konsequenz eines Katers, nicht mehr arbeiten zu können.« Da muss ich sagen, als einer der 25 Jahre »fortgegangen« ist, das besorgt mich. Mir etwa hat es zur besten Zeit schon passieren können, dass wir Dienstag Nacht draufgekommen sind, hallo!, wir sind jetzt seit Montag jeden Abend unterwegs! Montag der Vorwoche wohlgemerkt. Und waren trotzdem jeden Tag in der Früh (gut, die Welt vor Neine war nie meine; galt es zumindest bis zur Geburt meiner ersten Tochter) im Büro. Manchesmal direkt aus der Schluckbar, manchesmal mit einem Zweistünder-Boxenstopp entweder zuhause oder halt woanders zuhause. Schlafen, das wussten wir damals schon, konnten wir am Wochenende. Ich denke, ich habe die gesamten Neunzigerjahre kein sonntägliches Tageslicht erblickt, zumindest nicht im Winter. Bianca feiert wieder und begrüßt mittlerweile ihren »Kater wie einen Freund. Einen, der von ziemlich weit weg kam«, um sie »aus der Spießerhölle einer berufstätigen Erwachsenen zu retten«. Was bin ich froh, nicht dieser Generation aus der Antihölle angehören zu müssen. Und erst froh, dass es meine beiden Zwergerl ebenfalls nicht tun. Es kann nämlich nur besser werden. Nur besser. n


Essay von Souad Mekhennet

Die Geschichten der Anderen ie Wunden der Freiheit sind in Europa allgegenwärtig: im Musikklub Bataclan, in der Redaktion von »Charlie Hebdo«, auf dem Strandboulevard von Nizza und dem Berliner Breitscheidplatz, in den U-Bahn-Tunneln von Brüssel, London und Madrid, in Bautzen, Hoyerswerda und Mölln, auf der norwegischen Insel Utöya, im Olympia-Einkaufszentrum in München und an vielen anderen Orten. Menschen wurden getötet, weil sie anders waren als die, die über sie richteten. Europa hat sich an diesen Orten verändert. Nicht nur, weil unzähligen Menschen unbeschreibliches Leid zugefügt worden ist. Sondern auch, weil neben den sichtbaren Verwundungen entsetzliche Vernarbungen entstanden sind. Ich spreche von Wunden der Freiheit, die sich in der Tiefe entzünden; von Wunden, die den Eiter des Misstrauens, des Hasses und der Zerstörung absondern, der sich in das Projekt Europa ätzt. Die blinde Wut der Verletzten begegnet mir bei meinen journalistischen Recherchen genauso wie das Gefühl der Ohnmacht der Überlebenden: Eltern, die sich fragen, warum ausgerechnet ihre Kinder getötet wurden. Mütter und Väter, für die eine Welt zusammenbricht, weil ihre Tochter oder ihr Sohn zum Mörder wurde. Die Wunden der Freiheit sind stumme Zeugen eines Wundbrands, der in Europa den Extremisten einen Nährboden bietet. Der politische Ton wird rauer, und Worte der Versöhnung müssen vielerorts nationalistischem Machtkalkül weichen. Und doch: Es gibt sie, die Stimmen derer, die sich nicht vereinnahmen lassen. Viel zu selten erinnern wir uns an die Geschichten der Menschen, die nicht in nationalen, kulturellen und religiösen Grenzen denken. Menschen wie Ahmed Merabet, Lassana Bathily und »Sonia«. Der Polizist Ahmed Merabet starb, um die Freiheit seiner französischen Mitbürgerinnen und Mitbürger zu schützen, als er in der Nachbarschaft des Redaktionsgebäudes von »Charlie Hebdo« patrouillierte. Dass er Muslim war, interessierte die Attentäter nicht. Sie schossen ihm gezielt in den Kopf, als er bereits verletzt auf dem Boden lag. Er wurde 42 Jahre alt. Der Supermarktmitarbeiter Lassana Bathily versteckte mehrere Kunden des jüdischen Supermarktes »Hyper Cacher« in Paris in einem Kühlraum, um sie vor der Geiselnahme durch einen Terroristen zu schützen. Er war damals 24 Jahre alt, muslimischer Flüchtling aus Mali und sagte: »Ich habe keine Juden versteckt, ich habe Menschen versteckt.« Einer Frau, die wir Journalisten Sonia nannten, um ihre Identität zu schützen, ist es zu verdanken, dass es 2015 nicht zu noch mehr Anschlägen in Europa kam. Sie riskierte ihr Leben, als sie die Polizei darüber informierte, dass sie einen der Drahtzieher der IS-Attentate von Paris kannte, und sein Versteck verriet. Auch sie ist Muslima. Die Stimmen der Freiheit hat es in Europa immer schon gegeben – auch in anderen schwierigen Zeiten. Eine dieser Stimmen war Juda Löb Baruch. Er verlor wegen seiner jüdischen Abstammung seinen Arbeitsplatz als Aktuar bei der Frankfurter Polizei in einer Zeit, als zwar über die »bürgerliche Verbesserung der Juden« diskutiert wurde, sie aber weiter vielfach diskriminiert waren, etwa durch Ausschluss aus dem höheren Staatsdienst. Juda Löb Baruch beschloss daraufhin, seinen Namen in Carl Ludwig Börne zu ändern. Er wollte nicht mehr, dass sein Geburtsname zu eindeutig seine Religionszugehörigkeit zeigte und ihm bei seinen publizistischen Tätigkeiten schaden könnte. Um seine jüdische Herkunft völlig zu verschleiern, ließ er sich evangelisch taufen. Er emigrierte zwölf Jahre später nach Paris, wo er nicht mehr der Jude aus der Judengasse war, und berichtete als größter Auslandskorrespondent der deutschen Literatur über Europas Umbrüche. Von der deutschen Bundesversammlung als »Demagoge« politisch verfolgt, befand sich Börne zeit seines Lebens meist auf der Flucht vor Repressalien. Er kämpfte gegen den Obrigkeitsstaat und für demokratische Verfassungen in Europa, die dem Einzelnen Freiheit und Gleichheit garantieren. Doch er scheiterte, und auch die Revolution von 1848, elf Jahre nach seinem Tod, blieb weit hinter seinen Zielen und Visionen zurück. Von Roman Herzog stammt eine Bemerkung, die er als Bundespräsident vor zwanzig Jahren hier mit Blick auf die Geburtsfehler der »Paulskirchen-Verfassung« machte: »Eine halbe Freiheit ist zu wenig. Auch den, der zu kurz greift, bestraft das Leben.« Für mich war es

Die Journalistin Souad Mekhennet ist Preisträgerin des Ludwig-Börne-Preises 2018. In ihrer Dankesrede weist sie auf die Bedeutung der »Geschichten der Anderen« hin, um ein Zusammenleben in Freiheit zu ermöglichen.

Foto: Benni Kilb

D

Souad Mekhennet, geboren 1978 in Frankfurt am Main, ist Journalistin und Sachbuchautorin. Mekhennet ist die Tochter türkisch-marokkanischer Eltern und wuchs als drittes von vier Kindern im Frankfurter Stadtteil Nordend auf. Sie schreibt unter anderem für die New York Times, die Frankfurter Allgemeine, die Zeit und für den ARD. Derzeit ist sie bei der Washington Post angestellt. Im Mai dieses Jahres erhielt sie den Ludwig-Börne-Preis. FAZIT DEZEMBER 2018 /// 39


Die Geschichten der Anderen

Wer die Geschichte des anderen nicht kennt oder sie nicht kennenlernen will, wird auch nicht das Handeln anderer verstehen und Brücken der Mitmenschlichkeit bauen können.

40 /// FAZIT DEZEMBER 2018

als Kind und Jugendliche eine merkwürdige Erfahrung, wenn ich in meinen Frankfurter Schulen gefragt wurde: Warum trägst du als Muslima denn kein Kopftuch? Bist du denn überhaupt eine richtige Muslima? Wirst du mit deinem Cousin verheiratet? Hat dein Vater je gedroht, dich zu verstoßen? Mit solchen Fragen werde ich teilweise bis heute konfrontiert. Manchmal blickte ich in staunende Gesichter, wenn ich auf die Frage, wann mein Vater mich verstoßen würde, antwortete: »An dem Tag, an dem ich nicht mehr die Eintracht Frankfurt unterstützen würde.« Eine Zeitlang versuchte ich es mit Erklärungen wie: Wir sind Muslime, ich war in einem christlichen Kindergarten, habe die Maria im Krippenspiel gespielt und bin von der arabischen, türkischen, deutschen und der hessischen Kultur geprägt. Die Helden meiner Kindheit sind aus der »Sesamstraße«, das Sandmännchen und »Meister Eder und sein Pumuckl«. Als ich dann später den Beruf der Journalistin wählte und mich hauptsächlich als »Reporterin« identifizieren wollte, wurde mir die Abstammung meiner Eltern häufig als Nachteil ausgelegt: Nein, den Job als Radiokorrespondentin in Marokko könne ich nicht bekommen, weil, so sagte mir der leitende Redakteur, man keine Korrespondenten in ein Land schicken würde, in dem sie ethnische Wurzeln haben. Die Neutralität sei dann nicht gewährleistet. Ich konnte dieses Argument nicht nachvollziehen und wandte ein, dann müsste er alle Kolleginnen und Kollegen mit deutschen Wurzeln sofort von der Berichterstattung über deutsche Politik befreien. Rückschläge wie diese kennt jeder, der nicht in unsere üblichen Wahrnehmungsschemata von »Identität« passt. Doch so wie es Menschen gab, die ausgrenzen, gab es auch jene, die mir die Hand reichten und mich ermutigten, nicht aufzugeben. Viele von ihnen sitzen heute hier im Publikum. Es war ihre Unterstützung, die mir den Mut und die Kraft gab, nicht selbst in identitären Kategorien zu denken, die Welt nicht in Schwarz und Weiß einzuteilen und nicht in die Fänge der selbstgerechten Unfreiheit zu geraten. Als Kind hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich eines Tages hier in der Paulskirche als Preisträgerin stehen würde. Der Ludwig-Börne-Preis schien für die Tochter einer aus der Türkei stammenden Wäscherei-Angestellten und eines aus Marokko eingewanderten Kochs so weit entfernt wie die Möglichkeit, eines Tages für die »Washington Post« zu arbeiten. Mit meinen Texten versuche ich, Brücken zu bauen: Brücken zwischen denen, die sich ausschließende Vorstellungen davon haben, wer und was zu ihrer Kultur gehört und was nicht, Brücken auch zwischen denen, die zu Recht für eine offene Gesellschaft kämpfen, und denjenigen, die sich davon – zu Recht oder Unrecht – bedroht fühlen. Einige, die vor mir hier standen, waren für meinen Werdegang richtungsweisend – zum Beispiel Marcel Reich-Ranicki, der Ludwig Börne als »toleranten Fanatiker« porträtiert hat. Seine Liebe zur Literatur und sein unerschütterlicher Lebenswille haben mich zutiefst beeindruckt. Ich werde nie vergessen, wie er das Warschauer Ghetto beschrieb, das er überlebt hatte. Als der Antisemitismus, unter dem schon Juda Löb Baruch zu leiden hatte, im unvorstellbaren Verbrechen des Holocaust gipfelte und Deutsche im Namen der nationalsozialistischen Rassenideologie millionenfach Juden ermordeten, waren es auch Muslime, die Menschenleben retteten. Der Islam, so meinen heute viele zu wissen, habe die Aufklärung nicht erlebt, und daher seien Muslime irgendwie noch nicht so weit entwickelt wie der Rest der Welt. Doch wo war die Aufklärung, als in Europa Juden, Sinti, Roma, Sozialisten, Behinderte und Homosexuelle in Arbeits- und Vernichtungslager deportiert wurden? Auch ohne die europäische Aufklärung gab es in der NS-Zeit Muslime, die wussten, Richtig von Falsch zu unterscheiden: Si Kaddour Benghabrit zum Beispiel, der damals Imam der Großen Moschee von Paris war. Er versteckte Juden auf dem Gelände seiner Moschee, stellte Dokumente für sie aus, mit denen sie sich als Muslime ausgaben, so dass sie nicht verhaftet und deportiert wurden. Ein weiterer Held ist für mich König Mohamed V. von Marokko, der während des Zweiten Weltkriegs über 250.000 marokkanische Juden vor dem Zugriff des antisemitischen Vichy-Regimes geschützt hat, das mit den Nazis kollaborierte. Als »Anführer der Gläubigen« stellte er alle Angehörigen von Buchreligionen unter seinem Schutz – Juden, Christen und Muslime. Diese Männer sind nur zwei Beispiele für Muslime, die das Richtige taten: Sie retteten Menschenleben. Über diese Beispiele steht in den Geschichtsbüchern Europas oder des Nahen Ostens zu wenig geschrieben. Das erinnert mich an etwas, das mein Großvater mir in Marokko sagte: »Die wirklich Mächtigen sind all jene, die die Geschichte aufschreiben.« Wer die Geschichte des anderen nicht kennt oder sie nicht kennenlernen will, wird auch nicht das Handeln anderer verstehen und Brücken der Mitmenschlichkeit bauen können. Prediger von Hass, egal welcher Religion oder Abstammung, können ihre tödlichen Ideen wie eine


Essay von Souad Mekhennet

Sepsis verbreiten, wenn ihnen von der Allianz der Mitmenschlichkeit nicht Einhalt geboten wird. Viele der Radikalisierten, mit denen ich spreche, erzählen mir, dass ihnen im Laufe ihres Lebens zu wenig Respekt, Gerechtigkeit und Toleranz entgegengebracht worden sei. Sie nehmen eine Opferrolle ein, aus der heraus sie Andersdenkenden das Recht auf Existenz absprechen. Paradoxerweise begegnen uns diese Argumentationsmuster nicht nur bei selbsternannten Dschihadisten, sondern auch in Parteien und in Regierungen in ganz Europa – inzwischen auch in Deutschland. Als Journalisten verstehen wir etwas, mit dem andere manchmal Schwierigkeiten haben. Wir verstehen, wie wichtig eine ausbalancierte Berichterstattung ist, die versucht, mit allen betroffenen Seiten zu sprechen. Dieser Versuch soll dem Leser den bestmöglichen Zugang zur Wahrheit ermöglichen, auch wenn diese Wahrheit nicht immer allen gefällt.

Diese Art der Berichterstattung versetzt mich manchmal in Extremsituationen der Unfreiheit: Zum Beispiel, als ich in einem Terrorcamp im Libanon verhört wurde, während einer der Teilnehmer die Pistole auf mich richtete; oder als ich die Nacht in einem ägyptischen Foltergefängnis verbringen und die Schreie der Geschundenen mit anhören musste; oder als ich nachts in einem Auto an der syrischen Grenze völlig auf mich gestellt einen hochrangigen IS-Kommandeur interviewte. Genau wie andere Kolleginnen und Kollegen, mache ich mir die Entscheidung nicht einfach, ob ich zu solchen Treffen gehe. Es ist eine Gefahr, die wir auf uns nehmen, weil eine Geschichte immer verschiedene Seiten hat. Wir schulden es den Leserinnen und Lesern, alle Stimmen zu Wort kommen zu lassen, auch wenn wir selbst die Sichtweisen der Befragten nicht teilen. Doch wenn wir nur denjenigen zuhören würden, deren Sichtweisen wir gutheißen, wäre der Erkenntnisgewinn gering. Wem würde so eine eingeschränkte Wahrheit helfen? Dann gäbe es tatsächlich den verengten Blick, der den Medien in den vergangenen Jahren so gerne vorgeworfen wird. Wer es sich zur Aufgabe gemacht hat, in seiner Berichterstattung keine Partei zu ergreifen, ist manchen suspekt. Viel zu sehr hat sich die Denkweise verbreitet, dass derjenige, der die Welt nicht so erzählt, wie man sie selbst sieht, zur anderen Seite gehöre. Dann ist von Fake News, Lügenpresse oder Pinocchio-Medien die Rede. Doch dieses Schubladendenken ist nicht nur falsch, es ist auch äußerst gefährlich. Denn es hilft nur all jenen, deren Macht sich aus dem Eiter der Zersetzung speist. In schwierigen Zeiten finden sich in der Welt viele, die einfache und schnelle Antworten anbieten; sie spielen mit der Angst und Hoffnungslosigkeit von Menschen, die nach Antworten und nach Zugehörigkeit suchen. Sie sind es oftmals auch, die davon sprechen, dass ein Zusammenleben nicht möglich sei. Sie sprechen von einem »Krieg der Kulturen«, von einem »Clash of Civilizations«. Sie versuchen, das Vertrauen auf ein friedliches Zusammenleben zu untergraben. Doch wer zivilisiert ist, der respektiert andere Kulturen, statt sie zu bekriegen. Der geht auf andere zu, statt sich abzuwenden. Der erkennt, dass Kulturen keine fest voneinander abgegrenzten Entitäten sind, sondern dass sie sich in vielfacher Weise überlappen und verbinden und gerade daraus ihre Dynamik und ihr kreatives Potential beziehen. Ludwig Börne hoffte, dass Freundschaft und Friede zwischen allen Völkern mehr sind als nur Träume. Für ihn waren der Hass und der Krieg die Albträume, aus denen man einst erwachen wird. Damit diese Hoffnung Wirklichkeit werden kann, müssen wir unseren Umgang mit Freiheit überdenken und uns dabei vielleicht auch von so mancher Leitidee verabschieden, die wir liebgewonnen haben. Im vergangenen November sprach ich in New York im 9/11 Memorial Museum am Ground Zero, wo einst die Türme des World Trade Centers standen, über mein Buch, »Nur wenn du allein kommst«. Danach kam eine ältere Frau zu mir und sagte, sie sei traurig darüber, dass so viel Hass zwischen Völkern und Religionen gesät werde. »Mein Sohn hätte das so nicht gewollt«, sagte sie mir und fügte hinzu: »Er starb hier am 11. September in einem der Türme.« Ich bewunderte die Stärke dieser Frau, trotz ihrer Trauer frei von Hass zu sein. Sie umarmte mich und wir weinten gemeinsam.

Doch wenn wir nur denjenigen zuhören würden, deren Sichtweisen wir gutheißen, wäre der Erkenntnisgewinn gering.

»Man kann eine Idee durch eine andere verdrängen, nur die der Freiheit nicht«, hat Ludwig Börne gesagt. Wir alle müssen verstehen, dass diese Freiheit nichts Selbstverständliches ist, sondern dass sie von uns allen – egal welcher Abstammung – verteidigt werden muss. Ganze Freiheit kann es nur geben, wenn wir gemeinsam füreinander einstehen. n

Der Text ist die gekürzte Fassung der Dankesrede, die Souad Mekhennet am 27. Mai 2018 bei der Entgegennahme des Ludwig-Börne-Preises in der Frankfurter Paulskirche hielt. Sie erschien in dieser Form in der Zeitschrift »Aus Politik und Zeitgeschichte«, Ausgabe 38-39 vom September 2018. bpb.de FAZIT DEZEMBER 2018 /// 41


Sabina Palomino (1960) und Stefan Mario (1955) sind die Kinder von Anton und Anna Bulian, die in Graz einen legendären Eissalon besessen haben. Davon zeugen noch eine Landauer-Kutsche, zwei Eiswagen und ein Handwagen im Freilichtmuseum Stßbing. Heute bilden sie eine Maronidynastie.


Menschen

Fazitbegegnung Volker Schögler trifft Sabina Palomino Fotografiert von Heimo Binder

Maroni mit Tradition D

er Maronistand neben der Fußgängerampel am Grazer Joanneumring, der das Eiserne Tor und den Jakominiplatz voneinander trennt, umfasst gerade einmal vier Quadratmeter. 40 Jahre lang wurde er von ihren Eltern jeweils halbjährlich – von Mitte September bis Mitte März – geführt, 35 Jahre lang von Sabina Palomino, geborene Bulian, selbst. Heuer ist es erst Mitte November kalt geworden – schlecht fürs Geschäft? »Nein, gar nicht«, sagt die Maronifrau mit dem für sie charakteristischen Stirnband, »heute werden Maroni auch gegessen, wenn es 15, 18 oder 20 Grad hat.« Die ersten, die Maroni nach Österreich gebracht haben, waren vor ziemlich genau 100 Jahren die Italiener. Ganz vorne mit dabei war ein gewisser Alfonso Bulliano, Konditormeister aus Breda di Piave bei Treviso im italienischen Veneto, der unter anderem auf der Radetzkybrücke seine Ware feilbot. Aus Bulliano wurde Bulian, der Sohn hieß Anton, dessen Frau Anna; sie waren die Eltern von Sabina und führten ab Mitte der 1960er Jahre den legendären Eissalon Bulian in der Lazarettgasse 37. Eisfans bekommen heute noch feuchte Augen, wenn sie an das gespachtelte Eis ohne Emulgatoren und sonstige tricky Zusatzstoffe denken, Architektur- und Designfans kämpfen mit Depressionsschüben, wenn sie sich die wunderbare 60er-Jahre-Einrichtung vor Augen führen, die heute wahrscheinlich unter Denkmalschutz stehen würde. Auch Sabina Palomino erinnert sich wehmütig zurück, als ihre Mutter die »Eiskönigin von Graz« war, und Vater und Bruder mit dem Pferdewagen das Speiseeis ausgeführt haben. »Zur Kühlung sind noch Eisblöcke aus dem Schlachthof verwendet worden, die zerstossen werden mussten und schichtweise abwechselnd mit Salz die Behälter mit dem Speiseeis umschlossen haben, bevor so um 1970 die elektrische Kühlung gekommen ist.« Die großen Siedlungen sind mit dem Eiswagen abgefahren worden, erinnert sich ihr Bruder Stefan Mario Bulian. In der Triester Siedlung, am

Grünanger, bis hinunter zum Schwarzlsee haben sich nicht nur die Kinder gefreut, wenn es hieß: Der Eismann kommt. Noch dazu mit dem Pferd. Tempi passati, vorbei die Zeiten mit dem Eis. Schon seit spätestens 2007 ist der Eissalon Geschichte. »Irgendwas hört immer irgendwo auf« singt Ernst Molden (»Hammerschmidgossn«), aber irgendwie bleibt auch immer irgendwas: Bei meinem letzten Telefonat mit Stefan Mario Bulian war er gerade in Dresden, um Pferde einzukaufen. Wieso Pferde? Neben fünf fixen Maroniständen in Graz, Weiz, Gleisdorf und Villach betreibt er in Wien auch eine Fiakerei mit 14 Pferden und sechs Kutschen. Womit auch die Frage beantwortet wäre, was heutzutage ein Maronibrater eigentlich im Sommer macht, wenn er nicht mehr im Eisgeschäft ist. Sabina Palomino setzt auf Qualität, denn das sei das, was Kunden am meisten schätzen: »Und wenn einmal ein oder zwei Maroni dabei sind, die nicht in Ordnung sind, dann bekommt der Kunde sie ohne Probleme ersetzt.« Bei einem Naturprodukt kann das immer vorkommen. Angeschnitten wird die Edelkastanie auf der bauchigen Seite mit einem langen Schnitt, damit sie auch aufspringt: »Mit einem Maronimesser oder eine Stanleymesser und nur mit dem Spitz!« Während in Wien die Maroni gezählt verkauft werden – 7 Stück zu 2 Euro – bekommt man in Graz einen gemessenen Viertelliter, das sind 12 bis 13 Stück. Seit vier Jahren ist der Preis nicht mehr einheitlich, deshalb kann am Joanneumring das »Vierterl« um 2,50 Euro angeboten werden, während es beim Mitbewerb 3 Euro kostet. Bulian kann im Einkauf den Mengenvorteil nützen, sein zweiter Grazer Stand ist übrigens seit 25 Jahren in der Herrengasse. Sabina sieht sich zwar »aus gesundheitlichen Gründen gezwungen, zurückzulegen«, doch es bleibt in der Famiglia. Ihre Schwägerin und deren Bruder machen nun die sechs Monate pro Jahr ohne Wochenende und Urlaub weiter. n

FAZIT DEZEMBER 2018 /// 43


Erfolg braucht Führung

Managementserie

Stille führt Stille und Resonanzfähigkeit als wesentliche Führungselemente.

Ein Interview von Carola Payer mit Markus Platzer, Gründer und Geschäftsführer von Poet-Audio.

Fotos: Marija Kanizaj, Archiv (2)

Dr. Carola Payer betreibt in Graz die »Payer und Partner Coaching Company«. Sie ist Businesscoach, Unternehmensberaterin und Autorin. payerundpartner.at

44 /// FAZIT DEZEMBER 2018

D

ie aktuelle Wirtschaftswelt erfordert keine Superhelden als Führungskräfte. Netzwerkqualitäten, Kooperation auf Augenhöhe und Ko-Kreativität sind gefragt. Dafür braucht es Fähigkeiten zur ruhigen Aufmerksamkeit, Resonanzfähigkeit und Einfühlungsvermögen. Lauter Gegenpole zur aktiven Fähigkeit des Gestaltens von Managern. In der Stille liegt die Kraft Wann wurde für Markus Platzer, den ich vor 23 Jahren als sehr präsent, extrem aktiv und unternehmerisch umtriebig kennen lernte, Stille ein wesentlicher Bestandteil in seinem Leben? »Intellektuell wurde mir der Begriff der Stille vertraut durch die Lektüre der Schriften der Zen-Buddhisten, der christlichen Mystiker und die Bücher von Carlos Castaneda. Kurzum sind sich alle Meister einig: In der Stille liegt die Kraft. Ohne Stille bist Du verloren. Bewusst und lebendig habe ich mich mit dem unendlichen Wert der Stille aber erst auseinandergesetzt, als der berufliche Stress, so Anfang 20, mich zu verschlucken drohte. Da begann ich ein wenig zu meditieren und viel durch die Natur zu schweifen. Das bewusste Hören in einer relativ stillen Umgebung beendet den ewigen Denkstrom, der uns immer in denselben Schleifen gefangen hält!« Die Fähigkeit, in die Stille zu gehen, muss jedoch in einer lauten Welt erst erlernt werden.

Resonanz bringt uns in Kontakt Die sich immer mehr verrückende Wirtschaft braucht Menschen, die Menschen in Verbindung bringen, die gemeinsam mit hoher Motivation Herausforderungen meistern. Diese positive Energie zu erzeugen, braucht nicht nur Worte, sondern die richtigen »Schwingungen«, die Führungskräfte in ihren Organisationseinheiten erzeugen. Organisationen und ihre Mitarbeitenden müssen in unterschiedlichen Situationen und Umfeldern schneller anschlussfähig und wirksam werden. Hierarchieübergreifendes Arbeiten, temporäre Teams, interkulturelle Zusammenarbeit erfordern adaptive Fähigkeiten und Fertigkeiten. Was versteht Markus Platzer unter Resonanz? »Aus technischer und physikalischer Sicht ist es das Mitschwingen eines Körpers mit einem anderen. Passiert das in der Nähe der sogenannten Resonanzfrequenz, so entsteht maximale Wirkung bei geringstem Aufwand. Umgangssprachlich sagt man ja auch: Wir schwingen gemeinsam. Das passt schon ganz gut. Nach vielen hunderten Interviews mit Bewerbern als Unternehmer lautet meine Analyse: Das Bauchgefühl hatte meistens recht. Sänger nutzen Resonanzeffekte in den Lufträumen des Körpers, um mit geringem Aufwand eine starke Stimme zu erzeugen. Hingegen soll ein Lautsprecher für eine saubere Musikwiedergabe keinesfalls starke Resonanzenzeffekte aufweisen. Das würde sonst zu Verzerrungen führen. Als Geschäftsführer und daher auch Entwicklungsleiter von POET lege ich großen Wert auf physikalische Korrektheit, sofern es um Technologie geht. Was Psychologie und Soziologie betrifft, also den Umgang mit Kunden und Mitarbeitern, vertraue ich mittlerweile mehr und mehr meinen Instinkten. Jedenfalls hatte ich in meiner Laufbahn noch nie ein besseres Betriebsklima erlebt, als bei POET. Da kannst Du auch alle unsere Mitarbeiter fragen.«

Stille finden Markus Platzer erzählt, wie qualitative Musik zur Förderung von Resonanzfähigkeit und zum Finden von Stille unterstützen kann: »Hochwertige Musik, wobei für mich Klassik die Königsdisziplin


Managementserie [19]

ist, kann den Geist erweitern. Ich spreche jetzt natürlich von einem bewussten Hören, nicht davon, den Radio im Hintergrund den ganzen Tag laufen zu lassen. Wenn man zum ersten Mal bewusst eine Sinfonie mit ihren üblicherweise 4 Sätzen hört, dann kann das beim ersten Mal sogar mühsam sein, weil man nicht durchblickt. Entweder klingt es recht einheitlich, möglicherweise langweilig, oder es klingt, wie bei manchen Russen, schräg und chaotisch. Doch irgendwann, vielleicht erst beim fünften Mal, öffnet sich ein großes Fenster und es strömt, metaphorisch gesprochen, eine starke frische Brise und strahlendes Licht herein. Mir ging das bei Rachmaninows Klavierkonzert 2 und 3 so. Das ist anfangs fast nicht auszuhalten. Am Ende aber weint man dabei vor Glück.

Stille und Resonanz als Voraussetzung für Resilienz Resilienz, die Widerstandsfähigkeit, mit Herausforderungen, Krisen, Veränderungen, Unsicherheiten und Drucksituationen umgehen zu können, erfordert Gelassenheit. Auch Markus Platzer beschreibt, dass die Fähigkeit, in die Stille und Resonanz zu gehen, sich auf die Kooperation mit Mitarbeitern, Stakeholdern und den Erfolg des Unternehmens auswirkt: »Ohne sie wäre ich schon ein Burn-out Kandidat. Stille, Ruhe, Nicht-Denken sind mein Must-have. Und nicht irgendwelche Konsumgüter.« Nachhaltigkeit als Gesellschafts- und Wirtschaftsfaktor Was sieht Markus Platzer sonst noch als Qualitäten in der derzeitigen dynamischen Wirtschaftswelt? »Neben dem oben gesagten, also der Kraft, aus der Stille zu schöpfen, ist es sicher die Auseinandersetzung mit tiefergehenden Themen als nur Ökonomie oder Managementtechniken. Der Glaube, eine kaufmännische, betriebswirtschaftliche oder volkswirtschaftliche Ausbildung ist das wichtigste Fundament, um in der Wirtschaft zu bestehen, ist naiv und auch gefährlich. Zweitens ist die Orientierung an Privatbesitz und Wachstum, basierend auf einer Zinspolitik, gegen die Natur, und auch gegen jede Vernunft. Nichts kann ewig wachsen, außer Krebs, und der führt zum Tod seines »Wirts« und schließlich auch von sich selbst! Ich würde mir vom Bildungssystem wünschen, dass in jeglicher Fachrichtung eine intensive Beschäftigung mit Ökologie, verstanden als die »Lehre vom Haushalt der Systeme«, und eine Auseinandersetzung mit Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie integriert wird. Die ökologische Ausbildung schafft einen Bezug zur Natur. Nur wer diesen Bezug hat, wird es vermeiden, die Basis für Ruhe und Rückzug zu zerstören.«

Unternehmerischer Beat, Rhythmus und Melodie Musiker finden zusammen, um miteinander zu performen. Sie spielen alle verschiedene Instrumente, sind ganz unterschiedliche Charaktere, mit ganz unterschiedlichen Kompetenzen aus verschiedenen Ecken der musikalischen Welt. Einer gibt den Beat vor, ein anderer legt die Grundharmonie an, ein dritter spielt vielleicht die Melodie. Zusammen bilden sie einen Rhythmus, der andere mitnimmt. Miteinander Schwingen, vielleicht noch ein schräges Bild für hierarchische Organisationen, aber ein Zukunftsbild für Unternehmen, die wieder lustvoll statt frustvoll miteinander motiviert in die Zukunft gehen wollen. Vorbild sein, anregend wirken, Inspiration schaffen und individuelles intuitives Eingehen auf Mitarbeiter sind Fähigkeiten einer resonanten Führungskraft. n

Markus Platzer, Geschäftsführer von »POET Audio«. Das Unternehmen baut eine neue Generation von Soundsystemen. Edel in der Optik, gestaltet von »Austrian Design Award«-Gewinner Thomas Feichtner, aus hochwertigen Materialen, mit einfachster Bedienung und dennoch mit dem Anspruch realistischer Musikwiedergabe. Kein Spielzeug, sondern High-End in smarter Größe, entwickelt von Musikern und Toningenieuren. Das Unternehmen wurde 2013 von Markus Platzer und einem Team aus Toningenieuren und Unternehmern gegründet. 2018 werden über 400 Sound-Systeme gebaut und vorwiegend in Österreich, Deutschland und der Schweiz ausgeliefert. poetsoundsystems.com

»Kraft aus der Stille schöpfen, erfolgreiche Kooperation durch Resonanzfähigkeit sind Managementkompetenzen der Zukunft. Let’s swing!«

MARKUS PLATZER

FAZIT DEZEMBER 2018 /// 45


Da Wanko

Schlagobers und Wodka

J

a, also heute habe ich rund 45 Minuten in einem Tepidarium verbracht. Das ist ein Wärmeraum, zum Entspannen. Dazu war ich noch laufen, schwimmen, hatte eine Akupunkturmassage, genoss das erste Mal eine QiGong-Sitzung, und das am Fuße der Alpen. Jetzt werden Sie denken, Wahnsinn, da Wanko hat einen 1-A-Wellnessurlaub zu einer Zeit, wo andere schuften müssen. Neid! Stimmt irgendwie und irgendwie nicht, weil ich zu dem Sport-Programm noch Blutabnahmen und Urintests habe, ärztliche Gespräche, Sitzungen mit dem Psychologen, Schonkost und jetzt keinen Alkohol, ein Monat lang. Richtig geraten, das nennt sich Reha im wunderschönen St. Radegund. Das mit dem Kein-Alkohol-ein-Monat lang ist ein bisserl ein Scheiß, aber wenn man das Thema Alkohol dadurch aus einer gewissen Entfernung betrachtet, fällt einem einiges auf. Da ich zurzeit an einer Graz-Sitcom für das altehrwürdige Theater im Keller schreibe, schaue ich mir so nebenbei diverse amerikanische Sitcoms an. In den neueren wird regelmäßig gebechert. Jetzt nicht immer wild, aber schon sichtbar. Lockeres Bier am Tag, am Abend Wein, vor allem Rotwein und Drinks in ansprechender Umgebung. Rauchen tut eigentlich keiner mehr, gegluckert wird gerne. Und das ist gut so. Wenn schon nicht im Übermaß, aber beim Trinken sind wir Österreicher gut dabei, mein Gott, viel geht eh nicht mehr. Wenn ich Ihnen jetzt sagen würde, was Sie laut der Diätologin (fast) nicht essen dürften, dann würden Sie meine Kolumne nicht fertiglesen. Ich bin so und so nicht der Verbotsmensch. Also drehen wir das jetzt um: Esst Schinken, Huhn und Lamm, härteren Käse, Eier, dunkles Brot und dunkle Schokolade. Trinkt Rotwein, da brennt nix an, bei Weißwein ist auch niemand böse, ein Fußballspiel ohne Bier soll es nicht geben. Einfach die harten Sachen weg, vom Schlagobers bis zum Wodka, das muss ja gehen. Dafür braucht man keine Ernährungsberatung. Wir sind ja nicht mehr 16 mehr und den Rest sagt uns eh unser Bauchumfang. Noch einmal die Kurzformel: Schwarzbrot + Käse + Schinken + Wein = der geMartin G. Wanko (48) ist Schriftsteller und Journalist. m-wanko.at

46 /// FAZIT DEZEMBER 2018

sunde Mensch. Dann sterben wir glücklich und gesund. Weil ich gerade bei meiner Sitcom war, kurz zum Inhalt. Also, die Hauptperson Samy wird vom Jahr 2019 ins Jahr 1982 zurückkatapultiert. Dort angekommen freut er sich, noch am Leben zu sein, aber ihm wird ziemlich bald fad. Er weiß eben über die zukünftigen Ereignisse Bescheid. Stellen Sie sich vor, Sie wissen, wie lange der Kurz regiert, wer nach Trump kommt oder wer die nächste WM gewinnt. Ziemlich blöd, was? Das würde ja noch gehen, wenn mein Hauptdarsteller mit sich selbst etwas anfangen könnte. Es gab 1982 noch keine Computer und Mobiltelefone mit dem damit verbundenen Zeitvertreib. Um das zu verbildlichen: Nix streamen, nix soziale Medien, nix surfen, und auch keine 30 TV-Programme im Fernsehapparat, nicht einmal Video. Es ist unglaublich, 1982 haben sich die Leute treffen müssen, um außerhalb sehr teurer Telefongespräche Kontakt zu haben. Auch besuchte man Veranstaltungen um etwas zu erleben, oder man ging ins Kino. Man muss sich das so vorstellen: Zwei TV-Programme, dazu Ö1, Ö-Regional und Ö3 und sonst gar nix. Ich will jetzt nicht sagen, dass einem nichts gefehlt hat, denn sehr wohl haben wir fast neidisch zu den deutschen Nachbarn geschaut, die einfach schon einige Programme mehr zur Auswahl hatten. Nur eines lasse ich mir nicht nehmen: Damals wurde mehr in der Familie geredet. Jetzt nicht immer gescheit, eh klar, aber die Themen, die gesprochen wurden, hatten noch Gewicht in der Gesellschaft. In halbwegs gebildeten Haushalten wurden auch die Nachrichten geschaut, zumindest die »Hauptnachrichten« um 19:30 Uhr und zum Aufwärmen noch das Österreichbild dazu. Dann hat es bis zum Morgen gedauert, bis uns die Tageszeitungen mit neuer Information versorgten. In meiner Sitcom schaltet sich Samy einmal durch die (zwei) Programme, da kommt er sich nicht ganz so deplatziert vor, als wenn er bei 20 Programmen nichts Passendes findet. Danach legt er kurz eine LP auf, aber auch die Musik will ihm keine rechte Freude bereiten. Nun geht Samy raus und lernt Menschen kennen. So einfach kann Unterhaltung sein. Viel Spaß dabei! Ihr herzlicher G Punkt. n


Wanddurchbruch mit „Born to dare“ Ein roter Teppich führte die 140 Gäste zum Tudor-Event von Anne Marie und Hans Schullin n eine Lagerhalle auf den Reininghaus-Gründen. Im Vortrag entführte Gisbert L. Brunner, der wohl bekannteste Uhrenautor im deutschsprachigen Raum, in die Welt der Uhren-Manufaktur Tudor. Nach dem Motto „Born to dare“ wurde der Event von einem Caterpillar unterbrochen, der lautstark durch die Wand brach. Die Gäste „flüchteten“ durch einen Skater-Parcours in die Halle. Ein Pulk von Giants-Football-Spielern stürmte mit lautem Kampfschrei aus der Halle und gab die Bühne frei für eine akrobatische Tanzeinlage inklusive Tudor-Marken-Botschafterin „Lady Gaga“, die am Ende der Show eine Standuhr abfackeln ließ.

DAS RECHT AUF IHRER SEITE

Fotos: Geopho – Jorj Konstantinov, SPÖ Steiermark

Personelle Neuaufstellung der steirischen SPÖ Günter Pirker übernimmt die Landesgeschäftsführung der SPÖ und bringt mit Wolfgang Moitzi einen erfahrenen Politiker an seiner Seite mit in die Landesorganisation. Die erste gemeinsame Botschaft der beiden: Ab sofort wird die steirische SPÖ im hauptamtlichen Bereich auf Wahlstruktur umgestellt. „Günter Pirker ist ein geerdeter Obersteirer, ein politischer Vollprofi. Er ist ein Wahlkampfmanager der ersten Stunde und hat darüber hinaus die Öffnung und Modernisierung der Sozialdemokratie in ganz Österreich vorangetrieben. Er ist ein Teamplayer und kämpft mit voller Leidenschaft für die Menschen, Gemeinden und Regionen“, so der steirische SPÖ-Chef LH-Stv. Michael Schickhofer.

Der steirische Arbeitsmarkt im Oktober

Mit Stand Ende Oktober 2018 waren 31.048 Personen beim Arbeitsmarktservice Steiermark als arbeitslos gemeldet, das bedeutet gegenüber dem Vorjahresmonat einen Rückgang von 2.978 Personen (-8,8 Prozent). Anhaltend hoch bleibt die Nachfrage nach neuem Personal: Ende Oktober waren 11.975 offene Stellen beim AMS gemeldet, 4054 mehr als noch vor einem Jahr. Die Beschäftigung steigt weiter kräftig an, mit 533.000 Personen fiel sie zum Vorjahr um 15.000 Personen höher aus.

FAZIT DEZEMBER 2018 /// 47

» BERATUNG ZU ARBEITSRECHT »

Fragen zum Arbeitsrecht? Die WKO-Experten beantworten Ihre Fragen – von Anstellung bis Zeitausgleich.

W wko.at/stmk/service T +43 316 601 601


Kurz & News

FH Joanneum: Aviation braucht Studienplätze

Von 18. Mai bis 3. November 2019 läuft in der Kunsthalle Leoben die Ausstellung „Eiszeitsafari“. „Lassen Sie sich mitnehmen auf eine spannende Reise in eine Zeit, als Mammutherden und Wollnashörner durch unsere Landschaft streiften, Höhlenlöwen zu den gefährlichsten Raubtieren gehörten und Riesenhirsche mit ihrem Geweih selbst Wölfe beeindruckten“, zeigt sich Bgm. Kurt Wallner von der Großausstellung im kommenden Jahr begeistert. Kulturreferent Johannes Gsaxner teilt diese Begeisterung und nennt noch weitere Highlights der tollen Ausstellung: „Die Besucher erleben, wie es gewesen wäre, eine Safari in der Zeit zwischen 30.000 und 15.000 Jahren vor heute zu unternehmen.“

Blick in die Zukunft an der Eisenstraße

Den Blick Richtung Zukunft lenken – das war die Botschaft aller Beteiligten beim Festakt der Steirischen Eisenstraße, der am 17. November erstmals bei der Voestalpine in Leoben Donawitz über die Bühne ging. LH-Stv. Michael Schickhofer betonte in seiner Ansprache die Bedeutung der bergmännischen Traditionen für die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft. Die frisch ernannten Ehrenbotschafter, LRin Barbara Eibinger-Miedl und Rektor Wilfried Eichlseder, Rektor der Montanuniversität Leoben, versprachen in ihren Dankesreden, sich weiterhin mit vollem Einsatz für die Region stark zu machen.

Gesundheitslandesrat Drexler trifft Tiroler Amtskollegen

Die Steiermark und Tirol haben in der Gesundheitspolitik eine Vorreiterrolle inne, auch als Pilotländer für Telegesundheitsdienste. Für LR Christopher Drexler ist der Gedankenaustausch mit seinem Tiroler Kollegen Bernhard Tilg daher schon fast zu einer Tradition gereift: „Wir nutzen jede Gelegenheit, um uns über erreichte und zukünftige Ziele zu unterhalten und Kooperationen zu schmieden. Die Steiermark und Tirol nehmen eine Vorreiterrolle in der Umsetzung von Innovationen ein. Der regelmäßige Erfahrungsaustausch ist entscheidend, um die Leistungen des Gesundheitsbereichs laufend zu verbessern. Die Steiermark hat mit Tirol eine strategische Allianz gebildet, um Schrittmacher in Österreich im Bereich Telemedizin und Telegesundheitsdienste zu sein.“

Gleisdorf − Stark dankt ab!

Zu einem kalten Putsch kam es vor wenigen Tagen in der oststeirischen Stadt Gleisdorf. Ein Gruppe rot gewandeter Narren rund um ihren stadtbekannten Anführer Tino Kulmer stürmte das Rathaus und zwang den an sich beliebten und erfolgreichen Bürgermeister Christoph Stark, unter lautem Gejohle der Bevölkerung abzudanken und ihm die Schlüssel zur Stadt auszuhändigen. Stark kündigte bereits an, sich das Rathaus in Bälde wieder zurückerobern zu wollen. Aufgrund der notwendigen Vorbereitungen kann das aber bis Anfang März 2019 dauern.

48 /// FAZIT DEZEMBER 2018

Hans Roth Umweltpreis 2018 Der Saubermacher Gründer Hans Roth hat am 30. Oktober im Rahmen des Staatspreises 2018 für Umwelt- und Energietechnologie in Graz sechs Nachwuchswissenschaftler aus Österreich und Slowenien ausgezeichnet. Von der Materialidentifikation aussortierter Elektroaltgeräte bis hin zur umweltfreundlichen Co-Vergärung von Bioabfall – auch dieses Jahr zeigte sich, wie facettenreich das Themenspektrum einer nachhaltigen (Recycling-) Wirtschaft ist. Michael Altendorfer etwa von der Universität Graz befragte für seine Masterarbeit zum „Vergleich abfallwirtschaftlicher Systeme“ über 100 Stakeholder und entwickelte neue Modelle, um den Einfluss des Abfallwirtschaftssystems auf die Beschäftigungslage zu bestimmen.

Fotos: Foto Freisinger, Archiv, Kulmer, Land Tirol/Schwarz, Foto Freisinger, Saubermacher

Eiszeit und Klimawandel in Leoben

Der Geschäftsführer der FH Joanneum Universitätsprofessor Karl Pfeiffer nutzte den Besuch von I n f ra s t r u k t u r m i n i s te r Norbert Hofer und Wissenschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl, um auf das eklatante Kapazitätsproblem des FH-Studienganges Luftfahrttechnik hinzuweisen. Österreichische, aber auch ausländische Aerospace-Unternehmen reißen sich jährlich um die Absolventen der Bachelor- und Master-Studiengänge. Derzeit stehen im Bereich Aviation jährlich nur 40 Plätze für Studienanfänger zur Verfügung. Der Bedarf sei, so Pfeiffer, aber mindestens doppelt so hoch.


Kurz & News

Top-Rating für die Energie Steiermark Das steirische Landesenergieunternehmen wird von den internationalen Finanzmarkt-Experten der Agentur Standard & Poorʼs erneut mit dem Exzellenz-Rating „A“ bewertet. Damit sichert sich der Konzern einen Spitzenplatz. Sicherheit und Wartungszustand des rund 35.000 Kilometer langen Strom- und Erdgasnetzes haben das Rating-Team offensichtlich beeindruckt – für die Assets in Sachen Infrastruktur gibt es aufgrund der sehr guten Performance in diesem Bereich ein großes Plus. Kein Zufall: „Immerhin investieren wir allein in diesem Bereich jährlich rund 100 Millionen Euro“, so Vorstandsdirektor Martin Graf, „weit über 90 Prozent aller daraus resultierenden Aufträge gehen an österreichische Unternehmen.“

Neue Leiterin Strategisches Risikomanagement

Fotos: Energie Steiermark, Margit Kundigraber, Foto Fischer

Angelika Greimel-Rechling übernimmt mit 1. April 2019 die Leitung des Strategischen Risikomanagements der Steiermärkischen Sparkasse. Sie folgt in dieser Führungsposition Walburga Seidl nach, die ab Juni 2019 als neues Vorstandsmitglied im Vorstand vertreten sein wird. Greimel-Rechling ist seit 1994 in der Steiermärkischen Sparkasse tätig und hat in den Jahren eine breite Erfahrung im Vertrieb, in der Organisation, im Strategischen Risikomanagement sowie in der Zusammenarbeit im Haftungsverbund gesammelt. „Ich freue mich darauf, gemeinsam mit dem hervorragenden Team im Strategischen Risikomanagement die Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen“, betont Greimel-Rechling.

Elevator Pitch − Liftfahrt zum Erfolg Innovative Ideen, die in nur 90 Sekunden begeistern – das war die Challenge, der sich auch bei der sechsten Auflage des „Elevator Pitch“ der Jungen Wirtschaft der WKO Steiermark erneut 19 Finalisten mit ihren Produkten und Dienstleistungen stellten. „Damit bieten wir jungen Menschen eine spannende Plattform. Sie werden ermutigt, ihr unternehmerisches Denken in die Tat umzusetzen“, erklärt Christoph Kovacic, Landesvorsitzender der Jungen Wirtschaft. Beim großen Finale im Lift des Gastgebers, der Energie Steiermark, matchten sie sich gestern Abend um Preisgelder in Höhe von gesamt 9.500 Euro. Eine hochkarätige Jury kürte schließlich Katharina Feiertag mit „Aurox – Headband“ zum Sieger.

FAZIT DEZEMBER 2018 /// 49

DAS RECHT AUF IHRER SEITE » ARBEITSRECHTLICHE VERTRAGSMUSTER, VERTRAGSMUSTERDATENBANK »

Arbeitsverträge unter Dach und Fach? Vertragsmuster finden Sie in der umfangreichen Datenbank der WKO – von Ausbildungsvertrag bis Zeitvereinbarung.

W wko.at/stmk/service T +43 316 601 601


Anzeige Foto: Jorj Konstantinov / Geopho

Graz hat's

WB Steiermark fordert mehr Wertschätzung für Unternehmer Der Wirtschaftsbund Steiermark legte im Rahmen seiner Bezirkstour diesmal einen Aufenthalt in Graz Stadt ein, um mit Unternehmern über ihre Anliegen zu sprechen. WB-Landesgruppenobmann Josef Herk und WB-Direktor Kurt Egger wollen damit wichtige Forderungen wie mehr Wertschätzung für die heimische Wirtschaft sowie den Bürokratieabbau ins Bewusstsein rufen.

A

bgesehen vom aktuell großen Fachkräftemangel wird das Thema Mobilität bei Betriebsbesuchen am häufigsten angesprochen. Für Stadtgruppenobfrau Daniela Gmeinbauer kein Zufall: „Die Sicherstellung der Erreichbarkeit – sei es für Kunden oder auch Lieferanten − hat für jedes Unternehmen große Bedeutung und ist oftmals wichtiges Kriterium für die Standortwahl. Ansonsten droht die Attraktivität des Wirtschaftsraums Graz abzunehmen, was zu Abwanderung von Unternehmen und damit zum Verlust von Arbeitsplätzen führen würde!“ Gefordert werden daher unter anderem rascher Ausbau des öffentlichen Verkehrs insbesondere in Richtung Reininghaus und Smart City sowie die Verbesserung der Baustellenkoordination. „Insgesamt erwarten wir vor

50 /// FAZIT DEZEMBER 2018

allem eine Verkehrspolitik mit mehr Weitblick als zuletzt: Anstatt über einzelne Projekte zu diskutieren, ist es dringend an der Zeit, das „Grazer Mobilitätskonzept 2020“ zukunftsfit zu machen und daraus eine „Verkehrsstrategie Graz 2030“ zu erarbeiten, bei der vor allem auch der technologische Wandel berücksichtigt wird. Denn nur anhand langfristiger Ziele sind größere Infrastrukturprojekte plan- und umsetzbar“, erläutert Gmeinbauer. Damit die steirischen Unternehmer ihre Leistungskraft und den Wirtschaftsaufschwung bestmöglich nutzen können, kämpft der Wirtschaftsbund Steiermark darüber hinaus weiterhin für Entlastungen, Bürokratieabbau und optimale Rahmenbedingungen für erfolgreiches Wirtschaften, betonen Herk und Egger.

Neue E-Ladestationen beim Raiffeisen Sportpark Mit der Eröffnung des neuen Raiffeisen Sportparks in der Hüttenbrennergasse ist nicht nur eine Sportstätte für rund 3.000 Besucher entstanden, sondern auch weitere Lademöglichkeiten für Elektrofahrzeuge. An der Schnellladestation ist sogar nahezu eine Vollladung in nur 30 Minuten möglich. Damit stehen in Graz nun mehr als 50 öffentliche Ladepunkte sowie zusätzlich rund 20 Ladepunkte exklusiv für E-Taxis zur Verfügung. An all diesen Ladestationen sowie den Ladestationen von „tim“, die von der Energie Graz errichtet und betrieben werden, gibt es 100 Prozent regional produzierten Naturstrom. Die Ladestationen im Raiffeisen Sportpark sind an 365 Tagen im Jahr, rund um die Uhr zugänglich.

Süßer Adventkalender aus der Region Graz

Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier … der neue „Süße Adventkompass“ bringt bis Weihnachten an jedem Tag eine köstlich süße Überraschung aus der Region Graz. Zusätzlich zum Genuss der Pralinen, gefüllt mit den typischen Geschmäckern der Region Graz, überrascht dieser ganz besondere Adventkalender mit einem Memory-Spiel, bestehend aus 2 x 12 Memory Cards mit den schönsten Motiven & Ausflugszielen der Region Graz. Hergestellt werden die Region-Graz-Pralinen von Erich Handl, Konditorei Handl in Gratkorn. Erhältlich ist der Kalender bei Konditorei Handl, Gratkorn, Parksiedlung 5, Graz Tourismus Information, Herrengasse 16, Linzbichler Süßwaren, Franziskanerplatz 16, Graz.

Vorschau auf das Klanglicht 2019

In einer Pressekonferenz gaben Theaterholding-GF Bernhard Rinner und Festivalkuratorin Birgit Lill erste Einblicke in Klanglicht 2019, das im kommenden Jahr am 21., 22. und 23. April stattfinden wird. Österreichs einzigartiges Licht- und Klangkunstfestival startet in seine 5. Runde und lässt Wasser, Feuer, Erde und Luft drei Abende lang leuchten und klingen. Der kroatische Künstler Krešimir Rogina wird unter anderem eine poetisch-experimentelle Kunstinstallation „Die versunkenen Kathedralen“ schaffen, die am Freiheitsplatz zu sehen sein wird. Sie wird aus sieben Säulen mit sieben Türmen bestehen und mittels Klang und Licht Analogien zu Claude Monets Bild der Kathedrale von Rouen schaffen.

Fotos: Energie Graz / Foto Fischer, Harry Schiffer / Region Graz, Lupi_Spuma

Im Gespräch bei der Bezirkstour: (von li.) Landesgruppenobmann WKO-Präs. Josef Herk, A&R Carton Graz GmbH-GF Peter Szabo, Stadtgruppenobfrau Daniela Gmeinbauer und Direktor Kurt Egger.


Foto: ACstyria / Riedler

30 Jahre Grazer Bezirk Puntigam Am 8. November beging der Bezirk Puntigam seinen 30. Geburtstag als XVII. Grazer Bezirk. Den Auftakt bildete das 105. Grazer Wirtschaftsfrühstück im Pavillon des Team Styria Graz. Ab 16 Uhr fanden die Feierlichkeiten im Brauhaus Puntigam mit einem offiziellen Festakt ihren Höhepunkt. Stadtrat Detlev Eisel-Eiselsberg eröffnete den Festakt und auch Bgm. Siegfried Nagl, FPÖ-Klubobmann Armin Sippel sowie SPÖ-Klubobmann Michael Ehmann gratulierten. Die Initiatoren der Bezirksgründung Peter Krainer, Karlheinz Rathkolb und Peter Rieger wurden geehrt. Bezirksvorsteher Helmuth Scheuch sowie seine Stv. Christian Feldhofer und Rupert Triebl feierten mit zahlreichen Puntigamern zu Gitarrenmusik von „Beni & Felix“.

Fotos: Geopho / Jorj Konstantinov, www.palazzo.org, Privat

Fulminante Premiere für Palazzo Show

Publikationen zum Bezirk Puntigam

„Willkommen im Palazzo“ hieß es bei der Premiere am 16. November zum dritten Mal in Folge im Messepark in Graz. Mit seiner nostalgisch anmutenden Atmosphäre und hunderten brennenden Kerzen war der Spiegelpalast der perfekte Ort, um den Alltag hinter sich zu lassen und Momente voller Sinnesfreuden zu genießen. Internationale Künstler präsentierten unterschiedliche Spielarten des Varietés, die sich kongenial mit den Köstlichkeiten aus der Küche in Form eines VierGang-Menüs von Meisterkoch Toni Mörwald verbinden. Palazzo schafft eine eigene Welt, in der erstklassige Esskultur und Genuss, Körperkunst und Comedy, Lebensfreude und stilvolles Ambiente zu einer untrennbaren Einheit verschmelzen.

Über mehrere Jahre hinweg sammelte der Grazer Klaus Stübinger viele Fotos und Eindrücke zu seinem Heimatbezirk Puntigam. So fragte er sich neben anderem, welchen Ursprung wohl mancher Straßenname haben könnte. Das teilweise erstaunliche Ergebnis seiner Forschungen komprimierte er in einem kleinen Buch aus Anlass zum 30-jährigen Bestehen des XVII. Bezirks mit dem Titel „Puntigam − junger Bezirk mit Geschichte“, das am 30. November 2018 um 18:00h im Pavillon des Team Styria präsentiert wird. Gleichzeitig erscheinen in Buchform auch seine Gedanken über den Alltag, zu Bezirk, Stadt und Land – und das alles in Gedichtform unter dem Titel „In Gedanken versunken“.

Kurz im Gespräch mit Christa Zengerer, GF ACstyria Mobilitätscluster Was hat Sie bewogen, die Position als Geschäftsführerin des ACstyria anzustreben? Meine Tätigkeit als CEO habe ich über viele Jahre und bis zum letzten Tag mit vollem Einsatz geführt. Als sich mir die Perspektive geboten hat, am Erfolg der steirischen Mobilitätsindustrie mitzuwirken, war mir klar, dass das meine zukünftige Herausforderung ist.

Wie kann sich die Steiermark als qualitativer Fertigungsstandort halten? Qualitativ gilt es, das hohe Ausbildungsniveau der Steiermark zu halten und auszubauen. Mit zahlreichen Ausbildungsstätten und Forschungseinrichtungen sind wir international führend. Das allein wird den Fachkräftemangel nicht beheben, es braucht Maßnahmen zur Attraktivierung der jeweiligen Berufsfelder – und es müssen auch genügend Arbeitskräfte vorhanden sein. Wie kann man die Attraktivität dieser Sektoren auch für Mädchen und Frauen heben? Um die jungen Menschen für technische Berufe zu interessieren, braucht es Role Models und vor allem auch die frühe Förderung von Talenten – das gilt natürlich für beide Geschlechter. Letztlich geht es hier um einen gesellschaftlichen Wandel, der sich in den Köpfen verankern muss. Es liegt an jedem von uns, das entsprechende Mindset auch nach außen zu tragen. Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung der Elektromobilität? Als Partner der Industrie beobachten wir alle Entwicklungen im Bereich Antriebstechnologie sehr aufmerksam: Letztlich ist das Rennen um die zukünftige Massentechnologie völlig offen. Wir stehen jedenfalls vor einer Revolution, die man vielleicht mit dem Umstieg von der Pferdekutsche in den ersten Pkw vergleichen kann – in vieler Hinsicht. FAZIT DEZEMBER 2018 /// 51


Kurz & News

Frauen in der Wirtschaft auf Linie

Der Honda Civic wurde 2018 mit dem Marcus Award zur „Neuheit mit der besten Sicherheitsausstattung“ ausgezeichnet. Höchste Sicherheit, sportlich, dynamisch und äußerst preiswert im Unterhalt: So präsentiert sich der größte Honda Civic aller Zeiten. Mit Honda Financial Services kann der neue Kompakte von Honda mit niedrigem Fixzins geleast werden. Noch eins drauf legt Honda bei der richtigen Versicherung. „Für alle Bonusfahrer der Stufe 9 oder besser gelten 80 Euro pro Monat für die Kasko, die Haftpflicht sowie die Insassenunfallversicherung“, weiß Thomas Harg vom Honda Versicherungsservice zu berichten. Dies gilt auch für unter 24-jährige und über 70-jährige Honda-Kunden. In Verbindung mit der Honda Lease & Relax Finanzierung gibt es den Civic mit 8 Jahren Garantie schon ab 169 Euro monatlich. Hochwertige Benzin und Dieselmotoren zeichnen den neuen Kompakten von Honda aus. Seit kurzem ist auch ein 9-Gang-Automatikgetriebe erhältlich. 52 /// FAZIT DEZEMBER 2018

10 Jahre „Helle Köpfe – geschickte Hände“

Vor zehn Jahren ist in der Steiermark eine Lehrlingsinitiative an den Start gegangen, die bis heute erfolgreich für die Lehre im Einsatz ist: „Helle Köpfe – geschickte Hände“ wurde von der WKO gemeinsam mit dem Land Steiermark und dem AMS initiiert und tourt seit 2008 durch die steirischen Schulen. Diese Bemühungen tragen nun erste Früchte: Die Zahl der Lehranfänger ist in der Steiermark erstmals um 9,1 Prozent gestiegen. 14.459 Jugendliche absolvieren mit Stand Ende August eine Lehrausbildung, das sind um 2,7 Prozent mehr als im Vorjahr, freuen sich Spartenobmann Hermann Talowski und Ursula Lackner, Landesrätin für Bildung und Gesellschaft, über den Zuwachs an zukünftigen Fachkräften.

Klug entscheiden – Abfall vermeiden

Mit einer breit angelegten Bewusstseinsoffensive soll die Abfallvermeidung nun Einzug in alle steirischen Haushalte finden, denn im Jahr 2017 hat jede Person in der Steiermark rund 450 kg Hausmüll erzeugt. Mit landesweiten Aktionen und einer neuen Informations-Broschüre können alle Steirerinnen und Steirer Tipps zur Vermeidung von Abfall erhalten. LR Johann Seitinger erklärt dazu: „Jedes Kilogramm Abfall bedeutet trotz Recycling und thermischer Verwertung einen enormen Aufwand.

Fotos: Valentina Morianz, Foto Fischer,

Honda Civic erhält Marcus Award und ist mit Lease & Relax Paket ab 169 Euro monatlich erhältlich!

Volle Fahrt aufgenommen haben die Unternehmerinnen, die der Einladung von Frau in der Wirtschaft Graz in die Holding Graz folgten. Sie durften dabei selbst eine Straßenbahn lenken, und erfuhren von Vorstandsdirektorin Barbara Muhr von den Herausforderungen, ein so großes Unternehmen verantwortungsvoll und erfolgreich zu führen. Die Managerin erzählte sehr persönlich wir Einsatzbereitschaft und Freude an der Aufgabe das Erreichen hochgesteckter Ziele ermöglichen. Die folgenden Ausführungen der Vizepräsidentin des steirischen Skiverbandes und Speedqueen Renate Götschl über ihre grandiosen Erfolge sowie ihre Disziplin, nach Rückschlägen gestärkt zurückzukehren, beeindruckten die Teilnehmerinnen.


Foto: Arman Rastegar

Kurz im Gespräch mit

Foto: Jorj Konstantinov / Geopho

Sonja Steßl, Wiener Städtische Versicherung

(von li.) Ingo Spörk (Knapp), Yasmin List (Knapp), Adelina Kavaja, Marianne Kolosa, LRin Barbara Eibinger-Miedl, SFG-GF Burghard Kaltenbeck.

Erfolgsbilanz für Initiative „Take Tech“ Gut ausgebildete Fachkräfte zu finden, stellt eine immense Herausforderung für heimische Unternehmen dar. Das steirische Wirtschaftsressort unterstützt dabei die Betriebe mit der Initiative „Take Tech“, die heuer bereits zum zehnten Mal stattfand.

S

eit 2009 vernetzt die Steirische Wirtschaftsförderung (SFG) jährlich im Herbst steirische Schulen mit innovativen Unternehmen, die hohen Fachkräftebedarf haben, wie das Logistikunternehmen Knapp AG in Hart bei Graz. Von 12. bis 23. November konnten steirische Schülerinnen und Schüler bei Informationstouren durch die Hightech-Berufswelten heimischer Betriebe hinter die Kulissen blicken.

Den Berufsalltag miterleben Das Besondere daran: Die Berufsorientierung findet nicht im Klassenzimmer statt, sondern vor Ort in den Unternehmen. Junge Menschen können dabei den technischen Berufsalltag erleben, mit den Mitarbeitern bzw. Auszubildenden sprechen sowie bei einzelnen Arbeitsschritten auch mal mit anpacken. „Über 26.000 Schülerinnen und Schüler haben mittlerweile die Chance genutzt,

technische und naturwissenschaftliche Berufswelten im Rahmen von rund 1.500 Betriebsbesuchen hautnah zu erleben. Bei einigen von ihnen ist der Begeisterungsfunke übergesprungen und sie haben sich mittlerweile zu wertvollen Nachwuchs-Fachkräften für unsere Hightech-Betriebe entwickelt“, betont SFG-GF Burghard Kaltenbeck. Bei der Jubiläumsausgabe stehen die weiblichen Fachkräfte von morgen besonders im Fokus. „Wir wollen verstärkt Mädchen für technische und naturwissenschaftliche Berufe begeistern, damit unsere Unternehmen in diesen Bereichen das gesamte Arbeitskräftepotenzial nutzen können“, führt Wirtschaftslandesrätin Barbara Eibinger-Miedl aus. Fakt ist: Schülerinnen wählen immer noch überwiegend traditionell weibliche Berufe, ohne einen technischen oder naturwissenschaftlichen Karriereweg zu erwägen.

Sie waren bereits für die Wiener Städtische Versicherung in Wien tätig, was hat Sie in die Steiermark gezogen? Ich war mehr als zwei Jahre Leiterin der Kranken- und Unfallversicherung der Wiener Städtischen Versicherung in Wien und damit für mehr als 625.000 Kundinnen und Kunden österreichweit verantwortlich. Als sich mir die Chance bot, die Leitung der Landesdirektion Steiermark zu übernehmen, war dies für mich nicht nur ein Karriereschritt, sondern auch eine Herzensangelegenheit. Mit Anfang Oktober ist die Fusion mit der s Versicherung erfolgt, welche Veränderungen ergeben sich dadurch in Ihrem Angebotsportfolio? Mit dem Zusammenschluss der Wiener Städtischen und s Versicherung können wir neben dem eigenen Außendienst und dem Partnervertrieb auch auf den Bankenvertrieb setzen. Die Versicherungslösungen stellen eine ideale Ergänzung zu den Bankprodukten dar. Die Bankkundinnen und -kunden können somit rasch Angebote einholen oder sich über maßgeschneiderte Versicherungslösungen informieren und dann abschließen – alles aus einer Hand.

In welchen Bereichen erkennen Sie weiterhin Wachstumspotenzial für Versicherungen im Inland? Sicherheit und Vorsorge liegen immer im Trend – denn Sicherheit ist ein menschliches Grundbedürfnis. Die Vorsorge in allen Facetten ist ein Top-Thema: Vor allem bei der Gesundheitsvorsorge mit der privaten Kranken- und Unfallversicherung sowie auch der Absicherung mit Lebensversicherungen herrscht reges Interesse. Die Wiener Städtische entwickelt innovative Produkte auf Basis der aktuellen Anforderungen und konkreten Bedürfnisse. FAZIT DEZEMBER 2018 /// 53


Foto: WKO Steiermark/Fischer

Die „fit im job“-Trophäen wurden an Vertreter und Vertreterinnen der ausgezeichneten Betriebe übereicht.

Gesundheitspreis »fit im job« für steirische Betriebe Von Josef Schiffer

B

eifall für das Schaffen gesunder Arbeitsumgebung in der Grazer Helmut-List-Halle: Am 29. Oktober wurde zum siebzehnten Mal der steirische Gesundheitspreis „fit im job“ an jene Betriebe verliehen, die ihren Mitarbeitern vorbildliche Gesundheitsprogramme anbieten. Die objektive Bewertung durch eine unabhängige Expertenjury richtet sich dabei vor allem auf Kriterien der Ganzheitlichkeit der Projekte, der Einbeziehung der Mitarbeiter in die Entwicklung und Durchführung sowie die Verankerung von Betrieblicher Gesundheitsförderung (BGF) im Management und das zugrunde liegende Konzept.

Positives Klima und mehr Motivation „Trotz herausfordernder Zeiten haben zahlreiche Unternehmen qualitativ hochwertige Projekte eingereicht und damit bewiesen, dass der Wirtschaft die Gesundheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ein wichtiges Anliegen ist. Gemeinsam mit allen Kooperationspartnern des Steirischen Gesundheitspreises freue ich

54 /// FAZIT DEZEMBER 2018

mich, diese Betriebe bei der heutigen Preisverleihung vor den Vorhang holen zu können“, führt die Obfrau der Fachgruppe der Freizeit- und Sportbetriebe, Daniela Gmeinbauer, in ihrer Begrüßungsrede aus. Als positive Folge der BGF-Maßnahmen hat sich, wie etwa im Beispiel des BPK Murtal, das Betriebsklima durch wertschätzenden Umgang und gemeinschaftliche Unternehmungen deutlich verbessert und sich auch die interne sowie externe Kommunikation positiv verändert. Die umgesetzten Maßnahmen bewirkten auch einen deutlichen Anstieg in der Motivation der MitarbeiterInnen. Es wird nun mehr „gemeinsam statt einsam“ gearbeitet. Die Preise an die ausgezeichneten Unternehmen überreichten LTAbg. Sandra Holasek, WKO-Vizepräsident Andreas Herz, Obfrau FG Freizeit- u. Sportbetriebe Daniela Gmeinbauer, Präsident der Ärztekammer Herwig Lindner, AK-Präsident Josef Pesserl, StGKK Obmann Josef Harb, von Direktor-Stv. der AUVA-Landesstelle Steier-

mark Harald Frühwirth, SVA Vorsitzender Johann Lampl, der Leiterin des Referates Gesundheitsförderung der BVA, Martina Petracek-Ankowitsch, VAEB-Direktor Siegfried Almer sowie Christian Supper, Landesstellenvorsitzender der PVA Steiermark.

Die Preisträger „fit im job“ 2018:

• Kategorie: Betriebe 1-10 MitarbeiterInnen Bezirkspolizeikommando Murtal • Kategorie: Betriebe 11-50 MitarbeiterInnen Compass Seniorenresidenz GmbH Stallhofen, PVA Zentrum für ambulante Rehabilitation Graz • Kategorie: Betriebe 51-250 MitarbeiterInnen Justizzentrum Leoben (Betriebliches Gesundheitsförderungsprojekt), FH Campus 02 (Betriebliches Gesundheitsmanagement) • Kategorie: Betriebe über 250 MitarbeiterInnen Voestalpine Böhler Aerospace GmbH & Co KG (Betriebliches Gesundheitsförderungspro-

jekt), Siemens Mobility GmbH Eggen (Betriebliches Gesundheitsmanagement), Sozialmedizinischer Pflegedienst Hauskrankenpflege Steiermark (Betriebliches Gesundheitsmanagement)

Die Einsteigerförderung 2018

Für Unternehmen, die im vergangenen Jahr ein BGF-Projekt gestartet oder erstmals Maßnahmen zur Betrieblichen Gesundheitsförderung gesetzt haben. Die Förderung besteht aus einem Gutschein für ein auf die Interessen und Bedürfnisse der Einsteiger ausgerichtetes Seminar sowie ein nachfolgendes Einzelcoaching im Wert von rund 700 Euro. • Kategorie - Betriebe 1-10 MitarbeiterInnen Denovo GmbH, PAX Bestattungs- und Grabstättenfachbetrieb, SAM GmbH • Kategorie – Betriebe 11-50 MitarbeiterInnen DIMA Software Technology Center GmbH, Graf Carello GmbH, Gräfin Anna Lambrecht Stiftung, Handypartner MCI GmbH, Senioren- und Pflegeresidenz Blaue Villa GmbH


EU-Trinkwasserrichtlinie zwar entschärft, trotzdem sind erhebliche Mehrkosten zu befürchten

it sehr knapper Mehrheit stimmte das EU-Plenum im Oktober für einen Gesetzesentwurf, der zu einer Verbesserung der Trinkwasserqualität führen soll. Die österreichischen Abgeordneten lehnten den Gesetzesvorschlag mit einer Ausnahme (Mlinar, NEOS) ab. „Die österreichische Wasserversorgungsstruktur sollte ein Vorbild für die EU in Sachen Qualität sein. Die Richtlinie der Kommission in ihrer Ursprungsform hätte unsere Wasserversorgungsstruktur erheblich geschädigt“, kommentierte der freiheitliche EU-Abgeordnete, Franz Obermayr, die Abstimmung zur EU-Trinkwasserrichtlinie. Der ursprüngliche Kommissionsvorschlag beinhaltete erhebliche Kostensteigerungen für die österreichischen Wasserversorger. Aufgrund der geplanten umfangreichen und obligatorischen Untersuchungen hätten die Betriebskosten der zahlreichen kleinen bis mittelgroßen Wasserversorger bis auf das 70-fache ansteigen können. Laut einer Studie der Universität für Bodenkultur müsste mit einer Steigerung der Untersuchungskosten von durchschnittlich bisher 250 auf 18.000 Euro gerechnet werden. Kritik an der neuen Richtlinie kam auch von Seiten der Wasserwirtschaft: „Der personelle und finanzielle Mehraufwand steht in keiner Relation zum erhofften Nutzen. Das österreichische Trinkwasser unterliegt bereits jetzt strengen Qualitätskontrollen und ist von erstklassiger Qualität. Mehr Untersuchungen bedeuten nicht eine bessere Wasserqualität. Die massiven Mehrkosten werden kleine

Wasserversorger zur Aufgabe und zur Bildung von größeren Einheiten zwingen“, so Franz Dinhobl, ÖVGW-Vizepräsident und Sprecher des Wasserfachs. „Zusätzlich wären die Wasserversorger gezwungen, bei jeder Belastung des Rohwassers sofort Aufbereitungsanlagen zu errichten. Dies trägt aber weder zur Verbesserung der Wasserqualität, noch zur Erhöhung des Gesundheitsschutzes bei. Mittelfristig ist zu befürchten, dass es durch die neue Richtlinie zu einer grundlegenden Änderung der klein strukturierten österreichischen Trinkwasserversorgung kommt und so der Markt durch die Hintertüre für eine mögliche Liberalisierung vorbereitet wird“, so Obermayr. „Aufgrund der hohen Kosten und der erforderlichen Personalkapazitäten wäre der ursprüngliche Vorschlag vor allem für die kleineren österreichischen Wasserversorger existenzbedrohend gewesen. Dahingehend konnten wir die Richtlinie aber entschärfen: Kleinere und mittlere Wasserversorger werden daher nicht zu ständigen und kostenintensiven Kontrollen verpflichtet. Schließlich bedeuten mehr Untersuchungen keine höhere Qualität – vor allem nicht für österreichisches Wasser, dessen Qualität europaweit sicher zu den besten gezählt werden darf. Eine verpflichtende Bereitstellung von Wasser in allen möglichen Lebensbereichen, halte ich allerdings immer noch für unrealistisch! Es ist völlig offen, wer das finanzieren soll. Dementsprechend konnte ich die neue Richtlinie, trotz er erzielten Verbesserungen, nicht unterstützen“, begründet FPÖ-Mandatar Franz Obermayr sein Abstimmungsverhalten.

Mag. Franz Obermayr ist Mitglied der FPÖ-Delegation und der MENL Gruppe (Bewegung für ein Europa der Nationen und der Freiheit) im Europäischen Parlament.

„Sauberes Trinkwasser ist ein Menschenrecht, und das ist richtig und gut so. Der Kommissionsvorschlag schießt allerdings über das Ziel hinaus. In Österreich entspricht das Trinkwasser den höchsten Qualitätsstandards. Der nun geforderte Umfang an Proben, an Untersuchungen, würde für zwei Drittel der österreichischen Wasserversorger, vor allen Dingen für die kleinen Anbieter, das Siebzigfache der Kosten bedeuten. Die Kommission wäre gut beraten, sich an Best-Practice-Beispielen zu orientieren, denn österreichische Wasserversorger schaffen es, mit Durchschnittskosten von 250 Euro höchste Qualitätsstandards anzubieten. Ich lehne daher den Kommissionsvorschlag in dieser Form ab: Er würde lediglich die kleinen Wassergenossenschaften bedrohen, den großen Wassergenossenschaften helfen und letztlich den Konsumenten nur höhere Preise bringen.“

FAZIT DEZEMBER 2018 /// 55

MENL ist teilweise finanziert durch das Europäische Parlament und trägt die Verantwortung für diesen Inhalt

M

Haftungsausschluss: Die inhaltliche Haftung liegt beim Autor. Das Europäische Parlament übernimmt keine Verantwortung für eine etwaige Weiterverwendung der darin enthaltenen Informationen.

Mag. Franz Obermayr:


Anzeige Foto: Archiv

Anzeige Foto: Land Steiermark

Beide Augen offen halten im Straßenverkehr rettet Ihr Leben und das anderer Menschen.

Augen auf im Verkehr!

Haben Sie schon einmal ein Interview mit Augen geführt? Wir schon. Klingt eigenartig, ist aber so. Sehen und lesen Sie selbst. Was habt ihr denn so beobachten können im Straßenverkehr? Augen: „Was wir alles erlebt haben. Und vor allem wie die Menschen auf uns reagiert haben.“ Ziemlich aufgeregt blubbern die Augen, die drolligen Maskottchen der Verkehrssicherheitskampagne „Augen auf die Straße“, bei unserem Interview. Erklärt uns doch mal, was heißt „Augen auf die Straße“, das sollte doch ohnehin jedem klar sein, wenn er im Straßenverkehr unterwegs ist? Auge: „Das denkst du, ist aber nicht so. Die Menschen sind so von sich überzeugt und lassen sich dementsprechend oft ablenken. Frei nach dem Motto: Mir kann eh nix passieren …“ Das andere Auge fällt ins Wort: „… und dabei geht es um Sekunden, die über dein oder ein anderes Leben entscheiden. Das ist den Menschen nicht bewusst.“ Was kann denn alles passieren? 56 /// FAZIT DEZEMBER 2018

Beide Augen aufgeregt: „Stell dir vor … du fährst mit 130 km/h auf der Autobahn. Dein Handy liegt in der Ablage und piepst. Du schaust auf dein Handy. Dieser kurze Blick dauert nur 2,5 Sekunden. In diesen 2,5 Sekunden legst du aber bei 130 km/h einen Blindflug von ca. 90 Metern zurück. Das entspricht der Länge eines Fußballfeldes. Unfassbar! Oder? Welcher normale Mensch würde sich mit verbundenen Augen auf so einer Länge im Straßenverkehr bewegen wollen?“ Gibt es etwas, das ihr unseren Leserinnen und Lesern mitgeben möchtet? „Lass dich nie ablenken und mach unser Motto zu deinem. Augen auf die Straße! − Handy aus! − Kopf an!“

augen-auf-die-strasse.at

Ulrike-Ully Jungwirth konnte nach ihrem Unfall die Situation mit Unterstützung der Betriebshilfe erfolgreich meistern.

Betriebshilfe als Rettung in der Not Ein unerwarteter Unfall, Krankheit oder Mutterschaft kann Kleinbetriebe in wirtschaftliche Bedrängnis bringen. Der Verein „Betriebshilfe für die Steirische Wirtschaft“ kann in schwierigen Zeiten eine entscheidende Hilfestellung leisten. Das durfte auch Ulrike Jungwirth, Inhaberin des Unternehmens Computerstudio in Bruck/Mur, erfahren.

E

s sollte ein schöner Ausflug werden. Ulrike Jungwirth fuhr am 6. Jänner, einem strahlenden Samstagnachmittag, mit ihrem Ehemann und Freunden mit dem Lift auf die Aflenzer Bürgeralm, um die Sonne zu genießen und anschließend den Berg hinunterzurodeln. Die Begeisterung nahm jedoch ein jähes Ende, als sie mit ihrem Fuß unter die Rodel geriet und sich das Sprunggelenk brach. Jungwirth schildert ihren Leidensweg: „Ich wurde operiert und lag eine Woche im Krankenhaus, bekam einen Liegegips und musste weitere vier Wochen Gehgips tragen. Damit noch nicht genug, mein Fuß wollte einfach nicht heilen. Die Schmerzen zogen sich einige Monate hin. Als Selbstständige mit einer Mitarbeiterin war erst mal guter Rat teuer, der Ausfall meines Einkommens war existenzgefähr-

dend.“ Doch die Geschichte nahm eine positive Wendung, so Jungwirth: „Aber zum Glück gibt es die Betriebshilfe. Schon am Montag nach dem Unfall hatte ich mich dort gemeldet und die Damen waren sehr freundlich und hilfsbereit. Mit einigen einfachen Unterlagen, die benötigt wurden, ging alles sehr schnell und gut über die Bühne. Die Betriebshelferin sprang für die Zeit meines Ausfalls in meinem Unternehmen ein und die Kosten wurden vom ‚Verein Betriebshilfe für die Steirische Wirtschaft‘ übernommen. So konnte mein Geschäft geöffnet bleiben und der finanzielle Ausfall war bei weitem nicht so groß, wie wenn ich nicht darauf hätte zurückgreifen können.“ Nach dem ersten Schrecken konnte Ulrike Jungwirth erleichtert aufatmen und richtet ihren Dank für die Hilfe an alle, die dabei involviert waren.


Anzeige Foto: SVA/Fotostudio Gimpel / Tapia

Österreichweit laden mit nur einer Karte an rund 3.000 Ladepunkten mit der Ladekarte der Energie Graz

Im Grazer Meerscheinschlössl fand am 7. November auf Einladung der SVA ein Symposium rund um das Gesundheitssportprogramm „Jackpot“ statt. Den rund 80 Teilnehmern ging es darum, noch mehr Bewegung im steirischen Gesundheitssystem zu verankern. Die Vernetzung der Sozialversicherungen mit Gesundheitsfonds und Sportverbänden ermöglicht das steiermarkweite Bewegungsprogramm.

D

as Bewegungsprogramm Jackpot wurde speziell für erwachsene Personen entwickelt, damit wurden bereits rund 1.500 Menschen insbesondere nach einem Kuraufenthalt oder Gesundheitsvorsorge-Aktivaufenthalt, erfolgreich zum Mitmachen bewegt. Unter der Federführung der SVA kooperieren der Gesundheitsfonds Steiermark, die Sozialversicherungsträger AUVA, PV, SVB, STGKK, VAEB gemeinsam mit den Sportverbänden Sportunion, ASKÖ und ASVÖ sowie regionalen Sportvereinen, den Gesundheitszentren und Kureinrichtungen und der Uni Graz. Weiterer Ausbau geplant Ab dem Jahr 2019 sollen zusätzlich Typ-2-Diabetes-Patienten eingeladen werden. „Wir planen eine Ausweitung auf alle 13 steirische Bezirke und Erweiterung des Trainer-Teams. Wir achten dabei auf eine hochqua-

litative Ausbildung, sie ist einer der Grundpfeiler des Erfolgs“, so Lena Großschädl, Koordinatorin des Gesundheitssports in der SVA-Landesstelle. „Auch die systematische Einbindung der steirischen Gemeinden wird hier eine besonders große Rolle spielen“, ergänzt Christian Lackinger von der Sportunion. Walter Lunner, GenDir.-Stv. der SVA ergänzt: „Wir haben Jackpot 2015 als Pilotprojekt in der Steiermark gestartet – mit dem Ziel, inaktive Menschen für Bewegung zu begeistern. Ich werde mich auch weiterhin gerne für dieses sinnvolle Projekt einsetzen, mit dem Ziel, die Begeisterung für dieses Projekt der Steiermark auf die restlichen Bundesländer zu übertragen.“ Anmeldungen werden bei der Jackpot-Servicestelle bei der SVA (05/0808 9516 und jackpot@svagw.at) entgegengenommen. FAZIT DEZEMBER 2018 /// 57

1

0226

/805

7-18

R TE

57

2000

0316 Uhr, 0-24

ice Serv

Mehr gesunde Bewegung mit „Jackpot“

Jetzt mit zusätzlicher kostenloser Jahresmitgliedschaft für tim bis 31.12.2018

KA LADE

(v.l.n.r.): Daniel Dick (SVA), Walter Lunner (SVA), Manfred Großschädl („Therapie Aktiv“), Sylvia Titze (Uni Graz), Elke Böhm (GZ Bad Sauerbrunn), Lena Großschädl (SVA), Stefan Herker (Sportunion), Verena Krammer (StGKK), Rudolf Weber (VitaMed GZ), Bernd Leinich (Gesundheitsfonds Steiermark) und Christian Lackinger (Sportunion).

Holen Sie sich Ihre Energie Graz-Ladekarte ganz einfach auf www.energie-graz.at/ elektromobilitaet

Österreichweites Laden bezieht sich auf alle gekennzeichneten Ladestationen der Mitglieder des Bundesverband Elektromobilität Österreich (BEÖ).

Mehr zu tim – täglich.intelligent.mobil. – finden Sie auf www.tim-graz.at


Anzeige Foto: Die Industrie / Foto Fischer

Manfred Anfang (SMC Pneumatik GmbH) mit Jürgen Steinecker (Sparte Industrie WKO Steiermark) und Gernot Pagger (IV Steiermark).

A

ngehende Mechatroniker, Elektrotechniker, Metalltechniker und Konstrukteure beiderlei Geschlechts lösten dabei in Teams zwei Tage lang gemeinsam die Aufgaben. Letztlich wurden die einzelnen Lösungen aller Teams zu einer digitalen Fabrik zusammengefügt. Als Gewinner ging das Team der Holz-Her Maschinenbau GmbH hervor. Den ernsthaften Hintergrund bildet die Suche nach interessier-

ten und qualifizierten Jugendlichen. Eine Kooperation der Sparte Industrie in der WKO Steiermark und der IV-Steiermark richtete die erste steirische Industrie 4.0 Challenge aus. Die GF Jürgen Steinecker (Sparte Industrie) und Gernot Pagger (IV Steiermark) zur Intention: „Digitalisierung darf nicht als losgelöstes Phänomen verstanden werden, sie verändert Abläufe und erfordert oftmals eine neue Heran-

Lehrlinge meistern Industrie 4.0 Challenge Der neue Wettbewerb „Industrie 4.0 Challenge“ erfordert berufsübergreifendes Teamwork, Fachkönnen und neues Denken. 28 Lehrlinge aus acht steirischen Industriebetrieben zeigten am 13. und 14. November in Graz, wie gut sie mit der Praxis der Digitalisierung umgehen können. gehensweise. Bei der Industrie 4.0 Challenge stehen genau diese Aspekte im Mittelpunkt. Teamwork und Interdisziplinarität spielen eine ebenso große Rolle wie das Wissen um die Anwendung neuer Technologien.“ SMC, weltweit führender Experte in der industriellen Automatisierung, war professioneller Begleiter des Wettbewerbs. „Wie die heimische Industrie den Herausforderun-

gen der Digitalisierung begegnet, ist erfolgsentscheidend für den Standort Österreich. SMC investiert in die Zukunft, in den Technikerinnen- und Technikernachwuchs. Daher ist es uns eine große Freude, mit unserem Know-how und Equipment einen Beitrag zur Challenge zu leisten“, betont Manfred Anfang, Product Manager Technical Systems bei SMC und Fachjuror der Industrie 4.0 Challenge.

Powered by Adrenaline. Erleben Sie am besten selbst, wie das Adrenalin steigt – im TURBO Benziner und im neuen 1.6 i-DTEC Diesel, den es auch mit 9-Gang-Automatik gibt!

Den Honda Civic gibt es jetzt mit bis zu € 2.000,– PowerBONUS* bereits ab € 18.990,–. Fragen Sie auch nach LEASE & RELAX* – dem Leasing inkl. Haftpflicht und Vollkasko! * Aktionen gültig für lagernde Neufahrzeuge Honda Civic (ausgenommen Civic Type R) bei Kauf und Zulassung bis 31.12.2018. Der PowerBONUS wird vom Listenpreis abgezogen und ist im Aktionspreis bereits berücksichtigt.

AUTOHAUS FLORIAN

Neudauer Straße 266, 8291 Burgau, Tel.: 03383/2223

AUTOHAUS KALCHER

Grazer Straße 24, 8350 Fehring, Tel.: 03155/2424

JOHANN TSCHERNTSCHITSCH Kraftstoffverbr. komb. (NEFZ): 3,5-6,0 l/100 km, CO 2 -Emission in g/km: 93-137

HOH_SuedOst_Anz_Civic5D_188x124_2018_Neu_RZ.indd 1

Unterschwarza 55, 8471 Spielfeld, Tel.: 03453/2273-0

18.09.18 14:30


Anzeige Foto: Fischer

Mit der Lehre zum Erfolg: Das Team der Sparte Gewerbe und Handwerk mit den Medaillengewinnern der EuroSkills in Budapest.

Volle Fachkraft voraus!

Die Lehre ist zurzeit eines der bestimmenden wirtschafts- und arbeitsmarktpolitischen Themen. Hermann Talowski, Unternehmer und Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk in der WKO Steiermark, spricht über Chancen, Image und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Herr Talowski, die Lehrlingskampagne der Sparte Gewerbe und Handwerk „Helle Köpfe – geschickte Hände“ feiert ihr 10-jähriges Jubiläum. Ihre Bilanz? Talowski: Absolut positiv! Die Lehre gewinnt wieder an Ansehen. „Helle Köpfe – geschickte Hände“ hat sicherlich einen Anteil dran, es sind aber auch andere Faktoren, etwa richtige Weichenstellungen in der nationalen und europäischen Bildungspolitik und natürlich auch die Leistungen unserer Fachkräfte bei den EuroSkills und WorldSkills. Erst kürzlich haben wir die Medaillengewinner der heurigen EuroSkills in Budapest mit Anerkennungspreisen der Sparte ausgezeichnet. Welchen Stellenwert hat die Lehrausbildung in der Bildungspolitik? Der Stellenwert steigt und was viel wichtiger ist: Er wird auch sichtbar, nämlich im Nationalen Qualifikationsrahmen.

Darin werden alle Bildungsabschlüsse und Qualifikationen künftig einer von 8 möglichen Stufen zugeordnet. Das macht sie europaweit vergleichbar. Die Lehre findet sich auf Stufe 4 und damit auf demselben Niveau wie die AHS-Matura, wobei eine formale Entscheidung über die tatsächliche Einstufung der Matura noch aussteht. Damit haben es alle schwarz auf weiß, dass Lehre und Matura gleichwertig sind! Nicht gleichartig, denn die Inhalte sind unterschiedlich, aber gleichwertig: Beide bilden den Abschluss einer langjährigen Ausbildung. Und noch etwas: Vor Kurzem wurde der Meister auf der Stufe 6 eingeordnet und steht damit auf demselben formalen Niveau wie der Bachelor.

Die Kurse zur Meisterprüfung muss man privat bezahlen, zum Teil sehr hohe Summen. Den Bachelor finanziert die öffentliche Hand – was tun Sie gegen diese finanzielle Ungleichheit?

Ein wichtiges Thema: Bildung darf nicht unterschiedlich viel wert sein! Daher fordern wir auch, dass die berufliche Ausbildung und die Ausbildung an der Universität finanziell gleichgestellt sind. Wir werden uns das in nächster Zeit auf jeden Fall genau ansehen und an einer Lösung arbeiten.

Bleiben wir noch beim Geld: Was sagen Sie zu den jüngsten Kollektivvertragsabschlüssen? Zuerst einmal: Jeder Unternehmer will gute Mitarbeiter gut bezahlen, auch in seinem eigenen Interesse. Natürlich müssen die Abschlüsse für beide Seiten wirtschaftlich vertretbar sein. Hier bemühen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer, das Beste zu erreichen. Das ist auch völlig normal und legitim und daran ist auch nichts Verwerfliches. Verwerflich ist aber, dass der Staat nichts dazu beiträgt, dass diese Abschlüsse auch für den Einzelnen spürbar sind. Denn es ist ja gut und schön, wenn

so und so viel Prozent Lohnerhöhung herausverhandelt werden. Aber was hilft das, wenn am Ende des Monats nichts übrigbleibt, weil die Steuerprogression alles auffrisst? Daher ganz klar meine Forderung: mehr netto vom Brutto für unsere Mitarbeiter! Zurück zum Thema Lehre: Sie machen sich auch für neue Begriffe beim Thema Lehre stark. Was ist damit gemeint? Ganz einfach: Wir müssen überlegen, ob wir bei diesem Thema noch die richtigen Wörter verwenden. Ist ein Wort wie „Lehrling“ noch zeitgemäß? Hier geht’s ja nicht um ungeschickte Zauberlehrlinge, sondern um die Fachkräfte der Zukunft! Dasselbe gilt für den Begriff „Lehrlingsentschädigung“: Wer richtet dabei bitte wo welchen Schaden an? Und auch der „Lehrlingswart“ soll künftig nur mehr „Lehrlingsexperte“ genannt werden, wie es einige Branchen bereits heute tun. FAZIT DEZEMBER 2018 /// 59


Innovation

Stahl meisterhaft in Form bringen Von Josef Schiffer

An innovativen Ideen und Start-ups mangelt es in der Steiermark, wie unsere FAZIT-Serie gezeigt hat, wahrlich nicht. Dauerhafter Erfolg steht auf einem anderen Blatt und echter Unternehmergeist erweist sich oft erst in der langfristigen Beharrlichkeit über alle Höhen und Tiefen des wirtschaftlichen Schaffens hinweg.

E

in vorbildliches Beispiel dafür ist Michael Pfandlbauer, der sein Unternehmen PM CNC Technik und Schulungs GmbH in Trofaiach mit Fleiß und Ideen vom EinMann-Betrieb zu einem ansehnlichen mittelständischen Unternehmen mit heute 35 Mitarbeitern ausgebaut hat. Mit Unterstützung der SFG erweitert er nun den Betrieb und baut eine hochmoderne Lehrwerkstätte aus. Industrielehre als solide Grundlage Schon als Jugendlicher war sich Michael Pfandlbauer darüber im Klaren, dass ihn sein

Michael Pfandlbauer bespricht die oft anspruchsvollen Aufträge mit den Mitarbeitern.

60 /// FAZIT DEZEMBER 2018

Weg in die Selbstständigkeit und zum Verwirklichen eigener Ideen führen würde. Der 40-jährige Firmenchef hat sein Handwerk in der Metallbranche klassisch von der Pike auf gelernt. Eigentlich wollte er als technisch interessierter Bursch nach der Hauptschule die HTL besuchen, entschloss sich aber nach Ratschluss der Familie dann doch für eine Lehre bei der Voestalpine in Donawitz: „Wir waren zu Hause mehrere Geschwister und für unsere Eltern stellte das Anstreben einer höheren Schulbildung auch finanziell ein Problem dar.“ Als Lehrling begeisterte er sich in Donawitz

rasch für die zu jener Zeit noch relativ neuen CNC-Techniken zum Zerspanen und die Herstellung von Werkzeugen und erlebte durch seine Ausbilder weiteren Ansporn und auch Förderung, sich weiterzubilden. Im Schulungszentrum Fohnsdorf perfektionierte er sein Können auf dem Gebiet des CNC (Computerized Numerical Control), das heißt der Technik, Werkstücke computergesteuert mit hoher Präzision automatisch herzustellen. Anschließend besuchte Pfandlbauer die Meisterschule der Wirtschaftskammer Steiermark und schaffte in

kürzester Zeit den Weg zum Abschluss mit Auszeichnung als jüngster Meister auf dem Gebiet der Maschinen- und Fertigungstechnik. Mit der Unternehmerprüfung schaffte er eine weitere Voraussetzung für den Sprung in die Selbstständigkeit, unterrichtete aber zunächst sowohl in Wifi-Kursen als auch an der Werkschule Donawitz und war als Prüfer für eine Reihe von verwandten Berufen tätig. Lernen aus der Krise Aus den bescheidenen Anfängen als Ein-Mann-Betrieb in der Werkstatt entwickelte sich binnen weniger Jahre ein


Innovation

Unternehmen mit sieben Mitarbeitern, das 2007 in eine GmbH umgewandelt wurde. Die Folgen der Wirtschaftskrise im übernächsten Jahrr 2009 trafen ihn relativ unvermittelt mitten im Aufbau: „Binnen weniger Monate brach der Umsatz ein und ich hatte alle Hände voll zu tun, um keinen meiner Mitarbeiter abbauen zu müssen.“ Mit eisernem Sparwillen und einigen kreativen Projekten konnte er das Steuer herumreißen und gestärkt aus der Krise hervorgehen, so Pfandlbauer: „Aufgeben ist nicht meine Sache, weder geschäftlich noch in meinem Hobby Ausdauersport, viele andere hätten den bequemen Weg gewählt und wären in den Ausgleich gegangen.“ Seine optimistische Weltsicht hat durch die Beschäftigung mit den Gedanken des Philosophen Richard David Precht zu einer positiven Entwicklung der Gesellschaft weitere Impulse erhalten.

Fotos: PM CNC GmbH, Josef Schiffer

Individuelle und innovative Fertigung Heute steht sein Unternehmen kerngesund da und expandiert nach einer Fusion seiner beiden ursprünglichen Betriebe weiter. Anfänglich als reiner CNC-Fertigungsbetrieb für Prototypen, entwickelte sich

in Laufe der Zeit ein zuverlässiger Fertigungsbetrieb für CNC-Arbeiten und Erodieren, ebenso für einige Sondermaschinen- und Mechatronikpartner. Im Jahr 2015 wurde eine neue große Halle im Industriepark Trofaiach bezogen und der Maschinenpark auf den modernsten Stand gebracht, um auch aufwändige und anspruchsvolle Aufträge erfüllen zu können. Drehen, Fräsen, Erodieren sind die Kernkompetenzen der PM CNC Technik und Schulungs GmbH. Das Trofaiacher Unternehmen setzt dabei auf Individualität und macht aus den ausgefallensten Ideen hochqualitative Produkte. Michael Pfandlbauer stellt an sich und seine Mitarbeiter den ehrgeizigen Anspruch, aus diesen hochkomplexen Maschinen ein Maximum an Gestaltungsmöglichkeiten herausholen können. Die Zeit als reiner Lohnfertiger in den Anfängen hat das Unternehmen hinter sich gelassen. „Unser Schwerpunkt liegt heute im Prototypen-, Vorrichtungs- und Werkzeugbau“, erklärt Pfandlbauer. „Außerdem fertigen wir komplexe Schweißkonstruktionen und Kleinserien.“ Dabei wird eine Vielzahl an Stahlqualitäten, Leicht- und Buntmetalle sowie Kunststoffe bearbeitet und auch Veredelungen und Oberflächenbehandlungen angeboten. Die Präzision und die Breite der Angebotspalette überzeugte eine Reihe namhafter Kunden aus Flug- und Fahrzeugbau ebenso wie aus Forschung oder Sondermaschinenbau. Dabei sorgt eine breite Streuung im Kundenportfolio für mehr Krisenfestigkeit und gleichmäßige Beschäftigung der Mitarbeiter: „Wir produzieren aktuell für circa 80 Kunden aus Industrie und Gewerbe, was ein sehr breit gefächertes handwerkliches Know-how voraussetzt und abverlangt.“ Das Credo von Pfandlbauer lautet: „Jeder Kunde ist uns gleich wichtig,

Die Fertigung von Prototypen und Kleinserien ist das Kerngeschäft des Unternehmens. egal ob er als Landwirt mit dem Traktor oder Geschäftspartner im Mercedes kommt.“

Ausbildung zukünftiger Fachkräfte Ein entscheidender Ansporn für Pfandlbauer ist es, die Höherqualifizierung unserer Mitarbeiter zu forcieren und das vorhandene Potenzial zu fördern. Darum werden auch jährlich drei bis vier neue Lehrlinge aufgenommen, die in der neuen Lehrwerkstätte eine gediegene Ausbildung als später begehrte Fachkräfte erhalten. „Wir bilden mit Überzeugung Lehrlinge aus, weil anders der Facharbeitermangel sicher nicht zu bewältigen sein wird. Vor allem der grundlegend veränderte Zugang zur Ausbildung von neuen Facharbeitern, etwa Lehre mit Matura, und die erweiterte Produktpalette von Bauteilen wird uns unsere sehr gute Position in unserem Betätigungsfeld stärken.“ Das PM-Know-how wird in seiner

Rolle als Schulungszentrum nicht nur an die 35 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weitergegeben, sondern auch an die anderer Unternehmen. Der Erfolgskurs des Unternehmens sorgt dafür, dass PM CNC jetzt expandiert. Das Betriebsgebäude wird in den kommenden Monaten erweitert, der jetzt schon eindrucksvolle Maschinenpark ausgebaut und eine eigene Lehrwerkstätte inklusive hochmoderner 5-Achs-Produktionsmaschine eingerichtet. Die Steirische Wirtschaftsförderung SFG stellt die Finanzierung des Projektes mit einer stillen Beteiligung sicher. „Unternehmen wie PM CNC sind es, die den Industriestandort Steiermark erfolgreich machen. Wir setzen deshalb alles daran, diesen Unternehmen das Kapital zur Verfügung zu stellen, das sie für eine erfolgreiche Expansion brauchen“, erklärt Alexander Schwarz, Leiter des InvesTeam der SFG. FAZIT DEZEMBER 2018 /// 61


Anzeige Foto: Holding Graz

Anzeige Foto: Foto Philipp Schulz, philographics.at

Wirtschaft

Am 26. Jänner verwandelt sich die Grazer Oper wieder in den schönsten Ballsaal der Welt.

Die Bestattung Graz macht mit einer gebrandeten Straßenbahn auf sich aufmerksam.

Grazer Opernredoute sorgt für „Freude“

Bestattung wirbt auf Straßenbahn

Im Grazer Opernhaus, auf dessen Bühne sonst Musikdramen und Ballett dominieren, erobern am 26. Jänner 2019 wieder zahlreiche Ballbegeisterte und Prominente aus Wirtschaft, Medien, Politik, Gesellschaft und Kultur das glanzvollste Parkett des Jahres.

F

ür die 21. Ausgabe der Opernredoute wird die „Freude“ zum Motto für die glanzvollste Ballnacht der Saison. Mit einem freudvollen Programm werden daher die Ballgäste eine Nacht lang bezaubert, verwöhnt, miteinander ins Gespräch gebracht und auf die Tanzflächen eingeladen, wenn es zum Eröffnungswalzer der Grazer Philharmoniker wieder heißt: „Alles Walzer!“ In dieser Nacht verwandelt der sich der prachtvolle Zuschauerraum der Oper Graz zusammen mit der Bühne in den vielleicht schönsten Ballsaal der Welt. Die Räumlichkeiten hinter den Kulissen präsentieren sich dazu als einzigartige, zauberhafte Welten, durch die diesmal Christoph Wagner-Trenkwitz das Publikum als Conférencier begleiten wird. Wo sonst können Sie in einer einzigen Nacht zu den Klängen der Grazer Philharmoniker in diesem prachtvollen Ballsaal tanzen, Ihre kulinarischen Träume in der 1001 Oase wahr 62 /// FAZIT DEZEMBER 2018

werden lassen, in mondäner Beach-Club-Atmosphäre chillen, in einen atemberaubenden Cocktail-Dschungel eintauchen, prickelnde Opernmomente in der Champagner Bar erleben, hinter den Kulissen zu Chansons und Swing tanzen, zu Discobeats im Opernkeller grooven oder einfach nur die besten Gastronomen der Genusshauptstadt Graz und die erlesensten Weine der Steiermark auf einem kulinarischen Highway erkunden. Dies und viele weitere außergewöhnliche Highlights erwarten Sie bei der 21. Ausgabe der Grazer Opernredoute am 26. Jänner 2019 im prachtvollen Ambiente der Oper Graz.

Ticketinfo:

Tickets erhalten Sie im Ticketzentrum am Kaiser-Josef-Platz 10, 8010 Graz, Tel 0316 / 8000; via E-Mail: tickets@opernredoute.com oder online unter www.opernredoute.com oder www.ticketzentrum.at

„Begleitung ist Vertrauenssache.“ Mit diesem Claim rollt seit einem Monat eine „Variobahn“-Straßenbahn im Design der Bestattung Graz durch die Stadt. Sterben ist nach wie vor ein Tabuthema. Mit der Gestaltung einer Straßenbahn wird Bewusstsein für Sterben, Abschied und Trauer in den öffentlichen Raum transportiert.

D

ie Thematisierung von Sterben und Bestattung im öffentlichen Raum kann zu Gesprächen anregen und die Menschen zum Nachdenken bringen, um ihren individuellen Zugang zum Abschied zu finden“, so die beiden Geschäftsführer der Bestattung Graz, Gregor Zaki und Fritz Probst. Damit soll erreicht werden, dass sich die Menschen aktiv mit diesem Thema beschäftigen. Mit der von der Firma „Ankünder“ im Totallook gestalteten Straßenbahn kommuniziert die Bestattung Graz ihr Service rund um die vertrauensvolle Begleitung zur letzten Ruhe, trägt zur Bewusstseinsbildung in der Gesellschaft bei und erfüllt so ihren Serviceauftrag für die Grazerinnen und Grazer. Die Bestattung Graz ist das

zweitgrößte Bestattungsunternehmen in Österreich. Mit der Erfahrung aus 112 Jahren, gepaart mit Modernität und Innovationsgeist, ist die Grazer Bestattung am Puls der Zeit. Sie ist für Hinterbliebene erster Ansprechpartner im Falle von Abschied, Trauer und Verlust. Kompetent und einfühlsam betreut sie Betroffene und setzt dafür ihr Wissen für die ganz individuellen Wünsche ein. Das umfassende Angebot reicht von der Feuerbestattung über alternative Bestattungsformen und Behördenwege bis hin zur Klärung von Fragen zum digitalen Nachlass. Den Hinterbliebenen wird damit die gesamte Organisation rund um den Trauerfall abgenommen und Zeit für die Trauerarbeit gegeben.


Anzeige Foto: Bernhard Bergmann / JR

Anzeige Foto: WKO / Foto Fischer

Wirtschaft

Gerhard Mohr entwickelt Sensortextilien, die Auskunft über den Gesundheitszustand des Trägers geben können.

Steirisches Know-how feiert weltweit Erfolge Bahnbrechende Erfindungen aus der Steiermark tragen weltweit dazu bei, das Leben der Menschen zu verbessern und zu erleichtern. Die Joanneum Research mit Hauptsitz in Graz ist Inhaberin von 29 Erfindungen mit erteilten Patenten, weitere 18 sind angemeldet.

A

n der Spitze des steirischen Forschungsunternehmens steht Wolfgang Pribyl, der seine Wurzeln ebenfalls in der Forschung hat – im Bereich Elektrotechnik. „Neugierde und Kreativität sind wesentliche Komponenten für erfolgreiche Forschungsarbeit. Es gilt, innerhalb des Unternehmens Rahmenbedingungen für einen innovativen Output zu schaffen“, skizziert Pribyl seine Herausforderung als leitender Manager. Vielseitig innovative Ideen Eine höchst erfolgreiche Erfindung aus dem Forschungsbereich HEALTH ist die Methode der „offenen Mikroperfusion (OFM)“. Mit deren Hilfe lässt sich die Bioäquivalenz von pharmazeutischen Wirkstoffen bestimmen und wie gut sie über die Haut aufgenommen werden. Für die Zulassung von Generika ist dies von zen-

traler Bedeutung, weil damit teure und langwierige Studien vermieden werden können. MATERIALS, das Institut für Oberflächentechnologie und Photonik der Joanneum Research, hat das flexible Sensor-Material PyzoFlex® patentieren lassen. Diese vielseitig anwendbare Technologie wird beispielsweise für die Weiterentwicklung von intelligenten Böden oder smarten, flexiblen Bedienoberflächen eingesetzt. Das akustische Tunnelmonitoring AKUT, das von DIGITAL unter Federführung von Franz Graf entwickelt wurde, sorgt laufend für mehr Sicherheit im Straßenverkehr. Hinter allen erfolgreichen Produkten stehen helle Köpfe mit Erfindergeist. Diejenigen, auf deren Konto die meisten Erfindungen bei Joanneum Research gehen, sind Barbara Stadlober, Dieter Nees sowie Gerhard Mohr.

Gerhard Wohlmuth, Obmann der Sparte Handel, Ernst Gittenberger (l.) KMU Forschung Austria und SpartenGF Helmut Zaponig (r.) gehen von einem positiven Weihnachtsgeschäft aus.

Sieben Millionen Packerl unter den steirischen Christbäumen Weihnachten lässt alle Jahre wieder die Kassen im Handel klingeln: Laut KMU Forschung Austria planen die Steirer im Schnitt heuer rund 370 Euro für Weihnachtsgeschenke auszugeben. Unterm Strich werden damit an die sieben Millionen Packerl unter den steirischen Christbäumen erwartet, so Spartenobmann Gerhard Wohlmuth optimistisch: „Die gesamtwirtschaftliche Ausgangslage spricht für ein stabiles, positives Weihnachtsgeschäft 2018.“

N

icht nur die Adventmärkte scharren bereits in den Startlöchern, auch die „Christkindl“ sind längst unterwegs: Die Steirerinnen und Steirer zeigen sich beim Schenken auch heuer wieder von ihrer spendablen Seite. „Mit einem durchschnittlichen Weihnachtsbudget von 370 Euro liegen die geplanten Ausgaben fürs Fest erneut auf dem höchsten Niveau der letzten Jahre“, erklärt Ernst Gittenberger von der KMU Forschung Austria. Entsprechend vorsichtig optimistisch zeigen sich daher die steirischen Einzelhändler: Während 60 Prozent von gleichen Umsätzen wie im Vorjahr ausgehen, rechnen immerhin 20 Prozent mit Steigerungen beim weihnachtlichen Umsatz. Wie sich das Geschäft entwi-

ckelt, wird man auch diesmal erst wieder kurz vor Weihnachten beurteilen können. Der Grund dafür ist der starke Trend zum späten Shopping. „Etwa 40 Prozent der Kunden gaben auch heuer wieder an, das Gros ihrer Weihnachtseinkäufe erst ab der zweiten Dezemberhälfte bzw. erst kurz vor dem Fest zu erledigen“, so Gittenberger. Der steirische Handel verzeichnet aber noch einen weiteren Trend: Rund 50 Prozent der Steirer informieren sich online zu Weihnachtsgeschenken und 35 Prozent planen Präsente – zumindest teilweise – im Internet zu kaufen. „Jeder achte Weihnachtseuro fließt ins Netz. Umso wichtiger sind unsere Bemühungen, den steirischen Onlinehandel zu stärken“, so Wohlmuth. FAZIT DEZEMBER 2018 /// 63


Anzeige Foto: LK / Danner

Es gab eine insgesamt gute Ernte, aber Klimawandel und Märkte fordern die Bauern sehr, erklären LKPräsident Franz Titschenbacher und Kammerdirektor Werner Brugner

Gute Ernten im Schatten von Klimawandel und Preisdruck Die steirischen Bauern sind laut Landwirtschaftskammer mit den Ernteerträgen des heurigen Jahres trotz teils widriger Wetterbedingungen und Klimaeinflüssen je nach Kultur weitgehend bis sehr zufrieden. Das größere Angebot an Ware drückt jedoch auf die Preise im Großhandel. LK-Präsident Franz Titschenbacher fordert fairere Bedingungen für die heimischen Bauern.

W

ährend große Teile Österreichs unter Trockenheit litten, waren in der Steiermark längere Perioden von häufigem Starkregen ungünstig für manche Kulturpflanzen, betont Titschenbacher: „Tausende Hektar an Kürbissen, Mais oder Getreide wurden in der um drei Wochen verkürzten Anbauzeit überschwemmt, die jungen Pflänzchen erstickten im Stauwasser.“ Und erklärt: „Die Klimakrise erschwert die Arbeit der Bauern erheblich und erhöht auch die Produktionskosten.“ Dennoch seien die Erntemengen bei Wein, Kürbiskernen, Äpfeln, gentechnikfreiem Soja, Mais, Hirse sowie auch bei Grünfutter, Silage und Heu insgesamt sehr gut, so Titschenbacher: „Die laufende Chinakohlernte fällt trockenheitsbedingt niedrig aus, unterdurchschnittlich bei allen Getreidearten und durchschnittlich bei Käferbohnen und Kren.“ Perspektiven und faire Chancen für Landwirte Wenig Anlass zur Freude gibt im Gegensatz zu den Ernten jedoch die Preisentwicklung bei vielen landwirtschaftlichen Produkten, unterstreicht Titschenbacher: „Die im Großen und Ganzen gute Ernte wird von einer massiven Preismisere insbesondere bei Äpfeln und Schweinefleisch

64 /// FAZIT DEZEMBER 2018

überschattet. Unsere bäuerlichen Familienbetriebe brauchen wieder Perspektiven und faire Chancen auf den Märkten.“ Seine Kritik richtet sich gegen den Preisdruck und Dumping durch die Handelsketten: „Als Lebensmittelproduzenten steht den Bauern eine starke Stellung in der Wertschöpfungskette zu. Den unlauteren Handelspraktiken zulasten der Bauern ist ein Riegel vorzuschieben.“ Dazu laufen auf europäischer Ebene entsprechende gesetzliche Initiativen, deren rasche Umsetzung er fordert.

Testeinkäufe gegen unlauteren Wettbewerb „Ein großes Problem sind die irreführenden Herkunftsangaben von Lebensmitteln“, unterstreicht Kammerdirektor Werner Brugner. Hier ist die Landwirtschaftskammer als Mitglied des Schutzverbandes gegen unlauteren Wettbewerb aktiv. Brugner: „Bei irreführender Kennzeichnung, also wenn die Herkunft aus Österreich auf der Verpackung suggeriert wird, tatsächlich aber ausländische Lebensmittel drinnen sind, war der Schutzverband schon mehrfach gerichtlich und außergerichtlich erfolgreich.“ Des Weiteren rät Brugner den Bauern, bei unlauteren Handelspraktiken mit Unterstützung

der Landwirtschaftskammer anonyme Beschwerden bei der Bundeswettbewerbsbehörde abzugeben. Außerdem will sie die anonymen Testeinkäufe ausbauen und die Ergebnisse auch veröffentlichen. Ein besonderer Schwerpunkt wird in nächster Zeit in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Branchenverband Obst und Gemüse auf die Herkunft von Äpfeln und Apfelsaft gelegt.

Neue Kulturen gegen den Klimawandel Die heimischen Bauern setzen unterstützt durch die Landwirtschaftskammer auf klimafitten Ackerbau mit wassersparenden Kulturen wie Hirse (+ 12 Prozent) sowie auf Humusaufbau, damit der Boden das Wasser besser speichern kann und um Trockenperioden besser zu überstehen. Um Sojaimporte aus Übersee zu reduzieren, erhöhen sie kontinuierlich den Anbau von gentechnikfreiem Soja auf 8.327 Hektar (+ 11 Prozent). Darüber hinaus steigern die Rinderbauern den Eiweißertrag vom Grünland um zehn Prozent und mischen neue hitze- und trockenheitstolerantere Gräser ins Grünland des Berggebietes, um gegen Trockenperioden besser gewappnet zu sein und um länger frisches und junges Futter für die Tiere zu haben.


Anzeige Foto: Fotokuchl Johannes Polt

Das Motto − In zünftiger Tracht den frischen Junker genießen.

Der Steirische Junker ist wieder da

Der erste Vorbote des Weinjahres 2018 – der Steirische Junker – ist endlich wieder da. Der „Neue“ ist, wie zu erwarten, leicht, frisch und aromatisch – er erweist sich auch in diesem Jahr wieder als ein echter Junker. Seine Premiere hatte der Steirische Junker auch in diesem Jahr bereits am 25. Oktober, was tausende begeisterte Junkerfans dennoch nicht abhielt, zu den offiziellen Junkerpräsentationen in Graz und Wien zu kommen.

A

m 7. November, Mittwoch vor Martini, dem traditionellen Termin für die Junkerpräsentationen, war es wieder an der Zeit, Dirndl, Lederhose und Trachtenjanker aus dem Kleiderschrank zu holen und den Steirischen Junker hochleben zu lassen. In Graz und Wien konnten insgesamt über 4.000 Besucherinnen und Besucher den Steirischen Junker 2018 verkosten.

Intensive Fruchtaromen Der Vorbote des steirischen Jahrganges 2018 ist durch die veränderten Klimabedingungen geprägt. Intensive Aromen nach frisch geerntetem Kernobst wie Apfel, aber auch Zitrusnoten, welche durch kühle Nachttemperaturen während der Reifezeit sehr stark ausgebildet und gefördert wurden, sind im Steirischen Junker 2018 vorherrschend. Bei all seiner Jugend ist er wie erwartet erfrischend, fruchtig und leicht, aber auch bereits harmonisch am Gaumen. Der Steirische Junker ist also eine echte Erfolgsgeschichte und wird bestimmt auch im nächsten Jahr wieder seine Fans

begeistern. Möglich ist das natürlich nur durch die gute Zusammenarbeit der heimischen Weinbauern. Mit mehr als 500.000 verkauften Flaschen jährlich bedeutet das Ergebnis auch dieses Jahr für den steirischen Junker wieder Platz eins in der Beliebtheitsskala der österreichischen Jungweine. Gesellschaftliches Großereignis Von der ersten bis zur letzten Minute – von 17 bis 21 Uhr – nutzten die zahlreichen Gäste die Chance, möglichst viele verschiedene Steirische Junker zu verkosten. Auch die Prominenz in Graz, wie etwa der Vorstand der Steiermärkischen Sparkasse Mag. Franz Kerber, Landesrat Hans Seitinger, Gemeinderätin Sissi Potzinger, LWK-Vizepräsidentin Maria Pein, Bauernbunddirektor DI Franz Tonner, Weinbaudirektor Werner Luttenberger, Obmann der Wein Steiermark Stefan Potzinger, Weinkönigin Katja I. Silberschneider und Weinhoheit Lisa Peinsipp ließen sich den Vorboten schmecken. Als Gaumenerfrischung für zwischendurch wurde Mineralwasser von Vöslauer und Sorger-Brot

gereicht; zwischendurch stärken konnte man sich auch an den Verkaufsständen von Messner und Hofkäserei Deutschmann. Der Abschluss dieser gelungenen Präsentation fand in Graz beim legendären Nachjunkern statt, das wie gewohnt in den Lokalen Kottulinsky und Monkey’s stattfand.

Anstoßen auf den Junker 2018: (von li.) Franz Kerber (Steiermärkische Sparkasse), Weinhoheit Lisa Peinsipp, LR Johann Seitinger und Weinbaudirektor Werner Luttenberger. FAZIT DEZEMBER 2018 /// 65


Kurz & News

Ehrung für steirische Sport-Funktionäre

Fonds als starker Hebel für Nachhaltigkeit

Was können gezielte Veranlagungen für eine nachhaltige globale Entwicklung bewirken? Diese Frage diskutierten Franz Fischler, Klimaforscherin Helga KrompKolb und weitere Experten auf Einladung der RLB der und Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft (KAG) am 22. Oktober auf der Grazer Murinsel. Dass nachhaltige Veranlagungen immer stärker nachgefragt werden, zeigt der Rekordwert an Anlagevolumen von 14,6 Mrd. Euro. „Nachhaltige Veranlagungen fördern die generationentaugliche Entwicklung unserer Erde und sind auch attraktiv. Raiffeisen will daher kräftige Impulse im Bereich für nachhaltige Veranlagungen setzen“, waren sich RLB-GenDir. Martin Schaller und Raiffeisen KAGGF Dieter Aigner einig.

Debatte zu Kunst Wirtschaften bei Deloitte Die styrianARTfoundation, mit den beiden Obfrauen Margret Roth und Prof. Edith Temmel, sowie Deloitte Steiermark, mit Hausherren Konsul Mag. Friedrich Möstl, luden am 24. Oktober zum zweiten styrianARTtalk in die Räumlichkeiten der Wirtschaftsprüfungskanzlei in der Grazer Paulustorgasse. Unter dem Motto „Kunst – Wirtschaften: mieten – vermarkten – besitzen“ diskutierten Kunstexperte Otto Hans Ressler und Christoph Schell (Schell Collection) mit zahlreichen namhaften Gästen, darunter der Grazer Kulturstadtrat Dr. Günter Riegler.

Eröffnungsfeier des neuen Captura-Büros

Landesverkehrs-Award für Exekutivbeamten

Die Eröffnung des neuen Captura-Standortes in der Grazer Grabenstraße am 11.Oktober, mit über 100 Gästen, war ein tolles Event mit musikalischer und kulinarischer Untermalung. Neben der Büroeröffnung wurde auch das 30-jährige Bestehen in der Dienstleistung für private Vorsorge gefeiert. Seit Einführung der Marke ImmoPension vor zwei Jahren hat Captura bereits die 50 Mio.-Euro-Hürde an verkauften Vorsorgewohnungen überschritten. Der Einstieg in den Markt ist gut gelungen, der Finanzdienstleitung hat man zur Gänze den Rücken gekehrt. Mit dem ehrgeizigen Ziel, 1.000 Wohnungen unter dem Titel ImmoPension zu verkaufen, liegt man nach Auskunft der Geschäftsleitung voll auf Kurs.

Der LandesVerkehrsAward wurde heuer bereits zum 10. Mal verliehen. Mit ihm werden Beamte der Verkehrsabteilung der LPD Steiermark ausgezeichnet, die besondere Leistungen im exekutiven Außendienst für die Verkehrssicherheit erbracht haben. Zur diesjährigen Verleihung lud Verkehrslandesrat Anton Lang in den Rittersaal des Landhauses und überreichte den LandesVerkehrsAward 2018 feierlich an Gruppeninspektor Edmund Lienhart. „Ich möchte Ihnen meinen besonderen Dank für Ihre Leistungen und Ihr langjähriges Engagement im Sinne der Verkehrssicherheit aussprechen. Der Award ist ein wichtiges Zeichen der Anerkennung verkehrspolizeilicher Leistungen“, erklärte LR Lang.

66 /// FAZIT DEZEMBER 2018

Fotos: Foto Melbinger, Conny Pail, Raiffeisen, Geopho / Jorj Konstantinov, Land Steiermark

Am 18. November wurden im Weißen Saal der Grazer Burg die bronzenen, silbernen und goldenen Ehrenzeichen an steirische Sportfunktionäre verliehen. LR Anton Lang sprach den verdienten und meist ehrenamtlich tätigen Funktionären und Funktionärinnen für ihre außerordentlichen Leistungen seinen Dank aus: „Jeder, der selbst einmal im Sport-Bereich tätig war, kann sich vorstellen, wie viel Arbeit und Einsatzwille notwendig sind, um Erfolge zu feiern. Der heutige Abend ist dem enormen Einsatz und der Disziplin unserer steirischen Funktionäre gewidmet. Ihr seid die Basis dafür, dass sich viele Kinder und Jugendlichen sportlich betätigen und sportliche Top-Leistungen erbringen können."


Europa braucht die starken Regionen der Steiermark! Die 43. Sitzung des Steirischen Landtags ging mit einer Debatte über die Entwicklungen in der Europäischen Union einher. Die Bedeutung der Regionen blieb dabei unbestritten.

E

uropa braucht die starken Regionen der Steiermark, denn Europa fängt in der Gemeinde an“, so VP-Klubobmann Karl Lackner. In der Landtagssitzung vom 20. November 2018 wurde der Bericht der Landesregierung zu den Entwicklungen in der Europäischen Union vorgestellt und diskutiert. Der Bericht sollte aktuelle Themen, Aktivitäten und Vorgänge im Rahmen der EU sowie deren mögliche Wirkungen auf die Steiermark und steirische Themen, die in einem europäischen Kontext wirksam werden, beleuchten.

Foto: Kanizaj

VP-Klubobmann Karl Lackner ist davon überzeugt, dass Europa in der Gemeinde anfängt.

100 steirische EU-Gemeinderätinnen und EU-Gemeinderäte Um die Mitwirkung der Gemeinden in der Europäischen Union zu gewährleisten, hat das Bundesministerium für Europa, Integration und Äußeres in Zusammenarbeit mit der Vertretung der Europäischen Kommission in Österreich im Jahr 2010 die Initiative „Europa fängt in der Gemeinde an“ ins Leben gerufen. Ziel dieser Initiative ist es, in möglichst vielen österreichischen Städten und Gemeinden Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie Gemeindevertreterinnen und Gemeindevertreter als sogenannte Europa-Gemeinderäte und -Gemeinderätinnen zu gewinnen. „Die Europäische Union ist das größte Friedensprojekt, das Europa je gesehen hat. 100 steirische Europa-Gemeinderäte leisten einen Beitrag für unsere Regionen in der Union, die vor großen

Herausforderungen, wie dem Außengrenzschutz zur Unterbindung illegaler Migration, steht. Unsere Aufgabe als junge Menschen ist es, dieses Europa proaktiv mitzugestalten“, betonte VP-Europasprecher Lukas Schnitzer. Der Beitrag der Europa-Gemeinderätinnen und -Gemeinderäte in den steirischen Gemeinden reicht von Informationsveranstaltungen, Gemeindeausflügen bis hin zu Veröffentlichungen und Informationen in Gemeindezeitungen und lokalen Medien sowie grenzüberschreitenden Kooperationen. Besonders im Hinblick auf die Wahlen zum Europäischen Parlament im Frühjahr 2019 kommt den steirischen EU-Gemeinderätinnen und EU-Gemeinderäten eine besondere Funktion aufgrund der großen und unmittelbaren Nähe zu den Bürgerinnen und Bürgern zu. Bestens aufgestelltes VP-Europa-Team „Mit unserer Europalandesrätin Barbara Eibinger-Miedl und unserem Europasprecher Lukas Schnitzer sind wir für die aktive Mitarbeit an der Zukunft der Europäischen Union bestens aufgestellt. Sie kümmern sich darum, das Land Steiermark in der Union zu positionieren und an den Entwicklungen mitzuwirken. Das zeigt sich auch im Europäischen Arbeitsprogramm der Landesregierung 2018, wo unter anderem die Unterstützung zur Umsetzung der Agenda Sicherheitsunion auf dem Plan steht“, so Lackner abschließend.

FAZIT DEZEMBER 2018 /// 67


Kurz & News

Selektion de luxe beim Hypo Weltspartag Einlagenrekord im Raiffeisen-Jubiläumsjahr Die Kundeneinlagen bei Raiffeisen Steiermark erreichen heuer zum Weltspartag einen neuen Rekordwert. Mit 15,1 Milliarden Euro liegt so viel Geld auf der hohen Kante wie nie zuvor. Dabei handelt es sich um eine langfristige Entwicklung, denn in den letzten zehn Jahren ist das Volumen um 40 Prozent angewachsen. Raiffeisen Generaldirektor Martin Schaller: „Wir werten das kontinuierliche Wachstum an Kundeneinlagen als Vertrauensbeweis, denn die Sicherheit der Spareinlagen steht für die meisten Steirer an erster Stelle.“ Der heurige Weltspartag stand bei Raiffeisen zudem ganz im Zeichen des 200. Geburtstags des Gründers Friedrich Wilhelm Raiffeisen.

Die Geschenke der Hypo Steiermark zum Weltspartag punkteten mit regionalen Raffinessen. Das Konzept dafür ist durch und durch regional und nachhaltig: kurze Transportwege, biologisch abbaubare Inhaltsstoffe, langlebige Materialien, natürliche Zutaten und heimische Rohstoffe sind die Grundvoraussetzung für die Hypo Steiermark Selektion. Heuer stand der Tag unter dem Motto „Ein bunter Jahresreigen“. Seit 2015 rückt der Weltspartag alljährlich die „Steirische Meisterklasse“ in den Mittelpunkt: Meister- und Familienbetriebe präsentieren hier ihre Produkte. Von Omis Reibgerstl-Suppe und Flamberger Bier über Lavendel.Pinkerl und Molke.Bad bis zu Dinkel.Kissen reichte die Auswahl.

Feine Klänge beim Weltspartag Zum Ausklang des Weltspartags lud der Vorstand der Steiermärkischen Sparkasse am 31. Oktober zum traditionellen Empfang in den Schlossbergsaal am Sparkassenplatz. Der Sänger Ivan Orescanin, seit 2006 Ensemblemitglied der Grazer Oper, verlieh dem Abend eine besonders harmonische Note und begeisterte die Kunden mit Liedern aus Operette und Musical. Auch die Steiermärkische Sparkasse begeistert seit knapp 200 Jahren ihre Kundinnen und Kunden, so Gerhard Fabisch.

68 /// FAZIT DEZEMBER 2018

Mit einem zauberhaften Empfang am Weltspartag feierte die BKS Bank ihr 35-Jahr-Jubiläum in der Steiermark. Im Jahr 1922 in Kärnten gegründet, erfolgte der erste Schritt über die Landesgrenzen hinaus mit der Filialgründung 1983 in Graz. „Damit wurden wir von der Bank für Kärnten zur Bank für Kärnten und Steiermark“, blickte BKS Bank-Vorstandsvors. Herta Stockbauer auf diesen Meilenstein zurück. Damals erwirtschaftete die Bank eine Bilanzsumme von 1,1 Mrd. EUR und beschäftigte 624 Mitarbeiter. Im Anschluss an die Gespräche ließen sich die Gäste von Tischzauberer Christoph Käs verzaubern und mit Weinen des Weinguts Ferrin sowie italienischen Spezialitäten verwöhnen.

Weltspartag bei der Grazer Filiale der Bank Burgenland

Reger Andrang herrschte auch in diesem Jahr zum traditionellen Empfang anlässlich des Weltspartags in der Grazer Filiale der Bank Burgenland. Der Filialleiter und Landesdirektor für die Steiermark Manfred Huber begrüßte mit seinem Team die Kunden und Kundinnen der Bankfiliale und informierte über die aktuellen Spar- und Anlage-Instrumente seines Instituts. Am BusinessTalk der Bank Burgenland in Graz nahmen neben repräsentativen Geschäftspartnern aus verschiedenen Berufsbranchen auch zahlreiche Kunden und Mitarbeiter des Eigentümers der Grawe-Bankengruppe teil. Auch für das leibliche Wohl der Gäste war bestens gesorgt.

Fotos: Raiffeisen, Artige Bilder, Hannes Loske, Jorj Konstantinov, Margit Kundigraber, Bank Burgenland

35-Jahre-Jubliäum beim BKS-Weltspartag


Anzeige Foto: Gady

Wirtschaft

Die Freude an Bewegung – neu definiert Nachdem er 20 Jahre lang für eine sportliche deutsche Automarke aktiv war, stellte sich der 37-jährige Leibnitzer Ranko Antunovic einer neuen beruflichen Herausforderung. Er fand sie Anfang 2017 in der Gady Family in der Position des Markenleiters BMW & MINI.

W

eil ich mich sowohl mit dem Unternehmen Gady Family als auch mit den Marken BMW und MINI sehr gut identifizieren kann“, wie er betont. Nach rund zwei Jahren in dieser Funktion blickt er kurz in den Rückspiegel – und zeichnet ein spannendes Bild von der nahen Zukunft. Herr Antunovic, wie fällt Ihre persönliche Bilanz nach rund zwei Jahren in der Gady Family aus? Ranko Antunovic: „Ich freue mich, dass wir im Verbund der Gady Family viel bewegen. Wir sind gut aufgestellt und mit rund 300 Mitarbeitern sowie elf Standorten der führende BMW-Händler in Graz und im Süden der Steiermark. Die Strategie der Gady Family ist auf Wachstum ausgerich-

tet. Seit 58 Jahren ist Gady mittlerweile BMW-Vertragshändler. Das schafft Vertrauen auf beiden Seiten und ermöglicht uns eine größere Nähe zum BMW- Konzern. Gady und BMW – diese Kombination passt einfach! Dies wurde vor kurzem einmal mehr unter Beweis gestellt, als die Gady Family von BMW zum besten Händler 2017 in Österreich gewählt wurde. Ich bin stolz-dabei sein zu dürfen und die Marke BMW noch präsenter zu machen.“ Warum sollte ein Kunde einen BMW kaufen? Ranko Antunovic: „BMW steht seit Jahren für Zuverlässigkeit, technische Innovation und höchsten Fahrkomfort. Die Marke ist Synonym für Qualität und Beständigkeit.

Es steckt auch eine Menge österreichischer Qualität in den Fahrzeugen. Die Motoren werden in Österreich gebaut, ebenso sind viele Interieur Teile made in Austria. Insofern bleibt ein Großteil der Wertschöpfung im Land.“

Was dürfen BMW-Fahrer und -Fans von den neuen Modellen erwarten? Ranko Antunovic: „Als besondere Highlights sind hier die beiden neuen Modelle, das 8er Coupé und der neue BMW X5, zu nennen. Das 8er Coupé setzt in punkto Design und Sportlichkeit neue Maßstäbe auf den Straßen. Der BMW X5 ist der neue Boss. Seit Jahren ist der BMW X5 das Flaggschiff bei den SUVs. Die vierte X5-Generation beeindruckt mit einer Fülle an

Innovationen. Intensiver und besser denn je kombiniert sie Offroad-Performance mit dynamischer Fahrfreude auf der Straße. In puncto Zuverlässigkeit und Komfort ist der BMW X5 unerreicht.“ Die brandneuen Modelle BMW X5 und das 8er Coupé sind ab sofort an den Gady Standorten in Lebring, Gady Graz-Nord, Graz-Liebenau und Fehring live zu erleben. Gady Family bewegt! www.gady.at

FAZIT DEZEMBER 2018 /// 69


Foto: Stadt Graz/Fischer

Bauen & Wohnen

Begeistert von der Smart City: (von li.) Baudirektor Bertram Werle, Andreas Kern, Bgm. Siegfried Nagl, Oliver Vallant und Arch. Stefan Nussmüller.

Smart City

Herzstück mit vielen Höhepunkten Das Herz der Smart City beginnt zu schlagen: Im Baufeld Mitte steht ein spektakuläres Projekt mit vielen Höhepunkten am Start.

R

essourcenschonend und emissionsarm soll die zukünftige Smart City sein. Im Baufeld Mitte werden Wohnund Gewerbebauten sowie Freiflächen errichtet, die den Kriterien mehr als nur gerecht werden. Baubeginn soll 2019 sein, bis 2021 soll das Gesamtprojekt stehen. In einem kooperativen baukünstlerischen Verfahren wurde auf Grundlage des Wettbewerbs von den Preisträgern ARGE Nussmüller Architekten, Hohensinn Architektur und Lorenz und Partner Architekten der Entwurf gestaltet. Für das Architekturkonsortium hob Stefan Nussmüller die Vorteile dieses erstmals angewandten Verfahrens hervor: „Die drei Preisträger haben ihre Ideen gebündelt und ins Projekt eingebracht.“ Architekt Markus Pernthaler, der seit Beginn die Smart City begleitet, ist überzeugt: „Wir haben uns zu Beginn hohe Ziele für den intelligenten Stadtteil gesetzt – wir werden sie erreichen!“ Bgm. Siegfried Nagl präsentierte den Entwurf für das Megaprojekt: „Wir haben bei der Smart City die Chance, nicht 70 /// FAZIT DEZEMBER 2018

nur kleine Parzellen, sondern ganze Stadtteile zu entwickeln. Bei der Smart City, die für mich eine attraktive Bahnhofcity ist, sind wir voll im Plan unterwegs.“ Besonders attraktiv für die Mobilität der Smart City werde die Straßenbahn sein, die ab Ende 2021 das Gebiet erschließen werde. Smarte Wege beschreitet man auch in der Verwaltung knapper Ressourcen wie etwa Tiefgaragen-Stellplätzen: eine zentrale digitale Plattform des Quartier-Management-Systems (QMS) sorgt dafür, dass alle lokal verfügbaren Dienste unkompliziert abgerufen werden können. Angetan vom Entwurf zeigten sich als Vertreter der Investoren Andreas Kern von der KS Group und Oliver Vallant von der SC Mitte Holding, die alle Bauteile des Ensembles mit 300 Wohnungen, einem High-Tech-Forschungszentrum und gewerblich genutzten Gebäuden vorstellten. Informationen:

www.smartcitygraz.at

Nähe Kitzeck, Aussichtslage Sausal (961-30477): Grundstück im Freiland mit altem Bauernhaus (sanierungsbedürftig), dadurch Bebauung möglich, Gfl. 2598 m², Kanal und Strom am Grundstück, Wasser a.d. Straße. KP.a.A. Manuela Roiderer 0664-8184143, www.sreal.at

Südsteiermark, großes Grundstück Nähe Gamlitz (961-29134): 5.729 m², Baugrund ca. 1000 m² mit Einreichplan, sonnig + ruhig, ansonsten Mischwald, Anschlüsse a.d. Grundstücksgrenze. 59.000,- Euro. Manuela Roiderer, 0664-8184143, www.sreal.at

Südsteiermark, ArnfelsZentrum (961-30417): Alles ist möglich! Ehemalige Bäckerei/Konditorei mit Wohnungen im OG und Nebengebäuden wartet auf einen innovativen Käufer. Gfl. 1879 m², Nfl. ca. 640 m², HWB: 211 + 140,2 kWh/m²a, fGEE: 2,02 + 2,46. KP.a.A. Manuela Roiderer 0664-8184143 www.sreal.at

Südsteiermark, Leutschach a.d.Weinstraße (96130411): Lust auf eine Ferienimmobilie im Süden Österreichs? Zwei sympathische Wohnungen zu verkaufen. Wfl. 84,5 m² und 122 m², HWB: 53 kWh/m²a, fGEE: 1,57, ab 99.000,- Euro. Manuela Roiderer, 0664-8184143, www.sreal.at

Exklusive Immobilien im Fazitimmobilienmarkt 0316/6719290 office@wmedia.at


Raaba: Familienfreundliche sehr gepflegte 5 Zi-Wohnung, überdachter, großzügiger Balkon mit Grünblick, Carport, perfekte Infrastruktur, Wohnfl. ca. 90 m² KP.: 199.000,- Euro, HWB 54,4 kWh/m²a; Obj.-Nr.:19364 Ing. Wolfgang Sixt, 0316/8036-2598 www.raiffeisen-immobilien.at

Symbiose aus Licht, Natur und Architektur: Nur 15 (Auto-) Minuten vom Geidorfplatz entfernt und eingebettet in eine schöne Umgebung mit viel Grün erfüllen Sie sich Ihren Traum vom schöner Wohnen! Bezugsfertige, aber noch nach eigenen Wünschen und Vorstellungen zu adaptierende multifunktionale Bausubstanz! 1.000 m² Grundfläche: WFL: 360 m² plus 100m2 UG; Kaufpreis ab 395.000,- Euro! HWB 75,4 kW/h; Obj.-Nr. 860/18531 Michael Pontasch-Hörzer, 0316/8036-2599; 0664 53 45 495, www.raiffeisen-immobilien.at

Graz-Webling : Familiendomizil X, traumhafter Garten, 7 bis 8 Zimmer, teilw. klimatisierte Räumlichkeiten, schöne Küche, 2 Bäder, Vollkeller, Doppelcarport usw. Perfekte idyllische Lage. Wohnfl. ca. 187 m² und ca. 95 m² Kellerfläche, KP.: 449.000,Euro, HWB 118,4 kWh/m²a; Obj.-Nr.:19317, Ing. Wolfgang Sixt, 0316/8036-2598 oder 0664/627 51 00 www.raiffeisen-immobilien.at

Laboratoriumsstraße: Nur 1Topsanierte 2-Zimmer-Wohnung im EG ca. 49m², Terrasse und Garten, EUR 148.000,-, Euro,Obj.Nr. 860/19458 mehr Infos: 0316/8036-2596 www.raiffeisen-immobilien.at

Hochgrail: Winzerhaus mit atemberaubender Aussicht mitten in der weststeirischen Schilcherhochburg. 5 Zi., 2 große Terrassen, Carport, Gewölbekeller, 145 m² Wohnund 5.553 m² Grundfläche. HWB 136, fGEE 2,24 michael.dorner@planet-home.at, 0664/2072792

Leutschach: Mehrgenerationenhaus für alt und Jung! Top Lage im Zentrum für geschäftliche und private Zwecke geeignet. Ein zweites Einfamilienhaus auf einer Grundfläche von 2 650m². HWB 110,42 und HWB - 176,95, VB: 430.000,- Euro silvia.stelzl@planet-home.at 0664/88 466 384

Elke Harg: Beabsichtigen Sie den Verkauf Ihrer Immobilie? Ich berate Sie gerne und sorge für einen unkomplizierten Verkaufsprozess. Meine Kompetenz im größten Immobiliennetzwerk Österreichs spricht dafür! Sie erreichen mich unter 0664 4241767 oder e.harg@remax-for-all.at Ich freue mich auf Ihren Anruf!

Haus Kauf Graz-Umgebung: Mantscha, großzügiger Familienhit, Gfl. ca. 1.900 m², Wfl.: ca. 370 m², Zi.: 8, 2 Garagen, HWB: 43,1 kWH/m2a, Klasse B, Elke Harg 0664 4241767 RE/MAX for all, KP € 699.000, www.remax.at/1606-13791

Exklusive Immobilien im Fazitimmobilienmarkt 0316/6719290 office@wmedia.at FAZIT DEZEMBER 2018 /// 71



Fazitportrait Von Volker Schรถgler mit Fotos von Heimo Binder

Die Geigen des Herrn Hofer

Fazit Dezember 2018 /// 73



Fazitportrait

Lebend stand ich in den Wäldern, wurde geschlagen mit hartem Beil. Während ich lebte, schwieg ich, gestorben klinge ich süß. Übersetzung einer lateinischen Inschrift auf der Zarge einer alten Geige.

E

in großer, grauer Koffer in Form einer großen Violine schwankt über die Murbrücke. Erst als er näherkommt, ist darunter der kleine Bub zu erkennen, der sich mit schnellen Schritten, vorbei an der Franziskanerkirche, einem kleinen Geschäft nähert und darin verschwindet. In der Werkstatt lauscht er aufmerksam Meister Brückners Erzählungen, während dieser sein Cello pflegt.

Hofers Geschichte So beginnt die Geschichte von Rupert Hofer in der Hauszeitung Nummer 1/1998 seines eigenen Unternehmens, das er im Herbst 1997 in der Leonhardstraße gegründet hat: Aus dem kleinen Buben ist ein Geigenbaumeister geworden. Das klingt so – prosaisch, so profan: Geigenbaumeister. Das kann, das darf man nicht einfach dahinsagen, nicht bloß beiläufig erwähnen. Würden Sie diesen Text nicht lesen, sondern hören, hätten Sie bemerkt, dass dieses Wort mit gehobener Stimme ausgesprochen wird. Akzentuiert, fast mit einem Rufzeichen, jedenfalls mit anerkennendem Unterton, der bei sensitiven Zeitgenossen sogar leicht ehrfürchtig ausfallen kann, fälschlicherweise auch sorgenvoll erschrocken: »Geigenbaumeister (– du gute Güte, ein Künstler, wovon wird er leben?).« Niemand macht das, wenn aus einem Maurerlehrling ein Baumeister wird. Nichts gegen Baumeister, Bob ist sogar ein Star; und der einzige Baumeister, den ich kenne, ist okay und witzig und reich. Jedenfalls macht Rupert Hofer das seit beruhigenden einundzwanzig Jahren und er ist nicht Künstler – abgesehen davon, dass er Cello spielt – sondern Kunsthandwerker. Und das ist sicher wie nur was, schließlich ist er auch noch Landesinnungsmeister der Kunsthandwerker (1000 Betriebe in der Steiermark) und Bundesinnungsmeister der Musikinstrumentenerzeuger (7000 Betriebe in Österreich) und er bildet Lehrlinge aus. Der Mann kennt sich aus. Aber das war nicht immer so, doch davon später.

Holz lebt Die meisten verbinden mit Holz etwas Angenehmes. Kein Wunder, ist es doch als Baum zweifellos ein Lebewesen und scheint noch als zugerichteter Werkstoff den göttlichen Funken nicht zu verlieren. Holz lebt – und sei es auch nur wegen seiner hygroskopischen Eigenschaften. Es nimmt Luftfeuchtigkeit auf und gibt sie wieder ab, was etwa raumklimatische Vorteile bringt. Aber es »arbeitet« dabei auch, schwindet bei Trockenheit und Wärme und dehnt FAZIT DEZEMBER 2018 /// 75



Fazitportrait

Mist kaufen ist wie Geld wegschmeißen. Rupert Hofer über Billiggeigen

sich bei feuchter Luft aus. Deshalb werden etwa Parkettböden auch »schwimmend« verlegt, mit gewissem Abstand zum starren Mauerwerk. Auch wer jemals bloß ein Regalbrett aus Vollholz zugeschnitten oder auch nur an der Wand befestigt oder irgendwo eingebaut hat, kennt die angenehme Haptik und die relativ einfachen Bearbeitungsmöglichkeiten dieses Werkstoffs. Oft aber auch die überraschenden, schwer berechenbaren Eigenschaften von Holz, insbesondere, wenn es sich verzieht, sei es wegen der klimatischen Bedingungen oder weil es schlecht aufgeschnitten ist. Wissen und Erfahrung eines Fachkundigen sind dann gefragt. Man kann wissen, welches Holz für welche Zwecke geeignet ist, wie das mit den stehenden und den liegenden Jahren ist oder mit der linken und der rechten Seite eines Bretts. Erfahrung ist vergleichsweise die höhere Dimension. Sie läßt sich naturgemäß nicht einfach erlernen, ist zeit- und energieaufwendig, ihre Skala ist nach oben hin offen und in den Grenzbereichen an der Schwelle zu Zauberei und wahrem Glauben. Wir kommen zur Magie des Holzes. Damit ist jetzt gar nicht die Kommunikationsfähigkeit von Pflanzen und damit auch Bäumen untereinander gemeint, um den Ton geht es aber doch. Klangsuche Der Klang der Geige ist mystifiziert. Auch Meister Hofer baut Geigen nach alten Vorbildern. Das sind in erster Linie die italienischen Geigenbauer des 18. Jahrhunderts, allen voran Stradivari, Amati und Guarneri. Zum einen sehen alle Geigen gleich aus. Ja, das stimmt so nicht, ich höre den Aufschrei der Auskenner, spreche aber von respektive mit den Augen des Laien und betrachte die wenigen echten Designausnahmen für die Bestätigung der Regel. Vor allem aber wird versucht, dem Klang der Vorbilder möglichst nahe zu kommen. Die Größe dieser Herausforderung und die fast sakrale Würde dieses Abenteuers dürften nur wenigen bewußt sein. Natürlich weiß man, dass alles Handarbeit ist, aber wie aufwendig die Anwendung alter Methoden mit althergebrachten Werkzeugen ist, macht schon Staunen. Die bauchige Wölbung von Decke und Boden der Violine wird nicht etwa mit einem Fräser gefertigt, sondern mit sogenannten Abstecheisen und mit Wölbungshobel aus Messing in wirklich vielen Größen, wobei der kleinste geschätzte drei Zentimeter winzig ist. Allein der Gedanke an das Schärfen der Hobeleisen kann einen angesichts der sons-

tigen Rasanz des Lebens unrund machen. Aber es kommt noch ärger: Der Geigenbauer verwendet kein Schleifpapier – zumindest Rupert Hofer nicht. Es werden ausschließlich unterschiedlich geformte Ziehklingen eingesetzt, auch bei der schwierig zu putzenden Schnecke am oberen Ende des Halses. Wer schon einmal auch nur eine einfache, gerade Ziehklinge oder gar einen Schwanenhals zugerichtet und händisch mit einem Grat versehen hat, kann ermessen, was das an Aufwand und Geschick bedeutet. Jeder Unternehmensberater würde zum Outsourcen raten, wie es etwa Tischler mit den zu schleifenden Werkzeugen handhaben. Er kann nicht wissen, dass ein traditionsbewusster Geigenbauer auch anders denken können muss. Quer und gegen die Ströme von Zeit und manchmal auch Raum.

Der Sitz der Seele Richtig fasziniert aber erst das Innere der Geige. Zugegeben, das ist bei uns Halbgebildeten nicht schwer zu bewirken, fehlt doch immer die Hälfte an Wissen, aber gleich hundert Prozent? Ebenfalls zugegeben, ich weiß nicht einmal, was in meiner eigenen Gitarre drinnen ist, ob überhaupt etwas drinnen ist und man sieht auch so selten hinein. Bei der Geige noch weniger, die hat ja nur zwei schmale F-Löcher. Die heißen so. Eher der bildenden Kunst Verhaftete kennen sie aufgemaltermaßen von einem weiblichen Rückenakt, die »Violine von Ingres« von Man Ray. Was ist nun im Inneren der Violine? Erstens der Bassbalken. Er ist aus Fichtenholz und wird, nachdem er an die Wölbung der Geigendecke angepasst ist, an ihrer Unterseite angeleimt. Er verteilt die Schwingungen, die ein Ton erzeugt, über die ganze Geigendecke. Die wiederum aus langsam gewachsenem, nach klanglichen Aspekten ausgesuchtem Fichtenholz sein muss. So wie der Rest der Geige, jedenfalls aber der Korpus, genauer der Boden und die Seitenwände, die sogenannten Zargen, aus möglichst stark geflammtem Ahornholz sein sollte. Zweitens der Stimmstock. Das ist ein dünner runder Stab aus Fichte, sie sogenannte »Seele« des Instruments. Er steht aufrecht und verbindet Decke und Boden miteinander und muss so genau passen, dass er ohne Leim stehen bleibt. Darüber hinaus bestimmt er die so wichtige Klangfarbe mit. Rupert Hofer lässt einige Stimmstöcke nacheinander auf den Tisch fallen und tatsächlich: Jeder klingt anders. Der Legende nach suchte Antonio Stradivari in klaren Vollmondnächten jene Fichten aus, aus denen FAZIT DEZEMBER 2018 /// 77



Fazitportrait

Schlechter Samen wird nicht aufgehen. Rupert Hofer noch einmal über Billiggeigen

er seine Geigen fertigte. Er schälte etwas Rinde ab, legte sein Ohr an den Stamm, klopfte mit einem Hammer gegen das Holz und lauschte. War er mit der Resonanz zufrieden, wurde der Baum gefällt. Die harten Winter zu seiner Zeit ließen das Holz langsamer wachsen, was für die besonders gleichmäßige Dichte gesorgt haben mag, die 2008 mit computertomografischen Untersuchungen an der niederländischen Universität Leiden nachgewiesen wurde. Das unterstützt auch die »Kleine-Eiszeit-Theorie«, eine von vielen, die das Geheimnis um die besondere Klangfarbe einer dreihundertjährigen und millionenschweren Stradivari-Geige zu lüften versuchen. Andere Hypothesen führen den außerordentlichen Klang auf eine hauchdünne Grundierung unter der rötlichen Lackschicht zurück. Wieder andere machen seinerzeit verwendete Holzschutzmittel für den besonderen Sound verantwortlich. Fast an Blasphemie grenzt hingegen ein Blindtest des Wissenschaftsmagazins PNAS mit 21 Musikern, denen es nicht gelang, aus insgesamt sechs Violinen die zwei Stradivaris und eine Guarneri herauszuhören. Dieser Test legt nahe, dass ein psychologischer Effekt den altehrwürdigen Geigen zu bleibendem Ruhm verhilft: Wer eine Geige spielt oder hört, die Millionen wert und von einer Aura der Überlegenheit umgeben ist, den begeistert schon dieses besondere Erlebnis so, dass der Klang überirdisch schön wirken muss. So wird auch der niederschmetternde Blindtest den Mythos der alten Geigen kaum beenden. Reparieren statt herstellen Der heute 47jährige Rupert Hofer wußte bereits im Musikgymnasium BRG Dreihackengasse über seine Berufung Bescheid und wurde als einziger Nichtdeutscher in der Prä-EU-Zeit an der re-

nommierten Geigenbauschule im bayerischen Mittenwald aufgenommen. Praxis sammelte er bei Benedek in München, bei Max Möller & Zoon in Amsterdam sowie in Berlin. Mit der Routine kam die Perfektion. Der Schlüssel dazu: »Durch das Sehen, Reparieren und Restaurieren von alten Meistern wie Guadagnini, Stradivari, Goffriller, Amati, Busseto, Stainer, Jacobs und vielen mehr war es mir möglich, umfangreiche Erkenntnisse zu gewinnen und mich mit alten Arbeitsweisen intensiv auseinanderzusetzen«, so Hofer. Rund 25 neue Geigen und Bratschen hat der Meister bislang gebaut. Für ein Stück benötigt er 200 Arbeitsstunden. Für ihn wesentlich sind dabei eigener Charakter und Stil, und dass Klang- und Formschönheit überzeugen. Der Preis? 14.000 Euro plus Steuer. Schülergeigen hingegen schlagen gerade einmal mit einem Zehntel zu Buche. Natürlich gibt es die Billiggeigen aus dem Internet und China. »Aber alles unter 1.700 Euro zahlt sich nicht aus« , spricht er sein tägliches Geschäft mit den Eltern an. Das Spielfertigmachen einer billigen Onlinegeige, damit sie überhaupt funktioniert, kommt schnell einmal auf 1.000 Euro, plus Bogen und Kasten sind wir bei 1.900, erläutert Hofer. »Und dann habe ich noch immer bloß den China-Mist. Da zahlt sich ein Set mit solider heimischer Ware um insgesamt 2.500 Euro sicher aus. Das noch dazu eintauschbar ist für die nächste Geigengröße.« Außerdem kann man die Instrumente bei Hofer auch mieten. Sein Zubehörgeschäft in der Größenordnung von rund 10.000 verschiedenen lagernden Produkten ist gigantisch, unschlagbar seine Auswahl etwa an Etuis für Celli »nahe am Netzpreis«. Hauptgeschäft ist und bleiben aber die Reparatur und das Service von Geigen bis zu Gitarren. Wann soll sich da wieder ein Neubau eines Instruments ausgehen? Die Frage war rhetorisch. n

Geigenbaumeister Rupert Hofer 8010 Graz, Leonhardstraße 36 Telefon +43 316 373911 geigenbau.at

FAZIT DEZEMBER 2018 /// 79


Ein dicker Mann kann doch auch liebhaben. Rolf Hoppe, Schauspieler, 1930–2018

Festivalvorschau

Apropos Vernetzung Das Diskursfestival »Elevate« stellt sich 2019 noch breiter auf als bisher. EU-Projekte bringen neben dem Geldsegen auch einen höchstrangigen Grad an befruchtender Vernetzung mit den wirklich großen Playern dieses Genres.

Von Michael Petrowitsch

Fotos: Edith Held, Johanna Lamprecht (4), Enlarge

D

ie mythologische Frau »Europa« war, so schrieben zumindest die Alten, eine fesche und heißbegehrte. Als phönizisches Königstöchterl hat sie Zeus den Kopf verdreht. Selbiger, wenngleich verheiratet, verwandelte sich flugs in einen Stier und entführte sie auf die Insel Kreta. So romantisch war das damals und sowohl die patriarchale als auch die postfeministische Lesart dieser Geschichte kommen wohl zum selben Schluss für den Subkontinent gleichen Namens: Das Miteinander ist wichtig, Allianzen sind super und Vernetzung ist einzigartig. Europa als politische Konstruktion ist momentan so ein bissl im Wiglwagl, was es mit sich selbst anfangen soll. Gut, dass es da Menschen gibt, die am Fortkommen des »europäischen Gedankens« arbeiten. Und gut, dass das Unterstützung findet! Den Wahrheitsbeweis in unseren Breiten angetreten hat das Elevate-Festval. Seit 15 Jahren betreiben die Engagierten Grundsatzarbeit zwischen Diskurs, Dancing und Draufgängertum. Gerade wurde vor wenigen Tagen an anderer Stelle vollkommen richtig kommentiert, dass ein Zuviel an Parteienfinanzierung ohnehin nur der Wirtschaft zugutekommt. Dem kann ich nur beipflich80 /// FAZIT DEZEMBER 2018

ten. Ähnlich verhält es sich ja schlussendlich mit dem gesamten Förderwesen. Dass es grundsätzlich schwierig ist, an EU-Kulturfördertöpfe zu gelangen, ist bekannt. Man braucht wahrlich einen langen Atem. Elevate haben einen und sind mittlerweile Profis. Das Projekt »We are Europe« ist ein Gemeinschaftsputzerl von europäischen Festivals, das nach einem erfolgreichen ersten Durchgang in den letzten drei Jahren nun ein weiteres Mal positiv juriert wurde. Der Titel alleine ist Programm: Nach Flüchtlingskrise, Brexit, Nationalisierungs- und Abschottungstendenzen in Europa, Destabilisierung von demokratischen Strukturen in vereinzelten Ländern und Radikalisierung punktete man mit einer Idee, die genau das Gegenteil vorleben wollte und auch tat. Darum stand einer Fortsetzung nichts im Wege. Von 2019 bis 2021 erlebt dieses Rhizom von insgesamt acht Festivals eine Neuauflage und das mit anderen Vorzeichen. Für Bernhard Steirer, einem der Masterminds, ist das ein europäischer Meilenstein. Elevate wurde durch die Zusammenarbeit mit sieben teils wesentlich größeren Partnerfestivals deutlich internationaler in der Programmierung. »Durch diese Zusammenarbeit profitieren steirische und österreichische Acts, weil wir selbige oft

an andere Festivalprogramme vermitteln konnten.« Ad Wissenstransfer: Es gibt Kooperationen mit etablierten Festivals wie etwa dem »Sonar« in Barcelona und dem »Nuits Sonores« in Lyon. Alle mit weitaus höheren Kapazitäten. Künstlerische Praxis und kulturbetriebliche Herausforderungen für den Nachwuchs im Kulturbetrieb von morgen werden forciert. Das überregionale Publikum


Alles Kultur Jahresnachschau

Es ist 2018 Michael Bärnthaler über 2018

Von Michael Bärnthaler

E

Festivalgründer Roland Oreski, Bernhard Steirer und Daniel Erlacher

dankt es. Für Steirer ergeben EU-Projekte weiterhin Sinn: »Auch wenn die Aktivitäten mit einem hohen administrativen Aufwand verbunden sind.« Das wiederum wird Frau »Europa« nicht kratzen, die hat es auf die Fünfeuro- und 2014 gar auf die Zehneurobanknote geschafft. Schelm, der Böses dabei denkt, dass keine Höherwertige auserkoren wurde. Es gibt also noch Luft nach oben. n

s ist 2018. Aber das wissen Sie ja schon. Was wollen Sie noch wissen? Was auf 2018 folgt? 2019. Usw. usf. Es ist immer schwierig, etwas über die eigene Gegenwart zu sagen, man steckt da so seltsam drin, wie in sich selbst. So steckt man auch in der Gegenwart fest. Aber irgendwo und irgendwas, irgendjemand muss man ja sein … Wir sind alle 2018er – noch, und wir sind alle Gegenwärtige – immer. Etwas anderes werden wir nie sein. Es gibt keine Wunder, nicht wahr? Es gibt doch keine Wunder ... Dass die jeweilige Jahreszahl von Progressiven, die doch in Wahrheit gar nicht auf der Höhe der Zeit sind, gerne als begründende Chiffre für ihre politischen Forderungen missbraucht wird, wollen wir, nachdem ich es nun erwähnt habe, rasch wieder vergessen. Es ist 2018! Wir sind doch viel weiter und viel freier als jene Klischeehanseln, die sich »Progressive« nennen – »progressive Kräfte«! Haha, es gibt keine Wunder. Postmodern sein heißt etwas lieben, irgendwas. In der Spannung zwischen etwas und irgendwas spielen die Dramen unserer

Existenz. Die Liebe verwandelt vielleicht dieses in jenes, verwandelt irgendwas in ein Etwas von unendlichem Wert … So passiert Sinnstiftung in Freiheit. So ist das 2018: Es besteht die Möglichkeit, die oft auch beängstigende Freiheit zuzuspitzen zu rettender, bindender Liebe. Viele scheitern, das ist auch klar. Es ist 2018, und wir sind schon sooo 21. Jahrhundert. Die Menschheit berauscht sich an sich selbst, will menschliches Leben maximieren, am Ende gar den Tod besiegen – irgendwie, muss doch möglich sein. (Lesen Sie Yuval Noah Harari.) Doch manchmal beschleicht mich der Verdacht, dass eine Epoche, die so viel von der unendlichen Würde des Menschen und all seinen herrlichen Rechten redet, dass diese Epoche – vor allem davon redet. Denn zugleich wächst Verzweiflung, Nihilismus – in dem Maße, wie Sinnstiftung in Freiheit scheitert. So ist das 2018: Es bestehen viele Möglichkeiten, doch viele Menschen scheitern auch. Es wird bald 2019 sein. Das wissen Sie. Modern-postmodern treibt der menschliche Strom dahin, irgendwohin. Glücklich darf sich schätzen, wer lieben kann. n

Einsamer Schuh

Der aus dem Kosovo stammende und in Graz lebende Künstler Resul Jusufi stellt im »Alternative Space« (Graz, Hüttenbrennergasse) bis 30. 11. seine Installation »Der einsame Schuh« aus. Am besten schauen Sie sich das mit dem Künstler gemeinsam an, um in Jusufis Schuhwelt einzutauchen. Termine unter 0664/2554675. [red] FAZIT DEZEMBER 2018 /// 81


Tandl macht Schluss! Allmonatliche Finalbetrachtungen von Johannes Tandl

H

aben Sie sich in den letzten Tagen nicht auch über die Preispolitik im Einzelhandel gewundert? Warum um alles in der Welt rufen selbst gestandene Kaufleute und erfolgreiche Handelsketten eine »Black Friday Woche« aus, starten eine epische Rabattschlacht und machen sich so die umsatzstärkste Zeit im Jahr kaputt? Sie tun es aus Angst! Angst davor, noch mehr Marktanteile an den immer stärker werdenden Onlinehandel zu verlieren. Wie so vieles kommt der »Black Friday« aus den USA. Er hat eigentlich mit dem Onlinehandel überhaupt nichts zu tun, sondern bezeichnet den Fenstertag nach Thanksgiving. Erntedank ist nach Weihnachten das wichtigste Familienfest im Jahreslauf, das immer am vierten Donnerstag im November gefeiert wird. Das ist das Familienessen mit dem Riesentruthahn, der in schlechten Sitcoms immer im Backrohr anbrennt. Da die Amis an ihren Fenstertagen ebenso gerne frei nehmen wie die Österreicher, hat der Handel früh damit begonnen, mit

Der steirische Einzelhandel braucht Sie! Jetzt!

82 /// FAZIT DEZEMBER 2018

dem »Black Friday« das Weihnachtsgeschäft einzuläuten. Mit der Zeit hat sich daraus der mit Abstand umsatzstärkste Tag des Jahres entwickelt. Die meisten Geschäfte öffnen um fünf Uhr in der Früh und sind bis Mitternacht offen. Um die Kundschaft anzulocken, gibt es Rabatte und Werbegeschenke. Inzwischen gilt der »Black Friday« als wichtiger Konjunkturindikator: Läuft in den USA der »Black Friday« gut, dann läuft das ganze Weihnachtsgeschäft und die Wirtschaft gut. Um dem Familieneinkaufstag »Black Friday« etwas entgegenzusetzen, startete Amazon mit dem »Cyber Monday«. Das ist der auf das Thanksgiving-Wochenende folgende Montag. 2017 war das für Amazon laut eigenen Angaben erstmals der umsatzstärkste Tag des Jahres mit einem Plus von 30 Prozent gegenüber 2016. Mit dem Black Friday des stationären US-Handels hatten unsere Kaufleute natürlich kein Problem, doch seit Amazon auch bei uns die »Cyber-Monday-Week« mit stündlich wechselnden Onlineschnäppchen eingeführt hat, herrscht bei den meisten stationären Händlern Panik. Dabei gibt es dafür eigentlich keinen Grund. Es ist ohnehin seit langem klar, dass es standardisierte Markenerzeugnisse von der Playstation bis zum Geschirrspüler irgendwo im Internetz immer billiger gibt. Und so werden inzwischen, nur um keine Marktanteile einzubüßen, selbst hochwertigste Hightechartikel ohne nennenswerten Gewinnaufschlag zur völligen Unzeit knapp vor Beginn des Weihnachtsgeschäfts abverkauft. Die Motive der Onlinehändler für die »Cyber-Monday-Week« liegen auf der Hand. Die Internethändler wollen sich noch vor dem ersten Einkaufssamstag ihren Anteil am Weihnachtsgeschäft sichern. Denn je näher Weihnachten rückt, desto geringer ist das Vertrauen der Käufer in die Post oder irgendwelche anderen Paketdienste, dass das geplante Geschenk noch rechtzeitig bis Weihnachten eintrifft. Der stationäre Einzelhandel als einer der wichtigsten Arbeitgeber des Landes, leidet aber nicht nur unter der immer härter werdenden Onlinekonkurrenz, sondern

auch an der unglaublichen Kannibalisierung durch ständig neue Einkaufsflächen auf der grünen Wiese. Jene Bereiche der Grazer Innenstadt, in denen der Einzelhandel noch voll funktioniert, werden von Jahr zu Jahr kleiner. Das führt inzwischen trotz Hochkonjunktur zu extremen Leerständen, weil die Hausbesitzer mangels Frequenz ihre Mietvorstellungen nicht mehr durchsetzen können. Deshalb fehlt es ihnen auch immer öfter an Geld für Sanierungen und Investitionen und so verödet nicht nur die Annenstraße. Auch anderen Straßenzügen droht ein ähnliches Schicksal. Natürlich kann die Pirsch nach dem billigsten Angebot während »Cyber-MondayWeek« im Internet großen Spaß machen. Wem es Freude bereitet, stundenlang am Rechner zu hängen, soll das daher auch tun. Allerdings ohne sich in ein paar Wochen – im Jänner- oder Feberloch – darüber zu wundern, dass die Tochter der nette Nachbarin auf einmal auch am Vormittag Zeit hat, um ihren Hund Gassi zu führen. Denn ihren Job im Einzelhandel ist sie womöglich los, weil es andere cool finden, mit Onlineschnäppchen ein paar Euro einzusparen. n

Sie erreichen den Autor unter johannes.tandl@wmedia.at WIR LESEN UNS WIEDER AB 19. DEZEMBER 2018!


DER SCHÖNSTE ORT FÜR LETZTE GRÜSSE Zeremoniensaal und Feuerhalle

achtzigzehn | Foto: Joel Kernasenko | bezahlte Anzeige

www.grazerbestattung.at


RAIFFEISEN

SPEEDKREDIT Einfach und schnell zum Geld! In nur 30 Minuten zum Geld – mit hervorragenden Konditionen und persÜnlicher Beratung? Das kann nur der Raiffeisen Speed-Kredit! Es zahlt sich eben aus, wenn Entscheidungen gleich vor Ort getroffen werden. Schauen Sie gleich bei Ihrem Raiffeisen-Berater vorbei oder informieren Sie sich online: www.raiffeisen.at/steiermark/speedkredit


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.