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Meilensteine für Familien

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Jugend und Arbeit

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FiS-Interview mit Landesrätin Waltraud Deeg

Vor 10 Jahren – am 17. Mai 2013 – trat das erste Landesgesetz zur Förderung und Unterstützung der Familien in Südtirol mit minderjährigen Kindern in Kraft.

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Seitdem bestimmt das Gesetz, vom damaligen Landesrat Richard Theiner eingebracht, den Weg in der Familienpolitik des Landes. Als erste Landesrätin in Südtirol übernahm Waltraud Deeg das Ressort für Familien.

War ein eigenes Familienressort überhaupt notwendig?

Landesrätin Deeg: Bevor erstmals 2014 ein Familienressort eingerichtet wurde, waren die Bereiche, welche die Familien betreffen, auf verschiedene Ressorts aufgeteilt. Die Bündelung der Zuständigkeiten hat sicherlich dazu beigetragen, die Bedeutung und den Wert von Familie in der Gesellschaft hervorzuheben und Wege in der Umsetzung von Maßnahmen zu beschleunigen. Die Tatsache, dass zu meinem Ressort auch der Bereich Soziales und Wohnbau gehört, hat bewirkt, dass wir für eine wirksame 360-Grad-Unterstützung von Familien arbeiten können. Die Familie erbringt Leistungen für die ganze Gesellschaft und jede Investition in Familie ist eine Investition in die Zukunft von uns allen.

Stehen Südtirols Familien heute also besser da als vor 10 Jahren?

LR Deeg: Wir haben die finanziellen Leistungen für Familien wie das Landesfamiliengeld und das Landeskindergeld eingeführt und ausgebaut, unterstützen Familien aber auch durch die Bereitstellung von Diensten und Sachleistungen zur Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und für die frühe Stärkung der Familien. Es ist beispielsweise gelungen, das Landesfamiliengeld von anfangs 100 auf 200 Euro pro Monat zu erhöhen. Seit dem vergangenen Jahr bekommen es alle Familien, unabhängig vom Einkommen, pro Kind bis zum 3. Lebensjahr bzw. dieses in den Kindergarten kommt. Die Ausgaben für den Bereich Soziales und Familie machen im Landeshaushalt mittlerweile 695 Millionen Euro aus. Darin sind auch die Mittel enthalten, die den Ausbau des Kinderbetreuungsangebotes möglich machen, quantitativ, aber auch qualitativ, da es uns um das Wohl der Kinder geht. Jedes dritte Kind im Alter von 0-3 Jahren wird heute von einer der 226 Tagesmütter oder Tagesväter, in 105 Kitas oder 15 Kinderhorten betreut. Heute haben wir ein beinahe flächendeckendes Angebot an Sommerprojekten, in denen ca. 80.000 Kinder betreut werden. Eine weitere familienunterstützende

Maßnahme war die Einführung des EuregioFamilyPass Südtirol und der Großelternkarte. Auch die Zahlen aus den Familienstudien zeigen, dass die Ausgangssituation für Familien in Südtirol eine recht gute ist.

In den Familienstudien wird auch deutlich, was Familien noch brauchen würden…

LR Deeg: Ja, die Familienstudien waren und sind ein gutes Instrument, um davon ausgehend Maßnahmen zu entwickeln, die wiederum den Familien helfen sollen ihren Familienalltag zu gestalten. Wie in der Familienstudie 2016 festgehalten wurde, benötigen die Familien weiterhin finanzielle Beihilfen und Dienste für die Betreuung der Kinder oder anderer Familienangehöriger. Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familien- und Berufsleben bleibt einer der drei Schwerpunkte des Familienfördergesetzes, daran arbeiten wir kontinuierlich. Wir wollen Familien weiterhin in ihrer Alltagsorganisation unterstützen: Darum geht es gerade bei der Zeitpolitik, bei der die Vernetzung von Akteuren aus verschiedenen Bereichen und Maßnahmen eine zentrale Rolle spielt. Gemeinsam mit den Gemeinden wollen wir zusätzliche Möglichkeiten der Kinderbetreuung schaffen und arbeiten bereits konkrete Maßnahmen aus. Die Zusammenarbeit auf Landes-, Bezirks- und Gemeindeebene und das aufgebaute Netzwerk ist dabei von großer Bedeutung.

Welche Rolle spielt dabei der KFS?

LR Deeg: Für die bedarfsorientierten Angebote für Familien vor Ort, braucht es Organisationen wie den KFS. Ohne das ehrenamtliche Engagement der zahlreichen Mitglieder des Verbandes vor Ort, würde Südtirols Familien, aber auch mir persönlich etwas fehlen. Diese Formen der organisierten Zusammenarbeit, wie auch die ELKIs, sind wichtig und

Waltraud Deeg werden auch deshalb über die Familienagentur finanziell unterstützt. Als Interessensvertreter der Familien trägt der KFS auch zur Entwicklung von familienpolitischen Maßnahmen bei, nicht zuletzt auch als Vertretung im Landesfamilienbeirat.

Waltraud Deeg, geboren 1972, Studium der Rechtswissenschaften in Innsbruck und Graz, Rechtsanwältin, Spezialisierung im Familienrecht und Ausbildung zur Mediatorin. Ehrenamtlich aktiv u.a. im KVW Pustertal, bei den „Südtirolern in der Welt“, ehemals auch bei der Volkshochschule Pustertal und in der Rechtsberatung für „Frauen helfen Frauen“ und in der Familienberatung. Beruflich tätig als Oberschullehrerin für Rechts- und Wirtschaftskunde. Seit 2010 politisch aktiv, beginnend im Gemeinderat von Bruneck, seit 2013 als Mitglied des Südtiroler Landtages, in der Südtiroler Landesregierung seit 2014, zunächst zuständig für die Bereiche Familie, Informatik und Verwaltung, seit 2019 für die Bereiche Familie, Senioren, Soziales und Wohnbau.

Welche Maßnahmen stehen künftig an, damit sich Familien in Südtirol weiter entwickeln können und gerne und gut in Südtirol leben?

LR Deeg: Auch wenn vieles bereits am Laufen ist und sich in den vergangenen 10 Jahren das Angebot für unsere Familien sich verbreitert hat, gilt es dennoch weiterzuarbeiten. Neben den bereits erwähnten Maßnahmen im Bereich der Zeitpolitik wollen wir im Netzwerk mit Gemeinden, Organisationen und weiteren Partnern an der Festigung und dem Ausbau von Maßnahmen für Familien arbeiten, egal ob im Bereich der Prävention oder der finanziellen Unterstützung. Im Bereich der Vereinbarkeit müssen wir sicher weitere Maßnahmen treffen, die nicht nur die Betreuung der Kinder betrifft, sondern künftig noch stärker als bisher auch die Pflege von älteren Familienangehörigen. Die Arbeit geht uns Familienpolitikerinnen und Familienpolitikern also so schnell nicht aus. Das motiviert mich und viele andere weiter für unsere Familien in Südtirol zu arbeiten, damit Südtirol ein Familienland wird.

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